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•V£ I 3 l£ M: I S je •, Die Krau ohne Herz. Skizze von Peter Riedl-Prag. Grau Lohmann hatte eine sonnige Kindheit und Jugend. Von einer früh verwittweten Mutter als einziges Kind abgöttisch geliebt, heirathete sie in idem WirthschaftSvirektor Lohmann den Mann ihrer ersten Liebe. Wohl starb wenige Jahr« ibatauf ihre Mut ter. Aber oft -der Seite ihres treffli chen Gatten, von zwei lieblichen Kin dem umgeben, verwand sie 'bald diesen Schlag, utti mit ahnungsvollem Hoch gefühl sah sie der Stunde entgegen, da sie ihrem theuren Gatten «inen dritten Sprößling schenken sollte. Da geschah es, daß sie eines Tages auf einige Tage aus ein benachbartes Gut zu Besuch fuhr, und als sie zu rückkam, ibo lag ihr schönes Wohn Haus in Asche, und ihr Mann und ihre Kinder warm tobt, grauenvoll in den Flammen mit umgekommen. Sie schrie laut auf in ihrem wilden furcht baren Schmerz, haderte mit Gott und der ganzen Welt, und nur das junge Leben das unter ihrem Herzen pochte, hinderte sie daran, ihr eigenes Dasein selbst wegzuwerfen. Für ihren Geist, der sich umnachten wollte, war es eine Wohlthat, daß sie in eine schwere Fie berkrankheit fiel, die ihr mit der Be sinnung zugleich auch das Gefühl der trennenden Oede und schmerzhaften Verlassenheit benahm. Langsam erholte sie sich und so recht im ersten Hochgefühl wiederge wonnener Gesundheit schenkte sie ei nem Knaben das Leben. Den ganzen reichen Schatz an Liebe, der durch den gräßlichen Tod ihres Gatten und ihrer beiden ersten Kinder frei geworden, hat te sie schon dem neugeborenen Jüngsten zugewendet. Und als sie jetzt das rosige neue Loben glückstrahlend in ih reit Armen hielt, da gelobte sie sich mit feierlichem Eid, dieses Kind nie zu verlassen, so lange auch nur ein Athemzug ihre Brust beleben wird. So wurde Camilla ihr Alles: ihr Leben, ihr Denken und Trachten, ihr Gott und ihre ganze Seligkeit. Sie ganz allein erzog den Knaben. Sie gab ihm Unterricht, und es war merkwürdig, wie sie, die als Mädchen nur mühsam den geringen Anforder ungen einer alten Gouvernante ent sprochen, alle Schwierigkeiten der latev nischen und griechischen Gramatik überwand, wenn sie nur mit ihrem Bubi, wie sie Camilla immer nannte, zusammen studiren konnte. Und er war stolz auf seine schöne junge Mutter, und was er that, that er auch nür mit ihr und für sie. Als er 'das Gymnasium absolvirt hatte, trat «r in die Hochschule. Auch hier begleitete ihn die Mutter zu den Vorlesung«» und holt« ihn Widder ab. Seine Kollegen belächel ten ihn und machten lieblose Bemer hingen. Er stellte st« zur Rede. Den ärgsten Spötter züchtigt« er mit der Waffe in der Hand er hat zu Hause mit seiner Mutter auch Fechtunterricht genommen. Das erwarb ihm die Achtung seiner Kameraden die Sti chtür(ben hörten mit einem Male auf. Aber die freie Lust der Hochschule Hat ihn einmal frisch angeblasen und ihm einen ganz neuen Blick in das Le ben geöffnet. Es genügte ihm nicht mehr, mit seiner Mutter der fleißige Hochschüler zu sein der Mann erwach te in ihm. der Begriff der Freiheit dämmerte ihm aus. Mit bangem Kummer verfolgte die Mutter fein geändertes Wesen, dessen Ursache sie instinktiv errieth, und klammerte sich mit doppelter Liebe an den freiheitskranken Liebling. Eines Tages erhielt Camillo die Einladung zu einem Studentenfest kommers und gab seinen Kameraden auch die Zusage, daß er kommen werde. Beim Mittagessen machte er seiner Mutter die Eröffnung, daß er heute AbeNd auf den Festkommers gehen und erst nach Mitternacht zurückkom men werde. Es war das erste Mal in seinem Leben, daß et einen Abend ohne seine Mutter außer dem Hause zubringen wollte. Frau Lohmann erschrak «bei dieser Nachricht, als hätte isich der Tod bei ihr zum ersten Male angesagt, sie war gerade heute auf strengen Befehl des Arztes zu Bett geblieben. Sie brach in bittere Thril len aus und beschwor Camillo bei al ier Erinnerung an die Liebe, die er ihr sonst erwiesen, heute Abend zu Hause zubleiben. Camillo kämpfte Anfangs einen /schweren Kampf mit seiner Kindeslie ife. Aber endlich faßte er alle seine großen Entschlüsse zu einer genau um 'fchrtd&enen Generalbitte an seine Mut ter zusammen: Mit den zärtlichsten und beredtesten Worten, die ihm zu Gebote standen, bat er sie, ihm von jetzt ab dieselbe Freiheit zu gewähren, die alle feine Kam«raden haben, und verlangte als ersten Beweis dieser ge währten Freiheit den heutigen Abend. Aber seine Mutter wollte davon nichts wissen. Sie schmeichelte, droh te, bat und zürnte in einem Athem, und Camillo hörte staunend der wir belnden Beredtsamkeit seiner Mutter ju. Aber er hatte hiervon nur das Gefühl, als ob man ihm die frische Lust, deren ersten köstlichen Flügel schlag er soeben erst empfunden, wieder entziehen wollte. Nein, er konnte nicht nachgeben. Seine Bitte wurde drin gender, die Weigerung seiner Mutter immer heftiger. Schließlich bat «r nicht mehr, son dern kündigte einfach an, daß er heute Abend fortgehen werde, und schritt, ohne die Drohungen der armen ver zweifelten Frau weiter zu beachten, in sein anstoßendes Zimmer, die Thür hinter sich mit fester Hand zuschlagend. Darauf war seine Mutter nicht vor bereitet. Sprachlos horchte sie einen Augenblick den Schritten Camilla's in seinem Zimmer nach dann vernahm sie nichts mehr. E.ine namenlose Angst überkam sie. Sie sprang aus dem Bette und rüttelte an der Thür sie war von drüben versperrt. Da er innert sie sich, 'daß Camilla's Studier zimmer eine zweite Thür hat, die di reft auf den Gangflur mündet. Wie sie ist, im leichten Nachtgewand und bar fuß eilt sie an diese Thür und pocht und bittet um Einlaß. Eine viertel Stunde später fand sie die Köchin ohnmächtig auf den kalten Steinplatten vor der Thür Camilla's liegen. Als Camillo wieder nach Hause kam, fand er Alles in größter Aus regung. Am Krankenbett seiner Mut ter standen zwei Aerzte. Aus den wirren Phantasien der fieberglühenden Kranken hörte er immer nur seine,. Namen und die furchtbare Anklage, daß er an dem Tode seiner Mutter schuld sei. Und seine herrlichen Zu kunstsplän« verschwanden gräßliches Dunkel umdüsterte seine Seele. Wie verloren hörte er kaum zu, was die Leute um ihn herum sprachen. Nur das Wort ..Muttermörder" tonte wie die Posaune des jüngsten Tages an fein inneres Ohr. Als die beiden Aerzte fortgehen wollten, hielt er sie an und bat um offenen Bescheid über den Zustand sei ner Mutter. Der eine machte ein bedenkliches Ge sicht. „Sie sind der Sohn?" fragte der Andere. „Ja, Herr Professor." „Und Mediziner?" Der Professor fixirte den Frager eine Weile, dann sagte er: „Es ist Gehirnentzündung im höchsten Gra de—" „Also keine Hoffnung" kam es tonlos von Camilla's Lippen. „Das hängt von der Natur der Kranken ab. Jedenfalls ist es gut, wenn Sie aus alle Eventualitäten ge saßt Md." Und sie ließen ihn allem im Vor zimmer zurück. Aber es litt ihn nicht in der Woh nung. „Muttermörder" raunte es ihm in's Ohr und trieb ihn hinaus vor die Stadt. Dort irrt er bis zum hereinbrechenden Dunkel umh«r, Haft« und ziellos. Da kam er an den Strom, der an der Stadt vorbeifließt. Ohne zu wissen, was er that, stieg er das flache Ufer hinab und ging in's Wasser, soweit er konnte. Dann erfaßte ihn die Strömung und zog ihn mit sich fort. „Mutter, ich bleibe doch bei Dir," waren die letzten Worte, die das Was ser gurgelnd seinen Lippen entströmen ließ. Drei Tage später legten sie Mutter und Sohn in ein Grab. Die Leute sagten, di« Mutter hätte ihr Herz ganz dem Sohne geschenkt, di« Beiden hätten mir ein Herz gehabt. Darum konnte auch Eins ohne das Andere nicht leben. Und die alten Weiber behaupten, beim Seziren der Mutter habe man auch wirklich kein Herz vorgefunden, nur der Sohn habe eins gehabt. Ei« Chinese über europüisHe Po» litik Li-Hung-Tfchang. der greise chine sische Vice-König, hat als guter Di plomat die deutsche Regierung und die deutschen Journalisten. die,Vtoie Flie gen einen Honigkuchen, interviewend ihn umschwärmten, versichert, die leb hafte Sympathie, die das^deutsche Volk den Japanern im letzten Kriege gezeigt habe, sei kein Hinderniß für die herz lichste chinesisch-deutsche Entente. Das Bestehen eines geheimen Vertrages mit Rußland bestritt er mit liebenswürdi ger Entschiedenheit, von den Beleidi gungen deutscher Offiziere in China wurde nicht gesprochen, ja, ein neuestes Telegramm meldet sogar, der preußi- „Fortschritt", New Ulm, Minnesota. sche Oberst Liebert werde wahrschein lieh zum Reorganifator der chinesischen Armee ernannt werden und mit einer großen Zahl von Offizieren aller Waf fengattungen nach China gehen. Daß auch das Reich der Mitte sich an die berühmteste Pstanzshule wendet, um seine etwas verwilderte militärische Kultur zu verbessern, klingt durchaus nicht unwahrscheinlich und ist für die altrenommirte Firma „Preußen" ein sehr ehrenvoller Auftrag. Damit dürf te sich aber die Mission des Vice-Kö nigs in Deutschland erschöpft haben, die übrigen „Freundschaftsversicherun gen" gehören in die platonische Cate gory. Die Chinesen taxiren Europas Freundschaft genau so. wie sie's ver dient, und kaum je hat die europäische Politik eine zutreffendere, in ihrer Schlichtheit fast lapidare Beurtheilung erfahren, wie in einer vor nicht langer Zeit veröffentlichten Denkschrift, die der verstorbene chinesische Diplomat Dseng-si-tse, dessen Begabung die von Li-Hung-Tschang noch übertroffen ha ben soll, dem Kaiser von China eilige reicht hat. Im Jahre 1871 hatten die Russen das Jligebiet im Westen Chinas besetzt, unter dem Vorwand, China sei nicht im Stande, die dort seit zehn Jahren sich wiederholenden Aufstände der Dun ganen, Kirgisen und Tarantschi nie derzuwerfen, sie seien aber für die rus sischen Grenzgebiete eine stete Gefahr. Auch als die Aufstände erstickt waren, gab Rußland das Gebiet nicht heraus. Im Jahre 1879 wurde in Hivadia zwischen den beiden Landein ein Ver trag geschlossen, nach welchem Rußland das Gebiet gegen eine Zahlung von 5 Millionen Rubel wieder abtreten sollte, aber nur den kleinsten Theil. Die ganze Strecke im Westen des Flusses Kokossu. im Süden des Berges Usunto und die bei reit Use: des oberen Tekesu fiussjö srllien :hir. verbleiben. Als der Gesandte Chn?g-Hou nach Peking zu cückkehrte, wurde er wegen dieser un günstigen Bedingungen von der Kriegspartei des Anraths beschuldigt und zum Tode verürtheilt. Der Ver trag wurde von der Regierung annul lirt, so daß beinahe ein Krieg mit Rußland ausbrach, dieses schickte be reits eine Flotte nach dem Osten. Da wurde 1880 Tseng-si-tse nach Peters burg gesandt und ihm gelang es im Januar 1881, einen Vertrag zu schlie ßen, nach welchem Rußland gegen eine weitere Entschädigung von 4 Millio nen Rubel das Gebiet im Westen des Flusses Horgos von China zurückgege ben wurde. Der Gesandte Chung Hou wurde dann auf Fürbitte des-ruf fischen Gesandten in Peking, Gordon. begnadigt. Die erwähnte Denkschrift Tseng si-tses bezieht sich aus diese Vertrags Unterhandlungen. ist aber vor der Ab reise des Gesandten nach Petersburg geschrieben worden. Sie untersucht die Situation und nimmt drei Lösungen an: Kriegserklärung an Rußland. Er haltung des status quo und Friedens schluß. Den Gedanken eines Krieges nennt die Denksschrist leichtsinnig und unmöglich, einmal wegen der Terrain schwierigkeiten des streitigen Gebiets und dann wegen der Überlegenheit des russischen Landheeres. „Zu unserer Schwäche im Landheer kommt noch, daß Rußlands Haupt macht im Osten in der Flotte besteht. Der vorstechende Zug der auswärtigen russischen Politik ist die Hinterlist, da her fürchten selbst die mächtigen euro päischen Staaten diese Politik. Ob gleich der Russe auch im Jligebiet Krieg führen wird, so wird er doch noch mit Schiffen kommen und uns von der See, von Osten aus angreifen. Ich sage aber ganz offen, daß wir an der Küste keine genügenden Vertheid» gungsmittel haben. Man wird vielleicht sagen, daß Ruß land uns nicht den Krieg erklären würde, weil die Nihilisten dort sehr stark sind und innere Empörungen Rußland nicht erlauben, äußere Kriege anzufangen. Auch das ist ein thörich ter Gedanke. Wie ich nämlich glaube, rührt die Empörung von der Armuth des Volkes her, und Derer, die kein Vermögen und keine Arbeit haben, sind sehr viele. Der Russe aber will sich immer mit auswärtigen Kriegen be schäftigen denn wenn er Kriege führt, werden alle Elemente der Empörung nach Außen gelenkt. Deshalb hat Rußland besonders die Kunst ausge bildet, mit der Unzufriedenheit im ei genen Lande fremde Länder zu erobern. Diese Thatsache wissen alle Länder in Europa. Wenn Rußland unruhig wird, verstärken immer die europäischen Staaten ihre Grenzen und kein einzi- Imm "$!s Veßlckge gut» ger Mensch in den Nachbarstaaten wird sich Uber innere Unruhen in Rußland freuen, sondern sich immer ängstigen. Wie sollen wir da innere Unruhen in Rußland benutzen? Manche sagen auch so: Andere Staaten in Europa find über Ruß lands Uebermuth sehr unwillig des halb können wir uns mit anderen Staaten verbinden und an Rußland den Krieg erklären. Die Verbindung mit europäischen Staaten ist jedoch für uns nicht günstig, weil diese Staaten nicht an wahre Freundschaft und Tu gend, sondern nur an ihren Vortheil denken. Ich will dafür ein Beispiel geben: Vor drei Jahren (1878) fand ein Krieg zwischen Rußland und der Türkei statt. England stand der Tür kei bei, und schließlich machte der Bcr liner Congreß dem Kriege ein Ende. Englands Ruf ist weit und breit be kannt, aber der englische Beistand kam nicht aus Freundschaft und Tugend, sondern aus Eigennutz. Denn die ruf fischen Truppen hatten noch nicht die türkischen Grenzen überschritten, da mußte die Türkei eine Insel (Cypern) an England abtreten. Das ist ein gu tes Beispiel, daß die Europäer keine Tugend kennen. Europas Freund schast ist so beschaffen, daß sie äußerlich ganz freundlich sind, aber innerlich ein ander hassen. Gleichwohl werden sich die Europäer gegen uns im Osten eng verbinden, damit 'sie alle gleichen Vor theil von uns erlangen. Und wenn Rußland gegen uns Krieg führen wür de, würde fein Staat gemäß dem Völ kerrecht uns Truppen zu Hülfe schi cken." Die Denkschrift trat deshalb für die Schließung eines ehrenvollen Friedens ein, der dann auch, dank der Geschick lichkeit des chinesischen Unterhändlers, geschlossen wurde. Das Schriftstück ist aber auch heute noch ein werthvoller Beitrag zur Beurtheilung der chinesi schen Politik. Wenn wirklich ein Ein verständniß zwischen Rußland und China besteht, so ist der Haß gegen Japan sein Vater. Lange wird es nicht bauern, denn zu schroff stehen sich die Interessen beiber Länber gegen über. Aus ber Denkschrift können aber auch bie anderen europäischen Staaten lernen, wie kühl man in Chi na bte europäische Freundschaft beur teilt. vtitmfffltite Ballonfahrt. Wie aus Wien berichtet wird, wurde vom Kommandanten der aeronauti schen Abtheilung, Hauptmann Trieb, und dem Oberlieutenant Kaztninsky eine äußerst interessante Ballonfahrt mit einem neuen, vollständig kugelför migen Ballon unternommen, wobei die Offiziere eine Fülle wissenschaftlicher Beobachtungen zu verzeichnen hatten. Im Ganzen verblieben die Luftschis ser durch vier Stunden in einer Höhe von 6500 bis 7000 Fuß, ohne daß sie vom Ballast Gebrauch machen muß ten der Ballon befand sich vollkommen im Gleichgewicht. Während dieser Zeit boten sich den beiden Offizieren interessante Ausblicke auf die unter ih nen hinziehenden schweren Wolkenpar tien. Sie gewannen b:e Überzeugung, daß sich ein Gewitter vorbereite, das sich auch tatsächlich am Abend mit fürchterlicher Heftigkeit entlud. Das Schattenbilb des Ballons, umgeben von den Regenbogenfarben, zeigte sich oftmals unter oder vor dem Ballon. Ferner beobachteten die Offiziere eine Erscheinung, die auf die Luftwogen theorie schließen läßt und vor jedem Gewitterausbruche charakteristisch sein dürfte. Der Ballon schwebte noch im nter 6500 Fuß hoch, während die Wol ken in einer Höhe von 2500 Fuß lagen da erhob sich einige Male auf kurze Strecken plötzlich ans einer der dichten Wolkenpartien wie eine Sturzwelle ei ne einzige massive Wolke vor dem Bai Ion, stürzte sodann wieder in die Tie se zurück und theilte sich, wobei ein Theil der Wolken niedersank, während die andere Partie in senkrechter Rich tung über den Ballon hinwegjagte. Dann wieber würbe ber Ballon von einer solchen Wolke völlig eingehüllt, verblieb in ihr einige Minuten, wäh renb bie Wolken sich entweber über ben Ballon erlhoben ober gleich nach kurzer Zeit sich in die Tiefe senkten. Obwohl diese Beachtung schon bei früheren Luftfahrten gemacht würben, traten sie bisher nie so charakteristisch hervor. Währenb bes Aufenthaltes in ben Lüf ten hatten bie beiden Offiziere unter ben stechenben Sonnenstrahlen, betten sie bitrch volle sieben Stunden ausge setzt waren, stark zu leiben, unb sie füihlten auch nach ber Lanbung im Ge nick, in ben Ohren unb Wangen hefti ge Schmerzen. Nach siebenftünbiger Fahrt würbe aus einer Besitzung bes Fürsten Estechazy in Fökb-Sziget in ber Nähe ber Eisenbahnstation Csorna gelanbet. Die Lanbung wurde nach ber neuen Methobe burchgesührt, bte bei der österreichischen Lustschisserab theilung schon seit einiger Zeit ange wenbet wirb. Ein Anker wirb gar nicht mehr mitgenommen, es gelangt nur die Schleifleine und bie „Zerreiß vorrichtung" bes Ballons zur Verwen bung. Sobalb ber Korb bte Erbe be rührt, öffnet sich bte Zerreißvorrich tung, und ber Ballon entleert sich in einigen Sekunben. Durch biefe neue Methobe erscheinen bie Gefahren bei ber Landung, wie sie früher bei An wendung des Ankers häufig vorkamen, beseitigt. Rahungs«,ittelsälschung. Die jüngste Gesetzgebung von Con necticut 'nahm ein Gesetz an. welches den Verkauf oder das Ausbieten zum Verkauf von gefälschten oder im Sinne des Gesetzes als gefälscht bezeichneten Nahrungsmitteln mit Geldstrafen bis zu $500 oder Einsperrung bis zu ei nem Jochre bedroht, vorausgesetzt, daß der Händler von dem wahren Charak tet seiner Maare Kenntnis* hat. Zu gleich wurde die Summe von $2500 ausgeworfen, für eine Reihe von Un tersuchungen gebräuchlicher Nahrungs mittel von Seiten der Ackerbau-Ver suchsstation von Connecticut. Diese Summe fand ihre richtige Verwen dung. Beamte der Versuchsstation besuchten 40 Städte und Ortschaften "des Staates und erstanden 848 Pro ben von Nahrungsmitteln, die häufig gefälscht werden. Die Proben tout den untersucht, und dieser Tage wurde das Ergebniß bekannt gemacht. Ahornzucker, Zucker, Syrup, Zellen Honig und Käse wurden für rein be funden. Von 61 Proben Ahornsyrup erwiesen sich 48 als rein, 5 als „zwei felhaft" und 8 als verfälscht (Trau benzucker) 5 der 48 Proben ausgelas senen Honigs wurden als verfälscht erkannt, desgleichen 43 der 118 Proben von Schmalz, 32 der 102 Proben von Pfeffer, 69 der 122 Proben von Kaf fee, 12 der 105 Proben von Milch, und 31 der 103 Proben von Brause pulver, am schlimmsten aber war es mit dem Senf bestellt. Von den 69 eingesammelten Senfproben erwiesen sich nur 15 als reiner Senf. 54 Pro ben waren verfälscht. Von den Ge sammtproben wurden 67.2 Prozent als rein, 2.9 Prozent als „zweifelhaft" und 29.9 Prozent als gefälscht im Sinne des Gesetzes befunden. Der Bericht enthält noch einige in teressante Angaben. So wird darin der Gesammtverbrauch von Pfeffer in Connecticut auf £00,000 Pfund das Jcchr geschätzt und dessen Werth im Großhandel auf rund $8,000, wäh rend er im Kleinverkauf $56,000 bringt —ein schöner Prosit. Der ge mahlene Pfeffer wird für das meist verfälschte Nahrungsmittel erklärt und enthält fast immer einen Zusatz von ir gend welchen gemahlenen Getreidekör nern, von Nußschalen, Sägespähnen u. s. w. Dem Senf wird, um ihn schwe rer zu machen, Mchl, Gips, Porzellan erde u. f. w. zugesetzt. Kaffee erhält Zusätze von Cichorie, Gerste u. andern Getreibearten, Erbsen, Bohnen, Rü ben, Eicheln, Feigen u. s. w. Schweine schmalz wirb mit billigeren Fettarten, Baumwollsamenöl, Stearin u. s. w. versetzt. "Giftige Zuthaten würben_ aber in ben untersuchten Proben nicht gefun den u. überhaupt zeigte sich bte Nah rungsmittelfälschung als ziemlich harmlos und längst nicht so bebeutend als man erwartet hatte unb zumeist annimmt. Aslen'S «.»nchester Das Manchester bes fernen Orients ist jetzt Osaka geworden. Osaka ist die größte Handelsstadt Japan's. Es besitzt 500,000 Einwohner. Es giebt in Osaka eine Menge Fabriken mit ei nem Kapital von 50,000 Aen, (Dol lars), 30 mchr als 100,000 Yen und 4 mit mehr als 1,000,000 Uen. Eine be sitzt sogar ein Kapital von 2,000,000 Yen. Die Fabriken Osaka's fabrizi reit Seiden-,Woll-, Baumwoll,- Hanf und Jute-Waaren, Teppiche, Streich Hölzer, Papier, Glas, Ziegel, Cement, Metallwaaren, Seife, Bürsten, Käm m« etc. Der Unternehmungsgeist der Japaner hat es in Osaka nicht nur dem der alten Welt gleichgetan, son denf ihn theilweife übertroffen. Das Kapital der Baumwoll-Spinnereien Osaka's beträgt allein 9,000,000 Uen. Sie besitzen die allerneuesten Maschi nen, sind elektrisch beleuchtet und be finden sich ausschließlich unter japani scher Leitung. Sämmtliche Fabriken zahlen eine hohe Dividende, einige 18 Prozent. Int Jahre 1894 wurde Japan für 19,000 Yen rohe Baum wolle eingeführt. Davon kamen auf Osaka für 15,000,000 Yen. Namen-. tlich die Teppichfabrikation blüht in der großen japanischen Fabrikstadt. Axminster, britische und persische Tep piche werden bis zur Vollendung fabri zirt und gehen in großen Mengen schon nach Amerika, Europa und Australien. Jetzt will Japan auch wollene Teppiche anfertigen. Dabei ist Eines zu be merken. In Japan gedeiht das Schaf seltsamer Weise nicht. Japan wird daher stets seine Wolle importiren müssen. Alle Versuche, das Schaf in Japan zu akklimatisiren, sind geschei tert. Wahrscheinlich können die Scha se das japanische Gras nicht verdauen. Die importirten Schafe sterben schnell. Aber selbst toe^n andere Gräserarten gesäet würden, so mochte es in Japan an dem nöthigen Weidelands fehlen. Um eine Bevolkeung von 42,000,000 Seelen zu erhalten, muß fast der ge sammle Böden dem Ackerbau dienen. Australien wird deshalb die meiste Wolle liefern müssen. Für die Romantik, wie sie in den Schweizer Bergen zu Hause ist, haben die prosaisch angehauchten Be Horden aus Ellis Island bei New Uork keinen Sinn, sonst hatten sie einer interessanten Durchbrennerei wohl weniger Schwierigkeiten in den Weg gelegt. Die Geschichte beginnt in einer Schweizer Ortschaft und en digt vorläufig auf Ellis Island. Es handelt sich um eine junge hübsche Frau, die ihren Gatten betrogen und von diesem an den Mann ihrer Liebe, laut einem schriftlichen Kontrakt, abge treten wurde. Die Schweizerin heißt Pauline Reitet, erfreute sich eines gu ten Mannes und besaß ein herziges, kleines Baby. Sie machte die Be kanntschaft des in Bern ansässig gewe senen Künstlers Moene-Dido-Girand, des Sohnes eines Consuls, den seine Künstlerstudien wohl nach dem einsa men Berge gebracht haben, auf dem Pauline Kühe melkte und ihr Baby großzog. Bald kam es zwischen dem Maler und Pauline zu einer ernsten Liebelei, welcher ihr Gatte Carl aus die Spur kam. Der Betrogene fluch te, was das Zeug hielt, ob seiner Ent deckung, schließlich kam er indessen zu dem heroischen Entschlüsse, die Uttge treue an ihren Liebhaber abzutreten, was denn auch in einem schriftlichen Kontrakt geschah. Unmittelbar da rauf kam Girand nach New Jork. Vergangene Woche traf auch Pauline in New Uork ein und wurde vor den „Board of Special Inquire" gebracht. Girand erklärte den Behörden, er wol le die Frau unter seinen Schutz neh men. Man schenkte seinen Angaben keinen rechten Glauben, und der Board gelangte zu der Ansicht, daß Pauline möglicherweise zu unmorali schen Zwecken hierher gebracht worden sei und dem Gemeinwesen zur Last sal len könne,- sie sei daher nach den Schweizer Bergen zurückzuschicken. Nun appellirte Girand an den Schwei zer Consul, und dieser erwirkte eine Wiedererwägung des Falles. So weit steht die Sache jetzt. Pauline befindet sich als Gefangene auf der Einwände rer-Jnsel. Ein Beispiel von Rattenschlau heit wissen österreichische Blätter aus Znitt zu erzählen. In der Scheune des Hauptlehrers M. zu I. brütete ei ne Henne, alle Zudrtngltnge von au ßerhalb mit dem Schnabel abwehrend. Den nebenan im Holzstalle nisteten Ratten gelüstetete aber nach dem In halte des Nestes, und da sie anders nicht dazu gelangen konnten, griffen sie bas Nest von unten an. Zu btesem Zwecke würbe in bem Stroh ein schräg auswärts sührenber Gang gemacht, ber in bas Nest münbete. Mit leich ter Mühe wurde nun ein Ei nach dem andern in den Gang gezogen und wei ter befördert. Es galt alsdann aber noch, sie über einen im Stalle be findlichen Gang zu schaffen. Aber auch hier wußten sich die Thiere zu helfen. Sie schlangen ihren Schwanz um das Ei, bewegten sich, aus den Hinterbei nen sitzend, vorwärts in aufrechter Stellung und zogen das umschlungene Ei nach, bis sie es an Ort und Stelle hatten. Mißverstanden. Gast: „Ge ben Sie mir schnell ein Stehseidel." Frau Wirthin: „Hier, bitte!" Gast: „Zum Donnerwetter, das Bier kann man ja gar nicht trinken!" Frau Wirthin: „Ja. habn's denn kein Steh seidel verlangt? Unb dös Bier steht seit gestern Abend!" ch a a- r. „Warum lassen Sie den Kas senschlüssel zu Hause liegen?" —'„Ich habe gemerkt, daß meine Frau mit dem Buchhalter durchbrennen will."