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Des Geniestreich. Kuä dcm Englischen von H. , Ti e x 1 i n g (l'uuibcun). John Jüarper, William Lighstone und Russell hatten sich als echte Lon lo-.ux Wellftadtstinder im Jahre 1& als taurn zwanzigiührige KommiS zu einem rentableren Betriebe associirt. als eS daZ Tütcndrehcn und Zucker.. Pfeffer und HerinMcrkaufen war. und betrieben das Schlittenfahren , na mcntlich gegen deutsche und französische Fabrikanten, daß es eine Freude war. zu sehen, wie die vertrauensseligen Lie feranten auf den Leim gingen. Vorstchtia mit kleinen Bestellungen, die sogleich baar bezahlt wurden, fing die Firma Karper und vighstone an. dann kamen größere Bestellungen gegen TreimonatS AccepteS. Die Firma Russell, die Karper und Lighstone als Referenz aufgaben, gab die beruhigend sten Auskünfte. Und waren die deut schen Firmen durch drei oder vierma lige prompte Berichtigung vertrauend selig gemacht, so folgte ein großer Auf trag, nach dessen Effektuirung die be treffende Fabrik weder von Karper und Lighstone noch von Ruffell mehr etwas erfahren konnte. Beide Flrmen waren wie vom Erdboden verschwunden und die Recherchen, welche die Betrogenen einleiten ließen, führten zu dem wenig erbaulichen Resultat, daß das ganze Geschäftshaus von Karper und Llgh. stone aus einem winzigen Bureau be stand, in dem sich einer der Theilneh mer während der Bureaustunden auf gehalten hatte, um die einlaufenden Briefe entgegenzunehmen. Tie Firma Ruffell aber war überhaupt fingirt, jedenfalls in der klugen Berechnung, daß Ausländer sie leicht mit der Welt bekannten Firma JameS Russell der wechseln würden. Dutzende von festländischen Fabriken waren auf diese Weise von den gewich sten Geschäftsleuten hineingelegt wor den. Die erhaltenden Waaren wurden zu Schleuderpreisen schnell umgesetzt, und nach noch nicht vierjähriger Thä tigkeit konnte das Kleeblatt auf einen Reingewinn von etwa 7000 Pfund oder $35,000 blicken. Zugleich aber wurde ihnen der Londoner Boden etwas zu heiß unter den Füßen. Tenil eine deut sche Zeitung hatte über das Schlitten fahren", aus dem nicht nur die drei Kompagnons, sondern außer ihnen noch verschiedene Hunderte ebenso gewagter Ehrenmänner ein lukratives Geschäft zu machen gewußt, einen solchen Spek takcl erhoben, daß nicht nur die eng lisch Presse, sondern auch die Polizei davon Notiz nehmen mußte und den Schlittenfahrern auf die Finger zu sehen begann. Niemand kommt gern mit der Polizei in Konflikt. Darum beschlossen die drei Jünglinge, vorläufig ihr Geschäft auf zugeben und sich nach einem anderen Erwerbszweig umzusehen, da die Rente von 535,000 zum Privatisiren für drei an ein ziemlich luxuriöses Leben ge wöhnte Leute denn doch nicht hinreichte. Nach langen Berathungen kamen sie Uberein, nach Amerika überzusiedeln, um sich dort selbst durch einen einzigen Geniestreich auf einmal so viel zu er werben, daß alle drei zu leben hätten. Eines schönen Tages landeten in New York drei junge Engländer. Sie hatten die Ueberfahrt erster Kajüte ge macht und waren schon auf dem Schiffe allgemein aufgefallen. Denn alle drei waren von der Natur mit einem Ueber fluß bedacht, den sie offenbar nicht gern trugen. Sie hatten alle drei auf dem Rücken einen recht ansehnlichen Höcker, der alle Kunst des Schneiders nicht zu verdecken vermochte. In der Weltstadt verloren sie sich und tauchten nur einzeln wieder auf. Der eine, John Smith, mit vorzüglichen Empfehlungsschreiben aus London ver sehen, wußte bald seinen Eintritt als Volontär in ein bedeutendes Bankge schäft zu ermöglichen, die beiden ande ren trieben Spekulationen in Getreide, Baumwolle. Kaffee und sonstiger han delsfähiger Waare. John Smith hatte sich bald durch seine Umsicht das Zutrauen seiner,Ehefs erworben. James Knight und Marvell Moore galten an der Börse als zwar kleine, aber vorsichtige und reelle Leute, mit denen man unbedenklich Geschäfte machen könne. Nach Halbjahresfrist führte Smith seine Landsleute in sei nein Bankhause ein und diese hinter legten ein offenes Depot von 30.000 Dollars und traten mit dem Geschäft in Wechselvcrkehr. Mehr als zwei Jahre waren seitdem verflossen und John Smith hatte in seinem Bankhause eine Vertrauensstel lung errungen. Tie Herren Knight und Moore aber hatten durch die prompte Erledigung ihrer Verpflicht tungen so sehr das Zutrauen des Ban kiers gewonnen, daß fünf bis sechs Banken der Nachbarstüdte. die mit den Prinzipalen Smiths in Wechselverkehr standen, unbedenklich und ohne jede nähere Prüfung jede Summe auszahl ten, sobald einer der beiden Buckligen an ihrer Kasse erschien und einen auf das Bankhaus Liman gezogenen Wech sel präsentirte. Wurden sie einmal stutzig und fragten per Telephon oder Telegraph bei Liman und Co. an, so gab Herr Smith die beruhigendste AuS kunft, und prompt waren auch Knight und Moore bei der Hand, am Tage dcS Verfalls ihre Verbindlichkeiten zu begleichen. Knight und Moore waren Ehrenmänner, denen gegenüber eine blinde Vertrauensseligkeit Platz griff. Eine? TsgeS die Prinzipale deS HaufeS Liman waren gerade auf einer Badereise begriffen und Smith führte die Prokura forderten die Herren Knight und Moore ihr ganzes Depot zurück, weil sie gerade gegen Baar Zahlung eine höchst einträgliche Terrain spekulation machen tonnten. Der Kassirer deS Geschäfts war un schlüssig, ob er dem Perlangen so schlankweg nachgeben sollte. Doch der Prokurist wußte ihn zu beruhigen. Er vergewisserte sich telephonisch bei den Kartellbanken deS Geschäfts, daß die Bank aus der Geschäftsverbindung mit Knight und Moore keine laufenden Verbindlichkeiten hatte, und theilte ihnen zugleich mit. daß letztere ihr Depot zurückgezogen hätten. Der Kassirer hatte nach diesen Vor sichtsmaßregeln keinen Grund, mit der Auszahlung zurückzuhalten, und legte Herrn Knight die 30.000 Tollars bei Heller und Pfennig aufS Brett. Anderen Tages kam Herr Smith nicht ins Geschäft. Er war spurlos verschwunden und mit ihm die Herren Knight und Moore. Zugleich aber kam eine Hiobspost nach der anderen. Wohin sich die gcängstigten Angestellten auch wandten, erhielten sie die Nachricht, daß gestern, also am Tage, wo sie ihr Depot zurückgezogen hatten, die Herren Knight und Moore noch Wechsel in bedeutender Höhe auf Liman u. Co. untergebracht hatten; im Ganzen für 400.000 Tollars. Die Bank war einem ungeheuren Betrug zum Opfer gefallen und die Betrüger waren, das stand fest, die drei Höckerigen. Herr John Smith, der Prokurist des Geschäfts, und die beiden Ehrenmänner James Knight und Mar cel Moore. Ein Glück nur. daß die Diebe von der Natur so deutlich gekennzeichnet waren, daß sie den spähenden Augen der Polizei kaum entgehen konnten. Der Telegraph spielte nach allen Wind richtungen. Offizielle und Privat detektivs überwachten jeden Eisenbahn zug, jedes abgehende Schiff: die ganze Stadt wurde nach ihnen, durchsucht. Vergebens, man fand keine Spur von ihnen. Es war als hätte sie der Erd boden verschlungen. DaS Haus Liman und Co. wankte und hätte falliri. wenn nicht befreun bete Banken ihm hilfreich beigesprungcn wären. Vier Wochen waren ins Land qegan gen und bie Firma Liman hatte bie Belohnung für bie Entdeckung der Be trüger von 10.000 auf 20,"0 und zu letzt auf 25,000 Dollars erhöht, aber noch immer hatte sich niemand qefun- den, der sie sich verdient hätte. Da mel dete sich ein arbeitsloser Journalist. Samuel Reither. bei den Chefs und bot ihnen seine Dienste an. Er hatte zwar noch niemals Detektivbienste ge leistet, traute sich aber den nöthigen Scharfsinn zu, den Detektiv zu spielen, und rechnete schließlich, daß es immer hin besser sei, sich auch einmal in diesem Genre der Beschäftigung zu versuchen, als zu verhungern. Die Herren Liman schenkten ihm wenig Zutrauen, kamen aber schließlich doch mit ihm überein, es mit ihm zu der suchen, und gaben ihm einen Vorschuß von fünfzig Tollars. Reither fing an zu arbeiten. Tas erste, was ihm auffiel, war. baß bie Diebe ihre ganze Garderobe zurück- gelassen hatten. Insonderheit fehlte kein Stück von Anzügen, welche die Angestellten der Bank an Smith bemerkt hatten. Er mußte sich also für die Flucht völlig neu gekleidet haben. Reither musterte Stück für Stück der Kleidungen durch. Plötzlich stutzte er. Er hatte einen unschein baren, aber werthvollen Fund gemacht: eine Weste, welche die charakteristische Ausbuchtung im Rücken der anderen nicht zeigte. Wenn Smith biese Weste jemals getragen hatte, dann konnte er nicht höckerig sein. Tann waren viel leicht die Höcker aller drei Tiebe nur eine von langer and vorbereitete Simulation zur besseren Ausführung ihres Gaunerstreichs. Tann war das auffallendste Erkennungszeichen ihr:s ignalements nur eine Falle, in welche sie die Polizei gelockt. Weiter fand Reither nichts als eine weibliche Photographie. Er nahm Weste und Photographie mit sich. Letztere hatte er bald als die einer Tingel tangelsängerin eruiert. Doch hatte man in dem Lokal, wo sie aufgetreten war, niemals einen Buckligen gesehen, wie er Smith beschrieb, und die Sängerin selbst konnte er nicht befragen. Sie hatte am 10. Oktober die Stadt ver lassen, unbekannt wohin! Der 16. Oktober war der Tag. an dem der Gaunerstreich ausgeführt wurde! Sollte Smith sich der Sängerin ohne Höcker genähert haben? Eine solche Zuthat ist nicht geeignet, Liebe zu erwecken! Sollte er sie als Reise begleiten mit auf die Flucht genommen haben? Ein Königreich für eine Photographie Smiths. Ach ja. eine Photographie! Dazu, sich abkonterfeien zu lassen, waren die Gauner doch zu schlau gewesen. Reither durchforschte alle photographischen Ate liers. ließ sich die Photographien aller Buckligen zeigen, die im Laufe der letzten vier Jahre angefertigt wurden, doch keines der Bilder wollte auf bie : Beschreibung nur eines der drei Diebe passen. Schon wollte er verzweifeln, auf diesem Wege vorwärts zu kommen, da griff der Zufall helfend ein. Als Reither eines Morgens bei Herrn Liman vorsprechen wollte, und im Schalterraum der Bank wartete, kam ein Kassendote. der ebenfalls nicht sofort bedient wurde. Reither sah. wie der Mann ihn fixirte. ihm gerade gegen über Stellung nahm, in die Westen tasche griff und dann mit einem Lächeln der Befriedigung abwandte. Zugleich fiel Reilher die Kravattennabel bes Mannes auf. Wie ein Blitz burchschoß es sein Gehirn: Der Mann trügt einen photographischcn Taschenapparat bei sich! Er nahm ihn inS Gebet unb nach anfänglichem Leugnen gcstanb eS ber Mann ein. Haben Sie hier schon mehr Auf nahmen gemacht?" O ja. so ziemlich bas ganze Per sonal." .Kann ich bie Aufnahmen sehen?" Recht gern." Reither ging sofort mit in bie Woh nung bes Mannes und bald hatte er bie gesuchte Photographie, mit bem Höcker zwar, unretouchirt und dilettan tenhaft aufgenommen. Doch er hatte sie und nach zwei Tagen besaß er, von der Hand des tüchtigsten Photographen der Stadt ausgeführt, die Kopfphoto graphie John Smiths, und ging mit ihr ausgerüstet auf weitere Recherchen in die Singspielhalle, aus der die unter Smiths Effekten gefundene weibliche Photographie stammte. Bald hatte er sich an eine frühere Freundin der abgereisten Sängerin angefreundet und wußte ihr beim Wein wie zufällig die Photographie Smiths zu zeigen. Ach. wo haben Sie die Phologra phie Harry Jebsons her? Mit dem hat ja Elli ihre Reise nach dem Süden an getreten." Er ist ein Freund von mir. Wissen Sie. wo er sich jetzt mit Elli aufhält?" Sie mußte es nicht. Doch hatte Elli versprochen, ihr zu schreiben. Es galt also zu warten. Und Elli schrieb. Tag für Tag besuchte Reither seine Freun bin in der Singspielhalle, bis sie ihm eines Tages triumphirend einen Brief entgegenhielt, in dem Elli ihrer Freun din von Zürich aus mittheilte, daß sie, entgegen der früheren Avncht, nur einen kurzen Abstecher nach Süden zu machen, mit Jebson schon zwei Tage nach der Abreise von New Jork sich von einem südlichen Hafen aus zu einer Eu ropareise eingeschifft haben und von Lissabon aus durch Portugal, Spanien und Frankreich nach der Schweiz gereist sei und vorläufig in Zürich bleiben werde, wo Jebson auf drei Monate eine hübsche Villa am See gemiethet habe Sie habe den Himmel auf Erden. Nur thue ihr weh, daß Harry ihr das Wort abgenommen habe, jeden Verkehr mit Amerika abzubrechen, weshalb sie diesen Brief hinter seinem Rücken schreibe und ihre Freundin bitte, ihn ja nicht zu er widern. Reither mußte sich Gewalt anthun. sich nicht zu verrathen. Er schmeichelte dem Madchen den Brief ab und erstat tete am andern Morgen seinen Auf traggebern Bericht über den vollen Er folg seiner Mission. Andern Tages schon schwamm er mit einem mit den nöthigen Vollmachten versehenen Privatdetektiv auf dem Was ser nach Calais. Nach elf Tagen waren sie in Zürich und erwirkten die Verhaf tung von Mac Jebson und Frau, unter deren Papieren auch die Adressen feiner beiden Compagnons gefunden wurden, welche die Früchte ihres Raubes in Pa- ris verzehrten. Nach weiteren vier Ta gen war auch deren Verhaftung, sowie die Beschlagnahme von über 2 Millio- nen Francs erwirkt, die für die drei Complicen auf der Französischen Bank lagen. Nachdem die Auslieferungsformali täten beendet waren, betraten die Herren John Karper, William Lighstone und Walther Russell, alias John Smith. James Knight, und Marcel Moore, alias Harry Jebson, Ebwarb Hobkitts unb Charles Jesserfon zum zweiten Male ben Boben New)orks, zwar ohne Höcker, bafür aber in ber Aufsehen er regenben Begleitung Samuel Reithers unb breier Detektivs. Der Gerichtshof erkannte ben brci Gaunern für ihren Geniestreich je acht Jahre Zwangsarbeit zu, wo sie hin länglich Zeit haben, neue Geniestreiche auszusinncn. Haus Liman und Co. erhielt, da die Kosten für die Auslieferung und Ver- Handlung durch das anberweitige Ver mögen ber Verbrecher mehr als gebeckt waren, ihren vollen Schaden nebst Zin sen ersetzt, und Samuel Reither strich schmunzelnd die verdienten 23.000 Dol lars Belohnung ein. Er ist heute einer der bekanntesten Privat-Tetektivs in New York. Die einzige, die leer ausging. , war Miß Elli. Und sie war wenigstens ko stenlos nach New York zurückbefördert worden. Sie ging wieder ans Theater chantant zurück unb träumt vielleicht ab unb zu noch von ihrer Europareise. Die Rüchenprobc. Humoreske von Fritz Eusebius. In ber Füselierkaserne drohte Re- bellion auszubrechen. Kein Zweifel. es ging in den weiten, hallenden Räu men ein finsterer, düsterer Geist umher, stumm, lautlos, schleichend aber um so unheimlicher. Es brannte irgendwo im Verborgenen, hier und dort züngel ten sogar Flammen und Flämmchen empor in Gestalt von Kernflüchcn und allerlei Ausbrüchen eines unheimlichen Galgenhumors. Standen doch die heiligsten Interessen der Menschheit auf dem Spiele: baS Mittagessen wurde täglich schlechter! Der Vater der dritten Kompagnie. Hauptmann Curt von Steinhaufen, mar seit drei Wochen auf ber Hoch zeitsreise, und darum geschah die täg liche Inspektion der Küche und die da mit verbundene Kostprobe" vertre tungsweise von verschiedenen dazu kommandirten jüngeren 'Leutnants. Der Feldwebel war gewöhnlich dabei, wagte aber natürlich keinen Ein spruch. wenn die Herren die Mahlzeit famos" fanden. Tie Fleischrationen hatten auch kaum an Gewicht einge vuizl. seit der ater der Kompagnie die Honigwochen genoß, aber die Brühe ward täglich kraftloser. d,e Klöße bt hielten zwar bie Größe einer anftänbi gen Kanonenkugel, waren aber auch ebenso lebensgefährlich, und baS Lin fengcricht war so fabe, baß Esau schwer lich sein Erstgeburtsrecht barum gegeben hatte. Was 'Wunder, wenn ber Hu mor schwanb, unb bie Stimmung eine schlechte wurde k WaZ wollt Ihr mir geben, wenn ich Euch besseres Futter verschaffe Allen?" fragte Claus Steffen die Kameraden Abends nach dem Putzen. indem er den Schemel vom Spind herabhod, um sich zu den Kameraden an den großen Tisch zu setzen. Claus Steffen ist ein Sohn der Marsch und empfindet das Leid der Anderen wie fein eigenes. Tenn er selbst hat noch niemals Noth gelitten, bas knappe Kasernenfpinb kann lspeck und Schin ken nicht fassen, die er von daheim et hält. Neulich, bei einer Geburtstags sendung, war sogar ein Goldstück in der Butter versteckt gewesen. ClauS Steffen sagte geheimnißvoll: Ich werbe der Sache ein Enbe machen es soll wieder werden wie's früher war. Jyr out eyen!" Es war wohl kein Einziger von Allen, der ClauS Steffen Glauben chenkte, obgleich er kein Windmacher war. Aber warum sollte man ihn nicht gewähren lassen? Er war ein Schlaukopf und mochte sein Heil der suchen. Anberen Tages faß man im Offi zierskasino gemüthlich unb zahlreicher als gewöhnlich beim Frühschoppen. Die weitläufigen, fast großartigen Räume erschienen heute fast noch komfortabler, nobler, behaglicher als sonst. Von bem mächtigen grünen Kachelofen strömte eine intensive Wärme aus, ge mildert burch !ein als Ofenschirm die nendes eichenes Schild, die bei dem feuchtkühlcn Herbstmetter dankbar wie der Frühlingssonnenschein empfunben würbe. Die Lust war rein, aber kräftig gewürzt burch ben aromatischen Duft einiger . echten Importen, und das Kulmbacher, das durch die Ordonnan zen von dcm mit kolossalen Humpen verzierten Büffet pünktlich zugereicht wurde, zeigte durch die Glaswände hin durch edle Kohlensäureperlen und oben drauf den erwünschten ..Milchschaum" Dazu gewährte die offenstehende Thür des onversahons'Zimmers den Aus blick in den Speisesaal, woselbst eine gedeckte Tasel heute, zn Ehren eines militärischen Gastes, doppelt mit toa? pengeschmückten Silber- und Krystall schätzen besetzt war. Das Gespräch erhob sich nicht viel über das Niveau des Alltäglichen und streifte auch den Klatsch. Dafür wurde den Zeitungen und Journalen einge hcnderes Interesse zugewandt, beson dcrs den illustrirten. Dennoch ließ sich aUmahIlg ein Gähnen hören, erst ein zeln. dann ansteckend wie Langeweile und Influenza allezeit. Wann kommt Steinhaufen zurück?" versuchte ein jüngerer Kapitän das all gemeine Interesse wachzurufen. Hat er um Nachurlaub nachgesucht?" wandte er sich an den die Kompagnie fuhrenden Oberleutnant. Daß ich nicht wüßte," erwiderte Oberleutnant Petrich, mir absolut nichts bekannt!" Hochzeitsreise himmlisches Ver- gnügen!" ließ stch Leutnant Wulfshagen vernehmen, der gleichfalls bei der drit ten Kompagnie stand und der Leichtfuß des Regiments war. Er erfand Cotil lontouren, hatte Schulden, bie sein Vater bis jetzt bezahlt hatte, und braute, trotz seiner 21 Jahre, die beste Bowlen. Die ihn aber genau kannten, ahnten den Streber in ihm. Ich glaube, ich würde gar nicht wiederkommen, von der Hochzeitsreise nämlich," setzte er schwärmerisch hinzu. Unsinn, diese Hochzeitsreise, fade, langweilig, besonders bei schlechtem Weiter, was allemal ist!" kopfschüüclte ein älterer Hauptmann; nur für die Grünschnäbel! Ich bin Praktikus, ba ich zwei gemacht. Die britte aber werde ich nicht machen, selbst wenn ich " Die Beichte wurde plötzlich unter brachen durch den Bataillonskomman- deur, der den Gast einführte. Oberst von Berndt hatte einst im Regiment gestanden und kam, die Kaineraden auf der Durchreise nach seinem neuen Be- stimmungsorte wiederzusehen. Die Unterhaltung wurde nun inhaltreicher und ernster und streifte selbst einige militäri che Wissenschaften: Politik blieb ausgeschlossen. Selbst Graf Wulfs hagen wußte zu reden, bis er plötzlich die Uhr hervorzog und sich beurlaubte zum Dienst, trotzdem die Ordonnanzen eben den Sekt zu Ehren des Gastes in die Eisbehälter stellten. Sein Weg ging direkt in die Kaserne zur Küchenprobe. Und der Leutnant eilte, den Küchen dienst möglichst schnell abzuthun. Bald! stand er in dem weiten, hallenden Raum I der Kasernenküchk. in der eS etwa; ameisenhaufenartig zuging, emsig, or deutlich, nur nicht ganz lautlos. Die riesigen eingemauerten Kompagniekessel waren eben in mehrere Holzküdel aus geleert worden, aus denen die einzel nen Blechgefüße der Füsiliere dann mit dampfender Suppe befrachtet wurden. Tie hohen Fenster entlang stand ein langer Tisch, sauber wie ein einziges großes Schinkeiibrelt. auf dcm ein hal- des Dutzend drillichbelleideter Solda tenkochc soeben die Fleischrationen mit Melier und Knochensäge zertheilten. Leutnant vonWulföhagen war äugen scheinlich schon von den hungrigen Fü silieren erwartet worden. Regimentsexerzieren macht Löwen Hunger! Mißtrauisch geworben, hatte sich ber junge Offizier vorgenommen, biesmal ganz besonders scharf aufzupassen: es sollte unb bürste ben Leuten absolut nichts verkürzt werben! Daneben galt es freilich auch, bie Autorität zu wahren. Würbevoll trat er an den gefüllten Holzküdel heran. um sich prüfend denjenigen auszuwäh len. aus dem er kosten wollte. Er ließ sich durchaus kein für ein U machen Welche Fettaugen! .... Plötzlich bemerkt er zwei stramme usiliere. welche auacn scheinlich bestrebt sind, einen anberen Kübel voll bampfenber Flüssigkeit bei Seite zu schaffen. Wohin bamit? Wozu das? Werden die armen Kerle wirklich an ihrem Essen dcknapst? Tas Gedahren scheint ihm sehr auf fällig. Ta soll doch gleich Stillgestanden!" koinmandirt Leut nant von Wulfshagcn mit Stentor stimme, entschlossen, sich das Gcfäfz. aus oem cr geiouei. laoii auszuwallen und von dem Inhalt tapfer einen ganzen offei voll yinadzu chlucken. Tie beiden Soldaten, welche den Kübel an einer Stange tragen, stehen wie die Mauern. Kosten! Tonnerwctter! Hier!" Und ehe noch das gewöhnliche Offi zicrbesteck herbeigebracht wird, prüfen tirt Claus Steffen schlau bereits einen Schöpflöffel, sehr diensteifrig und merk würdig schnell bei seiner sonstigen Schwerfälligkeit. Und der Leutnant hat es auch eilig und schluckt, schluckt. schluckt Tie Anberen lauschen athemlos unb bereits in heimlichem Triumph. Was wirb er biesmal sii gen? Famos, famos!" klingt es wie ge wöhnlich. wenn auch etwas sauersüß. Der Herr Leutnant haben ja bas Spülwasser gekostet, ber Kübel sollte braußen ln ben Ausguß entleert wev ben!" rapportirte Claus Steffen mit unericyütterllchem Ern t. Wa as?" braust Leutnant von Wulfshagen auf. Dann steht er sprachlos, mit einem Gesicht wie ber Vollmonb in heller Nacht, von bem man auch nicht weiß. od er weint ober lacht. ..Na? Nee?' fragte Claus Stes fen einige Tage später, als bie Reis suppe wirklich so gut geschmeckt hatte, baß bie Gefäße bis auf ben Grunb ge leert waren. Seid Ihr zufrieden? gamos, heute!" Das reine Wunder! Wie's nur weiter gegangen ist? Ich meine den Evak." Wenn Jhr's wissen wollt, ich kann's verrathen! Ich weiß es vom Burschen!" Nanu?" Leutnant von Wulfshagen hat seinen Reinfall" selbst dem Premier gemeldet, selbst! und ber hat am an beren Tage bei der Küchenprobe" ein mal ordentlich geflucht; das hat ge holfen!" Allemal!" Tie Brühe wird schon wieder dünn werden!" bemerkte ein Anderer er gebungsvoll. Man kennt das schon!" Eme Woche hält's wohl!" tröstete Füsilier Grünholz. Und bann ist Hauptmann von Steinhaufen mit sei ner Gnabigen zurück unb wird schon aufmucksen. Er kennt den Küchen schwinde!! Die Geschichte vom Spül wasser soll er aber wissen!" verschnappt. Richter: Welchen Werth hatte der Wein, der Ihnen gestohlen worden ist. . . . vielleicht 25 Cents bie Flasche?" Zeuge (Weinhändlcr, eilig): Erlau- den Sie. bas ist kaum ber Herstellung?- preis!" Au! err: ..Unverschämter Mensch wie können Sie ben Hunb so treten? Hören ic nicht, wie er schreit? Sckusteriunae: Meine ?"dtk wür ben Sie vielleicht nich schreien, wenn ick Ihnen treten bhäte?" Falsch verstanden. Einjähriger. Sie haben die Honneurs nicht gemacht, Wissen Sie, wer ich bin? Ich bin der Hauptmann von Besen stiel!" Sehr angenehm, mein Name ist Kohn!" Der schlimmste Pantoffel pflegt ber geleugnete zu sein. Höre genau, was bie Anberen reben, unb bu lernst ben Werth bes Schwei gens kennen. Wohlthaten entstammen oft bem Triebe, seinen Namen einmal gebruckt sehen zu können. Aus der schult. Lehrer: AIS Cäsar seine Verdin bungen mit Rom abbrach, wen über schritt er ba?" (ttx Schüler schweigt.) Niin. ben den " Schüler (Ofnzierssotm): .Den Ur laud!" Linziz. .Herr Leutnant, hab' Sie neulich in Civil gesehen." Muß Irrthum sein, geh' nie in Civil." Ach bann müßten Sie einen Toppelgängcr haben." Aeh, unmöglich. giebt'S ja gar nicht." Boshaft. A: Warum fo traurig?" B: Meine Frau hat mir zu meinem Namenstage einen Hausschlüssel machen lassen!" A: Na. baS ist boch sehr schön von ihr!" B: Ja. er schließt aber nicht!" Auch möglich. A: Ein Mübchcn, baS schon am frühen Morgen singt, muß ein recht gutes Herz haben." B: Das ist nicht immer richtig: vielleicht will sie mit ihrem Gesänge bloS Jemanben in ber Nachbarschaft ärgern." Immer dieselbe. Erster Freund: Weißt Du schon das Neueste? Tie Schauspielerin, Fräu lein Grün, hat sich mit dem reichen Holzhändler Schindler verlobt." Zweiter: So? Also wieder jene be kannte Vorliebe für die Bretter." r jodelt, Onkel: Ist Dein Papa zu Hause?" Fritzchen: Ja. er jodelt." Onkel: Was, er jodelt? Seit wann denn? Davon weiß ich ja gar nichts, daß er singen kann." Fritzchen: Nun. er reibt sich nur die Füße mit Jod ein." Einfach. Junge Frau: Der Arzt meint, meine Nervosität rühre von ber mono tonen Lebensweise her. Ich brauche mehr Abwechselung." Gatte: So? Tas läßt sich ja machen. Gehe heute nicht in Deine Spielgcsellschaft unb auch nicht in's Theater unb bleibe zur Abwechselung einmal zu Hause." Ein Reinlichkeitk-Zanatiker. Gräfin (welche aus bem Babe urück kommt unb bem Parkwärter bie Hand reichen will): Nun. Claus, wollen sie mir nicht bie Hanb geben?" Parkwärter: ..a. i' möcht schon. gnäbige Frau Gräfin, aber fein'S so guat und zieyn s erst die saubern Hanb schuherl aus. i' hab' gar so dreckige Händ'!" Ein vorsichtiger. Ein Wort, gnädiges Fräulein! Würde es Sie irgendwie unangenehm berühren, wenn ich Ihnen sagen würde, daß ich Sie liebe, daß Sie mir Alles sind, daß ich Sie lieber habe als mein Leben, daß ich ohne Sie keine Minute auf der Welt sein will, und daß ich mir eine Kugel durch den Kopf schieße, wenn Sie mich nicht erhören?" Gcwin würbe mir bas unangenehm sein, ba ich Sie beim besten Willen nicht erhören könnte." Dann sage ich es also nicht!" Eingegangen. A iunwillio": ..ftörcn Sie 'mal. (Sie haben jetzt wohl auch Damen im Bureau !" B: ..Nein, wie kommen Sie ju ber Annahme?" A: Nun, gestern war boch so eine alberne Gans am Avvarat. bie micd ewig nicht verstanb." B: U, bas war meine Frau, bie mich auf eine Viertelstunde vertreten yai! Au! Warum ist ber Schriftsteller Flappsky eigentlich so plötzlich ge storben?" ES soll ihm ein Gedanke durch den Kopf geschossen sein." Frech. Schneider: Herr Doktor, es ist jetzt eine enblose Zeit her. baß ich kreditire; ic lassen mich i eine Ewigkeit warten!" Student: Was ist Zeit, was ist Ewigkeit!" Aus dem Tagebuch eines Geldmannes. Man muß die Menschen nehmen wie sie sind, sagt der Weltmann; man muß den Menschen nehmen, was sie haben. agt ber Cielbmann. Gerechtes Mißtrauen. Er: Da schau her. Alte, jetzt giebt's gar schon flüssige Luft!" Sie: Na m. bas ist halt wieber was für Euch Männer; jetzt werbet Ihr die Xüt lausen statt einathmcn!" Aha. Tochter eines Kohlengrubenbesitzers: Ich weiß gar nicht, was Sie mich so anstarren, Herr Baron!" Baron: Ihre Grübchen haben mir's angethan!" Tochter: Sie meinen wohl die Gruben meines PapaS." (