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Beilage zu Nr. 6. Der Teutsche Korrespondent. Baltimore, de, S. Aedrnar t 74. Uebersicht der wichtigsten Greta. m Wahrend die hohe und niedere Politik de Landes in das enge Fahrwasser der Routine eingelenkt hat, während die rechnen und ihre Poranschläge herunterschrauben, wahrend tue Idealisten oder die praktischen „Macher" m den gesetzgebenden Körpern des Landes an der Durchsetzung ihrer Lieblings maßregeln arbeiten, gehen die sozialen Wogen wieder etwas hoch, besonders ist es die unver ineidliche . ~ Tempere,bewegunq, die etzt allenthalben im Lande svukt. Unsere Lc,er haben von dem tollen Treiben der Wei ber in Ohio gehört. „Betjeuchc" nennt es ein Chlcago'er Blatt. Ein deutscher Professor hat einmal die Behauptung ausgestellt, daß es geistige Epi dkmic'n gebe, die, wie die Cholera und die Blattern, oder glcichWirbelstürmen und Tcn snnen der Luft an irgend einem Orte plötzlich losbrechen und dann weiter rasen, bis sie nach und nach ihre Kraft verlieren er hat die Kreuzzüge des Mittelalters, die Züge der Geißcler, dieZudcnverfolgungen, die späteren Hexenvcrbrennungen, die Demagogenricchcrci und die 48er Revolutionsbewegung als gci stige Krankheiten, als Seuchen, bezeichnet, welche ganze Geschlechter und Nationen er griffen; die Theorie hat viel für sich, werde Lauf der Well aufmerksam beobachtet, der wird finden, daß solche soziale Bewegungen sich thatsächlich wie ansteckende Krankheiten verbreiten. Kein vernünftiger Mensch wird anstehen, die amerikanische Tempcrciizbcwe gung als eine geistige Krankheit der Nation zu bezeichnen. Da lausen in Ohio die Wei ber und zwar sehr achtbare Frauen und Mädchen unter der Anführung fanatischer Perjonen von Wirthshaus zu Wirthshaus und beten, schreien und loben so lange, omnia >iä Uei glurium, bis den Wirth der Schwin del selbst ergreift und er ihnen erlaubt, seinen ganzen Porrath geistiger Getränke in die Gosse laufen zu lassen: von den Wirthshäu sern gehl es in die Apotheken:c>, wo dasselbe geschieht. Man munkelt nun, daß die Be kehrung der Wirthe nicht sowohl durch das Beten und Schreien der besessenen Weiblciu, sondern hinter den Coulissen durch geschäfts mäßige tlnterhandlnng "in coiisilleration 0t Itii. SUIU 0t Dollars in baixi" erfolgt; die Hauptsache bei der Ge schichte ist, daß sie erfolgt. Dieser Zustand wäre nicht möglich, wenn nicht die öffentliche Meinung halb und halb von dieser geistigen Krankheit iiifizirl wäre. Wie bei allen gei stigen Krankheiten, welche die Geschichte kennt, die öffentliche Meinung als Rückendeckung dahinter stand, so auch bei dieser Tciupcrcnz bewegung. Diejenigen welche sie bekämpfen und lächer lich machen, befinden sich thatsächlich in der Minorität. Wir wollen damit nicht sagen, daß die Majorität des Landes aus Tempe renzlern besteht, diese werden immer nur eine winzigcMinöcrzahl bilden, aber diese Mino rität beherrscht zur Zeit die öffentliche Mei nung, denn nur daraus kann man sich allen halbcn den Erfolg des „Local-Option" Ge setzes erklären. Nehmen wir an, daß in einer Ward oder einem Wahlbezirke von l 0 Fa milien nur t) wirkliche Temperenzler sind, die anderen aber ihre geistigen Getränke nach Belieben trinken, so darf man doch daraus rechnen, daß in den ineislcnFällen das Local- Oprion Gesetz durchgeht. Die Ursache liegt nicht fern. Das Kncipenwescn ist durch die Ausschreitungen, zu denen es infolge des im pulsiven PolkscharaktcrS der Amerikaner Ge legenheit gibt, gewissermaßen in Perrus ge kommen und da man bei Eröffnung einer Wirthschaft nicht wissen kann, ob es ein „an ständiges Haus" oder einSammelplatz nichts nutzigen Gesindels werden wird, so schüttet man in den meisten Fällen das Kind mit dem Bade ans und stimmt gegen alle Wirthshäu ser. Die Loeal-Option-Bcweguiig in Mary land ist deshalb durchaus nicht so ungefährlich, wie Biete nnierer Leser denken mögen. Wer die gestrigen Perhandlungen der Gesetzgebung aufmerksam gelesen hat, der wird erstaunt sein, über die gewaltigen Anstrengungen, wttche allenthalben im Sraatc Maryland ge macht werden, um dcnStaat mit der „Loc'al- Oplion" zu segnen. Da wurden Petitionen ans den Berg-EountieS und den Bay-Conn ties, aus der Stadl und den Städtchen, von Herren und Damen, Kindern und Greisen eingereicht; es war, als ob es die Temperenz ler daraus abgesehen hätten, die ganze Gesetz gebung mit Sturm zu nehmen und wir fürch ten, daß diesem Anprall gegenüber der ge sunde Menschenverstand kaum Stand halten kann. In allen Staaten, in denen das „Lo cal-Option"-Gesctz eingeführt wurde, hat sich die Maßregel als ein Gemeinschaden und eventuell Fehlschlug erwiesen, das hat aber andere Staaten durchaus nicht abgehal ten, sie zu probiren. Peniisylvanicn' wird sie demnächst wieder abschaffen, und wir kön nen nur wünschen, daß man hier noch recht zeitig von dem Persuche der Einführung abstehen wird. Wer bürgt uns dafür, daß nicht demnächst unsere Weiblein auch die Bctsenchc ergreift und daß wir künftig vor jedem Wirthshaus diesen Engelchor der Rache sehen! Auf der Erde ist Alles möglich und be sonders in Amerika. Soviel über die Tem perenz. Die NationalschulS hat sich in dem verflossenen Monat wiederum etwas mehr, als eine Million Dollars ver mindert, d. h. wenn's überhaupt wahr ist. Merkwürdig ist der Bericht, daß in, letzten Jahre zusammen nicht mehr, als Millionen abgetragen wurden. Das ist ein hinkender Bore, dessen Nachricht nach dem während acht Monaten erhobenen Inbelge schrei der Radikalen über Reduktionen von je 2, 3 und sogar 5 Millionen nicht genug Be achtung finden kann. Boutwcll und Ni chardson scheinen das ttvwr to pa/ lsnui" aus demGruiide zu verstehen,, um iii einem Monate, z. B. wenn wichtige Wah len vor der Thüre waren, einen günstigen Ausweis zu liefern, wurden augenscheinlich von dem nächstfolgenden so und so viel vor ausgenommen. Jetzt in der letzten Düte fin den wir, daß die Republik bei ihren unge heueren Hlllfsquellcn, trotz ihrer „billigen re publikanischcnßerwaltung," trotzdem sie keine Apanagen zu zahlen, keine Hofstaat zu un tcrhalten und kein ihrer Größe einsprechendes stehendes Heer auf den Beinen hat, nur lum pige Millionen pro Jahr übrig hatte. zankt sich noch immer über Aufblähung oder Coniraktion herum; dieParteiderAusblähung ist sehr stark und wird wahrscheinlich ihren Willen durchsetzen.—Die Louisiana'er Ange legenheit ist plötzlich wieder in den Hinter grund getreten, der gelbe Strolch Pinchback joll sogar wieder große Hoffnung haben, zu gelassen zu werden, indem er augenscheinlich jeine Gegner durch Drohungen zum Schwei gen gebracht hat. Wissen ist Macht! sagt ein alSßuchhändlermotto oft gebrauchtes Sprüc hwort. Die furchtbarste Macht ist aber das „Wissen" eines Schurken, wenn er nämlich von anderen Schurken zu viel weiß. Auch der Richter Turell wird bei dieser Gelegen heit mit durchschlüpfen. Der Staat Mis sissippi hat wieder einen Neger in den Buu des-Senal erwählt; Pinchback wird dort nicht allein sitzen. Tie Staatsgesctzgevuna ist, wie aus unseren täglichen Berichten er sichtlich, fleißig an der Arbeit. Am Mitt woch wurde an Stelle des Achtb. Wm. P. Whyte, welcher dasGouverneuersamt nieder legen wird, der Achtb. James B. Groomc, Delegat der Gesetzgebung aus Cecil-County, für den Rest des laufenden Termins zum Gouverneur erwählt. InEngland finden zur Zeit die Parla mentSwahlcn statt, welche in verschiedenen Wahlkreisen eine mehr, als gewöhnliche Aus regung hervorgerufen haben. Die Eonserva tiven haben allerdings gewonnen, aber schwer lich werden sie im nächsten Parlamente eine Majorität haben. Man ist geneigt, das Ne snltat der Wahlen als eine Mißbilligung des liberalen Ministeriums anzusehen, abcr gleich zcit.g als eine Billigung der liberalen Poli tik. Der Ashanti-Krieg nähert sich augenschein lich seinem Ende; nach den neueren Berichten sollen die Neger abermals um Frieden gebe ten haben. Die nächsten Nachrichten werden augenscheinlich die Einnahme von Coomassie, der Hauptstadt der feindlichen Nation, mel den. (Siehe telegraphische DcpJchcn.) In D euts ch lan d dauert der Kampf ge gen den katholischen Clerns fort; niehrere Bi schöfe und andere hohe Geistliche sind in der letz tcn Woche inStrase genommen worden und der Erzbischof Ledochowski wurde verhaftet. —Tie Parlamentswahlen in Elsaß-Lothringen ha ben durchweg Siege der französischen Partei ergeben. Zu den Polen, Dänen und Ultra niontanen im Reichstage kommen jetzt auch noch Franzosen. Die Herren Nationallibera len werde ihre liebe Last haben. Die Be ziehungen zwischen Deutschland und Frank reich sollen sich nach neueren Berichten einer Krisis nähern; der Begriff „Krisis" ist jedoch in diesem Falle sehr dehnbar. Wie die alte Frau von Rothschild zu sagen Pflegte, wird man auch hier sagen können: „Krieg wird es nicht geben." In Spanien haben die Karlisten einen reckit lebhaften Wiiilerfeldzug eröffnet: sie standen dieser Tage im Begriff, Bilbao zu bombardiren. Gen. Dorregarray ist an Stelle des invaliden Gen. Elia zum Oberbe fehlshaber ernannt vordem Die spanischen „Rothen," welche Mi Eartagena nach Al gier flüchteten und von den Franzosen in Oran internirt wurden, haben einen Aufstand riskltt, der jedoch unterdrückt wurde. Die übrigen Ereignisse des Continents sind nebensächlich: in Eönslantmopel hat es wie oer einmal furchtbar gebrannt; über 1000 Häuser, darunter der Palast des Großveziers, wurden zerstört. Das ist bei der Bauart, wie sie der Koran vorschreibt und bei dem Fana tismus, mit welchem die Seldschuken jede Neuerung, wieDampsspritzenic., bekämpfen, kein Wunder. Der östreichische General v. Gablenz Hai sich in Zurück, Schulden halber erschossen, was auch lein Wunder ist. Der Tempere, - arenzzug im Westen. Unsere Wechselblättcr, besonder die west lichen, sind vollerßerichte lldcr die„Betstuche," welche zur Zeit im Interesse der Temperenz unter den Weibern in den Staaten Ohio, In diana und lowa ausgebrochen ist. Ueber den berschaar schreibt ein Cincinnatie'r Blatt: „Betend und singend wallfahrten ganze Weiberschaaren nach den Trinklokalen, Whis ky-EtablissemcntS und Apotheken, nd ver suchen daselbst durch Gebet, durch Absingen von Psalmen und Hymnen, durch Predigten ihrer „Reverend" und durch persönliche Vor stellungen und Appellationen die respektive Verkäufer berauschender Getränke zu reformi rcn und zn bekehren. Zuerst machen sie alle Anstrengungen, dieselben dahin zu bringen, gewisse „PledgeS" zu unterzeichnen, daß sie künftighin keine Spirituosen inehr verkaufen wollen. Blitzen diese Tcmpcrenzierinnen mit ihren zudringlichen Forderungen und ihren frechen Insinuationen ab, dann beginnen sie eine regelmäßige Belagerung dieser Lokali täten. schreien, singen und beten Tag und Nacht, bis sich endlich der Besitzer eines solchen Etablissements erweichen läßt und ihnen ver spricht, entweder sein Lokal gänzlich zu schlie ßen oder keine berauschenden Getränke mehr zu verkaufen. Sie quartieren sich vor solchen Lokalitäten förmlich ein, indem sie temporäre Bretterhütlen vor dieselben hinschieben, um „ihr Missions Wert" unausgesetzt fortsetzen zu können. Läßt sich jedoch ein Wirth oder ein Apotheker gar nicht mürbe machen und bietet diesen modernen Priesterinnen der Tem perenzlcrei trotzigen Widerstand, dann wird derselbe in einen sozialen Ban gethan und von den Tcistperenzlcrn wie ein räudige Schaf oder ein 'Aussätziger gemieden, d. h. sein Ge schäft ist in den meisten Fällen ruinirt. In Springficld, Morrow, Greenfield, Franklin, Batavia, Portsmonth, Shelbyville, Lebanon, HiUsboro'.Circlcvillc und anderen Ortschaften in Ohio haben die „Temperenzsahrer" bereits ihre Razzia's gehalten und auch ihre Zwecke thcilwcise erreicht. Zu bemerken ist noch, daß die Bewegung nur in kleinern Orten aufzu treten wagte, oder daselbst Erfolge hatte." Ans Gallipolis wird gemeldet: „Die Temperen; Aufregung ist noch immer im Zunehmen. Hundcrtunddreizehn „Ladies" zogen in Prozession durch die Stadt und be suchten die Wirhschasten betend und singend. Sic betrieben ihr Werk mit rastlosem Eifer, aber bis jetzt mit wenig Erfolg." In Lcesburg wurde letzten Sonntag ebenfalls eine „Tempercnz-Franenliga" ge gründet, und ain Mittwoch Morgen begaben sich die Frauen auf ihr Missionswerk. Sie be suchten zuerst die Apotheke von Geo. Grove. Derselbe weigerte sich jedoch entschieden, den „Pledge" zn unterschreiben. Nachdem sie noch einige Lieder gesungen, marschirtcn sie singend weiter nach der Apotheke von Elwood K Bro. Auch hier konnten sie nicht viel ausrichten. 'Nun ging's auf die Biersalons los. Zuerst wurde der Salon von Hrn. F.Schirmcr heim gesucht. Derselbe nahm die Damen srcundlich auf, ließ sie nach Herzenslust singen und beten, schüttelte aber den Kopf, als er den „Pledge" unterzeichnen sollte. Er bat sich von den Da men Bedenkzeit aus. Die Frauen sind fest entschlossen, nicht eher nachzugeben, als bis die Salonwirthe und Apotheker feierlichst geloben, keine Spirituosen mehr zu verkaufen, und es hat allen Anschein, daß sie ihr Ziel erreichen werden. Jn Pomeroy und Middlcport ha ben die Damen bereits Vorbereitungen getrof fen, um in den nächsten Tagen ihre Sing- und Betwandcrnngen anzutreten. In Middlcport haben sie die Apotheke bereits „bekehrt." Da die Organisationen die Sympathie der Majo rität der Bürger für sich haben, werden sie un streitig den Salonhaltcrn so lange zusetzen,bis dieselben endlich nachgeben und den „Pledge" unterzeichnen. In Fraii klin, Marren Co., belagerten die „Damen" einen Biersalon, worin ein Ball stattfand, bis die Tänzer fortliefen und der Wirth den „Pledge" gab, und nun felbcr mit singt und betet. ZuLondvn , Madis'on - Co., und aucb an anderen Plätzen stehen die Männer der „Damen" als schlägbercile Reserve im Hin lergrund. ZuNcw - Bienna fingen sie gegen 40 Salon - Inhaber und haben HIV,OOO dafür aufgebracht. Ein tapferer Wirth, Van Pa 11, veröffentlicht ein Cirkular, worin er sagt, er werde niemals ausverkaufen oder schließen und wenn die Aufregung vorübersci, werde er gegen die gegen ihn verbreiteten Lügen auf treten. Zu Ncw Lexingtoii sind 100 „Da men" und l 0 Männer im Felde, große Tcm perenz-MectingS werden gehalten, wobei ein Ex Coloncl der Hauptredner ist, welcher er zählt, daß er früherem „b-stialifcherTrunken bold" war. Die meisten Wirthe hier wollen nicht nachgeben. Morrow, 29. Jan. Tic Marsch-Ronte war wie gewöhnlich und wurde in derselben Weise durchgeführt. Zuerst wurde der Hr. Max Göppcr be'ucht, doch blieben die Thüren feines Lokales noch immer Hernietisch verschlcsscn. Indessen wur den glühende Gebete „losgelassen," die, wenn sie auch den HauShc'"'ohncrn verloren gingen, doch an steinen Halt zu gewinnen wußten, weiche au ffHalb denselben iailschtcn. Die HH. Kehbcl Looskin hielten ihre Thüren ebenfalls geschlossen, allein aus dem Straße „desertirlc," wöbm man ihin folgte und sich bemühte, mit ihm zu beten und zu singen. Von dem Gefühl durchdrungen, daß dadurch ein gutes Werk vollbracht werden könne, begab man sich abermals nach demSa lon und hielt eine Betversammlung vor der Thüre und in der Hörweite des Eigenthümers ab. Hierauf fetzte man den Rundgang fort und besuchte Henry Ihicld. Man fand ihn so kffssüch wie immer, und die Macht des„Gci stcS" zeigte sich in feinem Falle, denn der An ruf und das Gebet schienen sein weiches Her; zu rühren. Sein Fall erscheint ziemlich hoff nungsvoll, da die Damen fühlen, daß er sich über sein Geschäft erhebt und eines höheren Berufes würdig ist. Bei dem in Ost-Morrow abgcstatteten Be suche fand mau Herrn Weingartner noch immer geneigt, einen Eompromiß abzuschließen, vor ausgesetzt ein aus Herren gebildetes Comite würde ihm feine Aufwartung machen und feine Vorräthe taufen. Während der Andachts llbuligen höhnte und moqnirte sich ein Feind der „guten" Sache im Hintergründe darüber, allein die Damen schenkten ihm keine Beach tung. (Shelbypille, Indiana.) Der Temperenz- Krieg ist auch nach Indiana verpflanzt wor den. Eine Frauenliga hat sich hier organi sirl und zieht ebenso, wie in Ohio, von einem Salon zum andern. Der erste Wirth, der hier von den Frauen heimgesucht wurde, war Georg Deprez, ein Amerikaner von deutscher Abkunft. Als die Frauen in seinem Salon ankamen, befand sich eine Anzahl Gäste in demselben. Die Frauen fingen an zu singen und zu beten, aber die Gäste ließen sich hier durch nicht einschüchtern, sondern verlangten nach wie vor ihr Glas. Während der Anwe senheit der Frauen kamen stets neue Gäste hinzu und das Geschäft ging sehr gut. Einige der Gäste fingen Nim an, sich über die Frauen zn moquiren und verhöhnten sie offen. Georg Deprez, der Wirth, ein Mann von riesigem Körperbau, ries den Spöttern darauf zu: „Wollt Ihr wohl ruhig sein ? Habt Ihr denn gar keine Lebensart? Könnt Ihr Euch denn nicht anständig betragen, während die Damen beten?" Dies Benehmen von Seiten eines Wirthes, von dem sie feindselige Behandlung erwarteten, hat den Damen die günstigste Meinung von demselben beigebracht. Als sie fortgingen, dantten sie ihm für die freundliche Aufnahme. EiiicrDame.dieabgesandtwar, um ihn zu fragen, ob er nicht meine, daß man den Herrn bitten solle, er möge ihm feine Sünden vergeben, erwiederte er: „Ich glaube nicht, ich weiß nicht, ob ich mchr Sünden be gehe, wie irgend ein anderer Mensch. Ich habe mein ganzes Leben lang Whiskey ver kauft und werde dies bis zu meinem Tode fortsetzen." Am nächsten Tage rückten die Frauen wie der in zahlreichen Schaarcn aus und begaben sich, 60 an der Zahl, nach Keck's Salon. Hier fanden sie verschlossene Thüren. Sic pflanz ten sich aus dem Trottoire aus und sangen und beteten, wie gewöhnlich. Eine zahlreiche Menge von Neugierigen hatte sich um sie ver sammelt, um das sonderbare Schauspiel mit anzusehen. Während sie noch im besten Gange waren, fuhr ein Kohlcnsuhrmann, Namens Parnsh, mit seinem Karren vorüber und sang nach der Melodie des Kirchenliedes, welches hie Frauen gerade ableierten, das fol gede schöne Lied: Daß hierdurch unter dem umstehenden Publikum große Heiterkeit entstand, läßt sich denken. Tie Damen besuchten noch eine Anzahl an dercr Wirthschaften und wurden in einigen aufgenommen, in anderen aber abgewiesen. Die Tempcrenzbewegung nahm hier dadurch iyrcn Ursprung, daß die Söhne einiger respek tabler Familien in betrunkenem Zustande einige Prostitutionshäuser dieser Stadl be suchten und dort verhaftet wurden. Die Kas feewirrhc gaben an, daß sich die Bengel ihren Rausch mchr in ihren Wirthschaften, sondern in den Apotheken geholt hätten, und augen scheinlich war dies auch der Fall. Infolge Dessen besuchten die Frauen auch die Apothe ker, um sie zu bewegen, nur Denjenigen, die Rezepte brächten, Getränke verabfolgen zu lassen. Sie hatten aber weder bei den Apo thekern, noch bei den Wirthen Erfolg, wollen jedoch ihren Angriff wiederholen. Die Wirthe haben sich an den Mayor ge wandt mit dem Gesuche, sie vor den Frauen zu schützen, was derselbe jedoch unter dem Vorwand abgelehnt hat, daß das Eigenthum derselben nicht durch die Damen gefährdet würde. Man sieht weiteren Entwickelungen mit Spannung entgegen. In dem großen Engros- und Endetail- Spirltuofen-Haiise von Fountain G. Rober son K Vicum empfing der Erstere, früher Eountyschatzmeister, die Damen und erklärte der Frau Professor Harrison, sie gehöre in' S lrrenhaus. lrrenhaus. WElche Frechheit! In der Wirthschaft von Metzger, eines Deutschen, empfing sie dessen Gattin und ricth ihnen, nach Hause zu gehen, ihre Wirthschaft zu besorgen, ihre Wüsche zu thun, ihre Kinder zu Pflegen und ihren Männern ordentliche Essen zu kochen. Der beste Rath, den man ihnen geben kan .! Das Resultat der Convention der „B'nai B'rith" zu Chicago Die Delegaten des Orden? der „B'nai B'rith" haben ihre Convention zu Chicago, welche am 25. Januar begann, am 30. Ja nuar geschlossen Lange und ernstliche Debat ten fanden in diesen K Tagen statt, nur un terbrochen von einem Besuch der Börse auf Einladung, und einem Festessen. Ueber die Resultate bemerkt ein Chreago'er Blatt: „Die ganze Thätigkeit der Convention darf alle eine ersprießliche bezeichnet werden, ob wohl sie sich weniger als eine aktive, sondern vielmehr in ihren Beschlüssen als eine nega tive erwies. Im Großen und Ganzen scheinen als neuen Borschläge zurückverwiesen worden zusein; bei näherer Betrachtung aber zeigt sich, daß in demselben Geiste, der bisher den 18,000 Mitglieder zählenden Orden beseelt hat, auch weiter gearbeitet worden ist. Der Borschlag zur Errichtung einer Alter- Versorgungsanstalt wurde aus unbestimmte Zeit zurückgelegt, nicht ohne daß vorher Ge sinnungen zum Ausdruck gelangten, die es unzweifelhaft erscheinen lassen, daß bei gün stigerer Zeit der Porschlag wieder aufgenom men werden wird. Der Plan, den „Endowment-Fund" für den ganzen Orden zu einem allgemeinen, gleichmäßigen zu machen, stieß auf bedeuten den Widerspruch und wird wohl in der nach stcu Convention nicht wieder auftauchen. Wenn man sich nach praktischen Resultaten umsieht, so bleibt wohl als größtes bestehen die Renbclebmig der Begeisterung, mir wel cher das Werk der Unterstützung und der For tbildung von dem Orden in die Hand genom men worden ist. Es unterliegt keinem Zwei fel, daß die Anregung zu manchem neuen gu ten Werke gegeben worden ist, und daß die hier in den Boden gelegte Saar gute Früchte zu tragen bestimmt ist. Der Plan für dieAlterverwrgungs-Austalt, der nur wegen ungünstiger Zeitverhältnisse zurückgelegt wurde, ist der folgende: „In Erwägung, daß es die hauptsächliche Pflicht der „B'nai B'rith ist," die Lage Be dürftiger aus alle mögliche Weise zu verbes sern, beschließt die Convention des Ordens: „Daß unter der Centrale und Leitung des „B'nai Brith" eine Altcrversorgnngsaiistalt für kranke uud schwache Israeliten gegründet und erhalten werde. „ES wird hiermit erklärt, daß die Insassen dieser Bcrsorgungsanslalt mit der größten Liebe uud Zuvorkommenheit behandelt wer den sollen, daß auf kosten der Anstalt die Schwachen unterslüvt, die Kranken gewartet, die Verstorbenen anständig begrabet! werden sollen. Und es wird ausdrücklich erklärt, daß von dem Augenblicke ihrer Zulassung au, alle Aufgenommenen Pflegebefohlene der An stalt sind und daß sie alle die Rücksichten in Nahrung, Kleidung und Behandlung erfah ren, welche altersschwachen Personen gebühr ten. „Dieses Institut, dieses Heim, soll allen Israeliten beiderlei Geschlechts, die all oder krank sind, offen stehen, ohne Rücksicht da rauf. ob sie Mitglieder des Ordens der B'nai B'rith oder irgend einer Gemeinde sind. Das Berwaltungs-Comite soll gleichmäßige Ord nungSregclil ausstellen, welche von allen Ap- Plikanten in allen Fällen gleichmäßig beachtet werden müssen. „Der Bcrwaltnngsrath der Anstalt soll ans zehn „Trnstees" bestehen, die auf 5 Jahre ge wählt werden: der erste Bcrwaltnngsrath ist von dieser Convention zu ernennen. Bei ihrer erstenßersammliing sollen sie sich in 5 Klassen von je zwei Mitgliedern trennen und zwar so, daß am Ende eines jedcnJahrcS je zwei Mit glieder ausscheiden. Ihre 'Nachfolger aber sol len für den vollen Termin von 5 Jahren ge wählt werden." Die nächsten Punkte enthalten Borschriften über das AnstellnngSrcchl des Berwaltnngs raths. Es heißt dann weiter: Die Einnahmen der Altervcrsorgungsan stalt sollen sich wie folgt zusammcdsetzen: 1) Aus Beiträgen der Logen des Ordens „B'nai B'rith." 2) Bon den Beiträgen vonMitglicdern von Httlfsgcsellschasten für die Alterversorgungs anstalr. 3) Aus den Beiträgen anderer Gesellschaf ten und Genossenschaften. 4) Aus freiwilligen Beiträgen, Schenkun gen, Hinterlassenschaften, Lebensversicherun gen u. s. w. 5) Ans Zinsen des Haupteapitals und des eisernen Fonds. 3) Aus den Beiträgen lebenSlänglicherMit gliedcr und jährlichen Beiträgen. Jede Loge des Ordens B'nai B'rith soll haldjährlich für jedes Mitglied 25 Cents direkt an den Bcrwaltnngsrath einschicken. Dir Altervcrsorgungsanstalt soll in Wash ington, D. C., errichtet werden und jederzeit öffentlicher Besichtigung offen stehen." Gerüchte von Cuba. Von Euba kommen wiederholt Gerüchte, daß die Insurgenten im östlichen Departement große Vortheile errungen hätten. Tie Auto ritäten zu Havanna beobachten darüber ein verdächtiges Stillschweigen, die „Boz" läßt jedoch „die Katze ans dem Sacke," wie man zu sagen pflegt, mit der kurzen Bemerkung: „Neuigkeiten von Mazanillo sind nicht ganz zerfriedenstellcnd." Daran knüpft sich dasGe rücht, daß die Insurgenten mit 4000 Mann Manzamllo erobert und die ganze spanische Besatzung gefangen genommen hätten. Da gegen versichert der Ex-Gonvcrneur vonMan zanillo, dag er diesen Ort feit dem Angriff der Insurgenten im letzten November so stark befestigt habe, daß eine Einnahme nicht leicht denkbar sei. Die Spanier hatten im Central Department durch den nenernannten Chef-General Por tilla große Erfolge erwartet. Dieser General ist durch feine Blutthaten in Cinco Villas berüchtigt, man nennt ihn den „Pacificator Einco Villas" und hoffte ähnliche „Helden thaten" von ihm in und um Puerto Principe. Die Insurgenten scheinen jedoch in so starker Force in der Nähe von Puerto Principe zu stehen, daß der General 12,000 Mann Ver stärkung forderte, obgleich er 20,000 Mann kommandirt, weshalb der General Capilän Truppen von Spanien verlangt hat. Por tilla, der den Kampf mit Männern scheut, zeigt dagegen feine Bravour gegen Weiber und Kinder, welche er zu Hunderten vom Lande nach der Stadt in das Gefängniß trei ben läßt, weil sie „verdächtig" wären. Diese Armen wurden dann nach Havanna und von dort in das Exil nach der Insel Pincs ge schickt. Von Puerto Principe gehen viele Cubaner, welche sich bis jetzt ruhig Verhalten, oder sich der Regierung ergeben hätten, zu den Insurgenten, deren Schaarcn fortwährend im Anwachsen begriffen sind, über. (Dem.) Die heute stattfindenden Hin richtungen. Abermals finden heute zwei Hinrichtungen in unserem Staate statt. In Westminster, Carroll-County, muß Joseph Davis, dcrMör der des Müllers Abraham Lynn, seine Schuld am Galgen büßen, und in Cambridge, Dor chcster-County, wird McEottcr, welcher seinem Schwiegervater Robert Jnsley das Leben nahm, den Tod erleiden. Tas Bekenntniß des Tavio, Es war bereits allgemein bekannt, daß Da vis sich während der letzten Monate mit dem Ausarbeiten ieiner Lcbcnsgcschichte beschäftigte nnd viele Personen vermutheten, daß dieselbe ein vollständiges Bekenntniß feiner Schuld enthalten würde. Diese Vermuthung ward am Mittwoch dieser Woche zur Gewißheil. Kaum war es bekannt geworden, daß die Ge setzgebung nicht einschreiten werde, als Davis seinem geistlichen Rathgcbcr ein vollständiges Bekenntniß feiner Schuld ablegte und die Mo tive anführte, welche ihn zu der schrecklichen That veranlaßt hätten. Davis wünschte An fangs, daß der Geistliche das Bekenntniß ge heim halten solle, da er dasselbe feiner Lebcns aeschichte angehängt hatte nnd den Wunsch hegte, daß das Buch verkauft werde und der daraus erzielte Erlös seiner Schwester zu komme. Am Mittwoch Morgen legte er je doch in Gegenwart des Scherisss und eines jungen Mannes, welcher sich zufällig im Ge fängnisse befand, ein Bekenntniß ab und zwar in derselben dctaillirten Weise, wie es in sei nem Buche zu finden ist. Er sagte, daß er Lynn ermordet habe, aber nicht des Geldes wegen. Als Lynn am Freilag, den 5. April IB7L, in die Mühle gekommen sei, wußte er (Davis) nicht, daß Lynn Geld bei sich führte. Während des Vormittags halte Lnun ihm be fohlen, eine größere Quantität Waizen in den Getreidebehälter zn schütten, was er jedoch zu thun versäumt hatte. Als Lynn am Nachmit tage in die Mühle getreten und bemerkte, daß seiner Aufforderung nicht nachgekommen, sei er in Zorn gerathen und habe gesagt: „Warum hast du H keinen Waizen in den Bc Halter geschüttet ?" Der Bcrnrtheilte habe keine Antwort gegeben, worauf Lynn sein Schim pfen erneuert habe. Hierauf fei Letzterer auf die Stiege getreten, welche in den Behälter führte, und der Verurthcilte habe ihm einen Stoß verfetzt. Lynn habe sich noch aufrecht gehalten, er aber (Davis) sei in eine entsetz liche Angst gerathen nnd habe gefürchtet, daß Lynn in feiner wüthenden Raserei ihm ein Leid anthun möchte. Um dies zu verhüten, habe er die Brechstange ergriffen und so lange auf Lynn losgeschlagen, bis es ihm klar ge worden, daß er den Müller gctödtet. Den Leichnam habe er in den Waizenbchälter ge worfen und Letzteren mit Fässern bedeckt. Kaum fei er damit fertig geworden, so habe er die Entdeckung gemacht, daß sein Hemd mit Blut getränkt war. Eiligst sei er auf sein Zimmer gegangen, habe ein schmutziges Hemd angethan, sich gewaschen nnd nach Shue's Werkstatt begeben. Während ex sich in der Werkstatt aufgehalten, habe er ein seltsames Geräusch vernommen und sei nach der Mühle zurückgegangen. Daselbst habe er dann be merkt, daß her Elevator, der von dem Behäl ter in's zweite Stockwerk führt und zum Aus winden de Getreides dixnt, eingeklemmt war, und bei näherer Untersuchung habe ex entdeckt, daß Lynn'S Taschenbuch die Ursache der gan zen Störung sei. Tasselbe war wahrscheinlich bei Lynn'S Sturz in den Behälter ans der Tasche gefallen und später mit dem blutigen Weizen vom Elevator in die Höhe gewunden. Er habe das Taschenbuch untersucht und?3oo in gutem und H5OO in falschem Gelde in dem selben gefunden. Später, nachdem er sein Pferds gesattelt und das blutige Hemd unter den Sattel gelegt, sei er nach Union Bridge geritten. An einem Bache, über welchen sein Weg führte, habe er Halt gemacht, sein Hemd in kleine Fetzen zerrissen und Letztere in den Bach geworfen, dessen Wellen sie mit sich fort spülten. Shuc sei an der Mordthat gänzlich unschuldig, er habe Nichts mit derselben zu thun gehabt. Davis schloß sein Bekenntniß mit den Worten: „Falls Diejenigen, welche gegen mich aussagten, den Sattel meines Pferdes untersucht hätten, so würden sie den selben mit Lynn's Blut befleckt gefunden haben." Taqes-Neuigkeiten. Der Senat von lowa wird als eine sehr gewichtige Körperschaft geschildert. Die fünfzig Mitglieder desselben wiegen zusam men 9527 Pfund, so daß durchschnittlich 1705 Pfund auf den Mann kommen. Die Gehirn masse der Herren aber muß, ihren Leistungen nach zu urtheilen, zu dieser körperlichen Mas senhaftigkeit in einem nur sehr kümmerlichen Verhältnisse stehen. Welch' bittere Armuth in den niede ren Schichten New-Aork's herrscht, erhellt aus Folgendem: Margeret Kernan, ein 15 Jahre altes Mädchen, wurde wegen Entwen dung von drei Laiben Brod in Haft genom men. Es stellte sich heraus, daß die Eltern des Mädchens todt find und sie vier kleinere Geschwister zu versorgen hat, ohne Arbeit oder Geld zu haben. Das Zimmer war ohne Feuer, die Kinder nur in der dürftigsten Klei dung. Margaret wurde der Haft entlassen und die Behörde sorgte für Lebensmittel und Kohlen. „Schwager Cafe y," der New - Or leanscr Collektor, hat bei Half-Hollow-Hill auf Long-Jsland tausend Acker Land gekauft und Kloo,ooo-dafür bezahlt. Das Eollek torsgefchäft scheint sich zu rentiren. Eine jpaßige Geschichte kommt uns aus der großen Dokumenten-Halle im Washingto ner Kapitale zu Ohren. Dort liegen namcnt lich große Massen von gedruckten Büchern und Dokumenten aufgespeichert, welche den Sena toren und Repräsentanten zukommen, inFolge der Aufhebung des Frankir-Privilegiums aber nicht abgesandt worden sind. Darunter befin den sich auch die sogenannten Kuklux-Reports, welche 13 große Volumina ausmachen; da je der Congreßmann zu 20 von diesen Reports berechtigt ist, so erhält jeder demnach 260 Vo lumina , Ein junger unternehmender Israelit verschaffte sich von demokratischen Congrcß mitolftdern, welche überhaupt einen großen Abscheu und Haß gegen diese Kuklux-Reports fühlen, verschiedene Orders zum Empfange der Knklux - Reports, nahm einen großen Wagen, lud die empfangenen Kuklux-Berichte auf und verkaufte sie darauf zn 35 Cents pro Pf. Seine Mühe war reichlich bezahlt. In unseren gestrigen Kabelberichten wurde der Tod des „Verschwörers" Professor Anderson gemeldet. Trotzdem das Kabel sagte, der „bekannte," so dürfte er doch deut schen Lesern nicht allgemein bekannt sein. Der Professor, bekannt unter dem "nvm >l - „Zauberer des Nordlands," war in Aberdcenshire in Schottland geboren. Er trat 1830 zum erstenMal öffentlich als „Zau berer" auf und kam im Jahre 1851 nach Ne w wo er im Broadway - Theater und in Castle-Garden Vorstellungen gab. Er be reis'te das ganze Gebiet der Ver. Staaten und beehrte die meisten civilisirten und einige uncivilisirte Länder mit seiner Gegenwart. Nach Amerika ist er in den letzten Jahren nicht mehr gekommen. Zu seinem Verschwö rer-Renommee kam er dadurch, daß verschie dene Theater, welche er miethete, in Brand gcriethen und zerstört wurden. Die Ko hlc n - Com pa gn ic'll in Penn sylvanien beabsichtigen, den Preis der Tonne Kohlen jetzt um 15 Cents zu erhöhen und im Laufe des Jahres, noch weitere Preissteige rungen eintreten zu lassen. In Ncw -?) or! ereignete sich vorgestern wieder einer icner schmachvollen Austritte, welche die Verdorbenheit der amerikanischen Jugend illustriren. Der 19-jährige Patrick Sullivan verlangte von seiner Mutter, die 45 Jahre alt ist, Geld. Die Frau weigerte sich, dem Burschen, der ein Gewohnheitsfänfer und Vagabund ist, Etwas zu geben. Dieses führte zu einem Streite, in dessen Verlauf der junge Taugenichts seiner Mutter einen Messerstich in den Rücken versetzte, der anschei nend höchst gefährlich ist. Der Bursche ent floh und ist bis jetzt noch nicht verhaftet. Der Hafen-Einnehmer Howard zu Ports mouth, N.-H., hat vom Schatzamts-Sc krctär Befehl erhalten, Erlaubniß zur Lan dung des atlantischen Kabels zu Nye-Bcach zu geben, ohne daß die Schiffe, welche dasselbe bringen, im Zollhause eingetragen werden, sowie dem Unternehmen alle mögliche Unter siützung zu Theil werden zu lassen. Die in denNord-Chicago, Jll., Ham merwerken beschäftigten Arbeiter weigerten sich letzte Woche, die Bedingungen des Con trakts, welchen sie unterzeichneten, als sie nach Verlans der Krisis wieder in Arbeit tra ten, zu erfüllen. Nach den Bestimmungen desselben durften sie keinem Verein, dessen Tendenz gegen ihre Arbeitgeber gerichtet war, beitreten, und sollten sie dieselben, im Falle sie die Arbeit aufgeben oder eine Lohnerhöhung beanspruchen wollten, vierzehn Tage vorher davon unterrichten. Tie Besitzer der Werke nahmen an der Bil dung des Vereins Anstoß und schloffen die selben Montag Morgen, was großes Miß vergnügen unter den Arbeitern hervorrief, rief. Die deutsche Gesellschaft vonNcw - Aork hielt vorgestern ihre regelmäßige Monatsvcr sammluiig. Von dem deutschen Kaiser lief durch den Gcneralconjul Hrn. D. Rösing die jährliche Schenkung von K 250 in Gold ein. Der Hr.Generalconful wurde beauftragt, dem deutschen Kaiser für sein Geschenk den Dank des Verwaltungsrathes auszusprechen und den Jahresbericht der Gesellschaft beizuschlie ßen. In Cold-Spring, N.-H., beging der deutsche Wirth George Hammerstcin Selbstmord. Der republikanische Senats-CaucuS inWashington hat vorgestern beschlossen, keine neue Wahl in Louisiana anzuordnen, sondern den Pinchback bis zur Vertagung der Kellogg- Geftlzgcbung (4. März) hinzuhalten, damit derselbe nicht wieder erwählt werden kann. Wird Turell vom Nepräfcntantenhause in Anklage versetzt, so will man die Sache im Senat so rasch als möglich betreiben. Jene Senatoren sagten sich im Caucns, was sie ös ftntlich nicht auszusprechen wagen, daß gar keine Entschuldigung und keine legale Recht fertigung für den Erlaß der Durell'schen Ord res vorhanden, nnd daß sein Jmpeachment die einzige Methode sei, den Ruf der republi kanischen Partei vor der unauslöschlichen Schmach zu bewahren, welche die Wirren in Louisiana über dieselbe bringen müssen. Der Präsident wünscht sehnlich, daß jener Punkt zur Entscheidung komme, so daß er von der Verantwortlichkeit des Vollzuges der Befehle des Gerichts entlastet werden möge, welche zu untersuchen er nach den Behauptungen der Senatoren Frelinghnysen und Eonkliiig keine Befugniß halte, und die er lediglich hat voll ziehen müssen. Nicht weniger als vierzig Armeczahl mcister sind bei der Abrechnung „hängen geblieben;" ihre Rückstände, resp.Uiiterschl'eise variiren zwischen K 278 und H 49,674.52, die meisten sind über ZlO,OOO schuldig. Major Isaak N. Cooke schuldet sogar H 151,117. Er hat diese Summe imJahre 1862 verspielt und noch Kloo,ooo dazu. Er wurde arrelirl, und man hat von den Spielern, mit denen er spielte, eine ziemlich bedeutende Summe zu rückerlangt. Seine Bürgen machten dicSackc mit dem Finanzsekretär durch Vergleich ab, indem sie P4VOO bezahlten. Cooke wurde je doch nicht freigegeben, da er aber kein Ver mögen besaß, so konnte man nichts von ihm erlangen. Derselbe wurde im Jahre 1870 criminaliter prozessirt, er machte jedoch das Verjährungs-Gefetz geltend, und wurde ent lassen. Zußangor, Maine, schwebt ei? Prozeß zwischen der Inhaberin eines KosthanscS und einem ihrer Kostgänger über eine kostbare Perle, die von Letzterem in einerAustcr gcfim den wurde, welche ihm von der Wirthin bei irgend einer festlichen Gelegenheit servirt wor den war. Beide machen Eigenthumsrechte geltend. Der Fall läßt viele Zweifel zn, doch hat der Kostgänger die größere Wahrscheinlich keit für sich, den Prozeß zu gewinnen. Wäre er aber galant, so würde er ihn gar nicht be gonnen haben. Wahrsckeinlich "ist die Wir thin über das „canonische Alter" hinaus. In der gestrigen Sitzung der „National- Reform-Conventton"znPitts bürg Pcnns., wurde der Bericht des General-Sekretärs ver lesen. In dem Berichte heißt es, die Ancr kennnngGottes in der neuen Staatsverfassung sei den Anstrengungen der Association zu ver danken. Professor A. A. Hodge aus Pitts burg hielt eine Rede über die amerikanische Nation in historischer und christlicher Bezie hung. Er sagte, es sei dies keine geistliche, sondern eine politische Convention, welche zu sammengetreten wäre, um die Politik zu christjanisiren. Es ist cinebckanntc Thatsache, daß Todte und Lebendige, welche der New-Aorker Polizei oder sonstigen Subalternen von dor tigen Behörden in die Hände fallen, auf das Schamloseste ausgeplündert werden. Ein cclatantcr Fall dicjer Art wird jetzt auf Be fehl des Stadtrathes untersucht. Bekanntlich gerieih kürlich ein reicher westindischer Pflan zer, Nath. French, wegen Trunkenheit in die Hände der Polizei; er wurde in's Hospital geschickt, wo er starb und man ihn wie einen Hllnd begrub. Die Sache wird jetzt unter sucht. Bei feiner Verhaftung hatte French eine Uhr mit goldener Kette sowie tz 1.20 in Papier bei sich; zwei Stunden nach seiner An kunft wurde er verhaftet und als er nach der Polizeistation kam, waren Uhr und Kette ver schwunden. French hatte auch looSovereigns in Gold bei sich. Er bekleidete die Wjsrde ei nes Großmeisters der Freimaurerlogen aus den Bahamas. Er litt bei seiner Ankunft in New-?)ork an Sumpffieber, wozu übermä ßiger Genuß gewisser Getränke kam- French'S Leiche wurde auf Hart's Island mit 665 an dern in eine große Grube geworfen. Vermischte Berichte. N e w - Y o r k S. Februar. - (Warnung , vor Falschgeld.) Gegenwärtig befinden sich . gefälschte Zweidollars-Nvlen auf folgende . städtische Nationalbanken im Umlauf: Auf > die „First National Bank"—die Ausführung ist ziemlich gut, die Schatlirung unter deni Namen der Bank jedoch unregelmäßig: auf die „Ninth National Bank" Papier und Ausführung der Zeichnung sehr gut, dagegen die Druckfarbe etwas zu dunkel; 'außerdem ist > das Wort "ilw" vor dein Namen der Bank und der Zug über den Worten "pav" und ' bearer" in der Nachahmung ausgelassen: aus die „Marine Rational Bank"—der Name der Bank in der Nahmung ist „M. N. B. of New-Port" anstatt wie in den ächten „M. N B. of the City of New Park": auf die „Na tional Shoc and Leatbc'r Bank" Ausfüh rung, Papier und Druck sehr gut; auf die „National Bank of the State of New-Äork" -die Schatlirung unter dem Namen der Bank ist unregelmäßig, aber das allgemeine Aussehen der Nachahmung gleicht derlächten Note; auf die „National Bank of Commerce" die Schatlirung unter dem Namen der Bank ist mangelhaft, die Ausführung der Zeichnung ebenfalls untergeordneter Art. Nachgeahmt: FünfdollarS'- Noten circnliren gleichfalls; auch hier ist der hauptsächlichste Unterschied die mangelhafte Schatlirung un ter dem Namen der Bank—Gefälschte Fünf cenls-Slückc, welche sich dem Gefühl leicht durch das eigenthümlich fettige verrathen, sind in in Umlauf. Schauerliche Gewaltthat in Jer sey-City, N.-J. Am Morgen des 24. Januar kam das Mädchen Mary O'Brien, 24 Jahre alt, von Philadclpia hier an. Sie hatte ihren Koffer mit der Expreß hierher ge schickt. Zn Jerfcy-City fragte sie einen Drosch kenkutscher, wo sie ihren Koffer erhalten könne. Derselbe hieß sie im Wartesaal zu bleiben, bis er nachsehen könne. Nach einigen Minuten kam er zurück und sagte, der Koffer fei besorgt, ließ sie in seinen Wagen steigen und brachte sie nach Nr. 95, Wattsstr., 'woselbst Jakob Phillipps ein Expreß-Bureau hält. Er öffnete daselbst die Thüre, das Mädchen weigerte sich jedoch, in den dunklen Hausstur zu treten. Der Kutscher schob sie indessen gewaltsam in das HauS, schloß die Thür und that ihr Gewalt an. Nachdem er sein Verbrechen verübt hatte, öffnete n die Thüre, und das Mädchen floh auf die Straße, evie begegnete einem Poli zisten, dem sie ihr Leid klagte; derselbe verhaf tete Philipps, da das Mädchen ihm sagte, daß Phillipps in Jerfey-City mit dem Kutscher ge sprochen habe. Der Polizist ermittelte eben falls, daß des Kutschers Name Morris Hig gins sei. Das Mädchen, das im Zeugen-Ge fängniß untergebracht wurde,erkrankte so ernst lich, daß sie in'S Hospital gesandt werden mußte. Inzwischen ermittelte die Polizei, daß Higgins in Jersey City sei, und ward die Sache der Grand-Jury vorgelegt, welche Higgins in Anklagestand versetzte. Am 28. Jaiiüar be gaben sich zwei Polizisten nach Jersey City. Der dortige Polizei-Chef ließ Higgins wegen unordlichen Betragens verhaften; ein Bor führungsbefehl der hiesigen Behörden wurde erlangt und Higgins hieher gebracht und Di strikrSanwalt Phelps vorgeführt. Montag war das Mädchen so weit genesen, daß sie in das Leonhardstr.-Stationshaus gebracht wer den konnte, wo sie sofort Higgins als den Thäter erkannte. Higgins wohnte in Nr. 111, Kingstr., und ist 36 Jahre alt. Heute wird er in die Tombs gebracht werden. In Madison, Wisc., sichren am letzten Dienstag Abend mehrere Studenten und junge Damen in Schlitten, die aneinander festge bunden waren und sich durch ihr eigenes Ge wicht vorwärts bewegten, eine schiefe Ebene hinunter, wobei eine junge Dame, 'Namens Phelps, mit furchtbarer Gewalt aus einem Schlitten heraus gegen einen Baum gcschlen- ' dert wurde, so daß sie auf der Stelle todt war. Sic war eine Nichte des Richters Lyon vom Obergcrichte. Mehrere Andere, die an dem ' „Sport" theilnahmen, trugen Verletzungen davon. Schreckliche Folgen eines Bis- > fes. Vor etwa drei Wochen bekam ein jun- i gcr Mann, Namens Palmcr, in einem der > Fichtenfchlägcr-Lager am St. Croix, Wisc., -streit mit einem Cameraden, Namens Gei chel, und wurde von diesem im Verlans der Balgerei bis auf den Knochen in den Daumen gebissen. Die Wunde zeigte bald Spuren von eintrete'dem Brand und Palmcr wandte sich an Dr. Millard in Stillwater um Hülfe. Dieser glaubte Anfangs, die Hand retten zu können und ampntirte blos den Daumen. Bald aber zeigte es sich, daß dasGifl der Biß wunde schon über den Daumen und die Hand hin in den Arm gedrungen, und dieser wurde nun am letzten Mittwoch unterhalb des Ell bogens amputirt. Der bei dieser Amputa tion assistirende Arzt, Dr. Reiner hatte nun das Unglück, sich während derselben die Haut zu ritzen und ward in Folge davon insizirt. Er liegt schwer trank darnieder und fein Wie deraufkommen ist fraglich. Ebenso dasjenige Palmer's, der nach der Operation nach seiner Heimath Cottage Grove gebracht wurde. Auch in Ports m o uth, 0., fangen die Temperenzler an, zur Landplage zn werden. Nicht genug, daß sie in öffentlichen Betver sammlungen gegen alle Verehrer des Geistigen losheulen, überfallen sie jetzt die Wirthshäu ser und suchen durch Abplärren frommer Lie der die Bier- und Schnapsverkäufer von dem breiten Wege des Lasters abzuführen und zum Schließen der Schenken zu bewegen. Auch der Hartnäckigste muß unter einer solchen mo ralischen Tortur schließlich mürbe werden und sich freuen, wenn er feinen WhlSkcy-Vorrath an feine Quälgeister gegen angemessene Ent schädigung absetzen kann. So haben sie dem Bierwirth "ttuwll Kieke-l" den ganzen Vor rath Whiskey cS waren etwa 4 Gallonen für die Summe von 30 Dollars abgehan delt nnd mit dem edlen (Käß die Straße ge sprenkelt. Nach Amerika begnadigt. Die lieben deutschen Landesväter können es noch immer nicht unterlassen, ihrer sonveränenVer achtnng für das amerikanische „Gesindel"Aus druck zu geben. So ist in Württemberg wie der ein gewisser Rohrcr, der vor nenn Jahren am Weihnachtsabende einen dreifachen Mord verübte und im Zuchthaiisebei Stuttgart seine Strafe abbüßt, nach einer Mittheilung der „Ulmer Schnellpost" zur Auswanderung nach Amerika begnadigt worden. Er soll im März d. I. expcdirtwerden. Die württembergischc Regierung bezahlt vielleicht auch Rückfracht und Protcstkosten. Die Republik San Marino hat, der „Italic" zufolge, dem Kaiser Wilhelm und dem Kronprinzen das Großkreuz des heiligen Marino - Ordens geschickt und dabei den Wunsch ausgesprochen, einen diplomatischen Agenten bei'm deutschen Reiche ernennen zu dürfen. Der Fürst Bismarck soll darauf er wiedert haben, daß er auf diesen Vorschlag ganz gern eingehen wolle, mir dürfe der 'Agent der Republik kein deutscher Unterthan sein. Die Franzosen Ncw -?) ork 's haben be kanntlich dem Ex-PräsidentcnTlffers eine Eh rengabe in Gestalt eines prachtvollen Albums anfertigen lassen. Dasselbe ist jetzt in einem Broadway-Schaufenster öffentlich ausgestellt und wird folgendermaßen beschrieben: „Das Album, welches etwa Hl6OO kostete, ist in russischem Leder gebunden. In den Deckel eingefügt ist eine bewegliche Goldmedaille, welche die Inschrift: .Monsieur A-lolplw 'l'kiwrs, liberale!- ckv la I'rauee, 1372" trägt. Das Album enthält 44 Seiten, auf welchen die Namen des Subfcribcnten zum Fond ver zeichnet sind. Das Titelblatt, nach dem Ent würfe des Hrn. L. Mercicr, Redakteur des „Courier," gezeichnet, stellt die Göttin der Geschichte dar, welche eine Tafel hält, auf der die Namen „Washington" und „Thiers" ver zeichnet sind." Es wird mit dem Dampfer „Amcrique" nach Paris gesandt werden." In Cincin nati hat sich Joseph Schultz, ein junger Mann aus einer angesehenen deut schen Familie, infolge unglücklicher Liebe ver giftet. Europäische Berichte. —Ueber das Verhältniß Deuts ch lan d's zu Frankreich bringt die „Nordd. Allg. Ztg.", bekanntlich das Organ Bismarck', einen Artikel, worin sie sagt, daß dasselbe ein zig davon abhänge, wie die französische Re gierung sich zum Ultramontamsmils stellt. Der Friede werde an Anssicht gewinnen, wenn Frankreich seine Unabhängigkeit von der Priesterpartei bewahre, jcdoch'würde der selbe an Aussicht verlieren, wenn die franzö sische Politik sich dcnWünschen desPapstthnms nach Zurückcrlangung der weltlichen Herr schaft dienstbar mache. —Erzbischof Ledochowski sollte am 14. Januar vor Gericht erscheinen, hat dies jedoch zu thun unterlassen und einen Protest einge sandt, worin er die Eompctenz des Richters und Gerichtshofes für kirchliche Angelegenhei ten bestreitet. Das Nächste wird die Anbe raumung eines anderen Termines sein, bei welchem zn erscheinen der Erzbischof gezwun gen werden wird. Ter Fürstbischof von Breslau hat die Bezahlung der Geldstrafe verweigert, wor aufhin eine Inventaraufnahme in dessen Palais, behufs Pfändung, vorgenommen , wurde. —Das preußische Abgeordnetenhaus nahm in dritter Lesung denGesetzenlwurf über die Aufhebung der Mahl- und der Eingangs steucr für Stärke an. Der Wahlkamps in Bäh m c n hat mit nittchicdcnem Siege der Alt Tschechen geendet. 4.ie zsung-Tschechen errangen nur nnbedcii tcnde Minoritäten, und selbst der einzige von das Haupt der Jung- Tlchecheii.sladkovöky, hatte keine allzu große Mehrheit dem alt-tschechischen Candidaten ge genüber, trotzdem daß dieserzuGunstcnSlad tovsky's zurückgetreten war. Das H ess ische Ministerium arbeitet ge genwärtig ecneil Gesetzentwurf aus, die Ein führung der Civilehe nnd dcrCivilstandsbuch führnng betreffend, welcher der nächsten Sinn deversammlung vorgelegt werden wird, Am 6. Januar letzthin verschied zu Bonn der berühmte Anatom und Mikrosko piker Profeyor Max Schulze. Ein unersevli chcr Verlust für die Wissenschaft und die Bon ner Universität'. AusK u r Hesse nwirddcr„Wes.-Zta." geschrieben: „Bor einiger Zeit las man in der Hessischen Morgenzeitung" solgcndcAnzeige: „Eine Pfarrersfrau von 42 Jahren, Tochter eines höheren Geistlichen, wünscht mit bereits gegebener Erlaubniß ihres Mannes einen Dienst als Köchin anzunehmen, sehr drücken der Verhältnisse halber. Sie hat fünf Söhne und zwei Töchter so weit gebracht, daß sie ab kömmlich geworden, und glaubt ihrer reichen Erfahrung halber eher ein mäßiges Honorar beanspruchen zn können, als eine ihrer Töch ter. Wer die BeklagenSwcrthe ist, sagt die E xpedition." Diese Annonce war von keiner Frau eines der mit Suspension oder Abset zung bedrohten hessischen reniicntenGeistlichen ausgegangen, und wenn die eigenthümliche Fassung derselben auch dafür sprechen sollte, daß dieselbe in dieser Form abgefaßt sei, um Aufsehen zu machen, so ist doch bei der sozia len Lage zahlreicher Pfarrersfamilien in Hes sen es durchaus möglich, daß eine Pfarrers frau auf den Gedanken kommen konnte, der in dieser Anzeige seinen schncidendenAusdruck gefunden hat. Denn es gibt in Hessen in der That Pfarrhäuser, in denen die kaum heran gewachsenen und Töchter des Geistli chen Knechts- und Mägdediensle thun; auf ei ner hessischen Bahnhofs-Restauratiou wurde dem Schreiber dieses eiste Pfarrerstochter ge zeigt, die als Schenkmamiell figurirte, und dazu bemerkt, man kenne in dieser Gegend mehrere Pfarrer, die gänzlich von einzelnen Bauern aus ihren Gemeinden abhängig seien. Denn wenn die Söhne der Pfarrer nach dem Schlüsse der Ferien auf die Schulen zurück kehren sollten und ihre Väter, wie dies häusig vorkomme, kein baares Geld hätten, um die Pension oder Hausmicthe und Tischgcld ihrer zu bezahlen, so müßten sie dieses bei den reicheren Baueni ihrer Gemeinden borgen, wodurch jenes Abhängigkeitsverhältniß ge schaffen werde." Ein Corrcspondcnt der „N.- Z. Presse" lchreibl ans Berlin: „Meine Correspondenz kann ich nicht beenden, ohne noch mit einigen Worten die Haltung zu ikizziren, welche unser Kronprinz dem Fürsten Bismarck gegenüber beobachtet. Der Kronprinz :st zwar grunßsätz lich für die Unterwerfung der Kirche unter den Staat, jedoch will er nicht den Erfolg dcrjetzt beliebten Staatsraifon abwarten, um, wenn etwa ein Mißerfolg eintreten sollte, vollstän dig freie Hand zu haben und in keiner Weise gebunden zu fein. Bei einer derartigen Situ ation darf man allerdings dann nicht ohne Grund annehmen, daß in dieser Haltung des Kronprinzen für den Fürsten Bismarck der Beweggrund liegt, weßhakb er in der letzten Zeit so eifrig auf dieMilregentschaft des Kron prinzen hingearbeitet hat. Denn in diesem Falle würde der Letztere gezwungen sein, die Maigefctze vorläufig auf sein Conto zu nehmen und Einlenken unmöglich machen. Daß aber ein solches Einlenken mit der Zeit durchaus nothwendig wird, liegt bei der Art und Weise, wie dieselben gehandhabt werden, auf der Hand." Der Ausfall der ReichStagS >vahlen iiiElsaß-Lothringen würde einer Pariser Nachricht zufolge eine Nieder lage der deutschen Politik involviren, da sämmlliche französischeEaiididaten, voran Hr. Lauth, der wegen feiner deutsch-feindlickienGe linnungeii abgesetzte Bürgermeister von Stra ßburg, gewählt worden sein sollen. Es wäre zu bedauern, wenn es der systematisch vonFrank reich beherrfchlenProtest-Partei gelungen wäre, einen solchen Sieg zu erringen, denn zur Ver besserung der Verhältnisse iii Elsaß-Lothringen würde es sicherlich nicht beitragen. Die deutsche Regierung würde einem so offenbaren Ueber gewichte der deutsch-feindlichen Partei ge genüber nicht geneigt sein, noch viele Rück sichten zu nehmen; sie würde ciu scharfes Re giment einführen, und möchte man dann auch noch so viel protestiren, der Druck ihrer Hand könnte nicht abgeschüttelt werden. Unter sol chen Umständen würde es mit der autonomen Stellung des Neichslandcs, die in Aussicht gestellt worden war, schlecht stehen. Französisch gesinnte Landesvertrctcr würden vom deut schen Reichstag Nichts hoffen dürfen. -(Eine Idylle vom Bummelzug )Daß ganze Eisenbahlizüge durch Schneeverwehungen, große Stürme und andcreElementar-Ereignisse auf gehalten werden, ist in den Annalen des Eisenbahnverkehrs längst nichts Neues mehr; daß aber eine kleine, des menschlichen leben den Hauches entbehrende Trompete die Stö rung eines Zuges bewirken könne, wird doch wohl selten vorgekommen sein. Der Bummel zug der östreichlschenStaatsbahn, der zwischen Prag und Trllbau verkehrt, blieb vor weni gen Tagen zwischen den Stationen Hoben mauth und Chotzen auf freiem Felde plötzlich stehen. Einige Passagiere, die in dieser'für Eisenbahnunglücke so versckiwenderijch reichen Zeit Schlimmes befürchteten, wendeten sich an einen Colidntteur um Erklärung des plötz lichen EinHaltens. Doch dieser erklärte be schwichtigend: „Fürchten's Ihnen nicht, dem Obcr-Condukteur ist nur seinTrompeil herab gefallen, und er hat anhalten lassen, um es zu suchen." Es ist freilich komisch, wenn ans sol cher Ursache dcrZug plötzlich hält; allein da der Condukteur die Trompete als Signal-Instru ment unumgänglich benöthigt, w fällt dem Zugführer keine Vcrsäumiiiß zur Last. (Gefahr für die Rheinweine.) Die zahlreichen Freunde der edlcnßhcinwciiie, die ihren Namen von den berühmten Gebirgs zügen tragen, welche sich im grünen Bette des deutschen Stromes spiegeln, sind durch eine Vorlage der deutschen Regierung nicht wenig alarmirt. Dem Äbgeordnetenhaufe sind näm lich die Pläne zur Verwendung der ordcnt lichcn und außerordentlichen Ausgaben für Stromreguliruugen :c. zugegangen. Die Ent würfe für die Rheincorrection imNassau'schen sind es namentlich, welche die Kenner der Re bencnltur zum Widerstande gegen die Projekte auffordern. Wie deutsche Blätter meldeten, werden nicht blos nasian'sche Abgeordnete, sondern auch die Vertreter altländischcn Wahl kreise für den Ltalus gu der Weinberge ein treten und die Projektine Rhcincorreknon an jenen Punkten als einUntcrnehmen darstellen, welches dem Gedeihen der kostbarsten Rhein Weinsorten gefährlich sein wurde. —Der Gerichtshof für die kirch lichen Ang elcgeneelten in Pren. ßc n hatte zu Anfang des Jahres den Erzbi schof von Pcffcn auffordern lassen, vor Gericht zu erscheinen, widrigenfalls er zwangsweise zn einem neu anzusetzenden Termine sistirt wer den würde; der Erzbischof hat jedoch derAuf sorderung keine Folge geleistet und sich über haupt geweigert, irgendwelche Auskunft zu ertheilen, da er, wie er dem Oberpräsidcnten der Provinz Posen in einem Schreiben er klärte, die kirchllchenGeselze nicht als zn Recht bestehend anerkenne nnd folglich auch dein Gerichtshöfe für die kirchlichen Angelegenhei ten jede Berechtigung, ihn vor feine Schran ken zu laden, abspreche. Diese Erklärung und die Weigerung, die wegen „Gesetzes- Uebcrtretungen" auferlegten Strafen zu zah len, haben nunmehr zur Verhaftung und Ab führnng des Prälaten nach Fraittfnrt a. d.O. geführt. Selbstverständlich hat das Ereigniß in Deutschland großes Aussehen hervorgeru fen, und die kirchlichen Wirren scheinen von ihrem allseitig gewünschten Abschlüsse ferner, als je, zu fein. —(Ein verrückter Lebciis müd er.) Man schreibt aus Köln, 3. Januar: „Vor einigen Tagen des Morgens trat ein anstäii-- dig gekleideter junger Mann in das Bürcau eines hiesigen Polizeibeamten und ging den anwesenden Sekretär mit der gewiß leicht zu erfüllenden Bitte an: „Schießen Sie mich todt!" Der Angeredete, welcher das Ansinnen des Unbekannten nur für einen schlechten Witz halten mochte, ersuchte denselben, mit seinem wirklichen Anliegen herauszurücken. Doch dieser versicherte zu wiederholten Malen und zwar sehr ernsthaft: „Ich will todt geschossen werden!" Der Gchcimschrciber begab sich nun zu feinem Vorgesetzten nnd theilte ihm die Sache mit. Darauf nahm dieser zwei Pistolen, eine davon übergab er seinemSckre tär. So bewaffnet begaben sich Beide in die Schreibstube, bedeuteten dem jungen Manne, er möge sich an die Wand stellen, sie wollten seine Bitte erfüllen. Doch da fing dicfcrganz jämmerlich an zu schreien, verbarg sich hinter einen Vierten, der unterdessen in die Schreib stube getreten war und stehle inständigst, man möge doch fein junges Leben schonen. Dann plötzlich that er einen Sprung nach der Thür riß dieselbe auf, stürzte auf die Straße und und eilte davon. Man hatte es jedenfalls mit einem Geisteskranken zu thun gehabt, der nun wohl für immer von seiner fixen Idee be freit fein dürfte." —Die zwischen Deutschland, Italien nnd Oestreich-Ungarn stattgehabten Berathungen bezüglich der nächsten Papstwahl sind zum Abschlüsse gebracht worden. Deren Ergebniß läßt sich kurz dahin zusammenfassen, daß die drei Mächte darüber einig geworden sind, keine Schwierigkeit gegenüber der Persönlich keit eines Papstes, wer derselbe auch sein möge, zu erheben, der aus einem regelmäßigen Eon clave hervorgehen werde, dagegen sich vorzu behalten, ihre Entschlüsse zu fassen, falls ein Papst unter neuen und anderen Formen gewählt worden ist. Letzteres will man aus einem päpstlichen Aktenstücke folgern, daß die „Kölner Ztg." in die Oefsentlichkeit brachte und in der Presse die größtcSenfation erregte. Es ist dies eine päpstlicheCoiistitiition vom 28. Mai 1878, durch welche Pius IX. das bisher für die Papstwahl geltende Recht verändert. Diese Constitution wurde bisher mit dcrAuS iiahmeverfügung verwechselt, die jedem Papste zusteht, und welche für die Wahl seines Nach folgers in kritischen Zeiten ein abgekürztes Verfahren, die sogenannte Wahl i>i--wBeto eackkvere, anordnet. Pius kX. ist aber weiter gegangen und hat das ganze Wahlrecht über haupt abgeändert. —F ra n krei ch baut eifrigFcstiingen. Der Weg nach Paris soll für die Zukunft deutschen Hecreskörpern verschlossen sein. Der neue Fortsgürtel, welcher sich um Paris legen soll, wird das Dreifache des seitherigen Umfanges haben, also 165 Kilometer. Da ein Haupt grund des Mißlingens aller Entsatzversuche im letzten Kriege m dem Mangel an genügenden Stützpunkten für die Provinzialhccre lag, so wird Paris ans der ganzen Linie Ronen-Or leans mit großen Lagern, drei Tagcmärjche durchschnittlich von der Hauptstadt entfernt, umgeben werden; auch Rheims wird ein fol cheS erhallen, Lille wird durch zehn Forts ge schützt. Alle Eisenbahnen werden, wweit sie von Osten oder Norden herkommen, Paris de rühren, mehrfach, oft dreimal, durch vierzig feste Plätze gesperrt werden. Aussallend ist die Menge der im Norden beibehaltenen festen Städte; es scheint dies eben nicht den Ent schluß zu beurkunden, in dem Rachekrieg die belgische Neuiralität zu beachten. (Wahnsinn.) Vor einiger Zeit erschoß sich in Wilna Baron Leo von Haaren, der Fähnrich im Narwa'schen Husaren-Regiment Nr. 13 war. Wie sich jetzt herausstellt, hat dieser Vorfall verhängnißvolle Folgen für den Bruder des Verstorbenen, Baron Bernhard von. Haaren, gehabt, indem er auch für diesen die Ursache zum Selbstmorde wurde. In dem Bericht über die Ereignisse wird der Hergang folgendermaßen geschildert: Am 21. Septem ber erschoß sich auf dem Gute Popelitischi im Kreise Tclschi der 22-jährige Sohn des Guts besitzers Baron Bernhard von Haaren. Wie anL einem hinterlassenen Schreiben des Ver storbenen hervorgeht, hatte ihn vor einem Jahre, als er sich inßiga aufhielt, sein jünge rer Bruder Leo, der im Narwa'schen Husa ren-Regiment diente, besucht. Dieser befand sich in trüber Gemüthsstlmmung und äußerte einst gegen seinen Bruder Bernhard: „Wirst Dil mich nicht verurthciicn, wenn Dii erfährst, daß ich mir das Leben genommen?" Als alles Zureden Bernhard's, solche Gedanlen aufzu geben, nutzlos blieb, sagte er, um feinenßru der an das Leben zn fesseln: „Ich gebe Dir mein heiliges Ehrenwort als Edelmann, daß ich Dir folgen werde, wenn Du Deine Ab sicht ausführst, ohne mich vorher benachrichtigt und mir Gelegenheit gegeben zu haben, mit Dir zu sprechen." Am 21. September erfolg te denn auch in der That die verhängnißvolle Erfüllung dieses Versprechens. Dem durch den Handel mit Gehcim mitteln betriebenen M affenmordc wird voraussichtlich dieses Jahr im deutschen Reiche ein Ende gemacht werden. Der Gc Heimmittel-Schwindel wird hanptsächlicki vom Fllrstenthum Schwarzburg - Rudolstadt ans betrieben; jahraus jahrein wandern aus den Thüringer Wäldern Hunderte von Arzenei- Händlern aus und verbreiten ihre mörderische Fabrikate in Deutschland, Oestreich und der Schweiz. In diesem kleinen Erdenwinkel wird mehr an Opium, Aloe, Rhabarbar, :c. verkauft, als alle Aerzte Deutschland's ver schreiben, alle deutschen Apotheken verbrau che. Im Bezirke Königsee leben ans 13,000 Einwohner etwa zwanzig Giftmischer (soge nannte Laboranten) und 350 Gil'thändler, so genannte Balsamträger. Die Mehrzahl der betreffenden Mittel sind in Pillenform. Der Erzeuger der sogenannten Kinderpillen ver braucht zährlich zehn bis zwölfPfuud Opium. Kein Wunder, daß den Apothekern eine so mächtige Conkurrcnz ein Dorn im Auge ist und sie den Reichstag mit einer Peti tion zur Abschaffung derselben bestürmen werden. Die Erbswurst gehört nun auch zu den AuSrüsiungsgegenständcn der englischen Armee in Aschanli. Die Verrücktheiten des jun gen Bayern - Köm gs nehmen immer noch kein Ende. In prächtigen Gefährten, deren Herstellung viele Tausende kostet, mit wilden Pferden durch dasGcbirgc in rasendem Laufe zu jagen, bis der Wagen ab und zu in Stücke zerschellt, und sein Insasse hänsig Mühe hat, sein Leben zu schützen, ist eine wahre Freude für ihn. Kürzlich kam er, wie aus Innsbruck gemeldet wird, auf feinem prächti gen, kunstvoll gearbeiteten, reich mitGold nnd Malereien geschmückten Schlitten von Hohen schwangau nach Fernstem in Tirol gefahren. Die vonGold auf blauem Sammet strotzenden Uniformen der Postillons, die prachivollcn Geschirre der Pferde, Alles im Style Ludwig des Vierzehnten, Koten einen imposanten An blick. Da die armen Bayern sich diesen über geschnappten jungen Mann als König gefal len lassen müssen, so suchen sie wenigstens etwas Trost in dem Wahne, daß er ein Genie fei. —D ie nor d fch le swi g ' s che Frage spukt schon wieder einmal in den deutschen Blättern. Diesmal aber hat es den An schein, als ob nun wirklich eine Lösung, wenn auch nicht die in Dänemark erwünschte, im Gange wäre. Aus Sondcrburg nämlich wird geschrieben, daß Fürst Bismarck über die Auslegung, welche seine bekannte Unter redung mit dem Dänen Kryger von dem Letz teren erfahren hat, nicht wenig ergrimmt sei und den dänischen Nordschlcswigern zn do kumentiren wünsche, wie wenig an die Rcali sirung ihrer Wünsche gedacht werc-e, ffu dieser Absicht stimme nicht nur die Thatsache, daß man nää'stens an den Ausbau der Fe stuitgsbatterie'n gehen wird, welche denSnnd vor dem Einlaufen feindlicher Schiffe fchülzen sollen, sondern auch der Plan, die Besalznug SonderburchS zu verstärken. Es ist nicht zii leugnen, daß dieser Mittheilung eine gewisse Wahrscheinlichkeit anhaftet; sonderbar ist nur, daß von der Erbitterung des Reichskanzlers über Krygcr's Jndiscrelion erst jclzt, nach sechs Monaten, die erste Andeutung gemacht wird. —Wie wir dem „Siebenb.-dcutschen Tgbl." entnehmen, wies der Thermometer in Her rn a n n st a d t an den beiden ersten Tagen des neuen Jahres 24° Reamuur! Eine wahr haft sibirische Temperatur. —Am zweiten Weihnachtsfeiertagc passirte der katholischen Gemeinde zn Tilsit ein sel icncr Unfall. Während des Lüntens anläßlich des Todes der Königin - Wittwe stürzie plötz lich die einzige Glocke vom Thurme. Wenn sie auch unveifehrt auf dem die Kirche unige benden weichen Boden ankam, so hat sie doch ans dem Wege, den sie über das Dach der Kirche nahm, sämmtliche Dachsparren zer trümmert, und dadurch ist der mittellosen Kirche und Gemeinde ein ganz beträchlichcr Schaden erwachsen. Bergbahn von Hcidelberg auf das Schloß und den Königstuhl soll schon in den nächsten Monaten begonnen werden. Auf verschiedenen Punkten beabsichtigt man für die Fremden bequeme Hotels zur Luftcur zu errichten. Heidelberg wird durch dieses Unternehmen, das erste derartige in Deutsch land, ungemein gewinnen. Im preußischen Abgeordne - t e n h anse hat sich am 16. Jan. eine Szene abgespielt, die man wahrscheinlich als Vor länferin ähnlicher'Ausirilteim deiilschenNeichs tage betrachten darf. Der Abgeordnete Mal linckrodt brach die Gelegenheit vom Zaune, auf die Bcmertnng Bennigsen'S, welcher den Patriotismus der Rheinländer im Jahre 1870 lobte, die nicht hätten französisch werden wol len, zu fragen, obwohl im gleichen Maße 1366 Bismarck patriotisch gewesen sei, als er sich dem Gedanken nicht ganz verschloß, ein stück deutschen Rheiiilandcs an Frankreich abzutreten? Bismarck, der bei dieser Aenßc rnng nickt zugegen war, wurde rasch herbei geholt und sprach, sich das Wort zu einer per sönlichen Bemerkung erbittend, Folgendes: „Vom Abgeordneten von Mallinckrodt ist, wie mir mitgetheilt wird, behauptet worden, ich hätte nach einem Gespräche mit dem ita lienischen General Gavone einen Theil des linken RheinnfcrS an Frankreich abtreten wol len. Ich bin deshalb genöthigt, diese Be hauptung mit dem stärksten Ausdruck, der mir zu Gebote steht, zurückzuweisen und sie als s eine tendcntiöse, lügenhafte Erfindung zu be zeichnen. Ich erttäre dies als eine dreiste Lüge, als eine boshafte Erfindung, womit man vor dem Lande mich verdächtigen will. Ich habe niemals auch nur ein Dorf oder selbst ein Kleefeld an Frankreich abtreten wollen. Ich will die Erfindung dieser dreisten Lüge nicht dem Abgeordneten v. Mallinckrodt zur Last legen, ich hätte aber doch wohl erwarten können, daß man dergleichen Beschuldigungen nicht aus sprechen würde, ohne dieselben beweisen zu können." (Lebhaftes Bravo.) Nachdem Bis marck noch einem anderen Abgeordneten den Standpunkt klar gemacht hatte, sagte er, daß La Marmora wegen seiner letzten Enthül lungen längst von der italienischen Regierung verfolgt worden fei, wenn die italienische Ge setzgebung dies gestattet hätte. „Ich weiß," schloß der Reichskanzler seine Rede, „ich bin der gehaßteste Mann der Welt, aber ich er trage das in stolzer Verachtung." Lasker cr hob sich nnd erklärte Bismarcks daß SasHaus ihm für die gemachten Mittheilungen dank bar sei und das Land zu seiner Politik und seinem PatiotismnS das vollste Vertrauen habe eine Erklärung, welche von der Kam mer mir großem Beifall aufgenommen wurde. Zu Frankfurt a. M. wurde in der engeren Wahl Sonnciiiann mir 7185 Stim men erwählt. Laster erhielt 635 Stimmen. Die Sozial-Tcmokratcii, deren Eandidat in der ersten Wahl 2363 Stimmen erhielt, wähl ten diesmal fast einstimmig für Sonnemann. Der spanische Minister des Aus wärtigen Hai Ver deutschen Regierung den Staatsstreich offiziell angezeigt. In Spanien hat das Siandrecht be gonnen. General Pavia hat den Belagerungs zustand in den Provinzen Madrid, Ciienea, Avila, Ciudad-Rcal, Guadalajara und To ledo proklamirt. Bor Cartagcna Hai sich in den letz ten Tagen vor der Einnahme der Stadl ein Zwischenfall ergeben, der zu einem der „Vir ginius"-Assaire ähnlichen Eonslikie zwischen England und Spanien führen kann. Der eng lische Dampfer „Ellen Eonstanee," der am 8. d., mit Eisenerz beladen, Eartagena verlassen hat, wurde von dem spanischen Flaggcnschissc angeschossen, obwohl er, dem Signal gehor- seine Flagge aufgehißt hätte. 'Nach dem Schusse fuhr überdies das Flaggenschiff den Dampfer an und bohrte ihn in deil Grund. Drei Mann von der Beiatzung ertranken. Ter Fall ist in Untersuchung. Telegraphische Tepeschen. Europäische ätabelberichte. Berlin, 5. Febr.—Der Reichstag wurde heute mit einer von der kaiserlichen Commis sion verlesenen Thronrede eröffnet. Ter Kai ser bedauert, daß er nicht persönlich zugegen sein kann. Ais Hauptsachen, welche dem Reichstage vorgelegt werden, nennt er dieGc setzvorschläge, welche das Heer, die Presse, die Gewerk-Bereinc und die Marine-Rechtspflege betreffen. Tic Rede schließt mir der Versiche rung, daß alle Nationen Europa's entschlos sen sind, den Frieden aufrecht zu halten. Berlin,. Februar. Erzbischof Ledo ! chowski wird am 11. d. M. Prozessirl, doch ! nur wegen des einen Anklagepilnkles, daß er > sich weigert, Geldbußen zu zahlen. Er kann ! noch aus der Haft entlassen werden, wenn die s Geldbußen bezahlt werden. Der Kaiser hat es abgelehnt, zu intervcniren, obgleich zu Gunsten des Erzbischofs aller Einfluß aufge boten wird. Leftreich . en, 5. Febr. Dreißigtausend unbe lchasligte hiesige Arbeiter haben eine Bitt schrift u'n Hülse an die Regierung gerichtet. , London,. Febr. Die „Times" sagt, in England würden bei den jetzigen Wahlen Eonservaiiven den Sieg davontragen, Schottland und Irland jedoch würden sich zu Gunsten der liberalen Candidaten entscheiden. m/ °udo ü, 5. Febr. In Willenhall, 3 .vteilen von Wolvcrhampton, brach während der gestrigen Wahl ein großer Tumult aus. Mehrere Personen wurden lebensgcfährltch verwundet. Auch aus Windsor laufen Be richte über Ruhestörungen ein. Die Liberalen haben in Sitz gewonnen. London, ö. Febr.-Zn Zt Wahlbezirken wurden heule 23 Eouscrvative und lö Libe rale ohne Opposition gewählt. L dou, k. Febr. j2 Uhr Morgens. fanden gestern zahlreiche Rnheiiöruiige stalt. .>u Hanlcy lieferten Üch zwei Pöbelhaufen ein hitziges Gefecht, bei welchem viel: Personen gefährlich verletzt wurden. Zu Tunstall wurden auf Befehl der Behörden alle Wirthschaften geschlossen. Bei einem Tumult in ASkenton, Irland, wurden Schießwaffeu gebraucht und drei Mann erschossen. Madrid, 5. Febr. Der Kriegsmini ster hat Nachricht erhalten, daß in der Nähe von Lerisa zwischen den Republikanern nnd Karliyen ein hitziges Gefecht stattgefunden Hobe. Die Karlisten wurden geschlagen und verloren zahlreiche Todte nnd Verwundete. Italien. Nom, . Febr. General de la Marmora bat heute um Erlaubniß, seine Resignation einreichen zn dürfen; die Kammer weigerte sich jedoch dieselbe zn acceptiren und gab ibm zwei Monate Urlaub. Calentta, 5. Febr. TieHuiigersnoth nimmt zu. ES heißt, daß sich > 50,000 Per ionen iu der äußersten Noth oefinden. Von der (Soldküste. London, 5. Febr. Folgende wichtige Depciche von Sir Garnct Wolseley. dem Be fehlshaber der'Afchanti-Expedition.ist bei dem Staats - Kriegssckretär eingelanfen: „Alle weißen Gefangenen sind mir von den Afchan tis ausgeliefert worden. Ter König nimmt die von mir gestellten Bedingungen bezüglich der Einstellung der Feindseligkeiten an und hat eingewilligt, 200,000 Pfund Kriegskosten zu zahlen. Dreißig Meilen von Coomassie machen wir auf einige Tage Halt." Jnland-Tepeschen. Die siamesischen Zwillinge. New -9) ork, 5. Febr. Nach einer De pesche ans Nichmond, Va., ist die „wissen schaftlich-medizinische Commission" ans Phi ladelphia am Samstag Abend in Mount Airy angekommen. Am Sonntag hatten dieMit glicder derselbe!) eine Unterredung mit den Wittwen, welche schließlich auf den Vorschlag der Commission eingingen, jedoch unter der Bedingung, daß die Leichname der Verstorbe nen nicht verstümmelt würden. Die Mitglie der der Commission begaben sich in den Kel ler, wo die Zwillinge begraben lagen und öffneten die äußeren Särge. Der innereSarg wurde dann nach dem oberen Zimmer ge schasst, wo es sich herausstellte, daß die Lei chen gut erhalten waren. Das Gesicht Chang's hatte sich thcilweise verfärbt, während Eng ein natürliches Aussehen hatte. Die Wittwen traten in's Zimmer, nahmen den letzten Ab schied und überließen die Leichen den Aerzten. Einer thetlwciscn Obduktion folgte eine Bera thung unter denAcrzten. Nachdem die Einbal samirung vorgenommen war, wurden die Lei chen wieder in den Sarg gelegt; der Zinnsarg wurde gehörig verlölhet und mit Einwilli gung der Wittwen nach Monnt Aiiy geschickt und von dort nach dem Bahnhofe, um nach Philadelphia transporlirl zu werden, Philadelphia,. Febr. Tie Aerzte welche nach Nord-Carolina reisten, um die Leichen der siamcsischeii Zwillinge zu holen, sind zurückgekehrt. Die Leichen wcröen mit „Expreß" hierher befördert werden. Die Ob duktion wird erst nach einigen Tagen vorge nommen werden und dem Publikum jeder Zutritt verweigert; später wird ein Bericht veröffentlicht werden. Mörderischer Angriff eines Sohnes aus seine Mutter. New -Z) ort, .' Febr. Mary Sulli van, Nr. 4s, Rooscvellstr., wohnhaft, wurde von ihrem Sohne Palrick durch einen Stich in die Seite lebensgefährlich ver mundet. Ter Thäter entkam. Vermischte Dcpcsaicn aus New- Aort. New Nor k, 5. Febr. —Man hört jetzt, daß der Bankerott der großen Baumwollen- Firma Pcrkins k Comp., 'Nr. 141 Pcarlstr., eine Folge des kkmstanvcö war, daß sich die fünf Clerks derselben feit zwei Jahren inSpe kuiationen eingelassen und ihre Verluste mit Geldern der Firma gedeckt hatten. Da sie ihre Veruntreuungen nicht länger verbürgen konnten, so machten sie zu Anfang des Jcchrcs ein offenes Geständniß, welchem dann v'.s Fallissement folgte. Hr. A. M. Tabor, ein wohlhabender Baumwollen Mäkler, welcher init einem Capitale von SlOO.OOO an dem Geschäfte bctheiligt war und Schwager eines der Clerks ist, ist zum Sequester ernannt wor den und wird die Ansprüche der Firma ordnen. Hty Alfred Conkling, der Vater dcsSc nators Conkling, ist heule im Alter von 8 Jahren gestorben. Hr. John I. Jones, welcher seit vielen Jahren Kassircr am „Bowcry-Theatcr" und in gesellschaftlichen, politischen und Bühnen Kreisen wohl bekam,l war, ist heule Morgen gestorben. W —Hr. E. K. Winship, welcher am 17. November v. I. New chork verließ, nachdem er einen Bankerott von K 400,000 gemacht, ist von London, von wo ans er mit seinen Gläu bigern zu unterhandeln begann, hierher zu rückgekehrt, um seine Geschäftsverbindungen wieder anzuknüpfen. Der großartige „Charit,, Ball," welcher heute Abend in der „Academie of Music" ab gehalten wird nnd zu dem die umfassendsten Vorkehrungen getroffen sind, versvncht einen reiche Ertrag zu liefern. Alle Logen sind verkauft, und zwar zum Preise von 520,250. Ex-Icheriff Brennan und HütsS Sche riff ThieldS wurden heule ans der Haft ent lassen. Der Untcrsailcis scs Gr-Schatz lneistcrs Hamilton. Jersey-City, N.-J., 5. Febr. Die Prüfung der Rechnungen des Ex-Schatz meisters Hamilton ist beendet. Sein klnter schleif belänfr sich auf 547,000 in Obligatio nen und H 88,82 in baarem Gelde. Tie „(ssisen- und Stallt - Associa tion." Philadelphia, 5. Febr. In der heutigen Sitzung der „Eisen- und Stahl-As socialion" wurden die einzelnen Abschnitte der Denkschrift verlesen und mit einigen Amendements angenommen. Ter Präsident der Versammlung, der Achtb. Daniel S. Morrcl, erklärte auf an ihn ergangene Au frage, daß diese Convention im Interesse des Eisen- und Stahlhandcls des ganzen Landes zusammciiberufeil und 'Niemand von dersel ben ausgeschlossen sei. Betreffs der Aushe bung des Gesetzes, welches den Einsuhrzoll aus Eisen um 10 Pro;, erniedrigt, bemerkte Hr. Pechim von der „Dnnbar-Eisen-Comp.," er sei der Ansicht, daß der inländische Handel l dadurch nur gefördert werden könne. Gewisse Mulden-Eisen-Etablissements führten pracht volle Gebäude ans, nnd gingen dabei ohne Sparsamkeitsrücksichtcnzu Werke. Hr. Ben nett aus Pittsbnrg erhob sich und verwahrte sich gegen diese Behauptung des Hrn. Pechim, indem er sagte, die Rede desselben seil weiter Nichts, als eine Tirade gegen die Mulden- Eisen - Fabrikanten. Hin Moorhcad schlug vor, daß das Memorial von den Beamten der Association unterzeichnet, dann gedruckt und ein Exemplar nach Washington geschickt werde. Im Jiiteressedcr Eonsnmciitcii wurde bcichlos sen, eine genauere Sortirung der verschiedenen Eisenerze zn veranlassen. Hr. Z. S. Durfte ans New - 'Aork brachte einen Vorschlag ein, ob nicht die einzelnen Eompagnie'n dazu bei tragen könnten, den Vau von Eisenbahnen selbst in die Hand zu nehmen und dieselben dadurch billiger herzustellen: dem Comite der „Eisen- und Stahl-Association" überwiesen. Beschlossen: die Ausstellung mit Proben von Eisenerz zu beschicken. Die Convention ver- (siitt Diener Ver (Gerechtigkeit ver urt>cilt. Philadelphia, 5. Febr. Im Ge richtshöfe der Quartals-Sitznngen wurde der Polizist Jackson heute zu 18 Monaten Ge fängnisstrafe vcrunheilt. Von James Mor gan und dessen Familie waren 6 Anklage- Punkte gegen ihn vorgebracht, in welchen er des Angriffs mit der Absicht zu todten bc- ! schuldigt wurde. Der Polizist war in Mor gan's Hans gegangen, um einen Verhaftsbe fehl auszuführen. Morgan, welcher annahm, daß es ein nächtlicher Eindringling sei, hatte eine Axt ergriffen, dieselbe durch die Vorhalle geworfen und Jackson im Gesicht ciue tiefe Wunde beigebracht. Darauf hatte (letzterer auf Morgan, welcher sich durch die Hinter thüre zurückzog, zwei Schüsse abgefeuert. Morgan wurde freigesprochen. Vallcttänzcrinncnin flammen. Philadelphia. 5. Febr. Frl. Hays und Frl. Lee, zwei Ballettänzerinnen an Mortimer's „Varietäten - Theater" wurden heute Abend durch Brandwunden arg verletzt. Frl. Hays war, che der Vorhang' anigii g in dem Garderoben-Zimmer, wo sie mit ihren Kleidern dem Ofen so nahe kam, daß diesel ben in Brand gcricthen. Sie stürzte auf die Bühne, and das Feuer ' ihrer Kleider theilte sich denen des Frl. Lee mit. Beide erlitten am Körper schwere Brand wunden, man hofft jedoch, daß dieselben kei nen tödtlichen Ausgang nehmen werden. Lynchjustiz. C air o, S. Febr. Gestern Nach mittag fuhr ScheriffJrving mit dem dcsMor des angeklagten Farbigen CharlesWyatt nach Carbondale ab. Da er aber erfuhr, daß sich an dem Orte eine Schaar versammelt hatte, mit der Absicht, seinen Gefangenen zu lynchen, so stieg er vorher aus und brachte Wyatt nach Murphysboro', dem Hauptorte von Jackson- County. Heute Abend erstürmten 4—500 Mann das Gefängniß, bemächtigten sich des Gefangenen und hängten ihn. Wyatt legte vor seinem Tode ein Geständniß des Mor des ab. (Ktsenbal-Unfall.—Cii Personen zug entgleis't. Bier Waggons verbrannt. Chicago, . Febr. Es sind Berichte eingelaufen, daß sich auf der „Chicago- und Nordwest - Bahn," in der Nähe von Har vard, Jll., ein großes Unglück ereignet hat. Näheres fehlt. (Später.) —Die Telegraphen-Drähte zwi schen hier und Harvard haben seit kurz nach dem Unglück nicht mehr gearbeitet, und mau weiß noch weiter Nichts, als daß der Persone nzug entgleiste und vier Waggons verbrannten Harvard liegt nnaesähr 60 Meilen von Chi cago an der westlichen Division der„Nordwest- Bahn." Chicago, Jll., 5. Febr. Eine Dcpe sche aus Woodnock, Jll., meldet, daß bei dem heutigen Uniall ans der „Chicago - Nordwcst bahn" im Ganzen 15 Personen verletzt wur den, darunter drei gefährlich. Das Unglück wurde durch eine zerbrochene Schiene aus der Brücke zu Kiihwaukee, 53 Mcilen von Chi cago, herbeigeführt. Alle Waggons wurden vom Geleise geschleudert und zertrümmert. Die Passagiere krochen aus den Fenster heraus und die verletzten Perionen wurden von den klebrigen gerettet. Drei Personen-Waggons, ein Schlafwag gon und ein Gcpäckwaggon brannten auf, und tämiiitliches Gepäck ging verloren. Der Ex preß-Waggon und der Kombüse-Waggon, d letzten des Zuges, blieben unversehrt. Es ist noch nicht möglich, die Namen der Verlebten anzugeben. (Später.) Es wurden nur sieben Personetr verletzt und Niemand gefährlich. Alle Ver letzten waren Passagiere eines Waggons zwei ter Klasse. Der Verlust der Eisenbahn-Gesell schaft beträgt H2,0N0, Feuersvruust in Gv.insville, In diana. Sieben Menschen ver brannt. Evansville, Ind., 5. Febr. Heute Morgen um 3 Uhr brach in der Colonialwaa ren-Handlung von Carl Mchr, Ecke Heidel bach-Avenue und Jobnstr., Feuer aus, und wenige Minuten stand das ganze Gebäude in Flammen. Die Bewohner des Haufes waren Mehr, feine Fran, sechs Kinder, Mehr's Schwiegervater und ein Kellner, NamcrS George, und von allen diesen entgingen mw der Schwiegervater nnd zwei Kinscr dein Flammentode. Mehr's Schwiegervater sagt, er sei durch den Rauch geweckt worden niid habe gehört, wie Christian (eines der Kiuderi einen erfolg losen Versuch gemacht habe, den Kellner ans dem Schlaft zu rütteln. Frau Mehr sei mit zwei Kindern ans dem Hause gestürzt, habe dieselben eingehüllt, nnd sei, um auch die übrigen zu retten, in das brennende Gebäude zurückgeeilt, wo sie dann den schrecklichen Tod gefunden. Es wurden sobald, als möglich, Nachfor schungen nach den Leichen angestellt und alle gefunden. Mebr hielt das jüngste Kind fest umschlungen. Alle Leichen waren arg ver kohlt. Evansville, Ind.,. Febr. Aus führliche Berichte über den Brand von Cbri stian Mehr's Hanse und das damit verbun dene Unglück ergeben, daß nur vier Personen in den Flammen nmlamen und mehrere An dere schwer verletzt wnrdcn. Als das Feuer ausbrach, waren uiigesähr 10 Menschen im Hause. Frau Mehr ergriff zwei der Kinder,mit denen sie aus den Flammen in's Freie eilte, und ein Kostgänger rettete ein drittes Kind. Hr. Mehr eilte hinaus, und da er sah, daß noch mehrcre seiner Kinder fehlten, lief er wieder in's Haus zurück und ward lebend nicht mehr gesehen. Die vier Leichen waren fast zu einer Kohlen masse verbrannt Utttcrsucftttlig über die BuuScs- Senatorwahl in (snlifornien. San Franzisco, Cal., 5. Febr.—ln der Staatsgcsetzgebung wurde gestern Abend die Untersuchung der angeblich bei der Wahl des Bundessenators vörgekoinmenen Beste chung begonnen. Ein Mitglied des Hauses sagte ans, Boolh habe gesagt, er wolle lieber eine Niederlage erleiden, als sich und seine Freunde in irgend einer Weife compromitti ren. Die Untersuchung wird heute Abend fortgesetzt werden. Ter Aufstand auf Euba. Ncw - Nork, 5. Febr.—Nach einem Pri vatbriese aus Havanna wird die Trinidad- Affaire als ein Ausnahmefall betrachtet und hat mit einem allgemeinen Ausstand der Ne ger und einer Verbrennung der Plantagen Nichts gemein. Es herrscht die Meinung, daß die Insurgenten bald im Stande sein werden, die „Alle Trocha" mit einer beträchtlichen Macht zu überschreiten. Bio jeyt sind sie nur in kleinen Abtheilungen hinübergegangen. Wenn es ihnen gelingt, in größerer Anzahl einen Uebcrgang zumachen, so werden ver schicdcnc Plantagen in flammen ausgehen. Es scheint ein geheimer Berein zu cxistiren, h-s'eii Verzweigungen sich über die ganze In und dessen Ausgabe'cS ist, den .iiüurgentcn moralische und materielle Unter stützung zukommen zii lassen. Es wird zuge standen, daß es den Spaniern eben jetzt an Geld fehlt, um den Krieg fortzusetzen, und daß sie in der Klemme sitzen. Nachrichten aus .Havanna. Havanna,. Febr. —'Die Klagen über den General-Consul Hall, ivclche iii einigen Ncw-Horkcr Blättern erschienen, sind völlig grundlos. Hall bescheinigte Verzeichnisse steuerbarer Güter dem Gesev gemäß, lediglich um Betrügereien vorzubeugen. Da die Differenzen in der italienischen Oper beigelegt sind, so wir Madame Lueea wieder singen. Lokalberichte ans LSasliinstton. . Febr. Am letzten Samstag feierte Frau Hannah Mündheim, eine wohlbekannte israelitische Dame, ihren siebciizigsten Geburtstag. Tie zahlreichen Freunde und Freundinnen der Greisin be schlossen, diese Feier nicht unbeachtet vorüber gehen zu lassen; am Freitag Abend wurde sie bereits durch Frau Oppenheim mit einem fei nen silbernen Becher beschenkt, am folgenden 'Abend erschien eine große Anzahl von Bekam, ten in ihrem Haufe, von denen jedes ein an gemessenes Geschenk brachte. Mehrere Ama teure improvistrtcn zur Feier des Tages eine Abcnduntcrhaltung und erst spät trennte sich die fröbliche Gcfellichaft. Ueber den dieser Tage berichteten plötz lichen Tod des Thos. Fahcy in Union Town, D.E., erfährt man, daß Fahcy an einem Stück rohen Fleische erstickte. Er hals in Hrn. A. Woods Laden Fleisch schneiden und nahm ein Stück in den Mund, woraus er in das Hinterzimmcr des Ladens ging. Als später ein anderer Mann in das Z.iunier trat, fand er Fahcy im Sterben liegen; man schickte so fort nach den Aerzten der Nachbarschaft, die selben kamen jedoch zu spät. Fahcy war 42 Jahre alt und hinterlaßt eine Frau und fünf Kinder- er dicnre während des Krieges in einem New-?)orkcr Regimcntc und war seit dem im Kricgshafen beschäftigt. Der amerikanische Wahnsinn scheint sich mit Vorliebe mit dem „Weißen Hanfe" zu be schäftigen, fast wöchentlich werden Persönlich keiten, die „nicht recht bei Hesscitgroschen sind" und uni den Präsidentenpalast herumlungern, abgefaßt; heute versuchte sogar ein Narr mit Stiefel und Sporen in das „Weiße Haus" hinein zu reiten. Gen. Babcock dachte An fangs, als der sonderbare Gast die Treppen des Portals bnianssvrengtc, es sei der alte Jackson, der drüben im Square schon gerau me Zeit im Begriffe steht, davon zu reiten. Ein Blick auf den eisernen '>!<! Un-Kvi-z" überzeugte ihn jedoch, daß dieser noch auf sei nem Postament stand und daß der Reiter ein Anderer sein mußte. Derselbe wurde ver hafter und nach dem StalionShaufe gebracht, wo er sich Joseph G. Syvher iianitte. In seinen Tuschen fand sich ein geladener Revol ver. Sypher ist von cxincinnati und Hai sich i schon seit einiger Zeit in der Nähe des „Wei ! Bcn Hauses" nmhergeiriebcn. Amtliche Driesiiste. l iö. Kohlhepp, Geo. IN. Linie, C. ! >7. Lohr, Michael Id. Meiger, Martin 13. Meier, Ludwig s 29. Micklas, Andreas - 21. Dppel, Anton ! 22. Zchnabei, A. 2'!. ! 27. Baupel, Jatod. 1. Arnd, Karl 2. Brickwedde, S. Z. Eickhoff, Rudolph 4. Ellinger, Sam. 5. Friedcl^Joseph d. Gobrecht, Wilhelm ! 12. Hcubeck.'.aikolauS IZ. Hubcr, N. ti. Kavser, Albert (23) A. W. Tcnison, Posiin. Dritte, des, Maro I Buntin.'Mrs'Lam'Buich ficld, Airs Guslie Cailenlian, Aiiß Aiinic Eropper. Mad. M De Lonz, Airs Thos Torlin.,. Miß Pru dence Dunker, Mix arah Fullen, MißÜauraFleurv. Mrs T ssoller, lsidore tzUMm, Maro L Gai- Mrs -nsannch Miß Aiollle S Kepler, Mrs iiurher H geller, Mrs Gotthardt Knopt, MrS John T Knarv, Barbara Krovv, Misi ! rindcnberq, AirS O Mayers, EiJab'eih i Äisrcd Plpes. AirS iiizzio Pilger, Aiiß t'ena Pialer, MrS Mary Zianicl, A Rapp, Miß rcia Nioscn. Thomas? Airs An'nic M Walters Urs Christine Weimser. P Iba B , i P Anthoiiv Bär te Comp., lZ Conslanlinc, Heinrich Derybaugh, M Elsner, Samuel Ellinger, Georg Friedrich, Lhas G B Freila^ 2 Httm. 'Nathan He. Ferd HrumiiUer, I C.Gidedrandt, Franz.vollerdach, I W ,'iitzmabcr, F b Keller. Ludwin Kops, ChaS Lcndert, Caspar Ld - siamviei, Konrad Lump. G Lazarus, H Maas,, b C Martin. Mir Z. Comp., Job Moser, I H Marburg, M Noah, Job P Noll, Wm M Peppier, C S Pen?, l Julius M Nelzcr, Joh llioscnburg, L Rohniiann, I ! N Sauer, Chas Seide, Joh Schmidt, W B Schmidt, ! R S Strohbart, Heishei Stelner, Chr Steinbach, D ! Sweitzcr, Dr. P Ungcr, AuguN Broner. H Basicg l Weslcv Wagner, Hcnrh Wagner, Emil Westeller, C ! Winder, Harro Wiegand, Wm T Zimmermann, C , E Jimmertnann, Air. Jamoisti,