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6 meraden ausAsrika heimkehrten und sich's auf den Dächern im behaglichen Neste bequem machten. Tann stand cr in der Regel auf dem höchsten Punkte des Ge- Hösts, den, Mistberge, und blickte trau rig und liebeskrank zu den Glücklicheren seines Geschlechts empor, die auf dem Dache ihre Zurüstungen zum Ehe- und Familienleben trafen. Bor zwei Jahren nun svllle auch für Peter eine glücklichere Zeit anbrechen : ein freundlicher Sonnenstrahl siel in das Einerlei seines verkümmerten Da seins. Ein junges Slorchenfräulein schwebte an einem schönen Frühlings tage auf die Einsamkeit des Misthau fens hernieder und mitleidig, wie gute Mädchen nun einmal sind fand fie Gefallen an dem Krüppel und kam seinem Liebeswerben freundlich entgegen. Ja, die barmherzige Storchlady ließ sich sogar bereit finden, entgegen ihrer Ge wohnheit, auf dem Dachfirst zu nisten, mit einem Bau auf ebenem Boden in der Nähe eines Lusthauses sürlieb zu nehmen. So verlebte denn Peter an der Seite eines geliebten Weibes einen glück lichen Sommer, wurde Vater mehrerer Kinder: und Alles wäre in bester Ord nung gewesen, wäre nicht der Herbst ge kommen. Als die Zugzeit herankam, siegte auch in Peter's Gattin das Heim weh über Liebe und Treue, und eines schönen Tages flog sie sammt ihren Kin dern davon, ihren Peter in der alten Einsamkeit zurücklassend. Der arme Storchenwitlwer war den Winter über mehr denn je in sich gekehrt und war schier untröstlich, als im nächsten Früh jahr seine junge Frau nicht zu ihm zu rückkehrte. Hatte die Ungetreue ihn so schnell vergessen? Eifersucht vergrößerte die Oual seines Herzens. Doch was Hals's? Er mußte sich in sein Schicksal sügen. Und der Sommer verging, und wieder kam der Winter und nach ihm der neue Frühling. Wie alljährlich, stand Peter vor einigen Wochen auf sei nem Mist und verfolgte den Flug der heimkehrenden Freunde. Da! wer be fchreibt seine Freude? kommt's rauschend herab geflogen, und vor ihm nach anderthalbjähriger Trennung steht frisch und gesund die verloren geglaubte Gattin. Alles schien in bester Ordnung nur auf dem flachen Erdboden schien das wicdcrvereinigte Paar nicht wieder bauen zu wollen. Der Hofbauer merkte Das an Peter's vergeblichen Versuchen, aus das Dach des Lusthauses zu gelangen, und lies sosort eine bequemeLeiter bauen. Diese wurde von Peter auch richtig be nutzt. und heute nistet das Paar ein trächtiglich auf dem Dache des Pavil lons. In der Umgegend aber gehen schon jetzt die Leute Wetten ein, ob die Storchenmadame ihren Peter auch in diesem Jahre wieder verlassen wird oder nicht. Tas sinkende Mecr. Auf einer französischen Provinzbühne spielte sich unlängst eine köstliche Szene ab. Man gab Shakespeare's „Sturm." Die Meereswogen wurden von 15 Sta tisten „gespielt," die, unter einer meer grünen Leinwand verborgen, sie heben und senken und so das Wellenspiel täu schend nachahmen sollten. Für diese Leistung erhielten die Wassermänner ge wöhnlich je einen Frank. Da jedoch die Einnahmen des Theaters in der letzten Zeit sehr zurückgegangen waren, hatte der Tireklor den Arbeitslohn des Mee res verkürzt und wollte nur noch 50 Centimes zahlen. Da brauste das Mecr auf und beschloß, zu striken, und zwar wollte es den Direktor gerade während der Vorstellung im Stich lassen. Als unlängst nun wieder der „Sturm" gege ben wurde, aIS das Donnerbecken hinter den Coulissen sürchterlich tobte und rie sengroße Bohnen als Schlossen aus die Bühne fielen, blieb das Meer unheim lich ruhig. Der vor Zorn und Schreck ganz in Schweiß gebadete Regisseur lief zu den Wogen hinunter und befahl ihnen, sofort „anzuschwellen" und zu „brüllen." Das Meer rührte sich nicht. Plötzlich hob ein Strikender die Lein wand ein wenig in die Höhe und flüster te dem Regisseur zu: „Wollen Sie 30 Centimes zulegen?" „Nein, 10 Cen times." Das Meer fuhr fort, spiegel glatt und eben dazuliegen; das Publi kum im Saale lachte höchst belustigt. „Dreißig Centimes?" fragte der Spre cher des Meeres noch einmal. „Nein, 20 Centimes." Das Mecr erbrauste ein ganz klein wenig, als gleite ein sanf ter Abendwind über die Wogen. „Fünf undzwanzig Centimes?" fragte der ge ängstigt? Regisseur. Die Wogen stie gen ein wenig, wie vom Ostwind be wegt. Dafür brach jetzt der Sturm im Saale los, man zischte, johlte und pfiff. „Hol'S der Teufel, also 30 Centimes!" rief der unglückliche Regisseur. „Aber wehe Euch, wenn die Wogen nicht gut sind!" Und daS Mecr stieg, wie vom Sturme gepeitscht, in ganz grauenerre gender Weise, es sauste und brauste, bis plötzlich in der Hitze des Gefechtes sich die Wellen brachen, die meergrüne Lein wand platzte und sämmtliche 15 Stati sten aus die Bühne purzelten. So en dete der „Sturm." Bayerischer Turst. Die Bierehrlichkeit des Bayern ist keine Mythe, und wer's nicht glaubt, der lese, was der „Fränk. Kurier" von einem Frühschoppen in Erlangen er zählt. Erlangen hat neue Garnison erhalten, und diese wollte sich erkenntlich zeigen für den trefflichen Empfang. Die Erkenntlichkeit bestand in dem eben be sagten Frühschoppen. Das Offizier corps der beiden Bataillone des 19. In fanterie-Regiments gab —so meldet das genannte Blatt zur Erwiderung der ihm von der Stadl, den größeren Vereinen und studentischen Corporatio nen bei seinem Einmärsche zu Theil ge wordenen Aufmerksamkeit einen chen Frühschoppen, in welchem die sämmtlichen Behörden, die gesammte Geistlichkeit, der akademische Lehrkörper, die Chagierten der sämmtlichen studenti schen Corporationen, die Vorstände der hervorragendsten Vereine, sowie eine Reihe Honoralionen geladen waren. Das Exerzierhaus war in einem richti gen Münchener Bicrkeller verwandelt, und die ganze Anordnung des Festes verdient die vollste Anerkennung. Die Theilnahme war sehr zahlreich, so daß die geräumige Halle voll besetzt war. Oberst Bauerschubert hielt eine herz liche, schwungvolle, mit einem Hoch auf die Gäste endende Begrüßungsrede. Prorektor Prof. Dr. Hölder dankte Na mens der Gäste in humoristischer Weise und lud die Gäste zu einem dreifachen Hoch auf das Offizierkorps ein, in welches dieselben lebhaft einstimmten. Der Senior der Bavaria, Stud. jur. E. Angerer aus Nürnberg, dankte Namens der Studentenschaft für die Einladung zu dem Feste und kommandirte zum Schlüsse auf das Wohl des Osfizierkorps einen kräftigen Salamander. Die Rei hen der Theilnchmer an dem schönen, urgemüthlichen Feste lichteten sich erst gegen Abend. Allgemein wird das lie benswürdige Entgegenkommen des Of fizierkorps dankbar anerkannt. Der Frühschoppen währte bis Uhr AbendS: bis etwa 4 Uhr Nachmittags wurden über 2WO Liter Zacherlbräu verzapft, worauf Reif'fches Exportbier zum An stich kam, von welchem noch ein hübsches Quantum in die durstigen Kehlen rann. Heiliger Windthorst, unermüdlicher Bekämpfer aller Frühschoppen, hättest Tu das erlebt! Affcnfprachc. Der Mann, der sich mit Äffen in ihrer Sprache unterhält, R. L. Garner reiste neulich von New-Aork nach Afrika ab, um sich in feiner Kenntniß der Assen fprache zu vervollkommnen. Seine Vor studien machte er in den aristokratischen ClubS von New - Uork, wo er versuchte, sich mit dem „Species Dude" zu unter halten. Nachdem er darin soweit vor geschritten war, daß cr wenigstens ein zelne Wörter ihrer Sprache verstehen konnte, setzte er in Menagerien seine Studien mit folchem Erfolge fort, daH es ihm jetzt etwas alltägliches ist, sich mit einem Orang Utang über das Wetter und die neuesten Tansgesetze zu unter halten. Jetzt nun hat er den letzten Schritt gethan —cr ist nach dem Innern von Afrika abgereist, um die Herren Af fen auszusuchen. Er wird sich ihnen als Vorläufer der Civilisation vorstellen. Ausgerüstet ist er mit mehreren Pho nographen, in welchen er Thronreden Sr. Majestät, des mächtigen Chimpanse aufbewahren wird ; da neben hat er sich auch mit einem photographischen Appa rat versehen, wahrscheinlich um die in telligenten Gesichtszüge seiner Gastgeber mit denen seiner Bekannten aus der Me tropole zu vergleichen. Man hat noch nicht bestimmt in Erfahrung gebracht, ob cr als Gesandter unserer Regierung die Herren aufsuchen will, vielleicht um einige neue Gegenfeitigkeits - Verträge abzuschließen, oder ob er als Pionier der Civilisation der behaarten Rasse seine Reise unternommen hat. Vielleicht wird schon in einigen Jahren klassische Bil dung im Affenlande etwas alltägliches sein und wird ohne Zweifel Herr Gar ner zum Professor der National - Oeko nomie ernannt werden. Vuntes. Ei n russisches Broderzeu guns- V e r f a hre ii. Eine St. Pe tersburger Zeitschrift bringt die Be schreibung einerßrodbäckerei jener Stadt, in welcher Brod aus Roggenkörnern er zeugt wird, die niemals in einer Mühle in dem gewöhnlichen Sinne desWor tes vermahlen wurden. Die Bäcke rei hat gegenwärtig eine Leistungsfähig keit von 200 Pnd (3240 Kilogramm) auf den Tag, d. h. sie kann dieses Ge wicht an Rohmaterial in Brod umwan deln. Das Verfahren ist eine Erfindung der Herren Golowin, welche auch die Besitzer der Patente der zur Ausführung dieses Verfahrens nöthigen Maschinen sind. Der Roggen wird vor Allem von den anhaftenden Uneinigkeiten und fremden Bestandtheilen in einem Trienr gereinigt, von wo er in einen Wasser behälter geleitet wird, in welchem er mit einem aus Hol; gefertigten Rührer durchgearbeitet wird. Von diesem Be hälter gelangt dann der Roggen durch zwei oder drei andere ähnlicher Con struktion. Nachdem er den letzten Be hälter verlassen, kommt cr in einen Des integrator. Ter Apparat ist mit einer Art Rolle verschen, an welcher 480 kur ze, starke und doch stumpfe Klingen be festig! sind. In diesem Desintegrator wird das Korn, welches bereits eine be deutende Menge Wasser aufgesaugt hat, zu einer feinen Maische umgewandelt. Die teigige Masse verläßt den Apparat in der Form länglicher Laibe und wird in die Knetvorrichtung geleitet, wo der Masse die Hefe zugesetzt wird. Nach dem sie ordentlich durchgeknetet ist, wird sie in einem eigenen Behälter 6 Stun den hindurch gähren gelassen. Die ein zige Handarbeit besteht in der Herstel lung der Laibe, doch soll auch diese Operation in nächster Zeit mittelst einer Maschine auSgesührt werden. Nachdem die Laibe geformt sind, werden sie mit telst eines kleinen Schienenstranges zum Ofen geführt und dort gebacken. Das nach diesem Verfahren hergestellte Brod soll einen angenehmen Geschmack be sitzen. Ilka von Palmay, welche durch ihre unvergleichliche „Nltouche" je den Tag ueue Bewunderer gewinnt, hat von einem bekannten Berliner Sports mann ein prächtiges und gewiß origi nelles Präsent erhalten. Im „Hotel de Rome," wo die Künstlerin wohnt, er schien jüngst ein eleganter Jockey und überreichte Krau v. Palmay ein Schrei ben, welches folgendes Gedichtchen ent hielt: „„Jlka, göttliche Soubrette, Frei von Zwang und Etiquette, Nah' ich mich; o, hör' mich an! Mich bezauberte Dein Wesen, Deshalb ohne Federlesen Nimm, was ich Dir dielen kann. Als „Nitouche" im dritten Akie, Nachdem der Major Dich packie. Schwingst Du Dich auf's hohe Pferd; Es sei d'ruin ein edler Renner Bon mir altem Pferdekenner Dir zu eigen hier beschreit."" Jlka v. Palmay hat das werthvolle Geschenk angenommen und wollte das edle Thier am Freitag bei ihrem Schei dt von Berlin nach Wien mitnehmen. Das magnetische Obser vatorium in Potsdam theilt unS Folgendes mit: „Ziemlich lebhafte Ver änderungen des Erdmagnetismus sind vom 27. Juni cr. zu verzeichnen. Die magnetische Störung begann gegen K Uhr Morgens, und es dauerten die Schwankungen am Abend noch fort. Die Kenntniß dieser Plötzlich austreten den Erscheinung ist für alle Diejenigen von Wichtigkeit, welche an einem solchen Tage Messungen an Galvanometern und Magnetometern anstellen, da sie ei ne Fehlerquelle einführt, die dem Beo bachter, welchem nicht die Möglichkeit einer Controle durch Hülfsinstrumente geboten ist, leicht entgehen kann. Biel sach erstrecken sich die Störungen über mehrere Tage, doch kann hierüber an dieser Stelle eine ausführliche Mitthei lung nicht wohl gegeben werden, und es muß Interessenten anheim gestellt blei ben, sich um Auskunft an das Magne tische Observatorium in Potsdam zu wenden. Diesem sind andererseits Mi ttheilungen über Beobachtung etwaiger Nordlichterscheinungen willkommen." Ein später Kindersegen ist es, dessen der einundsechszig Jahre zählende regierende Fürst Georg von Waldeck laut Meldung aus Arolsen sich ersreuen kann, den souveränen Häusern Europa's dürfte eines gleichen Glückes feit dem letzten Menschenalter sich nur der verstorbene König der Nie derlande, der zugleich des hier in Rede stehenden Fürsten Schwiegersohn war, rühmen. Auch dieser war, als cr die