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Ter Teutsche Korrespondent. Galtimorc, 20. März 1874. Stadt Balliere. Vit Laufbahn eines deutschen Vertu echers in Amerika. Der wegeu Giftmischerei in <?ar liste zum Tode vcrurthcilte, aber ach dem zweiten Prozesse freigesprochene „Tr." Schöppe treibt sich als Schwindler, Fäl scher und Pstttdo-Graf im -Pe sten nlntier. Ein viclgemandtcr Mann. zpieuteacnt, Tl>eologe, ÄteSijincr, 'tlrchitctt, Journalist uns Sunveo-Seamter. Hochstapler in Ehicago und Reporter in St. t!vnis. Durch den Ginstuft eines deutschen 2ldmiuistratios-Blätt.Z)LttS zum.Oülfspostmeister in lsaroselet ernanut. Schöppe taucht plötzlich in Baltimore auf und leugnet, mit dem westlichen Schwindler Lchulenbnrg identisch zu sein. Seine Berhastunq mraen Fälschung und G.' gesteht unserm Berichterstatter die Fäl schungen in Chicago begangen zcihabe. 19. März. Die Ehicaao'er „Freie Presse" vom G. Mär; bringt folgende Mittheilung. Wir publizircn dieselbe ohne Abkürzung und überlassen cd unsern Lesern, sich silbn eine Meinung darüber zu bilden, was in den: Artikel der „Presse" Wahrheit oder Dich tung ist. „Pie Familie Schöppe. Paul Schöppe uns leine Bcrgangenhci. - T'rüvc und ftübeu. Sieb, Gistmörder und zäischcr Unter fremdem Namen in Eyicaao. vieporter der .Ar. Presse ans seiner Spur. Entlarvt in St. Louis. Paul Schöppe in Berlin. Die Annalen desEriminalgerichts vonßer- Ii überliefern uns einen Fall von Diebstahl und Einbruch, der wegen der Grösse des dabei in Betracht kommenden Betrages und der Verwegenheit des Verbrechers die Bevölke rung von Berlin nicht wenig in Aufregung versetzte. Ein gewisser Panl Schöppe, dein es in Folge seiner Kenntnisse und seines bestechen den Aeußeren gelungen war, bei einem Gra sen von Blankensee in Berlin eine Stelle als Erzieher zu erhalten, hatte diesen um die Snmine von IW,OX> Thlrn. und eine grosse Anzahl Pretiosen bestohlen und bei seinem Vater, einem gewissen Pastor Schöppe, unter gebracht. Das Verbrechen wurde'jedoch bald ermittelt, Das was von der Beute des Ver brechens übrig war, wurde dem Grafen zu rückerstattet und Paul Schöppe zu fünfjähri gerZuchthausstrafe vcrnrthcilt, die ihm jedoch zu Folge der Verwendung des crwähntenGra fcn Blankensee, den er bestohlen, theilwcisc er lassen worden. Ten als Dicbshehlergcbrand markten Vater liess man nach Amerika ent kommen. Ter Schleier der Vergessenheit wür de jedenfalls auch über das Verbrechen dieser Leute gefallen sein, wenn sie sich die in Berlin gemalten Erfahrungen hätten zur Warnung dienen lassen. Statt Dessen aber verlegten sie den Schauplatz ihrer Verbrechen nach der neuen Welt. Paul Schöppe und sein Baicr in Amerika. Kaum einige Monate hatte diese Familie den amerikanischen Boden betreten, als die Kunde von einem teuflischen Giftmorde durch die amerikanische Presse ging. Der gegen den muthmassiichen Thäter an gestrengte Prozess ist so allgemein bekannt und namentlich von der deutschen Presse seiner Zeit mit so viel Aufmerksamkeit behandelt worden, dass wir hier nur die hauptsächlichsten Momen te nochmals anführen wollen. Einem gewissen Paul Schöppe, der sich als deutschen Arzt aus gab und als junger Mann von gewandtem Aeußeren geschildert wurde, war es gelun gen, sich in das Vertrauen einer alten, reichen, unverheiratbeten Dame, eines Fräuleins Sie:- uccke, einzuschleichen. Er hatte um ihre Hand angehalten, erhielt das Jawort und mit ihm ein Testament, wo rin die alte Dame ihm ihr sämmtliches Ver mögen vermachte. Ginige Monate darauf starb die alte Dame plötzlich unter Umständen, die den Verdacht einer Vergiftung als unabweisbar erscheinen liessen. Bei der Sektion ergab sich, dass der Magen der Verstorbenen eine beträchtliche Quantität Gift enthielt. Auf Paul Schöppe, der bereits Anstalten getrosten, sich in den Be sitz der Hinterlassenschaft zu setzen, fiel sofort der Verdacht, er wurde, wie oben erwähnt, prozessirt und nach einem höchst langwierigen Gerichtsverfahren zum Tode durch den Strang verurtheilt. Auch bei diesem Prozesse spielt der Vater des Paul Schöppe die Rolle des Hehlers. Später wurde dem Verurthcilten eine Revi sion des Prozesses bewilligt, und es gelang ihm, dem Galgen zn entkommen. Inzwischen wurde positiv festgestellt, dass der verwegene Dieb Schöppe in Berlin und der Paul Schöppe in Earlisle, gegen den so dringendeVerdachtsgründc vorlagen, erwähn tes Fräulein Steinecke vergiftet zu haben, um sich in Besitz ihres Vermögens zu setzen, Ein und Derselbe ist. Kaum hatten sich die Thore des Gesang nisses für ihn geöffnet, als er alle Hebel in Kraft setzte, in Besitz des Nachlasses der Ge mordeten zu gelangen. Ergab dabei vor, dass er mit Frl. Stei necke verheirathct gewesen iei, die Ehe aber ans besonderen Wunsch derselben geheim ge halten habe. Sein Vater, der Pastor Schöppe, beschwor, dass er die Trauung vollzogen, nichtsdesto weniger aber weigerte sich das Hinterlasscn schaftsgericht, ihin den Nachlass zu überwei sen, und so fiel derselbe in Hände der An verwandten des besagten FränleinS Steinecke. Schöppe, der wohl guten Grund haben moch te, leinen neuen Prozess zn wagen, verfolgte die Angelegenheit nicht weiter, sondern be folgte einige sehr deutliche Winke, die ihm von Bürgern ans Earlisle gemacht worden: Er suchte das Weite. Sein Vater folgte seinem Beispiele. (Dieses ist ein Irrthum, Schöppe's Klage schwebt noch vor den hiesigen Gerichten, und seine Anwälte sind die H.H. Slingluff, Fisher K Marjhall-e., während die Vertheidigung auf Seite der Erben von Hrn. H. E. Dallam geführt wird. Anfangs klagte Schöppe als der im Vermächtnisse der Stei necke bedachte Erbe, hat aber seitdem seine Klage als „Gatte" der Steinecke, dem ihre ganze persönliche Habe (und andere hatte sie nicht) zukomme, anhängig gemacht. Tie Red. des „Eorrcsp.") Pat Schöppe in Chicago. Wenige Wochen später, nachdem denn der zweite Skandal Prozess dieses Paul Schöppe beendet und dieser selbst ans der Haft freige lassen war, rauchte in Chicago ein junger Mann auf, der etwa in dem Älter des durch ganz Amerika nunmehr berüchtigt gewordenen Schöppe stehen mochte. Er nannte sich Schn lenbura nnd führte sich mit bencidenswerthcr Sicherheit in hiesigen deutschen Kreisen ein. Niemand wusste, von Wannen er kam, doch seiner Gewandtheit gelang es überraschend schnell, sich einzubürgern. Er erhielt in kur zer Zeit eine Stellung in einer hiesigen Ei senbahngesellschaft, indeß schien diese Art von Beschäftigung nicht sonderlich nach seinem Geschmacke gewesen zu und er wurde sehr bald wegen allzu grosser Thcilnahmlosigkeit wieder entlassen. 'Nunmehr begann er, ein Cavalier-Leben in Chicago zu führen. Er gab viel Geld ans, erweiterte den Kreis seiner Bekannten um ein Bedeutendes und zog in denselben auch am hafte hiesige Deutsche, die er durch sein ein schmeichelndes, glattes Wesen zu bestechen ver mochte. Doch wir müssen hier ebenfalls erst die Be kanntschaft eines Mannes machen, der zur selben Zeit, wo Paul Schöppe's zweiter Pro zess endete, in dem etwa fünfzig Meilen von hier entfernten Landstädtchcn N. auftauchte. Dort erichicn nämlich ein alter, würdig d'rein schauender Herr, ausgerüstet mit vieler Sal bung und einer guten Menge von Zeugnissen ans Deutschland. Er war' Theologe, iind da die dortige Gemeinde gerade eines Predigers bedurfte, so siel nach ewigen Probepredigten die Wahl ans den Mann. Dieser führte ebenfalls einen Namen, dcr mit Sch. begann, aber sonst nicht Jenem glich, den der junge Schöppe hier anzunehmen für gut befunden hatte. Wir werden gleich weiter von dem würdigen Geistlichen hören. Dem Herrn Paul Schöppe mochte während seines kostspieligen Aufenthaltes in Chicago endlich das Geld ausgegangen sein, doch er liess sich durch eine solche Kleinigkeit nicht aus der Fassung bringen. Er halte sich eine Unterstützung Seitens der „deutschen G sillschaft" zu verschaffen gemusst und nicht um sonst die Unterschrift des Sekretärs, Pastors Guntrnm, und des Hrn. Biroth, des Schatz meisters der „deutschen Gesellschaft," gesehen, oft. genug schon hatte er seine eminente Gö jchicklichkctt im Nachahmen fremder Hand schriften mit Erfolg verwerthet. Eines !a ges erschien Herr Sch. in einer hiesigen wohl bekannten Schniltwaaren-Firma, machte ei nige unbedeutende Einkäufe und gab Bank anweiftingen (Ehccks > aus, welche die Namen jener beiden Beamten der „deutschen Gesell jchaft" trugen. Tic Namenszügc ans den „Ehccks" waren io meisterhaft nachgeahmt schienen so echt, dass nicht mir die Bankbeam tcn getäuscht wurden, sondern, dass auch die Herren Gnnlruin und Biroth selbst nicht eher über die Echtheit oder Unechtheit derselben zu entscheiden vermochte, bis sie ihre Bücher nachgeschlagen und gesunden hallen, dass keine derartigen Wechsel von ihnen ausgestellt wa -ren. Die Geheim-Polizei fasste denn auch den Herrn Sch. ab, als er gerade wieder ane gefälschte Bankanweisung ausgeben wllte. Ter junge Mann wurde unter der Anklage der Fälschung und des Betruges ver haftet; der Fälscher harte zwar acht Anwei sungen von 5 adrejsirft täugnete aber mit eiserner Stirn jede Schuld. Nur ein Miß verständniß gab er,. Er wurde bis zum Zu sammentritte der Grand-Jury in's Co.intv Gefängniß gebracht. Der alte SchSpPe als Retter. Wenige Tage daraus erschien bei dem Prä ssdentc der „deutschen Gesellschaft' ein äu ßern geistlicher, ein höchst würdiger Herr, der sich als den Prediger Sch. aus N. vorstellte. Er hätte, wie er jagte, von dem Mistgeschicke gehört, das den eines seiner Fugend freunde betroffen, und käine hierher, um zu sehen, was er für den jungen Mann um Ehristi Willen thun könne. Der betagte Ämtsbruder machte den Eindruck rieister Frömmigkeit und reinner Herzensgüte und erbor sieg sogar, obwohl selbst mft irdischen Gütern nicht reich gesegnet, den Verlust aus seinen kärglichen Ersparnisse zu decken. Man geleitete den schmerzlich Ergriffenen zu dem Bankier, wo der alle Geistliche ein besch°ide iicö -sparkassenbnchlein hervorzog und aus dessen Betrage die betrngeri'ch erhobene Summe abzahlte. Es war eine rührende Scene, wie der christliche Seelsorger seine lebte Habe, die Ersparnisse seines Alters, opferte, um dem Sohne des Jugendfreundes sein Schicksal zu erleichtern. Ja, es war rührend, denn der würdige Vater bezahlte für den würdigen Sohn, der alte Schöppe, der Genosse von Berti her, für den jungen Paul Schöppe. Indeß hatte die Fürsprache des frommen Mannes so viel Eindruck gemacht, daß einflußreiche Personen Alles daran setzten, um den jungen Menschen, der beharrlich seine Unschuld versicherte, zu retten. Vor der Grand - Jury wurde trotz aller anscheinend so überwältigenden Beweisgründe gegen Sck'. keine Anliagc .rhobcn nnd dieser alsbald frei gelassen. Nach St. Loui! Soviel halte indeß Schöppe ans dem Vor fülle gelernt, daß hier feines Bleibens nicht länger wäre. Er schnürte fein Bündel und ging nach St. t'ouis, wo es ihm glückte, bei einer dentschcn Heilung Anstellungen finden. Aber dort sollte ihm die Maske abgerissen , werden. Sehr bald war nähere Beobachtern das jchwindelhaste, innerlich unwahre Wesen des Menschen ausgefallen. Obwohl man sein beiremdlicheS Erlebniß in Chicago und , die absolute Geldverlegenheit, in weicherer > sich hier befunden, kannte, mußte es nothwen dig auffallen, daß der Patron dort mit den kostbarsten Schinnckgegensländen überladen und hochelegant gekleidet auftrat, Theater und feine Vcrgnügunqslokale besuchte, sehr viel Geld ausgab und sich wie ein vollendeter Stutzer bewegte. Endlich trat ein äußerst vorsichtiger und gewissenhafter Mann, der zuvor lange in Carlislc, Pa., gelebt hatte, mit der ganz bestimmten Behauptung auf, daß der angebliche Ech. Niemand anders wäre, als der wegen Giftmordes prozessine, verurthcilte und endlich in Folge einer seltsa inen Verkettung der Umstände sreigekommene Paul Schöppe! So hat denn dieser gefährliche Gauner offen> bar iiiilcr einem fremden Namen sich ivcst wärtS gewandt, um aus dem einmal betrete nen VerbrechenSpsadcfortzuwandcln. Es ist nicht im Mindesten zweifelhaft, daß dieser Bursche, sobald er sich jetzt entlarvt sieht, einen anderen Namen annehmen und ein anderes Feld seiner Thätigkeit suchen wird. Ter Palron hat sich bisher um keinen Preis pho lographiren lassen, seine Verschmitztheit fugte über seine Eitelkeit, cS dürfte abcrim Interesse der öffentlichen Sicherheit sein, eine kurze Schilderung dieses Menschen zu entwerfen. Paul Schöppe ist fast t! Fuß groß, von äußerst straffer militärischer Haltung und höchst gewandten Manieren. Er hat braunes Haar, rundes Gesicht mir stattlichem, wohl gepflegten, dunkelblonden Schnurrbarte und trägt eine Brille. Schöppe ist im Besitze der vertchiedensten philologischen Kenntnisse, na mentlich auch im Französischen und in der Mathematik wohl bewandert. Vielleicht, daß nach diesen Enthüllungen auch der würdige alte Geistliche Sck- ans N., mit anderen Worten der alte Schöppe, der Hehler der großartigen Diebereien seines Sohnes, eine Luftveränderung vorziehen dürste. Bereits berichtet man es in der Umgegend von N. als ein offenes Geheimniß, daß der dortige Pastor der Bater des jungen Sch. ist, und sprich! laut davon, daß beide Theile eine sehr befleckte Vergangenheit hinter sich haben. Das sind die Ermittelungen, welche zucrni ren, unsere Berichterstatter zwei volle Tage ge kostet hat. Während der eine in St. ('onis selbst alle über diese Angelegenheil sprechen den Daten sammelte, namentlich aber aus dem Munde eines frühercnMitschttlers Schöp pe's die ganz bestimmte Bestätigung erhielt, daß Sch. kein Anderer, als Paul Schöppe wäre, indeß ein zweiter in ihn, ebenso sicher den nämlichen Schöppe erkannte, welcher vor einigen Jahren wegen Giftmordes in Penn shlvanici! prozessier wurde, verfolgte der an dere in Chicago die Spuren der Wirksamkeit des Verbrechers, und die Resultate beider Un tersuchungen waren in unverkennbarster Weise übereinstimmend, auf das Genaueste inciuan. Vergreifend. Tie Art, wie er selbst diese That sache leugnet, ist aber fast noch mehr geeignet, deren Wahrheit zu bestätigen, als sogar die gravircndslcn sonst gegen ihn redenden Be weise. Eine i!üge jagt die andere, eine offen bare Heuchelei überbietet die andere. Und doch würde man den Paul Schöppe, denn nach dem Dbigen können wir nicht mehr zweifeln.. daß wir es mit dieiein zu thun haben, unter fremdem Namen haben ruhen tveun es sich gefunden hätte, daß dieser Mensch, nachdem er hüben und d'rübcn zwei Mal un ter den schwersten Anklagen Raub u. Gift mord gestanden, zum Mal den härtesten Strafen der EriminalrechtSpflegemit genauer Roth entwischt ist, endlich nunmehr den Weg zur Besserung eingeschlagen und versucht hät te, in bescheidener Zurückgczogcnhsirscinßrod zu verdienen, was ihm bei seinen tüchtigen Kenntnissen nirgends schwer werden könnte. Nachdem wir aber gesehen, daß dieser Mensch, ebenso bewandert aus dem Gebie te der Giftmischerei, des gemeinen Dieb stahls, als der Handschriften-Fälschung, aller orten, wohin er kommt, ncucPcrbrcchen plant, sich unter geborgtem Graseniitel geräuschvoll auf der Oberfläche bewegt und auch in St. Louis schon wiederum in alle Well ausge sprengt hat, daß seine Advokaten in New-chörk soeben mit der Eintreibung einer Erbichast von SIIN.OW beschäftigt wären, eine Behanp lung, die sich ebenfalls auf telegraphische An frage als Lüge erwiesen hat. hier konnte von Schonung keine Rede mehr sein. Hier haben wir es oisenbar mit einem vollendeten Ver brecher zu thun und daher schien diese Enthül lung nothwendig im Interesse des Publi kums." Ter in Chicago erscheinende Westen über Tchöppe'o Leben in der Gartenstadt. Ter „Westen," das Sonutagsblatt der „Jll. Staalszeitung" berichtet: „In Nachste hendem geben wir den Lesern der „Illinois- StaatSzeituna" einen vollständigen und er schöpfenden Bericht über einen der gerieben sten Verbrecher, welchen die Neuzeit aufzu weisen hat. Die Daten sind von einem Be richterstatter der „Staalszeitung" hier und in St. Lonis gesammelt. Ter Name Paul Schöppe's ist uoch in der Erinnerung eines Jede. Wo er hinzieht in der Welt, und er zieht ziemlich viel umher da scheint er auch die Spuren seiner Anwe senhcit durch ein Verbrechen zu hinterlasse. Kein Wunder, dag er auch Chicago berührte. <-t.itt aller Einleitung lassen wir die Erzäh lung selbst folgen. cn, T-qöpve in Chicago. Im Monat Juni 187!,, also vor etwa neun Monaten, wurde iu der Naudolphstraßc ein bedeutender Austauf dadurch verursacht, daß ein junger Plann von einem Polizisten ver folgt und niedergeschlagen wurde. Wie sich herausstellte, war der Betreffende, der recht nett gcll.idet war, verhaftet wordenund suchte sich aus dem nicht mehr ungewöhnlichen Wege der Flucht die Freiheil zu ilchcrn, deren Ver liist ihn bedrohte. Der Jüngling hieß I. P. chnlcublirg, sein Verbrechen war Fäl schung. Sehen wir uns ihn ein wenia näher an. Er erschien auf der Bühne Chicago's An fangs März vorigen Jahres, nachdem er zuvor einige Wochen oder Monate in Napierville zugebracht. Er meldete sich bei Hrn. Pastor Hartmaiiii nnd bat nm Erlaubniß, bei ihm im Kirchcnchor mitsingen zn dürfen. Diese Erlaubniß wurde ihm gegeben, und nach dcr Borstellung bei dem Organisten, Hrn. Nahn konnte cr an seine freiwillige Thätigkeil ge hen. Aber die Herrlichkeit dauerte nicht lange. Die „Maidlc" wollten mit dem jungen Mann der sie zwar nicht beleidigte, aber ihnen doch halb verrückt erschien, nicht länger singen, und nachdem ihm dies bedeutet, blieb Schulen bürg aus der Kirche fort. Gleich darauf er schien er mit einer Empfehlung des Hrn. Pa stors Guntnim in der Redaktion dcr „Staats zcilung" nd suchte eine Stelle als Reporter. > Er wandle sich mit dcr Lüge, von Hrn. Raster an Hrn. Rapp gewiesen zu sein, an Letzteren, erhielt die Stelle jedoch nicht, weil ein anderer Bewerber ihin vorgezogen wurde. Sodann aber erledigte sich sein Gesuch auch dadurch dag er bei einer Fahrt nach Napierville ver uiig'.ückke nnd eine Kopfwunde erhielt, die ihn längere Zeit an's Bett fesselte. Als er ge sund geworden, trat er als Zeichner in die „Northwestern - Bahn" ein und zwar auf Grund guter Zeugnisse von dcr „Peuiisnlva ia Central-Eiscnbahii," verließ jedock, auch dieie stelle bald. Die „Concordia - Halle," welche in dcr 22. Str. zn jener Zeit gebaut wurdc und ursprünglich für den „Süd - Ehi cago-Tnrnverein" bestimmt war. erfuhr da mals einige bauliche Umänderungen, mit de ren Einwurf und Durchführung Schuleiibilrg betraut wurde. Er entledigte sich dieser Auf gäbe, wie uns mitgetheilt wird, zu vollster Zufriedenheit. Seine Einnahmen müssen wohl, trotz des Verdien,tcS jedoch nichi mit den Ausgaben gleichen schritt gehalten haben, denn er nichte be> der „Seutichen Gesellschaft" um Unter llntzung nach, und so groß ist der Einstuß ge wcs.-n. den er sich dort zn verschaffen gewn'nt daß ihm ein Vorschuß von einbnndert Toi larS bewilligt wurde. kurze Zeil daraus tauchten plötzlich in Chi cago acht falsche EheckS auf, die von E Gun trnm und H. Biroth (Sekretär und Schatz' meiner der ..Teutsche Gesellschaft", unter zeichnet und auf die „National-Bank von Il linois." deren Präsident, Hr. Georg Schnei der. auch Prälldent der „Teutschen Gcsell lchcitt" ist, gezogen waren. Berauöaabt waren die Ehecks bei Field, Leiter k Cvmv und allen großen Firmen. j Als die erste dieser Ehecks einliefen, war das Erstaunen grenzenlos. Die HH. Biroth und Guntrum standen nicht au, die Hand schnfien als die ihrigen anzuerkennen, und Hr. Schneider that daffelbe. Trotzdem aber lag sa die Fälschung vor und erst nach langem Nachdenken und mit Hkilfe einer Lupe gelang es, das folgende festzustellen: Die Hrn. Sehn lenburg bewilligten einhundert Dollars wur den ihm iu zwei Checks von je K5O gegeben, welche die HH. Biroth und Guntrum in der Wohnung des Ersteren unterzeichneten. Den einen dieser Checks löste Hr. Schulenbnrg. den Hr. Birolh Behufs Isentisikalion begleitete, sofort ein; den anderen steckte cri die Tasche, mit dem Bemerken, cr wolle lieber warten, da er nicht zu viel Geld auf einmal bei sich zu tragen wünsche. Während Biroth die EheckS auf einem tleinen Tische unterschrieben, hatte Guntram zufällig an den Tisch gestoßen, so daß Biroth's Feder ausrutschte und einen ganz kleinen nnbedentendcn, mil bloßem Auge nicht sichtbaren Haken machte. Dieser Haken fand I sich auch aus allen gefälschten Checks getreu ! nachgeahmt und lenkte den ersten Verdacht aus ! Schulenburg, der in Folge eines jener glück ! licbcii Schicksalszusälle gerade den Check mit dein Haken „der größeren Sicherheit wegen" ! nicht ilmgcsctzt yalte. ! Selbstverständlich wurde seine Verhaftung sofort veranlaßt. Daß der Fluchtversuch fehl i schlug, baben die Leser c fahren. Er blieb 4 ! Wochen im Eoump Gefängnisse, bemühte sich I vergeblich um Bürgschaft, wurde von der ! Grane Jury in Auklagczustand verfem und hatte feinen Prozeß vor Richter Williams im l Criminalgcrichl zn bestehen. Hier aber er ! folgte seine Entlassung, weil abermals der ! Einfluß, der ihm stark geholfen, sich wieder geltend machte. I Hr. Pastor F. Schäppel von Rapiervillc, ! 111., in unmittelbarer Nachbarschaft Chica i go's, war es, der als rettender Engel erschien. Er war cs, der ursprünglich Schnlenvnrg an Gnntrum empfohlen hatte, und er machte denn auch jetzt die Mittheilung, daß Schulen burg nur unter bürgerlichem 'Namen gehe und der Sohn, allerdings nur der uneheliche, eines dcutjcheu Fürsten oder eines anderen großen Thieres sei. Tie HH. Gco. Schneider nitcrcfsirteii sieb denn auch für Schulcnbnrg so, daß Richter Williams ihn mit einer tüchtigen Strafpre digt entließ, nachdem ihm gezeigt worden, daß Schulenburg bis dahin ein mnstcrhafterKiiabc nnd Jüngling gewesen nnd nur in eine ganz unerklärliche Verwirrung gerathen, für weiche zum großen Theile die in Rapiervillc crha! tene Kopfwunde verantwortlich gemacht wurde. cr ging sofort in die' Redaktion der „^raatSzeitung." „Ich komme, Ihnen mitzutheilen," sagte cr zum Lokalredaktcur, „daß ich soeben nn Cri minalgcrichtc freigesprochen worden bin." „Das nun gerade nicht!" wurde ihm erwie dert, „aber die Herren, deren Namen Sic miß brauchten, haben ein gutes Wort für Sie ein gelegt." „Sie haben sich unterstanden," nahm der Bursche daraus wieder das Wort, „Briefe, die ich ans dem Gesängnisse an die „Staatc-zei luiig" schrieb, nicht zu veröffentlichen: wie kommen Sie dazu ?" Es bedarf nicht erst der Erwähnung, daß der freche Mensch zunächst eine gesalzene Er wiederung zn hören bekam und dann ersucht wurde, schleunigst das Zimmer zn verlassen. Alis dem Gefängnisse hat er nicht nur an die „kctaatszcitnng," sondern auch an T uvende von Personen Briese geschrieben." Nachdem ein Berichterstatter der „Illinois staats-Zeitung" sich auch über die Identität des Pastors Schäppel mit dem alten Schöppe Gewißheit verschafft hatte, schreibt der „We sten": „Die moralische Ueberzeugung, daß Schu , lenbnrg—Schöppe, und Schäypel —Schöppe's Bater, ist, war inzwischen immer stärker ge worden. Der Umstand, daß die ans nicht leicht erhaltbaren Formularen gedrucktenZeug nisse des Pastors Schäppel in Ordnung wa ren, im Wege. Denn der große Fälscher Schulenbnrg konnte ganz leicht ans dem Namen Schöppe durch Aiihängiing ei nes l und durch einen Strich am o den Na z mcn Schäppel machen. Alle moralischen Ueberzeugungen allein aber reichen nicht aus, um mit Bestimmtheit behaupten zu können, daß dem so sei. Um direkte Beweise zu er halten, gab sich der Privat Geheimpolizist der „Staats-Zcitung" auf die Reise und kehrte ans St. Louis mit den folgenden beschwore nen Aussagen zurück: Was Schopps'S Mitschüler sastc:>. „Ätaat Missouri, St. Louis-County. St. Louis, 12. März 187 l. Hr. Alvin Schcl lak erschien heule vor mir, dem unterzeichneten Notar, und sagte aus: Ich heiße AlvinSchcl lak, bin 84 Jahre alt, geboren in Crossen a. 5 d. Oder, seit dein 2. September 1872 in Amc ! rika und in St. Louis seil Monat November 1872. Am 14. Februar d. I. ging ich in das Hotel" und sah dort einen Herrn, der an mir vorbeistreifte. Ich erfuhr später, daß sich dieser Herr J. P. Schulenbnrg nennt. Ich glaubte ohne sein Gesicht zu sehen, als Paul Schöppe zu erkennen, der aus Baudach bei Crossen gebürtig ist und mit dem ich vom Jahre 1855 bis Mitte 1857 in dersel ben Classe des Gymnasiums zu Züllichan gc festen und in demiclbeii Zimmer bei dem Böttchcrmcimr Pischcring in der Langen Gasse gewohnt habe. Im Jahre 1880 sah ich mei neu früheren Mitschüler Paul Schöppe wie der, als er als Fähndrich ans dem Miliiär verband schied. Das war in Crossen in einer Condilorci. Als ich ihn im „Southern Ho tel" sah, trat ich sofort an ihn heran und sprach ihn als Paul Schöppe an. Er wies mich barsch ab mit der Bemerkung: „Was wollen Sie von mir, ich kciine Sie nicht!" und schied von mir mit der Bemerkung: „Ich weiß nicht, warum Sic mich in diese Verlegenheit bringen." Ich theilte, als ich erfuhr, daß er hier unter andern, Namen ging, Alles, was ich wußte, der Redallion des „Courier" mit. Die besonderen Kennzeichen, an denen ich ihn erkannte, sind zwei senkrecht über den Augen stehende Narben, die von einer Verwundung durch einen Pistolenschuß herrühren, die er durch Unvorsichtigkeit eines andcrenTchükerS, ! Namens Heinrich Wächter, ans meinem Zim mer erhielt. Ich erkannte ihn ferner daran, daß ihm bei einem Fall von einem Apfel baum, vor fernem fünfzehnten Jahre, ans den zwei mittleren Zähnen deö Oberkiefers die inneren Hälften in Dreieckform ausgeschlagen waren. Er hat sich seitdem gar nicht verän dert und hat nur das Haar ans dein Wirbel verloren. Ich wurde hier in St. Louis nach meinen Mittheilungen in der Wohnung des Hrn. Dr. Makk mit Schulcuburg consrontirt, hatte eine längere Unterredung mit ihm und bestehe, trotzdem er seine Stimme häusig ver änderte, daraus, daß er mein College Paul schöppe von der Obertertia bis zur Obcr lecuiida des Züllichauer Gymnasiums gewc habe keinerlei Interesse Paul Schöppe aufzutreten und bezeuge Vorstehen des einfach der Wahrheit gemäß. Alpin Schcllak." to anll sl>zvr!Peü vetArv wo, ikis eistlnoei, I.ui.ckrell ui.ll Notare I'iitzl'v kor k! 1.,>i,i5 Eouotv „Ätaal Missouri, St. Louis Eonnty. St. Louis. 12. Mär; 1874. - Hr. Pank John erichlen heute vor mir, dem unterzeichneten Notar und sagte Folgendes eidlich aus: Ich heiße Paul 305 Jahre alt, geboren m Crossen a. d. O. in Preußen, Sohn des Justtzrath John, mit Unterbrechung seit 1869 in Amerika und jetzt in St. Louis. Ich he llichte von Michaelis 187.6 bis Ostern 1860 das Gyiiinasiiim in Züllichau. Ich trat in cie Fritz Schöppe, einem Vru der von Paul E-chöppc, der zn der Zeil in ei ner der höheren Klassen saß. Ich hatte einen nreuiid, Namens Hartwig, der in derselben Penilvii mit Paul Schöppe bei dem Böttcher Girach in der Langen Straße war, und sah Paul T-chöppc dort sehr häufig. Er, Schöppe, verkehrte ferner viel in der Familie des Kreis genchts Direktors Mader, der ein Studien genösse meines Baters war und in dessen Haus ich ans und ein ging. Er besuchte fer ner den Primaner Gnadendorf, den Senior meiner Stube, seinen intimen Freund. Be sonders erinnere ich mich seiner aus der Vor stellung der „Karlsschüler" zu Schiller's hun dertjähriger Geburtstagsfeier. Er gab eine untergeordnete Rolle und man bewunderte allgemein seine kräftige jugendliche Gestalt. 'Nach St. LouiS kam ich am Montag den 9. Mär; d. 1., auf Ersuchen des Hrn. Schel lak, und wurde schon am Nachmittage dessel ben Tages mit einem Herrn coiisrontirt, der sich I. P. Schulenburg nannte und in der Postofsicc in Earondelet angestellt sein soll I Ich nehme keinen Anstand zu behaupten und nach bestem Wissen unb Gewissen der Wahr heit gemäß zu erklären, daß dieser I. P. Schu lenburg derselbe Paul Schöppe ist. welcher zu gleicher Zeit mit mir das Glminasium in Züllichau besuchte. Als ich ihm direkt er klärte, daß, wenn cr nicht Paul Schöppe sei, cr eine frappante Achnlickikeit mit demselben habe, antwortete er mir wörtlich: Ja, ,ch weiß, daß ich, Schulenburg, eine große Achn lichkeit mit Paul Schöppe habe. Bei einer späteren Gelegenheit bestritt cr, diese Worte gesagt zu haben. Ich habe nie einen Streit oder Wortwechsel mit Paul Schöppe gehabt und mache diese' Aussage einfach der Wahrheit gemäß. Paul John." 8 c>rn t soll sul.üeril,eck I.elviews, Ulis tvvvll'li lit pkaitN, liliailyyll anck sevoiiiv-IPtir. Vorstehendes ist deutlich genug. Es wär gelungen, zwei Männer aufzufinden, die mit Schöppe Jahre lang in dieselbe Schule ge gangen und von denen der Eine sogar mit ihm in demselben Zimmer gewohnt hätte." Ter ~It. vouis Courier" über seinen srüye ren Mitarbeiter Pseiivo-Tchulenbur. „Seit seinem ersten Auftrete in St. Louis halte Schulcnbnrg einen großen Kreis von Freunden. Es konnte nichi lange verborgen bleiben, daß hinter dem einfachen bürgerlichen Namen Johann Paul Swuleubilrg, binter den, iinponirenden und einnehmende Aeu Bcrn ein wirklicher Edelmann, ein Graf Hans von der Schi'.lenburg stecke, den widrige Schicksale von den Gütern seiner Ahnen nach Amerika geführt. Er erzählte allerdings nur leinen intimen Bekannten von seiner glänzen den Vergangenheit und war weniger stolz, als man hätte erwarten sollen. Sein Be nehmen war ein distinguirteS und wenn er bei schönem Wetter die 4. Straße auf- und abprominirle, sixirte er durch seine Lorgnette ' die wandelnde Damenwelt mit der ganzen Uiigcmrtheil eines ehemaligen Gardeosfiziers. Er liebte es, von seinen Siegen über das schöne Geschlecht zu erzählen. Es würde zu weit führen, Alles zu crzäh > len was er in vertrautem Kreise sagte, von Hoffesten, Jagden, als Gast des Herzogs von Natibor. Er bedauerte fein leichtsinniges Schuideiimachen—inßerlin 20,000THIr. in ei nein Jahre, das ihn mit dem Vater ent zweite und zur Auswanderung nach Amerika veranlaßt hatte. Es wäre ihm sonst ver gönnt gewesen, ini preußischen Herrenhause neben den Stolbcrgs, den Kleists, den Jtzcn plitz' eine parlamentarische Rolle zu spielen, wenn er nicht, wie gesagt, sich in jugendlichem llelnrniuthe zu viele leichtsinnige Streiche hätte zu Schulden kommen lassen. Freilich war ihm eine Erbschaft von seinem inzwischen ! verstorbenen Pater sicher. Dieselbe betrug j lc>,',<> Dhlr. und wie seine Advokaten in New ! z'jork ihm schrieben, würde er die Summe in ! einigen Monaten erhalten können. Indessen > sind 40,<m Thlr. nur eine Lappalie sür einen Grafen von Schnlcnburg, die er kaum der -Rede werth hielt. Also'tonnte er vielleicht inzwischen eine reiche Heirath eingehen, die der Ebbe in seinem Seckel ein Ciide machen ! sollte. Am SS. Februar— es war ein Sonntag saß Schulenbnrg in Gesellschaft des Herrn Harrsen im Southern Hotel, als Schulcnbnrg plötzlich ausstand, um sich mitten in der lln terredung zn entfernen. Ein fremder Herr trat ans Hansen zn und jagte: „Ich erlaube mir, mich Ihnen selbst vorzustellen; mein Name in Schcllak und ich möchte Sic bitten, einige Worte anzuhören, die ich jenem Herrn >zn sagen habe." Tann wendete er sich an Schulcnbnrg: „Mein Herr! Ich sage Ihnen, daß Sie Paul Schöppe und nicht Schulenburg sind nnd allen Grund haben, Ihren wahren Na men zu verbergen." Schulenbnrg sah sehr betroffen ans und jagte auf Englisch: ! rou v.a! I ,o. Ve> are n b!aolci!>i!er." Mit diesen Worten wandle cr sich zum Fortgehen. Harrsen war sehr überrascht und begleitete ihn zu Tony Faust. Tori wurde Schulenbnrg gesagt, cr müsse Schcllak zur Verantwockiiiig ziehen. Er war sehr verlege, schob vor, daß cr, der Sohn eincs Grasen, sich doch mit solch' einem Menschen nicht schla gen könne und brach dann in Gegenwart der >vcrrcn Harrsen und Brand in die Woorke aus: „Hat denn ein Mensch, der seine Strafe ab gesessen Hot, hier keinen Schul; gegen weitere Verfolgung!" Ter Montag verging ohne etwas sonderlich Ausregendes. ÄmDicnstag, den S 4. Febr., Abends,wurde bei Herrn Tr. Makk eine Zusammenkunft zwischen I. P.Schnlenburg und A. Schcllak arrangirt, welcher Tr. Makk und Herr Ferd. > Harrsen beiwohnten. Schcllak erklärte dem j schulenbnrg wiederholt, daß dieser Schöppe sei; er legte ihm zahlreiche Fragen vor, bei welchen Schulenburg sich in die größten Wi dersprüche verwickelte. Um die Sache einer Entscheidung entgcgenznführen, schlug Harr sen vor, ein Telegramm an die Advokäten firnia Rovcson nnd Diltmann iu Ncw-Pork abzusenden, welche nach Schulcnburg's'wic derholtcr Aussage seine Erbschaflsangelegen hcit in Händen hätten, bei welcher es sich um Thlr. handelte. Es lag nahe, daß die genannte Firma in, Stande sein würde, Schulenburg zu identifiziren, resp, ihm durch Uebcrsciidniig von Legitimationspapieren zu Hülse zu kommen. Schulenburg sträubte sich anfangs gegen die Abseudung eines Tele gramms, gab über schließlich seine Muslim muiig. Harrscn ging (mit Schcllak) nach dem Telegraphenbürcau nnd sandle folgende Depesche ab: 'l'u Itvbesou Sc viltniau, at Unrr Xorv Vt>rk Lilv Ulknsvtelegrnplr lr/icleniil'v <N>unl 11. l'. Leliulsuburx: -roll senck ;>apor< imiiioll'ailr !>v oxprk-i>. ,s. I'. Tics geschah am Dienstag Abend, den S 4. Februar. Am folgenden Tage Mittags kam Schulenburg nach der Redaktion des „Cou rier" und zeigte Tr. Makk ein angebliches Telegramm ans New Pork, welches besagte, vaß I. P. Schulenburg ein Client der Firma Robeson nnd Tittman sei, und daß die ge wünschten Papiere sofort folgen würden. Schulenburg war in großer Eile, da er, wie er sagte, schnell zum Postmeister Filley wolle, um ihm die Depesche zn zeigen. Dr. Makk konnte sie daher mir flüchtig in Augenschein nehmen. Als Hamen, der abwesend wai, die Sache erfuhr, (etwa eine halbe Stunde später) eilte er nach dem betreffenden Tele graphenbürcau, wo ihm auf Befragen mitge theilt wurde, daß keine Depesche für I. P. Schulenbnrg angekommen sei. Bci'mPostmei ster Filley war schulenbnrg allerdings gewe sen, hatte ihm aber keine Depesche gezeigt. Ueber 14 Tage vergingen, und es liefen noch immer keine Papiere ans Rew - ?)ork ein. Schulenburg wurde wiederholt daraus auf merksam gemacht, und als man die Depesche, welche er empfangen haben wollte, wieder sehen wollte, behauptete er, sie sei ihm abhan den gekommen. Bei einer späteren Gelegen heit (am 10. März) bebanvtcte cr, Makk und Harrscn gegenüber, die Tepesche sei wahr scheinlich von seinen Feinden gefälscht und ihm in die Hand gespielt worden, um ihm zn schaden. Während dieser ganzen Zeit gingen die j Briese und Depeschen zwischen Chicago und ! Lonis hin und her, um weitere Erwitte' ' Uliigen anzustellen. Co stellte sich heraus, j daß Schulenburg weder in Heidelberg, wo er studirt, noch in der Schlacht von Äöniggrätz, in der er sich ausgezeichnet haben wollte, ;e gewesen. Co ergab sich das ans den Ant worten, die er aus an ihn gerichtete Fragen stellte. Es ergab sich ferner aus einen: Ädclscalendcr, daß eine Familie v. d. Schulenburg - Assebnrg nicht existirt. Alle Aufforderungen, Schcllak zu verfolgen, sich mit ihm zu schlagen und ihn dem Staatsan wall zu überantworten, schlugen fehl. Cr s lehnte cs ab, mit einem so gemeinen Men fchen etwas zu thun haben zu wollen. Ta gegen bestand er darauf, das; man sich ans Carlisle das Bild Schöppc's kommen lassen solle, nnd fragte täglich nach, ob dasselbe noch nicht eingetroffen. Waium er so sicher war dariiber giebt folgender Brief Auskunft: Office,Carlisle, S.März 1874. Polizei - Chef, Chicago. Geehrter Herr ! Ich möchte Ihnen einige Mittheilungen über Paul Schöppe machen. Sein Bild ist in diesem Lande nie genommen worden, trotz dem während der Zeit seiner Einsperrung einige Spekulanten ihm HIO.OOO dafür boten. Ihr Antrag kann daher weder durch uns, noch, fürchte ich, durch irgend Jemand anders erfüllt werden. T urch einen Hrn. Ohl erfuhr ich, daß Schöppe in der Office der „Ncading Coal Company" in Philadelphia angestellt sein soll. Ergebenste Samuel N. Ennin gcr." Es ist an früherer Stelle gesagt worden, daß Schulenburg - Schöppe init Stolz auf leine Ton - Juanstreiche hinwies. In einer Beziehung wenigstens scheint er nicht obnc Grund von seinen Heldenthaten gesprochen zu haben. Während cr hier an dcr „Northwe stern Bahn" thätig war, machte er die Be kamttschaft einer amerikanischen Familie und wurde, wie bestimmt mitgetheilt wird, die Ursache der Ehescheidung des Herrn O. B— y, der damals ein hervorragender Be amter der „Northwestern - Bahn" war und heute mit an dcr Spitze der neuen Omnibus linie geht, welche in dcr Adamsstraße läuft, von seiner Frau. Postmeister Fillcy von St. Louis hat gestern Abend Schulenburg entlassen." Schöppc-Schuleuburg in St. LouiS. Ter „Westl. Post" vom Montag entnehmen wir Folgendes: „Am t. Januar traf ein gewisser Schulen burg aus Chicago hier ein, dcr von einem Mann, der sich unter deinNamcn„Makk" hier herumtreibt, als Mitarbeiter für die „Staats zeitnng" engagirt war. Als diese einging, ar bettete er mit „Mali" zusammen weiter, bis er aus Empfehlung des pp. „Malk" am 1. Februar zum assistirenden Postmeister in Ca rondelet ernannt wurde. schon vor der Ankunft Schulenburg's cir cuttrte in den Kreisen der hiesigen deutschen Pres,e das Gerücht, daß er wegen Fälichuna von „Checks" in Chicago verHaftel, später aber die gegen ihn erhobene Klage iilederacschlagcn und er entlassen worden sei. Doch wußte man darüber nichts Näheres nnd Niemand schenkle dem Geruchte weitere Aufmerksamkeit. Schu cnbiirg cnvähnte. daß er ein Sprößling dcr Familie sei/ frü yer als sekonde-Lieutenant im zweiten Gar dc-Regiment in Berlin gestanden, ein großes Vermögen bereits durchgcbrachtlhabe u. ~ w. u.w. Es läßt sich nicht läugncn, daß er Tournure besaß, auch ließ sein Auftreten deut lich erkennen, daß cr eine gute Erziehung ge noyen harre. Als Mitglied der Presse fand er Zutritt zu den Unterhaltungen und Bäll-u der ersten hiesigen Vereine, wo cr rasch Be. kaniirschafleii machte und als gewandter Tän zer und Gesellschafter namentlich bei den T amcn sehr beliebt war. Schreiber dieser Zeilen hatte Mit ihm gegen Ende Januar eine längere Unterredung, während welcher es -hm klar wurde, daß Schulcnbcrq weder im zweiten Garde-Regiment gestanden hatte, noch je preußischer Offizier gmieicn war, da er keine Ahnung von den ciisiachsien militä rischen Tinge halte. Zu unserer Ucbcrra schuitg wurde uns kurz daraus mitgetheilt dag schiilenburg geäußert habe, er habe nicht bei m zwettenGarde-Regiinenl,sondern bei'm Garde-Kürassier-Regiuient gestanden. Wahr scheinlich hatte cr gemerkt, daß cr auf's Glatt eiS geführt worden war, und machte deshalb urplötzlich andere Angaben über sein früheres militärisches Verhältniß. Am Abend des 22. Februar kam ein gewis ser Schellak nach dcr Or'sicc dieses Blattes und theilte nuS init, daß Schulenburg derselbe Paul Schöppe, dcr von, Jahre 1862—'67 im Zuchthauje iiißrmidciiburg gesessen habe und wahrscheinlich auch derselbe Tr. Schöppe, welcher unter dem Verdachte, im Jahre 186 V die sünszigiährige Frl. Steincckc in Earlisle, Pa., vergiftet zu haben, verhaftet und zum Tode vcrurlhcill, durch d,e Anstrengungeudcr Teutschen der Vcr. Staaten vor dem Tode auf dem Schaffst aber bewahrt wurde, sei. Ueber Schöppe's alias Schulenburg's frü here Carriere theilte uns Hr. Schella! am 22. Februar wörtlich Folgendes mit.- Herren, den ich bc-'m näheren Betrachten als einen gewi,sen Paul Schöppe, mit dem ich in meh reren Ma.,cn des Gymnasiums in Züllichan zuwmmeuge,effcn hatte, erkannte, "Ich ging ans ihn zu, die Hand und sagiezu ihm: „Halloh. schöppe, wie geht es." Er wandte ilch um und niir den Worten - Mein Verr. ich kenne Sie nicht," drehte er mir den Rucken zu. zech bin aber meiner Sache ganz Schöppe, dessen Pater nuher in Baudact) in der Nähe von Aropen an ver iUder war, ist. Mir wurde später mitgetheilt, daß Schöppe ein vertrauter freund des pp. „Makl" je, und sich hier 5 nenne. Er hakte schon während seiner verschiedene Diebstähle begangen, die aber aus Rücksicht für seine Familie vertuscht wurden." Roch am Abend des 22. Februar sehten wir Polizei- Capitan Anbler von dem Obigen in Kenntniß und wandten uns brieflich an den Scherl,s und Polizeichef in Carlisie, Perms., und baten sie, uns eine Photographie des Dr. Paul Schöppc zu senden. Dasselbe that Cn pitän Anbler. Wchulenburg leugnete mit der grössten Hartnäckigkeit, daß er Paul Schöpfte sei und behauptete, Schellak beabsichtige nichts weiter als ihn zu "I.MM-nmile." Einer unserer Mitarbeiter schrieb zu der selben Zeit nach Chicago und bat einen dort wohnenden Bekannten, Erkundigungen über die von Schulenburg dort begangenen Chcck fälschungcn einzuziehen. Es lief die Antwori ein, daß Schiilenburg ans Ehecks im Werthe von 4i)t) Dollars den 'Rainen des Pastors Gutram, des Sekretärs der „deutschen Gesell schuft," gefälscht habe, er deshalb verhaf tet worden, später aber entlassen sei, weil cm gewisser Pastor Scbvppel, der in der Rühe von Chicago wohnt und behauptet, der Erzieher des Grasen Schnicubnrg gewesen zu sei, die obige Summe bezahltes ' Schnleii burg, der wußte, daß er an dem pp. „Makt" eine niste halte, besuchte die Bäste der hie sigen Vereine, sogar in Gesellschaft des Letz teren, ruhig weiicr, trat überall mit einer wirklich sirbelhastcn Unverschämtheit auf und nannte schellak einen Betrüger. Dem pp. „Mull" präseiiiirte er Sann ein Schreiben, in dem das Eominando des Garde Corps dem Premicr-Licuienant in, Garde-Kürassicr-Ne gmient, Grafen Schulenburg. mittheilte, daß -seine Majestät der König diesem in Gna den (!) den Abschied ertheilt habe. Ter Brief war weder in der in der preußischen Armee vorgeschriebenen Form abgefaßt, noch beug er das Gepräge eines Dienstschreibens. Auch das Siegel, mit dem er versehen, war nicht das des Garde Corps. Mit welcher Frech heil der Halunke ansrrai, gehl aus Folgendem hervor: Bor etwas über einer Woche traf er einen unserer Mitarbeiter und ft'agte ihn, weshalb er sich solche Mühe nm seine Persön lichkcit gebe ? „Makl" habe ihm mitgetheilt, daß er durch die Schritte, welche er (unser Mitarbeiter) eingeleitet habe, gezwungen sei, die Sache weiter zu verfolgen ! Schließlich traf noch ein Herr Paul John aus Vismark an der „Irou Mountain-Eisenbahn" hier ein, der zu derselben Zeit wie Schcllak das Gym nasium in Ziiliichau besucht hatte. Auch er ideiitifizirt: Schuleuburg sofort als Paul Schöppe. Jetzt konnte der pp. „Makt" sei nen Freund Schulenburg alias Schöppe nicht mehr länger halten, er sah sich gezwun gen, ihn seinem Schicksale zu überlassen, wenn er sich nicht noch starker eomp.omtttiren wollte. Vorgestern sandte Hans Graf Schulenburg alias Paul Schöppe dem Postmeister seine Resignation ein und am Abend reis'le er ab, wohin, das wissen die Götter." Als wir gestern Morgen die hervorragend sten westlichen Blätter erhielten und die Le richte über die Schwindeleien lasen, welche ein gewisser Graf Schulenburg im Westen ver übt halte, drängte sich uns sofort die Ueber zeugung auf, daß der betreffende Gras Schn lenverg kein anderer sei ats Dr. PaulSchöppe, welcher im Jahre 1372 wegen Ermordung der Maria Steincckc in CaruSle, Penns., freige sprochen wurde. Unser Berichterstatter machte sich ohne Aufenthalt auf den Weg, um Dr. Schöppe die Berichte in den westlichen Blät tern zu zeigen und ;n sehen, auf welche Weise er dieselben widerlegen würde. Als er das Lokal des Hrn. Daikcr an der German-, zwi schen Eutaw- und Howardstraße, wo Paul Schöppe abgestiegen war, erreichte, trat der Gesuchte gerade iu Begleitung eines Poli zisten und des Hrn. Heinrich Tieck aus der Thür, um den Weg nach dem Bureau des Fricdens-RichterS Bcniier anzutreten. Auf seine Fragen erfuhr unser Berichterstatter von Hrn. Tieck, welcher bisher stets die beste Meinung von Schöppe gehegt und vor zwei Jahren Alles aufgeboten hatte, um ihn vom Galgen zu retten, daß er anderer Meiiiiing geworden und jetzt fest überzeugt sei, daß Schöppe seit seiner Freisprechung 'in Carlisie auf dem Verbrecherpfade sortgewaiidelt und sich neuer Schurkereien schuldig gemacht habe. Hr. Tieck halte gestern Morgen einen Zettel gesunden, welchen er seit langer Zeil vermißt halte. Dieser Zettel war ihm vor zwei Jah ren von Schöppe eingehändigt und trug dessen Adresse, die aber nicht auf den Name:, Schöppe, sondern ans „I. P. Schulenburg" lautete. Als der Schwindler damals Hrn. Tieck die Ndresse gab, theilte er ihm mit, daß er seinen Namen ändern müsse, da er, ob gleich seine Freisprechung erfolgt sei, von vie len Menschen doch für schnloig gehalten werde. Selbstverständlich brach Hr. T., nachdem er seinen Zweck die Freisprechung Schöppe's erreicht hatte, jede weitere Verbindung mit dem Schwindler ab, wenngleich er denselben bis gestern für unschuldig hielt. Nachdem Hr. Tieck die Adresse mit dem Namen „Schn lenbnrg" gefunden Halle, erfuhr er bald dar rauf, daß die Anwälte Schöppe's in dessen Prozeß gegen die Steiuecke'jchcn Erben gleich Wils anderer Absicht geworden seien und den Entschluß gefaßt hätten, den Prozeß nicht aus i zunehmen, da sie sich zu der Vermuthung be i rcchtigt glaubten, daß das Testament gefälscht sei. Schöppe, welcher jedenfalls Wind bc kommen hatte, daß sein Fall ein verlorener sei, traf sofort Anstalten, die Stadt zu verlas sen, indem er sich nach oem Camdenstraßen Bahnhose begab, sich als Beamter einer Chi cago' Bahn vorstellte und es zu bewerkstel ligen wußte, daß ihm ein Freibillet nach dem Westen verabfolgt wurde. Bevor er jedoch abzureisen vermöchte, führte sein Unglücks stern ihn mit Hrn. Tieck zusammen. Wäh read der Unterredung, welche sich zwischen Beiden entspann, wurde es dem jungen Manne, der einstnnbeknmmcrl um dieSliiiiine des Publikums und trov aller Anfeindungen, die gegen ihn vorgebracht wurden, die Sache eines Mannes verfocht, welchen er für un schuldig hielt, klar, daß Schöppe beabsich tigte, die Stadt mit dem nächsten Zuge zu verlassen. Sofort faßte Hr. Tieck den Ent schluß, den Schwindler verhaften zu lassen, damit derselbe wegen Fälschung des Testa ments der Marie Steinecke prozessirt werden könne. Er verhehlte Schöppe seine Absicht nicht, unterließ dagegen ihn von der Anklage in Kenntniß zu i-tzen, welche er vorzubringen gedachte. Kaum hatte Schöppe erfahren, daß ihm abermals Verderben drohte, als er Alles ausbot, um Hrn. Tieck zu entschlüpfen, bei icdcr Seitengasse, jeder Straßenecke suchte er abzubiegen, aber er wurde glücklich nach dem Lokale des Hrn. Daicker gebracht, wo ein Po liZtsi ihn unter seine Obhut nahm. Gerade als crZn Begleitung des Polizisten und dcS Hrn. Meck aus der Thür des Daicker'schcn ! Lotales trat, begegnete er, wie oben erwähnt, unserem Berichterstatter, an welchen er sich sofort mit den Worten wandle: „Um Gottes willcn vereiteln Sic meine Verhaftung. Ich versichere Ihnen, ich habe Nichts verbrochen, was die Handlungsweise dieses Mannes (ans Tieck zeigend) rechtfertigen könnte." Während des Weges von der Gcrmanstraße nach dem Büreau des Friedensrichters Hrn. Benner läuguete er, daß er jemals in Chicago gewesen sei und in irgend welcher Verbindung mit den dort vorgekommenen Schwindeleien gestanden habe. Da Hr. Benner nicht in sei nem Büreau anwesend war, so eilte Hr. Tieck in Begleitung unseres Berichterstatters nach der Wohnung des obigen Friedensrich ters, während Schöppe unter Aufsicht des Polizisten in oem Büreau verblieb. In der Wohnung des Hrn. Benner angelangt, theilte Letzterer dem Hrn. Tieck mit, daß er' Schöppe nicht festhalten könne, da keine bestimmte An klage gegen denselben vorläge. Hr. T. suchte daraus Capt. Lepion auf und wurde von die sem an Richter Bell Betreffs Erlangung ei nes Verhasrsbefehls verwiesen. Zugleich 'aber ließ Capt. Lcpson den noch im Büreau des Ariedeiisrlchters Benncr wartenden Schwind ler nach dem bringen, um da selbst zu warten, bis der Verhastsbcfchl von Richter Bell eintreffe. Sobald der Richter auf die eidliche Auslage des Hrn. Ticck, dag letzterer guten Grund habe, zu vermuthen, daß Paul alias Gras Schulcnburg, ein Schwindler von Profession sei, einen Ber haftSbcfehl verabfolgt halte, trug unser Bc. richterstatter das Dokument nach dem Sta tionöhause, während Hr. Ticck zu den HH. Wm. A. Steuart und Henry Clay Dallam, den Anwälten der Steinecke'sche Erben.eilte, um dieselben zu veranlassen, eine auf Tcsta mcntsfälschung lautende Klage gegen Paul schöpfte zu erheben. AIS unser Berlchtcr- Ilarter mit dem Berhafisbcsehlc im Stations hause eintraf, wurde er von Schöppc am Arme erfaßt und gefragt: „Wessen llagt man mich an Sagen Sie mir, was jener unbe sonnene Mensch (Hr. Ticck) mit mir zu thun gedenkt ? Ich versichere Ihnen, es lastet keine Schuld auf mir!" Dabei zitterte der Ange klagte an allen Gliedern und in seinen Ge konnte mon er von einer turchtbarcn Aufregung gefoltert wurde. Dhne sich mit dem Angeklagten in ein weiteres Ge spräch einzulassen, verschwand der Berichter statter dem SlalioilShauje und richtete leine Schritte nach der Dssiee des Hrn Steuarr, wo er wieder mit Hrn. Ticck und Dallam zusainmcntraf. Die beiden Advokaten inachtcn Hrn. Ticck die Mittheilung, daß keine Alage wegen Tcsta mentksällclinng gegen Schöppc eingeleitet wer den könne und letzterer wieder auf freien Ann ge,cht werden müsse. Hr. Henry Dlay Dal lam erbot ych, Hrn. Tieck nach dem StalionS. Hause zu begleiten und ihn dort wegen der Herausnahme des Berhansbefchls zu rechtfer tigen. Dieser Rechtfertigung bedurfte es je doch nicht, wie der z.'cjcr aus dem Nachstehen den ergeht. sich einer nzayl eo.npr-- mtttirendcr Tokumente zu entlevigen. Als iln,er Berichterstatter um 1 Uhr Nach- mittags im westlichen Stationshanse eintraf 1 thettteEapt. Lepson ihm mit, daßSchöppe kurz nachdem er in eine Zelle gesperrt war, den Versuch gemacht hatte, sich einer großen An zahl conipromiltireildcr Dokumente zu entle digen, indem er dieselben durch cm Fenster seiner Zelle auf die Straße warf. Knaben, welche auf der Straße spielten, sammelten die loten Blätter aus. Während sie damit b schäftigt waren, kamen plövtich Lieutenant Eadwallader und Sergeant Ehrhardt hinzu und sahen, daß noch mehr Papiere und Do kumente aus dem Fenster der Zelle ihre Weg m'S Freie fanden. Sobald sich die Beamten der Papiere versichert harten, begab sick Eapt. Lcpson in die Zelle, stellte eine Durchsuchung mit Schöppe au und fand in Vessenßesitz noch mehrere andere Dokumente, die in einem zerrissenen Zeilnngsblatre eingewickelt waren, tinter diesen Dokumenten und Papttren be fanden sich mehrere offenbar gefälschte Anwei sungen, u. A. eine auf H2OW lautende und „Gebr. Eaton" und einem gewissen „Gco. H. Steuart" indossirte Tratte; ferner mehrere Briefe verschiedenen Inhalts, Eopien von Anzeigen für die „Missouri - Staats cilung," „St. Louis - Courier" und „Bloomington- Anzcigcr," gedruckte Artikel, ans englischen und deutschen Blättern hcransgcschnittcii n. >. w. Auch fand man ein Schreiben folgenden Inhalts: „Meine theure Frau M. M hoffe, Sie werden mich emschnloigen, wenn ich mir die Freiheit nehme, Ihne einige Zei len zu senden. Ich würde mich sehr glncuich schätzen, wenn ich Sic ans einige Minuten seyen lönitte. Wollen Sie die Güte haben, mir morgen Abend um 7 Uhr in dem Lokale des ttnc Ilitterrcdnng zu gestatten. Ich habe Ihnen Wichligts mitzutheilen nnd hoffe, daß Sie mich in meinen Erwartungen nicht täuschen werden. Ich werde mich präzise 7 Uhr emfindcn nnd außerordentlich erfreut sem, Sie wieder zu sehen, Ihr Freund I. R. L. UM"' !l. MM/M / „'s Aus der Rückseite dieses Schreibens standen die Worte: „Wir müssen einen Platz ans sorschei!, wo ei Herr mu einer jungen Dame hingehen kann, ohne gesehen zu werden. Ohne Zweifel giebt es hier vieler solcher Plätze, es ist jedoch schwer dieselben nuszusindcn." Aus mehreren zerrissenen Stucken Papier, welche Eapi. Lcpson aneinander klebte, wnr den zolgende Anweisungen zusammengestellt: „Chicago, Jll., 12. Dezember 1875. Zahlen Sie am 20. Dezember an Hrn. B. Meyer BUIO. Minna Klöppel. Adressirl an Karl Alöppcl, Pougkeepste, N.-Sj." „Chicago, Jll., 2. Oktober 1875. Zahlen Sie drei Mo nate nach Dato an die Ordre von Heinrich Schmidt 500. Minna Klöppel. Ädrcssin an Karl Klöppel, Pougteevste." Ferner fand man noch bei dem Angeklagten eine An wenung aus die Bankiers B. H. Clansseiiius Se Comp, und das schon obcnerwäbnle von der „Baljimore-Ohio-Bahii Compagnie" aus gestellte Freibillet. saloppegesicht unserem iLcria.tcisiattcr, dag er ine Hwinvelclcn tn vlz-eae.o be,zau sten hat. Che das Verhör Schöppe's >or Richter Bell begann, wurde nnserni Berichterstatter ans sein Ansuchen bettm Capt. Lepson eine Ulicerredung mit dem Ängellagten in dessen Zelle gestaltet. Wir lassen die Unterredung nachsteyend folgen: s?chöppe: „Sagen Sie mir uni Gottes willen, wessen inun mich anilagt?" Benchterstimet; „Ties werdn Sic in den nächsten Minuten erfahren." -sch.: „Ich versichere Sie, ich bin voll ständig ll'.itchi.teng. Nicht das geringste -vcr breche,! taun man mir zur Last legen." B.: „Warnm warien Sie die Papiere aus dem Fenster?" Sch.: „Dieselben sind von kelnemJmeressc, ich war überdrüssig, dieselben langer bei nur zu tragen." B.; „Jedensalls ist Ihnen aber nicht uube kannt, dag mau auch eine geiulichre Tratte, an die Gebr. Earon zahlbar, bei Ihnen ge sunden hat". Sch. : „Das ist nicht wahr. Ich habe keine Anweisungen, weder achte noch gefittscyle, bei mir getragen." B.: „Ferner hat man ein von der „Balti more-Ohw-Bahn Compagnie" ausgesieUles Freibillit bei Jynen geinnden, milteisi dessen -sie noch heule nach dem Westen zu reisen gedachten." Sch.: „Das Billet habe ich auf ehrlichem Wege erlangt." B.: „Aus welche Weise?" Sch.: „Ich stellte mich den Beamten der „Baltimorc-Ohio-Bahn" alsAngcstelllereiner Chicago'er Bahn vor." B.: „Sie haben aber doch in den letzten Tagen stets behauptet, daß Sic nie in Chica go gewesen seien?" Sch.: Das habe ich nie gesagt." B. : „Sic gerathen in Widerspruche; wenn >e stch besinnen, so werdenSie sich erinnern, daß Sie mir gegenüber noch gestern die Be hauptung aufstellten, Chicago nie gesehen zu haben." Sch.: „Ich versichere Sie aber, daß ich in Chicago war." B.: „Daun sind wohl auch die auf Sie bezüglichen Berichte der „Freien Presse" nicht ohne Grund." Ech,: „Allerding s sin d d ie sc lben n t cht ohne Gr und; sie bcruhenanf Wahrheit, sind aberschr ausge sch mück t. Doch hat dies Nichrs mit meiner Verhaftung zu thun, da die Anklage gegcn mi ch in Chicago fallenge lassen wurde." Sie Unterredung zwischen Schöppe und im scrcm Berichterstatter winde hier unterbrochen, indem der Schließer in die Felle trat und den Angeklagten vor Richter Bell führte. AlsAnwali dcsAngcllmvarHi.HcuiSler er schienen, währciidHr. Henry Clay Dallam ais Anwalt des Hrn. Tieck fnngirlc, um Letzteren zu rechtfertigen und den Tr. Paul Schöppe ..! HH" Fälschung einer ans §2OOO lautenden Tratte, zahlbar an die Firma Gebr. Eaton, anzuklagen. Nachdem der Verhaslsbefehl verlesen war, wurden nachstehende Zeuoen vernommen: . Heinrich Tieck: „Bin seil sieben Jahren als Buchhalter bei der hiesigen Firma Gebrüder ' Eaton angestellt. Dr. Paul Schöppe -ttiaz Gras Schulenbnrg kenne ich seit vier Fahren. Balrttncrer Handlungsrcisende, welche ihn in Carlislc, Pcnns., wo er wegen Ermordung der Maria Steiuecke eingekerkert war, besuch, tcn, erzählten mir zuerst von ihm und da ich ihn zu lener Zeit für unschuldig hielt, so bor ich Alles ans, um seine Freisprechung zu er wirken. Es gelang mir unter der deutschen Bcvölkcrungßaltimore'S Sympathie für ihn ! zu erwecken und endlich sah ich meine Bcmü. Hungen durch Erfolg gekrönt. Schöppe be kam einen neuen Prozeß bewilligt und das Resultat desselben war seine Freisprechung. Am Donnerstag letzter Woche empfing ich, eine Depesche von Hrn. Rapp, dem Hütts Re- ! ! önlteurdcr „Jll-StaatSzig.," worin ich auf- ! gefordert wurde, die Brieie des Angeklagten, welche sich in meinem Besitze befinden, sofort I nach Chicago zu senden. Ich begab mich zu den HH. Sliuglufs, bei welchen ich dießechts wissenschail studiere, und fragte sie, oö es ge rathen sei. die Briefe abzusenden. Man rieth mir jedoch dieselben zu behalten und infolge I Dessen ließ ich die Aufforderung unberüctsich- ! > tigl. Wenige Lage später ersah ich aus west- , lichen Zeitungen, daß Paul Schöppe eine deutsche Gesellschaft in Chicago um tz4oo be , schwindelt halte. Kurz nach der Freisprechung j des Angeklagten in Carlisle, Penns., suchte mich derselbe in dem Laden der Gebr. Eaton, ! an d-r German , zwischen Charles- und - Lightsiraße, auf und händigte mir seine ! Adresse ein, die auf den Namen I. P.„Schu- lenbnrg" lantue. s Er sagte damals, daß er stch nach dem We s Iten wenden und seinen Namen ä ,dern werde. ! Am letzten Montage rraf Sctwppe in Balti ! more ein und suchte mich auf. Als ich ihm i mittheilte, was ich in westlichen Blättern ge ! lesen, entgegnete er mir, daß jene Berichte kein ! wahres Wort enthielten. Ich hatte keinen s Grund seinen Angaben zu mißtrauen und bis > ' zum gest'rigen Tage glaubte ich an seine Uu- !! schuld. Heute wurde ich jedoch vom Gegen s theile überzeugt und veranlaßte in Folge Des- ! l sei, seine Verhaftung. Ich brachte ihn nach j i dem Bureau des Friedensrichters Benncr, ! > von wo aus er bald darauf den Weg nach dem > Stationshause antreten inußte. Den Ber c Haftsbefehl verabfolgte Richter Bell. Die auf l S2OOO lautende und von Gebrüder Eaton und 5 einem gewissen Gco. H. Stuart indossirlc c Trakte ist gefälscht, da ich die Unterschrift der ! Firma, bei welcher ich seit sieben Jahren an gestellt bin, genau kenne." Dr. Schöppe warf hier die Frage ans: c „Woher kommt jene Tratte?" Hr. Dallam j entgegnete ihm, daß die anderen Zeugen seine l c Frage bald beantworten würden. . s s Lieutenant Cadwallader: „Sah mehrere l s Knaben auf der Straße Dokumente anssam- ! t mein, welche aus dem Fenster der Zelle gewor- ! fcn wurden, in der Schöppe eingekerkert v war." j. Eapt. Lepson, Polizist Seibold nnd Ser geant Ehrhardt bezeugten, daß sie gleichfalls beobachtet, wie Schöppe versucht hatte, sich der Toknmente, welche ihn compromittiren könnten, zu entledigen. Sic hätten sich in die Zelle begeben, und bei dem Angeklagten in der Brnsttaschc seines Rockes eine Anzahl anderer Dokumente, u.A. auch die betreffende Tratte gefunden. I. N. Shryver: „Wohne in Nr. 190, Nord Howardstmße, und bin ein Angestellter der „Ballimore-Ohio-Bahn." TaS von dieser Bahn-Eompagnie ausgestellte Freibillet ist echt. Es wurde dem Angeklag ten von Hrn. Torsey übergeben." Als dem Zeugen ein Freibillet der „Chicago und Nor thcrn-Bahn" gezeigt und er gefragt wurde, ob ans Vorzeigung eines solchen Passes die „Baltimore Ohio Bahn" ein Freibillet ver abfolgen würde, entgegnete der Zeuge mir c:- nein „Ja." Da kein- weitcrcnZciigcn zn vernehmen wa ren. so schloß das Verhör. Hr. Heuisler hielt "''s, längere Rede und ersuchte den Richter L eil, die Anklage gegen Schövpe fallen zu lagen, da kett, Grund vorliege, den Angeklag ten länger festzuhalten. Von einer Fälschung c lvmie keine Rede sein, indem die Zahlung präfentirt worden fei. Achter Bell sagte, daß cr die Anklage auf Fälschung nicht aufrecht hatten könne, daß cr den Angeklagten aber auf Grund der in dem VerhaftSbefehle vorgebrachten Beschuldigung , dem Verfahren der Großgeschworencn über- I weisen müsse. Da Dr. Paul Schöppe nicht > im Stande war, die perlangte Bürgschaft von ! ttOVtt zu stellen, so wurde er in seine Zelle zn- I rückgcsührt, und wird heute dießeise nach dem > Gefängnisse antreten. Pastor Schöppe-Schäppel. Auch die Jdentitätdcs attcnTchwittd lerö festgestellt. schon seit einigen Wochen scheinen die Ehicaqo'er Blätter auf der Spur gewesen zu sein, um die Identität Schliicnbiirg's mit dem Gisimischcr Schopp? ftstzustellen. Die „111. StaatSzcitnng" schreibt darüber: „Aus Ntittheilungcii, die einem Berichter der „Staotszeitung" zu Ohren kamen, ichloß er, daß Schnlenburg nicht der sei, für den er sich ausgebe und daß in Folge dessen auch der Neu. F. Schäppcl nicht der sein könne, für den ex werde. Er begab sich daher zu sie? Hartmanii, zu dcyensynod H>- < gehört und fragte so leicht hiiit „Tic Betscuche grajHrt ja jetzt schon in Os wego und wird uns ehestens auf den Pelz rücken. Heitt' dürste sie in Naperville sein." „Denken Sie?" fragte der Pastor. „Gewiß: aber in Naperville ist ja ein tüch tiger Geistlicher, Herr Schäppel, der wird hof fentlich nicht still dazu bleiben. Wo war doch Herr Schäppcl früher? ..Und kaum war ihm das Wo entflöhe u. f. w.- da fuhr der PastorHarrmailii mit einem Aus druck des Erstaunens zurück, das wiederum den Bcrichtersralt r in Erstaunen setzte, schweigend ergriff der Pastor den Reporter am Arm, zog ihn in nne Ecke und sagte: „Das ig meriwürdig: ich könnte, ich habe ! einen Verdacht" und cr fuhr abermals fort, ! „das ru in der That eine merlwürdige Ge schichte." „Es scheint," fiel der Berichterstatter ein, „daß geh unsere Gedanken begegnen und ich denke, wir dürfen offen miteinander sprechen. Ist er es?" „ecch bin fest davon überzeugt," sagte der Panor. „Und der andere auch?" „Der andere auch!" llm's kurz zu machen, die Beiden bcgcgiic j reu sich in dem Gedanken, daß Hans Graf l von der Schulenburg - Asscnburg, der berüch ! tigte Gistmlsckler Paul Schuppe vou EarliSlc j und der Rev. F. Schäppcl i Napiervillc sein Barer sei. Pastor Hartmanii erzählte: Herr F.Echäp pcl gellte sich mir im Jahre 187 als einen Geistlichen meiner Synode vor, der nach Ame rika gekommeil sei, um seinen einzigen vor mehreren lahren ausgewanderten und seitdem verschollenen Sohn zu suchen. Bis nach Ea uada habe cr seine Spur verfolgt, von da weise sie auf Ehicago. Unglücklicher Weise aber versage ihm hier auch der letzte Faden und cr cntlchloß sich daher, sich inEhicago nie derzulassen. Er zog darauf in das Hubcr haus au dcr Nord-Elartslraße und wurde bald darauf an der St. Pcterstirche, Ecke Noble srraße und Ehicago - Avenue, welche Pastor Bond eben verlassen hatte, angestellt. Spä ter erhielt er die Stelle in Napiervillc. Nach seinen Angaben ist cr in der Provinz Brau dcublirg und später an einer Mililärichule in Berlin thätig gewesen. Bon, ersten Augen blicke aii kam mir die Geschichte verdächtig vor. Tie Zeitungen waren damals voll von Berichten über den Schöppe'schcn Mord in Ea.lisle und d.e Aehnlichkeit des Namens, kerucr der Umstand, daß Schäppcl von Ca- nada kam, wohin der alte Lchöpvc von Car > liste um dieselbe Zeit gegangen. d..sUnglanb würdige s.lncr ganzen Erzählungen ließen mich vermuthen, daß Schäppel m der That > Schöppe der Acltere sei und ich theilte diesen i Verdacht meiner Frau mit. Als sodann später Pastor Schäppcl mir ! Schulenburg als seinen ehemaligen Schüler l empfahl und mir mittheilte, daß derselbe ein s Sohn des Grafen Schulenburg sei, stand mir die Familienähnlichkeit zwisch'm den Beiden io deutlich vor Augen, daß die Identität der selben mit schöppe's Pater und Sobn auger allem Zweifel war. „Sehen Sie," fuhr er fort, „ich habe untcr'm 9.'August 1879 bereits au Panor Passavant in Misburg ge schrieben. Hier ist seine Antwort, in der er mich an den Pastor EggerS in Carlisle und Pastor Rechenberg in Montreal verweist. Ich habe jedoch die Sache seitdem auf sich beruhen lassen." Doch auch in diesem Falle war c§ wieder die „Freie Presse," welche Licht in oie Sache brachte; dieses Blattschickte noch am Samstag Abend einen Reporter nach Naperville ab, dessen Unterredung mit dem verdächtigen Manu Gottes wir hier vollständig mittheilen. Tie „Freie Presse" schreibt: Daß „Hans Graf von der Schiilciiburg- AssevnrgG der hiesige Fälscher und Schwind ler und „Dr. Pauj schöppe," der Giftmischer von EarliSle, identisch sind, darüber hcnscht jetzt wohl nicht mehr der leiseste Zweifel, in deß müden sich bisher noch hie und da Leute, welche geneigt waren, an die Richtigkeit der Angaben des alten Pastors „Schäppcl" in 'Naperville zu glauben. Im Grunde genom men konnten solche Bedenken nur aus gut > müthigcr Schwäche stammen. ! War dieser schulenburg einmal zweifellos als schöppe entlarvt worden, so mußte mit zwingender Logik auch der Vertheidiger dessel ben, der als Bürge so entschieden für ihn ein ! trat, nicht minder und von selbst als Betrüger erkannt werden. Er, der väterliche Freund j des Migen Verbrechers, der ihn unter seinen ! Augen hatte aufwachsen lassen, er konnte sich nicht in der Person irre, er kann einfach nur ! eine Lüge, oder .n diesem Falle vielmehr ein ! ganzes Lügengewebe vorgebracht haben. Toch nur zollen den vorurtheilSlosen Leser sich j selcht sein Urtheil bilden lassen und ihm den ! Bwrttant einer Unterredung vorlegen, wie sie ! gestern Montag) zwischen einem Bcrichter- ! imttcr der „Freien Presse" und den, „Pastor ! Schäppcl" in Naperville stattfand. In Folge der Enthüllungen unseres Blat 5 tcS, welche von allen Zeiluiigcn der Bcr. ! Staaten adoptirt wurden, befand sich das! freundliche Landstädlchen in seltsamer Ansre ! gung. >lm den „Pastor" drehte sich überall ' das Gespräch nnd eine Menge Eii-zelnHeiken über den jungen, dort allgemein bekannten Mann, wie über sein Verhältniß zum Pastor, wurden zu Tage gefördert. Dieser hatte am letzten Sonntage noch wie gewöhnlich gepre digr, Plereit? am Bormittage jenes Tages mar die „Freie Presse" dort eingetroffen, es hatte sich wie ein Lauffeuer die darin enthaltene ! Nachricht verbreitet, doch kein Einziger von j den „Freunden" des Pastors hatte ihm davon 'Nachricht zu geben für gut befunden, erst gc ! stein (Montag) Bormittag war ein wirklich ! Wohlgemeinender zu ihm gegangen und hatte > ihn, den Sachverhalt mit der Bitte um anf i richtige Erklärung mitgetheilt. „Schäppel" j hatte Alles sür Verleumdung erklärt und war unerschütterlich dabei geblieben, daß cr selbst ! Schäppcl und jener Schulenburg wäre. Un ! ser Berichterstatter traf den Pastor am Nach j mittage in seiner Wohnung, j Es ist dies eine kleine, dürstige Holzhütte, mit etwa drei kleinen Gemächern. Wohnzimmer ist sehr bescheiden, ja ärmlich ausgestattet: ein Tisch, Zwei Holzstühlc, eine gichlbrüchigc alte „Lounge" und ein Ofen, das war Alles. Ein winziger Spiegel hing au der getünchten Wand, über dein Tische die eingerahmte Photographie einer Dame' j von etwa :> t lahren. Er ist etwa 5S Jahre j ! alt, etwas über Mittelgröße, hat einen uutnr ! hallnißmäßig großen, wenig gewölbten und über den Ehren sehr in's Breite gehenden > Schädel, der liteijengranen, etwas borstigen ! Vaaren bedeckt ist. Tic Stirne erscheint für l sein Altr niedrig, die Gesichtsfarbe ist ein ! gleichniäßiges bronzcgelb. Die Augen sind von einem scharfen Grau, der Btick scheu und unstär, der Mund klein, die Lippen indeß wulstig und häufig wie in einem jalbungs vollen Wohlwollen zugespitzt, was einen selt samen Contrast zu dem argwöhnischen halb verhehle-erien Blicke bildet. Tie Hände sind groß und plump, die Finger dick und stark knochig, während des Gesprächs häufig in allen möglichen Verrenkungen krampfhaft in einander gewunden. Nach der üblichen Be grüßung lus der Pastor den Besucher zum sitzen ein und nahm, sichtlich mißtrauisch lauernd, ihm gegenüber Platz, wobei er indeß Nch so wendete, daß Eine Äugen vom Lichte abgewendet und beschattet blieben. Er vcr mied es mit größler Sorgfalt, seinem nnbe quemen Gegenüber in's Gesicht zu blicken, sondern sah unverwandt zur Seite in die Zimmcrccke, nur verstohlen von unten heraus ab und zu einmal den Gesichtsausdruck seines Gastes musternd." Tic Unterredung. Berichterstatter: „Herr Paswr. ich darf wohl nnchmcn, daß Ihnen die Gerüchte, welch: Zwohl über Ihre, als die Persönlichkeit eines ewissen Schnlenbnrg in Umlauf gesetzt sind, ichl unbekannt geblieben sind. Haben Tie hon beschlossen, was sie denselben gegenüber Inn werden?" Pastor (mit dem Seufzer eines Märtyrers nd tranipfhaflein Jneinanderdrehcn der 5 ..mnde): „Ja, ich ich habe heute Morgen davon gchöri. Ich muß mich indeß zuvor init meinen Freunden berathen, ich weiß wirklich kaum der junge Mann —" Bcr.: Meinen Tie nicht, Herr Pastor, daß es für Sie, als Seelsorger einer Gemeinde in I enicr kleinen Stadt, rathsam wäre, sofort s Schritte zu thun, um jene Anklagen zu wi ! verlegen? TaS mußte ja wohl ganz leicht ! sein." ! Pastor: „Ich habe bisher die Geschichte noch ! immer mehr als schlechten Scherz anfgenoin . men. Ich bin seit mehreren lahren Mitglied der nordwestlichen Synode, meine Zeugnisse i habe ich ihr vorgelegt. Auch der junge i Mann hat die vollständigsten Zeugnisse auf;u> I weisen und nun soll er auf einmal jener Tot- tor aus Ohio sein. Es ist wirklich schauder hast." Per.: „Sie kennen Tchulenbnrg von Teutschland her?" Pastor: „Ja freilich, von Jugend auf. Er er —aber, das sage ich Ihnen im Ver ! trauen, er ist der illegitime <oohn einer Gräfin Schulenburg und glaubte immer, daß au ici ncr Geburt ein Makel hafte, so daß er nur sehr ungern über feine Verhältnisse sprach. , Tas haben seine Freund: in It. Louis ihm j nicht verzeihen können und nun gar erfunden, ! dag er jener Toktor au? Ohio wäre. Ö, diese > Verfolgung! Ter junge Mann hat mir oft ! von St. Louis geschrieben, daß er es fast nicht ! mehr aushallen könnte, aber ich habe das nicht > für so ernsthaft gehalten." keine Kinder, heißt, ich habe einen s-ohn, der Nauirwrscher ist, aber ich kenne seinen Auscnthalt nicht." Haben Sic neuere Nachrichten von Schulenburg?" Kastor, stockend: Ja —er hat mir ge schriebe, daß er, um den Verfolgungen seiner Feinde zu eingehen, nach Teutschland zurück kehren will. Ich ich habe am Samstag ein Velegtamm erhalten, worin der junge Mann sagt, dag er auf dem Wege nach Deutschland wäre und erst von dort aus wieder schreiben wollte. Er hat Aussicht, an der Eöln Min -eabn eine Anstellung zu erhalten, wo er die PuUinann'schcn Schlafwagen einsüh reu soll. Er hat die besten Zeugnisse und ist ein begabter Mensch. Aber in der letzten Zeit kam es mir manchmal vor, als ob es nicht richtig mit ihm wäre. Er halte sich durch einen Fall eine schwere Kopfwunde zu gezogen und seitdem das war che er in Ehicago verhaftet wurde, aber er wurde dann wieder freigelassen. Er war nämlich wegen eines (!) Ehecks in Trubel gekommen, cerfalsch sein sollte, aber —" , Rep.: „Sie selb, Herr Pastor, sind in jenen Artiieti! schwer angegriffen. Ich meine, haben blos zwea Wege, dein cnlgcgeii zu irclcn. Entweder Sic verklagen die Zettuu gen ans Ehrenkrünlung, oder sie schreiben eine Widerlegung und beweisen Ihre Uu schuld. Paß.: „Ja llagcn kostet ober Geld, "d meine Mittel—sind sehr beschränkt. Und mit den Zeiluiigeii inochte ich mich auch nicht henimschreibeii. Es in schauderhaft, schau k ilnd der junge Mann, der soll nun Plötzlich jener Tottor aus Dhio sein, nnd doch sind seine Zeugnisse in bester-" Rep.: Er hieß ja wohl Schöppe, der in Law Pastor, bei Nennung dieses Namens zum erneu Male uni einem stechenden Blicke dem Benutzer schart und mit unverkennbarem Argwohn in s Auge blickend: „Ja, ich denke so I,uß er.—Aber diese Geschichte spielte schon 18N7 und der junge Mann ist erst scir in.ci in Ainerila. Und nun soll er Tokior lein (inj! erzwungenem Lachen fortfahrend) und seine Zengnisse sind doch so deutlich. Hat er iiichj in Chicago euic Turnhalle gebaut? Wie laiin er das, wenn er Doitor ist? Und nun soll er gar mir noch ähnlich sehen ! Habalza! Ich habe eine gekrümmte Natt und er eine Stiimpfnase." schulenburg nicht Schvvpe ist?" Pastor: „Ja freilich !" Nep.: „Aber, Herr Pastor, um seiner und Ihrer selbst Willen sollten sie dann sofort diesen Gerüchten entgegen treten." Past.: „Ach, es ist schauderhaft. Ja ick muß mich mir zuvor, in einigen Tagen, mit meinen Freunden beratheu." Wenige Abschiedsworte wurden gewech selt, dann war die Unlerrcdnng zu Ende. Die Tchlus,,'o!,,e.nq. Was ans dieser Uiilerretniig hervorgeht, ist dies. Ter Pastor „Schäppel" bleibt da ! bei, daß kenne nnd daß l dieser nicht Dichöppe sei. Ig cttso niuimebr zweifellos festgestellt, daß dies eine Unwahr heit ist, so nothwendig der Alte der ! verbündete Genosse Schöppe's, muß selbst s ein Betrüger sein. Dag aber Schulenburg i pnd eine Person sind, geht, außer ! srüh.ren Dcwe.sgrü'nden, auch daraus hervor, saß er ttibn in Napcrville, einem Fräulein ! C. g-gttiubcr, d ni er die Eonr machte, ! crzäi'lre, dag cr vre in l „I.lcr durch inen Sturz von einem AplUbaume vetteren hätte. Gleichzeitig be- schwört ein sriih.r.r Schulcamerad Schöppe's, Sag er Zcnge gewesen, wie dieser in seinem sn fzehnlen Jahre von einem Apsetb ume > gttiürz: Ni.d sich die Vordcrzähne ciiigeschla ! gen hätte, währ.nd er IM Ucbrigen den an gebüchc: Schulenburg mit mehreren Anderen j auf das B.stimmtestc als Schöppe recognoS s cirr. D.r alte Schappel mühte sich gestern ersichtlich, das Gespräch von seiner Person ab iivd ans „den jungen Mann" zu Icnlcii, dessen Namen er so lwchst ungern anSziiipre- chen schien, ivährcnd er bei der einmaligen Er-vagnnng des verhangnißvollen Namens l schöppe, >r ie unter einem Stiche zusamnieii znckte. F.ciier kani er immer und immer ivicd.r aus „Schnlenbnrg's" Zengiiisseznrnck, d:e längst als von dessen eigener Hand gc fälscht erkannt wurden. Sein eigenes Zeug niß betonte er gar nicht, obwohl doch wahrlich das niiverdättttgte Zeugniß eines alten Geistlichen niclir Gewicht haben sollte. Die Ehccksäljchnng in Ehic >go, so sonnenklar er wiejcn wie denkbar, übergeht er möglichst rasch, ist indeß rafsinirt genug, einfließen zu lassen, da>; in Folge einer zuvor erhaltenen Koptwttudc der Verstand des jungen Man nec-gelitten haben könnte. Endlich läßt er „Schiilenbnrg" ohne Wer leres 'ttnen „Feinden" und „gedungenen Wi dersachern" weichen und nach Deutschland ge ! Heu. Welcher Mensch mtt gutem Gewissen würde se> handelm? Doch richtig sehen wir, dag vc m letzten an „Schulenburg," > der in D t. Poms durchaus nicht Schöppe sein wollte, spurlos verschwindet, während nach 2 ! Dagcu, gcrmn so lange, wie man zu einer ! ,;ahrt von Louis nach Balliniore braucht, l urplötzlich wieder Dr. Schöppe auftaucht und l ertiari, dag er iviedernn, nicht Schulenburg sei nnd in Chicago keine Ehecks gefälscht hätte. Ein hnbscher Jsifi, wie? 'Nur gar zu durchsichtig. Der alre „Schäppel" will dem „junge!! -Mann" Luft machen und läßt ihn nach Deiuschlaild gehen, wo er „die Pull mann scheu Schlafwagen einführen soll." Js, und Pasior Schäppel selbst? Auch er berun p.ch wrrwälirend ans seine „Zeugnisse." Warum beautragl er nicht sofort, diese Zeug nistt nach Deutschland einzuschicken nnd sie dort beglaubigen lassen. Ja, wenn sie eckt wären! Wenn sie der Sohn, der rassimitc Zeichner, nichl ebenso gefälscht hätte, wie seine eigenen! lind der würdige Mann hat die gegen ihn vorgebrachten niederdrückenden Be schnldignngen visher noch „für Spaß gehal t.n." Annatt sofort bei der cisini Kenniiiiß, nähme entweder einen der ihm oben von un serem Berichterstatter angedeuteten Wege ein zuschlagen oder ans der Stelle zu seinem geist lichen Vorgesetzten, Hrn. Pastor Hartmann m Chicago, zu rcisen und selbst aus die streng ste Untersuchung zu dringen, „ist er noch nicht Mi: sich einig, muß er sich noch mir seinen Freunden in Navervilic berathen," d. h., er duckt sich inanschensttll nieder, in der Hoff nung, daß die Wolle bald vorüberziehen werde. Der Schnldbeweis für beide Theile scheint uns evident geliefert. Aar es doch in Na perville jelbit einfachen Leuten aufgefallen, das; der neue Herr Pastor, dessen Name Schäppel so deutlich an den seiner Zeit nach ! Canada gestüchteten Rcv. Schöppe erinnerte, jetzt ebenfalls aus Canada importirt wurde, lange raunte man stch dort in die Ohren, dag de:de Revcrends identi'ch ivären, dag an-ch der Herr Graf Schulenburg, der sich ohne jlden c.nchtuchen Grund in Naperville im Hamc des Pastors „Schävpel" aufhielt, stiunand Ändere, als dessen eigener Sohn, a.r, P.l sechövve, sei. lind der gesunde Blia der einlachen Leute hat das Richtige ge trosten. ANr auch die hiesigen Anitsbrüder des Pastors Tchövpe halte'die Enthüllung Nicht sonderlich überrascht, auch sie ahnten ichon bedeusenv die Wahrheil. Sckköppc-SchUcnlntrsi. i Während Tchöppe-Schäppcl seine Stellung !in Nav.i'itl: wahrscheinlich schon verlassen ' har oder hat verlassen müssen, da dieselbe un j haltbar geworden ist, icitdem sein Vorgesetz- Aer Cr.'Yarttnann von seiner Jdenrität mit dem Schöppe überzeugt ist, ! sitzt sein Sohn Schöppe-Schulenbnrg im Hie ! ssgen Stadtgesangnisse nnd wartet der Dinge, i die da kommen sollen. Bis jetzt hat er noch lt.ine Ahii.imj davon, daß dieselben sehr schlimm nie ihn werden können, denn, wie es scüei. t, denkt man in Ebicago daran, ihn ank's Nene gerichtlich zn verfolgen. Schon vorgestern kurz nach seiner Arretur erhielt die ! hiesige Poliz 'i folgende Depesche von Chicago: „W iin Tr. Paul Schöppe sich in Baltimore blicken lasten iollte, so haben Sic ein wach sames Auge an.' ihn." Nachdem an die Poli zeibehörde in Chicago zurücktclegrahirt wor den, daß Schöppe bereits arrctirt sei, rraf hier eine andere Depesche ein, welche die Aus sordermig enthielt, Schövpe so lange festzu halten, bis ein Gehettnpolizist ans Chicago eintreffen nnd ihn nach der letzteren Stadt bringen wurde, weil daselbst neue Anklagen gegen ihn vorlag n. 'Auch vom Gouverneur von Illinois traf cinc Tcpcschc in Baltimore ein, welche dem Inhalte nach genau mit der letzten dcr Chicago'cr Polizei übereinstimmte. Mau erwartet, daß der Geheimpolizist noch heute Morgen in unserer Stadt eintreffen wird. Sein Bits in der Schelme,i-lstallcrie. lllsPer gestrige Morgen aiihrach und das erste Tageslicht durch di-Fenster der einsamen Zelle in dem Slarionshanse fiel, wo Schöppe ein unfreiwilliges Quartier gesunden, fand es den Abenteurer schon wach. Langsam schritt derselbe in dem engen Raume auf und nieder, über sein Schicksal nachdenkend nnd den Au genblick verfluchend, wo er Baltimore wieder betreten. Endlich öffnete sich die Thür der Zelle, ein Pottzcibcamter trat ein und machte ihm die Mittheilung, daß es der Wunsch der Baliimorer Polizei 'ei, ihn in die Schelmen- Gallerie alligenommeii zn sehen. Tiefe Bläffe überzog plötzlich das Antlitz des Schwindlers, dcr sich ncch nie hatte pholographireu lassen und infolge Dessen in Chicago und St.Louis so lange unerkannt feinen lichtscheuen Thaten hatte nachgeben können. Er weigerte sich ein . schieden, dem Polizisten nach dem Atelier ei gnes Photographen zu folgen und bemerkte, ! haß niemals ein Bild von ihm an die Qef 'entlichkeit kommen solle. Wahrend feiner Haft in Earlisle, Pennf., seien ihm HlO.tttX) geboten, wenn er sein Bild nehmen lasse, aber cr iei kell entschlossen, nie icinc Zustimmung zu einem derartigen Schritte zu geben. Seine Ernrcden Haffen jedoch 'Nichts, man zwana ihn, den vcrhängittßvoilen Weg nach deniAte'! lier eines in der Ballimorcsträße wohnenden Photographen anzurrcl-n. Sobald cr im Atelier angelangt war, verlor cr feine ganze ivaffnlig. Ter Mann, der in allen Lagcn sei nes crelgnigreicheiiLebens äußerlich fast immer ruhig geblieben, begann plötzlich wie cinkind s" shPttbii. Aber auch die Thränen fruchteten Nichts, denn die Polizei hatte fest beschlossen, ihm ctnenPlatz in der Schelmen-Gallcrie ein ziiräumcn. Ter erste Versuch, ei gntesßild zu bekommen, schlug fehl, da er seine Gesichtszüge gar zu sehr verzerrte; der zweite dagegen fiel besser aus und als er in Begleitung der Polizisten daö Atelier verließ, mußte er vernehmen, daß daö Bild vorzüglich gelungen sei und kaum besser hätte ausfallen tonnen. Von heute an wird dasselbe die des westlichen Siationshailses zieren, ach ,einer Photograpkiruiig wurde er nach dem G-sängnisse abgeführt. . Im sesä,nisse. .Us er im Getäligniffe angelangt war wurde er nach der Zelle Nr. 25 gebracht, die ach in demselben Corridor befindet, iu dem du Zellen gettgen und. welche Hollohan und NMwlw vl„M„!,.te d!en-e. Schöppe i-ii,,' ganzlich bcmeistert, wen., l A s!.""' "'bhMAuSdrnckilnd einem so hcl.cnn Tone, als ob er nicht das Geringste n bemrchte hätte. Ten. filier hiepgeü Zettung gegenüber, welcher ihn "? °u>,Uchte, spielte er ans s Nene ' " Unlchnlo. „Man verfolgt mich .dur°mis -„cht zu rechtfertigenden Wetz. sa,,te er, „und Diejenigen, welche „„1 verfolgen, sind die Anwälte d r ecke che.- Erben. Ich versichere Tie e.b:7. daß die belrciscnden zerren keinen Grund zu ir gcnd einer Autlage gegen mich haben; wenn sie ihr Depiel noch lange fortsetzen sollten so werd ch che öffentliche Meinung gegen sie richten. Falls ich jemand beschwindelt habe lo ig eS nicht mehr als recht uns billig, daß Verleibe frei und offen auftritt und mich des oder Verbrechens, dessen ich mich schuldig gemacht haben soll, anklagt; aber höchn ungerecht ist es, wenn man mich ohne jegliche Veranlassung einkerkert. Es ist ab jurd. ntich derFaischung einer Tratte, zahlbar an die Firma Gebr. Eaton, anzuklagen, da dicielbc ans dem Jahre 1872 stammt und nicht den geringsten Werth mehr hat. Sie können sich davon überzeugen, wenn Sic einen Blick auf die Tratte werfen. T icselbe lautet folgendermaßen: „Ich verpflichte mich drei Monate nach Tat, i. November 1872, P2OOO an die Firma Gebr. Eaton zu zahlen." Fch kam vor zwei Jahren aus eine eigenthüm liche Weise in den Besitz dicker Tratte. Wäh rend ich mich nämlich in Pennshlvanien aus hielt, traf ick, mit einem närrischen Menschen zuiammc!!, welcher zu mir sagte: „Ich wünschte, ich hätte 2,„c)o,tX><) Dollars,"mir großem Vergnügen würde ich Demjenigen, der nur jene Summe leihen würde, P2„„o einhändigen." „Würden Sie dies wirklich thun?" fragte ich. „Gewiß," entgegnete er, lerttgte die Tratte aus und gab nur dieselbe. Eck legte sie in mein Taschenbuch nnd dachte ulchl wetter an den Vorfall. Das Papier btieb in meinem Taschenbuch stecken und ich habe es mit vielen anderen werthiosen Dokn menlen zwei Jahre lang mit mir umherqetra gea. Ich glaube, es ist kein Verbrechen, wenn man seine Privatpapiere bei sich trägt. Ais ich mich in der Zelle des DtaiionShauseü befand, dachte ich daran dieselben zu vernich te, da sie keinen Werth sür mich hatten. Ich that es durchaus nicht geheim; mir war es vollständig gleich, ob die Papiere einem An dern in die Hänse sielen oder nicht. Der Po lizist jedoch, welcher mich beobachtet hatte, schöpfte Argwohn und nahm mir die übrigen Papiere ab, die ich noch bei mir trug." Wäh rend Schöppe diese Mittheilungen machte, dachte er sicher nicht daran, daß er vorgestern geläugnct hatte, die beire-seude Tratte zu ten nen. Er entgegnete unserem Berichterstatter ins dessen Frage, ob er wügie, daß man eine gefälschte Tratte bei ihm gesunden: ,D as > >i !> l cht iv ahr. Ick habe keine An weisungen, weder ächte noch ge - fälschte, bei mir getragen." Auch warf er bei dem Verhör vor Richter Bell, als das Dokument vorgelegt wurde, die Frage uis: „Woher kommt jene Tratte?" Aus seinen gestrigen Aussagen geht aber jetzt her vor, daß er recht gnr wußte, woher die Trakt gekommen sei. Fu stuter IScieKschast. schöppe bewohnt seine dunere Zelle nicht illein, sondern hak daselbst in einem jungen Manne von Ciuiibevlenid, Md., der angeblich ein Fuhrwerk und Pferd gestohlen haben soll, einen Gesellschafter gesunden, mit welchem er sich beinahe nnansgescvl unreahält. „In der .Holls N'iszt oer meinet Fliegen," heißr es in einer Berliner Posse und der aristokratisaie „Gc.,' Schulci-burg" mag wohl die Richtig seit des obigen Satzes einsehen, wem, er, um >ich den langweiligen Aufenlhall im Gefäng nisse zu verkürzen, einem Pferdediebe 'eine Abenteuer erzähik. kl,, sV,rpu,-Vsel-,1. ! Nachträglich erfahren wir, daß Schöppe Nch geslern durch einen seiner Anwälte einen UaM-as - binrpiiz - Befehl vom Obenichicr Brown im ctadrgcrichtc erwirkt hat. Hr. Jrvin, LLardein des hiesigen Gefängnisses, hat die Weisung erhalten, den Angeklagten heute Vormittag -t, Uhr nach dem Stadtge lichte zu bringen, wo Letzterer die Grunde für das Gesuch um seine Freilassung anzugeben Bon Memphis zurückgesandte Gelder. - Hr. Alfred I. Ullmann, Präsi dem des „Israel!lischen Waisenhauses," er hielt vor einigen Tagen folgendes Schreiben von dem „Israelitischen Hospital u,idHülss verein" in Memphis: .WertherHerr! Äuge sichts der Liberalilä AGit welcher niiserem Hulfcrnfc während der welbsicber - Epidciiiie in unserer Stadt nachgekommen wurde und Angesichts der Thatsache, daß wir gegenwär tig im Besttze eines FonöSübcrschustes sind, halten wir cs für unsere Pflicht, denselben l'i-ci rata im Berhälliiiß zu den uns gesandten Geldern unter die Waisenhäuser des Landes zu vertheilen, da wir Letztere als die größten Wohlthätigkeits Anstalten ansehen. Tie Be amten des „Israelitischen Hospital und Hülfsvereinü" übersenden Ihnen infolge Tet 'en eine Anweisung von Ai iR, als einen Bei trag zu dem Schuldemilgnngs Fond Ihrer vonresilich.n Anstalt. Nehmen Sie die Per stchernng uns rer höchsten Achtung entgegen. A. E. Frankland, Präiident; JonathanßelS, nie, st er; Louis Lenbrie, Sclrctär. Ba l l iin orc nnd Chicago. —Am Schlüsse der gestrigen Sitzung der Getraisc und Mchlkörse crgriss Hr. Robert B. Ford, vom Chicago er „Cominercial Advcriiser" die Gelegenheit, an die Persammcllcn eine kurze '.lnsprache zu halten, ni welcher er seine Freude darüber aussprach, daß Baltimore in Bezug ans den Handel der Ber. Staaten eine so her vorragende Rolle spiele. Durch die Vollen önng der neuen Eisenbahn Linien zwischen Baltimore und Chicago würden die Handels- Beziehungen noch enger geknüpft und das Band mit dem Westen ein noch innigeres werden. Baltimore sei bestimmt, in mehr als einer Beziehung die Metropole der Küste tu werden. Was fehle, sei eine crköhte Einig keit zwischen Ost und West: wenn diese erst erzielt sei, dann wäre An Schwanken und eine Unsicherheit in der HandclSwelt, die'während der letzten st Monate eine so unheilvolle Wir kung ausgeübt hätten, fast zur Unmöglichkeit geworden. Antrag auf einen neuen Pro z.c st.—Tie HH. W. M. Manne und Daniel Ratcliffc, Anwälte für den kürzlich des Mor des im ersten Grade schuldig befundenen Ne ger Jones, haben, wie wir mitgetheilt, einen Antrag auf einen neuen Prozeß eingereicht. Tle Giünd-, welche sie zur Unterstützung ih res Antrags angaben, sind folgende: Erstens ocging der Nichter einen Irrthum, indem er einen Brie? im Beffein dcr Geschworenen ver las, dessen Inhalt d:.selben beeinflussen sollte: Zweitens stimmte der Wahrspruch der Ge schworenen nicht mit den Zmgenaussagen überein: Drittens werden neue Aussagen zu Zolles' Gunsten in Aussicht gestellt. Mag ihn nicht Heiratben! Wir theilten gestern mit, daß das junge Mädchen, welches als Bclastnngszeugin gegen den 23- jährigen Fleischer Carl I. Rose 'iingirt, ein gewilligt habe, ihn zu heirathen. Dem ist je doch nicht so. Frl. Sarah E. James, das junge Mädchen, wußte Nichts von dem Lösen des HeirathsscheincS nnd denkt gar nicht dar an, Rose's Frau zu werden. Sie wird im Gegentheil am nächsten Montage im Crimi nalgericht: erscheinen und gegen Rose aus sagen. cr Zuzug aus Tcut > chland Tcr norddeutsche Dampfer „Baltimore," Eapt. Lilienhain, welcher an, tz. d. Mls. von Bremen und am K. von Southampton hier her abging, bringt lm)Auswanderer, seitdem letzten Sommer die erste größere Anzahl Eu ropa-Müder. Mit dein Eintritte dcS Früh lings wird dcr Sirom der Einwanderung an schwellen, und der durch die Danipsir vermit ttlte Verkehr sich bedeutend heben. Tie „Bal timore," deren Ankunil kicr Sonnabend er wartet wird, bringt nur einen Cajüren-Passa gicr, Hrn. M. F. Mitchell ans Baltimore Tic in Southampton an Bord gegangenen Zwich-eiidccks Passagiere sind folgende: Joh. Schmidt aus Baltimore, Johann M. Sloker ans Alleghnny-Eitti, Pa., Alois und Ste phan Schock und Johann EurraS aus Pitts bnrg, Pa., Jakob und Hieronymus Wagner aus Wbcclliig, West Va.. Angnst Mcyerholi ans LouiSville, kp., Johann Rausser aus lowa und ans San Franziska, sowie folgende Einwanderer: Maroarclke Rollinonn. Margärrthe u. Nuniauni! Gcby-tt. ay; yr-y u,.'An.o.j" -urz-we! - a. Siol->unter."-...?ch. xrcna. n-z!>. ,rotten, Hyynoven ttolwnn Wc "Aaiide::?, Ge.'r., GNS,, i s und l uu°>na, B.idcrnl Ai.duci I -'rol'.ingee, Wotttciiivera; siriedricy Fijck>.-r Wie j U-inu und.leiste T linmni, Haanover; Äarrin und ! aus Pouiir.crn: llohwui TchinEt aus Maliern. Andrea und '!>>>:n.ie Ndilcker, Posen: ! otilierrode- Genosevä > !l r, ad>n, Anna Paumann und ilamilic.Tchweji: > We?ibale,.:Cl,ri ,lis Pauli und isa.mil. Newinaen: Carl Jan,, u'dbinen: 1 Tom ine. yai.avv: Andrea Mchatla und Famistc. n drras und ,yral Pogicba; w.a-.y. Nrjova. laiod Wallus.P.arn -iurp-erö und Familie, llvhae.nGo uqowen, und Eoa wiq, Marie Hilla, Schlesien: ZoscydHönde. Ash mc.il Anna riewltztv. Preuße: Fr. eioiahi und Ka nn!,e. An.'.,ilde Hoyel. Pommern: Lucas Sica und iramllie, Wilhelm, Marie und Anqust Naumann Po,eu: Fnclr. Tchilier, Bayern: Carl Kced. Tenn yardl. Carl Tremmel und Fanulie, Posevh Laut-und Kamille. Bayern: Marianne (breite Ma nc MoriY. Prrupen: Thomas Ptneinsli, Posen; Pau, Kluch. vencn: Anna Marie Usebhardl, Bayern' -yherese Tchofer, Therese Schneider, ' essen; Carl Hartmcycr, -chwci;: eehiistoyh Bchiikc, Ahnes Con stanze, Pu,eph Caiharine TlrichholSka. Preußen: Wascich Kivara und AnMicka stiyara. Po,en: edvlph Grubbc, Pommern; Hermann Mot lerii, vtuinburg; Gustav Wirth, Württcmdcrai Catb szumsti und .Kind, Posen: Paul, Clara und Paul Hundhammer, Nieder-Vanern; Kranz Glaser und Faiiiltie, Johann Hammelsstnacl d Familie. Nie der-Bayern; Ferdinand Blaichke und Familie siulius Radzom, Johann, Wilhelm und Ante Weüiina Pommern; Gerhard Heinrich Kalenborn, Hannover: Wenzel Wvtncr. Cleonora nnd Salharine Wotneri