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n Der N?egweiser. rjöhlllng ou Zeros. SPoit ?. ?. Warnn. 1. .Ihr werdet mir zugestehen, daß ein Mann, dessen vermögen man vertan lirt bat. nicht bereit lft. einem fern Tochter zur Frau zu geben." .'Zuaestanden.' erklärte ich. .Ihr werdet ferner zugestehen, daß ich mit dem 3tS)W hineingefallen oin. baleicd ich die besten Aussichten hatte. Hier in NordtcxaS Zoften zweijährige. schlachtreife Och en zwölf TollarS da Stück. In Cincinnati bekomme ich lwanna TollarS. das heißt, ich be komme gegenwärtig schon in TallaS dieses Geld von den Abnehmern in (5in , rinnati. weil däS TezaSneber oder, wie wir in Teutschland sagen würden, die . Lungenseuche die Viehbestände dezimirt bat. Ich bätte also nach Abzug der TranSvortkosten biS DallaS rund stebew tausend Dollars verdient, wenn nicht dieser schändliche Konkurrent Frank Skinaer wäre." .Zugestanden." sagte ich. .aber reden nützt nichts. ES muß Rath geschafft werden." Freund Rist, mit dem ich diese Unterredung im Hotel Jackson m Tal las im Staate TexaS hatte, sah mich ' wie geistesabwesend an. Es muß Rath geschafft werden das sage ich selbst! Aber wie?" Ja. daS ist es eben. Es genügt nicht, daß man nach Amerika kommt und glaubt, hier daS Gold von der Straße auflesen zu dürfen. Man muß auch sein bißchen Verstand anstren- - gen." .Ach. laßt doch den Unsinn! Ich weiß sehr wohl, daß ich Euch die gleiche Rede vor ungefähr vier Wochen gehql , ten habe. Ich finde es aber in diesem Moment übel angebracht von Euch, daß Ihr mir meine eignen Worte vor haltet." Dann trank Freund Rister hastig einen Schluck ans seinem Bierglase und sah ärgerlich an mir vorbei nach der nächsten Wand. Er hatte ein merk würdiges Leben hinter sich. Vor fünf Jahren war er noch deutscher Artillerie offizier gewesen und jetzt war er texani scher Viehhändler. Die Stadt Dallas hatte damals es war im Jahre 1880 ungefähr zwölftaufend Einwohner und zeichnete sich besonders durch den Viehhandel aus. Ein großer Theil von Texas besteht aus welligem Hügel - land, auf welchem ungeheure Rinder heerden vortrefflich gedeihen. Von Tal las fand seit Jahren ein starker Export von lebendem Vich nach New Orleans, Cincinnati. St. Louis und selbst nach Chicago statt. .Das Monopol für den Handel in Dallas hatte sich ein gewisser Krank Ringer angeeignet, der natür lich nicht geneigt war, es sich ohne Kampf aus der Hand nehmen zu lassen und jetzt eben meinem Freunde Rister einen argen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Ich bereiste Texas damals zum Zwecke der Beschreibung; denn dieses kolossale Gebiet, das größer ist als das , deutsche Reich, war im Jahre 188 noch wenig erschlossen. Eine große Land esellschaft hatte mich engagirt, um eine Beschreibung, daS heißt eine möglichst günstige und verlockende, des Landes zu liefern. Als ich nach Dallas kam, traf ick dort unvermuthet zwei Jugend- bekanrte. Der erste war der ehemalige , Artillerieofnz?er Rlster; von dem ande ' ren werde ich bald reden. Rister war, was ick aar nicht gewußt hatte, als Offizier abgegangen, weil er ein Vev hältniß mit einem liebenswürdigen Mädchen hatte, das nicht reich genug war, um die Heirathskaution aufzu bringen. Röschen Bellmann war die einzige Tochterdes verwittweten Agen ten und Kaufmanns Bellmann, der nur bescheidene Mittel besaß. Rister hatte daher feinen Abschied genommen, war nach Amerika gegangen und nach der schiedenen Irrfahrten in Dallas gelan det. Hie? hatte er eingesehen, daß mit dem Viehhandel etwas zu machen fei. Er hatte daher feinen zukünftigen Schwiegervater veranlaßt, mitfammt seiner Tochter ebenfalls nach Texas zu, kommen, und hatte sich mit dem zukünf tigen Schwiegervater. der ihm blind lings vertraute, zu einem Viehexport geschäft zusammeugethan. Nach eini gen kleineren gelungenen Geschäften hatte Rister sich kontraktlich verpflichtet, bis zu einem bestimmten Termin tan send zwei- bis dreijährige Ochsen für einen Großhändler in Cincinnati zu liefern. Das Geschäft war. wie bereits erwähnt, ein sehr günstiges; aber es war doch eine böse Geschichte dabei, da Rister zusammen mit seinem Schwieger vater eine Kaution von zehntausend Tollars hatte stellen müssen, die Versal len war, wenn bis zu dem bestimmten Tage die tausend Ochsen nicht geliefert wurden. Um die Kaution aufzubrin gen. hatte Bellmann sein ganzes Ver-, mögen hergegeben und auch noch seinen Kredit aufs äußerste angespannt. Es war Rifter gelungen, so ziemlich im ersten Anlauf siebenhundert Stück Vieh aufzutreiben und nach Cincinnati zu spediren. Nun aber war es aus mit der Lieferung. Frank Ringer setzte alle Hebe! in Bewegung, um Rifter die Er süllnng des Kontraktes unmöglich zu machen; er wollte den Konkurrenten für immer beseitigen. Die Farmer in mei lenmeitem Umkreise hatten wegen des Texasflebers so wie so wenig verfügba res Vieh, und von allen Seiten erschie nen Käufer. Frank Ringer hatte den Farmern außerdem gedroht, er würde! ihnen niemals mehr Vieh abkaufen wenn sie an Rister verkauften. ES waren nur noch vierzehn Tage Zeit, um die Ochsen zu liefern, und war dieser Termin verstrichen, dann waren Rifter und Bcllmann bankerott. Man wird begreifen, wie aufgeregt und verzinst, fclt der gute Rifter war. Nachdem er ungefähr zehn Minuten lana vor sich binaeftarrt hatte, blickte er nach der Thür, denn herein trat un fer gemeinsamer Freund, der zweite 5k kannte, den ich in TallaS getroffen hatte: Schunke. ein Mittelding zw, schen einem lyrischen Dichter und einem Scharfrichter", wie wir immer den guten Schunke schon auf der Schule ge nannt hatten. Auch er war seit zehn Jahren in Amerika, hatte sich gänzlich amerikanisirt, sprach, schrieb englisch ebenso gut wie deutsch und war Re datteur der TallaS . Handelszeitung welche damals dreimal wöchentlich er schien. Freund Schunke hatte ich ge, troffen, bevor ich nach dem Hotel Ja fon ging, und ich wußte, da er kom men würde, um mit mir zusammen dem armen Rifter zu helfen. Schunke. eine wirklich gute Seele, setzte sich an unseren Tisch und bestellte ein GlaS Bier. Dann kündigte er mir den Fahnenabzug einer Jnseratenspalte aus und sagte sichtlich erfreut: xa steht es. Ich will gehenkt werden, wenn das nicht für Freund Nister die atet tung ist. Das Inserat lautete: Vierhundert dreijährige Ochsen zu verkaufen auf der Red River Farm bei Simpson. Tle Farm liegt am Red River. Man erkundigt sich in Mason City nach dem Wege." Hier, Undankbarer, sagte ich. Rifter den Fahnenabzug übergebend. Ich habe Schunke, unseren gemein famen Freund, seit acht Tagen auf Eid und Pflicht dafür verantwortlich ge macht, daß Inserate wegen Viehvev kaufs Euch bekannt gemacht werden, bevor sie in'die Oeffentlichkeit kommen. Hier ist ein solches Inserat. Schunke traf ich vorhin, als ich nach dem Hotel ging, und er ist nach der Druckerei ge eilt, um den Fahnenabzug des Inserats zu holen." ' Mason City." agte Rifter. wo liegt das?" Ganz in der Nähe." erklärte lunie. loviei icy ivei, nur vier Tagereisen von hier nach Nordwest, Wenn man die Pferde wechselt, kann man auch in drei Tagen hinreiten. Eine andere Verbindung als zu Pferde giebt es nicht. DaS ist gleicyzeitlg." agte ich und wenn wir ein paar Gäule zu Schanden reiten müßten, wir gehen hin. Nicht wahr. Rister?" Ri sters Gesicht verklärte sich. Er reichte Schunke und mir die Hand und rief: Kinder, das ist vielleicht Ret tung. Wann erscheint das Inserat ?" Morgen Mittag." versetzte Schunke Frank Ringer wird natürlich sofort aufbrechen, um auch dleseHeerde aufzu kaufen. Wenn Ihr aber jetzt sofort tosreitet, Rifter, 0 yavt Ihr vterund zwanzig Stunden Vorsprung." , Schön," sagte ich, wir wollen nicht zögern. Ihr erlaubt, Rister, daß ich Euch begleite. Ich lerne auf diese Weise das Land am allerbesten kennen." Eine halbe Stunde später schon waren wir auf dem Wege nach der Red River Farm. Zwei Reitpferde besaß Rister so wie so; sie wurden gesattelt, es wurde etwas Proviant und Trinkbares mit genommen. Futter für die Pferde war nicht nöthig, weil sie überall Gras fan den. Dann steckten wir unsere sechs läufigen Revolver ein. Rister nahm fein Checkbuch, verabschiedete sich in aller Eile von Bellmann und dessen Tochter, und wir ritten nach Nordwest. VierundzwanzigStundenVorsprung ! Das war viel, und wenn Frank Ringer nicht Pferde hatte, die fliegen konnten, so holte er uns nicht ein. Natürlich konnten wir aber unsere Reise nicht mit denselben Pferden machen; wir mußten uns frische Pferde besorgen, und Rister meinte, die Sache fei verhältnißmäßig einfach. Man würde uns auf jeder Farm frische Pferde geben, wenn wir die müde gerittenen da ließen und vielleicht auch noch etwas in Baar hin terlegten. Es konnte uns also gar nicht fehlen. Es war im März und sehr schönes Wetter; wir ritten daher bis spät Abends. Da der Mond bald aufgeben wollte, beabsichtigten wir auch, wenig stens die halbe Nacht durch zu reiten, vorausgesetzt, daß wir frische Pferde er hielten. Ungefähr um sieben Uhr, als es be- reits dunkelte, kamen wir an eine ein sam gelegene Farm. Vor dem Farm haus hielten wir die Pferde an und schrieen das landesübliche Signal: Hallo, Haus!" Darauf kam ein Mann aus dem FarmhauS, der uns fragte: Was wollt ihr?" Wir wollen die Pferde, die wn reiten, bei Euch einstellen und uns ein paar frische Pferde borgen. Wenn Ihr wollt, bezahlen wir Euch die Leihgebühr voraus." Macht, daß ihr weiter kommt, ihr elenden Pferdediebe!" schrie der Far mer. Ich dm kein Hehler, bei dem man gestohlene Pferde unterbringt!" Die Antwort war geradezu verblüf- send. Für Pferdediebe also hielt uns der Mann, und er glaubte, wir wollten die gestohlenen Pferde gegen die seinen vertauschen, um nicht verrathen zu wer den, wenn man uns verfolgte. Aber so nehmt doch Vernunft an," sagte Rifter. .wir find keine Pferde diede. sondern ehrliche Leute." " Statt aller Antwort pfiff der Far mer, und alsbald kamen zwei erwach sene sörrne, mit Gewehren bewaffnet. aus dem Hause. Macht, daß ihr weiter kommt, oder wir schießen auf euch, schlechtes .Ge findet!" Nach dieser höflichen Einladung blieb nichts anderes übrig, als weiter zu reiten. Ich hätte dem Esel mein Checkbuch zeigen sollen." meinte 'Rifter. .dann hätte er unS höchst wahrscheinlich nicht m'hr für Diebe gehalten. TaS st eben daS Schlimme, daß man gänzlich unbe kannt ist. Frank Ringer und seine Leute find hier überall in der Umgegend bekannt; wenn die frische Pferde haben wollen, bekommen sie solche gewiß. Was nützt unS nun der Vorfprung von vierundzwanzig Stunden? Mit denselben Pferden können wir gar bald festliegen. Wir wollen nicht verzweifeln " tröstete ich. fondern vorläufig weiter reiten. Auf der nächsten Farm wird s beffer gehen." Nachdem wir drei Tage geritten waren, begann auch mir der Muth zu sinken. Die Farmer schienen sich alle ge- gen uns verschworen zu haben. Uebcrall wurden wir, für Pferdediebe gehalten, nirgends gab es frische Pferde. Selbst gegen Bezahlung wollten die Kerle nichts vom Handel wissen. Viel leicht hatte Frank Ringer uns schon im voraus diZkreditirt und dafür aesorat. daß sein Konkurrent nicht weiter kam. Dem geriebenen Amerikaner war alles zuzutrauen. Selbst wenn wir das Checkbuch vorzeigten, schüttelten die Farmer den Kopf und sagten, darauf ei nichts zu geben, die größten Gauner hätten Checkbücher. Dann wisse man ja auch nicht, ob überhaupt das Check buch noch gültig sei. Andere konnten wieder nicht lesen oder wußten ja über Haupt nicht, was ein Checkbuch sei. Die Mustangs, die wir ritten, waren ja ausdauernde Pferde und an große Strapazen gewöhnt, aber zu Tode rei ten durften wir sie nicht. Wir mußten de Pferde oft im Schritt gehen lassen, mußten mehrmals täglich füttern, muß- m den Thieren eine Nachtruhe, von mehreren Stunden gönnen, und am vierten Tage hatte ich selbst die Hoff nung aufgegeben, daß unsere Expedition gelingen würde. Noch nie habe ich so viel im Kopfe gerechnet, wie während dieses vierten Tages. ES war ein verzweifeltes Rech nen. eine Aufgabe, welche lautete: wenn jemand auf einem und demselben Pferd o und o viele englische Meilen zu machen hat. in welcher Zeit wird er von einem andern eingeholt, der jeden halben Tag ein frisches Pferd zur Ver- Ugung hat Em genaues Resultat kam nicht heraus, aber so vierundzmanzig tunden schrumpfte immer mehr und mehr zusammen. Am Abend des vierten Tages kamen wn endlich nach Mason City. Diese ogenannte Stadt bestand aus einer großen Frm. welche gleichzeitig eine Posthalterei enthielt, und mehreren leineren narmhäusern. Die Post- trabe, die udnch am Red River ent lang geführt, kreuzte hier unseren bis herigen Weg. Um die Postsarm herum lagen im Ganzen noch sechs andere Far- men ziemlich dicht beieinander, und diese Ansiedelung führte den stolzen Namen Mason City. Wir hatten bisher während der Nacht biwakirt und freuten uns sehr. wenigstens für einige (stunden ein Dach über dem Haupte zu haben. Der PostHalter war natürlich auch Schenk Wirth, und wir erkundigten uns sofort bei ihm nach der Red River Farm Simpsons. Wenn ihr gute Pferde habt, seid ihr m einem halben Tage dort," sagte der PostHalter. Ich kenne Simpson, und er hat, wie er mir sagte inserirt, daß man sich hier nach dem Wege erkundi gen solle. Ihr reitet morgen früh denn heute Abend könnt ihr nicht wei ter, ohne den Weg zu verfehlen unge- ähr dreißig englische Meilen genau nach Nordwcft. Dann nimmt ihr an einen Wegweiser, der frei auf der Prärie steht. Dort führen nämlich drei Wege ab, und Simpson hat eine Tafel dort aufgestellt, welche die Rich- unq zeigt uno aus der geschrieben ist: Nach der Red River Farm zu Simp- rnt." . ' Wann können wir am frühesten aus' brechen?" Gegen drei Uhr. Dann scheint der Mond ziemlich gut." Können wir frische Pferde bekom- men?" fragte Rister, und zeigte dem PostHalter nicht nur den Fahnenabzug des Inserats von Simpson, sondern uch sein Checkbuch. Der PostHalter ging hinaus und sah unserer Pferde an. Wenn ihr mir zwanzig Dollars Haftgeld zurücklassen wollt, gebe ich euch zwei gute Mustangs," versetzte er dann. , Nun kam noch die wichtige Frage, ob der PostHalter den Viehhändler Frank Ringer kenne. Er erklärte, er habe den Namen niemals gehört, hier in der Gegend sei Frank Ringer noch nie ge wesen. Viehhändler aus Dallas wären überhaupt bei ihm noch nicht einge- ehrt. Es wären früher Viehhändler von Sherman herüüergekommen, aber mit denen wolle Simpson nichts mehr zu thun haben, weil sie ihm zu geringe Preise geboten hätten, und deshalb! habe er zum erstenmal in TallaS in serirt." , Aus oiese ?iacyrlcht hin sagten Rister und ich wieder Muth, stärkten unS noch mit einem guten Trunk und gingen dann schlafen, nachdem wir den Poft Halter gebeten hatten, unS pünktlich um drei Uhr zu wecken. 2. Zur angegebenen Zeit saßen wir im Sattel. .Seht euer Schießeisen nach!" sagte Rifter. ehe wir fortritten. Meint Ihr. der Weg sei gefähr lich?" fragte ich. .Der Weg nicht, aber wohl die Leute, die uns etwa Überholen. Es kommt Frank Ringer und seinen Leu ten Nicht auf eine Gewaltthat an. I Amerika ift man im Konkurrenzkampf gar nicht wühlerisch." Aber einen Mord !" sagte ich ent U. Zum mindesten schießen sie unS die Pferde' todt, damit wir nicht weiter können! Und wenn ein Schuß .zufällig einen von uns träfe, fo wäre es eben kein Mord, sondern ein Unglück. Hier auf der Prairie giebt es keine Polizei und nicht einmal Zeugen. Also es ist besser, wir halten unsere Schießeisen bereit!" Diese Worte Rifters ließen mich erst den ganzen Ernst der Situation er kennen. Wir waren ungefähr drei Stunden geritten, die Sonne ging auf. Wir sahen vor unS einen Hügel, der die anderen Bodenwellen überragte. Plötz lich strauchelte mein Mustang im ruhig sten Gehen und brach fast zufammen Ich hielt mich nur mit Mühe im Sat tel. riß auch das Pferd wieder, hoch machte aber die unangenehme Ent Deckung, daß das Thier lahmte. Ich stieg ab und führte es eine Zeitlang da ich hoffte, die Sache würde sich geben. So erreichten wir die Höhe deS Hügels, und nun stieg auch Rister ab, um mir bei der Untersuchung des Pferdes zu helfen. Das Thier war lahm, es hatte sich offenbar eine Sehne am rechten Hinterfuß bei dem Fall gezerrt. Hier war nichts weiter zu machen, ich mußte zurück bleiben, und Rifter mußte allein wei ter. Die Gefahr für ihn war aller dings um so größer, wenn Ringer und eine Leute ihn einholten, aber gezögert durfte nicht werden. Oben auf der Höhe des Hügels stand der primitive Wegweiser, den Simpson gesetzt hatte. Er bestand aus einem Pfahl nebst angenagelter Tafel; au der Tafel stand mit schwarzer Farbe ziemlich plump geschrieben: Nach Simpson's Red River Farm." Eine roh aus einem Stückchen Brett ge chnitzte Hand zeigte die Richtung an. die verfolgt werden sollte. Im Grase ah man Spuren von drei Wagen, von denen einer, der unsere, nach Ost, die anderen nach Nordwest, und Wcft fühv ten. Rifter gab mir die Hand und sprang in den Sattel. Er galoppirte den Weg nach Osten und schon nach wenigen Minuten war er durch eine Bodenfalte meinen Augen entzogen. Ich saß ziemlich ärgerlich neben dem Wegweiser. Die Sonne war über den Horizont ge stiegen und im bellen Glänze lag die Prairie, deren Nebel sich langsam ver zogen. Ich nahm meinen Feldstecher heraus und suchte die Gegend ab. Ich sah recht weit, sogar die Posthalterei von Mason City konnte ich in undeut lichen Umrissen unten am Horizonte sehen. Wir waren, wie ich jetzt ent deckte. ' beständig bergauf und bergab geritten. In direkter Luftlinie war Mason 'City höchstens zwei Stunden entfernt. War das Nebel da unten? Nein, das war eine Staubwolke! Ich sah sie auf einem Hügel erscheinen und dann wieder im Thal verschwinden. Ich ahnte es in demselben Augenblick, das waren Frank Ringer und seine Leute. Sie ritten ein wahnsinniges Tempo. In einer Stunde waren sie hier und in zwei Stunden hatten sie wahrschein- lich Rifter eingeholt. Dann wehe ihm ! Konnte ich nichts thun, um ihm zu helfen? Die Reiter in der Staubwolke zählten nach meiner Schätzung vier, vielleicht aber auch fünf Personen. Was konnte ich allein gegen diese Leute thun? Ich sasz da in fieberhafter Aufre- gung und dachte an oen armen Nl ster, an seine Braut, den Schwieger vater, die Kaution und die dreihundert Ochsen. Plötzlich fuhr mir ein Gedanke durch den Kopf. Ich sprang auf und rüttelte an dem Pfahl des Wegweisers. Er wairrund und schien mir nicht besonders tief ein gesetzt. Ich begann ihn mit aller Kraft hin und her zu schütteln und nicht ohne Erfolg. Nach zehn Minuten hatte ich ihn so weit gelockert, daß ich ihm eine halbe Drehung geben konnte. Die Hand zeigte nun nicht mehr nach Ost, sondern nach Nordwest. Es war leicht. den Boden um den Pfahl wieder fest zutreten, ohne daß man ' allzudeutliche puren davon sah. Ich rechnete auch damit, daß Ringer und seine Leute wohl, um keine Zeit zu verlieren, nur einen flüchtigen Blick auf den Wegwei- er werfen würden. Nachdem ich so mein Werk vollbracht, nahm ich mein lahmes Roß am Zügel und führte es abseits in eine Thalmulde zwischen zwei Hügeln, wo ich es grasen ließ: ich selbst aber legte mich einen halben Kilometer vom Wegweiser entfernt mit meinem Feldstecher so auf die Lauer, daß man mich nicht sehen konnte ES dauerte kaum eine halbe Stunde. nd die Reiter waren da. Ich erkannte durch den Feldstecher Frank Ringer. den mir Rifter einmal gezeigt hatte Er war von drei Leuten begleitet, lk machten einen Augenblick am Wegwei ser Halt, und mir stand das Her, bei nahe vor Erwartung still; dann jagten ste wie wahnsinnig nach Nordwest, wo hin der Wegweiser jetzt wieS. Ich war, tete. bis sie in einer kleinen Staubwolke am Horizont verschwunden waren, dann nahm ich meinen Mustang am Zügel und wanderte zu Fuß nach Mason City zurück. Ick war überzeugt, daß der Postmeister von mir vollen Ersatz für das Pferd verlangen würde, aber unser Unglück mit dem Lahmwerden deS Pferdes war letzt doch eigentlich ein GlückSfall zu nennen. . AIS ich ankam grinste der Pofthalter, der den Namen Johnson führte, und sagte sofort: .Das Thier, ift geftrau chelt und hat sich die Sehne gezerrt. daS ift ihm vor einigen Wochen schon einmal passirt. Ihr wollt ein anderes Pferd? Nein," entgegnete ich erstaunt, .ich will hier die Rückkehr meines Gefährten abwarten. Was verlangt Ihr an chadenersatz?" .Nichts! Das Biest lahmte schon frü her. ich dachte aber, es sei jetzt wieder gut auf den Beinen." Ich erfuhr, daß der Posthaltcr seiner Wahrheitsliebe wegen einen sehr guten Ruf hatte. Ter PostHalter theilte mir auch mit. daß Ringer mit seinen Leu ten auf einen Augenblick bei ihm Halt gemacht habe, um nach dem Wege zu fragen, er habe sich auch erkundigt, ob schon Leute nach der Farm von impson uutcrwegs seien, und als derPosthaltcr die Frage bejahte, hät ten die vier Kerle lästerlich geflucht und wären wie wahnsinnig davonge sprengt. Ich sagte nichts von meinem Scherz mit dem Wegweiser, denn die Wahr, heitsliebe des ManneS schien mir für den Fall sehr gefährlich, daß Ringer mit seinen Leuten auf dem Rückwege hier einkehrte. Dann setzte ich mich in die Gaststube und fand hier zwei Cow ooys, die von tZort Worty, einem Hauptweideplatz, kamen und nach Fort sherman im Norden von Texas woll ten. Ich befreundete mich mit ihnen und ließ mich feelenruhig von ihnen zwei stunden lang anlügen. Die Cow boys übertreffen im Erzählen erlogener Adenteuer noch unsere europäischen Jä ger. wei Geld fchienen sie nicht zu haben, denn es sind meist lüderliche Burschen, die ihren Bierteliahreslohn in einem halben Tage verprassen, wenn sie von ihren einsamen Weideplätzen ent mal in die Stadt kommen. Ich be zahlte für die Beiden die Zeche, was sie sich gern gefallen ließen, und die Uuter yaiiung mir lynen war ia für meine Studien über Land und Leute ' von großem Vortheil. Die Post kam erst nächsten Mittag, und so lange mußten die Burschen in der Posthalterei biet den. Auch ich erwartete am nächsten Nachmittag Rlster wieder zurück und wollte ihm am nächsten Morgen auf meinem ausgeruhten Pferde entgegen reiten. Ich ging sehr zeitig schlafen, denn ch war von den Strapazen der letzten Tage recht müde. Ter PostHalter gab mir eine der Giebelstuben, die Cowboys krochen auf den Heuboden. AIs ich kaum eine halbe Stunde im Bett lag, wurde ich durch großen Lärm aus dem Schlafe geweckt, es war wohl eine ehr laute Reneqesell chaft ange, kommen, die unten in der Wirthsstube gewaltig herumtobte mit unseren beiden Pferden, die jetzt ausgeruht wann, beritten, mir selbst gab Johnson gegen Hinterlegung von dreißig Tollars noch ein Pferd. Eo zogen wir aus. Rifter entgegen. Wenn Frank Ringer uns angriff, so waren wir jetzt vier gegen vier. Tie Partie stand dann gleich, denn ein Cowboy ift nie ohne Revolver. O Als wir bei Sonnenaufgang am Wegweiser waren, hielt ich es für meine Pflicht, ihn wieder richtig zu fetzen. Ten Cowboys gab ich hier erst die noth wendige Aufklärung. Tie Burschen lachten und versicherten, zu mir halten zu wollen, ein gefährliches Abenteuer schien ganz und gar nach ihrem Ge schmack zu sein. Wir ritten den Weg nach SimpsonS Farm zu, nicht ohne uns wiederholt umzusehen. Von Frank Ringer und seinen Leuten aber war noch nichts zu bemerken. Gegen neun Uhr Morgens trafen wir Rister. Tag Wiedersehen zwischen unS war ein recht herzliches, es wurde Halt gemacht, die Pferde angekoppelt, und wir frühstück ten. Rifter hatte ein glänzendes Ge schüft gemacht. Er hatte nicht nur vier hundert Ochsen sofort, sondern auch noch weitere vierhundert Ochsen, liefer bar in einigen Wochen, gekauft. Simp son hatte sich noch verpflichtet, die Thiere bis TallaS treiben zu lassen und zwar ohne Transportkosten. Rister verdiente also am Haupt Vich achtTollars. ErlachteüberdcnStreich. den ich Ringer mit dem Umdrehen deS Wegweisers gespielt, meinte aber auch. ein Zusammentreffen mit den Gegnern wäre ein schlimmes Ting gewesen, wenn er allein gewesen wäre. , Kurze Zeit darauf entdeckten die Cow boys in der Ferne eine Staubwolke. Wir saßen auf. Die Cowboys machten ihre LaflowS zurecht, und wir nahmen unsere Revolv'r zur Hand. So ritten wir den Gegnern entgegen und trafen , uns nach einer halben Stunde. Frank Ringer und seine drei bcritte nen Viehtreiber hielten ihre Pferde an, und als sie in unseren Händen die schußfertigen Revolver sahen, beschränk ten sie sich auf ein wüstes Geschimpfe. daS von unseren Cowboys herzhaft er widert wurde. Auf einen Kampf ließen sie cL nicht ankommen, fondern ritten wuthschnaubend davon. Hätten sie Rister allein getroffen, so wäre er wahrscheinlich nicht mit dem Leben da vongekommen. Zeugen wären ja nicht vorhanden gewesen; auch wenn ich Rifter begleitet hätte, wäre es unS ohne Zwei fel schlecht gegangen. Am Nachmittag kamen wn in Mason City an. Ringer mit seinen Leuten hatte sich auf dem Rückwege gar nicht dort aufgehalten. Wir nahmen Nachtauartier bei obn son.verkauften ihm unsere Pferde, lohn- ten die Cowboys ab und fubren am nächsten Tage mit der Post nach Eher man. Wir kamen dadurch, daß wir von Sherman aus theils Post, theils Eisenbahn benützten. auch in vier Ta gen nach Dallas und brauchten eine neue Begegnung mit unserem Konkurrenten nicht zu fürchten. In Dallas amüsirte fich alle Welt über den Streich, den wir Ringer ge spielt hatten, denn er war wegen feiner Rohheit sehr unbeliebt. Die aekaukten Ochsen kamen nach einigen Tagen an und wurden sofort mit der Bahn nach Cincinnati abgesendet. Rifter machte ein sehr gutes Geschäft und feierte vier Wochen Väter die Hochzeit mit seinem Röschen. Der verwechselte Gtftmann. Ein ergötzliches Gcschichtchen passirte in einem Nachbarort von Nienburg, Provinz Hannover. Dem dortiaen Nachtwächter geschah es zuweilen, hak Das dauerte so er nach Beendigung seiner Dienstftun- eine Weile, dann wurde der Lärm unten den wegen allzu intimer Bekanntschaft . Lfjjt i - l 1 A c. rv( ; r i . il chwacyer, uno Mienucy wurde es ganz mn oer tfiaicne nicht mehr im Stande ill. Eden wollte ich ein chlatcn, da war, ferne Wohnung eldst aufzusuchen. topfte es an mein Zimmer. Es war Er wurde dann gewöhnlich von mit der Pofthalter. leidigen Passanten nach Hause gebracht. Fremder!" rief er. Ich habe kürzlich fanden nun ivnge Burschen des Euch etwas Wichtiges mitzutheilen!" Nachts auf der Straße einen sinnlos Ich sprang aus dem Bett, zündete elrunkenen. Da derselbe infolge der Licht an und öffnete . herrschenden Kälte leicht, erfrieren konnte. Hört einmal Fremder." fuhr der l trugen sie ihn kurzer Hand in das be- Pofthalter fort, ich halte es für meine nachbarte Haus des Nachtwächters, leg- Pflicht, Euch zu warnen. Da sind unten vier Kerle angekommen, denen ich alles zutraue, und einer davon ist ein gewisser Frank. Ringer. Tie Kerle sind m wahnsinniger Wuth und be- Häupten, der Wegweiser zu Simpson ien lyn im Hausstur nieder und ent fernten sich. Die Frau des Nachtwäch ters glaubte, man hätte ihrin Mann nach Haufe gebracht, und schlug, ohne Licht zu machen, aus den R zechten tüchtig ein. In diesem ei umgedreht worden. Sie wären in Augenblick kam der richtige Nachtwüch, rff nt . i t I 1 . u 1. a . p j . . ' die ie und alicher Richiung oen ganzen Tag ge- ritten und hätten die Red River Farm lcht gefunden. Es sei ihnen ein gutes Geschäft entgangen. Sie haben ge- chworen, es den Leuten heimzuzahlen. ihnen den Streich gespielt haben, wollen morgen früh aufbrechen den Gegnern den Weg verlegen. Ich vermuthe, daß Ihr an der Ge schichte mit dem Wegweiser betheiligt seid Also macht, daß Ihr fortkommt,, während die anderen unten fchlafen. Wenn möglich, warnt Euren Genossen, der allein weiter geritten ist, denn es geht ihm schlecht, wenn ihn die Kerle äffen." Ich danke Euch. PostHalter. " ver- etzte ich. und werde Euren Rath be olgen. Ruft mir nur schnell die Cow- boys, ich muß die Burschen sprechen." 3. Als der Mond gegen 3 Uhr Mor- gens aufging, ritten wir ganz still von Mason City fort. Ich hatte die beiden Cowboys engagirt. ohne ihnen zu agen, daß fie mir als Wache und Lab- garde dienen sollten. Ich machte ste ler, eiwas durchfroren, aber diesmal ganz nüchtern, nach Hause. Als die Frau ihren Mann vor sich eben fofi bekam sie beinahe einen Ohnmachts Lin tüchtiger Reisender. Die Sängerzunft Konkordia macht emen Ausflug. ,Jm kühlen Waldes gründ angelangt, wird das schöne Lied armonie mit uns zusammen in. tonirt. Kaum sind die letzten Äne dieses herrlichen Liedes verklungen, da tritt aus des Waldes Dunkel der sende Moritz Silberstein der ffirma Rosenblüth & Söhne" und spricht: Harmonie hält ja ganz aut. besser aber hält der von uns gelieferte Wummi. leim!" Spricht's und überreicht einige Proben. , ' Schusteriunaewlvik. Schusterjunge l,u einem tfvmt w ei Liedchen vor sich hinpfeift): Na, Sie werden gleich aufbören tu. Mühn -. m;- . 1 - . " - "i-'i" err: Was, warum denn?" . scvu icriunae: mb ick's n t . Ifagt, Sie haben schon aufgehört!" l