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4 Schlechte Zeiten. T trübe Zeit, Dich trifft mein Fluch ! i L Zeit, das Haupt sich zu verhüllen Und Ta'cheniucti aus Taschentuch Mit salz'ger Thränenfluih zu fülleu. Daß ich erlebte solchen Krach ! Es sreu't sich d'rob die fremde Rasse Mit triumphireilder Grimasse! Äch >a, ich armer Pickenbach. Zwar wujn' ich stets, blank Gold riecht nie, Auch wenn es allteslamentarisch, Doch prinzipalller ich lieh Nur siels bei Leuten, welche arisch. Ich hoffte, ohne Weh und Ach, Gern <;eben her sie die Moneten Für ihres Teulichthums Interpreten, Für mich, den lieben Pickenbach. Auch glaubte sicher ich zu sein Bor Zinsen und vor Zinses-Zinsen, Und dag mir nie ein Schuldeuschein Geldheischend könnt' enlgegengrinjeii. Jedoch im Punkl des Mammons schwach Ist auch der ehrliche Teutoue, Und Keiner that's um Gotteslohne. Und Jeder mahnte Pickenbach. Da ich das Geld nun sehr veracht' Und darum nie es habe flüssig, Bekam das Trängen Tag und Nacht Man endlich einmal überdrüssig. Man ließ mir schnöde unter's Dach Den Herrn Gerichtsvollzieher kraxeln Er kam und ging und zuckt die Achseln : N ischt gab heraus der Pickenbach. Das ging noch an. Doch was geschah, Als auf dem Bahnsteig reisefertig Ich neulich plaudernd stehe da, Des Fünf-Uhr-Bummelziigs gewärtig ? Wie ward Entsetzen in mir wach ! Wie mich der Schrecken wild durchflammte, Als der Exekntionsbeamte Rief: „Juten Tag, Herr Pickenbach ! Die Kette jieb mir, die Du haft Und war d'ran hängt, die jold'ne Zwiebel, Wenn Tu vcr.eist, macht diese Last Nur Ueberfracht und is vom Uebel " Und rings die Menge jvottend sprach : „Vorbei der Nimbus und der Schimmer ! Ein Urgermane bist Tu nimmer. Du Ii h rloö armer Pickenbach!" L jammervolle Zeit! Die mir Dich angezeigt, die Uhr ist flöten Wie soll ich ohne Westeiizier Fortan das deutsche Volk vertreten? Zwar ging das Uehrlein immer nach Weit nach dem Schritt der Weltgeschichte, Und doch ! wie schwer ich d'rauf verzichte, Ich armer, lieber Pickenbach! Dritldts IlilklonP. Hoolnaklr,Esq. Vuil der Minneapolis Punvenschen. Minneapolis, Tschuhn dezehete 1692. Mister Editor : Grod wollt ich mich wie ich am zweete Pingschtfeier tog, of course ohne Gepäck, heemkumme bin, vum Union-Dipoh aus seitwärts in die Büsche schlage, do kreitscht's: läckson! läckson! und der Schorsch Hot mich an meim Eoattail. Hurry up! sogt er, en schcene Gruß vum 80ß, mer solle glei in de nächschte Train nohch Minneapolis, sor die Cun venschcn ze riporte. Net sor e Million! sog ich, erscht muß ich heem un geschwind e poor Aageblicke schlose. —Er hat mer Fins Dollar per Schlick Schpendgeld gewwe Ich kann net! sog ich, un wenn s finftausend wäre, was thät die Särah söge? —do kimmt cm Schorsch sei Barkeeper un segt zu seim Boß: Ich hen de Demischahn dem Nigger im hin ncrscht Schlieper zum Usshewive gewwe! Well, Mister Editor, was kann mer am Enn mache, wann die Pflicht ruft! All' abord for Minneapolis ! brüllt in dem Aageblick de Eondukteur, un de Schorsch un de Nigger h:n mich grod' nochennci gelist gehett, do iß aach schun loSgange. Am Dienschtog Morge um 8 Uhr sein mer arreived. Besides uns worre noch siwwe CarloadS vun annere Prominente uss cm Train. Hier herrscht e serchter liches Excitement. Mer Hot de greeschte Trouble, bis mer dcs Aag vun cmeßar keeper kätscht. Mer muß hier sein Bier un sein Whiskey im Schweeße seines Angesichts trinke. Ich hen noch nie en größere Crowd un größere Feldwebel gesehe. Mer wohne im „Grand Hotel" un hen en Room glei newig ein Filley. Partikellers morge. Mittwoch, de achte. Mit jeddem Train kumme e poor Tausend mehr Mensche an. Delegätes, Alternätes, Niggers, Weierpullers, Schtätsmänner, Riporters, Editors, Senätters, Mem bers un Laiers vun de letzschte Sort nohmentlich aach viel wo mit cm weeche „E" geschpellt geheere. Sie sein mersch tendheels for de Blaine. Die Nacht hen mer uff eme Pooltäble geschlofe; der Filley Hot nämlich ausgefunne, daß wir zu de Preß belange, un do Hot er d'ruff insisted, eutwedder mißt mer muve, odder thät er quitte; do Hot uns de Werth, of course, by e large Mädschority en nausgeschmisse. Mer hen chm mit ere Dämädsch-Suit gedroht, nn do Hot er mit 55 per Schlick Eash mit uns geset telt. Dodersor losse mer uns noch mehr ennausschmeive. In de Barroom iß der Ihne so e Crowd, daß die Meeschte, die emohl d'rinn sinn, aach glei d'rinn bleiwe; mer hen's aach so gemacht. Awwer die Hitz, Mister Editor! Do werd' Eenem de Whiskey sauer un das Bier verduntscht schon in de Gorgel, ehenter daß es nor in Mage kimmt. Vorleisig sein mer, of course, for Blaine. „I)arl! korses" sein plenty hier, awwer der Jim werd' doch derzu tende, daß keens dervun ussge hitfcht werd'. „Weeße Rawe" hen ich awwer bis jetzt unnig de ganze Crowd vun Politischcns noch keene net discove red. De Preis vun de Nigger iß zwor net ganz so hoch, wie vor cm Krieg, awwer die mceschte vun dene Nigger-Delegätes, wo, jetzt hier sein, kumäude anyhow for die nächschte acht Togen höhere Preis, wie se seit dem Abe Lincoln seiner Pro klemäschen werth wore. Könne mer for S 5 uff Se ziehe? Dunnerschtog, de neinte, Morgens.— Jetzt sitz ich in eine Hinnerschtiebche un mach, schtatt in de Eunvenschen zu sein, dem Schorsch Ussschläg uss fei Aage. Er Hot de Morgen bei'm Breakfest en Nigger bei'm Wickel kriegt un gesogt: Sie gottverdammter Nigger-Waiter, wenn e mer net glei Se Bill-of-fare bringe, dann Haag ich Ihne Ihr schwarz Fell so voll, daß Nix mer d ruft' geht! Im selwe Aageblick Hot awwer der Schorsch aach schun mit zwec blaue Aage de Flohr genumme. Wie ich nohchher ausgesunne hen. werd' der Nigger woyrscheents Vice- Präsident vun de Eunvenschen werre Er soll e großer Politiker sein un, was Juipudenz anbelangt, glei nohch em Fred. Dougles kummc. Gesehe hen ich dessentwcge net viel, awwer ich hen wenigschtens die India ner, die ebont e halwe Meil vun unserm Hotel vorbeigemardscht sein, for Blaiue brille Heere. Der Schpektakel bot so glei nohch Mittog aagefange. In Brille gewwe die de Demokrat: nix erraus. Dem Ehärmann sein mehrere Mallets so e Ohrt politische Bierhammer pri sented worre. Der eene dervun wor aus dem Schtecke gemacht, mit dem der alte Grant seinen Sohn UlyfseS das erschle Mohl dorchgewixt Hot, weil er fein Nachbar dic Acppcl gehookt Hot. Dunnerschtog Mittog. Vun Nu minäschen werre Se of course Nix ge heert hen. Dem Gebrill nohch ze jedge, sein dene ehr Ehänces ebout iquell, Des heeßt gebotte ze werre denn er kimmt: der Jim, sog ich Ihne, Mister Editor, so wohr mei Nome läckson P. Hoos nakle iß ; ich hen ewe mit cm Schorsch Ihr bcscht Poor Schtiwwel gege 1s) Cents gewetl, daß ich korrekt bin! Was die Plattform aabelangt, so kenne Se die jo noch vun frieher her. Alles iß d'rinne, norNix vun de persönliche Freiheit. Der Leichcmeier Hot unnig de Tem perenzler, wo hier errum sein, awwer glücklicherwees abgefohre sein, e poor al te Acquäntänces geschtrucke un iß mit so eine ferchtcrlicheßrand heem kummc. daß er aus cm Bett, Deß heeßt vum Pool täble, crunniggcschiwwelt iß un sich die Nos bees verschunne Hot. Mit dem Aag nn dere Nos nimmt en jetzt jedder foren Demokrat. Dunnerschtog, den neinte, 8 Uhr Nachts. Jetzt fein se sescht am Organeise. De Blaine runt os course ahead. Ich hen awwer e höchst wichtige Eunversäschen iwwerheert. De Dschährmann vun de Delegäschen von Nord-Carolina Hot zu dem vun Süd-Carolina gesogt: Dcs Dunncrwcttcr ! was iß Deß for e ferch terliche lange Zeit zwifche de Drinks ! Ich wollt grod' die Möschen sekonde, do iß mer eigefalle, daß ich jo gar keen Delegat net bin. Dunnerschtogs Nachmittags 5 Uhr. — Awwer e andere Delegat Hot, nachdem se ebont so zehe Spiedsches ageheert Heu, meine FielingS Expreschen gewwe un gemuved, bis heit Owend um nein Uhr zu adschorne. Bei dere ferchterliche Hitz un dem noch viel ferchterliche Dorscht hvi mich's net Wunner genumme, daß die Mofchen beinahe einstimmig gepäßed worre iß. Jetzt hen mer plenty Zeit, zu unserm Dorscht ze tende, awwer die Funds feh le. Un ohne Funds könne mer doch un möglich unsere Gesiehle for die persön liche Freiheit praktische Ausdruck gewwe. Schicke Sc uns glei anyhow ?10; Dem Schorsch sei Uhr iß bereits im Dipot bei'm Unkel. Schlappe Sc Ihr Preß bis uss wertere News. (Obgleich wir die verlangte Summe von 51 sofort per Telegraph abge schickt haben iß uns doch bis jetzt 8 Uhr Morgens kein weiterer Brief zugegangen. Wir sind deßwegen genöthigt, unsere Formen zu schließen, und m Bezug auf vas Schluß-Resultat unsere Leser auf die Berichte der TageSblättcr zu ver weisen. Red.) Tic Blumen in drr Politik. Vor wenigen Tagen wurde in London das alljährliche feierliche Bankett der „Primrose - League" der Schlüssel blumen-Bereinigung abgehalten. Die Berliner Sozialisten hatten am 1. Mai d. I. als Abzeichen eine rothe Tulpe angesteckt, welche bisher der All gemeinheit als das Sinnbild des hohlen, nichtigen Ehrgeizes, als das der nichts sagenden Eitelkeit galt, den Symboli sten als die Ehrbarkeit, den Heraldikern als die glückliche Eingebung und der freie Wille. Die Blumen haben mehrfach in der Politik mitgesprochen. Ohne bis zu Tarquiuius Superbus zurückzugreifen, der mit der Gerte die höchsten Mohn- köpfe abhieb, um dem Sohne zu verste hen zu geben, in welcher Weise er mit der Stadt Gabii verfahren sollte die Mohnköpfe bedeuteten die mächtigsten Männer in der verrathenen und genom menen Stadt wollen wir einige Bei spiele „politischer Blumen" anführen. England wurde während des 15. Jahrhunderts durch den Bürgerkrieg der sogenannten „zwei Rosen" zwischen den Häusern Lancaster und ?)ork in Blut gebadet. Die Häupter der beiden streitenden Parteien hatten Beide eine Rose im Wappen; die Herzöge v. Aork eine weiße, die von Lancaster eine rothe. Ihre Parteigänger legten sich als Abzei chen die Blumen der betreffenden Wap pen zu. Und so wurde die liebliche Blume, welche in England auch das Wahrzeichen der Gerechtigkeit war die Richter hatten bei'm Rechtsprechen einen Rosenstrauß oder eine einzelne Rose in Händen zum Merkmal, zur Erinnerung und zum Namen der bru dcrmörderischen Kämpfe. Die Lilie war die Blume der Bour bonen. Vielleicht war sie schon das Emblem der alten Gallier und Franken. Ein merkwürdiger Umstand: die Lilie in ihrer heraldischen Form besitzt eine ent fernte Ähnlichkeit mit einem gemeinhin wenig sympathischen Thier, der Kröte. Diese Ähnlichkeit wurde bald bemerkt und gab in einzelnen Fällen Anlaß zum Spott. Die Flamländer schimpften nach ihrer Empörung die Franzosen „Liliarts" oder auch „rospi srauchos Liliarts" ans Grund der Lilien in ihren Bannern, „rospi franchos" infolge der Ähnlichkeit der Lilien mit der genann ten, unmenschlichen Bestie. Mehr noch: nach gewissen Schriftstellern besteht zwi schen den drei Abzeichen dcr Franzosen, der Kröte, dem Hahne und der Lilie, eine ganz merkwürdige Verbindung. Bingio di Nigonere versichert in den Anmerkun gen zu den von ihm übersetzten „Com mentaren" des Cäsar, daß das Gehirn dcs Hahncs auf der einen Seite eine Kröte, auf der andern eine Lilie dar stellt. Dasselbe wird vom Pater Rau lin mit folgendenWorten bestätigt: „Ich habe zu meinem Ergötzen ost erprobt, daß das Gehirn dcs Hahns zur Hälfte aus einer wohlgebildcten Kröte gemacht ist, während die Kehrseite der Lilie dem Wahrzeichen der Franzosen und Gallier gleicht." Das Veilchen war die bevorzugteßlu me und das Abzeichen der sympathisch sten unter den Maitressen Ludwig's XIV., der La Balliere, und wurde un ter dem ersten Kaiserreiche in Frankreich die Blume der Bonapartisten. Sie war die Lieblingsblume der Marie Louise in den wenigen Jahren ihres Zusammen lebens mit Napoleon, und ehe die Welt noch wußte, wie sie das Exil dcs Korsen durch östreichische s.'iebc erträglicher mach te, hatten die „Veilchen von Parma," wo Marie Louise laut dcs Vertrags vom Jahre 1816 als Herzogin regierte, be reits einen Weltruf. Während Napoleon in Portoferrajo sich befand, erwartete daS Volk von Pa ris feine Rückkehr zur Blüthezeit der Veilchen. Und ihm selbst gab es durch eine merkwürdige Verknüpfung der Ge danken den Kosenamen „Pater Veil chen." Eine exotische, nach Europa im Be ginn dcs jetzt zu Ende gehenden Jahr hunderts verpflanzte Blume erhielt den Namen einer der lasterhaftesten Damen jener Zeit, von Hortensia, der Tochter der Wilhelmine Beauharuais, der ersten Gemahlin Napoleon's I.