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Dreyfus gegen Mercier. (Fortsetzung von der I. Seite.) mein Ehrenwort, diese Frage nicht zu erheben." Jouaust: „Dann erklären Sie diese Briefe, in denen es heißt, daß der Prä sident gewisse Abmachungen mit Ihnen getroffen, für falsch?" Dreyfus: „Wenigstens ist der Sinn derselben vollständig verdreht worden." Casimir-Perrier gab seine Aussagen in festem Tone und als ein Mann, der jedes bon ihm geäußerte Wort bewei sen kann. General Mercier aus dem Z e u g e n st a n d. Ihm folgte General Mercier auf dem Zeugenstande. Seine Zeugen- Aussagen dauerten von 8 Uhr Mor gens bis 12 Uhr Mittags. Er war sehr nervös und unruhig und sein Stimme klang harsch. Währnd des Verhörs ersuchte Ge neral Mercier den Obersten Jouaust, - ihm zu erlauben, ein Dokument vorzu legen, welches beweisen würde, wie Oberst 'von Schwartzkoppen, der frü here deutsche militärische Attache in Paris, ein System der Spionage ge trieben. Das Dokument hatte Bezug auf die Festungswerke zu Meuse. Der General versuchte dann zu beweisen, baß Oberst von Schwartzkoppen der Leiter der deutschen Spionage in Frankreich gewesen, und ließ den Bries, welcher die Worte „Cette Ca naille de D . . ." enthielt, verlesen. Dreyfus beobachtete den Zeugen un ausgesetzt, verhielt sich aber vollkom men ruhig, bis der General sagte: „Wenn der geringste Zweifel an der Schuld des Angeklagten in mir aufge taucht wäre, dann würde ich der Erste sein, der sagen würde, ich war im Irr thum. Capitän Dreyfus!" In diesem Moment sprang Dreyfus auf und rief: „Das.ist es, was Sie sagen sollten!" Dieser Ausruf des Angeklagten rief lebhaften Beifall unter den Zuhörern hervor. Der General stammelte dann aber mals: „Ich würde dann kommen und sagen, Capitän Dreyfus, ich war im Irrthum, und ich werde Alles versu chen, den schrecklichen Irrthum wieder gut zu machen." Der Angeklagte rief dann wieder: „Warum thun Sie es nicht, es ist Ihre Pflicht!" Dieser Ausspruch des Gefangenen wurde wieder lebhaft applaudirt. Der General erwiderte dann: „Nein, meine Ueberzeugung von 1894 ist nicht wankend geworden trotz des gegentei ligen Zeugenmaterials,welches sich seit dem aufgehäuft und trotz der Millio nen, die verausgabt worden sind." Hiermit endeten die Aussagen des Generals, und das Gericht vertagte stch bis Montag. Während des Zeugnisses des Gene rals trug sich ein bemerkenswerther Zwischenfall zu. Der General hatte ein Dokument verlesen lassen, welches sich als der angebliche Brief entpuppte, den Dreyfus geschrieben haben sollte, in Bezug aus eine angebliche Verständi gung mit Casimir-Perrier. Kaum hotte der Leseclerk geendet, als der Ex-Präsident aufsprang und ausrief: „Das ist der Brief, den ich in den Zeitungen gelesen!" Der General, welcher den Ex-Präsi denten nicht gesehen hatte, drehte sich überrascht um und murmelte: „Ich bachte nicht, daß der Präsident der Republik auf ein solches Abkommen eingehen würde." In bitterem Tone erwiderte hierauf der „lch danke Ihnen für diese Aussagen, Hr. General!" WillMercier confrvntirt werden. „Nach dieser Erklärung des Gene rals Mercier," sagte Ex-PräsidentCa simir-Perrier sich erhebend, „verlange ich, baß das Gericht mich anhört, und würde ich es vorziehen, daß ich mit dem General consrontirt werde." Diese Worte riefen eine Sensation hervor, unb eine gewaltige Demon stration gegen General Mercier folgte. General Mercier ausge zischt. Als er nämlich ben Gerichtssaal verließ, erhoben sich die Anwesenden und zischten unb höhnten auf ihn, da bei kletterten die im Hintergrund Sit zenden auf die Stühle und Hänke, um besser gegen Mercier loszueifern. Die Gendarmen mußten den Gene ral gegen die Menge schützen, die gar nicht übel Lust zeigte, über den frühe ren Kriegsminister herzufallen. Als er auf die Straße kam, be grüßte ihn die Menge mit Hochrufen und Rufen „Hoch die Armee!" „Ah," rief ein Zuschauer aus. „wenn diese das menschliche Ungeheuer nur imGe richt hätten reden hören, bann würden sie ihn jetzt nicht hochleben lassen!" Die Gefühle gingen ihm durch. Ein Zeitungsschreiber wurde im Gerichtssaal verhaftet, weil er General Mercier, als diej/r an ihm vorbeikam, einen Mörder genannt. Später wur de er jedoch wieder auf freien Fuß ge setzt. Mann gegen Mann. Falls Meyfus schuldig ist, muß r übermenschliche Nerven besitzen, denn er saß ernst und unbeweglich wie eine Sphinx da. d. h. dem auf merksamen Beobachter entging es doch nicht, wie sein Busen sich hob und die Lippen sich zusammenpreßten, bis er zuletzt seine Gesühle nicht mehr be mustern konnte, auf die Füße sprang -und sich seinem Ankläger gegenüber stellte. Mann gegen Mann. Mercier war bei dem Tone von Dreysus' Stimme von dem Stuhle aufgesprun gen, auf dem er saß. während er seine Aussagen machte, zog sich aber zurück vor bem Blick, den Dreysus nach ihm warf, und stand da, als ob er be fürchte, br Mann werde auf ihn los springen. Oberst Jouaust und andere Mitglie der des Kriegsgerichts waren in der Zwischenzeit aufgestanden und hatten die beiden Männer festgehalten, wäh rend der Gerichtssaal von den Bei fallsrufen der Zuschauer wicderhallte. Belanglose Aussagen. Alle, bie Mercier hörten, erklärten, daß er mit seinem Hinweis auf die Kriegsgefahr wenig Effekt erzielte, beim seine Zuhörer nahmen seine Ge schichte, wi nahe Frankreich vor einem Kriege mit Deutschland stand, mit Gleichgültigkeit auf. Die Anti-Drcy fusarden haben „Wolf" zu oft gerufen. Auch widersprach er den Aussagen des Hrn. CAsimir-Perrier in Bezug auf die Dauer 'der Zeit, in welcher er, Ca simir-Perrier und Dupuy in einem Privat -Büreau des Elyfee auf eine Antwort des deutschen. Kaisers auf ine Anfrage des deutschen Botschaf ters, Grafen von Münster, gewartet hätten, von der die Erklärung des Krieges gegen Deutschland abgehan gen habe. Mercier wäre davon benach richtigt worden.daß die Sachlage sehr ernst sei, und Gras von Münster sollte von seinem Souverän beauftragt wor den sein, seinen Paß zu fordern, wenn seinem Ersuchen nicht Folge gegeben würde. „Ich war daraus vorbereitet, den Befehl z'um Mobilmachen zu erlas sen. Erst spät in der Nacht wurde ich benachrichtigt, daß Graf von Münster die Erlassung einer etwas unbestimm ten Note, daß der Botschafter nicht in volbirt sei, angenommen habe." General Mercier fuhr in semer Er klärung fort, baß dies der Grund sei ner Handlung in Verbindung mit dem geheimen Dossier gewesen sei. Das Gehe i m d oss i?r. Alle Dreyfussarden von Ruf unl) Ansehen waren von dem Ergebniß der ! Verhandlungen über das Geheimdos j sier befriedigt und haben die befreun- Veten Blätter in Paris dringend gebe ten. voll Veröffentlichung zu verlan gen. weil si überzugt sind, daß das Dossier von Fälschungen wimmelt und die Militär- und Nationalisten-Partei durch die Veröffentlichung daher einen hartv.i Schlag erleiden würde. Für General de Boisloeffre und Consorten würde die Veröffentlichung den Pran ger bedeuten. Das Geheimdossier soll das Schlimmste sein, was je an Schmutz geleistt wurde. Es befindet sich darin eine Anzahl gefälschter Liebesbriese einer in den hohen diplomatischen Kreisen bekannten Dame, welche in der Depeschenmappe einer Botschaft wäh rend ihrer Uebermittelung nach Berlin mit Beschlag belegt wurden. Die Briefe sind angeblich an einen Bot schafts-Sekretär gerichtet, der anschei nend viel Mnger, als die sehr tempera mentsvolle Dame ist. In den Briefen wird die Dreyfus-Asfaire erwähnt und der Attache ersucht, den unglücklichen Capitän weißwaschen zu helfen. 'Ferner soll das Dossier sensationelle Berichte von den Spionen eines deut schen Fürsten enthalten, der in den letz ten zwanzig Jahren hohe Stellungen im deutschen Rich bekli>det hat, dar untr ein in Paris, ine Stadt, die er auch oft 'besuche. Damit könn nur dr Reichskanzler Fürst Hohenlohe ge meint sein. Die Polizei-Spionen, die das Nachrichtenbüreau im Kriegs-De partement von der geheimen Thätigkeit des Fürsten unterrichteten, versuchten es jedoch nicht, von einer Verbindung des Fürsten mit Dreysus zu reden. Man wird Alles daran setzen, um die Veröffentlichung des Dossiers zu verhindern. Man müßte schon auf Sueton zurückgehen, um sich einen Be griff von dem Inhalt der Dokumente zu machen. Freuden - Versammlung in London. L o n d o n. 12. August. Eine en thusiastische Massen - Versammlung von 5000 Israeliten fand heute Abend hier statt, um Sympathie für Capitän Dreyfus auszusprechen. Es wurde be schlossen, eine Freuden - Versammlung zu veranstalten, im Falle Dreysus frei gesprochen werden sollte. Spanien sucht Schul b ige. Madrid, 12. Augusts Die Re gierung hat beschlossen, durch eine ein gehende Untersuchung festzustellen, weshalb Admiral Cervra und Admi ral Mvntijo di von ihnen bei Aus>- bruch des vorjährigen Krieges verlang ten Materialien zur Ausrüstung ihrer Schiff nicht rhäl'ten hätten. General Weyler hat sich selbst als föderalistischen Republikaner erklärt. Gesundheit des Papstes gut. Rom, 12. August. Als Beweis des vortrefflichen Gesundheitszustan des des Papstes gilt die Thatsache, daß Kardinal Rampolla heute vom Papste angewiesen wurde, ein Konsistorium definitiv für nächsten Dezember einzu berufen. Mit demselben soll der Be ginn der Feier des Heiligen Jahres, als das der Papst das nächste Jahr be trachtet wissen möchte, angedeutet wer den. Dwey bei'm Papst? Rom, 12. August. Admiral Denxy hat hut srüh 6 Uhr mit der „Olympia" Neapel verlassen und dürs ten Liverno am Sonntag Nachmittag eintreffen. Gestern hat er Pompeji be sucht, wo auf Anordnung des Unter richts-Ministers Barcelli in seiner Ge genwart Ausgrabungen in einem noch weniger erforschten Theile der alten Römerstadt vorgenommen wurden. Dem Marine-Minister und dem Minister-Präsidenten hat Dewey tele graphisch für den ihm in Italien be reiteten herzlichen Empfang gedankt. Capitän Lamberton von der „Olym pia" traf von Neapel hier ein. Wie es heißt, soll er eine Audienz für Dewey bei dem Papst erwirken. Khedive auch kranker Mann. Wien. 11. August. Der Khedive von Egypten ist zur Consultirung von Spezialisten hier eingetroffen. Später wi/l er nach Karlsbad gehen. Van Dyck-Jubiläum. Brüsse l, 12. August. Gestern Nachmittag begann in Antwerpen eine Feier zur Erinnerung an den berühm ten niederländischen Maler Van Dyck, an welcher sich amerikanische, deutsche und britische Künstler beteiligen wer den. Die Venezuela - Commis si o n. Paris, 12. August. Die Si tzungen der Schiedsgerichts - Commis sion des Anglo - 'Venezuelanischen Grenzstreites wurden heute wieder auf genommen. Prof. John R. Soley be gann sein Plaidoyer für Venezuela, er behandelte die Periode der englischen Besitzung des Essequilo - Flusses. Er behauptete, daß England bis zum Jahre 1856 nur Moruca besessen habe. Guter Fang. Bridgeport, Conn., 12. Aug. Die Polizei verhaftete hier vier notorische Verbrecher, die ihr Hand werk im ganzen Lande betrieben ha ben. Es sind Arthur C. Webster, alias „St. Paul Tip," der am 4. De zember 1897 den Polizisten Nicholas in St. Louis ermordete, Joseph Cur ran, ein Expert in der Anwendung von Nitroglycerin bei der Sprengung von Geldspinden. John Smith, alias „Sleepy John," und Nik. Stemmer, alias „Milwauke? Red." Ein Schatzmeister für die Philippinen. Washington, D. C., 12. Aug. Major Charles E. Kilburne, Zahl meister der Armee, ist abcommandirt worden, um als Schatzmeister für die Philippinen und die Insel Guam zu fungiren. Alle Gelder der Civilver waltung ber Inseln sinb seiner Con trok unterworfen. Staatsputsch futsch. Mißglückter Staatsstreich der Hrteanisten. Sensationelle Verhaftungen in Paris. Paul Derouled, der Führer der Anti- Semiten, festgenommen. Andre de Büffet, der Repräsentant des Herzogs von Orleans, an der bel gischen Grenze erwischt. Thie bauld entflohen und Querin im Hauptquartier der Royalisten von der Polizei belagert. Paris, 12. August. Paul De roulede, der Gründer der Patrioten liga und Mitglied der Deputirtenkam mer für den Angueleme - Distrikt des Depaetements Eharente, ist heute früh 4 Uhr auf seiner Besitzung zu Croissy bei Paris verhaftet worden. Eine Anzahl Mitglieder der Anti semiten- und Patriotenliga wurde gleichzeitig in Paris festgenommen u. hinter Schloß und Riegel gebracht. Die Verhaftung von Deroulede's Busenfreund Marcel-Habert wird er wartet. Eine heut Mvrgen veröffentlichte halboffiziöse Note besagt: „Als Resultat einer richterlichen Untersuchung und auf Grund des 39. Artikels des Strafgesetzbuches wurde heute Morgen eine Anzahl Verhaftun gen vorgenommen. Es liegt der Ver dacht einer Verschwörung zum Zweck der Herbeiführung eines Wechsels in der Regierungsform vor. Die darin verwickelten Personen ge hören zur Gruppe der royalistischen Jugend und der Patrioten- und Anti semiten-Liga. Bei der gerichtlichen Behandlung der Neuilly-Baracken-Asfaire wurden nur die Darauf bezüglichen Thatsachen als Grundlage ber Anklage benutzt; aber damals vorgenommene Haussu chungen führten zur Beschlagnahme von Dokumenten, die zur Entdeckung einer bis zum Juli 1898 zurück zu ver folgenden Organisation führten, und ans die Klarlegung eines Planes, sich der Regierung mit Gewalt zu bemäch tigen. Die Dokumente lassen keinen Zwei fel hinsichtlich des Bestehens des Com plots, noch der in Dasselbe verwickelten Hauptakteure aufkommen. Nachdem eine sehr strikte Überwachung organi sirt wdr. wurde der Beweis erlangt, daß die genannten Gruppen einen neuen, alsbald auszuführenden An schlag gegen die Republik vorbereitet hatten. Um diesen zp vereiteln, muß ten vorbeugende Maßregeln getroffen werden, und daher die heutigen Ver haftungen. Instruktions-Richter Fabreist mit der Untersuchung der Angelegenheit beauftragt. Deroulede wurde von vier Gendar men in Haft genommen und nach Pa ris geschafft, wo er im Conciergerie- Gefängniß untergebracht wurde. Die Polizei hat die Büeaux der „Patrioten-Liga" geschlossen. Diesel ben werden jetzt von Gendarmen be wacht. Als der Versuch gemacht wurde, den Präsidenten der „Antisemiten-Liga." Guerift, zu verhaften, setzte derselbe sich zur Wehr und verbarrikadirte sich in feinem Hause. Er sagt, er sei vorbereitet, sich drei Wochen 'darin zu halten, da er mit Le bensmitteln und Feuerwaffen genü gend versorgt sei. Die Thüren und Fenster seiner Wohnung sind verbarrikadirt u. Gue rin erklärt, er werde das Haus und sich selbst eher in die Luft sprengen, als er sich verhaften lasse. Auf Anordnung des Jnstruktions- Richters Fabre finden in vielen Woh nungen bekannter Antisemiten Haus suchungen und noch nachträgliche Ver haftungen statt. Deroulede. der Präsident der „Pa trioten-Liga," und Mariel Hubert, ein Mitglied der Deputirtenkammer, wur den am 23. Februar wegen Aufrei zung von Soldaten zur Jnsubordina tion bei der Wahl des Präsidenten Loubet verhaftet. Bei einem Verhör am 31. Mai in Paris wurden die Gefangenen, trotz dem Deroulede bei den Verhandlungen zugab, er wünsche eine Brigade zum Umstürze der parlamentarischen Repu blik anzuführen, und daß sein Vorge hen vorbedacht war und öaß er seine Versuche zum Umstürze des Parlamen tarismus fortsetzen werde, freigespro chen. Er gestand sein Schuld in, ausgenommen di Behauptung, daß er die Soldaten ohne Führer abwendig machen wollte. Im Ganzen sind 16 Mitglieder der Anti - Semiten- und Patrioten - Liga und der jungen Royalisten verhastet worden. Bei dem Absenden dieser De pesche war Querin, mit Revolvern und Messern bewaffnet, noch immer in sei nen Appartements imHauptquartier der Anti - Semiten - Liga, deren Zugänge von zahlreichen Anti - Semiten be wacht werden. Die Polizei hat die Thüren versiegelt. Es wurde berichtet, daß Andre Büf fel, der Vic - Präsident der „Jungen Royalisten - Liga," verhaftet worden sei. Die Polizei hat das Büreau der Zeitung „Drapeau" mit Beschlag be legt. Das Haus Andre de Buffet's würd durchsucht und eine Menge Schriftstü cke confiszirt. De Büffet wurde verhaftet, als er zu Feiquier die Grenze nach Belgien überschreiten wollte. Ein Polizei - Commissär begab sich 4 U'hr früh nach der Wohnung Thie bauld's am Quai Voltaire und eine Anzahl Polizisten umstellt das Haus. Thiebauld entkam über einen Balkon nach einem angrenzenden Hause. Mailliard, vom „Petit Parisian" wurde verhaftet, weil er Soldaten ge gen die Regierung aufreizte. In Nancy wurde ein Mann, Na mens Pisson, wegen angeblicher Spio nage verhaftet und zu drei Jahren Geldstrafe. 500 Francs Geldstrafe und Verlust der bürgerlichen Ehren rechte auf zehn Jahre veruriheilt. Von den 17 Berhafsbefehlen wurden 14 durchgeführt. Nach den Gerüchten in offiziellen Kreisen wird die Affaire schwerwie gende Folgen nach sich ziehen. Es heißt, die Regierung ist im Besitz der genauen Instruktionen des Herzogs v. Orleans an seine Agenten. Es wird darauf hingewiesen, daß bei der Verhaftung Deroulede's kein Uneingeweihter wußte, daß die Partei gänger des Herzogs von Orleans in die Affaire txrwickelt feien. Merkwürdiger Weiss wurde Prinz Victor Bonaparte von den Orleaniisten scharf überwacht, weil sie fürchteten, er würde ihre Pläne durchkreuzen Es scheint, baß die Beamten aus Depeschen des Herzogs von Orleans nach Brüssel zur Zit der Beerdigung des Präsidenten Faure Verdacht schöpf ten. Die erste Depesche lautete: „Alle unsere Leute sind bereit." In der zwei ten Depesche am folgenden Tage hieß es: „Es ist zwecklos, zu kommen." Das Ministerium des Innern ver weigert die Angalb der Namen der schon verhafteten oder noch festzuneh menden prominenten Personen. Man hat Maßregeln getroffen, daß Guerin mit Niemandem außerhalb seiner Wohnung verkehren kann. Die Wasser-, Gas- und Telephonverbin dungen sind abgeschnitten worden. Die „Vatrioten-Liga" will am Dienstag in einer Versammlung ge gen die Verhaftung Paul Deroulede's Protestiren. In verschiedenen Orten der Pro vinzen sind weitere Verhaftungen vor genommen worden. Stürme in Ost und West. Der Vrkan hat Florida erreicht. Hülfe für die Porto Nicaner. Gewitter und Hagelschlag auch in den Mittelstaaten. Große Verhee rungen. Vom Blitz erschlagen. Schiffs -Verkehr unterbrochen. Angebote für Hülse von allen Seiten. Atlanta, Ga., 12. August. Um 10 Uhr Vormittags lies folgende Depesche aus Savannah, Ga., ein: Der Orkan wüthet jetzt an der Süd küste von Florida. Alle Fahrzeuge werden im hiesigen Hafen festgehalten. Schiffe, welche von atlantischen Häfen hier eintreffen, berichten über gutes Wetter auf See." P nsacola. Fla., 12. August. Ein heftiger Sturm traf die Stadt heute Nachmittag. Der Wind nahm an Geschwindigkeit zu und artete in ei nen Orkan aus. Aller Schiffsverkehr ist brachgelegt und kein ernstlicher Schaden wird befürchtet. Hülfe für die Porto- Rica n e r. Washington, D. C., 12. Aug. —ln Washington liefen Depeschen von den Mayors von Boston, Busfalo, Daoenport, New-Aork und Baltimore ein, in welchen Hülfe für die durch den Sturm heimgesuchten Porto-Ricaner in Aussicht gestellt wird. Der „Chri stian Herald" von Nyack, N.-D., stellte §lOOO, das 3. Jllinois-Freiwilligen- Regiment in Joliet, Jlls., §3OO zur Verfügung, Newark trägt 10,000 Pfd. Kartoffeln bei und freier Transport für mildthätige Gaben wird von der „New-Vork und Porlo Rico-Damps schiff - Compagnie" angeboten. In der.Wall-Street, 'New-lork, ist eine Subskriptions-Liste eröffnet wor den; Hollins Co. zeichneten §lOOO, Speyer K Co. §lOO und William R. Corwin §lOOO. Die Mi tte l fta ate n schwer heimgesucht. Chicago, 12. August. Heftige Stürme haben gestern Abend die Staa ten Illinois, Indiana, Wisconsin, lowa und Michigan heimgesucht. Mehrere Personen wurden vom Blitze erschlagen, Andere erlitten Verletzun gen. Durch Hagelschlag und starken Gewitterregen wurden große Verhee rungen angerichtet. Der Blitz lödtete den Farmarbeiter Collins'nahe Harvard, Jlls., und bei Jamesville, Jlls., den 17-jährigen Frank Stickney. Durch Blitzschläge betäubt wurden: John Carr in Har vard, Jlls., Christian Koure, sein Sohn und sein Enkelin in Elgin, Jlls., John Orr und Robert Orr in Harvard, Jlls. In vielen Orten zün dete der Blitz, Häuser und Stallungen gingen in Flammen auf. In Messemer, Mich, wurden 25 Wohnhäuser durch die Gewalt des Sturmes aus ihrem Fundament geho ben; die Einwohner blieben unverletzt. Auf dem Lande wurden überall die aufgestapelten Mais- und Getreide haufen während des Unwetters in alle Winde zerstreur. Die Verluste der Farmer beziffern sich auf Hunderttau sende. Detroit. Mich.. 12. August. Schwere Gewitterftürme 'verursachten in verschiedenen Theilen des Staates beträchtlichen Schaden. In der Ge gend von Big Raplds wurde die Ernte vernichtet; der Sturm -entwurzelte Bäume und zertrümmerte kleine Bau lichkeiten. Gleichen Schaden verur sachte das Unwetter bei Saginaw, BatUe-Creek und Matamore. St. Paul, Minn., 12. Aug. Der gestrige Gewitter- und Hagel slr.rm erstreckte sich über ein Gebiet von ?00.000 Ackern in Nord-Dakota und Minnesota und vernichtete den größ ten Theil der Ernte. Der Weizen aus der riesigen Grandin-Farm ist völlig zerstört. Der Gesammivertust wird auf über §2,500,000 berechnet. Wolkenbruch im Allegheny ' Thal. Reading, Pa.. 12. August. Der gestrige Sturm hat in der Um gegend von Reäding großen Schaden angerichtet. Im Allkgheny-T'hal fand ein Wolkenbruch statt. Der Allegheny- Creek, in sonst sehr ruhiger Bach, stieg plötzlich und verursacht einen Bruch des Gibraltar-Dammes, dr in einer Bergschlucht gelegen ist. Die Be wohner der Gegend waren zur Flucht gezwungen. Das Wasser strömte das enge Thal entlang und riß Alles mit sich fort. Die Angestellten der „Forge and Rolling Mill" von S. R. Seyfert <k Brother in Gibraltar, welche Nacht arbeit zu verrichten hatten. vermvchtn nur mit Mühe sich in Sicherheit zu bringen, da das Wasser mit rasender Geschwindigkeit stieg. Alle Brücken im Allegheny - Thale wurden sortgespült, darunter auch die Brücke der „Wilmington <8: Northern- Bahn" in Gibraltar. Nur der Wach samkeit und Geistesgegenwart Charles Westly's ist es zu iverdanken, daß eine vermieden wurde. Er sah die Brücke zusammen stürzen und wußte, daß der Zug fällig sei, der Pas sagiere nach dem Camp-Meeting in Jvanna-Heights bringen sollte. Er lief deshalb trotz Sturm unld Regen dem Zuge entgegen und erreichte ihn zeitig genug, um ihm ein Warnungs- Signal zu geben. Während des Gewitters wurde Cal vin H. Lcsher, Telegraphist in der Station Exeter der „Philadelphia H Reading-Bahn." als er an dem Appa rat saß, vom Blitze getroffen und be täubt. Es gelang, ihn in's Leben rück zu rufen, aber er wird erst in eini gen Tagen wisoer dienstfähig sein. Er war in Exeiev im Dienst, als daselbst am 12. Mai die furchtbare Bahn-Ka tastrophe stattfand Filipinos auf der Flucht. Santa Rita preisgenelien. Zehnstündiger Marsch voller Stra pazen. Nach kurzer Rast wird der Vormarsch fortgesetzt. Der Raub 'des „Sa turnus." Kunde von Major Rockefeller. Auf der Fahri nach Manila. Schatzmeister für die Philippinen. Manila, 12. August. 10.40 Vor mittags. Wie unter'm 11. August von Calulut gemeldet wird, ist Gene ral MoArthur am Dienstag Morgen mit dem 9. Regiment, einem Bataillon des 22. Regiments und einem Detache ment des 1. Artillerie-Regiments von Calutut bis Santa Rita, in der Nähe von Bacolor. vorgedrungen. Di In surgenten setzten dem Ansturm der Truppen keinen Widerstand entgegen -und ergriffen bei der Annäherung des Feindes die Flucht. Die Mannschaften hatten einen Marsch von zehn Meilen unter den schwierigsten Umständen zurückzulegen. An manchen Stellen mußten die Leute bis zur Hüfte durch Wasser marschiren, unb Viele waren durch die ungeheuren Strapazen vollständig erschöpft. Die Truppen werden die Nacht in Santa Rita verbringen und am Samstag den Vormarsch fortsetzen. Lieutenant Hazärd von General Wheaton's Stab hatte mit fünf Pa trouilleuren vom lowa-Regiment ei nen Marsch zur Aufklärung des Ter rains angetreten und war der Bahn entlang bis Angeles vorgedrungen, als in der Nähe der Ortschaft plötzlich ein Haufen Insurgenten auftauchte und sich zum Angriff auf die kleine Schaar anschickte. Lieutenant Hazard ließ Verstärkungen holen, indeß hatte Ge neral Wheaton den Befehl gegeben, daß die Amerikaner Angeles nicht be setzen sollten. Da die Rebellen erheb lich in der Uebermacht und ggen 700 Mann stark waren, trat Lieutenant Hazard mit seiner Begleitung schleu nigst den Rückzug an. Jnfolg ds Kriegszustan des steigt Manila-Hanf im Preise. London. 12. August. Eine Folge der Wiederaufnahme der Feind seligkeiten auf den Philippinen und der allgemein verbreiteten Ansicht, daß die Ver. Staaten die Hafen auf den Phi lippinen geschlossen haben oder dem nächst schließen werden, ist ein plötz liches Steigen des Preises für Manila- Hanf. der heute Morgen um 10 Schil ling in die Höhe ging. Selbst zu die sem Preise wurden große Posten Ma nila-Hanf angekauft, in der Hoffnung, daß die Preise infolge der allgemeinen Erwartungen, daß der Handel mit den Häfen auf den Philippinen demnächst gänzlich lahm gelegt sein wird, noch weiter steigen werden. Derßaub des„Saturnu s." Washington, D. C.. 12. Aug. Das Flotten - Departement erhielt die folgende Depesche betreffs der Ein äscherung des Dampfers „Saturnus" Seitens der Insurgenten, sowie des Bombardements von San Fernando, wie schon Seitens der Presse vor eini gen Tagen berichtet: „An den Flottensekretär: Das Ka nonenboot „Pampagna," welch.'s unter Führung des Lieutenants McNamee in der Lingayen - Bai an der Insel Luzon patrouillirte, fand den ameri kanischen Dampfer „Saturnus" am Strande von San Fernando, wo die Insurgenten das gesammte Cargo ge plündert hatten. Unter einem heftigen Gewehrfeuer aus starken Verschanzun gen der Insurgenten vom Lande ge lang s dem Seekadotten Woodward. Tau um den Ruderpfosten des Dam pfers zu befestigen, während die Ver schanzungen von dem Kanonenboote aus beschossen wurlxn. aber es gelang dennoch nicht, den Dampfer loszurei ßen. Die Insurgenten verbrannten darauf das Schiff. Ich sandte die „Uorktown," cord," sowie die Kanonenboote „Cal lao" und „Campagna" am 7. August mit dem Auftrage ab, für diese See räuberei Rache zu nehmen, und jene Fahrzeuge fanden, nachdem sie im Ha fen von San Fernanldo eingefahren waien, daß die Verschanzungen längs der Wasserfronte voll bemannt waren. Nicht-Combattanten befanden sich in Schaoren an den Speichern auf der Nordseite der Stadt, wohin von ame rikanischer Seite aus nicht geseuert wurde. Die erste Granate, der „Aorktown" wurde ohne Verzug mit Flintensalven und Geschützfeuer erwidert, worauf die Staidt 45 Minuten bombardirt wurde. Wie viel Schäden angerichtet wurde, konnte nicht ermittelt werden. Das Kanonenboot „Campagna" blieb im Hafen und die „Concord" und „Cal lao" Patrouilliren in der Lingayen- Bai; die „Avrktown" kehrte nach Ma nila zurück. Einzelnheiten habe ich per Brief gesandt. Das Wetter ist gegen wärtig angenehm. Keines der hier be findlichen Fahrzeuge kann entbehrt wetden. da sie alle von Nöthen sind, um unbefugtem Handel zu steuern. Watson." Kunde von Major Rockefel ler. Eine Depesche von General Otis meldet Folgendes: „Aus dem südlichen Luzon kommt die Nachricht, daß ein amerikanischer Offizier dort gefangen gehalten wird; der Beschreibung nach scheint es Major Rockefeller zu sein." Der Genannt verschwand vor meh reren Monaten kurz nach seiner An kunft in Manila und wavd nicht mehr gesehen. AufderFahrt nachManila. Honolulu, via Victoria. B. C., 12. August. Der Transportdam pser „Tartar" mit General Wheeler an Bord, traf am 1. August hier ein und blieb zwei Tage im Hasen. Die Bür gerschaft bereitete dem wackeren Reiter general Wheeler einen festlichen Em pfang. Am 3. August kamen die Transportdampser „Newport" und „Ohio" an; ihre Weiterfahrt erfolgt schon am nächsten Tage. Trockendock für Manila. Washington, D. C., 12. Aug. Im Flotten - Departement zieht man gegenwärtig die Frage in Erwä gung. ob man zu Manila einen Trok ken'dock anlegen soll. Die Trockenle gung von amerikanischen Fahrzeugen muß jetzt zu Hong Kong vorgenommen werden und kostet pro Schiff cirka §ZOOO. Man beabsichtigt, hiev ein Trockendock mit einem Kostenaufwands von einer Million Dollars zu bauen, dasselbe in Stücke zerlegen und auf ei nem Segelschiff nach Manila bringen zu lasse- An <famitien und Zrocers! Wenn Sie die geringste Schwierigkeit hoben, um ba> alte zuverlässige Uuforä Veast (Hfe) oder Uitkmx k>ow äer (Backpulver) zu erhalten, sollten Sie sich per Telephon, per Post oder in anderer Weise an uns wenden, und Ihr Bedarf wird prompt befriedigt werden. Lassen Sie sich durch keimn Versuch täuschen, ein min>derwerthigs Alaun - Backpulver an Stelle des alten zuverlässigen Rumsorb zu gebrauchen, welche Gründe auch dafür angegeben werden mögen. Backpulver niedriger! Qualität sichern emen besseren Profit, sind aber für den Gebrauch untauglich. Rumford ist das gesunde Pulver und allen anderen überlegen. RUtltford, Nr. 205. Watcr Strafte, Telephon Nr. Baltimore. C . <k P. 3329. Home 206. Stadt Baltimore. Kirchliches. 25JahreSeelsorgerderSt. Peters - Kirche. Pastor-E. L. S. Tressel, Seelsorger der englischen lutherischen St. Peters- Kirche, an Fayette-Straße und Ro gers-Avenue, wird am Mittwoch den 25. Jahrestag seiner Ankunft in Pal timore als Pre'diger feiern. Am 16. August 1874 nämlich wur de Pastor Tressel von der Ohioer Sy node als Missionär noch Baltimore ge schickt, um hier eine Gemeinde zu grün den. Nach sechsmonatlicher Arbeit ge lang ihm dieses, und das erste Mit glied, welches Pastor Tressel für seine neue Gemeinde gewann, war Ex- Staatssenator G. A. Dobler. Die er sten Beamten der neuen Gemeinde wa ren sämmtlich Deutsche oder deutscher Abstammung, nämlich Präsident Frie drich Eltermann, Sekretär G.F.Dan nettel, Schatzmeister G. A. Dobler, Trustees Louis Waldschm'idt und Ole Groner. Die ersten Gottesdienste wurden in der deutschen St. Markus- Kirche an Fairmount - Avenue und Broadway abgehalten. JmJahre 1875 baut die neue Gemeinde eine Kapelle an der Ecke von Fayette- und Chapel- Straße, welche am 27. Juni desselben Jahres eingeweiht wurde. Die Ge meinde hatte damals nur 12 Mitglie der. Die Kapelle kostete §5OOO. Im Jahre 1895 wurde die jetzige hübsche Kirche der Gemeinde an Fayette - Str. und Rogers - Avenue nebst einem Pfarrhause mit einem Kostenaufwand von §20,000 errichtet, und im März 1806 fand die Einweihung statt. Die Gemeinde zählte damals 360 Commu nikanten und jetzt 400. Aus dieser ersten englischen lutheri schen Kirche der Ohioer Synode sind vier weitere hervorgegangen, und zwar die Concordia - Gemeinde, die Mar tin Luther - Gemeinde, die Faith-Ge meinde und die St. James-Gemeinde. Pastor E. L. S. Tressel wurde am 16. August 1844 in Ohio als der Sohn deutscher Eltern geboren und studirte Theologie in der Eapital-Uni versität. Vorher hatte er als Lehrer an verschiedenen Countyschulen in Ohio gewirkt. Seine erste Pfarrstelle war an der Trinity - Kirche zu Circle ville, 0., wo er thätig war, bis er 1874 nach Baltimore versetzt wurde. Pastor Tressel hat einen Sohn. Pa stor Walter Tressel, welcher bisher Seelsorger der St. James - Kirche in Süd - Baltimore war. jetzt aber einen Ruf an eine Kirch in Fremont. 0.. angenommen hat. Seinen 45. Geburtstag feierte letzten Donnerstag Hr. Julius Litzau, der bekannte Milchhändler, auf seinem Landsitze zu Cerroll. Bei dem Anlasse stellte sich auch der „Verein Gemüthlichkeit" ein und überreichte Hrn. Litzau einen feinen englischen Reitsattel, da derselbe ein großer Lie bhaber des Reitens ist. Nach gegensei tiger Begrüßung servirte die liebens würdige Gattin des Geburtstagskin des. unterstützt von den Damen Sei pel und Dörr, ein feines Souper mit dem obligaten Naß aus der „Germa nia-Brauerei." Für Unterhaltung der Gäste sorgten die HH. H. Peters. O. Plitt. G. Seipel und S. Dill. Hr. A. Dörr hatte den Park auk's Präch tigste illuminirt und mit Fahnen ge schmückt. Unter den Anwesenden be fanden sich: Hr. Brentel und Frau, Hr. Litz, Collektor der „Germania- Brauerei," Hr. Lehr und Frau, Hr. Merkel und Frau, Dr. Dill. Hr. S. Dill und Frau. Hr. Seipel u. Frau, Hr. A. Dörr und Frau, Hr. O. Plitt und Frau, Hr. PH. Peters und Frau, Hr. Seeberger und Frau u. A. Giftige Buttermilch. —Der Zahnarzt Dr. Thos. Allgire und des sen Familie, die in dr Nähe von Ar cadia, Baltimore-County. wohnen, sind nach dem Trinken von Butter milch am Freitag früh so schlimm er krankt. daß sofort mehrere Aerzte aus der Nachbarschaft geholt werden muß ten. Nach vieler Mühe gelang es den Aerzten, die sieben erkrankten Per sonen wieder herzustellen. Man glaubt, das Grünspan in einem der Kupfer- Gesäße war. Delphinritter auf dem Fischfang. Ungefähr 30 Mit glieder des „Arion" versammelten sich gestern Abend in Hrn. Georg Filling's „Weinlaube," Nr. 8, Nvrd-Hvlliday straße, von wo aus sie sich heute Mor gen um 1 Uhr per Omnibus nach dem Middle-River begaben, um daselbst dem Fischfang obzuliegen. Quarantäne aufgehoben. NewportNews, Va., 12. Aug. Die Quarantäne ggn alle Orte der Halbinsel, mit Ausnahme des Sol datenheims und Phoebus, wurde heute aufgehoben und der Verkehr zwischen Newport News. Hampton unb Old Point Comfort und den nördlich ge legenen Städten und Norfolk wieder eröffnet. Baltimore. Philadelphia, Ncw-Dork unb Boston hoben die Qua rantäne gegen alle Virginier Ortschaf ten, mit Ausnahme des Soldatenheims und Phoebus. um 6 Uhr Abends aus. jungen Mädchens. Washington. D. C., 12. Aug. Ein junges Mädchen, Elfte Hoslem mit Namen, beging heute hier in ihrem Kosthause durch Einathmen von Leuchtgas Selbstmord. Es ist weing von ihr bekannt, doch nimmt man an. laß sie eine professionelle Krankenwär terin ist. Sie wohnte nur eine kurze Zeit in dm Hause, in welchem sie starb, urd wurde als> excentrisch anLe^n Munizipal-Angelegenheiten. Eine nette Wirthschaft un ter den Polizisten. In der gestrigen Sitzung der Po lizeibehörde protestirte Coroner Dr. Germon gegen die Gepflogenheit ge wisser Polizisten, bei tödtlichen Un fällen die Leichen sofort nach der Mor gue zu senden, ohne dem Coroner Ge legenheit zu geben, den Thatbestand auszunehmen. Dr. Germon erklärte, daß es seine Absicht sei, in Zukunft diejenigen Polizisten zu verhaften, welch ihn hinderten, seinen Amts pflichten nachzukommen. Die Polizei- Behörde theilte dem Coroner mit, den Capitänen entsprechende Ordres zu kommen zu lassen. Morgen 'wird vor der Behörde ein Fall zur Verhandlung kommen, in welchem ein Polizist einen Berichter statter verhaftete und tvegen Ruhestö rung bestrafen ließ, weil derselbe in einem Hause um Auskunft nachsuchte, trotzdem der Polizist ihm erklärt hatte, er dürfe nicht in das betreffende Haus gehen. Unterstützung für die Por to R i c a n e r. Mayor Wm. T. Malster hat ge stern ein Schreiben veröffentlicht, wo rin er die ersten Schritte einleitet zur Organisirung eines Unterstützungs- Comite's für unsere nothleidenden Mitbürger auf Porto Rico. Das betr. Schreiben lautet: „Ich habe vom Kriegssekretär ein Schreiben erhalten, worin er bittet, den nothleidendenßür gern auf Porto Rico Unterstützung zukommen zu lassen. Wollen Sie mich freundlichst am Montag, Vormittags Uhr, in meinem Büreau besuchen, um wegen der Unterstützung mit mir Rücksprache zu nehmen?" Es ist die Absicht, ein Exekutiv-Comite zu orga nisiren, welches einen Appell an die Bürger erlassen soll. Hr. Otto Schön rich, jun., sprach im Mayo.rs-Büreau vor und bot die Dienste des hiesigen „Porto Ricaner Vereins" an, welches Anerbieten dankend acceptirt wurde. Eine „Sur prise Party" gab am Dienstag Abend der Verein „Gemüthlichkeit" seinem bewährten Mitgliede, Hrn. August Dörr, und dessen Gattin in der Wohnung des Paares, Nr. 2114, Wilhelm-Siraße. Die HH. Julius Litzau und Otto Plitt erfreuten im Verlaufe des Abends durch komische Vorträge, und Hr. Geo. Seippel, welcher durch sein Spiel auf dem Klavier die Gäste entzückte, erhielt von dem Verein eine goldene Medaille. Nach einem Mahle, bei dem alle Deli katessen der Saison zur Geltung ka men, folgte ein flottes Tanzkränzchen. welches bis zum frühen Morgen dau erte. Unter den Anwesenden befanden sich Hr. Petesh und Frau, Dr. Dill, Hr. Otto Plitt und Frau, Hr. Georg Seippel un>d Frau, Hr. Charles Dill und Frau, Hr. August Dörr und Frau. Hr. 'Julius Litzau und Frau, Hr. W. Berndt und Frau, Hr. Klein und Frau und Andere. Soll hier ein Heim su chen. Wie verlautet, beabsichtigt Hr. Clihu Root, der neue Kriegs-Se kretär. während seines Amtstermines seinen Wohttsitz hier in Baltimore ein zurichten. um den gesellschaftlichen Verpflichtungen zu entgehen, die eine Residenz in Washington bedingen würde. Hr. Root wünscht das Haus des Hrn. O. F. Breese. Nr. 6, West- Mount Vernon-Place, für §7OOO pro Jahr zu miethen. Hr. Root ist verhei ratet. hat eine 18 Jvhr alte Tochter und zwei Söhne, welche ein Cvlleg be suchen. Die Reise nach und von Wash ington beträgt nur 45 Minuten in je der Richtung. Ausflug der böhmischen Turner. Mit dem Dampfer „Joshua Lerennis" werden heute die böhmischen Turner, der „Diamond Pleasure Club" und der demokratische Club der 8. Ward eine Vergnügungs fahrt die Bai hinunter machen. Um 9 Uhr heute Morgen geht der Dampfer von der Werfte an Pratt- un'd Frede rick-Str. ab. Es wird angehalten wer den zu Steelton. Fair View am Rock- Creek, Tolchester. Betterton, Bayßidge und Claiborne. Die Exkursion steht unter Leitung des Hrn. V.J.SHimeck. Wetterbericht. B alt, m ore. dcn I'. August. Zeit. ! Iber B.NVN. 2S.VB 72 84 O. t> Trüb. d.VU.I. ! 7V 85 S.O. ,K>zr. M'.lll.BarometerN.2S 8 ! Höcbft.TKcruiomclcrst. ,74 > s>!,evrl-,s!tr . 7U Die höchste SÄaelligkett des Wir.vcs in einer ZiunSe deirua 11 Meilen von Osten. ?a gestrige ZSerrer--Die höchste Temperatur oes gkstrlflen Tages auj nachvenaniuea laiione war, , I G Stationen. s ?tatlnkn, 8 Atlanta 2 MemvÄiZ Alpena dU Montgomerv Ätbano 8 NcwOrlcanS ! U 2 Loftan iiu !l>torsolk l Lnnalo 70 Ncrtn Platte ! Chicago V 2 'Lenjacoia -incinoati Pkiladelvhia 82 Detroit Pilt.vurz. UZ Eailvort ! 68 l-r. xgut-Z ! Ue> Bj St. 4'au1..... ... ! 7^ We t t e r a u s s ich te n. Für Maryland und den Distrikt Columbia heute ungewisses Wetter, wahrschein lich Regen am Nachmittag; am Mon tag Regen, veränderliche nordöstliche Winde. Schlau. „Warum betrachten Sie den.N'Jhre Frau durch den Opern gucker?" „Kleine Schmeicheiei. um sie bei gukr Laune zu erhalten!" Schmutzige Wäsche. Der Perat-Fall in London Verhandlung vor dem höchsten Ge richtshöfe. Frau Perot's Le benslauf angegriffen. DasVer hör bis Mittwoch oerschoben. In dem Kampfe um das Kind der Frau Perot beginnt jetzt der Ernst der Situation; der Anwalt der Frau Pe rot scheint entschlossen zu fein, den Lauchen des Hrn. W. H. Peroi von hier energischen Widerstand entgegen zu setzen.' In der neuesten Depesche aus London heißt es: „Die königliche Abtheilung des höchsten Gerichtshof war heute früh die Scene einer zwei:-:?, Entwicklung in dem Falle der Frau Wm. N-Perol. welche beschuldigt wird, ihre Tochter Gladys von Baliimore entführt zu haben. Richter Lawrence hatte die Zeit für das Verhör des Af fidavits, welches Hr. Wm. H. Perot. der Schwiegervater der Frau Perot, gestern Hrn. Rose - Jnnes, dem An wälte der Frau Perot, übergeben hatte, auf heule Vormittag 10 Uhr festgesetzt. Dieses Dokument ist außerordentlich kräftig, und zwar nicht nur in Aus drücken, sondern auch an angeblichen Thatsachen, und wegen der Natur der selben wurde die Öffentlichkeit oei den Verhandlungen ausgeschlossen. Die einzigen anwesenden Personen waren Hr. Wm. H. Perot, die Geheimpolizi sten Gaul! und Eollins, General Pro kurator Richards, der Anwalt Rose 'Jnnes, der Anwalt Newton Crane und ein Berichterstatter der „Associirten Presse." Hr. Rose Jnnes. der Anwalt der Frau Perot, sagte: ..Ick habe dieses Affidavit erst gestern früh 10 Übr er halten. Die Thatsache in Erwägung ziehend, daß es bemerkenswerth bela stend ist. indem die Carriere meiner Klientin seit ihrer Verheirathung an geführt wird und daß es Behauptun gen der schlimmsten Natur enthält, muß ich um eine Vertagung des Fal les bis zu einem passenderen Tage er suchen. damit Gelegenheit zur Beant wortung gegeben wird. Wenn ich Eurer Ehren den 7. Abschnitt vorlese, werden Sie sehen. >wo die Wucht mei ner Applikation liegt. In demeselben heißt es, baß, da Letitia Perot ein unmoralisches Leben seit 1892 geführt, indem sie nach einander mit drei Per sonen zusammen gelebt und während der vergangenen drei Jahre mit John Neptune Blood, Rechtsanwalt, gelebt und gewohnt hat, und ferner bei dem selben mit dem Kinde Gladys seit ih rer Rückkehr nach England im Hause gewesen ist, die Frau nicht die geeignete Person für die Controle und die Aus nahme des Kindes ist." Hr. Rose Jnnes fuhr fort: „Nun wünsche ich zu zeigen, daß dieser ganze Abschnitt falsch ist. Es giebt keinen John Neptune Blood. Rechtsanwalt. Frau Perot wohnte seit ihrer Riicklehr nach England bei ihrer Schwester. —- Wir wünschen dieses Affidavit des Längeren zu beantworten." Hr. Newton Erane fügte hinzu, daß keine Nothwendigkeit vorliege, den Fall sofort zu argumentiren. Der Richter verfügte das Folgende: „Ich ordne an, daß das Kind bis Mittwoch unter der Aufsicht der Mut ter bleibt, wenn Hr. Rose Jnnes die Garantie übernimmt, daß das Kind dann dem Gericht vorgeführt 'wird." Der Anwalt gab die Bürgschaft, und die Verhandlungen waren zu Ende. Während des Verhörs saß Hr. W. H. Perot als aufmerksamer Beobachter des Kampfes um den Besitz des Kindes in der Nähe seines Anwaltes, dem er geflissentlich Etwas zuflüsterte. Weder Frau Perot, noch irgendwelche ihrer Freunde wahren anwesend. Hrn. Perot's Affidavit bezieht sich auf Frau Perot's Aufenthalt in sei nem Hause, nachdem ihr Gatte nach Demarara gereist war, und auf das Ersuchen ihrer Schwägerin, des Skan dals wegen, dm sie verursachte, umzu ziehen. Es handelt ferner von der Ex travaganz der Frau, von den finan ziellen Schwierigkeiten und den Zah- Utngsbefehlen der Schulden. In dein Affidavit wird ferner behauptet, datz Frau Perot die Patientin eines notori schen Arztes, Namens Eollins, war, der zur Zeit eine zehnjährige Zucht hausstrafe abbüßt, weil er den Tov einer Londoner Gesellschafts - Dame, der Frau Uzielli, verursacht hat." Ausflug der V er. Sän ger. Wie bereits zu verschiedenen Malen im „Deutschen Corresponden ten" berichtet, veranstalten die „Ver. Sänger von Baltimore" am nächsten Sonntag auf der „Mechanics' Exchan ge Fishing 'Shore".ein großes Fami lienfest. 'Ein tüchtiges Arrangements- Comite hat hierfür die umsichtigsten Vorbereitungen getroffen und es dürf ten sich da die sämmtlichen den „Ver. Sängern von Baltimore" angehören den Vereine dasLrößle Interesse an dem Ausfluge nehmen, denselben zu ei nem richtigen deu:,chen Volksfeste wer den. Für den Transport der Gäste nach dem Festplatze hin sind spez:e.!e Arrangements mit der „United Rail ways and Electric Co." getroffen wor den. Am Einfachsten ist der Festplatz zu erreichen, wenn man die Waggons der Süd - Charlesstraßen - Linie be nutzt. Ein Theil derselben wird di rekt nach Stone House Cove fahren, während diejenigen Waggons, welche in die Fori - Avenue einbiegen, an der Ecke der Charlesstraße und Fort-Aoe. Transfers" verausgaben. Id e ntifiz i r l e n 'd enDi e b. - Mitglied Jos. T. Steinacker und Hr. W. Brown identi fizirten in Atlantic-City einen verhaf teten Neger. Namens Ralph Dallen, der eine Partie Baltimorer am Montag um §53 Baargeld und eine goldene Uhr bestohlen hat. In der Partie be fanden sich Hr. Steinacker und Frau, Hr. Brown und Frau. Frl. Edith Wobb und Frau Flora F. Fant. Als die Genannten dort baden gehen woll ten, übergaben sie dem Neger im „Ho tel Cedarcroft" in Abwesenheit des, Clerks ihr Geld und ihre Schmucksa chen. die mit dem Neger verschwanden. Der Neger wurde am Freitag verhaj tet. Es war John Wendel. —> Hr. Friedrich Kunnecke von Nr. 620, Ost-Pratt-Siraße, theilte der Polizei mit. daß der Todte, welcher in den, Holzhose an der Ecke von Eastern-Ave. und Mill-Straße aufgefunden wurde, ein Mann. Namens John Wendel ist, der schon seit sünf Jahren bei ihm ge wohnt hat. Wendel stamiin aus einer achtbaren Familie und hat eine Sckw> ster in Washington, D. C.. Viesens wohnt an der Ecke von Virginia-Aoe und 7. Straße. S.-O. Hr. Heinrich G. Hilten, des Firma" A. Schumacher und Co.. wird am Dienswg mit dem Schnelldampfeil „Kaiser Wilhelm der Große" von New- Port aus eine längere BesuchsreisS nach Deutschland anlret.n. Hrn. Hil tens Familie reiste' schon am 24.Jun! mit dem Llvyddampfer „H. H. Meier" von Hier aus nach Bremen