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Es herbst elt! Frühstücks-Gedanken eines Junggesellen. Von Th. Ebner. Nun denk mal einer, die Möglichkeit — und diese Weiber mir einen Korb mich zur Thüre hinaus marsch. marsch Und warum? Weil meine Haare ein klein wenig dünn, weil da herum, um die Augen diese FAltchen und weil na, mein Junge, so schlimm ist die Sacke doch nicht, die Figur noch immer prima Eleganz die Toilette chic die Geldbörse voll und die Hauptsache Sehen Sie sich mal diesen Mann an. meine Damen ja, ich bitte gang genau und dann sagen Sie ehrlich: Bin ich in der That so ein ha, wie sagt! man so ein ausrangirtes Möbel? Bin ich so eine Ruine, so ein Invalide vom Schlachtfelde des Lebens? Natürlich konnte ich erwarten, daß Sie alle „Nein" sagen. Thun Sie Ihren An sichten keinen Zwang an. Das ändert nichts an der Sache o diesen Sommer, da habe ich noch geflirtet ich sage Ih nen, das hatte Rasse, droben an der Nordsee und jetzt da droben beinahe zerrissen ehrliche Begeisterung natürlich und nun und gestern? Ich sei ein Jubelgreis ein gutet Kerl meinetwegen kurzum ein Nor malmensch ich aber sonst „Js nich", sagte sie. Wer, fragen Sie natürlich Ausdruck herzlicher Theilnahme. Na ja, ich gestehe... Die kleine Halden war's, die vom Flora-Theater; geradezu von einer ent zückenden Talentlosizkeit, aber lustig und keck und ein Paar Augen und arm 's ist rührend! Und diesem Mädel hab' ich vor et lichen Tagen in Form eines massiv gol denen Armbandes eine geradezu tolle Lie beserklärung gemacht ich habe das un gereimteste Zeug zu ihr hingeschwatzt Was that nun die Hex .. Sie führte mich vor den Spiegel, strich mir mit ih rer weichen Patschhand über mein kah les Haupt, gab mir einen herzhaften Kuß und meinte dann: „Wissen Sie, lieber Hugo, Sie sind ein prachtvoller Mensch, und wir wollen auch gute Freunde bleiben, aber" und dabei schielte der kleine schon wieder nach meiner mangelhaftenßehauptung Baronchen, es es Herbstelt bei Ihnen." Sie lacht, knixt mir noch einmal zu und ist wie der Blitz draußen zur Thüre. Gelt, so was! Und da soll man nicht einmal nachdenklich werden. Der Teufel auch wie ich so meiner einsamen Be hausung zuschritt, da ging mir doch man cherlei durch den Schädel. Davon ein an der Mal. 's ist doch zum Tollwerden— DieGe 's ist doch Tollwerden ... Die Ge schichte will nur nicht aus dem Kopf. Man kann nicht über Nacht alt werden Diese Malefizhexe. die Halden mit ihren Herbsteleien. Aber weiß der Himmel, seit sie mir das gesagt, bin ich wahrhaftig ein morscher Kerl .... ich glaube gar, ich zittere schon ich, ein Mann in den besten Jahren, reich, gut konservirt. Ah bah ist's die nicht, ist's eine Andere Unsinn, was heißt denn das: „Es Herbstelt ...." Draußen fallen die Blätter, langsam eines nach dem an dern. Wie ein Frösteln geht's durch die Natur. Ja damals damals, wo wir zu < i Zweien droben standen auf dem Mauer- ! werk de? Ruine und hinuntersahen in's Thal, wo unser Auge den Nebelstreifen ' folgte, die langsam aus der Tiefe den Berg emporkletterten, hastend und ja gend in dünnen Streifen und allmäh- > lich sich ballend und verdichtend. Drunten wogte das grüne Meer., und drüben sank die Sonne, goldig leuchtend und wir, wir Zwei, wir standen da. und die Hände hielten sich fest, und die Augen, die sahen in die dämmernde Ferne und die jungen Seelen, die träumten, träumten von einem großen, ! heiligen Glück Das aber kam niemals niemals bis zu der Stunde, wo sie Dich an einem klaren Herbstmorgen hinaustrugen auf des Dorfes kleinen, stillen Friedhof War's denn nicht zu derselben Stun de, wo in der Residenz Einer aus wü stem, tollem Traum emporfuhr, wo die drennendenAugen hinausstarrten in die wogenden Nebel vor seinem Fenster, und sein Ohr meinte, aus weiter, weiter Ferne, wimmernd und klagend die Tö ne der kleinen Dorfkirchenglocke zu hö ren, die Dich zur letzten Ruhe geleiteten. Dich, die dahingewelkt wie ein Blu- l nie im goldenen, leuchtenden Sonnen schein So hattest Du es ja gewollt vor Sehnsucht nach ihm, dessen sündiger Leichtsinn Dich verrathen, brach Dein Herz. —Aber er sollte nichts wissen von Deinem elenden Sterben. Glücklich sollte er sich fühlen nicht schuldig. Das war Dein letztes Gebet. Den Kukuk auch ich glaub, ich werde gar 1 noch sentimental. Kann ich denn da für, daß Alles so gekommen? Man lvil! doch sein Leben auch ein Bischen genießen. Und dann solcher Unsinn gleich jedes Wort eines halbwüchsigen Jungen für bitteren Ernst zu nehmen. " Nützt Dir nichts, alter Junge, kriegst sie nicht los, diese Erinnerung... Hast's ! toll genug getrieben, si- von Dir zu scheu chen toller als toll die langen, langen Jahre hindurch. Das einsame Kreuz zu Füßen desßerges, auf dem dasSchloß ' Deiner Väter stand.... Und aus dem Schloß Deiner Väter trieb Dich's hinaus neuen Festen ent- l gegen und neuer Sünde. < Na, Du wirfst Deine Cigarre hinweg? ' Nimm doch die Geschichten nicht so tra gisch; Du Hast's ja nicht ärger getrieben ? als Andere, und es giebt sogar noch Leute Leute aus der besten Gesell schaft — die Dich einen interessanten Mann eine gute Partie nennen. Ja. ja. mein alter Sohn, lach Dich nur mal aus über diese edlen Seelen, die verdie nen' nicht besser; aber ich bitt' Dich um Eines nimm sie trotzdem ernst. Sie sind die Welt und die Gesellschaft, und sie wissen nicht von dem, was man Sünde nennt und Gewissen. Ach was! Sün de. Du glichest, was Dir sich bietet, Du nimmst, was man Dir giebt. Hal loh. starre nicht so nachdenklich hinaus in den grauenTag laß Du ruhig die wel ken Blätter fallen von den Zweigen wer nicht an's Sterben denkt, schätzt nicht das Leben. Weißt Du. mein Sohn, einmal kommt er über uns alle, dieser große, schauder bare Jammer. Da ist's uns, als stün den wir vor einem Abgrund und hinter uns der Tod und vor unS die Vernich tung und kein warmer Herzschlag in der Brüst und keine Thräne im Auge. Dann diese Stille, dieses wilde, unheimliche Schweigen um uns her; die Angst, die uns die Seele aus dem Leibe preßt und die Schweißtropfen auf die Stirne treibt. Und dieser wilde, tobende Krampf, der uns die Hände zusammenballt, daß sich die Nägel in'S Fleisch graben, der uns die Zähne in die Lippen treibt, daß die Blutstropfen daraus hervorquellen Ruhx Ruhe das ist die Stunde, in der Du stirbst, um zu leben. Das geht vorbei wie ein wüster Fiebertraum und wenn Du aus dem erwachst, dann bist Du gerettet, denn Du hast kein Herz und keine Seele Du lebst. Verdammt, dieser schwere Wein ich glaube gar. ich habe geträumt. Ge träumt —'s ist lächerlich, beim besten Frühstück, das sich denken läßt.. Munter, munter, mein Sohn, recke und strecke die Glieder; reib Dir die Augen aus Deine Stirn ist heiß, draußen weht eine kühle Luft, und der Wind fährt durch die Zweige! Es Herbstelt. .. Die Eine und die Andere. Skizze von Annie Latt - Fels berg. Sie waren Schwestern, aber sehr ver schieden. Die Eine war altmodisch. Die hei rathete aus Neigung und hatte ein Haus voll Kinder. Die Andere war ganz und gar modern. Sehr selbständig im Thun und Denken, hatte sie sich einen Platz in der Literatur erobert, um den mancher Mann sie beneidete. Ihre Gedichte, ihre Novellen wurden nicht nur gern gelesen, sondern auch gekauft. Es gab Frauen, di für sie schwärmten, und Männer, die ihren Namen mit gewissem respektvollen Ernst nannten. Nur selten sahen sich Beide. Heute, mitten in ihrem Kindertrubel, erhielt die Altmodische einen Brief von der Schwester. „Mach Dich einmal auf ein paar Wo chen frei und komm zu mir nach Berlin." Helle Röthe stieg in die Wangen der Einen, als sie den Ruf der Anderen las. Sie blickte zu ihrem Gatten hinüber, der seine Zeitung studirte und seinen Morgenkaffee darüber kalt werden ließ. „Laß über der dummen Zeitung doch den Kaffee nicht verderben", mahnte sie. „Dumme Zeitung", knurrte er. „Na türlich. Du interessirst Dich für nichts. „O doch, aber jetzt nicht. Jetzt gehöre ich den Kindern." Sie theilte das Frühstück aus. nahm den Jüngsten. Zweijährigen, auf den Sch-2 und fütterte ihn. Der Brief der Schuster lag neben ihrer Kaffeetasse. M möchte das Couvert haben", riej eins. ..Nein ich!" „Ich die Marke", so sckwirrte es durcheinander. Sie waren ja bescheiden in ihren An sprüchen. aber sie wollten alle Sechse im mer etwas und meist alle dasselbe. Schließlich zankten sie sich. Das Eine goß die Milch über die Wachstuchdecke, daß sie gemüthlich auf den Teppich floß und den Brief beinahe mit hinweg schwemmte. Allgemeines Entsetzen. Papa schimpfte, daß der neue Teppich gerade unter dem Eßtisch lag. „Aber er war doch für das Eßzimmer gekauft und so warm und behaglich", meinte sie. Endlich Ruhe. Wenn Papa zornig aufbrauste, dann wurde es meist still wie in der Kirche. , Nach dem Frühstuck nahm der Gestren ge den Brief der Schwägerin zur Hand und las ihn. Seine Stirn verfinsterte M. ..Was meinst Du zu der Reise?" reise —" anwortete er gleichgiltig. und sie hob den Kopf hoch und nahm sich vor. zu reisen. Da legte das Zweijährige zärtlich die runden Aermchen um ihren Hals und schäkerte gleichzeitig mit dem Papa. Die Jüngsten waren stets seine Lieblinge, ihr galten sie alle gleich, ihr war Ems so lieb wie das Andere. Einen Augenblick noch umtobten die Kinder den Vater. Dann ging er miß gestimmt. übellaunig, schalt auf dem Ko rridor noch, daß an dem Kleiderriegel sich etwas Kindergarderobe verirrt hatte, und „bums" fiel die Thür ins Schloß. Nun galt es für sie. all den Kleinen gerecht zu werden und den Brief der Schwester sofort zustimmend zu beant worten. Ja. sie mußte einmal fort. In ihren Schläfen hämmerte dasßlut. Ihre Nerven waren bis zum Aeußersten erregt. Seit mehreren Wochen hatte sie keine ruhige, ungestörte Nachtruhe mehr gehabt. Der Kleinste bekam die Augen zähne, die Andern waren alle nach der Reihe an den Masern erkrankt. Jetzt waren sie alle wieder wohl auf. aber sie. die Mutter, fühlte sich nun sterbensmüde. Ein Ausruhen, ein Erholen that ihr ncth. Gleichzeitig mit der Antwort an ihre Schwester ging ein Brief an eine Coustne ab, die sie hier vertreten sollte. Beim Schreiben schwirrten ihr die Buchstaben vor den Augen. Er war so hart zu ihr. so zornig, das Geringste brachte ihn in maßlose' Wuth. 'Sie fürchtete ihn. Er demüthigte sie. oft bis zur Unerträglichkeit. Ach ja. fort, fort! Aber die Kinder. Da? hielt sie mit tausend Banden fest. „Mama, wir haben Hunger. „Gleich, gleich kommt Papa." Das Essen war längst fertig, der Tisch gedeckt, man harrte nur seiner. „Mama, uns hungert sehr!" „So kommt zv Tisch, Papa wird wohl bald kommen." Papa kam nicht zu Tisch. Erst am Abend, gegen acht, betrat er das Eßzimmer. Die Kinder waren zur Ruhe gegangen, sie hatten ihren Vater nicht mehr als eine halbe Stunde beim Frühstück gesehen. So ging es oft Wochen lang. Ohne merkliche Ursache war eine Verstimmung da. und sie hielt oft längere, oft kürzere Zeit an. Bei ihr wirkte sie erkältend, bei ihm schien es nichts weiter als Laune zu sein oder Reue! „Reue!" das dachte sie. Oft genua hatte er es ihr gesagt, daß er bereute, rücksichtlos ihr bekannt, daß er sie nicht vermissen werde, wenn wenn sie nicht da wäre. Sie mußte es anhören und bleiben, um der Kinder willen. Für die Kinder lebte sie. für sie opferte sie sich, für sie duldete sie, für sie kämpfte sie. wenn es galt, ihnen Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen. Das war ihre Ehe! Nie ein Wort der Anerkennung von ihm, nur Tadel. Zorn, Mißachtung. Wie beneidete sie die Schwester ! Sie sehnte sich fort, zu ihr. Ihr Gatte lieh sie gern gehen, die Kinder waren unter Obhut der Cousine gut besorgt, und dann war Berlin nicht weit, sie konnte in wenigen Stunden zu Hause sein, wenn etwas passirte. Natürlich wollten alle Sechse mit Mama gehen. Nach schwerem Abschied riß sie sich los. „Wer macht mit uns die Schularbei ten ?" , Papa." „O nein, ich habe solche Angst, Papa wird gleich böse." Die Tante —" „Kommst Du bald wieder, Mama ?" Ja. ja." „Hierbleiben —", lallte der Jüngste, und die kleine Vierjährige mußte mit Gewalt von Mama getrennt werden. Endlich kam sie fort. „Ruhe, nur Ruhe!" stöhnte sie, als sie nun im Coup 6 saß. Die Stunden der Fahrt vergingen ihr rasch. Sie freute sich, daß sie ruhig nachdenken konnte über so viel, vor al lem über die Kinder. Ob es bei allen so war wie in ihrer Ehe? Als sie die Schwester sah, kamen ihr i die Thränen in die Augen. Elegant und jugendlich stand sie vor ihr und be grüßte sie in der alten Herzlichkeit. Sie waren kaum ein Jahr auseinander, aber die Unverh-nrathete sah mindestens zehn Jahre jünger aus. Das machten die Sorgen um das Wohl der Familie, daS in ihrer Hand lag. Die Eine schämte sich ordentlich, als sie in die elegante Wohnung der Andern trat mit ihrem schäbigen Reisekleidchen. Das Dienstmädchen sah sie so sonder bar an, so von oben- herab. Sie hatte sich die Schwester ihrer Herrin anders gedacht. Der kleine Reisekorb barg auch nur wenig. Dann plauderten Beide von der Kindheit und lachten oft herzlich. Auf Stunden vergaß sie ihre Kinder, erst am Abend wurde sie wieder unruhig, als die Bettgehzeit heranrückte. Das war immer eine schwere Stunde, bis alle wohl geborgen in den Betten lagen und schliefen. „Wie glücklich Du bist" sagte sie zu der Schwester, und diese lächelte und seufzte gleichzeitig. Sie lernte auch dte Freunde der Dich terin kennen. Es fiel ihr auf, wie ga lant die Herren waren, sie hatte es ganz vergessen, daß Männer anders sein konnten, als ihr Mann war. Sie kam nur selten mit Menschen zusammen, ihre Welt war ihr Haus, ihre Kinder. Sie interessirte sich sehr für Menschen, für alles, aber sie scheute sich, auszu sprechen, was sie dachte, sie fühlte sich unsicher in Gegenwart Fremder. Wie anders die Schwester. Sie sprach leb haft über alles, und man hörte ihr gern zu. aufdringlich klug war sie nicht, sie hatte eine kindliche Heiterkeit sich be wahrt. l „O Gott, ihr hat noch niemand weh gethan", dachte die Eine über die An dere. Einzelne harte, lieblose Worte ihres Mannes tauchten in ihrer Erinnerung auf. und sie biß sich auf die Lippen, bis sie schmerzten. „Du. Liebe, heute laß ich Dich allein, ich radle mit einigen Bekannten jeden Donnerstag über Land, eine weite Tour. Schade, daß-Du nicht radelst, möchtest Du ? Ick schenke Dir ein Rad." „Ach nein, danke, wie könnte ich! Mein Mann, die Kinder!" „O, hier radeln viele Frauen, die Mann und Kinder haben. Sie erholen sich und frischen sich auf und kehren froh nach Hause zurück." „Nein, bei uns geht das nicht, ich habe keine Stunde frei für mich." „Du Arme. Kinderreiche, gieb mir zwei ab von Deinen Sechs, meine bei den Lieblinge." „Unmöglich, o nein!" Nun war sie allein in der behaglichen Wohnung. Die Rube bedrückte sie. Sie sehnte sich nach ihren Kindern. „Mama, kommst Du noch nicht wie der ? Wir beten jeden Abend : „Lie ber Gott, schick die Mama zurück !" So lautete der Brief ihres Aeltesten. Auch ihr Mann hatte heute geschrie ben. „Wenn Du magst, kannst Du ja vier Wochen, wie Du wolltest, bleiben, aber mit Deiner Cousine ist schlecht wirth schaften. Du fehlst doch allen !" Ach ja.-sie wußte es. Sie fehlten ihr auch, all die lieben Kinderaugen, die Plappermäulchen, die immer Wünsche aussprachen, die sie meist erfüllen konnte und so gern, so freudig er füllte. Der Ruf ihres Aeltesten, feine Bitte zu Gott sollte erhört werden. Eine ein zige Woche hatte sie es ausgehalten. Die Erholung hatte sie gestärkt, aber sie ge hörte nicht hierher in die Welt, ihr ge hörten ihr Haus, ihre Kinder und vielleicht hatte auch er sie ver mißt. Reisefertig trat sie der Schwester ent gegen. O, Du willst mich schmählich ver lassen." „Ich muß ? Ich fehle den Meinen." „Ich verstehe Dich, Du bist doch be neidenswert ! Ich fehlte nieman dem !" Sie küßten sich, und die, die sonst immer fröhlich war, weinte leise. Die Andere flüsterte, als sie wieder im saß : „Gottlob, bald bin ich wieder zu Hause!" Eine Bekehrung. Von H.A. Revel. . Einsam und verlassen liegt der Park von Monte-Carlo, die hohen Palmen gruppen werfen riesige Schatten auf den feinen, weißen KieS, der im stillen Mondlicht silberweiß vom dunklen Ra sen absticht. Nur ein Licht erstrahlt noch, röthlich-gelb, schreiend, aufdring lich, aus den Riesenfenstern des weißen Marmorpalastes, trotz der schweren Pur purvorhänge, die sie verhüllen. Durch Ritzen und Spalten zwängt sich das Licht hervor und schreit seinen Namen in das Dunkel der Nacht hinaus: „Gold! Gold!" So viel Licht da drinnen, überwälti gend, erdrückend, und doch diese ge spensterhafte Ruhe, trotz der vielköpfigen Schaar von Menschen, die gierig die grü nen Tische umlagern, hier und da nur die monotonen Rufe der Croupiers: „Faites votre jeu. messieurs. rien ne va plus!" öde, klanglos wie der Ruf der Gondo liere, der über die Lagunen schwebt. Ein junger Mann in elegantem, eng lischem Anzug streift einsam in den An lagen umher, ohne die große Freitreppe, die von dem hohen Marmorvestibule in den Park führt, aus den Augen zu lassen. Ein Menschenstrom wälzt sich von oben herab; lachende, plaudernde Stim men in Gruppen oder paarweise, Damen mit Spitzenfichus, in den, elegantesten Toiletten, die Herren im Frack, tadellos gekleidet, Männer und Frauen das war die Schaar derer, die aus der Oper kamen. Traurigen Blickes sieht ihnen der Ein same nach. Darunter ist er nicht. Doch gleich muß er kommen. Das Castno muß gleich geschlossen werden. Jetzt! Einzelne Gestalten, fast jede für sick allein, stumm, wortlos, mit ver störten Mienen, in derangirten Toiletten, Männer und Frauen —das ist die Nacht revue derer, die selbst gespielt haben. Ihr Gang ist schleppend, zu Tod erschöpft; so mancher sinkt hinter einem Bosquet auf die Bank, die glühende Stirne in die eisige Hand pressend. Er sieht Gold, nur Gold. .Neben ihm steht grinsend der Selbstmord. Unter den Letzten, die die Freitreppe niedersteigen. sind zwei den einen kennt der Einsame, hat er doch den Strohhut schief aufgesetzt, den hellen Ueberzieher nachlässig über die Schulter geworfen, lacht er doch so hell, wie nur immer einer lachen kann: Kurt von Eggen. Der äl tere Herr neben ihm mit dem langen Vollbart theilt dessen Freude nicht. Er blickt ernst vor sich hin. Der stille Beobachter verschwindet und eilt voran, seinen Herrn im Hotel de Rome zu erwarten. Er wollte nicht gern von ihm gesehen sein. Der ältere Herr räth Kurt: „Geben Sie mir das Geld zum Aufbewahren. Achtzigtausend Francs mit sich herumzu tragen ist nicht ungefährlich." Eggen lecht sein bildhübsches Lachen: „Ach, was soll einem denn pafsiren? i Für diese Nacht lasse ich eben meinen ! Franz in meinem Zimmer schlafen." , „Einen Fremden. Ihren Diener?" fragte mißtrauisch der ältere Gentleman. „Eine treue Seele. Meine Braut hatte ihn mir anempfohlen als Reisebegleiter. Er hat auch bereits zweimal meinen künftigen Schwager auf Reisen begleitet. Eine wahre Perle, sage ich Ihnen." Sein Begleiter zuckte ungläubig die Achsel: „Sie sind eine leichtsinnige Na tur. In solchen Sachen ist Niemandem zu trauen, nicht einmal dem besten Freund. Was thun Sie, wenn Ihnen der Kerl bei Nacht durchgeht und Sie ausraubt?" Eggen wurde ernst: ,Ja dann —? Diese Achtzigtausend sind mein ganzer Besitz. Mein Vater hat mir schon oft geholfen er thut's nicht mehr. Ich hatte ihm eigentlich versprechen müssen." kam es zögernd von den Lippen des jun gen Mannes, „nicht mehr zu spielen. Es war aber stärker als ich ich konnte nicht anders. Ich mußte. Morgen aber geht's weiter." Der Andere lachte kurz und bitter auf: „Wenn ich Alles so genau wüßte, als daß ick Sie morgen am Roulettetisch wieder finde! Einen Menschen wie Sie kurirt nur ein ernster Schlag, eine furchtbare, eigene Erfahrung! Weiß Ihre Braut, daß Sie Spieler sind?" Eggen wurde ungelduldig. „Ich bin gar kein Spieler. Ab und zu pointiren kann man doch nicht Spieler nennen. Ob meine Braut etwas davon weiß? Nein. Im Gegentheil. Sonst hätte sie mich doch nicht nach Monte-Carlo gesendet, ihre.Schwester zu besuchen. Denn daß man sich den Spielsaal mal ansieht, wenn man schon hier ist, das ist doch selbstverständlich. Nun aber adieu! Auf Wiedersehen inorgen Abend!" Er ging. „Laß mir das Souper herausbringen. Franz," sagte Kurt, als er in seinem Zimmer eine bequeme Manchesterjacke an zog. „Ich will mich früher zu Bett le gen. Richte Dir dann dort dem So pha ein Lager zurecht. Du schläfst heute hier oben." Franz verschwand lautlos, die Befehle seines Herrn auszuführen, der inzwischen auf den Balkon getreten war und auf das glitzernde Wasser herabblickte. „Gnädiger Herr, es ist fervirt." „Schön. Thee zurecht? Gut. Hast Du den Brief an meinen Vater schon adressirt?" „Jawohl, gnädiger Herr; er ist bereits aufgegeben." Kurt schlürfte behaglich seinen Thee und las den Figpro. Eine eigene Mat tigkeit überfiel ichn. Es war wohl die Nachwirkung des aufregenden Spieles. Er konnte kaum mehr die einzelnen Buch staben der Zeitung erkennen. Die Spei sen hatte er beinahe gar nickt berührt. Er hieß Franz den Tisch abdecken. Eine halbe Stunde später lag Eggen in tiefstem, traumlosem Scklaf, wie ein Schwertrunkener. Franz trat leise an das Bett seinesHerrn heran und träufelte ihm noch einige Tropfen einer hellen Flüssig keit in den Thee, den er seinem Herrn zu trinken gab. Im Schlummer gehorchte dieser willenlos, mechanisch den Trank schlürfend. Den nächsten Morgen wachte Kurt von Eggen erst gegen zwölf Uhr auf. Ihm war zu Muthe wie nach einem Rausch; er vermochte kaum die Augen zu öffnen, einen Gedanken zu fassen. „Franz!" Keine Antwort. „Franz!" Alles bleibt still Kurt erhebt sich zur Hälfte und sieht nach dem Sopha. Das Lager ist unbe rührt. Blitzschnell fährt seine Hand un ter die Matratze das Portefeuille und der Revolver sind verschwunden. Also bestohlen und Franz durchge brannt! Im ersten Augenblicke fühlte er sich wie gelähmt, nicht im Stande, irgend ei nen Plan zu fassen. Er war wie mit ei ner Keule vor den Kopf geschlagen! Allmählich kam ihm die Besinnung. Be stohlen!! Und nicht nur um seinen Ge winn, auch um das Geld, das sein Vater ihm übergeben, um in Genua eine bedeu tende Einzahlung in einem Bankhause für ihn zu machen. In wilder Eile kleidete er sich an und stürmte zum Portier. Der Diener wäre bereits um Mitternacht weggegangen, wie er sagte, um für den gnädigen Herrn ein Zimmer in Cannes zu miethen. Eggen avisirte sofort die Polizei und eilte nach der Bahn. Allerdings sei ein Herr, auf den die Beschreibung paßte, um halb ein Uhr Morgens nach Cannes ge fahren, doch der Name Franz Alst war in keinem der Ausweispapiere gelesen wor den. Im Thee fanden sich noch Reste von Chloral-Hydrat daher die Müdigkeit. Sofort wurde per Telegraph nach allen Richtungen alarmirt umsonst! Der Verbrecher wurde nicht erwischt. Kurt depeschirte an seinen Vater, zit ternd, bangend. Würde er ihm glauben, daß er bestohlen wurde? Da kam ihm der Gedanke, noch einmal sein Glück zu versuchen. Dort drüben war ja die Spielhölle! Wenn er nur zwanzig Louis sich irgendwo borgen könnte! Vielleicht von seinem älteren Begleiter, dem Freun de seines Vaters. Dort drüben war noch die einzige Möglichkeit der Rettung! „Ich bitte Sie, verehrtest?? Freund Sie sehen mich in einer furchtbaren Lage, borgen Sie mir 20 Louis, für Sie eine Kleinigkeit für mich heute eine Sum me. Sie hatten Recht! Frank ist durch gebrannt, ich stehe da ohne Sou." Um die Mundwinkel des alten Herrn zuckte es mit leisem Spott: „Well! Ich borge Ihnen auch noch mehr. Ihr Vater ist mein Freund. Ich borge Ihnen die ganze Summe, die Sie Ihnen gestern ab genommen. Nur müssen Sie mir diese wenigen Zeilen unterschreiben." Er reichte ihm einen Zettel; Kurt las: „Ich verpflichte mich mit meinem Ehren wort als Kavalier, dem Spiel zu entsa gen und die vorgestreckte Summe von Francs aus eigenem Verdienst zu rückzuzahlen." Eggen senkte ernst den Blick zu Boden; er fühlte, wie ihn sein Nachbar beobach tete. Langsam fragte Kurt: „Wie lange kreditiren Sie mir?" „So lange, bis Sie mir die Summe aus eigenem Verdienst wiedergeben." „Und wenn ich mich tödte?" „Dann hätte ich Ihnen die verlangte Summe ohne Formular gegeben. Sie hätten Sie heute Abend noch im Casino verspielt." Zwei Tage später hatte Kurt in Ber lin eine lange Aussprache mit seinem Va ter. Er hatte diesen nur um das Eine angefleht, seiner Braut von diesem trau rigen Abenteuer nichts zu erzählen. „Ich schwöre Dir. Vater, meine Spixl wuth hat ein Ende. Du machst mir ge rechte Vorwürfe über meinen Leichtsinn. Solltest Du Dir jedoch gar keinen Vor wurf zu machen haben? Du hast mich als großen Herrn erzogen, als ein viel leicht ganz repräsentables Mitglied der Salons, jedoch als recht überflüssiges Mitglied der menschlichen Gesellschaft, das vom Werth des Geldes keine Ahnung hat. Die ganze chevalereske Vertrauens seligkeit des Kavaliers hast Du mir mit gegeben, ohne mich erst die Welt kennen lernen zu lassen. Zu große Güte der El tern ist hier oft auch ein Vergehen an den Kindern. Dieser Schlag hat mich plötz lich gereift. Ich werde von nun an ar beiten und mir selbst mein Brot verdie nen, weil ich muß. Ich hab: eine Ehren schuld einzulösen. Ich will das Kapital verzinsen, das Du mir gegeben; ich will nicht länger der Sohn meines Vaters hei-, Ben. Ich danke jenem Schuft, meinem Franz, daß er mich gezwungen, einen an deren Menschen anzuziehen ". Die Thüre öffnete sich—vor ihm stand Franz. Das erste Gefühl war, dem Menschen an die Gurgel zu springen. Doch schien er ihm so sonderbar verändert. Wohl war es Franz und doch wieder war er's nicht. Mit sicherem Ausdruck näherte sich ihm sein verflossener Diener und überreichte ihm das geraubte Portefeuille: „Verzei hen Sie, Herr von Eggen, das gewagte Spiel. Hier ist die Summe unangeta stet zurück, welche ich vor vier Tagen in Monte-Carlo entwendete. Ich wußte, daß Sie gewonnen hatten, viel gewonnen hatten, und wußte auch, daß Sie, ein lei denschaftlicher Mensch, im Stande wa ren, kalt lächelnd selbst die Ihnen von Ihrem Vater anvertraute Summe zu verspielen. Bitte, regen Sie sich nicht auf! Ich weiß, daß man am grünen Tisch oft den Verstand verliert. Ich wollte Sie retten. Ich hatte Sie wieder holt früher in hiesigen Klubs beobachtet, wie Sie pointirten, und kam zu der Ue berzeugung, daß Sie nur ein scharfer chirurgischer Eingriff retten könnte." Ja sind Sie mein Franz oder wer sind Sie denn den?" rief Kurt fassungslos. „Als Diener hatte ich Sie allerdings - begleitet. In Wirklichkeit bin ich Ihr zu- künftiger Schwager. Ich wollte meine Schwester keinem Spieler anvertrauen; starb doch mein armer Vater aus glei cher Ursache an Selbstmord. Ich habe nur noch meine Schwester und diese nur mich. Sollte ich sie einem unzuverlässi gen Gatten anvertrauen? Sie sind ein guter Mensch, nur leichtsinnig. Sie wa-1 ren der Probe werth. Hoffentlich hat es geholfen. Zürnen Sie mir des halb? Aus Kurt von Eggen wurde noch ein sehr schätzbares Mitglied der Gesellschaft. Vor Kurzem erst erzählte mir der junge Landwirth in Gegenwart seiner reizenden Frau die Episode seiner Bekehrung. ?it Schwiegermutter. Erzählung von A. S ch m i d t (Osten). „Es ist abscheulich, zu abscheulich!" sagte Frau Domfels, indem sie wüthend mit dem kleinen Fuß stampfte. „Ick halte das nicht länger aus. Sie treibt mich noch zur Verzweiflung!" „Aber Else, was hat sie Dir nur ge than?" fragte ihre Freundin, Frau Walter. „Gethan? Frage lieber, was sie „nicht" gethan hats Alles thut sie, um mich zu ärgern und mich bei Hans in ein schlechtes Licht zu setzen!" „Ach. das ist Thorheit, Else! Dein Mann hat Dich viel zu lieb, um Dich je in einem schlechten Lichte zu erblicken." „Seine Mutter hat er aber noch viel lieber als mich." brauste die junge, hüb sche Frau auf. „Ich bin wüthend! Wer hat denn meine Schwiegermutter eigent lich eingeladen? Niemand. Sie kam einfach und ließ sich häuslich b.'i uns nieder. Und das gerade jetzt, wo ich mehrere herrliche Vergnügungen in Aus sicht habe!" „Du wirst doch nicht glauben, daß sie an derartigen Festen theilnehmen wird?" „Nein, das gerade nicht. Sie mischt sich aber in jede Kleinigkeit. An allem hat sie etwas auszusetzen. Mein Rad fahrkostüm erklärt sie für unpassend, weil ich ohne Rock fahre; meine Gesell schaftskleider sind ihr zu auffällig und nicht einfach genug; ich kokettire ihr zu viel mit den .Herren; ich soll keine Her renbesuche in Abwesenheit meines Man nes empfangen und so hat sie tausend solcher altmodischen, dummen Ansichtin, die sie mir durchaus beibringen will. Das Schlimmste aber ist: Hans giebt ihr in allem Recht!" „Er war doch sonst aber mit allem einverstanden, was Du thatest?" „Jawohl, bis meine liebe Schwieger mutter in's Haus kam. Da wurde es mit einem Male anders. Jetzt behauptet er, seine Mutter habe ihm über verschie denes erst die Augen geöffnet. Nun soll ich auf einmal nicht mehr radeln, soll nicht zu Hause sein, wenn mein Vetter Fritz in Abwesenheit meines Mannes Besuch macht! Es ist einfach nicht mehr zum Aushalten! Ich bin doch kein Kind mehr! Und nächste Woche weißt Du, da ist das große Künstlerfest Hans ist dann nicht in B. ich gehe aber doch hin und soll die Welt darüber aus den Fugen gehen!" „Na, das lvird sie nicht, Elf?!" lachte Frau Walter. „Aber überlege es Dir noch einmal. Frau Domfels wird es jedenfalls nicht gut heißen, wenn Du ohne Deinen Gatten ein solches geräusch volles Vergnügen mitmachst." „Ach, laß mich in Ruhe mit Deinen Moralpredigten!" fiel Else ihr in's Wort. „Ich bin nun einmal, wie ich bin, und bleibe so! Was versteht meine Schwiegermutter von der Welt, wie sie jetzt ist! Nichts, gar nichts! Anfangs wollte ich die liebe, alte Dame ein wenig über das moderne Leben und seine An forderungen aufklären, ich gab das jedoch bald es hätte doch nichts gefruchtet. Doch nun gieb mir einen guten Rath. Mila. wie ich meine Schwiegermutter vor dem 18. dieses Monats los werde!" „Hat sie den Tag für ihre Abreise noch nicht festgesetzt?" „Leider nicht! Sie trifft gar keine An stalten zur Abreise. Sie fürchtet sich vor der Seefahrt, weil gerade in letzter Zeit so viele Stürme auf dem Meere hausten. Es ist zu dumm! Ich muß sie aber los werden. Denn wenn sie bleibt, vereitelt sie es sicherlich, daß ich auf das Künstler fest gehe. Und um das zu verhüten, muß sie fort um jeden Preis!" „Ja. das ist leichter gesagt als gethan, liebe Else. Es sei denn —Du bekämst einen Gast, der Dein Fremdenzimmer braucht." meinte Mila nachdenklich. „Du kannst aber Deiner Schwiegermutter doch nicht zumuthen —" „Famos! Famos!" jubelte die junge Frau mit blitzenden Augen. „Ich thue es! Freilich —" fügte sie langsamer hinzu, Hans wird böse sein. Aber sei es drum ich bekomme einen Gast! Aber wen wen nur? Mila, ick Hab's! Du mußt der Gast sein!" „Ich, Else? Wie könnte ich Meinen Mann und die Kinder auf längere Zeit allein lassen! Das geht nicht. Weißt Du nicht eine andere —" „Ich wüßte schon welche aber meine Schwiegermutter kennt fast alle meine Bekannten und würde sich im höchsten Grade wundern, wenn so plötzlich, ohne jede vorherige Anmeldung, Logirbesuch in's Haus schneite. Du aber könntest mir gleich heute, wenn Du nach Hause kommst, einen Brief schreiben, in welchem Du Deinen längst angekündigten Besuch fin den Achtzehnten ansagst. Mach' doch kein so abweisendes Gesicht, Mila! Du mußt mir helfen. Du kannst ja gleich wieder abreisen wenn Du durchaus willst sobald die Mutter das Feld ge räümt hat —" „Wenn Dir so sehr viel daran liegt, Else, so will ich den Brief heute ndch ab senden." „Du bist ein Engel, Mila!" rief die junge Frau, indem sie die Freundin stür misch umarmte und im Kreise mit sich herumwirbelte. „Ich bin so froh! Nur ein paar Zeilen Mila wie verabre det! Ich bin Dir so unendlich dankbar!" Nach einer nochmaligen stürmischen Umarmung und herzlichen Küssen trennten sich die beiden Freundinnen. Der versprochene Brief lag wirklich am nächsten Morgen auf dem Frühstückstisch, als Else eintrat. Ihre Schwiegermutter und ihr Gatte waren bereits im Zimmer. Die alte Dame machte durchaus nicht den Eindruck eines Störenfriedes over einer Unheilstifterin, wie die junge Frau sie de: Freundin geschildert hatte. Sie war eine hohe, ehrwürdige Erscheinung mit schneeweißem Haar und mildem, gütigem Gesichtsausdruck. Daß ihr an der Schwiegertochter manches nicht gefiel, daraus hatte sie kein Hehl gemacht. „Hast Du ungünstige Nachrichten er halten liebes Kind?" fragte die alte Dame freundlich, als sie das nachdenklicheGesicht Elses bemerkte, die soeben den Brief ge lesen. „Oh —hm eigentlich nicht! Der Brief ist von meiner besten Freundin, Mila Walter. Sie erinnert mich da ran, daß sie am Achtzehnten hier ein trifft." „Am Achtzehnten?" wiederholte Frau Domfels. „Das wäre also heute über acht Tage?" „Ja", versetzte Else gedehnt. Ihr Gatte blickte verdutzt auf. „Unsinn!" platzte er unwillig heraus. „Sie kann nicht kommen. Du mußt ihr abschreiben. „Wir haben doch kein Zim mer übrig —" „Es ist zu fatal zu fatal", mur melte die junge Frau. „Ich habe sie schon so lange eingeladen und wir freu ten uns so sehr auf die Zeit, die wir mit einander verleben wollten. Aber wenn Du es wünschest, Hans, schreibe ich ihr selbst oeiständlich ab." ' „Von Wünschen kann hier doch gar keine Rede sein!" versetzte der Gatte. „Wir haben einfach keinen Platz für sie. Sie muß ihren Besuch aufschieben." .-.Aber. lieber Hans, ich bitte Dick", fiel hier seine Mutter ein. „ich möchte um keinen Preis unserer lieben Else die Freude verderben. Du weißt, daß ich meiner Cousine in Kopenhagen verspro chen habe, einige Wochen bei ihr zu verle ben; ich könnte also diese Absicht jetzt aus führen." „Das mag alles sein, liebe Mutter. Aber das schlechte Herbstwetter mit seinen heftigen Stürmen taugt nicht zur Reife für Dich. In den letzten Tagen sind so viele Schiffsunfälle gemeldet worden, daß ich Dick auf keinen Fall fortlasse. Begleiten kann ich Dick leider auch nicht, denn ich reise morgen ab. wie Du weißt. Also —Du bleibst!" Else machte ein recht mißmuthiges Gesicht. „Verdirb dock Else die Freude nickt, lieber Hans!" sagte die Mutter sanft. „Sie hat an ihrer Freundin eine viel bessere Gefährtin als an mir. Ick bin fest entschlossen, in einigen Tagen nach Kopenhagen zu fahren." Herr Domfels machte nock einige Ein wendungen, die alte Dame ließ sich in ihrem einmal gefaßten Entschluß aber nickt wankend machen. Am nächsten Tage reiste ihr Sohn ab und bald da rauf traf auch Elses Schwiegermutter ihre Vorbereitungen zur Abreise. Die junge Frau triumpbirte. Sie schrieb Mila, daß sie es vielleicht gar nicht nöthig haben werde, auch nur eine Nacht bei ihr zu bleiben, da „die Luft schon bald rein sein werde". An dem Tage, an welchem Frau Domfels abreisen sollte, erhob sich ein gewaltiger Sturm, wie seit langer Zeit nicht. Die Mutter konnte selbst bei gutem Wetter eine Seereise nicht gut vertragen. Hans schrieb nochmals, daß Else sie bei diesem Wetter unter keiner Bedingung fortlassen dürfe. Aber die junge Frau wollte ihre Schwiegermut ter durchaus los sein. Sie befand sich in Verzweiflung. Blieb jene, so durf te Elfe an dem Feste nicht theilnehmen. Frau Domfels war sehr erregt, als sie das Toben des Windes beobachtete. Mit Zittern und Zagen dachte sie an die Fahrt auf dem Meere. „Wenn ich Dir hinderlich bin, liebe Elfe," sagte sie zaghaft, „so will ich während der Anwesenheit Deiner Freundin gerne in ein Hotel gehen. Ich fürchte mich vor der Seereise." Ihre Schwiegermutter in einem Ho tel zu wissen, das war für Else minde stens eben so schlimm, als wenn sie im Hause geblieben wäre. Nein, nein, sie mußte unbedingt fort! „Liebe Mama," sagte sie, „ich glaube wirklich, Du bist zu ängstlich. Wenn es auf dem Lande stürmt und tobt, ist auf dem Meere gewöhnlich das ruhig ste Wetter. Doch, um Dich zu beruhi gen, will ich mich erkundigen, wie das Wetter auf der See ist." „Wenn ich sie nur aus B. herausbe käme," dachte Elfe, „dann kann sie ja meinetwegen in S.' bleiben und die Fahrt mit dem Schiff aufschieben. Aber fort muß sie —um jeden Preis. Oder ich laufe noch davon ich halte es nicht mehr aus. Ich will mein eigener Herr sein!" Eine Stunde später betrat sie ver gnügt lächelnd das Zimmer der alten Dame. „Auf dem Meere ist das ruhigste Wetter, das man sich nur denken kann, liebe Mama," berichtete sie. „Du brauchst also gar keine Angst zu ha ben." „So so!" sagte Frau Domfels seufzend. „Ja, dann ist es wohl am besten, ich reise heute noch ab. Ich fahre dann heute noch mit dem „Rex" nach Kopenhagen." Betrübten Herzens packte sie ihre Koffer. Sie sah sehr bleich und ängst lich aus, als sie in das stieg. Else war glücklich. Gott sei Dank, daß die Schwiegermutter fort war! Am nächsten Tage kam Mila Walter, wie verabredet, zu Else. „Du hast doch Deine Schwieger mutter gestern nicht fortgelassen, Else?" begann sie sogleich. „Natürlich!" gab Else lachend zur Antwort. „Sie ist fort Gott sei Dank! Am liebsten freilich wäre sie da geblieben. Aber ich redete ihr zu und sie-" „Um Gotteswillen!" rief Mila, er schrocken. . Ich sagte ihr, ich hätte mich genau erkundigt und erfahren, daß das Meer ganz ruhig und von dem Sturme, der bei uns hauste, ganz und gar verschont sei. Das wirkte! Darauhin reiste sie ab. Hätte ich das nicht gethan, sie säße heute noch hier —" „Lache nicht, Else, um Gotteswillen, lacke nickt!" rief Mila nervös. „Du scheinst dir Morgenzeitungen noch nicht gelesen zu haben!" „Da bast Du allerdings Recht. Ich H.Ute noch keine Zeit dazu. Was steht denn darin?" „Daß der „Rex", der Dampfer, der gestern nach Kopenhagen fuhr, unterge gangen ist mit Mann und Maus. Das Schiff soll so entsetzlich schnell gesunken sein, daß kein Mensch gerettet werden konnte. Oh. Else, Else, Deine Schwie germutter ist hoffentlich nicht mit diesem Schiff gefahren! Weshalb ließest Du sie nur fort!" „Ich ich ich habe meine Schwiegermutter in den Tod gejagt!" stammelte die junge Frau, die leichenblaß geworden war und sich kaum auf den Füßen halten konnte. „Warum sagst Du es nicht gerade heraus?" sckrie sie wild. „Du denkst es doch ich sehe Dir'sjaan! Barmherziger Gott! Und mein Lebensglück auch das habe ich gemordet! Wie kann ich meinem lieben, guten Mann, der so zärtlich an seine? Mutter hing, je wieder unter die Augen treten mit dieser himmelschreienden Sünde auf dem Gewissen? Mein Gott ich wünschte, ich wäre gestorben, ehe ich diesen unglückseligen Gedanken faßte!" Wie betäubt sank Else in einen Stuhl. „Du mußt Deinem Manne alles ge stehen, Else." sagte die Freundin. „Wenn der erste große Schmerz vorüber ist, wird er Dir gewiß vergeben. Du hattest ja keine Ahnung, daß ein so entsetzliches Unglück geschehen könnte! Du bast keine wirkliche Sünde begangen. Else, Else, weine nicht so herzbrechend sei still —" In diesem Augenblick vernahm man Herrn Domfels' Stimme im Korridor. „Mein Mann, mein Mann!" hauchte Elfe entsetzt und geisterbleick. „Oh, Mi la, Mila, laß ihn nicht herein es ist mein Tod wenn ich ihm jetzt unter die Augen treten soll —" Dcch noch eh sie den Satz vollenden konnte, war ihr Gatte eingetreten. „Else, mein Lieb, was ist Dir?" fragte er besorgt, als er ihre verstörten Züge gewahrte. „Ich habe ihr soeben die schreckliche Nachricht von dem Untergang des „Rex" gebracht," flüsterte Frau Walter. „Und sie dachte, meine Mutter sei mit verunglückt?" fragte er bastig. „Mein Lieb, meine Else, wie herzensgut Du bist! Aber nun komm, Schatz, beruhige Dich! Ich bringe Dir tröstende Kunde. Mama ist gestern nicht von S. abgereist. Sie telegraphirte mir, daß sie mit dem „Rex" fahren wolle; ich setzte mich da raufhin sofort in den Schnellzug nach S., um sie an der Seereise zu verhindern und kam glücklicher Weise noch zu rechter Zeit an. Ich habe Mama wieder mit zurückgebracht. Sie ist vorläufig im Viktoria-Hotel geblieben. Ich hätte mein Lebtag keine ruhige Stunde mehr ge habt. wenn meine arme Mutter auf diese Weise um's Leben gekommen wäre —" „Ich auch nicht, Hans!" schluchzte Else, indem sie sich wie schutzsuchend in die Arme des Gatten schmieate. „Aber nun eile, Hans, hole Mama sofort aus dein Hotel sie darf auf keinen Fall dort bleiben und sie soll noch recht recht lange bei uns bleiben!" Kärtchens Wahurtti. Von I. Bettelheim. Draußen war über die Stadt die Helle eines sonnigen Herbstmorgens gegossen, von der man in der Dachstube, welche die Beiden bewohnten, freilich nichts merken konnte, weil die geschlossenen und festver rammelten Fensterläden keinen Schimmer Tageslicht hereinließen. Der kleine, von übler Luft erfüllte Raum war von einer qualmenden Petroleumlampe erleuchte:, die wohl die ganze Nacht ihre Schuldig keit gethan haben mochte und nun die letz ten Reste ihrer Speisckng auszehrte. „Bist Du entschlossen?" Diese Frage richtete ein ungefähr vier zigjähriger Mann an seine Frau, die mit rothgeweinten Augen in das Lickt starrte. „Es wird wohl das Beste iein . flü sterte sie und vergrub das Gesicht in den rothgestreiften Kattun des Bettüberzuges. Der Mann sprang nun aus dem Bette, holte ein Sckeit Holz hinter dem eisernen Kochherde hervor, da er mit einem Mes ser zerkleinerte, entzündete einen langen Kienspan und legte, als die Flamme zu prasseln begann, eine Schaufel kleiner Kohlenstücke auf die Holzschickt. Dann setzte er sich auf eine Fußbank, die er vor den Herd geschoben, stützte das Haupt auf beide Hände und sann. Er wollte, bevor er von der Welt Ab schied nahm, noch einmal ehrlich mit sich ins Gericht gehen und ließ seine Kinder zeit an sich vorbeiziehen: „Mangelhafte Erziehung", murmelte er, „verweichlichen der Einfluß der Mutter" ... Dann ge dachte er seiner Jünglingsjahre: „Phan tomen nachjagend, .... tüchtiger Arvei: abhold ... in steter Selbsttäuschung über meine Thätigkeiten ... über ernste Le bensfragen mit Sophismen hinwegvolti girend ... nie sicheren Schrittes einem bestimmten Ziele zuschreitend, so habe ich die Zeit verbracht vergeudet!" Dann streifte sein Blick sein Weib, das ergebungsvoll nach der Decke aufsah. „Ich hatte kein Recht, auch noch ein anderes Menschenschicksal auf mein leckes Fahrzeug zu laden, der ich mich selbst nie lenken konnte! Freilich, was soll sie allein auf der Welt?" Er legte jetzt größere Kohlenstücke in die Flamme, dann riß er das eiserne Knie stück des Ofenrohrs aus der Wand. So fort schlug ein dichter, schwarzer Qualm in die Stube. Jetzt suchte er noch etwas, um das klaffende Loch in der Wand zu verstopfen und dem Rauch auch diesen Austritt zu verwehren. Seine Frau wies mit dem Finger nach ihrer Kommode, de ren unterste Schublade er herauszog, nach den Flicken und Lappen greifend, die sich darin fanden. Da kam etwas Rothes. Zappeliges zum Vorschein, das er sofort zurück schleudern wollte. Doch da hatte es auch schon seine Frau bemerkt. Sie sprang mit einem Satze aus dem Bette und faßte danach. Es war der Ueberrest eines Spielzeuges, ein kleiner, vielfach verstüm melter Hanswurst. An Stelle der Beine hingen ihm zwei flatternde Wergsträhne vom Leibe herab, und auf dem verunstal teten Kopfe saß noch das rothe Mützchen mit der kleinen Schelle, die einen leise klingenden Ton von sich gab. denn die Hand, die diesen Torso eines Lustigma chers festhielt, zitterte heftig. „Es war Karlchens letzte Freude!" sprach sie mit von Schluchzen erstickter Stimme. Da beaann es in der Brust des Man nes zu keuchen, und er schloß die Lippen fest über einander. Wieder ertönte das leise Klingen. „Es ist seine Stimme, hörstDu? Karl chen will nicht, daß wir sterben! Thu's nicht! O. thu's nicht!" Und es bimmelte immer stärker. Da stürzte der Mann mit wilder Ener gie an das Fenster, riß die Läden auf. daß der volle Tag blendend ins Zimmer drang, und rief, indem er sein Weib an die Brust drückte: „Sei ruhig. Karlchen, wir wollen es noch weiter tragen!" Gu t e r Rath. „Nun habe ich das Mittagessen fer- tig, und mein Mann kommt wieder! nicht; diese Vernachlässigung ist doch unerhört!" „Sehen Sie. Madame, ich Hab's im mer gesagt, Sie sollen lieber mich ko chen lassen!" Akustiscke Täuschung. „Der Zahnarzt muß seine Patienten gewaltig schinden. oft ich hier vor beigehe, höre ich herzzerreißendes Schreien." „O nein, das ist -ine Treppe höher; da wohnt eine Gesangsschülerin vom Kon servatorium." Begründung. Herr: „Sie wollen nicht Heirathen ?" Subalternbeamter: „Nein, ich habe ja so schon genug Vorgesetzte." Herausgeplatzt. Frau: „Der Herr, welcher da kommt, wollte mich Heirathen!" Mann: „So ein dummer Kerl!" Gestörte Liebeswonne. Mein Schätzchen am Arm. ging neulich ich Spazieren nach dm Walde. Wie fanden hier, tvo's so lauschig und still, Sich uns're Herzen so balde! In einem schattigen Auf einem Hügel von Moose, Da setzten wir miteinander uns hin. 0 Liebe, du grenzenlose! Gar manches liebe, süße Wort Floß über die Lippe, die rotbe! Und das Blut ns schnell durch d'?e Adern sckohl Und wir küßten uns fast zu Tode. Und wir fühlten es kalt und wir fühl ten es warm Wohl über den Körper laufen. Wir saßen nämlich, daß Gott erbarm. Auf einem Ameisenhaufen. ZarteDG e m ii t h. Junge Frau: „S'.g'. Männchen, ich habe schon oft Über die Frage nachge dacht. wie es wäre, wenn Eins von uns durch den Tod himoeggeraift würde." Er: „Um GoLteSwillen, nur nicht ich! Denn ehe Du Wittwe werden sollst, will ick viel lieber Wittwer werden." Sonderbare Logik. Wenn Du Dein Examen be stehst. Karl, bezahl' ich alle Deine Schulden!" „Da soll ich also, lieber Onkel, fiit meine Gläubiger studiren?!" Sie kennt ihn. „Du darfst keinen Wein trinken Paul der Doktor hat's verboten!" „Ein Gläschen nur. Helene!" „Ich darf es nicht zugeben!" „Einen Schluck nur aus der Flasche'" „Erst recht nicht eher noch ein Gläschen!" Begründung. Richter: „Und warum haben Sie gleich drei Flaschen Wein getrunken, war's nickt an einer genug?" Zechpreller: „Ja. nach einer Flasche habe ick noch nicht die nöthige Courage, meine Mittellosigkeit einzugestehen." Durchschaut. Piccolo: „Die Herrschaften da hinten - in der Ecte wünscken eine Zeitung!" 1 Kellner: „Na, da nimm nur eine von den großen amerikanischen das sin) Hochzeitsrei sende, die wollen sich do.-.-> nur dahinter küssen." Boshaft. Sie: „Denkst Tu noch daran. Hein:, an jene Gesellschaft bei Dr. Z.. Wc wir uns zum ersten Mal sahen?' Er: „Ach ja, wir waren gerade 13 bei Tisck." Eine gute Seele. „Ich sag' Ihnen, es war furchtbar zu sehen, wie die armen Leute in der grün men Kälte arbeiteten! Ich hatte die Ueberzeugung, hier muß etwas gesche-' , hen!" „Und was thaten Sie?" Rentier: „Ich trank einen Schnaps!" D r a st i s ch. „Ist es denn wahr, daß die Braut unseres Freundes Müller so riesig gro ße Füße hat?" „Na, kolossal, sage ich Dir? Wo die hintritt, ist ein Bauplatz!" l— Erweitertes Citat. „Ein edler Mensch zieht edle Menschen an." Dies Dichterwort merkt man von Haus zu Haus, Es lehrt die Folge Jedermann alsdann, Was nicht sehr edel, das zieht Andere aus! Bewährtes Motto. Mutter (überreicht ihrer soeben ver heirateten Tochter die Schlüssel der neuen Wohnung): „In diesem Zeichen wirst Du siegen!" Der Stein der Weisen. .Donnerwetter, was haben Sie da für eine pompöse Busennadel! Das ist ja ein ganz wunderbarer Diamant!" ' „Das will ich meinen; er kostet auch genug Geld." ~Dsn haben Sie wohl geschenkt be kommen?" . . „Wie man's so nimmt. müssen nämlich wissen, ich war Testamentsvoll strecker für das Vermögen des verstorbe nen Mever, und da habe ich eine letztwil lige Verfügung gefunden: zur Anschaf fung eines würdigen Gedenksteines zwei tausend Mark. Nun sehen Sie: das ist der würdige Gedenkstein!" Entweder—--oder. Hausherr: „Bevor Sie einziehen, muß ich Ihnen bemerken, daß ick es liebe, wenn der Zins pünktlich bezahlt wird !" Studiosus : „Ist auck mein Prin zip lieber gar nicht als un pünktlich !" Aus der höheren Töchter schule. „Klärcken, was bedeutet das Wort Aesthetik?" „Die Lehre vom Schönen!" „Nun, und was'wird wohl ein Aesthe tiker sein?" „Ein — ein schöner Lehrer!" Mißglücktes Kompliment Professor: O. ich habe viel fach beobachtet, daß häßliche Leute sehr oft geistreich sind die Anwesenden selbstverständlich ausgenommen!" Zur Abrüstung. Daniel „Sie tragen kein Monocl? mehr. Herr Lieutenant ?" Lieutenant: „Eines muß doch 'mal 'nen Anfang mit der Abrüstung machen!" Schlechtes Gewissen. Papa (beim Abendessen) : „De? Schweizerkäs hat heute aber große Lö cher !" Fritzchen (weinerlich) : „Ich bin's aber gewiß nicht gewesen!" Kasernhofblüthe. Wachtmeister (zum Einjährigen): „Wissen Sie. so ein einundzwanzigjäh riger Einjähriger hat einem vierzigjäb rigen Zwanzigiährigen gar nichts zu sa-> gen!" Im Restaurant. Gast: „Jetzt bestelle ich schon zum fünften Male ein Glas Bier, KeMrer!" Kellner: „Ich habe mchts "'sört übrigens haben Sie auch erst dretmal bestellt!" Gedankensplitter eines Esels. Der Mensch sagt: „wenn dem Esel zu wohl ist.' geht er auf's Eis." Dummheit! Wenn nun einem im Som mer zu wohl ist ? Die Mmscken schimpfen darüber, datz 'mal ein Esel einem todten Löwen einen Tritt gegeben hat. Toll man etwa einem lebendigen Löwen einen Tritt geben? Das konnte jedenfalls doch nur ein ko lossaler Esel tbun.