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PsMiWe KlWchle. - „En Mhlyeschicht." Von Jochen Knaak. , Nu geiht dat jo wol wedder mit de Wählerie los. Dat's för mi ümmer en slimme Tied. denn mi is dat ganz egal, wer wählt ward un üm de Politik da kümmer ick mi ook nich in'n geringsten nich un darüm mag ick mi ook nich giern von anner Lüd mit so'n Geschichten, de mit de Wählerie tosahmen hängen, tru weln laten. . , . Awer da krigt'n den ganzen Dag kein Ruh nich. ganz egal, ob ick to HuuZ bun oder in miene Stammkneip denn mien Ollsch is'n richtigen Politiker un von jeden Kandidaten weit se wat to verteilen natürlich wat Goodes is dat nich un dat olle Gezanzel un Gezauster nimmt den ganzen Dag kein End. Un jedesmal, wenn de Lud sick so w.- gen de Wahl upregen. denn mütt ick an de Geschieht denken, wie in Wankow bi Sternberg in Meckelburg, wo doch siet de letzten twei- oder dreihunnert Johr de Buren stets för ehren Gootsherrn sienen Kandidaten stimmen deden. en „Libera len" wählt würd. De Geschicht is ganz good und darüm will ick se verteilen. Dat sünd nu wol all so'n dörtig Johr her, dunn was ganz Meckelburg in helle Upregung wegen de Wahl. Sünst harr'n oe „Ritterschaftlichen" gewöhnlich ehren „konservativen" Kandidaten mit Lichtig keit dörchkregen. awer dit Mal harr'n de „Liberalen" Moritz Wiggers'en von Ro stock as ehren Kandidaten upstellt, un Moritz was en Mann, de den „Konserva tiven" dat Lewen suer maken ded. Em kennte jedes Kind in't ganze Land Meckel burg un Jederein wüßt, dat Moritz nich blos'n ihrlichen Mann was, sonnern dat he ook'n Hart in'n Liew harr un för den armen Mann sick in't Geschirr leggen würd. Sien Gegenkandidat was Herr von Pogge up Roggow un dat se von den nich veel to erwarten harr'n, dat wüß ten de armen Lüd grad so good as de Herr siilwsten, awer wählen müßten se doch wol för em denn Brod fmeckt söt un se müßten gewöhnlich so dohn, so as ehr Herr dat verlangen ded. Up Wankow wahnte dunntomals en Herr von Bühlow, en richtigen, echten ..Ritterschaftlichen", de siene Lüd dörchut kein Wahl äwerlaten ded; he meinte, he müßte am besten weiten, wer wählt Warden süll, un so müßten de Buern de Zettels „stimmen", de he se in de Hand steten let. De Dag vör de Wahl was kamen, un Herr von Bühlow, de en grooten .Konservativen" was, was sowiet ganz iosreden. He harr so tähmlich de Aewer tügung. dat sien Kandidat mit groote Mehrheit wählt würd un so was he denn in gnädige Stimmung. He röppt sienen Diener rin un segt to cm ganz gnädigst: „Jehann. hier sünv de Wahlzettels; de drögst Du nu in'n Dörpen herüm un giwst jeden Buern ei nen davon un segst dabi, dat se dissen Zettel morgen Vörmiddag hier bi mi up: Sloß bringen sollt! Versteihst Tu recht? Denn kannst Du gahn!" Jehann güng awer nich gliek; he harr noch wat up'n Harten un wiel de Herr bi gooder Laun to sien schiente, so dacht he. he wull sien Anliggen vorbringen. He dreihte und wennte sien Mütz in de Hand un künn doch kein Wort rutbringen un as sien Herr dat markt, segt he: „Na,' Jehann, wat hest Du? Red man frisch weg!" „Je gnädige Herr segt Jehann wenn de gnädige Herr dat gnädigst er lauwen Wullen. Hüt sünd dat nämlich grad achteihn Johr, dat ick mit mien Dörten gah, un wenn de gnädige Herr mi en Mahnung gewen Wullen, denn mücht ick wol mien Dörten stiegen!" „I. dat Di doch de Dunner segt de gnädige Herr Du olle dähmliche Jung büst noch nich mal drög hinner de Ohren un red'st all von Fliegen? Wo ollt büst Du. Jehann?" „Je. Herr segt Jehann to Mi chaeli war ick negenunviertig Johr ollt!" „Un so'n grönen Jung will all fliegen rövpt de Herr ganz erstaunt. Ne, Jehann. da ward nicks nich ut. Wo süll dat wol Warden, wenn all Lüd so jung stiegen Wullen, denn künnen wi uns vör luter lütte Kinner nich bargen. Ne, Je hann, töw man noch'n paar Johr!" Ganz bedröwt schüwt Jehann ut de Döhr un geiht, üm de Zettels uttodragen, awer irst'geiht he noch mal nah Stieten räwer. In Stieten, bi den Herrn von Schlettwein, deihnte nämlich sien Dörten, :n kreuzbraves Mäten, de he awer nich friegen künn. blos wiel sien Herr em dat nich erlauben wull. Dat was all düster, as Jehann bi Dörten ankamen ded. Se stellten sick beid in ein Eck un herzten un küßten sick, as sick dat bi jung Brutlüd gehören ded. un as Jehann sien Dörten dat Leid klagt, dat sien Herr em sien Bitt wedder aw slagen hett. dunn süng Dörten an to huhlen un Jehann de ei't un strakt ehr dabi so iewrig, dat he gor nich marken ded, dat de Herr von Schlettwein anka men ded. Herr von Schlettwein was en gooden, gnädigen Herrn, de sien Lüd ornlich un stündlich behandeln ded. un as h: de bei den ollen „jungen" Lüd da so iewrig Arm in Arm stahn süht, dunn röppt he: „Na. Kinnings. wat makt Ii denn da?" Herrgott noch'n mal, wo fohrten de Beiden tosahm un keiner künn ein Wort rutbringen; un so segt denn de Herr: „Nanu, dat's jowoll Jehann von Wan kow? Js uns Dörten Dien Brut, Je hann?" „Jo. Herr segt Jehann awer ick kann's man nich stiegen, wiel uns gnädig Herr meint, ick bün noch to jung!" ° „Wat segt Herr von Schlettwein Du büst noch to jung to'm Friegen? Du tünnst jo all Großvadder sien. Ick will Di wat seggen, Jehann, harrst Du wol Lust, bi mi to deihnen? Süh, uns Kut scher, de ward doch all bannig stümper haft un ick wull em to Ruh fetten. Du kannst denn jo ook Dien Dörten stiegen!" „Ach ja, gnädige Herr segt Jehann. un de hellen Freudenthränen löpen em äwer de Backen —to Micheli is mien Tied üm, denn ward N bi Se intreden!" „Dat's denn awgemakt segt Herr von Schlettwein un wenn Du noch sröher kamen kannst, denn is't noch soveel beter. Wat hest Du da in de Hand, Jehann?- „O segt Jehann dat sünd de Wahlzettels de sali ick unse Buern ge wen. damit se se morgen wedder up't Sloß draaen söllen!" „Lat mal sehn o dat sünd nich de richtigen kumm. lat mi de Hebben. Jehann, ick gew Di de richtigen!" Un damit nimmt Herr von Schlettwein Je hann mit rupper up sien Stuw, ver brennt all de schönen „Pogge, Roggow"- Zettel un giwt Jehann welk sör Moritz Wiggers'en. Ganz vergnögt bummelt uns Jehann mit siene Zettels in'n Dörpen herum un verdeihlt all de Zettels, de Herr von Schlettwein em gewen het un an'n annern Dag, as Herr v. Bühlow un fien Ver walter un de Förster, de as Wahlbeamte deihnten, de Wahl upmakt harr'n, dunn kämen de Buern ümmer Ein nah den Annern anmarschirt un Jederein giwl sienen Zettel, schön tosahm gewickelt, aw, wofür de Herr von Bühlow gnädig mit Kopp nicken dtd. Gegen Middag, as all de Buern da west wiren, segt de gnädige Herr: „So. Miene Herren, de Buern Hebben jo all stimmt, wat söllen wi' hier noch bet Abends töwen; ick denk, wi willen man mal nahtellen!" De annern Beiden wiren damit inver stahn un so güng denn dat Tellen los. De Herr Verwalter halte einen Zettel ut den Kasten, lest em kiekt noch'n beten genauer to un röppt ganz verwunnert: „Wat, Moritz Wiggers?" „Wat schriet de gnädige Herr hett ein von de lumpigen Buern mienen Befehl verhöhnt ? Ick war em wegjagen, wenn ick em ut find!" De tweite Zettel kümmt ook „Moritz Wigger"! „Verfluchte Jesuwiter!" schriete de gnädige Herr. De dritte Zettel was ook för Moritz Wiggers un so de vierte, de söste, de sößte un so wieder. De gnädige Herr würd bald roth, bald blau vör Wuth, he schimpte un fluchte, dat sick de Balken bögten un schließlich, as dat „Moritz Wiggers'en" gor nich Up hoven wull, dunn röppt he: „Jehann!" Un Jehann kümmt un de Herr, de srögt, ob he de Zettels utdragen harr? „Jo, Herr segt Jehann awer nich de, de de gnädige Herr mi gewen harr'n, denn dat wiren jo nich de richti gen!" „Du büst wol nich recht bi Trost röppt de gnädige Herr wer het Di dat segt, dat dat nich de richtigen sünd?" „De Herr up Stieten de fäd, he mütt dat doch weiten un de hett mi dunn de richtigen gewen!" Dat was to veel för den Herrn von Bühlow, he grep nah siene Hund'pietsch un domit güng he up Jehannen los un segt: „Ick will Di insahmtigen Hallun ken de Knäp utdriewen. Up de Stell geihst Du mi ut den Deihnst, Dienen Lohn kannst Du Di von den Inspektor gewen laten!" Un Jehann? De lachte äwert ganze Gesicht, sülwst as de Herr em mit de Pietsch vermöbeln ded, drückte sich awer ganz geswind un as he buten was, segt he: „Dat güng jo beter. As ick mi dat wünschen künn. So, nu kann ick mien Dörten stiegen!" Un so is't kamen, dat in dat „ritter schaftliche" Wankow en „Liberalen" wählt was. un dat Jehann. trotzdem he doch blos irst negenunviertig Johr ollt was, sien Dörten stiegen künn. Jerriss Geljeimnilt. Von Karl ReuterKerger. An einem stürmischen Dezemberabend saß ich in Pat Murphy's Wirthsstube in Stuartville. einem kleinen Minendorse am Fuße des Mount Diablo in Kalifor nien. Draußen heulte der Wind trieb den Regen prasselnd gegen die Fen sterscheiben. Bei einem solchen Wetter konnte man selbst den niedrigen Raum mit den kahlen rauchgeschwärzten Wän den behaglich sinden. Um einen runden Tisch m der Mitte des Zimmers saßen sechs bärtige Man ner. Der Wirth, ein Mann in den mitt leren Jahren mit glattem, rothem Voll mondgesichte lehnte über die Bar, und be theiligte sich an dem Gespräche, welches sich um allerlei Kleinigkeiten drehte.^ Ich versuchte beim matten Schimmer der Lampe, welche von der hing. eine zerknitterte und die Spuren schmutziger Finger zeigende Zeitung zu le sen Der Inhalt wollte mich aber Nicht recht interessiren und ich wandte meine Aufmerksamkeit dem Gespräche zu. Nach einer Weile ging die Thür aus und der Ankömmling wurde mit emem lauten: „Halloh Jerry, guten Abend!" begrüßt. Ohne die Grüße zu erwidern, warf dieser seinen Hut und Regenmantel aus einen Stuhl, setzte sich zu den Uebri gen und bestellte ein Glas Whisky. Jerry war ein Mann anfangs der Vierziger, ein halber Riese und stand in dem Ruf eines Sonderlings. Er wohnte ganz allein in einer alten Bretterhütte am Ende des Dorfes. Dort saß er jeden Abend am Fenster und rauchte seine Pseise, sobald aber die Dunkelheit ange brochen war, begab er sich nach dem Wirthshause. Dort saß er gewöhnlich bis Mitternacht. Einige von seinen Nachbarn behaupteten, er sei mondsüch tig. Sie wollten ihn zur Zeit des Voll mondes gesehen haben, wie er um die Mitternachtsstunde auf den Gipfel des Hügels gestiegen war, an dessen Fuße seine Hütte lag und eine ganze Stunde lang auf den weißen Nebelstreifen geblickt ha be, welcher unten im Thal über dem San Joaquin-Flusse emporstieg. Die Anwesenden, welche dem Whisky bereits ziemlich zugesprochen hatten, sin gen an. Jerry zu necken. „Well Jerry, was macht Jane Mc- Dermott?" fragte John Houlahan. „Was hat denn der Jerry mit der Jane zu thun?" entgegnete Tom Murray harmlos, zu gleicher Zeit mit einem Auge zwinkernd. „Das weißt Du nicht?" entgegnete Houlahan in übertriebenem Tone, „je des Kind im Dorf weiß es doch, daß Jerry, wenn er von der Arbeit heim kommt, sich immer verläuft und regelmä ßig durch einen höchst merkwürdigen Zu fall an dem McDermott'schen Hause vor beikommt, wo jedesmal zufällig die hüb sche Wittwe am Fenster steht " Durch ein erstauntes „Ah!" suchten die Anderen den Geneckten zum Sprechen zu reizen, doch dieser starrte stumm und fin ster vor sich hin. „Hole mich der Teufel, begann Tom Murray wieder, „das wäre gar kein dum mer Streich. Jane McDermott ist ein dralles Weibchen, hat ein nettes Haus und ich weiß bestimmt, daß ihr seliger eine hübsche Anzahl blanker Zwanziger hinterlassen hat." Jungens. laßt uns trinken auf ry's baldiges Einlaufen in den der Ehe!" rief Frank Moore, „das Pärchen soll leben! Stoß doch an, Jerry!" Geht zur Hölle mit Eurem verdamm tenUnsinn!" rief Jerry zornig und sch ug mit der geballten Faust auf den Tisch, daß die Gläser tanzten. . Ruhig. Jungens", meinte derWirty, sei doch nicht gleich so wild. Jerry, das war doch gar nicht schlimm gemem . Angenehm ist es natürlich gerade nicht, wenn man denkt, so ein kleines Ge heimniß für sich zu haben und findet dann aus, daß —" „Halt Deinen Mund!" unterbrach den Sprechenden, „ich habe kein Geheimniß, nicht wie Ihr es meint!' Er hat kein Gehennmß! flüsterte John Houlahan. Die Andern lachten, wollte wieder auffahren, doch be sann er sich eines Andern und sprach: ..Damit Ihr mich endlich mit Eurem verdammten Unsinn in Ruhe laßt, will ich Euch mein Geheimniß erzählen. Fülle zuerst die Gläser, Pat." Ein lautes Hurrah war die Antwort. Ob diese Beifallsäußerung der in Aus sicht gestellten Erzählung oder dem freien Trunk galt, ist schwer zu sagen. Nachdem die Gläser geleert waren, be gann Jerry: „Die Grafschaft Waterford im süd lichen Irland ist meine Heimath. In einem schmalen Thale nahe am Ufer des Suir stand meine Wiege. Meine El tern waren arm, sehr arm. Die Früchte ihres Schweißes erntete ein rei cher englischer Lord. Als ich sieben Jahre alt war, wurde ich Kuhhirt bei Mistet Walton, einem reichen Pächter. Meine vier älteren Brüder, ich war der jüngste, waren auf der See. Auch mein heißester Wunsch war. Seemann zu werden. Doch als ich fünfzehn Jahre alt war, starb mein Vater und meiner Mutter zu Liebe blieb ich. Als dann nach fünf Jahren auch meine Mutter starb, hätte ich meinen Wunsch erfüllt sehen können, aber nun hielt mich die Liebe zurück." „Die Liebe?" rief John Houlahan spöttisch und that einen Pfiff. Jerry lehnte sich auf seinen Stuhl zurück und sprach: „Gut, dann erzähle ich nicht weiter, Euer Hanswurst bin ich noch lange nicht!" „Halt doch Deinen Schnabel!" rief Frank Moore ärgerlich, „und laß Jerry seine Geschichte erzählen!" Aehnlich äußerten sich die Andern und Jerry fuhr dann fort: „Im Walton'fchen Hause diente ein Mädchen mit Namen Mary Mcßride. Sie war das schönste Mädchen im gan zen Suirthale. Als ich als achtzehn jähriger Bursche eines Tages in die Küche kam und sie zum ersten Male sah, da war es mir, als habe das Bild der jungfräulichen Gottesmutter über dem Altare unserer Kirche Fleisch und Bein angenommen und stehe leibhaftig vor mir. Von dieser Stunde an dachte ich nur an Mary Mcßride, träumte von ibr und hatte nur die eine Sehnsucht: immer in ihrer Nähe zu weilen. Ich liebte sie, wie man eben nur einmal im Leben so heiß lieben kann. Mein kühn ster Traum wurde wahr, auch sie liebte mich. Zwei Jahre gingen dahin wie ein schöner Sonntag Nachmittag. Un ser Plan war, sobald wir die nöthigen Mittel hätten, nachAmerika auszuwan dern. Schnell ging dies freilich nicht. Mary hatte von ihrem Verdienste eine kränkliche Mutter und drei Geschwister zu ernähren, ihr Vater war auf der See verunglückt. Und ich verdiente ja nur blutwenig. Aber wir waren noch jung und die Hoffnung verklärte uns die Zukunft mit rosigem Schimmer." „Donnerwetter, das klingt ja gera de, als ob ich es irgendwo in einem Ro man gelesen hätte", unterbrach John Houlahan den Erzähler lachend. Jerry spuckte nur grimmig aus und fuhr fort: „Alle meine Mitknechte wa ren mir feindlich gesinnt, alle waren ei fersüchtig auf mich. Ich kümmerte mich aber wenig darum, ich hätte es mit der ganzen Bande aufgenommen, wenn es zu einem Kampfe gekommen wäre. Es war der dritteSommer, Saß ich mit Mary bekannt war. Da kam Ralph, der einzige Sohn des Hauses von der Univer sität heim, um sich während der Ferien zeit in der frischen Landluft zu erholen. Nöthig genug schien er es zu haben. Er stand ungefähr in meinem Alter, war von hoher schlanker Gestalt mit einem abge lebten fahlen Gesichte. Seine Augen blickten verschlafen und um seine Lippen war ein Ausdruck von Hochmuth und Ge ringschätzung wie festgefroren. Doch konnten feine schläfrigen Augen auch glü hen und die steifen Lippen sich zu einem süßlichen Lächeln verziehen und dies ge schah, so oft er Mary erblickte. Ich sah dies bald, mußte es ja sehen, war er dock stets um sie herum wie eine Fliege um ein Stück Zucker. Ich stellte Mary zur Rede und warnte sie. Sie lachte mir in's Gesicht und sprach: „Du scherzest doch wohl nur, Jerry, Du bist doch nicht im Ernste eifer süchtig auf diesen Stockfisch?" Nein, eifersüchtig war ich gerade nicht, aber mich ärgerte die Zudringlichkeit die ses unverschämten Laffen und wäre er nicht der Sohn meines Herrn gewesen, meine Fäuste hätten ihn schon in die Schranken gewiesen. Wochen vergingen. Mir war in letzter Zeit aufgefallen, daß meine Mitarbeiter in meiner Nähe eine auffallend schaden frohe und spöttische Miene zur Schau tru gen. Eines Abends trat ich unverhofft in die Küche. Das ganze männliche Dienstpersonal saß dort plaudernd um den langen Tisch. Das laute Gespräch und Gelächter wurde sofort gedämpft und verstummte ganz, als ich näher trat. Deutlich hatte ich den Namen meiner Braut nennen hören. Das auffallende Schweigen und das spöttische Lächeln in den Zügen Aller reizte mich und ich fragte: „Wer spricht hier von MaryMcßride. meiner Braut?" „Darf man von der ehrenwerthen Jungfer denn nicht mal sprechen?" ent gegnete Mike Looney, mein unversöhn licher Nebenbuhler, höhnisch, „aber wenn Du es durchaus wissen willst, was wir sagten: wir meinten blos, daß ihr nun wohl bald Heirathen würdet." „Und wenn wir das thäten", entgegnete ich. „wem ginge das was an?" „Bewahre, uns geht das im Geringsten nichts an", fuhr er fort und lachte, ..aber wir meinten nur. daß Du unserm jun gen Herrn Ralph einen großen Gefallen damit erweisen würdest." Ich ahnte nicht, worauf er hinzielte und fragte: „Was willst Du damit sa gen?" „Nun", entgegnete er, aber nicht zu mir, sondern zu "den andern gewandt, „ich meine das Kind müsse doch einen Vater einen Namen haben!" Jetzt verstand ich ihn. Momentan war ich wie gelähmt. Meine Knie bebten und das Blut schoß mir heiß in die Schläfen. Ich mußte mich an der Tischkante festhalten. Dann ergriff mich eine unbändige Begierde, den Verleumder mit meiner' Faust niederzuschmettern. Ein Stoß, und der Tisch flog krachend zu Boden. Die Knechte waren erschrocken zurückgesprungen und erhoben nun dro hend ihre Fäuste. Das hätte mich aber nicht zurückgehalten, ich hätte es mit allen ausgenommen, wenn mich nicht der Ge danke durchzuckt hätte: „Wenn es wahr wäre!" Mike Looney, welcher sich feige hinter den Andern verkrochen hatte, mochte wohl ahnen, daß seine Worte getrosfen hatten, er sprach: „Wenn Du mir nicht glauben willst, versteck' Dich mal zuweilen im Waschhause und wenn Du es dann triffst, wirst Du Jemand Deine Mary herzen und küssen sehen, der gewiß nicht Jerry heißt." Ich stürmte hinaus, von dem Hohnge lächter der Zurückbleibenden verfolgt. Es war eine stille Sommernacht. Der Mond war schon aufgegangen, stand-aber noch hinter den Bergen, deren Schatten das Thal umhüllten. Als ich mich dem Flügel des Hauses näherte, in welchem die Mägde ihre Zimmer hatten, begegnete mir Ralph Walton. Ich blieb stehen und der Gedanke durchzuckte mein Ge hirn. ihn bei der Gurgel zu fassen und zur Rede zu stellen. Als ob er meine Ab sicht geahnt hätte, beschleunigte er seine Schritte und verschwand durch eine Sei tenthür. Während ich noch aus demsel ben Fleck stand, öffnete sich geräuschlos die Tkmr zur Mägdewohnung und eine weibliche Gestalt trat in's Frne. Trotz der Dunkelheit erkannte ich Mary. Sie eilte über den Hof den Nebengebäuden zu. Ich schlich ihr nach. Am Eingange eines spitzgiebligen Schuppens blieb sie stehen. Im oberen Stockwerke desselben befanden sich die Schlafzimmer der Knechte. Sie wollte also zu mir. Ich schritt ebenfalls dem Eingange zu und als sie mich erkannte, sprach sie in etwas erregtem Tone: „Gut daß ich Dich treffe, Jerry, ich habe Dir was zu sagen, komm mit mir auf Dein Zimmer !" Wie im Traume befangen schritt ich voran, die Stiegen empor zu meinem Gemache, wo ich eine Kerze anzündete. Mary war an der Thüre stehen geblie- ben. Die eine Hand hielt sie unter der Schürze verborgen und zupfte mit der andern verlegen an ihrem Mieder, dabei schaute sie beharrlich vor sich nieder. „Was willst Du?" fragte ich end lich. Befremdet, fast erschrocken, blickte sie auf, klang doch mir selbst meine Stimme fremd. „Jerry," begann sie schüchtern, „Du weißt, wir wollten ja nach Amerika, so bald wir könnten sobald wir das Reisegeld zusammen hätten." „Das wollten wir," entgegnete ich. sie starr anblickend. „Hier ist es." sprach sie. zog die Hand unter der Schürze hervor und legte eine Anzahl Goldstücke auf das Bett. Ich war ganz starr, die Gedanken wir belten mir wirr durcheinander, dann ge dachte ich der Worte Mike Looney's, des Hohngelächters meiner Mitknechte und wie ein Blitz fuhr es durch mein Gehirn. „Wo hast Du das Geld her, Mary ?" fragte ich. Meine Zunge war auf ein mal ganz trocken geworden und meine Stimme klang heiser. Mary antwortete nicht. Eine dunkle Röthe schoß in ihre Wangen und als sie mich dann scheu anblickte, wurde sie ganz blaß. „Mary," begann ich wieder und wun derte mich selbst über die Ruhe mit wel cher ich diese Worte sprach, „sprich Mary, ist dies Geld von Ralph Walton?" Sie blieb stumm. Um ihre Lippen zuckte es wie um die eines Kindes, wenn es weinen will. Mir sagte es genug. Ein heißer Grimm wallte in mir auf. Kaum wissend was ich that raffte ich dte Goldstücke zusammen und warf sie mit den Worten: „Ehrlose Dirne!" dem Mädchen mit voller Wucht in's Gesicht. Sie taumelte gegen die Wand zurück, das Haupt sank ihr tief auf die Brust, aber kein Laut kam über ihre Lippen. Ich zitterte wie im Fieber und mußte mich an dem Bettpfosten stützen. Endlich erhob Mary langsam ihr Haupt. Ihr Antlitz war todtenbleich. An der linken Schläfe sickerte ein dunkler Blutstropfen nieder. Ohne die Augen aufzuschlagen, ohne eine Silbe zu ant worten. entfernte sie sich. Wie von dumpfer Betäubung befan gen saß ich auf dem Rande meines Bettes und zählte imwillkürlich die auf dem Bo den zerstreut liegenden Goldstücke. „Hast Du sie'denn nicht ausgesammelt? Wie viele waren es denn?" unterbrach i John Houlahan den Erzähler. Jerry schaute den Fragenden einen! Moment mit blitzenden Augen an und sprach dann: „Paß auf, John, wenn Tu mich noch einmal unterbrichst, werfe ich Dir dies Glas an den Kopf, verstanden?" Dann fuhr er fort: „Die Kerze war fast abgebrannt, als die Thüre aufging und Mary wieder hereintrat. Sie schaute mich so groß und seltsam an, daß ich fast er schrak. Mit verschleierter Stimme! sprach sie: „Jerry, ich will Dir erzäh-! len. wie ich zu dem Gelde kam. Ich er-! hielt es von Ralph Walton. Seit dem! ersten Tage seines Hierseins verfolgte er! mich mit unverschämten Anträgen, ich! haßte ihn und mehr als einmal habe ich ihn ins Gesicht geschlagen, wenn er mir i zu nahe kam. Eines Tages sprach er zu i mir: „Schau, Mary, sei doch nicht so! spröde, alles was ich verlange, ist ja nur! zuweilen ein Küßchen. Ich will Dir mal was sagen, ich gebe Dir für jeden Kuß ein Goldstück, ein blinkendes Goldstück!" Ein blankes Goldstück! Ich hatte noch nie eins besessen. Dann dachte ich dar über nach, wie lange man arbeiten, schwer arbeiten muß, um ein solches Goldstück zu verdienen, fast ein ganzes Jahr! Vor Allem dachte ich an Dich, Jerry, an Dich, an unsere Liebe, an unsern Plan, nach Amerika auszuwandern und ich nahm das Gold. Ich habe ja nicht daran ge dacht, daß es ein Unrecht sei, ich schwöre es Dir bei der heiligen Jungfrau, Jerry, das habe ich nicht gewußt. Kannst Du mir verzeihen Jerry?" Ihre letzten Worte beachtete ich mehr. Eine maßlose Eisersucht hatte mich' ergriffen. Ich raste und überhäufte ne mit Schmähungen und Schimpfworten, wie meine blinde Wuth sie mir eingab. Sie solle aus meinen Augen verschwin den, ich wolle zur See gehen und sie nie mals wierder sehen. Wie geknickt lehnte sie gegen die Wand. Keine Silbe kam über ihre Lippen. End lich richtete sie sich auf und wankte, ohne aufzublicken, hinaus. Momentan war es mir, als müsse ich sie zurückrufen, als dürfe ich sie so nicht gehen lassen. Aber mein unseliger Zorn war noch nicht verraucht und hielt mich zurück. Ich hörte, wie sie unten an der Treppe stehen blieb, vernahm ihre schwe ren, wie von Schluchzen erstickten Athem züge schon wollte ich mich erheben, da ging sie weiter und ich ließ sie gehen. Die vollends abgebrannte Kerze skal ierte noch einmal auf und erlosch. Ich warf mich auf das Bett. Die andern Knechte kamen polternd die Stiege her auf. ich hörte sie noch eine Weile in ih ren Zimmern plaudern und lachen, dann wurde allmählig alles still. Kein Schlaf wollte in meine Augen kommen. Eine seltsame Unruhe be mächtigte sich meiner. Immer sah ich das bleiche Antlitz Mary's mit dem dunklen Blutstreifen an der Schläfe vor mir, sah ihre Augen so fremd und starr auf mich gerichtet. Mein Zorn ver rauchte und nun erst erinnerte ich mich, was ich zu ihr gesagt hatte. Ein hei ßer Schreck durchzuckte mich. In mei ner blinden Wuth hatte ich sie durch meine rohen Aeußerungen tödtlich be leidigt, sie, die doch nur gesündigt hatte aus Liebe zu mir. Diese Gedanken lie ßen mir keine Ruhe mehr, ich mußte zu ihr und sie um Verzeihung bitten. Leise schlich ich die Treppen hinun ter über den Hos an ihr Fenster und klopfte an die Scheiben. Als sich nichts regte, klopfte ich stärker. Mary kam nicht zum Vorschein. Ich konnte ihr ja nicht verdenken, daß sie mir grollte und nicht an's Fenster kommen wollte. Ich stellte mich auf die Zehen und schaute in das Gemach. Der Mond schien hell auf das weiße Linnen des Bettes, dasselbe war unberührt, das Zimmer war leer. Mein Herz fing heftig an zu klopfen. Ich eilte auf den Hof. um Mary zu su chen. In der Nähe des Heckenzaunes l glaubte ich eine Gestalt zu bemerken. Als ich hineilte, war es nur der große Hofhund, der mit dem Schweife we delnd auf mich zukam. Es war eine wunderbar stille Nacht. Nur das Stam pfen und Scharren der Pferde in den Stallungen war vernehmbar und in der Ferne bellte ein Hund, was durch das ganze Thal schallte. Ein würziger He udust drang von den an den Zaun gren zenden Wiesen und ein weißer Nebel streifen auf denselben bezeichneten den Lauf des Suir. Plötzlich gewahrte ich gegen den wei ßen Schleier einen dunklen Schatten, welcher sich langsam bewegte. Eine furchtbare Ahnung durchzuckte meine Brust. Mit einem gewaltigen Sprunge setzte ich über den Zaun und eilte, so schnell meine Füße mich tragen konn ten. dem Strome zu. Der dunkle Schatten war verschwunden. Ich blieb stehen und rief so laut ich konnte: Mary!" Nur das Echo meiner eige nen Stimme antwortete mir. Bald stand ich am Ufer. Weit und breit war nichts Lebendes zu sehen. Rieselnd und rauschend und mit dem Mondlichte spielend, eilten die Wellen vorüber. Da tauchte nahe dem Ufer aus dem zitternden Geblinke etwas Dunkles auf. Ein Sprung und die kalten Fluthen schlugen über mir zusammen. Ich war ein guter Schwimmer. Bald erreichte ich 'den Gegenstand —es war ein Frauenkörper. Es nahm mich nicht lange, mit der Last an das Ufer zu kommen. Das helle Mondlicht zeigte mir das blasse Antlitz Mary's. Ich legte sie an den sanften Abhang des Ufers. Als sie dann so still und be wegungslos dalag, ergriff mich eine furchtbare Angst und ich stieß einen weit hinschallenden Schrei aus. Dann kniete ich neben dem geliebten Wesen nieder, strich ihr die nassen Hare aus der Stirne und rief und flüsterte: „Sckau' mich an Mary, schau mich nur ein einziges Mal an." Doch die Wimpern blieben gesenkt. Ich Preßte mein Ohr an ihre Brust, auf ihr Herz und lauschte mit zu rückgehaltenem Athem. Das Herz stand still, nur mein eigenes pochte mit hefti gen schmerzhaften Schlägen. Und ich sprang aus und brüllte wie ein wildes Thier. Ich wollte mich in's Wasser stürzen. Dann aber dachte ich wieder, es könne ja gar nicht möglich sein, sie müsse wieder aufwachen. Stimmen schlugen an mein Ohr. Ich achtete nicht darauf. „Er hat sie in's Wasser getrieben, er ist ihr Mörder !" hörte ich Jemand ru fen. Es war Ralph Walton. Eine wilde Wuth bemächtigte sich meiner. Ich sprang auf ihn los, griff ihn an die Brust und schleuderte ihn mit einem ge waltigen Stoß in den Fluß. Die ihn begleitenden Knechte schrien auf und einer sprang ihm nach. > „Er ist rasend, bindet den Mörder!" rief Mike Looney. Ich fühlte mich an den Armen ergriffen, riß mich mit einem gewaltigen Ruck los und stürzte mich kopfüber in die Fluthen. Ich wollte sterben, aber der selbster- Haltungstrieb war stärker als mein Wille, ich erreichte das andere Ufer und stürmte ziellos weiter. Wie ich nach Wa terford und von dort nach Liverpool kam, weiß ich mich nicht mehr genau zu erin nern, jene Zeit lastet wie ein düsterer Traum auf meinem Gedächtniß. Ich wurde Matrofe. Das rauhe Le ken auf der wogenden Wasserwüste gefiel mir aber nicht. Wenn es stürmte und brauste und die Masten krachten, dann ging es schon, aber ich konnte es nicht ver tragen, wenn auf den murmelnden Flu then das silberne Mondlicht blinkte. <'lls ich nach einigen Jahren einmal in San Francisco landete, derfertirte ich und wurde Bergmann. So nun fülle noch 'mal die Gläser Pat !" Als Alle angestoßen und getrunken hatten, fuhr Jerry sort: „Jetzt kennt Ihr mein Geheimniß und der Teufel soll den holen, der mir noch einmal mit sei nem dummen Geschwätz von Jane Mc- Dermott kommt." Die Gläser wurden noch oft gefüllt, denn jeder wollte Jerry, dem poor olv Boy, seine Sympathie durch einen Treat beweisen. Es war gegen Mitternacht, als die Gesellschaft aufbrach in sehr ge hobener Stimmung, der Ausdruck zu ge ben die meisten Zungen aber schon etwas zu schwer warin. Etwa eine Woche darauf wurde ge munkelt, daß John Houlahan, welcher Wittwer war und der hübfchen Jane Mc- Dermott in auffälliger Weise dm Hos machte, von Jerry jämmerlich durchge prügelt worden sei. Bald darauf hieß es, daß Jerry und Jane bald ein Paar werden würden. Dies Gerücht war kein falsches, denn nach sechs Wochen war Jerry glücklicher Ehemann. >.. In der Poll. Eine Manöver-Erinnerung von H. v. B. „Hurrah, Mutter, die Soldaten sind da!" Mit diesem Jubelrufe stürmten mein Bruder Fritz und ich ins Zimmer. „Sie liegen draußen auf dem Felde am hohen Berg! Furchtbar viele! Auch eine Men ge zu Pfertn! Und Musik ist auch da bei! Es sieht famos aus!" So riefen wir durcheinander. Meine Eltern lebten damals, es sind inzwischen viele Jahre vergangen, in dem kleinen Städtchen P. im G....schen, wo mein Vater die Stellung als Postdirektor inne hatte. An unserem Hause, in wel chem sich in einer Hälfte des Erdgeschos ses die Posträume befanden, während wir das übrige Haus bewohnten, prangte ein großes Schild als Abzeichen. Außerdem gab es noch einen Gasthof genannt „Zur Post" im Städtchen. In der Umgegend von P. sollten nun mehrtägige Manöver von Truppen aus geführt werden, und ein großer Theil der Offiziere war in dem kleinen Ort ein quartiert worden, während die Mann schaften Biwak bezogen. Uns waren ein Hauptmann und drei Lieutenants zuge theilt, da meine Eltern ein sehr stattliches Haus besaßen. Zum Mittagessen wurden unsere Gäste erwartet. Mutter hatte eine prächtige Gans im Bratofen stehen, und Vater schickte uns beide Jungen in den Keller, um Mosel- und Rothwein heraufzuho len. Zu ein Uhr hatten die Herren ihr Eintreffen angesagt. Kurz vorher ging Mutter noch einmal in die Küche, um dort nach dem Rechten zu sehen. Da klingelts! Ohne an ihre große vorgebundene Kü chenschürze zu denken, ösfnet Mutter selbst die Thür, und herein tritt ein sonnver brannter bestaubter Krieger. „Guten Tag!" „Guten Tag, Herr Hauptmann!" „Hören Sie mal, Frau Wirthin, wo ist das Speisezimmer? Ich möchte was zu essen haben, Beefsteak oder Cotelette mit Bratkartoffeln und eine Flasche Mo sel ! Aber recht schnell!" Mutter merkte ja sofort, daß der Be treffende sich irrte und glaubte, im Gast hof „zur Post" zu sein, aber mit Humor ging sie auf den Irrthum ein. „Bitte legen Sie ab; hier ist das Eß zimmer." Während der Hauptmann, etwas er staunt allerdings, die schön gedeckte, blu mengeschmückte Tafel besah, eilte Mutter zum Vater hinauf. „Du. Papa, da ist ein Hauptmann, der glaubt in der „Post" zu sein. Ich hab so gethan, als ob's richtig wäre. Sag vorläufig nichts. Das giebt einen reizenden Spaß!" Dann gab sie dem Hausmädchen Anweisung, nichts zu ver rathen. Gleich darauf erschienen noch zwei Her ren, die in demselben Irrthum befangen waren, und wurden vom Mädchen eben falls in's Speisezimmer geführt. Beide bestellten sich auch was zu essen und einer Bier, der andere Rothwein. Inzwischen war die Gans braun ge-! worden, und wir warteten auf unsere eigentliche Einquartierung. „Die Herren unten werden ungeduldig und wollen den Wirth sprechen!" meldete da unser Stubenmädchen. Mein Vater ging hinunter. Me wünschen, meine Herren?" ''.Donnerwetter, was ist das für eine Wirthschaft hier! Ich habe mir 'ne Fla sche Mosel und 'n Beefsteak bestellt! Giebt's das nicht?" „Und ich 'n Glas Bier!" Ich 'ne Flasche Rothwein! Weshalb bekommt man nichts?" „Entschuldigen Sie, meine Herren, wenn es etwas lange dauert. Aber Sie > werden sofort die Getränke erhalten. Darf ich Sie aber vielleicht bitten, statt Beef steak u. s. w. mit uns eine Gans zu essen? Es wird gleich servirt werden. Bei uns wird nämlich immer in Familie geges sen." Die beiden Lieutenants meinten: „Na meinetwegen", während der Hauptmann auf dem bestellten Beefsteak beharrte. Da traten wir mit der Mutter herein. „Gestatten Sie. meine Herren", sagte nun der Vater, „daß ich mich Ihnen vor- stelle; mein Name ist v. V.. und hier mei-! ne Frau und meine Söhne! Sie sind hier nämlich nicht im Gasthof zur Post, son dern im Postgebäude!" Tableau! Dann trat mein Mutter lachend vor und klärte die verdutzt Dastehenden des Weiteren auf. indem sie zugleich für den Scherz, den sie sich erlaubte, um Entschul-! digung bat. Natürlich entschuldigten sich die Ossi-1 ziere nun ihrerseits wegen des Mißver ständnisses auf das Lebhafteste. Der Hauptmann hatte plötzlich nu: noch Ap petit auf Gänsebraten, und als dann gleich darauf unsere eigentlichen Gäste er-! schienen, gab es eine sehr fidele Mahl-! zeit. Als sich die Herren nach zwei Tagen verabschieden mußten, betheuerte der> Hauptmann immer wieder: „Wirklich/ gnädige Frau, die Verwechselung war zu nett. Ich wünsche nur, daß ich auch fer nerhin solches Glück habe!" Kuben nnd drüben. Von Frau Baronin Margarethe Sedlnitzky-Eichendorff. Bis zu meinem zehnten Jahre, wo ich den häuslichen Privatunterricht des Fräulein Amalie Nitfche mit dem öffent- lichen Studium vertauschte und endlich i mit Buben, wirklichen, richtigen Buben ! zusammenkam, war ich wohl ein sehr j einsames Kind, und daran trug die 'Ueberzärtlichkeit meiner gu.en Mutter ! Schuld, die mich, als ihr Letztes und Ein- zigstes. mit angstvoller Liebe hegte und ! behütete. Ließ sie mich doch kaum von ! ihrer SeNe. durfte ich mich doch niemals ! allein vor das Gitterthor wagen, durch das meine sehnsüchtigen Kinderaugen starrten, mich niemals unter die lustige Bande mischen, die auf den Spielplätzen herumtollte. „Thu' mir das nicht an, Erni, mein Schatz," sagte die Mama, nnd Ern- tbat es ihr nicht an; einmal. weil e: es nicht durfte, uno zum ande ren Male, w il er es nicht konnte, denn das Vexirschloß an unserer eisernen Gar ' tenthür lieh sich schrecklich schwer öffnen. so schwer, daß ich, und wenn es mein Lt- ben gegolten hätte, mich nicht ohne fremde Beihülfe durch dieses Thor hätte rettm könnm! Bis aus den kargen Aus blick, den die Gitterstabe auf die Straße - oestatteten, W7.r mir die Welt mit Br-t - vernagelt, im buchstäblichsten Sinne ces Wortes und mit was für Bret ! lern! Fest ineinandergefügt, daß auch i nicyl die kleinste Ritze einen Guckaus ge ! währte, zweizöllig, eins auf dem anderen, 'so standen sie da, eine unübersteigliche Wand bildend zwischen mir und der Au ! Benwelt, der reine Hohn auf mein stilles ! Sehnen! Ach, hinter dieser bretternen ! Scheidewand da wohnte die Freiheit, die ! Freude! Da gab es breite Straßen, auf denen immer etwas los war, und die ent zückendsten schmutzigen Gäßchen; da gab es sreie Plätze mit aufgeschichtetem Bau i holz, wie gemacht zum Herumklettern; halbfertige Häuser mit schräg gelegten j Brettern, auf denen tagsüber die Ziegel ! hinaufgekarrt wurden und auf denen l es sich dann Abends so herrlich hinunter j rutschen und kugeln lassen mußte; da gab !es vor Allem Buben! Buben in allen ! Größen. Buben in geflickten Hosen und M gekleidete wie ich, Buben in hellen Haufen! Ack, mit nur Dreien. Zweien, einem Einzigen von diesem Ucberfluß wäre ich ja schon überglücklich gewesen. Nur einmal einen Kameraden haben, ihn bei der Hand halten, mit ihm herumga loppiren, nur einmal, o nur ein einziges — raufen können! Raufen können, Endziel meines Träumens und Sehnens, Püffe austheilen, Püffe bekommen, die Zähne zusammenbeißen und drauflos dreschen auf etwas, was sich zur Wehr setzt, das sich nicht scheu duckt und da vonschießt wie mein grauer Kater Pitt, und nicht mark- und kraftlos in sich zu sammenstürzt wie die Schneemänner, die ich mir im Winter vor der Hausthür baute! Es war an einem Sommernachmit tage; schläfrig hockte ich unweit derßret terwand im Grase und betrachtete Freund Pitt, der. faul wie ich, sich im Sonnen schein dehnte und reckte. „Miau!" sagte Pitt. „Miau!" antwortete ich. „Miau!" echote es hinter den Bret tern. Pitt und ich schauten uns einen Mo ment verdutzt in die Augen, dann wandten wir Beide den Kopf nach der Richtung, von der die dritteStimme gekommen war. „Wer ist da?" rief ich keck, denn es lag mir daran. Pitt zu beweisen, wie man sich in solchen Fällen zu benehmen habe; ein unterdrücktes Kichern antwortete. Nun war Pitt mir „über", denn nach kur zem Besinnen klimmte er die hohe, steile Bretterwand hinauf und die geschickten Psötchen eng zusammenschiebend, balan cirte er oben aus der Kante und guckte ins Nachbarreich hinab. „Miau!" begrüßte er das, was er unten sah. „Miau!" antwortete es höflich und ich mußte lachen. „Siehst Du ihn?" rief ich dem mir unsichtbaren Unbekannten im Nachbar garten zu. „Freilich seh' ich ihn!" „Gesällt er Dir? Es ist mein Pitt!" „Freilich gefällt er mir, er ist so lieb." „Miau!" quittirte Pitt dankbar. „Pitt, Pitt!" schmeichelte es von drü ben, aber nein, das that Pitt mir nicht an, mich verlassen, ein Ueberläufer wer den, nimmermehr! Entrüstet wandte er dem Versucher das stolz erhobene Schwänzchen zu, sprang zu m:r hinab und rieb sich zärtlich an meinen Füßen. „Er folgt Dir nicht!" triumphirte ich." „er geht zu Niemandem wie zu mir." Der von drüben ergab sich klaglos in das Schicksal, von Pitt verschmäht zu werden, ich selbst schien sein Interesse er regt zu haben, denn: „Wer bist Du?" wurde ich jetzt inqui rirt. „Aus dem Haus", lautete meine kor rekte Antwort, die durch den nach rück wärts weisenden Daumen erheblich ver deutlicht wurde, wenn auch gerade nicht für den hinter der Bretterwand. „Und Du ?" „Von da", klang es, jeden Irrthum ausschließend, zurück. Wir waren orientirt über einander. „Bist Du oft an dieser Seite von Dei nem Garten?" spann das Gespräch sich weiter. „O ja." „So komm' morgen wieder." „Ja, aber Du gewiß auch." „Hermi, Hermi!" rief es in der Ferne, und Hermi trabte davon. „Mama", sagte ich beim Schlafenge hen. „für was für einen Namen hältst Du das: Hermi?" ! „Für Hermann", erwiderte Mama ohne Besinnen, und mir leuchtete das ein: Erni Ernst. Hermi Hermann! „Hermann", wiederholte ich mir leise und schlief beglückt ein. Ich weiß nicht, ob Fräulein Nitsche an deren Tages einen sehr aufmerksamen Schüler an mi: hatte, meine Gedanken waren viel bei dem neuen Freunde und Nachmittags, als alles Lernen glücklich vorüber war, begaben Pitt und ich uns in den Garten zur rechtseitigen Bretterwand. Eine ganze Weile aber noch mußten wir warten, bis ein Getrappel eiliger Füße und ein Rascheln im Gebüsch uns Her mi's Ankunft meldete. „Du, bist Du schon da?" fragte es. „Und wie lange schon, wo hast Du denn gesteckt?" „In der Schule; wir haben gesungen, da dauert's immer ein bissel lange." „Ach, Du gehst in die Schule!" Ich wurde nachdenklich; ob der da drüben wohl ahnte, wie sehr er mir in diesem Momente imponirte! „Freilich geh' ich. schon bald zwei Jahre! Gehst Du noch nicht?" Nein, Fräulein Amalie kommt alle Tage zu mir. ich mach'schon die vierte Klasse bei ihr." Die vierte!" Grenzenlose Bewunde rung in der Stimme, „ich bin erst in der zweiten", kam's kleinlaut hinterderin. „Mit nächstem Schuljahr' komm ich schon in's Gymnasium", prahlte ich. „Wo kommst Du hin. wo? In's in's Gymnasium! Ja, bist Du bist Du denn ein Bub?" Jetzt lachte ich laut auf. „.Hast Du denn gealaubt. ich bin ein Mädel? Psui Ku kuk! Weißt Du. ich an Deiner Stelle, wenn ich da s gedacht hätt. so möcht ich überhaupt gar nicht mit mir geredet ha ben." „Ja, warum denn nicht?" „Ich kann Mädels nicht leiden," er klärte ich sehr entschieden. „Magst Du sie denn" Aber drüben ward es sehr still, so still, daß ich nach einer kleinenWeile rief: „Du. Hermi, bist Du noch da?" ~O ja," tönte es leise zurück. „Paß' auf. ich hab' einen Ball mit gebracht. eins. zwei. drei, wupp! Hast Du ihn?" „Ja. haben!" lachte es drüben. „Ich bin ganz wo anders. Pass' auf. jetzt werf' ich!" Der Ball flog, ein erschrecktes „Miau!" kreischte hinter mir auf. „Der Pitt, Du hast den Pitt getrof fen!" jubelte ich. „Armer was wagst Du Dich in's Feuer! Hermi, jetzt spielen wir Krieg: Ich bin die alten Ger manen und Du?" „Ich die Amerikaner," erklärte .Hermi mit erstaunlichem historischen und geo graphischen Verständniß; ich stieß mich nicht wüter d'ran. „Gut. Und die Bretterwand ist der Festungswall und der Ball die Kanonen kugel, willst Du?" Ja, Hermi wollte und nun ging's los: Hurrah, Hurrah, bum. bum. ein Lachen, Jubeln. Aufkreischen. Natürlich gewann ich: erstens, weil ich die „alten Germa nen" war, die immer siegten, und dann auch, weil ich doch schon die „Vierte" machte und mein Gegner erst die„Zweite". „Du. das war lustig." sagte ich. als wir erhitzt und athemlos Frieden schlös sen. „Siehst Du, so spielen nur Buben; wenn ich nun ein Mädel wär', was möcht'st Du da von mir haben!" Wieder einmal keine Antwort und tiefe Stille drüben. „Hermi, bist Du fort?" „O nein," kam es leise herüber. „Du, wenn ich doch zu Dir könnt', ich möcht' so gern einmal mit Dir raufen." „Raufen?!" „Freilich raufen! Was erschrickst Du denn davon? Ja so." überlegte ich dann. „Du bist vielleicht noch sehr klein; wie groß bist Du denn?" „Wie 's auf Papas Bergstock ange zeichnet ist." „Das nutzt mir was," lachte ich. „Komm' dicht an die Bretter und klopf', wo Dein Kopf ist. Horch, so groß bin ich!" Poch, poch! machte ich mit dem Zeigefinger, poch, poch! tönte es zu rück, tief unter mir. „Nicht größer, Hermi? Da wundert's mich freilich nicht, wenn Du erst in der Zweiten bist, aber," tröstete ich, „vielleicht bist Du dafür dick." „Ja, dick bin ich ein bissel," gab Hermi zu. „Und ich bin wie eine Latte, sagt die Mama, da kommt's ziemlich auf eins heraus! Hermi, ich möcht' Dich gern se hen." „O nein!" wehrte es drüben in merk lichem Schrecken ab, aber Du kannst's auch gar nicht, die Bretter sind viel zu hoch." „Ja, und nicht die kleinste Ritze drin," sagte ich seufzend. „Nicht die allerkleinste," konstatlrte Hermi mit hörbarer Befriedigung. Mama rief mich zum Spazierengehen. „Morgen komm' ich wieder, sei Du nur da!" machte ich noch eilig ab. Morgen kam ich richtig wieder und hatte der Mama Chokoladenplätzchen ab geschmeichelt, von denen die Hälfte über die Bretterwand flog und dort jubelnd in Empfang genommen wurde; ein ander mal kam ich mit einer schönen Geschichte, und, fest an die Bretter gedrückt, hockten wir hüben und drüben, während ich mit laut schallender Stimme vorlas und Hermi regungslos lauschte. Von Tag zu Tag gewannen wir uns lieber, wurden wir uns wichtiger und unentbehrlicher; wir wußten es Beide, wenn wir auch nicht viel unnöthige Worte über unsere Ge fühle machten. Ja, das waren schöne Zeiten, aber ein schreckliches Erwachen folgte nur zu bald. An unserem Hause war eine Repara tur vorgenommen worden; die dabei ge brauchte Leiter stand noch an die Wand gelehnt da. und als ich sie sah. durchzuckte mich ein plötzlicher, entzückend schöner Gedanke. Die Stunde, in der ich mit Hermi zu spielen pslegte, war noch nicht da, und ich besand mich allein mit meinem Pitt. Ich ergriff die Leiter mit beiden Fäusten, zog sie vorsichtig auf den Boden herab, zerrte und schleppte sie durch den Garten; sie war zwar nicht besonders lang und schwer, aber mit ihr fertig zu w.'rben, doch ein Stück Arbeit für mich, und manchen Tropfen Schweiß kostete es, bis ich sie glücklich wieder aufgerichtet und an die Bretterwand gelehnt hatte; das darüber hinausragende Ende schob ich sorgfältig in einen dort stehenden dichten Fliederbusch, die Ueberraschung sollte für Hermi eine vollständige werden; ich lachte vor Vergnügen auf und Pitt sah meinen Vorbereitungen mit verständig blinzeln den Augen zu. „Erni!" . „Ja, Hermi, wart' einen Augenblick.' Und ich begann die Sprossen, vorsichtig jedes Geräusch vermeidend, emporzuklim men. „Erni, willst Du Stachelbeeren? Ich hab' eine ganze Menge!" Stachelbeeren, o ja, die wollte ich schon, aber jetzt reden und mich verrathen, das wollte ich nicht; schweigend setzte ich mei nen Aufstieg fort. „Willst Tu welche, ja?" tönte es wie der von drüben. „Erni. warum antwor test Du nicht? Was machst Du. Erni. was kraspelst Du so herum?" Ich war fast oben. „Ich komme,! Herni, gleich bin ich bei Dir, Herrn, da bin ich!" schrie ich jauchzend. Ja, da war ich! Ich richtete mich auf und schaute,glückselig auflachend, über die Bretterwand hinüber. Welch' ein Anblick! Im lichten Sommerkleidchen, die weiße, mit Beeren gefüllte Schürze mit beiden . Händen gefaßt, die blonden Haare zu ei- nem winzigen, keck empor strebenden Zöpfchen zusammengedreht, so stand Her mi da! Ein paar tödtlich erschrockene, angstvolle braune Augen starrten zu mir auf. Und jetzt zuckte es um ven kleinen Mund, die dunkeln Augen füllten sich mit Thränen, die Schürzenzipfel entglitten den schlaff niedersinkenden Händen und alle Beeren rollten auf den Boden. „Hermi!" rief es vom Hause her, und da Hermi regungslos, wie angewurzelt, verharrte: „Hermi, .Hermine!" Da wandte sie sich ab und ging davor und ich stieg langsam wieder die Leiter herab. „Was hast Du nur, Erni?" fragte die Mama mich besorgt, als ich mich Abende unruhig in meinem Bette hin und her warf. Da brach all' das heiße Weh, der ganz? bittere Schmerz der Enttäuschung aus ! mir hervor. „Er er ist ja ein Mädel!" schluchzte ! ich fassungslos. 5 i Fünfzehn Jahre später stand ich wieder an der Bretterwand; wir hatten uns in dem Zeitraum beide recht verändert: ich hatte beträchtlich zu-, sie in demselben Maße abgenommen; morsch und alters schwach, mit großen, klaffenden Wunden, abgebröckeltem Rande stand sie trübselig, untüchtig zu jeder ernsthasien Abwehr da. l Ausgleichende Gerechtigkeit! Jetzt war ich ihr über und mit behaglich aufgc stemmten Ellbogen lehnte ich mich an ne an und guckte hinweg über sie. die mir einst so „gramhast" jeden Blick ins Nac! Barland verwehrt hatte. Trüben aber stand Hermi und wir zankten mit einan - der, das kam schon so vor, mitunter. ' „Wankelmüthig seid ihr, ihr Männer > und flatterhaft", behauptete sie mit gerun zelten Brauen, „ohne Treue und Verlaß! Wie kann ich Dir trauen, nachdem Tu mich schon einmal schmachvoll im Stich ! gelassen hast, damals, als Tu dahinier ! kamst, daß ich nur ein Mädel" sei!" „Und ihr seid salsch. ränkesüchtig und ! hinterlistig, ihr Mädchen," hielt ich dage gen. ...Mattest Du Dich nicht schon dazu mal, als winziger Knirps unter falschen ! Vorspiegelungen, durch Lug und Trug in mein Herz gestohlen!" „Ja, Erni. so war's." gab sie mit zer- knirschter Miene zu. „und ich seh's auch ein, wir sind wirklich eins für das an dere zu schlecht!" Und das schlimme ! kleine Ding machte Anstalt, fortzugehen. „Herini!" rief ich halb ärgerlich, halb . bittend; als sie sich aber unter spöttischem Auflachen abwandte, beugte ich mich vor. griff nach ihr und da perdauz bum ! braatsch ging's und die arme. alte, vermorschte Bretterwand krachte und splitterte unter der Wucht meines sich da- gegen stemmenden Körpers zusammen. Gut. daß es so gekommen war, es brauch ! te dessen nicht mehr zwischen hüben und j drüben. Wenn „er" nun aber damals wirklich ! ein Bub gewesen wäre, Herrgott, ich mag's gar nicht denken? Ans Kommando gewöhnt. Sie: „Männe. ich finde, daß das i Pferd ausgezeichnet zu meinem Tempe i rament paßt." Er: „Das finde ich auch, liebe es hat nämlich früher ein Regimentsivm mandeur geritten." Verschwiegenheit. ! FräuleinA.: „Aber das ist recht schlecht -von Dir. Flora; Du erzählst mir die boshaftesten Klatschereien über mich und willst mir nicht sagen, von wem sie kom ! men!" ! Fräulein Flora: „Aber ich habe doch der Emma das Wort gegeben .. Ob er Recht hat? Ein Rechenlehrer sagte zu seinem Soh ' ne, um ihn davon abzubringen, eine Frau zu nehmen: „Weiht Du, mein Sohn, die ! Ehe beginnt mit einer Summe von Snt- täuschungen, fährt fort mit einer Ab- Ziehung der Freiheit und mit einer Ver mehrung von Kindern, um schließlich mit der Trennung der Ehegatten zu enden. Benutzte Gelegenheit. Sie: „Ihr linkes Auge ist entzündet, was haben Sie denn damit gemacht?" Er: „Das ist das Auge, mein Fräu lein, welches ich auf Sie geworfen habe!" Im Militärhospital. „Wo fühlen Sie sich nicht wohl?" „Im Regiment, Herr Hauptmann!" Ein Unzufriedener. Kellner: „Wie finden Sie die Portiv ! nen und die Preise bei uns?" Gast: „Die Portionen dürften schon größer sein, wenn die Preise such kleiner j wären." Steigerung. „Nicht wahr, alter Junge, wir haben so manche Dummheit mit einander ge macht?" ! „Das will ich meinen! Wenn ich nicht irre, haben wir sogar an demsel ben Tage geheirathet!" Beim Wort genommen. „So, Fräulein, die Orgel haben Sie gesehen,, die beiden Schiffe auch, jetz: werde ich Sie zum Altar führen." „Ach, so schnell? Wer kMte daS ge dacht? Aber es sei. ich bin einverstan den." Unter Eheleuten. Sie: „Ich habe mich sehr gut nü> sirt, während ich verreist war." Er: „Ich auch." In junger Ehe. „Wie geht's denn bei Deiner jung Frau mit dem Kochen?" „Nun, sie kann jetzt schon ziemlich be stimmen, was es wird!" Neuer Ausdruck. Herr (zu einem ander,n): denn das neueste Brld des ReMlön H.S" —„Natürlich unnatürlich nakktichl" Vor Gericht. Richter: „Sind Sie bereit, das zu be schwören?" „Herr Amtsrichter, ich hab' schoy oft geschworen in meinem Leben, ab so richtig wie heut' hab' ich noch schworen." Verschnappt. Er : „Was fehlt Dir denn, Schatz?" Sie: „Ach geh'! Du weißt rHt gut. daß Du gestern Abend wieder W lesäuselt nach Hause gekommen bist?" Er: „Was, ich? Angesäuselt? Du hast wohl geträumt?" Sie: „Verstell' Dich nur nicht so! Du hast es mir ja gestern Abend offen zugestanden!" Er: „Zugestanden? Na. da mutz ich einen netten Rausch gehabt habend Beleidigend. „Gestatten Sie. mein Fräulein, daß ich Ihnen dieses Buch verehre!" f " „Bedauere, ich nehme keine Geschenke e an." ! „Aber es ist ein Buch, tvelches ich ze , schrieben habe." n „Ach so, das ist etwas anderes, aber -1 werthoolle Sachen nehme iH nW u'