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Europäische Berichte. (Süddeutschland.) Hinsichtlich unserer Münzreform befinden wir uns ge genwärtig mitten in den unvermeidlichen Märzstürmen. Es soll uns, wie es scheint die Unerträglichkeit des seitherigen Zusta ndes während der Ueberganqs-Periode noch einmal recht deutlich zu Gemüthe geführt werden, Tie Holländer sind wir los, die Oestrcicher sind geblieben die Gulden nämlich, und selbst der sehr dedeutende Kursverlust von ca, k Proz. vermochte sie nicht völlig zu vertreiben. Dann aus einmal tauchten massenhaft die östreichi ,'chen Viertelgulden auf, und richteten nur nm so größere Verwirrung an, als An fangs die Postangestellten diese Münze die ja convcntionsmäßig geprägt wor den ist zum vollen Nennwerthe nahmen' Jetzt natürlich find auch sie unterwerthig geworden, und allen öffentlichen Kassen ist s förmlich untersagt, östreich. Silber noch lerner in Zahlung zu nehmen. Zu guter Letzt endlich waren es die östreich. Sechser, welche den Kleinverkehr unsicher zu machen drohten; da man aber diesen unreellen Gast schon zu genau kannte und selbst das große Publikum sich Angesichts des allge meinen Münzwrrrwarrs zuletzt einiae Vor sicht angewöhnt hatte, so nahm sie sehr bald Niemand mehr höher als Kreuzer an, und der letzte Sturm war glücklich ab geschlagen. Aber nun sind wir noch kei neswegs über alle Berge. Das süddeut !sche Geld, kleines wie großes, beginnt zu mangeln Nach Kreuzern ist gewaltige Nachfrage (ebenso wie in Norddeutschland nach den dortigen Kupfermünzen), und in den Grenzgebieten, so in der Gegend von Mainz und Wiesbaden, sucht man sich ge genseitig mit dem Kupfergelde von hüben und von d'rüben auszuhelfen; da nun die Ausgleichung so schwer wie möglich ist (1 -Kr. Psg., was aber wieder nrit der üblichen Rechnungsweise nicht stimmt), so führt dies zu den seltsamsten Dingen, wie denn z. B. an manchen Eisenbahn-Sta- , tione mitten im Kreuzerlande der Kreuzer ur noch zu 3 Pfennigen angenommen ' -wird, dafür aber auch 3 Pfennige als ein Kreuzer gelten. Das mag Ihren Lesern schrecklich unbedeutend vorkommen, aber hier macht er sich empfindlich fühlbar. ' Nun zeigt auch das neue Geld, kaum daß es in den Tagcsverkehr einzudringen be- ginnt, schon seine Schattenseiten. Bald , hört man von Falschmünzerei, bald von i mangelhafter Ausprägung oder BeHand- < lung sonst richtiger Stücke; namentlich z über Zerbrechlichkeit der neuen 2V-Mark- t Micke wird geklagt! Kurz, wir erleben mit unserem Gelde jetzt einen wahren He xensabbats), und wenn der Zweck verfolgt wird, dem Publikum die Segnungen eines s geordneten Münzwesens recht fühlbar zu k demonstriren, so ist derselbe glänzend er- 's reicht. Vom Gelde führt eine sehr naheliegende r Jdcenverbindung zu den Lebensmittelprei- r sen. Eine höckstmerkwürdigeßewegung ist unter den Hausfrauen ausgebrochen; sie wollen sich die unverschämte Uebervorthei tiunz Seilens der Marktweiber, der Bul- Zer- und Gemüsehändler :c. nicht mehr ge fallen lassen, wollen große Bezugs-Asso ziationcn bilden und eine gehörige Quali täts-Controle üben. Die Bewegung, welche—so komisch die ganze Sache klingt —gar nicht unbedeuteno ist, hat Kassel ihren Ansang und zu Frankfurt o" M. ei. ncn so energischen Fortgang gcnemnren, daß, trotzdem die toozial-'Demvkraten und -Temokratinnen ihr Möglichstes thaten, die sache durch ihre Einmischung zu diskredi tircn, Hunderte von Hausfrauen, zum der Familien, sich so fort durch tladerschrist beteiligten. In anderen. Ctädten ist Aebnliches im W.'rke, und c>ie Kasielcr Hausfrauen haben eine H-r-vliche Agitation durch Wort undSchrist rar Szene gesetzt. Es ist ohne Zweifel cr ger iknfug getrieben worden, dafür liefert l'chcn die Möglichkeit eines derartigen Lo sbruchs den Beweis; und es wäre nicht das uninteressantesteKapitel einer erst zn schrei benden Gesellschasts-Physiologre, die Irr gänge darzulegen, auf denen die Eonsums vcreins-Jdee sich plötzlich zu einem so ener gischen Ausdruckedurchgearbeitel hat. Hier in der Beschaffung und Qualität und im Preise der nothwendigenLebcnsbedürfniffe steckt auch noch ein gutesstück Zukunfts- Sozialismus. ob diese Jvee'n epide misch wären, sängt man eben jetzt auch an, den Bierbrauern schärfer als je auf die Finger zu sehen. Die Verwendung aller möglichen Stoffe an Stelle des Hopfens rvird ihnen Schuld gegeben, und sogar die giftige Herbstzeitlose soll in großen Men gen gesammelt und zu Brauereizwecken verwendet werden. Etwas scheint auch daran zu sein, wenn auch die Brauer sich vermuthlich hüten würden, ein so bedenk liches Geschäft in so offenkundiger Weise zu betreiben. Vielleicht könnte es nichts schaden, wenn auch der kolossale Trauben zucker- und Glycerin-Verbrauch mancher Brauereien bei dieser Gelegenheit einer näheren Beleuchtung unterzogen würde. Daß das Publikum die Selbsthülfe ernst lich an Hand nimmt, ist jedenfalls lobens wcrth und zweckmäßig. lspäte Entdeckung.) Aus München, 5. d., schreibt man: „Ter Thä ter des, wie sich der Leser noch erinnert, in der Nacht vom 15. auf den 10. August unter gehcimnißvollen Umständen an der Hofkammcrralhs-Tochler Fräulein Hebber ling daher verübten Raubmordes ist end lich entdeckt und ergriffen worden. Gestern Mittags prässntirle ein Packträger bei der Hvpothckar. und Wechselbank einigePfand brief-Talons zur Umwechslung, welche der betreffende Beamte sofort als zu jenen Werthpapieren gehörig erkannte, welche bei dem erwähnten Verbrechen abhanden gekommen waren. Der Packträger er klärte den Beamten, die präsentsten Ta lons auf seinem Standplatz an der Ecke der Brienner- und Ludwig-Straße von einem ihm unbekannten Herrn erhalten zu haben, welcher die einzuwechlelndenEouponsbogen au, dem bezeichneten Platze in Empfang nehmen wolle. Sosort wurde die Polizei in Kenntniß gesetzt und nach einer halben Stunde der an dem fraglichen Standplatze bei dem Packträger sich einfindende Unbe kannte, wie sich herausstellte, de.-Porzellan dreher und ehemalige Soldat vrs ersten Ehevauxlegers - Regimentes Heinrich Slöhr, 35Jahre alt, festgenommen. Nach Vereitlung eines in der Theatirerstraße unternommenenAluchtoersuches wurde der selbe in das Polizeigebäude gebracht und gleichzeitig eine Nachsuchung in seinecWoh nung angeordnet, welche eine größere An zahl der bei dem Raubmorde entwendeten Effekten ergab. Bei'm Verhöre brach der Verbrecher nach längerm Leugnen plötzlich in convulsivisches Weinen aus und,ak dem assistirenven Gendarmen mit dem Ausrufe: „Ja, ich Hab's gethan!" in die Arme. Nachdem er sich einigermaßen erholt hatte, legte er ein umfassendes Ges ständniß ab. Das Aeußere des Mörders ist von so anständiger, unscheinbarer Art, daß wohl Niemand in ihm einen so sehr gefährlichen Menschen vermuthen möchte." Zu der Liste von neuen Cardi nal en, die anläßlich des nächsten Eon sistoriums ernannt werden sollten (der Ka bel hat die Ernennung von 16 Cardinälen gemeldet), führt Fanfulla folgende auf: Äonseigenenr Guibert, Erzbischos vonPa ris; Monseigneur Desprey, Erzbischos von Toulouse; Monsignore Garcia Gil, Erz bischos von Saragossa; Monsignore Fla vio Chigi, Erzbischos in partibus u. Nun tius in Paris; Monsignore Falcinelli-An toniake, Bischof von Athen iu partibus, Nuntius inWien;MonsignoreFranchi,Nun tius in Madrid; Monsignore Oreglia, Nun tius inLiffabon; MonsignoreGianelti, Nun tius in Neapel, Conclls-Sekretär; der Erz bischos von Gran und Primas von Ungarn. Mit einiger Wahrscheinlichkeit bezeichnet wan noch Folgende: MonsignorePacca,Ma jvrdomus des Papstes; Monsignori Negro m, Ei-Minister des Innern; Monsignore Sekretär des ticke; Monsignore Bartolini, Pater Martini aus dem Augustiner - Orden. Die Monzignori Chigi und Falcinelli würden au? ihren diplomatischen Posten verblei dtti. Pms IX. scheint entschlossen zu sein, sich sur ein weiteres Consistorium die Er nennung der Monsignori Pacca, Vitellechi und anderer Prälaten des päpstlichen Ho ,es vorbehalten zu wollen. " t In her Stadt Sranada (Epa- I nien) haben sich vor Knrzsist Porfälle ereignet, die ein sthr eigenthümliches Licht aus die litigiösen Anschauungen Spanien's werfen. In Granada predigt seit einiger Zeit ein protestantischerWandeclehrer, und seine Abhandlungen, Traktätchen ü. s. w. werden auf offener Straße seilgeboten. Neulich mochten sich einige Studenten den Spaß, iine Anzahl solcher Traktätchen zu kaufen und Angesichts einer großen Menge zu zerreiben und in den Koth zu treten. Daraus fiel der Pöbel über sie bet, prü gelte sie und nannte sie Karttsten. Nicht genug daran, in der nächsten Nacht, als sich eine größere Versammlung von Stu denten aus dem Zacatan plaudernd zusam mengefunden hatte, wurde sie von Bewaff neten überfallen, unter dem Geschreit „Es lebe die Republik!" auseinandergetrieben und mehrere Von den Studenten durch Säbelhiebe verwundet. Gewiß war das, wie die „Epoca" bemerkt, ein Ausbruch talendswectherNohheit; aber es ist bezeich nend für die Stimmung der Bevölkerung Granada's, daß einkPerhöhnung des pro testantischen Predigers in dieser Weise ge rächt wird. Die Weiber auf der Gold k ü st e.—DieEngländer habeneinen zweiten ! Sieg über die Aschantesen erfochten. Bon den Fanti's, den Bundesgenossen derEng ländcr, sid die Weiber den Engländern nützlicher, als die Männer. Nicht nur verspotten die Amazonen mit Peitschenhie den die Männer, welche, statt in's Feld zu rücken, zurückbleiben, die Weiber machen auch den ganzen Train beinahe aus, und sonderbar genug sieht ein solcher Weiber train aus. Man beule sich einige hun dert fast güfiz nackte Negerweiber, eine schwere Kiste mit Munition auf dem Kopfe, aus der Hüfte in einer Art Behälter ein Kind, das, wenn es noch im Säuglingsal ter steht,aus geschickleDeise in demßehälter seine Muttermilch erhalten kann, ohne den Marsch dabei zu stören Und die dabei doch heiter im Takte gehen. Die Weiber auf der Goldküste sind in jeder Beziehung viel energischer und thätiger, als die Männer, u. wenn der Aschantesenkrieg den Männern dort etwas mehr Liebe zur Thätigkeit ein flößt und den Weibern von ibren Lasten etwas abnimmt, so dürste er nicht umsonst gewesen sein, was immer die politischenße sultate des Feldzuges sein mögen. Fürst Bis m a rck ist am 16. Dez, Abends nach Berlin zurückgelehrt. Folgen den Tages betheiligte er sich im Abgedrdnc tenhause sehr lebhaft an der Debatte über das zur ersten Lesung gebrachte Gesetz zur Einfüh rung der Civitche. Als einige Mita'ieber des Centrums den Reichskanzler an seine Vergangenheit, d. h. afi seine frühere Oppo sition gegen die Einfübrung der Civilehe, er lnnertcil, erwiderte er : „Ich bin nicht mehr Mitglied einer Partei, sondern ein Minister der Krone und muß meine persönlichen Un- Ansichten den Ideen, welche die Politik des (Staates leiten, unterordnen." Diese Erklä rung wurde mit enthusiastischen BeitaKSru sen von der Majorität des HauscS anlgenöm mcn. (Wir geben diese Nöliz nach einem Berliner Telegramm der Londoner „Times". Deutsche Blätter über die fragliche Debatte liegen noch nicht vor. D. R.) - Offiziöse Berliner >sorresponden;en machen übrigens kein daraus, daß der deutsche Kaiser Nlir nach schwerem innern Kampfe nnd der offenbaren Nothwendigkeit weichend," seine Zustimmung zu den, Geietze über die Civilehc gegeben habe. —Dos)>leuß.Ab g e 0 r d n e t e n hans hat abermals seine Unparteilichkeit bei Wahlprüfiiiigeii gezeigt, indem es die Wahlen des Grafen Arco und des Herrn Dohm im Wahlkreis Ratibor beanstandete, bloß deßhalb, weil Proteste Wegen angebli cher Beciiiflllsftiny ver erwähnten Wahlen durch dortige Regierungsblätter eingegangen waten. Zugleich wurde mit 236 gegen 31 Stimmen folgende Resolution angenommen : Das Haus mißbilligt die Benutzung amtli cher Pllblikationö-Organe sür Artikel zur Be einflussung der Wahlen. Derdeutchc B n n d e s r a t h hat den bekannten, von Laskcr im Reichsta ge gestellten Antrag „ans Ausdehnung der Reichscompetcnz über die gesammte Civilge setzgebung der deutschen Staaten" endlich an genommen. nachdem auch Bayern seine frü here Opposition gegen diesen Antrag ausgege ben hat. Nur die beiden, Mecklenburg und Reuß j. L., stimmten dagegen. Dieser Be schluß, sagt die „N. Fr. Pr/ft ist sehr erfreu lich, obwohl die Modalitäten der Abstiin mung schon um ihrer Heiterkeit willen eini gen Anspruch ans Beachtung haben. Der particularlstische Standpunkt wurde nämlich von Mecklenburg und Reuß jüngere Linie festgehalten, während Bayern mit einem kleinen Vorbehalte dem Antrage zustimmte. Die kleinen Köter knurren, seitdem ihnen das Bellen untersagt worden ist. Als ein Zeichen der Nachgiebigkeit kann auch der nunmehr de finitiv gewordene Beschluß des Bundesrathes, den Reichstags-Adgeordneten während der Session des Parlamentes ans allen deutschen Bahnen sreie Fahrt zu gewähren, an gesehen werden. Freilich ist diese „armselige" Concession das Prädikat stammt von ei nem liberalen Abgeordneten des bayerischen Landtages kaum der Rede werth, so lange der Reichskanzler sich nicht zu Diäten-Gewäh rung entschließen kann. Lange wird sich in dessen Fürst Bismark dieser Nothwendigkeit nicht mehr entziehen können, denn nachgerade wollen sich jn Süddeulschland für den Reichs tag keine Candidatcn mehr finden. Ans die B 0 rstellung , welche der bayerische CpiScopat bezüglich der aller höchsten Verordnung wegen Errichtung von confeisionell-gemischren schulen an den Kö nig Ludwig gerichtet hafte, ftt eine abschlägi ge Entscherdug durch das CultuSministerium ergangen. Än derStadtHannover fand am 15. Dez. ein heftiger Wahlkampf statt, denn es war ein volles Drittel des Bürger vorsteher-Collegiums neu zu wählen. In letztcrem ist die partikularislische Partei noch immer stark vorherrschend nnd von den aus geschiedenen acht Mitgliedern gehörten sechs dieser Partei an. Der Wahlhandlung war nun eine Polemik in Flug- und Tagesblättern vorausgegangen, wie sie bitterer zwischen den Nationalen und Separatisten kaum vorher ge führt worden ist. Das Ergebniß ist, daß von den acht Wahlen fünf der nielfischen nnd drei der national-liberalen Partei zugefallen sind, welche letztere damit um eineStimme im Col legium reicher wird. Am empfindlichsten wird den freilich immer noch die Oberhand behauptenden „Deutsch-Hannoveranern" (wie sich die Welsen nennen) der Verlust des Ge heimralhs Dr. Briiel sein, der durch Dr. Köt ilig mit 96 gegen 58 Stimmen vcrdräng worden ist. Dr. König diente bekanntlich dem Laiidesdirektorium eine Zeitlang als Schatzrath, und um seiner anerkannten Be fähigung willen sah Bennigsen ihn nur un gern ans dem provinzialftändischen Amte scheiden. Die Minorität des Bürgervorste- Hcr-Lollegs gewinnt an ihm eine nicht gerin gere Capacität, als die Majorität an Brück verliert. Das Reichskanzlern in t macht wiederum Mitheilungen über den Stand der Cholera im deutschen Reiche, und es ist aus den amtlichen Angaben zu ersehen, daß in den 9 Provinzen des preußischen Staats also mit Ausschluß Westfalens und der Rhein- Provinz, vom 22. Mai bis 6. Dezember d. I. 44,959 Menschen au der Cholera erkrankt und davon 23,242 gestorben sind. Davon kommen auf die Slad Berlin (vom 21. Juli bis December v. I.) 1074 Erkrankungen und darunter 741 Todesfälle. Erloschen ist die Epidemie in den Regierungsbezirken Frank furt a. d. 0., Erfurt, Kassel und und in der Provinz Hannover. Auch aus Bayern, Sachsen, Württemberg, Anhalt, Lübeck und Hamburg liegen Berichte vor, woraus zu ent nehmen, daß in den letzterwähnten drei Ge bietstheilen und in Dresden die Epidemie erloschen ist. Weiter erfährt man, daß im Königreiche Polen seit Begin der Epidemie (der Tag ist nicht angegeben) bis Mttte Ok tober v. I. an der Cholera erkrankt waren : 56,447 gestorben 26, 234, wovon aus die Stadl Warschau 4933 Erkrankungen und kBB7 Todesfälle kommen. Die wachsende Auswan derung von Irland nach Amerika findet ihren Gegensatz in der noch immer fordauern den Rückwanderung aus Amerika nach Eng land. Es treffen ?eit einiger Zeit wöchent lich durchschnittlich tausend Arbeiter und Handwerker in Liverpool ein, die ihr Glück in der neuen Welt gesucht, aber nicht gefunden haben, um nun mit getäuschter Hoffnung in's Baterland zurückzukehren. In England wurde am 14. De zember iu sämmtlichen katholischen Kirchen der Diöcese Westminster die päpstliche Ency klica von der Kanzel oder denAltarstnfen her ab verlesen, desgleichen eine offizielle Wider legung der in den Zeitungen aufgetauchten Angabe, daß da Uiifehlbarkeils-Dögma für die englischen Katholiken nicht streng bindend sei. Tasselbe sei nicht minder bindend wie die Dogmen der Dreieinigkeit und der Fleisch werdung. Zuwiderhandelnde seien ft.so mc l exconuiiunicirt. Alfonse, der Solz der Exkönigin Jsabella von Spanien, ist am 28. Nov sechszehn Jahre alt, also volljährig geworden Wie man der Londoner „Daily News" aus Madrid schreibt, hat dieser Umstand die Al fonsisten neubelebt und ihnen neue Anhänger zugeführt. Die Monarchisten schlagen aus der Erfolglosigkeit des lange anhaltendenßom bardements von E a r t a g e n a viel Capi tal, indem sie damit die Schwäche der repnb. Manischen Regierung als erwiesen bezeichnen. Die Cooperation der Flotte ließ viel zu wün schen übrig. Tie dampfte, angeblich wegen giohlenmangels, jedesmal davon, sobald sie gehraucht wurde. Stadt Baltimore. 34. Jahrgang dcs Correspondeu,n" Mit dem 1. Jan. trat unser tägliches Blatt sei 34. Lebensjahr an. Was der Korrespon dent" innerhalb der nunmehr hinter ihm lie genden Periode geleistet, gehört der Geschichte der Entwickelung des deutschen Lebens in Bal timore und Maryland an. Die seit jeher von uns verfolgte Richtung hat sich den Beifall des Publikums rrrsingen lind der Erfoia un ser Streben belohnt unsere Cirkuiation steht heute mir lisch dem verbreitetsten englischen Blatte Baltimore'S nach, aber der Einfluß des „Correspondenten" auf die Entwickelung des Gemeinwohles keinem einzigen. Der „Corrcspondcnt" erscheint heute abermals in neuen Typen, auf bessern, Papie re, als je, gedruckt und von dem bisherigen Bestreben beseelt, inj eder Weise den verstän digen Anforderungen des Publikums gerecht zu werden. Unser Blatt kann heute an In halt. Größe und typographischer Ausstattung wohl den Vergleich mit den rcnonlmirtcsten deutschen Journalen de Union aushallen, gant abgesehen dabo, daß der Preis desselben allen deutschen Blät tern des Landes, in den meisten Fällen bei größeren Leistungen und sorgfältigerer Re daktion, nachsteht.—Die neuen Typen gingen aus der bekannten Schriftgießerei des Hrn. PH. Heinrich in Rew-Ssörk hervor, die kupfe rung würde von der „Newton Comp." besorgt und die Stereotypen sind eine Arbeit der hie sigen Firmen F. H. Lucas und Ryan k RickettS. Indem wir mit diesen wenigen Be merkungen in's neue Jahr hincinstcucrn, hal ten wir uns dem Publikum bestens empfohlen und verbinden damit den Wunsch, daß der „Correspondcnt" Allen noch recht lange ein willkommener Morgenbcsucher sein möge. Abfährt vcs Dampfers „Ohio." Ter Dampfer „Ohio," Capt. Karl von Emster, ging Sonnabend Nachmittag 2 Uhr von Locnst-Point nach Bremerhaven ab und nahm 2 Cajüten Passagiere deren Namen un sere vorgestrige Nummer mittheilte, 41 in dem Zwischendecke und eine anfungcfähr G 125.173 I gcwerthele Ladung mit. welche in folgenden Collis besieht: 500 Kisten eingemachter Ana nas 1000 Pipcn Schweinefett, 503 Ballen Baumwolle, 218 Oxhoften Maryländer, 201 Oxhoften Virginier und 22 Ophostcn Ken tncky'er Taback 00 Oxhoften Birginier und 11 Oxhoften Kcntucky'er Tabacks-Rippeu, 40 Fässern Waizenmehl, 3352 Säcken Roggen, 50 Kisten Stärke, 2058 Säcken Mais, 101 Schinken, 15,851 Fuß Pappelholz und 13K6 rohen Rudern. Vom Ottufer ötääte Das östliche Ufer Maryland'S, welches seil vielen Jahren aIS ein Arkadien betrachtet wuide, kann seinen guten Ruf nicht in das neuangebrochene Jahr mit hlnübernehmen. Während der letzten Zeit war die östliche Seite der Cheiapeake-Bai der Schauplatz so vieler T>agödien und Mordthaten, deß das östliche User in dieser Hinsicht sogar die Counlies des westlichen Theiles unseres Staates übertrifft. Im Anfange des verflossenen Jahres spielte sich in Cambridge der Plater'sche Mordprozeß ab und vor wenigen Wochen endete ebendort er Prozeß gegen den Mörder McCoiter mit der Schuldigsvrcchung des Angeklagten. Am > Wahltags Waid in Somerset Counly ein Mord verübt und die Tragödie in Caroline- Lounty ist noch heute ein verschleiertes Ge heimniß. Bor iß Monaten war Wiconlico Counly der Schauplatz eines gräßlichen M des und vorgestern wurden wiederum Zwe Mordthaten vom östlichen Ufer berichtet; die erste lrug sich am Mittwoch in Queen Anne's Touniy zu. An dem genannten Tage ge -lelben ein junger Mann. Namens Noah Clouzh, uvd ein Fatbiger in Roberts'Mühl in einen Streit. Während desselben eigrin Clough eine Eisenstange und schlug den Ne ger mittelst derselben nieder. Der Letztere er hielt solch' schwere Verletzungen, daß er schon am nächsten Tage starb. Clough ist enislohen. Lie Nachricht von dem anderen Morde lommi aus Wicomieo > Cvuuly. Eine berüchtigte Persönlichkeit die den Namen William Tay. ior führt und bereits einige Jahre im Mary >äder Zuchthause zubrachte, töZtete am Syl vesttrabenb einen Mann, Namens Alfred Puch, mittelst eines Beiles in der Nähe von Saiisbury. Des Mörders ist man bis jetzt noch Vicht habhaft geworden. Die Einw a n d c rli 11 g im, lahre 18 7 3.— Nach den Büchern des Stadl-Regi strators kamen im Lause des letzten Jahres 11,611 Einwanderer aus Deutschland, Böh men und der Schweiz, 124 aus Irland und 1405 ans andern Ländern hier an. Zusam men 13,140. Diese Zahl umfaßt ivohl nur die, welche das Cominutationsgeld bezahlt haben und dürfte der von der „deutschen Ge sellschaft" erwartete Ausweis die Ziffern we sentlich vergrößern. Anzunehmen ist jedoch im Boraus, daß die Anzahl der Einwanderer im letzten Jahre erheblich geringer, als 1872 war, wo die Zahl 18,491, 7436 mehr, als 1871, erreichte. Die Krisis des Jahres 1873, die schon Monate lang ihre Schalten voraus warf, hat wohl hier, wie anderwärts, die Ein wandemiig aus Europa beeinträchtigt. Die Getraidc-und Mchlbörse. Montag fand die Jahresversammlung der Mitglieder der Getraidc- und Mchlbörse statt. Der Präsident Hr. S. Sprigg Bell verlas seinen Bericht, welchem wir Folgendes ent nehmen: Tie Zahl der Mitglieder nahm im letzten Jahre beträchtlich zu und deläuft sich zur Zeit auf 467. Sämmtliche Schulden, welche aus der Börse lasteten, sind abgetragen nnd das Jahr 1374 nimmt daher unter ver hättnißmäßig günstigen Auspizien seinen An fang. Wüiischenswerth wäre es, wenn das neue Direktorium während des nächsten Jah res den Ankauf eines neuen Gebäudes, das zweckentsprechender wäre, als das gegenwär tige, in Berathung zöge, da das Getraidc-und Mehl-Geschäft immer Stadl mit jedem Jahre größere Dimensionen annimmt. Während des Vergangenen Jahres wurden 2,810,917 Scheffel Warzen, 8,330,449 Scheffel Mais, 100,519 Scheffel Roggen, 1,255,072 Scheffel Hafer und 1,312,612 Fässer Mehl nach Bal timore versandt. Dies weis't eine Zunahme von 354,817 Scheffeln Waizen im Vergleich mit den Waizen - Einfuhr des Jahres 1872 nach und eine Zunahme in der Mehlzufuhr von 178,391 Fässern: dagegen weisen die Bücher ein Vergleich mit 1872 eine Abnahme von 715,016 Scheffeln Mais und 704,089 Scheffel Hafer nach. Die lange und anhal tende Dürre erklärt die geringe Zufuhr von Hafer, während die Abnahme in der Mais- Einfuhr ihren Grund in den Nußcrndten der westlichen Staaten findet. Unstreitig hat auch die Krisis bedeutend dazu beigetragen, dicZu- verringern. Im neuen Jahre wird der Stand der Dinge sich jedoch unzweifelhaft anders gestalten, da die „Baltimorc-Ohio- Bahn" täglich größere Quantitäten Getraidc nach Baltimore bringt. Bereits jetzt eignet diese Bahn - Compagnie einen Elevator auf Locust-Point, der eine halbe Million Scheffel aufzunehmen vermag und im Laufe dieses Jahres wird der neue Elevator der Compag nie fertig werden, welcher eine solche Größe erhält, daß er im Stande sein wird, mehr als eine Million Scheffel aufzunehmen. Auch die „Nördliche Central-," die „Baltimore- Potomac" und die „Westliche Maryländer Bahn" bringen täglich die Produkte des Lau bes nach der Stadt. Rechnet man hierzu noch, daß die Fluß- und Hafen - Arbeiten in diesem Jahre ihr Ende erreichen und Balti more alsdann einen ausgezeichneten Schiff fahrtS - Kanal von 300 Fuß Breite und 24 Fuß Tiefe (bei m niedrigsten Wasserstande) auszuweisen hat, so darf man wohl anneh men, daß unsere Stadt in kurzer Zeit einer der größten Getraidc-Märkte der Union sein wird. Die Krisis, welche im September be gann und Tausende von Geschäften in allen Theilen de Landes ruinirtc, wurde in Bal. timore weniger fühlbar, da die hiesigen Ban ken fest und sicher standen. Keiner aber sicherte den Credit unterer Stadt während jener Pe riode mehr als der kürzlich verstorbene Kauf mann nnd Philanlrop Johns Hopkins. Schließlich ist noch zn erwähnen, daß nicht ein einziges Mitglied der Getraidc- und Mchlbörse während jener Krisis seine Zah lungen einstellte. Nachdem der Bericht ange nommen und zum Druck beordert war, schritt man zur Wahl der Direktoren. Erwählt wurden folgende Herren: R. M. Wylie, W. B. Graves, I. A. Merrill, Karl D. Fischer, Thos. I. Dail, H. Williams, James Lake, G. P. Williar, Walter B. McAtee, s. Sprigg Bell, Edwin HewcS, G. F. Anderson, Allen Dorsch, I. Knox und G. H. Baer. Der Krieg zwischen der,,Balti mo re - Ohi 0-" und der ~Pcnnsyl van ier-Central-Bah n" dauert noch immer an und das Reisepublikum wünscht demselben eineu langen und glücklichen Fort gang. Borgestern Morgen waren jede alte Mauer und Planke in Baltimore mit großen Anschlagszeltelii dekorirt: die Letzteren verkün deten eine weitere Erniedrigung der Fahr preise. Die Zettel der „Baltimore - Ohio- Bahn" zeigten an, daß diese Corporation ihre Preise auf denselben Betrag festgesetzt hat, welchen die „Pennsylvanier-Bahn" seit eini gen Tagen fordert, während die Zettel letz terer Bahn bekannt machten, daß die Com pagnie den Fahrpreis von Baltimore nach Piltsburg und Wheeling abermals erniedrigt hat und zwar auf Ks. Der Commandeur des Dam pfers „Edgar Stuart." Melchior Aguero, wohlbekannt in cubanischeii Kreisen als der Commandeur des Dampfers „Edgar Stuart," veröffentlicht folgenden vom Bord seines Schiffes datirteu Brief: „Baltimore, l. Jan. 1374. Die reichen Cubancr, welche in diese Republik eingewandert sind, lieben nicht die Freiheit ihres Landes. Sie sind keine Pacrwken. In den ersten drei Tagen dieses MonalS wird es ungefähr ein Jahr, seit ich linieren Brüdern die letzte und sehr ge legene Hülse brachte, die zu 'leisten ich im blande, ohne Mithülfe innerer Emigranten. Tie kleine Anzahl meiner Freunde, welche be strebt sind, ein eigenes Land zu haben, boten mir die Mittel zu dieser Expedition ebenso an, wie zu der früheren, und unsere Sache dank! eS ihnen und dem Heroismus der Armee im Felde, daß sie fortfährt, Zeichen von kräftigem Leben zu geben. Jch habe ein Jahr gewarlel. Kein cubaiiischer Capital,,, und keines unserer großen Lichter hqbe mir bis jetzt die tttinste Hülse angeboten ober auch nur mich ermu thigt, in meiner Pflicht fortzufahren. Im Gegentheile haben einige derselben inir alle möglichen Hindernisse in den Weg gelegt. Ha ben die reichen Cubaner eine Vorstellung da von, was ich in den letzten fünf lahren ge than habe? Man kann es kaum annehmen, denn ein Jahr ist vorübergegangen, und sie haben nichts gethan. Sie haben blos ge schwatzt und Versprechungen gemacht und Nichts ausgerichtet: Dies sind Unbestrittene Thatsachen. Die reichen Ciivaner haben zwei Wege, meine gerechte Klagen zu widerlegen. Einer ist, selbst ohne Verzug ,n ausgiebiger Weise mit Fähigkeit dicSache der Freiheit o hne Ein Den km a.l für lohnSHop kinS. Hr. I. T. Ford reichte Montag Abend im 1. Rathszweige anerkennende Bc schlösse für den Philantropen Hohns Hopkins ein. Dieselbe erkennen zunächst die großen Verdienste an, welche der Verstorbene durch seine außerordentliche Freigebigkeit derMensch hcii, iiiid besonders der Stadt Baltimore ge leistet, und schlugen sodann vor, dag dct Ma yor Müdlrälh im Namen des Volkes unserer Stadt die dermaligcn Finanz - Kom missäre autorisiren, daß sie als Comite zu sammentreten, nm Anordnungen zur Errich tung einer Statüe nebst Piedcstal für den ver storbenen Johns Hopkins auf einem der Stadtplätze am Broadway, im Angesicht de? zu errichtenden, von dem großen Wohlthäter geschenkten Hospitales, zn treffen und ferner, daß die Unkosten aus der Steuer-Auflage ge deckt werden, sobald das Denkmal seincrVoll cndung nahe sei. Hr. Ford und andere Her ren begleiteten die Beschlüsse mit einigen ge eigneten Bemerkungen und dieselben fanden sodann einstimmige Annahme. Bnltimorer Sterblichkeits- Tabelle. Verflossene Woche wurden ans Baltimore 128 Personen, 69 mänlichcn und 59 weiblichen Geschlechts, worunter 25 Farbige und 8 Todtgeborene, beerdigt; gc. Rade so viele, wie in der Vorwoche, resp. 37 und i weniger, als in den Parallclwochen von 1873 und '7O, ; aber resp. 5, 1, 14, 31, 25 und 5i mebr, als in den correspondirenden Wochen von 1372 '7l, '69, '6B, '67 und '66. Aus A ii ii a p o l i s. Wm. Taylor, welcher am 31. Dezember 1873 auf dem Tst ufer unseres Staates einen Mann, Namens Hitch, lödtete, wurde bereits im Mai 1857 des Mordes im zweiten Grade schuldig befunden, und zu 18. Jahren Zuchthausstrafe vcriir theilt. Am I. Jan. 1869 wurde er begna digt. Wieder ein Brandunfall d u rch K 0 l> l eli ö l. Während Daniel Hahn mit seiner Frau nnd 17-jährigen Toch ter Sonntag Abend daheim an Garrison'S Laue bei'm Äbendbrode saß, barst die auf dem Tische stehende Kohlenöllampe, wobei die Kleider der Frau Hahn und der Tochrcr sich entzündeten . Die Erstere erlitt unerhebliche Verletzungen ; allein die Tochter, Namens Carrie, welche in den Hof hinausrannte, trug an den Armen und der Brust schlimme Berlevnngen davon. Dr. Linthicum hat sie in Behandlung. Wieder eineOel-Explosion. Montag Abend barst in der Wohnung der Frau Müller, Nr. 218, Alice Ännstraße, eine mit dem angeblich nicht cxplodirenden Ocean- Oele gefüllte Lampe, wobei Frau Müller im Gesichte und an den Armen schrecklich ver brannt wurde; Ein Mann, der zufällig am Hause vorüberging und die Hülserufe der bc dauernswerthen Frau vernahm, eilte hinein nnd erstickte die Flammen, welche dieselbe ein hüllten. Bah nunfall. — Als Dienstag Vormittag der Wiuchesterer Zug sich der Station Wood stock sah oerLokomotivsührer auf dem Geleise einen Mann; sofort ließ er den War nungspfiff ertönen, auf den aber der Mann nicht achtete, sodaß ihn die Lokomotive nieder warf. Als man ihn aushob, war ihm das rechte Bein an zwei Stellen gebrochen und das Schultcrgclenk verrenkt. Man nahm ihn nach dein Camdcnstraßcn-Bahnhose mit nnd schaffte ihn von da nach der Klinik an Lom bardstraße, wo er sich Wm. Smith nannte und Murfreesboro', Tenii., als seine Hci math angab. Töd tl ich er st u r z.— Montag Abend 8 Uhr fiel der 12 Jahre alieGeorg Trantwcin daheim in Nr. 41, Nord - Dallasstraße, die Kellertreppe hinab und brach's Genick; ehe Dr. Conner ankam, lebte der Mann nicht mehr. Die Ermordung des Müllers Abraham Lhll n. Hr. Edwards, ein Mitglied des Hagerstowner Baneaus, hat eine Nichligkeits-Beschwerde in dem Falle des Joseph Davis, welcher zum Tode verur theilt ist und am 6. Februar in Westminster, Earroll-County, gehängt werden soll, einge reicht. Wie es heißt; wird der Fall jetzt noch einmal vor dem Appellationsgerichte zur Verhandlung kommen. Die Schießafsaire in St. Ma rh's Cou 11 ty. Das Borverhör in dem Falle des John Cummisky, welcher ange klagt ist, am Abend des 15. Dezember einen Neger, Namens Robert A. Sommervillc in St. Mary's Connty erschossen zu haben, fand am Montag voriger Woche vor Richter Ford in Leonardtown "statt. Das Resultat war, daß der Angeklagte gegen H2OOO Bürgschaft bis zum Beginn des Prozesses entlassen wurde. Cummisky ist cm Einwohner Washington'?, hielt sich aber zur Zeit der Affaire bei seinem Bruder in St. Mary's Connty ans. Letzterer war an jenem Abend von seinem Hause abwesend und hatte dem Angeklagten die Aussicht über dasselbe über tragen. Aus dem Verhör erhellte Folgendes: Somervillc kam in Begleitung eines andern Farbigen, Namens Crowly, nach dem Hause und betrug sich daselbst in einer solch' rohen Weise, daß Cummisky ihn ersuchte, sich zn entfernen. Somerville entgegnen ihm, daß nicht genug Leute in dem Hause seien, um ihn zum Fortgehen zu zwingen, er werde bleiben, so lange es ihm gefalle. Der Ange klagte sagte, er habe die Befugniß erhalten, die Ordnung ausrecht zu erhalten, und werde nicht dulden, daß dieselbe gestört werde. Der Neger drohte darauf, ihn zu todten, falls er (Cummisky! sich nicht sofort auf sein Zimmer begebe. Als der Neger eine drohende Hal tung annahm, eilte der Angeklagte auf sein Zimmer, und als Somerville auch dorthin drang, ergriff er eine Flinte und schoß ans den Farbigen. Der Letztere starb nach Ver lauf von anderthalb Stünden. Verlockung dreier Mädchen. (Schwere Anklage.) Der Polizei - Mar schall Gray ließ Dienstag früh Harry Frcnchcr und Emma Hamilton, Besitzerin eines Bor dells an Hollidaystraßc, unter der Anklage festnehmen, drei junge, resp. 20, 18 und 16 Jahre alle Mädchen, worüber wir bereits be richteten, beredet zu haben, ihre Heimath in Philadelphia zu verlassen, um hier in ein Freudenhaus gebracht zu werden. Es heißt, daß man den Mädchen hier Stellen in acht baren Familien zu Hl 2 pro Monat verspro chen, sie aber anstatt Dessen in ein schlechtes Hans an Hollidaystraßc gebracht hätte. Die drei Mädchen kamen am Samstag Abend in Begleitung der Angeklagten in Baltimore an, aber erst am Sonntag früh erwachte der Bei dacht in ihnen, daß das Haus, in welchem sie sich befanden, ein Bordell sei. Dieser Ver dacht erhielt in dem Benehmen der Angeklag ten bald seine Bestätigung. Gütigen Worten folgten Drohungen, und als dieie Montag Abend in Thätlichkeiten gegen das jüngste der Mädchen ausarteten, entfloh dasselbe mit theilweise zerissenen Kleidern ans dem Hanse und rief ans der Straße um Hülfe. Polizist Cook nahm sich des Mädchens an und brachte dasselbe nach dem mittleren StationShause, wohin ihm auch bald ihre ebenfalls entkom menen Genossinnen folgten. Bei einer vor dem Polizei-Marschall stattgefundenen Unter suchung machten alle drei Piädchen überein stimmende Aussagen, und daraus hin erfolgte die Arrctur der Angeklagten. Die Mädchen, die dem 'Aussehen nach der ärmeren Klasse an gehören, befinden sich noch unter der Obhut der Polizei und eine weitere Untersuchung vor dem Friedensrichter Hagerty war anberaumt worden, um die ganze Tragweite der gegen die Angeklagten erhobenen Beschuldigungen festzustellen. Sollte die Anklage sich als be gründet erweisen, so harrt der Verhafteten die strengste Straft. Das Verhör fand des Nachmittags statt und hatte die Verweisung der Anklage Vörden Criminalrichtcr zur Folge: da die Angeklag ten die verlangte Caution von je Hl5OO nicht zn stellen vermochten, so wurden sie nach dem Gesängnisse gebracht, während man die drei Mädchen als Zeugen festhält. Tie jüngste, Mollie Eichelberger, sagle aus, sie sei rein und liiiichnldig nach Baltimore gekommen und habe in genanntem Haufe ihre Unschuld verloren. Für die Angeklagten erschien eine Frau, welche aussagte, die Mädchen, welche von ihr nach Baltimore begleitet worden, hat ten gewußt, daß sie in ein Bordell kommen sollten, was Richter Hagerty dem Anscheine nach nicht für wahr hielt. Ayer's Amerikanischer Al manach für das neue Jahr ist cingetrofsen und wird von Apothekern kostenfrei an Alle vertheilt, die dafür vorsprechen. Dieser kleine Kalender hat eine größere Cirkulation, als irgend ein Buch in der Welt,und Das kommt daher, weil er der beste medizinische Rathge ber ist, der dem Volke zugänglich ist, und der es in den Stand setzt, festzustellen, welcher Natur die Krankheit ist, und wie sie zn heilen ist. Er enthält die überraschende Mittheilung eines Weltbrandes oder des Verbren nen eines Sterns am Firmament mit allen seinen Planeten. (Jan. 1. tkw) Verdient Meld rasch unt chr lch, KIÄ.Ztt täglich oder 87S vö chentklm, dadaich, vag Ihr sofort um dos Agenren gratis gegebene Recht zum Verkaufe der besten, stärlsten, nützlichsten und am ra schesten abgehenden Nähemaschine neksi patentirtem Knopfloch-Arbeiter, wel che je von Familien gebraucht oder empfohlen worden, einkommt, oder lauset eine zum eige nen Gebrauche; sie kostet nur 55. Sie wird frei allerwärts per Expreß verschickt. Man wende sich wegen des Näheren an Jerome B. Hudson K Eomp., Ecke Greenwich. und Coctlandstr., N.-U. (Septl2,LMl,w) M, Varent - tieiel. Krantögise Üiivl.terne, vei baut! q>>>LH. A!,, v!,ur,g I lichrv der Rorthstt-ge. (StpllZ,l!j!vit,tiw2 I. G. Ttwonnen - nicht umworben. Bon Jame Pahu. Drei nach dt englische von Elise in,. Achte Kapitel. Zwei Tage waren vergangen, seit Ma bel das kleine Packet in dem Schreibtische entdeckt hatte; aber es kam ihr vor, als sei es schon lange her. Sie dachte an nichts Anderes, ihr träumte nur davon, als wenn ihr jedes Wort in's Herz gegraben wäre. Zmmer sah sie die verblichene Handschrift vor sich; und sie meinte, daß ein Jeder, der sie ansähe, sehen müßte, wie sie be schäftigt war, sie immer und immer wie der zu lesen. Wenn ihr Gatte anwesend war, bemühte sie sich in solchem Grade, sich heiter und sorglos zu zeigen, daß sie selber befürchtete, es möge seinen Argwohn erwecken; aber es war Thatsache, daß seine Gegenwart die Gedanken, denen sie zu ent fliehen wünschte, erst recht beförderte. Er schob aber ihre erzwungene Munterkeil glücklicherweise dem Umstände zu, daß sie um seinetwillen suche, die gedrückte Stim mung, welche ihr köperlicher Zustand mit sich brachte, zu beherrsche, uns aus Rück sicht hieraus überließ er sie mehr als sonst sich selbst. Am zweiten Abend also, nach den im letzten Kapitel erzähllenßegebenheiten, saß sie allein in ihrem Boudoir. Sie hatte ihre Kammerjungser entlassen, da sie ihrer Hülfe nicht mehr beduifte, und grübelte vor den Kohlen des Holzfeuers, welches sie zu schüren vergessen, über das alte Thema. Herr Winthrop war in seinem auf der Rückseite des Hauses gelegenen Studir zimmer beschäftigt und würde sich, seiner Gewohnheit gemäß, wahrscheinlich erst sehr spät zur Ruhe begeben. Mabel selbst fühl te sich durchaus nicht zumßuhen ausgelegt, aber die Stille bewies, daß dieOiencrschast anders gesonnen war. So sehr sie auch in ihre Betrachlungen vertieft war, so hatte sich ihrer doch eine wiche Angst bemächtigt, daß ihr Ohr fort während gespannt jedem Geräusch lauschte; und plötzlich traf sie ein Laut, welcher, wie sie wußte, nur durch das Schließen der Hausthür bewirkt sein konnte. Es war dies zwar mit großer Vorsicht geschehen, aber der verrätherische Wind war mit dem Ankömmling, wer immer es sein mochte, hereingekommen, war die Treppen heraus gefahren und hatte an der Thür des Bou doirs gerüttelt. Sie blickte zu der Uhr em por, welche anzeigte, daß die Mitternacht sstunde bereits vorüher war. Wer konnte zu solcher Zeit Einlaß be gehrt haben in einem Hanse, wo nur sel ten Gäste kamen, nnd das keinen Freund hatte, der das Vorrecht besaß, zu so unpas sender Zeit zu erscheinen? Wenn die große Glocke ihre lauten Kläge hätte erschallen lassen, so würde sie gedacht haben, es sei Krau Marschall, die endlich ihrVsrsprechen erfülle, einmal nach Wapshot zu kommen; wer der Fremde auch sein mochte, jeden falls mußte ihm Herrn Winthrop'sWidec willen vor allem Lärm und Spektakel be kannt sein, weil er den Glockenstrang so vorsichtig behandelt hatte. Auch hatte sie weder das Geräusch von Rädern, noch von Husen unter dem Fenster ihres Zimmers vernommen. An Diebe dachte Mabel auch nicht einen Augenblick; auch wurde solches Gesindel wohl nicht die Vordcrthür zum Eingang benutzt haben. Sie meinte, es habe viel leicht Einer von der Dienerschaft dasHans oerlassen; ein großes Vergehen, aber dock nicht wichtig genug, um das Haus, und besonders ihren Gatten deshalb zu allar miren. Das Schweigen, welches cinge ireten war, schien diese Annahme zn be günstigen; und sie hatte sich eben wieder in ihre Betrachtungen versenkt, als die Thür ihres Zimmers leise geöffnet wurde und Horn Winthrop hereinschritt. Mecha nisch fuhr ihre Hand nach der Seite, wo sie das Päckchen verborgen, denn sie hatte ihre Kleider noch nicht abgelegt, und ihr Antlitz verrieth sicherlich ihre entsetzliche Aagst. Jch hoffe, begann er mit spöttischer, un verschämter Miene, daß es nicht unvor sichtig ist, Sie so plötzlich zn überraschen; Sie haben ganz vergessen, mir in Ihrem Briefe mitzutheilen, daß besondere Ursache zur Vorsicht vorhanoen sei. Sie denken also, mir das Haus verbieten zn können, gnädige Frau, wie? Wenn Sie noch einen Augenblick länger in diesem Zimmer bleiben, entgegneteMa bel fest, so werde ich die Glocke ziehen und Ihren Vater aus jede Gefahr hin rufen lassen. Wenn der Schreck ihn tödtet, wie er es wahrscheinlich thun wird, so komme sein Blut über Sie. Ziehen Sie die Glocke, so viel Sie wol len, gnädige Frau, wenn Ihnen das Ver gnügen macht, entgegnete Horn mit höh nischem Lächeln; aber was das Läuten anbetrifft, so habe ich die Vorsicht gebraucht, die Glocke abzuschneiden, da man mir sagte, wo ich Sie finden würde. Jch habe Ihnen etwas zu sagen, Madame, welches ich Ih nen am liebsten unter vier Augen sagen will, und eine so guteGelegenhcit wie diese möchte so bald nicht wieder kommen. Es ist wahr, mein Vater könnte mich hier fin den, und dann würde er sehr eifersüchtig werben; aber etwas muß man wagen, nnd ich habe überhaupt eine genügende Ent schuldigung bei der Hand. Jch wünschte, seine Gefühle zn schonen, indem ich ver suchen werde, Sie zu veranlassen, Wapshot aus freien Stücken zu verlassen; denn ich betrachte es als ausgemacht, daß er Sie nicht als Herrin hier behalten würde, so bald ich ihm gesagt, was ich weiß; und ich weiß, ich bin nur zu dem Zwecke hierherge kommen, ihm dies zu sagen, Madame da rauf können Sie sich verlassen. Sie wagen es, mir einen solchen Brief zu schreiben? Dabei wies er auf das Billet, welches sie ihm vor ein paar Tagen geschickt, wel ches er in seiner Wuth zerknittert und zer rissen. Sie stellen sich erstaunt, als wäre es Ihnen unbekannt, daß Sie zu trotzen ge wagt? Wie! Lag kein Trotz darin, mir als Almosen gerade dieselbe Summe anzubie ten, welche Ihr Geliebter Ihnen in Ihrer Bettelarmuth gesandt? Und mir dann noch herablaffende Worte zu geben und guten Rath zu ertheilen, wie ich mich gegen mei nen eigenen Vater benehmen solle! Sie, die Sie sich für Geld verkauft haben, und dann, nicht mit Ihrem Handel zufrieden, sich nicht entblödeten, Ihren Galan noch während der Flitterwochen in Wimbledon aufzusuchen! War es vielleicht nur, um ihm für >ein uneigennütziges Geschenk zu dan ken! Na, wenn der Alle das verschluckt, muß feine Verdauung besser sein, als ich glaube. Jch habe gehört, fuhr er fort, indem er seine Stimme zu einem heiseren Geflüster herabsenkte und bedeutungsvoll mit dem Kopfe nickte, daß er sehr krank sei. Herr Winthrop ist sehr krank, sagteMa bel, indem sie sich bemühte, ruhig zu spre chen, während sie doch fühlte, daß bieKrasl nahe daran war, ihr zu versagen. Es ist nicht zu viel, zu behaupten, daß ein solcher Stoß, wie Sie ihn beabsichtigen, ihn auf der Stelle todten kann. Was die elende An klage anbetrifft, mit der Sie mir zu drohen wagen, so verachte ich dieselbe; daß es eine grobe, abscheuliche Verleumdung ist, wis sen Sie, glaube ich, ebenso gut wie ich. Aber ick warne Sie noch einmal, daß Sie, wenn Sie hierhergekommen sind, um Ih res Vaters Gefühle durch solche grausame List zu bearbeiten, es aus die Gefahr hin thun, sein Leben dabei aus's Spiel zu set ,,n. Wenn das wirklich wahr ist, entgegnete Horn kaltblütig, so scheint es, ich treffe auch nicht um einen Tag zu früh aufWap shot em. Der Alte ist also krank, und wird sich vielleicht nicht wieder erholen! So? Sie wollten mich also zum Freunde ma chen, indemSie mir ein paarGulden zuwar fen, für den Fall, daß hier plötzlich etwas passirle und Sie in Armuth zurückblieben! Aber so leicht ist meine Freundschaft nicht zu erkaufen, gnädige Frau, wie Sie viel leicht noch ausfinden werden. Ich begehre Ihre Freundschaft nicht; ich Haffe und verabscheue Sie, rief Mabel, nicht länger im Stande, ihre Verachtung zu bemeisiern. Das habe ich mir gedacht, verehrteSlief mutter, entgegnete Horn kaltblütig; und da Sie so aufrichtig gegen mich sind, so will ich ein offenes Wort mitJhnen reden. Sie haben mich v.n Ansang an gehaßt wie.ich.weiß; aber ein svfcherHaß hat nicht viel zu bedeuten; erst muß man lieben und dabei verachtet werden; man Muß das Weib, das man mit seinen Armen um schließen wollte, sich mit Entsetzen von Ei nem abwenden und seinem Nebenbuhler zuwenden sehen — um zu wissen, was Haß ist. Ich bin nicht gewohnt, mich ungestraft beleidigen zu lassen/ und was ich Ihnen in Shingleton schuldig blieb, wäre, selbst wenn die Sache damit zu Ende gewesen, nicht leicht abzutragen. Aber Sie haben für gut befunden, zum zweiten Male mei nen Weg zu kreuzen; die Versuchung war ohne Zweifel groß; und Sie waren übel berathen, als Sie ihr folgten. Es warlo gar gefährlich, gnädige Frau, glaubenSie mir das, da Sie Mich einmal zu Ihrem Feinde gemacht hatten. Ich habe einen Hund, den Sie auch be reits kennen, der, wenn er seinen Grgner einmal gepackt hat, ihn, wenn er auch nur eine unichuloige Katze ist denn so nen nen einige Leute die Katzen, sanfte, zarte Geschöpfe, voll Grazie und Schönheit, aber schlau und hinterlistig von Natur nicht losläßt, bis sie todt ist. Sein Herr ähnelt ihm in dieser Hinsicht, wie Sie finden wer den. Sie denken vielleicht, wenn es zum Schlimmsten kommt wenn Ihr Gatte begraben ist, und Sie sich die Taschen un bemerkt voll von Kleinigkeiten gesteckt ha ben, so werden Sie wenigstens etwas bes ser daran sein als früher, und Ihr gelieb ter Richard wird Sie mit um so offeneren Armen empfangen; aber darin irren Sie sich sehr. Ich werde Sie bis an JhrLebens ende verfolgen, wie ein Bluthund der Spur des entlaufenen Negers folgt! Ich will solche Geschichten über Sie in Um lauf bringen, daß nicht einmal J r Richard Sie für einen leckeren Bissen bal len wird! Was Ihr Kind, das Sie er warten, anbetrifft, so werden Sie noch wünschen: es wäre nie geboren zu einem solchen Erbtheil der Schande, wie ich ihm anheften will. Einerlei, wo Sie sich ver bergen, nie sollen Sie sich, weder schlafend noch wachend, vor meiner Rache sicher füh len! Sie wissen bereits.daß ich nicht leicht zu oersöhnen bin; aberSie wissen noch nicht, wozu ich im Stande bin, wenn man mich abgewiesen, zurückgestoßen und verachtet, wie es gethan haben! Sie kennenHorn Winthrop noch nicht, gnädige Frau O, ich kenne ihn doch! unterbrach ihn Mabel, die seine unverschämten Drohun gen bis auf's Aeußerste gereizt, so daß sie nicht an die möglichen Folgen dachte, voll Hohn und Verachtung. Ich kenne Sie viel besser, als Sie denken; ich weiß, wer Sie sind und woher Sie stammen, Sie unter geschobener Wilder! Eine schreckliche Veränderung ging auf Horn Winthrop's Antlitz vor. Er kniff die spöttischen Lippen fest zusammen; sein grausames Gesicht ward bleich und ver steinerte gleichsam; die Hand, die er dro hend gegen sie gerichtet, griff nach der Lehne eines Stuhls und packle sie fest, als, wolle er seinen frechen Feind damit zu Boden strecken. Sie wissen das, Weib? Dann wis sen Sie zu viel! stieß er endlich mühsam hervor. Sie standen einander beinahe eineMinu te also drohend gegenüber; beide die ver haßte Gegenwart des Anderen empfindend und nichts um sich her beachtend. Die Thür war aufgegangen, und ein verwundertes Gesicht blickte herein; aber sie halten es nicht gehört. Und wie ist eSJHnen gelungen, gnädige Frau, begann Horn endlich mit verächtli chem Lächeln, sich in den Besitz dieses wich tigen Geheimniftes zu setzen? Seine Augen waren aus sie geheftet, als wenn er in ihrer Seele lesen wollte; me chanisch legte sie ihre Hand auf die Stelle, wo sie dasPapier verborgen, um es seinen durchdringenden Blicken zu entziehen. Sie bereute bereits, sich von ihrer Heftigkeit so haben hinreißen zu lassen, obgleich ihr Verdacht dadurch bestätigt worden war. Vielleicht habe ich es errathen, sagte sie nach einer Weile ruhig. Wenn sie das gethan, so muß der Teu fel Jbncn dabei geHolsen haben; denn nur ein Satan konnte Ihnen dies ver rathen. Nein, der Teufel ist einLügner; aber es ist keine Lüge, daß Sie nicht der Sohn eines Winthrop, sondern eines Wilden sind. Nun, da Sie es errathen haben, gnä dige Frau, und da wir ganz unter uns sind, so will ich Ihnen nur gestehen, daß Sie Recht haben. Jch bin ebenso wenig der Sohn eines Winthrop, als Sie die Gattin des Mannes, den Sie gewählt ha ben würden, wenn es in Ihrer Macht ge standen hätte. Hier unterbrach ein scharfer Schrei die Stille der Nacht und weckte das schlum mernde Echo; erschreckt blickte Mabel sich um und sah ihren Gatten, wie er mit blei chem Antlitz auf sie zuwankte, dann stehen blieb und schwer zu Boden siel. Neunies Kapitel. Tie Zslucht. Was war geschehen, oder was war nicht geschehen während dieser vielen Tage, Monate oder Jahre? Warum saß Karo line am Feuer und blickte sie so mitleidig an, ohne ein Wort zu sprechen? Diese Fragen, welche die arme Mabel sich stellte, kamen nur in hellen Augenblicken während der vielen Tage und schlaflosen Nächte, wo sie zwischen Tod und Lebten schwebte. Am häufigsten kehrte ein ruhiger, fried licher Traum wieder, daß sie sich ein Kind wähnte in der alten Heimath, zu krank, um Martha und ihren Vater zu erkennen, welche wie gewöhnlich kamen und gingen und zärtlich um sie besorgt waren. Julie war aus dem Hause geschickt worden, wahr scheinlich weil die Krankheit für ansteckend galt, und das einzige Spielzeug, das man ihr gestattete, war eine schöne Wachspuppe. Die lag neben ihr imßette und öffnete und ichloß die Augen und konnte sogar schreien. Sie war immer warm und weich einge hüllt und schmolz doch nicht. Wenn sie ster ben sollte und sie wußte, daß sie sehr krank war und wahrscheinlich nicht wieder bester werden würde wollte sie Jutie mit ihrem letzten Athemzuge bitten—wenn sie sie nur sehen konnte, aber sie war so weil fort sür die Puppe zn sorgen. Der Gedanke an den Tod halte keine Schrecken sür sie, ausgenommen in dieser einen Hin ficht, daß sie fürchtete, die Puppe werde darunter leiden; aber sie halte eine große Furcht vor einem betrunkenen Landstrei cher, dem sie und Martha einmal aus der Landstraße begegnet waren, und der ihnen gedroht hatte, er wolle sich an ihnen rächen, weil sie ihm kein Geld geben wollten; er halte einen Bettelbrief in der Hand, der viereckig zusammengelegt war, und hinter ihm her schlich ein Hund mit krummenßei nen. Daß dieser Mann mit seinem Hunde ihre Puppe nicht erhalten solle, darum war sie vor allen Dingen bekümmert. S:e hatte beinahe immer Schmerzen und fühlte sich sehr schwach; was ihr aber am meisten Kummer machte, wa<-, daß Niemand be achtete, was sie sagte; alle ihre Fragen blieben unbeantwortet. Endlich gelang es ihr einmal, Earry's Augen zu begegnen, und da sagte sie: Sprechen Sie doch zu mir. Carry. Nie mand spricht mit mir. Aber keine Antwort erfolgte. Warum find Sie schwarz angezogen? fragte sie bittend. Bei dieser Frage brach Carry in Thrä nen aus, und oiePuppe neben ihr fing sich an zu rühren und umschloß ihre Hand mit ihren zarten Fingern und weinte auch. Da mit einem Male wußte sie, daß dies ihr eigenes Kind 'ei, und ihr Herz sprang hoch auf vor Freude. Ich bin sehr krank gewesen, Carry, nicht wahr? Ja, freilich, gnädige Frau dem Tode nahe, schluchzte Carry; aber jetzt sind Sie viel sicsser. Bald werden Sie wieder wohl und gesund sein; aber Sie müssen sich ruhig verhalten. Wo ist mein Gatte? fragte Mabel. Still, still! Sie dürfen nicht sprechen, der Doktor sagt, daß die geringste Ausre gung Ihnen schaden kann. Ich erinnere mich, sprach Mabel nach denklich. Er sollte vor Kummer bewahrt werden, und er hatte so viel Kummer. Was war es doch? Ich weiß es nicht, gnädige Frau, ent gegnete Carrv ernst. Niemand weiß es. Sie aber wissen es, Carry; erzählen Sie mir, was Sie wissen; jch will es lie- > ber vsn Ihnen als von sonst Jemand hö ren- Es entstand eine lange Pause. Dann näherte Koroline sich dem Bette, küßte erst ihre Herrin und dann das Kind, während sie auf ihr schwarzes Kleid deutete und mitleidig flüsterte: Es ist eine Weise, gnä dige Frau. - <! Wieder viele Tage und Nächte voll Schmerz und Schwäche; oder waren es nur Srnndcii und Minuten? Die Augen thaten ihr web vom Weinen, aber die Tbränen haften ihr Bewußtsein geklärt, als sie das nächste Mai erwachte und die treue Carry noch über sie gelehnt fand. Ist es lange her, Carry? fragte sie. Daß der Herr starb? Drei Wochen heu te, gnädige Frau- Erzähle mir Alles. Jch weiß nichts, als daß er todt ist. Niemand weiß mehr, es kam sehr plötz lich. Der Doktor sagle, es sei ein Herz schlag; die geringste Aufregung hätte ihm schaden können; und Herr Horn Mabel drückte ihr Kind an ihre Brust und blickte Carry entsetzt an, daß diese er schrocken inne hielt. Ist er hier in Wapshot? flüsterte Mabel. Nein, gnädige Fran. Ec ist gleich nach dem Begrälniß abgereist. Aber er wird wiederkommen; ich weiß es -- er wird wiederkommen. Für's Erste nicht, wollen wir hoffen, gnädige Frau. Niemand sehnt sich nach Herrn Horn. Wenn Gott ihn nur zu sich nehmen und Ihren schönen Knaben zum Erben machen wolle, würden alle Leiue sich freuen! Ist es wirklich Ihr Ernst? Würden Sie sich auf die Seite meines Kindes stellen? Würden Sie mir Helsen, sein Leben zu ret ten? O, bitte, bitte, gnädige Frau, sprechen Sie nicht so, rief Carry die Hände rin gend. Jch sehe, ich habe Sie aufgeregt, und der Doktor und Frau Merthyr haben mich so gewarnt,lhnen etwas zu erzählen. Bitte, beruhigen Sie sich. Jch bin ganz ruhig und bei Sinnen, Carry; fürchten Sie nichts sür mich, son dern nur für mein Kind. Wenn Sie es lieben, so flehe ich Sie an, Helsen Sie mir. Wenn Sie je Ursache gehabt haben, diesen Mann zu hassen und zu fürchten, so glau ben Sie mir, daß auch ich Ursache dazu habe. Er ist bereits ein Mörder in seinem Herzen. Jch habe keine Freunde hier, Carry; mein Kind und ich, wir haben nur Sie, an die wir uns wenden können; wol len Sie mir nicht Helsen? O, gewiß will ich das, theure Herrin. Das soll ich thun? Hole mir mein Kleid dasjenige, wel ches ich in jener schrecklichen Nacht trug. Schnell, schnell! Aber, gnädige Frau, wenn Sie es auch anziehen könnten, was Sie nicht können - so vergessen Sie doch, daß es kein schwarzes Kleid ist. Trotzdem holte Carry es aber doch aus dem Kleiderschrank und sah mit Verwun derung zn, wie ihre Herrin es auf derTecke ausbreitete und glättete, und dabei fcagte: Bin ich von Sinnen gewesen in meiner Krankheit, Carry? Sie sind nicht ganz bei sich gewesen, die Wahrheit zn sagen, gnädige Fran, sagte Carry gleichsam entschuldigend. Sie haben den Doktor Vater und Frau Merthyr Martha genannt; und Sie haben fort während von Landstreichern, Hunden und Puppen gesprochen. Habe ich nie von Schissbruch und Wil den gesprochen, Carry? Sind Sie dessen ganz sicher. Nie, wenn ich bei Ihnen war, gnädige Frau; und ich bin fast die ganze Zeit Tag und Nacht bei Ihnen gewesen. Haben Sie an so etwas gedacht, daß Sie glauben, Sie hätten davon gesprochen? Ja, antwortete Mabel nachdenklich. Wenn ihre Kammerjungser die Wahrheit prach, so hatte sie also das Geheimniß in hren Phantasieen nicht verrathen. So weit war das gut. Plötzlich siei ihr etwas ein, und sie bat Carry, etwas ans dem Schreibtisch, der im anstoßenden Boudoir stand, zn holen. Er ist nicht da, gnädige Frau, lautete die Antwort. Er wurde umgestoßen und zerbrochen wie es zugegangen, weiß ich nicht; und als Frau Merthyr sah, däß er leer war, schickte sie ihm zum Tischler, um ihn rcparircn zn lassen. Umgestoßen und zerbrochen! Sie hatte ihren Gatten fallen sehen, und als sie bei diesem schrecklichen Anblick das Be wußtsein verlor, konnte sie da nicht selbst den Tisch bei'm Fallen umgestoßen haben? Wahrscheinlicher freilich war es, daß Horn, rasend vor Zorn, weil sie Kenntniß von seiner Herkunft erhalten, den Schreib tisch zerschlagen hatte. —Wie dankbar war sie jetzt, daß sie das Päckchen an dem siche ren Orte verborgen, wo sie soeben gesuhlt, daß es noch unverletzt sich befand. An der Wahrheit des Inhalts zweifelte sie jetzt nicht mehr; sie glaubte im Gegentheil so fest daran, wie an ihre eigene Existenz, ob gleich die Beweisführung ihr jetzt schwerer als je werden würde. Denn wer würd? jetzt, wo ihr Gatte todt war, die Macht haben, die nothn endigen Nachforschungen anstellen zu lassen? Sie machte sich jetzt kein Gewissen mehr daraus und das nicht nur, weil ihr Gatte gestorben war. Es kam ihr vor, als wenn in jenem Augen blicke, wo sie ihn hatte auf sich zuwanken sehen, auf seinem aschbieichen Antlitze sich ein Ausdruck von L ebe und Vertrauen malte und daß seine ausgestreckten Arme sie um Schutz gegen dielen Elenden ange fleht, der sich seines eigenen Betrugs ge rühmt und gesucht halte, ihren guten Ruf zn vernichten. Wenn er nur am Leben geblieben wäre, dachte sie; würde er mir und meinem Kinde Recht verschasst Halen. Aber jetzt, wenn ihr Recht werden sollte, mußte sie es sich auf anders Weise verschaffen; aber wie? Dieses schriftliche Bekenntniß war der einzige Beweiß, den sie besaß; und wie konnte sie erwarten, Andere dadurch zu überzeugen? Nur ein Mensch lebte, der es für wahr hielt, und das Interesse dieses Menschen erforderte die Vernichtung des Dokumentes. Dieser Mensch hatte auch geschworen, sie zu verderben; er wußte nicht, was sie besaß; aber vielleicht arg wöhnte er es. Niemand anders als der Teufel könne es ihr verrathen haben, hat te er gesagt; und nun war sie h.er unter seinem Dache, hilflos, schwach und krank; als Wache bei einem großen Schatze an einem gefährlichem Orte. Es war ihr Kind, das besonders in Geiahr war. Earro, fragte Mabel fest, um welche Zeit kommt Frau Merthyr gewöhnlich, um nach mir zu sehen? Sie kommt dreimal am Tage, gnädige Frau, nach einer jeden Mahlzeit und Mit tags bleibt sie eine Stunve hier, während ich esse; sobald irgend eine Veränderung einträte und besonders, wenn Sie wieder zur Besinnung kämen, wie Sie jetzt—Gott sei Dank! gekommen sind, hat sie mir auf getragen, sie zu rufen. Jch hätte ihr daher gleich Still, hören Sie mich an; unterbrach Mabel sie mit Entschiedenheit. Jch bin jetzt Ihre Herrin, und Sie haben mir zu gehorchen. Wenn Frau Merthyr kommt, werbe ich mich schlafend stellen, und Sie müssen sie in dem Glauben lassen, daß Alles noch bei'm Allen ist. Natürlich, gnädige Frau; ich gehorche Ihnen lieber als Frau Merthyr. Gut. Um welche Zeit pflegt der Doctcr zu kommen? Des Morgens um zebn Uhr und unge fähr um dieselbe Stunde Abends. Dann ist also um clsUhr wohl das ganze Haus ruhig, vermuthe ich? Ja gewiß, gnädige Frau; es ist jetzt nichts da, was dieLeute wach hält keine Schniausereien imDomestilenzimmcr, nichts der Art, wie Sie sich wohl denken können. Ausgenomnnn freilich Herrn Hocn'sKam merdiener, der sich anscheinend aus nichts etwas macht und trinkt und jubelt wie im mer. Murk ist hier? ricf Mabel erschauernd. Dann steht es noch schlimmer um uns, atS ich gefürchtet. Wenn Sie mich lieben, Carry, und Mitleio mit meinem armen Kinde haben, bat sie heftig und flehend, so beschwöre ich Sie, helfen Sie uns! Wenn ich kann, will ich es gewiß thun, gnädige Frau, entgegnete das Mädchen treuherzig. Aber ich muß Sie vorher ruauf auf merksam machen, daß Sie sich Herrn Horn zum Feinde machen werden, indemSie mir Helsen. Herr Horn hat mich bereits für's Leben zmeinem Feinde gemacht! antwortete Carry heftig. Er kann mir und den Meinen nichts Schlimmeres anthun, als was er uns an gethan hat. Als ich sagte: Jch wollte, Gott nehme ihn zu sich, meinte ich eigent lich ganz etwas Anders. Zu einer anderen Zeit würde Mabel ihrer Kammerjungser sicherlich Vorwürfe wegen dieses unchristlichen Wunsches ge macht haben; aber die Gelegenheit zu ei ner Ermahnung wäre in diesem Augenblicke nicht passend gewesen. Haben Sie irgend einen Freund im Dorfe, Carry, auf den Sie sich verlassen können? Ich ich glaube wohl, gnädige Frau, erwiderte das Mädchen erröthend und stok kend, so daß man leicht die Ursache er rathen konnte. Philipp Tod, des Müllers Sohn, würde, glaube ich, Alles thun, wo rum ich ihn bäte. Und schweigen? fragte Mabel nachdenk lich. O, gewiß, gnädige Frau, antwortete Carry naiv. Philipp ist kein Mann, der mit seines Mädchens Liebe prahlt; auch macht er es nicht wie Murk, der Abends in'sWirthshaus geht und trinkt und lärmt. Er hat einen tüchtigen Kopf, und waS sein Herz anbetrifft ua! wenn es nicht treu und ehrlich ist, dann gibt es überhaupt so etwas bei Männern nicht. Philipp können Sie trauen; glaubenSie mir das, gnädige Frau. Carry, sagte Mabel plötzlich; wenn ich glaubte, daß ein treues Herz wie das, von dem Sie sprechen, zu erkaufen wäre, so würde ich sagen, hier sind fünfzig Psund für die Arbeit einer Stunde, und dann verspreche ich noch seiner Braut eine Aus steuer wenn es je in meiner Macht steht, sie ihr zn geben. Aber bitten Sie ihn um seiner Liebe willen, das zn thun, was ich Sie bitte, aus Mitleid zu thun. Wie viel ist es jetzt an der Zeit? ES ist bald Mittag, gnädige Frau. Wenn Frau Merthyr kommt, um Ihre Stelle einzunehmen, müssen Sie auf eine Entschuldigung sinnen und in's Dorf hin uniergehen und mit Philipp sprechen. Jch will suchen, eine zn finden, gnädige Frau, entgegneteEarry ernsthaft, als wenn ihr ein solcher Gedanke noch nie in den Kopf gekommen. Wenn Sie ihn gesunden, muffen Sie ihn verpflichten zu schweigen und dann überreden, mit einer Postchaise um elf Uhr heute Abend an dem Kreuzwege bei Fell soot zu halten. Hier ist eine Fünspsnnd note, für den Fall, daß er nichtGeld genug hätte, um eine zu miethen Aber gnädige Frau, unterbrach das Mädchen sie entsetzt; Sie sind nicht im Stande auszustehen, und Sie und dasKind werden vor Kälte umkommen. Jch wollte ihn lieber dem schärfsten Ost winde aussetzen, der jemals über die Haide gestrichen, als ihn Horn Winthrop'sGnade anvertrauen, entgegnete Mabel mit Hef tigkeit. Noch eine Nacht unter seinem Dache wäre an und für sich hinreichend, um mich zu todten. Jn jedem Laut glauve ich seinen Schritt zu erkennen. Still! was ist das? Stumm und starr richtete Mabel sich im Betle empor; die hellen Schweißtropfen traten ihr ans die Stirne; ängstlich horchte sie. Ihr entsetzlicher Ausdruck trug mehr dazu bei, Carry zu überzeugen, als alle ihre Reden gethan hatten. Ich will Alles thun, was Sie wollen, gnädige Frau, flüsterte sie tröstend; aber l gen Sie sich wieder nieder; es ist nurFran Merthyr. Als Mabel die Augen schloß, kündigte das leise Oeffnen ver Stubenlhür und das Rauschen eines Seidenkleides das Erschei nen der Hanshälierin an. Wie geht es Ihrer Herrin, Karvline? Ist seit heute Morgen eine Veränderung eingetreten? Sie scheint mehr zum Schlafen geneigt, entgegnete die Kammerjungser, nicht ohne Zagen, denn ihre jugendliche Ehrfurcht vor der Haushälterin hatte sich bis jetzt durch aus nicht vermindert. Es ist aber wirklich eine großeVcrantwvrtlichkeit, keine ordent liche Krankenwärterin zur Hilse zu haben. Still! Still! erwiderte die alte Dame vornehm; das ist nicht Ihre Sache. Wir müssen unseren Vorgesetzten in dieser Welt ohne Murren gehorchen. Der Doktor hat gesagt, daß es unter den besonderen Um ständen besser wäre, die Kranke bekäme keine fremden Gesichter zu sehen. Uns macht dies natürlich etwas mehr Arbeit. Lassen Sie sich gute Zeit zum Essen, und wenn Sie glauben, daß Ihnen ein wenig frische Lust nöthig ist, können Sie aus der Ter rasse auf- und niedergehen. Frau Merthyr war in ihrer Art eine gute Frau, obgleich sie, wenn man sie der äußeren Zeichen ihrer Würde beraubt, nicht so gut allein gestanden haben würde als ihr seidenes Kleid. In dieser Beziehung war sie aber nicht schlechter als viele Leute in weit hervorragenderer Stellung; und sie hatte ein gutes Herz. Kein Seufzer der Ungeduld entfahr >hr, als sie in dem Kra nkenzimmer Wache hielt, obgleich Carry sich wirklich außerordentlich gut Zeit ließ. Jetzt schritt sie zum Bette und warf einen mit leidigen Blick auf Mabel und das Kind; dann stand sie am Feuer und dachte nach wahrscheinlich darüber, welche Zukunft ihrer auf Wapshot harre. Würde der junge Herr sie in ihrer Stellung lassen und wür de er sich so benehmen, daß sie mitAnstand unter seinem Dache bleiben konnt? Horn gehörte nicht zu ihren Lieblingen; aber er war letzt ihr Herr, und sie gehörte zu den Leuten, deren Anhänglichkeit sich vererbt; sie würde, wenn sie je davon ge hört hätte, an das göttliche Vorrecht der Könige geglaubt haben; und obgleich sie sicherlich auch nicht einem Winthrop bei einer bösen That beigestanden haben wür de, so hätte es doch schwer gehalten, sie zu bereden, einem dieses Geschlechts zuwider zu handeln. Als Mabel sie durch die halb geschlossenen Lider beobachtete, konnte sie nicht umhin, zu denken, es sei gut, daß ihre Aussichten auf Rettung nicht auf die ser achtungswerthen Dame beruhten. Als die Kammerjungser zurückkehrte, konnte man ihrem strahlenden Gesichte schon ansehen, daß sie kürzlich ihren Ge liebten gesehen. Aber war es ihr gelun gen, ihn zu bereden, den Wunsch ihrer Herrin zu erfüllen? Mit fieberhafter Un geduld mußte Mabel auf das verhängnip volle „ja" oder „nein" warten, bis Frau Merthyr ihre Lektion über Zeitvergeudung becnoigt hatte. Endlich, nachdem er sein schweres Geschütz entladen, segelte der stattliche Dreimaster aus dem Zimmer. Philipp wird um elf Uhr bei Fellsoot sein, gnädige Frau, flüsterte Carry, sich zu ihrer Herrin hinabbeugend. Aber die Postchaise—der Wagen? frag te Mabel. O, er wird den Wagen natürlich mit bringen, antwortete Carry, (als wenn Pferde und Wagen die gcwöhnlicheuHü ss mittel der Fiügei der Liebe wären). Aber, gnädige Frau, die Kälte ist schrecklich! Schneit es? fragte ihre Herrin ängst lich. Nein, gnädige Frau. Dem Himmel sei Dank! Dann wer- ! den die Wagenspuren wenigstens nicht den Weg verrathen, den wir einschlagen. Wenn Carry noch weitere Einwendun gen beabsichtigt hatte, Mabel's entschlosse ner Ton machte sie unmöglich. Den Rest des Tages beschäftigte sie sich damit, die wärmsten Kleider und Mäntel aus der Garderobe ihrer Herrin hervorzusuchen; und als der Doktor und Frau Merthyr Abends ihren letzten Besuch abgestattet halten, begann sie, ihre beiden Pfleglinge zu ihrer gefährlichen Reise umzukleiden. FrauWinthrop war, trotz ihres unbezwing lichen Willens, fast so hüljlos wie ihr Kind. Mabel halte man in ihren Pelzumhüllun gen beinahe für einen Polarreisenden hal ten können, wenn das bleiche Antlitz, wel ches aus der warmen Kaputze so ängstlich wie ein Vögelchen, dessen Junge in Ge fahr sind, hervorblickte, nicht gar so durch sichtig gewesen wäre. Ihr Kind, gleich, falls eingewickelt wie ein Eskimo, lag in ihren Armen; sie konnte sich nicht einmal einschließen, es der treuen Carry anzuver trauen, und Letztere drang auch nicht da raus, da sie meinte, das Kind würde am ruhigsten sein, wenn es bei seiner Mut er wäre, und Schweigen für ihre Sicherheil ki'w HäuptlMngstng war. Man stelle sich sor, wie sie, Gespenstern gleich, durch die lange Gallerie huschten; Carry voran, das Licht in der Hand be schattend, und dann und wann stehen blei bend, um auf ein verdächtiges Geräusch zu lauschen; die Familienbilder der Ports und Lancastre, der Kavaliere und Purita ner schauten verwundert auf das geheim nißvolle Treiben des Letztgeborencn ihres Stammes herab. > Mabel hingegen warf einen scheuen Blick zu dem Bilde ihrer Vorgängerin hin über und sah, wie sie zu der Flucht des Nebenbuhlers ihres Sobnes freundlich lächelte, als wenn sie einsähe, daß er da durch vor einem noch größeren Verbrechen, als er schon begangen, bewahrt werden würde. Als sie so dachte, trat ihr plötzlich Hoin's drohendes Antlitz vor die Seele und das Mark in den Knochen erstarrte ihr trotz ihres Pelzes. Wie knarrten die Treppen trotz all ihrer Vorsicht, als sie dieselben hinadschlichen, und wie strengte sich der Wind an, das ganze Haus mit seinem verrätherischenGc flüster zu wecken, als sie sich der Hausthür näherten! Schon befanden sie sich in dem steinernen Cvrridor, welcher auch der Do mestiken-Cvrridor genannt wurde, als plötzlich ein Licht am anderen Ende dessel ben erschien. „Zurück, zurück!" flüstert Carry, und ihre Herrin zog sich schnell in den Schatten der Treppe zurück. Wir sind verloren, es ist Murk! O, ich sehe Sie, Caroline! rief er in heiserem, triumphirenden Tone, als wemr es nicht so leicht wäre, Jemand zu erken nen, wie nüchterne Leute glaubten. Sie sind spät auf wie zum zum Er hielt inne, weil der beabsichtigte Ausruf ihm wohl unpassend vorkommen möchte. Wie glücklich trifft es sich,daß ich auch spät auf bin. Murk war ein kleiner, stark beleibter Mann, und in seinem augenblicklichen Zu stande der Trunkenheit glich er einem je ner deutschen Biergläser, welche man Steh auf nennt, weil sie nie umfallen, wenn sie auch noch so sehr von einer Seite zur an deren schwanken. Darf ich hoffen, begann dieser Küchen- Silen, indem er den Kopf bewundernd neig te und dabei das Licht so schief hielt, daß der Talg auf den Boden tröpfelte darf ich h-ffen, daß diese Begegnung nicht ganz zufällig ist? Tann streckte erden freien Arm aus, um den Gegenstand seinerLiebe, der ihm so plötzlich entgegengetreten war, zu bewillkommen, und veriperrte ihr da durch gänglich den Weg. Ein aus dcrKchle kommender Laut, der seine heftige Leiden denschaft andeuten sollte, und leine üble Parodie auf das vergnügte Schnurren ei ner Katze war, entguoll seinen dicken Lip pen. Jch bin ein viel besserer Mann, als Philipp, murmelte er; und der vertraute Kammerdiener des Herrn. Ueber die erste Behauptung ließ sich streiten; die zweite dahingegen war unbestreitbar. Sie werden mir einen Kuß geben; Jch weiß, Sie werden es thun! bat er. Ein nach seiner Ansicht unwiderstehlicher Blick aus seinenFrettchen-Augen begleitete diese Worte; aber dteKammerjungser zöger te noch. Ecst müssen Sie mich fangen, Murk! rief sie dann mit Hellem Lachen, nnd lies in das Zimmer der Haushälterin, dessen Thür offen stand. Ein Ausdruck unaussprechlicher Befrie digung verbreitete sich über seine Züge. Er beeilte sich nicht, seinerTaphne mit der Schnelligkeit eines Apolls zn folgen, son dern blieb noch einen Augenblick im Eor rldor stehen, um eine Schwäche einzuge stehen. Und ich hatte wirklich angefangen zu glauben, daß dieses freundliche Kind ein züchtiges Mädchen sei, sagte er, den Kops wiegend. Dieses Zögern aber war sein Verderben. Das Zimmer der Haushälterin hatte zwei Thüren. Er fand es leer und die innere Thür verschlossen, und als er zu der ersten zurückkehrte, durch welche er ein getreten war, belehrte ihn das Umdrehen eines Schlüssels, daßjer einGefangener feH Schöne Carry, rief er durch das Schlüs selloch, ein Scherz ist erlaubt; aber Sie brechen mir das Herz mit Ihrer Grausam keit. Wollen Sie Ihr Licht ausmachen? rief Thisbe im sanftesten Tone. Ist schon geschehen! rief Pyramus, in dem er die That dem Worte folgen ließ. Dann will ich Sie verlassen, Sie Trun kenbold, da ich nicht zu befürchten brauche, daß Sie das Haus in Brand stecken wer den. Im nächsten Augenblick Hörle er, wie die Hintere Hausthür geöffnet wurde und fühlte den Zug der kalten Nachlluft; und das war Alles, was Murk —. der aus drücklich zu Hause gelassen war, um auf sie zu achten seinem Herrn über Frau Winthrop's Flucht von Wapshot berichten konnte. Zehntes Kapitel. Beinahe drei Jahre sind vergangen, seit Mabel in jener Mitternacht mit ihrem Säugling und ihrer Kammerjungfer von Wapshot floh und keine Fußspuren hinter ließ. Ihre heimliche, plötzliche Flucht war nicht neun, nein, neunzig Tage lang das Gespräch der Umgegend. Viele Leute behaupteten, ganz genau von der Sache unterrichtet zu sein; aber ihre Berichte lau teten sehr verschieden. Natürlich errieth Niemand die Wahrheit; aber diejenigen, welche derselben am nächsten kamen, be haupteten, daß FrauWinthrop ihre Heimath verlassen habe, um der Anwesenheit ihres Stiefsohnes zu entgehen, welcher, zum Glück für diese Theorie, gerade am Morgen nach ihrer Abreise eingetroffen war. Sein Ten? percnnent war heftig, seine Manieren ab scheulich und feine Abwesenheit von Wap fhot während der kurzen Zeit ihrer Verhei rathung bewies zur Genüge, daß er mit feiner Stiefmutter nicht auf dem besten Fuße stand. Sie war eine junge Frau, die Charakter besaß; sie war entflohen, um seiner Rohheit zu entgehen und vielleicht auch, um es zu vermeiden, von ihm aus dem Hause geworfen zu werden. Denn man mußte zugeben, daß Horn Winthrop zu Allem fähig war. Die Erklärung, welche den meistenGlau den fand, war diejenige, daß Mabel durch das Unglück, ihren Gatten zu einer Zeit zu verlieren, wo sie ohnehin leivend war, den Verstand verloren, und daß man sie nach einer Heilanstalt für Irrsinnige gebracht. Ter Arzt, welche ihr bei ibrer Einbindung beigestanden, bestätigte diese Ansicht inso fern, als er zugab: daß Frau Winthrop seit der Geburt ihrer Kindes nicht recht bei sich gewesen sei. Horn seinerseits hatte seine besondereil Gründe, dieser letzteren Erklärung nicht zu widersprechen. Niemanden siel ein, daß irgend etwas Unrechtes passirt sei; denn behauptete nicht Philipp Tod, desMüllers Sohn, Fran Winthrop habe freiwillig das Haus verlassen? Mehr konnte freilich Niemand aus ihm herausbringen, und zwar einfach aus dem Grund nicht, weil er nichts weiter wußte. Wenn er seiner Geliebten schrieb, geschah es unter der Adresse von Fräulein Martha Barr in Brackmere. Auf diese Weise erhielt Mabel alle für sie bestimmten Mittheilungen, und es waren ihrer nicht viele. Gleichwohl war sie nicht nach Brackmere geflohen. Wie hätte sie zum zweiten Male, nnd das noch dazu mit ihrem Mädchen und ihrem Kinde, Martha zur Last fallen können? Freilich hätte sie sich ein eigenes Logis miethen können; aber wennn ihr das Geklatsch der kleinen Stadt schon früher widerwärtig ge wesen war, wie hätte sie es jetzt ertragen sollen? Außerdem bestand ihre Hauptsorge darin, Horn ihren Aufenthaltsort zu ver bergen und nach Brackmere würde er sein Augenmerk zuerst richten, daß wußte sie Und so gesah es auck. Wüthend über dcnSetrich, den die hüb sche Carry ihm gespielt und außer sich über die brutalen Aeußerungen des Mißsallens seines Herrn, war Murk nach Brackmere geeilt und erregte abermals das Erstaunen dieses so sehr im Wachsen begriffen Badc oites durch das Erscheinen eines Gastes außer der Saison. Er nahm übrigens die z ses Mal nickt Logis im „Georg," sondern - begnügte sich mi: einem viel geringeren , Wirthshaus! und bewahrte ein so diecrctcs > Jncognito als seine natürliche Offenheit - bei'm Becker ibm nur gestatten wollte. Er machte sich in Bellevuc Terrasse zu schaffen und hatte Fräulein Barr's Zoss