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Seiten 5-8 58. Jahrgang. Neutralitäts - Erklärungen. Dkutlchland's Attlllmq klargelegt Frankreich's dringliche Warnung. Ein Interview mit dem französischen Premierminister. Freundschaft liche Beziehungen Frankreichs. Ein französisches Dekret erlassen. England's strikte Neutralität. Hayti will uns keine Kohlen ' Station abtreten. Warum Deutschland seit 1871 keine Neu tralitäts - Erklärungen abgiebt. New -York, 14. Mai. Das hiesige „Journal" läßt sich aus Paris telegraphiren: „Durch besondere Ver bindungen gelang es mir heute, von Jules Meline, dem Conseils - Präsi 'denten und Premierminister, ein In terview zu erhalten, in lvelchem der selbe autoritativ im Namen der Regie rung und des französischen Volkes sprach. Der ehrwürdige Staatsmann empfing mich im Audienzzimmer des großen Gebäudes am Quai d'Orfay, einem großen und düsteren Gemach, das sehr einfach möblirt ist und im Lichte eines trüben Nachmittags noch dunkler erschien. Man sieht dem Mi nister seine sechszig Jahre an. Sein Gesicht ist hager und durchgeistigt, seine Augen sind groß und sein Blick ist ein nachdenklicher.. Das Haar ist dünn, kurz gehalten. Ueber der hohen Stirn beginnt es sich weiß zu färben. Unter der römischen Nase erscheinen Ober lippe und Kinn glatt Mit dem Backenbart erinnert sein Gesicht an das von Chauncey M. Depew. Der Mi nister ging ganz schwarz gekleidet. Nur das rothe Bändchen der Ehrenlegion unterbrach die dunkle Farbe. Sein Benehmen ist frei und liebenswürdig. Er schien heute über den Sieg erfreut, den die Regierung in der Kammer er rungen. Auf meine Frage, ob die Ver. Staaten auf Frankreich's moralische Unterstützung rechnen können oder nicht, antwortete Premier Meline:: „Ich beantworte die Frage dem „Journal" mit Vergnügen, denn es ist sehr wichtig, keine falsche Auffassung über das Verhältniß Frankreich's zu den Ver. Staaten aufkommen zu las sen. Frankreich gewährt seine mora lische Unterstützung weder heute, noch hat es sie je zuvor gegen die amerikani sche Republik gewährt. Die beiden Länder sind aus historischen, gouver nementalen, kommerziellen und agri kulturellen Gründen, sowie durch viele gegenseitige freundschaftliche Akte seit langen Jahren eng mit einander ver bunden. Die von Frankreich erklärte Neutralität könnte weder dem Buch staben. noch dem Geiste nach ehrenhaf ter beobachtet werden, als es geschieht. Ich spreche nur mein persönliches Ur theil aus. aber es scheint mir, daß auch die' Sympathien meiner Landsleute sich nicht gegen eine Nation richten kön nen, die ihre Armee und Marine aus schickt, um ein unterdrücktes Land in eine unabhängige Republik umzuge stalten, genauso, wie Frankreich seine Soldaten und Matrosen im Unabhän gigkeitskriege für die nordamerikani schen Freistaaten fechten ließ. Unsere Royalisten mögen mit ihren Freunden jenseits der Grenze liebäugeln, die letz ten Wahlen zeigen aber, daß der Re publikanismus in Frankreich nie stär ker gewesen ist, als heute. Ich spreche hier eine historische Wahrheit aus, wenn ich sage, daß seit dem Bestehen der Ver. Staaten als eine Nation kein Akt vorbedachter oder absichtlicher Un freundlichkeit oder auch nur Unehrlich keit von Seiten Frankreich's gegen die amerikanische Republik begangen wor den ist. ebenso wenig, wie umgekehrt. In jedem Lande giebt es einige wenige unversöhnliche Geister, aber ihr un reifen Aeußerungen müssen nicht als Ausdruck des Gefühls der Ver. Staa ten auf der einen Seite oder Frank reich's auf der anderen betrachtet wer den." Ein französisches Dekret. W a s h i n g t o n. 14. Mai. Die französische Botschaft hat vemStaats- Departement eine Abschrift des fran zösischen Neutralitäts - Dekrets züge lnen lassen. Im.Hinblick aus die An wesenheit des spanischen Geschwaders in der Nähe oon Französisch - Westin dien (Martinique) ist oieses Doku ment gerade jetzt oon speziellem Inte resse. 'Was an dem Dekret den hiesigen Beamten besonders auffällt, ist die Erlaubniß, daß Prisen nach franzö schen Häsen gebracht und vierundzwan zig Stunvcn oort behalten werden tön — welches Privilegium oon Groß britannien und einigen anderen Natio nen nicht gestattet wird.. Der Wortlaut des französischen De krets ist folgender: „Die Regierung der französischen Republik erklärt und benachrichtigt alle Jene, die es angeht, daß ne be schlossen hat, in dem zwischen Spanien und ten Ver. Staaten erklärten Kriege stritte Neutralität zu beobachten. Alle in Frankreich, dessen Kolonien und den Ländern unter dessen Protektorat oder im Auslande wohnenden Franzo sen werden darauf aufmerksam ge mackt, daß sie sich aller Handlungen enthalten müssen, die dem französiichen Gesetze und oem internationalen Rechte zuwiderlausen und als unvereinbar mit einer skrupulösen Beobachtung der Neutralität als feindlich gegen eine der kriegführenden Parteien aufgefaßt werden könnten. Es wird ihnen spe ziell verboten, in der Armee oder auf einem Kriegsschiffe der beiden krieg führenden Parteien Dienste zu neh men. sich anwerben zu lassen oder zur Ausstattung oder Armirung eines Kriegsschiffes beizutragen. Ferner erklärt der Regierung, daß es keinem Kriegsschiffe einer der krieg sührencen Parteien erlaubt sein wird, in irgend einem Hasen Frankreich s, seiner Kolonie'n etc. mit Prisen länger als vierundzwanzig Stunden zu blei ben, es sei denn, daß eine nachweisbare Nothwendigkeit eine längere Aufent haltszeit rechtfertigt. Keine Artikel, die den Prisen entstammen, dürfen in besagten Häsen zum Vertauf angebo ten werden." England's Neutralität. London, 14. Mai. Im Ober hause stellte heute der konservative Baron Muskerry die Anfrage, ob die Regierung Maßnahmen ergreifen wer- Der SMims-Cmchonömt. (Der Deutsche Korrespondent.) de, um spanische und amerikanische Schiffe zu hindern, in England provi sorische Registrirung - Certificate zu erlangen, welche erfahrungsgemäß nur für die Dauer des Kriegs und zu Kriegszwecken herausgenommen wer den, um die Schiffe zu ermächtigen, unter britischer Flagge zu segeln. Premierminister Salisbury erwi derte, daß die Regierung sich bereits mit dem Handelsministerium in Ver bindung gesetzt habe, um Vorkehrun gen gegen solche Uebertragungen, wel che nur das Wechseln der Flagge für kurze Zeit bezweckten, zu treffen, ohne unnöthige Schwierigkeiten dem regu lären Handel zu bereiten, doch sei die Frage, wie der Redner erklärte, unge mein schwer zu behandeln. Hayti's Neutralität. Port au Prince, Hayti, 14. Mai. Der hiesige Correfpondent der „Assvcrirten Presse" hatte heute ein Interview mit Hrn. Tancrede Auguste, der vertrauten Rathgeber und persön lichen Freunde des Präsidenten Si mon Sam, über die Abtretung von Mole St. Nicolas oder eines anderen Ortes als Kohlenstation. Hr. Auguste erklärte, daß dahrnzielende Unterhand lungen außer Frage wären, da es für Hayti schon deshalb unmöglich sei, ir gend einen Theil seines Gebietes abzu treten, weil das Volk gegen Auslän der tiefgewurzeltes Mißtrauen em pfinde. Trotzdem hegten sowohl Volk, wie Regierung von Hayti freundliche Gefühle für die Ver. Staaten; es wür de somit nach Beendigung des Krieges kaum ein Einwand dagegen erhoben werden. Amerika eine Kohlenstation anzuweisen. Zum Schlüsse bemerkte Hr. Auguste, die Regierung befürchte, daß gefähr liche Complikationen aus der Ausle gung der Neutralitätsgefetze, resp, aus einer Anklage der Verletzung derselben, sich entwickeln könnten. Griechenland erklärt sich. A t he n. 14. Mai. Das Amts blatt veröffentlichte gestern die Neu tralitäts - Proklamation Griechen land's in dem Kriege zwischen Spa nien und den V?r. Staaten. Warum Deutschland keine Neutralitäts - Erklä rung abgegeben hat. Berlrn. 14. Mai. Ein Corre spondent demerkt über die Neutrali tätsfrage Deutschland Folgendes: „Da in Amerika vielfach die Frage ventilirt wird, warum Deutschland nicht gleich so vielen anderen Staaten in dem amerikanisch - spanischen Krie ge eine formelle Neutralitäts - Erklä rung abgab, so habe ich darüber mit einer hiesiegen Autorität in diesen Dingen eingehend conserirt. Derselbe sagte mir, die deutschen Staatsgesetze reichten vollständig aus. um „de facto" jeden Bruch der Neutralität seitens Deutscher verhindern zu können. Trotz dem läegen staatsrechtliche Bedenken gegen eine offizielle Neutralitäts-Er klärung des Reiches vor. Beispiels weise könnte nach einer solchen formel len Erklärung ein Staat für einen Bruch der Neutralität durch einen sei ner Unterthanen verantwortlich ge macht.und überhaupt in der Auslegung dessen, was ein Bruch der Neutralität ist, beschränkt werden. Gerade Deutsch land habe 1870 —'71 darin traurige Ersahrungen gemacht. Trotz der Neu tralitäts-Erklärungen seien an Frank reich von England und auch oon Ame rikanern Massen und Ausrüstungs- Gegenstände aller Art massenweise ge liefert worden. Zur Zeit des russisch - türkischen Krieges, sagte mein Gewährsmann weiter, sollten auf Wunsch des Fürsten Bismarck die Neutralitäts - Gesetze streng durchgeführt werden, und es wurde im Reichskanzleramt erwogen, ob sich das nicht leichter mit einer for mellen Neutralitäts - Erklärung ma chen lasse. Damals aber tauchten con stitutionelle Zweisel aus, ob die Re gierung zum Erlaß einer solchen Er klärung, ohne den Reichstag zu befra gen, berechtigt sei. Kaiser Wilhelm der Erste entschied damals aus die sem Grunde, es solle keine Neutrali täts - Erklärung erlassen werden, und seitdem ist diese Haltung Tradition ge worden. Ter englische Aufwärter. Ein Humorist schildert den engli schen Waiter. wie folgt: Im Vergleiche mit jenen, flüchtiger Magenfüllung ge widmeten Speise - Rennbahnen der deutschen Hauptstadt erfcheint uns das gute alte englische Wirthshaus wie ein Tempel; mit Ehrfurcht betreten ihn die Opfergäste und mit feierlicher Würde schreiten auch die dienenden Brüder einher, denen es als eine Schmach er scheinen würde, in dem modernen Frack der leichtfüßigen Serviettenhel den ein Scheinleben zu führen. Be trachtet ihn, den Achten englischen Wai ter. Eine schneeweiße Schürze ver hüllt die untere Hälfte seines beleibten Körpers, schwer ist sein Tritt, lang sam und selbstbewußt sein Gang, wür devoll und doch dabei so huldreich her ablassend seine Miene, die einen unbe schreiblichen Ausdruck wohlwollenden Vertrauens annimmt, wenn er stch je herabläßt. Dir aus der Tiefe seiner Erfahrung ein Gericht besonders zu empfehlen. Wer könnte es anders als für eine hohe Gunst betrachten? Und dabei schwebt über der ganzen Sippe eine Art .Heiligenschimmer, ähnlich dem Glanz der untergehenden Sonne, die Mt ihren scheidenden Strahlen noch einmal Alles vergoldet, ehe sie völlig hinter dem Berge verschwindet. Ist es doch längst kein Geheimniß mehr: der Stamm der englischen Wai ters ist im Aussterben begriffen und über jedem einzelnen, den wir noch an treffen. liegt der melancholische Hauch des „Letzten der Mohicaner". Der leichtfertige Garcon aus Paris, der italienische Carmiere und ach. vor Al lem der Kellner „made in Germany" geht dem armen Briten zu Leibe! Ihn, den alle englischen Dichter besungen, von Shakespeare bis auf Thackeray und Tennyson. werden unsere Enkel schwerlich nocb schauen, es sei denn in einem seltenen Exemplar ;n einer Ra ritätensammlung oder vielleicht im Wachssigurenkabinet. M e r k s p r u ch. Mansch, der Du mit Gelehrsamkeit Und Wissen "vollgepfropft. Bedeute stets: Man öffnet nur Dem, der da höflich klopft! Das Wissen thut, als solch:s, es Noch wahrlich nicht allein; Du kannst ein gar gesch'.idter Kopf Und doch ein Knote sein! Von Schneidern gemachte Anzüge. n Einer der sensationellsten Verkäufe—Großes jährliches Hnlbprcis-Ereigniß. K Die Rauhheit der Witterung des letzten Monats war dem Verkauf unserer feinen importirten und von Markirt: Rcdinirt auf: ' Schneidern gemachten Anzüge ungünstig. Es war sonst unsere Gewohnheit, den Halb-Preis-Prozeh auf den Rest Stl 7 von Anzügen während des Monats Juli in Anwendung zu bringen. Die oben angegebenen Gründe beschleunigen 545 H2L.50 17. das Opfer. Wir beginnen diesen S.">o KLS ' l Halbpreis-Gerkauf morgen, Montag. Z6O 830 Wir offeriren ferner für §lO, §l2 und 515, was anerkannt die größten lokalen Werthe in fertig gemachten Anzügen sind. Es ist unsere I'' Absicht, diesen Flur am Montag zu einem allgemeinen Rendezvous-Platze zu machen. Hier sind weitere Attraktionen: Ein ganz spezieller verkauf von Hanskleidern. D Ein Tausend wurden reduzirt aus besten Lawns und Percales Handarbeit von geschulten Leuten geschmackvoll garnirt—wun- t derbar dauerhaft helle, saisongemäße Muster. Hauskleider im Werthe von 8 t.SU bis KS.IVv für nur B 1.2. i, IM' ?sasch-ÄNzÜge und Midröcke— Einführung der größten und besten Partie in den städtischen Kreisen. Eine prächtige Entfaltung. : 8 Joel bMllllM H (sö. j Unter dem Sternenbanner. Eine Erinnerung von Christian Bcnkard „Signalsgäste achterraus! Salut mannschaften an die Geschütze! Musik an Deck!" Das waren recht vielversprechende Befehle, und alsbald kam die ganze Schiffsbesatzung in Bewegung. Manch Einer lag zwar mit dem Kopfe auf dem Leibholz oder auf den Hinterbeinen des lieben Nächstem, zum Mittagsschläfchen ausgestreckt, aber mit der Ruhe war es ja nun ohnehin vorbei, wenn die Schi eßerei begann und die Musik mit irgend einer National - Hymne loslegte. Zu dem wollte man doch wissen, was vor ging; Neues ereignet sich selten an Bord, und wenn man Monate lang in demselben Hafen liegt, wie wir da mals mit der alten „Gazelle" inSmyr na lagen, muß selbst das kleinste Er eigniß demSchisssklatsch zur Nahrung dienen. Und heute ereignete sich Großes, ein amerikanisches Kriegsschiff kam her ein. die Corvetie „Trenton" mit dem Ex - Präsidenten Grant an Bord. Letzterer erhielt in jedem Hafen, den er im Jahre 1877 auf seiner Orientreise besuchte, don, Königssalut oon 33 Ka nonenschüssen, die „Trenton" selbst hatte hier, außer der türkischen, noch sieben fremde, durch Kriegsschiffe ver tretene Flaggen zu begrüßen; die Do nnerbüchsen behielten also bis gegen Abend das Wort. Der „Trenton" näherte sich, zwischen den weiter draußen liegenden östreichi schen und italienischen Dampfern hin durch dampfend, langsam unserem A nkerplatze. Keine Kokette wird in ihrer Erscheinung von Ihresgleichen mehr bekritelt, wie ein einlaufendes Kriegs schiff von den im Hafen liegenden Ma rinemannschaften anderer Nationali sten. indessen die Amerikaner hätten die Bemerkungen, die über sie gemachl wurden, fast alle hören dürfen: schlan kes Schiss, viel Sprung, saubereKlip periakelage u. s. w. Als ungehörig fiel nur die Thatsache auf. daß aus allen Kanonenpforten der Corvelte und wo der Zimmermann die „Trenton" war wie unsere „Gazelle" noch ein höl zernes Schiss sonst noch ein Loch ge lassen hatte, schwatzende ober gar rau chende Neugierige herausguckten, wäh rend doch bei'm Ankermanöoer alle Mann herkömmlicher Weise „klar" ste hen mußten. Am vordersten Kajüten- Fenster stand sogar ein wohl es.-vas be schwipstster Steward oder Offiziers bursche und schnitt den nach ihm schau enden befreundeten Nationen die schön sten Fratzen. Die Korvette ließ querab oon uns den Anker fallen, die Signalsgäste ris sen die zusammen gerollt im Großtop gehißte türkischeFlagge aus und gleich zeitig blitzte an ihrer Steuerboidseite der erste Salutschuß auf. Der die Oberdecks - Batterie commanoirende Offizier ging, gerade so wie es bei uns gemacht wurde, zwischen seinen Ge schützen hin und her, zählte jedesmal bis aus Fünf und sagte nach den Pau sen: „Steuerbord, Feuer!" „Back bord. Feuer!" Bumm bumm bumm! Wer's nicht hören will, mag sich die Ohren zustopfen oder in die Kohlenbunker verkriechen. Und kam es auf ein paar Dutzend Trommelfell - Erschütterungen mehr oder weniger nicht an. es blieb also Je der auf seinem Beobachtungsposten, um zu zählen, wie viele Schlagröhren drüben versagten oder um dem „Aan kee" sonst etwas abzugucken. Da —es war bei'm vierten Schuß sauste ein dunkler Gegenstand auf unser Schiff zu, männiglich zog die Köpfe ein, der Commandant, der erste und der wacht habende Offizier übten Kniebeugen um die Wette, und zwar durchaus nicht ohne Veranlassung, denn besagter Ge genstand streifte fast das Geländer der Commandobrücke, um etwa 100 Meter vom Schiffe entfernt in's Wasser zu plumpsen. „Was war Das?" „Eine Granate!" riesen mehrere zu gleich; „die Kerls schießen scharf!" Unsinn? Eine Granate brummt und überschlägt sich nicht, die heult oder pfeift bekanntlich. Auch kann sie nicht schwimmen, wie das räthselhafte Pro jektil. „Erster Kutter klar!" Die Kuttergäste pullten aus wie nicht recht gescheidt und kamen richtig den Italienern zuvor, die gleichfalls dem sonderbaren Schwimmvogel nach stellten. Ter Bootssteuerer machte im Zurückfahren ein sehr vergnügtes Ge sicht und hoch in seiner Linken schwingt er einen Mündungspfro pfen mit freudigem Winken. „Thatsächlich ein Mündungspfro pfen?" „Zu Befeihl. Herr Capitän." „Ist doch allerhand! Bringen Sie das Ding nur gleich wieder hin, wo's h:rkam." Europäischen Artilleristen ist es so gar schon passirt, daß bei'm Manöver eine noch im Geschützrohr steckende Exerzier-Granate verfeuert wurde; wo Baltimore. Md.. Sonntag, den 15. Mai 1898. es aber geschah, da setzte man Alles da ran, daß der blamable Vorfall sich nicht weit herumsprach, nicht bei ande ren Regimentern oder gar bei der In fanterie ruchbar würde. Hier, wo der verhängnißvolle Mündungspfropfen den Scharfschützen wider Willen sogar von Fremden wieder zugestellt wurde, war die Blamage nach europäisch-mi litärischen Begriffen geradezu eine himmelschreiende, doch die Amerikaner thaten gar nicht dergleichen. Zuvörderst lachten sie ein Stückchen über un',er promptes Verknixen vor einem metall beschlagenen Holzpsropsen. den der be treffende Geschützführer in der Ge schützmündung chatte stecken lassen, dann überbrachte ein weder zerknirscht, noch betrübt dreinschauender Lieute nant den Dank und die Entschuldigung des ~Trenton"-Eommandanten, der am folgenden Tage endlich selbst kam, sichtlich gerührt, daß das eigenartige Geschoß nicht allen übrigen in Smyrna liegenden Kriegsschiffen vorgezeigt worden oder in die Zeitung gekommen war. Zum Beweise seiner freund schaftlichen Gesinnung suchte er, so oft er für die Folge mit seinem Schiffe von einem Abstecher zurück kam, jedes mal wieder einen Ankerplatz in unserer Nähe, und aus diese Weis sahen, hör ten und erlebten wir Manches, was unseren Offizieren zu bedenklichem Kopfschütteln, den bösen Matrosen da gegen oft zu dem Ausspruch Veranlas sung gab, die „Trenton" fei doch ei gentlich ein urfideles Gefängniß. Die Besatzungen der amerikanischen Kriegsschiffe rekrutiren sich aus ange worbenen Seeleuten und Angehörigen anderer Berufsarten, die als Löhnung Kauffahrteiheuer erhalten, also reich lich zehn Mal mehr, als die deutschen Marinemannschaften. Daß die Leute amerikanische Staatsangehörige sind, darauf kommt es nicht so genau an; es dienen in der amerikanischen Marine sogar sehr viele Engländer und„Dutch men" im weiteren Sinne des Wortes, also außer den Holländern noch Deut sche, Dänen und Skandinavier. Einen Mund voll Englisch lernt ja Jeder bald, und was er zu seiner seemän nisch - militärischen Ausbildung sonst noch braucht, wird ihm halt schnell bei gebracht. und zwar nicht immer in eitel Sanftmuth und Herzensgüte. Ihre Kleidung haben sich die Mann schaften selbst zu stellen, doch liefert die Marineoerwaltung die Stwffe zu sehr billigen Preisen. Die einzelnen Uni formstücke werden nach einer gewissen Vorschrift von den an Bord dienenden Schneidern angefertigt; zuweilen baut sie sich der Betreffende selbst, man sieht es ihnen dann schon von Weitem an. Ein wahrhaft andächtiges „Zeugfli cken," wie man es auf beutschenKriegs schifsen allwöchentlich beobachten kann, kennt der Amerikaner nicht. „Die Teutsche stoppt und flickelt pein lich. In zweiter Linie kommt der Dreck; Die Aankin sorgt nur, daß es reinlich. Und wann's kaput is. wirft fe's weg," singt Asmus, und was er von den Frauen sag, paßt auck auf die see fahrtsbeflissenen Männer. Die Waffen erfreuen sich einer noch weniger liebevollen Behandlung. Bei uns ist jeder Marinier für seine Hand waffen, die ihn an Bord und von Bord begleiten und über deren Zustand ein sorgfältig geführtes „Nationale" Aus kunst gibt, bis zum Dienstaustritt ver antwortlich, und es kann ihm Passiren, daß er zum Ersatz der Reparaturkoften oder eines fehlenden Reservetheiles in den Beutel greifen muß. Gibt's nicht bei den Amerikanern! Braucht Einer 'ne Flinte, so nimmt er sie aus dem nächsten Gewehrständer, dort stellt er sie nach dem Gebrauch auch wieder bin, putzen mögen sie Diejenigen, die eine besondere Vergütung dasür bekommen und überhaupt dazu da sind. Bei'm Anslandwaten aus einem weit von dem Ufer aufgelaufenen Boot ist's oft eine recht schwierige Sache, die Hand waffen durch Hockhalten vor Salzwas serspritzern zu schützen; der Amerika ner faßt daher sein Gewehr bei der Mündung, schwingt es ein paar Mal um den Kops und platsch! liegt es im Uferschlamm; die betreffende Ar senalverwaliung macht kein Aufhebens um ein paar Schrammen im Lauf oder im Schaft, „und wenn's kaput is.wirft fe's weg." Auck bei'm „Reinschiff", dem all samstaglichen großen Scheuerfest, reißt sich der „Navy Boy" kein Bein aus. Um uns das Recept zu einem tadellos reinen Deck abzugucken, kam der „Trenton-"Commandant eines schö nen Samstags zu uns an Bord und sah dort anderhalbhund:rt Menschen a-.'f den Knien liegend M'i großen Ma l Hantiren. Auf den Rath unseres Commandanten, sei ner Mannschaft ein Gleiches zu befeh len. machte der amerikanische Capilän ein sehr skeptisches Gesucht, wie Kaiser Ferdinand eins gemach? haö-n mag, als er den Wiener Reoolutionsnän nern auf ihr Verlangen „Metternich muß fort!" antwortete: „Sagen will ich's ihm schon, ich glaub' aber nit, daß er's thut!" Und der Zweisel des Ame rikaners war gerechtfertigt, denn die an Bord der „Trenton" gesandten Scheuersteine wurden von der Mann schaft alsbald zerkleinert und als Wurfgeschosse gegen diejenigen ver wendet, die sie zu dem Kniefall aus das nasse Deck zwingen wollten. Dies be kam ihr zwar schlecht, denn als Tags darauf das Schiff in See ging, um schon nach 24 Stunden zurück zu kom men, munkelte man, die Amerikaner hätten draußen nicht etwa eineSchieß übung abgehalten, sondern nur von anderen Schiffen ungesehen, einen Rä delsführer an die Großraae gehängt; zum Scheuern mit Sand und Steinen ist es aber auf der „Trenton" auch nachher nicht gekommen. Mit Landurlaub sieht es. der gro ßen Desertionsgefahr tvegen, scheu aus unter dem Sternenbanner, kann sich aber Johnny endlich einmal einen Tag „Liberty" herausdrücken, dann will er auch wissen, wozu er seither seine Löhnung gespart hat. „Was ko stet die Welt?" fragt er, mit den Dol lars klappernd, und ist in dem betref fenden Hafen Nichts „los," so wird halt Etwas losgemacht. Ich habe amerikanische Beurlaubte gesehen, die Alles bis auf ihr Unterzeug verjubelt hatten, und weil sie den- Fährmann nicht bezahlen konnten, schwimmend an Bord ihres Schiffes zurückkehrten, ver folgt von dem Wirth, dem sie zum Ab schied das Geschirr kleinyeschlagen. Die smarten Kerls wurden, gerade noch bevor sie sich am Seewasser ver schluckten, von einem ihnen entgegen geschickten Boote „aufgepickt" und von ihren Kameraden mit der ihnen ge bührenden Anerkennung empfangen, während der wachthabende Offizier den Schadenersatz fordernden Wirth mit einem Hinweis auf die unange nehme Seite des Ueberbordfliegens in das Boot zurück becomplimentirte. Angesichts dieser Thatsachen erschien es doppelt verwunderlich, daß die see männischen und militärischen Leistun gen der Amerikaner kaum hinter den Leistungen anderer Marine - Mann schaften zurück blieben. Gelegenheit zum Vergleich bot täglich zweimal das zur Zeit der Flaggen-Parade oon allen oollgetakelten Kriegsschiffen ausge führte Bramstangen - Manöver. Mor gens wurden mit dem Glockenschlag Acht die Bramstangen, Bram- und Ober-Bramraaen aufgebracht, bei Sonnenuntergang wieder an Deck ge nommen, damit die Takelage über Nacht dem Wind eine kleinere Fläche darbot. Die Mannschaften enterten gleichzeitig auf, und auf dem Schiffe, das mit dem Manöver zuerst fertig war, herrschte eitel Sieges-Stimmung, während die Nachzügler wegen der ihrer Flagge bereiteten Niederlage ge zwiebelt wurden. Wenn die Amerika ner nun auch durch den furchtbaren Lärm, den sie bei der Arbeit vollführ ten, ihre mangelhafte Disziplin bekun deten, so ließen ihre Energie und ihr stark ausgeprägter Korpsgeist sie doch immer ganH gut abschneiden, ja, eines Tages wurden sie uns, nachdem sie uns „vorbeiexerzirt," sogar als Muster empfohlen. Ich erinneren mich der Worte unseres Commandanten ganz genau: „Einen solchen Lärm lollt Ihr nicht machen und macht Ihr gottlob auch nicht, aber dies schneidige Zugrei sen der Amerikaner könnt Ihr Euch zum Beispiel nehmen." Wie es in der amerikanischen Ma rine vor zwanzig Jahren war, wird es der Hauptsache nach auch heute noch sein; sollte es daher wirtlich zum Kriege zwischen Spanien und den Ver. Staaten kommen, so dürften die unter dem Sternenbanner fahrenden Kriegs schiffe trotz der mangelhasten Disziplin ihren Mann stellen. Im modernen Seekriege entscheidet ja auch, mehr noch, als im Landkriege, die Führung. Von dem Untergebenen sagt man mit noch größerem Rechte: „Der Bien muß." denn das „Drücken" vom Vor marsch, das Davonlaufen oder gar Ue berlaufen verbietet sich an Bord von selbst. Das Einzige, was der Mari nier im Gesecht zu seinem eigenen Heile thun ist. tapser drauszugehen und den Feind gefechtsunfähig zu ma chen. „Und setzet Ihr nicht das Leben ein. Nie wird Euch das Leben gewonnen sein." (Frankfurter Zeitung.) Druckfehler. Eine Ble)ll dogge ist Fu verkaufen. Der Kon greß - Abgeordnete M. fiel auf der Straße hin und verlor seine (Gesin nung. Vertheidigerb l ü t h e. „Das Leben des Angeklagten ist nur mehr eine Kugel, die dem Abgrunde zu rollt, um 'dort zu verschwinden! Eben rollt sie an Ihnen vorbei, meine Herren Geschworenen, ich hoffe aber, Sie wer ben ihren Lauf durch ein einstimmiges „Nein" hemmen!" Oestrrichische Falschmünzer. Treiben in New - Uork ihr Unwesen und verkaufen an „Landsmann meiniges" hübsch aussehende Zehn guldennoten. —Schließlich werden die Leute erwischt. —Auch inPenn sylvanien sollen dieselben operirt haben. New-Aork. 14. Mai^ — Sich selbst verrathen hat sich eine Bande oon östreichisch - ungarischen Falschgeld machern, die während der letzten Mo nate hier mit vielem Erfolge operirt hat. Als ein Resultat dieser Unklug hei nahm am Donnerstag Abend der Chef Hazen vom Bundes - Geheim dienst drei der Männer in Haft, da runter den Geschäftsführer der Bande, einen gewissen Adolph Scheuermacber. Die Namen der anderen Arrestanten werden von den Bundesbeamten noch geheim gehalten. Scheuermacher war am vergangenen Sonntag in das Geschäftslokal der Bankfirma Langyel, Krauser u. Co. in 20. Avenue Ä gekommen und hatte um Einwechselung von drei östreichi schen Zehnguldenscheine gebeten. Hr. Langyel nahm die Scheine an sich, prüfte dieselben und gab Scheuerma cher dann Ver. Staaten - Geld dasür. Scheuermacher beging nun heit, d'c ihn und seine Leute in Con fl'kt mit Uncle Sam brachte. Er er bat sich von Hrn. Langyel Gelegenheit, für eine vertrauliche Unterredung, theilte demselben dann mii, er habe 20,000 Sück dieser Zehnguldenscheine welche er ihm sür §30,000 verkaufen wolle, obwohl dieselben in Ver. Staa ten - Geld einen Werth von 580,000 hätten. Die Zehnguldenscheine seien nämlich Falsifikate, doch so täuschend nachgemacht, daß selbst das geübte A uge die Fälschung nicht erkennen könne, w'e Hr. Langyel das ja eben selbst er fahren habe. Hr. Langyel sagte dem Mann, daß er auf den Handel eingehen wolle und am Dienstag im Stande sein werde, das Geschäft abzuschließen. Dann aber ging er hin und setzte den hiesigen östreichisch - ungarischen Ge neial-Konsul von dem Vorkommen in Kenntniß, und nun wurde der städti sche Polizei- und der dienst aufgeboten, um womöglich die Bande in ihrer Höhle aufzuspüren. Scheuermacher muß jedoch Lunte ge rochen haben, denn er ließ sich seit Sonnlag in dem Büreau von Langyel, Krauser u. Co. nicht wieder sehen, um das Geschäft zum Abschluß zu bringen. Er wurde am Donnerstag Abend in feiner Wohnung in Nr. 84. Ave. B. festgenommen und machte dann ein Ge siändniß, das zu der Verhaftung von zwei weiteren Mitgliedern de: Bande geführt hat. Chef Hazen aber ist der Ansicht, daß Scheuermacher nicht Al les mitgetheilt hat. was er über die An gelegenheit weiß, und daß die Bande eine viel ausgedehntere ist. Mitglieder der Bande sollen unier ihren Landsleuten auf der Ostseite Tausende dieser gefälschten Zehnaul denschei.ie an den Mann gebracht ha be.''. und weitere Taufende unter den ungarischen Kohlengräbern in Penn sylvanien. Einige der Falsif-kaie sind kürzlich in Oestreich - Ungarn aufge taucht und erkannt worden, und dies hatte zur Folge, daß die Regierung in Wien ihren Vertreter in Washington davon in Kenntniß setzte und dieser dann die östreichisch - ungarischer.Kon suln in den Ver. Staaten instruirte, auf die Fälschungen Acht zu haben und denselben womöglich auf den Grund zu kommen. Allein, wie schon gesagt, die Fälschungen waren so außeroroentlich täuschend, daß man auch auf den Kon sulaten sie mit dem bloßen Auge nicht erkennen konnte, und Scheuermacher hätte wahrscheinlich noch lange dasGe schäst sür die Bande unbehinder: be treiben können, hätte er die Unk.ughei! nicht begangen und geschwätzt. Scheuermacber wanderte vor etwa vier Monaten ausVacz in Ungarn hier ein. nachdem er dort einen geschäftli chen Bankerott gemacht halte. Ein Bruder des Mannes soll Direktor der Credit - Anstal in Budapest sZiix Die Verhafteten werden am kom menden Freitag vor Bundes - Com r.ussär Shields ein Verhör zu bestehen raben. Eine ideale Stad t. — Herr (erzählend): -a. das muß ich geste hen, in dieser Hinsicht ist New-Uork einzig: Hochbahn, elektrische Bahnen. Kabelbahnen nach allen Richtungen— es bleibt denn doch die Stadt der be sten und raschesten Verbindungen." Aelteres Fräulein (jauchzend): „Auf nach New-Uork!" Individuell. „Wie geht es Ihnen?" „Schlecht; ich leide seit Wochen an Schlaflosigkeit." „Sie sollten ordentlich Pschorr trinken; wenn ich Abends vier, fünf Glas Pschorr trinke, schlaf' ich allemal wie ein Ochse." „Ach, das liegt nicht am Pschorr!" Gold ans.de>i Philippinen. Resilzri iii nsimn sostnl sich. Ter Pabsi für ein Schiedsgericht. Der auf den Bergen der Insel Luzon soll ein enormer sein. Senator Teller erhält ein der artiges Schreiben. Ein spani sches Zugeständniß. < — Admiral Dewey's Schwierigkeiten. Der Papst und die spanischen Kolo nie'n. Deutsche Kreuzer nach Manila. Washington, D. C., 14. Mai. Senator Teller empfing einen Brief oon einem Freunde in Colorado, in welchem ihm mitgetheilt wurde, daß auf den Philippinen-Inseln wahr scheinlich große Gold-Depositen zu fin den wären. Der Schreiber behauptet, daß er im Jahre 1875, als er von Ma nila mit einem Manne aus Montana nach Singapore reiste, von Dem Letzie ren über reiche Goldminen auf der In sel Luzon Mittheilungen erhielt. „Er erzählte mir," sagt der Schreiber, „daß er die Goldlager daselbst untersucht u. gefunden hatte, daß in den Bergen sich ungeheure, unabschätzbare Goldreich thümer befänden. Als er mit dem Gouverneur in Bezug auf Ausbeutung der Minen in Unterhandlung trat, weigert sich derselbe, irgend welche Zu geständnisse zu machen, und bemerkte, daß es die Politik Spanien's wäte, die Eingeborenen hierüber in vollständiger Unwissenheit zu lassen. Katholische Priester bestätigten ebenfalls die Anga ben über den Goldreichthum." Ein spanisches Zugeständ- Madrid, 14. Mai. Die Spa nier geben jetzt offiziell zu. daß sie 300 Mann während der Schlacht im Hafen von Manila verloren. 600 Mann wurden verwundet, als Admiral De wey die spanische Flotte und die Befe stigungen zu Caoite zerstörte. Admiral Dewey's Schwie rigkeiten. Hongkong, 14. Mai. Nach von Manila hier eingetroffenen Nach richten sind die Aufständischen über die amerikanische Intervention verschiede ner Meinung. Ein Theil derselben widersetzt sich ganz entschieden der ame rikanischenOkkupation, giebt vor, loyal sür Spanien zu sein und nur die Prie ster zu hassen. Die Insurgenten sind bereit, das Land gemeinsam zu ver theidigen und die lokalen Differenzen nachher in Ordnung zu bringen. Es wird, aus allerdings nicht ganz zuverlässiger Quelle, berichtet, daß eine Abtheilung oon Aufständischen einige Amerikaner in der Nähe von Eavite an griff, einige derselben niedermetzelte u. den Rest aus der Stadt trieb. Die Sterne und Streifen wurden niederge rissen und die spanische Flagge gehißt. In einem äderen Bericht heißt es. daß eine Abtheilung von Spaniern, die sich für Insurgenten ausgaben, mit den Amerikanern fraternisirte und sie dann verrätherisch ni<dermetzelte. Beide Be richte sind bisher nicht bestätigt. 15,000 Mann in San Fra n- z i s c o. S a n F r a n z i s c o, 14. Mai. Für die Expedition nach den Philippi nen sollen hier auf der Presidio-Bun- 15,000 Mann zusam mengezogen werden. Capt. Ruhten von der Bundesarmee ist mit den nö thigen Vorkehrungen sür Unterbrin gung der Truppen beauftragt. Zum Chef des Sanitätsdienstes für die ge plante Expedition ist Major Robert H. White, Militärarzt der Presidio-Gar nison, ernannt worden. Zum Schutze gegen feindliche An griffe sind an der Hafeneinfahrt über 300 Torpedos und Seeminen gelegt worden. Dampfer für den Truppe n nach Manila. Seattle. 14. Mai—Das Kriegs departement hat den Dampfer erster Klasse „Centennual" für den Trans port von 1000 Mann Soldaten nach den Philippinen gechartert. Der Dam pfer wurde im Jahre 1878 in England gebaut und lief mehrere Jahre unter dem Namen „Takufagi" in japanischen Gewässern. Er macht 12 Knoten die Stunde und hat Raum für 1000 Pas sagiere. Capt. Thompson, ein Schiffs veteran, ist der commandirende Offi zier an Bord. Das zweite Washing toner Bataillon und zwei Batillone von Idaho werden die Verstärkungen für Admiral Dewey bilden. Auch der Dampfer „Pakshene" ist für den Transport von Truppen nach den Philippinen gechartert worden. Aufgebot von 100,000 Frei willigen. Washington, D. C., 14. Mai. —Es ist im Kriegsdepartement die Nothwendigkeit erkannt worden, eine größere Truppenreserve einzuberufen, und zwar ist es dem Präsidenten em pfohlen worden, eine zweite Proklama tion zu erlassen, welche mindestens noch weitere 100,000 Freiwillige einberuft. Da die militärischen Operationen aller Voraussicht nach viel bedeutendere Di mensionen annehmen werden, als ur sprünglich gerechnet, so wird eine solche Reserve als absolut nothwendig gehal ten. Die Okkupationsarmee für Cuba wird allein an. 100,000 Mann für den Anfang in Anspruch nehmen, und wie viele nachgeschickt werden müssen, wenn einmal'die Operationen wirklich b:gon nen, ist gar nicht abzusehen. Dann die Expedition nach den Phi lippinen. Man rechnest für diese zu nächst 12,000 Mann, beschäftigt sich aber mit der eventuellen Nothwendig keit, diese Zahl später verdoppeln oder verdreifachen zu müssen. Und Drit tens die Besetzung Porto Rico's, welche möglicherweise 30,000 bis 40,000 Mann erfordern mag. Dies sind die Berechnungen der Strategen des Kriegsdepartements. welche vom Se kretär Alger dem Präsidenten vorge legt worden sind. Ansichten des P a pst e s. Rom, 14. Mai. Kardinal Staatssekretär Rampolla scll sich über die Besetzung von Manila folgender maßen ausgesprochen haben: „Der Papst wird jeden Schritt unterstützen, welchen die Mächte thun mögen, um Seiten 5-8 Nr. 127. die Fortsetzung des Krieges zu verHins dern. Mit dem Siege von Manila haben die Ver. Staaten dem National stolze Spanien's vollkommen Genüge getl)on. Es würde ein schwerer Fehler sein, den barbarischen, verhängnisvol len Krieg fortzusetzen. Die Ver. Staa ten können nicht wünschen, Spanien aller seiner Kolonie'n zu berauben. Spanien ist jetzt nicht mehr isolirt. Es kann sich darein fügen, schmerzliche ter ritoriale Opfer'zu bringen, zu denen ihm ganz Europa räth, aber Spanien kann nicht Alles opfern. Europa wu d es nicht zulassen. Arbitration würde .'as einfachste Verfahren sein, aber gegenwärtig wird davon nicht gesprochen. Wir werden sehen, ob später eine gemeinsame In tervention der Mächte nicht befriedi gende Resultate geben wird." Deutsche Kreuzer für M a : nil a. Berlin, 14. Mai. Das deut sche Reich wird vorläufig keine weiteren Kriegsschiffe nach Manila schicken. Die außer den beiden bereits dort befindlichen deutschen Kriegsschiffen von Kiao Tschou aus nach Manila be orderten Schisse, der Panzerkreuzer „Kaiser" und ver zweitklassige Kreuzer „Prinzeß Wilhelm," haben auf der Fahrt dahin Nagasaki, an der Süd west-Ecke Japan's, angelaufen u. sind dort im Dock festgehalten. Falls es nöthig sein sollte, werden die beiden Kreuzer später nach Manila geben. Indessen sind, nach heutigen Meldungen aus Manila, die dortigen Deutschen sämmtlich in Sicherheit. Teutscher Tampser in Quarantäne. Auf dem Hamburger Dampfer „Au gusta Viktoria" befindet sich ein Blatternkranker. New - York, 14. Mai. Als der Dampfer „Augusta Viktoria" von der Hamburg - Amerikanischen Linie hier aus Hamburg, Souchampton und Cherbourg eintraf, stellte es sich her aus, daß ein 21-jähriger Russe, Na mens Jan Niesgada, von der Blat ternkrankheit befallen war. Der Kranke wurde nach dem Jsolir - Hospital ge bracht, und der Sanitäts - Commissär ordnete eine Quarantäne und durch gehende Desinsizirung des Schiffes an. Sämmtliche Zwifchenoecks - Pas sagiere sollen geimpft und nach Hosf man's Island Behufs Obseroations- Quarantäne gebracht werden. Wie der Phampagner zu dem Namen Sekt kam. Zweihundert Jahre sind es her, seit der Pater Kellermeister der französchen Abtei Hautviellers Dom Perignon die Kunst erfand, aus den Weinen der Champagne moufsirende Schau-mweine zu machen, die als,.Champagner" dann durch alle Welt gingen. Und achtzig Jahre sind es her, seit in Berlin der Name „Sekt" sür den Champagner- Schaumwein aufkaum und von da weiterging, so weit die deutsche Zunge klingt. Und das ging, wie die Zeit schrift „Küche und Keller", Hamburg, Steinway 24, mittheilt, so zu: Ludwig Devrient hatte in Berlin zum ersten male seinen köstlichen Falstafs in Shakespeares „Heinrich 4." gespielt. Nach der Vorstellung kam er wie ge wöhnlich in seine Stammweinstube zu Lutter und Wegner und bestellte dem vertrauten Kellner seine gewohnheits mäßige Flasche Champagner. Dies mal aber blieb er im Charakter der Rolle, die er eben gespielt, und so rief er dem Ganymed Falstaffs Worte zu: „Gieb mir ein Glas Sekt, Junge!" Rings herum saßen die ehrfurchtsvoll lauschenden Gäste: ältere, der Kunst und dem Geistesleben befreundet: Männer, jüngere Offiziere. Referen darien. Studenten, und da jedes Wort, welches der berühmte Künstler in der Weinstube sprach, von den Umhersitz enden durch Berlin getragen wurde, so erregte diese Aeußerung Devrients den Enthusiasmus des Stammpublikums. Wie auf eine stille Verabre dung hin von jetzt ab die gebil det sein wollenden Berliner in der Weinstube nicht mehr Champagner, sondern Sekt, und diese Bezeichnung wurde für den französischen Schaum wein schnell allgemein. Auf die Wider sinnigkeit. welche in dieser jetzt in ganz Deutschland üblichen Benennung des Champagners liegt, möchte das er wähnte Blatt zugleich ausdrücklich hin weisen. Shakespeare kannte natür lich den erst 100 Jahre nach ihm erfun denen Champagner-Schaumwein noch nicht, sondern trank mit seinen fröb' lichen Genossen den spanischen Sekt (vom spanischen vina seco, d. h. trock ener Wein), einen starken, süßen Wein, der aus trockenen Beeren gekeltert und vorzugsweise oon den Canarischen In seln (daher Canariensekt) bezogen ward. Aber Devrient's Wort war mächtiger als die Erkenntniß, daß Sekt und Champagner zwei ganz verschie dene Dinge sind, und es wird wohl heute kaum ein Fähnrich, der eine Flasche Champagner oerlangt, diesen Ausdruck gebrauchen, da ikm Sekt schon im Kadettenhause schneidiger klang. Falsch aber bleibt es doch im mer, wenn man den französischen Wein ' mit dem Namen nennt, der ein ganz anderes Getränk bezeichnet. In Denoer. Col.. ist nach einem reichbewegten Leben der stadtbekannte alte Herr und Veteran Fridolin Nee fim 79. Jahre seines Lebens ge storben. Onkel Neef, wie man ihn all gemein nannte, erfreute sich großer Beliebtheit und allgemeinster Achtung, deshalb ruft sein unerwartetes Hin scheiden auch allgemeine Theilnahme wach. Geboren am 17. März 1820 in Wolfach in Baden, bethätigte er sich 1848 unter Hecker an der badischen Revolution, obgleich er bereits franzö sischer Unterthan war. 14 Jahre lang betrieb er dann ein Hotel in Havre und schiffte sich im Jahre 1852 nach Ame rika ein, um sich dauernd in St. Louis niederzulassen. Doch rissen die Kriegs-- wirren den alten Revolutionsmann bald wieder aus der bürgerlichen Thä tigkeit heraus. Er trat in das 4. Re giment des U. S. Reserve-Corps ein, und als dieses nach 90 Tagen ausgelöst wurde, ließ er sich bei dem im Bundes dienst stehenden 10. Miliz-Regiment von Missouri anwerben. Bei der Ein nahme des Camp Jackson war er mit dabei. Er gehörte dem „Veteranen- Posten Nr. 42" der „Großen Armee der Republik" an und ist von seinen alten Kameraden zur letzten Nuhe bestattet worden.