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nein Wesen sehr viel Verwandtes und Aehnliches mit dem Könige Tom Seba stian zeigte. Im Jahre 1598 erschien er in Venedig und überzeugte hier in ei nem Verhör, das die Regierung dcr mächtigen Republik mit ihm anstellen ließ, Viele von seiner Identität mit Dom Sebastian, da er an verschiedene Verträge erinnerte, die nur dem Könige bekannt sein konnten, und auch sonst im Besitz von Geheimnissen war, welche nicht gut ein Anderer, als der König selbst kennen konnte. Dennoch wurde auch dieser Präten dent von der venetianischen Regierung dre Jahre gefangen gehalten und dann ausgewiesen. Er ging hierauf nach Mittelitalien nnd wurde in^Florenz ge fangen genommen und an Spanien aus geliefert. Ueber sein Ende haben wir sehr wi dersprechende Nachrichten, es heißt, er wäre im Gefängniß gestorben. Viel wahrscheinlicher ist, daß er im Jahr 1600 im Gefängniß von St. Lncar hingerichtet wurde, und vielleicht gerade deshalb, weil er der wirkliche Dom Se bastian war, welcher dem neuen Macht haber gefährlich zu werden drohte. Kein zweiter Herrscher spukte jedoch in so verschiedenen abenteuerlichen und phantastischen Gestalten noch lange nach seinem Tode fort, wie der Ezar Peter 111. von Rußland. Bekanntlich wurde dieser unglückliche Fürst, welcher sein Schicksal selbst ver schuldet hatte, von seiner ebenso genia len und willensstarken, als schönen Ge. mahlin Katharina vom Thron gestoßen und in seinem Lustschlosse Oranienburg gefangen gesetzt, wo ihn die Brüder Or low ermordeten. Seine Gemahlin, wel che Voltaire mit einem verdächtigen und maliziösen Eompliment „die Semiramis deS Nordens" nannte, bestieg als Katha rina 11. den Thron und regierte ihr Rie senreich ebenso weise, als ruhmreich. Kein Herrscher Rußland's hat so bedeu tende Reformen durchgeführt, wie diese große Frau, welche sogar einmal den Versuch machte, zu einer Zeit, wo nur England eine Verfassung besaß, in Ruß land ein Parlament zu berufe. Sie feierte auch die größten Triumphe nach Außen hin, insbesondere gegen Polen und die Türkei, und fügte ihrem Reiche eine Reihe wichtiger Länder hinzu. Schon unter ihrer Regierung trat oer Empörer Pugatschew unter dcr Maske ihres Gemahls ans, mit dem cr eine frappante Achnlichkcit hatte. Pugat schew gelang es, die stets zn Empörun gen und Beutezügen geneigten Kosaken, sowie die unzufriedenen Bewohner Süd rußland's und dcr Ukraine mit sich fort zureißen, und bald stand er an dcr Spitze eines gewaltigen Heeres im Felde. Gan ze große Landstriche und viele Städte huldigten ihm. Die russischen Generä le, welche ihn angriffen, wurden von ihm geschlagen, die Gefahr wnrde von Tag zu Tag größer. Es gab eine Zeit, wo Katharina 11. selbst um ihren Thrcn besorgt war und wo ein wahrer Panik dic hohe russische Gesellschaft ergriffen hatte, denn Pugatschew geberdete sich als Richter aller Laster uud Verbrechen, als Rächer desVolks und schontcNiemanden, mit Ausnahme dcr armcn Bauern. <jn seinen Proklamationen nannte er sich Ezar Pcter 111. und ließ sogar Münzen mit sciuem Bildniß schlagen mit der Umschrift: „Pcter 111., Kaiser von Ruß land." Nach harten Kämpsen gelang es end lich dcr Kaiserin, des Aufstandes Herr zu werden; als aber erst daS Glück den kühnen Kosaken verließ, sielen auch seine Anhänger von ihm ab, und schließlich wurde er durch Verrath gefangen gcuoin mcn und an dic Ezarin ausgeliefert. Trotz der unglücklichen Wendung sei nes Unternehmens glaubten doch noch Viele daran, daß Pugatschew wirklich der entthronte Gemahl Katharina's, Peter 111., sei. In anderen Gegenden wieder zweiselte man an dem Siege der Kaiserin, es drohten Ausstände auszu brechen. Um das Volk von der Nichtig keit aller dieser Gerüchte zu überzeugen, ließ Katharina 11. Pugatschew in einen großen eisernen Käiig sperren, diesen auf einen Wagen fetzen und unter Be deckung durch ganz Rußland führen und aller Orten dem Volke zeigen. Als Pngatschew schließlich nach Pe tersburg gebracht wurde, ließ die Kaise rin den Käfig mit dem gefangenen Re bellen in den Hvf des Wintcrpalastes fahren, um sich selbst vou der Ähnlich keit Pugatschew's mit ihrem Gemahl zu überzeugen. Sie erschien, von ih rem Hofstaat begleitet, trat ganz nahe an dcn Käfig heran, betrachtete Pugal schew durch ihre Lorgnette und wendete sich dann an ihre Umgebung mit den Worten: „Wirklick, wenn ich nicht wüß te, daß Peter 111. todt ist, ich selbst könn te durch diese frappante Aehnlichkeit ge täuscht werden." Kurze Zeit danach wurde Pugatschew in der barbarischen Manier jener Zeiten zu Petersburg hingerichtet, nämlich ge viertheilt. Doch mit dem Todc Pugatschew's kam das Gerücht, daß Peter 111. nicht todt sei, sondern lebe und seine Ansprü che auf den russischen Thron eines Ta geS wieder geltend machen werde, durch aus nicht zur Ruhe. Im Jahre 1778 erschien in Wien der Abenteurer Jakob Frank, welcher sich dcn Titel eines Barons beilegte und von einem Theil der Inden als der Messias angesehen wurde. Er war von einem großen und prächtigen Gefolge begleitet, welches aus getauften Juden beiderlei Geschlechtes bestand, worunter auch meh rere Rabbiner sich befanden. Jakob Frank wollte nämlich das Christenthum mit dem Judenthum versöhnen und fand hierbei zuerst von Seite der polnischen Bischöse, später auch bei anderen katho lischen Kirchensürsten thatkräftige Unter stützung. Frank lebte mit einem wahr haft fürstlichen Aufwand, erregte in Fol ge Dessen bei der Polizei den Verdacht, ein Abenteurer zu sein, üud wurde aus Wien verwiesen. Er zog mit seinem Gefolge nach Brünn und lebte hier gleich einem orientalischen Fürsten. Mehr mals im Jahre kamen ganze Wagen mit Fässern voll Geldes unter der Eskorte seiner eigenen Soldaten sür ihn nach Brünn, und wenn cr Nachmittags aus suhr, um außerhalb der Stadt auf frei em Felde sein Gebet zn verrichten, um gaben seinen mit prächtigen Pserden be spannten kostbaren Wagen zwöls Ulanen in goldstrotzenden Unisormen. Nach einiger Zeit kehrte cr wieder nach Wien zurück. Seine Tochter, Eva Frank, ein stolzeS, geistvolles Mädchen von berauschender, echt orientalischer Schönheit, erregte die Aufmerksamkeit Kaiser Joseph's 11. uud schien denselben durch ihre seltenen Reize und ihren ho hen Geist für immer fesseln zu sollen. Sie behauptete dem Kaiser gegenüber, ihr Vater könne das Geheimniß seiner Herkunft nicht lüften, aber sie selbst sei eine Romanowna, ein Sprößling der russischen Kaisersamitie. Wahrscheinlich war es dieser seltsame Roman, welcher neuerdings dic Auswei sung Jakob Frank's aus Wien veran- laßtc. Vorher hatte die Polizei von ihm verlangt, cr möge sich über die Her kunft seines sürstlichcn Einkommens aus weisen, sonst müsse er als Abenteurer betrachtet werden. Im vertrauten Ge spräch erklärte nnn Jakob Krank, daß cr von dcr Kaiserin von Rußland große Summen jährlich beziehe, verweigerte aber jede weitere Auskunst über seine Person, seine Herknnst und seine Bezie hungen zum russischen Hofe. Er wendete sich nun an dcn Fürsten von 'Wuburg, welcher ihm den Ausent halt in Lösenbach gestattete und ihm da selbst seinen eigenen Palast vermiethete. Hier zog Jakob Frank im Jahre 1788 mit seinem Gefolge ein, das bald auf 1000 Personen anwuchs. Er verkehrte mit Niemandem, als mit seinem Arzt. Man konnte ihn nur im Wagen sehen, wenn cr täglich um vier Uhr Nachmittags zum Gottesdienste fuhr oder am Sountage zur Messe in die katholische Kirche zu Birkelein, einem eine Viertelstunde von Ofsenbach entfern tes Dorf. Jederzeit hielten zwei seiner Gardisten am Eingang des Palastes und zwei vor der Thür seines Zimmers mit gezogenem Säbel Wache. Frank pflegte zu Hause stets einen rothscidenen mit Hermelin besetzten und gefütterten Talar zu tragen. Alle seine Anhänger und Untergebenen bezeigten ihm eine ungewöhnliche Ehrfurcht, und viele Männer von dcr dcr Sab bathiancr wallfahrtctcn zu ihm auS al len Ländern Europa's. AIS Jakob Frank am 10. Dezember 1791 in seinem Palast zu Osfenbach starb, verbreitete sich damals schon das Gerücht, Jakob Frank sei Niemand an ders gewesen, als der Ezar Peter 111. von Rußland. Später bekam dieses Gerücht dadurch Nahrung, daß Mitthei lungen aus dcn Auszeichnungen seines Arztes an die Oessentlichkeit drangen. Dieser Arzt behauptete allen Ernstes, Jakob Frank sei nicht Jude gewesen, und führte verschiedene Umstände an, welche dasür sprachen, daß cr der ent thronte Gemahl Katharina's 11. gewe sen ist. Wir stehen hier vor einem Mysterium, das wohl niemals aufgeklärt wird. Ei nes aber steht sest, daß Jakob Frank Be ziehungen znm russischen Hof unterhielt, und daß einer feiner Söhne im Jahre 1813 aIS russischer Offizier verschiedene vornehme Anhänger seines Vaters in Prag besucht hat. Nicht weniger interessant ist der dritte Usurpator des Namens und dcr Würde Peter's 111. Die Sekte dcr Skopzcn in Rußland erklärt alle russischen Ezaren seit Pcter 111. sür falsche Ezaren. Der wahre Ezar sei Peter 111., welcher heute noch unter dem Namen Andrey Iwanow in Sibi rien lebe und eines Tages als Erlöser zurückkehren werde. Als die Lehre dcr Skopzcn. welche Arian aus Kiew im Jahre 101 t be gründete, 1770 durch Iwanow und Ro dienoiv erneuert wurde, bchauptetei: die Skopzcn, Ehiistus selbst habe in derPcr? son Peter's 111. dcn russischen Thron be stiegen. Nach dem Tode Peter's 111. ver breiteten die Skopzcn das Gerücht, es sei statt seiner einer seiner Adjutanten begraben worden, dcr Ezar selbst aber nach ?ibiricn geflüchtet. Als der Sohn Katharina'S, Paul 1., de russischen Thron bestieg, erschien der Skopze Maßon vor ihm nnd ent hüllte ihm das Geheimniß der Skopzcn. nämlich, daß sein Vater Ezar Pcter 111. in Sibirien in der Gegend von Jrkutsk lebe. Paul I. gab Beschl, densclbcn auszu suchen, schließlich wurde der Skopzen- MessiaS Andrey Iwanow dort ausge sunden und ihm vorgesührt. „Wer bist Du?" sragte ihn der Ezar. „Ich bin Dein Vatcr, Ezar Peter III.," gab Iwanow zur Autwort. „Du lügst!" rief Paul. „Ich rede dic Wahrheit, so wahr ich Jesus EhristuS bin," erwiderte der Skopze. Der Kaiser, obwohl durch die Aehn lichkeit Iwanow'S mit seinem Vater sicht lich überrascht uud erschüttert, ließ ihn in daS Obnichow-Hospital bringen un ter dem Namen: „Ncistivostnji" der Unbekannte. Der Regierungsantritt Alexander'S I. brachte dcn verschiedenen Sekiirern und so auch dcn Skopzcn Befreiung. Iwa now wurde gleichfalls entlassen und be gann von Ncnem feine Thätigkeit in Gemeinfchaft mit dem einflußreiche Staatsrat!) Jelenski. Später gelang eS dem Grafen Miloradowitfch, dcn Kaiser doch wicder zu einem Einschrei ten gegen dcn Unfug der Skopzen zu be stimmen. Sowohl JeleuSki, als Iwa now wurden in ein Kloster gesperrt. Ter Letztere starb 183.!, sür die Zkopzen lebt er aber heute noch. Zu dcn fürstlichen Gestalten, welche nach ihrem Todc noch im Volksglauben spuken, gehört begreiflicher Weise auch Kaiser Joseph 11., auf dcn seine Völker die größten Hossnungen setzten, und wel cher während seiner kurzen RegicrungS zeit die Bewunderung der ganzen civili sirten Welt erregte. Auch von ihm konnte daS Volk nicht glauben, daß er wirklich gestorben sei. Vielmehr ging die Sage umher, der Kaiser sei ein pfer der gegen ihn ver schworenen AdelSpartei und der Geist lichkeit geworden. Vor Allein wollten die Banern, welche in Folge deS Robot patentes in Joseph 11. ihren Befreier verehrten und vollständige Erlösung von ihm erwarteten, an sein jähcS Ende nicht glauben. Es hieß bald, er sei von dcn Jesuiten einführt worden und werde in einem Kloster gefangen gehalten, bald wieder, er habe, um sich vor der Rache seiuer Feinde sicher zu stellen, freiwillig fein Reich verlassen und werde eines Ta ges an der Spitze eines großen Heeres zurückkehren. Als nun Napoleon I. mit seinem Kriegsruhm die Welt erfüllte und sich endlich zum Cäsar Frankreich'S machte, da gaben die Denkmünzen, die er bei Ge legenheit seiner Krönung schlagen ließ, durch die aus denselben abgebildete Pflugschar Anlaß zu neueu Gerüchten, welche daS deutsche und östreichische Volk, insbesondere aber die slavischen Bauern Oestreich's aufregten. Tie Pflugschar wurde mit jenem Pfluge in Beziehung gebracht, de jlaifer Joseph 11. einmal in Mähren mit eigener Hand sührte, nnd eS hieß bald, Napoleon I. sei 'Niemand anders, als Joseph 11., welcher demnächst mit seinen Legio nen erscheinen und aller dem Landvolke Befreinng vou lun Joch der Adelshcrrfchaft und dcr Küche bringen werde. Abrndgang. Tie Flur will ruh'u : Halmen, Ein ie,''es Heizen. Aus diesen iiuii Tie Nebel sieben ; Tb's wohl zu höre.i? s,'aujchen ich will ... Siill. t!iedcheü, still: Wie stören Ties jel'ge Zchweigeu! 3