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Der Teutsche Correspondcnt. altimore, 27. Aebrnar t 874. Gin nationaler Gedächtnitztag. „Republiken sind undankbar," ist eine der vielen landläufigen Redensarten, die vor einer scharfen Kritik nicht Stich halten; bei'm Lichte betrachtet, sind sie nicht schlimmer, als Monarchie'!!, und die Souveräne dcrErsteren sind jedenfalls weit dankbarer gegen ihreWohl thäter, als die Herren von Gottesgnadcn, wenn sie auch nicht ihre Schmeichler mit Or den, goldenen Dosen, Adclsdiplomen und Rittergütern beschenken, oder ihre großcnMän ner mil irdischen Gütern überhäuft. Ein Beweis dafür ist die Verehrung, weiche die Väter der Republik, vorAllen aber Washing ton noch heute bei'm amerikanischen Volke ge nießen. RationalcGeburlötagsseierninMonarchie'n werden nur begangen, so lange das hohe Ge burtstagskind das Land beherrscht, d. h. auf allerhöchsten Befehl; anders ist es hier zu Lande. Die Feier von Washington's Ge burtstag wird mit jedem Jahre allgemeiner und heilte im 142. Jahre ist der Tag dem Amerikaner noch eben so theuer, als jener Generation, welche den ersten Feldherrn, den ersten Staatsmann und den ersten Bürger dieses Landes noch mit eigenen Augen gc- sehen. Und er ist dieser Ehre und Verehrung wür big! Die Weltgeschichte kennt kein Beispiel, wie das, welches Washington in Annapolis gab, als er, nachdem er schon vorher die ihm angetragene Krone ausgeschlagen, das Commando niederlegte und sich endlich, nach achtjähriger Dienstzeit, vom Präsideiitenamle in's Privatleben zurückzog. Man mag Cin cinnatus und Fabricins anführen, die viel leicht ähnlich handelten, wer aber tiefer in die Geschichte eindringt, wird finden, daß diese Aehnlichkeit eine sehr äußerliche war. Washington steht cinzig 1 der Geschichte da. Europa, das so manchen bedeutenden großen und edlen Menschen erzeugte, hat noch keinen Washington hervorgebracht und Byron's Frage ist deshalb heute noch eine offene ein solcher Geist nur wo es gohrl, Washington hat der Welt praktisch bewie sen, was der größte deutsche Frciheitsdichtcr um dieselbe Zeit einem seiner Helden, der deshalb noch bis in die neueste Zeit von vielen deutschen Hostheatcrn verbann! war in den Mund legte, daß es göttlich ist, eine Krone auszuschlagen; die gestrige stille Feier mit Flaggcnschmnck und weihevol lem Gedächtniß des großen Bürgers und der heutige Tag beweisen es. Welches europäische Volk, gedenkt heute noch, trotzdem die Gebildeten aller überscci scheu Nationen mit ihren großen Männern einen förmlichen Cultus ircibeii, der großen Zeitgenossen Washington' in der Weise in welcher das amerikanische Volk das Andenken des „Baters seines Baterlandes" feiert? Wer, außer dem Fachgelehrten, erinnert sich in Oestreich noch des Geburtstags Joseph 11. oder in Preußen des von Friedrich dem Großen? Wer dagegen in den Ber. Staaten gedächte heute nicht mitPietät desMannes, der als Regent und Staatsmann so groß, als Joseph und als Feldherr so bedeutend, als Friedrich war! So lange eine solche Verehrung sür den größ ten und edelsten Republikaner der Neuzeit bei der amerikanischen 'Nation sich kundgibt, so lange ist die Sache der Republik, trotz aller Corruption, trotz des Wurmes, der ihren Stamm benagt, noch im Steigen und Wach sen; so lange kann von Cäsarismus in unse rem Lande nicht ernstlich die Rede sein. Und wir können noch heute die Ansicht des britiichen Dichter-Helden, von dem wir schon oben einige Verse citirtcn, mit Zuversicht aussprechen: Zst auch des Baumes Vliilhcnschmuik erlegen Der Axt. die seine Rinde selbst zerhau'n, Blieb doch der La^l — nud seinen Samen pflegen. Der grosse Gisenbaffnkricg. Gin neuer Erfolg der „Baltimore- Ohio-Bayn." Der Elsenbahiikricg zwischen der „Balti more-Ohio Eisenbahn" und der „Peiinsylva iiia-Cciitrai Bahn-Comp." welcher vor meh reren Wochen so vic! von sich reden machte, ist noch nicht beendigt, wenn auch jetzt weniger darüber gesagt und geschrieben wird. Die feindseligen Operationen, welche sich anfangs auf eine Preis-Ermäßigung der von Balti inore ausgehenden Linien beschränkten, sind jetzt mehr nach dem Westen verlegt worden. Am Samstag vor acht Tagen zeigte die „Bal timore Ohio-Balm" in Chicago eine Reduk tion der Fahrpreise nach dem Osten an und einige Tage später ermäßigte sie auch die Frachtgebührcn ans Schweinefleisch und Mehl um 0 resp. 55 Cts. pro 100 Pfd. Doch nicht nur in den Städten an der Linie entlang gras sirt die Coiicnrrcnz, dieselbe erstreckt sich jetzt sogar auf die „Pacific Bahn" und kämpft bc rcits um den ungcheurenVcrkehr derKnsle des Stillen Meeres. Bor einigen Tagen versammelten sich hier im „Canollion-Hotel" eine Anzahl Fracht agenicn, deren Berathungen zu höchst wichti gen Dispositionen führte'-!, welche den Fracht verkehr der „Baltimore-Ohio Bahn" bedeu tend vermehren werden. Gleichzeitig ergibt es sich, daß diese Bahn in ihrer Conipetirivn mit drei in Chicago zusammenlaufenden Hauptbahnen um den calisornischen Berkehr siegreich gewesen ist. Seil den letzten zwei Jahren bestand zw:- jchcn der „Pacifie-Mail-Dampser-Comp.", deren Dampfer zwischen 'New-Uork und San Franzisco verkehren, und der„'llnion-Pacistc- Bahn," welche den Frachtverkehr auf dem Schienenwege zwischen Omaha und San Franzisco beherrscht, eine lebhafte Competi tion. Am l. Januar d. I. zeigte die Dam- Pser-Compagnie außcrordenilich billige Fracht raten zwischen San Franzisco und New-Uork über den Isthmus an. Die „Uiiion-Pacisic- Bahu" erwartete, daß die mit ihr in Verbin dung stehenden Stammlimen durch niedrige Raten sie befähigen würden, den Fehdehand schuh aufzunehmen. Die drei Chicago'er Bahnen „'Northwestern," „Rock Island- und Chicago" und „Burliiigton-Quincy" ließen sich jedoch auf eui solches Arrangement nicht ein, wenn nicht die „Pacisie-Bahn" eine ähn. liche Reduktion machen wolle. Nun ist aber diese Bahn bekanntlich eine sehr kostspielige; dieselbe führt über sechsßcrgkctteii, von denen jede einzelne höher nt, cus irgend eine, welche bis dahin irgend eine Eisenbahn zu überstei gen versuchte, die Beförderungskosten müssen deshalb selbstverständlich viel höher sein als aus anderen Bahnen, welche nicht mit solchen Terrain-Schwicrigkeiten zu kämpfen haben. Als Hr. Biiiing, der Generalagent für Frach ten aus der „Union-Pacisicßahn," sah, daß mit den drei Chicago'er Bahnen kein Arrange meut zu haben war, knüpfte er Unterhandlun gen niitder „Baltimore-Ohio Bahn" an, um calisormsche Frachten von San Franzisco nach New-Uork zu befördern. Ter Vorschlag fand günstige Veachlung und inderVersamm lung der Frachtagenlen im „Carrolllon-Hotel" wurden die Einzelnheilcn arcangirt. Als die Verwalter der Chicago'er Bahnen von den vbschwcbenden Verbandlungen hörten, gaben sie auf einmal klein bei und erklärten sich zu allen möglichen Coiizcssioucn bereit, zu spät, die Coulrakie mit der„Baltimore-Ohio- Bahn-Compagnic" waren bereits abgeschlos sen. Tie Folgen dieses Arrangements für Chicago sind, daß die Kanfleuie und Fabri kanten in jener Stadt künftig von allen Wohlthaten, welche der calisormsche Vcrkebr mit sich brachte, ausgeschlossen sind und der selbe ferner seinen Weg über St. Louis, Cin cinnati und Baltimore nimmt. Tie neue Route zwischen New-Uork und San Franzisco beschäftigt eine Dainpfcrlinie, welche den Verkehr zwischen der Metropole und Locnsl-Poiiit vermittelt, sodann führt sie von Baltimore über Parkersbnrg, Cincinnali nach St. Louis und von dorr über Si. Joseph nach Omaha. Diese neue Linie befördert Frachten von New-Uork nach San Franzisco in 19 Tagen, -während aus der bisherigen Ronte über Chicago die Frachten bis Omaha allein 12—16 Tage unterwegs waren. Tic Dampferlliiic, welche als wichtiges Glied die ser großartigen Berkehrskeite dient, ist die neugcgründele Lorillard-Linie, deren erüer D-impfer heute hier eintreffen wird. Die Frachten werden auf Locnst-Point so rasch als möglich auf Bahnzüge verladen und diese gehen aIS SpezialschneUzüge nach dem Westen ab. Der Agent der „Baltimorc-Ohio-Bahn" t in New-Uork hat ein Cirkular erlassen, in wclchech er Folgendes klar stellt: 1. Die „Baltimore-Ohio-Bahn" ist die einzige ermächtigte Bahn Compagnie, welche Ladescheine auf San Franzisco,' San Jose und Sacramento ausstellen kann. 2. Dieselbe vermittelt jetzt 9U alles Ver kehrs mit Californien und hat' die vollkom mensten Arrangements zur Frackitbcsörderunq, wie sie keine Linie aufweisen kann. 3. Tieselbe befördert kalifornische Frachten auf speziellen Schnellzügen und alle unnöihi. gen Verzögerungen werden vermieden. Selbst die Ncw-Borker Presse, welche bis her mit Mitleid und Bedauern auf Baltimore als Rivalin heruntersah, beginnt auf die b ständigen Eroberungen, w'clche die „Balli more-Ohio-Bahn" für sich und Baltimore macht, aufmerksam zu werden und widmet dem Wachsthum der Nachbarstadt länaere Artikel. " Von allen Erfolgen, welche die Herren an der Camdensiraße bis jetzt errungen haben, ist dieser bei Weitem der bedeutendste, dessen Consequenzen sich bis jetzt noch gar nicbt ab sehen lassen. Der Strom der Einwanderung, der immense Verkehr zwischen Europa, dem Westen und Asien werden alle mehr oder we niger dadurch beeinflußt werden, die Städte an dieser Linie werden ohne Zweifel sehr bald die wohlthätigen Folgen spüren. Die projektirte Erweiterung der Stadtgrenzen. Die der Ge .tzgcbniig voilici ende Bill über Erweiterung der Stadlgrenzcn ist chon >vie- Verholt an oieser Stelle besprochen worden; ir müssen aber hier der Poltständigleit hal- ber nochmals auf dieselbe zurückkommen. Die in dem Entwürfe vorgeschlagene neue Grenzlinie reicht bis zum Hauptzweige des PatapSco und gibt der Stadl gen Südwesten eine bedeutende GebictS-Erwetterung. Das Spezial-ComitcdcSStadtraths bat enieKartc anfertigen lassen, aus welcher die projektirte Erweiterung und das von derselben berührte Gebiet genau angegeben sind. Diese Karte ist an und für sich ein vortreffliches Argument zu Gunsten der Ausdehnung, sie zeigt, daß der Stadt das alte Röckchen, welches ihr vor 5V Jahren angemessen wurde, längst zu enq und zur Zwaiigsiacke geworden ist. Nach allen Richtungen hat das Häusermccr die Grenz- Linien überströmt, die anhängenden Theile, obgleich zur Stadt gehörig, stehen unter einer anderen Jurisdiktion. Zahlreiche Vorstädte sind entstanden, deren Straßen und Gradi riingcn unbekümmert um die geometrischen Verhältnisse des stadiplanes aus- und ange legt werden, so daß künftig, wenn emmal alle Zwischenräume bebaut sind, große Consufion entstehen wird. Tic projektirte östliche Grenzlinie beginnt an der Ostseite der Mündung von Colgate's Ereek, an dem Gebiete der „Canton-Comp.," sie kreuzt dann den Arm des Creeks, der sich östlich wendet, läuft in gerader Richtung nördlich und überschreitet etwast Meile vonCol gale's Creek die Trap-Road ungefähr 4 Meile östlich von dem Mount Carmel-Todtenhofc. Fünfviertel Meilen weiter nördlich kreuzt die Grenzlinie die „Philadelphia-Wilmington- Baltimorer Bahn" und ! Meile weiter östlich die „Union-Bahn," dann 4 Meile weiter den Herring Run und bald darauf die Philadel phia'er Landstraße. Die Madtgrenze läuft dann östlich an der Herring-Run-Rennbahn vorbei, welche dadurch in das Stadtgebiet eingeschlossen wird. Drei Meilen nördlich von der Philadelphia'er Landstraße stößt die Grenzlinie auf die Bclair--Road, etwas west lich von Fowlcr's Platz. Fünsachtcl Meile weiter schneidet diese östliche Grenzlinie die Nordgrenze zwischen der Belair-und Harsord Road. Die ganze Länge der östlichen Grenzlinie, von der Mündung von Colgate's Creek bis zur nördlichen Grenzlinie beträgt ungefähr 7j Meilen; das Gebiet, welches damit zur Stadt geschlagen wird, ist der gegenwärtig 12. Wahlkreis von Baltimore-County und umfaßt das Land der „Canton-Compagnie," den Mount-Carincl-Todicnhvf, das Armen haus, Highlaiidiown und eine große Anzahl bekannter Landgüter. Die nördliche Grenzlinie beginnt an der oben bezeichneten Stelle und schneidet in ihrer westlichen Richtung die Harsord Road, etwa 4 Meile nördlich vom „Fünf Meilen-Hotel." Drei Meilen westlich von diesem Punkte durch schneidet diese Linie GovanStown und zwar so, daß das Hotel des Städtchens gerade an der Eounty-Grcnze zu stehen komim; etwa 2 Meilen westlich davon überschreitet dieGrcnz linie die Jones' Fälle und die an denselben entlang lausende „Nördliche Centralbahn" etwa 4 Meile nördlich von der Melvale-Sta tion. Fünfviertel Meile westlich durchschnei det die Linie den Ansslcllungsplatz Pimlico, welcher gerade in der Mitte getheilt wird. Sodann kreuzt die Linie Rogcr's Avenue und endigt einige Schritte östlich von dcr Reisters towner Landstraße nicht ganz eine Meile von Pimlico entfernt. Die Länge dieser nördlichen Grenzlinie beträgt ungefähr acht Meilen, das durch dieselbe zur Stadt geschlagene Gebiet ist beinahe doppelt so groß, als das gegen wärtige Areal der Stadt, und nimmt Theile des 12., 9. und 3. Wahlkreises von Balti morc-Counlyhinweg. Dadurch werdenClifton und der ganze Grundbesitz der „JohnS Hop kins-Universität" zuni Stadtgebiete geschla gen. Ferner umfaßt es Laurel-Cemetery, die Landgüter von Kelso, I. Morrison Harris und I. W. Garrett, das Hall'sche Gut und Hall's Springs, die Vorstädte Waverly, Ox ford,Homestead,Friendship,Pcabody-HeightS, das Gut des Hrn.Horace Abbott, H. Taylor, die Landgüter der HH. Hoen, Amnion Cate, R. W. Cator, A. S. Abel! :c. Ein großer Theil dieses Gebietes ist bereits jetzt schon in Bauplätze abgetheilt. Auch die „NotreDamc- Academy" gehört zu dem annektirten Gebiet, ebenso ein großer Theil von Eovanstown. Die Städtchen Hampton, Druidville und Woodberry werden selbstverständlich annektirt. Der „Druid-Hill-Park" fällt ganz in die Stadl. Nördlich vom Parke werden noch Park-Hcights, sowie die Ländercien der „Bcl- Videre-Land-C0.," der „Euclid - Land - Co." und Hookstown zur Stadt geschlagen. Diese Gebiete sind bereits größlcntheils in Bau- Plätze eingetheilt. westliche Stadtgrenze beginnt an einer Stelle j Meile von Hookstown an der Reis tcrsrowncr Road, läuft südlich, kreuzt die alte Liberty-Road, etwa Ii Meile von der nörd lichen Grenzlinie in der Nähe des Landgutes von Gittings. Etwa Ii Meile weiter süd lich kreuzt die Linie Gwynn'L Fälle, zwei Meilen südlich überschreitet die Linie die Frc derick-Road etwa eine Bicriclmeile westlich vom London-Cemetery. Eine Meile südlich kreuzt die Linie die „Baltimore-Potomac-Ei jenbahn" und Ii Meile weiter südlich die Washington Road, K Meile davon die „Bal timore-Ohio-Eisenbahn" und fällt dann in den Parapsco. Die Gesammtlcinqe der westlichen Linie beträgt 85 Meilen. Dieselbe schließt einen Theil des 3., einen kleinen Theil des 1. und den größten Theil des 13. Wahl kreises von Baltimore-Eounty ein. Dadurch werden Mount Earroll, Highland-Park, die Landgüter von I. S. Gittings, G. R. Bik kers, Dr. Bull, H. Gelston, St. Peters-Kirch hof, der Western Todtenhos, Mount Olivet- und London Park zur Stadt geschlagen. Der westliche neue Stadtthcil umfaßt gleichfalls ein Gebiet, welches nahezu so groß ist, als das gegenwärtige Areal der Stadt. Das Geiammtareal, welches auf dicie Weise zur Stadt geschlagen werden soll, ist viermal so groß, als das gegenwärtige Gebiet der Stadt, welches nach der genauen Berechnung des Stadtgeometers 12iQuadratmeilcn Land und 2 Qnadratmcilen Wasser umfaßt, nach der künstigen Grenze wird die Stadt ein Ge biet von KOH Qnadratmcilen Land und 6i Quadratmeilen Wasser umfassen. Die vorliegende Bill wird wahrscheinlich angenommen werden; nach derselben liegt die Entscheidung in der Hand der Bevölkerung des zu annektirenden Gebietes. Gin lobenswertstes Gesetz. Tie Gesetzgebung hat die Bill des Achtb. F. Sturgis Davis von Baltimore-Couniy angenommen, welche die Arbeitszeit der Kin der in Fabriken auf zehn Stunden täglich be chränki. Dieses ist ein Schritt in der rechten Richrung, der allenthalben im Staate, wo Kinder genöthigt sind, bereits im zarten Alter in die produzirende Classe einzutreten, Aner kennung finden wird. Das Loos eines jeden Kindes, welches so frühzeitig gezwungen ist, für seinen Lebciisnnterhatt zu arbeiten, gehört ohnehin nicht zu dein beneidenswerthen, mußte aber unter den bestehenden Verhältnissen, wel che von denselben 12 Stunden Arbeit forder ten, zu einem drückenden, fast unerträglichen werden. Bis jetzt haben wir in unserem Lande noch kein eigentliches Proletariat, die bisherigen Verhältnisse sind jedoch ganz dazu angethan, ein solches zu erzeugen, denn ein Kind, welches vom 10. Lebensjahre anderMa ichinc gestanden, dessen Erziehung gänzlich ver nachlässigt, dessen Fähigkeitenu. Hcrzenseigcn s'yaftcn unentwickelt blieben, wird leicht selbst zn>- Maschine—ein Lastthicr ist es so wie so,— und aus diesen Elemente, nicht aberaus den Kreisen der intelligenten Arbeiter, entwickelt sich das Proletariat. Wie lebhast die Wohlthaten dieses Gesetzes von der Arbeiterbevölkerung empfunden wer den, zeigt die Thatsache, daß sofort nach dem Tage der Annahme der betreffenden Bill in beiden Häusern eine Versammlung in „Hare's Hall", Hampton Village, stattfand, welche von den Arbeitern der Fabriken „Truid", „Clipper" und „Mount Bernon" zahlreich besucht war, um dem Senator F. Sturgis Davis und den Delegaten Keech und Bucha nan von Baltimore County für ihre Bemü hungen im Interesse diejerßill durch qeciqncte Beschlüsse zu danken. Ob ein Achtstlinden-Geietz nothwendig und durchführbar, darüber streiten sich noch heure die Gelehrten und Ungelehrten, dagegen steht es längst fest, daß mehr als 10 Stunden Ar beit von Kindern nuter 10 Jahren zu fordern, eine Ungerechtigkeit ist, und es gereicht der Gesetzgebung von Maryland zur hohen Ehre, daß ye zu den Ersten gehört, welche diese wün schenswerthe, segensreiche Reform einführten. Deutfch.amerika,ischc Zeitungen. Man Hort sehr oft von deutjchenKritikastern hinkende Vergleiche anstellen zwischen der englisch-amerikanischen Presse und den hierzulande erscheinenden deutschen Fes tungen. Ein westliches Blatt erläutert "sehr treffend den Unterschied, der nothwendiger Weise zwischen den englischen und deutschen Zeitungen in Amerika bestehen muß. wenn die Einen, wie die Anderen ihrem speziellen Leserkreise gegenüber ihre Pflicht erfüllen wol len, wie folgt: „Wer in einer deutsch - amerikanffchen Zei tung genau dieselben oder genau dieselbe Gattung von Mittheilungen und Neuig keiten sucht, wie in den englisch - amerikani schen, verkennt die Aufgabe der deutschen Presse in Amerika ganz und gar. Vieles, was für die englischen Zeitungen wichtig ist, weil es ausschließlich in festbegrcnzten Lebenskrei >cn der eng lisch redenden Bevölkerung ge schieht, hat für deuischeLcscr gar keinen Werth - auf der andern Seite ist Vieles, was in eng' tischen Zeitungen nur ganz nebenher oder qar nicht erwähnt wir, gerade für deutsche Leser von hohem Interesse. Gemeinsam ist beiden nur das Gebiet der Bundes-Staatö- und Staatsangelegenheiten und der allge meinen Gcsellschaftsziislände des Landes während inßczug auf zahlloseE in zelnhci- lc i' dieser Zustände ihre Kreise einander ofi ganz fern liegen. Die aus Deutschland stammenden Bürger des Landes in ihrer Ebenbürtigkeit mit den eingeborenen Bürgern kräftig zu vertreten — ihren bcrechtiglenForderungen im Slams! und Gemcindelebcn, ihrerSprachc, Sitte und > Art die gebührende Achtung zu erringen und zu dem Ende den übermüthigen Anmaßun gen Jener, welche den Zufall, daß sie in Ame rika geboren sind, als einen besonderen Vor. Zug betrachten, mit rücksichtsloser Schärfe entgegenzutreten: das ist eine der Haupt ausgaben einer deutsch - amerikanischen Fei tung. Eine ndm ist: die geistige Verdin- Dung zwischen den Deutsch-Amerikanern und dem Lande ihrer Geburt, in welchem ihre Ju gendeindrücke und Anschauungen anstecht zu erhalten. Denn die Erfahrung lehrt, daß nur Diejenigen werthvolle und gu te Bürger des Landes werden, welche nicht in äsfischcr Nachahmung der äußerlichen (oft der schlechtesten) Eigenschaften der eingebore nen Bevölkerung das geistige Band zwischen sich und dem deutschen Wesen freventlich zer reißen. Was Karl Schurz seinen Collegen im Senate zugerufen hat: „Wer seine Mutter nicht ehrt und liebt, der wird auch nie ein guter Gatte werden," drückt die innige Ue berzeugung jedes gebildeten Deutsch-Ameri kaners aus. Und in diesem Sinne trägt die deutsche Presse in Amerika gerade dadurch, daß sie den geistigen Verkehr zwischen ihren Lesern und dem Mutterlande befördert, so viel an ihr ist, dazu bei, die aus Deutschland Eingewanderten zu tüchtigen und werthvollcn Bürgen! der Republik zu machen." Die Thronrede des deutschen Kaisers. Tie kaiserliche Thronrede, welche Fürst Bismarck am 5. Febr. beiErössnnng des deut schen Reichstages verlas, zeichnet sich vor theilhaft vor den Bandwürmern von Bot schaften, mit denen der amcrikanischeCongrcß eröffnet wird, aus; dieselbe lautet wörtlich also: „Geehrte Herren! Sc. Majestät der Kaiser haben mich zu ermächtigen geruht, in seinem und der verbündeten Regierungen 'Namen Sie bei dem Beginne der zweiten Legislatur periode desDcutschenßeichstages willkommen zu heißen. Ich habe zunächst einem ausdrücklichen Be fehle nachzukommen, indem ich das lebhhafte Bedauern meines Allergnädigslen Herrn da rüber ausspreche, daß es Sr. Majestät heute noch nicht gestattet ist, den Reichstag in sei ner neuen Zusammensetzung persönlich zu be grüßen. Die Arbeiten der abgelaufenen Legislatur periode waren in vorwiegendem Maße durch die Regelung der Verhältnisse in Anspruch genommen, welche aus der politischen Neu gestaltung Tcutschland's und aus den Folgen des letzten Krieges hervorgingen. Diese Re gelung ist in der Hauptsache abgeschlossen. Die Gemeinsamkeit der Gesetzgebung zwischen dem Norden und dem Süden unseres Vater landes ist i allen Gebieten, welche vorGrü. Dung des Reiches als gemeinschaftliche des Bundes behandelt wurden, fast ausnahinloS durchgeführt. Die gemeinschaftliche Finanzwirthschast ist auf Grundlage der Verfassung geordnet und die vollständig eingegangene Kricgskosteii- Entschädigling wird nach Maßgabe der über ihre Verwendung erlassenen Gesetze ver ausgabt. Die alten deutschen Lande, welche durch frühere Kriege dem Teutschen Reiche entrissen und durch den Frantsurter Frieden wieder mit demselben vereinigt worden, sind heute zum ersten Male in unftreMitte verfassungsmäßig vertreten. Die erste Stelle unter den Borlagen, über welche Sie, meine Herren, zu beschließen haben werden, nimmt der Entwurf eines allgemeinen Militärgesetzes ein, welcher in wenig abweichender Fassung bereits dem letzten Reichstage vorgelegen hat. Es ist nicht blos eine in der Verfassung enthaltene Verheißung und ein durch die Erweiterung des deutschen Heeres gegebenes Gebot, wel chem durch diese Vorlage genügt werden soll; entschiedener noch als durch diese Anforderung gen ist die feste Regelung der deutschen Wehr kraft und Wehrfähigkeit geboten durch die erste Pflicht eines jeden staatlichen Gemeinwe sens: die Unabhängigkeit seines Gebietes und die friedliche Entwicklung der ihm innewoh nenden geistigen und wiethschasilichen Kraft zu schützen. Die gesetzlichen Anordnungen, welche un mittelbar nach Beendigung des Krieges zu Gunsten der Militär-Invaliden getroffen worden sind, haben die Probe der seitdem ge machten Erfahrungen nicht in allen Einzel heilen bestanden. Zur Beseitigung der her vorgetretenen Mängel wird Ihre Mitwirkung in Anspruch genommen werden. Nicht minder wollen Sic Ihre Aufmerk sainkcit der Ausgleichung von Härten zuwen den, welche die frühere norddeutsche Gesetzge bung über die Kriegslcistnngen während des letzten Krieges für zahlreiche Gemeinden zur Folge gehabt hat. Die verfassungsmäßige Rechnungslegung über die Einnahmen des Reiches entbehrt noch der endgültigen Regelung in materieller wie in formeller Beziehung. Gesetzentwürfe über die Verwaltung der Einnahmen und Ausga ben des Reiches und über die Einrichtung und Befugnisse des Rechnungshofes sollen diese von den verbündeten Regierungen wie von dem Reichstage empfundene Lücke unserer In stitutionen ergänzen. Die Rechnungen über den Haushalt der Jahre 1867—1870 werden Ihnen zur Entlastung vorgelegt werden. Die rechtliche Stellung der Presse ist bereits im verflossenen Jahre Gegenstand der Bera thung des Bundcsrathcs und des Reichstages geweien. Das Bedürfniß eines gemeinsamen Gesetzes über diese Materie ist außer Zweifel? Die verbündeten Regierungen haben "den von der königlich preußischen Regierung gestellten Antrag ihrer Berathung unterzogen und sind bemühr, in dem Jhnen vorzulegenden Ergeb nisse ihrer Beschlüsse die berechtigten An sprnchc auf freie Meinungsäußerung durch die Presse mit den Anforderungen in Einklang zu bringen, welche das öffentliche Interesse mit nicht minderem Rechte gegen den Miß brauch dieser Freiheit erhebt. Ein Zusatz zur Gewerbeordnung, welcher Ihnen vorgelegt werden wird, soll die Schlich tung von Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern durch Gerichte, deren Mit glieder ans beiden Lebenskreisen entnommen sind, in einem einfachen, von jeder lästigen Form befreiten Verfahren sichern. Er soll ferner Vorsorge für die Nachtheile treffen, mit welchen die öffentliche -Ordnung und die na tionale Arbeit durch rechtswidrige Einwirkun gen aus den freien Willen der Arbeiter und durch den rechtswidrigen Bruch geschlossener Verträge bedroht wird. Tie große Verschiedenheit der zum Theil veralteten, zum Theil ungenügenden Einrich tungen, welche an den deutschen Küsten zum Schutze der von Sccunfällen betroffenen Per sonen und Güter bestehen, hat den verbünde ten Regierungen Anlaß.gcgebcn, eine für die gcsammte deutsche Küste gültige Standoid iimig ausarbeiten zn lassen, welche Ihnen zur Genehmigung vorgelegt werden wird. Die Ergebnisse des vorjährigen ReichshauS halts haben zwar noch nicht endgültig festge stellt werden können; sie sind jedoch bereits ausreichend bekannt, um die Zuversicht zu ge währen, daß die Einnahmen des letzten Jah res nach Abzug der in der letzten Session über den Etat hinaus bewilligten sehr erheb lichen Summen einen namhastcn Ueberschuß ergeben haben. Unsere auswärtigen Beziehungen berechtigen zu der Ueberzeugung, daß alle fremden Regie rungen gleich der umrigen entschlossen und be strebt sind, der Welt die Wohlthaten des Frie dens zu bewahren und sich durch keine auf Störung desselben gerichtete Parteibestrebun gen in dieser Fürsorge und in ihrem gcgensei tigcn Vertrauen ine machen zu lassen. Tie sich wiederholende Begeisterung mächtiger, friedliebender und einander persönlich naheste hender Monarchen und die erfreulichen Be ziehungen Demschland's zu den uns durch Tradirioncn befreundeten Böl kern geben Sr. Majestät dem Kaiser jedenfalls das feste Vertrauen ans die gesicherte Fortdauer des Friedens, welches ich auszusprechen den Allerhöchsten Auftrag habe." Die siamesische Zwillinge. Wir bringen zu unsern über die Autopsie der Leichen in Philadelphia veröffentlichten Depeschen folgende Ergänzungen aus dem „Philadelphia'er Blksbl.": „MittwochAbend versammelten sich ungefähr 300 Medzincr in dem „College of Physicians," um die Vorle sung des Dr. Win. H. Pancoast über die Formation der siamesischen Zwillinge Chang und Eng anzuhören. Viele medizinischen Gesellschaften der Nachbarschaft waren vertre ten, ebenso Delegaten von verschiedenen Colle gien und Aerzte von New-Bork, Boston,Pro vidence, Baltimore, Nord-Carolina, Ohio und dem Inneren von Pennsylvanien anwe send und bekundeten das lebhafteste Interesse. Die Leichen der Zwillinge waren ausgestellt, ebenso Gyspabgüffe und Photographie' der Sezirung in den verschiedenen Graden der Letztem. Diese wurde genau und wissen schaftlich erklärt. Die bisher durch die Un tersuchung entdeckten Punkte sind sehr wichtig und die Voraussetzung, daß das Band, wel ches die Zwillinge mit einander verband, nur ein Fleischband war, hatte sich als irrig er wiesen. ES ist bewiesen werden, daß die Membranen, welche den Magen umgeben, sich bis in das Band erstreckten, obgleich sie nicht zusammenhängend waren. Diese Auswüchse, welche in dem Bande lagen, bildeten an ihren Enden Säcke oder Beutel, doch standen sie in keiner Verbindung miteinander. Ein Zusammenhang der beiden cxistirte jedoch, denn wenn man in eine be stimmte Vene des einen Körpers Flüssigkeiten einspritzte, fand man dieselbe in der entspre chenden Vene des anderen Körpers. Die Leber Chang's hatte die normale Lage auf der rech ten Seite, während die des Eng auf der linken Seite, also zunächst der des Eng lag. Seine Milz lag auf der rechten Seite des Körpers Die beiden Lebern wären früher offenbar eine und sind erst später getrennt worden. Die Zwillinge hatten einen gemeinsamen Nabel, welcher auf der Mitte des sie verbindenden Bandes lug. Eine Trennung der Beiden würde deßhalb entweder für Einen oder Beide tödtlich gewes-n sein. Es läßt sich daher auch der Umstand erliittcu, daß der Eine in Ohn macht fiel und der Andere stark nervös erregt wurde, als vor einigen Jahren einige berühmte Aerzte in London sich von der Möglichkeit einer Trennung überzeugen wollten und die Verbindung unterbanden, so daß die Blut- Cirkulation gehemmt wurde. Die Verbin dung des Nervensystems durch das Band war nur sehr gering. Beide hatten bekanntlich gänzlich verschiedene Teniperamncte, daß man es nicht für nöthig erachtete, das Gehirn zu untersuchen, da 'man von einer solchen Ope. Ration nichts anderes erwarten konnte, als 1 allenfalls eine Berglcichung des Gemüthes j derselben. Die Verlängerung des Brusttno > chens war ein biegsamer Knorpel, welcher je- doch kein ellbogenförmigeSGelenk in der Mitte hat, wie irrthllmlich berichtet wurde. Diens tag wurden die Eingeweide der Zwillinge untersucht und hofft man damit noch genauere organische Verbindungen der Zwillinge zu entdecken und namentlich die Geheimnisse ihres FoetuslebenS zu entschleiern. Die Brusthöhlen der Zwillinge werden später Gegenstände der Untersuchung werden und hofft man dann festzustellen, daß die Herzen der Brüder in ge nauester Verbindung gestanden haben." Militärische Pensionen nd Gut haben. Washington, 17. Febr. 1874. Die veröffentlichten Mittheilungen über Pensto nen, namentlich an Eltern gewesener Solda ten, haben eine Menge von Anfragen und Re klamationen erweckt, die ein klarercsVerständ niß wünschenswerth machen. Bezüglich der Eltern Pensionen muß bemerkt werden, daß, wenn auch beide Eltern leben, zuerst die Mutter pensionirt wird, und daß die genossene Unterstützung durch den Sohn und die Ab hängigkeit vi? dessen Unterstützung sich aus die Zeit des Todes des Sohnes bezicht, daß folglich nachgewiesen werden muß, daß zur Zeit des Todes des Sohnes die Eltern in abhängigen Umständen waren und die Unter stlltzilng des Sohnes genossen, oder darauf gegründete Anwartschast hatten, und daß der Vater seinen eigenen und der Mutter Unter halt zu besorgen außer Stande war. Ferner muß der söhn, auch wenn er im Dienste umgekommen, nachweislich in Folge des Dienstes, d. i. einer Diensthandlnng oder einer durch den Dienst (wenn auch nur durch dessen Oertlichkeit) entstandenen Krankheit oder Beschädigung umgekommen sein. Oft enthalten die Hospitalberichte hierüber keinen genügenden Ausschluß. Der Rapport: „An einer Krankheit gestorben" (ält-ck at' ckism'.si-) ist z. B. nicht genügend, und viele Ansprüche bleiben eben snspendirt durch die Schwierig keit oder Unmöglichkeit für die Betreffenden, außer den Musterrollen und Hospitalbcrichtcn über die TodeSnmstände und Ursache etwas Näheres beizubringen. Dieses ist zwar oft sehr betrübend, und die Forderung scheint ab surd, allein es ist eine Folge der Kriegser hältnisse und der oft fehlenden oder mangel haften Rapports. Eine andere nothwendige Berichtigung be züglich der vermeintlichen Erhöhung der Witt wen-Pensionen ist die, daß eine solche nur be züglich der früher nicht pensionirt gewesenen Kinder von Offizieren (mit §2 per Monat) stattgefunden hat; Wittwen von Nicht-Offi zieren empfangen nach wie vor Z 8 per Monat nebst §2 für jedes Kind unter 16 Jahren. Tngcs Neuigkeiten Die Verhandlungen einer am Mittwoch Abend in New - Orlean s stattgcsundencn unabhängigen, alle politischen Schattiruiigcn umfassenden Versammlung haben hier erheb liches Aufsehen hervorgerufen. RichterMan ning, der Vorsitzer der Versammlung, erklärte offen, daß es die gegenwärtige und zukünftige Politik Louisiana'S sein sollte, aus die Ober herrschaft des weißenManneSin derßegiernng des Staates zn dringen. Die Doktrine, daß eine politische oder intellektuelle Gleichheit zwischen den Nassen möglich, sei nicht zuläs sig. Ebenso müsse er (Redner) die sog. Frei schulen, welche beidenßassen das Recht geben, ihre Kinder in dieselben Schulen zu senden, verwerfen. In ähnlichem Sinne sprachen andere Redner und entsprechend lauteten auch die Beschlüsse, welche.die Versammlung pas sirie. Im Untcrhanse des Congresses wären sich Donnerstag beinahe die Mitglieder Beck und Cr 0 Bland einander in die Haare gerathen. Hr. Beck erklärte, daß der letzte Jahresbericht des General-Postmeisters (die Debatte über eine weitere Einschränkung des Frankir-Pri vilegs lag vor) keine Ersparnisse, sondern viel mehr ein erhebliches Defizit nachweise; Hr. Creswell, derGeneral-Postmeister, sei der ein zige Beamte, in den er kein Pertrauen setze. Das brachte Hrn. Croßland als Vertheidiger Creswell's ans die Beine und die Gegner schleuderten sich heftige Worte einander in's Gesicht. Croßland hielt zu einer Zeit Hrn. Beck die Faust unter die Nase und es drohte, zu Handgrcifiichkeiten zu kommen. Schließ lich gelang es jedoch, die Ruhe und das en touts ooräl-clk zwischen den beiden gereizten Herren wieder herzustellen. Die „Herrgottslente" sind im Con gresse abgefahren, indem das mit der Begut achtung einer im Sinne der nenlichen Pilts burger Convention entworfenen Petition be traute Justiz - Comite vorgestern ungünstig über dieselbe cinberichtet und um seine Ent bindung von einer ferneren Prüfung der be sagten Bittschrift nachgesucht hat. Uebngens geht es den „Herrgottslenten," wie den Tem perenzlern: sie werden im Glauben, daß sie schließlich doch durchdringen werden, weiter arbeiten, und leider haben die Fanatiker in Amerika ein gutes Feld, wenn nicht mit mehr Nachdruck, wie bisher, der gesunde Bolkssinn ihren Plänen ein Ziel setzt. Hrn. O'Brien's Antrag, das Naval- Asylum in Philadelphia nach Annapolis zu verlegen, hat im Congresse Aussicht auf Annahme. Admiral B. F. Sands, seit Jahren Chef des ">'!cv!l Otzsorvator)-" in Washington, hat in Admiral Chs. H. Davis einen Nach folger erhalten. Mit dem gestrigen Tage trat Admiral Sands, beiläufig ein Marhländer, ab. Ter Tod des früheren Bundes-ScnatorS und spätern consödcrirten Gen. Louis T. Wigfall von Texas, der seit einiger Zeit in Baltimore als Advokat prakttzirte, wurde be reitSFrettag telegraphisch-gemeldct. Gen. W. starb Plötzlich in Galveston, Texas, wo er sich gerade zum Besuche aufhielt. Wigsall war Ver. Staaten-Senator, als die Wirren zwi schen dem Süden und Norden begannen. Als der Krieg unvermeidlich erschien," legte er sein Mandat nieder und trat als einer der heftig sten Sezessioiiisten in den Bordergrund, ais welcher er auch in Baltimore einige durch ih ren bittern Ton sich auszeichnende Reden hielt. Bald daraus treffen wir ihn imSüdcn als Vertreter der Baumwollen-Staaten in der provisorischen Regierung zuMontgomcry, Alab., wieder; hernach als Brigade-General, Senator im Congresse zn Richmond, Birg., n. f. w. Er war bei der Uebergabe des Fortes Sumter zugegen, hatte aberalsSoldat so we nig Glück, daß er bald das Schwert wieder mit der Toga vertauschte. Nach dem Falle Richmond's entkam er nach Texas und später nach Europa, von wo er schließlich nach den Ber. Staaten zurückkehrte und sich in Balti more niederließ. Im letzten Sommer hielt er ans der „Loudon-Park-Ccmetery" eine Ge dächtnißredc bei der Enthüllung des den dort ruhenden südlichen Soldaten gewidmeten Monumentes. Gen. W. hatte den Ruf eines excentrischen Mannes, dem allerdings parla mentarisches Talent nicht abgesprochen ward, der aber dennoch in der Geschichte der südli chen Conföderation sich keine hervorragende Stellung erworben hat. Ein vor z w ei-u nd-z wan z i g Jahren von New-Uork nach Liverpool gesckffckter und zurückgekommener Brief wurde vor einigen Tagen im Büreau der „todten Briefe" zu Washington wiedererlangt. Der Brief wurde am 15. Mai 1852 von einem spanischen Kanf mannc, Namens Antonio BZnaga del Balle, Nr. 60, Beaverstr., New - Uork, an Alcjo Bznaga, per Adr. Ber. St. Eonsul in Liver pool, abgesandt. Eingeschlossen war ein Wechsel von 41 Pfd. St. 4 Sch. 1 P. aus Gebrüder Brown, an besagten Uzuaqa zahl bar. Der Brief kam untängff von England nach Washington zurück, wo er geöffnet, sein Absender entdeckt und demselben Übermacht wurde. Wo der Brief die ganze Zeit gesteckt, ist bis dahin unausgclöst. Ein Commis des Nem-Zorker Absenders holte den Brief im New - Uorker Postamie ab und gab dafür Quittung. Der Commis theilte bei der Gc legcnheil mit, daß Aznaga in Liverpool bereits seit sechs Jahren todt sei. Aus dem Inhalte des daß der Wechsel zur Zah lung einer Schuld, die ein Freund Uznaga'S in Havanna in Liverpool gemacht hatte, bc stimmt war. Ein Postamts-Clerk äußerte sich dahin, daß häufig Briefe nach 5—6 Jah ren wieder in die richtigen Hände gelangten, aber ein 22-jähriger Fall noch nicht vorge kommen sei. Möglich sei es, daß Bznaga's Brief unier den allen Papieren des amerika nischen Consulates gesunden worden sei. Die Handschrist war bereits dermaßen vergilbt, daß sie nur mit Mühe entziffert werden konnte. Die Gesetzgebung von Illinois hat eine Bill passirt, welche vorschreibt, daß alle Lei chen vonSträflingen, Armenhaus-Insassen:c. medizinischen Lehranstalten ausgeliefert wer den sollen, vorausgesetzt, daß dieselben noch nicht beerdigt oder von ihren Angehörigen in nerhalb 48 Stunden nach erfolgtem Ableben verlangt worden waren. Mad. Lucca tritt im nächsten Monate in einer Reihe deutscher Opern-Borstellnngen im Stadt - Theater zu New - Bork auf. Hr. F. Rullmann ist der Unternehmer. Bei der Gelegenheit der neulichen Hochzeit des englisch-russischen Paares in St. Pe tersburg besuchte auch der Marquis v. Lorne, bekanntlich mit der englischen Prin Zessin Louise verehelicht, die russische Haupt stadt. Nun gab der Czar ein großes Essen, zu dem jedoch nach der Hof-Etiqüelte nur Per fönen von königl. Geblüt Zutritt haben. Da nun der Marquis v. Lorne nicht zu diesen „Glücklichen" gehört, so blieb auch die Prin Zessin Louise weg, eingedenk der bereits in Berlin gemachten Erfahrung, wo der Mar quis vor einiger Zeit von ' der königlichen, resp, kaiserlichen Tafel ausgeschlossen wurde. In England ist diese lächerliche Etiquette längst abgeschafft worden und im „Weißen Hanse" zu Washington ist sie gänzlich unbe kannt. Bei Gelegenheit der zur Zeit in New Bork zum Besten der Armen stattfindenden Agitation und allgemeinen Sammlung von Untcrstützungs-Getdern ist die Thatsache an's Licht gekommen, daß die kath., israelitischen und viele andere Wohlthätigkeit - Gesellschaf ten bei der Gaben-Vcrthcilung weit sparsamer und sorgfältiger, als andere weit mehr Lärm machende Anstalten zu Werke gehen. Ter Eigner des „Herald," welcher 30,000 für die Armen schenkte, aber die damit zu errichtenden Suppen - Anstalten unter die Aussicht Tel monico's anstatt unter die irgend einer Gesell schaft stellte, ist mehrseitig deshalb angegriffen worden und theilt nunmehr vergleichsweise mit, ww in manchen Znstituten mi't oemGelbe umgesprungen, wird: Da kath. Kercz!' vertheilte §16,283 mit einer Salär ausgabe von 1532; die nicht-kath. „vusr äinll Society" §4Y,154 mit einer Salärau gäbe von 18,853; „(Zaik. Inckustrinl B<-hool wr Lolckisi-z' edieren" §26,647, Salär §1059; „ttocvarck Msslcm" 9495, Salär §6994; „lloman Osih. Orplmn §109,311.12, Salär §8857.66; „zvöi-kinx VVomcu's NrowLtive Union" §21,831, Salär §11,129.97; „Zloullt Linai Hospital" §41,- 349.36, Salär 9481.53; „Bi. Imliv's ttospital" 32,310.78, Salär 12,398; ähn lich ist der Unterschied zwischen den deutschen, französischen und andern mit Sparsamkeit verwalteten Instituten im Vergleiche zu vie len andern, wo fast in allen Fällen ein Drit tel, die Hälfte und oft noch mehr für Saläre zc. d'rauf gehen und in demselben Grade Ar men und Bedürftigen Hülfe entzogen wird. Um allem Mißbranche zu entgehen, übertrug der Eigner des „Herald" sein 30,000-Ge schenk einem einzigen Manne, und zwar dem wohlbekannten Delmonico, damit das Ge schenk im ganzen Umsange den Nothleidcnden zu Gute kommen möge. Der „Liederkranz" zu New-Uork schenkte aus seinem Maskenball - Ertrage für Zwecke der Wohlthätigkeit §lOOO. In New -U0 rk hat sich eine hebräisch? Gesellschaft gebildet, um einen Fond zu bil den, ans dcni jedem Waisenmädchcn der he britischen Waisen-Asyle in New-Uork, Phila delphia, Baltimore, Cieveiand, New-OrleanS und San Franzisco bei seiner Verchelichnng eine Aussteuer von §5OO bis 1000 zufließen soll. Die Idee zur Gründung der Gesellschaft geht von dem durch seine vielen Bestrebungen für die Waisen bekannten Hrn. Lazarus Mor genthau aus und die "Uebrvcv h'emalö O phans' Uocvrv Koeiviv ot.-Vmeiic-a" trat ohne Verzug bei Gelegenheit der unlängst stattge fnndenen Trauung seiner Tochter Ida mit Hrn. Wm. I. Ehnch in's Leben. Hr. M. selbst erklärte, daß er den Fond dadurch aus bringen werde, daß er zwei Jahre sich dem Verkaufe amerikanischer und fremder Werth Papiere widmen werde und von jedem neuen Brautpaare, das die Mittel besitze, Beiträge zu sammeln gedenke. Das erste Buch wurde bei der Trauung seiner Tochter Ida eröffnet und sofort von Hrn. Ehrich §lOO gezeichnet. Dr. Einhorn begleitete die Ueberreichung des von Hrn. M. geschenkten ''l)owry"-Buches an die Gesellschaft, deren Präsident Hr. Mor genthau, mit den HH. M. Guthart und E. Lauterbach als Vice-Präs., A. Wormser als Sekretär und S. Wormser als Schatzmeister ist, mit einer Rede. Das Buch ging sogleich nach dem Tempel „Emannel," wo eben die Hochzeit des Hrn. Weil stattfand; §5O wur den gezeichnet und das Attest des Rabbiners Dr. Gottheit hinzugefügt. Das Motto der Gesellschaft lautet: "horli et tiüeli nilul äitiic-ilk." Das Buch wird ohne Zweifel bei den Hochzeiten israelitischer Paare auch hier sein Erscheinen machen und wir können die edlen Beweggründe, denen das Unternehmen entsprungen, nur der Beherzigung Aller em pfehlen, die im Begriffe stehen, sich in Hy men's Fesseln schlagen zulassen und die grade bei der Gelegenheit mehr, als je, in der Laune sind, auch der minder Glücklichen zu gedenken, die ohne Aussteuer den Pfad des Ehclebens betreten. Die 10 l. Lieferung des „Deutsch-ame rikanischen Conversations-Lexi kons" ist erschienen. Ter Inhalt geht bis zu „Tyler." Ausstattung und Bearbeitung lassen, wie bisher, Nichts zu wünschen übrig. Die allgemeine Verbreitung des Werkes ist letzt eine begründete Thatsache. Die Gesetzgebung von Süd - Ca rolin a hat die Organisation eines Emigra tions-Büreaus mit einem Commissär in jedem Coiinly beschlossen. Am 29. April soll die neue Odd - Fel lows-Halle in Washington eingeweiht werde. Nach Nah und Fern sind dazu Ein kadungen ergangen. Gen. Thomas Ban Buren, der Haupt-Comniisiär auf der Wiener Ausstel lung war und auf die vom Gesandten lah gegen ihn erhobenen Anklagen hin snspendirt wurde, Hai seine Conto mir dein Schatz-De partement geordnet. Ucbrigens ist seine No miiiatioii zum Consnt von Japan vom Se nate noch nicht bestätigt worden. Der „Col. (Ohio)Westbole" meldet: „Ter Zollhaus-Beamte Carson in Baltimore, der einen „grünen" Deutschen bei'm Verlassen des Lloyddampsers als angeblichen Schmugg ler niedergeschossen hatte, hat 12 Jahre Zucht haus bekommen." (Richt 12 Jahre Zucht haus, sondern nur 2 Jahre Jailhaft. Bereits versucht man, ihn durch eine Petition au den Präsidenten aus der Patsche zu ziehen, und, sonderbar genug, gibt es hier „respektable" Leute, welche ihre Namen unter die Bittschrift stellen. Die Red. des „Corresp.") Die Besieaung der Modo es hat nach dem Berichte des Kriegsministeriums 6 Millionen gekostet. Die ModocS zählten 40 Plann, kommen also dem Onkek Sam auf 150,000 per Mann zu stehen. Bei Lake Lillian in Minnesota fing in der Nacht vom letzten Mittwoch das Haus von A. G. Guisch, während dieser und seine Frau abwesend waren, Feuer. Das Haus brannte ab und in den Flammen kamen die beiden kleinen Kinder der Familie um. Eine gute Lehre sür Geschäftsleute und das Publikum im Allgemeinen bietet folgender Borsall: „Ein gewisser Oppenhei mer in Chicago hatte ein packet Juwelen n. s. w. >:n Werthe von §3BOO durch Expreß versandt und, um nicht die Frachtgebühr nach Werth bezahlen zu müssen, nicht den vollen Werth angegeben. Das Packet ging verlo ren, -Oppenheimer klagte und das Cook- County-Gericht sprach ihm 50 zu. Diese Entscheidung ist durch das Supreme - Gericht des Staates Illinois bestätigt morden, weil Expreß-Compagnie'n in allen Fällen, wo ein höherer Werth nicht angegeben ist, lediglich für den in ihrem Empfangsschein angesetzten Betrag von 50 hastbar sind." Die Stahl-E 0 n j 11 m e iit e N der Ver. Staaten haben eiucPetition umEriiiedrigmig des Schutzzolles an den Congreß beschlossen ; über 350 prominente Industrielle, welche über 50,000 Arbeiter beschäftigen, sind an der Bewegung bethciligt. '"lbs ilec-ck is äonc." —Der Senat des Con gresses hat am Freitage mit 28 gegen 25 Stimmen das Fnianz-Comiie instruiri, ein Gesetz vorzulegen, welches den National Geld- Umlauf aus §400,000,000 eine Erhöhung von §46,000,000 vermehrt. Es ist bemer kenSwerth, daß nur zwei Senatoren aus dem Norden, Eameron von Penns. und Sprague von Rhode-Island, dafür stimmten, im kleb rigen aber das Gros des Aufblähungs-Vo tums aus dem Süden und Westen kam. Die beiden Senatoren Maryland's waren gar nicht anwesend. Nur neun demokratische Senatoren schienen auf Seilen der Gegner der Ausblähung des Courants zu stehen. Als die verhängnißvolle Abstimmung stattfand, , herrschte im Senate große Aufregung und es wird als bedeutsam bezeichnet, daß extreme Demokraten, wie der Ex-General der Consö dcrirten, Gordon von Georgia, und extreme Republikaner, wie Gouverneur Morton von Indiana, Schulter an Schulter für die Ver mehrung des Courant-Nmlaufes kämpften. Alle Einwendungen der Freunde der Wieder aufnahme der Speziezahluiig erwiesen sich als fruchtlos. Die Aussicht, daß das Land von einer ferneren Papiergcld-Ucberschwem- Mllilg befreit bleiben wird, hängt jetzt nur noch an einem sehr dünnen Faden. Die Aussichten, daß dem neulich durch Kriegsgericht cassirten Gen. Fitz John Porter ein neuer Prozeß bewilligt werden wird, bessern sich. In Atlanta, Geo., ist PH. D. Carry, Kassirer des Allanta'cr Zweiges der "Nreeä men'Z ttanlc anct Irusl l?o.", unter der Anklage, §lo,ooounterschlagen zuhaben, verhastet worden. Carry, ein Knappsäckler, läugnet seine Schuld, aber die Thatsache des Untcrschlcifes scheint vollkommen constatirt zu sein. Die Erben des Advokaten Edward Rand 0 lph verlangen im Congresse §65,000 für dessen Dienste, indem er die Forderungen der „New-Almeden Quecksitber-Co." gegen die Ver. St. erfolgreich bekämpfte. Die For derung dalirt von 1858, wo Randolph von dem damaligen Ver. Sr. General Anwälte Black mit der Führung des Prozesses betraut wurde. In Washington tagt man, daß Ran dolph gestorben fei, ohne mit der Re gierung abgerechnet zu haben und daß er eher Schuldner als Creditor der Ver. Staaten sei. Inst. Charles, Missouri, wurde der Neger Carter verhaftet, angeschuldigt und idcntifizirt, die auf dem Heimwege von der Kirche befindliche 57 Jahre alte deutsche Frau Stählein überfallen und sie in schändlicher Weise mißbraucht zu haben. Nur mit Mühe konnte man den Neger vor der Wuth des auf gebrachten Volkes schützen. Auch die Philadelphia'er Prediger wollen eine Te mp eren zb ew egn n g in's Leben rufen und haben zu dem Zwecke einen „Auf ruf an alle Frommen" erlassen. Aus dem Zuchlhause zußoston entflohen am Freitage die Sträflinge Jones und Wor- Die Kerle entflohen durch einen unter dem Fußboden ihrer Zelle gegrabenen, 24 Fuß langen und 18 Zoll breiten Hang. Im Äricgshafen von Philadelphia wurden Samstag 600 Arbeiter entlassen, so daß die Dinge daselbst wieder ihr gewöhnli ches Aussehen, wie vor der „Birginius"-Af faire, gewinnen. Die Gesammtzahl der Mitgli e t> cr der „G r a n g e s" wird jetzt auf 780,000 angege ben. In der letzten Monaten nahm der Or den besonders in den früheren Sklavenstaa ten zu; dort entstanden seit Mitte des vorigen Dezember 565 neue Logen, während in dem selben Zeitraume in den westlichen Staaten 459 neue Logen gegründet wurden. B lii hen de P sirsichbä u me, —so mel det die „Deutsche Zeitung" —sind in den Garten in und um New-Orleans augenblick lich keine Seltenheit! die Pflaumenbäume (Mispeln! hängen schwer voll reifer goldgel ber und in den Schaufenstern der zruchthändler sind bereits reifeErdbeeren aus gestellt, die zwar nicht groß, aber um so theu rer sind. Für Bankeroticure und Solche, die es wer den wollen, hat Nichter Woodruff in New- Uork eine Entscheidung gegeben, wonach es mit der Wiedereröffnung von Bankcrottvc fahren, die einmal zum Abschluß gekommen sind, seine Schwierigkeiten hat. Nathaniel Dole erklärte sich im Januar 1868 freiwillig für bankerott und das eingeleitete Bankerott verfahren kam noch in demselben oder im da rausfolgendcn Monat zumj Abschluß. Im November 1872 wurde von Dole verlangt, in derselben Sache sich bei dem Bankerott-Regi strator einzufinden und ein Verhör ?u beste hen. Er weigerte sich dessen und brachte die Sache vor Gericht. Nachdem Richter Blatch ford gegen ihn entschieden hatte, kam der Fall vor den Richter Woodruff. Dieser entschied, Dole könne nicht auf's Neue verhört werden, weil ein summarisches Vorgehen in Fällen, die einmal zum Abschluß gekommen sind, zu viele ichwer zu beseitigende Mißstände mit sich fuhren würde. Zu welchen Tollheiten die Haft bar keits-und Schadenersatz-Klau seln führen, ersieht man auch aus folgendem Salle: Ein gewisser St. Clair von Bloo mlngton, Jll., war wegen Entwendung einer Quantität Walzen zu einer Zuchthansstrafe von einem Jahre verurtheilt worden. Nach dem er die Strafe erstanden, behauptete er, daß er die That in der Trunkenheit verübt habe und daß der Wirth Gottiieb Leopold, bei dem er sich einen Schnappsrausch geholt, an Allem schuld sei. So ist denn nun die Frau dieses Trunkenbolds, der im Rausche stiehlt, mit einer Schadenersatzklage gegen besagten Wirth aufgetreten und hat von einer „intelli genten" Jury wirklich 25 Dollars als Scha denersatz zugesprochen erkalten. In Eircleville, Ohio, hat der Ehrw. Hr. Treffet, der deutsch-lutherische Prediger, sich offen gegen den Unfug des Weibcrkricgcs erklärt und die Mitglieder seiner Gemeinde aufgefordert, sick nicht damit zu befassen. In Brides bürg, Penns., ist am Frei tage der kath. Priester Rudolph E. Kmizcr, Pfarrer der „Allerheiligen-Kirche", nach län gerer Krankheit im 46. Lebensjahre mit Tode abgegangen. Der Verstorbene, 1828 in Alt breisach, Baden, geboren, kam 1853 nach Phi ladelphia, erhielt noch im selben Jahre vom Bischöfe Neumann die Priesterweihe und war nach einander in Reading, Manaynnk, Phi ladelphia und schließlich Bridesburg thätig. Bon Philadelphia ist der bekannte Priester und Pfarrer der „St. Bonifazins- Kirche", Anton Nathe, nach PottSville, Penns., versetzt und der Hochw. F. Schlcbbe von PottSville nach Philadelphia berufen worden. Der Ausstand der Schifsszimmerleute in Caniden, N.-J., ist beigelegt; die Leute erhalten K 3.50, was sie verlangten. InHavanna ist der frühere amerikani sche Consul Larenirie gestorben. 'Nack amtlichen Berichten über die Wahlen in Philadelphia erhielt Stokley 60,128 und McClure 49,133 Stimmen, In Chicago wurden in dieser Saison bis jetzt 1,503,437, in Cincinnati 563,055 Schweine geschlachtet. . In W o rc e st er, Mass., wurde am Sams tag die Farm der Stcucrverweigerer Stephen S. und Abby Kelly Fostcr in Auktion für Hlov verkauft. In Brooklyn, N.-U., wurden am Frei tag Abend drei Farbige, welche in dem Ver dachte standen, cmbrechcrische Absichten zu he gen, vom Polizisten Klein festgenommen. Auf dem Wege nach dem Stationshanse befreiten sie sich. Der Polizist schickte ihnen eine Kugel nach, welche den einen derselben, George Jack son, im Rücken tödtlich verwundete. Jackson wurde in's Hospital gebracht; die andern Beiden entkamen. Victoria Woodhull, welche am Freitag und Samstag in Chicago Vorträge halten wollte, konnte für ihre Thätigkeit keinen Schauplatz finden. Das Parlament von Canada wird am 26. März in Ottawa zusammentreten. Die Gesetzgebung von Utah hat sich, ohne viel Nenncnswerthes geleistet zu haben, sine clio vertagt. Die cingebrachien Bills wurden fast alle vom Gouverneur ver worfen. Der Schauspieler Hamilton I. Smith hat sich am Freitag in New-Uork erschossen. Erwärm Memphis, Denn., geboren und trat unter dem Namen 'Notlimah Smith auf. -4ie Aktien-Inhaber der früheren „Natio nal-Trnsi -Comp." zu Pitts bürg, Pcnns., treffen Vorbereitungen, die Wasser-Obligatio nen, welche eine Summe von 290,000 reprä sentircn, einzulösen. Der durchgebrannte Kassirer halte auf dieselben in Philadelphia eine Hypothek von §240,000 ausgenommen. Die Aktien-Inhaber erklären sich bereit, wenn die Stadt 140,000 liefert, 100,000 zuzu schießen und die Obligationen bis zum 1. März einzulösen. Die M 0 b 0 kra ti e, d.h. diegewalt s a men Ein g r i ffe von Privatper sonen in die Geschäft dieser oder jener Perionen scheint, so sagt der „PH. Dem.," im Westen immer mehr um sich zu greifen. Die Tempcrcnz-Agitation gegen gesetzlich lizensirte Wirthschaften ist zwar kein Zwang mit der Faust, aber dies Auftreten derselben, das man mit moralischem Zwange thut hat dieselbe Wirkung, als ob mit Knüt teln d'reingcschlagen würde, weil hinter den Weibern die Drohung mit Handgreiflich keiten steht, bereit, zu deren Schutz jeden Au geiiblick aktiv zu werden. Das Beispiel die ser Temperenzivciber scheint ansteckend zu wir ken. Die „Granzers" finden, daß es einfa cher ist, eine Art Lynchvcrfahren gegen ihre Gläubiger einzuführen, als durch Anru fen der Gerichte und der Gesetze Recht zu suchen. Eine Anzahl „Grangers" nah men kurzer Hand einen Personenzug der „Paris- und Danville - Eisenbahn" in der Nähe einer kleinen Station bei Chicago in Beschlag, weil ihnen die betreffende Compag nie §2OO schulde. Sie legten die Lokomotive an eine Kette. Diese praktische Sclbsthülfe der Herren „GranacrS" geht etwas zu weit und ist davon, soviel man weiß, in ihrer Plat tform keine Rede. Allerdings wollen die „Grangers" möglich wenig mir Advokaten zu thun haben und deswegen Schiedsgerichte einsetzen, aber dies ist der erste Schritt, um auch in eigener Sache Richter und Exekutor in eigeiier Person zn spielen. Wenn die prak tische „Selbsthülfe" aus diese Weise fortbeme bcn wird, so wird der mit so vielen Opfern und Anstrengungen eingesetzte Rechtsstaat der Gegenwart sehr bald aufgehört haben zu existireii. In Quailtown, Decatur-Co., lowa erhing sich ein Deutscher, Namens Samuel Wolf, in einem Rauchhause. Er hinterläßt eine Frau und elf Kinder. Bevor er das Haus verließ, gab er jedem Kinde einen Kuß und dem ältesten eine Haarlocke. Die „Chicago-Times" bezeichnet den Ohio Weib er krieg als die „neue Epizoo t i c." Das N.-U. Belletristische Jour -11 a l" liefert als Prämie zu seinem 23. Jahr gange einen vorzüglichen, nach dem prächn genOelgcmäldevonßosch ausgeführten Stahl stich: „Fern der Heimath." Der Genecalvikar des Newarker ka tholischen Bischosssprengels, Hochw. P. Doone, wird von denTemperenzlcrn wüthend angegriffen. Er erklärte nämlich beiUebernah me der Präsidentschaft der„katholischcnStaats- Temperenz-Blreiiiigung," er glaube an die alte Lehre der Kirche vom mäßigen Trinken. Diese verständige Erklärung hat die Wasser säufer und geheimen SchnappSlössel gewaltig gegen ihn aufgebracht. Neulich äußerte Präsident Graut im Gespräch, daß, soweit es in seiner Macht steht, er künftig ganz genau der Maxime fol gen werde, nur jenen Männern im Süden Aemter zu geben, die sich der günstigen Be rücksichtigung werth machen. Er sei der An sicht, daß das sogenannte „Carpetbagger". Element im Süden gar Nichts zum Besten der republikanischen Partei in jenem Lande beigetragen hat. hebräische welche zum Bellen von israelischen Waiscnmädchen in New-Uork gebildet worden ist. (Siehe Sonn abcnds-Nummer!) In N e w-B 0 r k triffst man bereits ernstlich Vorbereitungen für die zu erwartende „Bet seuchc."—-Tie Eigenthümer und Unterneh mer der bedeutendsten englischen Hotels, die ein besonderes Schenkzimmer haben, Wiedas „New-Bork-Hotcl," „St. Nicholas - Hotel," „Astor-Housc,"„Metropolitan Hotel,"„Fifth- Avenuc-Hotel" n. s. w., haben sich für die gemäßigc Politik entschieden, die Schwestern höflich und zuvorkommend zu empfangen und der Berebrunst derselben keine Hinder nisse entgegen zu stellen, es sei denn, daß die Vcrkündlgerinnen des Wasser - Evange liums den Geschäftsbetrieb in den ge nannten Hotels zu sehr erschweren, in welchem Falle man den frommen Tempe renzlerinnen den Weg nach der nächsten Sta tion ihres MissionSwerkes zeigen wird. Ei ner von den Hotclnnternehmern hat sich sogar bereit erklärt, denSchwcstern ein eigenes Fim mer anzuweisen, in welchem sie sich nach "Her zenslust geistlich expektoriren können. Er'ge denkt, den Schlüssel zu dem Zimmer abzuzie hen, bis die Schwestern mit ihrem Pensum von Gebet und frommem Gesang zu Ende sein werden, und ist der Ansicht, daß die Für bitte in der Stille und Abgeschlossenheit die BekehrungSkrafl der geistlichen Exerzitien nicht verringern würde. Es wird unter allen Umständen ein interessantes Schauspiel wer den, wenn zwei oder drei Dutzend von den frommen Schwestern auf dem Trottoir vor einer Wirthschaft Posto fassen und gottselige Gebete und Lieder anstimmen, während die Gäste d'rinnen sich bei einem schmackhaften „freien Lunfch" und einem importiren ächten Culmbacher oder Kitzinger Kraftbrer unter allerlei Späßen auf's Beste amüsiren. D'rau ßen tönt es im Diskant: „Bald naht sich Dir die letzte Stunde, Doch Deine Seele hat nicht Ruh', D'rum tont der Ruf aus uns'rem Munde: >.O Sünder, schließ' die Bude zu!"" D'rinnen antwortet mau im Bierbaß: „Zum Zipfel, zum Zapsel, zum Kellerloch n'cin! Heut'muß Alles versoffen sein!" ist die neueste der Bet seuchc im Westen gegebene Bezeichnung. Jn Röchest er, N.-U., sprang am Sonn tag Abende der 13-jährige Alben McCulloch über das eiserne Geländer der Genesec-Lrücke an der Andrewsstraße. Der Knabe war zur Zeit betrunken und hatte sich von zwei Eameradcn losgerissen, die ihn nach Hause bringen wollten. Der Fluß war gerade sehr hoch und der Unglückliche wurde schnell über die Fälle rn die Tiefe gezogen. Versuche, die Leiche wiederzuerlangen, tonnten erst gestern gemacht werden. Aus allen Orten der Ver. Staaten wird die Begehung der Jahresfeier des Jahresta ges der Geburt Washington's ge meldet. Im Süden und Westen hielt man so ziemlich den 22. Februar ein, in New- Uork, Boston, Philadelphia :c. zog man es vor, erst Montag den Tag zu feiern. Bei Key- West erhielt das Geschwader zwei Feiertage. Von den Forts und Festungen der Ber. St., den Kriegsschiffen n. j. w. wurde Montag die gebräuchliche Salute abgefeuert, allenthalben wurde geflaggt und vieler Ortd standen die Geschäfte still. Eine andere Deputation im Interesse der Philadelphia'er Säkular seier ist, mit Ex Gouverneur Bigler an der Spitze, in Washington eingetroffen. Aber im Congresse wird man täglich weniger geneigt, dem „pa triotischen" Unternehmen aus der Volkskasse Vorschub zu leisten. Sumner nnd viele an dere Senatoren sind dagegen und Ersterer be sonders abgeneigt, die Jubelfeier zu spekula tiven Zwecken mißbrauchen zu lassen. Ein Congreßglied gedenkt, ein Amendement ein zubringen, dahin lautend, daß 1876 in der Bundeshauptstadt eine Weltausstellung ver anstaltet werde. Wie man von Washington mittheilt, wird Contrc-Admiral Ca s ein Bälde das Com mando des europäischen Geschwaders quilti reu und Contre- Admiral Worden, zur Zeit Chef der Seeschule zu Annapolis, sein Nach folger werden, letztere Stelle aber C. R. P. Rodgers, zur Zeit Chef des Büreaus der Schisfsbauhöse, erhalten. Es heißt auf's Neue, daß Staatssekretär Fish abdanken und in Richter Pierpont ei nen Nachfolger erhalten wird. Ferner sagt man, daß Fiih an Schenck's Stellenach Lon don, Dr. I. P. Thompson als Nachfolger Bancroft's nach Berlin gehen soll. Eine Aenderung der Ver. St.-P 0 stamts- G c setze ist im Werke. Das betreffende Co mite des Congresses schlägt unter Anden vor, daß am und nach dem 30. Juni 1874 die Postal - Beförderung von Waarenmustcrn, Pflanzen, Kleidungsstücken, Metall-Proben, Grocericwaaren, lebendigen Bienen, Schu hen, Stieseln u. s. w. aushören soll. Die Aenderung des Ver. St. Banke rott - G e s e tz e s ist im Congresse noch in der Schwebe. Wie es heißt, ist das Comite des Unterhauses von dem Vorschlage eines gänz lichen Widerrufes des alten Gesetzes zurückge treten und wird die Annahme der bereits im Senate passirtcn Bill mit einigen Amende ments empfehlen. Die Untersuchung der Angelegenheiten des D istr ik ts Col n m bia ist in vollcmGange. Soeben will man ausgefunden haben, daß die Fallthüren der Abzugs-Canäleii, Washington nicht contraktlich, sondern im Widerspruche mit der gesetzlichen Vorschrift in offenem Markte angekauft wurden. In M exik 0 droht ein neuer Bürgerkrieg. Dieses Mal soll es auf die Trennung der Re publik in zwei, von einander unabhängige Gemeinwesen: „Republik von Mexiko" und „Republik der Sierra Madre," abgesehen sein. In Philadelphia ist nunmehr auch MatthiasKaas, dergleichzeitigmitdemStadt rathe W. Siner wegen Haltens einer Spiel hölle am 17. Februar 1873 zu §5OO Strafe und 2z-jähriger Zuchihaushaft verurtheili wurde, begnadigt worden. Siner gelangic schon vor einigen Monaten aus der Klemme. Am 7. Februar starb in Mailand, Ita lien, im 80. Lebensjahre die Wittwe desCom ponisten Rubins. Die Verstorbene hinterläßt ein großes Vermögen. Das radikale Element der Re publikaner schöpft neue Hoffnung' aus dem in Philadelphia erzielten Munizipaisiege, resp, der Wiedc-.erwählung der corruptcn Ad ministration Stokely's. Daß dieses Resultat nur durch den ärgsten Betrug, wie er schon lange in Pennsylvanien gang und gebe ist, er zielt wurde, bleibt gleichgültig. In Wash ington knüpft man an diesen munizipalen Sieg die Erwartung, daß die Tage der radi kalen Herrschaft noch lange nicht gezählt seien. D:e „Demokraten" aber, die mitgeyolsen ha ben, diesen Sieg herbeizuführen, haben Ur sache, sich zu dem Erfolge zu graiuliren. Col. W. S. Bölling in Lonisvillc, Mississ., machtAnspruch aus dasEigeitthums rccht von beinahe der Hälfte desGrundbesitzes von Richmond, Birg. Angeblich soll B. Aussicht haben, den dicserhalb anhängig ge machten Prozeß zu gewinnen, wodurch wie das Richmonder „State Journal" sagt der Colone! in den Besitz eines Bermögens von 10 Mill. DUrs. gelangen würde. Bon Philadelphia schreibt das„Bolks blati": „Der MörderHeidciiblut, welcher zum Galgen vcrurtheilt worden ist, zeigt in seinem Betragen völlige Ergebenheit in sein Schick sal. Seil Empfang des Brieses von seiner Mutter bereitet er sich allen Ernstes auf seinen Tod vor. Er sagt, daß er den Brief seiner Mutter nicht beantworten wolle, doch hoffe er, „sie im Himmel wiederzufinden." In Folge ihres in dem Briefe ausgesprochenen Wun sches, daß er die Tröstungen und Belehrungen der katholischen Kirche genießen solle, besuchen ihn täglich zwei katholische Geistliche in seiner Zelle. Er hatte erwartet, sein Verbrechen so gleich am Tage nach dem Urtheilsspruch am Galgen büßen zu müssen, und als man ihm mittheilte, daß er noch eine Zeitlang zn leben habe, hat ihn dies nicht im Mindesten berührt und vollständig gleichgültig gelassen. Dem Vernehmen nach soll an der Supreme-Court ein Writ of Error eingereicht werden und zwar wegen angeblichen Wahnsinnes, und kann dies möglicher Weise die Exekution ver zögern oder vielleicht auf unbestimmte Zeit verschieben. Die Papiere bezüglich des Ver höres, Ucberfllhrmig und Urtheil des Verbre chers sind schon an denGouvcrneiir eingeschickt, doch müssen dieselben dem Gesetze nach dort 30 Tage bleiben, che eine weiteres Vorgehen möglich ist." Privalbriefe von Hang Kona, China, sagen, daß Commodvre Parrott sich in Folge schlechter Gesundheit genöthigt gesehen hat, den Befehl des Ber. Staaten-Geschwaders in den asiati'chcnGewässern niederzulegen. (Eine neuere Nachricht zeigt die bereits in San Franzisco erfolgte Ankunft des Commodores an.) Die cubanischen Cigarrenmacher in N ew- U 0 rk rüsten sich zu einem neuen Ausstände und hoffen diesmal glücklicher zu sein, als im letzten Oktober. Der Preis der imporiirtcn Cigarren ist in Folge eines „Strikcs" der Ci garrenmacher in Havanna bedeutend in die Höhe gegangen, so daß dieselben nicht mehr so billig, wie bisher, verkauft werden können. Dies nimmt den Fabrikanten aber auch zu gleich den bisher gebrauchten Vorwand gegen eine Aufbesserung der Arbeitslöhne weg, und die Cigarrenmacher schmeicheln sich daher so gar mit der Hoffnung, daß die Lohnerhöhung gutwillig zugestanden werden wird. In Glasgow, Schottland, wurde am Samstage der neue, zur Fahrt zwischen Ham burg und New-Uork bestimmte Dampfer der „Adler - Linie," „L esji ng vom Stapel gelassen. Der in Alba n h, N.-U., zum Tode vcrur theilte Mörder Emil Löwenstcin ist vollstän dig gebrochen und der Verzweiflung nahe. Einige Geistliche bemühen sich, ihm Trost zu zusprechen. Das Justiz-Comite desßcpräscntantciihau fes desCoiigresscs, dem diePetiti 0 n j ener Fanatiker, die die Anerkennung Gottes in derConstitution verlangen, überwiesen wurde, berichtet, daß nach genauer Prüfung der Vor ! gängc bei der Berathung über dieConslitution ych herausstellte, daß dieGründerderßepublik diese Frage eingehend erörterten und sich da hin aussprachen, daß die Republik Allen ohne Unterschied des Glaubens eine Zufluchtsstätte fein soll, zudem aber auch die Conflikte zwi schen Kirche und Staat, die in den meisten eu ropäischen Ländern so traurige Folgen nach sich zogen, nur dadurch zu vermeiden seien, wenn die Constitution alle religiösen Tinge vollständig aus dem Spiele lasse. Das Co mite schließt sich diesen Ansichten vollständig an, und bittet, der weiteren Erwägung dieser Sache enthoben zu werden. Tie „Akademie der Wissenschaften" inWien hat Prof. Henry in Washington tele graphisch inttgethcitt, daß ein Komet mit schwacher nach Südosten gerichteter Bewegung am südlichen Himmel entdeckt worden sei! Ein Schauspieler, Namens H amilt 0 n I. S m i t h, der unter dem Namen Notlimah Smith spielte, erschoß sich am Sonnabend im „Madison-Avenue Hotel" zu New-Bork. Der Verstorbene, welcher aus Memphis, Temi., stammt, war vor dem Kriege jehr reich, verlor aber Alles durch den Krieg, weshalb er auf die Bühne ging. Sein Stolz litt es aber nicht, unter seinem eigenen Namen zu spielen, und er transponirte deshalb die Buchstaben seines Namens. Er war ganz ohne Geld mittel, hatte aber eine Garderobe und Schmucksachen von beträchtlichem Werthe. Der Baiikerottfall des „FranklinS a vings - Fnnd" in Philadelphia wird sich durch seine Billigkeit vor anderen solchen Li auidationsangclcgenheiten vorlheilhaft aus zeichnen. Tic Anwälte haben beschlossen, statt 5 Proz. nur I Proz. zu nehmen, und sie werden bei Abwickelung der 800,000 invol Virenden Angelegenheit nur §20,000 verdie nen. Die Philadelphia'er „Horticultnr- Gesellschaft" hat beschlössen, ein großes Gewächshaus für die Säkular Ausstellung errichten zu lassen, um in demselben Palmen und andere tropische Bäume und Pflanzen auszustellen. Vor dem Obcrgerichte von Maine schwebt zur Zeit die Frage, od Frauen als Friedens richter sungiren können. In San Franzisco ist in der Person eines Hrn. R. Thomann den Deutsch-Ameri kanern ein jugendlicher saihrischer Dichter er standen. In einem längeren satyrischen Ge dichte mit dem Titel: „Leben und Thaten von Hannis Schaute, mi->- John shoddy," oder „von Buxtehude nach San Franzisco," ent. wirft er das Lebensbild eines durch blindes Glück in Amerika reich gewordenen deutschen Dummkopfes, Shoddy, und indem er die Blößen dieses Einen zur Veranschaulichnng bringt, geißelt er die ganze Klasse dieser reich gewordenen und jetzt die Geschwollenen spie senden Hausknechte nebst Allem, was d'rum und d'ran hängt. Für heute führen wir aus dem Gedichte den Schaute als Hanpt einer Miliz-Compagnie vor: Und dann kommen - Schaute'S Krieger, Sieben Lieutenants, stolz und prächtig, fünfzehn bärtige Sergeanten, Einundzwanzig Eorporäle, Und dann noch drei ganz Vcmcine, - Europäische Berichte. (De r S e l b st m 0 r d de s Gc ner a (6 von Gablenz.) Aus Wien wird vom 30. Januar geschrieben: „Daß der Selbstmord des Generals v. Gablenz jetzt hier das Tages gespräch bildet, braucht wohl kaum weiter be tont zu werden; ebenso erklärlich ist es aber auch, daß sich der tief erregten Discussion in allen Kreisen der Residenz das Gefühl wärmster Theilnahme gmend macht. Im Kriegsministerinm selbst warman gesternVor mittag noch in Ungewißheit, ob man der ein gelaufenen Traiierkunde Glauben beimessen sollte oder nicht. Noch gestern hatte das Her renhaus v. Gablcnz in eine Landwehrcommis sion gewählt. Wie östreichische Blätter ver- Ilchcrn, hatte derselbe, noch ehe er nach Zürich abreiste, zu ciiiemMitglicde des Abgeordneten hauses sich geäußert: „Ich bin in einer grau samen Lage— ich werde mich erschießen müs ftn." Selbstverständlich nahm der Betreffende die Aeußerung nicht wörtlich, und erfuhr erst bei dem Anlangen der Trauerkundc, wie ernst die Worte gemeint gewesen. Beiläufig be neidete der Verstorbene seil einiger Zeil die stelle eines Präsidenten der Wiener Rückver sicheruilgsbailk „Universale" und der östreichi schen „Sechandliing." Daß finanzielle Ver legenheircn drückendster Natur, die nicht außer Zusammenhang mit der jüngsten Krisis stehen, die wahre Ursache des traurigen Entschlusses gewesen sind, darüber herrscht jetzt kein Zwei gemeldet, war Frhr. v. Gablenz mit einerTochter des bekannten Ban quiers Frhni. v. Eskeles verheirathct. Diese Aamilienvcrbinduiig brachte ihn,seit er in den sisposiiioilSsiand getreten, mit der Wiener Finanzwelt in geschäftliche Verbindungen, die schließlich zu einer langen Kette von Unfällen und Verwicklungen führten, die schwer ans dem alten Feldherrn lasteten. Eines findet man in Wiener Kreisen nur räihsclhast, daß derselbe, so schwerlastcnd auch materielle Ver bindlichkeiten ihn quälen mochten, den Nächst stehenden sein Vertrauen entzog, und so von selbst ans jede Rettung verzichtete, trotzdem daß er doch sicher sein durste, daß er im an deren Fall ehrenvoll aus seiner Lage heraus treten konnte, ohne den gewaltsamsten Weg zu wählen. Heute zeigt die Gattin des Generals den Tod ihres Mannes in den öffentlichen Blättern an und meldet zu gleicher Zeit, daß die Beerdigung auf dem evangelischen Kirch hofe in Zürich stattfinde. Die Abschiedszeilen, welche er vor dem entscheidenden Augenblick noch schrieb, lauten wörtlich: „Ich habe mich gesammelt und zu Gott gebetet. Ich yabe stclS das Gute gewollt und meinem Nächsten ge Holsen, wo ich konnte. Meine Stellungen waren mir so angenehm, weil ich in erhöhtem Maße helfen und Gutes thun konnte. Dieß ist mir eine große Beruhigung. Doch genug, mein Zustand ist unerträglich hinfort. ')Nona te lang nervöse Aufregung, kein Schlaf, bei nahe bis zur Unzurechnungsfähigkeit. Ich leide, ohne es zu zeigen. Doch nun ist das Maß voll." —(Ein Gespenst in der Münchcner Hofburg.) „Die schwarze Frau." Das Ge spenst in der Münchener Hofburg macht der Bevölkerung vie! Kopszerbrechens. Ter bay erische Hos hat, wie vielleicht bekannt ist, von den bayerischen LandeSkinderu schon vor lan ger Zeit ein eigenthümliches Geschenk erhal ten. hat für ihn ein besonderes Hausge spensi, die sogenannte „chwarze Frau," erfun den, die wahrscheinlich, imi nicht mit der Ber liner „weißen Frau" verwechselt zu werden, in dunkler Tracht erscheint. Besagte, oder besser gesagt, gedachte „schwarze Fran" ! hat sich nun angeblich gegenwärtig in Mün chen wieder sehen lassen, und wer die neuesten Neichsrathswahlen in Bayern in Betracht zieht, der muß wohl über zeugt sein, daß die Geschichte von der „schwar zen Frau" in den weitesten Kreisen glaubhast gemacht und wirklich geglaubt wird. Ueber das neuste Debüt der „schwarzen Dame" und anderes Geisterhafte schreibt mannn dcr„W. Borstadl-Zeitung:" „Zeit einigen Tagen spricht man hier fast von nichts Anderem, als von der Hoskirche der sogenannten Thcatiner und von der „schwarzen Frau." Daß eine Thurmuhr an Genauigkeit im Gange ebenso viel zu wünschen übrig läßt, wie unsere com munalen Einrichtiingen, das bringt keinen Münchener mehr aiis seiner Gemüthsruhe; eine andere Bcwändtniß hat es aber mit der Uhr bei den Thcaiineru, denn sie prangt auf dem Thurme einer Hofkirche und diese Ho kirchc birgt die Fllrstengruft in sich, in welcher die beiden Könige Maximilian I: „Baier Max" vontzPolke aenanni, und Maximilian 11. ruhen. Fast ein halbes Jahrhundert ist seit dem Tode Maximilian !. verstrichen, der ei nein Schlagfiussc erlag. Der gute König ver weilte damals im Lnstschlosse 'Nymphenburg. Die Münchener, welche der König gesund und heiter verlassen hatte, ahnten nicht, daß nach wenigen Stunden „das beste Herz" aufhören sollte, zn schlagen; sie betrachteten es nichlj daß nur eine kurze Spanne Zeit vor dem Tode des Königs die Uhr bei den Thcatiiiern plötz lich von selbst ablief: kaum war aber die Trauerkilndc von dem plötzlichen Hinscheiden Max' I. in die Hauptstadl gedrungen, da gin gen die Leute scheuen Blicksander Theati nerkirche vorüber und murmelten dumpf in sich hinein: „Tie Uhr israbgelaufen!" Wie ein Lauffeuer verbreitete sich vor einigen Tagen das Gerücht in der Stadt, daß die Uhr bei den Thcatiiiern plötzlich abgelaufen sei. Tie fem Gerüchiesolgte die Sch'auermähr auf dem Fuße, daß man m der Residenz die „schwarze Frau" gesehen habe. Noch lebt in, Gedächt nissc der Münchener die seltsame Geschichte von dem Erscheinen der „schwarzen Frau" im Schlosse zn Aschasscnburg im Jahre 1854. Damals verbrachte König Ludwig !. mit sei ner Gemahlin, derKöniginTherese, den Som mer ans diesem Schlosse. Während die Ma jestäten mit ihrem Schwiegersöhne, dem Gro ßherzog von Hessen, den Thee einnahmen, trat eine schwarz g-lleidcte, dicht verschleierte Dame in das Gemach und hielt hinter dem Stuhle der Königin an. Der Großherzoq gewahrte seltsame Erscheinung; er erhob sich vom Stuhle, in diesem Augenblicke aber ver ließ die Dame das Gemach. Der Großhcrzog folgte, um sie über ihr unbefugtes Eintreten zur Rede zu stellen, traf aber im Borzimmer nur den diensthabenden Hossonricr, welcher Jeine Dame gesehen haben wollte. Merklich erregt kehrte der Herzog zu seinen Schwieger eltern zurück und gestand endlich der wegen seiner sichtlichenVerstimmnng in ihn dringen den Kömgin den Grund derselben. Erblassend rief die Königin: „Daß geht mich an!" Die beiden Majestäten kehrten nach München zu rück und als eines der ersten Opfer der dort wüthendenEholera, als das einzige vom Hofe, erlang Königin Therese. Im gegenwärtigen Augenblicke, in welchem München so arg von der Eholera heimgesucht ist, spricht nun Alles mit Schauder von dem Erscheinen der „schwar zen Frau," die cineDienerin der Oberhofmei sterin der Königin Mutter auf dem Gange von der alten Hofkapelle zum weißen Saale gesehen haben soll, und von dem plötzlichen Ablausen der Uhr bei den Theatinern." (Die Ber in äh lii n g in Peters burg.) Ueber den Verlans derßermählungs feicr in Petersburg entnehmen wir der „Sp. Ztg." noch folgende Daten: „Vor dcr Becndi gung des Hofballes am Freitag gegen Ii Uhr zog sich das neuvermählte Paar in die kaiserl. Gemächer zurück, begleitet von dem Großfür sten Thronfolger und dessen Gemahlin. Nach Sem die innge Herzogin von Edinburgh hier die Toilette gewechselt sie trug bis zum letzten Momente die große Galarove und die Tiamantkrone im Haar reisten Beide noch an demselben Abend nach ZarSloie-Selo ab. Hier steht im linket Flüge'l des kaiserlichen Schlosses für die Neuvermählten eine wahr hast kaiserlich eingerichtete, ans l l Zimmern bestehende Wohnung zum Epfange bereit. Alle Möbel und Teppiche sind speziell zu 'diesem Flitterwochen-Asyl gearbeitet: überall j sieht man die Chriffre ZI. und 5. aiiaebrackit; > Palmen, blühende Rosen und Cameliem ! büsche verwandeln einzelne große Säle in I einen Wintergarten. Aus speziellen Wunsch der Königin Viktoria hat W. Brum, ein Correspondcnt der „Times," diese Zimmer vor einigen Tagen in Augenschein nehmen und für die Königin eine spezielle Beichrei bnnd derselben machen müssen. Er soll über den guten Geschmack und die sinnigeAusmerk samkeit, die sich selbst in kleinen Einzelnheiten dieser Ausstattung widerspiegeln, des Lobes voll sein. Mit besonderer Genugthuung er zählt erhier, daß er auf einem der nach eng. lischer Sitte mit kostbar eingebundenen Bii chern und Albums bedeckten Vische auch eine englische, aus Kosten des verstorbenen Prinz- Gemahls veranstaltete Ausgabe der „Sakun tala," bekanntlich das LieblingSbuch des Prinzen Albert, gefunden habe. Prinz Al fred und Prinzessin Marie bleiben bis Dien stag den 27.(15. Januar in Zarskoje und kehren dann zur Abnahme der großen Cour nach Petersburg zurück. Ein wahrhaft groß artiges Geschenk hat die Petersburger Kaus Mannschaft dem jmigcnPaare überreicht, eine goldene, mit Email verzierte Schale zu Salz und Brod, dem Gewichte nach 15 Psnnd reines Gold enthaltend. Tie Mitte der Schüssel ist mit den Buchstaben .4. und ZI. ausgefüllt, darunter in farbigem Nmiln cloisounc das Darum des 11. Januar 1874, Alles umgeben von einem Lorbeerkranz in farbigem Email; die inneren Seiten sind mit vier in farbigem Email gearbeiteten Medaillons (Handel, Schissfahrt, Industrie, Eisenbahn) geschmückt, aus dem äußersten Rande correspoiidiren vier farbige Wappen , schilder mit diesen Medaillons. Das ganze Werk hat 14,000 Rubel gekostet." —Die französische Regierung bat verboten, daß Marschall Bazaine in St. Mar s guerile Besuche empfange. (Zum To de v ern rt heilt.) Ans Bayern wird unter dem 22. Januar gemel det. Der oberpfälzische Schwurqcrlchtshof hat dieser Tage ein Todesurtheil gefällt. Das Verdikt traf einen neuuzehniährigen Tienst knecht, JohannZangcl. welcher ein 6-jähriges Mädchen unter empörendsten Umständen er mordet hatte. Der Unmensch hatte das Mäd. chen in den Wald gelockt und es in wahrhaft bestialischer Weise um's Leben gebracht. Man fand nämlich die Leiche vollständig entkleidet, den Kopf vom Rumpfe getrennt, den Körper vom Halse bis zu den Genitalien mit einer tiefen Schnittwunde, so daß die Eingeweide sichtbar dalagen. Sechs weitere tiefe Äiinden waren in verschiedenen anderen Körperteilen und außerdem ergab die Obduktion, daß der Schambogen bis rückwärts oberhalb des Äj- i ters an da Heiligbein und bis zum untersten Lendwirbel durcknchnitten war, die äußeren GeschlechtSiheilc und die Leber waren heraus geschnitten und entfernt. Der Unmensch, welcher sein Verbrechen eingestand, gab kei nen Grund für seine Unthat. Der Verbre cher hörte die Verkündigung dcsTodesurtheil mit Ruhe und ohne lebe Spur einer inneren Bewegung an.—Das Bezirksgericht in Frei sliig hat einen Briefmarder, tzen Postexpedi tionsgchülsen Merz, wegen Unterschlagung einer Anzahl Briefe zu 9-nioiiatlicher öftsäng nlßstrafe verurtheilt. —ln Altött jng ist in den letzten Tagen eine BickrisiS ohne jeden Skandal glücklich vorübergegangen, indem die Herren Brauer so tlug waren, dem reniientcn Publikum nach zugeben und das Wliilcrbicr wie bisher um 7 Kr. zu verzapfen. Auch in Trostberq er wartete man wegen Theuerung des Bieres unruhige Auftritte, die Sache wurde aber da hin geschlichtet, daß das Publikum nur :ene schenklole besuchte, in welchen das Bier 7 Kr. kostete, und dadurch wurden die andern genöthigt, das Bier wieder zu gleichem Preise abzugeben. (Aus Thüringe 11.) Am 23. Januar, Bor.iiittags. Stürzren zuMcimngen bci'mßan der Hellersen Wälzcrei bei'm Aufrichten der letzten Tparren, angeblich durchZerreißen der eisernen Anker, die drei Gewölbe ein und begruben unter dem daraus ruhendenGerippe des Gebäudes die dabei beschäftigt gewese nen (13) Arbeiter des Zimmerinnsters Hof mann, von denen zwei sofort todt bliebenj ei ner aus dem Transporte nach dem Kranken hause starb, mehrere schwer und 2 lcickw verwundet wurden. Nur zwei blieben unver letzt. Ter Thurm von Astu r a, in dem Conradin von Schwaben gefangen gehalten wurde, wird versteigert werden. Der Thurm, welcher um 4050 Lire, also etwa §lOOO zn ha ben ist, bildet unss?citbar ein Teukmal, an welches sich die ergreifendsten Erinnerungen der deutschen Geschichte knüpfen. Wie ein gescheuchtes Wild flieht der letzte Sprößling des hoheiistausen'scheii Kaiserhauses nach Ver lust der Schlacht von Tagliacozzo an den la tinischcn Strand: er gewinnt ein Schiff, glaubt sich schon gcrrettel. Da erkennt man ihn, führt ihn zurück in den Kerker imThurm von Astura, und von da nach 'Neapel aus da Blutgerüst. Italien hat gerade keine Ver anlassung, dieses Denkmal des Verrathe vor Vernichtung zn schützen, und so möcht.- dem Thurme, je nach dem Bedürfnisse des etwai gen Käufers, vielleicht gänzlicher Untergang in schnödem Abbruch drohen. Fra nkfnrt a. M. wird die im fünfzehnten Jahrhundert erbaute Johannitcr tirche, welche in den letzten Jahrzehnten als Waarenlager diente, ans den Abbruch verstei gert werden. —(M ü nchen, 30. Jan.Z In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten stellte der AppcllationSgcrichtsrath Türrschmidt die Anfrage an den Eultusnnnister, „ob er von den mit Umgehung des Placct erlassenen Hir tenbriefen der Bischöfe ans Anlaß der Reichs iagswahlcn wisse und ob er darin nicht eine geictzwidrige, die Verfassung verlctzcndcHand lung erblicke, wogegen einzuschreiten sei?" Der Culttisminisler v. Lutz verneinte die Fra ge und fügte hinzu, „daß gesetzliche Bestim mungcn, wonach das Vorgehen der BUchöse, trotz erheblicher Bedenken dagegen, als rechts widrig zu bezeichnen wäre, nicht vorhanden seien. Die Pflicht der Einholung des Placer gelte mirchei Publikationen von Gesetzen und Verordnungen der beraten Hirtenbriefe, cur hielten aber mir religiöse Mahnungen, wie solche von der Kanzel vielfach ertheilt und nie beanstandet morden seien." Taraus verlas der Minister des Innern v. Pseusser ein Dekret, wonach die Kammer bis aus Weiteres vertage wird. —>. P aris, 29. Jan.? In Caen herrscht litt Augenblick große Aufregung. Der Präfekt hat nämlich die Aufführung des Stückes „Pe richole" von Mcilhac und Ludovic verboten, weil ein Schauspieler, welcher einen König spielte und dem dieKronc vom Kopfe fiel, sich ans seiner lächerlichen Lage dadurch heraus ziehen wollte, daß er ausrief: "Decickc-mc-nt, kois!" Der Präsekt sab darin eine Beleidi gnng deS zukünftigen Königs von Frankreich, und duldete die weitere Ausführung des Stük kcS nicht. Die Caener nehmen für und gegen die Zukmiftsmajorität Panei und es kam in Folge dessen schon zu tüchtigen Schlägereien in der sonst so friedlichen >-Nadt der Norman die. —Ans dem am 22. Januar in Prag abgehal iencn Ganiisoiis - Balle starb gegen 10 Uhr Abends plötzlich die Gemahlin des Landwehr- Hauptmanns Hrn. Hrnezir. Dieselbe wurde (wahrscheinlich in Folge zu heftigen Schnü rens) von einer Ohnmacht befallen und gab, obgleich die anwesenden Militär Aerzte sehr schleunigst den erforderlichen Beistand leiste ten, binnen einer Viertelstunde den Geist am. Bei der im deutschen N eiche bevor stehenden Einführung von aus Nickel gepräg ten 10 und 5- Pfennigstücken, welche die bis her coursirendeil ganzen und Haiben Groschen ersetzen sollen, wird dieMiitheiinng nicht ganz uninteressant sein, daß Nickel schon 200 Jahre vor Chr. Geburt bei dem Prägen von Mün zeit verwendet wurde. Alan verdankt diese Mittheilung einer bedeutenden Autorität, dem Dr. Flight vom britischen Museum in LOll - Vor nicht langer. Zeit wurden diesen Gelehrten Münzen der indisch - griechischen Könige Eitthydcuiiis i2OO v. Chr.) Pantaleon (135 v. Ehr.) und AgathoklcS (120 v.Chr.? von einem bekannten NumiSmatiker zur cke mischen Analyse übergeben, weil diesem die ei gei'.thümliche weiße Farbe zener vermeintlichen Silbermünzen schon seit längerer Zeit ver dächtig vorgekommen war. Tie Analyse ergab bei den Münzen der drei verschiedenen Rc gierniigeii ein gleiches Resultat. Sie cnihicl ten 20 Proz. Nickel, 77 Proz. Kupfer und 3 Proz. Eisen, Zinn, Kobalt und Schwefel. Die Elffiicscii baben sich schon vor lanqer Zeit eines Metalls bedient, welches sie weißes Kn pfcr nanntcn, dessen Mischung ans 79,4 Kn Pfer, 10 Nickel und 4,58 Zinn bestand so berichtet Herr Flight. In Europa aber kennt man Nickel erst seit 1751, in welchem Jahre Eronstedt dieses Metall entdeckte. (D ic U la 11 c 11 i m d c uts ch enHcerc als Fußkäni vfcr.) Man Ichreibt aus Straßbnrg uuter'm 15. Januar: „Man geht gegenwärtig damit um, die Ulanen thcilweisc mit Gewehren zu bewaffnen, um sie im Kriege auch zu Fuß kämpfen lassen zu können. Die Erfahrungen des letzten Krieges haben gc lehn, daß die Ulanen, welche nur die Lanze als Hanptwaffc haben, denn von der Ret terpistole kann man als Waffe für den Kampf füglicher Weise absehen nicht im Stande sind, auch nur wenigen guten Schützen gegen über mir Erfolg ansznireten, da ihnen eine gute Schußwaffe mangelt. In Folge dessen sind jetzt bei dem hiesigen Ulanen-Regimentc Chassepotgcwchre vertheilt worden, mit wel che bei jeder Schwadron je ein Zug bemaff net wird. Außer dem Gewehr wird jedoch für diesen Zug vorläufig die Lanze noch beibchal ten; das Gewehr wird daher aus dem Rücken von der linken Schulter nach der rechten Hüft te herabhängend getragen und vermittelst ei nes Leibriemens in dieser Lage festgehalten. Wie man hört, soll ein jeder Ulan mit dem Chassepotgewehr ausgerüstet werden, damit jeder einzelne, mit der Art des Gebrauchs dieser Waffe vollständig! vertraut, zu jeder Zeit in dem zu formirende'.i berittenen Schul zenzngc Verwendung finden kann." (Vom Rhein, 25. Januar.) Ter seitherige milde Winter hat auf den Weiiiflock, die Wintersaat und ländliche Arbeiten einen recht günstigen Einfluß geübt, dagegen wirkt er um so nachtheiliger auf den Gcsündhcitszii stand des Publikums. Bei Erwachsenen trc ten vielfach starke Brcchruhren, anhaltend Ap petitlosigkeit, Magenkatarrhe, hartnäckige Hu sten, Brustbeschwerden und dergleichen mehr ein; kleine Kinder werden häufig von Husten und Bräune heimgesucht. Jn Folge mehrfacher Anlagen neuer Wein berge sind die Weinbcrasbesitzer mit Roden und Mauerlagen beschäftigt und erfreuen sich die Taglöhner, Maurer und Fuhrleute eines wohlzufriedenstcllendcn Verdienstes; von Win terfrösten ist das junge Rcbholz der Stöcke unverletzt geblieben. Im Verkaufe des neuen Weines geht es flau; nur hie und da werden kleine Quantitäten per Ohm zu 50 bis 00 Gulden abgesetzt. Unbemittelte Winzer hallen ihre Weine feil', ohne daß sich ihnen, wie sie es wünschen, günstige Gelegenheit zu guten Verkäufen darbietet. Tie Weinproducenten behaupten, daß die echten Naturweine durch die enorme Fabrikation vonKuiistweiiicn nicbt mehr ihren wahren Werth erreichen. Im In teressc der Producenten wie auch der Coniu mcnten dürfte es an der Zeit sein, daß die Staatsbehörde der Fabrikaiion von Wein entgegentrete. Es soll im Rheingau Kunst wcinfabrikantcn geben, die jährlich 40 bis 50 Stück Fabrikweiii machen und dabei B—lo Thaler Steuern bezahlen. Es wird sich Nie mand entsinnen, daß ein Weinfabrikant sein Kunstprodukt auch als Fabrikat dem Käufer jemals angeboten hat. Auch ein Fortschritt! Ter Geldbeutel schrumpft dabei nicht cm und man giebt mühelos und zusehends ein reicher Mann. Ter Magen des Consumcnten mag ja zusehen, wie er mit dem „Getränk" znrcckt kommt. (D r ein ud zw anz i g Kinder er trunken.) Aus Zinn schreibt man der „Bromderacr - Zeitung" vom 27. Januar: Nachmittags, nach den Schlüsse de Schule in Kodlomb (bei lanowiec, Kreis Wongrowice), passirtcn 23 Schulkinder, um den Heimweg abzukürzen, den dortigen sehr liefen See, dessen schwache Eisdecke in der Nacht zum Montag leicht überfroren war. Schon hatten die Kinder eine ziemliche Strecke auf dem See zurückgelegt, als plötzlich der Bortrab, aus 5—6 Schülern bestehend, ein brach und alle ihnen folgenden Kinder von einem besonders heftigen stoß des wüthenden Sturmes in die offene Stelle getrieben wur den. Sämmtliche 23 Kindes Knaben und Mädchen, verschwanden unter dem Eise und fanden in dem See ein schreckliches Ende." Prinz Fri edri ch K arl von Preußen ist, wie dem „Daily Telegraph" aus Berlin gemeldet wird, im Begriff, eine lange Reise durch Rußland, Sibirien. China und Japan zu unternehmen. Diese Tour, fügt der Cor respoildcnt hinzu, wird offiziell als ein wei lcreS Sympton dafür erachtet, daß friedliche Aussichten zu Hause gesichert sind.