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Die Geschichte vom Laurent!. Ein Lebenslauf aus dem Volke von Peter Rosegge r. Ich hatte inn jungen Vetter. Der Kar schlank gewachsen, trug eine Hirsch lederne Kniehose, ein grünes Filzhütlein. hieß mit Namen Laurent! und war ein Bauernknecht. Er hatte ein fast milchwei ßes schmales Gesicht, braunes Haar, das links gescheitelt und rechts quer über die Stirn gekämmt war, er hatte ein brau nes Schnurrbärtchen. dessen Spitzen cr gerne mit dem Beinmundstück seiner Tabakspfeife emporschob, und cr sah ei gentlich aus wie ein Stadtbübel. das man wundershalber so über die Som merfrische in's Bauerngewand gesteckt hat. Ach, Stadtbübel. das war der Lau rent! nicht, und so gut ging es ihm nicht. LDbschon erst neunzehn Jahre alt. mußte er bei seinem Großbauern neben drei baumstarken Kerlen arbeiten wie sie, und wenn er vor dem Spätabend müde sich aus den Rasen setzte und auf der Stelle einschlief, trieben sie mit ihm Gespött und steckten ihm kleine Ameisen hinter den Hemdkragen. Im Weberhäusel bei Vater und Mutter hatte er eine warme Kindheit gehabt; die Eltern starben, das Häusel wurde vergantet und das Leben des vereinsamten Jungen ward hart und kalt. Mit Freuden war er in den Dienst gegangen, als der Großbauer ei nes Tages auf dem Kirchplatz zu ihm ge sagt: „Na. Laurent!, was ist's denn? Weil 's Häusel hin ist. rath ich Dir. nimm ein Haus. Komm zu mir. ich hab auch als Knecht angefangen und heut hab' ich hundert Joch Acker, vierzigStück Vieh und zwei Dutzend Leut." Wohl. Just das zweite Dutzend machte der Laurent! voll und wie er nach dem er sten Tagwerk auf dem Felde in Hemd ärmeln beim großen Tisch saß mitten unter den derben, bärtigen und schwitzi gen Knechten, da kam er sich das erste mal in seinm Leben als jemand vor tvcnn schon noch nicht ganz als Knecht, so doch als Knechtl. Aber bald zeigte es sich, der Pflug war stärker als er. denn er schleuderte ihn auf den Furchen hin und wieder; und auch die Mehlklöße wa ren stärker als er, denn sie drückten ihm Nachts jämmerlich den Magen. Er war schier der letzteste und der niedrigste im ganzen Hause. Dann ist er ein Sonntag war's, um Nachmittag Zu mir gekommen. Weinen that er just nicht, aber an den Mundwinkeln zuckte es so ein wenig unsicher. Und den Oheim wollte er hatt um inen Rath sragen. „Oheim, ich hab' mir's überlegt. Tas Bauerndienen freut mich nicht. Ich will in's Eisenwerk gehen. Dort kommt der Verdienst viel höher und die Arbeitszeit i't kürzer. Ist die Schicht vorbei, so bin ich mein eigener Herr uud kann machen was ich will. Der Firnsteiner Sepp ist auch ins Werk gegangen und er sagt, vier starke Zugochsen brächten ihn nicht zurück in's Bauernhaus. Jetzt möcht ich's halt auch Probiren und frag den Oheim um Rath." So habe ich ihm geantwortet: „Lau rent!. das thäte ich nicht. Der Verdienst im Eisenwerk ist freilich höher, aber auch der Aufgang, mußt bedenken. Beim Bauern kostet Dir die Wohnung nichts,! im Werk mußt Tu Dir ein Zimmer miethen um viel Geld; beim Bauern brauchst Dich gleich so zur Schüssel zu fetzen, im Werk mußt Tu Dir alles sel ber einschaffen und kochen; oder geh'ft in's Wirthshaus, dann weiß man schon, was s geschlagen hat. Beim Bauern hast Du gesunde Arbeit von allerhand, jetzt in Haus und Hof, jetzt in Feld und Wald, und Tu siehst, daß was wird. Im Werk mußt bei Staub und Rauch alleweil das Gleiche thun, so daß der eine Körpertheil überanstrengt, der an dere verkrüppelt wird, und oon der Ar beit hast Du doch bei keinem einzigen Stück aufzuweisen: das habe ich gemacht. Na, und die Freiheit, mein Gott, die wird von jungen Leuten halt dazu ver wendet. sich umzubringen. Dich halt ich für brav und gut. Was man aber voin Firnsteiner Michel hört! Vier starke Zugochsen werden den jetzt freilich nicht zurückbringen in's Torf; bis er nur erst fiech und arbeitsunfähig ist, dann wird eine alte Schindmähre stark genug sein, um ihn auf dem Strohkarren in seine Heimathsgemeinde zurückzuschleppen. Jetzt kannst Dir denken, Laurent!, wel chen Rath ich Dir geben will." Der Junge ist dagestanden, hat an den Fransen seines Hutbandes gezupft und nachher gesagt: „Ich denk', es kommt halt daraus an, wie der Mensch ist. Der Fleißige bringt's im Eisenwerk leichter zu was. Beim Bauern kann ich Tag und Nacht arbei ten, es kommt mir nicht zu Nutzen und keine Stund der Wochen kann ich für mich selber sein. Und schon gar, wie es mir geht. Vorigen Winter habe ich ein mal so Halsweh gehabt, baß kein Schlu cken mehr möglich gewesen, schier zum Ersticken. Da haben sie mich im Stall liegen lassen auf dem Strohsack, drei Wochen lang, in Durst und Fieber, und erst wie zu einer kranken Kuh der Thier arzt gekommen ist und mich liegen ge sehen und angeschaut hat. sagt er: Jesse, Leut. der hat ja die häutige Bräun! Nur geschwind Kuhsladen um deu Hals bin den. Gestorben bin ich freilich nicht, aber die Red' ist mir verfallen gewesen monatelang, daß ich gar nichts hab' sa gen können. Macht nix, hat mein Bauer gesprochen, reden braucht er eh nit, wenn er nur wieder arbeiten kann. Das kann ich freilich, aber was hilft's, wenn ich alt oder trank werd', hab' ich doch nichts. Schlechter kann's auch im Eisen werk nicht sein, aber leicht besser, wcnn ich fleißig sparen thu." Hieraus habe ich gesagt: „Laurent!, wenn Tu fleißig sparen'thust, so pro bir's halt in Gottesnamen und gehe in's Wert." Denn, habe ich bei mir selber gedacht, wenn der Bauer seine Dienst boten schlechter hält, wie das Vieh, so will ich weiter nichts drein reden. Also mein junger Vetter ist Eisen werksarbeiter und hat Wort gehalten hat fleißig gespart. Und weil er nicht mit den andern gelitten, die ihre sauer erworbenen Groschen verjubelten, so ist er bald ihr Gespött geworden. Dennoch hat ihn jede Partei die rothe sozial demokratische wie die schwarze konserva tive für sich haben wollen. Er aber war ein nachdenklicher Bursche, hat die Rothen und die Schwarzen beobachtet in ihren Grundsätzen und Handlungen, hat das eine von beiden angenommen und das andere von beiden verworfen, wie es eben in seinem Kopf schon fertig gewesen ist. Bei der Arbeit hat er willig und verläßlich seinen Mann gestellt, an Sonntaaen ist er im schmucken Gewände des Oöersteirers im Freien umhergegan gen, hat mit Genossen, die ihm helfen tonnten, „zweispannig" gesungen, oder ist allein über die Felder geschritten, um die Blumen anzuschauen, oder durch die Wälder, um den munteren Rehen und Hirschen nachzuspähen. Am Abend hat r sich ine Pfeise angezündet und ein Glas Wein getrunken in seiner Kammer, die er im Häuschen einer Wittwe gemie thet hatte. Die Frau achtet seiner gut und machte ihm's heimlig im warmen Nste ihres Besitzthums.' Das hat ihm Wohlgefallen. Das Wirthshaus aber war ihm zu laut und zu dunstig gewesen. Manchmal hat er sich sogar mit einem Buche abgeplagt, in der Absicht, das Le sen zu lernen, denn seine Eltern hatten ihn vor lauter Liebe nicht in die Schule geschickt, weil er beim er'?n Versuche schluchzend nach Hause gekommen war. Mir war es schon aufgefallen, daß der Laurent! an Sonntagen so besonders ausgeschmückt herumging. Nickt allem, daß er im Knopfloch die rothe Nelke trug und allemal eine ganz frische, auch sein grüner Hut war ausgestrammt mit Hahnenstoß und Gemsbvrt. und an der Uhrkette hatte er zwei in Silber gefaßte Tigerzähne und etliche alte Silberthaler hänaen. daß es nur so klimelte wenn er mit seinen langen Beinen würdig daher schritt. Auf dem Kirchplatz hatte ich ihn ein paar Mal neben hausgesessenen Männern stehen sehen und wie er sich von einem solchen sogar Tabakseuer g'- ben ließ. Mir fiel aber nichts weiter auf, bis er eines Tages schier feierlich bc: mir vorsprach. Und er wolle halt den Oheim um einen guten Rath fragen. „Oheim, ich hab mir's überlegt. Im Eisenwerk freut's mich nimmer. Der Mensch rackert sich ab und weiß nicht, für wen. Seit sechs Jahren hab ich mi: wohl ein bissel was erspart, so daß wir die paar hundert Gulden gleich wegzah len mögen beim Häusel." „Bei welchem Häusel?" habe ich ge fragt. „Weil ich halt," bog er ab, „jetzt ein mal Ernst machen möchte. Wenn der Mensch einmal siebenundzwanzig Jahr alt ist, wird er nimmer viel besser." Nun fing ich an, ihn zu verstehen. „Eh ein alte Bekannte." fuhr er fort. „Und eine Häufelfckneck ist's auch, daß ich mir's einmal e Bissel leichter geschehen lassen könnt'." „Wenn's nur eine ist, die Du gern hast," war mein Einwand. „Und sie hat mich noch lieber." fuhr es ihm heraus. „Wir werden hübsch zu sammen passen, denk' ich. Nach großer Jungheit frag ich nicht viel, wenn sie nur sonst gut ist. Soll auch ihren ersten Mann gut behandelt haben." „Ihren rstn Mann?" „Es ist halt meine Zimmerfrau, die Frau Leitl." „Behandelt, sagst Du. bäL-.? sie schon einen? Und von der willst Du Dich auch behandeln lassen? Komm zu Dir, Laurent!. Willst Du nicht eine nehmen, die Du behandeln kannst? " „Und deswegen möcht ich den Herrn l Ohim halt um Rath fragen." „Geh, geh. Heirathen wollen und um Rath fragen! Wer in dieser Sache ein mal um Rath fragt, dem sagt man: Nein, nachher folgt er erst nicht. Geh heim. Laurent!, und schlaf Dich aus!" Da sagt er ganz weichmiithig: „Mei ne eigene Mutter kunnt nicht besser aus mich schauen, wie die Frau Leitl auf mich. Und das Essen! Alle zweiten Tag kocht sie mir Speckknödeln und schlampertes Kraut dazu, weil sie weiß, daß ich's gern ess'. Und alle anderen zweiten Tag giebt's Eierschmarren mit Gurkensalat, weil ich auch das gerne ess'. Und wie sie mir auf's Gewand schaut! Und aus die Wäsch! Und auf's Bett." „Kann mir's denken. Wenn's Dcin: Mutter wär', thät's alles stimmen. Und sie könnt's auch sein. Ist sie nicht schon fünfzig?" . „Oh nein, noch Nicht ganz achtund vierzig!" betheuert er. „Nimm sie nicht!" schrei ich ihm zu. Es ist wie ein schriller Nothschrei. Da wird er stumm und blaß und läßt seine Augen auf dem Fußboden hin- und herzucken; vor seinem Fuß ist ein Ast in den Dielen, auf dem wetzt er mit der Fußspitze hin und her. Tann zieht er sein blaues Sacktuch heraus, das hat an der Ecke einen Knoten. „Den den da." stotterte er und hielt mir den Knoten vor das Gesicht, „den hat sie mir gemacht, dazumal. Daß ich nicht vergessen sollt. Weil ich ihr's halt versprochen hab 's Heirathen. „So! Und da fragst Du doch noch um Rath? Wenn es 'so steht, dann bist schon verheirathet. ich sag es Dir. Was soll ich Dir nur für ein geben? Vielleicht ein Lotterbett. Wiege braucht ihr keine." Ich war zornig. Mich dauerte der Junge, aber größer als das Mitleid war die Entrüstung über seine Dummheit. Dann haben sie geheirathet. Er hat ihr sich verschrieben, sie ihm das Häusel, eine moderige Holzhütte, die auf der Straßenseite^ein fast neues Sckindeldach und auf der rückwärtigen Seite ein durchlöchertes, halb verfaultes Strohdach hatte. Und nun war der Laurent! Hausbesitzer! Er ging von jetzt ab nichl mehr in das Eisenwerk, sondern bebaute das kleine Feld und mähte das Wieslein und fütterte die Kuh. Er arbeitete mit Fleiß und Lust, er sreute seiner Wirthschaft. Sein Weib oersorgte das Häusel und hatte stets einen Kranz alter Freundinnen um sich, die sie mit Kafsee bewirthet und denen sie, wenn sie fort gingen. Mehl. Butter und Eier r/itgao. Die Freundinnn schenkten auch zurück: war's ein Hut mit rothen Bändern, war's eine schöne Busennadel, war's gar ein Sammetaussatz sür den Sonntags rock. Auch der Laurent! war die erste Zeit nicht karg gewesen ur/a so stolzirlc die Frau Leitl, jetzt Frau Egghoser, aas dem Kirchweg recht proper einher. Um so schlichter sah der Laurent! aus. Er ließ sich nicht Herr Egghoser nennen, hatte an der Uhrkette auch keine Silber thaler mehr hängen und sein schöner grauer Steierrock mit den grünen Aus schlägen war schon so sorgfältig ausge bürstet worden, bis man nun die nackten, in's Kreuz gewebten Fäden sah. Und dann eines Abends. Ich ging über die Berge heim, es war schon spät. Nach heißem Tage eine feuchte Luft. In einer Lacke quakten Frösche, meine zwei waren ihrer, der ein quakte Tenor, der andere Baß; es war sicherlich ein Ehe-Duett. Neben der Lacke, in der sich der Abendhimmc! spiegelte, sah ich et was Dunkls, das sich ein wenig regte. Und war's mein Laurent!. „Herrgott!" rufe ich, „wie Du einen erschrecken magst! Was thust denn da?" „Weil sie so schön singen miteinand!" antwortete er. „Wenn Tu ein Frosch wärest, wollt es mich nicht wundern. Aber Tu bist ein Leut. Und Leute kriegen das Fieber an der Lache, bei der Nacht." „Wär mir auch alles eins." „Jetzt wirst Tu aber gleich aufstehen und mit mir gehen und sagen, was Dir ist." Er ging dann des Weges neben mir her und behauptete sehr kühl, daß es ihm gut gebe und daß. wenn es anders wäre, ihm ohnehin Niemand Helsen könne. ' „Du willst mir's also nicht sagen?" „Zu was denn auch?" „So will ich es Dir sagen. Laurent!. Deine Nachbarn, die Augen und Ohren ausmachen. wmen wenigstens so viel oon Deinem häuslichen Glück, als Tu selber. Ja, mein lieber Laurent!. Du hast schon die Richtige erwischt. Zwei Gesichter hat manches Eheweib, ein gutes für die Fremden und ein böses für daheim. Und Du bekommst das erste seit Deiner Hochzeit schon gar nimmer zu sehen, nicht einmal Sonntags unter dem Aufputz. In der Wirthschaft ist sie dumm wie ein Strohbund, und wenn Du nach eige nem Willen was machen willst auf dem Feld, so heißt's, das ging Dich nichts an, die Besitzung hätte sie zugebracht. Was Du mit Fleiß erwirbst, das ver thut, sie an ihre Kasseeschwestern oder laßt es im Kasten verderben, bis es stinkt. Nachher ist's für Dich noch gut genug. Mit einem Theil der paar Gro schen, die Du zugebracht hast, hat sie die Wirthshausschulden ihres Ersten tx- zahlt. Das war iner. dr's gewußt Hat, wo man wgn der bösen Weiber Trost sindt. Von dem andern Theil Deiner paar Groschen nein, nichts, nichts. Daß der vacirende Nagelschmied mit ei ner neuen silb:rnen Uhr —" In diesem Augenblick bat er mich scharf unterbrochen: „Das ist nicht wahr! Sie ist ein böses Weib, aber ein schlechtes Weib ist sie nicht!" Nicht wenig erschrak ich darüber, daß er meinen Satz verstanden, bkwr er zu End gesagt war. „Wir kommen an den Rand des Dor fes. wo unter dem Rain fein Häuslein stebt. An der Schranke sagt cr trau rig: „Gute Nacht!" und geht über den Anger. In einem der Fenstcr liegt ein gluthiger Schein, ein rother Vorhang ist vorgezoaen. In den Ahornen s.üstert der Nachtwind, da fächelt der Fenster vorhana in die Stube hinein, ein-, zwei mal und nun hat's der Laurent! ge sehen. Mit großen Schritten ist er wie der zurück zur Schranke, zum Weg ge laufen und hat mir ein paar Athemzüge zuaestoßen: „Er ist drinnen bei ihr! Und fort in der finsteren Nacht. habe ich ihm wohl nachdenken müjien: Armer Knabe, Dir ist nicht zu helfen. Du bist so grenzenlos ungeschickt. Hät test Du fttzt zugegriffen, fo wärest Du Herr der Dinae gewesen, hättest Deine saubere Alte gleich am Nagelschmied hängen lassen können. Daraus gehen einige Tage dahin, da hört man. unten Lahmthal, in der Ziegelbrennerhütte liege der Laurent! Egghoser krank darnieder. Die Ziegel schlägerleute. Stock-Italiener, man gar nicht oersteht, hatten ihn aus der Gasse aefunden. mit sich genommen und der Alte habe ihm sein Bett abgetreten. JmTors wars garnicht bekannt gewesen, daß er fehlte; erst als die Frau Eggho ferin merkte, daß es den Leuten auffiel, fing sie an zu jammern, sie wisse nicht, wo ihr Mann bliebe. Sie habe immer Angst um ihn; so oft er ausgehe, babe sie Angst; sie h-ibe einmal schon den Fall durchaemacht. Gott bewahre, daß sie das zweite Mal einen Mann verlieren müsse. Und so einen Mann! Und dann zählte sie seine Vorzüge aus, so daß man sich ordentlich freuen mußte, wie diese brave Frau ihren Gatten schätzte. Als es hieß, das Nervenfieber sei über ihn gekommen, fand sie, daß er ohne Lebens gefahr nicht transportirt werden könne, so gern sie einen Finger ihrer Hand ge ben möchte, wenn sie ihren guten Lau rentl jetzt bei sich haben könnte. Plötzlich steigerte sich ihre um ihn in's Leidenschaftliche. Sie ging hinab in's Lahmthal, umkreiste die Zie gelhütte und lauerte. Sie hatt nämlich in Erfahrung gebracht, daß in der italie nischen Familie auch ein erwachsenes Mädel wäre. Sie wollte in die Hütte, aber der alte Katzelmacher wies sie zu rück, denn der Kranke hatte mit aufgeho benen Händen zu verstehen gegeben: Nur diese Person sollte man nicht zu ihm hereinlassen. lag sie eine ganze Nacht draußen aus einem Backsteinstoß und betheuerte Vorübergehenden, hier voll? sie sterben. Er sei so im Delirium; sie, die er sonst auf den Händen trage, die er nie anders, als sein Herztäuberl genannt, erkenne er jetzt gar nicht wieder und sehe in Fieber-Phantasien an ihr lveiß Gott was Schlimmes. Sie sei trostlos, sie wolle nicht mehr leben, wenn er sterbe! Ob er ihr den Nagelschmied schicken solle? sragte ein sehr boshafter Fuhr mann; sie hörte es nicht, sondern weinte laut. Jetzt war aber der Kranke drinn in der Hütte einer von solchen, die kein Weibs.bild weinen hören können. Die Welschen verstopften rasch die Fenster mit einem Strohschaub, denn sie hatten mancherlei begriffen. Die erwachsene Tochter sprach nämlich ein wenig deutsch und so verstand sich die Wärterin zur Noth mit dem Pflegling. Ich hatte auf einem Besuche gesehen, daß der Laurentl bei diesen weltfremden Leuten weit bes ser ausgehoben sei. als in seinem Rain häusel und war menschenfreundlich ge nug, das draußen der trostlosen Ehefrau zu hinterbringen. Mehrmals hatte sie auch durch die Thür „die welsche Schlan ge mit dem schwarzen Haar" gesehen, und da drohte ihr Schmerz um den kran ken Mann in Raserei auszuarten. Und plötzlich mit einem Katzensprung war sie in der Hütte. Auf das Bett stürzte sie hin und siel dem Kranken um den Hals. „Und wenn ich Dich mit blu tigen Händen und Füßen beim muß tra gen, mein Laurent!, aus lass' ich Dich nimmer. Du bist ja mein Lieb! Du bist ja mein Herz!" Sie küßte ihn stür misch. Er lag erschöpft und hilflos in ihrem Arm und wer weiß, ob sie ihn nicht davongeschleppt hätte, wenn nicht der Arzt erschienen wäre. „Liebe Frau Leitl!" sagte er. ich glaube, daß er absichtlich diesen Namen gewählt hat. „der Kranke gehört mir. Gehen Sie nur ruhig heim mit der Ver sicherung, daß er hie: leichter genesen wird als zu Hause." Der Laurent! war seit dem Eintreten seiner Frau in die Zieaelhütte sehr un ruhig und aufgeregt. „Sie ist halt doch gut. Sie ist halt doch gut!" sagte er. trotzdem das Fieber endlich vorbei war. Und zu einer Stunde, als just Niemand gegenwärtig war, stand cr vom Bette auf, zog sich hastig an und schlich ohne Tank und Gruß davon. Am nächsten Tag wußte man es in der ganzen Gegend: Bei den Welschen habe es der tränke Laurent Egghoser nicht mehr länger aushalten können, das seien unsaubere Leute, man könne sich darunter denken, was der will. Nur zu seinem Weib hätt's ihn gezogen, und wenn er je einmal schlecht gestimmt ge wesen sei mein Gott, kränklichen Leu ten dürfe man das nicht verübeln jetzt werde er wissen, was cr an ihr hat! In der Hinteren Kammer, wo der mürfelnde Wäschekasten, das alte Schuh werk und die Mäuse waren, hatte die sorgsame Ehewirthin ihren Laurent! ge bettet, dieweilen das vordere Zimmer frei sein mußte für die Kafsce-Gesellschaften und sür sonstige Gäste. Der Nagel schmied verstand etwas von Medizin und so sprach er natürlich zu. um sich nach dem Kranken zu erkundigen und gute Mittel anzurathen. Um diese Zeit be gegnete ich der Frau Egghoser aus der Gasse, sie trug ihren buntesten Hut. ein ganzer Garten von Papier- und Seiden blumen zierte ihr Haupt, dessen arauende Haarsträhne im Kreise gewunden sich ge schickt hinter der Flora zu verbergen suchten. Sie war sehr aufgeräumt und trug unter der Schürze etwas wie eine Flasche. „Wie geht's?" mußte ich sie fragen. „Ist der Kranke doch schon soweit, daß er Wein trinken soll?" „Aber ja!" lachte sie. „Ich will ihn bald wieder besuchen." „Es wird ihn freuen. Obschon er just kein großer Freund oon Besuchen ich. Sie regen ihn auf, sagte er. Uno sind halt am srohesten allein bei einander, wir zwei. Gar teutschen ist er worden, das bleibt gern von einer solchen Krank heit zurück.' Wird auch wieder gut wer den und nachher, später einmal muß uns der Herr Onkel wohl einmal die Ehr schenken auf einen Lössel Suppe. Ja. bebüt Gott, schön!" Aha. dachte ich mir, es wird Zeit sein, daß ich mich wieser einmal nach ihm umsehe. Besser heute, als morgen. Und als die Frau über Sehweite hinaus war, ging ich ihr nach bis zu ihrem Häuslein. Arg entzückt war sie nicht, schien es eilig in häuslicher Arbeit zu haben und wies mich in die vordere Stube. „Akr ich will zum Laurent!." „Mein Gott, ist denn gar keine Ruh' mehr für den armen Mann. Er schläft jetzt, und Schlaf ist die beste Stärkung, sagt der Arzt, im Schlaf darf er nicht ge stört werden, sagt er, und so viel Anrecht werde ich wohl noch haben an meinen Mann, daß ichSchaden von ihm abhalte. Nein, ich lass' Niemand hinein!" So breit sie sich mit gespitzten Ellbogen vor die Thür der Hinteren Kammer stellte, ich 'beging den Hausfriedens bruch. Mit Gewalt sie zurückschiebend und die Thür aufreißend, stand ich in der dunklen Kammer. Und vor mir der struppige Nagelschmied in Hemdärmeln, der just einen alten Weiberschuh in der Flickarbeit hatte. Und der Laurent!? Ter war nicht da. Das schmale Bett, in dem ich ihn ein paar Wochen srüher lie gend gefunden hatte, war mit weichen, rothen Kissen aufgeschichtet; auf der die Medizinflaschen und Schalen gestanden, war abgeräumt und oom Laurent! keine Spur. „Wo ist er denn?" fährt's mir scharf heraus. „Nu, wo wird er denn sein!" giebt sie an der Thür zur Antwort, „wenn cr da nicht ist, wird er wohl wo anders sein." Der Nagelschmied schmunzelte behag lich und schaute mit verschmitzten Augen umher. An der Wand hing Laurentls Steirergewand. das einmal so schön ge wesen war. Ich ging auf den Dachboden; da gab es alte zerrissene Strümpfe, ein zerbrochenes Spinnrad und groß? Fetzenbündel. Es war die Ablaerungs stätte eines Lumpensammlers. Ich ging in die Küche; da gab es in Töpfen und Pfannen vertrocknete Speisereste und zwei Hühner auf dem Herde umher und kratzten in der Asche. Ich ging in den Keller; da lagen halbverfaulte Erdäpfel umher, da stand in flachen Schüsseln Milch, in welcher Fliegen und Käser er trunken waren. Ich ging in den Stall; da stand ein: magere Kuh, deren Hinte rer Theil in einem Panzer von Mist krusten prangte. Auf dem Fußboden fußtiefe Unfauberkeiten. in allen Win keln Spinnweben. Aber, den ich suchte, er war nicht zu sinden. Auf die ernstlich: Frage, wohin sie den Kranken gethan habe, lachte sie grell auf. Ob ich denn glaube, daß sie ihn ge sessen hätte? Ob sie etwas dafür könne, daß er davonlaufe in der Nacht, wie ein Wicht? Sei er jämmerlich krank, da wisse er sie, sein armes Weib, schon zu finden, daß fie ihn pflege und begute und tagelang kein Auge schließe. Und fei er endlich wieder auf den Füßen, dann renne er welschen Dirnen nach! Und so gar die Brieftasche habe er mitgenom men, sodaß nicht einmal ein Groschen Geld im Hause sei und sie sein Gewand würde oerkaufen müssen. Ich ging zum Arzt. Auch der wußte nichts oom Laurentl. Die Krankheit babe sich wohl schon gelöst gehabt, aber eine große Aufgeregtheit wäre zurückge blieben. Wenn er, der Arzt, ins Haus gekommen, fei scheinbar alles eitel Wohl gefallen gewesen, die Frau ooller Artig keit und Zärtlichkeit, allein der Patient sei immer oerstört gewesen und man habe unschwer wahrnehmen können, daß etwas durchaus nicht in Ordnung ist. In den letzten Tagen sei der Arzt abgelehnt worden, die Frau habe ihm sagen lassen, der liebe Mann sei endlich so er nichts mehr brauche und sür die ärzt lichen Besuche schön danke. Lang hat die abscheuliche Ungewiß heit, in der ich schwebte, nicht gedauert. Schon am nächsten Tag ist er gesunden worden in einem Tickicht. nahe amWald weg. der in das Lahmthal hinabsührt. In eine alte sransige Bettdecke war er eingerollt, die er wohl vom Hause mitge nommen hatte. Ein gewaltsamer Tod war nicht zu konstatiren. Aus dem lehm sahlen Antlitz lag eine behagliche, fast heitere Ruhe. An einem der Ohren je doch hatte ichon ein Rabe genascht. Bei dem Begräbnisse war das halbe Torf zugegen und viele Arbeiter des Eisenwerkes. Alle hatten sie ihn gern ge habt. Tie Wittwe ach. nun war sie's das zweitemal! trauerte sehr. Als sie am offenen Grab: eine Flasche mit Weihwasser auf den Sarg hinableerte, wimmerte sie ihm Lobsprüche nach und der Schmerz war so groß, daß sie ohn mächtig auf den Erdhaufen fank. aber so, daß ihr neuer Hut mit den schwarzen Seidenbänvern nicht Schaden nahm. In dem Augenblick kreischte irgendwo eine Stimme auf: „Vettel!" Mehrere der Arbeiter sagten es nach, bewarfen die Wittwe mit Erve u. sie kam sofort zu sich. „Vettel! Vettel!" schrie die Menge und noch schlimmere Namen, und also ist sie vom Grab: hinweagejagt worden. Der Mann, der diese Geschichte er zählt. hat sie an seinem Vetter erleb!. Sie ist ihm nachgegangen so lange, bis er aufschrieb, so wie es sich zugetragen hatte. Es soll keine Warnung sein, denn wer läßt sich warnen, dem das Verhält niß im Herzen sitzt! Es soll auch keine Rache sein, denn eine solche ist der ar men Wittwe von anderer Seite gekom men. Der Nagelschmied, der vacirende. ist ihr dritter geworden und dieser tapfere Mann findet die Freuden des heiligen Ehestandes darin, daß er sein Weib prü gelt an den Wochentagen je einmal, an Sonntagen und Feiertagen, wenn es Räusche giebt, je zweimal. wie sinden öie Thiere imäi Hu. sc? Von Albrecht Bethe. Viele Thiere finden überhaupt nicht nach Hause. Eine große Zahl der frei lebenden Thiere führt ein absolutes No madenleben; Haus und Heimath ist ih nen fremd. Dahin gehören nicht nur niedrige Thiersormen. sondern auch Vertreter der höchsten Klassen. Vor allem sind die großen Wassermassen auf der Erde: das Meer, die großen Seen und Flüsse, von freifchwimmenden oder freischwebenden Thieren bevölkert, die sich ziellos umhertreiben lassen. Es sind das die sogenannten Plankton- Thiere, von denen in letzter Zeit wegen der verschiedenen Expeditionen zu ihrer Erforschung so viel die Rede gewesen ist. Da sind ferner einzellige Wesen neben Krebsthieren, durchsichtigen Mollusken und Quallen, da finden wir eine statt liche Anzahl von Fifchen, einige Schild krötenarten und auch Vertreter der Säugethiere: die Delphine und Wal fische. Auch viele Bewohner des Mee resbodens und des festen Landes füh ren ein unruhiges Bummelleben. Viele Würmer, Schnecken, Muscheln und Krebse und die Vertreter der Thierkrei ses der Stachelhäuter (Seesterne, See igel und Seewalzen) treiben sich hei mathlos am Boden des Meeres umher. Auf dem Lande sind es vor allem viele Insekten, die des bestimmten Aufent haltsortes entbehren. Alles dies sind Thiere, für welche die Existenzbedin gungen auf weite Strecken hin ganz gleich sind, die überall Nahrung und gleich viel oder gleich wenig Schutz vor Anfeindung finden. Wesentlicher als dies ist aber ihr Verhältniß zu ihrer Nachkommenschast. Sie kümmern sich nicht um dieselbe, wenn sie das Licht der Welt erblickt; sie legen ihre Eier ab, nachdem sie befruchtet sind, und über- lassen sie sich selbst oder bringen ihre Jungen in so hochentwickeltem Zustande zur Welt, daß sie keiner Pflege von Seiten der Eltern bedürfen. Anders ist es mit den Thieren, die ihre Nahrung nur auf engumgrenzten Gebieten finden, die an bestimmte Orte und Schlupfwinkel zu ihrem persönli-, chen Schutz gebunden sind, die Nachkommenschaft in so hilflosem stände zur Welt bringen, daß sie der Brutpflege bedarf, daß sie ohne Hilfe der Eltern dem sicheren Verderben ent gegengehen würde. Solche Thiere müs sen an bestimmte Orte zurückkehren, müssen eine Heimath haben, wenn sie nicht, wie der Einsiedlerkrebs, ihr Haus mit sich herumschleppen oder wie manche Beutelratten die Jungen bis zur Selb ständigkeit auf ihrem Rücken mit sich tragen. Beide Auswege behindern so schr die freie Beweglichkeit, daß wir sie nur in wenigen Fällen angewandt Ein finden. Praktischer ist es, einen siche ren Schlupfwinkel zu haben, der leicht im Augenblick der Gefahr zu erreichen ist, oder die Jungen an sicherem Ort zurückzulassen. Wäre die Eidechse ge nügend von Natur geschützt, sie brauchte nicht ängstlich in der Nähe ihrer Höhle ihre Streifzüge zu machen. Müßte nicht der Adler in tagelangem Brüten das Leben, das in den Eiern steckt, zur Entwicklung bringen und die Jungen noch lange Zeit nach dem Ausschlüpfen aus dem Ei füttern, wärmen und be schützen, er brauchte kein Nest; er könnte ein abwechslungsreiches Vagantenthuin sichren. Jeder hohe Baum, jeder Fel sen würde ihm willkommenes Nacht quartier sein, wo er sich auch gerade be- finden mag. Nur die Sorge sür Jungen macht ihn zum ansässigen Phi lister. Alle Thiere, die Haus und Heimath haben, müssen Mittel besitzen, sie wieder zu finden. Wir selbst gehören zu die-! sen Wesen und, wenn man die Fraget im Allgemeinen stellt, welches diese Mi ttel sind, so wird es zweckmäßig sein,! von uns selbst auszugehen. Unser Hauptorientirungsmittel beim Finden! unseres Weges ist nun ohne Zweisel' das Auge. Wenn wir einen fremden! Ort aufsuchen, so prägen sich alle opti schen Eigenthümlichkeiten des Weges unserm Gedächtniß ein, große Bäume und Steine, Kirchthürme, Holzhaufen,! Bretterzäune etc. Wollen wir wieder! nach Hause, so verfolgen wir den vorher! gemachten Weg rückwärts, indem wir j die Eindrücke des Hinweges in umge-! kehrter Reihenfolge erleben und mit den! festgehaltenen Erinnerungensbildern! vergleichen. Von weitem sichtbare! Merkzeichen, wie z. B. Kirchthürme, ge- > statten dabei bisweilen Abkürzungen. > Fallen die optischen Eindrücke fort, so sind die meisten Menschen desorientirt. Schon aus gebahnten und gut bekann ten Wegen sind viele Lente nicht im Stande, bei Nacht nach Hause Zu sin den, wenn sie früher den Weg nur bei Tage gemacht haben; und bei tiefem Nebel verirren sich nicht selten Men schen in ihrer eigenen Heimathstadt. Noch viel mehr geschieht dies im freien Felde. Das Gefühl kann hier nicht er setzend für das Glicht eintreten; sehen wir doch, daß selbst bei höchster Aus bildung des Tastsinnes, wie ihn die Blinden besitzen, nur eine Orientirung in engumgreuzten Gebieten möglich ist. Es giebt aber überall einzelne Bevor zugte, die ohne künstliche Mittel Kompaß und Landkarte, auf die wir nicht einzugehen brauchen in tlmen wenig bekannten Gegenden im tiefsten Nebel ihren Weg finden. Es sind das meist Leute, die von srüher Jugend sich unter ungünstigen Witterungsbedin gungen im Freien herumgetrieben ha ben und so einen Sinn den söge-! nannten Richtungssinn zur Ausbil dung gebracht haben, der schon von Ge burt an beim Menschen oft fehlt und! nie die Höhe erreicht, die wir bei man! IIM Thieren kennen lernen werden.! Man ist in den letzten Jahrzehnten zu! der Ansicht gekommen, daß dieser Sinn! seinen peripheren Sitz in einem Theil des Labyrinths (des inneren Ohres) > hat. daß er zusammensällt mit dem von! Goltz entdeckten sogenannten sechsten Sinn. Die Leute registriren. ohne wei ter darauf zu achten, bei Zurücklegung eines Weges alle Krümmungen und Schlängelungen zugleich mit der unge fähren Entfernung und sind auf Grund dieser unbewußten Registrirung, ohne sich weiter zu besinnen, in jedem Augen blick im Stande, anzugeben, wo Nor den liegt und in welcher Richtung sie zu gehen haben, um diesen und jenen be stimmten (und bekannten) Ort zu er reichen. Auch in den besten Fällen reicht die Ausbildung des Richtungssinnes beim Menschen nicht annähernd an die b:i manchen Thieren heran. Gerade bei den Thieren, die über die besten Augen ver fügen, den Vögeln, von denen man also a priori annehmen sollte, daß bei ihrer Orientirung das Gesicht den wesentlich sten Faktor bildet, ist er zur höchsten Ausbildung gelangt und spielt er die Hauptrolle beim Finden des Weges. Ueber sein Rolle bei dem Wegfinden der Brieftauben verdanken wir Ewald die neuesten und hervorragendsten Aus schlüsse. Ich lehne mich im Folgend-n an seine Ausführungen an : Die That ! fache, daß Brieftauben nach Haufe und zwar in der kürzest möglichen Zeit zu rückfinden von Orten, welch: von dem nächstbekannten so weit entfernt sind, daß eine optische Wahrnehmung dessel ben beim Aufsteigen unmöglich ist. be weist bereits, daß es sich um eine Orien tirung mit dem Gesicht nicht handeln kann. So traf eine Taube, die auf die Strecke Wilhelmshaven Straßburg trainirt war, unverspätet in Straßburg ein, nachdem sie. ohne Zwischenstation:n durchgemacht zu haben, in Königsberg ausgelassen war. Noch mehr gesichert wird dieser Schluß durch Experimente, die bei tiefem Nebel von Ewald ausge führt wurden. Ob trainirt oder nicht trainirt. die normale Taube findet auch im Nebel nach Hause zurück. Daß die Tauben die Heimath nicht riechen, wie neuerdings geäußert wurde, geht schon daraus hervor, daß sie am besten nach Hause finden, wenn sie den Wind im Rücken haben. Um einen nervösen Prozeß handelt es sich aber sicher berm Wegfinden der Tauben, denn es fanden Thiere, die beim Transport chlorofor mirt waren, im Nebel nicht, wie die nor malen Kontrollthiere, nach Hause, gleichqiltig. ob ihnen der Ort, von dem sie ausgelassen wurden, fremd oder gut bekan-nt war. Von den uns bekannten Orientirungsmitteln bleibt also nur der Richtungssinn übrig, und daß dieser wirklich die Führung übernimmt, geht mit großer Wahrscheinlichkeit daraus hervor, daß Thiere, denen kleine Opera tionen am Labyrinth gemacht waren, in der Fähigkeit, den Weg zur Heimath zurückzufinden, sich wesentlich beein trächtigt zeigten. (Ich habe hier verschie dentlich von Wahrnehmung und anderen psychischen Vorgängen bei Thieren ge sprochen. Es sei dazu bemerkt, daß ich es im Grunde für unrichtig halte, den Handlungen der Thiere subjektive Vor gänge unterzuschieben. Hier sind aber die Ausdrücke der gewöhnlichen Sprache, welche fast alle den Stempel des Subjek tiven tragen, beibehalten worden, weil ihre Vermeidung eine längere Erörte rung nöthig gemacht hätte). Bei den meisten Säugelhieren nimmt dn ersten Platz unter den Orienti- rungsmitteln das Geruchsorgan ein. Daneben spielt der Richtungssinn und das Gehör eine große Rolle. Das Ge sicht scheint gegen diese drei in der Re gel sehr zurückgetreten, finden sich doch z. B. blinde oder geblendete Hunde nach kurzer Zeit auf weite Strecken außer ordentlich gut zurecht. Es ist so be kannt, welche große Rolle das Geruchs organ im Leben der bestbekannten Säugethiere, des Wildes, der Hunde und der Pferde spielt, wie es gerade beim Finden des. Heimweges oft die Führerschaft übernimmt, daß es nicht nothwendig ist. näher darauf einzuge hen. Weniger bekannt dürften Beispiele dasür sein, daß auch der Richtungspnn bei vielen Säugethieren eine sehr viel höhere Ausbildung besitzt als beim Menschen, wenn er auch an die der Vö gel nicht heranreicht. Nicht nur sehende, sondern auch blinde Katzen (und dies sind die beweisenderen Fälle) finden in kürzester Zeit nach ihrer alten Heimath zurück, wenn sie mehrere Meilen im Wagen oder auf der Eisenbahn von ihr fortgeschafft sind. Orientirung durch Verfolgung einer Geruchsfährte ist aus geschlossen. da die Thiere den Boden nicht mit den Füßen berührten, sie auf Meilen die alte Heimath „hören", ist wohl kaum anzunehmen, es bleibt also kaum etwas anderes als der „Rich t-ungssinn" übrig. Einen sehr ekla tanten Fall habe ich selbst an einem Hunde erlebt: Der Hund war eines Abends von seiner weit entfernten Hei math mit der Eifenbahn in einem Dorf des .Harzes angekommen, wo er nie zuvor gewesen war. Am anderen Morgen wurde er aus einem weiten mitgenommen. Der Weg war sehr komplizirt. und als mehrere bewaldete Berge und Thäler zwischen dem Hunde und dem Dorf lagen, nahm er plötzlich eine Wildfährte auf und verschwand im Walde. Seine Begleiter glaubten ihn in den fremden Gegenden verloren. Ich selbst befand mich zur selben Zeit in dem erwähnten Dorfe in einem Hause, von dem man den Blick > auf jene Berge hatte. Der vorderste ! Berg war nur halb bewaldet und sein unterer Theil mit Wiesen bedeckt. Etwa dreiviertel Stunden, nachdem der Hund fortgelaufen war. fah ich am Rande des l Waldes den Hund hervortreten, der ge j radlinig durch die Wiesen auf das Haus ! lossteuerte. Wie ein Blick aus die Land ! karte ergab, hatte er aus der Gegend, !wo er fortgelaufen war, den direkten Weg über Berg und Thal genommen I und nicht den sehr viel weiteren aber be quemeren Hinweg zurückverfolgt. —Wir finden vielen Säugethieren eine > ganze Anzahl von Mitteln, die das Fin den des Weges ermöglichen: den Ge ruch. den Richtungssinn, das Gehör und das Gesicht. Irgend eines der Orientirungsmittel ist bei Säugethieren auch unter den un günstigsten Verhältnissen immer noch im Stande, den Weg zur Heimath zu er möglichen; wenn aber nur ein einziges Mittel Zur Verfügung steht, wie dies bei vielen niederen Thieren der Fall ist. dann tritt, wenn das eine Mittel ein mal nicht in Funktion treten kann es mag noch so gut unter normalen Be dingungen seinem Zweck dienen —, eine Desorientirung ein. die einen geradezu komischen Eindruck macht. Fülle an Mitteln macht frei. Beschränktheit zum Sklaven! So ist die Verfolgung einer chemischen Spur bei vielen wirbellosen Thieren das einzige Mittel, den Weg zu finden. >^o, z. B. verfolgt eine Schneckenart, Patella ! genannt, um in ihre Wohnungsarube > zurückzugelangen, sklavisch die Spur.! die sie aus dem Hinweg hinterlassen.! Diese kleinen, mit einer hutsörmiaen i Schale bedeckten Schnecken höhlen sich nämlich in den Kalkselsen der Meeres-j küste kleine Gruben aus. die gerade ihrem Körper Platz gewähren. In diesen sind sie von allen Seiten geschützt. Um die! Algen in der Nähe abzuweiden, verlassen sie hin und wieder, am Felsen dahinkrie chend, ihre Gruben und Hinterlagen da bei auf dem Stein eine der ein für jedes Eemplar charakteristischer chemischer Stoss, sagen wir ein stoff, anhaften muß. Das geht aus den ! folgenden Versuchen direkt hervor. Wie! sckon gesagt, verfolgt das Thier, wenn es genug gefressen hat, seine eigene Spur mit allen Krümmungen wieder zurück. Hebt man es vom Wege aus und setzt es nur einige Millimeter daneben auf den Fels zurück, so kriecht es, wenn es nicht zufällig gleich die Richtung auf die alte Spur einschlägt, oft tagelang ziellos aus dem Stein umher, bis es schließlich durch Zufall auf den früheren Weg stößt? und nun diesen zur Wohnungsarube zu rückoersolgt. Daß jedes Thier seine ei aene charakteristische Spur hinterläßt, geht daraus hervor, daß ein Thier, aus die Spur eines anderen gesetzt, diese nicht verfolgt, sondern so lange umher kriecht, bis es wieder auf die eigene trifft. In ähnlicher Weife sind die meisten Ameisen, besonders die Lasiusarten. aus die sklavische Verfolgung ihrer eigenen Spur angewiesen. Wenn man mit dem Finger quer über eine Ameisenstraße fährt, die an einem Baum hinausgeht, oder von einer Ameisenstraße, die auf der Erd lang führt, an einer stelle die oberste Sandschicht fortnimmt, so kön nen die Ameisen an der Stelle zunächst nicht weiter. Sie stauen sich von beiden Seiten auf und erst ganz allmählich bildet sich die Passage wieder aus. man einen Papierstreisen über die Stra ße. so gehen sie nicht darüber weg. son dern versuchen darunter fortzukriechen. Daraus folgt, daß das, was sie leitet, dem Wege anhaftet. Da im Dunkeln der Weg so gut gefunden wird, wie im Hellen, so können es optische Zeichen am Boden nicht sein, die sie leiten. Ist ein Papierstreifen so über den Weg ge legt, daß die Ameisen nicht darunter fort können, so bildet sich der Weg gerade wie bei der Fortnahme der ober sten Sandschicht nach einiger Zeit über das Papier hin wieder aus. Läßt man ihn so einige Tage liegen, und nimmt ihn dann fort, fo findet wieder eine Stauung statt, trotzdem der alte Straßentheil darunter nicht berührt worden ist. Daraus geh hervor, daß das. was dem Wege anhaftet, ein flüch tiger Stoff sein muß, ein „Riechstoff". Daß alle Thiere immer den Wea zum Nest zurückoerfolgen. den sie bei dem Hinweg genommen haben, läßt sich leicht zeigen. Man legt vor ein Nest ein be rußtes Papier, auf dem sich jede Fuß stapfe der Ameisen verzeichnet. Auf das Papier legt man etwas Fleisch oder Zu cker. ' Bald kommt eine „neugierige" Ameise auf das Blatt herausgeklettert und findet nach vielen Irrungen den Vorrath. Sie nimmt etwas auf und verfolgt nun mit peinlichster Genauig keit, immerfort die Fühler gegen den Bo den bewegend, den vorher gemachten und für den Beobachter gut sichtbaren Weg rückwärts. Andere Thiere kommen und folgen derselben Spur und bei vielen Hin- und Rückwegen schleifen sich all mählich die Kurven des Weges ab und es entsteht eine von den ideal geraden j Ameisenstraßen, die den Laien in Be i wunderung versetzen. Ohne die Geruchsspur sind die meisten ! Ameisenarten ganz hilflos. Setzt man eine Ameise einige Millimeter von ihrer ! Straße sort. so irrt sie lange ziel i los und unruhig umher, bis sie zufällig j wieder auf die Straße trifft. Damit die Ameise richtig gleitet wird, muß ihr der Weg nicht nur angeben, daß er ein Weg ist; er muß ihr auch zeigen, in welcher Richtung sie gehen muß. Dies thut er auch. Nimmt man eine Ameise von der Straß: auf, die gerade beutebe laden zum Nest läuft, und setzt sie um 189 Grad gedreht, wieder aus die Sraße. so dreht sie sich gleich wieder um und läuft dem Nest zu, falls sie nicht ihre Beute bei der Manipulation verloren hat. Der Weg zeigt ihr also an, wo es zum Nest geht. Wie ist das möglich? Wir wissen, daß jeder gute Jagdhund im Stande ist. einer Wildspur „anzurie chen, ob das Thier nach rechts oder links gelaufen ist. Man muß darauf schließen, daß die Spur nach beiden Seiten ver schiedenartig geartet ist, daß sie eine Art Polarisation besitzt. Welcher Art diese Polarisation ist. davon haben wir keine Ahnung. Aehnlich könnte es bei den Ameisen sein und ein einfaches Experi ment zeigt, daß es so ist: Man leitet eine Ameisenstraße über ein Brettchen, das um die Mitte drehbar ist. und wartet bis sie gut begangen wird. Dreht man nun diese Drehbrücke plötzlich um 180 Grad um, so liegt die Spur noch in der alten Richtung, die Polarisation ist aber umgekehrt als vorher. Der Erfolg ist der, daß die Ameisen, welche von beiden Seiten her an das gedrehte Wegstück kommen, vollkom men desorientirt sind; sie stauen sich auf. laufen unruhig umher, betasten die Dreh brücke, aber wagen sich nicht hinauf. Ebenso ist es mit denen, die gerade auf der Brücke waren, als sie umgedreht wur de. Sie find einfach gefangen und kön nen nicht auf den festen Weg herunter. ! trotzdem er schön vor ihnen liegt. Wird ! wieder zurückgedreht, so ist der Zauber >bann auf einmal gelöst; alles geht wie der feinen ruhigen Weg. Weitere Ver lsuche haben nun gezeigt, daß eine ge- wohnliche Ameisenstraße zwei Straßen bestehr. Es sind zwei Spu ! Ren da. von denen die eine zum Nest hin, die andere vom Nest fort führt. Ist zwar bei Hunden schon das deut lich Vermögen vorhanden, die Polarisa tion einer chemischen Spur zu recipiren, so ist doch hier dies Vermögen zu einer besonderen Höhe entwickelt. Wir sinden hier eine ganz einseitige Ausbildung einer Fähigkeit, hinter der alle anderen Fähig keiten zurücktreten. Wie alle Einseitig keit. hat auch diese ihre Schattenseiten; sie macht ihre Besitzer zu Sklaven der einen Fähigkeit, so daß sie unter ihr leiden, wenn die Verhältnisse sich etwas oom Normalen entfernen. Daß die Verfolgung einer Gerucks spur auch für fliegende Infekten, soweit sie eine Heimath besitzen das sind vor allem die Bienen. Wespen. Hummeln und Hornissen —, das Mittel der Orienti rung ist. scheint von vornherein unwahr scheinlich. Jeder Windstoß würde die che mischen Theilchen, die in der Luft sus pendirt sind, fortführen; das Finden des Weges wäre immer mehr oder weniger ein Zufall. Wir sehen aber, daß auch bei heftigem Winde die Bienen und Wespen mit Sicherheit auf ihr Nest zu steuern. Experimentell läßt sich diese Möglichkeit ganz ausschließen. Wäre es der Geruch, der von dem Bienenstock und dem Wespennest ausgeht, der diese Thiere lei tete, so dürste eine geringe Verschiebung des Nestes nicht viel ausmachen. Es würde dann das Nest von einem neuen Standort die Riechstoff: in die Luft aus senden und die Thiere nach diesem Punkt hinziehen. Dies ist aber nicht der Fall. Es war zuerst Fabre, der Versuche nach dieser Richtung anstellte. Er verschob das Nest einer Mauerwespe um einen Meter nach der Seite und sand, daß die Wespe bei der Heimkehr an den alten Fleck ging und nicht in das ossen daneben stehende Nest. Ein anderer Versuch Fabre's lehrt das Gleiche. Eine Erd wespe (Bembex) baut einen Gang in der Erd: und macht am Ende desselben eine Kammer sür die Brut. Wenn er den Gang ausveckte. so daß die Brut offen zu Tage lag. so flog die Wespe bei der Heim kehr an genau die Stelle, an der sich der Eingang zum Gang befunden hatte, suchte da herum, und bekümmerte sich nicht um die einen halben Meter davon verschmachtenden Jungen. Ganz ähnlich sällt das Experiment bei Bienen aus. Wird ein Bienenstock auch nur einen Meter aus der ursprünglichen Stellung nach rückwärts oder seitwärts verschoben, so schwirren die Bienen an der Stelle der Luft herum, an der sich vorher der Nesteingang befand und geyen ! nicht in den groß und breit vor ihnen ste ! henden Stock hinein. Durch dieses Ex periment wird außer der Leitung durch den „Geruch" auch die durch das „Gehör" l und das „Gesicht" ausgeschlossen. Daß !sie nicht durch das Auge nach Hause ge lleitet werden, geht auch daraus hervor, jdaß man die Umgebung eines Bienen l stockes ganz verändern und den Stock selbst maskiren kann, ohne daß sich die heimkehrendenThiere irgendwieirritiren lassen; wenn nur das Schlupfloch frei und die Stellung des Stockes nicht oerän dert ist, so gehen sie, ohne zu zögern, hin ein. Es blieben noch von ausdenkbaren Möglichkeiten eine Orientirung mittelst magnetischer Mittel und durch einen „Richtungssinn", wie wir ihn bei höheren Thieren kennen gelernt haben. Kleine Magneten auf den Rücken der Bienen angebracht, müßten alle ihre eigenen Ströme ablenken; sie dürften also nicht nach Hause zurückkehren, wenn sie auf diese Weife orientirt würden. Sie finden aber mit Magneten so gut nach Hause, wie ohne dieselben. Auch eine Orienti rung durch einen dem der höheren Thiere analogen Richtungssinn ist nickt vorhan den. Es können natürlich durch einen Registrirapparat sür die Drehungen des Weges nur einige wenige Drehungen re gistrirt werden. Daß viele hundert Dre hungen genau registrirt werden, können wir"uns nicht vorstellen. Man kann aber Bienen viele hundertmal in schnel lem Tempo um ihre verschiedenen Ach sen drehen, sie finden beim Auflassen so schnell wie normale nach dem Stocke zu rück. Es bleibt nichts übrig als zu sa gen: Diese Thiere versügen über ein Mit tel der OrientirunZ, das uns noch voll kommen fremd ist. Einlauspudding. Ein Quart Milch. 10 Eßlöffel Mehl, 7 Eier. 1 Theelöffel Salz, ö Theelöffel Soda, in heißem Wasser aufgeöst. 1 Theelöffel Weinstein, mit dem Mehl gesiebt. Das Mehl wird nach und nach mit der Milch zu einem feinen Teig verrührt, dann giebt man die abgeschlagenen Eigelb und das Salz und die Soda, zuletzt den sei nen Schnee der Eier dazu. Nun bäckt man ihn in einer mit Butter ausge strichenen Schüssel 1 Stunde und seroirt ihn gleich. Wird heiß mit Sauce ge gessen. Wenn man ihn kocht, muß man genug Raum im Tuch oder Beutel las sen, daß der Pudding aufschwellen kann, und kocht ihn 2 Stunden. Crüme von Johannisbeer- oder Himbe e r s a st. Z Quart reichlich gesüßten Sast bringe man bis dicht ans Sieden, ziehe ihn dann vom Feuer und verdicke ihn unter beständigem Rühren mit sechs gut geklärten Eidot tern. Alsdann schlage man oon vier Eiweißen einen recht festen und ziehe diesen unter sleißigem Rühren gleichfalls unter die Masse, die man schlägt, bis sie erkaltet ist. worauf man sie am kühlen Ort bis Zum Anrichten aufhebt. Letzteres geschieht in Punsch gläsern oder Glasschalen, zu denen man leinen Theelöffel le^t. Das deutsche Lied i r- Amerika. (Zum Brooklyner Sängerfest.) Von Udo Brachvogel. Seit, milder als der Mensch, das Urions Singe-Mund einst trug Hin über sein Gewvg' auf der Delphine Hals statt Schisses Bug. War stets auch in des Meergotts Wacht Der Sänger treu und bewahrt, Wenn er mit seinem Lied als Fracht Sich ihm vertraut zur Wage-Fahrt. Zur Wa- und Wettenfahrt, wie dz Auf seinem Der Spanier fand Amerika. Und der Germane gleich daraus Mit seiner ersten Pilgrim-Sch?ar Dieselbe Weltmeer-Straße fand: Da sprang voni deutschenKahn füvwah? Der erste Sänger auch ans Land. Und was er sandte, Nach Meer-Nacht da zum Himmelsblau, Es war ein Lied, ihn selbst erbau'nd, Bei seiner ersten Hütte Bau, Und wo die Nicht- und Licht-Axt er Fortan in Prairie hob und Wald. Hat allezeit auch rings umher Von seinem Lied es widerhallt. Seitdem—welch stolzer Bau lvard hier? Soweit Columbias Adler zieht, Ein ganzes neues Teutschland schier In Rath und That, in Sitt' und Lied! !Ja, Sitt' und Lied.—mit diesen zwei'n l Vom alten Heimathsglanz umstrahlt. I.Hat Teutschlands Sohn vollauf allein. je dem Gast ward, heimgezahlt. ! Verklärt bat cr dem Landes-Sohn i Damit den Bet lind Arbeits-Tag Und selber ibn gelehrt auch schon. Wie er sich ibn verklären mag. Und als Verrath am eig'nen Heerd 'Des Bruderkrieges Brunst entfacht. Taufcht er mit jenem Pflug ! Ging singend er mit ihm zur Schlacht. ! Wo singt man nickt das deutsche Wort Aus dieses Landes Riesen-Plan. !Vom Süd-Golf zu den im Nord. Ocean zu Ocean? !Ja. übers Weltmeer weiter schwang Sternenbanner sich's beschwingt, Bis es von Eubas Höhen klang !Und aus Manilas Dschungeln klingt. Und wenn sich dieser Riesen-Plan. >Wie's kommen muß. einst polwärts streckt. Und dort des Briten Weltherrn-Wahn ew'gem Eis und Schnee bedeckt : Dann seid gewiß, daß auch dahin ! Der Sternenbanner-Deutsche zieht. ! Und erst wo jeder .Hauch dahin. auf der Lipp' erstirbt sein Lied. ! So singt und klingt es immerdar. So lebt, so hebt das deutsche Lied ! Sein eig'nes Adlerschwingen-Paar, ! Soweit Eolumbias Adler zieht; !All' ihrem Volk längst ins Gemüth Ward's eingeimpft und eingebrannt. Und mit-dem letzten Sänyer ziebt Das deutsche Lied erst aus dem Land! Hoffnung. Von Ilse Frappan. Wie Kinder stehn vor fremdem Garten thor. i Dahinter Blumeir. Märchenträume wecken. So stehn wir vor der Hoffnung buniem Flor, Sehnsüchtig lugend durch geschloss'ne Hecken. Und endlich wird die Psorte ausgethan. Die Kinder stürmen jubelnd auf die Beute; Wo sind die Blumen, die sie leuchten sahn? Sie blühn nur einen Tag, und der ist heute. Die sticht! Du ziehst verletzt die Hand zurück, Und die ist seellos, ohne Dust, den sü hen; Die schönste, die bezaubert deinen Blick, Die schönste fällt entblättert dir zu Füßen. Die schon gepflückten welken in der Hand, Und achtlos läßt du sie zu Bolvn sinken 0 Zeit, da ich noch vor der Psorte stand Und sah sie thauig durch das Gitter blinken! Nothweintrank. Etwas ganz fein geschälte Citronenschale und der Saft einer Citrone werden in einen Bowlenkübel gegeben, ein Glas guter Kognak, eine Fleische Rothwein und eine Flasche Apollinaris dazu gegossen und geklärter Zucker nach Geschmack daran gerührt. Zum Schluß werden einig Eisstücke zur Kühlung in das Getränt gehängt und dies wird dann in breiten Schalen ausgeschenkt. Die Mischung darf erst angesetzt werden, kurz ehe sie seroirt wird, und nach etwa H Stunde müssen die Citronenschalen entfernt werden. Schaumweintrank. Man mi sche je eine Flasche Schaumwein und eine Flasche Sodawasser mit so viel geklär tem und wieder erkaltetem Zucker, als man liebt, gebe einige Schnitte Ananas und in einer verschlossenen Glasbüchse mit eingeriebenem Pfropfen einige Stü cke Eis zum Kühlen dazu. Selbstoer ständlich darf dies Getränk nicht in grö ßeren Portionen oorräthig bereitet wer den, sondern wird erst zusammengegos sen in dem Moment, wo man es seroiren will. Junge Tauben mit Spar gel spitz e n . Nachdem die Tauben gereinigt sind, werden sie einige Minu ten in Salzwasser blanchirt und mit srischem Wasser abgekühlt, hernach wer den dieselben mit Zwiebeln, Gelbrüben. 1 Lorbeerblatt und 3 Nelken schnell ab gebraten, mit Mehl bestreut, H Glas Weißwein und etwas kräftige Fleisch brühe dazu gegossen, Salz und Gewürz beigegeben und so langsam gekocht. Wenn dieselben weich sind, werden sie mit etwas Sauce warm die übrige Sauce wird ein wenig einge kocht, mit 3 Eigelb und dem Saft einer Citrone legirt und über die vorher mi: Salzwasser abgekochte Spargelspitzen geseiht; die Tauben werden auf einer Platte im Kranze angerichtet und die Spargel in die Mitte gefüllt. ! Auflauf oon Maccaroni Imit Schinken. Pfund Macca ! roni wird in Stücke gebrochen, in Salz wasser weich gekocht und in den Seiher geschüttet zum Ablaufen. Nun hackt ! man ein halbes Pfund mageren Schin ! ken fein, oerrührt ein halbes Quart ' Milch mit vier Eiern und etwas Salz. 1 mischt sie unter die Maccaroni und füllt die Hälfte davon in eine reichlich mit ! Butter bestrichene Aufzuzsorm. thut die Hälfte des Scbintens darauf, legt einige , Butterfcheibchen darüber, bedeckt ihn mit ! Maccaroni. wieder Schinken und zuletzt , Maccaroni. schneidet Butterscheibchen darauf uns backt sie im heißen Ofen etwa eine Stunde. Wer es liebt, kann auch etwas geriebenen Käse unter die Maccaroni mischen.