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Die Todten der Woche. Am 14. Juli Nicholas Vito, Nr. W6, Nord - Ehesierstraße. 1 Jahr alt. Am 13. Juli Marie Lemline. Nr. 1714. kPatapscoftraße. 1 Jahr alt. Am 13. Juli Kati Mantek, Nr. 1716, Lancafterstraß, 1 Jahr alt. Am 13. Juli Harry Raynor, Nr. 2547, Canton - Avenue. 1 Jahr alt. Am 12. Juli Wm. L. Tudor, Nr. 1310. Nord - Broadway, 53 Jahre alt. Am 14. Juli Charles Engel hardt, Nr. 1041, Aisquithftraße, 1 Jahr alt. Am 13. Juli Airharb Habicht, Nr. 1108. Patuxentstraße. 1 Jahr alt. Am 13. Juli August Vierecht. Nr. 1034. Pennlsylvania - Avenue. 1 Jahr alt. Am 13. Juli Frattk M. Rein felö. „St. Josephs - Hospital." 26 Jahr alt. ' Am 12. Juli Louis Krall, nn „MaryländerUniversitäts - Hospital," 36 Jahre alt. Am 13. Juli Theresa Holtzman, Nr. 2035, Murastraße, 1 Jahr alt. Am 13. Juli Annie Graes, Nr. 1712, Portstraße, 1 Jahr alt. Am 14. Juli Mary E.Schmelz. Nr. 607, Campbellstraße, 79 Jahre alt. Am 13. Juli Barbara Eisel. Nr. 1225. Durst - Alley. 44 Jahre alt. Am 14. Juli Charles W. Biel felt, Nr. 730, Äreenmount - Ave., 1 Jahr alt. Am 14. Juli Mabeline Strom berger, Nr. 1922, Ost - Preftonstraße, 1 Jahr alt. Am 14. Juli Carl F. Lettow, Nr. 2619, Eastern - Avenue, 1 Jähr alt. Am 14. Juli Marie C. Bruß tar, Nr. 1018, Chesapeakestraße, 30 Jahre alt. Am 15. Juli Mary R. Miller, , Nr. 1051, West - Lexingtonstraße, 1 Jahr alt. Am 14. Juli Albert L. Siebert. Nr. 2328, Ost - Chafeftraß, 1 Jahr alt. Am 14. Juli Sophia B. Zroof ter, Nr. 3109, Elliottftraße, 1 Jahr alt. Am 14. Juli Lowenthäl, „St. Josephs - Hospital," 38 Jahre alt. Am 14. Juli Caroline Schlag, Nr. 1156, Scvtlstraße, 55 Jahre alt. Am 13. Juli Thomas Smette, „Johns Hopkins' Hospital," 26 Jahre alt. Am 15. Juli M. Thal, Nr. 1130, Laurelstraße, 1 Jahr alt. Am 16. Juli Justina Koprovs ka, Nr. 1250, Canton - Avenue, 76 Jahre alt. Am 16. Juli Thomas Sinn, Nr. 724, Lightstraße, 42 Jahre alt. Am 15. Juli John G. Dantoni, Nr. 301, Süd - Sharpstraße, . 17 Jahre e?lt. Am 15. Juli Adelaide Wetzel berger, Nr. 410, Nord - Washington- Straße, 1 Jahr alt. Am 16. Juli Katie Sandkuhler, Nr. 109, Nord - Collington - Avenue, 1 Jahr alt. Am 15. Juli Rosa Oechsler, Nr. 28Z1. O'Donnellstraße, 1 Jahr alt. Am 16. Juli Clara Weiner, Nr. 415, Hanoverstraße, 1 Jahr alt. Am 16. Juli Edward Kellar. Nr. 405. Süd - Exeterftraße, 1 Jahr alt. Am 15. Juli Sarah Eisen. Nr. 1208. Ost - Lexingtonstraße, 29Jcchre alt. Am 15. Juli Morris Eisen, Nr. 1208, Ost - Lexingtonstraße, 1 Jahr alt. Am 15. Juli Louis Eisen, Nr. 1208, Ost - Lexingtonstraße, 30Jahre alt. Am 15. Juli Chas. L. Klein, Nr. 1114, Linden - Avenue, 32 Jahre all. Am 16. Juli Ida Schatta, Nr. 315, Süd - Calhvunstraße, 28 Jahre alt. Am 15. Juli Bismarck F.Korn, Nr. 874, West - Baltimorestraße, 26 Jahre ält. Am 16. Juli Kind von Clara unb Abraham Levitsky. Nr. 219, N.- Highstraße, 1 Jahr alt. Am 15. Juli Agnes Pries. Nr. 620. Nord - 'Central - Avenue. 10 Jahre alt. Am 16. Juli Katharine Spitz mer, Nr. 222, Süd - Madeirasiraße. 67 Jahre alt. Am 17. Juli Wilson T. Storke, Nr. 2237, Ost - Baltimorestraße, 1 Jahr alt. Am 16. Juli Brunish Samski, Nr. 825. Süd - Bondstraße, 1 Jahr alt. Am 17. Juli Lucinda Fahne stock, Nr. 2593, Madison - Ave., 77 Jahre alt. Am 17. Juli Anna Kaminski, im „St. Joseph's Hospital." 43 Jah re alt. Am 16. Juli Barbara Müller, Nr. 2343, McElderrystraße, 1 Jahr alt. Am 16. Juli Georg F. B. We ber. Nr. 1112, Linden-Avenue, 55 Jahre alt. Am 16. Juli Auguste D. Gil sten, Nr. 1819, Eaglestraße, 1 Jahr alt. Am 18. Juli Lilly Abrahams, Nr. 143, Nord-Gaystr., 1 Jahr alt. Am 18. Juli Bertha M. Waitz. im „St. John's Hospital," 24 Jahre alt. Am 12. Juli George Ulrich, Bixler's „Marme-Railway," 34 Jah re alt. Am 17. Juli Walter Romofer, Nr. 1713, Bakerstraße. 1 Jahr alt. Am 18. Juli Maria Kydiorska. Nr. 1727, Alice Annastraße. 1 Jahr alt. Am 18. Juli Clarence Alder, Nr. 1948, Hanoverstraße. 1 Jahr alt. Am 17. Juli George Hosfman, Nr. 524, Süd-Duncanstraße. 28 Jahre alt. Am 18. Juli S. Marie Raben. Nr. 2316. Cambridgestraß, 1 Jahr nlt. Am 18. Juli Jams Benda, Nr. 1 >37, Barnsstraße, 1 Jahr alt. Am 17. Juli Elisabeth Fischer. N . 1115. Nord-Strickerstraße. 30 Jchre alt. Am 17. Juli Ann C. Hartzog. Nr. 1303. Weft-Lanvalestraße, 83 Jahr alt. Am 17. Juli George Beck, Nr. 1719. Ost-Eagrstraße, 1 Jahr alt. Am 17. Juli Annie Reitze. Nr. 626, Wyethstraße, 2 Jahr alt. Am 18. Juli David I. Shurtz. im „Stadt-Hospital," 42 Jahre alt. Am 18. Juli Frank Gedreichak. Nr. 1230. Harestraße. 1 Jahr alt. Am 18. Juli Frank A. Rehber- Große Bargains n feiue Schuhe für morgen cMontagl. Besichtigt unfer Schaufenster und beachtet die Preise. Cmr Bchug-Comp., 103 Welt-LeLington-Straße. ger. Nr. 1504, Nord-Springstraße, 1 Jahr alt. Am 18. Juli George I. Eisen hauer, Nr. 918. Nord-Bondstraße, 24 Jahre alt. Am 18. Juli Pauline Huhn, Nr. 1418, Anthonystraße. 58 Jahre alt. Am 18. Juli August Giesicke, Nr. 400, Ost--Fort-Avenue. 48 Jahre, alt. Am 18. Julr Harry H. Winkel man, Nr. 1118, West-Lafayette-Ave., 53 Jahre alt. Am 17. Juli Andrew Abend schein, Nr. 329, Süd-Bondstroße, 70 Jahre alt. Am 18. Juli Advlphus G. Rup pert, Nr. 110, Park-Avenue, 50 Jah re alt. Am 18. Juli John I. Braun. Nr. 769. Columbia-Avenue. 79 Jah re alt. Am 19. Juli Edna E. Trager. Nr. 2118, Canton-Ave.. 1 lah alt. Am 18. Juli Vencen Kolowsek. Nr. 2028, Ost-Eagerstr., 1 Jahr alt. Am 18. Juli Arthur R. Weili miller. Nr. 1303, Nord-Fulton-Ave., 1 Jahr alt. Am 18. Juli Charles A. Dietz. Nr. 1290, Ost-Eagerstraße, 69 Jahr alt. Am 19. Juli Wm. A. Hand. Nr. 1719, Harford-Aoe., 1 Jahr alt. Am 14. Juli Frank Tillman, im „Allgem. Maryländer Hasprtal," 38 Jahre alt. Voneinem Unbekannten geschossen. Während der 63 Jahre alte James Cook, in Nr. 805, Sommersetstraße, wohnhaft, gestern Nachmittag auf dem Dach des Hauses Nr. 774, Vinestraße, arbeitete, wur de er von einem Unbekannten mit ei nem Flaubergewehr in den rechten Arm geschossen. Wer schoß Jacob Jones? In der nordöstlichen Polizeistation fand gestern Abend ein Jnquest über den Tod des Jacob Jones, Neger, statt, der am 17. 'ds. Mts. mers 'Run in einem Frachtwaggon der „P. W. u. B. - Bähn" mit noch zwei anderen Negern in 'Streit ge rieth, in den Rücken geschossen wurde un>d außerdem bi'in Abspringen vom Waggon Verletzungen erlitt, denen er einen Tag später erlag. N.G. Keirle machte Aussagen über die Ver letzungen, und die Geheimpolizisten Pohler und Pumphrey gaben an, sie hätten Alfred 'Holmes, einen der drei verletzten Neger, verhaftet, weil der selbe nach Angabe des dritten Negers I. Whittaker den Schuß auf Jones abgab. Tie Jury begab sich dann in's „Johns Hopkins' Hospital", wo sie bie Aussagen des Whittaker ent gegennahm. Diose warm so unbe stimmt, daß sich die Geschworenen veranlaßt sahen, ein Verdikt abzuge ben, wonach Jones an einer Schuß wunde starb, bie ihm von einem Un bekannten beigebracht wurde. Hol mes, ber seit gestern Morgen in der nordöstlichen Polizeistation unter Mordanklage saß, wird demzufolge, wahrscheinlich heute, vom Polizeirich ter Lewis freigelassen werben, da kei nerlei Beweis gegen ihn vorliegen, s sei denn die Thatsache, daß er wegen Mvrbangriffs vorbestraft ist, zur' Zeit der Affaire einen R>oolver trug und mit Jones einen Streit hatte. Unter schwerer Anschul digung. Harry G. Miller, 40 Jahre alt, würd gestern im mittleren Polizeigericht wegen angeblicher Eheck fälfchung dem Gerichtsverfahren über wiesen. Er soll die Namensunterschr'ist der Firma Warner tk. Browne Cigar renfabrikanten, für die er arbeitete, ge fälscht haben. Die Po l'ize i be hör de erlaubte dem neuernannten Sergeanten John C. Day, im östlichen Distrikt zu bleiben, und transserirte den Sergeanten John Jenkins vom östlichen nach dem nörd lichen Distrikt. Day war für den nörd lichen Distrikt ernannt, er wohnt aber im östlichen und Jenkins im nördlichen Distrikt. Ernennung im 'Stadtge fängniß. John I. Fallvn von der 11. Ward ist zum Wärter 'im Stabtgefängniß ernannt worden an Stelle von Harry Bullen, der resignirte, und C. W. Schönberger von ber 14. Warb ist Wächter im Gefängniß ge worden. Der Platz war vakant. Republikanische Pläne. Ehicago, 21. Juli. Die repu blikanischen 'Campagneleiter rechnen wieder zuversichtlich auf die Stimmen der Golbbemokraten und der unabhän gigen Wähler, die den Silberwahn Bryan's als das größere Uebel betrach ten. „Boß" Hanna will diesen Stim menfang recht schlau in's Werk setzen. Nach Eröffnung des Hauptquartiers 'in New-Aork wird einßeirath (Advisory- Comite) ernannt werden, der die unab hängigen „non-Partisan" McKinley- Leute repräsentiren soll. In diesem Comite wird, wie Hanna erwartet, ine ganze Anzahl Leute mitwirken, die sonst Demokraten sind und für Cleve land gestimmt haben, jedoch vor vier Jahren McKinley unterstützten, weil ihnen Bryan's Silber-Ansichten nicht genehm waren. 'Die Thatsache, daß sich der demokratische National - Con sent in seiner Verblendung jetzt wieder für 16 zu 1 erklärt hat, werde jene Gutg-eld - Demokraten wieder in's Mc- Kinley-Lager treiben so spekulirt Hanna. Neuer Stahl-Trust. Tr ntvn, N.->J., 21. Juli.—Die „Crucible Steel Compagnie von Ame rika" wurde heute hier mit einem Kapi tal von^Pso,ooo,ooo incvrporirt, um Eisen. Stahl und andere Metall zu graben und zu fabriziren. Die Jncvr poratoren sind: Howard K. Wood. M. W. Balowin und Kenneth K. McLane, sämmtlich von Jersey-City. Unfälle eines Tages. E'rne traurige Geschichte in vier Ab theilungen. < An der nah: Central- Avenue, ereignete sich gestern Nachmit tag eine Scene, wie sie wohl selten in den Annalen Baltimore's zu berichten ist. Ein Bierwagenpferd, bissig und äußerst gelenUg in ben Hinterbeinen, ein BierauHfahrer. ein Taubstummer und ein junger Deutsch-Amerikaner spielten 5n der Affaire eine Rolle. Ein Wagen der „Lion-Brau-Co." kam in langsamem Trabe die Chase- Strße entlang und hatte soeben die Centrak-Avenue in östlicher Richtung fahrend Passirt, als eins der Pferde plötzlich zu Boden stürzte. Peler Mül ler, der Kutscher bes Wagens, sprang von bem Sitze herab und versuchte, das Pftrd wieder auf 'die Füße zu bringeil. Es gelang ihm dies nicht, uno infolge ber Anstrengung ward auch er von der Hitze übermannt. Man schaffte ihn in ein Haus an der Chase-Straße, wo r von Dr. I. Buck, Nr. 1015, Aisquith- Straße. in Behandlung genommen wurde. Unter'dessen hatten sich Andere des Gauls angenommen. Ein Taubstum mer, Namens I. E. Stabbs von Nr. 1162, Wyanoke-Avenue, Waverly, holte einen Eimer Wasser und einen Schwamm herbei und versuchte, dem armen Thiere Mittelst des Schwam mes Wasser beizubringen. Seinen Lie besdienst belohnte das Pferd damit, baß es ihm die Hälfte des rechten Zeigefingers abbiß, worauf auch er ohnmächtig zu Boden sank. Albert Männer von Nr. 1125, So merst-<Straßt, nahm, nachdem der Taubstumme gleichfalls- in den Hof raum eines angrenzenden Hauses ge bracht worden, den Eimer zur Hand und war im Begriffe, dem Pferde die Flanken zu kühlen, als ihm dieses ei nen Hufschlag versetzte, der nahezu zur Folge hatt, daß er einen Bruch des rechten Armes erlitt. Infolge bes Trittes ist der Arm bedeutend ange schwollen. Das Pferb ist auf dem Wege der Genesung, Müller auf dem besten Wege, sich zu erholen, Stabbs warb im Patrolwagen des nordöstlichen Polizei- Distrikts in seine obengenannt Woh nung geschafft und mehrere Vierwirthe in warieten gestern Abend geraume Zeit vergebens aus das „edle Naß." fsrachtverlader-Ttrike in San Juan. Philadelphia. 21. Juli. Die Brig „John McDermott" ist mit einer Ladung von 7533 Sack Zucker von Scn Juan. Porto Rico, hier ein getroffen. Nach dem neuen Tarif mi! Porto Rico unterliegt das Cargo ei nem Werthzoll von 15 Prozent, abzüg lich der Zollrate auf Zucker aus ande ren Ländern. SchiffAcapitän Tooker theilt mit. daß bie Eingeborenen mehr und mehr amerikanisiren. Das Strien haben sie bereits gelernt. Als die Brig im Ha fen von San Juan lag, halten gerade bie Frachtverlader die Arbeit einge stellt, um eine Lohnerhöhung zu er zwingen. Eine Wurstkessel-Geschichte. Chicago, 21. Juli. Die Poli zei bemüht sich, ein grauenhaftes Mord geheimniß in den Slock Aards zu ent hüllen. In einem großen Schlacht hauskessel fand man einen Menfcken schädel und ein Paar Schuhe. Das Verschwinden eines Angestellten ber be treffenden Schlachthausfirma wird mit dem entsetzlichen Fund in Verbindung gebracht. Die Polizei ist auch gleich mit der Theori bei der Hand, daß der Vermißte ermorde! und seine Leiche in den Schlacht Haus kessel geworfen wur de, um bie Spuren des Verbrechens zu vernichten. Die Nachforschungen ha ben bis jetzt noch keine weiteren An haltspunkte ergeben. CanadischeS Ingcnieur-Kunststüik. Bereits haben zwej Dampfer die neue Fahrstraße desjenigen Theiles des St. Lawrence-Stromes, welcher unter dem Namen „North-Channel" bekannt ist, auf dem Wege vom Ozean nach den Binnensee'n passirt, und dies erinnert daran, daß eines der kühnsten und schwierigsten Meisterwerke der Jngenieurskunst auf canadischem Ge biet sich der Vollendung nähert. Drei Jahre sind es jetzt her. daß mit der Vertiefung dieses ganz auf canadifcher Seite liegenden. Theiles vom St. Lawrence begonnen wurde, aber die ursprünglich veranschlagten Kosten von einer Million Dollars sind weit überschritten worden. Denn erst während der Ausführung entwickelte sich die Aufgabe in ihrer ganzen Grö ße und Schwierigkeit. Man mußte ungeheuere Wassermassen abstellen, um Aushöhlungen im Felsbett machen zu können; riesige Ausbaggerungen waren nöthig; auch mußte ein Kanäl durch eine Insel hindurch gegraben, anders wo ein Theil einer Insel abgetragen, und wiederum anderswo eine künstli che Insel mit einem Leuchtthurm an gelegt werden! Letzteres Werk ist noch im Gange. Das fmd einige der auf fälligsten Eigenthümlichkeiten dieses imposanten Unternehmens, das mit allen erdenklichen modernen Hülfsmit teln ausgeführt wurde, resp, noch ausgeführt wird. Der ganze jetzige „North Channel" ist ungefähr zwei Meilen lang und erstreckt sich vom Ausgangspunkt des canadischen Kanal - Systems, gegen über Dawson's Island, in schnurge rader Linie weiter, durch Drummond Island hindurch, und das südlich- Ge stade von Spenrer-Jslan'd streifend. Bis jetzt mußten die Schiffe, welche hier durchkommen, einen Umweg ma chen und eine Strecke weit, südlich von Chimney-Jsland, dem amerikanischen Gestade folgen. Damit wird es jetzt ein Ende haben, und die Frage besserer Verbindung des atlantischen Ozeans mit den Bin nenseen ist vom canadischen Stand punkte aus einen Schritt der Lösung näher gebracht. Es mag übrigens dacan erinnert sein, daß schon einmal, vor beiläufig zwanzig Jahnen, ein Schiff—es war dev Dampfer „Plum" —ungefähr die sen Weg einschlug, um die amerikani sche Seite zu vermeiden und einer Be schlagnahme daselbst, wegen einer Schuldforderung zu entgehen. Unter ungewöhnlich günstigen Verhältnissen und mit kolossalem Aufwände techni scher Geschicklichkeit gelang das Ma növer auch, und vergebens warteten die amerikanischen Bundesbehörden' zu Ogdenburg und nachher umweitDaw son's Island, im Namen der Mani chäer auf das Eintreffen des verflixten Books. das an ihrer Nase vorbei in canadischem Gewässer dampfte. Es war ein wahrhaft stu dentenmäßiges Gläubiger - Foppstück zu Wasser, und noch lange sprach man davon.. Aus Deutschland. Ein Lloyd-Dampfer von Chinesen beschossen. Rußland und China offiziell auf dem Kriegsfuße. Die Sachlage in Südafrika. Strite der Werftar beiter in Hamburg. Allgemeine Kabelnotrzen. Berlin, 21. Juli. Die Lage in China nimmt eine vollständig verschie dene Gestalt nach 'den hier aus Ruß land eingetroffenen Nachrichten an. Was Europa bisher über die Wirren in der Mandschurei wußle, war Das, was bie russische Regierung zu veröf fentlichen für gut befand. Eine Anzahl Nachrichten, einige da von offiziell, di meisten aber privat, sind jedoch jetzt von Petersburg einge troffen. die im Ganzen übereinstim men unb die Lage in der chinesischen Mandschurei und dem 1500 Kilometer langen Grenzlanbe, an dessen sibiri scher Seite der Amur - Fluß die Gren ze bildet, als vil gefahrdrohender für Rußland schildern, als man bisher an nahm. Der Korrespondent der „Associirten Presse" hat in der hiesigen russischen Gesandtschaft eine theilweise, aber vor sichtig gehallene Bestätigung der obigen Angäben erhalten. Ter militärische Mitarbeiter des „Tageblatt" sagt, offizielle russische Nachrichten weisen auf, daß 120.000 chinesische reguläre und irreguläre Truppen sich in offenem Kriege mit Rußland befinden. Sie verlangten nicht nur das Zurückziehen der Russen aus chinesischem Territorium, sondern ergriffen bei deren Weigerung die Os sensive und vertrieben die Russen von den Construktionsarbeiten an der Ei senbahn unb unternahmen feindliche Demonstrationen gegen Harpin. Bla govestchensk und anbere Orte; letzterer Platz wurde beschossen. Was die chine sischen Feindseligkeiten besonders ge fährlich macht, ist die Thatsache, daß die Chinesen durch eine Anzahl kürzlich errichteter Forts und Schanzen die vschissfahrt auf dem Amur - Flusse für eine Strecke von 20 Werst beherrschen und "dadurch'die Truppen - Transporte auf der einzigen offenen Route wenig stens so lange verhind:rn, als bis die se Befestigungswerke von den Russen genommen sinb. Obgleich die russische Censur sehr streng ist, so sind doch Nachrichten aus Petersburg hier eingetroffen, daß die Chinesen Blagovestchenok einnahmen und große Summen Geldes in der dortigen russisch-chinesischen Bank mit Beschlag belegten. Die russische Militärmacht entlang der Grenze unb im nördlichen China besteht aus 26 Bataillonen Infante rie. 21 Bataillonen Reservisten, 17 Regimentern Kosacken und 17 Feld batterie'n, im Ganzen 78,000 Mann. Ein deutscher Dampfer be- schössen - Der Dampfer - des Nordd. Lloyd „Sachsen." der aus China in Genua eintraf, meldet, daß chinesische Küsten forts auf ihn feuerten und leicht be schädigten. als er von Aokvhama heimwärts fuhr. Der Strike der Werftar- B e i t e r, Der Strike der Hamburger Werft arbeiter nimmt größere Proportionen an. Die Arbeitgeber schlössen heute weitere 2000 Mann aus. weil sie sich weigerten, an Stelle gewisser Striker zu arbeiten. Ueber Italien nach China Der neue für China ernannte deut sche Gesandt Mumm v. Schwarzen stein fährt, wie schon mitgetheilt, am 24. d. Mis. mit dem „Norddeutschen Lloyd"-'Dampser „Preußen" von Ge nua nach China ab. Mit demselben Dampfer geht ein Commando von 20 deutschen Offizieren und Iii!) Mann, darunter auch bie Majore v. Falken- Hayn und Frhr. v. Reitzenstein, ab. Dieses Commando wird von hier über Kufstein und Innsbruck am Sonn abend nach Genua befördert. In Inns bruck ist Mittagsstation. Feldmar fchall-Lieutcnant Erzherzog Eugen von Oestreich hat das ganze Commando eingeladen, dort sein? Gäste zu sein. Bebel über den Weltbrand und ben allgemeinen Kladderadatsch. August Bebel hat sich die schöne Ge legenheit, die China-Wirren mii dem sozialistischen Programm in Verbin dung zu bringen, nickt nehmen lassen. In Zürich hielt er jüngst eine Rede, in welcher er den sicheren Zusammenbruch der kapitalistischen Gesellschaft in Aussicht stellt, falls die Eifersucht der Mächte China's wegen einen Welt brand entfesseln sollte. Abwarten und chinesischen Thee trinken! Armenische Lügen. Die hiesige türkische Botschaft hat die über England kommende Nachricht, in den Moscheen Constantinopel's wür den Hetzreden gegen die „Giaurs" aller Nationalitäten gehalten und das chine sische Beispiel des Christen-Massatres zur Nachahmung empfohlen, prompt demeniirt und kurzweg als „armenisch? Lüge" bezeichnet. Ein amerikanische? Kon sulatsbeamter verhaf tet. Ein Bericht aus Hamburg besagt, daß Geheimpolizisten den Sekretär des Ver. Staaten-Konsuls, Kettenburg, wegen der angeblichen Unterschlagung von 29.000 Mark verhafteten. Im Jahre 1898 gaben zwei amerikanische Damen dem Konsulat den Auftrag, eine Erbschaft von 200,000 Mac! ein zuziehen. von der schon 50,000 Mark collektirt worden waren. Da die Da men nicht zu ihrem Gelde kommen konnten, riefen sie die Polizei von Hamburg mit dem obigen Resultate an. Unabhängig Bericht erstattung. Der deutsche Flottenverein wird am F. August eine Expedition nach China zu dem Zwecke senden, um Berichte vollständig unabhängig von englischen oder anderen Correspondenlen über die dortigen Vorgänge zu sammeln. Die Expedition wird aus 15 bis 20 mit Feld-Telegraphen - Apparaten ausgerüsteten Männern bestehen. Kleine Nachrichten. Der Feuerwerksmaa: Schoevp? in Tient-Tsin verlor bei einem Unfall sein Leben. Kaiserin Auguste Viktoria wohnte in Kiel der Enthüllung eines Denk mals für ihren Vater, den am 14. Ja nuar 1880 gestorbenen Herzog Fried rich von Schleswig - Holstein-Sonder burg-Augustenburz bei. Capitän Engelbart, der Comman- bant des „Norddeutschen Lloyd"-Dam pfers „Kaiser Wilhelm der Große," hat wegen seines tapferen und umsich tigen Verhaltens bei'm Brande in Ho boZen vom Londoner Lloyb die Ver dien st-Mtbaille erhalten, eine Dekora tion, die jeder Seemann zu tragen be sonders stolz ist. In ganz Deutschland herrscht unge wöhnlich große Hitze; aus allen Ge genden werden zahlreich? Todesfälle an Hitzschlag gemeldet. Der Dolmetscher Frhr. v. der Goltz, ber nur durch seinen Urlaub dem Blutbad in Peking zufällig entgangen ist, ist zum Legationsrath befördert worden. In Zeithain im Königreich Sachsen hielt Prinz Georg an die China-Frei willigen eine zünoeNde Ansprache, die mit einem Hoch auf den Kaiser schloß. Der Metzgermeister Hoffmann in Könitz, der des Morves des Knaben Ernst Winter angeklagt war, ist frei gesprochen worden. Gräfin Schlichen, ein der eifrig sten Befürworterinnen der Frauen rechte und Redaltrice eines diesbezüg lichen Blattes, ist aus dem Gefängniß entlassen worden, wo sie wegenßrand stiftung eine einmvnatlich? Strafe ab saß. Kaiser Wilhelm hat einen werth vollen Preis für eine praktische Alko hol-Glühlampe ausgesetzt. Fürst Herbert Bismarck hat ein gro ßes Landgut in Bockhorst, nahe Bade marschen, angekauft. Die Umgebung von Plauen inSach sen ist durch Erderschütterungen. die jedoch keinen sonderlichen Schaden an gerichtet haben, in Schrecken versetzt worden. Lord Roberts greift Midbleburg an. London, 21. Juli. Eine von heute datirte Spezialbepssche aus der Kapstadt meldet: „Lord Roberts hat Middleburg mit starker Macht angegriffen und eine heftige 'Schlacht ist dort im Gange. Präsident Krüger ist bei seinen Boe ren unb leitet bie Vertheidigung." (Middleburg liegt etwa 180 Meilen östlich von Pretoria, an der von Pre toria nach der Delagoa - Bai führen den Eisenbahn.) Lord 'Roberts hat dem Kriegs-De partement folgende Depesche gesandt: „Pretoria, 21. Juli. Little, wel cher die dritte Brigade temporär com mandirt, berichtet, Daß r am 19. Juli nahe Linblay mit De Wet's Macht zusammentraf, die burch Hunter's Cordon durchbrach. Der Kampf währte bis zum Abend, als die Boe ren. zurückgetrieben, sich in zweiTheile theilten. Little's Verluste waren un bedeutend. Er begrub fünf Boeren. Hamilton und Mahon setzten ihren östlichen Marsch fort und sollten jetzt nahe Ersten Fabriken - Station mit Pole - Carew Eine Abtheilung Boeren brachte am 19. Juli einen zwischen Krügersdorp und Potchesstrom fahrenden Zug zum En tgleisen." Ein Säbelbuell in Paris. Paris, 21. Juli. Gras Boni de Castellani (der Gatte ber Anna Gould von New-Aork) hatte in der Nachbarschaft von Paris ein Säbel- Duell mit bem Grafen Orlowski. Der Letztere wurde bei'm erstem Gange am Halse oerwun'dej, unb die Aerzte er klärten das Duell für beendet. E'in französischer Vasall. Paris, 21. Juli. Der „Matin" veröffentlicht eine Depesche aus Tripo lis, welch, c'inen Sieg der Franzosen in Westasrika und den Tod von Rabet, dem früheren Sultan von Bornu im Sudan, meldet. Rabet's ältester Sohn wurde auf der Flucht verwundet. Omar Ben Ibrahim ist auf dem Thron von Bornu installirt worden. Toktorpromotion in Finland. In der finifchen Universität Het singfors fand j'üngst ine Promotions feier statt, seit Gründung der Hoch schule die 72. Die Promotion wird in jedem dritten oder vierten Jahre in der letzten Maiwoche mit ganz ei genartigem 'Gepränge gefeiert und gilt als ein nationales Fest. Die jun gen Promooenden wählen vor bem Akte zunächst Jeder eine Kranzbinde rin. dann durch allgemeine Wahl eine besondere Kranzbinderin, eine hohe Auszeichnung, die gewöhnlich eine Professoren - Tochter trifft. Dies mal erhielten auch zwölf ju."ge Da men den akademischen Lorbeer und sie hatten natürlich männliche Kranzbin der gewählt. Die Kränze wurden ge meinschaftlich gebunden. Bei der Pro motion saßen die jungen Kranzbind.'- rinnen in der vordersten Reibe in hel len Kleidern und mit Blumensträu ßen, die ihnen ihre Candidaten gestif tet hatten. Um 11 Uhr spielte das Orchester einen Marsch, und ber Lehr körper der Universität trat in feier lichem Auszuge durch die Thüre, ge führt vom Rektor, der seinen Purpur- Mantel trug. 'Sodann folgten die allen Herren, etwa zehn an der Zahl, welche vor fünfzig Jahren den Lor beer erhielten und jetzt zu Jubel-Ma gistern promooirt wurden. Schließ lich kam der lange Zug der jungen Promoventen und stellte sich in Rei hen um das Katheder. Ter Prvmo tor, der einen Lorbeerkranz trug, hielt eine feierliche Rebe über 'die hohe Be deutung der Wissenschaft und den symbolischen Sinn der Promotion. Nach altherkömmlicher Sitte richtete ein Professor eine wissenschaftliche Frage, die sogenannt Magisierfrage, an die Candidaten, welche von dem Primus unter denselben in einer kur zen 'Rede beantwortet wurde. Sodann folgte unter Orchester - Musik und Chorgesang die Promotion, indem die Candidaten vor bem Katheder defilir len und vom Promotor die Abzeichen der Magisterwürbe erhielten: den Lor beerkranz auf's Haupt, den goldenen Ring und das Diplom. Zuerst wur den die Jubel - Magister gekrönt. Nach der Magister - Promotion folg te die Doktor - Promotion, wobei, nachdem bie „Doktorsrage" beantwor tet worden war, einigen jungen Li centiaten die Abzeichen der Doktor würbe: der Hut, der Degen und das Diplom, vom Promotor überreicht wurden. Während dieser Feierlichkeit bedeckten sich alle im Saale anwesen den Doktoren. Zum Schluß würbe von der ganzen Versammlung „Unser Land" gesungen, worauf die Prozes sion aufbrach, um in der Nikolai-Kir che dem Gottesdienste beizuwohnen. Um 5 Uhr gaben die neupromovirten Magister ein Mittagsessen; am fol genden Tage fanb ein großer Promo tions - Ball statt. —ln Evansoille, Ind., hat der Bahn'beamte Hermann Strauser seine geschiedene Frau durch einen Schuß ge tödtet und dann Seibstmor) begangen. Groß Waldbrand.' herrschen, im Cape Cod-Distrikt, ?Nass. Ueber 30 OuadratMeiten Waldländereien sind abaebrannt. Göttingen. Bon Dr. rnst Sck,jrtbcrg> Wiesbaden, 5. Juli 1900. Zu Anfang des letzten Monats machte ich mich nach Norddeutschland auf den Weg. und zwar zunächst nach Göttingen, wohin mich in Jugend freund eingeladen hatte, der es, wäh rend ich mich ziemlich nutzlos in Ame rika umher getrieben habe, zu einem Gelehrten gebracht hat. dessen Namen wohl jeder Medizinmann der civilisir ten Welt kennt, sei er nun Arzt, oder Apotheker, denn, sagte mir einmal ein solcher, „wenn man seine Vorlesungen nicht gehört hat. hat man doch seine Bücher studirt." Als Zeit des Besu ches war Pfingsten bestimmt, theils weil dann Ferien sind, theils weil der dann seine diesjährige Tagung dort halten woll te. Göttingen, das die gegenwärtige Zeit nur als Sitz der Gelehrsamleit kennt, ist in seiner Vergangenheit nämlich ein Mitglied des Hansi'chen Städtebundes, und zwar keines der schwächsten und wenigst strebsamen gewesen. Zwar tritt die Stadt Göttingen erst spät in die Geschichte *). Sie wird zuerst in Urkunden des Herzogs Otto von Braunschweig - Lüneburg aus ben Jahren 1230 und 1232 er wähnt. Aber sie war damals schon befestigt und stand unter der Regie rung eines Rathes. Auch berief sie sich aus Rechts und Freiheiten, die ihr schon früher vom Kaiser vcrlihen worden waren. Ein Gut Gutingi. auf dem wohl später die Stadt ent standen sein mag, wird übrigens schon in einer Urkunde des Kaisers Otto's des Ersten vom Jahre 923 er wäbnt. Schnell erstarkte im 13.Jahr hundert das neue Gemeinwesen, und seine Bürger erwarben sich im Kam pfe gegen den übermüthigen Adel der Umgegend solches Ansehen, daß weit und breit das Wort ging: „Die Göt tinger haben den Muth!" Sie began nen, die Burgen in der Nachbarschaft systematisch zu zerstören. 1297 mußte ihnen Herzog Albrecht geloben, selber den Stammsitz der Herren von Ber lepsch. die Burg Barlissen, zu brechen, und sein Sohn Herzog Otto versprach 1319, andere Burgen zu zerstören u. keine auf einer Meile Entfernung von der Stadt zu dulden. Auch die Feste Grone, einst eine der Hauptburgen der sächsischen Kaiser, ist damals von den Göttingern gebrochen worden. In der Stadt befand sich auch das Schloß des Landesherrn, die herzvglicheßurg Balruz, von welchem aus der Herzog Otto der Quade, d. i. der Schlimme, die trotzigen Bürger wieder unter das Joch zu bringen versuchte. Aber weit entsernt, sich zu unterwerfen, errichte ten die Göttinger ihr gegenüber ihr Rathhaus als Trutzburg. Noch heute trägt es den Charakter der Feste, ein stolzes Denkmal aus Göttingen's he roischer Zeit. In den Jahren 1369 bis 1371 wurde der Bau vollbracht. Die Streitigkeiten mit dem Herzog verschärften sich immer mehr, bis am 27. April 1387 die herzogliche Burg erstürmt und sofort dem Erdboden gleich gemacht wurde. Nur wenige benachbarte Straßennamen erinnern noch an ihr einstiges Bestehen. Aber das Ralhhaus steht noch, im Wesent lichen unverändert. Die Göttinger nahmen auch im freien Felde den Kampf mit ihrem „quaden" Landesherrn auf. und am 22. Juli desselben Jahres brachten sie ihm eine entscheidende Niederlag? bei. Das Schlachtfeld lag mitten zwischen den Trümmern zweier Burgen, trxlch? die Göttinger früher gebrochen hatten, Grone und Roftorp. Die Streitäcker heißt es noch bis auf di heulige Zeit, und der Siegestag, Mariä Magdale nä. ist lange festlich begangen worden. Viele Ritter und Reisige. Diener des Herzogs, waren als Gefangene in die Hände der Sieger gefallen, und im Frieden, der schon am 8. August 1387 geschlossen wurde, mußte ber Herzog den Platz, wo seine Burg ge standen hatte, den heutigen sogen. Ritterplan, der Stadt abtreten. Sei ne Residenz verlegte er anderswohin. Nur in geringer Begleitung durfte ein Herzog hinfllr die Stadt betreten, und einem neuen, der zur Regierung ge langte. wurde erst Huldigung geleistet, nachdem er vor dem Rathhause feier lich die Rechte und Freiheiten der Stadt beschworen hatte. Ebenda wur den die neu gewählten Rathsmitglieder öffentlich ausgerufen, neue beschlossene städtische Gesche verkündet unb d'e zu zahlenden Steuern bekannt gegeben. Die Abhängigkeit der Stadt von den Herzögen war nur noch eine for melle. Von den Kaisern würbe sie thatsächlich wie eine freie Reichsstadt behandelt und wieberholt sogar zu den Reichstagen eingeladen. Mit den Nachoarstädtcn Tuberstadt, Münden, Einbeck, 'Northeim, Goslar, Hilles heim, Braunschweig. Hannover, Hel msiebt, Uelz- 'i, ging sie seit dem Ende des 13. Jahrhunderts Bündnisse ein. Seit der Mitte bes 14. Jahrhunderts erscheint sie als Mitglied der Hansa. Anfangs vertreten durch Braun schweig, später durch eigene Abgeord nete. An der Blüthe der Städte im 15. und 16. Jahrhundert hatte Göt tingen seinen vollen Antheil, wovon verschiedene aus jener Zeit stammende Bauten Zeugniß geben. Tie dann sich vollziehende Aenderung in den Hanbelswegen aber grub der Stadt die Quellen ihres Wohlstandes ab. Schon im Jahre 1572 sagte sie sich von der Hansa (Anza) los, da sie keinen Vortheil mehr vor der Verei nigung erblickte. Die Landesherr schafl erstarkte wieder und suchte Der Stadt ihre Rechte zu verkürze-n. Tie Reformation fand in verSiadt bald Eingang, und schon 1530 hörte aller katholischer Gottesbienst auf. Die Mönchsorden verließen die'Stast. Diese trat dem schmalkaldischen Bun de bei. Vernichtend für den Wohl stand der war der dreißigjäh rige Krieg. Sie hatte dem Protestan tenführer Christian von Braunschweig ihre Thore geöffnet. Aber 1626 nahm Tilly sie nach 25-tägiger Belagerung ein. Secks Jahre lang wurde sie von den Kaiserlichen ausgesogen. Dann kamen die Schweden unter Bernhard von Weimar und nach diesen die Hes sen. 'Wer 'der schlimmste sei, war schwer zu sagen. „Die Kaiserlichen haben uns ausgesogen, die Weimar'- schen haben uns ausgezogen, aber die Hessen gedenken uns ganz und gar aufzufressen." heißt es in einem alten Liede. Schließlich war die frühere reiche Hansastadt zur unbedeutenden Landstadt geworden, deren Bewohner von Ackerbau unb geringem Gewerbe lebten. Zu neuem Leben erweckte sie erst die *) Das hier Mitgetheilte ist größ tenteils einer Arbeit des Professors Freesdorf entnommen. Gründung der Universität, die 1737 erfolgte. Tiefe nahm von Anfang an einen hohen Rang ein. Selbst der siebenjährig Krieg, während dessen die >S:abt wieberholt in FeindesHanb fil, konnte cxm Ausblühen der Uni versität und mit ihr der Stadt nur vorübergehnd Einhalt thun, u d b'ie Zeit vor der französischen Revolution sah ihren höchsten Glanz. Nach den Befreiungskriegen war so gar bie besuchteste UnioersilätDeutsch lanb's, <bis die Vertreibung der Gö:- tinger Sieben inen Rückschlag brach te. Toch hat Göttingen immer e'inen hohen Rang unter seinen Schwesi.'r- Unibersitäten behauptet und thut es auch noch. Tie Stadt ist rings mit einem Kranze hübscher Villen und Anlagen umgeben, worin namentlich in letzter Zeit viel geschehen ist. Früheres Oed lanb ist bewaldet und zur Vergröße rung "der Anlagen benutzt worden. Schöne Aussichtspunkte sind ge'chas fen worden, der weiteste auf bem Bis- marcks - Thurm, einer hoch ragenden Warte auf einer Höhe südlich der Städt. Tie früheren Wälle si7>'d schon gleich nach der Entfestigung im letzten 'Jahrhundert mit Linden be pflanzt worden. Man zeigt doit da an 'den Wall gelehnte und an e.ne.n fließenden Bach stehend? Häuechen, in dessen oberen, vom Wall aus lichen Stuben Bismarck wäbrend ei nes Theiles seiner Göttinger Studien zeit gewohnt hat. Unter ihm trieben Gerber ihr Handwerk und ließen zu weilen die Fell? schwimmen. Die Universität hat im Laufe dieses Jahrhunderts eine Anzahl neuer, ge räumiger und zum Theil prachtvoller Gebäude erhalten. Unter den Denk mälern ist vor allen bas neue Dop pelstandbilb von Gauss unb Weber, der Erfinder des elektrischen Te'.egra plxn, in den Anlagen vor dem Geis mar - Thore, zu erwähnen. Tie Gruppe ist recht lebbaft und eindrucks voll. und man könnte ihr nur in et was größeres Postament wünschen. Vor der Aula steht das Denkmal Wilhelm's des Vierten, des Gebers der alten hannöver'schen Versassung, von dem Gründer des Hermanr-- Denkmals, E. v. Banbel, modellirt. Vor dem Auditorium stcht das Denk mal 'des hochverdienten Professors Möhler, auf dem älten Friedhose ein Denkmal Vürger's u. s. w. Zahlrei che Tafeln an den Häusern gebenKun de, daß hier berühmte Leute, Lehrer und Schüler, gewohnt baben. Hier sei nur der Amerikaner Vancroft.Eoe ret:, Longfcllo.w unb Mokav nrähnt. die hir wohl den besten Theil ihrer sie vor ber Masse ihrer Landsleute auszeichnenden Bildung geholt haben. Die Verhandlungen des Hansi schen Geschichtsdereins und des Ver eins sür niederdeutsche Sprachfor schung, der mit ihm zusammen tagte, bestanden neben dem rein Geschäftli chen in Vorträgen über einschlägige Gegenstände und in geselligen Ver einigungen. Letztere wurden leider nicht sonderlich vom Wetter begün stigt. Zu ben Vorträgen der gelehr ten Professoren lieferte der Bäcker meister Honig einen schätzbaren Bei trag durch Proben oes allmälig dem Hochdeutschen weichenden Göninger Stadt- und Land - Platt. Den Schluß bildete ein Ausflug nach d.'m benachbarten Münden, wo der Dottor Eisenbart begraben liegt. Ter dort an der Kirchmauer lehrende große Leichenstein scheint aber in Wirklich keit bem Vater, einem tüchtigen und verdienten Arzte, gegolten zu haben. Der Sohn wars sich im Vertrauen auf den 'Namen des Vaters ausQuack salberei und Taschenspielerei, wodurch es ihm Kraft des bekannten Volks liedes gelang, bie Unsterblichkeit zu erwerben, was dem Vater mii allem Wissen nicht gelungen war. Unb nun wollen wir uns von Köt tingen verabschieden. Zwei Wünsche möchte ich dabei aussprechen. Erstens, daß das altehnoin'dige Rathhaus, bas erst neuerdings würdig restaurirt u.'.d mit passendem Vitoschmuck reich ver ziert ist, in seiner jetzigen Gestalt er halten und nicht durch einen Ausbau entstellt werde, wie es im Plane ist; und Zweitens, daß, wenn einst die Frage der Erleichierung des Straßen- Verkehrs burch elektrische Bahnen an die Stadt herantritt, wie s bei dem jetzigen Wachsthum derselben in nicht serner Zeit der Fall sein muß, bie Verwaltung Energie und Umsicht ge nug hat, den 'Bau selber in die Hand zu nehmen, statt sich und das Publi kum in die Hände dioioendensiichtiaer Gesellschaften zu liefern, wie dies viele Stäbte hüben und drüben thörichter Weise gethan haben. Siltcnlnldcr aus stljinn. Der Zopf. In folgender Skizze soll versucht werden, besonders charakteristische Ge wohnheiten der Chinesen zu beschrei ben. Außer auf persönliche Beobach tungen und Erkundigungen stützen wir uns dabei auf einige im Großen und Ganzen recht zuverlässige englische Bücher, namentlich Doolittle's „So cial Life of the Chinese." William's „Mid'dle Kingdom" und Dyer Ball's „Things Chin.'se." Eine derartige Schilderung beginnt am natürlichsten mit dem Zopf, ohne den man sich im Abendlande einen echten Chinesen gar nicht vorstellen kann. Gewöhnlich nimmt man an, daß diese Haartracht der Männer von Alters her im Reiche der Mitte üblich gewesen sei. Dem ist jedoch nicht so. Im Vergleiche zu der vieltausendjäh rigen 'Geschichte, deren sich die Chine sen rühmen, ist die Zeit der allgemei nen Herrschaft des Zopfes kurz zu nen nen.'sie beträgt nämlich n:ch nicht zwei Jahrhunderte. Als die Manb'chu'-en das chinesische Reich zu erobern began nen, befahlen sie den Einwohnern der unterworfenen Landestheile. nern sowohl, wie den Weibern, die mandschurische Art der Kleidung und der Haartracht anzunehmen. Diese Verordnung stieß begreiflicher Weise anfänglich auf großen Widerstand, u. die Eroberer sahen sich gezwungen, im mer härtere Strafen auf Ungehorsam dagegen zu setzen. Schon im 1627 finden wir. daß in der zuerst von der Mandschurei aus unterjochten Halbinsel Liaotung alle Einwohner, die den Zopf nichl tragen wollten, mit dem Tode bestraft werden so. . Tie Herrschaft der Mind'churen im eigent lichen China rechnet man von 1614 an, nacktem der letzte Kaiser der Minz- Dynastie im vorhergehenden Jahre zu erst leine Tochter erdolcht und dann sich selbst erhängt hatte. Es dauer'.e aber nock mehrere Jahre, ehe da- ganze große Reich den neuenHerren gchorch'.e. Das letzte Bollwerk der chinesischen Partei. Canton, wurde von den mand schurischen Truppen im Jahre 1650 erstürmt. Damit hörte jeder weitere ernstliche Widerstand auf. In dem ganzen großen Gebiete, das d:e Mand schuren nun also unter ihre Botmäßig keil gebracht hatten, verlangten sie bei Arod, weiches aus „PMMS ZiiMiniwr" M e l> l hergestellt wird, liat den Nci; des uud de Werth VcS Bedürf nisses. RÄe neuesten Muster von seinen KNt schen sür das Frühjahr H. H. Gabrock do., 23 und 2.'> West-Zayettc--tr. t? A 5 Hall. Drei '.vertlwolle Präparate, zuverlässig im (^-brauch. <ltr die vkilunz aller Arantlikitm Schideik, vvu >.>au!adsch>il'.ing uns d'-? mi! Hn>ir'?>>.kunsS!intttl' verlzcndkt, schlägt cs .litinal- ?'b', eilt' rt > chllte H? Mme. Kolilcrma Ronpartil," INN krs!ra!!tfn klicni! ü'kk natürlich.' flarbt wie beizugeben, obne Aiiweiidiin von Firbe belbauk. Bjn elesantkZ odnrM bem Haare ein schlier lLli verlieben wird, ver gestellt und verkauf! vä'. Mme. slol?leriuan, valtimore's ton gebender Yrijeiir-Lade>>, Nr. !tZN, Nrd (svia>v-S:rase allen männlichen Personen als Zeichen der Unterwerfung den Zopf zu sehen. Mit drakonischen Maßregeln kam man jetzt nicht mehr aus. weil die neuen Unterthanen dazu doch zu zahlreich waren. Tie Sieger mußten sich des halb anders helfen. Dies geschah auf manckerlei Weise. In der ersten Zeit erhielt jeder aus dem Volke, der sich bequemie. den Zopf zu tragen, in Geldgeschenk. Mmälig wurde dies verringert, bis die 'Belohnung nur noch aus einem Hühnerei bestand. Bei der Empfänglichkeit der Chinesen für der artige Ausmertsamkei'en erzielte man hiermit manche Erfolge. Gleickwvhl lag der Haupt Hebel, ber sich ansetzen ließ, auf einem anderen Gebiete. Im Reiche der Mitte wird seit langer Zeit Jedermann zu den össenilichen Prü fungen zugelassen, der sich eines unbe scholtenen Rufes erf-eut. Dies än derte die neue Regierung in keine? Weise, aber sie ließ die Prüflinge sehr bald merken, daß unbezopfte Jüng linge unter ihnen gar keine Aufsicht aus Erfolg hätten. Hierdurch mach:? man nach und nach viele Elemente: mürbe, die sich zuerst nickt in die neu! Silie fügen wollten. Tann und wann würben zum abschreckenben Betspiel einige allzu hartnäckige Literaten, die lieber ihren Kopf, als ihr volles Haupthaar verlieren wollten, enthaup tet. Im Ganzen oergingen rund hun dert Jabre. bis die Neuerung überall durchgesetzt war. Viel .rüg zu dieser Langsamkeit allerdings der Umstand bei. daß der bedeutende Kaiser Kanghi 11661 —)727) mehr zur Milde, als zur Gewaltthätigkeit neigte. E"st un ter seinem Nachfolger ?)ungtsching (4722 —'36) rügen alle männlichen Chinesen den Zopf. Schwerlich wird sich in der Geschich te der Menschheit eine Parallele zu der Thatsache finden lassen, daß ein so großes und zahlreiches Volk von den größten Würdenträgern bis zu den älinsten Kulis ein allgemein sicht bares Abzeichung der Unterwerfung unter fremde Eroberer trägt. Es ist ein Beweis sür die damalige Macht der Manschuren. daß sie das haben durchsetzen können. Denn so gleich gültig es der großen Mehrzahl der Chinesen ist. wer sie beherrscht, so lehnen sie sich doch leicht gegen eineße gierung auf, die sich in ihre häuslichen Anaeleqenheiten oder in die Gewohn heiten ihres Lebens einmischen will. Die gebildeten Schichten der Bevölke rung bis tief in die Mittelklassen hm ab sind sich noch immer der demüthi genden Thatsache bewußt, daß sie den Zopr nicht freiwillig, sondern gezwun gen tragen. Neben der Provinz Ku-- angtung hat sich d:e Provinz Fotien, worin Ämoy liegt, am Längsten ge gen die Mandschuren gewehrt, und hier wird bis zum heutigen Tage viel fach der Zopf aufgefunden unter ei nem turbanartigen Kopftuch verbor gen. Das Bewußtsein, ein unterjoch tes Volk zu sein, hat vielleicht haupt fächlich bewirkt, daß man die Herr schast der Mandschuren fortdauernd als eine fremde ansieht, obgleich die Dnnaftie mehrere für asiatische Ver hältnisse sehr hervorragende Kaiser aufzuweisen hat. Bei jeder größeren Empörung wird sofort zu der alten Haartracht zurückgegriffen, weshalb die Empörer, vielfach „langhaarigeße bellen" heißen. Bevor das Machtgebot der Mand schuren den Zopf im Reiche der Mitte einführte, trugen die Chinesen das Haar aufgewunden und zu einem Kn oten zusammen gebunden, wie noch heute die Coreaner. Jetzt wird die ganze vordere Hälfte des Kopfes glatt! rasirt und nur auf dem Hinterhaupte eine Platte gelassen, wo das Haar wachsen darf, das man dann zu einem zusammen flicht. Alles dies besorgt ein Barbier, schon aus dem Grund?, toeil sich Niemand selbst den Kopf rasiren kann. Da es bei Jeder mann mehrmals wöchentlich geschehen ! muß, so läßt sich denken, daß die ! der Barbiere im Reiche der Mil- I te sehr zahlreich ist. Sie betreiben ihr Gewerbe theilweise auf offener Stra ! Be. wie jeder Reifende, der nach Oft ! Asien kommt, zu beobachten Gelegen heit hat. D'e Macht der Gewohnheit hat die meisten Chinesen, besonders die aus den wohlhabenden Klassen, allmählich dahin gebracht, in einein schönen Zopf eine große Zierde zu se ten. Wer so volles unb langes Haar hat, baß der Zopf recht dick ist und ungefähr bis auf den Boden reicht, ist nicht wenig stolz darauf.