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ling und sowerdim die reinsten Natur Vergnügungen käuflich und entweiht durä Eigennutz und daS schöke HerzenSgefüh! erstickt, das aus kleinen Gefälligkeiten und schönen Handlungen Hervorgeht. Die häu sige Jnterjekkioninder Volkssprach« scheint schon die Geldgierde auszudrücken: Gelt? Gelt? für: Nicht wahr? un selbst daS ftanzösische eh bienl Es ist leich er, daß ein Kameel durch ein Nadelöh! gehe, alS daß ein Reicher in'S Reich Got teS komme man sollte dieselben in di» Goldreiche Peru und Bambuk schicken vielleicht bekämen sie doch daS Gold end lich satt: denn eS bleibt dennoch die schlech teste Waare, die man nicht anders benutzen kann, als indem man sie austauscht und weggiebt. Jrus oder KrösuS, ein Bettler oder ein König, nur der, der menschlich denkt und fühlt, ist Mensch! und jener, der seinen Kamm wegwirft in den Jlissus, als er sieht, daß man sich auch mit den zehn Fingern kämmen kann, und hintendrein noch seinen hölzernen Becher, da er einen Knaben aus hohler Hand trinken sieht, steht höher als der Geldsack. Vom Armen gilt: „DaS Bedürsniß erschafft unsere Kraft. Mancher Gelehrte steht erst wie reich er ist, wenn er ausziehen muß es geht ihm, wie den Patriarchen der Vor zeit mit ihren Biehheerden, nur daß Bücher und alteS Papier an deren Stelle tritt, und doch finden sich auch dazu Liebhaber, und Mir sind bei etnetg schleunigen Trans port meiner Bücher, die auf der Straße in Eile gepackt wurden, einige zwanzig gestohlen worden. Ochsen und Schaafe waren in alter Zeit Maßstab des Werthes, wie Negern Salz und Muscheln, in Vir ginien Taback, in Neufundland Stockfisch, Häute, Zucker ic. in den Kolonien. In den schottischen Hochlanden stecken sie Nä gel in die Tasche, wenn sie in's Bierhaus gehen, denn hier herrscht Lykurgs Sitten einfalt neben eisernem Gelde, und in den Inseln der Südsee ist die BenuS, statt des goldenen Apfels, vollkommen zufrieden mit einem eisernen Nagel und der Matrose mit ihr! Unser Geld ist unstreitig das bequemste AuStauschmitel, die vernünftigste Erfin dung und die Seele des Handels aber neben dem Guten schleicht stets das Böse, und so erhebt Geburt unschädlicher noch als Gold und VolkSgunst jene gewährt doch dem Staat Ruhe, aber Emporkömm linge die eben so gut aristokratische Gesin nungen und esprit de corps annehmen als der Adel, und dabei so plump auftre ten, als der Bauer, wenn er auf den Gaul kommt, stören sie nur. Der Mensch ver gißt nur zu gerne, daß er nicht Herr der Natur, fontern nur der Vasall ist, der die Nutznießung hat er baut sie an, belebt und verschönert sie und sie lohnt ihn reich lich aber mißbraucht er sie, wie Bar baren, so tritt sie in ihre Rechte und läßt ihn fühlen, daß sie nicht eigentlich sein wertheS Individuum vor Augen hat, son dern die Gattung, wie bei Thieren auch, und daS große Ganze sie zeigt ihm, daß er nur ihr erstes Thier sei, das kör perlich tief unter dem Elephanten steht und dieser ihm am nächsten an Geist: daher die Alten, die den Elephanten näher kann ten, Wunder von ihm erzählen, und die Jndier die Seelen ihrer Könige nur in Elephanten wandern lassen. Man giebt dem Vieh Heu, dem reichen Vieh sollte man nichts anders zu fressen geben, als Tau sendgüldenkraut! Aber die Achtung der Mehrzahl richtet sich einmal nach Geld und Gut, das vor Augen ist und auch allein geschätzt werden kann vergebens weis't die Moral auf Tugend, Verdienste und Weisheit hin, vergebens heißt es: „ArmutH wehe thut, ist aber zu viel Dingen gut ArmutH hat Manchen zum Herrn gemacht, aber auch an Galgen bracht" und der ist nicht arm, der wenig hat, und zufrieden ist. sondern der viel begehrt die PrariS des Lebens reibt einmal Daumen und Zeig finger, schmunzelnd rufend Geld, Geld, Geld regiert die Welt! und so läßt sich denn solches auch der Weise gefallen. Der freie Wille. von Dr. L. Büchner. Der Mensch ist frei, wie der Bogel i« Käsig er kann sich innerhalb gewisser Grenzen bewegen. 8aeaser. Ein freier Wille, eine WillenSthat, die unabhängig wäre von der Summe der Einflüsse, die in jerem einzelnen Augenblicke den Menschen bestimme? und euch dem Mächtigsten seine ^schränken setzen, besteht nicht. Mvleschott. Der Mensch ist ein Naturprodukt, sei nem körperlichen, wie feinem geistigen Wesen nach. Daher beruht nicht blos daS, was er ist, fondern auch das, was er thut. will, empfindet und denkt, auf ebm solchen Naturnothwendigkeiten, wie der ganze Bau der Welt. Nur eine ober fiächliche und kenntnißlose Betrachtung des menschlichen Daseins konnte zu der Ansicht kommen, als fei das Thun der Völker und der Einzelnen ein Ausfluß eines voUfoojt* men steten und selbstbewußten Willens. Eine tiefere Einficht dagegen lehrt unjS, daß der Zusammenhang deS Natürlichen mit dem Einzelwesen ein so inniger ui»d ist, US hitt überall Willkühr und freier Entschließung nur in »foiem sehr beschränkten Maaße die Rede sein kann sie lehrt ünS bestimmte Gesetze in allen jenen Erscheinungen kmnen, wel he man bisher für Produkte des-Zufalls. ?es freien Willens hielt. ,Mi^,WAsch -iche Freiheit, deren Alle sich rühmen/' ägt Spinoza, „besteht allein darin. :oß die Menschen sich ihres Möllens be Dußt und der Ursachen, von denen sie be stimmt werden, unbewußt sind." Daß diese Einsicht heutzutage eine nicht mehr bloß theoretische, sondem durch That sachen hinlänglich gestützt ist, verdanker wir hauptsächlich der interessanten um neuen Wissenschaft der S a ist k. welche festbestimmte Regeln in einer Mass» von Erscheinungen nachwies, von denen man bisher nicht bezweifelt hatte, daß sie dem Zufall oder der Willkühr ihr Dasein verdanken. Nur in der Betrachtung dec Einzelsten und Kleinsten verlieren wir bis weilen den Anhaltspunkt für die Erkennt niß dieser Wahrheit, im großen Ganzen da. gegen erblicken wir überall nur eine solch» Ordnung der Dinge, welche Menschheit und Menschen bis zu ^einem gewissen Grade unerbittlich beherrscht. In der That kann man denn auch ohne Ueber treibung sagen, daß fich heute eine Mehr zahl von Aerzten und praktischen Psycholo gen tu dem alten Streite über die Freiheil des menschlichen Willens auf Seite Der jenigen neigt, welche annerkennen, daß das menschliche Thun und Handeln überall in letzter Instanz derart von bestimmten Na turnothwendigkeiten abhängig ist, daß in jedem einzelnen Fallx nur der kleinste, häu fig gar kein Spielraum für die freie Wahl übrigbleibt. Wir können nicht daran denken, diese folgenwichtige Wahrheit durch Thatsachen erschöpfend nachzuweisen, da wir sonst fast das ganze Gebiet menschlichen Wissens zu Hülfe nehmen müßten. Indessen hängt dieser Nachweis zu eng und nothwendig mit der ganzen Weltanschauung, welche aus einer empinsch-philosöphischen Natur betrachtung fließt, zusammen, als daß wi» ihn an dieser Stelle ganz übergehen könn ten. Wir werden im Folgenden versuchen, wenigstens einige Anhaltspunkte für die Möglichkeit dieses Nachweises in einigen leicht verständlichen thatsächlichen Andeu tungen zu geben. Thun und Lassen jedes Einzelnen ist abhängig von dem Charakser, den Sitten und der Denkungeweise des Volkes oder der Nation, der er angehört. Diese selbst aber ist bis zu einem gewissen Grade noth wendiges Produkt der äußeren Naturzu stände, unter denen sie lebt und emporge wachsen ist. Galten (London Journal of the royal geogr. Soc., Vol. XXII) erzählt: Ter Unterschied des moralischen Charak ters u. de» phisischen Beschaffenheit ter ver schiedenen Stämme Südaftika's hängt zu fanimcn mit der Gestalt, dem Boden unt der Vegetation ihrer verschiedenen Länder. Die dürren Inlandhochflächen, die nur mit dichten Dschungeln und kurzem Gestrüpp bedeckt sind, hegen die zwerghaften und sehnigen Buschmänner in dem offenen, bergigen, undulirenden Waidland bansen die DammareS, eine Nation unabhängi ger Hirten, wo jedes Familienhaupt in seinem kleinen Kreise oberster Herr ist auf den reichen Kronläncereien im Norden dagegen wohnt die civilisirteste und am weitesten vorgeschrittene Raee, die Ovam po's. Nach so lassen sich Ge schichte, Sitten, Wesen der amerikanischen Jndianerstämme, welche er inPrairie und Wald-Indianer unterscheidet, mit Leichtigkeit auf die Verschiedenheit des Bodens zurückführen, den sie bewohnen. Die Wüste hat nach a Müller's Ausdruck ihren Bewohner, den Bed ui nen, zur „Katze" gemacht, und der Wahlspruch dieser treulosen Wüstenbewoh ner lautet nach des General a a Bericht „Küsse den Hund auf das Maul, bis du hast, was du von ihm willst." Vor ungefähr 230 Jahren, erzählt e sor, kamen die ersten Colonisten nach Neuengland, in jeder Hinsicht wahre Engländer. In dieser kurzen Zeit ist eine wesentliche Veränderung mit ihnen vorge gangen, eS hat sich ein eigener ammfant, scher TypuS bei ihnen ausgebildet, Haupt sächlich, wie eS scheint, durch den Einfluß deS Klimas. Der Amerikaner zeichnet sich aus durch seinen Mangel an Beleibtheit, durch seinen langen Hals,durchdale Unruhige, stetS fieberhaft Aufgeregte seines Charakters. Die geringe Entwickelung deS DrüsensystemS, welche den Amerika nerinnen jenen bekannten zarten und äthe rischen Ausdruck der Figur verleiht, das starke lange, trockene Haar mag im Zu sammenhang mit der großen Trockenheit der Luft stehen. Zur Zeit deS Nordost windS will man bemerkt haben, daß fich das Aufgeregtsein der Leute in Amerika um ein Beträchtliches steigert. Öo würde das Großartige und Rapide in der amerikanischen StaatSentwickelung, wcju cheS wir anstaunen und wegen dessen wir die amerikanische Nation bewunhern, vi^l leicht zu einem.großen Theil Folge klimä tischer Verhältnisse sein Zn dem gan ze» fBffra des dngUniirS Mtift tt .Kch^M»., trüber, nebliger Himmel, die fchwitt Luft und strenge örtliche Begren zung seiner Heimath auS: auS dein De sen deS I a ienerS lacht unS sein ewig blauer Himmel, seine glühende Sonne entgegen. Die phantastische Mär chen- und Gedankenwelt des Orienta en hängt zusammen mit der üppigen unt überwuchernden Fülle der ihn umgebenden wunderbaren Natur. Im hohen Norden reifen nur kümmerliche Sträucher, verkrüp pelte Bäume.und eine kleine, der Cultm wenig oder nicht zugängige Menschenart. Ebensowenig läßt der hohe Süden eine höhere Entwickelung des Menschenge schlechts zu. Nur wo Klima, Boden unt die äußeren Zustände der Erdoberfläche ein gewisses gleichförmiges Maaß, ein mittle res Gleichgewicht halten, erlangt der Mensch jene Stufe geistiger Cultur, welche ihm ein so großes Uebergewicht über seine Mitwesen verleiht. Sind so die Völker im großen Ganzen nach Charakter und Geschichte abhängig von den äußeren Zuständen der Natur, unter denen sie emporwuchsen, so ist der einzelne Mensch nicht minder ein Produkt, eine Summe äußerer und innner Natur Wirkungen, nicht bloß in seinem ganzen phisischen und moralischen Wesen, sondern auch in jedem einzelnen Moment seines Handelns. Dieses Handeln hängt zu nächst auf's Nothwendigste ab von seiner ganzen geistigen Individualität. Was tst aber diese geistige Individualität, welche so bestimmend auf den Menschen einwirkt, und ihm in jedem einzelnen Falle, abge sehen von weiter hinzutretenden äußeren Momenten, seine Handlungsweise mit ei «er solchen Stärke vorschreibt, daß nur ein äußerst kleiner Spielraum für seine freie Dahl bleibt, was ist diese Individualität anders, als das nothwendige Produkt an geborener körperlicher und geistiger Anla gen, in Verbindung mit Erziehung. Lehre, Beispiel, Stand, Vermögen, Geschlecht, Nationalität, Klima, Boden, Zeitumstän den u. f. w.? Demselben Gesetz, dem Pflanzen und Thiere unterliegen, unter liegt auch der Einzelne Mensch, ein Ge setz, dessen markirten Zügen wir bereits in der Vorwelt begegnet sind. Wie die pflanze nach Eristenz, sowie nach Größe. Gestalt und Schönheit von dem Boden abhängig ist, in dem sie wurzelt, wie dae Thier klein oder groß, zahm oder wild schön oder häßlich ist, je nach den äußeren Umständen, unter denen es aufwuchs, wie ein E 10 0 jedesmal ein anderer wird, trenn er in das Innere eines andern ThiereS gelangt, so ist der Mensch nicht minder phisisch und geistig ein Produkt solcher äußeren Umstände, Zufälligkeiten, Anlagen, und wird auf diese Weise nicht jenes geistig unabhängige, freiwählende Wesen, als welchen ihn die Moralisten sich vorzustellen pflegen. Der Eine be sitzt einen ausgezeichneten Hang zum Wohl wollen waS er thut, zeugt von dieser Charaktereigenthümllchkeit, er ist mildthä tig, verträglich, von Allen geliebt, und sein Genuß besteht darin, diesem Hange nachzuleben. DeS Zweiten Charakter neigt zur Gewissenhaftigkeit man wird ihn in allen Lagen deS Lebens seinen Ver pflichtungen auf's Genaueste nachkommen und vielleicht seinem Leben freiwillig ein Ende machen sehen, wenn ihm die Mög lichkeit dazu benommen ist. Im Gegen satz dazu verleitet den Leichtsinnigen seine geistige Disposition zu Handlungen, die dem Begriff des Schlechten nahe kommen, ja denselben erreichen. Ein Vierter hat einen heftigen, zerstörungssüchtigen, den nur mit äußerster Mühe Verstand und Ue Verlegung in gewisse Grenzen zu bannen vermögen. Der Fünfte besitzt eine große Neigung zu Kindern und ist der beste Va ter, der liebenswürdigste Kinderfreund, während einen Sechsten der Mangel die fes Charakterzuges vielleicht rauh und lieblos erscheinen läßt. Eitelkeit oder Bei fallsliebe kann vie Ursache der größten Vet brechen oder der verkehrtesten Handlung«?, werden, und Festigkeit kann elften Men schen, dem auch rut die mittelmäßigsten Geistesgaben zukommen, zu den bedeu tendsten Resultaten in Erstrebung irdischer Zwecke gelangen. Welche Verkehrtheiten und unglaubliche Dinge hat der Sinn für Wunderbares im Menschen schon an gerichtet! Alle diese natürlichen Neigun gen, welche bald aus ererbten oder später erworbenen körperlichen Anlagen, bald aus Momenten der Erziehung, Bildung, des Beispiels u. f. w. hervorgehen, sind so mächtig in der menschlichen Natur/ daß die Ueberlegung ihnen nur einen geringen, die Religion meist gar keinen Damm ent gegenzusetzen vermag und bemerken wir, wie der Mensch am liebsten und leichtesten seiner Natur folgt. Wir stehen einem Leidenden bei, nicht weil eS die Gesetze der Moral so wollen, sondem weil uns das Mitleid dazu drängt. »Die Handlungen der Menschen," läßt Auerbach seine» Baumann sage«, -?find unabhängig von dem, .MS sie über Gott u. s. w. glaube» handeln »ach inneren Ei^e but.gen oder Gewohnheiten." SÖfMft kommt etz. vor, Haß ein Menjch sich selbst, und seine geistige Individualität genau, tarnt, »aß Miß, »elche Mltr »ft» nFFFrmx/r chen wiitzM. s. w. Dennoch Heht er sich nicht im Stande/gegen diesen inneren gei stigen Zwang mit Erfolg anzukämpfen. Auch divMannigfaltigen sonderbaren Wi oersprüche in der" moralischen^ Natur des einzelnen Menschen (Frowmbeit oder Kin verliebe ohne WohlWllMTMHrcnde mo ralische Gekühle bei den größten Verbre chen :c.) lassen sich auf gar keine andere Weife, als in Folge jenes natürlichen Zwanges erklären. Aber nicht bloß das ganze geistige We sendeS Menschen, sondern zum Theil auch jede einzelne seiner Handlungen, so weit sie nicht ein nothwendiger Ausfluß aus jenem Wesen selbst ist, wird dem freien Willen Grenzen setzen. Wer weiß nicht, welchen mächtigen Einfluß s. g. klimatische und Witterungseinflüsse auf unsere jedes malige geistige Stimmung ausüben! und wer hätte derartige Bemerkungen noch nicht an sich selbst gemacht! Unsere Ent schlösse schwanken mit dem Barometer, und eine Menge Dinge, die wir aus fteier Wahl gethan zu haben glauben, wären vielleicht nur Ausdrücke solcher zu fälligen Verhältnisse. Ebenso üben per sönliche körperliche Zustände einen fast un widerstehlichen Einfluß auf unsere geisti gen Stimmungen und Entschließungen. „Der junge Mensch," sagt Krahmer, „hat andere Vorstellungen als der alte, der Liegende hat andere Gedanken als der Aufrechtstehende, der Hungernde anvere als der Gesättigte, der Behagliche andere als der Verstimmte und Gereizte u. s. w." Welche tiefgreifende Einflüsse auf das menschliche Denken und Handeln durch die mannigfaltigsten Leiten der verschiedensten KörperorgaNe ausgeübt werden können und in der That ausgeübt werden, ist zu bekannt, als daß es Mehr als einer Hin Weisung hierauf bedürfte. Die scheußlich sten Verbrechen sind ohne Willen des Thä terS durch solche abnorme körperliche Zu stände unzähligem«! hervorgerufen worden. Aber erst die neuere Wissenschaft hat an gefangen, einen tieferen Blick in das In nere dieser merkwürdigen Verhältnisse zu werfen und Krankheit in Fällen anzuneh men, wo man früher keinen Zweifel an dem Vorhandensein freier Entschließung gehegt haben würde. Somit kann Niemand, der tn die Tieft blickt, leugnen, daß die Annahme eines s. g. freien Willens des Menschen nach Theorie und Praxis in die engsten Gren zen restringirt werden muß. Ter Mensch ist frei, aber mit gebundenen Händen er kann nicht über eine gewisse ihm von der Natur gesteckte Grenze hinaus. „Denn was man freien Willen nennt," sagt Cotta, „ist schließlich nichts Anderes, als das Resultat der stärksten Motive." Die größte Mehrzahl aller Verbrechen gegen Staat oder Gesellschaft entspringt nach weisbar aus Affekt oder aus Unkenntniß, als Ausfluß mangelhafter Bildung oder dürftiger Ueberlegungskraft u. f. w. Der Gebildete findet Mittel und Wege, um ir gend einem ihm unerträglichen Verhältniß zu begegnen, ihm aus dem Wege zu ge hen, ohne gegen das positive Gesetz zu ver stoßen der ungebildete weiß sich nicht anders, als durch ein Verbrechen zu hel fen er ist ein Opfer seiner Verhälnisse. Was thut der freie Wille bei Dem, welcher aus Roth stiehlt, raubt, mordet! Wie hoch beläuft sich die Zurechnungsfähigkeit eines Menschen, dessen Zerstörungtrieb, dessen Anlage zur Grausamkeit groß und dessen Verstandeskräfte klein sind! Mangel an Verstand, ArmutH und Mangel an Bil dung sind die dm großen verbrechenzeu genden Factören. Verbrecher sind mei stenS weit mehr Unglückliche, als Verab scheuungswürdige. „Darum," sagt or st er, „thäten wir am besten. Niemanden zu richten und zu verdammen." Schluß folgt. s. Fufion. Unter Fusion versteht man das Zusam menschmelzen heterogener Elemente, was an und für sich ein Widerspruch ist denn nur hemogene Elemente können faetisch verschmolzen werden. Nun hat man in der Sprache der Politik dieses Wort Fu sion adoptirt und man versteht darunter die Bereinigung von Patien oder Parcel len von verschiedenen Grundsätzen zur Erreichuno Eines Zweckes. In den Iah ren 1854 bis 1856 waren diese quacksal berischen Fusions Bestrebungen und .,Schuhnägelstessereien" an der Tagesord nung, und jetzt tauchten sie wieder im La ger der KnownothingS im Staate New Jork auf, in der Abficht, durch Coneessio nen von Seiten der republikanischen Par tri, die Demokratie, als die der Sklaverei günstige Partei, bei dem nächsten Präfiden ten-Wahlkampf zu besiegen. Wir sind gegen jede Fusion und gegen jede Conces sion und halte» dafür, daß eine Partei, die keine festen Grundsätze aufstellt und mit ftemden Göttern kokettirt, Werth ist, geschlagen zu werden. Die KvvwnothmgS im Staate Nely 2M, .chrer Vhamqchz emgepeyk, habe» ihn» Liebliugsttrmt» M» einundzwanzig e| Ii g. Jahren bedeutend herabgesetzt und vm langen jetzt eine einjäh.ige Verlängerung der Naturalisations Gesetze und buhlen um die Gunst der NWblikan r, in der Hoffnung, daß man sich mit wenig begnü gen könne, wenn nicht Alles auf ein Mal zu erreichen ist. So lange der hier geborne Amerikaner, nach Ablegung der Kinderschuhe, wenn einundzwanzig Jahre alt, Bürger wird, können wir den aus Europa Eingewan derten unmöglich ihre Rechte schmälern wollen und behaupten, daß fünf Jahre hiesigen Aufenthaltes hinreichen, um sich für einen stimmfähige» Bürger zu qualifi ciren. Wer sich in dieser Frist nicht das We sentliche der hiesigen Politik anzueignen vermag, der bleibt ein voting cattle so lang' er lebt. Und zu dieser Classe haben wir, leider, nicht nur Naturalisirte zu rech nen, sondern man findet sie auch unter den Eingebornen, denen der Segen selbst der oberflächlichsten Erziehung mangelt. Auch Horace Greeley, der Herausgeber der New-Iork Tribüne, hat sich herbeige lassen, einer Verschmelzung der Republika ner mit den der Sklaverei abgeneigten KnownothingS das Wort zu sprechen. Wir können eine solche Coneession nur tadeln und glauben, daß dieses Ködern von Seiten einzelner Individualitäten in der Platform für 1860 keinen Platz fin den wird. So viel mag vorläufig den Parteifüh rem unserer Partei als Wahrheit gelten, daß die Deutschen der republikanischen Partei im Denken zu weit vorangeschn'tten sind, um sich gln'ch Stockfischen fangen zu lassen. Wir kennen unser politisches Ge wicht, und werden davon Gebrauch machen. Washington iluion. a von St. Paul mißbilligt das Verfahren der „Washington Union," indem sie sich in die Wahlangelegenheüen von Illinois in so ferne mischt, als sie durch Bekämp fung der „Douglas Pareelle" dem Siege cer Republikaner Vorschub leistet die Schritte der „Administration Jackais" in Illinois billigt und unseren Staat be treffend sich dahin äußert: „Der Doug „las Hliigel hat sich von der regulären „Organisation in Minnesota losgemacht „und mit der Opposition gemeinschaftliche „Sache gemacht." Wenn das Central Organ von Washington unter Douglas Flügel jene Demokraten versteht, die das Wiedererwähltwerdcn von Douglas sehn^ lichst wünschen, so hat es den richtigen Ausdruck gefunden, um darunter fämmt liche Demokratie von Minnesota zu ver stehen sagt der Pioneer. Nun fragen wir und appelliren an ren gesunden Menschenverstand des Lesers: „Wenn das Negierungs Organ zu Wa shington, das Organ der Demokratie, die Buchanan zum Präsidenten erwählt hat, a a n, und feinen Anhang zu Felde zieht, hat da bei dieser Thatsache die Demokra a E hett zu bilden oder ist sie nicht vielmehr in zwei feindselige Lager gespaltet, in de nen die südlichen Ultra Sklavenhal:e, mit den nördlichen Vertheidigern der Volks sonveränität, die es dem Volke anHeim stellen, Sklaverei in neuen Staaten einzu führen oder davon auszuschließen, in offe ner Fehde liegen? Kann diese Partei bei der nächsten Prä fidentenwahl auf eine Wiedervereinigung rechnen und ist sie überhaupt noch eine Macht, die imponiren und Anfpruch auf ihren alten Namen machen kann? Warum ist man nicht ehrlich und eon sequent, indem man sagt: Wir baben jetzt eine Buchanan» und eine Dong laS-Partei? Weil man eben weiß, daß keine von beiden stark genug ist, gegen die republikanische Partei in's Feld zu ziehen. Daß viele Demokraten und, nach dem Pioneer, alle Demokraten in Minnesota gegen Buchanan sind, dm sie vor der Wahl bis in den siebenten Himmel erhoben, ob schon sie wissen mußten, daß er mit Leib und Seele dem Sklaven- Interesse ange hört und es ihm als Undankbarkeit ange rechnet werden müßte, wenn er gegen die Interessen der Sklavenstaaten, die ihn ein stimmig erwählt haben, auch nur ein Jotta eoneediren würde, daß viele Demokraten, daß alle Demokraten von Minnesota, sagen wir, jetzt gegen die Administration sind, ist eine höchst klägliche Erscheinung und eS wird allerdings eine Riesenaufgabe der Drahtzieher sein, diese schismatische Partei zu einem Ganzen wieder zu verei nigen. Der Demokratie geht eS mit dem DouglaS -Flügel wie den KnownothingS, die, ihrer politischen Ohnmacht sich be wüßt, Miene machen, sich mit der repub likanifchen Partei zu amalgamisiren und so sehr sich die Douglas Freunde weigern mit den Buchaniten gemeinschaftliche Sache zu machen, so sehr protestiren wir, als Anhänger der republikanischen Plat form von 1856, gegen die Aquisition der KnownothingS, um mit ihnen eine Schlacht zu gewinnen. zj Beide Parteie» find etwas faul «nd nur eine ehrliche principitll» Aeorgauifi- jrung für das Jahr 1860 kann sie beide wieder ebenbürtig machen, um sich aus stcni Kampfplatze zu messen. W a Demokraten von Minnesota lassen sich de reits in mehren ihrer Organe verlauten, daß sie den Herbst-Wahlkampf mit de« Waffen der Volks-Souverainetät führen werden und hoffen „unter diesem i ch n" zu siegen. Als ob „V lkss vera inet t" eine neue Erfindung wäre, als ob sie nicht durch die Unabhängigkcits-Erklärnng garantirt wäre! Doch eine andere Frage ist es: ob Jefferson, Monroe, Clay, Cal houn und Webster weise Staatsmänner waren oder nicht? Ob sie wußten, was Constitutionen fei oder was gegen die Con stitution? Wenn jene Heroen der Ne publik dem Congreß das Recht einräum ten, legislative sJ?acht breitung der Sklaverei ermög licht und die weiße Farbe zum ausschließt gen Priveligium machen will, zur Enteh rung der Vernunft, der Wissenschaft unt oer Freiheit. Conccssion. Wir sagten bereits, daß wir keine Par tet zu billigen vermögen, die ohne feste Basis fremdartige Elemente indorsirt, um die Schlacht zu gewinnen. Da nun abei im Staat New Jork in der That die KnownothingS mit den Republikanern sich vereinigen wollen und für ihre Mithilfe gegen die Sklaverei Ein Jahr Verlänge rung der Naturalisations Gesetze ver langen, so ist es an der Zeit, darüber sich klar zu werden. Was hat den Nativismus ganz beson ders in's Dasein gerufen? Die römisch katholische (nicht die katholische) Kirche, mit ihrem Commandostab, den sie über ihre irländischen und deutschen „Untertha nen" schwingt und die, im Lager der De mokratie, der Sklavokratie, der Freiheit schändung und Corruption allen möglichen Vorschub leisteten. Unt diesen Dämon zu besiegen ist man hie und da geneigt den Nativisten Concessionen zu machen. Daß hierüber die deutschen Organe der Sklavo kratie jubeln ist uns begreiflich, daß aber ein S e, Herausgeber der a Republik, Eines Jahres wegen Be treff der Naturalisation, eine ganz fürch terliche Gefahr erblickt und sagen kann: „die Sklaverei Frage hat auf gehört, den Ausschlag zu geben," das ärgert uns. Kann es für den „S o si a a r" ein größeres Hebel geben, als Sklaverei und ist diese nicht gerade der Gegensatz von Freiheit? Sol len wir uns, zur mephistophelischen Freude der Sklaverei Organe und ihrer Syko phanten in das Lager deS Hunkerthums treiben lassen, um Jrländer und Deutsche E I ahr früher zu stimmfähigen Bür gern zu machen, und durch diesen Vortheil daS verruchteste aller Systeme eines Staa teS fördern zu helfen Traurig ist eS daß eS uns nicht mög lich ist. die Tausende von deutschen diu yuen, Gesellschaften, Orden, -Bereine», Gtnufodtn und Bündnisse» $# Einer IIS über die Territorien auszuüben und der Sklaverei Grenzen zu setzen, wenn die demokratische Partei durch eine Reihe von Jahren dasselbe Recht in Anspruch nahm und in ihren früheren Platformen deutlich es aussprach wie kömmt es, daß die Gründer der Cineinnati Platform jene weisen Staatsmänner zu politischen Idioten machen konnten, ohne die Entrüstung der demokratischen Partei einstimmig hervorzurufen? Es kömmt daher, weil es gar Viele giebt,die sich durch Phrasen, durch Worte gängeln lassen, mit der Geschichte der Parteien nicht bekannt sind und als Spielball sich von interessir ten Journalisten und Stumprednem ge brauchen lassen. Also für Volkssouverainetät werden die Demokraten des Douglas Flügels in die Schranken treten. Wohl an! wir halten die Maaßregeln eines Jefferson der Agitation ihres Douglas gegenüber wir überlassen den Süden sei nem langsamen Dahinsiechen wir ver dämmen die Dred Seott Entscheidung, die den Farbigen, den Mulatten, den Quarteroon, ausserhalb der Volkssouve rainetät als Zugvieh in Menschengestalt hinstellt, um die weißen Demokraten zu rasireti, für sie zu Kochen, sie zu bedienen, für sie das Feld zu bestellen, ohne Berech tigung an den Segnungen eines frattfchen Staates, deren Fundamen tal Erklärung es ist: „Alle Menschen werden gleich geborenwir behaupten rav den Repräsentanten des Gesamnn volkes im Congreß ein legislatives Recht zustehe von den Territorien die Sklaverei auszuschließen und daß dieses Recht den Naturgesetzen sewohl wie dein neunzehn ten Jahrhundert angemessen ist wir er klären die Agitation des Herrn Douglas für unwürdig eines Staatsmannes freiet Staaten und hoffen von den Deutschen Minnesota^ Jene ausgenommen, die dem Commando ihre „Meister" gehorchen —daß sie bei *cr nächsten Wahl ihre aus schlaggebende Stimme in die Waagschale der Humanität, der Menschenrechte legen Partei des freien Menschemhunis zu ver einigen und da dieses unmöglich, so ist es unsere Pflicht, mit Rede und Schrift stets dem freien Menschenthume zu dienen und als Bürger nur jener Partei das Wort zu sprechen,, die uns in ihrer Organisation die freieftcifGruhdfätze darbietet. Wer das Prineip der Freiheit verrathen kann, uir nach dem Grundsatz der Selbst erhaltung Ein Jahr Probezeit von sich abzuwenden, dessen „SelbsterHaltung" als Pürger ist nicht einen Groschen Werth sagt Heinzen und wir stimmen ihm vollkommen bei und würden eher dem Teu fel uns verschreiben, eher unser eigenes Stimmrecht für ein Linsengericht hingeben, als die Sklaverei in abstracto billigen oder ihre Ausbreitung fördern helfen. Mögen Struve, derSocialist, die New I S a a u. alle Hun a a a a a sch en rechte wir können ihre Ansicht nur unbedingt mißbilligen und glauben, daß nur nach Realisirung der polnischen Freiheit für A 11 von socialen Reformen Etwas zu erwarten fein kann. Die quanti tativen Stimmen vermögen der Republik, wahrlich, eher zu schaden, als die qualita tiven und wo es Menschenhändler in et nem Staate giebt, dort kann von Freiheit keine Rede sein wer sich aber zum Be dienten derselben herabwürdigt, der ver dient als Bedienter behandelt zu werden. Haben wir auch Manches an der re publikanischen Partei zu tadeln, so ist doch sie es, der es vorbehalten ist, das römische Joch zu beugen und das Sklavenjoch all mählich zu brechen. a II* Baltimore, 4. Sept. 1858. In etnetn meiner früheren Briefe ver sprach ich Ahnen einen weiteren Bericht über den Ausgang unseres Steubenfestes. Es gereicht mir in ctefem Falle zur beson deren Freude, Ihnen miitheilen zu können, daß das Fest in jeder Beziehung den Wünschen und Erwartungen entsprochen und den thatsächlichen Beweis geliefert hat, wie es nur eines großen Gedan kens bedarf, um sonst divergirende Ele mente für ein gemeinsames Hanteln zu begeistern. Der zweite September wird ein ewig a Geschichte des Staates Maryland bleiben. Line solche Entfaltung des deutschen Ele mentes hatte unsere Stadt noch nie erlebt, als sich am Morgen des 2. ein unabseh barer Zug von Mitttair Compagnien, Vereinen, Logen etc. vom Broadway aus in Bewegung setzte und unter dem Don ner der Geschütze und den fröhlichen Klänge der Musickchöre in imposanter Haltung durch die Baltimore Straße rem an der Frederic Road gelegenen (Rullmann's Garten) zuzog. Die Mar schalle und Adjutanten, hoch zu Roß, mit breiten Scherpen, die flotten Dragoner in grüii-rether Uniform und kriegerischer Haltung, die Wagen mit den Committee Mitgliedern und Festrednern, der Tri umphwagen mit der Büste Steuben's und und der Schützen Ehren- Garde, die Jackson Garde, die Turner Schützen, vie Washingtoner Gäste, die Gesangver eine, der Arbeiter Verein, die Piano Arbeiter von Knabe u. Gähle, die Bäcker Innung, die verschiedenen Logen u. Wohl thätigkeits Gesellschafte,:, die German Riflemen, die schwarzen und die Mary land- Jäger, int Ganzen etwa 70 Cor porationen bildeten einen glänzenden, fast wei Meilen langen Zug, über dessen Größe und effektvolles Auftreten wir man ches Staunen in den Mienen amerikani scher Zuschauer lasen. Auf dem Festplatze eröffnete Dr. Wtß, (in Vertretung des zum Präsidenten erwählten A. Schuma eher) die Feier mit einer kurzen Ansprache, worauf Pastor Scheib die erste deutsche Festrede hielt, ein nach Inhalt, wie Form gleich treffliches Meisterstück der Be redsamkeit. Nach ihm sprachen die Herren Bansant und Ioung in echlischer und Dr. Wiß, in deutscher Rede. Auch „die Väter der Stadt" unter Aegive des Mayor Swan, hatten sich eingefunden und theil ten das Mahl ihrer Deutschen Mitbürger, wobei es nicht an französischem Cham pagner, deutscher Gemütlichkeit, hollän dischem Käse und fraternisirenden Toasten fehlte. Einen Glanz- und Mittelpunkt deS Festes bildete die aus Gyps gegossene Büste des General Steuden, welche aus dem Atelier deS Hrn. A. Hoffman, Nr. 114 Baltimore Straße, hervorgegan gen ist und diesem umsomehr Ehre macht, als die Anfertigung dieses Kunstwerkes durchaus uneigennützigen Motiven ent sprang, und zur Modellirung, zum Guß und zur Ausarbeitung nur der geringe Zeitraum von 6 Tagen verwendet werden konnte. Herr Hoffman betraute deshalb einen seiner tüchtichsten Artisten, Herrn Tobias Kappler, einen geborne» Schweizer, mit der Ausführung, und löste derselbe seine schwierige Aufgabe mit sol cher Meisterschaft, daß wir ihm diese öffent liche Anerkennung vicht Urfey» Unnau