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Stadt Baltimore. Das (sarson'sckie llakwu farpus-Ge siech im BundeskreisgeriÄte. Richter Bond fand sich Freitag Bormittaa Punkt II Uhr im Saale des Bundcskreisge" richtS ein, worauf die Verhandlungen übet das Freilassungs-Geiuch des von den Staats behörden der Ermordung Carl Graue'S, Hei zers auf dem Dampfer „Baltimore," auqc, klagten Zollinspektors Georg M. Carson so gleich begannen. Bundesbezirks-Anwcftt Stirling, Verthei digcr de Angeklagten, kündigte an, er werdc eine Abschrift des Amtsreglemeirts ftir die Zollbeamten im Gerichte einreichen. Als erster Belastungszeuge wurde der am Donnerstage vielgenannte August Müller auf gerufen ; seine in deutscher Sprache gemachten Anöjagen vcrenglischte Hr. Mchrimg alsDol metscher. Zeuge befindet sich seit einem Jahre in den Ver. Staaten und steht als Markthct ser in Diensten von Huppman sc Emory. Am Sonntage, den 10. August 1873, Nach mittags4Uhr,begab er sicki, üm seinen Freund Zimmermann zu besuchen, auf den Dampfer „Baltimore" und entfernte sich gegen 9 Uhr Abends wieder. Eben wollte er den Dampfer verlassen, da schenkte ihm sein Freund Z. zwei Flaschen Genevcr, von denen er eine in die lntte Hosen-, die andere in die linke Hintere Rocktasche steckte. Nachdem er vom Bord ge gangen, wandelte er den Pier entlang; einige Herren saßen dort nnd sprachen ihn an; er verstand jedoch kein Englisch, weshalb er nicht daraus achtete. Da trat Einer zn ihm, nahm ihm die Flaschen ab und führte ihn nach dem nahen Bürcau der Zollbeamten, wo kein Licht brannte. Dort befanden sich Andrews und Carson, deren Namen er jetzt weiß. Ihr Fra gen verstand er nicht; er sagte nur „Nein!" aus die Frage, ob er zum Dampfer gehöre. Einer packte ihn bei'm Rockkragen und warf oder stieß ihn aus dem Büreau, sodaß er bei nahe niedergestürzt wäre. Jetzt dachte er darüber nach, welches Recht sie gehabt, ihm sein Eigenthum wegzunehmen, weshalb er ans den Dampfer zurückkehrte, wo man ihm sagte, wer die Leute waren, und daß der Schnaps verzollt werden müßte. Nun ging er aus den Balkemveg hinaus und rief deii Herren d'runten Etwas zu, wobei er sich alle erdenkliche Mühe gab, sich verständlich zu ma chen, was ihm aber nicht glückte. Andrews tanl endlich herauf, dem er seine Absicht, den Zoll zn bezahlen, zu erkennen geben wollte; Der aber schien ibn nicht zu begreisen und hieß den Zeugen mit ihm gehen. Müller glaubte, dies geschähe, damit er den Zoll bezahle. Er sprach zu Andrews auf dem Wege hinauf viel von der Bezahlung des Zolls, obnc auch nur die mindeste Gegenrede zu entlocken. 'Nachdem sie das erste Bahngelelse überschrit ten, glaubte er Jemanden hinter ihnen gehen zn hören. Man ging iiber's zweite Geleise, und nun wurde es ihm immer klarer, daß Je mand den Beiden folgte. Er drehte sich um, um nach demselben zu sehen, und trat dabei aus einen Stein, sodaß er strauchelte und im Begriffe war, niederzustürzen, als Andrews ihn auffing. Dann hörte er einen Pistolen schuß und äußerte gegen Andrews, er glaube, Jemand sei geschossen. Andrews aber herrschte ibm zu, vorwärts zu gehen, und schob ihn voran. Zeuge erblickte mm einen Maim zehn bis fünfzehn Fuß von ihm aus dem Boden ausgestreckt, daneben stand ein Mann mit ei nem weißen Strohhute. Zeuge kannte da mals Keinen von Beiden; er glaubt, daß es Carson und der deutsche Matrose waren. Er kannte weder Grane, noch den Matrose, wo mit er wohl Fürchtenicht meint. Es war ein stiller ruhiger 'Abend. Zeuge hätte jeden Schrei, eine Folge etwaiger Gewaltthätigkeit, hören können. Er leistete nicht den geringsten Widerstand. Er wünschte, daß 'Andrews mit ibm die Eisenbahn entlang bis zu der nach der Fähre führenden Straße gehen sollte; aber Andrews ,chlug den Weg quer über den (Mur phy'schen) freien Platz ein: Zeuge ging ruhig mtt ihm nach dem Fährboolc und setzte sich, weil er immer noch wähnte, man führe ihn zur Bezahlung des Schnapszolles nach einem bestimntten Orte, nicht im Mindesten zur Wehr. Er sah vor dem Pistolenschüsse Carson nicht, noch wußte er, daß dieser hinter denßei den folgte. Er kcmnle iyn nicht und kann auch nicht bestimmt behaupten, daß Carson Der jenige, der ihnen gefolgt, war. Im Kreuzverhöre .das der gegnerische An walt Stirling mit ihm vornahm, sagte Müller noch Folgendes auS: Zimmermann ist Vor ratbsvenvatter auf der „Baltimore;" er brach Ie die Flaschen aus seiner Koje, wo sie auf ei nem Bette tagen, heraus. Zeuge war bereits in Temschlcmd mir ihm befreundet. Solange er sich aus dem Dampser befand, verweilte er in Aimmcrmami's Schlasranmc, unlerhieti sich die ganze Zeit von 4 bis 9 Uhr mit ihm und nahm, da er überhaupt kein Freund vom Trinken ist, dort keinen einzigen Schluck zn sich. Zimmermann machte ihm die Flaschen zum Präsente, die Zeuge sür seine Bekannten mit heim nehmen wollte. Eine Flasche stak unter der Weste und guctre mit demHalje vorn heraus; die andere hatte er in der Tasche des selben Rockes, den er gestern anhatte. Er verstand die Fragen der Zollbeamten nicht und antwortete daher mit: „Nicht;" es ist un wahr, daß er thuen eine Flasche angeboren. Nachdem man ihn aus dem Büreau nahe dem Dampser gestoßen, ging er auf die „Balti more" zurück uud erzählte das Vorgefallene Zimmermann, der ihm über die Beamten Ausschluß gab. Zeuge sah an ihnen weder eine Amtsnniform, noch ein Anttsabzeichen oder ein Schild, sagte auch kein Wort, daß er ein Bürger sei nnd das Gesetz kenne; im Ge gentheile sagte er ihnen, er sei noch nicht lange rick Lande und kenne die hiesigen Gesetze nicht. In dem Büreau nahe dem Dampicr bemerkte er zwei Männer; Sommer sah er nicht dort. Bis er ans den Pier kam, sprach Niemand zu ihm; dann redete ihn Andrews an. Zeuge stammt aus der Harzgegcnd in der preußi schen Provinz Sachsen. Von der Zeit an, daß er zuerst Geräusch vernahm, ging er etwa 100 Fuß weil bis nach dem Ueberschrciteu des zweiten Geleises, wo er stolperte und von An drews am Fallen verhindert wurde: Andrews legre seine Arme ihm um den Hals, sodaß er (Zeuge) nicht vollends niederstürzte, wofür er ihm in deutscher Sprache dankte. Vor dem Pistolenschüsse vernahm er keinen Ruf, kein Geschrei. Keiner von den beiden Männern an ihrer Seite sagte ein Wort; Einer trug ei neu weißen Strohhut; zum Erkennen ihrer übrigen Kleidungsstücke war's zn dimtel. Der Mann mit dem Strohhute stand, als Müller sich umdrehte, zur Rechten,der Andere zu? Linken; sie standen etwa 10 oder 19 Fuß vom Zeugen; zwischen ihnen war ein Raum von mehreren Fuß; dort lag der Mann am Boden, uud zwar, wie Zeuge glaubt,mit dem Kopfe in der Richtung, aus der sie gekommen. Vor, bis zu und nach dem Vorfalle sagte Kei ner Etwas. Ob Zeuge ans dem Dampfer „Baltimore" zu Abend gegessen, kann er sich nicht mehr entsinnen. Er rcii'te aus vcm Dampfer „Ohio" nach Baltimore, wo im mer um 6 Uhr Abends gegessen wurde. Auf der „Baltimore" stand Brod aus dem Tische, und vielleicht aß er eine Butterschnitte: als er Durst empfand, trank er kalten Kaffee. Dies mag etwa um 7 Uhr gewesen sein. Friedrich Fürchtenicht legte sein Zeugniß ebenfalls in deutscher Sprache ab. Er ist Maschinenöler aus der „Baltimore." Er be schloß in Gemeinschaft mit Graue, dem Hei zer und Kohtenschaufler, an dem fraglichen SoimtcigSabcndc sich nach der Stadt zu bcge ben und Beide verließen etwa 49 Uhr den Dampfer; sie waren nicht weit gegangen, als sie drei Männer, die hinler ihnen folgten, ge wahrten; ob sie aus deinßaltenwege oder dem Bahngeleiie gingen, kann Zeuge sich nicht er innern. Er wär nichl mit ihnen bekannt, kannte damals auch Müller nicht; sie gingen cm Zeugen und Graue vorüber. Die beiden Letzteren waren etwa bis auf die Mitte des ' freien (Mnrphy'ichen) Platzes gelangt, als sie eine der Personen vor ihnen stolpern sahen. Ju demselben 'Augenblicke hörte Zeuge Je inanden vorn einen Borwänsgeh - Beseht er- ' theilen und dann fiel ein Pistolenschuß: Graue ! stürzte zu Boden, und ein Mann stand da mit ineiii Pistole in der Hand. Zeuge eilte hin- i weg und sagte einem Manne, den er traf, es sei Jemand'geschossen worden. Zwischen dem ' ersten Ansichligwerden der drei Männer und dem Schusse verflossen ungefähr fünf Minn ien. Nach dem Schusse erkannte Zeuge in dem Manne den Augeklagten, den er als Zoll beamten kannte. Weder Zeuge, noch Graue rühriLN die Männer, die ans des ZengenNechte sich befail.de, an; kein Wort sprach Zeuge zu Müller, noch hörte er Grae mit diesem spre chen. Er stand nähe genug, um, wenn Graue Etwas gesagt hätte, es hören zu können. We der er noch Graue trugen kine Wasse bei sich. Als Zeuge den Schuß hörte und den Mann dasPistol aus ihn anlegen sah, tviixve er ängst lich und rannte hinweg. Etwa 20 Schritte war er gelaufen, da traf er einen Anderen, mit welchem der Dritte nach dem Platze, wo Zeuge sich befand, kam. Zeuge ging zurück und versuchte Graue in die Höhe zu bringen; derselbe war jedoch todt. Zeuge blieb noch einige Minuten dort, bis ein Polizist kam; dann begab er sich aus den Dampfer zurück, wo er Zimmermann sah; dies mochte um 9 Uhr fern. Zeuge kann sich nicht erinnern, daß er und Grane aus der „Baltimore" oder iu Lang's Wirthschaft getrunken. Er hörte Mül ler nicht auf die Zollbeamten schimpfen; er hat auf dem Dampfer vier Fahrren mitgemacht. Die Zollbeamten kannte er, erkannte sie aber, als sie an ihmuud Graue vorbeigingen, nicht; als aber Carson sich nach dem Schusse um wandte, erkannte ihn Zeuge. (Jetzt mußte sich' Andrews vor Zeugen stellen, der ihn er- Fürchtenicht sah nicht, daß Jemand Andrews bei der Schulter packte ; wohl aber sah er, wie dieser Müller vorwärts drängle. Zeuöe hörte Niemanden rufen: „Sei auf der -Vitt, Kcnt!" scmdttN hörte mir den Beseht: „Geht vorwärts!" Erst, gjs der Mann eine Pistole ans der Tasche zog, abschoß und dann ans ihn anlegte, sah Zeuge eine solche Waffe an dem Abende. Er stand 0 bis 4 Schritte Ämter dem Manne. Er beschwor bei der Tod len'chau nicht, daß der Mann, der gestolpert, sich loszureißen versucht habe. Ein Polizist sagte ihm, er müsse aus die Wahrheit schwö ren. Seit Zeuge in's Gefängniß gebracht ivo.'den, hat er Jaines P. Milnor kennen ge lernt und mit ihm gesprochen, ihm aber nicht zähst, ein Polizist hc be ihm gesagt, er solle gegen Carson, der ein schlechter Mensch sei, schwören. Zezrge sagte zu Milnor, er habe eCarson erst nach Hein Schüsse erkannt. Ter Polizist kam ans den Dampfer; es war der selbe, der den Zeugen zur Leichenschau vorlud. Dr. James H. Butler besichtigte am näch sten Tage (Montag) früh 9 Uhr auf dem Dampfer Graue'S Leiche. Die Wunde be fand sich aus dem rechten Schlafe und mußte fast augenblicklich den Tod veranlaßt haben. Das Pistot muß sehr nahe, drei oder vierFuß davon am Erschossenen und direkt vor dcmsel ben gewesen sein. Grane war 5 Fuß 7 Zoll groß. AdamLang wohnt auf Loeust-Point etwa S Minuten WegeS von der Dampserwerstc. An dem Abende gegen S Uhr saß er vor seiner Thüre und hörte einen Schuß, was dort nichts Seltenes ist, weshalb er erst nach dem Platze ausbrach, als der Privatwächter Schreck daher kam und nach der Polizei rief. Beide gingen dahin und sahen einen Mann am Boden, des sen Puls noch nicht stockte, und dessen Hände in den Hotentaschen staken; Beide legten die selben auf die Brust und befestigten sie mit Nadeln, die sie durch die Rockärmcl steckten, an der Weste fest. Von dem Platze kann Zeuge in 2 bis 0 Minuten hcimlaufen. Zeuge ist Zimmcrmaim und Wcrstbauer; seineFran hält eine Blerwirthfchasr. Er kennt Carson; derselbe war sehr aufgeregt. Durch Percival, den er kennt, erfuhr er, daß Carson den Mann erschossen halte. Ehe er dies Hörle, rief er: ,Mo ist der Kerl? Lyncht ihn ! reißt ihn in Stücke!" Als er aber den Urheber der That erfuhr, dachte er, sie könnte bei Erfüllung von Carson's Amtspflicht verübt worden sein. Er wußte nicht, wer der Erschossene war, ver muthete in ihm auch keinen Deutschen, keinen Kohlcnjchauster des Dampfers und war mit ihm nicht bekannt. Mit dieser Ausjage schloß das Belastungs- Verhör, und die Vernehmung von Zeugen Seirens des Angeklagten (Petenten) zur Wi- Verlegung von gegncnichcn Aussagen begann. Jaines P. Milnor wurde im Gefängnisse mit Fürchtenrchl bekannt. (VertheidigerGit tings stellte an Zeugen eine Frage, wogegen Staatsanwalt Knoii einwendete, Milnor sei eines Vergehens überführt, ntso kein vollgül tiger Zeuge. Das Gericht wies aber, weil Milnor keines Verbrechens schuldig befunden worden, den Einwand ab.) Dem Zeugen erzählte Fürchtenicht, ein Po lizist aus Locus! Point habe ihm gesagt, daß Carson den Schuß gethan; Canon sei ein schlechter Mensch nnd habe schon drei oder vier Personen in s Leben gebracht. Zeuge war als Bundesgefangeiier zehn 'Monate im Ge füngnisse und Hai Fiirchlciucht nich: zum sprechen verleitet; dieser rhat's selbst und erzählte dem Zeugen, ein gewisser Paul, ein Maler, habe ihm gejagt, die Bundesregierung würde ihn verfolgen; er (F.) sei an genann tem Abende in einem Hause gewesen; bei m Weggehen habe er Andrews und einen 'Ande ren getroffen; erhöbe nichtig gel,linken, sei aber nicht betrunken gewesen: ein Stadtpoli zist habe ihm gesagt, wie oben, zu schwören. Zeuge erzählte einem gewissen Pritchard von dieser Unterhaltung, sie er auch aus Befragen Carsoii's, ober je mit Fürchtenicht gesprochen, erwähnte. Alfred Seal, ans Loeust-Point in Kost und in Kost und Logis, saß im Speisezimmer, von wo er nach der Leiche hinüber ging, deren Hände weder in den Taschen staken, noch ans der Brust fcstgcstcckt waren. Lang war äu ßerst erregt. C. D. Percival von Nr. 395, -Ost Lom bardstraße, war an dem Abende aus Locust- Point. Lang sagte: „Wo ist der Mann? Wir wollen ihn lynchen, in Stücke reißen!' Zeuge sagte ihm, Carson habe es gethan, worauf Lang äußerte, er habe 'Nichts weiter zu sagen. Um 1 Uhr 40 Minuten begann Hr. Eit tings das Ptaidoyer für das Gesuch Carson's; dann plaidirte Hr. A. Kuvtt bis 0 Uhr, wo dann die Sitzung vertagt wurde. 'Am Sonnabende beendigte Staatsanwalt A. Leo Änott seine Argumentirilng im Namen der Staatsbehörden gegen das Freilassungs- Gcsuck; das sorgfältig durchdachte Ptaidoyer währte von It'UhrVormittag bis I Uhr Nach mittag. Bundesbezirks Anwalt Stirling, Carson's 'Anwalt, piaidirle dann im Interesse seines Klienten. Richter Bond behielt sich die Entscheidung vor. Gin Tot deutscher Gltern kommt ans schreckliche Weise um s Leben. Als Frcttag Nachmittag gegen 0 Uhr ein Waggon der „Bürger-Pferdebahn" durch die Fayelte-, nahe Pearlstraße, fuhr, versuchte ein 19-jühriger Knabe, Namens Karl Caspars, der von derßahn Compagnie als „Vorspann- Junge" angestellt war, aus die vordere Platt form des Waggons zn springen, ans welcher sich außer dem Kutscher I. Hottzmann Nie mand befand. Der Knabe hielt in der linken Hand einen nur Sand gefüllten Eimer, da er kurz vorher beschäftigt gewesen war, das be kis'le Geleise mit Sand zu bestreuen. Wäh rend er den Versuch machte, aus die Plattform zu springen, fiel er nieder und zwarso unglück lich, daß die beiden Räder auf der linkenSeite des Waggons seinen Kopf und Halswirbel zermalmten; der Tod eriolgte augenblicklich. Sergeant Ehrhardt und Polizist Crook brach ten den Leichnam nach dem westlichen Sta lionshausc, wo die Eltern und Geschwister des Knaben sich bald darauf einfanden. Der Vater ist cm achtbarer deutscher Schuhmacher, Namens Friedrich Caspar,. Der Schmerz und die Verzweiflung der Eltern bei'm An blick des Leichnams ihres geliebten Sohnes lassen sich nicht beschreiben: die Scene war so ergreifend, daß den cmweienden Polizeibeam tcn die Thränen aus den Augen drangen. Coroner Dr. Mackall rief eine Jury zusam men, welche aus folgenden Herren bestand: C. H. Johnson, I. Müller, G.W.Stoddard, I. Pawley, Daniel M. Moore, Dr. G. Bre wer, M.Swann, Joseph Martin, H.Roberts, Georg Grönmgcr, I. Redmond und I. B. Schmettert. I. Hottzmann, der Kutscher, war der erne Zeuge, welcher vernommen wur de. Er sagte ans, daß er denKnaben bemerkte, während derselbe das Geleise mit Sand be streute. Zeuge tiatie keine Ahnung davon, daß derKiiabe auf diePlattsorm des Waggons zu gelangen wünschte. Erst als der Verun glückte an den Waggon herantrat und hinauf zuipringcn versuchte, wurde ihm die Absicht des Knaben klar. Als Letzterer niederstürzte, ließ Zeuge den Waggon halten, aber es war bereits zu spät; der Tod hatte den Knaben schon ereilt. In dem Waggon waren, als der Uittall sich zuiiug, crwa ii bis 12Passagierc. Der zweite Zeuge war ein an der Ecke der Fayelte- und Pcarftiraße wohnender Färber, Namens Röhl. Diejer stand zur Zeil des Unfalls am Fen ster seiner Wohnung und beobachtete den Ver unglückten, als derselbe auf die Plattform zu springen suchte. Als Zeuge den Knaben sal leu sah, eilie er aus die Straße und sah den Leichnam. Enron, Dennis, in Nr. 02, Nord Poppleionstr., wohnhast, bezeugte, daß seine Aufmerksamkeit aus den Waggon gelenkt wurde, als der Kutscher plötzlich eine Anstren gung machte, die Pferde zum Stehen zu brin gen. Gleich darauf sah er den Leichnam auf dem Geleise liegen. Nachdem Dr. Brenner er tlärt hatte, daß der Tod durch den Bruch des Halswirbels herbeigeführt worden, fällten die Geschworenen ihren Wahrspruch, welcher da hin lautete, dah der Knabe zufällig seinen Tod fand, indem er von dem Waggon Nr. 4 der „Bürger-Pferde-Bahu" überfahren wurde und daß den Kutscher kein Tadel wessen könne. Hr. G. W. Stoddard, der Superintendent der Bahn .erzählte, daß der Knabe seit einem Jahre im Dienste der Compagnie gestanden und sich stets durch sein freundliches Betragen und seinen Pflichteifer ausgezeichnet habe. Hr. Stoddard sagte gestern Morgen zu ihm, daß er ihm einen freien Tag gönnen wolle, da es kalt sei; ein anderer Knabe solle seine Stelle sür den Tag versehen. Carl Caspars aber, welcher sich nützlich zu machen wünschte, verschaffte sich einen Eimer mit Sand, um damit das bceis'te" Geleise zu be streuen. Nach Abhaltung der Leichenschau wurde der Verunglückte nach dem Hause sei ner Eltern gebracht, die in Nr. 8, Jew-Alley, wohnen. Die Familie ist sehr arm und sagte, daß sie nicht im Stande sei, dze Be gräbnißkosten zu bestreiten. Wie wir ver nehmen, hat die Compagnie der Bahn die Kosten des Begräbnisses getragen. SÄreckticher Selbstmord eines Polizisten. Am Sonnabend Morgen wurden die Ein. wohner Süd Baltimore's durch die Nach richt, daß ein Polizist des südliche Bezirks, Namens Robert Ray, Selbstmord begangen, in große Aufregung ersetzt. Der Unglückliche hatte sich zuerst mit einem Revolver in den Kopf geschossen und dann mittelst eines großen Fleiichermessers den Hals durchschnitten. Was ihn zu dieser schrecklichen That veran laßte, ist noch ein Geheimniß, obgleich man allgemein annimmt, daß er infolge von Ver letzungen, die er vor einigen Wochen von zwei ! Männern, Namens John Keily nnd John Leyvsn, erhielt, während der letzten Zeit an Geistesstörung gelitten haben soll. Tie nähe ren Umstände der Teagötzie sind, wie folgt: Gegen 7 Uhr Morgens trat Ray in Pas Pro dukten- und Spirituosen-Geschäft des Hrn. Karl F. Müller II der Ecke ver Hause- und Emorystraße. Tie einzigen Personen, welche sich zu dieser Zeit in dem Laden befanden, waren Frau Müller und ihr Sohn Robert H. Müller. Letzterer fragte den Polizisten, vi er die Morgeiizeiiuiigcii zu lesen wünsche, wie er es fast an jedem Tage in dem genannten Hause that. Ray gab keine Antwort, sondern trat in die Ladenthür nnd warf einen Blick auf die Straße. Kur, darauf, während der junge Müller den Fußboden des Ladens fegte, ging Ran nach dem Tisch, aus welchem das Fleisch gehackt wird. Ohne von Müller ge sehen zu werden, nahm er ein großes, aus dem Tische liegendes Messer zu sich und begab sich mit dcmsetben in den Hofraum des Hauses. Hier richtete er seine Schritte nach dem Ab lritte und entledigte sich daielbst seiner Mutze und seines Rockes. Wenige Minuten später erschien er in der Küche, wo sein Aussehen die Haiisbewohncr in einen Schrecken versetzte, der Bichl zu schildern ist. Seine Stirne war durch eine gräßliche Wuuhe eutsieltt, während guS einer furchtbaren Schnittwunde Hasse das BIP stromwesse auf seine Brust stoß. Tie Augen waren tjes aus ihren Höhlen getreten, während er mit den Armen wild um sich schlug. Aus der Küche taumelte er in den Laden, wo er mit dem AuSrnfe: „Ich habe mich getöd tet!" niederstürzte. Frau Muller war An fang von Angst und Schrecken gelähmt; als sie endlich dis Hemchfsst über fiH wieder er- langt hatte, eilte sie ans die Straße und rief > nach Hülst, während ihr Sohn sich bemuhte, Ray in eine aufrechte Stellung zn bringen. Die Rufe der geängstigten Fron brachten Hrn. Mack, der auf der gegenüberliegenden Seite der Straße eine Schmiede betreibt, nach dem Schauplätze der Szene. Hr. Mack fand Ray aus den Knie'n liegend, sich mit den Händen an einem Fasse anklammernd. Der menschen freundliche Schmied bemühte sich, den Selbst mörder emporzuheben, sah aber bald ein, daß dies eine vergebliche Mühe sei, da der Todes kamps bereits eingetreten war. Der Fußboden war zn dieser Zeit mit einer Lache geronnenen Blules bedeckt. Polizist Abel, weicher gleich falls die Angstrufe der Frau vernommen, kam gleich nach Mack in den Laden und versuchte ebenfalls, den Sterbenden vom Boden zu heben. Bei der Ausführimg seines Vorhabens siel er nieder und als er sich wieder erhoben, waren seine Kleider an allen Stellen mit dem Blute des Selbstmörders bedeckt. Abel, wel cher keine Ahnung hatte, daß der Sterbende sein College Ray war, eilte zu Dr. I. S. Liltthicum und bewog denselben, ihm nach dem betreffenden Hanse zn folgen. Als der Arzt daselbst anlangte, sah er ein, daß er zn spät gekommen: wenige Stunden nach seiner Ankunft that Ray den letzten 'Athemzug. Nachdem der Tod erfolgt war, nahm Dr. Liltthicum eine ärztliche Untersuchung vor. Dieselbe ergab, daß der Unglückliche den Ver such gemacht hatte, sich mittelst eines Pistolen schusses durch den Kovs zu todten; dies war ihm jedoch nicht gelungen, da die Kugel an dem Schädel abgeprallt war. Tie Wunde an dem Halse hatte den Tod herbeigeführt. Sie erstreckte sich vom rechten bis zum linken Ohr; die Pulsröyre und die Ädern waren durch schnitten. Das Pistot nnd das Messer wur den später aus dem 'Abtritte gefunden. Dr. Donavin rief eine Jury zusammen. Aus dem Zcugenverhör erhellte, daß Ray vor einigen Wochen bei der Verhaftung zweier Männer, Namens Keilt, und Lcydoii, von denselben ans den Kops geschlagen wurde und seil jener Zeit an Geisicsslörimg gelitten hatte. Tie Doktoren McLane, Tifsany, Womble und Donavin nabmen eine Posimoneni Un tcrsuchnng mir dem Verstorbenen vor und entdeckten, daß das Gehirn des Todten sich seit einiger Zeit m leidendem Zustande bcsim den. Sie gewabrien eine wässerige Substanz, welche augenscheinlich schon lange in dem Ge Hirn existiere. Die Unrcrsuchnng ergab übri gens, daß das Gehirn fchon angcgritftn war, che der Verstorbene von Kelly und Lcydon gc mißhandelt wrrrde. Der Wahlspruch der Ge schivorencn laurctc, daß Robert Ray seinen Tod fand, indem er unter dem Einflüsse von Geistesstörung sich einen Schuß beibr achte und sich mittelst eines Flcnchcrmcsicrs den Hals durchschnitt. Ray gehörte der hiesigen Polizei seil dem Jahre 18M an nnd war einer der besten nnd zuverlässigsten Beamten. Er stand n 40. Lebensjahre und hinterläßt eine Frau und drei Kinder, welche an der Sharp , iiabe Croß straße, wohnen. Grmordntta eines Negers in nord westlichen Stadttsteilc dnrch ccncn Harbigen. In dem Lokale des Negers Lewis Scott Nr. 20, Ilnronstraßc, kam es Sonntag Abend 40 Uhr zwischen dem 0v Jahre alten Neger Edward Berry und dem 22-jcihrigcn Charles Jones wegen eines Karlenknnslstnckes,das dem Einen nicht gelingen wollte, zum Sirene, welchen sie nach längerem Hin und Herge zanke auf der Straße auSzuseckilen übereinka men. Ehe Berry das Lokal verließ, ließ er mit dem Bcmerlcn, er wolle mit ehrlicher Waffe kämpfen, sein Taschenmesser auf dem Tische zurück. Auf dem Trottoire angelangt, drang er nach Annahme gehöriger Boxer - Positur mit der Faust ans Jones ein; da zog dieser ein großes Tranchirmcsser aus der Tasche nnd versevte seinem Gegner drei Stiche in den Rücken; der eine drang zwischen den Schulterblättern ein und durchbohrte die Lunge. Man trug den Verwundeten in die Easpärr'sche Avoiheke auf der Ecke der Pennsylvania - 'Avenue und Biddlestraße, wo er etwa zehn Minuten spa ter den Geist aufgab. Sobald Jones die Blutthat verübt hatte,suchte er das Weite nnd ist bis jetzt dem Griffe der Polizei entgangen. Tie Leiche schaffte man ans der Apotheke nach der elterlichen Wohnung des Ermordeten 'Nr. 00, Biddle-Aliey. Jones ist ein 'Anstcrnöfsncr; Berry war Aufwärter in einem Salon an Pearlstraßc, und Beide unvcrycirathet. Man erfährt noch folgendes Nähere: Sonntag Capt. Lepson begab sich ohne Aufenthalt nach der genannten Straße, wo er bernahm, daß ein Neger, Namens Edward Berry, das Opfer eines andern Farbigen, der den Namen Charles Jones führt, geworden war. Coroner Mackall wurde sosori benachrichtigt, da es aber bereits zu svlft war, um eine Jury zu sammen zu berufen, so wurde die Leichenschau bis gestern verschoben. Tie Zeugen der Mordthat waren gleich dem Mörder ver schwunden und es währte geraume Zeit, bis man einige derselben auffand. Diejenigen Zeugen, welche der Polizei in die Hände sie ten, mußten den Weg nach dem Slalions Hanse antreten und daselbst das Leichenschau Verhör abwarten. Der wichtigste Zeiige, welcher der Affaire vom Beginn bis zum Ende beiwohnte, ist ein Farbiger, Namens Gilbert Tyson. Derselbe erzählt den Hergang folgen der Maßen: Eine Anzahl Farbiger halten sich am Sonntag 'Nachmittag in oem Lokale des Negers Lewis Scott, Nr. 20, Uuioiislr., eingefunden und belustigte sich mit Karten spiel. Gegen 9 Uhr betraten Edward Berry nnd dessen Vetter Charles Jones das Lokal, nahmen an einem Tische Platz und ließen sich gleichfalls ein Spiel Karten geben. Bald daraus kam die Rede aus ein Kartenkunststück, von welchem Berry behauptete, daß es Nie mand ausführen töime. Jones sagte, er kenne einen Neger, Namens Jack Moore, wel cher das Kunststück mit Leichtigkeit vollftrhre; als Berry dies nicht glauben wollte, osserirte Jones eine Wette, welche von Bcrr ange noinmcn wurde. Man kam dahin iibereni, daß der Verlierende 90 Cents zahlen solle. Moore wurde herbeigeholt und als er ernäh ren, llin was es sich Handelle, machte er sich daran, das Kimstsmck aiisznsnhren, Berry aber wußte dies zn vereiteln und Jones ver lor seine Wette. Dies ergrimmte Letftercn so sehr, daß er einen Streit inii Berry herbei führte und ausrief: „Du H , D kannst mich nicht schlagen, ich binTir gewach sen!" Bern, entgegnete, er sei zu einem Kaiilpsc bereit und ging mit Jones aus die Straße. Die im Zimmer anwesenden Far bigeu folgten den Beiden. 'Als Ben das Lokal vcrticß, zog er ei Taschenmesser yervor nnd händigte Tyson dasselbe mit der Beiner kung ein, er wolle mit ehrlicher Waffe käm Pfen. Während die beiden Gegner sich in der Mitte der Straße zum Kampfe aufstellten, schaarten sich eine große 'Menge Männer, Frauen und Kinder um sie, mir Neugierde das kommende Schauspiel erwartend. Berry schien die Sache Ansimgs sehr leicht zu nch mcn; als er Jones gegenüberstand, hielt er noch eine Weile seine Hände in den Taschen und man sah es seinem Gesichte an, daß er keine Lust halte, sich mit seinem Vetter zu bal gen, obgleich er an Körperkraft demselben weit überlegen war. Endlich zog er eine Hand ans der Tasche und drang nach Annahme gehört ger Boxer-Positur auf Jones ein; da zog die ser plötzlich ein großes Tranchirmcsser mit ei ncr 12 Zoll langen Klinge ans seiner Tasche und stieß dasselbe seinem Gegner in die linke Schulter. Jetzt geriet!) Berry kn Wuth, er packte den gewissenslosen Schurken und ver suchte, ihn niederzuwerfen. Da sahen die er schreckten Zuschauer abermals das Messer durch die Luft fahren und die Klinge zum zweiten Male in Bcrry's linke Schulter drin gen. Der Unglückliche strauchelte, aber nur einen Augcnblrck, dann warf er sich auf seinen furchtbaren Gegner und suchte ihm das Mci ser zu entreißen. Bald wurde er jedoch in folge de Blutverlustes schwach und ließ den rechten Arm des Bewaffneten, de er bis da hin gehalten, los. Kaum hatte Jones seinen Arm frei, als er das Messer zum dritten Mal mit schrecklicher Gewalt in den Rücken des Verwundeten bohrte. Tic Klinge drang so tief in dm Körper, daß der Mörder beide Hände gebrauchen mußte, um das Messer wie der heraus zu ziehen. Gerade als er das Messer herausgezogen, stolperte er und stürzte eine Äellcrstiegc herunter, wobei das Messer aus die Straße fiel. Während er sich be mühte, aus dem Keller aus die Straße zu ge langen, hob Berry einen Ziegelstein ans und versuchte, denselben nach Jones zn schlendern, wurde aber von Moore daran verhindert. Sobald Jones aus dem Keller gestiegen, hob er das noch aus der Straße liegende Messer aus und ging mit den Worten: „Wenn Einer unter Euch H glaubt, er könne mich schlagen, so möge er kommen, ich bin bc reit!" davon. Keiner unter dm vom Schrecken gelähmten Zuschauer dachte daran, ihn festzu halten. Tyson und Moore trugen Ber-ry nach Kcl ter's Apotheke an der Ecke der Pennsylvania Avenue und Biddlestraße, wo Bern, wenige Minute darauf seinen Geist aufgab. Der Ermordete stand iin 22. Lebensjahre und war ein Austernöfmer; Alle, die ihn kannten, ge den ihm das beste Zeugniß; er soll nicht nur ein friedliebender, sondern auch äußerst fleißiger Mann gewesen sein. Seine Leiche wnroc nach Nr. 08, Biddle - Allcy, gebracht, wo er wohnte. Jones ist nur 18 Jahreall und war Kellner in einer Wirthschaft an der Pearistr.; sein Ruf soll nicht der beste sein. Es heißt, daß er sich einen Frauenaiizng zu verschaffen gc wußt hat und in diesem die Stadl zu verlas sen gebeult. Er ist 5 Fuß 7 Zoll hoch, wiegt 141 Pfund und hat ein kleines tastaiirenbran ncs Gesicht. Montag Morgen wurde die Lei. cheisschau-Jurh zrssammenbcrufen. Dieselbe bestand ans den H.H. I. W. Loaue, S. S. Coiyman, Karl Brinkmann, Lacken M. Ear rick, W. Reese Buch, Wm. MeAUifler, W. H. Otiver, George W. Cook, G. B. Black, ChaS. Kccw, Patrick Eostolo und Frank C. Watson. Nachdeni die Geschworenen in dem Hanse 'Nr. 3, Biddle - Allen, den Leichnam Berry's in Angenichcin genommen, begaben sie sich nach dem westlichen Slatioushause, wo das Verhör stattfand. Nachstehende Jen gen wurden vernommen: Ellsabeih Pumphrcy Zörbigs: „Wohne in dem zweiten Stockwerke des Hauses, in wel chem die Affaire begann. Vernahm am ! Sonntag Nachmittag gegen 40 Uhr einen und össnete das Fenster, im, zu che. woher derselbe komme. Sah Edward Berry und Charles Jones auf der Straße einander gegenüber stehen. Jones zog ein Messer aus seiner Tasche und versetzte Berry mittelst des ' selben drei Stiche." Gilbert Tyson' Aussagen stimmen genau mit seiner oben berichteten Schilderung des Hergangs der Affaire überein. I. Moore (farbig): „Stand mit drei An deren an der Unionstraße nnd sah plötzlich mehrere Farbige aus dem Haust des Lewis Scott kommen, wo ein Zank ausgebrochen war. Berry nahm, als'er aus dem Hanse trat, Etwas aus seiner Tasche und bändigte es einem Andern ein. Nachdem Jones nnd Berry sich in der Mitte der Straße ausgestellt, zog Ersterer ein langes Messer mit einer 12 Zoll langen Klinge ans seiner Tasche und bohrte dasselbe drei Mal in den Körver seines Gegners." Alfted Allen (farbig): „Wohne in Nr. 29, Unionstraße. 'Als Edward Bern? und Char Ics Jones vor dem Hanse des Lewis Scott standen und sich zaniten, hörte ich Ellen Hall Jones bei'm Namen nistn. Letzterer forderte sie zum Stillschweigen auf und ging dann bis zur nächsten Straßenecke, wo er sich nm schaute nnd gleich darauf zurückkehrte. Cr faßte Berry am Rockärmel, zog ein langes Messer hervor nnd versetzte ihm drei Stiche. Nachdem er ihn zum dritten Male gestochen, stürzte er nieder und ließ das Messer satten. Berry fiel ans rhu. Ellen Hall lies in diestm Augenblicke ans die beiden Kämpfenden zn und drohte Berry mit einer Flasche, welche sie in ihrer Hand hielt, aus den Kops zu schlagen. Jack Moore riß Berry von Jones' Seite und Letzterer fiel in einen Kaller. Der Verwnn dcte wollte dann einen Ziegelstein nach Jones schleudern, Jack Moore hinderte ihn icdoch an der Ausführung seines Vorhabens. Bern? ! war mittlerweile von dem Blutverluste so ichwach geworden, daß man ihn in Scott's Lokal nnd später nach der 'Apotheke tragen mußte, wo er starb. Jones ging ruhig von Daunen, als sei Nichts geschehen." Ellen Hall, 'Negerin, mit welcher Jones in dew Hanse 'Nr. 27, Unionstraße, geinciisschnft lich lebte, wich in ihren Aussagen so iebr von den Erzählungen der anderen Zeugen ab, daß inaii zn der Vermuthung kam, sie wisse mehr von der Sache, als sie gestchen wolle. Sie behauptete anfänglich, sie habe Nicht? von einem Kampfe zwischen beiden Männern ge sehen, sie sei nur bei'm Ausbruche der Sirei ligkcii zugegen gewesen. Sie habe Jones aufgefordert, mit ihr nach Haust zn toininen, worauf derselbe entgegnete: „Schecr' Dich heim uns kümmere Dich nicht um Das, was Dich Nichts angeht." Daraus habe sie ge than, wie ihr besohlen sei. Tie Art und Weise, in welcher die Zeugin aussagte, er iveckie Verdacht, und sie wurde infolge Dessen in Haft behalten. Folgende Fragen wurden an sie gerichtet: „Hattest Tu eine Flasche in Deiner Hand ?" „Ja, ich hatte kurz vorher Tonik Bier getrunken." „'Nahmst Du die Flaiche mit ans sie Straße?"—„lch glaube, daß ich dies th-.1, aber nicht zur Zeil, als der Kamps vor sich ging."—„Drohtest Du, Berry mit der Flasche zu schlagen?"— „Nein. Ich halte Jones überhaupt seit Samstag Abend nicht gesehen. Auch sah ich ihn seil der Af faire nickn wieder: ich wünsche, daß Sie sich Tics merken." Eine ihrer 'Aussagen wurde jedoch sofort durch Jack Moore wiederlegt: D icser bezeugte nämlich, daß er am Soimtägc Nachmittag gegen l Uhr bei Ellen Hall gcwe sc sei. Während seines Aufenthalt? bin ihr sei Jones gekommen nnd habe ein Sviel Kar ten von ihr verlangt, welches sie ihm gegeben. Jack Moore erwähnte ferner daß er Ellen Hall unter den Zuschauern gesehen habe, wäh rend Jones sein Messer aus Berry zuckte. Ter Obmann der Geschworenen bemerkte, nachdem noch ein anderer Neger, Namens Pnrneß, verhört worden, daß die Jury im -stände sein iverde, einen Wahrspruch zn fin den. Das Verhör wurde sofort eingestellt und die Geschworenen gaben ihren Wahr sprach dahin ab, daß Edward Berry an den Wunden starb, die ihm mittelst eines Messers in den Händen des Charles Jones zugefügt worden waren. Montag Nachmittag um 2 fthr betrat Char les Jones das westliche Siationshaus und überlieferte sich an Capt. Lcpson. Er er zählte, daß er sich im Hanje seiner Schwester an einer kleinen Straße, östlich vom Broad way, verborgen gehatten. Sein Onkel, Capt. Biirgeß, Harle ihn veranlaßt, sich auszulie fern, da an eine Flucht nicht zn deuten war. Jones bemerkte seinem Onkel gegenüber, daß er keine Reue über seine That fühle; erwürbe, falls er sich noch cinincrt in eine ähnliche Lage versetzt sähe, gerade so handeln, wie er ge than. Dr. Mackall überwies ihn ans die eidliche 'Aussage des Gilbert Tyson n. A., daß er Edward Berry ermordet, dem Venast reu der Großgeschworeiieu. Plötzliches Erwärmen.- Eine ge sährtlche und doch sehr verbreitete Gewöhn heil im Winter ist das plötzliche Erwärmen, wenn man stark durch Kälte leidet. Oft schon kam es vor, daß Kinder nnd auch erwachsene Personen, welche ein langen Weg irr starker Kälte gemacht, sobald sie sich dein heißen Oftn näherten, todt niederfielen, oder doch von einem schweren körperlichen Uebel befallen wurden, ohne daß sie eine 'Ahnung haben, was die Ur sache des Uebels war. Jede intelligente Per son weiß, daß ein erfrorenes Glied zu todtem Fleisch wird, wenn man cS löblich erwärmt. Man vergesse nie: die Erwärmung muß stc.s allmählig geschehen. Das erfrorene Glied muß in kaltes' Wasser gebracht, oder initSchncc gerieben werden. Erfrorene Glieder können niemals den schädlichen Wirkungen plötzlichen Erwärmens Widerstand leisten. Bei Kindern folgen hänsig Krämpfe, Ohmnachren und thcilivciseßli!idhcft,lurzsichtigcrwcisc„Sch!ice blindheit" genannt. Bei Erwachsenen werden besonders Hautkrankheiten verschlimmert, oder deren sehr schmerzhafte erzeugt. Man glaubt immer, Frostballen seien die Folge heftiger Kälte, die wahre Ursache ist jedoch plötzliches Erwärmen der im Anfang nur leicht assicirtei! Stellen. Kalte Füße sollte man nieinats dem Feuer nahe bringen und sie stets durch Reiben mit einem Tuche erwärmen. Plöl? liches Erwärmen macht überhaupt das ganze Sissiem für längere Zeil io empfindlich, daß noch besondere Kleidungsstücke nöthig werden, und den Körper überläuft dann, selbst in einer für andere Personen angenehmen Tempera tur, ein Frösteln. Acrzic, welche im Drange ibrcr Geschäfte der gewöhnlichen Klugheit ver gasten, haben dieseßeobachrungcn an sich selbst gemacht nnd manchmal Jahre lang ftir einen Moment der Unvorsichtigkeit gebüßt. Man versäume nicht die nöthige Vorsicht ftir sich und habe ans die Kinder' Acht, welche, dem natürlichen Impulse folgend, rasch nach dem warmen Oft eilen, wenn sie au? der Kälte kommen. Compli mct süreincii LR ar län der S i a al s - S eiial o r. Tie 'New '.Yorker „Tribüne" vom 17. d.M. bringt Fol geiidcs: „„Ter Ach ib. John Lee Carroll stielt gelegentlich seiner Wohl zum Präsidenten des Senats von Maryland eine kurze Rede, in welcher er den Mitgliedern jener Körperschaft, welche seine politischen Ansichten theilen, die einzigen Mutet andeutet, wie politische Par teien eben jetzt politisches Kapital schlagen könnten. Er sagt: „Wenn wir das Vertrau en unserer Freunde im Staate als Gesetzgeber ftir das öffentliche Wohl nicht vertieren wol ten, so wird die Erbitterung des Kampfes, den wir durchgemacht haben, in unseren Bc rathungen keine Stätte finden. Wir wollen, wie bisher, an den Lehren festhalten, welche uns für die Wohlfahrt unseres Vaterlandes wesentlich dünken, aber dafür sorgen, daß in den 'Annalen unserer Gesetzgebung keine Par tei-Tisziplin nir Parteizwccke gesunden wer den." Ties ist selbst vom Standpunkte des Politikers aus ein scharfsinniger Rathschlag. Der gewöhnlichePatriot, welcher sich um einen Sitz in der Gesetzgebung bewirbt, hat sich nicht sehr beeilt, demselben nachzuleben. Tie Stimmgeber werden denselben zuerst beherzt gen und der Gesetzgebung mehr Männer, wie Hrn. Carroll, und weniger von dem Schlage, mit welchem wir so vertraut sind, znwen den."" Tie Kuli st - Aiisstell nnq in derHallc des 5. Regiments, Richmond-Markt, wnroc Montag Abend unter den günstigsten Umstän den eröffnet. Trotz der nichts weniger als einladenden Witterung hatten sich zahlreiche Besucher eingestellt und die Ausstellung war fesselnder, als wohl Viele erwartet hatten. Die besten Gemälde aus hiesigen Privat-Gal lerie'n zieren den großen Saal nnd bilden mit der süperben und vollkommen gelungenen Be leuchtung ein ebenso reizendes als überra schendcs Bild. Reiche Blumen-Dekorationen, Condttorei-Tische w., von schönen Damen be aufsichtigt, zogen die Besucher, an und frei gebig flössen die Beisteuern im Interesse der hohen und edlen Ausgabe der Wohlthätigkeit in die Kasse der Unternehmer der Ausstellung. Tas Musik-Corps des Fortes McHenry uii wrhiett neben dem sich dem Auge und Geiste darbietenden Genusse die Besucher, und wohl Niemand verließ unbefriedigt den Saal. Tie Nächstenliebe hat in der Halle des 5. Regi ments ihre Stätte ausgeschlagen und jede Re gung der Menscblichkeii mahnt zum Besuch, während die dargebotene Unterhaltung Alle zu fesseln geeignet ist, in deren Herzeil das Mitgefühl eine Stätte hat, und deren lrener Sinn sür das Gute in der Alltäglichkeit und Hartherzigkeit des Lebens noch ni'chi erloschen ist. Der Besuch der Kunst-Ausstellung ist ein Gebot, dem sich Jeder freudig fügen sollte. Ter Stadtrath und die vor die Gesetzgebung zu bringenden städ tischen Verordnungen. —Sonnabend Nachmittag fand im Saale des ersten Raths Zweiges unter dem Vorsitze des Hrn. John T. Ford eine informelle Sitzung des stadwäthli che Gesetzgebung Comite's, der drei Balti morcr Senatoren HH. Blake, Stevens nnd Tenson und der unsere Stadl im Unterhavse der Gesetzgebung vertretenden Abgeordneten— bis ans drei oder vier statt; ihr Zweck war die Bcrashiing über die beste Art nd Wciie, wie gewisse im Lause voriger Woche vom er sten RathSzwcige angenommene und der Snnkiionining der Gesetzgebung bedürfende Verordnungen vor dieselbe zu bringen seien dieselben beziehen sich ans die Mchrvcrivillj' gnng von S I.SGHG>(> ftir die Melioration von Jones Fällen, Herstellung einer permanen ten Wasierleiiung aus dem Gunpowder: nd die Slenerumtegung. Man verbrachte mit , Erörterung und Erläuterung der beabsichtig i ten Maßregeln iibercineStiindc nnd be'chlog, vaß Montag, den 20. Januar, das betreffende Rathscomite sich nach Aimapoiis begebe und durch die Battimorer Repräsentanten die be treffenden Gesetzentwürfe dem Senate und Untcrhaufe unterbreiten lasst; dabeiwird man auch ant eine Erweiterung des Stadtweich bildes hinzuwirken suchen. Die Direktoren der „Westlichen Maiyläiider Eiscnba hn Gcscll schaf t" hielten letzten Mittwoch im Büreau derselben ans der Ecke der Entaw- und Fayelicsiraße eine Versanmilmig, in welcher Hr. Alexander Rieman permanent zum Prä sidenten und Hr. Joh M. Hood zum Bice- Präsidcnten und General - Superintendenten erwählt wurden. Wie wir hören, nimmt Hr. Rieman das 'Amt ohne an. Hr. Hood, aus Baltimore Connty gebürtig, hat an südlichen Eiienbahnen langjährige Ersah rimgen g.iamnielt und mir ieine Wirknngs kreis mir den besten Einpsehttmgen an. Hof stntllch geht jetzt die Gesellschaft, nachdem sie sich permanent eonsiitnirt Hai und die meisten, ihrem Vorwärtskommen entgegenstehenden Hindernisse weggeräumt sind, citier gedeihli chen Zuknns entgegen. Die „B altiino rc-O h i o E isenbah n- Gesellschas t" cxpedirt jetzt täglich einen Zug, welcher auf allen zwischen Baltimore nnd Washington gelegenen Stationen an hält. Ter A nstcrnha n del nnddie An - st crnsucherei. Das kalte Wetter der letzten Tage hat dazu beigetragen, daß die Preise für Austern beträchtlich gestiegen sind. An, Freitage lagen mir acht Fahrzeuge an den Werften der Prattstraßc, und der Preis für ausgcsnckfte gute Austern stieg ans Hl bis Hl. 29 pro Scheffel. Welchen Leiden die Anslern ssscher gegenwärtig ansgeietzt sind, läßt sich schwer schildern, nnd nur Tericnige, welcher mit dieser Beschäftigung vertraui ist, kann sich eine Vorstellung davon machen. Am Frei tag Morgen wurden die Austcrnboote „Wil liam Nelion" von Philadelphia und „Mounl Vernon" von Baltimore von Schlcppdam pscrn in den hiesigen Hafen gebracht. Tie Fahrzeuge gewährten einen icli'samcn Anbl ick. Das Deck war mit schweren Eismassc bcla den, an Takeliverk hingen große Eiszapfen nnd an einigen Tauen hatte sich das Eis fuß dick ana ei: vi: die Segel waren sv slcif gefro ren, daß sie nicht zu gebrauchen waren. Ans einigen Stellen de? E.ecks Harle sich das Eis bis zn einer Höhe von iechs Fnß crnfgclhiiriitt, und die Fahrzeuge schienen tast nntcr dem schweren Gewichte zn sinken. Tic Lerne,welche die Bemannungen aer beiden Fahrzeuge tut detcii, iahen eher beweglichen Eisbergen, als '.Renschen ähnlich. Sie waren vom Kovst bis zniti Fuße m eine geftorenc Manc cinge hüllt, die erst anslhanie, als man die Leittc in ein warmes Lokal sühne. Beide Boote waren von den Schleppdampfern in der Nähe der Hciring Bay aufgefunden. Tie „englische" Oper bat uns am Sonnabende verlassen. Der Besuch war des ser, wie die Vorstellungen. Befragt, weshalb wir nicht in gebräuchlicher Weise sie Borstel lnngen krftisirtm, haben wir nur zu erwiedern, daß'sic thassächlich unter aller Kritik warm. Mit dm „Kräften," welche Clara Kellogg an? suchte, um die englische Over wieder zu Eh reu zn bringen, wird sie gar arg Fiasko ma niachen. "ttalliiiiorean ' bezeichnet ganz richtig die letztwöchentlichc Operiisaiwn in Ford's Theater als "a brill'wnt, bin >!<>. Bed c n: en 0 c Schadcncrs a tz k l a g c. —lm Snperior Gerichte reichten am Sonn abende die Adbotatcii Heinrich Hilgert und R. Eminett Jones eine Schadenersatz - Klage auf HOO,OOO gegen den niederländischen Con ftil Hrn. Claäö Vocke ein. Sie beschuldigen Hrn. Vocke, am iL. Dezember vorigen Jahres mit den hiesigen Gcheimpolisten Wilhelm C. Cronc, John S. Ponlier, Joseph C. Mit chell, Joh. F. Schäfer und Andern gesctzwid nge Berathungen gepflogen und die genann ten Pontier, Mitchell nnd Schäfer veranlaßt zn haben, den Holländer Hrn. I. H. Goldbach fälschlicher, boshafter und ungerechter Weise nnd ohne irgend einen gesetzlichen Grund zu verhaften und in's Gefängniß zn werfen nnd dadurch absichtlich und boshafter Weise dem besagten I. H. Goldbach Kummer und Sorge bereitet nnd absichtlich dessen guten Namen und Credit rninirt zu haben. Ein P s cn d o - V i c h h ä n d t er. —Ein gittgetlcideter junger Mann, welcher sich Jos. Müller nannte, winde, wie schon berichtet, am Freilag Nachmittag in Snd-Greeiistraße vom Sergeanten Earharl verhastet und vor Friedcnsrichlcr Bell gebracht, indem er unter der 'Anklage stand, von Hrn. D. I. Trogler, Firma Dinker L- Comp., Viehhändlern zu Calvcrton, Baltimore Connty, durch Schwur delangaben H 29 erhalten zu haben. Er hatte Hrn. Trogter vorgeschwindelt, da eine Sen düng Schweine und Schafe nach Baltimore unterwegs sei und er dieselben zu verkaufen wünsche. Nachdem Hr. Troglcrdie Schweine zn einem äußerst niedrigen Preise gekauft hatte, erzählte Miller, er hätte seinen Ueber rock in einem Waggon der Straßeneiscnbahn verloren, uns bar um einen Vorschuß von H 29, der ibm nach einigem Zögern bewilligt wurde. Hr. Troglcr verließ den Fremden iin „Tiiiker Honse" in Catverton, kehrte aber nach kurzer Abwesenheit zurück n. fand, daß er hin tergegangen war. Hr. Troglcr fuhr dann nach Baltimore, traf Müller in einer Restauration an der West-Baliiinorcstraße, wechselte dort einige Worte mit ibin und ging hinaus, in als er sich aber zinällig umsah, bemerkte er, daß Müller um die Ecke davonlief. Serge ant Earhart verhaftete ihn und brachte ihn, nachdem er H24.R wieder herausgegeben hatte, vor den Nichter, wo Hr. Troglcr er llärtc, daß er die >-ache satten lassen wolle. Mittler schickste sich in aller Ruhe zum Gehen an, doch Richter Bell bar ihn, sich nicht zu bc eilen und noch einige Minuten zu verweilen, da er beabsichtigte, ihn den Coniitv-Behörden zn überliefern. Am Samstag Abend war ein Mitglied der Firma im Staiionshause und bot dem Angeklagten an, wegen der Schweine und Schafe zii telegraphireü,erhielt aber die dankende Erwiderung, er möge sich die Kosten waren. ll hru n d P ort cin onn a i c fort! Monrag ftüh zwischen 0 und t Uhr langte William Grasslin im Durchzuge von Phila dctplsia stier au, stieg in Sonthstraße ast und begab sich nach Rennen'S Hotel, Iva man ihm cm Zimmer, dessen Tstnre nach der Hansslnr zuging, anwies. Tüte er sagt, erinnere er sich genau, seine wcrthvolle Taschenuhr, che er sich zur Ruhe gelegt nnd nachdem er die Thüre abgeschlossen, aus einen Tisch oder ein Bureau gelegt zn haben. Er schlief bis 9 Uhr: als er ausstand, waren die Uhr und sein Portemonnaie verschwunden. Der Werth der Uhr und der Inhalt des Portemonnaies wurden nicht angegeben; aber Hr. Grasslin bietet für die Wiedererlangung der Ersteren dttmi an. Er glaubt, ein Dieb sei durch den Raum über der Oberichwctie der Thüre in s Zimmer gestiegen, während Hr. Rennen der 'Ansicht ist, das; der Gatt, noch che er im Hotel angekommen, Uhr und Geld verloren hat. Straßenraub. John Glenn, wel cher Charles Gilnior zwei Röcke nnd eine aus 5049.29 lanrende Anweisung gestohlen halte, wurde am Freitag verhaftet. Gittnor ging am Freitag Morgen um 2 tlkr längs derFay cttcnr. und wurde in der Nähe der Frederict straße von zwei Individuen angehalten, wel che thu seiner zwei Röcle beraubten. In der Tasche des einen Rockes stak eine vo Geo. Smalt unterzeichnete, aus d!e„Firstßalionat- Bank" ausgestellte Anweisung. Einer der Spitzbuben bat am Freitag Morgen um 10 Uhr einen ihm wohlbekannten Polizisten, der von dem Diebstahl Nichts wußte, mir ihm nach der Bank zu gehen, um ihm die Hebung des Geldes zu erleichtern. Ties geschah, und der Ganncr besaß wenigstens Tatt genug, sich bet dcmPoüzistcn recht freundlich sür den ihni geleisteten Dienst zu bedanken, ehe er ging, um mir seinem Complicen zu theilen. Bezüglich der Anklage auf Garrotti rung Charles Gilmore's und Beraubung desselben um eine Anweisung und zwei Röcke fand Montag früh vor Richter HayS ein Ver hör statt, das die 'Abführung des Angeklagten Glenn in Crimiiral - Gewahrsam zur Folge harte. Stephen Moone sagte ans, daß er Freitag früh (die Garroltirmig fand an dem Morgen zwischen 2 nnd 0 Uhr in Harrisonstr. Start) aus Kildufs's Veranlassung die Röcke nach einem Leihhause trug, dessen Eigcnthn mer ihn frug, in wessen Namen er den Pfand zeltet ausstellen sollte: Zeuge sagte ihm, Kil diiss habe ihn gesandt, aber der Pfandteiher erklärte, er werde des Zeugen Namen daraus schreiben. JameS W. Cozinc, Restaurateur ans der Ecke der Frederick und Faycttestraße, bekundete, er habe Freirag früh zwischen 1 und l l Uhr gesehen, wie Glenn und Kildufs das erlangte Geld unter sich theilten; sie stau den neben sein-m Schenktische; wie sie zu dem Gelde gekommen, wußte er nicht. Glenn bc hanptere, es von Kilduss bekommen zu haben. Es waren noch mehr Zeugen zur Aussage be reit; sie wurden icdoch nicht vorgerufen.—Es heißt, die zwischen Beiden getheilte Summe habe 5020 betragen, iodaß Jeder 5010 erhielt; Glenn soll seinem Frauenzimmer 5200 und Möbeln im Werthe von -Kar gegeben haben: die Möbeln erlangte Eonsiablcr Scherer, der die Verhaftung vornahm, wieder. Das Frauenzimmer heißt 'Anna Gray, ist unter dem Namen „Englische 'Anna" bekannter und wohnt in Nr. 7, Elna-Lane. Ten Kitdnss nahm die Geheimpolizei am Sonntage in Washington fen: gestern ward er hierher gc bracht und vom Richter Maddox bis nächsten Donnerstag zum Verhöre eingesteckt. Gin lugendlichcs D lehestrio. Montag wurden drei mngc Burschen, Namens Charles Davis, Frank Roche und Georg W. Wiener, von den Polizisten Dreß und Woods wegen Entwendung eines werthen, A. F. Palincr von Nr. I-1, West - Loinbardstr., gehörigen Ucberzichcrs verhakter und vom Richter Hagerty dem Verfahren der Großge ichworencn re?p. dem Gefängnisse überaßt wortel. Hr. Palmcr besuchte Sonntag Aliens einen Bekannten in McCnllohstraße,' wo der Rock ans dcrHausflnr abhanden kam. Außer dem wurde Iran Magdalenc Schniizer von 'Nr. 70, Ccnrrc Marler-Space, gegen die Bnrschchcn wegen Einwendung eines Paars Armspangen, eines silbernen Federhalters, ei ncr Haarkctrc, eines Paars Ohrringe, einer Busennadel und von vier Hcmdentnöpschcii im Werthe von SlO klagbar, und auch unter dieser Anschuldigung haben sie sich vor deni Criminalrichier zu verantworten. Sie und ein Vierter, dem es gelang, mit den Arm fangen und einem a deren Gegeunande zu entkommen, waren, auf einer regelmäßigen Diebsruudreise begriffen, Sonntag Nacht von Philadelphia, ihrer Heimath, hier errigetross sen und hatten sich im Lokale der Frau Schnitzer cinlogirt und für's Nachtquartier im Voraus bezahlt; im Laufe der Nacht schlichen sie sich in verschiedene Zimmer und stahlen obige Sachen, die man an den drei Arrestanten meistens wieder fand. Verhaftung von Balti morerii ! n New L) ort. Am letzten Sonnabend wurden zwei Battimorer, Namens Williams und Moore, in New-'lork verhaftet. Tie sind angeklagt, ans der Office des Conrmissärs Z-onglaß im Bundesslener-Bnreau iu Wash ington eine große Anzahl Schatzamts-Zah liings Anweisungen gestohlen zn haben. Ter in der Anklage genannte Betrag belauft sich ans PIO,OOO, doch soll die sehlende Summe weit größer sein. Als die Cerlifikate zuerst vermißt wurden, ward die 'Angelegenheit deni Geheimpolizisten MeTevftt von Washington und den hiesigen Geheimpolizisten Smith, Pierson nnd West übergeben, denen es ge lang, die angeblichen Ticoe aufzufinden. Sie werden dieselben in diesen Tagen nach Wash mgton bringen, lieber die ganze Angelegen heit liegt noch ein gehcimnißvoller Schleier, den wahrschernlicy die nächsten Tage lüften werden. I n AnZ la g cst an d wurdcMonragFrcm > General St. Arlmgton wegen Haltens' eines Bordells in Nr. 292, Nörd-Carey Straße, von den Großgeschworencn versetzt. Wir er innern uns hierbei, daß vor etwa einein Jahre in New-2)ort eine Person, die sich ebenfalls den Namen einer Gencrälin Arlingto beige legt, ans der Straße in Folge einer an ihr vorgenommenen Abortion erkrankte. Es wurde damals von den Verwandten des verstorbenen Generals Arlingto nachgewiesen, daß die von der Polizei Aufgehobene eine gemeine -Hirne war, und des Generals Wittwe in einem ganz anderen Theile des Landes wohnte. Der Mord in Carroll Connty. Der Davis Lyn Prozeß kam Donnerstag zum dritten Male vor dem Appcllations Ge richte in Aimapoiis zur Verhandlung. Der Grund liegt in einem Fornifcbler der Ankla geschrift; annatt des Wortes „Carroll" sollte „Baltimore" siibstimin werden. Gegen tt> Uhr Vormittags begann Hr. Tyson H. Cd wards mir seiner Ansprache für die Verlbei digung, lhin folgte Genera! Anwalt Sncsicr für die Antlagcbehörde. Schließlich sprach Oberst Manlsby. Tie Entscheidung wird in diesen Tagen bekannt werden. B rand ei n er Zubers a b r i k.—Sonn lrg Abend brach m den Trockciizimiiiern der Zilberfabrik der HH. Maguc tK Comp, ein Feuer ans, welches die Einwohner des wen liehen Siadlthcils cn eine kaum zn bcschrci bcndc Anftcgimg oersevre. Die Fabrik ig an der Pratt oberhalb Grecnstraße gelegen und dchnl sich rückwärts bis nach der Kingstrnße ans. Nahe der letzteren Straße waren die Troctciizinmicr gelegen, in denen das Feuer auslai. Die Flammen fanden in diesen Rän inen hinreichende 'Nahrung, und gegen 9 Übr, wo ein zweiter Alarm ertönte, brannte das Feuer io lebhaft, daß die ganze Umgegend hell erleuchtet war. In der Pratt , Grien . King und Loinvardstrcißc halten sich Tau sende von Menschen versammelt, die dem großartigen Schauspiele zuschan'eu. Dicnahc gelegencu Holzhöse der HH. Sa.nnet Burnett Comp., Jojeph Thomas K Sohn nnd Kug lerF Vnriis waren förmlich mit Menschen besei'r. Während das Feuer ausscinemHöhe punkte stand, strömten Hunderte in einen die ser Holzhöse, der an die Kingstraßc grenzt. 'Als dieselben später den Hos verlassen woll ten, fanden sie den 'Ausgang verriegelt. So fort entstand eine allgemeine Verwirrung, crl lenthalben hörte man Verwünschungen, und selbst Drohungen wurden taut. Schließlich fand man jedoch einen Ausweg, der nach der Pratlstraße führte, nnd dnrch den die erregte Menge abziehen konnte. Die Feuerwehr mußte ihr Augenmerk hauptsächlich daraus richten, den Brand ans die Trockenzimmer zu be schränken, was ihr auch glücklicher Weise ge lang. Wäre der Wind stärker, die nahen Holz höse nicht mit einer Schneedecke überzogen ge wesen, so hätte das Feuer leicht große Dimen sionen annehmen können. Gegen 10 kthr ge lang es der Löschmannschaft, die Flammen'zu bewältigen. Der Vertust, welcher nicht durch Versicherung gedeckt ist, betaust sich ans Hl9OO. Tie Trockenzimmer der Fabrik sind während der letzten vicrJahrc bereits drei Male nieder gebrannt. In der deutschen Kirche an der Ecke der King- und Grecnstraße mußte der Gottesdienst infolge des Feuers eingestellt werden. Ei u D ent sch cr ertr nn ke n. Als sich Sonntag Nachmittag gegen 4 Uhr der 20 jährige Schuhmacher Joseph Zoll mit Georg Köhler und Georg Utbiiig aus einem stellen weise l 9 Fuß tiefen Teiche an der verlängerten Monnment-Slraße, nahe der Eonntn-Grenze, mit Gleiten amüsirte, brach unter ihnen das Eis zusammen, und Zoll und Köhler fielen in's Wasser. Ihre Hülsernfe vernakm Georg Stockes, der in einiger Entfernung von ihnen Schlittschuh fuhr, und eilte mit einem Far bigen ihnen zu Hülse. Bei dem Bemiiycn, die Beiden zn retten, stürzten der Neger nnd Ullnug selbst in's Wasser, aus dem sie jedoch, da es eine seichte Stelle war, sich selbst wieder herausarbeiteten. Es gelang, Köhler mittelst eines Zauuespfahlcs zu retten: Zoll aber wurde, als er sich dem User näherte, vom Krämpfe beiallcii, er ließ seinen Halt am Pfahle los, siel in die Tiefe zurück und kam uin's Leben. Etwa eine Viertelstunde später zog man seinen Körper, aus dem das Leben bereits entflohen war. heraus, und schaffte sie nach der Wohnung der Frau Leiininhlcr, aus der Ecke der Bond- und Lombard Straße, wo der Verunglückte gearbeitet. Dr. Walker er achtete die Todtenschan sür überflüssig. Der Teich hat sich durch 'Ausgrabungen ftir eine Eijenerzgrnbe gebildet. Tödllicher Eiscnba h n ll nfall. Am Mittwoch trug sich am der „Phftadcl Pbia Wilmingion - Battimorer Balm" am Fuße der 0. Elraßc in Wilmmgioii. Tel., ein lussall zu, in Folge dessen ein Mann, 'Na mens Toomcy, sein Leben verlor, und ein Än derer, Namens Timleii, wenn auch keine ge jährlichen, so doch sehr schmerzhafte Vcrlctznn ge davoulrug. Beide Männer waren Brem ser aus einer Rangir Lokomotive, welche zur Zeit des UniallS durch eine Weiche auf cm anderes Geleise gebracht werden sollte. Srair auf das richtige Geleise zn laufen, cntglcis'te die Lokomotive, bog eine Dchienc krnmin wie einen Bogen nnd fuhr in die Einfriedigung des Güterbahnhofes hinein, während ein fla cher, mit Nutzholz bcladener Waggon derlei ben unmittelbar folgte. Dooinci? stand am dem Bordcrlritl der Rangir Lokomotive: er hatte eben den Riegel fortgezogen, welcher die selbe mit dem Waggon verband, konnte aber nicht schnell genug bei Seire treten, um dem Unglück zn entgehen. Die schweren Holzblöcke wurden durch den Zusammenstoß nach vorn geschlendert und traten den unglücklichen Mann theils am Kops, ihcils an den Beinen, welche schrecklich zermalmt winden. Timleii trug arge Kontusionen am Oberkörper und an den Bcmeii davon. Tie Rangir Lokomotive wurde beschädigt. Toomey wurde ioiort nach seiner Wohnung geschafft; die Doltoren Kaue nnd Draper nahmen eine Amputation vor, doch der Patient überstand die Operation nicht und starb während der Nacht. Er hm lerläßt Frau und Kind. Jähes Ableben. Edward Gucft, ein Kostgänger in dem Hanse Ni. 11, Nord- Highstraße, starb Plötzlich Frcttag Morgen um 1 kthr. Dr. Honck setzte den Coroner in Kennt niß, daß er den Verstorbenen wegen Blutan drangs den Lungen ärztlich behandelt habe. Infolge Dessen sah der Coroncr von einer Leichenschau ab. Balti morcr Sterbeta belle. —ln verflossener Woche wurden aus Baltimore 10! Personen, 07 männlichen nnd 64 weiblichen Geschlechts, worunter 29 Farbige und Tod! geborene, beerdigt; 9 weniger,' denn in der Vorwoche, resp. 94 und ö weniger, als in den Parallelwochen von 1870 und '74, gerade so viclH als 1870, oder resp. 2, 4, 27, 40 und 50 mehr, als in den correspondircndcn Wochen von 1872, 'O9, 'OB, 'O7 und 'OO. . Verdient Geld rasch und ehr li, SI2 SV raqlich ovcr wö chcntllcy, dadulch, vaß Ihr sofort um das Agenten graus gegebene Recht zum Verkaufe der besten, stärtsten, nützlichsten uud am ra schesten abgehenden Nähemaschine nebst pawntiuem Knopfloch-Arbeiter, wel che je von Familien gebraucht oder empfohlen worden, einkommt, oder kaufet eine zum eige nen Gebrauche; sie tostet nur 59. Sie wird frei allerwärts per Expreß verschickt. Man wende sich wegen des Nähere an Jerome ö. H u ds o n sc C o m p, Ecke Grccnwich uud Cortlandstr., N.-?). (Septl2.kMt,w) S°Nm Sustcn zu fttilcn, allen -Nei; des Halfcö zu heben und der zartesten Organisation des menschlichen Körpers, der Lnngc, vollkommene Gesundheit und Kraft wiederzugeben, gebrauche Dr. Wistar's W i l d k i r s ch e u - B a k s a in , der noch im mer niit derselben Sorgsalt in der Auswahl und Zusammensetzung seiner verschiedenen Ingredienzen, als zur Zeit seiner Einführung bei', Publikum durch Dr. Wistar (vor vier zig Jahren), zubereitet wird. (10-2ir6civ> Ungesunde Umgebung. Reine, gesunde Luft zu vlhmen und Berufen zu feigen, die der Gesundheit und langem Leven zu träglich, sind die Vortheil, dercn sich nur die Min derzahl erfreut. Tie Mehrzahl muß da wohnen, wo hin sie da Schicksal ringt und in dem ihnen ange wiesene Gewerbe arbeiten, wie achthcilig es auch der Gesundheit und traft sein mag. Ten Letzteren aber ist die medizinische Wissenschaft zu Hülse gekom men. In tü'oftetter's Magcn-Bittercu Hai man seit fünfundzwanzig fahren das beste vom Pflanzcn auS sumpngen Miasmen, verdordencrLiift in sZabri kc, uniuäßiger Wärme, körperlicher und geistiger Ucbcranstrengung, ungesundem Wasser, oder einer anderen krankhaften Ursawe entstehe, trägt Hoftet ter's Magcndltterer übsr alle Medizinen der Gegen wart den Preis davon, (IS-Ältkw) zarUeise ta't luiland besorgtiniiechalb Zt Stunten ckernvlt n. ,ü P..L.re,e. Gewonnen - nicht umworben. Bon ZameS Payn. (Fortsetzung.) Vierzehntes Kapitel. Ter Krieg ist erklärt. Richard Oalleigh arbeitete nicht allein für sich, er war nur Theilhaber der Firma Ward, Lyms und Oakleigh, in die er sich mit Hülfe des Geldes, welches Professor Flint ihm hinterlassen, eingekauft. Herr Ward war längst in jene Regionen ent schwebt, welche sür dahingegangene Advo katen bestimmt sind; aber Lvms bemühte sieb noch, sich eines solchen Platzes würdig zu mack'en, indem er sich dem Geschäfte mit einem solchem Fleiße widmete, wie man ihn nur von einem Siebziger erwarten kann. Cc sagte nicht nur nie „ich ergebe mich nie," sondern er dachte nickt einmal so et was. Er war von Natur weltlich gesinnt, und das war vielleicht der Grund, daß er es fernem jüngeren Compagnon überlassen, die Angelegenheiten von St.Elbeidreda zu ordnen und ihn auf diese Weise mit Herrn Simroe in Verbindung gebracht hatte. Er hatte eigentlich eine Vorliebe sür Ri chard und sah es als ein persönliches Eom pliment an, daß derselbe ein Theilhaber derselben Firma geworden, in der er einst als Schreiber gearbeitet; und doch hielt er ihn im Grunde nicht sür ganz passend zu einem Rechtsanwalt: er war so zu sa gen nicht aus hinreichend hartem Holze gejchilitzt und hatte zu viele Knorren, das heißt Scrupel. Richard bingegeu war seinerseits bereit, Lyms, größeren Scharfsinn als Aovolat anzuerkennen, und da er den alten Herrn bei seiner Rückkehr in's Zimmer uiibeschäf tigt fand, trug er ihm sogleich die Angele genhci! vor, welche ihm loeben unterbreitet worden war, natürlich aller Eipsindsaü: teil baar. Das ist also die Geschichte Ihrer jungen Wittwe? brimimre der Alte, als Richard beendet. Das ist der Fall, entgegnete Richard mit Nachdruck. Bah! Bah! antwortete Herr Lyms. Eine Frau hat noch ie verstanden, einen „Fall" vorzutragen. Ich glaube lein Wort von dem, was dieser Michael gesagt hat: er würde Geld daraus geschlagen ha ben, wenn das, was er wußte, wirtlich Gels werth gewesen wäre. Die ganze Sache muß gründlich untersucht werden, che wir uns darin rühren. Es ist vielleicht nr eine Einbildung von dieser Frau. Entschuldigen Sie, erwiderte Richard; aber die angeführten Thatsachen könne als erwiesen angenommen werden. Ich kenne Frau Winthrop gut, und kann mich aus ihre Angaben verlassen so wett es auf ihren guten Glanben dabei an kommt, schloß er schneit. Sic ist ganz an ders als Fahren Sie fort, sagte der alte Herr ru hig; bilte, fahren Sie fort; denn Richard hielt plötzlich inne, weil er fühlte, daß er im Begriff stand, sich lächerlich zu machen; ärgerlich bemerkte er zu spät, daß er dies bereits gethan habe. Alles womit ich Sie in dieser Sache zu belästigen gedachte, Herr Lyms, erwiderte er steif, war, Sie um Ihren schätzenswer then Rath zu ersuchen, welche Schritte zu nächst gegen Horn Winthrop einzuleiten wären. Gibt es kein anderes Mittel, als einen gerichtlichen Befehl, um ihm aus sei nem Besitzthum zu vertreiben, und die Oame mit ihrem Sohne theilweise in ihre Rechte ein;u>etzen und ihnen das ganze Vermögeii für die Zukunft zu sichern? Können wir diesem Manne nicht einen Ver gleich anbieten uud ihn dahin bringen, ein ! Dokument auszustellen, welches die An- wartschaft Sie können ihm nicht ein Versprechen j abnehmen, sich nicht zu verbeiralhen, un ! tcrbrach alte Herr ihn, das bat immer i sür unerlaubt gegolten; und wie wollen ! Sie ihm mit der Geschichte des alten Ma ! ttojen drohen, ehe eine passende Gelegen heit dazu kommt? Letzterer wird aller Wabrscheinlichkeir nach viele labcc vor dem jetzigen Besitzer sterben und wenn er auch eine eidlich erbarlete Schrift hinterließe, würde sie doch nicht mehr werth sein, als ein Stück weißes Papier. Es ist Alles Unsinn und Hilst zu Nichts! Wir müssen einen Prozeß anhängig machen, und ohne ' Verzug die Zeuge verhören. Aber das bedingt die Ocsscntlichlcit, welche unsere Clientin geradezu verwüisschl, wandte Richaid ein. Nun, es giebt ein Mittel, entgegnete Herr Lvms ernst, wodurch das Gut der Dame bei Lebzeiten und dem Knaben durch Uebcreintominen nach ihrem Tode gesichert ! werden kann ! Ja, ja, unterbrach Richard ihn eisrtg, , daß ist es, was wir wünschen. Ich wußte es wohl, daß Sie mit Ibrci Schars: I sinn einen Plan aussindig machen würden. ! Nun, worin besteht er? I Der gegenwärtige Besitzer Herr Hör Winthrop iuß die Wittwe bei ! rathen! Aus Richard'sTcsicht malten sich Wider willen und Verdruß, während sein Com pagnon sich vor Lachen ausschütten wollte. Warum nicht! rief er dabei. Wenn er nicht ihr Stiefsohn ist, so ist er auch nicht i mit ihr verwand!: Sie sind beide junge Leute und Davon kann keine Rede sein, Herr Linus, gar keine, rief Richard unwillig. Lassen Sie uns Herrn Horn Winthrop iit i einem Prozesse oder mit einem gerichtlichen j Besch'e, ihn, auszusetzen drohen: aber las i sen Sie uns ihm zur selben Zeit unsere Bereitwilligkeit aussprechen, auf einen Vergleich einzugeben. Wir können ihm zum Beispiel den vierten Theil der Reve nuen oes Gutes anbieten, unter der Be dingung, daß er sich verpflichtet, allen An sprüchen für die Zukunft zu entsagen. Cr weiß, daß er nicht der rechtmäßige Eigen thümer ist so viel hat meine Aientin herausgebracht; und obgleich von seiner Rechtschasfenheit nicht das Geringste zu er warten ist, so steht doch zu hoffen', daß das Bewußtsein der Gefahr ihn veranlassen wird, auf vortheilhaste Bedingungen ein ! zugehen. Mein lieber junger Freund, sagte Herr Lyms ruhig, Sie haben mir gesagt, dieser junge Mann sei ein Spitzbube, und ich glaube es Ihnen gern, aber daß er ein Dummkopf ist, baben Sie mir noch nicht gesagt. Wenn Sie mir nicht schlagende Beweise dafür geben, so Halle ich den beab sichtigten Vermittlungsversuch sür reine Zeitverschwendung. C.n Mann läßt sich nicht durch leere Drohungen von einem Gute vertreiben, das ihm zehntausend Pfund jährliche Einkünfte abwirft: ebenso wenig wie ein Dreidecker beilegt und die Flagge senk: wegen eines blinden Schuffes. Wenn Sie auf meinen Rath hören wollen und wenn die Sache sich wirklich so ver hält, wie Sie sagen -- so geben Sie ihm eine scharfe Kugel. Richard kannte seinen Compagnon zu gut, um zu wissen, daß, wenn er eine Meinung so entschieden ausgesprochen, nur ein Dekret des Kanzleihoses ihn dazu be wegen konnte, davon abzugeben. Er ließ also das Gespräch fallen. Richard befolgte seine eigene Ansicht und schrieb noch an demselben Abend mit der Post im Namen seiner Firma, als An walt von Frau Wintbrop, an Horn Win throp, und erwartete mit Zagen und gro ßer Ungeduld die Antwort. Sein Brief traf am folgenden Morgen aus Wapsbot ein. Es war Mitte Juli und außerordentlich heiß. Horn, der in der letzten Zeit sich mebr als je dem Trünke er: geben, hatte eine schlaflose Nacbt verbracht und war mit seinem steten Begleiter, Fang, in den Park gegangen. Wenn der Herr übler Laune war, hatte der Hund immer schlechteZeitcn, und so ging es auch heute. Nahm der Herr von Wapsbot aus ! einen Augenblick die kurze, schwarze Pfeife aus dem Munde, deren Oualm die reine Morgenluft vergiftete, so geschah es nur, in desto kräftiger aus seinen viersüßigeu Freund zu fluchen. Wenn er sich eine per ! sönlichc Anstrengung zumuthete, war es nur die, Steine auszubebeii, um die Dogge damit zu Wersen. Eine solche Behandlung mußte natürlich txG beste Thiergemüth reizen, und Fang besaß von Natur schon ein reizbares Ge müth. Das schwüle Wetter schien schon seit einiger Zeit nachtheilig auf ihn gewirkt zu haben z er war mehr als je der Schrecken dls Dorfes; er war auch überhaupt nicht gut disponirt, was seine Gesundheit im Allgemeinen anbetras; man sagte, dies sei die Folge davon, das: er kürzlich einen Psau, die Zierde der Terrasse und Frau Nertbyr's Liebling getödtet und mit Fe dern und Allem verzehrt habe. Er beant wortete Horn's Flüche mit drohendem Knurren und seine Steinwürfe mit Zäbne fletschen. Schon gut! sagte Horn in seiner bos haften Manier, nachdem der Hund wieder in dieser Weise rebellirt hatte, und damit riß er einen Zweig von einem Baume ab und fing an, die Blätter abzustreifen. Mit blutunterlaufenen Augen, die große rothe Zunge auS dem Halje hängen lassend, be obachtete Fang dieses Beginnen mit be gründetem Mißtrauen. Komm' her, sagte sein Herr in dem sanften Tone, den er zu weilen annahm, wenn er die Absicht hatte, recht grausam zu sein. Ich werde dich schlagen. Bei solchen Gelegenheiten, die nur all zu häufig waren, pflegte Fang auf dem Bauch zu seinem Herrn zn kriechen, wie ein siamesischer Edelmann sich seinem Kö nig näbert, und ein drohendes aber ängst l ches Geheul auszustoßen: diesmal aber stieß er nur kurzes Geheul aus, gleichsam halb verzweifelnd und halb trotzend, nahm dann den kurzen Schwanzsttnnps zwischen die Beine und lies geraden Wegs nack Hanse. Ich werde ibn todten, murmcllc Horn vor sich hin. Vielleicht war die Stimme tes Gewissens doch noch nicht ganz erstor ben in seinem Herze, sondern tebiile sich g'gen dieses Harle Urtheil aus; vielleicht war es auch die Stimme der Natur, die im Gesang des Vogels, in, Geplälschcr der Onclle ertönte und um Barmherzigkeit flehte; denn er fügte gleichsam als Ant wort hinzu: Das will ich, wahrhaftig! Dann wandte er sich um, den Stock in der Hand, und schlenderte dem Hause zu. Schnell warf er einen flüchtigen Blick in der Halle umher, wo er immer das Früh stück mit 'einem Hunde cinzunebmen pflegte, aber das widerspenstige Thier war nichl zu sehen. Er setzte sich an de Tisch, indem er eine Melodie summte und war im Begriff, sieb Fleisch zu nehmen, dem, er hatte immer einen vortrefflichen Appetit, als seine Augen ans einen Brief sielen, der neben seinem Teller lag und woraus „ei genhändig" stand. Er kannte die Hand schrift nichl, und sie war auch nicht von der Sorte, weiche er Mit obiger Bezeichnung zu empfangen gewohnt war. Was zum Teu fel war denn nur loS? Er hatte keinen Brief von einem Advokaten bekommen, seit er sein Erbe angetreten; aber dieser Brics sah ganz aus wie ein Geschäftsbrief! Mit einem verächtlichen Ausruf riß er ihn aus und überflog den Inhalt. Mit einem schweren Fluche sprang er empor, schwang den schweren Stuht in seiner Hand, als wenn es eine Feder wäie. Sein erster Impuls war, irgend etwas, wenn nicht irgend Jemanden zu zerschmettern. Unglücklicher Weise bot sich ihm ein leben der Gegenstand dar. Die Bulldogge, wel che unter dem Tische versteckt gelegen batte kroch jetzt hervor; sie mochte sich wohl ein bilden, daß sie bereits entdeckt sei und das Ausheben des Stuhles sür den Beginn ver Feindseligkeiten halten. Wüthend warf Horn nach dem Thiere, verfeblte aber dstiKopf und traf eine derVorderpsoten mit vernichtender Gewalt. Heulend vor Schmerz flog Fang aus seinen Herrn zu, und bis mit den Zähnen sich oben über dem linken Handgelenk fest und blieb wie ein Blutegel daran bangen. Horn ergriff ein Messer und es regnete Stiche auf das unglückliche Thier, von de nen ein einziger genügt hätte, einen Men schen das Leben zn nehmen; aber eine Bulldogge ist nicht so leicht zu todten; es war, als wenn das Thier wüßte, daß es sterben müßte, und sein Leben demzufolge so theuer wie möglich verkaufen wollte. Selbst, nachdem es wirklich todt war, hing es noch an Horn's Arme wie ein Bleige wicht; und erst als er die Glocke gezogen und Hülse berbeigekommen war, gelang es, das harte Maul auszubrechen und Horn zu befreien. Die Wunde war sebr geiäbrlich und der Arzt des Torfes erklärte sogleich, daß Wochen vergeben wurden, bevor an Heilung zu denken sei, und daß der Pa tient sich mittlerweile ganz rnbig verbatten müsse. Aber ich muß sogleich zur Stadt, rief Horn außer sich vor Wulst. Jetzt zur Stadt zu reise, hieße istr Le ben auf's Spiel setzen, lauleie die ernst ab gegeben eAntwort. Dann darf ich es nicht thun, entgegnete Horn, plötzlich ruhig; denn ich stabe noch eine Aufgabe zu erfüllen, bevor ich sterbe. Der junge Arzt, der erst tnrzlich nach Wapsbot gekommen war, war erstaunt über die Philosophie dieses jungen Man nes, von dem er solche mtgeheuerliche Ge schichten gehört. In Wirklichkeit aber war Hern's Herz ein Vulkan, in dem die Wulb eingeschlossen toble. Ter Inhalt des Briefes, den er am Morgen erhalten, erregte seinen Zorn im höchsten Grade: denn er benachrichtigte ibn nur, daß seine Ansprüche auf Wapsbot be stritten würden und das seine Stiefmutter einen Vertheidiger gefunden: sondern er wußte auch nnd daß war ihm das Bit terste das; kein anderer als Richard Tbornton selbst dieser Vertheidiger war! Seine Bemühungen, Frau Winlbrcp's verborgenen Aufenthaltsort zu entdecken, hatten nie aufgehört; und er hatte zu die sem Zwecke kein Mittel unversucht gelassen. So hatte er sich denn auch nach den Ver hältnissen des Mannes erkundigt, der einst Mabei's Liebhaber gewesen oder es viel leicht noch war, nach seiner Ansicht und halte erfahren, daß er durch Professor Flint's Hinscheiden verhältiiißmäßig reich geworden war und sich mit einem Advoka ten associirt hatte kurzum, er wußte, das: er der Oakleigh der Firma und wahr scheinlich der Verfasser der sauberen Epistel war, weiche diese an ihn geschrieben. Mabel hatte Recht mit ihrer Annahme, daß Horn sich seiner Illegitimität bewußt war;aber diesetbeStimme, die ihm mit lei denschaftlichem Schmerze diese Thatsachs mitgetheilt, hatte ihm auch gesagt, daß es keine Beweise dafür gebe. Sein Zorn wurde dabei keineswegs durch Furcht ge mildert; wenn ihm aber auch die Gefahr, in der er schwebte, ganz enthüllt worden wäre welches nicht geschehen war, da Richard sehr vorsichtig geschrieben hatte, so würde er mit seinem wilden Herzen sich doch nicht um die Folgen gekümmert haben. Seine Wuth war so groß, daß er sich nicht einmal zur Verstellung herbeiließ, obgleich es ihm sicher gelungen wäre, Mabel's Aufenthaltsort zu erfahren, wenn er sich gestellt hätte, als ob er auf einen Ver gleich eingehen wolle. In seinem augen blicklichen Zustande m Bte er sich aber da raus beschränken, sie > it Verwünschungen und Beleidigungen zu überhäufen. Statt aus die Mittheilung der Finna zu antworten, sandte er einen Brief a Ri chard Oakleigh personlich, so voll oer ge meinsten Insinuationen über seine Partei nah ..e für Mabel, daß der Empfänger ihn seinem Compagnon nicht einmal zeigte eine Zurückhaltung, über welche dieser Herr eine außcroroentliche Genugthuung empfand. Ich habe Ihnen gleich gesagt, was da nach kommen würde, triumpbirte er. Sie haben Ihre Clrentin um sechs Schilling acht Pence betrogen, und man hat Ihnen noch obendrein tüchtig aus die Finger ge klopft, wie ich merke. Richard schrieb nach Hillsborougb, um zu melden, daß sein Versuch, einen Ver gleich mit Horn anzubahnen, mißglückt sei und daß von versöhnlichen Maßregeln nicht ferner die Rede sein könne. Frau Win throp ertheilte nur zögernd ihre Einwilli gung, zu schärferen zu schreiten. Tie ge waltige Maschine, das Gesetz, wurde also in Bewegung gebracht und arbeitete mit lhrcr gewöhnlichen, eben nicht übertriebe nen Geschwindigkeit. Nach Verlans von einigen Wochen er schien ei gewandter Gcrichtsdicncr i Wapshot und legte ein Dokument in Horns eigene Hand, welches also begannt "„Bit tona, Königin von Gölte Gnaden :c.", und ihn aufforderte, binnen sechszehn Ta gen von diejer Kundmachung an gerechnet, vor dnn Hofe doch nicht vor dem Hoze von St. James —zu erscheinen; widri genfalls er verurtheilt werden würde, sein Besitzthum zu verlassen, Es war ein Glück für den gewandten > Gerichtsdiencr, daß Fang nicht mehr am Leben war, denn sonst würde sein sich gröb lich beleidigt fühlende Herr ihn sicherlich auf den armen Kerl gehetzt haben, und ebenso gut war es, daß Horn sich durch seine Wunde noch zn behindert fühlte, um ihn die Treppe hmabzuiversen. Diese? ! Amt wurde Murk übertragen, einem Menschen, der nie abgeneigt war, sich sür einen halben Sovereign zu einem gütlichen Vergleich herbeizulassen. Viele Tage lang nachher war es gefähr lich, sich dem Herrn von Wapshot zu nei ! Hern, und er wurde soegsältig von der ge i szmmten Dienerschaft gemieden, er trank ! mehr denn je und schlief weniger, schweifte zur Nacht im Park und im Dorfe umhe>> und an einem schönen Abend im August, als er wie gewöbnlich in's Freie gegangen war, kehrte er nicht wieder. Sein Bett Jvar nicht berührt worden; die Braunt ! Weinflasche daneben ein noch überzeu i genderer Beweis! wenig. Horn Win ! throp war verschwunden . . . Er ist schon seit sechs Wochen sehr w.m -! derlich gewesen, sagte Murk am nächsteir Morgen, und ich hoffe nur, daß ibm kein Leid widerfahren. Die Andern schwiegen. Fimszchntcö Kapitel. Unvaifirbar. Aus der kleinen Station von Dillon, welche dicht bei Hittsborcugh liegt war, es selbst zur Sommerzeit etwas Ungewöhnli ches, daß Payagiere erster Klasse anders als mit dem Morgen- oder Mittagszuge ankamen. Diejenigen, welche dorthin sich ren, bestellten im Eiscnbahnhotcl einen Wagen, der sie nach dem Lcuchlthnrmc und in seltenen Fällen anest nack der Ancmo nenducht brachte, woraus sie noch am Abens desselben Tages zu den eivilisirtetcn Orte, von denen sie gekommen waren, zurückkehr ten. An dem Abend, von dem wir sprechen, kommt aber trotz des Regens ein Passagier, erster Klasse mit, auch aus der zweiten Klasse steigt ein bübscher junger Bursche, anscheinend in der fröhlichsten Laune, den wir aber, als imscrer Beachtung nicht werth, mit wenigen Worten abfertigen können; ein Kabriolet scheint auf ilm zu warieu, und entführt ihn uns schnell. Der aristokratische Ankömmling aber ist in Mäntel und Decke gebullt, als wenn es Winter wäre; er ist lancssam in seinem Bewegungen so langsam, daß der An dere, mit seinem Reisesack in der Hand tängst die Station verlassen, als er au? dem Wagen steigt. 'Nach seinem Gesicht zu urtbeilen ist er trank, und er trägt oeir linken Arm in der Binde. Er hat kein Gepäck mit und es erwartet ih n auch keine Eauipagc; er kcbrt im E-senbahnhotel ein. Ter Wirth, welcher zugleich den Kellner macht, bedient ihm beim Abendessen und bemerkt mit Genugthuung, daß er da Fleisch fast nicht anrührt, und eben >o wenig den Sherry, was um so auffal lender ist, da er das Aussehen eine? Mannes hat, der starken Getränken erge ben ist. Vielleicht hat er aber für beule schon genug getrunken, denn er hat den Schlucken und zwar in so hohem Grade, daß er kaum sprechen lann. Es gelingt ihm aber doch, ein paar Fragen zu thun, wie Leute sie gewöhnlich an einem fremden Orte stellen, und er zeigt sich dabei ganz nüchtern. Cr fragt zum Beispiel: Wie weit ist cci bis zum Leuchttstucme und zum Dorfe? Kommen viele feine Leute nach Hitlsbo rough? Wostnen sie dort für beständig? Sind hier Wohnungen zu haben und wo? und so weiter. Und alle diese Fragen be antwortet der Wirth, so gut er kaun. In der Nacht aber ereignet sich etwas ganz Besonleres. Ein schrecklicher Lärnr erhebt sich in dem Schlafzimmer des Frem den: lautes Schreien eclönt und was den Wirft' veranlaßt, sich schnell darum zn kümmern, ist der Umstand, daß es klingt, als wenn Mobilien zertrümmert werden. Ein Herr kann clcssirunii tromoim bekom men, wen es ibm gefällt, aber er muß da-, Eigenthum anderer Leute respcctircn. Die-5 war aber hier durchaus nicht geschehen: die Waschkanne war zerbrochen, nnd der Tisch sowie die Stnble statten einige Beine ver loren. So gebt es nicht, mein wertber Herr, wagte der Wirth einzuwenden, indem er die Zerstörung von der offenen Thüre aus beobachtete und nur die Furcht vor pc cuniärcm Schaden tonnte ihn zu solcher Einmijchuitg bewegen. Dies ist mein be stes Fremdenzimmer. Wer soll nur diesen Schade ersetzen? Ich bin krank, erklärte Horn mürrisch denn es war kein Anderer, als er; ich glaube, ick? habe eine Art Paroxismus! gehabt; aber es ist jetzt vorüber. Wenir ich Schaden angerichtet habe, so sind vier ei Paar Guinccn dafür. Er schritt dabei zum Toilettentijch, ans dem ein Hausen glänzenden Goldes lag. Soll ich zum Totior'gehcn? fragte der Wirth, den dieser Anblick lies ergriff. Geben Sie zum Teufel! rief Horn io wild, daß der Störenfried voller Angst zw seiner Frau lies. Ten ganzen nächsten Tag blieb Hsrn zic Hause und aß und trank auch nicht da Mindeste. Abends machte er sich allein nach Hillsborongh ai den Weg, allein -- nur die Sorge, die schwarze, saß ibin im Nacken und drohte, ihn zu erdrücken. Ter Besebl, ibn aus seinem Besitztbum zn vertreiben, stalte ihm bewiesen, daß sein Feinde sicheren Boden gefunden hatten, aus dem sie vorgeben konnten, und diese Be fürchtung war durch dicßcden des Wirthes am vorstergekeiideu Abend verstärkt wor den. Ter Zeuge Miestaet war dcmzusolgo. gefunden, und in wenigen Tagen mußte ec erwarten, sich das große Gut von Wapsstod entrissen zu festen. Er hatte nicht einen einzigen Schritt ge than, um das zu verhindern; der Gedanke an den Verlust beschäftigte ihn auch nur insofern, als er für diejenigen, die er staß'e, ein Gewinn war, was ihn in der That ge wurmt haben würde. Aber der Gedanke an den Verlust fand keinen Raum neben der Rachbegrcr, die seine ganze Seele er füllte, und feinen Feinden es unmöglich machen sollte, Gewinn aus seinem Verluste zu ziehen. Tie schwarze Sorge, die ihm im Nacken saß und beinahe Verzweiflung genannt zu werden verdiente, hatte eine ganz andere Ursache sie entsprang aus seinem phrssi schen Zustande. Er süblte, daß ihm eine gefährliche, vielleicht Tod bringende Krankheit drostte, und daß istm nur noch wenige Stunden zur Ausübung seines höl lischen Vorhabens verblieben. Es war nicht möglich, die Warnung, welche er in der letzten Nacht gehabt, zn j überhören: es war auch nicht die erste; es waren ihr schon vieic andere vorausgegan gen, seit er die Wunde erstalten. Seine Constitution war von Eisen; aber sie hatte durch seine Ausichweisungen sehr gelitten. Der Doktor stalle seinen Patienten sehr ge warnt, daß es istm schlimm geben wurde, wenn er sich nicht vor geistigen Gelränken und Aufregung in Acktt nähme; und nun statte er jcit Wochen Tag und Nacht Brannt wein getrunken und sich innerlich vor Wuift und Rache verzehrt. Seine Reizbarkeit statte mit jcvem Tage zugenommen; Schlaf ' kannte er fast gar nicht mcstr und aus ei nem seiner Spaziergänge war er Philipp a.od, dem des Müllers, hegegnet, der offenbar im Begriff stand, eine Reise anzutreten. Da er wußte, daß dieser Mann mit Caroline Vanee vertobt war, ,o errieft? er sogleich da - Ziel seiner Reise im! schieß nicht mit Unrecht, daß, wo Caroline war, auch ihre Herrin zu finden sein müsse, l Es war ibm gelungen, Philipp unbemerkt nach der Eisenbahnstation zn verfolgen nd ist von da ans ittigesesten bis ach Dilton zu begleiten. Eine verkehrte Gntmüthigkeit hatte Ma bel bewogen, ihrem Mädchen zu gestatten, 'daß ibr Geliebter ßc besuchen dürfe; he 'halte in der letzten Zeit vielleicht nnbr , wußt tiefer cmpjunden, wie herb eine sol che s rennung sei: oder es mochte auch fem. - daß sie die Verheimlichung ihres Aufenl ! ballsoites nicht mehr sür so wichtig hielt, jda Horn offen der Krieg erklärt worden war. Carrn hatte sich wirklich ganz vor trefflich benommen, indem sie sich so viele Jahre von Philipp fern gehalten; und es war nicht mehr Gefahr dabei, wenn er zu ihr kani, als wenn sie zu ihm gekommen i wäre, abgerechnet, daß im letztere i Fall