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As der alten Heimath. Bayern. München. Ueber das Befinden des Königs Otto waren wieder ungün stige Gerüchte aufgetaucht. Hierzu wird von maßgebender Stelle bemerkt: Die Wahnvorstellungen und Hallucina tionen, von denen der König heimge sucht wird, wiederholen sich zwar wie bisher, das körperliche und sonstige Be finden aber ist gut. Bei schöner Wit terung bringt der König viele Stunden des Tages im Garten zu. Die Strafkammer eröffnete das Hauptverfahren gegen die Münchener „Freie Presse" wegen Majestätsbeleidi gung. Es handelt sich um einen Arti kel vom vorigen Jahre, in welchem über die fortwährenden Friedensversicherun gen der Diplomaten wie über die fort währenden Rüstungen gesprochen und dabei die Jerusalemer Friedensrede des Kaisers berührt wurde. Der „Simplicissimus" wird von nun an nicht mehr in Leipzig, sondern hier gedruckt. Veranlassung zu dieser Ver legung wird der bekannte Prozeß ge boten haben. Der ehemalige Kaligraphielehrer am Ludwigs-Gymnasium Johann Seubert, der lange Jahre in dieser Stellung thä tig war und jedenfalls bei vielen seiner einstmaligen Schüler in Erinnerung steht, ist nach kurzer Krankheit gestor ben. Oberpostrath Seifert, der im vorigen Jahre als Oberregierungsrath im Alter von 77 Jahren in den Ruhestand trat, ist in Nervi, wo er zur Kur weilte, nach ganz kurzem Leiden einem Schlaganfall erlegen. Der Selbstmord des Schauspielers Hans Niskmann, bisher am Stadtthea ter in Würzburg, ist darauf zurückzu führen, daß sein Gastspiel am hiesigen Volkstheater erfolglos war. Auf einen Zettel hatte er noch die Worte geschrie ben: „Ich scheide aus dem Leben, da ich den Zweck meines Daseins nicht ein sehe." Niskmann war erst 34 Jahre alt; er stammte aus Römerstadt in Mähren. Die Regierung hat den exkvmmuni zirten katholischen Schullehrer Schunk in Ixheim an seiner Schule belassen. Sie hat nur den Religionsunterricht ei nem anderen Lehrer übertragen. Da für muß Schunk die entsprechenden Stunden dieses Lehrers übernehmen. Wegen Diebstahl, Unterschlagung und Mißbrauch der Dienstgewalt hatte sich der Unteroffizier Andreas Rubel des bayerischen 4. Feld-Artillerie-Regi ments vor dem Militärbezirksgericht zu verantworten. Zu Beginn des Jahres 1898 war Rubel zum Unteroffizier be fördert worden und diese seine neue Charge benutzte er zu einer Reihe von strafbaren Handlungen. Im Laufe des vorigen Jahres entlehnte Rubel von ei-, ner ganzen Reihe ihm untergebenen Soldaten Geldbeträge von 1 bis 10 Mark, um seinem steten Mangel an Geld abzuhelfen. Dazwischen hinein ließ er sich von Untergebenen und Kameraden verschiedene Geldbeträge geben unter dem Vorgeben, ihre in Reparatur be findlichen militärischen Effekten zu ho len; statt dessen behielt er das Geld. Auch stahl er den Soldaten Alles, was er erreichen konnte. Rubel wurde zu sechs Monaten Gefängniß und zur De gradation verurtheilt. Die Bäckergehilfen sind in einen Streik eingetreten. 150 Meister haben ihre Forderungen bereits bewilligt. Aus ständig sind noch 500 Gehilsen. Auf fünf Jahre Gefängniß erkannte das hiesige Landgericht gegen den 17 Jahre alten Asphaltarbeiter Ludwig Brunnhofer von Wallersdorf wegen Mordversuchs. Brunnhofer begann An fangs Februar 1899 mit der 27 Jahre alten Modellsteherin Elise Ebensberger, die kurz vorher ein sieben Jahre lang un terhaltenes Verhältniß mit seinem Bru der abgebrochen hatte und die einen außerehelichen Knaben im Alter von sie ben Jahren hat, ein Liebesverhältniß, quälte sie aber mit steter Eifersucht. Als sich gegen Mitte März die Ebensberger von Brunnhofer zurückzog, verfolgte er sie mit Drohungen und führte diese auch aus. indem er eines Abends in der Thal kirchenstraße die Ebensberger durch Mes serstiche so schwer verletzte, daß sie noch jetzt an den Folgen leidet. Arnsbruck. Der Gerbereibesitzer Jos. Wühr war mit seinem einzigen, 27 Jahre alten Sohn in der Werkstätte be schäftigt. Als der Vater das Lokal auf kurze Zeit verließ, scheint der noch seit Jahren an Epilepsie leidende Sohn von einem Anfall überrascht worden zu sein; er stürzte kopfüber in einen Bottich, der mit Wasser und Gerberloh gefüllt war. Die Mutter, die zufällig in die Werkstatt kam. sah nur noch die Füße aus dem Behälter heraushängen. Als man den Armen herauszog, war er bereits eine Leiche. Aschaffenburg. Der hier nach einem Fluchtversuch verhaftete, angeb liche Fahrradreisende Etzel, ist der von München aus wegen Diebstahls im Rück falle und Betrugs steckbrieflich verfolgte Baumeister Karl Etzel. Er befindet sich zur Zeit wegen der Verletzungen, die er sich bei dem Absprunge von der Schloß terrasse zum Main hinab zuzoo, im städ tischen Krankenhause. Augsburg. Am 21. Januar wurde in Haunstetten die 16z Jahre alte Fabrikarbeiterin Margaretha Wirth er stochen. Der Thäter war ihr Liebhaber, der 44 Jahre alte und verheirathete Ma schinenführer Emil Bauer aus Schnod senbach, 8.-A. Scheinfeld, der damals in Haunstetten in Arbeit stand. Er dürfte beim nächsten Schwurgericht zur Aburtheilung kommen. Da anzuneh men war. daß die Eltern des ermordeten Mädchens, die Fabrikarbeiterseheleute Michael und Katharina Wirth, das Ver hältniß gekannt, wenn nicht gar begün stigt hatten, so wurde gegen sie die Un tersuchung wegen Kuppelei eingeleitet. Die Frau wurde nun zu 2 Jahren, der Mann zu-1 Jahr und 3 Monaten Zucht haus verurtheilt. Bamberg. Eine am Wege in der Nähe des Walkspundes aufgefundene Leiche ist die der 26jährigenGastwirths tochter Rosine Lichtenauer von hier. Das fleißige und solide Mädchen war verlobt; doch hg ihrer Verehelichung verschiedene Hindernisse im Wege standen, wurde jie gemüthskrank und mußte vor einiger Zeit in die hiesige Irrenanstalt gebracht werden. Nachdem nun ihr früherer Verlobter eine andere Heirath eingegan gen war, ertränkte sich die Unglückliche, die inzwischen aus der Anstalt entlassen worden war. Bayreuth. Von argem Mißge schicke betroffen wurden die Familien des Kunstmühlenbesitzers Adler in Hölz leinsmühle bei Bayreuth und seines Schwagers, des Expeditors Forthuber in Hof. Das sechsjährige Mädchen Fort hubers befand sich in Hölzleinsmühle auf Besuch. Beim Spielen stürzte es in den hochangeschwollenen rothen Main. Herr Adler, der dem Kinde nachsprang, wurde in dem Augenblicke, als er es be reits erfaßt hatte, von einem Strudel er griffen und konnte nur mit Mühe be wußtlos aus den Fluthen gezogen wer den. Die Leiche des Kindes konnte bis jetzt nicht aufgefunden werden. Deggendorf. Höchst traurige Folgen hatte eine Kraftproduktion, die her hier beschäftigte verheirathete Bäcker- Gehilfe Karl Max von Pl-ttling voll führen wolltt. Vor ein paar Tagen stemmte Max einen schweren Stein über den Kov>s? als ihm das gewichtige Stück entglijk ind auf den Kopf und die Brust ist Max an den Verletz ungen gestorben. Er hinterläßt eine junge Wittwe und ein sechs Monate al tes Kind. Griesbach. In dem Stadel des Bauern I. Fischer (Bramandlhof) kam Feuer zum Ausbruch, dem der ganze große Bauernhof zum Opfer fiel. Unter dem Verdachte, den Brand angelegt zu haben, wurde eine Magd des Fischer, die 15 Jahre alte Laura Dornberger verhas i tet. Sie hat die ruchlose That bereits eingestanden und giebt an, daß sie die That verübt habe, weil sie von einem Knechte des Fischer geohrfeigt und von der Fischer'schen Ehefrau ausgezankt worden sei. Holzkirchen. In dem benachbar ten Dorfe Marschall stürzte der 14 Jahre alte Sägerssohn Anton Knoll von hier, während er mit der Anbringung von Dachrinnen beschäftigt war, vom Dache herab und erlitt einen Schädelbruch, so daß der junge Bursche nach kurzer Zeit verschied. Lindau. Ein rascher Tod ereilte im Rangir-Bahnhof den schon bejahrten Wagenmeister Riesch. Derselbe fuhr mit einem Rangirzuge zur Stadt und hatte auf einem Bremsersitz Platz genommen. Kurz nachdem der Zug abgefahren war, entgleiste ein Waggon, stürzte um und riß noch zwei andere Waggons aus den Schienen. Riesch fiel dabei so unglück lich, daß ihm beide Beine abgedrückt wurden. Nach einer qualvollen halben Stunde gab er seinen Geist auf. Die Influenza-Epidemie ist jetzt im Abnehmen. Als Beweis, wie stark sie hier auftrat, mag der Umstand gelten, daß im März 2943 Fälle angemeldet wurden, wovon 20 tödtlich verliefen. Der Bahnexpeditor Keil, Vater von sechs Kindern, wurde vor etwa Jahres frist im Centralbahnhose beim Ueber schreiten der Geleise furchtbar verstüm melt. Es wurde ihm ein Bein und ein Arm abgefahren. Dieser Tage hatte Keil seinen Dienst wieder angetreten. Er trägt künstliche Glieder; sein Befin den ist vortrefflich. In der Beleuchtungskohlenfabrik von Fuchs imNachbarortDoos erfolgtedieEx plosion eines Rußofens. Zwei Arbeiter wurden schwer und einer l verletzt, während zwei weitere Arbeiter nur als gräßlich verstümmelte Leichen unter den Trümmern hervorgezogen werden konn ten. Die Katastrophe soll dadurch ent standen sein, daß sich Naphthagase ent zündeten. Passau. Schloß Tettenweis, bis her Eigenthum des Grafen Löwenstein- Scharfeneck, ist käuflich in den Besitz der Benediktiner von Frauen-Chiemsee über gegangen. Vor dem Landgericht kam eine liebliche Geschichte zur Verhandlung. Eine Gast wirthsehefrau wollte von ihrem Manne, mit dem sie in Unfrieden lebte, loskom men, aber es fehlte der Scheidungsgrund. S!e beredete deshalb ein Taglöhnersehe paar, die Frau solle ihren Mann zum Ehebruche verführen. Dem Zusammen wirken der drei Leute gelang es auch, den Mann in die Falle zu bringen. Der ver steckt gewesene Taglöhner überraschte o-r Gastwirth „in flagranti" und prügelte ihn. Die Scheidung erfolgte nun auch, aber da die Geschiedene den Taglöhners eheleuten nur einen Theil des verspro chenen Lohnes bezahlte, kam es zum ge richtlichen Austrag. Der Taglöhner wurde wegen Kuppelei und Erpressung zu 3 Monaten, seine Frau wegen Erpres sung zu 6 Wochen, die Gastwirthsfrau und eine andere Taglöhnerin, die eine Vermittlerrolle gespielt hatte, wegen An stiftung zur Kuppelei zu 6 Tagen Ge fängniß verurtheilt. Regen. Lebensgefährlich verletzt wurde durch einen Revolverschuß in das Auge der Gütler LukasMaier von Burg stall auf dem Nachhausewege von Schloßau. Unter dem Verdacht, den Schuß abgegeben zu haben, ist die Ehe frau des Verletzten von Hochbruck in das hiesige Amtsgerichtsgefängniß eingelie fert worden. Maier ist im hiesigen Krankenhause der schweren Verletzung erlegen. Regensburg. Ter Regierungs direktor von Oberfranken. Karl Theodor Lutz in Bayreuth, wurde zum Regie rungspräsidenten der Oberpfalz ernannt. Lutz war 1887—92 Landtagsabgeord neter für Hof. Er bezeichnete sich damals als „gemäßigt liberal". Fürst Albert von Thurn und Taxis hat aus Anlaß der 150 jährigen Wieder kehr des Tages, an dem die fürstlich Thurn und Taxis'sche Familie ihre Resi denz von Frankfurt am Main nach Re gensburg verlegte, über 250,000 Mark für gemeinnützige und wohlthätigeZwecke in der Stadt Regensburg gestiftet, dar unter dem katholischenßruderhause 100,- 000 Mark für Freiplätze, den Stadtar men 10.000 M., für die neue Str. Cä cilienkirche 20,000 M., für das Stadt theater 20,000 Mark u. s. w. Der Prinz-Regent hat dem Fürsten Albert von Thurn und Taxis den Titel eines Herzogs zu Wörth und Donaustauf ver liehen. In einer hier abgehaltenen Delegir tenversammlung des „Bayerischen Bauernbundes", die von Bündlern aus Niederbayern und der Oberpsalz sehr stark besucht war. wurde der Führer der Radikalen, Landtagsabgeordneter Wie land. neuerdings zum ersten Vorsitzenden dieses Bundes gewählt. Reichenhall. Das sechzehnjäh rige Kindermädchen Luise Barth von Hammerau des Kaufmanns Woerle hier vergiftete dessen zweijähriges Söhnchen mit Karbolsäure. Das Kind starb nach sechsstündigen schrecklichen Qualen. Die Barth, die dem Kinde schon vorher Pe troleum eingegeben hatte, ohne ihr Ziel zu erreichen, ist verhaftet und geständig. Sie giebt als Motiv ihrer scheußlichen That Rache wegen Kündigung an. Rotthalmünster. Wegen Ver richtung ihrer Sonntagsandacht an ei nem vom Pfarramt verbotenen Platze in der Kirche kommen demnächst 13 Pfarr angehörige auf die Anklagebank. Wie in anderen Pfarreien, so nehmen auch hier Jene, die nicht im Besitze eines ge stifteten Kirchenstuhles sind, in den Gän gen und auf der Stiege zur Emporkirche Platz. Mit besonderer Vorliebe wurde hier von den Männern zur Verrichtung ihrer Andacht die Stiege aufgesucht, weil sie eben einen freien Blick auf Kanzel und Hochaltar gewährt. Die Kirchen verwaltung mißbilligte aber das Stehen auf der Stiege während des Gottesdien stes und hat es auch schließlich als ord nungswidrig verboten. Die Gläubigen konnten sich aber dieser neuen Anord nung nicht so schnell fügen und suchten zur Verrichtung ihrer Andacht ihren ge wohnten Lieblingsort auf der Stiege wiederum auf. Der Pfarrvorstand stellte nunmehr gegen Alle, die sich damals auf der Stiege befunden haben, Klage wegen erschwerten Hausfriedensbruchs (!?). Die bereits anberaumte Verhandlung wurde wegen Nichterscheinens zweier Angeklagter vertagt. Die dreizehn Angeklagten sind größtentheils junge im Dienst stehende Leute; jedoch befin den sich unter ihnen auch einige, die ihrer Militärdienstpflicht Genüge geleistet ha ben. Schilli n g s f ü r st. Reichskanz ler Fürst Hohenlohe hat sich erboten, 30,- 000 Mark zum Bau einer Bahn beizu steuern, welche Rothenburg o. Tauber mit Schillingsfürst und Dombühl ver binden soll. Starnberg. Bei einem Wett segeln des Segler-Vereins Würmsee kenterte die Schwert-Uacht „Hexe" mit zwei Insassen. Trotz der schnellen Hülfeleistung konnte nur einer der Ver unglückten gerettet werden. Der Besitzer des Bootes, Kaufmann Heinrich Riezler von hier, der in dem Augenblick, als Hülfe schon in nächster Nähe war, plötz lich die Rettungsboje aus den Händen ließ, ist ertrunken. Thalfingen. Dem Bauern Denzel wurde, während er mit seinen Angehörigen auf dem Felde war, von Einbrechern die ganze Wohnung ausge stohlen. Nachts 11 Uhr glaubte der Bauer ein verdächtiges Geräusch in der anstoßenden Scheuer zu vernehmen. Er rief einige Nachbarn herbei, der Heubo den wurde erstiegen und dort ein Kerl vorgefunden, der offenbar an dem Raub betheiligt war; unter dem Heu fanden sich verschiedene der fehlenden Gegen stände. Der Räuber entpuppte sich als der erst kürzlich aus dem Zuchthaus ent lassene. von Heidenheim gebürtige Käser Fr. Funk; derselbe scheint aber noch einen Spießgesellen gehabt zu haben, denn das Geld fand man nicht bei ihm vor. Der Verbrecher wurde an das Amtsgericht Neu-Ulm eingeliefert. Vilshofen. Die Regierung von Niederbayern hat den hiesigen Bürger meister und die einzelnen Kassirer haft bar erklärt für die seinerZeit vom Stadt schreiber Work unterschlagenen Gelder (21.000 Mark). Die Entscheidung führt aus. daß insbesondere der Bürgermeister sich einer „groben Pslichtvernachlässi gung" schuldig gemacht habe; aber auch die Kassirer haben ihre Pflicht versäumt. Weilheim. Im Kohlenbergwerk Peissenberg stürzten der Häuer Wörle und der Zimmermann Maier infolge ei nes Drahtseilbruches beim Einfahren in den Schacht etwa 90 Meter tief hinab. Die Unglücklichen waren auf der Stelle todt. Dem hier ansässigen Wörle. ver heirathet und Vater von zwei Kindern, waren die Beine dreimal gebrochen und der Kops zur Unkenntlichkeit zerschmet tert, dem Maier, ebenfalls verheirathet, war das Genick gebrochen. Weiler. Der Bauer Benz fuhr mit seiner Frau nachßovenzenweiler, um seinen Schwiegersohn zu besuchen. In der Nähe des Wohnhauses des Letzteren scheuten die Pferde und rasten mit dem Fuhrwerk in den Hof hinein. Hier schlug der Wagen um. Benz wurde her ausgeworfen. erlitt einen Schädelbruch und starb nach wenigen Stunden. Die Frau kam mit leichteren Verletzungen davon. W ü r z b u r g. Bei der Ergänzungs wahl zur Handels- und Gewerbekammer siegte die vom Handelsverein und De taillistenverein aufgestellte Liste mit 215 Stimmen. Wiedergewählt wurden: Ehemann. Bock, Hellman jun. und Lang, neugewählt W. Krau. Die Liste der ul tramontan - antisemitischen Liga erhielt 70 Stimmen. In der Gewerbeabthei lung siegten die freisinnigen Kandidaten; die Mitglieder Ankenbrand, Schädler, I. Schmitt und Jander wurden neuge wählt. Wolfrathshausen. Dem Leh rer a. D. und Chordirigenten M. Läm mer Hierselbst hat der Herzog Karl Theo dor von Bayern für den zu seinem sil bernen Hochzeits-Jubiläum gewidmeten Jubiläumsmarsch: „Hoch Tegernsee" ein Dankschreiben übersandt und die von Herzog Maximilian von Bayern gestif tete große silberne Medaille verliehen. Oesterreich-Ungarn. Böhmen. Prag. Die polizeilichen Erhebungen stellten fest, daß zwei tschechische betrun kene Arbeiter mit dem Studenten Jo seph Grome und dessen Begleitern Jo sammenstießen. Dadurch, daß Grohme in der Dunkelheit einen Arbeiter an rannte und denselben beschimpfte, ent stand eine Rauferei, wobei Grohme durch Messerstiche oerletzt wurde. Alsdann er griffen die Arbeiter die Flucht. Ueber einstimmenden Aussagen der Letzteren zusolge wußten sie nicht, daß sie es mit deutschen Studenten zu thun hatten. Der Zustand Grohme's ist noch besorg niserregend. Grohme und seine Beglei ter trugen keine Kouleurabzeichen. Die tschechischen Blätter behaupteten, die deutschen Studenten hätten unter ein ander gerauft, wobei Grohme die Ver letzungen erlitten habe. Der oberste Gerichtshof hat nun in der Angelegenheit der Zerstörung der deut schen WrschowitzerSchule das letzte Wort gesprochen; er hat das Urtheil des Pra ger Oberlandesgerichts, das die Ge meinde verpflichtete, die zerstörte Schule wieder in Stand zu setzen, bestätigt und die Gemeinde zum Kostenersatz von 390 fl. an die Vertreter des deutschenSchul erhaltungsoereins verurtheilt. Seinem Gründer und langjährigen Dirigenten Eduard Tauwitz hat der Sängerverein „Tauwitz" auf dem Wol schaner Friedhofe auf dem Grabe des Verewigten ein Denkmal gesetzt. Bei der Enthüllungsfeier, die unter großer Theilnahme stattfand, hielt Regierungs rath Prof. Dr. Frind die Gedenkrede. Auß i g. Während eines Gewitter regens fielen hier faustgroße Steine. Die Meteoriten wurden gesandelt und der Wiener Geologischen Reichsanstalt über sendet. Brüx. Auf dem Bahnhofe Obernitz wurden vom Eisenbahnpersonal fünf Stück nicht adjustirte Dynamitpatronen No. 2 vorgefunden, und zwar lag eine derselben bei einem Wechsel, den alle Züge passiren unterhalb dcr Spitzschiene und die übrigen in de: Mitte des dritten Geleises nächst dem Wasserkrahne. Da die Finder das gefun dene Material nicht kannten und es für ein Mafchinenputzmittel hielten, zer bröckelten sie eine Patrone, wobei zu fälliger Weise ein Stück unter die Rä der einerLokomotioe kam und explodirte. 'vhne Schaden anzurichten. Darauf erst wurden die einzelnen Stücke, da man sie als Dynamit erkannte, gesammelt und der Behörde übergeben. Dux. Die „Duxer Deutsche Zei tung" wurde dieser Tage seit ihrem etwa zweijährigen Bestände zum 25. Male kvnfiszirt. Aus diesem Anlasse erschien die zweite Auflage der Nummer mit li nem Silber - Rande. Eger. In einer Sitzung des Ge meindeausschusses gab der Vorsitzende Bürgermeister Dr. Gschier bekannt, daß die Statthalterei in Prag der Beschwer de der Stadtgemeinde gegen das Verbot der hiesigen Bezirkshauptmannschaft be treffend die Spende von 1000 fl. zum Bismarckdenkmal aus Gemeindemitteln keine Folge gegeben bat. Es wurde be schlossen, im Beschwerdeweg an das Ministerium und erforderlichenfalls auch an den obersten Verwaltungsge richtshof zu schreiten. Horitz. In der Weberei der Ge brüder Goldschmid <8: Co. haben 1000 Weber die Arbeit eingestellt. Sie ver langen Lohnerhöhungen von 10 bis 35 Prozent. Bis jetzt haben sich die Arbei ter von zwei weiteren Fabriken ange schlossen. Die Intervention des Ge werbe - Inspektors ist bisher erfolglos geblieben. Die Ruhe wurde nicht ge stört. Karlsbad. Der Stadtrath hatte im Interesse des Kurverkehrs für die Wiederzulassung der „Frankfurter Zei tung", wenigstens während der Karls bader Badesaison und für Karlsbad, bei der Regierung petitionirt, ist aber mit seinem Gesuch abschlägig beschieden worden. Launitz. Hausbesitzer Josef Neu berg von hier hat sich in Bettelgrün er hängt. Da sich der Unglückliche in gün stigen materiellen Verhältnissen befand, dürfte er die That in einem Moment gei stiger Umnachtung begangen haben. Leibitschgrund. Anläßlich des Geburtstages ihres Chefs, des Fabri kanten Rudolf Krumholz, veranstalteten 310 Arbeiter einen Fackelzug und ein Ständchen, ausgeführt von der Musik kapelle und der Gesangabtheilung der Arbeiterschaft. Ihr Sprecher ehrte den Chef in warmen Wortes und versicherte ihn der Hochachtung, Dankbarkeit und des felsenfesten Vertrauens der Arbei ter. Nachod. Obwohl in den Fabriken allgemein gearbeitet wird, macht sich doch eine, namentlich gegen die Israeliten ge richtete. erbitterte Bewegung bemerkbar. Wegen Verdachts der Theilnahme an den Plünderungen sind bisher 109 Per sonen verhaftet worden, von welchen 84 dem Gericht eingeliefert worden. Bei 109 Personen wurden Haussuchungen vorgenommen und bei 76 derselben Ge genstände gesunden, welche aus den Plünderungen herrühren. Reichenberg. Die Strikebewe gung der Textilarbeiter greift nun auch in den Reichenberger Jndustriebezirk über. 480 Weber in der Tannwalder Baumwollspinnsabrik stellten die For derung einer 25prozentigen Lohner höhung unter der Drohung, im Fall der Ablehnung ihrer Forderung in den Aus stand zu treten; ihnen schlössen sich die Arbeiter der Mechanischen Weberei in Schumburg bei Tannwald an. Tachau. Verschieden ist der Fabri kant Dominik Schlee, einer der geachtet sten Bürger der Stadt, nach längerem Leiden im 64. Lebensjahre. Schlee ge hörte seit mehr als 20 Jahren der Ge meindevertretung an und bekleidete seit 11 Jahren die Stelle eines Stadtrathes und Ortsschulinspektors. Teplitz. Direktor Otto Stanka vom hiesigen - Theater kündigte eine „außerordentliche Spezialität" an. Gegen Schluß der Vorstellung erschien er auf der Bühne und erklärte dem zahl ! ReichenPublikum, nun ein außergewöhn liches Schauspiel bieten zu wollen. Er zog einen Revolver aus der Tasche, feuerte einen Schuß gegen sich ab und stürzte scheinbar leblos zusammen. Das Publikum war in größter Aufregung, aber ein sofort herbeigeholter Arzt er klärte, Stanka sei unverletzt. Die Kugel sei nur durch die Kleider gegangen. Bei der polizeilichen Vernehmung behauptete Stanka. er habe sich wegen schlechten Geschäftsganges wirklich erschießen wol len. Ungarn. P e st. Für das Monument der ver ewigten Kaiserin und Königin Elisa beth sind bisher 564.00 Gulden einge flossen und 80.000 Gulden noch ange meldet; somit stehen ungefähr 650,000 Gulden zur Verfügung. Der Minister des Innern verbot die Aufführung von Hauptmanns „We ber" durch Dilettanten unter Mitwir kung Wiener Hofschauspieler in Preß burg; gleichzeitig erging ein Verbot deutscher Theater - Vorstllungen in Sachsenstadt und Schäsburg. Auf der Strecke Fiume-Pest stürzte Nachts ein 30 Centner schwerer Fels block auf einen Eisenbahnzug. Ein Waggon zweiter Klasse wurde zertrüm mert. Von den Passagieren wurde glücklicherweise Niemand verletzt. In einem an den zertrümmerten Waggon anschließenden befand sich der frühere Ministerpräsident Koloman Tisza. Der Schuster Stefan Bogya erschien bei der Polizei und meldete an, daß sei ne Frau mit fünf Kindern sich aus der Wohnung entfernt habe. Er habe ei nen Brief erhalten, mit dem Inhalte: „Suche mich nicht, es ist längst mein Entschluß, aus der Welt zu scheiden; ich sterbe mit meinen Kindern und werfe mich in die Donau." Die Polizei lei tete sofort umfassende Recherchen ein, die aber erfolglos blieben. Der bekannte hiesige Fechtmeister Sanpelli hatte an einem Nachmittage zwei Duelle zu bestehen, welche beide derselben Ursache. langjähriger Fami lienfeindschaft. entsprangen. Das er ste Duell fand um 3 Uhr zwischen ihm und dem Leutnant Kölker statt, wobei die beiden Gegner unverletzt blieben. Einen minder günstigen Ausgang hatte das zweite Duell, welches Sanpelli um 5 Uhr mit dem Maler Ladislaus Szim na aussocht. Dasselbe endete mit der schweren Verletzung des Fechtmeisters, welchem drei Finger der linken Hand weggeschossen wurden. Anton Eberl hatte die Zeit von sei nem 18. bis zu seinem 27. Lebensjahre als Dieb im Zuchthause verbracht. Nach seiner Strafentlassung beschloß er. ein neues Leben ehrlicher Arbeit zu begin nen; er meldete sich bei dem Asyl sür entlassene Sträflinge, arbeitete und lernte ein Mädchen, Barbara Radiis. kennen. Eberl verliebte sich in das hübsche Mädchen, machte ihr einen Hei rathsantrag und feierte seine Hochzeit. Unmittelbar nach der Hochzeit aber wei gerte sich die junge Frau unter aller hand Ausflüchten, dem Mann in seine Wohnuvg ZU folgen. Eberl, der feine Frau wahnsinnig liebte, suchte diese in ihrer Wohnung auf und traf sie wieder holt mit anderen Männern. Endlich erfuhr er. daß Barbara eine unter Po lizeiaufsicht stehende Dirne sei. die ihn nur geheirathet hatte, um durch diese Heirath die Zuständigkeit in Budapest zu erlangen. Verzweifelt über diese entsetzliche Täuschung hat Eberl das ge wissenlose Weib niedergeschossen. Die Geschworenen verurtheilten ihn wegen vorsätzlicher Tödtung und das Gericht verhängte über ihn lebenslängliche Zuchthausstrafe. Nieder- und Ober-Oester r e i ch. W i e n.AnsangsApril stahl der3ljähr. frühere Advokatursschreiber Rudolf Hofkirchner in Gemeinschaft mit einem gewissen Franz Bayer der Privaten Leopoldine Kruzna. Währing. Lackner gasse No. 78 wohnhaft, durch Einbruch Silberrenten-Obligationen im Werthe von 3100 Gulden, 365 Gulden baar und Schmuckgegenstände. Hofkirchner war am Tage nach der That mit Bayer nach Budapest gereist. Bayer war un mittelbar nach seiner Rückkehr von Po lizei-Agenten verhaftet worden. Nun mehr hat sich Hofkirchner dem hiesigen Landesgerichte selbst gestellt. Der Rektor der Akademie der bilden den Künste Professor v. Liechtenfels hat am schwarzen Brett der Akademie eine Bekanntmachung afsichirt, in der es heißt: „Der stets größer werdende Zu drang von Modellen und solchen Indivi duen, die sich für Modelle ausgeben, macht sich immer lästiger fühlbar. Ich beauftrage daher alle an der Akademie Bediensteten, ihr Augenmerk unausge setzt aus die im Hause massenhaft herum lungernden Leute zu richten und diese, sobald sie sich ungebührlich benehmen oder sonst verdächtig erscheinen und sich durch noch giltige Legitimations-Karten nicht auszuweisen vermögen, sofort aus dem Hause zu führen, dabei aber dem Portier zu Gesicht zu bringen. Denjeni gen Modellen, welche sich als Modelle zu verdingen wünschen und unverdächtig er scheinen, darf der Portier eine Frist von 24 Stunden zur Erlangung einer Legi timation zugestehen. Allen Modellen, namentlich aber den weiblichen, ist der Aufenthalt im Hause nur bis zum Ein tritte der Dunkelheit zu gestatten." Es hat thatsächlich falsche Modelle gegeben, welche in den Gängen und auf den Stie gen mehr als ein Passagehinderniß dar stellten. Verschieden ist in seiner Wohnung, Alsergrund, Dietrichsteingasse No. 1, der Fachschriftsteller Leopold Pappenheim, Herausgeber der „Allgemeinen Verkehrs zeitung"; er war der Vater des Her ausgebers der „Allgemeinen österreichi schen Korrespondenz" Karl Julius Pap pen heim und des Herausgebers der Kor respondenz „Gerichtshalle" Alfred Pap penheim. Aus dem Leben geschieden ist im Alter von 47 Jahren der Oberlandesgerichts rath Dr. Karl Frühwald, ein Bruder des Hof- und Gerichtsadvokaten Dr. Jo seph Frühwald und des Universitätspro fessors Dr. Ferdinand Frühwald. Der Verstorbene war einer der tüchtigsten Ge richtsfunktionäre. der sich durch vielfache schriftstellerische Arbeiten auf juristi schem Gebiete verdient gemacht hat. Der 23jährige Sattlergehilfe Anton Meinharter wurde von Polizeiagenten in der Berggasse No. 27 verhaftet. Er hat im Juli vorigen Jahres der in Schreins wohnhaften Näherin Rosa Saitzek drei auf eine Gesammteinlage von 3000 fl. lautende Sparkassebücher gestohlen und diese Summe bis auf 300 fl. behoben und für sich verwendet. Nach fast einjähriger Dauer ist nun mehr die Untersuchung gegen den „Kö nig der Diebe" Julius Raidl abgeschlos sen worden. Raidl, eine der interessan testen Erscheinungen in der Verbrecher welt, wird sich wegen weit mehr als vier hundert Diebstählen zu verantworten haben. Er war auf die anonyme An zeige eines offenbar neidischen „Ge schäftskollegen" verhaftet worden und ge stand, als ihm ein Diebstahl aus der letz ten Zeit vorgehalten wurde, gleich 137 andere Diebstähle. Im Landesgerichte begann er alsdann seine Memoiren zu schreiben, in welchen er weitere 300 Die bstähle in allen Bezirken Wiens und den umliegenden Sommerfrischen erwähnte. Da man ihm nicht recht glaubte, wurde er fast drei Wochen in einem Fiaker spa zieren gefahren, und zwar in Begleitung zweier handfester Detektivs und eines Polizeikommissärs. wobei er ein fabel haftes Gedächtniß und eine bewunde rungswürdige Ortskenntniß an den Tag legte. Zahlreiche Diebstähle, die er ein gestanden hatte, waren gar nicht ange zeigt, ja einzelne noch nicht einmal ent deckt worden. Im Gefängnisse selbst be stahl er den Kerkermeister und seine Zel lengenossen. JnsanteristTereneszek. welcher am 27. April Abends auf Posten im Palais des Erzherzogs Karl Ludwig den dort be diensteten Gärtner durch einen Schuß von hinten tödtete, kam nicht in Kaser nenarrest, sondern wurde auf freiem Fuße vom Obersten und von der Mili tär - Gerichtskommission vernommen, nach Abschluß der Untersuchung mittelst Regimentsbefehls für sein Verhalten auf Posten belobt und zum Gefreiten in Aus sicht genommen. Alsdorf. Drei Wochen lang war der 55jährige Bauer Johann Schuster vermißt worden. Schließlich veranlaßte der Bürgermeister Harrer die Verhaf tung des 23jährigen Sohnes Franz des Vermißten. Nach Kirchberg eingelie fert. hat Franz Schuster eingestanden, daß er den Vater im Felde erschlagen und die Leiche auf einem Wagen, mit Rüben bedeckt, nach Hause gefahren und im Stalle vergraben habe. Wieder hier her geführt, zog er die Leiche seines Va ters aus einer tiefen Grube im Stalle hervor, wo er sie hineingestellt und dann zugeschüttet hatte. Es erfolgte sodann auch die Verhaftung der Mutter des Franz Schuster. Baden. Altbürgermeister Wilhelm Germer ist, 83 Jahre alt. gestorben. Germer, ein enragirter Anhänger der deutsch-fortschrittlichen Partei, hatte sich als Bürgermeister von Baden um me Mannschaft des im Jahre 1866 Hierselbst dislozirten sächsischen Armeekorps nam hafte Verdienste erworben. Gmunden. Anläßlich des 81. Ge burtstages der Königin von Hannover sand bei derselben in Anwesenheit des Herzogs und der Herzogin von Cumber land. sowie aller Prinzen und Prinzes sinnen ein Empfang der hier weilenden Aristokratie und des Bezirkshauptman nes Grafen Salburg mit den Behörden statt. Die Stadt war beflaggt. Gumpoldskirchen. Nachts wurden zwischen Guntramsdorf und Wiener-Neustadt 15 Stück neue Eisen bahnschienen im Gewichte von 45 Zent nern und im Werthe von 120 Gulden ge stohlen. Die Diebe brachten ihre Beute mittelst Wagen in Die Gen darmerie ist den Thätern auf der Spur. Mödling. Erschossen hat sich in einem hiesigen Hotel der 37 Jahre alte Advokat Gustav Lang aus Bistritz; der selbe litt an hochgradiger Nervosität. Lang hatte einem hiesigen Freunde von seinen Selbstmordplänen brieflich Mit theilung gemacht und sogar 100 Gulden übersandt, mit welchen die Hotelschuld beglichen, sowie die Kosten des Leichen begängnisses bestritten werden sollten. Alpen - Provinzen. Graz. Ter ordentliche Professor an der hiesigen Universität Dr. Ernst Frhr. v. Schwind, ein Neffe Moritz v. Schwinds. wurde zum ordentlichen Pro fessor des deutschen Rechts an der Uni versität in Wien als Nachfolger Toma scheks ernannt. Kondukteur Friedrich Wagner vom Selzthaler Personenzug wurde während der Fahrt zwischen Kammern und Mau tern von einem Brückenobjekte derart ge streift, daß er mit zertrümmertem Schä del todt vom Zuge stürzte. Wagner hinterläßt eine zahlreiche Familie. Bozen. Unweit von Blumau im Eisackthal fanden Nachts große Felsrut schungen statt. Die Bahngeleise wur den an vielen Stellen verschüttet. Das Kr>'.'isgericht verurtheilte den In spektor der Pension Navratil aus Gries. Joseph Leiner. zu vierzehn Tagen stren gen Arrests, weil er vor dem auf dem Versehgang befindlichen Priester mit dem Sanktifsimum den Hut nicht ab nahm. Gleichenberg. Ein Großneffe des Andreas Hoser. Alois Hofer. ist im Alter von 78 Jahren gestorben. Er hin terläßt 15 Enkel. Innsbruck. Bildhauer Jgnaz Pulacher von hier, der seit Wochen ver schollen war. ist endljch aufgefunden worden. Leute, die von Neustift im Stubaithale auf die Alpe gingen, fanden die Leiche, auf dem Gesichte liegend, in nerhalb eines eingezäunten Alpenstückes. Pulacher dürfte von Ermattung über mannt worden und dann erfroren fein. Kraubath. Hier kamen in letzter Zeit häufig Erdstöße vor. Leoben. Zwischen dem Bergaka demiker JanusHta, einem Deutschnatio- nalen. und einem Ungarn, mit Namen Mattusch, fand ein Pistolenduell statt, bei welchem Mtttusch durch einen Schuß in den Kops tödtlich verwundet wurde. Die Ursache des Zweikampfes war ein Kaffeehausstreit. Mißling. Drei italienische Ar beiter, die mittelst Rollwagens Erdmas sen aus einem Stollen schaffen wollten, wurden durch das niedergehende Erd reich verschüttet; alle Drei erstickten. Es wurde die strafgerichtliche Untersuchung gegen die Bauunternehmung eingeleitet. Mureck. Die hiesige Gendarmerie entdeckte ein entsetzliches Verbrechen. Die Eheleute Joseph und Juliane May in Graben hatten ihr neugeborenes Kind er mordet und im Garten verscharrt. Sie stehen aber auch im Verdachte, noch zwei andere Kinder aus ihrer Ehe getödtet zu haben. Die Kindesmörderin hat sich im Arrest erhängt. Von fünfzehn Kindern, die die Eheleute hatten, sind nur fünf am Leben. Tamsweg. Mittelst Revolvers machte de: beim Steueramte angestellte Praktikant Alois Geitner seinem Leben ein Ende. Mähren und Schlesien. Brünn. Ter Gemeindeausschuß hat einmüthig dem evangelischen Pfarrer in Brünn. Senior Dr. Gustav Trauten berger. das Ehrenbürgerrecht verliehen. In der Begründung dieses Beschlusses ist in kurzen klaren Worten die Bedeu tung. welche Dr. Gustav Trautenberger für das geistige und nationale Leben un serer Stadt in so hohem Maße besitzt, gekennzeichnet. . Nach dreitägiger Verhandlung ist der 27jährige Schuster Anton Zaoralek. wel cher am 20. Februar d. I. den Uhrma cher und Juwelier Anton Podrazi! meuchlings ermordet und sodann beraubt hatte, zum Tode durch den Strang ver urtheilt worden, nachdem die Geschwore nen die an sie gestellten Schuldfragen einstimmig bejaht hatten. Mit einem Taschenmesser brachte sich der 24jährige Kommis Otto Wolf, Sohn eines Gerichtsvollziehers in Prag. Schnittwunden am Halse bei. Man brachte den Selbstmordkandidaten in's Krankenhaus. Die Frau des Hasnermeisters Ed. Michler lag seit einiger Zeit krank dar nieder, und da sich Spuren von Geistes gestörtheit bei ihr zeigten, ordnete der Arzt an, daß die Kranke nie allein ge lassen werden dürfe. Dieser Tage stürz te Michler, aus der rechten Wange heftig blutend, aus der Wohnung und gab an, feine Frau habe ihn, während er schlief, mit einem Revolver angeschossen und sich dann selbst durch einen Schuß getödtet. Die behördliche Kommission nahm den i Thatbestand auf, dabei ergaben sich aber schwere Bedenken gegen die Angaben Michler's; es liegen triftige Verdachts gründe vor, daß er selbst die Frau um gebracht und sich dann, um den Verdacht von sich abzulenken, eine Verwundung beigebracht habe. Anjezd. Neun Wohnhäuser gin gen in Flammen auf. Das Feuer war in der Behausung des Häuslers Franz Sedlack ausgebrochen, von wo es sich schnell weiter verbreitete. Der Schaden beziffert sich auf 10,000 fl. Freiwalden. Die 65jährige Butterhändlerin Nather aus Rothwasser wurde mit aufgeschlitztem Bauche 'm Walde todt aufgefunden. Wie die Un tersuchung ergab, liegt Raubmord vor. Ter Polizei ist es bereits gelungen, den Thäte: in der Person des 24 Jahre al ten Schmiedegesellen Bahr aus Saubs dors zu verhaften. Olmütz. Die mährische Statthal terei hat das Statut eines politischen Vereins „Deutsche Warte" mit dem Sitze in Olmütz zum Zwecke der Begründung einer Zeitung „Deutsche Warte" in Ol mütz bestätigt. Proponenten dieses Ve reins sind Primarius Dr. Ed. Zirm und Bürgerschullehrer Theodor Knaute. Die Zeitung wird deutschnationale Tenden zen vertreten. Troppau. Auf dem Bahnhofe Barzdorf der Linie Niederlindenwiese- Heinersdorf der Staatsbahnen stürzte in Folge einer Explosion ein Wohnhaus ein. Der Aushilfsstreckenwächter Bro sing wurde unter den Trümmern leblos aufgefunden. Ein Bahnmeister wurde leicht verletzt, während dessen Gattin Brandwunden im Gesicht und an den Händen erlitt. Etwa 1 Kilometer unterhalb jener Stelle, wo im vorigen Jahre eine An zahl Deutsche aus Troppau von Butscho witzer Tschechen überfallen worden wa ren. wurde Abends auf Chwalkowitzer Gebiete der Kutscher Alois Beyer von dem tschechischen Arbeiter Franz Kudela aus Jakuschowitz mit dem Rufe „Ihr verfluchten deutschen Hunde" überfallen und durch einen Steinwurf an der Stir ne so schwer verletzt, daß er sofort in das allgemeine Krankenhaus gebracht wer den mußte. Kudela sieht seiner Bestra fung entgegen. Weidenau. Es verlautet verläß lich, das hier durch Kardinal- Kopp zu gründende Seminar werde eine theolo gische Anstalt für deutsche und slavische Priesterkandidaten sein. Znaim. Die Direktion der Dit marschen Kunst-Thonwaarenfabrik hat te in Erfahrung gebracht, daß in ihrem Etablissement, das ca. 6600 Arbeiter beschäftigt. Massendiebstähle von Thon waaren verübt werden. Infolge einer strengen Untersuchung wurden am näm lichen Tage mehrere Verhaftungen von Arbeitern vorgenommen, von welchen angenommen wird, sie seien an den Die bstählen betheiligt. Preußen. Provinz Hessen-Nassau. Kassel. Unweit der Drahtbrücke wurde die Leiche des früheren Auktiona tors Schüßler. welcher sich durch Selbst mord dem irdischen Richter entzogen hat te. aus der Fulda gezogen. Abterode. Dieser Tage waren 50 Jahre verflossen, daß der Gerichts diener AlexanderSchulz hier in das Hess. Artillerieregiment No. 11 eintrat. Nach lOjähriger tadelloser Dienstzeit nahm er seinen Abschied und erhielt zwei Jahre Wartegeld, bis die hiesige Gerichtsdiener stelle frei wurde. Er hat dieselbe somit 38 Jahre bekleidet unter gewissenhafter Erfüllung seiner Obliegenheiten, und sich dadurch die volle Anerkennung seiner Vorgesetzten erworben. Frankfurt. Hier bildete sich ein vorbereitender Ausschuß zur Errichtung eines Denkmals für Gabelsberger. den Begründer der deutschen Stenographie. Der Jäger Stadenhoff der 1. Kom pagnie des 10. Jägerbataillons wurde in der Friedberger-Landstraße von einem Polizei-Wachtmeister wegen Diebstahls und Fahnenflucht festgenommen. Auf dem Wege zur Revierwache riß sich der Verhaftete an der Ecke Eckenheimer- Landstraße undAdlerflychtstraße los und lief durch die Adlerslychtstraße und den Oederweg in den Bornwiesenwez, wo er von dem Publikum in ein Haus gedrängt wurde und von dem Wachtmeister wieder festgenommen werden tonnte. In Gegenwart des kommandirenden Generals v. Lindequist fand die feierliche Uebergabe der von dem Kaiser dem Hu saren-Regiment König Humbert von Italien (1. hessisches) No. 13 verliehenen silbernen Kesselpauken statt, welche einst der Kurfürst von Hessen seinem Gardes du Corps-Regiment geschenkt hatte, und die von diesem bis zu seiner Auflösung im Jahre 1866 geführt waren. Der Schüler Johannes Bläser, Sohn! der in der Elisabethenstraße wohnenden Wittwe Bläser, fiel an der Obermain brücke in der Nähe der Wirth'schen Bade anstalt in den Main und ertrank. Nach längerer Krankheit verschied der Mitinhaber der Firma Jakob, Kopp Söhne. Generalkonsul Ludwig Kopp, im Alter von 44 Jahren. Ludwig Kopp war ein tüchtiger Industrieller und un ternehmender Kaufmann. Er gründete mit seinen zwei Brüdern nach Ueberwin dung großer Schwierigkeiten die erste deutsche Brauerei zu Bagota in der Re publik Columbia, serner eine Glasfabrik u. s. w. Diese Unternehmungen sind un ter Mitwirkung der Deutschen Bank vor einigen Jahren an eine Aktiengesellschaft übergegangen, die aber ncch von den Brüdern Ludwig Kopp's geleitet wird. Bürgermeister Dr. Heussenstamm be absichtigt demnächst wegen seiner ange grisfenen Gesundheit seine Stelle nie derzulegen und in denßuhestand zu tre ten. Dr. Heussenstamm gehört seit dem 1. Januar 1873 den städtischen Behörden an. Er war Stadtverord neter von 1873 —1880 und bekleidete in den Jahren 1873 und 1874 das Amt des ersten Schriftführers der Stadtverordnetenversammlung. Vom 1. Januar 1876 bis 16. August 1877 war er stellvertretender Vorsitzer, vom 16. August 1877 bis 27. Februar 1880 Vorsitzender der Versammlung. Am 27. Februar 1880 wurde er zum zwei ten Bürgermeister gewählt und beklei det dieses Amt nunmehr neunzehn Jahre. Hanau. Die Erinnerungsseier an den Ausmarsch der Turner zur Un terstützung der badischen Volkserhebung im Jahre 1848 findet am 3. Juni statt. Zu der Feier sollen alle noch lebenden Teilnehmer an jenem Ausmarsch, so wie die Turnvereine, die daran bethei ligt waren, eingeladen werden. Herb o r n. Der Gemeindeschäfer Glasner in Sechshelden bei Dillenburg ist nach 50jähriger Thätigkeit als Schä fer nunmehr zum Bürgermeister ge wählt worden. Marburg. Landwirth Völker von Neustadt hatte sich wegen Gotteslä sterung zu verantworten. Er hatte in Bacharachs Laden in Neustadt unter Anwesenheit mehrerer Personen Chri stus und die Jungfrau Maria in gröb licher Weise beschimpft und dadurch Aergerniß erregt. Der Angeklagte be hauptete, betrunken gewesen zu sein, als er die Aeußerungen gethan. Das Ur theil lautete auf zwei Monate Gefäng niß. Netra. Landwirth Martin Fey welcher mit seinem Ochsengespann Holz fuhr, kam an einer abschüssigen Stelle zu FaU wobei ihm der Rungen schemel mehrere Rippen eindrückte. Der Verletzte, welcher alsbald nach Hause gefahren wurde, ist kurz darauf ver storben. Quentel. Das Müller'fche Wohnhaus brannte vollständig nieder. Das Feuer war in einem Haufen Flachs, der auf dem Boden lagerte, zum Ausbruch gekommen und verbreitete sich so schnell, daß nur einige Mobilien ge rettet werden konnten. Schlüchtern. Bürgermeister Solomon, welcher vom Magistrat und der Stadtverordneten - Versammlung einstimmig auf weitere zwölf Jahre zum Bürgermeister unserer Stadt ge wählt wurde, ist als solcher vom Regie rungspräsidenten bestätigt worden. Rheinprovinz. Köln. Freigesprochen wurde von dem Schwurgericht die 19jährige Schü lerin des hiesigen Konservatoriums, wel che in der Nacht vom 19. zum 20. März ein unehelich geborenes Kind sofort nach der Geburt eingestandenermaßen durch Verstopfen des Mundes mit Watte ge tödtet hat. Das Schwurgericht fällte nach sechs tägiger Verhandlung das Urtheil gegen die Nentnerin Grütters und deren Toch ter Frau Große, welche wegen Beihilfe zur Fälschung von Banknoten der Hong kong Q Shanghai Banking Corporation angeklagt waren. Frau Grütters wurde zu drei Jahren Zuchthaus, Frau Große zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt. Die Königin Elisabeth von Rumänien (Carmen Sylva), die die Würde der Königin des Festes der ersten Kölner Blumenspiele angenommen, hat den bis herigen neun Preisen noch einen weite ren durch Stiftung ihrer sämmtlichen Werke (26 Bände)'hinzugefügt. Aachen. Infolge eines chronischen Herzleidens starb der Lehrer Leonhard Hermandung im Alter von 66 Jahren. Der Verstorbene war sowohl in den Kreisen seiner Kollegen als auch in dem großen Kreise seiner übrigen Bekannten allseitig hochgeschätzt und sehr beliebt. Al f. Bei Aldegund wurde eine männliche Leiche aus der Mosel gezogen, bei der man eine goldene Uhr und 30 Mark Geld fand. Man vermuthet, daß es die Leiche des Lehrers Dröschers aus Kirn ist, der einige Zeit vermißt wird und zuletzt in Trarbach gesehen wurde. Barmen. Ein bedeutender Brand brach Nachts in der Metallwaaren- Fabrik von L. Witte k Co. hier aus. Das umfangreiche dreistöckige Fabrikge bäude ist vollständig ausgebrannt. Der Schaden wird auf 70 —80,000 Mark veranschlagt. Das Feuer wurde zuerst von einem Kinde des in der Fabrik woh nenden Portiers entdeckt, es hatte bereits soweit um sich gegriffen, daß sich die Fa milie nur noch mit knapper Noth in Sicherheit bringen konnte. Ter Feuer wehr gelang es erst nach sechsstündiger schwerer Arbeit, den Brand auf seinen Herd zu beschränken. Bonn. Rentner Al. Hüsfer. der hier am 16. April verstorben ist. hat folgen des Vermächtniß hinterlassen: Der Haupttheil der Erbschaft fällt den Kin dern eines im vorigen Sommer verstor benen Freundes zu. Ein Legat von vor läufig 30,000 M. kommt den in West falen geborenen Kriegern vom Feldwebel abwärts und den Hinterbliebenen solcher Krieger zu gute, welche in der Schlacht bei Beaune la Rolande am 28. Novem ber 1870 mitgekämpft haben. 5000 M. sind für die von dem Bruder des Ver storbenen in Münster gestiftete orthopä dische Anstalt. 2000 M. für niedere Postbeamten. 1000 M.. für ein natio nales Monument für Bismarck und für Moltke bestimmt. Düren. Wegen einer Differenz von 14 Pfg. beim Kartenspiel kam es in einer Wirthschaft in Frenz zu einem Streite zwischen zwei jungen Männern. Der eine derselben zog ein Messer und wollte seinen Gegner erstechen. Dieser wich jedoch zur Seite und das Messer fuhr dem an dem Tische sitzenden Bruder des Angegriffenen so tief in die Brust, daß derselbe lautlos zur Erde sank und nach einigen Minuten oerstarb. Der Thäter ist verhaftet. Düsseldorf. Die 13 Jahre alte Tochter des Malzfabrikanten Ruthe meyer sprang beim Spielen in der väter lichen Fabrik in einen Bottich. der in ei nen Trichter ausläuft. Hierbei ver stopfte das Mädchen den Trichter mit den Füßen. Es wurde nach kurzer Zeit von dem nachfolgenden Malze vollstän dig vergraben. Als man das Mädchen herausholte, war es btllits erstick Duisburg. Infolge unvorsichtig ' gen Abspringens von einem in vollel Fahrt begriffenen Zuge verunglückte aus dem hiesiaen Bahnhofe öer 25jährige un verheirathete Rangirer Mommertz. E< wurde mehrmals überfahren. Deo Oberkörper wurde ihm völlig so daß der Tod sofort eintrat. Elberfeld. Ein peinlicher Zwi schenfall störte nicht unwesentlich das hie sige Jubiläums-Frühjahrs-Rennen deZ Wupperthaler Rennvereins. Bei dem fünften Rennen, dem großen Wuppertha< ler Handicap - Jagdrennen, für das dii Stadt Elberfeld einen Ehrenpreis gestif tet hat und der Jubiläumspreis auf 400Ä M. festgesetzt war. hatten die beiden? Starter ungeschickt mit ihren Fahnen hantirt, so daß irrthümlich das Glocken zeichen zum Abreiten gegeben wurde. In folge dessen begann das Rennen. Sofort wurde „Halt" gerufen, und vier von füns Reitern hielten auf den Ruf hin ein ; al lein der Inhaber des fünften Pferdes, Suermondt, der darauf bestand, daß de Start Gültigkeit habe, befahl seinen Jockey, weiterzureiten und die Bahn zi nehmen. Nunmehr beteiligten sich auch die übrigen vier Reiter am Rennen, kehrten aber sofort wieder um. weil Suermondt's Pferd („Marmelade") be reits einen zu großen Lorsprung hatte Die „Marmelade" ging somit als Er stes, aber auch als Letztes durch's Ziel. Das Schiedsgericht erklärte den Start für ungültig. Suermondt hat gegen den Schiedsspruch Protest erhoben. DaZ Publikum beurtheilte die Handlungs weise Suermondt's sehr oerschieden j auf der einen Seite wurde Bravo geru. fen und geklatscht, andere zischten unl pfiffen. Nzch dem Spruche des Schieds gerichts begann das Rennen nach einstün diger Pause von Neuem. Suermondt startete nicht mit. Den Ehrenpreis und den ersten Preis errang nunmehr Majol v. Heyden-Lindens F.-H. Faceby. Essen. Der Windthorstbund seiertl sein viertes Gründungsfest, dem Vertre< ter der meisten auswärtigen Bunde beü wohnten. Im Kreise Essen zählt der Windthorstbund jetzt 400 aktive und 30(Z unterstützende Mitglieder. In den ver schiedenen Theilen Deutschland's bestehe 30 Windthorstbunde. die auf Anregune und nach dem Muster des hiesigen Bun des gegründet worden sind. Noch ist der Äörder, welcher im Okto ber vorigen Jahres die Wirthin Wittwe Haas hierselbst erschoß, nicht dingfest ge macht, und schon wieder ist in demselben Hause ein Mord zu verzeichnen. Dieser Tage ist der Sohn der erschossenen Witt we Haas, der fünfundzwanzigjährige I Schuhmacher Wilhelm Haas, dem Mes j ser zum Opfer gefallen. Sein Schwager, !der fünfunddreißigjährige Schuhmacher Pütz, Eigenthümer der betref fenden Wirthschaft, führte die That aus, ! indem er dem Haas in der Wirthsstube i ein Messer in's Herz stieß, worauf der ! Tod alsbald eintrat. I Koblenz. Der seltene Fall, daß ein Gerichsdiener sich vor der Strafkam mer zu oerantworten hat, weil er das Ge richt bestohlen hat, kam hier zur Verhan dlung. Angeklagt war der GeriHtsdiener ! Schroeder in Trier, wegen Urkundenfäl ! fchung vorbestraft. Als derselbe von Co chem nach Trier versetzt wurde, nahm er beim Umzug einen Füllofen, einen Tisch und ein Faß voll Coaks, welche dem Amtsgericht gehörten, mit nach Trier. Die beiden letzteren Gegenstände wurden in seiner Wohnung vorgefunden, den Ofen will er einmal verschenkt, das an dere Mal auf dem Bahnhof Cochem ste hen gelassen haben. Trotz allen Leug nens wurde er überführt und zu fünf Monaten Gefängniß verurtheilt. Stadtkommandant General - Leut nant Davidson feierte seine silberne Hoch zeit unter Theilnahme der Militärbehör den und der Bürgerschaft. Am Abend vorher wurde ihm ein Ständchen vom Männergesangverein St. Castor darge bracht. Gegen Mittag fand die Beglück wünschung durch die Behörden und Ver eine statt. Krefeld. Die Sammetweber der Firma Schelleckes Co., welche bisher noch ausständig waren, haben den Ver mittelungsvors'chlag der Firma ange nommen und werden die Arbeit wieder aufnehmen. Damit ist der Ausstand der Sammetweber, welcher zwanzig Wochen gedauert hat. vollständig beendet. Neroth. Eine Prügelei am Hoch zeitstage zwischen Mann und Frau ge hört gewiß zu den Seltenheiten. Sie ereignete sich aber hier. Bei dem Gange von der Kirche zum Wohnhause gerieth der Bräutigam mit der Braut in Streit und versetzte ihr einen Schlag ins Ge sicht, wobei der Brautkranz in den Schmutz flog. Die holde Gattin quit tirte mit einem Stroße vor die Brust, so daß der Hochzeitsanzug des Mannes Be kanntschaft mit dem Straßenpflaster machte. Dann ging es in die Wohnung des Bräutigams, wo dessen Brüder eine Schlägerei veranstalteten und der alten Mutter manchen Hausrath zertrümmer ten. Oberhausen. Bergmann Pöp linghaus von Alstaden wurde aufSchacht l der Zeche „Konkordia" von einer aus den Hangenden fallenden Steinmasse ge troffen und fast buchstäblich zerquetscht. Der Verunglückte hinterläßt eine Witt we mit mehreren Kindern. Saarbrücken. Eines schreckli chen Todes starb der im hiesigen Elek trizitätswerk angestellte Maschinenfüh rer Weber von Malstatt-Burbach. Er ge rieth durch eigene Unvorsichtigkeit in das Schwungrad einer Maschine und wurde bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Frau und 8 Kinder beweinen ihren Er nährer. Der Besitzer des großen Restaurants und Vergnügungs-Lokales „Tonhalle" dahier, die kürzlich theilweise durchFeuer zerstört wurde. Restaurateur Peter, war wegen Verdachts der Brandstiftung in H. " genommen worden. Wenige Tage darauf erfolgte wieder die Entlassung. Am ersten Osterfeiertag überfielen ! vier Burschen, F. Büsch. G. Büsch. Chr. ! Desgranes und L. Melchior, ein 19jäh ! riges Mädchen und vergewaltigten es. ! Gegen den Angeklagten Melchior wurde ! auf 3. gegen die übrigen auf je 4z Jahre ! Zuchthaus erkannt. Trie r. Die bei den hiesigen Gerich ! ten beschäftigten Referendare versam .. eln sich allwöchentlich in einem reservir ten Gastzimmer des Restaurants „Fran ziskaner". bei welcher Gelegenheit sie denn auch unter Klavierbegleitung hin und wieder Kommerslieder singen. Die ! Stadt erhob hierauf von dem Wirthe die ! für „Vorträge auf einem Klavier in ! Wirthschaften" hier vorgeschriebene Lust ! barkeitssteuer. Ter Wirth strengte Kla ge beim Bezirksausschuß gegen diese > Entscheidung an. wurde aber abgewiesen, da in der Klavierbegleitung ein „Vor , trag" auf dem Instrument erblickt wer den müsse. Die bei der Oberoerwal tung-behörde eingelegte Revision führte an, daß die Klavierbegleitung nicht ih rer selbst willen ausgeführt wurde, also auch nicht auf den Charakter eines selbst ständiaen Vortrages Anspruch machen könne, weshalb denn ein derartiges Spi-l zumal in einem reservirten Rame nicht umer die Lustbarkeitssteuer fave. Das Oberoerwaltuugsgericht schloß sich dieser Anschauung an und sprach den Wirth von der Entrichtung der Steue? i trei. " .