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Toni. Von Wilhelm Herbert. Die hübsche Kammerzofe legte dem al ten Dorfnachtwächter die Hand auf die Schulter. Der „Laternenhiesl" so hatte der Volksmund den nächtlichen Schützer der Gehöfte zubenannt schmunzelte mit feinem gemüthlichen, verwitterten Ge sichte. „Was wollt's denn schon so srüh heraus?" sagte er. „Hören Sie mal!" lächelte die Kam merzofe geheimnißvoll. „Wer war denn der wunderhübsch:, schneidige Bursche, der da gerade den Bergen zuging?" Der Alte lachte. „Schau, schau!" sagte er. ~D' Dirn deln M der Stadt sind doch akarat so wie aus'm Land! Alle sind s' in Toni ver gafft!" „Ah!" rief die kleine Kammerkatze. „Toni also heißt er! Ein prächtiger Name! Und was ist er denn? Was treibt er denn?" Der Laternenhiesl sog an seiner Pfeife und schmunzelte vor sich hin. „A Luder is er a sakrischer!" meinte er. „Er singt die besten Schnaderhüpferl, er narrt die meisten Dirndeln, er voll bringt wenn er will die schwerst' Arbeit, er zwingt's meiste Bier, und beim Raufen haut er die stärksten Buben durch!" „Also ein Teufelskerl!" sagte die Kleine begeistert, nickte ihm einen Gruß zu und eilte in die Villa, um ihrer jungen Herrin das Erkundete zu hinterbringen. Baronesse Tilla? welche das Gebirgs leben bis jetzt zumeist nur aus den Volks stücken der „Schlicrsee'r". „Tegernsee'?" und verwandter Bühnentruppen kannte, interessirte sich nämlich, um die Lange weile der Sommerfrische etwas zu ver scheuchen, gewaltig für den hochgewachse nen, stolzen, schwarzäugigen Burschen, der täglich an ihren Fenstern vorbei zur Bergarbeit aufstieg und von ihr auf dem gleichen Wege zurückkehrte. Der Toni war aber auch nicht blmd. Für einen kecken Gebirgsbuben hat die Welt keine Grenzen. Nicht blos die braunwangigen Oberlandsdirndeln, auch die zartrosigen Stadtfräulein hat-' ten in seinem geräumigen Herzen Platz, und wie ihm nun gar der Dorf wächter so unter der Hand anvertraute, in der „Villa Amalia" interessirte man sich lebhaft für ihn. da wußt: er, wie viel's geschlagen hatte. Das Erste war. daß er Abens beim .sieimmarsch die Joppe kokett über die eine Schulter warf, das Hütl mit dem Auerhahnstutz auf's Ohr drückte, den Schnurrbart drehte und, als er in die Näbe der Villa jodeln anfing, daß ihn jeder Jmpressario sofort enga girt hätte. . Tillas Eltern, die mit einigen Be kannten auf dem Balkon saßen, waren ganz entzückt, so daß ihnen darüber das Erröthen und die Aufregung ihrer Toc hter entging, die allein verstand, wem diese Huldigung galt. . Man legte rasch einige Münzen auf einen Teller und schickte sie dem Bur schen hinunter. „Was willst denn mit dem Plun der"?" sagte der stolze Toni verächtlich zu dem Bedienten. „Um's Geld sing' i net!" Damit nahm er die Sil bermünzen, schob sie nachlässig ein, that einen Luftsprung, schwenkte sein Hütl herauf und ging mit einem hellen Jauchzer davon. Die Baronesse kam die halbe Nacht nicht zur Ruhe. Sie las noch mehre reKapttel aus verschiedenen Romanen, in denen überall die Liebe junger Mädchen aus der Gesellschaft zu fri schen Söhnen des Gebirges gefeiert war: dann endlich schlummerte sie zu süßen Träumen ein, worin sie bald als alückliche Bäuerin an einem offenen waltete, bald bei einem bäuerlichen Maifest mit Toni die Po lonaise eröffnete in Träumen giebt's nämlich auch im Dorf Polonaisen —; bald wieder zog sie als muntere Sen nin zu Thal. Ihr Herzensiubel erhöhte sich noch, als am nächsten Morgen Nelly, die Kammerzofe, mit der freudig geflü sterten Botschaft kam, vor dem Fenster habe dieser wundervolle Alpenrosen strauß gelegen. Der Kecke! War er nicht Nachts über den Zaun gestiegen, am Weinlaubstaket emporge klettert und hatte den zarten Gruß sei ner Herzensmaid vor die Scheiben ge legt?! Wie romantisch! Tilla glühte vor Entzücken. Rasch der ersten Eingebung fol gend warf sie einige Verse auf ein duftendes, rosenrothes Briefblättchen und schickte Nelly damit hinunter, als er vorüberkam. Er lachte, wie er die Kammerzofe sah. „Bist am net übel!" sagte er gna dig. „Geh, gieb mir a Bußel!" 'Wer weiß, was geschehen wäre, wenn Nelly nicht die Augen ihrer Herrin ge fürchtet hätte. So eilte sie kichernd da von. hütete sich aber wohl, von dem oben was zu sagen, was sie gehört hatte. „Sakra!" meinte der Bursche, als er im" Weitergehen das Brieflein öffnete. „Js ja nix d'rin!" Dann betrachtete er lachend die zier lichen Züge. „Da bist d' g'stimmt!" sagte er. „Lesen kann i net!" Und die glühenden Verse flogen in den Gebirgsbach. Für Tilla brachte der Morgenzug ei ne Ueberraschung. Edgar von Möller kam. Ihr Verlobter! Und den sie die letzten Tage fräfli cher Weise ganz vergessen hatte! Ach, es war doch wirklich auch zu stö rend. daß er gerade jetzt kommen muß te, da sich der Faden dieser romantischen Liebe so hübsch hätte weiterspinnen lassen. Sie behandelte deshalb ihren Ver lobten auch ziemlich ungnädig, sodaß sich dieser verblüfft und gekränkt darü ber bei ihrer Mama beschwerte. „Ach", lächelte diese, „seien Sie un besorgt und lassen Sie sich das nicht kümmern! Es sind hier auf das fein fühlige Kind in den letzten Tagen so viele neue Eindrücke losgestürmt, daß sie nicht gleich wieder den rechten Ton finden kann! Aber das giebt sich!" Man beschloß, das muntere Abendfest zu besuchen, welches der Sckützenverein des Dörfleins beim „großen Wirth" ver anstaltete. Es war herrlich dort. Unter den mächtigen Kastanienbäumen warfen bun te Lampions lauschige Lichtreflexe. Der würzige Nachtodem der Berge wirkte nach des Tages Hitze wohlthätig auf Leib und Seele, und eine fröhliche Weise um die andere auf der Zither vorge tragen erhöhte die Stimmung. Zwanglos saßen Einheimische Tisch bei Tisch. Scherz und Gruß flog hin über und herüber. Alles unterhielt sich prächtig. Nur Tilla, die mit ihren An gehörigen erschienen war und an der Seite ihres Verlobten saß. verhielt sich einsilbig, ihre Gedanken weilten anders wo ; nur ihre Blicke streiften hie und da die schmächtige, mehr zarte Gestalt ihres Verlobten. WaS für ein Riese an Kraft und Hel denhaftigleit war dagegen Toni! Plötzlich, wie aus der Erde gestampft, stand er da. Seine Augen sprühten und seine Ge stalt schien noch gewachsen. Die heiße Tagesarbeit, ein paar rasch getrunkene Glas Bier, der Festesjubel, die Musik all' das hatte seine Stimmung gestei gert. ' „He Du !" sagte er und klopfte nicht eben "sanft auf Edgars Schulter. „Drück' Dick ! Das is mei' Schatz !" Eine Unruhe entstand. „Was soll das heißen?" rief Edgar sich umwendend. Tillas Mutter sprang auf. Tie Baronesse saß blutroth, wie gebannt. An den Nachbartischen lachte man theils, theils rief man dem Bur schen beruhigende Worte zu. Auch der Wirth trat näher; aber im Flug, noch ehe sich einer recht über die Situation klar geworden, hatte der riesenkräftige Bursche Edgar sammt seinem Stuhle er faßt und über den Zaun in den Gemüse garten hinübergehoben, wo nun Tillas Bräutigam scheltend, protestirend und drohend mitten in einem Krautbeete stand. „So !" schmunzelte Toni vergnügt, „dös wär' g'schehn!" und griff nach einem andern Stuhl, um sich darauf zu setzen. „So, Dirndl, iatzt zahl' a Maß!" Da fühlte er sich von rückwärts an den Schultern gefaßt. Der Wirth, der Haus knecht und noch ein paar Freunde der Ordnung hatten ibn ergriffen und woll ten ihn hinausschieben. „Oho," rief er, als er ihre Absicht er kannte. „Rauswerfen wollt's mi. da seid's g'stimmt!" Ein Schrei, ein Klirren und Kollern und Tilla und ihre Angehörigen wurden von Bier und Speisen überschüttet; denn Toni hatte einfach den Tisch, an dem sie saßen, gepackt und zur Abwehr erhoben. Ein unglaublicher Tumult ent stand. Die Sommergäste schrieen, wäh rend sich ein dichter Knäuel, dessen Mit telpunkt Toni bildete, dem Ausgang zu wälzte. Plötzlich slog Alles auseinander. Seine Riesenkraft hatte die Angreifer ab geschüttelt. Mit alühenden Augen und gespannten Muskeln, wie ein wilder Sieger, kam er rasch wieder näher. "Da bin i. Dirndl!" lachte er. „Komm, iatzt tanz' ma die Maikäser hab' ich wegbeutelt!" Tilla sprang mit einem Schrei auf und klammerte'sich an Edgar's Arm, der inzwischen wieder über den Zaun her übergeklettert war. Da stemmte Toni die Arme in die Seite und zog die Mundwinkel herunter. „Js's so weit?" sagteer. „latzt reut mich, daß ich 's halbe Torf wegen Dei ner durchgeprügelt hab'! He. Wirth, a Maß ! Auf die Liebschaft pfeif' !" Und ging stolz von dannen. Tilla im Vertrauen gesagt und wenn der Ausdruck für eine verstattet wird pfiff auch ! Der tlinnöverliäuptliny oder die verliänyniljvoile Zchlllcht. Es war just um diese Zeit. Nur noch drei Manövertage, und es wurde zum letzten Male „Das Ganze halt!" geblasen. Der Manöoerhäuptling war quietschver gnügt. So tadellos war es ihm noch nie Manöoerhäuptling? Wie macht man tas? Indianerhäuptling ja. Aber Manöoerhäuptling? Was ist das? Nun. ein Mensch, ein Kulturmensch, wie ihn jedes dritte Regiment kennt. Un ser Manöoerhäuptling war kein Idealist, auch kein Realist, ein Gemüthsmensch, der alles mitmachte, was von außen an ihn herantrat, sonst faul, oberfaul, ein gleich giltiges Amphibium auf zwei Beinen, nicht kalt, nicht warm, nicht Adler, nicht Eule, ein gewesener Landwirth, Rentier in einem Provinznest, ein Säugethier ohne Familie. Seine wohlbeleibte Per son hatte nur einen Accent: der Herr Pa triot, einer von den Hurrah-Unbedingten. Und als solcher hatte er nur eine Liebe: das Militär, und nur eine Leidenschast: das Manöver. Er war zwar „nur" Reserveoffizier, auch „nur" Infanterist. Aber dafür war er Mitglied beider Kriegervereine seiner Stadt, der Schützengilde, der Bürger- Ressource, der Loge und selbstverständlich des Kasinos. Da gab es Gelegenheit ge nug. die geliebte Uniform anzuziehen, nicht aus Renommage, nein, aus Seelen bedürfniß. Und was die Hauptsache war, so oft das Regiment in der Provinzial- Hauptstadt ihn haben wollte, machte er eine Uebung oder auch zwei in jedem Sommer. Die Herbstübung mußte un dingt dabei sein. So weit die ältesten Premiers zurückdenken konnten, war un ser Manöverhäuptling Hauptmann und bei jedem Manöver gewesen. Das häufige Ueben hatt- seine Versetzung zur Landwehr verhindert. „Hauptmann der Reserve", das war sein heimlicher Stolz. Was that's, daß die aktiveren Kamera den ihn etwas despektirlich Häuptling Manöoerhäuptling nannten! Er war im Ganzen wohl beliebt auch bei den Vorgesetzten, obwohl er einen Fehlei hatte, einen großen militärischen Fehler. Der Manöverhäuptling konnte nicht reiten. Ein unbegreifliches Naturspiel, ein Flecken in der Sonne. Er getraute sich oder seinem Gaul entschieden hat diese Frage nie ein Mensch keinen Trab, geschweige denn einen Galopp zu. Beim Exerziren war er so stets auf fal scher Stelle, zur Kritik kam er erst hin, wenn der sie Abhaltend seine kritische Weisheit nahezu oder vollends erschöpft hatte. Man nahm diese Seltsamkeit von der humoristischen Seite, so lang es ging, und selbst der gestrenge Herr Oberst war jedesmal versucht, wenn er den Ma növerhäuptling zur Kritik heranschleichen sah, das Unmögliche möglich zu machen und außer dem linken auch das rechte Auge zuzudrücken, in dem das Monocle saß. Einen gelegentlichen Anschnauzer entschuldigte er mit dem Hinweis, daß das verdammte Biest, das immer nur Schritt ging, nicht „geht". Dabei hatte er vom Pferdeverleiher immer einenGaul, eine bejahrte Rosinante gechartert, dem es auch bei den unzartestenSporenberührun qen auf Ehrenwort nicht einfiel, je das gravitätische Schritttempo aufzugeben. Den ehrenwörtlich verpflichteten Gaul ritt er auch in diesem Manöver. Es war einfach famos gegangen. Drei Wochen lang hatten Roß und Reiter alle Freuden der' Manöverzeit unangefochten genossen. Die meisten Kameraden, selbst die Herren Stabsoffiziere hatten schon lle möglichen Nasen in der Tasche. Nie an einer Flanke, nie an einer Tete exponirt, war der Manöverhäuptling noch das purste Unschuldsblatt. Nur noch drei Manö oertage. was konnte da viel pas ren? Besondere Anstrengungen hatte es überhaupt noch nicht ge geben. Auch der Divisionär. der seit gestern führte, war kein Leuteschinder. Im Gegentheil. Die ältere bedäch tige Exzellenz war ein jovialer Gentle man und braver Familienvater. Zum Angriff, das heißt zum strapaziöseren Theil für die Untergebenen, entschloß er sich nur im Nothfall. Seine Stärke war die Defensive. Insonderheit lieb te er das Schanzen. Ein Angriff des jungen beweglichen Gegenführers war gestern glänzend abgewiesen worden. Die Position wurde bis in die Nacht noch durch Schützengräben und Batte riestände verstärkt. Der „Jüngling von drüben" sollte auch am zweiten Tage seinen Meister finden. Das Avancement Zum Kommandirenden war ihm sicher. Mit diesem Gedanken hatte Exzellenz den „vertraulichen" Manöverbericht, den er allabendlich an Frau und Töchter schrieb, geschlossen, mit ihm auch seine Augen zur Nacht ruhe. Der früheste Morgen brachte eine kleine Ueberraschung. Die Fühlung mit dem Gegner war über Nacht ver loren gegangen. Niemand wußte, wie weit der mit seinem blutigen Kopf zu rückgegangen war. Rechts von der Hauptstraße ab. so lauteten überein stimmend die letzten Meldungen. Ex zellenz wurde ein wenig nervös. Die Generalidee nöthigte ihn zwar nicht di rekt zum Vorgehen. Aber die Fühlung mit dem Gegner wiederherzustellen, er forderte schon seine Reputation als Führer. Fatal, die schönen Maul wurfslinien zu verlassen! Aber ge wann der Meister der Defensive auch ein Offensivtreffen, dann war ihm der Kommandirende todtsicher. Exzellenz wartete noch ein wenig. Dann siiegte sein Ehrgeiz. Es war schon sieben Uhr vorbei, als die Division antrat. War's Bestim mung, war's Mißverständniß, das Ba taillon. in welchem der Manöverhäupt ling eine Kompagnie führte, wurde Avantgarde, und gerade seine Kompag nie kam an die T'te. Machte sich ein Verhängniß sprungbereit? Wo saß dies Verhängniß? Mißtrauisch betrachtete er die Rücken der Herren, die vor ihm bei der Spitze ritten, des Majors, des Obersts, des Brigadiers, des Generals. Die Anderen, die Führer der Kavallerie und Artillerie, die Adjutanten kamen nicht in Betracht. Welches der Genicke da vorn sollte ihm heute das seine bre chen? Unnütze Gedanken! Waren ja alles Prachtkerls, jeder auf seine Art, und Exzellenz war in heiterster Laune. Zwei Stunden war man schon im Marsch. Mit allen erdenklichen Vor sichtsmaßregeln ging Exzellenz vor. Die Sonne brannte schon eklig auf die stau bige Chaussee. In der Uebermuths stimmung der Adjutanten neben ihm hatte der Manöverhäuptling sein Gleichgewicht längst wiedergefundn. Und nun wirklich? Exzellenz drehte sich mit jovialem Lächeln um und winkte ihm. Mit hörbarem Knack schlug er seinem Rassegaul die Sporen in die Rippen, und in sausendem Schritt war er alsbald Exzellenz zur Seite. „Man sagt. Sie führen stets einen guten Tropfen bei sich, Herr Haupt mann!" 'lächelte Exzellenz und entwi ckelte dabei sein Frühstück. „Zu Befehl, Exzellenz!" „Meinen leider vergessen und hier", er deutete auf die gleichfalls lächelnden anderen Vorgesetzten, „nur noch halbe Rationen." „Bitte gehorsamst, Erzellenz!" Mit einem tiefjovialen Schluck leer te Exzellenz die Feldflasche zur Hälfte. Strahlend kehrte der Manöverbäupt ling auf seinen Platz zurück. Komme was da wolle, seine persönliche Schlacht war gewonnen. Es wollte noch immer nichts kommen, keine Meldung, kein Feind. Exzel lenz sah ab und zu nach dem Höhenzug hin, der im Abstand von etwa einer hal ben Meile die Straße links cotohirte. Unsinn! Von da kann er ja gar nicht kommen. Die Schwadron, die Exzel lenz als Extraaufklärung nach der Höhe beordert hatte, mußte ihn ja längst gesunden haben. Die rechte war die wirklich gefährdete Flanke. Aber auch von da keine Meldung. Sine weitere Stunde verging. Man ulkte bereits über den „unsinnig querbeet" ausgerück ten „Jüngling von drüben", als eine leise Erschütterung, wie wenn man mit der Faust leicht auf den Tisch schlägt, die Luft von irgend woher durchzit terte. Im Nu waren alle Gesichter :rnst, alles verstummte. Gehörstäusch ung? Zu sehen war nichts, absolut nichts. Aber kaum hatte das Gespräch auf's Neue eingesetzt wieder, ganz -nls der Ferne, ganz schüchtern: Bumm. Auch in den Kolonnen hebt man die ?alb stumpfsinnig in der Hitze gesenkten Nasen „aus dem Dreck". Die Feld stecher der Chargen fliegen aus den Fu tteralen., Die berittenen Offiziere stel len sich in die Bügel. Und wieder Bumm! das verdammte Pulver ohne Rauch! Zu sehen ist noch immer nichts. Bumm! —Bumm! „Himmelelement! Wo steht denn die Gesellschaft!" braust Exzellenz auf. Athemlose Stille. Das halbverzehrte Frühstücksbrod beginnt in der Hand von Exzellenz einen kleinen Tanz. Die Feldgläser der Suite suchen am Ho rizont. als gälte es. in der nächsten Sekunde einen neuen Kontinent zu ent decken. „Dort links! Auf der Höhe!" stößt ein Adjutant mit unterdrückter Erre gung heraus. Wie an der Strippe gezogen rucken sämmtliche Feldstecher nach der ganz unmöglichen Richtung. Auf der Höhe l —links? Wahrhaftig! Da flimmert die Luft über dem Berg. Bumm! Bumm! Bumm! „Wo zum Henker kommen denn die in unsere Flanke?" Es war mehr eine halb laute Selbstfrage von Exzellenz. Nun er den Feind sah, war seine Betroffenheit auch schon im Verfliegen. „Die ersten drei Batterien das Feuer aufnehmen, das vorderste Bataillon gegen die Höhe entwickeln! Division links um. halten, nieder! Kavallerie hinter den rechten Flügel!" Ruhig, fast eisig klingen die knappen Besehle. Klirrend jagen die Unterführer zu ihren Truppen, Kommandorufe, hin stürmende Adjutanten, auffahrende Bat terien, vorgehende Kompagnien in Linie, der erste Schuß aus dem ersten diesseiti gen Geschütz die Manöverschlacht ist eröffnet. Dem Manöverhäuptling war nicht sehr'wohl zu Muthe. Verdammt, so auf dem Flügel exponirt zu sein. Er sollte scharf halbrechts sich ziehen, um den an deren Kompagnien Raum zur Entwick lung zu geben. Das gelang ihm nicht zur Zufriedenheit des Majors. Wieder kam der Adjutant. „Befehl: Immer noch mehr halbrechts!" Die Leute gingen schon fast mit ganz rechtsum, Mann hin ter Mann, und nun „immer noch mehr halbrechts!" Der Major macht diesen gröbsten aller Fehler, den Reihenmarsch in feindlichem Feuer, nicht ich. dachte er etwas grimmig. Und der Fehler rächte sich auch gleich. Die Kompagnie des Manöverhäuptlings kam an ein weniger breites als tiefes Gewässer. Eine Brücke war nicht zu sehen, und es mußte gehal ten werden. Alsbald kam der Major. „Herr, in drei Deuwels Namen! Sie müssen dadurch!" Gefechtsnervosität. Da werden Män ner zu Hyänen im Ausdruck. Der Major ritt zu den anderen Kompagnien. Es ging aber auch nicht in drei Deuwels Namen. De'r ehrenwörtlich verpflichtete Gaul hielt es für außerhalb seiner Ver pflichtung, seine Beine als Lothstangen herzugeben. Das Roß sah tiefer als der Reiter. Es machte daher an der Ufer kante eine Wendung, nicht vehement, nein, wohlwollend genug, daß der überraschte Reiter noch rechtzeitig an dem letzten Haarbüschel der einst stolzen Mähne sein bedrohtes Gleichgewicht wieber herstellen konnte. Die Leute lachten. Die Situa- tion wurde unmöglich. Da sauste auch schon der Regimentsadjutant heran. „Der Herr Oberst läßt bitten!" Das fehlte noch gerade. „Und Galopp, Herr Hauptmann. Sa che äußerst wichtig!" fügte der entsetzliche Mensch mit sarkastischem Augenblitzen aus eigener Machtvollkommenheit hinzu und war weg. Der Manöverhäuptling brachte den Schinder wie gewöhnlich nicht aus der Stelle. Mit Beinen und Armen machte er die heftigsten Schwimmstöße. Was hätte er jetzt für einen Galopp ge geben. Der Anblick davon mußte ent waffnen. Aber das Roß sah weiter als der Reiter. Wenn der Reiter bei der un gewohnten Galoppade herunterfiel, sich was brach! Es war für das Roß nicht auszudenken.' Mit Gleichmuth nahm es die eisernen Rippentriller hin. Es wußte überdies, daß der Prophet zum Berge zu kommen Pflegt, wenn der Berg durchaus nicht zum Propheten will. Und richtig, der Herr Oberst Ten Manöoerhäuptling überliefen Gänsehäute kreuz und quer. Schon war der Gewaltige da. „Herr Hauptmann, was soll das Alles heißen?" „Zu Besehl. Herr Oberst!" „Herr Hauptmann, das ist mir unver ständlich, völlig unverständlich!" „Zu Befehl,' Herr Oberst!" „Ha, Herr, was treiben Sie denn da eigentlich mit Ihren Leuten?" „Zu Befehl, Herr Overst!" Im ganzen großen deutschen Wort schatz fand der Fassungslose keine andere Wendung. Hinter des Obersten Monocle braute sich ein Donnerwetter ohne Glei chen zusammen. In höchster Noth kam Hilfe, der Brigadeadjutant, der dem Obersten den Besehl überbrachte, nicht weiter vorzugehen, es handle sich nur noch um einen anständigen Rückzug. „Lassen Sie Ihre Leute längs dem Fluß ausschwärmen. Das Uebrige wird sich finden." ~Zu Befehl, Herr Oberst!" Und es fand sich. Excellenz hatte sich gründlich oerrechnet, wenn er gehofft hatte, es vielleicht nur mit einein Detache ment des Gegners zu thun zu haben. Es kam wie stets beim Militär, es kam „ganz anders". Die Gegenentwickelungen zeig ten, daß „alles da war". Mit unheimli cher Schnelligkeit tauchte vor allem die gesammte feindliche Artillerie auf dem Höhenkamm auf und pfefferte, was das Zeug hielt, in die ungeschützten Kolonnen an der Chaussee. Da die Entfernung richtig einvisirt war, erklärten die Schiedsrichter Excellenz für stark er schüttert. Er war es in der That. <?onst hätte er nicht einen solchen Rückzug an getreten. Ercellenz klebte an der die der Gegner, von Position zu Position wechselnd, 'beständig unter heftigstem Ar tilleriefeuer hielt. Excellenz war völlig im Wurstkessel. Die Kritik fiel natür lich höchst unglücklich aus. und so was pslanzt sich be'kanmlich nach unten in ge steigerten Potenzen sort. In den dies seitigen Quartieren herrschte Niederge schlagenheit und Unmuth. Excellenz schrieb einen sanft vorbereiteten Brief an seine Gattin. Der Oberst und der Major harten konferirt. Ein Befehl an den Ma növerhäuptling, sich sofort beim Major zu melden, war das Resultat. Nichts Gutes ahnend, war er gegen sünf Uhr „ganz gehorsamst" zur Stelle. „Ah. mein Lieber." sagte der Major, als ob nichts geschehen wäre, „da habe ich das Manöoertagebuch. Ueber den Ver laus des heutigen Gefechtes werden Sie als T''tenführer am besten unterrichtet sein. Ja, sehen Sie —da fehlen auch die Gefechtsberichte der letzten acht Tage. Mein Adjutant ist mit Geschäften über laden. Sie haben wohl die Freundlich keit. Einige Zettelnotizen liegen bei. Es wird Ihnen nicht schwer fallen, das durch Erkundigungen an geeigneten Stellen zu ergänzen. Richtig, und dann oermisse ich noch sämmtliche Croquis. Auf peinlichste Sauberkeit gerade dieser orientirenden Zeichnungen lege ich einen besonderen Werth. Mir ist Ihr Zeichentalent von früher her bekannt. Es ist zwar schon etwas lange her, aber da Sie in jedem Jahre üben nicht wahr? .Hübsch in Farben ausgeführt, gefallen Ihnen die Croquiszeichnungen auch am besten? Den heutigen Bericht bitte ich nebst Croquis- Entwurs bis bis um 7 Uhr sertig stellen zu wollen. Ich möchte mich an ei nem Beispiel überzeugen, daß sie meine Intentionen, woran ich ja nicht zweisle, richtig aufgefaßt haben. Ich danke. Herr Hauptmann, bis 7 Uhr also, wenn ich bitten dars." Das war des Manöverhäuptlings Todesurtheil. Er hatte keine vergnügte Stunde mehr in den letzten Manöverta gen, und auch die Woche über, die er in der Garnison noch zu üben hatte, ging mit Fragen und Schreiben, Erkundigun gen und Zeichnen darauf. Und er wurde doch nicht fertig. Ein Teufel hatte die Manövertagebü cher erfunden, und ein Beelzebub den Auftrag für ihn ersonnen. Ein Hohn auf die Weltgeschichte! auf die Berechti gung ehrenvoller Muße nach den Anstren gungen des Tages! Eine Chikane gif tigster Art! 'Himmelkreuzhagel! Das ging denn doch über die Schnur an dem Civilhut, den der Manöverhäuptling schon längst wieder trug. Und dabei war der Major mit seinem ewigen „halbrechts! halb rechts!" an dem ganzen Salat schuld. Wohl zwanzig mal am Tage ging er an den Uniformschrank und strich mit der Hand über die weichen Tuchstücke. Was würden wohl die Städter sagen, die Ver eine? Es gewährte ihm keine Befriedi gung, als er hörte Excellenz hätte eine an dere Division, mehr im Landinnern, be kommen. Der blaue Brief war noch ein mal gnädiglich ungeschrieben geblieben. Der Major, der an allem schuldige Ma jor. blieb beim Regiment. Das ewige Fragen, wie's ihm diesmal im Manöver ergangen, drückte den Stachel noch tiefer in seine verbitterte Seele. Dem Major wieder begegnen, nein! Die Kleineren müssen ja immer für die Größeren büßen. Besonders beim Militär. Ueber dem Tagebuchgeschmiere hatte er ja das Schreiben wieder gelernt. Wurst ihm, die ganzen Städter! Und der Manöoerhäuptling setzte sich hin. Er konnte zwar nicht recht sehen, was er schrieb. Die Augen flimmerten und blinzelten fortwährend. Ein Seuf zer. ein Ruck, zur Post gestürzt Das Abschiedsgesuch wurde freundlich genehmigt. Hans Donalies. Belohnter Fleiß. Der kleine Karl: „Für jede Eins, die ich bei der Censur mit nach Hause bringe, bekomme ich von Papa einen Groschen in die Sparbüchse." Tante: „Wieviel hast Du denn schon drin?" Der kleineKarl: „Bis jetzt sind es schon 10 Pfennige!" > Ein gutes Kind. Mama: Aber Karlchen. Tu bringst ja dem Papagei das Fluchen bei?" Karlchen: Aber nicht doch. Mama, ich sagt ihm ja nur die Worte, die er Nicht sprechen darf. Aus der Schule. Lehrer: „Was sagt Schiller von der Hausfrau?" Schüler: Wehe, wenn sie losgelas sen!" MlUilW MMIe. , S,Mpatliie-Wittc!. Von Jochen Knaak. 4 Uns 01l Großmudder Bramer is krank. Wat ehr eigentlich fehlt, dat weit ick nich, awer dat is so'n beten von Höges Oeller, en beten Ruhmatismus un ook wol'n be ten Gicht un Buukweihdag un trotzdem se'n Dokter harr, künn se doch nich star wen un so segt se denn eines Dags to ehren Großvadder: „Ick weit nich. wat dat heit. Vadding, awer de olle Dokter schient mi doch nich veel to weiten, wat meinst Du, will'n wi dat mal mit de „Zimpethie" versöken?" "Ach Mud ding segt Großvadder wat will n wi uns noch lang mit de „Zimpethu awgewen. ick denk, wenn de Dokter Dl nick helpen kann, denn ward de „Zimpe thie" Di ook nich in't Graw bringen am End warst Du noch wedder gesund! Ja, dats wol so segt Großmudder dato awer wenn't nicks nich helpt schaden kann't ook nich veel, lat un-- dat doch mal-versöken!" Un as se noch so reden, dunn kummt Mudder Rathsch rin, üm sick doch mal nah de krank Fru ümtoseihn. un so as se von de „Zimpethie" hört, legt se ws: Lüd un Kinnings dat hew ick jo gliek von Ansang segt. gegen den Reis mus da kann so'n Dokter nich an, wat weit äwerhaupt so'n Dokter von so n Krankheiten; ne, Lüd. wenn Ii den Reis mus ornlich to Liew gahn willt, denn mütt Ii dat mit de „Zimpethie" verko ken!" Tat duert ook gor nich lang, dunn harr se de beiden ollen Lüd rümsnackt, dat se dat mal mit Mudder Klüstermarksch versöken süllen. 01l Klüstermarksch is de söwte Dochter von de söwte Tochter un se kann nich blos de Suchten breken, de Tähnweihdag stillen. Reumatissen be spreten oder dat Huus beswören. so dat de Blitz nich inslagen deiht. sonnern se kann ook Korten leggen. de Tokumt apen boren un lütt Kinner impsen. Nebenbi versteiht se ook Medizin to kaken. de vor Swindsucht. Buukweih- un dag belpt, un wenn Ein sick'n Finger aw sne'den het. un he deiht blos'n beten von de Medizin darup, denn was't em glieken niegen Finger. Well, disse kloke Fru lull nu Grotz mudder Bramer helpen. Mudder Rathsch weit ook ganz genau Bescheid mit de „Zimpethie" und so segt se denn to Groß vaddern: „Sh. Vadder Bramer. wenn Tu de Ollsch bestellst, denn dörsst Du von Die nen Huus bet nah ehren Huus tein ein zigch Wort nich spreken; Tu dörsst kei nen Hoth un ook kein Mütz nich upsetten und dörst to „Ehr" nickts nich wieder re den as dissen Spruch: „In meine Noth komm ich zu Dich, Meine Mudder jammert fürchterlich. Und wenn Du uns willst Helsen, Dann komm so gegen Elfen!" Wenn Du den Spruch herbed't heft, denn makst Du drei Krüzen un geihst wedder trügwarts ut de Döhr rute. Sieh ook jo ganz vörsichtig, dat Tu kein Wort reden deihst, ganz egal, wer Di anred't, denn sünsten helpt de „Zimpe thie" nicks nich." Vadder Bramer let sick denn den Spruch noch so'n Dutzend Mal oörbeden un as he ein utwendig wüßt, dunn güng he los, in bloten Haaren, nah de klote Fru, de de söwte Dochter von de söwte Dochter was, awer he was noch nich wiet von sienen Huus, as Jochen Karow hin ner em an ropen deiht: „Halloh, Fritz, wats de Mätter, Du löpst jo so un hest nich mal.'n Hoth upset't?" Awer Großvadder deiht. As harr he gor nicks nich hört un tüffelt ruhig wieder. Dunn begegnet em BäckerSchneidersch; de bliwt up de Straat stahn, stemmt beide Händ in de Siet un röppt: „Herrjescs, Fritz Bramer. wat's los, is'n Unglück passirt?" Awer Fritz geiht ruhig wieder bet an de nächste Eck, wo em d: Herr Pa stcr in de Quer kamen ded. Herr Paster kiekt Großvadder so äwer siene Brillen an und segt: „Gott zum Gruß, lieber Bater Bramer was ist denn los, daß Sie so rennen und gar ohne Kopfbedeckung !" Großvadder giwt em einen ganz ver zweifelten Blick, makt dat Muhl en paar mal up un to, grad as so'n Fisch,.wenn he nah Lust jappen deiht he wull wol wat seggen, awer he dörst jo nich un so güng he denn wieder un let den Herrn Paster up de Eck stahn, de ganz verwun nert mit'n Kopp schüddeln ded un so vör sick hen brummt: „Ganz eigenthümlich sollte der ar me Mann seinen Verstand verloren ha ben? Oder sollte daheim bei ihm ein Unglück passirt sein? Seine alte Lebens gefahrtin ist ja schon lange kränklich, ich muß mich doch mal nach ihr umsehen!" Un damit geiht de Herr Paster wieder, während Großvadder glücklich un ohne Gefohr nah de klote Fru hengelangt un richtig sienen Spruch herbed't. Mudder Klüsterwarkfch befünn sick denn ook keinen Oogenblick. Se bind't sick gliek ihren grooten Uemslageldook üm, nimmt ehren Sätschel, wo se ehr Medizin in het, ünnern Arm, un kum dat Großvadder rut is, stöwert se hinner em an. Ohne Upenholt kömen se denn ook bi Großmudder an und Klüstermarksch geiht den Reumatissen gliek mit ehr Zimpethie" to Liew. Nu is awer ein von de grötsten Noth wendigkeiten bi de „Zimpethie", dat dat allens still awgahn deiht. Da dörw kein Wort wieder spraken Warden, as wat de kloke Fru to seggen het. un Großvadder harr leiwer de Stuw awslüten süllt; da harr he awer nich an dacht und so kam denn Mudder Klüßendörpsch herinner. Se is'n beten wat driest un het'n groot Muhlwark un so legt se denn los: „Herr gott noch'n Mal, Lüd un Kinner, wat hewt Ii up Juch ollen Dag noch an stellt? Ick hew doch eben de Hewamm hier rinner gahn seihn is dat würklich an dem?" Großvadder söll binah in Ahnmacht, Großmudder säd kein Wort, awer 01l Klüsterwarksch legt los un schimpt Klü ßendörpsch ganz gehörig ut, wat se sick üm anner Lüd ehr Angelegenheiten to kümmern harr un veel harr gar nich fehlt, denn harr'n se sick noch in de Haaren kregen, to'm Glück awer köm in den Oogenblick Mudder Karowsch rin. Se is'n leiwe, stille Fruu un so segt se denn ganz liesing: „Herrgott. Nahwer, Ii hewt jowol de Hewamm in'n Huus, dat harr ick jo gor nich mehr sör möglich Hol len bi Juch olle Lüd; is't all da? Wat is dat?" Awer kum harr se utred't, dunn köm Mudder Köpken rin. Se is ook ein von de Frugenslüd, de en groot Muhlwart Hebben un wenn seen beten upgeregt is, denn fangt se gewöhnlich an to buhlen un ditmal schiente seen beten upgeregt to sien, denn se huhlte los. indem se Groß muddern üm den Hals fallen ded: „Mien leiw Nahwersching. also dat is Dien Krankheit? Dat harr ick nich dacht, dat Ii ollen Lüd Juch noch up sowat inlaten deiht (un dunn huhlte seen beten un fohrte denn up Großvaddern los un röpt) Du olle scheiwbeinige Schaapskopp füllst doch mihr Verstand Hebben!" Well, as Köpkesch noch so schimpen deih.t, dunn kümmt Schohknechtsch un nah'n beten Pohrepsch un dunn Schoh makersch un noch'n ganzen Swarm Fru- genslüd, de all weiten Wullen, wat de He wamm bi de ollen Lüd to dohn harr. Natürlich fünden se bald ut, dat se mistehken wiren un dat de kloke Fru blos Großmuddern ehren Reumatissen mit „Zimpethie" to Liew gahn süll un dunn güng dat Zausteriren irst los. „Gah't mi doch von'n Liew mit de „Zimpethie"," röppt Klüssendörpsch „aegen den „Reismus" da helpen blos Mooskatüsfeln. - Wi trecken Großmud der en Paar von Großvaddern sien Büxen an un denn kaken wi ehr Katüffeln un de mütten moos't Warden un denn stop pen wi ehr de Mooskatüsfeln so heit, as se dat man verdragen kann, in de Büren rin. Un wenn de Mooskatüsfeln kolt sünd, denn is ook de „Reismus" weg!" Un kum het se utred't, dunn güngen gliek en paar von de Wiewer to Wark. Ein makt Füer an, de annere halte Ka tüsseln un Water. ein paar versuchten Großmudder de Büxen antotreckcn un ob se sick ook strüben ded, dat hülp ehr allens nich un bald harr se de Büxen an. Dat geföll äwer 01l Köpksch nu gor nich. „Mooskatüsfeln fegt se un tröck dabi ehr olle lange Snuut so hoch ick möcht blos weiten, wat Mooskatüsfeln helpen miene Meinung nah kann hier blos'n ornliches Kneden un Strieten hel pen!" Un damit güng se gliek up Groß muddern los, un füng an, ehr to kneden un strieken, so dat de arm Fru brun un blau würd, un ganz egal, ob Großmud der ook noch so oeel jammern ded, dat hülp ehr allens nicks, denn twei oder drei Frugenslüd Höllen ehr fast un se müßt wol still Hollen. Und as se genog streken und kned't was, dunn segt Mudder Karow: „Jo. dat's all alright. awer nah dat .Kneden gehört en ornliches warmes Bad!" Un kum harr se dat segt, dunn harr'n ook gliek en paar von de Frugenslüd 01l Klüssendörpsch ehr schönes warmes Ka tüsfelwater in de Waschbütt gatcn un dunn kregen se 01l Großmduder to säten un se mücht so veel Um sick slagen, as se wull un jammern un flehn dat hülp allens nicks, se würd in de Waschbütt set't un veel harr nich fehlt, denn harr'n se de 01l Fru to Dod malkert, denn de Besinnung harr se schließlich all verloren, wenn nich to'm Glück de Herr Paster herinner kamen wär. Herr Paster makte awer körten Pro zeß. He ded irst Großmudder wevder in't Bett leggen un dunn jagte he all de Fru aenslüd to'm Huus herut, UN dunn red'te he mit Großvaddern en irnstes Wurt. He säd, Großvadder sull sick nich mit de Frugenslüd inlaten, denn de würden ein dat Huus äwern Kopp wegdragen un manch Ein wär dat all slecht bekamen, dat he sick mit de Frugenslüd inlaten harr. Un wat nu nothwendig wär, dat wär, dat Großmudder Ruh Hebben müßt un denn würd he. de Herr Paster, einen Dokter schicken! Un damit güng he weg un bald darup köm de Herr Dokter un Großmudder was nu mit de Wiel schön inslapen, denn de ollen Frugenslüd harr'n ehr doch bannig mod matt. As denn de Dokter seg, wo sanft de 01l Fru slapen ded (he wüßt jo nicks nich davon, wat mit ehr all vörgahn was) dunn segt he: „Ja. ja ick hewt jo gliek segt. mien Medizin wür ehr wol wedder rümbrin gen o. ick verstah im up so'n Krank heiten!" Well. Großmuddern het de Geschieht nich veel schadt in'n Gegendeihl. se is nu up de Betereung, awer de Dokter un Köpken Mudder un Klüssendörpsch un Karowsch stried-n sick jetzt daröwer, wen sien Mittel wedder gesund matt het. )mm kjtilyndo und der sod. Spanisches Märchen. Es war einmal ein Mann, Namens Juan Holgado, und das kann ich Euch oersichern: einen übleren Namen hätte er gar nicht haben können, denn der arme Schlucker besaß aus der Welt nichts als den Morgen und Abend, für zwei Pfen nige Hunger und für drei Pfennige Noth. Dafür'hatte er einen Haufen Kinder mit Schlünden wie die Haifische. Nun sagte einmal Juan Holgado zu seiner Frau: „Diese Schlingel sind sol che Freßsäcke, daß sie im Stande wären, den Docht aus der Oellampe zu verschlin gen. Ich würde nun gar nicht böse sein, könnte ich einmal ganz sür mich allein ei nen Hasen oerspeisen." Seine Frau, eine gute, dumme Seele, verlauste, damit er nicht über die Kinder wüthen sollte, eine Mandel Eier, die ihr die Hühner bescheert hatten, erhandelte ei nen Hasen, schmorte ihn mit Brühe und Pastetenteig und sagte am anderen Tage zu ihrem Manne: „Hier hast Tu im Bündel einen ge schmorten Hasen und einen halben Laib Brot, das nimm mit Dir ins Feld und laß es Dir gut schmecken." Das ließ sich Juan Holgado nicht zweimal sagen; er ergriss das Bündel und lief davon, als hätte er's gestohlen. Nach dem er so anderthalb Meilen abgelaufen hatte, setzte er sich, glücklich wie ein König, in einen hohlen Öelvaum, empfahl sich dem Schutz der heiligen Jungfrau de la Soledad. zog aus dem Bündel Brot und die Pfanne sammt dem Hasen hervor und sing an zu schmausen. Auf einmal aber, denkt nur! saß. ohne daß er wußte, wieso und woher, ihm ge genüber ein altes, in schwarze Lumpen gehülltes Weib, häßlicher als ein Dämon und gelber und ausgemergelter als ein Pergament von Simancas. Augen hatte sie, so eingesunken und erloschen wie eine Küchenlampe ohne Oel; einen Mund wie ein Thor, und gar die Nase, was meint Ihr? von der war überhaupt gar nichts zu sehen, nur ein Loch. Er verwünschte die „gesegnete Mahl zeit". die ihm diese vom Himmel gefallene Gesellschaft bot, aber was war zu thun? Da er kein Barbar war, so fragte er, ob ihr etwas von seinem Essen gefällig wäre. Da daS alte Weib nicht- Anderes woll te. so ließ sie, um richt unhöflich zu sein, die angebotene Artigkeit zu, setzte sich und begann zu eyen. Das war aber schon kein Essen mehr, vielmehr ein Schlingen! Welche Hapven! Eins, zwei, drei hatte sie sich den ganzen Hasen zwischen Brust und Rippen geschoben. „Beim Leben des Gottes Bakuhs, der der Gott der Kühe ist." sagte Juan Hol gado zu sich selbst, „wäre es nicht am En de besser gewesen, meine Jungens hätten den Hasen gefressen als wie dieses Teu felsweib? Aber wenn der Bettelmann nichts haben soll, so fällt ihm noch die Butter vom Brot." Als die Alte fertig war und leinen Schwanz vom Hasen übrig gelassen hatte, sprach sie: „Juan Holgado, Dein Hase hat mir recht gut geschmeckt." „Das hab' ich gesehen/' knurrte Juan Holgado. „Ich will guch Dir erkenntlich zei gen." „To möget Ihr noch tausend Jahre le ben", entgegnete Juan Holgado mit gut müthigem Spott über die hinfällige Alte. „Das werd' ich schon," bestätigte diese; „ein paar mehr zähle ich schon ; denn Tu mußt wissen, ich bin der leibhaftige Tod." Juan Holgado machte vor Schrecken einen Satz in die Luft. ..Entsetze Dich nicht so. Juan Hol gado. denn Dich geht das nichts an. Um Dir Deine Wohlthat zu belohnen, will ich Dir einen Rath geben: werde Arzt, und daß es in der ganzen Welt keinen geben soll, der mehr Ruf und mehr Pesetas gewinnen wird, dafür laß mich nur sorgen." „Gevatterin, ich bin's wohl zufrie den, daß sich Euer Gnaden für eine gu te Handvoll Jahre meiner nicht erin nern will. Das Uebrige aber, Doktor fpielcn und dergleichen, ist nichts für mich." „Warum nicht, Mann?" „Weil ich nicht studirt habe." „Das macht nichts." „Aber ich weiß weder Latein noch Griechisch." „Das kommt auch nicht darauf an." „Ich kenne auch weder die eine noch die andere Pologie." „Das ist einerlei." „Ich kann aber auch nicht über die Einigkeiten hinauszählen." „Das ist Alles eins." „Habe auch nie Bekanntschaft gehabt mit der Anna Tomie." „Das ist ganz gleichgiltig." „Aber ich versichere Euch, ich kann nicht schreiben, weil mir die Hand zit tert, noch lesen, weil mir das Schwarze vor den Augen flimmert." „Düle, bola, düle. immer dasselbe Geplärre!" rief der Tod aus. der über so viele Schwierigkeiten bei allen Teu feln fluchte. Zum Henker mit Dir. Juan Holgado! Du hast einen Kopf, bärter als eine Bombe! Erklär' ich Dir denn nicht seit einer Stunde, daß das Alles nichts ausmacht? daß es unnöthig ist? Ich gebe keinen Pfif ferling um die ganze Doktorenweisheit. Ich komme weder, noch gehe ich. weil sie mich rufen oder verscheuchen; ich thue, was mir beliebt, und lache die Aerzte, aus; und wenn es mir gerade einfällt, krieg' ich einen von ihnen bei den Ohren und nehm' ihn mit. Als die Menschen in die Welt gesetzt wurden, gab es keine Aerzte, und so wurde die Sache schnell und gut abgemacht. Aber seitdem man die Aerzte erfunden bat, haben die Methusalems aufgehört. Tu sollst Doktor und dreimal Doktor sein, und wenn Du Dich weigerst, so nehme ich Dich mit mir. so zuverlässig wie eine Übr. Und nun höre und halte den Mund! Du sollst in Deinem Leben nichts als Wasser aus dem Zuber ver schreiben, verstanden?" „Hab's mir schon hinter die Ohren geschrieben," bestätigte Juan Holgado, der wüthend wurde und mehr Lust hat te, dem Tod eine Maulschelle zu verse tzen, als ihn anzuhören. „Wenn Du in einen Alkoven trittst und mich am Kopfende des Krankenla gers sitzen siehst, so erkläre unumwun den. daß der Kranke sterben müsse, daß kein Kraut dagegen gewachsen sei, und daß man ihn sakramentiren solle. Wenn ich indessen nicht da bin, so ver sichere, daß er nicht sterben werde, und verschreibe Wasser aus dem Zuber." Damit wandte sich die alte Hexe ohne Abschied zum Gehen. „Meine werthe Dame," rief ihr Juan Holgado nach, „ich möchte mich Euch nicht mit einem Auf Wiedersehen empfehlen; hosse auch, daß Euer Gna den ebenso wenig den Wunsch hegen, mich zu besuchen, da ich auch nicht je derzeit mit Hasen aufwarten kann. Das war einmal, und den hat die Katze ge holt." „Sorge nicht, Juan Holgado." ent gegnete der Tod, „so lange sich nicht Dein Haus abbröckelt, werde ich nicht bei Dir anklopfen." Juan Holgado kehrte nach Hause zu rück und erzählte seiner Frau, was ibm passirt sei, und diese, die in solchen Din gen Bescheid wußte, versicherte ibm, das. was der Tod ihm gesagt hätte, könne er sicher glauben, denn es gäbe in der Welt nichts Gewisseres und Wahrhaftigeres als den Tod. Bald darauf verbreitete sich das Ge rücht, ihr Mann sei ein Doktor, einer von Gottes Gnaden, der nur einem Kranken ins Gesicht zu gucken brauchte, um zu wissen, ob er sterben müßte oder wieder gesund würde. Eines Sonntags stand ein Schwärm Mädchen vor der Thür eines Hauses, lu stiger als ein Schellengeläut, als zufällig Juan Holgado vorbeiging. „Da kommt Juan Holgado." rief eine von ihnen, „der sich am Ende seiner Tage auf den Doktor aufspielen will. Nun seh' einer solch einen Salat anzurühren um die Osterzeit, das scheint doch der reine Mummenschanz! Ob sich etwa die ser alte Krüppel, der so viel Verstand hat wie ein Laternenpfahl, eingebildet hat, er brauche blos etwas zu sagen, damit es die Leute glauben? Es ist die reine Eulen spiegelei, nur damit man ihn Ton Juan nenne, und der Ton paßt ihm wie dem Esel ein Cylinderhut." Und sie fingen an, Spottlieder auf „Don Juan" zu singen. „Sollen wir den alten Narren 'mal foppen?" schlug eines von den Mädchen vor; „ich stelle mich krank, und da wollen wir einmal sehen, wie er sich benimmt." Gesagt, gethan! Die Mädchen stan den gerade um einen großen Korb voll Nepalsrüchte herum, die sie zu essen be schäftigt waren, und in einem Augenblick krümmte sich diejenige, welche den Scherz angegeben hatte, und stöhnte zum Stein erweichen. Die Andern stürzten ab, um Juan Holgado zu rufen, wobei sie mit Mühe das Lachen verbissen. Als Juan herbeieilte, sah er einen Hau sen Nepalfruchtschalen vor der Hausthür liegen, so groß und so breit. Im Alkoven war das Erste, worauf er mit der Nase stieß, sein alter Tischge nosse. der Tod, der am Kopfende des Bet tes saß und ernster als Knoblauch aus „Mit der Kranken steht's sehr übel, sagte darauf Juan Holgado und ging seiner Wege. „Was fehlt ihr denn eigentlich?" frag ten die Mädchen, die kaum das Lachen zu rückhalten konnten. „Sie hat zu viel Nepalfrüchte gegessen, und so ist's um sie geschehen", antwortete dieser und ging davon; und um zwei Uhr befand sich das Mädchen schon im Jen seits. Nun kann man sich denken, welchen Ruf Juan Holgado aus einmal bekam. In der ganzen Gegend gab es keine" Schwerkranken mehr und wurde Konferenz abgehalten, ohne daß Holgado zugezogen worden wäre, oerdiente so viele Pesetas, daß er gar nu mehr wußte, was damit anfangen. ? kaufte seinen Söhnen ein ' sowie ein paar Orden; er ,-lb" woll keine Zierathen für sich, er woll .e nur seine Bequemlichkeit haben, und w"..e er so dick und sett, daß einem das lachte, wenn man ihn iah. glänzte mehr als Gottes sonne em Beine waren ein Paar Säulen und seme Hände wie ausgestopn. Bei Alledem verwandte Juan .Holgado die größte Sorgso.lt aus sein Hau- W-NN seine Jungen, als Kinder, einmal an den Mauern herumkratzten und schab ten, so fuchtelte er ihnen zur Strafe den eigenen Pelz gehörig durch. Allezeit hatte er darin einen Maurer wohnen, dem er ein Jahresgehalt zahlte, und der das Haus in gutem Stand er halten mußte, denn Juan Holgado war stets eingedenk dessen, was ihm der Tod gesagt hatte: daß, so lange sein Haus sich nicht abbröckele, er bei ihm nicht anklo pfen würde. Jahre oergingen, und zwar einö im- mer schneller als das andere, wie Steine, die den Abhang hinabrollen. Tie letzten ließen sich nicht so gut an. Juan Holgado macht: ihnen ein saures Gesicht, und sie rächten sich dafür, das eine, indem es ihm die .Haare ausraufte und ihn als Kahlkops zurückließ, das an dere, indem es ihm sein Handwerkszeug, die Zähne, mitnahm. Ein drittes bog ihm das Rückgrat krumm wie eine Sichel und ein viertes zierte ihn mit ei nem Hinkesuß. Eines schönen Tages fühlte er sich rech: übel, und der Tod schickte ihm Grüße durch eine Fledermaus, welche diese ge wissenhaft bestellte. Andern Tags befiel ihn ein Lungen katarrh. und Freund Tod ließ ihm durch ein Käuzchen sagen, daß er ihn alebalv besuchen werde. Juan Holgado emprahl dem Käuzchen, es solle gehen und sich As sen braten. Wieder eines Tages hatte er einen Amall, und der Tod schickte Äe scheid durch einen Hund, der vor seiner Thür jämmerlich heulte, daß er auf dem Wege zu ihm sei. Holnado schleu derte den Krückstock gegen ihn und rier so etwas wie: „Sckeer' Tich zum —". (Ick sage „scheer' Dich zum", um nicht einen derberen Ausdruck zu gebrauchen, denn ich weiß wohl, zu wem ich rede, und wenn ich auch dazu sähig wäre, so hat mich mein Vater doch mit einer Fibel aus Buchsbaum Artigkeit gelehrt.) Mit dem Kranken wurde es schlim mer, und der Tod rief an der Thür. Juan Holgado ließ den Riegel oorschic ben und befahl, man solle nickst öffnen.- aber der Tod schlüpfte durch eine Spalte'. „Mein werther Freund," redete ihn Juan Holgado an, „Ihr sagtet mir ein mal, daß Ihr mich mit Eurem Besuch verschonen würdet, so lange mein Haus nicht verfallen sei. Temnach habe ich, trotz Eurer unterschiedlichen Botschaften. Eurer Gnaden noch nicht erwartet." „Nun," antwortete der Tod, „sind Deme Kräfte nicht geschwunden? Sind Dir nicht Haare und Zähne ausgefallen? Dein Körper ist Dein Haus!" „Das hab' ich nicht gewußt, Gevatter." sagte der Kranke: „so daß ick, im Ver trauen auf Euer Wort, von Eurem Be such überrascht werde." „Um so schlimmer für Dich," antwor tete der Tod; „der welcher allezeit vor bereitet ist, wird nie von meinem Kom men überrascht oder erschreckt. Aber seid blind, wenn Ihr nicht erkennt, daß Ihr lebt, um zu leiden, und sterbt, um auszurulM." Etwas Alltägliches. Junge Städterin (nachdem sie in ei nem kleinen Kuhstalle aus einem Torte ein Glas Milch getrunken hat. zur Bäuerin): „Haben Sie Postkarten mit Anstcht?" Naiv. Mädchen (als ihm eine Erbschaft von zweihundert Thalern zugefallen, in Schluchzen ausbrechend): „Wenn ich nun einen Heirathsantrag bekomme, kann ich da noch glauben, daß mich Jemand um meiner selbst willen liebt?" Der Segen des Telephons. Geschäftsmann Zönnchen in St. Jo hann steht in seinem Bureau. Plötzlich erklingt die Glocke des Telephons. Er eilt zum Apparat: „Hier Tönnchen, wer dort?" „Ulanenkaserne." Herr Tönnchen, der schon mehrfach oer sucht hatte, geschäftliche Beziehungen mit dem Regiment anzuknüpfen, sieht im Geiste bereits eine glänzende Bestellung voraus und ruft im verbindlichsten Tone zurück: „Mil wem habe ich die Ehre?" „Gefreiter U." „So", sagt Tönnchen etwas ent täuscht. „Na, was wollen Sie denn?" „Sagen Sie ma! Ihrem Bienchen (dem Tienstmädchen) einen schönen Gruß von mir und ich könnte heute Abend nicht kom men, ich müßt auf Wache!" Schluß! Herr Tönnchen war Anfangs sprach los, richtete aber dann wohlgelaunt fei nem „Bienchen" die Bestellung aus. Än deren Tages steht Herr Tönnchen wieder in seinem Bureau, wieder kling kling! Er eilt zum Apparat; „Hier Tönnchen, wer dort?" „Ulanenkaserne." Herr Tönnchen ahnt Schlimmes. „Sind Sie's etwa wieder, Herr Gefreiter A.?" „Jawohl!" „Na, was wollen Sie denn?" „Bienchen soll man an's Telephon kommen." Diesmal riß Herrn Tönnchen der Ge duldfaden und er vertraute dem Apparat Dinge an, die nicht im Komplimentir buch stehen. Als er jetzt fertig war, steht hinter ihm Bienchen mit hochrothem Kops: „Herr Tönnchen, Sie haben soeben meinen Schatz beleidigt ich kündige Ihnen hiermit den Dienst!" Schluß! Urtheil. Herr (eine sehr häßliche,alteJungfer se hend): Ich glaube, wenn die zum Ve suv kommt, sängt er sofort an zu speien!" Beim Abschied. Frau: „ und vergiß nicht, lieber Mann, mir stets treu zu bleiben!" Mann: „Wir könnte ich das verges sen, ich hab' mir's ja ausgeschrieben!" Aus Umwegen. Junger Mann: „Mein Fräulein, g statten Sie mir die Bemerkung, Sie sehen meiner zukünftigen wenn es Ihnen beliebt, frappant ähnlich!" Das Wichtigere. Onkel: „Diese alten Münzen habe ich mühsam gesammelt, nach meinem Tode gehören sie Dir!" Nesse: „Du hast doch hoffentlich auch neuere Münzen gesammelt, lieber On kel?" Aus der guten alten Zeit. Taglöhner: „Ah! Servus, Herr Major!" Major: „Kerl, was erfrecht er sich, mich hier anzusprechen!" Tagelöhner: „No, Sie ham mir ja im Feldzug 's Leb'n g'rett't!" Major: „Ah so! Das ist was ande res! Da habe ich Sie wohl herausge hauen oder wie war denn das!" Taglöhner: „Davo'g'loffen fans und i bin Jhna nahg'lossen!" Die rechte Bescheidenheit. „Um acht Uhr" (unterstrichen!) Also dein Brief gebot „Zu einem bürgerlichen, Einfachen Abendbrod." Gesteh' ichs: recht beklommen Naht' ich dem Speisesaal; Doch was ich da bekommen War ein Lukullusmahl! Und also mag ich's leiden Und rühm' es im Gedicht: Die Einladung bescheiden Das Abendessen nicht. Moderne Dienstboten. Frau (zur Köchin, die sie in Dienst nehmen will): „Wie hoch belaufen sich Ihre Ansprüche?" „Bei meiner letzten Herrschast betru i gen meine Revenuen dreihunvert Dollars.