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Der Teutsche Corre^onöeni. Baltimore, iS. März 1>74. Tie Untersuchungen deö lkomite'S üvcr Mittet unv Wege vom Rcpräscutanteuhause einem kranken, zerrütteten Körper führt oft die geringste Unregelmäßigkeit den -Aus bruch einer schweren Krankheit herbei: dieses läßt sich zur Zeit an der rep. Partei bcobach ten. Wo man glaubt, ein Eiterbläschen zu sehen, sitzt ein tiefes Geschwür und der Par tcilörpcr ist über nnd über von solchen Ge schwüren bedeckt, die selbst durch die rothe Schminke der prätendirtcn Civtldicnslreform nnd des Patriotismus hindurch sichtbar wer den. Als die radikale Coiigreßmajorilät auf die gute Idee kam, die Sänborn'schcn Eon tralre zu vcnnliren, glaubte man es mit einem uubcdeuteudeu Gcjchwürchcu und Eilerbläs chen zu thun zu haben und jetzt hat man, ohne zu wollen, ei Geschwür aufreißen müssen, welches förmlich das Land verpestet. Es war längst kein Geheimniß mehr, in w stch'unverschämter Weise die großen Im porteure allenthalben von den Beamten der Regierung geschröpft und gerupft wurden; da sie sich jedoch anjchciülich die Sache gefallen ließen, so konnte man Nichts dagegen haben, zumal die aus jo unverschämte Weife geplün derten Firmen noch immer treu zur radikalen Partei zu halten schienen. Die Sanborn'- fche Contrakt-Affairc hat endlich Veranlassung gegeben, diese am Hcmdclsstande seit Jahren verübten Betrügereien und Erpressungen zu aufzudecken. Wie die Eselin Bilcam S, als sie den Engel mit deni Schwerte vor sich nd den Propheten mit dem Knüttel hinter sich hatte, ein Wun derwerk verrichtete und zu sprechen begann, so unsere Importeure: auch ihnen thut die bit tere Noth den Mund ciui iindDas, was sie,— die seit Jahren die republikanische Partei nach Kräften unterstützte:!, heute sagen, klingr thatsächlich eben so wunderbar und befrein dend, gegen alle Naturgeschichte, möchte man sagen, als die Rede des grauen Freundes jenes Propheten der Moabiter. Bekanntlich gab es in den radikalen Massen versammlungen New Aorl'S keinen eifrigeren Patrioten, als Jackson Schultz, und was wußte dieser Mann vorgestern nicht Alles von der Schmachwirthfchaft'der New Rjorkcr Zoll beamten zu erzählen! Wenn solche Zeugen auf treten, dann bedarf es keiner Stimmen aus den Reihen der Opposition; denn wenn die Stimmen der radikalen Kaufleute irgendwo von Gewicht sind, dann sind sie es stchcr in diesen Untersuchungen, in denen die ganze republikanische Partei auf der Anklagebank sitzt. <Seschäftsstock,tt!g uttv sogenannte „Revivals." Es ist Thatsache, daß die Frömmigkeit hier zu Lande, wcnigens deren öffentliche Bethä tigung, stets mit Geschästsstockungcn einen höheren Grad erreicht. Die frommen Mucken, welche man „Revivals" zu nennen pflegt, das heißt Wiedererweckung zu Buße und Besse rung, gehen stets mit Geld .Handels- nndGe fchäftsirisen Hano in Hand. Je läng die Letzteren dauern, je allgemeiner und schlimmer sie werden, desto allgemcincrund heftig greift auch die fromme Zerknirschung unter Männ lein und Weitstem um sich, desto gewaltig offenbart sich der Drang, durch Gebet und durch den Krcuzzug gcgcii irgend ein soziales Uebel die Stimmen der Verdammung zu er heben und cS gewisscrwaßen als Sündenbock verantwortlich zu machen, welch an allem materiellen Elend und an der Unmoralität und an der Corruption, wodurch Ersteres ver anlaßt wird, die Schuld tragen wll. Da bietet sich min dem gewöhnlichen Men schenverstand Nichts von io handgreiflicher Natur, als die Umnäßigkeit im Genuß geisti ger Getränke. Wer wird leugnen, daß die selbe ein furchtbares Uebel ist, den Ruin von Millionen vcrnrsachr hat und noch verursacht und unzählige arme Familien unverschuldet in's Elend stürzt. Die wahre soziale Reform wird sich gegen die Wurzeln dieser Unmäßig keit, gegen Unbildung und viehische Genuß sucht, selbst richten. Die migcbildctenMassen ab, welche leinen Begriff von einer wahren sozialen Reform haben, halten sich an das ihnen zunächst Liegende, an das Acußerliche. Die Mittel, welche sie kennen, um den Meu chen zum Menschen zu machen, sind nichtUn crricht, Bildung, Kenntnisse, sondern Gelöb nisse, Eidschwüre, Beten und Singen und schließlich Zwaiigsgesetze. Wenn eine Geichäfrskrisis über das Land kommt, so drängt sich aller Welt die Frage auf, welches die Gründe dazu fein mögen. Tie gedankenlose Menge bat kein Verständniß da für, daßUeberprodüttion undUeberspektilation, daß Lug und Trug im Geschäftsverkehr, daß Corruption in der Verwaltung und eine ver kehrtc Finanzwirthschaft die Schuld an diesen Katastrophen tragen. Die Menge und na mentlich die ungebildete Frauenwelt in ihrem GesühlSdusel hält sich an das Handgreifliche, was ihrer Spbäre, ihrem Verständniß, ihren Erfahrungen zunächst liegt. Sie sehen ringsum die elenden Folgen der Völlerei und der zügellosen Umnäßigkeit, und ein allgemein Schrei erhebt sich: „Seht da, das ist der Teufel, der uns in'sElend bringt." lind sofort wird zum Werk gcichriten, nm'ihn n bannen und seine finstere Gewalt zu z brechen. Natürlich sieht der ciiifachste Men schenverstand, selbst wenn noch so leiden schaftlich regt ist, ein, daß man nicht von heute aus morgen aus Trunkenbolden nüch terne Wasserbrüd machen kann. Darum wendet sich die Wuth gegen den Stoff selbst, wodurch man zur Unmä'ßigkeit verführt wer den kann, gegen geistige Getränke jeder Arr. Es ist ein Kampf init den Windmühlen, aber Tausende füyrcii ihn in allem Ernste, mit fanatischer Begeisterung, ohne eine Idee davon zu haben, daß sie sich damit das Zeug niß der Bornirthctt uiid der Unbildung geben. Dieser Tempereiiz-Umug, dies Wciberkrieg gegen Stoffe, deren mäßig Genuß ebenso wenig schadet, als der von Brod und Fleisch und andern Speiien, ist nicht eigentlich lächer lich, sondern wirtlich betrübend. Man sieht daraus, wie weit Tauiendc und Zchntausende noch von der Bildungsstufe entfernt sind, von welch wirklich soziale Reformen zu warten sind, ia, noch schlimm, aus welchen vcrkehr ten Wegen sie wand, die sie zu immer wei teren Verirrnngen, statt zu Einsicht und Er kenntniß und wahr Moral führen. (PH. D.) Tic Situation auf Euba. Die Dekrete des General-Capitäns, welche verfügen, daß alle waffenfähigen Männer der Insel cingemnslert werden, haben genau die Wirkung hervorgebracht, welche man bei dem Bekanntwerden derselben befürchtete und voraussagte. Wie ans Manzanillo berichtet wird, kommen zahlreiche Desertionen unter den Freiwilligen vor und in allen Regimen tern dies Zwangsarmce herrscht Aufruhr und Empörung. Tie Dekrete werden der Insel nicht nur keinen Frieden sichern, fondern den Geist der Empörung nähren und den Aufstand stärken. hätten vielleicht keinen wirksameren Schritt thun können, nin dcr Ge schichte ans Euba ein baldiges Ende zu ma chen ; freilich wird dieses Ende ein ganz an deres sein, als sie sich einbildeten. Tic Tiätcfragc in Deutschland. Im deutschen Reichstag ist seitens der Fort schrittspartei der Antrag gestellt worden, den zwei- und dreißigsten Artikel der Verfassung des deutschen Reiches, welch bestimmt, daß die Reichsragsabgeordncteu keine Diäten er halten sollen, aufzubeben und dafür festzu setzen, daß die Mitglieder des Reichstags aus Reichsmiltelnßeisekosieii und Diäten erhallen sollen. Der Antrag ist mir 22 Stimmen gegen 79 angenommen worden und man hofft, daß diese Abstimmung, die sich zwei ähnlichen Beschlüssen des früheren Reichstags an schließt, nicht ohne Einfluß auf die Regierung sein wird. Die Annahme des Fürsten Bismarck, daß die Dintenlosigkeit nlsCorrektiv des allgeinel nenStimmrechts dienen werde, hat sich jeden falls nicht bewährt. Der deutsche Reichskanzler weis't Betreffs dies Frage immer auf England hin und meint, daß wenn dort die Besitzenden sich mit Vorliebe dem politischen Leben widmeten und die Ehre, als Volksvertreter zu fungiren, selbst sehr großer Opfer werth hielten, dies auch in Deutschland mit jedem Jahre mehr der Fall jein werde; indessen in Teutschland sind die Verhältnisse doch anderer Art. In Teutsch land äußert sich mit den begüterten Elasscn bei Weitem nicht die Theilnahme für das po- Uliiche Leben wie nur dem gebildetcnMittel stand und auch die Fähigkeit, die Interessen des Volkes zu vertreten, ist dort bei Weitem nicht so groß. Jedenfalls hat die Erfahrung in den letzten Wahlen gezeigt, daß die Zahl' der Personen, welche in einem viätenloseiißeichstag für drei Jahre ein Mandat zu übernehmen bereit und gleichzeitig zur Uebernahme eines solchen ge eignet sind, in säst allen deutschen Staaten, besonders ab in Süddeuischland, keine große iit; sehr viele der tüchtigsten frühercnAbgeord n.ten hatten mit Entschiedenheit die Wiedcr übernahme eines Mandates abgelehnt und in nicht wenigen Wahlkreis, hat ein förmlicher Mangel an Candidatcn geherrscht, und zwar nicht, weil es an Männern, die die erford lichen Eigenschaften besaßen, fehlte, sondern iveil nicht genug Männer vorhanden waren, die so gestellt gewesen wären, daß sie sich den -Opfern, welche die Uebernahme eines Reichs -t igsmandats mit sich bringt, hätten unterzic theil können. Diese Ueberzeugung ist so allgemein gewor den, daß man dicEinsührung von Taggeldern im Reichstag als die Bedingung eines frische ren Aukschwiinges des politischen Lebens in Deutschland betrachtet und die großeMchrhm mit der jetzt zum dritten Mal jener Beschluß angenommen worden, zeigt, daß mau sich be wußt gewesen, daß mau damit einen Volks w infch und cm Volksbedürfniß znmAussriick.' ge iracht. Wir sind neugierig, ob der Bundes ach auch diesmal den Beschluß einfach all -ww legen wird. Wenn Fürst Bismarck feine'An cht Nicht geändert hat, wird er es allerdings th m; vielleicht hat ab das Ergebniß der Letzten Wahlen, durch das feine Voraussetzun gen so schrgetäuscht worden sind, den Reichs kanzler jetzt davon überzeugt, daß die Ver hältnisse in Deutschland noch nicht der Art fird, daß die Diäten ohne Nachtheile ent behrt werden könnten. (N. I. Stszrg.) j Das neue MilitSr.esetz in Deutschland. Die Hauptbestimmungen des dem deutschen Reichstage vorgelegten Milttär-GcsctzeS sind folgende: Zunächst wird der Sold der Sol daten um 18 Thaler Pro Jahr erhöht und an Berdem eine verbesserte und reichliche Ration eingeführt. Der Gesammtauswaiid hierfür bc ! trägt jährlich 14 bis IN Millionen Thaler, so daß das Armee Budget künftig auf 113 bis 116 Millionen Thaler jährlich sich belausen wird. Zwar wird die aktive Dienstpflicht von 8 Jahren auf 2 Jahre herabgesetzt, dage gen die Zahl der auszuhebenden Rekruten jährlich um 40, MW erhöht. Da Frankreich durch die Einführung der allgemeinen Dienstpflicht seine Armee auf die Zahl von 2,4?3,000 Mann vermehrt, so will die deutsche Regierung die deutsche Armee von der bisherigen Zahl von §1,301.000 auf 1,800,000 Mann erhöhen. Zu dieser vermehrten Armee werden 14,000 neue Omzieistellcil als nothwendig betrachtet. Jeder Soldat hat wie bisher im aktiven, Rc scrvc- und Landwehrdienste zwölf Jahre zu sammcn zu dienen. Tic Hälfte der Armee ist bereits mit dem Mauiergewehr, dem besten von allen, die man jetzt hat, bewaffnet. Tie.Snngcrsnoth in Indien. Die Nachrichten aus Indien lauten immer betrübender. In einem einzigen Dorfe star ben in Zeit von 4 Tagen 18 Personen Hun gers. .Wenn man bedenkt, daß in den Ebc iien der großen Flüsse Taufende von Städten und Dörfern liegen, so kann man leicht einen Schluß machen, wie furchtbar der Hungertod allenthalben wüthet. Tausende von hun gernden Hindus belagern die Regierungs- BüreauS, um Arbeit zu suchen. Ehe das neue Ministerium Schritte thun kann, dem Uebel entgegen zu treten, wird sich dasselbe so verbreitet haben, daß jede Controke unmög lich ist. - England sollte alle Kräfte anstren gen, um diesem Zustande cinEnde zu machen, denn derselbe ist größten Theils nur ein Re sultat der jahrelangen Mißrcgierung mit Sa trapenwirthfchast. Bei der reichlichen Zeit, die man hatte, um die nöthigen Vorkehrungen zu treffen, würde es daher wahrlich eine Schmach sein, wenn wieder, wie im Jahre ISSt!, Millionen Mcn scheu Hungers sterben sollten und der Herzog von Argyll, der trübere Minister für Indien, wird dem Tadel nicht entgehen können,daß er die Pslichten, die ihm ganz befondersAngcsicht? der orohendenGcißel oblagen, nicht erfüllt hat, aber auf den Ruf des ganzen früheren Mini steriums würde ein Flecken fallen, wenn die jetzt gehegte Beforgmß, daß die zur Milderung des Unglückes erforderlichen Maßregeln min destens zwei Monate früher hätten ergriffen werden müssen, sich als begründet erweisen sollte. Tie Zeit, die verloren ist, läßt sich nicht wieder einbringen und man muß daher jetzt hoffen, daß noch in Folge von RegenfäUen, die inzwischen eingetreten sein mögen, der Ertrag der Wintererndie weniger weit hinter den Bedürfnissen zurückbleiben wird, als man bis jetzt annehmen zu können geglaubt hatte. Weiteres über de Tod der Schau spielerin Frau Noyes in New-syork. Ueber den schrecklichen Tod der New - Por ter Schauspielerin Frau Noyes oder 'Ada Clair, wie sie ans der Bühne hieß, wird von dort Näheres berichtet. Am Morgen des 30. Januar wurde sie, während sie mit ihrem Schoßhündchcn spielte, von diesem bei der Nase gefaßt und so lange gehalten, bis man ihm das Maul aufriß. Die Verstorbene ging sofort zu Dr. Elliott, welcher die Wunde ätzte und verband. Die Wunde heilte, und letzten Sonntag Abend reiste Frau 'Noyes nach Röchest,' wo sie engagirt war, ab. Am Montag Abend erkrankte sie aus der Bühnen, kehrte insolgeTessen nachNcw 'Jork zurück. Dienstag Abend kam sican und schickte sofort zum Dr. Elliott, welch die Doktoren Parker und Eomorrhan zu Rathe zog. Alle ärztliche Hülse war ab vergebens. Der Hund, welch Frau Noycs gebissen hatte, war vorher krank. Man schickte ihn nach dem Tode der Frau Noyes zu einem Hunde Händler, um ihn beobachten zu lassen, doch starb bald nachher. —Dr. Samuel R. El liott jagte vor dem Coron ans: „Am 30. Januar kam Frau Noycs, die von cinem Hunde gebissen worden war, zu mir; es schien der Hund nicht an der Tollwuth zu lei den. Ich ätzte ihre Wunde mit Höllenstein, und die Dame schien nicht nervös erregt zu 'ein. Zehn Tage nach dem Vorfalle trat sie wieder auf. Am Montag wurde sie auf der Bühne ohnmächtig. Ich holte sie Dienstag 'Abend am Ccntralbahnhofc ab, sie fieberte stark und wähnte fortwährend, man verfolge sie und wolle sie todten. Wir brachten sic nach Hause. Die Verstorbene konnte nicht schlucken und athmete mit großer Mühe. Die Zuglust in der Kutsche und das Geräusch auf der Straße, welches ihr als das Brausen eines Sturmes schien, regte sie sehr. Das Fie ber ließ nach 12 Stunden nach, stellte sich aber bald wieder ein; die Convnlsiouen wurdcn heftig und die Verstorbene bat in ihren letz ten Momenten, man möge sie todten. Dr. Park und Dr. Eomorrhan wurden consnltirt und wandten eine Zeit lang Calabar-Bohnen mir anscheinendem Erfolge an.—Chloroform und Injektionen konnten nicht angewendet werden, weil die Kranke zu schwäch war. Sic starb am Mittwoch 'Abend. Ich iah den Hund am Tage, an welchem er die Verstor bene gebissen hatte; er schien nicht an der Tollwnth zu leiden, war aber wenige Tage vorher trank gewesen."—Tic Jury gab einen Wuhrspruch, in welchem es heißt, daß Ada M. Noycs an der Wasserscheu starb, herbei geführt durch den Biß eines Hundes. Tie Tcntpcrcnz-BewcstUttg. Parsaus, Kansas, 0. März. Den be deutendste hiesigen Apothekern und Wirthen sind heute Postkarten zugegangen, des In halts, daß die Freundinnen der Temperen; sie am nächsten Mittwoch besuchen und von dem Tage an alle Tage bei ihnen beten und singen würden, bis der Verkauf berauschender Getränke eingestellt sei. Tic Bewegung in Kansas. Leavenworth, Kansas, 7. März. Gestern Abend wurde hier eine Temperen;- Massei'.vcriammlling gehalten, bei welchsich großer Enthusiasmus kundgab. Es wurden indeß keine Wirthschaften besucht. Die Da men werden am Montag Nachmittag eine Versammlung halten, um dem Unternehmen eine bestimmtere Form zu geben. Es scheint in dem Plan derselben zu liegen, tägliche Be suche in den Wirthschaften zu machen. Wie s in View-Aart und New Zersetz ans ticht. New-Uork, 0. März. Die Damen halten täglich Betversammlungen in der „Bain Hall." Für jede Ward wird eine Haupt-Leiterin der Bewegung ernannt wer den, welche sich selbst ihre Gehülfinnen wählen wird. Im Laufe der Woche sind zahlreiche Wirthschaften besucht worden, doch haben die Danicn mehr Höflichkeit gesunden als Prose i lyten gemacht. Auch in Brooklyn sind die Damen rege, besuchen die Wirthe, schicken Pakt-Formiilärc Behufs Unterzeichnung herum und fordern die Hauseigenthümer auf, ihre Häuf nicht mehr an Wirthe zu vcrmiethen. N e w - lork, 0. März. Eine Menge hiesig und Brooklyn Prediger hat sich zu Gunsten der neuen Tempcrenz - Bewegung erklärt. Die Bewegung greift auch auf Long- Jsland uni sich und die Wirthe sind in erheb lich Bcsorgniß, daß auch dort dießctfchwin delei nicht ausbleiben wird. In der 11. und 12. Ward uns Stadt hat die Bildung von Wirthsjchuvvereinen begonnen. Ter Kamps in Ohio. Cii, ciniiali, 0. März. - Die Tempe renzversammluiig der Frauen in der ersten Presbyteriancr Kirche war von 300 Damen besucht. Tie meiste Zeit wurde mit Beten verbracht. Eolumbus, 6. März. Die Damen besuchen von jetzt au täglich zwei Mal jede Wirthschaft. Bei dem heutigen fchlechten Wetter benutzten sie Omnibusse für ihreÄrcnz fahrt. Eine schnappskneipe ist geschlossen worden. Die übrigen haben tapfer Wider stand geleistet. Columbus, Ohio, 7. März. Vor gänge an verschiedenen Plätzen geben klaren Beweis, daß das Erscheinen von Frauen vor den Wirthshäusern und in den Straßen, um durch Beten und Singen das Schließen der erstere zu bewerkstelligen, für die öffentliche Ruhe einer Stadt voll von den schlimmsten Gefahren ist. Namentlich kann man Das aus den Ereignissen am hiesigen Orte erkennen. Ties ist eigentlich die erste größere Stadt in Ohio, welche jetzt von dem Frauenkriege gegen die Wirthschaften heimgesucht wird. Bis da hin waren es nur kleinere Orte mit wenig Verkehr, wo, so zu sagen, alle Einwohner nur eine Familie bilden, in dem Alle miteinander bekannt und zum großen Theil befreundet sind. Au solchen Orten war weder von ent gegenstehenden Organisationen von Wirthen, Brauern oder Privatleuten, noch von Volks Anstänken und Aufregung und Skandal auf den Straßen die Rede. Die Frauen hatten dort freien Spielraum. Daß sich die Sache in größeren Städten jedoch ganz Anders ge stattet, davon liefert Eotumbiis ein warnendes Beispiel. Hier fand der erste Krcuzzug der Frauen gegen die Wirthschaften 'Nachmittags am 4. Mär; statt. Ungeheure Mcnschen-Mas. fcn folgten ihnen ans Schritt und Dritt, und darunter befanden sich, wie Das in einer größeren Stadt zu erwarten ist, nicht Wenige, welche die Frauen verhöhnten und verspotte ten, aber auch Manche, welche in der größten Aufregung zu Thätlichkeiten geneigt schienen. Aehnlich war es in und vor den Wirthschaften selbst, die von Männern und Frauen besetzt waren, welche die Temperenzlerinnen verhöhn ten. Die Polizei spielte hierbei eine ganz alsche Rolle. Anstatt auf irgend welche Höf- liche Weise die Veranlass der Ruhestörun gen, die Tempcn;-„Dameii," zu entfernen, - od wenigstens den Versuch dazu zu machen, verlangten sie von den Bolksmasscn Ruhe und andächtiges 'Anhören der Gebete und des Ge sangcs. Das Letztere möchte ganz wünfchens iverth fein, weil dadurch alle Gefahren für die Tcmpcrcnzfrauen beseitigt sein würden, aber eine kluge Polizei muß wissen, wie schwer es ist, eine aufgeregte Menge in Ordnung zu hallen und daß die wichtigste und gründlichste Maßregel die ist, die Veranlassungen zu Un- - ruhen zu entfernen, wenn dieselben noch dazu Pen Polizei. Gesetzen entgegen sind. Tie Skraßentumultc zu EolumbuS geben eine bc erzlgcnsiverthe Warnung, wie nothwendig es zur Ausrechthalmng der össentlichen Rube und Ordnung in großen Städten ist, daß die Tcm perenz-vmzüge von Frauen nicht zum öfsent lichen Straßen-Skandal werden. Cincinnati, 7. März. Die Weiber hatten heute ihre Streitmacht in vier Divisio ncn getheilt. Es hat nickt ein einziger Wirth den Pakt unterzeichnet, aber mehrere haben ihre Lokale geschlossen: sie wollen sich wahr scheinlick die Möglichkeit rcservircn, ihr Ge schäst wieder aufzunehmen, wenn der Kreuz zug nicht von En'olg begleitet sein sollte, und haben sich deshalb auf einen schriftlichen Eon rrakt nicht eingelassen. Die Damen sind von Muth und Begeisterung beseelt, und die Feind seligleiten werden am Montag wieder aufge noiumcn werden. Eleve land, Ohio, 7. März. Das Interesse an dcrTcmpercnz Bewegung wächs'l. Die Damen treffen in verschiedenen Theilen der Stadt Vorbereitungen zum Fctdziige. Heute wurden mehrere Wirthschaften besucht. In dem nahe gelegenen Newbiirg wurde ein Wirth überredet, sein Geschäft aufzugeben. Zu Mount Gilead hat ein Damen Comite alle Wirtschaften besucht, und sämmtliche Wirthe haben sich gefangen gegeben. In Elyria, ANiance und Ncw-Phtladclphia hat reu die Damen Versammlungen in Kirchen und Theatern und beginnen ihre Andacht. Übungen auf den Straßen. Toledo, Ohio, 7. März. Zu Find lay übertrifft der Erfolg der Damen alles bis her Dagewesene. Nach einer Arbeit von nur drei Tagen haben 20(1 Bürger den Contrakr unterschrieben und vier Wirthe haben capitu lirt. Heute Morgen wurde eine bedeutende Quantität Spirituosen ans die Straße ge gossen. Tie Damen zeigen viel Beuth und wollen vom Singen und Beten nicht ablassen, bis der Sieg ein vollständiger geworden. Hier in Tol:do ist noch kein bestimmter Feldzugs plan entworfen. Am Plön tag wird jedoch eine Versammlung gehalten werden, um Be rathungen zu Pflegen. Worcester, Mass., 7. März. Die, hiesigen Weiber beraihon sich noch täglich, wie sie gegen die Uumäßigleir vorgehen sollen. Sic haben entdeckt, daß viele Personen durch das Abendmahl zu Säufern gemacht werden und sie wollen nun die Prediger auffordern, ihren Beichtigern hinfort nicht mehr die Lip pen mit Wein zu benetzen. Sie haben auch entdeckt, daß manche Weiber gelegentlich gei stige Getränke benutzen und werden sich in den nächsten Tagen darüber berathen, wie diese Todsünde unterdrückt werden könne. Zunächst weiden überhaupt die Geistlichen und ihre Frauen aufgefordert werden, sich des Genusses aller berauschenden Getränke zu enthalten. Tie Lage der Tinge Phitavelpyia. Philadelphia, 7. März. Tie Ichnappsfragc ist in eine neue Phase getre ten, da es sich jetzt hauptsächlich darum han delt, die städtischen Behörden zu veranlassen, daß sie den Verkauf von Spirituosen am Sonntag zu unterdrücken helfen. Die Wirthe hielten gestern eine Versammlung, in welcher der Beschluß gefaßt wurde, von morgen an am Sonntage die Wirthschaften zu schließen. Ein Eomite des Vereins der Wirthe machte heute Morgen seine Aufwartung und unter breitete demselben obigen Beschluß. TerMayor hat eine Proklamation erlassen, durch welche das Verbot, am Sonntag berauschende Ge tränke zu verkaufen, verfchärst und angezeigt wird, daß die Polizisten Auftrag hätten, in i jedem Fall, wo dies Gesetz verletzt werde, ein zuschreiten. Der Bezirks Anwatl meint, es werde keine Schwierigkeit machen, dies Gesetz aufrecht zu halten, da die Wirthe selbst be schlossen hätten, ihre Lokale am Sabbath zu schließen. Die Betbanden haben Nichts aus gerichtet und die Abstinenzler scheinen jetzt j durch Versammlungen in Kirchen und Hallen > und durch Petitionen an die obersten Behör den ihren Zweck erreichen zu wollen. Philadelphia, 8. März. Die mei sten Wirthschastcn waren heule geschlossen; doch glaubt man, daß bedeutendes Geschäft durch die Scilenthür gemacht wurde. Philadelphia, 3. März. Heute wurden dahier mehrere Temperen;. Ver sammlungen gehalten. Frau Dr. Freiich spielte eine Hauptrolle. Sie bezog sich in ihren Reden daraus, daß wenigstens heule die Wirthschaften geschlossen seien, und fügte hin zu, daß sie jetzt ihre Haupt-Aufmerksamkeit auf die Unmündigen richten müßten, welche den dritten Theil der Trinker ausmachten. New Zchor", B."Äär;.' T>e°Tcmpe rcnz-Lente sind heute sehr geichästig gewesen. In einer Anzahl Kirchen wurden Versamm lungen gehalten und Reden geredet. Wäh , rend des letzten Monats sind 630 Neu belehrte gewonnen worden. Jnßrooklyu wird ebenfalls fleißig geschafft. Zahlreiche Damen stellten sich während des Tages vor den Wirthschaften auf und ver theilten Traktätlcin an alle Diejenigen, welche in dieselben eintraten. Ei u ein nati, 8. Mär;. Mahor JohnSton ist heute Abend benachrichtigt wor den, daß die Damen in Ost-Walnüt-Hills ihre Rundreise in den Wirthschaften morgen beginnen weiden. Elf Prediger haben die Temperen; - Bewegung zum Thema ihrer heutigen Kanzclreden gemacht. In der am Broadway gelegenen PrcSbyleriancr - Kirche war die Gemeinde zum Temperen; - Gottes dienste heute Abend sehr zahlreich erschienen. Berichte ans kleineren Ortschaften melden, ' daß rüstig weiter gearbeitet wird, l Der Richter Smith in Warren-County läßt den Damen freien Spielraum. Er sagt nämlich, die Wirthe betrieben ein gcsetzwidri ges Geschäft nud könnten deshalb vom Gesetze keinen Schutz verlangen. Die Frauen in Marierta haben den Krieg gestern aufgenommen. In Tayton sind die Besuche dcr Wirthschaft!! gestern eingestellt worden, werden aber morgen auf's Neue be ginnen. In Eincimiati selbst sind die Vorbereitun gen noch nicht zum Schlüsse gediehen, und die Stadt wird noch einige Tage laug Ruhe haben. Ehrw. Carl Hermann von der deutschen protestantischen Kirche zu Hamilton hat sich in seiner Predigt scharf gegen die Bewegung ausgesprochen. Ter Schwindel in New - Zork und New- Jersey. Ncw -L)or t, 9. März. Ehrw. Bow ! dish und Steele führten gestern eine Schaar Weiber an Sands' Schnappskncipe in Har lem. Die Kneipe ist ei alter Kasten von wenig einladendem Acnßeren. Ehe die Kreuzfahrer daselbst ankamen, hatte sich ein Gefolge von über 1000 Personen gebildet ! Alle schwellen und Fenster waren mit Neu ! gierigen besetzt. Als das Ziel erreicht war, s kündigte Ehrw. Bowdish der Menge an, dag , Sands erlaubt hätte, in seinem Lokale An i dachtsübungen zu halten. Da jedoch das j Haus baufällig sei, so dürfte es am Besten s sein, die Versammlung in einem bcnachbar , ten Park abzuhalten. Und so gingen sie denn, fast 3000 au der Zahl, und horchten im Schnee und in der Nässe auf fromme Reden und Gesänge. Tic ans morgen Abend angesetzte Tcmon stration der katholischen Temperen; - Gesell schaften in dcr „Musik - Akademie" zu Brook lyn verspricht eine bedeutende zu werden. Bischof Laughtin wird den Vorsitz führen, und zwei dcr tüchtigsten Geistlichen der Diö zese, Ehrw. W. Kecgan und Dr. Trccl, wer den Reden halten. E li; abcth, N. J., 9. März. Tcm vom Mayor erlassenen Befehl, daß die Wirth schaften am Sonntag geschlossen sein sollen, wurde gestern nur in sehr wenigen Fällen nachgekommen, so daß von den Freunden der Temperen; eine Massenversammlung berufen worden ist, um dem Befehl wo möglich mehr Nachdruck zu gebe. In Missouri gährt'S. St. Louis, Mo., 9. März. Tie j Temperen; - Bewegung wird in verschiedenen Theilen des Staates verspürt. In de klei i nercn Städten bilden sich Damen - Vereine, und die Kreuzfahrer werden in wenigen Ta gen eine bedeutende Streitmacht mvbil haben. Tie Wirkung des Tonntags - Gesetzes in Ptziiadclpyia. Philadelphia, 9. März. Tie Po lizisten brachten.heule Morgen Klagen ein über 20 Wirthschaften, welche trotz des Ver botes gestern ihre Thüren offen hielten. Ge gen die Inhaber derselben sind Bcrhaftsbe-, > fehle ausgestellt worden. In einem Falle lautet die Anklage auf Berkauf von Eßwaa i reu, welches auch verboten ist. Am Samstag und Sonntag wurden nur 20 Betrunkene s wen afrei,^alsi u der vorigen Woche. ! 9. März.— ! Die Kreuzfahrer sind von früh bis spät auf den Beinen. Seit den ersten Unternehmun gen sind 3 Wochen verstrichen: die meisten - Wirthe weigern sich jedoch, die Weiber auch ! nur zuzulassen, und nicht ein einziger ist be kehrt worden. Tie Strciterinneu werden durch die Hoffnung belebt, daß sie bei wieder holten Angrissen endlich Bresche schießen werden. TaqeS-Neuigkoiten ! Das Appcllgericht des Staates Maryland hat vorgestern eine höchst wichtige Enrschci i dung gefällt, indem es die Berechtigung zu j einer Spezial- Besteuerung der Kohlen Al legany ' s als unzulässig cr- klärt hat. Eine solche durch den Staat vor ! geschriebene Abgabe stehe mit dcr Verfassung i der Bcr. St. in direktem Widerspruche.;— Die Gesetzgebung des lahrcs 1872 nahm ein l Gesetz an, welches cineAbgabc von zwei Cts. l pro Tonne von allen in unserem Staate ge- ! grabeiitn Kohlen vorschrieb. Tie Beförde- ! > rungs-Gefellschafte, welche die Kohlen nach ' irgend einem Punkte im Staate oder außer halb desselben zum Verkaufe führten, wurden ! < für die Zahlung der besagten zwei Cents Ab- >! gäbe verantwortlich gehalten. Das Appell- > Gericht hat nunmehr mit einer Stimme ! Mehrheit lßichtcr Bartol, Grafou, Alvcy und < Miller dafür, Richter Stewart, Bowic und i Robinson dagegen) entschieden, daß, soweit ' > es den Transport dcr Koblcn über die Staats. ! > grenze hinaus anbetreffe, da Gesetz im Wi- i derspruche mit den Bcslimmuiigcn der Ver. e fassung dcr Ver. St. stehe, die es dem Con- ! grcsse allein überlasse, „den Handel mit frem- 5 den Nationen und den verschiedenen Staaten d zn ordnen," resp, die zu diesem Zwecke crwr- v oerlichen Vorschriften festzustellen.' <Zkn wei ! > lerer Grund gegen das betreffende Staatsge- j - setz beruhe darin, daß der IS. Artikel der i Grundrechte in unserer eigenen Verfassung > > eine direkte und spezifische Steuer auf Kohlen, ' die nicht mit dem wirklichen Werthe derselben als Besitzthiim übereinstimmt und einen Un terschied zwischen Kohlen und anderer Habe macht, unzulässig sei. Der betreffende Passus der Grundrechte lautet, „daß jede Abgabe dem wirklichen Werthe des beweglichen oder unbe weglichen Besitzthums gleich sein müsse." Die Entscheidung des Appellgerichts erfolgte in der Klage des Staates gegen die „Cumber land-Peniis. Eisenbahn-Compagnie" und die eingeklagte Summe betrug 872,770. Tie Entscheidung wirft alle neuerdings gemachten Vorschläge zu spezieller Besteuerung von Habe, die nicht bereits anderweitigen Abgaben un terworfen ist, über den Haufen, und da vor aussichtlich keine Diskrimination gegen den Consum iin Staate zulässig, so darf das Gut achten des Äppellgerichts als endgültig für alle Projekte aug.sehen werden, durch beson dere Besteuerung die Staatskasse aus der Patsche zu reißen. Bei der Gelegenheit können wir nicht umhin, wiederholt zu mah nen, durch fleißigere Boden-Cultur, Förde rung der Einwanderung, Befreiung des Ca pitals von den beschränkenden Wuchergcsctzen, Widerruf des "Jlwn" Gesetzes n. s. w. un serer Entwickelung eine Richtung zu geben, die ein- für allemal ungerechtfertigte Stencr nnd Abgaben-Vorschläge überflüssig macht. Das Bischen, was wir haben, täglich auf's Rene zu besteuern, kann nur die Entwickelung behemmen, Capital und Arbeit lähmen, wenn nicht vertreiben. Gewissen indolenten Ele menten mag der Bestenerungs Unfug ganz acceptabcl sein, kann aber dem Gemeinwesen nur zum höchsten Nachtheile gereichen. Be baut die Hunderttausende von brachliegenden Ackern selbst, oder beschafft durch liberale Ge setzgebung und Abschluß milden Borurtheilen der Vergangenheit Capital und Arbeit, um das zu erzielen, was anscheinend sonst nicht erreichbar ist! Eine belehrende Statistik über die K o st e n der Postverwal til ng liegt vor. So nahm das Postamt in Baltimore im letzten Nechnungs-Jahre 8295,808.20 ein und gab 8134,837.19 aus: in Boston ist das Verhält niß der Einnahmen und Ausgaben §BlB,- 874.25 gegen 281,397.88 ; in Chicago §788,000.30 gegen 380,099.58: in Cinciil nati §301,914.97 gegen §119,214.38; in Phi ladelphia 800,440.79 gegen §301,741.23; in New-Uork §2,710,190.25 gegen 1,001,- 190.88: IN Washington gegen 140,048.14. Von 90 der größten Postämter ist das Washingtoner das einzige, welches mehr ausgegeben, als eingenommen hat. Da bei ist allerdings in Betracht zu ziehen, daß bis zum 30. Juni 1873 noch eine Masse Post sachen unter dem Frankir-Gcsctzc den Congreß hcrren frei abgeliefert wurde. Mit Ausnähme New-Aork's, wo der Postmeister §OOOO pro Jahr erhält, beträgt der Gehalt der Postmei ster in allen Großstädten der Ver. Si. ?4000. Die Zahl der Postamls-Angestellten beträgt in Baltimore.sB, Boston 220, Chicago 213, Cincinnati 33, Philadelphia 107, New Äjork 058, Washington 88. Man berechnet schon heute die Kosten der coiigressionellen Untersuchung der Angele genheiten des Distrikts Colum bi a auf §35,000, darunter 25,000 für Truckarbeiten. Wenn man mit dem Schwin del fertig ist, dürfte sich die Ausgabe noch drei bis vier Male so hoch beziffern. Und wie viel wird schließlich dabei herauskommen? Die „National-Gefangenen Gesellschaft" geht den Congreß an, einige von den staatli chen Gefängnissen unabhängige Zuchthä u scr zur Ausnahme der in Bundesgerichten schuldig befundenen Verbrecher zu bauen. Bisher habe das Land circa §250,000 für die anderweitig untergebrachten Gefangenen be zahlt und eS sei ersichtlich, daß dieses Geld erspart werden könne. Die congressionclle Untersuchung des De ll un zi anten-D i e nst- U nfiige s, wie ! derselbe vornehmlich in den Zollämtern prak tizirt wird, bringt höchst unsaubere Enthül lungen an den Tag. Nur die Frechheit der Beamteuwelt kami Denen, die persönlich an der Sache bcthciligt sind, die Schamröthe aus den Wangen halten. Vorgestern kam eine Denkschrift der Philadelphia'cr Handelskam mer zur Vorlage, worin es heißt, daß die Zollamts-Gesctze widersprechend und verwir rend sind; die Denunzianten verfahren oft in der frechsten und beleidigendsten Weise und es fei wohl Pflicht des Congresscs, durch geeig nete Gesetzgebung einem Unwesen ein Ende zu machen, vas ehrliche Importeure an ihrem Vermögen und Rufe schädige und Subjekten Vorschub leiste, die von dem Wunsche nach Beute geleitet würden und denen an dem Schutze des Gemeinwohles kein Deut gelegen sei. Aber wo sollen bei ehrlicher Aufsicht des öffentlichen Dienstes die Mittel zum Wahlbetrngc und zur Erhebung der schofelsten Personen in Amt und Ehrenstetten herkom inen? Nach einer Depesche aus KcyWc st, Fla., sind die Bundesdampfer „Wabash," „Tis patch" und „Pinta" von Havanna daselbst angekommen. Alle Berichterstatter haben auf Anordnung des Admirals Case das Geschwa der verlassen. Von New Nork wird mitgetheilt, daß das neue, unter dem Commando des Hrn. I. F. Gerdts gebildete Schützen Corps bereits 140 Mitglieder zählt. Als Uniform hat man graue Schützcnjackc, schwarze Hosen, schwar zen Hut und 'Feder und grüne Fangschnüre gewählt. Ueber R afferty's Begräbniß, wel cher vor einigen Tagen in Illinois gehenkt wurde, berichtet die „Jll. Staatszeitung," daß sich mehr als zehntausend Personen als Leid tragende od r Zuschauer bethciligten. Es war zu Ehren Raffcrty's eine mehrtägige Leichenwache gehalten worden und am Sonn tag zwischen nenn und zehn Uhr Morgens wurde der Sarg von der Wohnung der Eltern des Gerichteten nach der Kirche aii Süd-Hal stedstraße gefahren. Eine gewaltige Volks menge war aus den Beinen und begleitete und betrachtete den langen Zug der Leidtragenden. Von Letzteren zeigten viele noch die Spuren der Leichcnwachc, sonderbarer Weise aber nicht in bleichen, sondern eher in geröthelen Gesich lern, aus welchen namentlich manche blühende Nase leuchtete. Der Zug begab sich nach dem Northwestern Bahnhofe an Kinzieslraße und um I Uhr setzte sich ein Bahnzug, bestehend aus sechs Waggons, mit dem Scnge und der Lcichenfolge nach dem Calvary-Friedhofe in Bewegung. Zum Besten der trauernden Fa milie wurde unter den Mitfahrenden eine Geldsammlung veranstaltet, wodurch mehrere hundert Dollars zusammen kamen. Im Ganzen scheint der Eindruck, den Raffertii's Hinrichtung ans diejenigen Gesellschaftsklassen gemacht hat, unter denen er naturgemäß seine meisten und wärmsten Freunde zählte, ein heilsamer zu sein. Aus manchem rohen, fre chen Gesichte war eine leise Andeutung eines guten Vorsatzes wahrzunehmen. Wenn's nur Bestand hol! Chicago gab es letzten Montag im Stadtrathe einen argen Skandal. Es hau seile sich um die Bestätigung der mündlich gemachten Nominativ des Dr. Paoli zum Stadrarzte, welcher einer der Al dcrmsn, Namens Cnllcrton, in heftiger Weise opponirte. Er behauptete, daß Dr. Paoli identisch sei mit einem gewissen Dr. Lubarsch, der vor dem Feuer die Südseite und seither die Westseite als Spezialist für Geschlechts krankheiten unsicher machte und ferner, daß nach dem Feuer derselbe Dr. Paoli als Expe dient im Postamte snngirte und §lOOO Gehalt bezog, bis der neue Postmeister die Sache untersucht- und aus sein Befragen erfuhr, daß der angebliche Doktor blos zur Behandlung der Postbeamten dort angestellt sei u. f. w. Diese Angaben entbehrten aller Begründn, l und Alderman Schaffner versuchte den Vor ! redncr zu widerlegen, wurde aber vom Alder man Campbell unterbrochen. Derselbe gerielh - dsci über den Mayor, der als Vorsitzender fuligirre, dergestalt in Zorn, daß er sich in einer Fluth von Schmähungen und Schimpf worten erging, und der Mayor sich genöthigt sah, die Mapors-Polizisten drei Mal zu be auftragen, ihn zu arrelircn und zu entfernen. Campbell drohte aber, mit Jedem, der ihn angreisen wolle, kurzen Prozeß zu machen, uns die Polizisten wagten nicht, die Befehle des Mayors zu vollstrecken. Die übrigen Aldermen standen oder faßen sprachlos vor Aufregung und Erstaunen um den Mayor und Campbell, bis endlich ein Vertagungs antrag gestellt und angenommen wurde. Für einen Hund in den Tod.— Frau Blumcnberg, eine deutsche Frau, die in Cottonwood-Connly, unweit der „Sioux- Cily-Bahn," Minnesota, wohnte, ging kürz lich, um einen verlorenen Hund auszuiuchen, bei rauhem und stürmischem Wetter zehn Mei len weil nach Windon. Sie war eben erst vom Wochenbette genesen und varnni der mit einer so weiten Fußtour verbundenen Stra patze nicht gewachsen. Erschöpft sank sie da her aus dem Rückwege nieder und starb. Man fand am andern Tage ihre Leiche am Weg, und der Hund lag munter und wohl in ihren Armen. Die Idee einer Ermäßigung der großen Aem ler- S a läre spukl nach wie vor in Washington, aber man geht sehr langsam zu Werke, um besagte Idee zu einer Thatsache zu machen. Das im Congresse vorliegende Gesetz, wel ches in Zukunft erlaubt, däß Ausländer, welche ,hrc Absicht erklären, Bürger der Ver. Staaten werden zu wollen, als Ingenieure oder Lootsen auf amerikanischen Fahrzeugen Stellen bekleiden können, hat Aussicht auf Annahme. Während wir das Gesetz billigen, können wir doch nicht umhin, darauf hinzu weisen, daß man hier zu Lande täglich mehr auf Ausländer angewiesen wird, um Stellen, zu deren Bekleidung Kopf und sorgfälliges Studium gehören, ausfüllen zu können. Daß es trotzdem noch rabiate Know - Nothings giebt, hat uns soeben James Gordon Webb von New-2)ork, unter Lincoln Gesandter in Brasilien, bewiesen, der von Nizza, wo er sich zur Zeit aufhält, folgenden sonder baren Brief geschrieben hat: „Wir wünschen und brauchen keine fremde Einwanderung' wir werden in kurzer Zelt uns durch dieselbe sehr belästigt und ogar behindert finden, die amerikanische Nationalität aufrecht zu erhal ten. Die Teutschen werden nnS den meisten Trubel machen. Alle gerühmte Prosperität des Landes, welche uns die Einwanderung verschafft,will ich gerne opfern, um einrcines. unvermischtes Amerikanerthum zu erhallen. dringender Wunsch, daß Ftzrst Bismarck leine Politik streng durchführt, die deutsche Einwanderung nach ! 'Nord-Amerika zu verhindern." -s-er Mayorvon Norfolk in Virgi nien empfing neulich einen Brief aus At lanta, Ga., mit einer Anfrage Betreffs der Bevölkerung der Stadt. Wenn dieselbe groß genug fei, um dem Unternehmen Erfolg zu sichern, hieß es weiter, wolle man dort eine errichten, und der Mayor solle als Geschäfts - Theilhaber ausgenommen werden. Das ist jedenfalls geschäftsmännisch! In Springfi cld, Mass., schoß neulich ein il-jähriger Knabe in einem Stalle aus eine Ratte, traf aber unglücklicherweise leinen Spicleamcraden. Aus Angst über das von ihm angerichtete Unheil lies der junge Misse thäter davon, während feines Camcraden Wunde verbunden wurde, und trotz aller Nachforschungen hat man bis jetzt Nichts mehr von ihm gehört. Ter bekannte Col. Joh. S. Mosby in Birginien hat fein „Schicksal schließlich in die Hände feiner freunde gelegt" und sich bereit erklärt, einen Titz im Congresse einzunehmen, selbstverständlich muß der Opscrwilligkeit des Hrn. Mosbn zunächst seine Erwählung vor ausgehen. Je mehr man mit hervorragenden Ex - Eonfödcrirten die Aemter theilt, desto lauter wird ihre Loyalität werden. Amt und Beute sind der beste Unions-Kilt. Tersich in New-chork aufhaltende Ex-Prä sident Santa Tomiugo's, Bacz, ist wieder auf freien Füßen. Ein anderer Abenteurer, der ihn gleichfalls rupfen wollte,fuhr mit einer zweiten Klage gegen Bacz ab. InEh j cago haben einige schlaue Wirthe selbst aus der Bc'scuchc Geld zu macheu ge wußt. Ein dortiges Blatt sagt: „Ter mmlus vperancki ist einfach der, daß ein Wirth sich entweder selbst Drohbriefe schreibt, oder sie sich von Anderen schreiben läßt; vielleicht auch, daß irgend ein guter Freund aus eigenem An trieb ihm einen Liebesdienst erweist; daß er sodann sofort die Thatsache, daß er einen Drohbrief erhalten, in allen Zeitungen be kannt macht, sich bei seinem Brauer doppelt soviel Bier bestellt, wie für gewöhnlichen Verbrauch,und anderen Tages ruhig der Kun den wanet, welche selbst eine verdreifachte Barkeeperichast nicht schnell genug zu bedie nen vermag. Als eine „Advertising-Todac" sind solche Betseuche Ankündigungen aber denn doch nunmehr etwas abgenutzt und es wäre ganz wünschenswerth, wenn etwas Ab wechselung darein käme." Ans dem Landsitze des S. A. Randell in Santa Rosa, Lal., befindet sich ein No s-nbusch von seltener Größe und Pracht. Er wurde in 1858 gepflanzt und ist von der La inarqnigattnng, der schönsten Gattung weißer Rosen. Man denke sich einen ungeheuern Streß von weißen Rosen, 25 Fuß hoch und 22 Fuß im Durchmesser, schön abgerundet, mit einer blühenden Oberfläche von über -!o<> Onadratfuß, woraus sich 4WO Rosen in voller Blüthe und 2MI Knospen befinden ! In St. Louis erschoß sich in Folge ge schästlicher Mißhelligkeitcn der VcrsicherüngS- Agent Louis M. Lanck. In Chicago, 111., ist eine Petition in Umlauf gesetzt worden, wodurch der Congreß darum ersucht wird, das Gesetz zu widerru feil, wodurch das Kirchen - Eigenthum im Distrikt Columbia für steuerfrei erklärt wird, da das Gesetz nnconstitulioncll, ungerecht und unsicher sei. Tie speziellen Ursachen, die an gegeben werden, sind: daß eine solche Exemp lion gleichbedeutend mir cmcr direkten eon gressionellcn Lerwillianng zur Unterstützung der Kirchen und deshalb nnconstitutioncll sei ; daß die Steuern in anderen Theilen des Lan des erhöht würden und die Anhäufung von Eigenthum in den Händen von geistlichen Körpern gefährlich sei. R. D. Russin, der farbige Scherifs von Alcxandria - County, Birg.,' hat resignirt. Richter Sangster hat demselben, indem er seine Resignation annahm, ein sehr schmeichel hafteS Schreiben über seine Ämtsthätigkeit zukommen lassen. Aber trotzdem soll der selbe dort jetzt wegen Meineid, falscher Re gisiration und ungesetzlicher Stimmabgabe prozessirt werden. In New-L>ort fertigt der Bildhauer Geo. Heß zur Zeit eine Büste F. Ludwig Feuerbach's (in Halblebensgrößc) an. Ter Gypsabguß ist auf ?5, der Zinkabauß auf §2O festgesetzt. Subscriptionen werden in den deutschen Buchhandlungen erbeten. Bon Newark, N. J., wird gemeldet, daß die Leiche des Uhrengehünsc - Arbeiters Jakob Bauer aus Karlsstadt nahe Nord- Belleville ans dem Wasser gezogen wurde. Man hatte seit dem 11. Januar Nichts von ihm gesehen und man nimmt an, daß er in Folge von Arbeitslosigkeit selbst den Tod suchte. Er hinterläßt eine Frau und zwei Kinder. ! Der Senat von Missouri macht An strengungen, die Prostitutions - Clansel im In der Sierra 'Nevada herrscht ein stark Schneesturm, welcher dem Verkehr sehr hinderlich ist. Im Büreau des Steuer - Collcktors zu Philadelphia wurdcn vorgestern, als am ersten Zahltage für städtische Stenern, sBOO,OOO bezahlt. In Philadelphia wurde Stephen Doolcy von einem tollen Hunde gebissen und ist in Folge des Bisses von der Wasserscheu befallen. In Philadelphia wird gesammelt, um die Mutter dcö zum Tode vcrnrtheilten Heidcnblut herüberkommen zu lassen, damit sie sich von ihrem Sohne vor der Hinrichtung verabschieden könne. „Snnday Dispalch" findet es unrecht, daß man den Bater und die ganze Familie nicht ebenfalls herüberkommen lassen wolle; cS wäre ein famos Plan, um die Einwandcrungökosten der Familie aufzu bringen. So ganz Unrecbt hat die „Dis palch" mit ihrem Spotte nicht. Die Gesetzgebung von M ichigan hat be schlössen, da? Wort „männlich" aus der Con stiintion zu streichen. Bor einem Gerichtshöfe in Minnesota schwebt ein Prozeß wegen 420,000 Morgen Land, der nur von der Auslegung des Wor tes "o-K'i," abhängt. Der „Milmauke- St. Paul Bahngcsellschaft" war eine Landschen kung gemacht worden, von der es heißt: „Sieben Sektionen pro Meile auf jeder Seile der besagten Linien" (on eacli sicks oksaick lins), und es fragt sich nun, ob es heißen soll, es werden sieben Sektionen bewilligt, die zu sammen auf jeder Scire der Bahnlinie belegen sind, od: auf jeder Seite der Bahn werden sieben Sektionen bewilligt. Man ist auf die Entscheidung sehr gespannt. Einem ameri lanlschen Politiker muß es ganz unverständlich sein, wenn er liest, daß für das nächste englische Parlament der Sprecher des vorigen Unterhauses wieder wählt worden ist, während doch die Majo ritäten in diesem Hause inzwischen gewechselt haben. Man hat d'rübcn offenbar eine total verschiedene Vorstellung von der Bedeutung dieses Amts und von der Unparteilichkeit, welche sein Inhaber üben kann und muß. Das englische Hans der Gemeinen ist nicht von vorn herein „gepackt," wie unsere beiden Häuser des Congrcsses und namentlich das Repräsentantenhaus. 'Allerdings ist dasGe setzgebungs-Susttm ein wesentlich verschiede nes—; es gibt in England eigentlich mir einen 'Ausschuß und das'ist das Ministerium. Aber dies steht permanent vor dem öffentli chen Forum. Wie sehr entzieht sich dagegen uns Sprecher, mit seiner gewaltigen 'Con trolle über da? Haus, der öffentlichen Mei nung. Im Hinblick aus den großen Einfluß, den unser Sprecher aus die Gesetzgebung übt, contraslirl die Ohnmacht des amerikanischen Volkes ihm gegenüber seltsam und wohl nicht vortheilhaft mit d Verantwortlichkeit der Leiter der englischen Gesetzgebung. Der Senat von Ca lifo r nie hat eine Bill angenommen, welche die Geschworenen in Mordprozcff'en antorisirt, in ihrem Verdikt zu entscheiden, ob das Urtheil ans Todesstrafe oder lebenslängliche Haft lauten solle. Ter „Strike" derßrcms an der nördlichen Division der „Lchigh - Thal B a h n" dau ert sort, und die Ausstehenden behaupten, nicht eher wieder die Arbeit aufnehmen zu wollen, als bis ihr Lohn um 10 CtS. täglich höht werde. Sie haben mit Ausnahme ei nes Postzugcs alle Züge abgefangen. Tie Arbeit am südlichen Ende der Bahn haben gestern keine Versuche gemacht, den Verkehr zu stören. Der Au s st an d der Weber und Spinner in den Philadelphia' Fabriken dauert noch fort. In einer gestrigen Versammlung wurde beschlossen, auch noch länger auszuhalten, bis die Fabrikantelt sich zur Zahlung der Preise vom letzten Sommer verstehen. —ln dem „Bingham-House" zu Philadelphia standen gestern auch die Aufwärter aus, dieselben ver langen 522 anstatt slO pro Monat. Man glaubt, daß die Aufwärter der andern Hotels folgen werden. Das Projekt, die Landcskasse zu Gunsten einer Wel t- An s stellung s - Sp ck n - lation in Philadelphia um 3 Mill. Tllrs. zipnleichtern, ist im Senate der Ver. St. am Freitage schließlich durchgefallen, in dem mit 33 gegen 17 St. die betreffende Vor lage verworfen wurde. Senator Sargent meinte, daß das Volk gar keine Ausfiel lung verlange. Der Bundcsschatz sei im ge genwärtigen Augenblick nicht in einem solchen Zustande, die Kosten einer so theuren Ausstellung zu tragen. Wenn mit den 220,- 000,000 Menschen in Europa, die vcrhält nißmäßig nahe um Wien herum wohnen, die dortige Weltausstellung ein verfehltes Unter nehmen war, dann würde die amerikanische Weltausstellung, hinter welcher nur 40,000,- 000 Menschen stehen, sicherlich ebenfalls miß- Aus offiziellen Eorreipondenzen wies Herr Sargent nach, daß die Wiener Ausstel lung 20,000,000 Gulden gekostet hat und daß das Deficit wenigstens zwei Drittel jener Summe beträgt. Wenn nach der Philadel phia' Ausstellung alsdann der Congrcß zu sammenkommt, dann würde er ein im Ver hältniß geradeso großes oder vielleicht noch größeres Deficit entdecken. Würde man Geld für Ausstellung bewilligen, dann könnte dies der republikanischen Partei tödtlich werden, und im Namen des mit Steuern überladenen Volkes appellire er an den Congrcß und er bitte denselben, keine Appropriation für die Ausstellung zu machen.—Senator Sumner sprach noch nachdrücklicher. Die drei Millio nen, die man jetzt verlangt, wurden blos ein Flohstich sein. Der Congreß sollte sich Oest- Ach's Beispiel zur Warnung dienen lassen, r Er stelle in Abrede, daß Treu und Glauben „ gerade für das Entgegengesetzte verpfändet l lind, denn es fei ausdrücklich erklärt worden, k daß nicht ein Dollar vom Gelde des Volkes t unnöthiger Weise verwendet werden soll. Tie t V. St. hätten die Controlle über die Ansstel- > lung übernehmen müssen. Jene Altionäre sind f Usurpatoren. Welt-Aussiellungen sind jeder i Zeit unter Negierungs - Auspizien gehalten worden, und es in gar kein Grund vorhan- s den, warum man mit dieser eine Ausnahme ; machen sollte. Die Bemühungen jener Akrio- ' närc erinnern ihn an das Mährchcn vom sibi rischen Bären, der auf ein Pferd sprang und so wüthend zu fressen begann, daß er sich in das Geschirr hineinfraß und nun den Schlit ten zog. Gerade so ist cS mit der Philadel- ' phia'cr Corporation, sie würde sich in das ' Geschirr hineinfressen und den Schlitten ziehen. —Die Bill, wie sie nunmehr an das Vcrwillignngs-Comite zurückgeht, lautet nach einem passirtcn Amendement', das Einzige, welches die Freunde der Ausstellung schließ lich retten konnten: „Es wird :e. verordnet, daß der Präsident ersucht werde, achtungsvolle und herzliche Einladungen an die Gouver neure eines zeden der Vereinigten Staaten er gehen zu lassen, um in dcrN ationa l-AuS stellung rcpräsentirt zu sein und Theil zu nehmen, dii in Philadelphia nuter den Au spizien der Ver. Staaten im Jahr 1876 ge halten werden wird." Selbstverständlich 'ist nach der Freitags-Abstimmung anzunehmen, daß der Senat nicht Willens ist, weder für eine Welt - noch National- Ausstellung Geld herzugeben, aber vielleicht wird er sich in letzterer Beziehung noch weichen lassen. In dem Augenblick, in dem der Plan ans eine National- Ausstellung redinirt ist, nimmt er indeß eine ganz andere Gestalt an. Wenn jetzt die Philadelphia'!! sich vernünftig benehmen, kann noch etwas aus dem Plan werden, ohne daß man dießundcskasse braucht. Die Vorbedingung zum Gelingen ist aber nun, daß derCamcron-Ring die Hände davon läßt. Geschieht dies nicht, so wird und sollte lie ganze Geschichte zu Wasser werden. Die Gcsetzesvorlage zur Einsetzung einer Spirituosen-Co mmssion hat den Senat mit dem Amendement passirt, daß nicht alle Mitglieder der Commission Tem perenzler sein dürfen. Also bietet sich immer hin noch eine Möglichkeit, bei der Gelegen- vernünftige 'Ansichten wenigstens in Form eines Minoritäts Berichtes--an den Mann zu bringen. Schließlich wird übrigens bei der ganzen Geschichte Nichts herauskom men, und man könnte wohl das Geld sparen, das sie kosten wird.—Die Bill, wie sie mit > 26 gegen 21 St. angenommen wurde, lautet: „Es wird verordnet, daß der Präsident un ter Bcirath und Zustimmung des Senats eine ans fünf Perjonen bestehende Eommis- ! sion ernenne, deren keine irgend ein salarir- i les- oder VerlrauenSamt der Föderal oder der ! Staats Regierung bekleidet. Diese Commis- ! säre sollen lediglich mit Rücksicht ans ihre per söuliche Qualifikation und Fähigkeit iür die ! Führung einer unparteilichen, ehrlichen und gründlichen Untersuchung auserkoren werden ! und im Amte bleibe, biö ihre Dienstpflicht erfüllt sein wird, doch soll ihre Amtszeit nichr - länger als ein Jahr dauern. Es soll ihre! Pflicht sein, den Handel mit alcoholhaltigen und gcgohrenen Getränken und deren Fabri- > katioii mit besonderer Rücksicht auf die Re- > Venne und die Besteuerung zu untersuchen, ! und soweit dies möglich ist, in ihren Folge- ! rungen den Unterschied zwischen dem Effekt, j den der Genuß destillirter oder spiritueller, iin , Vergleiche mit den gegehreuen oder Mal;-Ge- tränken, in Hinsicht aus den ökonomischen. ! criminellen, sittliche oder wissenschaftlichen Aspekt hervorbringt, zu constatiren und ihre Wirkungen in Verbindung mit demPauveriS miis, den Verbrechen, Lastern, der öffentlichen Gesundheit und der allgemeinen Wohlfahrt des Volkes festzustellen; auch über die prakti schen Resultate der Lizcnsirung und der be schränkenden Gesetzgeber für sie Verhütung der Unmäßigkcit in den verschiedenen Staa ten und die durch solche Gesetzgeber hervor gebrachten Resultate in Bezug ans den Eon sum destillirter Spirituosen und der gcgohre nen oder Malz Getränke, Untersuchung zu pflegen und Zeugen zu vernehmen; auch ioll soll sie ermitteln, ob das Uebel der Trunken hcit dadurch vermehrt oder vermindert worden, ob der Genuß des Opiums als Stimulus und Substitut für alcoholhaltige Getränke, in Folge solcher Gesetzgeber allgemeiner ge , worden ist, und ob die öffentlichen Sitten da -5 durch verbessert worden sind. - Es soll auch die Pflicht jener Commission . sein, Information zu sammeln und Zeugen i darüber zu vernehmen, ob das Uebel der ! Trunkenheit in derselben Ausdehnung oder ) noch mehr in andern civilisirtcn Ländern cxi i stirt, und ob jene fremden Nationen, die als die mäßigsten Trinker stimutircudcr Getränke - erachtet werden, durch prohibitivc Gesetze so r mäßig geworden sind, auch in welchem Grade die Fabrikation von Malz- und spirituosen i Getränken in diesem Lande asnziit hat. r 2. Abschnitt. DaßdicEommissäre.dicnicht alle miteinander Befürworter der prvhibitiven l Gesetzgeber oder der totalen Enthaltsamkeit ö von alcoholhaltigen odergcgohrcnenGetränkcn , sein sollen, ohne Salär zu dienen und die Ve fügniß haben, nenSetrckär zu einem billigen >i Gehalte, das aber §2OOO per Jahr nicht über d steigen darf, zu verwenden, welches Gehalt a nebst den nothwendigen Ausgaben, die solche Untersuchung nothwendig mächt, und sowohl , für den Selrelär wie für 'die Eommiffäre li Slo,ooo nicht übersteigen dürfen, aus dem t Bnndesschatzc von irgend welchenGeldcrn, die g nicht anderweitig appropriin sind, aus Scheine " ausbezahlt werden soll, die der Finanzietretär e zu genehmigen hat, und für dicsenZwcck wird n die Summe von §10,0(10 hiermit avproprürt. ii Es soll ferner diePslichr jener Eommissäre sein, - über das Resultat ihrer Untersuchung und die - durch dieselben crlam'cncn Kosten dein Präsi denten Bericht zu erstatten, der denselben dem Congreß zuschließen wird." Der Congreß läßt seine politischen Handlanger nicht im Stiche. Caleb i Cushing hat die Seitens der Frau Generali i GaineS gegen den Bnndcsrichter Dnrrell von - New-Orleans erhobenen Anschuldigungen als . grundlos erklärt und das betreffende Comite des congressionellen Unterhauses wird nun : wohl in einem Majoritätsberichte das Haus e ersuchen, das Eomite von der weiteren Erwä l gung der Sache zu entbinden. Vielleicht wird , sie ihn sogar weiß zu brennen suchen, sodaß - wenn er späterhin dcnZwccken der Partei dien i lich sein sollte, man ihn zu guter Letzt noch t init einen, Heiligenschein umgeben kann. e Dem Congrcsse liegt ein National- Quarantäne-Gesetz vor. ' A.H.Stephens von Georgia ist cins's e Neue bettlägerig. t Im Congrcsse ist der Antrag gestellt war : den, den Patent - Commissär I. H. Baicr in Anklagesland zu versetzen. Eine t Frau Varuard iheill dem Eoiigrcsse mit, daß l besagter Baker aus Landesrechnnng sein Haus l anSmöblirt, K3OOO für Vergnügu'nsreisen be , nutzt, den Doktor seiner Familie ans dem - Eoiitingent-Fond des Amtes bezahlt und noch t anderer nnacsetzlicher Protlikcn sich schuldig ! gemacht habe. ' Die Nachricht, daß Senator Sumner im Congreffe eine temporäre Anleihe be antragen werde, um die im Umlaufe sich be : findlichcn §356,000,000 „Legal-Tenders" aus - dem Verkehre zu ziehen, hat auf der New - Porter Börse großes Aufsehen hervorgerufen > und ein Weichen aller Werthpavicre veran - laßt. Als eine „Ente" wird die von Key-West, - Fl., telegraphirlc Nachricht bezeichnet, daß die > „Wabash," „Dispatch" und „Pinta" vonHa i vanna angekommen und aI le Z eitnn gs - - Co rrespo nde nten von dem Ucbnngs geschwader an der Küste von Florida verivie st'n worden seien. Von dcrcnormcn Besteuerung des s Vo lkcS kann man sich einen Begriff ma chcn, wenn wir mittheilen, daß voinZeptem der 1862 (wo die inneren Revcnüc-Gesctzc zu erst in Kraft traten,) bis zum 28. Februar 1874 die Einnahmen s 1,792, 555,0tt betru gen. K 2,525 ,199 schulden noch die Einnch nicr, mit der besten Ausstcht, daß wir davon kein, Heller bekommen werden. Die ärgsten Spitzbuben waren die zwischen Sept. 1862 uns Mär; 1869 angestellten Einnehmer. Sie schulden noch §2,137,489. Dagegen sind die seitdem mit der Revenüe-Einziehnng betrau ten Beamten nur mit §388,709 im Rück stände. Staatscskretär Fish zeigt dem Congressc an, daß zur Fortsetzung der Bauten des ötriegs- und Secamtes §1,500,000 erforder lich sind. Man nimmt an, daß der Congreß mit einer Zweidrittel-Mchrheit alle Anträge znr E n t s ch ä d i g s z ah l un g für während des Krieges im Süden von den Unionstruppen saisirte und zerstörte Habe verwerfen wird. Rufe um mititäri sch-Hülfe gehen jetzt fast täglich aus dem fernen Westen in Washington ein. Neulich wurde wieder ein Soldat (Ehs. CollinS) am Grand - River, Dakota, von Indianern ermordet und Viel gestohlen. Man nimmt an, daß diese „Rufe" den Gegnern einer Verminderung der Bun destruppcnkörper nicht fremd sind. Bon Nome, Geo., wird jetzt ebenfalls eine erfolgreiche Heilung der Lungenschwind sucht genicldet. Der von einem Herrn darüber geschriebene und im Rome „Comnicrcial" publiziere Brief lautet: „Willie war seit mehr als ein Jahr krank und bekam schließlich die Schwindsucht. Es wurde jedoch mit Erfolg ein Einschnitt durch den Rücken in dieLungen gemacht, bei der ersten Operation wurden 9 P'.ntcn Wasser aus den Letzteren gezogen. Es klingt dieses beinahe unglaublich, aber die Thalsache wird Seitens derMultcr constatirt, welche die Flüssigkeit selbst der Messung un terzog. Nachher wurden die Lungen mit warmem Wasser und Kohlensäure (.arlwlia -will) ausgewaschen. Die Lungen heilen jetzt, der Knabe hat bereits 20—30 Pfd. anGcwicht gewonnen und kann ohne Mühe eine Meile weil ohne Erschöpfung gehen." In New - Nork starb der durch seinen Wohlthätigkeitssinn ausgezeichnete Deutsche Joseph Bcitning. Eine Menge aus dem Innern vorliegender deutscher Blätter widmen dem soeben :n Bal timore mit Tode abgegangenen Herausgeber der „Kath. Volkszeirung," Hrn. Joseph Kreuzer, warme Nachrufe. Baron von Tchlözer, deutscher Ge sandter in Washington, theilt mit, daß am nächsten 13. bis Li. Juni in Bremen eine „Internationale landwirthschaftliche AuSftcl. lung" stattfinden wird. Ein Comite, beste hend aus den ersten landwirthschaftlichen No tabilitäten verschiedener deutscherStaaten, hat die Leitung dieser Ausstellung übernommen und wird dieselbe ol>nc Zweifel großartig ans. fallen. Das Programm der Ausstellung wird nächstens veröffentlicht werden. Die Einwanderung hat in den letzten Monaten erheblich abgenommen. Vom 1. Jan. bis 23. Febr. 1874 landeten in New- Voek nur 6529 Einwanderer, darunter 274 S deutsche, in der Parallel-Periode des Jahres 1873 dagegen 12,738, darunter 5203 Deutsche. Direktor Grau hat bekanntlich den Direktor Rullmann inNcw-Uork verklagt. Die Sache kam Freitag zur Verhandlung. Der streitige Punkt ist die metallreiche Stimme der Mine. L ncca. Grau behauptet in der Klageschrift zusammen mit Hrn. Nullmann dieKüiistlerin für eine Reihe von Borstellungen engagirt zu haben, verlangt nun die gerichtlichcAuflösung dieses angeblichen Compagnie Geschäftes, die Bestellung eines Curatorö zur Verwaltung der durch Lueca's Auftreten im„Stadtthcarer" erzielten, resp, zu erwartenden Einnahmen nnd endlich ein Inhibitorium gegenßullmann in Betreff des Einzichens dieser Einnahmen auö dem Geschäfte. Grau beschwört ferner, daß Rulliiianii, trotz des Grau'jchen Con tr.lles auf Haldpart, sich nachHavanna bege ben und dase'.bst die Lncca in seinem Namen allein für eine Reihe von Abschiedsvorstellun gen im tadttheatcr von New-chork engagirt habe. Herr Rullmann sagt dagegen in seiner Replik, daß er gar nicht daran gedacht hätte, mit Grau eine „Partnership" einzugehen. Der Kläger Gran wurde mit seiner Klage prompt abgewiesen. „Unsere Pantine" singt inzwischen im „Stadtthcater" und bei ihrer ersten, am Freitag Abend stattgefunde nen Vorstellung, „Fra Diavolo," war trotz d-S abscheulichen Wetter das „Haus total aus verkauft." E hrcn -B n tler ist durch den Erfolg, mit welchen: er die Bestätigung der Nomina tisn,eines Satrapen Simmons als Hafen- Eliinehnr Boyon's durchsetzte, übermüthig geworden und maßte sich au, auf's Neue sei nen Plan, das anrüchige Fr ankir-Pri or l e g einzuführen, zur Vorlage zu bringen, über die Folge war, daß er wiederholt, und zwar mir 111 gegen 120 St., am Freitage im llnterhauie heimgewiesen wurde. In Lawrencevillc, Georgia, dreißig Meilen von Atlanta, wurde Freitag ein ent flohen Gefangen, Namens GeorgcVaugh, von dem Townmarschall Harvey erschossen. Letzter hatte mit Vangy in einerWirlhschaft gesessen Plötzlich sprang der Gefangene aus, lief hinaus und wollte eben über cm' (Gelän der klettern, als er von dem nacheilenden Marichall durch den Kopf geschossen und au genblicklich getödtct wurde. Vangh war nur wegen der Verletzung ein Towiiordnuna vcrurlheill worden, varvey ist sofort verhaf tet worden und wird ohne Zweifel in einigen Tagen prozcssirr werden. William S. Underwood, d schon seit länger Zeit in D e tro ir, Mich., der Miß Anna Pidgeon nachgelaufen war, trug ihr Freitag Abend wieder seine Hand an, wurde aber zurückgewiesen. Darüber im höchsten Grade aufgeregt, zog er einen Dolch und stach ihn dem Mädchen in's Herz. Sie starb au genblicklich. -r Mörder überlieferte sich der Polizei. Robert Manniiig, überführt, in San Franziseo, Eal., einen Ehinese getödtct zu haben, ist zu lcbenslängliwer Zuchthaus strafe vcrurthrill worden. In Omaha, Nebr., hat in den letzten Tagen ein furchtbar Schneesturm' ge wüthet. In Springfiel d, Mass., wurde am Freitag d Bundesrath der unabhängigen Grang organisirt. In einer Versammlung des Exekutiv-Eomite'ö der New - 'chorker und Boston Grangen wurden eine Erklärung der Grundsätze, die Statuten und das Ritual an genommen. Die Ordcnsmilglieder nehmen keinen Anstand zu klären, daß der Orden eine politische Tendenz habe. In der Gesetzgebung von Ohio ist eine Bill eingereicht worden, welche dem 'lnsm.ji v <l"<ii-> ein Ende machen soll. Wenn immer in Vertheidigung eines Mörders Geist Zer rüttung oder Wahnsinn plaidirt wird, soll eine espeziul-Jury den Angeschuldigten prü fen. Wird er als wahnsinnig erkannt, so soll er in eine Irrenanstalt geschickt und dort fest gehalten werden, bis er seinen Verstand wic e,'.'bekommt. 'Nachher wll er sodann prozcs > sirt und mit ihm, wie mit jedem anderen , Schul e igen verfahren werden. Bleibt er ver ! rückt, so soll er bis zum Lebensende in der ! Irrenanstalt bleiben. In Ncw - ?jork hat als Folge der Tem pcrenz-Bcwcgung eine lebhafte Agitation ge gen die Spirituosen-, Bier und Alc-Fäl ichnng begonnen und ein strenges Jnspizi rungs-Gcsetz ist bereits in der Staatsgesctzgc bung zur Vorlage gebracht worden. Von Louisiana wird gemeldet, daß sich die Gesetzgebung des Staates am 2. d.Mts.', 'Nachts 12 Uhr,inhöchsttnmultuarischcr Weise anfgelös't habe. Tie Händel, wobei ohne Zweifel der Whiskey eine Hauptrolle spielte, wurden schließlich so arg, daß man vergaß, die Verwilligungs-Gesetze für den staatlichen Haushalt zu pajsircn ! Die republikanische Gesebgcbiing von Kan sas hat den Staatsschatzmeist Haycs wegen argen Vetrnges in Anklagestand ver- Ed ist demerlenswerth, daß schon 1871 der Schwindel des Hayes bekannt war, die Republikaner ihn dennoch wiedcrerwählten. Wie viele Briefe in unsern Postämtern un besorgt liegen bleiben, davon giebt der Aus weis des Hrn. Broas, der im N e w ?) orker Amte das Departement der nicht genügend frankirten Briefe überwacht, Aufschluß „Während der 7 Monate vom i. August 1373 bis zum 1. Februar 1874 liefen vom'lnlande 0000 nicht genügend fraukirte Briefe ein; während das Ausland während 9 Monaten nur dreizehnhundert Briefe sandte, bei welchen die Frankatur ganz od lheilweise fehlte. In den Hotels blieben im vorigen Jahre 8220 Briese liegen. Von Stadtbnefen waren wäh rend der genannten sieben Monate 3200 unge -lügend srankirt. Falsch adreisirte Briefe, welche während derselben Zeit nach Washing ton gesandt wurden, liefen 2200 ein. In den > Departements werden alltäglich über zwei hundert Anfragen betreffs vermißt Briefe beantwortet und von allen Angestellten wird 1 äußerste Pünktlichkeit verlangt,'weil eine An häufung von Arbeit mit prompter Erledigung unverträglich ist. Wenn, wie etwa bei 'Wa shington's Geburtstag, zwei Feiertage ausei nander folgen, sind die Angestellten derart überbürdet, daß ihnen die Erledigung all vorliegenden Sachen während der regelmäßi gen Geschäftsstundcn kailin möglich wird. Alle Beamten freuen sich darauf, wenn sie ans den jetzigen engen Quartieren herauskommen: sie hoffe in dem neuen Postamtc nicht nur größere Räumlichkeiten, sondern auch mehr Arbeilskrätte zu erlangen." Die Gesetzgebung von Missouri hat sich an die Herkulcö-Arbeit der Bekämpfung des „sozialen Uebels" gemacht. Eine solche eingebrachte Bill verordnet, daß jede Person, die ein verrufenes Haus hält, oder in irgend einer Weise an demselben interefsirt ist, oder die irgend ein Haus für einen solchen Zweck vcrmielhct, um K2OO bestraft, od 0 Monate eingesperrt, oder auch in beide Strafen ver nrthciit werden soll. Irgend eine Person, die bei dem Betreten eines solchen Hauses ertappt wird, wenn sie nicht in Ämtsgcfchäftcn hinein gehen muß, verfällt ein Strafe von HtOOO od der Einsperrung, oder beiden Strafen zusammen. Es soll die Pflicht eines jeden Justiz- oder Polizeibeamten sein, mit Gewalt, wenn es nothwendig ist, in ein solches Haus einzubrechen, sobald irgend eine Perion Klage gegen dasselbe erhebt, lind jede in demselben bcffndliche Person zu arretiren; und jeder Beamte, der dies zu thun unterläßt, soll um KlOOO gestraft werden, und zur Bekleidung irgend eines Slaatsamtcs unfähig werden. 'Alle 'Aerzte und sonstige Personen, die Kennt niß von dem Umstände haben,' sollen sofort dem Gefundheitsrath oder dem Counly-Gc richt jede Person anzeigen, die mit einer venc tischen Krankheit behaftet ist, und wer es un terläßt, verfällt ein Strafe von HIOOO. Alle 'Aerzte, die für venerische Krankheiten v schreiben, sollen auf ihre Rezepte den wahren Namen und die Wohnung der Person schrei ben, die ihre Behandlung in Anspruch nimmt. Auch sollen sie in deutlicher englisch Schrift die wahre Natur der Krankheit angeben und alles dies mit ihrem Namen unterzeichnen. Solche Rezept, sind in einem Buch einzutra gen, das deni Publikum zur Einsicht offen sein soll. Ealcb Cnfhing reiste am Samstag endlich nach Spanien ab. Er hielt sich in Washington, wohin er als Zeuge in der Tnrrcll-Angelegcnhcit vorgeladen war, nicht so lange ans, als man erwartet harte. Der Hamburger Dampfer „Göth e" wird in OneenStown anlaufen und die Passagiere des im Sturme beschädigten Dampfers „Her der" mitnehmen. Vorgestern drang der Schwede I.' Ander sen in W i l l i Ii g s o rd, Eonn., in einer Rä derfabrik, in welcher er bisher beschäftigt ge i wesen war, ein; er hatte zwei geladene Ne ! volver und schoß einen auf den Mann ab, der feine Stelle erhalten hat, und verwundete ihn an der Schulter; sodann griff er Horatio Hall an und schoß denselben in den Kopf, woran' er einen Schuß auf sich selbst abfeuerte und sich den Hals durchschnitt. Der Gatte der früheren preußischen Kam mersängerin F räuleinPauline Lucca, wir meinen ihren ersten Gatten, den Baron vo Rhade, wird nun auch —„unter die Kunst ! gehen," zwar nicht als ausübender Künstler, ! aber als Theater Direktor. Derselbe steht im Begriff, eine Theater-Direktion in Floren; zu übernehmen. Baron Rhoden war bekanntlich Lieutenant im ersten Garderegi ment zu Potsdam, als die Lncca ihr Auge aus ihn warf und ihn dadurch bewog, den Dienst des Mars mit dem Stande eines ho Heu Priesters des Liebesgottes zu vertauschen. Im letzten Feldzuge eilte er wieder der alten Fahne zu und hat sich mit Auszeichnung ge schlagen; man weiß, daß Panline auf das Feld eilte, um—zwei Verwundete zu Pflegen, den Gatten und seinen Freund. Beide sind genesen, der Freund wurde seitdem—ihr zwei ter Gatte und der erste Gemahl wird viel leicht noch einmal ihr Direktor. Vermischte Berichte. New-Aork, S. Marz. (Angeblicher Erpressungsvcrsuch.) Adolph von Nichlitz, ein östreichischer Edelmann, der als Lehrer in der Collegc-Pointer Militär Akademie ange kellt ist, wurde vorgestern vom Weinhändler Jakob Äohn, Nr. 382, Brooinestraße, eines Erpressungsverfuchs beschuldigt und vom > Richter Otterburg unter Bürgschaft gestellt. Nichlitz schrieb an den Advokaten Dr. Carl 'Nanz einen Brief, in welchem er sagt, daß Hr. Kotin Ksoc) in Gold, die ihm gehörten, in Hände habe, und daß er das Geld den Ar meu in College Point geben will. Falls Hr. Kohn dieses Geld nicht sofort hergeben würde, habe er fünf Jahre StaalSgcfängniß zu er warten. (Tod eines Malers.) Der Maler Jo hann K. Fischer starb in Nr. 20, Broadway, so Plötzlich, daß eine Untersuchung angeordnet wurde. Derselbe lebte wie ein Sonderling, ließ sich seine Mahlzeiten in's Haus bringen und verließ dasselbe fast niemals. Man fand in seinem Atelier eine bedeutende Summe in Paar nnd mehrere werthvolle Gemälde. South-O ränge, N. - 1., 9. März. (Unmäßiges Trinken.) Der bei Hyke und Banneß beschäftigte Hutmacher Heinrich Conrad ging am Samstag Nachmittag die Wette ein, in kurzer Zeit zwei Quart Bier nnd ein Pint Whiskey zu trinken. Er that so, seine freunde fanden aber, nachdem er bald daraus sehr schlecht gefühlt, es für nothwen dig, einen Wagen zu besorgen, um ihn nach seiner Wohnung in Monrrose zu bringen. Wie es scheint, wurde unterwegs noch einge kehrt, denn erst spät in der Nacht gelangte Conrad nach Hause, wo sich sein Anstand so verschlimmerte, daß gestern Morgen der Tod erfolgte. Eine Coroners-Untersuchung ist an geordnet. In lerse y-C ity, N.-J., hat der Selbst mord der deutschen grau gaist nicht geringe Sensation hervorgerufen. Die Genannte, deren Familienname Dunkcr ist, war kaum 29 Jahre all und hatte erst vor zwei Jahren den Barbier Louis Faist von Jerscy-Eity, ei nen noch sehr jungen Wittwcr, gcheirathet. So viel bekannt, war die Ehe eine glückliche. Bor sechs Monaten fing die junge Frau an zu kränkeln und war von da an fortwährend ichr niedergeschlagen. Der vor einigen Ta gen erfolgte Tob ihrer Mutter und der Um stand, daß zwischen ihr und ihrem Bater, der sich wieder verhciralhet hatte, nicht mehr die alte Herzlichkeit besiand, mochte dazu beige tragen haben, daß sie trübsinnig wurde. Am Donnerstag ging die junge Frau aus und machte verichiedene Einkäufe, da sie mit ihrem Gatten und ihrer kleinen Adoptivtochter ans einen Maskenball gehen wollte. Sie ging später noch einmal aus, ohne daß ihr Gatte wußte, wobin. Im Lause des Tages wurde Faist von dem kleinen Mädchen nach dem Zimmer seiner Gattin gerufen; diese lag im Bett und war ganz unter dem Bettzeug begra ben. Ihr Gatte glaubte, sie scherze und wolle sich vor ihm verbergen; als er aber die Bett decke von ihrem Kopse wegzog, richtete sie sich ! lanzsam auf und lagte in tragischem Tone: „Nein, Louis, ich scherze nicht: ich wünsche zu meiner Mutter zu gehen!" Sie erklärte noch, sie wünsche Niemauden mehr zur Last zu fallen. Ans einem Stuhle, der vor dem Bette stand, befand sich eine Tasse mit Resten von Pariser Grün. Man schickte sofort nach ärztlicher Hülfe, allein diese blieb erfolglos oder kam zu spät. Der Familienarzt, Dr. Drescher, war nicht zu Hause, als nach ihm geschickt wurde. Auf die Frage, warum sie Gift genommen habe, antwortete die Ster bende blos: „Ich wünsche zu meiner Mutter zu gehen! Ich wünsche zu meiner Mutter zu gehen!" Das Gift war von dem Apotheker Pape, der keine Ahnung hatte, daß Frau Faist sich mir Selbstmordgedanken trug. E i n e m c r i w ü r d i g e G e s ch i ck tc. (Eine vcrheirathcte Frau von einem Diebe zur Ehe gezwungen.) Bor dem Nichter Mor gan im Tombs-Polizeigerichte zn New Uork kam soeben eine merkwürdige Klage zur vor läufigen Verhandlung. Frau Catharine Bru der wohnt mit ihrem Gatten, Benjamin Brn der, und zwei Kindern in Nr. 206, West 29. Straße. Bruocr und William Livingston haben im ersten Stockwerk einen Leihstall und ihre Familien wohnen in der zweiten Etage. Livingston hat einen 22 Jahre alten Sohn, der bei ihm wohnt. Derselbe hat leine regel mäßige Beschäftigung. Frau Bruder sagt, daß der junge Livingston eines Tages im Oktober, ohne anzuklopfen, in ihr Zimmer kain und sie aufforderte, ih zu heirathcn, an dernialls würde er sie mit ihrer ganzen Fa milie erschießen. Als sie sich weigerte, schoß er wirklich, doch diekngel ging fehl und drang durch die Thür, gegen welche Frau Bruder sich gelehnt halte. Frau Catharine Stohl, Frau Bruder's Mutter, wurde durch den Schuß angezogen und eilte in das Zimmer. Gleich daraufginzLivingsto hinaus, nachdem er gedroht hatte, daß wenn sie Etwas über den Borsall erzählten, er Beide erschießen würde. Er wär zur Zeit betrunken. Am Abend des 25. Oktober ging Livingston wie der in Frau Bruder'S Znnincr, hielt der Frau wieder sie Pistole vor und da 'Niemand zu ihrem Schutz in der Nähe war, so ging sie in ihrem Schrecken mit ihm zum Pastor W. H. Wordell, Nr. 219, Ost 29. Straße, der sie verheirarhete. Ehe sie in das Hans des Pastors gingen, drohte Livingstone von Neu cm, daß er sie erschießen würde, wenn sie dem Geistlichen irgend welche Aufklärungen gäbe. Beide kehrten nach Bruder's HanS zurück und Livingston ging fort. Er machte keinen Anspruch aus irgend welche Rechte unter dem Heirathscontralre. Bis zum 20. Februar belästigte er sie überhaupt nicht. An jenem Tage hörte Bruder, der sich im Stalle be fand, Streit in seiner Wohnung. Er ging hinauf und fand Livingston mit einer Pistole in der einen und einem Dolche in der anderen Hand. Frau Bruder hatte sich in ein anderes Zimmer geflüchtet und die Thür verschlossen. Als Livingston Bruder eintreten sah, wurde er wild und stieß den Dolch zweimal durch die Thür desZimmers, in welchemFran Bru der Zuflucht gesucht hatte. Dann ging er hinaus. Frau Bruder wagte in ihrer Angst nicht, ihrem Gatten Alles zu erzählen, denn sie fürchtete, der junge Mensch würde seine Drohungen wahr machen undsie Alle umbrin gen. Sie sagte deshalb nur, daß sie sich das Benehmen des jungen Menschen nicht zu er klären vermöge. Dieselbe Scene wiederholte sich am Mittwoch voriger Woche und Frau Bruder ging nun zum Polizcisliperintenden teil Mayell und erzählte ihm die ganze Ge schichte. Sie sagte, daß sie ihrem Gatten keine Mittheilungen gemacht habe, ans Furcht, daß er die Sache falsch auslegen möchie, und der Polizcichef beauftragte deshalb den Geheimpolizisten Dünn, mit Bruder zu sprechen. Dabei kam denn das Folgende zum Borschein: Bruder hatte den jungen Living ston schon seit einiger Zeit genauer beobachtet und war zu der Ueberzeugung gekommen, daß er zn einer Diebebande gehöre. Dünn beschloß nun, Frau Bruder als Lockvogel zu benutzen. An demselben Abende noch kam Livingston zu ihr und sagte, daß sie ihren Gatten verlas sen und mit ihm gehen müsse. Bruder habe indessen §lOOO in der Bank, die sie sich vor erst verschaffen müsse. Da das HanS, in welchem die beiden Familien wohnen, viele Ausgänge hat, sürckilcte der Geheimpolizist, Livingston möge entkommen, wenn er ihn dort zu verhaften suche. Er veranlaßte Frau Bruder deshalb, daß sie mit Livingston zur Bank gehe, um das Geld anscheinend zu ho len. Auf dem Wege dahin wurde Livingston verhaftet. Dunn durchsuchte dann die Woh nung des Livingston. Tort fand er nach län gerem Suchen eine Reisetasche mit einer voll ständigen Ausrüstung von Tiebswerkzengen, Masken, Revolvern, :c. In mehreren Bü ehern befanden sich lange Listen von Haushal tungsgegenständen, Anzügen und Silberzeug. Livingston sagt, daß dießeisctasche allerdings ihm gehöre, daß aber irgend ein Feind die Werkzeuge hineinpraktizirt habe. Bci'm Verhör vor demßichtcr Morgan stellten sich die obigenThatsachen heraus. Der Richter konnte nicht umhin, die Geschichte für etwas unwahr scheinlich zu halten. Da sie aber bei m Kreuzverhör in allen Einzelheiten bestätigt i wurde,beschloß er,Livingston auf dieklagc.ani Frau BrudcrZcjchossen zuhaben, weil sie sich weigerte, ihn zu heirathcn, u. zweitens, weil er sie durch Drohungen zwang, ihn zu heiratben, unter §2OOO Bürgschaft zu stellen, die herbei geschafft wurde. Das Heirathöcertifikal fand man in Livingston's Weste. Ein Repor ter besuchte die Wohnung der Familie Bru der und fand dort die mit dem Dolch in die Thür gestoßenen Löcher und auch das von der Kugel gemachte Loch. Tie Liviugstons be haupten, daß die Klage ein Theil einer Ver schwörung sei, den guien Ruf ihres Sohnes zu untergraben. Eine viel-v er urtheil te Mörde rin. Jn eincm Gefängniß in Indiana befin det sich gegenwärtig ein Frauenzimmer, das schon viermal wegen Mordes verunheilt wor den ist, aber regelmäßig einen neuen Prozeß bewilligt bekommen hat. Dies Weib ist Frau Nancy Clein. Sie war mit einem Ehepaar, Namens Houna, das vor dem Jahre 1868 in der Nähe von Indianapolis wohnte, sehr be freundet. Am 12. September jenes Jahres wurden die Sjoungs aui einer Spazierfahrt in brutaler Weise ermordet. Herr Pouiiq hat j te a, Morgen jenes Tages eine große Snm mc Geldes, darunter mehrere §lOOO- Nvien, aus der Bank geholt, die er in einer Zeitung gewickelt bei sich trug, als er ausfuhr. Als leine Leiche gesunden wurde, war das Geld verschwunden. Unter den Freunden des Ehe- Paars Joung befand sich auch Silas Hart man, ein Bruder der Frau Clein, und ein ge wisser William I. Abrains. Am Tage des Mordes war Hartman in der Gegend gewe sen, wo lonng spaziren fuhr. An demselben Tage Halle Abrains sich eine Büchse geliehen und man wußw, daß er kein Geld hatte, um einen Wechsel einzulösen. Hartman wurde kurz nach dem Morde in der Nähe der Stelle, wo der Mord stattfand, gesehen, sowie auch ein dunkelgekleidete Frauenzimmer, das eine merkwürdige Aehnlichkeit mit Frau Clem hat te. Der Verdacht lenkte sich sofort aus die Letztere und man suchte zn erforschen, wo sie sich an dem fraglichen Tage und Abend auf gehalten habe. Zunächst erfuhr man von ei nem Dienstmädchen, daß sie ein dunkles Kleid angezogen habe, über ein Geländer ihre Ho se kletterte und in den Wagen der Familie ?)oung stieg, als diese vorbeifuhr. Abends war sie mit Abrains im Hause hreS BruderS > und AbraniS hatte kurz vorher seinen Wechsel eingelöst. Tie Fußspuren in der Nähe oer Leiche des Herrn Aoung paßten zu denen der Frau Elem. Bald nach Adrams'Verhaftung wurde erwiesen, daß Frau Elem ein Packet nach tem Hause der Frau Hartman brachte, das genau so aussah, wie das, weiches Houng aus derßank nahm. D ies Packet hatte sie Frau Hartman mit dem Ersuchen gegeben, cS zu verstecken. Sie leugnete, mit Voung in Ge schästsverbindung gestanden zu haben, obgleich Wechsel gezeigt wurden, woraus beide Namen standen. Auch mit Abrains wollte sie keinGe schäst gehabt haben. Sie wurde verhaftet und im Tezember desselben Jahres prozessirt und des Morde im ersten Grade schuldig befun den: Ihr Vertheidiger erhob Einwendungen gegen die Instruktion des Richters und ein neuer Prozeß wurde von dem Snpremc-Gericht bewilligt. Ter zweite Prozeß fand im lahte IKU>9 Natt und halte dasselbe Resultat, aber das Gericht hob auch dieses Urtheil aus und ordnete einen dritten Prozeß an. Das dritte Mal wurde sie in einem andern Gericht prozcsurt und ein Wahrspruch aus Mord im zweiicn Grade wurde abgegeben. Wieder er hob dicVerthcidigung Eiiiwciidunacii und das er iipremc-Gerichl ordnete einen vierten Pro zeß an. Tieser sand im vorigen Jahre statt und Fran Elem wurde wieder des Mordes im zwcitenGrade schuldig bcsunden. Manglaub te nun, daß die Sache endlich erledigt worden sei. aber der Anwalt der Angellagren war un ermüdlich, die Richter tus Supreme Gerichts zn gesällig und cinsüntterPeozcß ist soeben ans den 29. April angesetzt worden. Tie ConiUh commissärc haben beschlossen, für diesen Pro zeß keine Gelder zu bewilligen, um die Ge richtskostcn zu decken. Etwas Nochni e d a gc wef> n es hat sich in Houston, Texas, zugetragen. In aer 5. Ward jencrSta t war der Demokrat I. E. Zo ster als Eandidat für den dor-igcn Stadirath aufgestellt. Um 'eine Noiiiinalioii und seine Envählung zu sichern, hatte man einige 80 „Stimmgeber" importirt. Als die Primär wähl losgeben sollte, standFostcr plötzlich auf und rief: „Ich wohne i t Jahre iu dieser Ward und kenne jeden Bewohner derselben. Ich sehe hier über 80 Fremde als Theilneh mer. Sie mögen sehr gute Stiiniiigeber sein, aber sie wohnen nicht hier. Wenn diese Ward von solchen Leuten conrrolirt werden soll, mag ich nicht Alderinan fein." Sprach's und verschwand. Welche Lehre sollte das manchem Kandidaten in Stadl, Staat und Land geben! Europäische Berichte. . (Berlin, 12. tzevi.) D Reichstag beschäftigte sich heute zunächst mit dem von dem Abg. Schulze Delitzsch eingebrachten An trage aiif Bewilllgmig von Diäten für Reichs ragsmitgliedcr. Der Antrag wurde nach längerer Debatte in iiamentlichcrAbstimmnng mir 229 gegen 79 Stimmen angenommen. Ter von dem Abg. Dr. Windthorst (Meppen) eingereichte Antrag auf Schluß des preußü scheu Landtages wurde zurückgezogen. Nach dem dann noch der Antrag Winothorst-Ber nards auf Einführung der Rednerliste von Dr. Windthorst befürwortet, von dem Abg. Braun jedoch bekämpft worden war, vcrtaglc sich der Reichstag. Wie man hört, soll das Preßgefctz vorläufig in Elsaß-Lotbringen nicht in Geltung gesetzt werden. Die Arbeiten der Coimmision zur Berathung ein Mili tär Strafprozeß Ordnung scheinen immer noch nicht beendet zu sein, obschon die bürg liche Strafprozeß-OrdnmigiuiEittwM'fc schon fertig gestellt ist. Es wird sich zeigen, ob dem Geiste und den Anforderungen der Zeit indem neuen Mititärgesetzbuch Rücksicht geschenkt worden ist und da namentlich der Ausspruch des Generals v. VoiglS-Rheetz, welcher den Vorsitz in der Commission für das Reichs- Militär-Strafgesetzbuch hatte, auch Widerhall in dem Entwürfe gefunden hat, derAussprnch nämlich, daß man in zwanzig lahren gar kei i! scharfen Strafen für oie Soldaten mehr bedürfen werde. Vor 'Allem muß es sich zei gen, ob und wie mit den: jetzigen Prinzip der He'.mlieyieir des Gerichtes gevrochen worden ist, cinerHeimlichkeit, die wirklich so weit geht, daß selbst den geordneten Gerichten des Lau dcsMltttär-Strasprozeß Akren nur lehr schwer zugänglich sind. Auch die Zliiammensetzmig der Standgerichte, so gut sie in der Theorie auch aussah, muß in der Praxis geändert werden. Das p r e u ß i s ch e A b g e 0 r d n e t c ti li a u s wird noch in der jetzigen Session den Eivilche - Gesetzentwurf ledigen. Das SlaatLininist!uin hat seine Zustimmung zu dem Beschlusse des Präsidiums des Abgeord netenhauses ertheilt, den betreffenden Entwurf sofort, wie ans dem Hcrrenyausc zurück kommt, zur Verhandlung zu bringen. In parlamentarischen Kreisen war man entschie den gegen die beabsichtigte Verschleppung die ser Angelegenheit und auch der Regttning ist Angesichts der durch den kircblichen Conflikl geschaffenen Nothstände eine baldige Erledi gniig erwünscht. —ln F rankrci ch sind die Bonapartisten plötzlich ilngcniciii rührig geworden. Ronher hat das tzosniigswott ertheilt, die siebenjäb nge Amtsdauer Mac Mahon's zu respckliren, weil dieselbe den endgültigen Ausdruck des Vollsivilleiis vorbehält. Indem die Bona partisten dem Marschall helfen, seine Präsi dentschaft und d Linken die 'Republik gegen Eseaniotinttigsvcr'ilche zu schützen, sichern sie zugleich sich sclbervoried leguimisiischen oder orlcanistischeu Ueberrumpelnug. So ideuti sizircu sie sich bis zu einem gewissen Grade mit den Interessen Mac Via hon's wie mit denen der Nation, da es Beiden hochwillkom men sein muß, wenn die monarchnchen Frak tionen sich durch immer neue verfehlte Com- Plate immer lief und unentwirrbar in ein FiaSco nach dem andern verstricken. 'Am Ende des Scptenats würde somit wirklich die Alternative nur noch Republik odcrKaiser rhum lauten. Tritt dann Luln mit 24 lah ren aus dem Privatleben hervor, so mögen seine Anhäng immerhin daraus achten, daß d 72-jährige Herzog napolconischer Faktur Nichts mehr dagegen haben wird, das ganze Gewicht der Slaaisexetutive zu Gunsten einer bonapartisiischen Reganralion i die Wag schale der Eiilscheidiiiig zii werfen. -(Trier, 0. Febr.) Die „Trier. V.-Ztg." zählt: „Bei der heute Statt steigerung der gepfändeten Mobiliar Gegen stände des He Bischofs iand sich ein zahl reiches Publikum von nah und fern ein und es ging ziemlich unruhig dabei her. Sobald Jemand ein Gebot auf die Sachen that, wur de verhöhnt und verspottet. Es wurden versteigert: drei Kleiderschränke, ein Kanapee, eine Eommode, zwei Tische, fünf Rohrstühle, sechs neue Gartenstnhle, vi große Weinfä' s, eine Standuhr mit Glasglocke, siebemmv vierzig Stück Bild, darunter mehrere sehr schöne, große Oelgemälde. Der ganze Erlös d Auktion betrug 47 Thlr. 4 Sqr. Dieselbe verlies übrigens für einen der Störenfriede in niigemüthlich Weise; als nämlich das Por trait des Kaisers ausgebolen wurde, rief man von ein Seite: „Sechs Pfennige!" und als darüber mißbilligende Acnßeruiigen laut wur den, fiel es einem Bau ans der Eise! ein, zu rufen: „Mehr ist der wir mögen den 'Ausdruck nicht wiederholen nicht werth!" Sofort legte sich ab auch ein Arm der stra fenden Gerechtigkeit aus seine Schult und führte ihn in's Gefängniß. Bemerkt sei nur noch, daß sämmtliche Sachen von einer hie sigen vornehmen Dame angesteigert wurden." München, 10. Febr. Wie man dem Berliner „Börseii-E." meidet, ist der König von Bayern sehr indignirt über die Carikatu ren, die fortdauernd üb ihn in den Witzblät tern, besonders den Berlinern, erscheinen. Er soll i Berlin die Beschlagnahme speziell de „Kladderadatsch," sobald derselbe seine Person wieder carikirl, ausdrücklich verlangt haben. Er selb wolle eine einseitige Beschlagnah me in Bayern nicht veranlassen, stellte' aber das ausdrückliche Verlangen, gegen jede Ca rikirnng fein Person mit rigoros Strenge vorzugehen. In Oestrei ch steht die Reise des Kai sers Franz Joicph nach St. Petersburg im Vordergründe der politische Betrachtungen. Trotzdem die Ereignisse des setzten Bierlel iahrhuiidcrrs dazu angethan waren, Fürsten besuche als sehr ungeeignet für politische Con jekliiren betrachten zu lernen, werden doch die ser Katserreije die verschiedenartigsten und weittragendsten Bedeutungen unterschoben. Wie das Kabel gemeldet, ist der Kaiser wie der glücklich heimgekehrt. Davon, daß er in eeet. Petersburg etwas Anderes thun wollte, als dem Ezareu einen Gegenbesuch abzustat ten, ist in keinem der ministeriellen Blätter die Rede. Vor seiner Abreise hatte der Kaiser an den cislclthaniichcn Ministerpräsidenten ein Handschreiben gerichtet, das sich mit der herr schenden Nothlage gewisser Industrie Zweige und gewisser Kronländcr der Monarchie be schäftigt und in welchem der Monarch seine Befriedigung darüber ausdrückt, daß die „Be kämpfung des in einzelnen Theilen des Rei ches wahrnehmbaren Nothstandes einen Ge gcnstand unausgesetzt und wachsamer Für ! sorge der Regierung bildet." „Insbesondere," heißt es dann weiter, „wünsche ich das Au genmerk darauf gerichtet zu sehen, daß die Banthätigkcii zur Herstellung von Werken, die im öffentlichen Interesse nothwendig oder in volköwirthschaftlichcr Beziehung wichtig sind, angeregt und gefördert und dadurch Ar beit für fleißige Hände undVcrdicnsl für zahl reiche Gewerbe geschaffen werde." Das kaiser liche Schreiben hat bereits seine Wirkung ge than. Die Regierung versucht, ihrcVersäum nisse nachzuholen und hat bereits acht Vorla gen über den sofortigen Ausbau von Eisen bahnen dem Abgeordnetenhause vorgelegt. —„Ter Madrider Correspondeni der „Frkf. Zt." schreibt: „In Madrid wird nachKno chen von Franziseo Petrarca gesucht. Dieser liegt bei Padua in Arqua begraben. Ein wunderlicher Priester und Verehrer des Dich ters ließ sich einen Knochen aus dem Sarge stehlen. Als man dem Diebstahl auf die Spur kam, schickte der Geistliche seinen Raub nach Spanien. Jetzt will Hr. G. Caneftrini Professor der vergleichenden Anatomie an der Universität in Padua, zn Petrarea's 200-jäb riger Todrenfeier am 13. Juli eine Abhand lung über denselben herausgeben und vermißt die fehlenden Armknochen. Er hat in einem Werke von Carlos Leoni gelesen, die Knochen befänden sich in einer marmornen Urne de kgl. Museums in Madrid. Er hat nun durch die Zeitungen die Bitte umAuskuuft gerichtet."