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Der schönste Beruf Novellette von Arthur Zapp. Dr. Falk, der alte, langjährige Haus arzt der Familie Busch, machte eine un gewöhnlich ernste Miene, nachdem er die etwas ausführlichen Klagen s'iner Pa tientin angehört und ihr sorgfältig Brust und Rücken beklopft und behorcht hatte. „Es giebt nur ei n Mittel. Sie von all' den Beschwerden, über die Sie kla gen, zu heilen," erklärte er, die schöne, ele gante junge Frau durch seine Brillenglä ser scharf in's Auge nehmend. „Und das wäre, lieber Herr Doktor?" fragte sie ahnungslos. „Vielleicht ein längerer Aufenthalt in Nizza oder Men tone?" Der Arzt schüttelte den Kopf. „Das würde nur vorübergehend hel fen," antwortete er. „Wenn Sie dann bei Ihrer Heimkehr das alte Leben wie der aufnehmen wollten, würden sich auch die alten Beklemmungen, die Mattigkeit und das quälende Hüsteln wieder einstel len." Die in eine kostbare Morgenrobe ge kleidete Dame, die in graziöser Pose wie hingegossen im Fauteuil ruhte, schnellte plötzlich beunruhigt nach vorn. „Sie meinen doch nicht etwa, daß ich —" „Daß Sie die Anstrengungen des ge sellschaftlichen Lebens ein- für allemal aufgeben müssen ja. das meine ich al lerdings." vollendete der Arzt sehr ernst und sehr entschieden. In das feingezeichnete, blasse, aber müde und etwas blasirt dreinschauende Gesicht der jungen Frau trat ein schwa cher Anhauch von zartem Roth. „Wissen Sie, Herr Doktor, daß Sie mir da das Todesurtheil diktiren?" be merkte sie. ihre gewölbte, weiße Stirn, in welche die Jahre nur ganz seine, kaum sichtbare Linien gezogen hatten, unmuthig kräuselnd. Es war ein etwas grimmiges Lächeln, das um die Lippen des alten Medizin mannes zuckte. „Im Gegentheil, ich gebe Ihnen mit meiner Verordnung das Leben, ein lan ges Leben," entgegnete er, „während Sie auf dem Wege sind, Ihrem Dasein, das doch für Ihm Gatten und für Ihre lie ben Kinder unersetzlich ist, ein vorzeitiges Ende zu bereiten." Die junge Frau wechselte die Farbe und erschrak nun doch ernstlich. „Steht steht es denn so schlimm?" stammelte sie. Der Arzt antwortete nicht gleich; er oerschränkte seine Arme über der Brust und sah wieder forschend, prüfend zu sei ner schönen Patientin hinüber. „Wie alt sind Sie jetzt, gnädige Frau?" Die Rothe auf den Wangen der jun gen Frau wurde um eine Nüance inten siver; sie zögerte mit der Antwort. „Vierunddreißig," gestand sie endlich ausrichtig. „Mit achtzehn Jahren wurden Sie in die Gesellschaft eingeführt, nicht wahr?" „Ja." ..Sechszehn in Saus und Braus ver brachte Jahre!" murmelte der Arzt und fügte dann lauter hinzu: „Da ist es die höchste Zeit für Sie, gnädige Frau, daß Sie sich endlich ausruhen von den gesell schaftlichen Strapazen und sich —" Aber die junge Frau ließ den ärztli chen Berather diesmal nicht ausreden. „Strapazen!" rief sie mit sprudelnder Lebhaftigkeit, während ihre Augen auf leuchteten und die matt vornübergeneigte Gestalt sich straff in die Höh? richtete. „Was Sie als Strapazen bezeichnen, nenn' ich meine Erholung, mein Vergnü gen, mehr als das, mein Lebm überhaupt, den Inhalt meines Daseins! Wenn Sie mir untersagen, Gesellschaften zu besu chen und Gesellschaften zu geben, so so ist das für mich dasselbe, als wenn Sie mich auf eine einsame Insel ver —" Ein Hüsteln unterbrach sie. Erschöpft lehnte sie sich in dasPolster des Fauteuils zurück und drückte das weiße Spitzentü chelchen, das sie in ihrer schlanken, klei nen Hand hielt, an die Lippen. Nach ei ner kurzen Pause der Erholung fuhr sie, wenn auch weniger lebhaft, fort: „Sie sehen gewiß zu schwarz, lieber Herr Dok tor. Eine Soir6e zu besuchen, ist am Ende keine Arbeit, keine Anstrengung." „Doch, gnädige Frau, doch," beharrte der ungalänte Arzt hartnäckig. „Zwei oder gar drei Mal in der Woche den gan zen Winter hindurch bis ein Uhr Nachts und womöglich noch länger aufzubleiben, im überwarmen, von Parfüms aller Art und von den Ausdünstungen vieler Men schen erfüllten Raum zuzubringen, das ist für Sie allein schon eine Anstrengung. Dazu kommt das Tanzen, die geistige Anstrengung der Unterhaltung, die seeli sche Erregung in die nicht nur solch' eine Soir6e oder ein Ball, sondern auch schon die Vorbereitung dazu versetzt das ist zuviel, das ist Gift für Sie. Ja, wenn Sie kräftigere Nerven und einen robuste ren Körper besäßen! Aber Ihr Gesund heitszustand ist ein delikater. Und wenn auch noch kews der edleren Organe er trankt ist, so ist es doch sicher, daß sich, wenn Sie Ihr bisheriges Leben fortfüh ren, mit der Zeit ein ernstliches Brust übel bilden wird. Sie besitzen nicht mehr die Elastizität und Frische der Jugend, gnädige Frau. Uebersehen Sie das nicht!" Die junge Frau warf schmollend die Lippen auf. Dieser alte Doktor war wirklich manchmal geradezu grob. Der Arzt, dem der Unmuth seiner Patientin nicht entging, zuckte stumm mit den Ach seln. Dann sah er nach der Uhr, erhob sich und sagte, seine Verordnungen und seine Ansichten gleichsam noch einmal lurz zusammenfassend: „Bei einem ruhi gen Leben, das körperliche und seelische Anstrengungen und Aufregungen mög lichst vermeidet, können Sie siebzig Jahre alt werden und darüber. Fahren Sie aber so fort, wie bisher, so bereiten Sie sich ein vorzeitiges Ende oder wenigstens Siechthum für Ihre späteren Jahre." Das hübsche, interessante Gesicht der jungen Frau verzog sich, als wenn sie dc.Z Weinen anwandelte. Der Arzt reichte ihr die Hand zum Abschied. Aber sie h.elt ihn noch an der Schwelle zurück. Etwas zaghaft, fast verschämt kam die Frage von ihren Lippen: „Wenn ich nun nun meine gesellschaftlichen Vergnügun gen ein wenig einschränken würde, würde das nicht genügn?" Der Arzt schüttelte energisch mit dem Kopf. „Das würde garnichts nützen." erklärte er grausam. „Das richtige Maß würden Sie ja doch nicht einhalten. „Nein, nein, Sie müssen sozusagen ein ganz neues Le ben beginnen, und was Ihnen vor Allem Noth thut, ist die Regelmäßigkeit. Sie müssen regelmßig um zehn, spätestens um elf Uhr zu Bette gehen, regelmäßig um sieben Uhr aufstehen. Sie müssen sich in der freien Luft bewegen und zu Hause sich einer leichten, geistig angenehm anre genden und körperlich nicht zu anstren genden, regelmäßigen Beschäftigung hin geben. Gie müssen sich in wohltemperir ten, gut gekllfkten Zimmer aufhalten und solche Ritume. in denen große Menschen ansammlm,aen stattfinden, wie die Pest fliehen. Ich spreche noch mit Ihrem Hirrn Enabl darüber. Adieu!" Der Arzt verließ eilig daS Zimmer. Die junge F,au aber sah ihm mit einem Gesicht nach, wie ein Kind, dem man unbarmher zigen liebste Spielzeug genommen hat. "Alö thr Gatt, einer dr bekanntesten, beschäftigtsten Rechtsanwälte der Haupt stadt, nach Hause kam, fand er seine junge Frau in Thränen gebadet. „Denke Dir nur, Paul, stürzte sie ihm entgegen, „denke Dir nur, was Doktor Falk von mir verlangt!" Rechtsanwalt Busch nickte und drückte seiner Frau innig mitfühlend die Hand. „Ich weiß es, Schatz," sagte er. „Ich traf den Doktor auf der Straße. Er hat mir alles gesagt. Du wirst eben sozusa gen Dein Leben noch einmal von vorn an sangen, andere Interessen und andere An regungen suchen müssen." Er zog sie sanft zu der Chaiselongue und setzte stch neben sie. Offen gestanden, Schatz, bei mir erregen die Anordnungen des Dok tors mehr Zufriedenheit als sonst was. Mir war das Nachtschwärmen und der aufregende gesellschaftliche Trubel ohne dies längst zuwider. Ich bin über vierzig Jahre alt und habe einen anstrengenden Berus, ich bin ganz froh, daß —" „Aber i ch . Paul!" unterbrach ihn die in ihren heiligsten Interessen gekränkte Frau heftig. „Was soll denn aus mi r iverden? Ich habe doch keinen Berus!" Der Rechtsanwalt nahm wieder die schlanken, zarten Finger seiner Frau zwi schen seine beiden Hände und sah ihr tief und liebevoll in die Augen. „Du hast Deinen Beruf als Frau und Mutter", sagte er ernst. Sie zuckte ungeduldig und empfindlich mit den Schultern. „Du bist so wenig zu Hause," gab sie prompt zurück, „und die Kinder sind noch so klein, die brauchen mich noch so wenig, d?e haben ihr Fräulein lieber als mich." „Weil das Fräulein sich mehr mit ih nen beschäftigt als Du. Versuche es ein mal Dich mehr in ihre Interessen hinein zuleben in ihren Jdeenkreis zu versetzen und an ihren kleinen Freuden und Leiden mitfühlenden Antheil zu nehmen! Ich glaube, daß Du dann leichter mit der Vergangenheit brechen und ohne tiefes Bedauern auf die eitlen Vergnügungen des gesellschaftlichen Lebens verzichten lernen wirst. Es kann ja doch für eine Mutter nichts Wichtigeres, nichts In teressanteres geben als die Beschäftigung mit ihren Kindern." Die elegante, schöne Frau zeigte eine durchaus nichts weniger als überzeugte Miene. Ihre Kinder hatten sie noch so wenig in Anspruch genommen. Zuerst waren es die Amme und die Kindersrau gewesen, die ihr die Sorge für das leib liche Wohl der Kleinen abgenommen hatte, und nun war es das Kinderfräulein, die sie behütete und erzog. „Eins mußt Du mir versprechen. Paul!" sagte sie und sah mit dem ver führerischsten Blick ihrer strahlenden, dunklen Augen zu ihrem Gatten empor. „Einmal will ich mich noch so recht von Herzenslust amüsiren, bevor ich Abschied nehme von dem, was mir bisher so un endlich lieb und theuer war. Eine Soi ree müssen wir noch geben, nein, lieber ein großes Ballfest. Dazu laben wir alle, alle unsre Bekannten ein. Noch einmal laß mich tanzen und mich freuen und fröhlich sein mit den Fröhlichen, denen kein mürrischer Arzt die schönsten Freuden des Lebens verschließt! Noch einmal will ich mich putzen und schmücken und in den Augen der anderen lesen, daß ich schön bin. Noch einmal, Paul! Und dann meinetwegen, wenn es dann nicht anders sein darf, dann will ich verzichten und mich begraben in meiner Häuslichkeit." Er sah sie kopfschüttelnd, mit einem ernsten, wehmüthigen Lächeln an. „Nun, meinetwegen." willigte er end lich ein. „Einmal ist keinmal, sagt man ja. Gut! Einen einzigen Ball werde ich wohl vor dem gestrengen Dottor Falk al lenfalls noch oerantworten können. Dann ist's aber genug, dann heißt's ein neues Leben ansangen, neue Freuden und neue Aufgaben suchen 0 Du unvernünfti ges. eitles Närrchen Du!" Frau Wanda Busch machte in den nächsten Tagen und Wochen große Vor bereitungen. Zuerst wurde eine große Liste aufgesetzt auf welche die Namen al ler Derer kamen, die je im Busch'schen Hause eine Visiie gemacht hatten. Dann wurden mit einigen der intimsten Freun dinnen Berathungen abgehalten. Es han delte sich darum, Überraschungen auszu sinnen und besonders für den Cotillon et was ganz Neues, Originelles. Nochnie dagewesenes zu erfinden. Dann wuroen mit der Inhaberin eines der elegantesten Mode-Ateliers wichtige, lange Konseren zen geflogen, in denen noch eingehende Debatten stattfanden, um das Dell in des Ballkostüms, das ein wahres Wunder werk der Toilettenkunst werden sollte, festzustellen. Das Nächste war. daß mit dem Traiteur über das Souper, das dem Tanze vorausgehen sollte, unterhandelt wurde, und zuletzt wurden die Einla dungskarten in der Druckerei bestellt und die Adressen geschrieben. Es war am dritten Abend vor dem großen Ballfest, das schon seit Wochen al les Interesse, alle Gedanken der Frau Rechtsanwalt in Anspruch nahm, als das Kindersräulein mit ernstem, besorgtem Gesicht den Salon betrat. „Ich weiß nicht gnädige Frau", sagte sie, „was mit der kleinen Elsa ist. Sie schläft so unruhig und athmet w hastig. Mein Gott, wenn sie nur nicht krank wird!" Die junge Frau gähnte. Sie war sehr müde und abgespannt. „Ach, Unsinn!" gab sie ein wenig ärgerlich, verweisend zurück. „Elschen wird einfach zu viel ge gessen haben. Sie sollten den Kindern des Abends nicht den Magen überladen und sollten mich wegen solcher Lappalie nicht unnütz erschrecken!" Das Fräulein ging. Aber nach einer halben Stund: erschien sie abermals im Salon diesmal noch unruhiger, noch be sorgter. Kurz zuvozs war der Rechtsan walt aus einer politischen Versammlung nach Hause zurückgekehrt. „Ich glaube. Elschen hat Fieber," meldete das geängstigte junge Mädchen; „die gnädige Frau sehen doch vielleicht einmal nach!" Der Rechtsanwalt ging sogleich in das Schlafzimmer hinüber, welches das Kin derfräulein mit den Kindern theilte. Seine Gattin folgte. Die kleine Elsa, ein blondlockiger Engel von fünf Jahren, warf sich unruhig auf seinem Lager hin und her. Der Athem kam stoßweise aus dem halbgeöffneten Mund. Die Stirn fühlte sich brennend heiß an. Der Rechtsanwalt schickte sogleich zum Arzt. Doktor Falk ließ das schlaftrun kene Kind, das nun erwachte und weinte, aus dem Bettchen holen und untersuchte es. Auf der Brust zeigten sich kleine, rothe Flecken. „Es ist doch nichts Schlimmes, Herr Doktor?" fragte die junge Frau. „In drei Tagen haben wir unser Ballfest. Bis dahin wird Elschen doch wieder ganz wohl sein?" . Der alte Hausarzt zeigte eine sehr ernste, sorgenvolle Miene. „Wenn das Kind in drei Wochen glücklich wiederhergestellt ist, dann kön nen Sie Ihrem Schöpser danken." er klärte er ohne Umschweife. „Es ist Scharlach. Und bringen Sie den kleinen Willi sofort in ein anderes Zimmer in das entfernteste, das Sie haben!" Während der Bruder der Erkrankten, ein siebenjähriger Knabe, mit seinem Bettchen umlogirt wurde, verschrieb der Arzt eine Medizin zum Einnehmen und eine Salbe zum Einreiben. „Mein Gott, mein Gott!" jammerte die junge Frau, „daß die Krankheit auch gerade jetzt kommen mußte!" > Ob sie jetzt oder ein anderes Mal kommt, thut nichts zur Sache," entgeg net der Rechtsanwalt bekümmert, „daß sie überhaupt kam, ist das Schlimme." „Aber bedenke doch nur," klagte die junge Frau weiter, händeringend im Zimmer auf- und abgehend, „bedenke doch nur, daß schon alles bestellt, daß alle Einladungen bereits versandt sind!" Der Rechtsanwalt runzelte die Stirn und sah seine Frau mit einem zürnenden Blick an. „Ich dächte doch, das wäre das klei nere Unglück," entgegnete er scharf, „das größere ist das. daß unser Kind leidet und in Gefahr ist." Die junge Frau sah ihren Gatten be troffen an. Tann erröthete sie und trat an das Bett, sich über die kleine Kranke beugend. Sie verweilte eine Stunde am Bett. Das Kind schlief schlecht und er wacht: oft, über Schmerzen klagend. Endlich erhob sich die junge Frau. Ich gehe jetzt schlafen." sagte sie zu dem Kinderfräulein. „Sie rufen mich wohl, wenn es schlimmer werden sollte!" Aber der Gatte hielt sie zurück. „Meinst Du nicht, Wanda," sagte er. sie durchdringend ansehend, „daß es bes ser ist. Du schläfst bei dem Kinde? Das Fräulein kann sich im Nebenzimmer ihr Lager aufschlagen lassen, damit sie im Nothfall bei der Hand ist." Frau Busch nickte und ließ ihr Bett neben dem der kleinen Patientin ausstel len. Es war eine furchtbare Nacht. Die Kleine fuhr oft aus dem Schlaf auf und wimmerte. Frau Busch war nicht im Stande, auch nur ein halbes Stündchen hintereinander zu schlafen. Aber das Schwerste brachten ihr die folgenden Tage und Nächte. Die Krankheit stei gerte sich und nahm einen gefahrdrohen den Charakter an. Es war ein Ringen zwischen Tod und Leben. Das Mutter herz der jungen Frau, das bis dahin noch nie um ihre Kinder hatte erzittern brau chen, litt Höllenqualen. Alle guten Trie be. die ein rauschendes, betäubendes Ge sellschafteleben unterdrückt und lahm ge legt hatte, regten sich jetzt in der jungen Mutter. Nie hatte sie es so innig em pfunden. wie lieb sie das süße, kleine Ge schöpf hatte, das sich in Fiebersgluth wand, klagend, verschmachtend, dem Tode nahe. Vergessen war Alles, was bis dahin den Hauptreiz ihres Lebens ausgemacht. An das große Fest, für das sie wochenlang gesorgt hatte und thätig gewesen war und das nun hatte abgesagt werden müssen, dachte sie mit keinem Gedanken mehr. Sie hatte nur ein Interesse, nur einen Gedanken, nur einen Wunsch: Dem leidenden Kind sei ne Qualen zu erleichtern! Alle Nächte durchwachte sie am Lager der kleinen Kranken, nur während des Tages ein paar Stunden der Ruhe pflegend. Sie litt nicht, so lange sie im Krankenzim mer weilte, daß ein Anderer dem Kinde die Medizin reichte, ihm die Umschläge machte und das Kopfkissen schüttelte. Sie hatte die Empfindung, daß doch Niemand der kleinen Kranken die Schmerzen so lindern könnte, wie die Mutter. Endlich am zehnten Tage schwand das Fieber, schlief die kleine Patientin zum ersten Male erquickend und lange, und der Arzt erklärte jede Gefahr für überwun den. Die junge Frau hatte in ihrem ganzen Leben nie eine so innige Freude, ein so süßes, sie in allen Nerven und Fi bern durchdringendes Gefühl freudiger Genugthuung empfunden, wie in diesem Augenblick. Neben dem Bett der kleinen Schläferin sank sie auf die Kniee nieder, unwillkürlich die Hände faltend, und die Augen strömten ihr über. Und als Els chen dann erwachte und den fieberfreien Blick lächelnd, dankbar, liebevoll auf sie richtete und mit ihrem leisen, zitternden Mutti!" Da fühlte sie sich reich belohnt für alle ausgestandene Qual und Mühe. Ruhige Nächte mit anhaltendem, stär kendem Schlaf kamen und Tage voll un beschreiblicher, nie empfnndener Wonne. Von Tag zu Tag die wiederkehrende Kraft der kleinen Rekonvalescentin wahrzunehmen, zu beobachten, wie der abgemagerte, kleine Körper sich wieder rundete, die Wangen sich allmählich wie der färbten, wie der Geist sich wieder regte und belebte und Antheil nahm an allen Vorgängen und Dingen um sie es war für das aufjubelnde Mutterherz ein Entzücken ohne Gleichen. Was war gesellschaftlicher Triumph, das Bewußt sein befriedigter Eitelkeit, der Rausch des Ta-zes gegen das edle, erhebende Gefühl, welches 'das selig klopfende Mutterherz weitete, wenn sie am Bett der Genesenden saß und mit der Kleinen spielte und plauderte. „Lieb' Mutti, freust Du Dich, daß ich wieder gesund bin?" fragte die Kleine ein mal mit der naiven Wißbegierde der Kin der. „Unendlich, mein Liebling, unendlich!" „Und wenn ich nun gestorben wär', lieb' Mutti?" „Aber liebes Kind, sprich doch nicht davon!" „Wäre ich dann auch in den Himmel gekommen?" „Gewiß, mein Kind, gewiß." „Und dann wäre ich auch ein Engel ge worden?" „Gwiß!" „Und hätte Flügel gehabt?" „Freilich, mein Liebling!" „Dann hätte ich ja fliegen können. Mutti! Ach, wie schön wäre doch das gewesen, wie schön!" Ein anderes Mal schlang die Kleine in einem plötzlichen Zärtlichkeitsausbruck die Arme um den Hals ihrer Mutter und wisperte der selig Erschauernden in's Ohr: „Mutti, ich habe Dich so lieb, viel lieber als das Fräulein! Du bist so gut, Mutti, so gut!" Als Else nun wieder ganz hergestellt war und mit ihrem Bruder wieder in ei nem Zimmer sein konnte, gab es für die Mutter kein größeres Vergnügen, als sich mit ihren'beiden Kindern zu beschäf tigen. Es lag ein so eigener, ungeahnter Reiz darin, die Regungen der Kindersee len zu belauschen und sich in ihren Em pfindungs- und Gedankenkreis zu ver setzen. Für ihre heiligste und schönste Pflicht hielt es die Mutter, neben der kör perlichen auch die geistige Pflege und Entwickelung ihrer Kinder zu überwa chen und im Interesse derselben selbst thä tig zu sein. Sie ließ es sich nicht nehmen, die Schularbeiten der beiden Kinder zu beaufsichtigen und tagtäglich mit ihnen zu rechnen und zu lesen. Welche stolze Freude, wenn das rasche Verständniß und die klugen Antworten der geistig ge weckten Kinder sie für die aufgewendete Zeit und Mühe belohnten! „Nun. Schatz." sagte der Rechtsan walt eines Tages zu seiner Gattin, „meinst Du nicht, daß wir jetzt endlich das Ballfest, das wir unseren Freunden noch immer schuldig sind, geben könn ten?" Sie aber schüttelte abwehrend mit dem Kopf und während ein freudiger Eifer aus ihren Augen strahlte, erwiderte sie: „Ich brauche keinen Ball und keine Ge sellschaft mehr. Ich habe keine Zeit und keinen Gedanken mehr übrig für den ge sellschaftlichen Firlefanz. Ich habe jetzt meinen Beruf, wie Du den Deinen." „So? Und der ist?" „Der schönste Beruf, den es überhaupt aeb'en kann, den Beruf der Mut ter." Variante. Sonntagsreiter( den sein Gaul ab zuwerfen droht, in höchster Angst): „Ein Königreich für kein Pferd!" Wein Uebmtmlsier. , Nach den Erzählungen eines englische Offiziers mitgetheilt von Klara D ü st e r h 0 s f. Wir befanden uns auf einem Feldzuge im Sudan. Unser Detachement hatt, einen höchst anstrengenden Marschtag hinter sich, einen höchst unbefriedigenden dazu,da wir eigentlich nicht wußten,wo hin wir marschiren sollten. Der Feind, dem wir so brennend zu begegnen wünsch ten, ließ sich durchaus nicht vor uns se hen; unsere Vorposten, unsere Späher wurden durch falsche Auskunft in die Irre geführt und brachten uns die konfu sesten Meldungen- keiner unserer Füh rer war über die Stellungen des schlauen Feindes unterrichtet. Zum Tode er schöpft, machten wir in der Nähe einer Oase Halt und schlugen auf dem weichen Wüstensande ein primitives Lager auf. Endlich kam auch ich dazu, mich in mei nem Zelte auszustrecken. Allein so er müdet ich auch war, so floh doch der Schlaf meine Augen; denn eine große, verzehrende Leidenschaft, ja eine Doppel leidenschast erfüllte mich. Ich hatte in meinem Vaterlande ein Mädchen zurück gelassen, das ich mit aller Gluth meiner Seele liebte, und ich war mir nur zu klar darüber, daß es meine Liebe nicht erwi derte,,daß es einen meiner Kameraden mir vorzog. War es mir sehr zu ver argen, wenn ich diesen meinen begünstig ten Nebenbuhler haßte mit aller Gluth meiner Seele, und das umsomehr, als es nicht der einzige Anlaß war. bei dem er mir hindernd in den Lebensweg trat? Jack Forrester und ich waren Nachbars kinder und Schulgenossen gewesen, und überall, auf dem Spielplatz und auf ver Schulbank, bei den Lehrern und bei den Mitschülern, hatte er mich ausgestochen, er mit seiner liebenswürdigen, heiteren Gemüthsanlage, seinem hübschen, offe nen Gesicht und seiner das Mittelmaß überschreitenden Begabung, mich, der in dem Allen weit hinter ihm zurückstand! Mein Mißgeschick hatte es gewollt, daß er wie ich die militärische Karriere ergriff und in dasselbe Regiment eintrat wie ich, wo das für mich so unerquickliche Ver hältniß unserer Kinder- und Knaben jahre sich getreulich weiter fortspann ich in Allem und Jedem hinter ihm im Nachtheil, er von allen Vorgesetzten, von allen Kameraden mir vorgezogen. Wie viel Gelegenheit hatte ich bei dem heutigen! beschwerlichen Marsche wieder gehabt, das zu beobachten, zu sehen, wie beliebt er auch bei unseren Mannschaften war, wie ein anfeuerndes Wort von ihm sie mit neuer Spannkraft erfüllte! Ja, er war mein böses Geschick, und ich fühlte mich vollberechtigt, ihn glühend zu has sen, so glühend, daß ich mir im ver schwiegenen Herzen klarmachte, die Welt habe nicht Raum genug, um Jack For rester und mich gleichzeitig zu beherber gen, Einer oder der Andere von uns müsse nothwendigerweise seine Gebeine in Egypten lassen, und zwar müsse, wenn mein gewohntes Pech mich nicht auch hierin verfolgte, er das sein, nicht aber ich. Wer mochte wissen, ob Laura Fenton nicht schließlich doch meine Laura wurde, wenn sie nicht mehr diesen unver schämt glücklichen Burschen mit mir ver gleichen konnte! Hatte sie sich mir doch so entschieden gütig zugeneigt, ehe er mir wieder, wie stets, in die Quere kam! Als ich zu diesem großen Entschluß gekommen war. verfiel ich in einen schwe ren. tiefen Schlaf. Irgend etwas störte mich. Ungedul dig erhob ich mich, kroch nach dem Ein gang des Zeltes und spähte hinaus. Das Schauspiel, das sich meinen Augen bot, war äußerst feierlich und großartig. Rund um mich erblickte ich das schlafende Lager und zu allen Seiten dehnte sich die unbegrenzte Wüste aus. Im Osten aber verrieth ein seltsames Aufglühen die Stelle, wo der feurige Sonnenball sich bereit hielt, am Firmament heraufzuzie hen. Die Luft war erfrischend kühl und die Stille war so vollkommen, daß kein Athemzug sie störte. Urplötzlich ließ sich auf der rechten Seite in der heiligen Morgenstille ein Flintenschuß bören. Ein zweiter er schallte diesmal schon näher. Und dann schmetterte Hörnerklang durch das Lager. Die Vorposten stürzten in fieber hafter Eile herbei. Der Feind stürmte heran! Unsere Leute taumelten von ih ren Lagerstätten empor, zerzaust und verwirrt, die Augen schwer vom Schlaf, aber ganz bereit, ihre Pflicht zu thun. Die Mannschaft hatte kaum Zeit, ihre Waffen zu ergreisen und an die stürzen, als wir auch schon von drei Sei ten Staubwolken auf uns zukommen sahen, aus deren mittelster die ersten Strahlen der ausgehenden Sonne Fun ken zu sprühen schienen. Es war ein Moment, der die Nerven ergriff. Mitten im Lager, mit einem Gesicht, das so fest und entschlossen war wie zu Marmor versteint, hielt unser graubärtiger Kom mandant. ich neben meinem Pferde in seiner Nähe. Mit jeder Sekunde kam jene dreitheilige Staubwolke näher und näher. Und jetzt erscholl das Komman dowort: „Feuer!" Kaum war das Wort gefallen, da sprühte ein lebendiger Flammengürtel rund um das Lager auf und dann folgte das schwere, beständige Rollen der Mus ketenschüsse. Mit fanatischem Muthe stürmten die tapferen Söhne Arabiens gegen diesen feurigen .Hagelschauer an. Einige er reichten sogar unsere Wälle, aber nur. um auf unseren Bajonetten aufgespießt zu werden. Dann gab die Horde nach und ergriff die Flucht. Sterbliche Men schen könnten einem so schrecklichen, nach drücklichen Feuer gegenüber nicht Stand halten. Nun war die Reihe an uns. „Ver folgt sie!" kam das Kommando, und mit blitzenden Schwertern und klirren den Sporen fegten wir wie ein Wirbel wind hinter den fliehenden Muselmän nern her und streckten sie links und rechts zu Boden. Vor mir erblickte ich eine Gruppe berittener Araber, die auf ihren flinken, kleinen Rossen förmlich dahin flogen. Nur ein besonders großer, im posant aussehender Mann unter ihnen, offenbar ein Emir, konnte nicht ganz so flüchtig enteilen; denn er trug auf einem Flaggenstock das grüne Banner des Pro pheten. dessen Gewicht sein Roß aufhal ten mochte, so daß er ein wenig hinter den Anderen zurückblieb. Da schoß mir der Gedanke durch die Seele, daß sich mir doch hier endlich eine Gelegenheit bot, mich auszuzeichnen und meinen Nebenbuhler Jack Forrester in den Schatten zu stellen. Wo befand sich Jack? Ich hatte in der schnellen Folge der Ereignisse nicht Zeit gehabt, mich nach ihm umzusehen. Aber gleichviel! Ich war Allen voraus und in der Nähe konnte er nicht sein, um mir auch hier wieder die Palme streitig zu machen. Ich warf einen flüchtigen Blick zurück. Aber, o Himmel! da war er mir ja auf den Fersen, keine fünfzig Meter von mir entfernt und wahrscheinlich von demsel ben Vorsatz beseelt wie ich. Natürlich! Gab es irgend etwas, worin er mich nicht auszustechen versucht hätte? Aber dies mal sollte er kein Glück damit haben!' Mit einem entsetzlichen Fluche trieb ich meinem Thiere die Sporen in die Seiten und trieb es zu einer Eile an, die fast über seine Kräfte ging. Der Araber häuptling sah ein. daß ein Entkommen unmöglich war, hielt sein Roß- an und wendete sich auf dem Sattel um, um mir zu begegnen. Im folgenden Moment hatte ich ihn erreicht und griff nach sei nem Banner; indem ich aber mit dem Säbel ausholte, um dem Mann den Garaus zu machen, that mein Roß einen Sprung zur Seite und schleuderte mir durch die Heftigkeit der Bewegung den Säbel aus der Hand. Mein wilder Gegner machte sich die Gelegenheit zu Nutze und schwang nun sein Schwert mit einem wüthenden Auf schrei. Ich hielt noch verzweifelt den Flaggenstock fest und fühlte nach meinem Revolver. Ich hatte aber nicht mehr die Zeit, ihn zu benutzen. Indem ich das blitzende Schwert in seinem sehnigen Arme auf mich herniedersausen sah, hörte und fühlte, wurde ich plötzlich wie von einem Blitze auf die Seite geschoben. Ein anderer Reiter hatte sich zwischen mich und den Emir gedrängt. Der Stoß hatte mich vom Pferde gestürzt und eine Zeit lang lag ich betäubt am Boden. Als ich mich, noch ganz schwindlig und benommen, aufrichten konnte, waren die fliehenden Araber vor mir nur noch un deutliche Flecken am Horizont. Unsere Leute hatte sich zu ihrer Verfolgung hier hin und dorthin zerstreut. Ein paar Schritte von mir. riesig und imposant noch im Tode, lag der Körper des Sheiks. Unmittelbar zu meinen Füßen aber, geisterhaft bleich, lag Jack Forrester und sein Blut rieselte aus einer schreck lichen Kopfwunde zu Boden. Und es war wunderbar: indem ich da noch halb betäubt ihn anstarrte, war mir's auf einmal, als zerriß ein Nebel vor meinen Augen. Das war der Mann, von dem ich mich all mein Lebtag be nachteiligt geglaubt, den ich gehaßt und verflucht, den ich dem Tode in dem un gastlichen Egypten geweiht hatte, und er war's, der sein Leben für mich riskirt hatte! Ich erblickte es so klar wie die Sonne droben am Himmel. Zitternd vor Besorgniß, kniete ich an seiner Seite und versuchte, ihn in's Leben zurückzu rufen, indem ich ihm Branntwein ein flößte. Einige Sekunden darauf öffnete er die Augen und als er mich erkannte, flüsterte er, so schwach, daß ich kaum den Sinn der Worte auffing: „Vergeben Sie mir! Ich that es, um Sie vom Tode zu ret ten !" Dem Himmel sei Dank, er starb nicht! Seine kräftige Konstitution half ihm hindurch, wenn er auch einige Zeit am Rande des Grabes stand. Nicht lange, nachdem für ihn die Lebensgefahr besei tigt war, wurde ich von der Ruhr er griffen, die mich dienstunfähig machte, und so wurden wir beide zusammen als Invaliden nach England zurückgeschickt. Wir hatten uns jetzt eng an einander ge schlossen. Als wir an einem schönen, sternenklaren Abend zusammen auf Deck saßen, sagte Jack feierlich: „Wir haben doch recht viel Ursache, dem lieben Gott dankbar zu sein. Franz. daß wir beide noch lebendig und halb wegs gesund unsere Heimath und unsere Lieben wiedersehen dürfen, während so viele brave und gute Menschen drüben ihre letzte Ruhestätte gefunden haben." Ich stimmte ihm bei und wir rauchten schweigend eine Cigarre und dachten an manchen alten Freund und lieben Kame raden, der in der Wüste begraben lag. „Jack," sagte ich nach einer Weile, „kannst Du Dir vorstellen, daß es eine Zeit gab, wa ich fest entschlossen war, daß nur Einer von uns Egypten lebendig verlassen sollte, und daß ich der Eine wäre? Ich komme mir auch jetzt wie Dein Mörder vor, wenn ich daran denke." Forrester lachte. „Ich wußte ja im mer, daß Du mich nicht leiden konntest," sagte er, „und ich konnte es nie begreifen. Ich hatte Dich immer sehr gern, und das pflegt sonst doch gegenseitig zu sein." „Ich glaube, es fing auf dem Kricket felde an/' sagte ich nachdenklich, „wo Du mir den Rang abliefst." „Ich erinnere mich," entgegnete er la chend, „da hatte ich aber auch unvernünf tiges Glück; das hätte einen Heiligen aufbringen können. Nun, laß uns daran nicht weiter denken! Das Land Pharaos hat ja zum Glück die Mißverständnisse zwischen uns aufgeklärt." Er hatte gut reden. Für mich aber gab es noch eine Frage, von der mein Le bensglück abhing, und die noch immei nicht aufgeklärt war. Ich war ja frei lich so gut wie sicher darüber und ent schlossen. es als eine gerechte Strafe hin zunehmen. Dennoch aber standen wir ja jetzt aus so freundschaftlichem Fuße, daß ich mir wohl eine direkte Frage er lauben durfte. Und so wagte ich sie denn. „Jack." begann ich kurz und bündig, „sage mir nur noch eins: Bist Du mii Laura Fenton verlobt?" Jack starrte mich an. erröthete und brach in ein herzliches Gelächter aus. „Pfeifst Du auf dem Loche? Du dachtest also, ich beabsichtigte Dich da auch so auszustechen wie bei der Banner affäre? Darüber kannst Du ruhig sein, mein Junge! Nicht mit Laura Fenton bin ich verlobt, sondern mit ihrer Schwe ster Edith. Aber mit meiner zukünftigen Schwägerin stehe ich auf sehr freund schaftlichem Fuße, und, ganz im Ver trauen, ich glaube, daß die schöne Laura gar nichts dagegen einzuwenden hätte, wenn Tu, mein alter Junge, um ihre Hand anhieltest. Beeile Dich nur ein wenig, dann können wir Verlobung und Hochzeit zusammen feiern!" Ich drückte ihm schweigend die Hand. Sprechen konnte ich nicht. Was für ein elender, blinder, eifersüchtiger Idiot war ich also gewesen und wie nahe daran, mein Lebensglück mit eigener Hand zu zerstören, indem ich einem unschuldigVer dächtigten irgendwie eine Falle legte, daß er sein junges Leben in der Wüste lassen mußte! Wie leicht hätte sich das im Kriege machen lassen, noch dazu in dem irregulären im Sudan! Und hätte ich danach jemals wieder wirklich froh wer den können? Nun, ich war glücklicher, als ich es verdiente. Jacks Vorschlag auf der Ueberfahrt wurde ausgeführt bis auf den Punkt überm i. Wir verlobten uns gleich nach unserer Heimkehr mit den bei den holden Schwestern Fenton und feier ten ein paar Monate darauf die fröh lichste Doppelhochzeit, die man sich den ken kann. Bis auf diesen Tag aber habe ich keinen lieberen, vertrauteren Freund in der Welt als meinen ehemaligen Feind und Nebenbuhler Jack Forrester. Geschickt parirt. Mann (ärgerlich): „Ich muß doch schrecklich dumm gewesen sein, als ich Dich heirathete." Frau: „Das wollt' ich meinen aber die Dummen haben immer das größte Glück!" Moderne Dienstmädchen. Erste Köchin: „Warum kommst Du denn Sonntags nicht mehr aus den Tanz boden?" Zweite Köchin: „Da ist meine Ma dame dran schuld. Sie geht so altmodisch gekleidet, daß ich anstandshalber keins von ihren Kleidern anziehen kann." Gutes Gedächtniß. Hauslehrer (vor Beginn des Unter richts): „Wo sind wir doch zuletzt stehen geblieben. Fräulein Louise?" Schülerin (leise): „Wo Sie mir die Hand unter dem Tisch drückten, Herr Briller!" Aufrichtigkeiten. Von Oscar Blumenthal. 4 Die Leute, die verhaßt sind. Erwerben oft meine Huld. Die Jedermann zur Last sind, Ich trage sie mit Geduld. Di anderwärts gesiebt sind, Ich öffne ihnen mein Haus. Die allgemein beliebt sind Nur denen weich' ich aus. Ein kluger Entschluß reift unverhofft, Blitzschnell und ohne Erwägung. Doch Dummheiten machen wir allzu oft Nach reiflichster Ueberlegung. 4- -!° Nur falsche Weisheit treibt uns an, Das warme Blut zu meistern. Wen heute nichts ergrimmen kann, Wird morgen nichts begeistern. Ist räthselschwanger auch der Zukunft Schooß. Das Schicksal blind Nicht, was wir thun, entscheidet unser Loos: Nur, was wir sind. 5 q- Schau ich von dem Grat der Berge Weit ins tiefe Thal hinein, Scheint das Thun der Menschenzwerge Mir so eng... so arm... so klein... Und im Fichtengrün geborgen, Wo das Herz kein Hasten kennt, Lächle ich der kleinen Sorgen, Die man „große Fragen" nennt. Die Biedern, die mit Grobheit prahlen, Ich halte sie mir klüglich fern: Denn hinter ihren rauhen Schalen Verbirgt sich häufig gar kein Kern. Trotz Eurem ew'gen: „Das bezweifl' ich" .... Webt neue Wunder stets die Zeit. Und was noch gestern Wird heut' vielleicht schon Wirklichkeit. Wenn Dir mißgönnt ist der Schatz, Eignen Erfolg zu erwerben, Bleibt Dir ein süßer Ersatz: Fremden Erfolg zu verderben. H -i- Hat heute Jeniand ein Stück vollendet, Das nicht recht anfängt und nicht recht endet Man weiß nicht, wohin wills führen und streben? Dann heißt es: „Ein Ausschnitt aus dem Leben." Oft sah ich Feinde mich umlauern. Die unverwundbar sind im Streit. Sie stehn wie hinter ehrnen Mauern Im Schutz der Unbedeutendheit. q- -I- -5 Dramatische Kürze gewinnt sich schwer: Nur glaube sie Keiner zu erjagen. Wenn er's gelernt hat so ungefähr, In wenig Worten uns nichts zu sagen. Die Selbstsucht fragt Dich: „Was bist Du heut?" Das Mitleid: „Was warst Du in frühe rer Zeit?" Die Klugheit aber wird vorschauend fra gen: „Was kannst Tu werden in kommenden Tagen?" Man hört bisweilen in karger Zahl Gescheidte Worte zum ersten Mal. Doch nie sind mir Dummheiten vorge kommen, Die nicht schon ein Andrer vorweggenom men. - Als ich noch gern in Reime band Der Stunden Auf und Nieder, Da nahm mir Liebe vom Lippenrand Die frisch entsprossnen Lieder. Nun ward verschlungen der Verse Schall Vom Braus bewegter Zeiten. Doch tönt ein leiser Widerhall Oft mahnungsvoll vom Weiten .... Die gute Pr,isis. Humoristische Novellette von ? ri ch Fließ. „Aber. Mann, bedenke! es handelt sich" um das ganze Lebensglück unserer Einzigen!" .. , . , „Eben darum! Martha ist noch oik ,u jung, um einzusehen, was ihr Gluck ist; destvegen müssen wir Eltern danir sorgen." , .Martha ist für ihre Jahre sehr ver tändig; Du hast sie sonst immer dafür angesehen. Ich wüßte nicht, was sur in Unverstand darin liegen sollte, wenn ie ihren Karl, ich meine Herrn DoNor Hellmann. gern hat und eine Frau 2.0 k :or werden möchte!" „Und Du hast auch nichts dagegen! Der Titel, der ist s. der Euch Weibern in die Augen .Mein Schwiegersohn ist ein Studirter. heißt's dann. Herr Doktor! Doktor! Das klingt sehr schön, steckt rber nichts dahinter. Wovon wollen ste xnn leben? He? Hier in der Kursür itenstraße allein aiebt's achtunddreißig Doktoren! Wo sollen denn die Patienten und Honorare alle herkommen?" „Karl, ich meine Herr Doktor Fell mann, ist ein intelligenter, junger Mann. „Das mag sein; die Intelligenz aber macht's heutzutage nicht mehr allein. „Deswegen ist es ja auch ganz schön, daß wir etwas Geld haben!" „Ja, das ist wohl auch der Haupt grund, weswegen der hochstudirte Herr bei uns anklopft. Er weiß, daß hier die Musikanten sitzen! Haben sie uns sauer genug verdienen müssen! nein: Ich mag keinen Studirten zum Schwie gersohn, den ich ernähren soll, und der mich dafür insgeheim über die Achseln ansieht." „Aber. Mann, wie kannst Du Dich nur so ereifern! Ein Arzt ist ja schließ lich auch nur ein Gewerbtreibender. Aber ein Kaufmann kann falliren; ein Arzt bleibt immer ein Arzt! Wenn er erst eine gute Praxis hat " „Ja, da liegt der Hase im Pfeffer! Der Herr Doktor hat eben noch gar keine Praxis. Schulden hat er noch von der Universi tätszeit her!" iDie haben die meisten Männer vor der Ehe. Und was die Praxis anbe trifft, die wird sich Karl, ich meine Herr Doktor Fellmann, schon noch 'rausho len." „Na. dann will ich Dir was sagen. Alte: Wenn mir der Herr Doltor erst, na. sagen wir ein Dutzend guter Familien nachweisen kann, bei denen er ständiger Hausarzt ist, dann können wir ja noch 'mal über den Fall reden. Einstweilen sage Martha, sie soll ein vernünftiges Mädel sein und das Herumlaufen mit verheulten Augen lassen! Ich mag so etwas nicht. Sie ist noch jung, eben erst achtzehn Jahre, sie kann für ihren Karl noch jederzeit ein Dutzend andrer Männer kriegen!" „Wenn sie aber doch nur den einen will!" „Schon gut! Also Du kennst meine Meinung! Jetzt mutz ich aber wirklich in meinen Kegelklub, sonst heißt's Strafe zahlen! Also. Adieu. Alte!" Der Ren tier Gustav Markwardt griff bei diesen Worten nach Hut und Stock und begab sich eiligst nach seinem Stammlokal, wo er sich mitten unter seinen Standesge- nossen alle gut fituirte Rentiers am wohlsten fühlte. Frau Markwadt seufzte nach dem Fortgange ihres etwas dickköpfigen Gatten einige mal tief auf und schickte sich sodann an, das Resultat des eben stattgehabten Familienraths ihrem lie ben Töchterchen mitzutheilen. Sie kam aber nicht weit. Fräulein Martha trat aus dem Nebenzimmer, in dem sie so lange ein wenig Versteck gespielt, mit gerötheten Wangen herein und be gann ohne lange Vorrede: „Laß's gut sein, Mutti, Papa wird schon noch klein beigeben! Die Hauptsache ist, daß Karl und ich einig sind und unsre gute Mutter auf unsrer Seite steht! Das Dutzend Patienten werden wir uns schon noch 'ranholen, und dann muß Papa mein Sparkassenbuch herausgeben zur Ausstattung. Es soll mal feilt aussehen bei der Frau Doktor Fellmann! Hahaha!" Der praktische Arzt und Wundarzt Dr. Karl Fellmann saß während sei ner Sprechstunde im Ordinationszim mer und wartete auf die Patienten. Es kam aber keiner. Von Zeit zu Zeit blickte der junge Aeskulapdiener von der mendizinischen Zeitschrift, in der er las. auf und horchte nach dem Kor ridor hin. ob nicht Jemand die Trep pe heraufkam und auf dem Absätze, wo Einem das blankgeputzte Doktorschild entgegenleuchtete, Halt machte. Bis jetzt schien Keiner eine besondere Lust zu einer ärztlichen Konsultation zu spüren. Endlich hielt's der praktische Arzt und Wundarzt ohne Praxis nicht mehr aus auf seinem Studiersessel. Er sprang auf: „So geht das nicht wei ter!" Fast in demselben Augenblicke wurde an der Klingel gezogen. Der Doktor machte eine Bewegung nach dem Korridor hin. als wollte er selbst hinaus und dem Hilfesuchenden öffnen; doch das schickte sich nicht für einen viel gesuchten Arzt in Berlin W. Das Oessnen der Korridorthür und der Empfang der Patientin kam der Him merwirthin zu. Man hörte -ie'auch schon an der Korridorthür, die schnell auf- und ebenso wieder zuklappte. Der Doktor sank enttäuscht aufeinen Stuhl' „Wahrscheinlich nur der Briefträger'" So war's auch. Frau Diswang, bei welcher der angehende Sanitätsrath zwei große Zimmer und ein Kabinett innehatte, betrat das Ordinationszim mer und überreichte dem sehr gekränkt aussehenden Zimmerherrn einen Brief, den dieser mit mißtrauischenAugen mu sterte. Der Poststempel verrieth als Aufgabeort das kleine Ostseebad Saß nitz auf der Insel Rügen. Der Dok tor schüttelte den Kopf; was konnte von dorther Gutes kommen? Soviel ihm bewußt, hatte er dort keine Bekann ten zu suchen. Er erbrach das Cou vert. Das Schreiben lautete: „Mein lieber junger Kollegs und Kartellbruder! Erinnern Sie sich noch, daß wir bei de uns vorm Jahr beim fünfzigjähri gen Stiftungsfeste der „Teutonia'' auf dem Marktplatze in Jena ewige Freundschaft schwuren? Welch' schöne Stunden, als wir alten Burschenschaf ter und Ihr jungen Teutonen brüder lich vereint an der großen Commersta fel saßen, als der Semestersalamander von Neuem losging, und dann die herr lichen Bundesworte. Solange wir uns kennen, Woll'n wir uns Bruder nennen; Es leb' auch dieser Bruder hoch; Ein Hundsvojt, wer Dich schimpfen soll! Damals lernte ich Sie kennen, und Sie versprachen mir, mich 'mal in mei nem kleinen Badeorte zu besuchen, wenn's Ihre Praxis erlaubt nehmen Sie einem alten Praktikus diesen harm losen Scherz nicht übel. Nun, so ma chen Sie Ihr Versprechen jetzt wahr! Offen gestanden, ich bin etwas klapprig geworden und brauche für die Badesai son einen thatkräftigen Assistenten zum Vertreter. Die Saison ist nicht schlecht; vielleicht angeln Sie sogar einen Goldfisch dabei. Also aus baldi ges Wiedersehen, mein lieber Kartell bruder! ... Vivat. crescat, floreat Teu tonia! Dr. Pollnow. Sanitätsrath." Der „liebe Kartellbruder" war beim Lesen dieser Epistel immer vergnügter ceworden. „Vivat, crescat, sloreat Teu tonia!" schrie er und sprang im Zimmer umher. Das war ein vernünftiger Ge danke von Dir, altes Haus!.. . Ein paar Monate hindurch Praxis! .. . Heidi ... Vorbei die gräßliche, thatenlose Zeit!.... Und den Goldfisch will ick mir auch noch angeln! ... Martha soll er heißen! .. . Und ihr hartleibiger Erzeuger, der wohl geborene Rentier Herr Gustav Mart wardt, soll mir auch noch in die Räusen gehen! . . . Ein Mann, ein Wort! . . . Noch heut stech' ich in See. H0hi0!..." Herr Gustav Markwardt studirte seit einigen Tagen eifrig den Bäderkatalog, um einen geeigneten Erholungsort für Frau und Tochter ausfindig zu machen. Denn es ließ sich nicht leugnen, dahFräu lein Martha in der letzten Zeit ein wenig zur Bleichsucht und Melancholie neigte; eine Thatsache, die der besorgte Bater nicht konstatiren durfte, ohne sich selbst wcaen seiner Hartherzigkeit einige schwere Bewürfe -m Geheimen zu machen. Kein er selbst war wohl ein wenig Schuld an Martha's Niedergeschlagen heit, und war deshalb mehr als sonst ver pflichtet, ein wenig für die Wiederher stellung ihrer früheren blühenden Ge sundheit und heiteren Laune zu sorgen. Mit einer Uoßen Sommerfrische, wie sie die Emilie Markwardt sonst in jedem in einem der zahlreichen, weit vor geschobenen Vororte und Villenkolonien Berlins zu beziehen pflegte, war's dies mal nicht octhan. Diesmal sollte es eine Wirkliche Badereise an die See werden. Aber wohin schicke ich meine Familie? fragte s'ck Herr Markwardt fortwährend und las stundenlang über die Vorzüge der Seebäder von Kolberz. Heringsdorf, Ahlseck, Swinemünde, Dioenow, Bor kum und Rügen, ohne zu einem vernünf tigen Resultate zu kommen. AmStamm tisch im Kegelklub wurde diese hochwich tig- Frage jetzt ein ständiges Gesprächs thema, das hin und wieder zu kleinen Differenzen unter den anwesenden Star- mgi'sten führte. „Schicken Sie Ihre Familie dock nach Saßnitz!" meinte endlich de: a!:c Physt kus Dr. Lamprecht. „Saßnitz? Kenne ich garnicht, mir gänzlich unbekannt!" „Drum eben; ist noch nicht so abge grast wie die übrigen in de nen von Erholung kaum noch die Rede sein kann. Sie wollen ja d 0.5. nicht Ihre Tochter aus ten Heirathsmarkt füh len!" „Ist nnn ein vernünftiger Arzt dort, d-i: man seine Familie anvertrauen kann? Kcin junger Charlatau ohne Praxis?" „Unsinn! Sanitätsraih Pollnow ist ein aller Studienfreund von mn; ich gebe Frau einen Empfblungsbrief mit!" ..Abgemacht!" Am selben Abend erfuhr Frau Mathil de Markwardt den definitiven Entschluß ihres Herrn und Gebieters: „Ihr geht noch Ende dieser Woche nach Saßnitz. In vierzehn Tagen komme ich nach!" Fräulein Martha sagte nichts dazu; sie ließ sich scheinbar geduldig wie ein zur Schlachtbank schleppen, selbstre dend wußte sie längst durch einen regen hlimlichenPostc-restante-Verkehr mit dem Geliebten, wo er weilte, und hatte dem alten Pbysikus Lamprecht die LMkrajt von Saßnitz in aesHicktester Weise jU suggeriren gewicht. Sie that trotzdezß ungemein überrascht.als ihnen gleich dein, Eintrafen in Saßnitz der junge Vertre ter des alten Badsarztes entgegen kan und sich von diesem ersten Moment d-z Wiedersehens auf's angelegentlichste ihres Kur widmete. Ein neues Lebn begann. Was waren das für herrliche Morgen stunden am Strande der den See. als die junge rin zum ersten Male mit weitausgebreite ten Armen in die Morgenlu/t hinaus - belte: „Sei mir gegrüßt. Du unendlichz. erhabenes, unabsehbares M. mit cckeil Deinen Wundern und Schrecknissen de. Tiefe!" Welch' wunderschöne Spazier gänge in den meilenweiten Buchenrod, i?ern. in deren schattigen Laubgänger ?)- sich an der Seite des Geliebtes so wonn;- voll verschwiegen plaudern tich! Fräu* lein Marthas Aeußere verrieth schon noch ein paar Tagen nur noch wenig die bken! - süchtig! Grohstädterin. Der alte PK! - sikus hatte Recht gehabt. Sassnitz war der einzig richtige Badeaufinthatt für die Familie Markwardt! Herr Gustas Markwardt versäumte Nattirlich niemalz am Stammtische im Kegelklub seinen Scharssinn zu rühmen, mit dem er aus der „ganzen, langen Speisekarte" der On seebäder das kleine, wenig bekannte Sah. nitz ausfindig gemacht. Jeden brachte er eine Ansichtspostkarte oder ei' nen Brief der Seinigen aus Sahnitz inik, gab die wundervollen von dieser „P?le der Ostseebäder" zum Besten und warb förmlich um Patienten, die er dem ungemein geschickten Bare arzte dem hochverehrten Herrn San' tätsrath Pollnow zuschicken konnte. Beinahe alle Familien der ganzen som merlichen Stammtischrunde waren in Laufe der nächsten Wochen auf der Fabrt nach Saßnitz begriffen, um in den salzi gen Meereswogen und den gesundbenh sördernden Ausströmungen der Laub wälder daselbst ihre Ferien zuzubringen. Und schließlich brach Herr Gustav Mark- Wardt selber nach dem lieblichen (?AanS auf. Welch' ein freudiges Wiedersehen zwi schen dem Oberhaupte der Familie uns den Seinigen ! .... Herr Gustav Mark wardt konnte sich garnicht satt sehen an den blühenden Wangen und lachenden Augen seiner Einzigen. „Wahrhaftig -- schwur er in Ekstase diesen vortreff lichen Badearzt hier würde ich sofort in Berlin zu unserm Hausavzie denn unter uns gesagt ' ver Lamprecht wird a1t.... es daß wir uns nach einem Vertret sehen!" „Dazu kann Rath werden", lächele die zärtlich besorgte Gattin und Mutter And nahm ihren Mann bei Seite, um ei nige nothwendige Mittheilungen zu fa chen. Das Resultat dieser zeigte sich deutlich, als Herr Mark/iardt noch am Abend im kleinen in Sekt das Wohl des neuesten res von Sahnitz ausbrachte er vor her so steifnackige Rentier sich vo? 5 der unbestreitbaren Th<. e beugen j müssen, daß der ehemals !ne Schwiegersohn in wenig! Wochen sich eine stattliche Angahl vois zahlungs fähigen Patienten erworben,' Als der Brautvater seine Martha dem glückli chen Bräutigam vor der ganzen Bade gesellschaft von Sahnitz /eim schei nenden Sekte übergab, kointe er sich dreist rühmen: „Wahrl/iftig. Dok tor, Sie sind ein Glückspilz, ich habe Ihnen selbst die Praxis verschafft, durch die Sie sich die Hand meiner Tochter einst verdienen sollten; doch wer's Glück hat, führt die Braut und die Praxis heim!" Auch ein Grund zum Wei ne n. Mamo: „Warum weinst Du. Rudi Rudi: „Ich kann meine neue Ta schenuhr nicht zerlegen!" Vor der Premiere. Dichter: „Aber. Herr Direktor, es ist 20 Minuten über 8 Uhr! DaS Publikum langweilt sich bereits." Direktor: „Glauben Sie, daß es spä ter besser wird?" Abgewinkt. Dichterling: „Ich glaube, in mir schlummert das Talent z einem Dich j ter." Redakteur: „Gott dann lassen Sie's doch ruhig schlummern!" Illusion. Professor: „Ach. Sie hören auch m>ch Vorlesungen aus der Universität?" Aelteres Fräulein: „Allerdings, Herr Professor, seit zwei Semestern gehöre ich zur akademischen Jugend!" Fein abgelehnt. Alte Jungfer: „Herr Doktor, ich kann Ihre Mühe leider nicht anders belohnen, als mit meinem Herzen." Arzt: „Oh bitte, bezahlen Sie gefäl ligst meinem Assistenten." Ausgewichen. Mann (seinen Rock anziehend): „Hier. Frau, sieh'! Der Aushänger fehlt!" Frau: „Ja, ja, Mänchen, da hast Du gleich den besten Beweis, wie gut Du es bei mir hast! Wärest Du deim Mili . tär und Du hättest Dir den Henkel noch nicht angenäht, bekämst Du drei Tagt Kasten." Aehnliches. Herr (in einem Bergrestaurant zum Wirth): „Ach. bringen Sie mir eine Fla sche Wasser." Wirth: „Thut mir leid, wir müssen erst wieder welches aus dem Thal her ausschaffen." Herr: „Haben Sie nichts Aehnlickies?" Wirth: „Vielleicht eine Flasche Wein gefällig?" Mütterlicher Trost. „Warum weinst Du, Pcruline? Was hat es denn gegeben?" „Ach. denke Dir nur, Mama, Ar thur hat mich eine dumme Gans ge nannt .... Ich lasse mich schei den!" „Nur nicht überstürzen, liebes Kind! Dein Vater hat gerade so angefangn, das muß man nur den Männern aoge wöhnen!" Im wilden Westen. Tourist: Auf Etikette und gesellschaft liche Manieren scheint man aber hir zu Lande noch nicht viel zu geben. Bloody Bill: Da sein Se aber sehr schief gewickelt, junger Herr. Schauen Se de achtzehn neuen Grabsteine da auf dem Kirchhof! Da liegen achtzehn Leut d'runter. wo beim letzten labresball der „Cowboys von Deadville und Umgegend" ohne Tickets 'rein wollten. .Das ist wahr. „Du bist im Stande, alles zu errei chen, wenn Du Geduld hast", sagte ein alter Herr, der ein Vermögen erworben, zu seinem Neffen, der einS verbraucht hatte. „Du kannst Wasser m einem Sieb forttragen, wenn Du warten knst." „Wie lange" fragte der reuige Ver schwender. „Bis es friert", war die kühle Ant wort.