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Stadt Baltimore. Schöppe - Schulenburg in den Nchen der Nemesis. Das Uadeas eorplls'verfahren auf heute verschoden. Nene Anklagen von zwei Seiten. Unterschteif in Chicago. Er langung eine Freipaffes nnter falschen Vorwänden und Mein eid rn Baltim vre. Tie Identität des Pastors Schäppel mlt Schöppe's Vater erwiesen. Paft-r wir genöthigt, Lt. März. Der Saal des Stadtgerichts war Freitag Morgen in solcher Weife gefüllt, daß um 10 Uhr Niemand mehr in denselben hineinge langcn konnte. Dieser Menjchcnandrang nach dem Gcrichtssaale war eine Folge der schon gestern mitgetheilten Nachricht, daß Dr. Paul schöppe sich durch einen seiner Anwälte einen Uaveas-Oorpus-Befehl vom Oberrichter Brown im Stadtgerichte erwirkt hatte und daß gestern Morgen die Gründe des Gesuches Betreffs der Freilassung des Angeklagten er örtert werden sollten. Gegen Hl Uhr wurde der Angeklagte rn den Saal geführt. Er sah ruhig und gefaßt aus; ohne irgend welche Aufregung zu zeige, ließ er sich auf einem Stuhle nebe feinen Anwälten I. S. HeuiS ter und W. W. Robinson nieder und folgte aufmerksam dem Gange der Verhandlungen. Tie Anklagebehörde war durch den Staats anwalt Hrn. A. Leo Änolt vertreien. Nach dem der°Gerichtshof eröffnet worden, sagte Hr. Knotl, ihm sei erst am Donnerstag Abend lim 7 Uhr die Kunde überbracht, daß ein Uttko-ts-tiorpnL-Besehl erlassen sei. Infolge dessen habe er uicht genügende Zeit gehabt, um sich aus den Fall vorzubereiten und er wünsche, daß man das Verhör bis Sonna bend Morgen verschiebe. ES sei nothwendig, daß dem Staatsanwalt in einem Falte wie dem vorliegenden wenigstens ein Tag Frist gelassen werde. Hr. HeniSler entgegnete, daß der Verhaflsbefehl null und nichtig sei, da keine Anklage gegen Schöppe vorliege; der Gerichtshof müsse es als seine Pflicht be trachten, den Angeklagten ohne Weiteres zu entlassen. Hr. Knotl erwiderte, es ließe sich allerding nicht läugnen, daß der Berhaftö befehl nicht stichhaltig sei, doch müsse er aber mals um einen Aufschub des Verhörs nach suchen. Es seien nicht allein die Rechte des Angeklagten, welche in Betracht kämen, son dern man dürfe auch nicht die Pflichten ver gessen, die man den Polizeibehörden und Ge richtshösenandererSlaalen gegenüber schulde. Er habe Briefe und Depeschen in Händen, aus denen er ersehe, daß die Behörden von Illinois Schöppe wegen Vergehen, die er in jenem Staate begangen, verfolgten. Der Staatsanwalt legre darauf fotgendcDepefchen und Briefe vor: „Chicago, 17. März. 1374. Anden Chef der Polizei! Habensie ein wachsames Auge auf Dr. Schöppe. Traf Montag ein. Verhaften Sie ihn vorläufig nicht. Werde Auslieferungsgcsuch holen und einen Beam ten senden. Werde Näheres schreiben und er klären. Schöppe wurde wegen Mordes in Carlisle, Penns., freigesprochen. Jakob Nehm, General - Superintendent der Po lizci." „Chicago, Jll., 17. März. Anden Chet der Polizei! Werther Herr! Dr. Paul Schöppe, welcher vor einiger Zeit in Carlislc, Penus., von der Anklage des Mordes sreige sprochen wurde, ist von hier abgereist und traf am Montage in Baltimore ein. Ich möchte Sie ersuchen, ein wachsames Auge aus ihn zu haben, aber ihn nicht zu verhaften, bevor Sie Weiteres von mir hören. Man wünscht ihn hier zu haben, da er sich des Uiiterschlcifs -schuldig gemacht hat. Ich werde die noth wendigen Papiere besorgen, Sic benachrich tigen und einen Beamten nach Baltimore schicken. Wenn ich Ihnen irgendwie gesällig lein kann, so werden Sie mich stets dazu be reit finden. Achtungsvoll Ihr Jakob Nehm, General-Superintendent." „Chicago, 18. März. An Marschall I. T. Gray. Nehmen Sie Dr. Schöppe fest. Werde einen Polizisten nebst AusttcferungS- Tokuinenlcii mit dem ersten Zuge senden. Jakob Nehm, General - Superintendent der Polizei." „S pri ngsield, Jll., 19. März 1874. An Marschall I. T. Gray. Ein Ausliefe rnngsgcsuch für einen gewissen Schulcnburg ist verlangt worden. Nehmen Sie den An geklagten fest. I. L. Beveridgc, Gouver neur." Hr. Knott sagte, er könne einen Zeugen vor führen (Hrn. Tieck), welcher aussagen würde, vag Schöppe und Schulcnbnrg eine und die selbe Person seien. Ferner erwähnte der Staatsanwalt, oaß er viele Fälle citiren könne, wo keine wichtige Anklage vorgelegen, der Angeklagte aber trotzdem festgehalten sei, um das Eintreffen eines Gesuchs Behufs Auslieferung an die Polizeibehörde eines an deren Staates abzuwarten. Als Richter Brown ihn aufforderte, einige derartige Fälle anzuführen, kam er dein Verlangen nach und las mehrere vor. Hr. Heuisler argumcnlirte darauf, dag nach den hiesigen Gesetzen Niemand festgehal ten werden könne, gegen den keine Anklage vorliege, selbst in dem Falle nicht, wenn ein Auslieferung - Gesuch von einem anderen Staate zu erwarten stände. Der vorliegende Berhastöbesehl sei vollständig ungültig, der inen Mann eines Vergehens beichnldige, welches unter den Gesetzen Maryland' nicht zu finden sei. Hr. Knotr wandte dagegen ein, dag Hr. Heuisler uichr den Antrag wegen Aufschubs des Falles bis Sonnabend argu meiitlre, sondern den Fall selbst bespreche. Hier handle es sich nur um den Aufschub bis Sonnabend-, dag die Anklage nicht stichhaltig sei, wisse er (der Staatsanwalt) recht wohl; er wolle Schöppe nur festhalten, bis weitere Nachrichten aus Illinois einträten. Richter Brown bemerkte, dag er die Wichtigkeit des .Falles vollkommen einsehe und der Ansicht i'ei, dag der Gerichtshof seine Entscheidung uicht zu früh fällen dürfe. Hr. HemSler ap pellirte dagegen und ersuchte daS Gericht, den Fall nicht zu verschieben, da der Staatsan walt selbst eingestehe, daß tue Anklage nicht im Geringsten stichhaltig sei. Schöppe'S Verhaftung sei durch Männer veranlaßt, welche nur verhindern wollten, daß er nickt in den Besitz gewissen Eigenthums gelange, aus welches er Anspruch erhebe. -Nach weiterer Debatte zwischen Hrn. Äiiott und Hrn. Heuis ler, entschied Richter Brown, dag das Verhör bis Sonnabend (heule) Morgen Ii) Uhr auf geschoben werde. Nachdem sich das Gericht vertagt, drängten sich alle Anwesenden nach dem Platze, wo Schöppe sich niedergelassen. Jeder wollte den Mann sehen, dessen kleben bereits einmal verfallen gewesen und der nur Mit genauer Noth dem Tode durch Hcnkershand entron nen. Es währte lange, bevor sich der Gc richtssaat geleert hatte, aber die Straße war, als Schöppe in Begleitung der Hülsswardeine Greenbury Wilson und John Carter das Ge richtSgebäudc verließ, förmlich mit Menschen besäet. Er legte den Weg von der St. Paul straße nach dem Gefängnisse zu Fuß zurück und war in allen Straßen, durch welche er schritt, der Gegenstand der allgemeinsten Auf merksamkeit. Eine weitere Unterredung mit Schöppe - Schulcnvurg. Wei tere Aufschlüsse über seine bis bisherige barriere. Der alte T^öppe.— Tie nencnAnklagen. Einer unserer Mitarbeiter, welcher gestern dem „Hadeai'Eorpus"-Verfahren im Falle des Dr. Schöppe-Schulenburg beiwohnte, ging nach dem Schlüsse der Verhandlungen auf den Doktor zu, um einige Worte mit ihm zu wechseln. Dieser bat, ihn im miß zu besuchen, was denn auch in den ersten Nachmittaasstunden geschah. Da der Wardein uichr anwesend war, so 'and die Unterredung an dem großen Gitter statt. Der Doktor grüßte unsern Berichterstatter als früheren Bekannten cordial und öraann mit Versicherung seiner Unschuld; daß man ihn widerrechtlich gefangen halte und daß er nicht zweifle, morgen auf freiem Fuße zu sein. Wir lassen hier die Unterredung im Wesentli chen solgcu: Berichterstatter: „Daß Sie auf nichtige Gründe hin verhaftet worden sind und Widerrechtlich hier gesangen gehalten wer den, daran zweifelt am Ense Niemand, der den heutigen Verhandlungen mit Interesse beigewohnt hat; —aber das ist jetzt die Sache nicht—" Schöppe: „Nicht wahr! Glauben Sie nicht auch, daß das meine Feinde hier bewerk stelligten Ber.: „Mit Nichtem. Hr. Tieck, Ihr bis hcrigcr Wohlthäter, war gezwungen, gegen Sie auftulrelen, sobald er sah, daß Sie durch IhreToppelzüngigkeit ihn abermals getäuscht und daß Sie mit Schulcnburg identisch wa ren. Je eklatanter dieses geschah, um so bes ser.— Ueberhaupt kann ich nicht begreife, wie Sie es wagen konnten, die Identität mit Schulenburg in Abrede zu stellen, nachdem Sie in unserer Oisice jenen Artikel gelesen. Wären Sie an jenem Abende sofort ivicdcr verduftet, so würde die Sache jetzt anders für Sie stehen, die Sensation wäre bereits halb verraucht; so aber haben Sic es fertig ge bracht, daß Sie heute wieder, gerade wie vor 5 Jahren, der Mann des Tages sind." Schöppe: „Aber mein Herr! Wenn Tie wüßten, wie ich bestrebt gewesen bin,ein nütz liches Mitglied der Gesellschaft zu werden, und wie der Schalten des Gefängnisse mich allenthalben hin verfolgte, Sie würden mich milder beurtheilen. Von der Stunde an, als ich Sie vor zwei Jahren fragte, ob mir nicht viellmchl Hr. Raine Beschäftigung in seinem Etablissement geben würde und >sie mich ab schlägig beschieden, habe ich Alles versucht. bin in die Zuckerraffineric'n gegangen und habe mich erboten, die Fässer zu wätzen, ich habe in den chemischen Fabriken gebeten, mich an die Botliche zu stellen,aber sobald ich den NameSchöppe aussprach, wies man mich mitleidslos vor die Thüre. In Philadelphia mar c mir schließlich gelungen, durch Ver ittlung des Hrn. Mückle eine Stelle in einem Stalle zn erlangen, wo ich die Pferde ütrern und den Stall reinigen mußte. Ich hatte den NamenSchulenburg dort airgenom men und war herzlich sroh, daß ich endlich Ruhe fand ; —da wollte es das Unglück, dag mein Prinzipal ersndr, daß ich Schöppe sei, und um meine Stelle war es geschehen. Ich wandte mich nach dem Westen und habe dort mein Bestes eine Stellung zu erwerben. Schreiben Sie nach St. Louis und ziehen Sie Erkundigungen em; es wird mir Jeder das Zeugniß geben, daß ich mich exemplarisch betragen habe. Sie haben zwar die Vermuthung ausgesprochen, daß ich dort wahrscheinlich die Post bestohlest habe. Neh men Sie mein Ehrenwort, daß bei den Tau fenden von Geldbriefen, die durch meineöände gegangen find, mir niemals der Gedanke ge kommen ist, eine Veruntreuung zu tngchen ich mar herzlich froh, daß ich einen sicheren Anhalt gefunden, als jene unglückliche Begeg nung im „SonthernHotel" mit Schellak statt fand." Ber.: Aber wie konntenSic sich so dumm und schroff gegen jenen Mann benehnicii; hät ten Sie demclben nicht auf gütigem Wege sür sich gewinnen können?" Schöppe: „Allerdings machte ich einen Feher,aber die Ursache seuiesAuflretens gegen mich war der kleincJudeSkutsch iin„Si.Louis Courier." Dieser Bursche war mir feind und fetzte sich dann mit Schellak und John in Verbindung. Dieselbe rclegraphirteii an meine hiesigen Feiuöe und meine Stellung wurde unhaltbar." Ber.: „Sie müssen doch zugestehen, daß die Bewegung von Chicago ausging. Hätten Sie dort leine Fälschungen begangen und sich während der zwei Jahre allenthalben so exemplarisch betragen, wie das—so will ich annehmen—in St. Louis der Fall gewesen ist, so könnte Niemand Etwas gegen Sie sa gen und Ihr Prozeß um die Steinecke'jche Erbschaft stünde vortrefflich, denn unter ange nommenem Namefi ein ordentlicher Meiych sein, ist kein Verbrechen." Schöppe: „Die Ehicago'er Sache ist aber abgemacht,man hat mich freigesprochen." Ber.: „Erlauben Sie. Moralisch sind und bleiben sie schuldig und diese Schuld legt sich mit doppelter scywere aufJhrHaupt in Anbetracht dieser neuen Schwulilätcn." Schöppe: „Aber was hat man denn ge gen mich ? ich habe docy nichts gethan; auf die vage Anktage, ein Schwindler zu sein, taun man doch 'Niemand seiner Freiheil be rauben." Ber.: „Das ist das Wciiigste. Aber so bald man Sie morgen in Freiheit setzt, wer den Sie wegen Erlangung eines Freipasses > unter falschen Vorwauden verhaftet werden > und wenn dicjerFall abgewickelt ist, wird man s Sie nach Chicago abfuhren." i In diesem Augenblicke überreichte ein Ge- i faiigenwarter den, Doktor einen Zettel, auf l welchem stand: „Unterschleif von Kwo,Eigen- ! lhum des George Nipp in Chicago." Schöppe übcrreickile unserem Berichterstatter den Zettel unaufgeforderl und sagte: „Ich kenne gar keinen George Rivp, ich vermuthe , das ist eine Finte, um mich ausgeliefert zu bekommen." Berichterstatter: „Möglich; vielleicht ist Ihr Paler dort in Schwulitäten, denn, wie - ich eben im Vorübergehen von dem Ehef-Re- > dakteur unseres Blattes hörte, liegt eine De- ! pesche über Ihren Vater vor." Schöppe: „Sic kennen den Inhalt, bitte, theilen Sie mir denselben mit, sollte mir > leid thun, wenn der alte Mann in die Patsche käme." Ber.: „In der That weist ich nicht genau, ob mir gesagt wurde, der alte Schöppe iei ver haftet, oder, er habe abgedankt. Jedenfalls wäre es nicht zu verwundern, wenn er in's Pech geriethe, denn, offen gestanden, halte ich ihn für schuldiger, als Sie." Schöppe: „Sie thun ihm wahrhaftig unrecht, und ich möchte lieber hier irgend ein Uuqeil erdulden, als gegen meinen Vater auf treten." Ber.: „Haben Sie deshalb keine Sorge. Wenn die Geschichte mit dem Freipasse --.bge wickelt ist, wird man Ihnen wegen Meineids den Prozeß machen. Sic sehen, so leicht läßt man Sie hier mchl los." Schöppe: „Um's Himmels Willen; soll ich denn niemals zur Nnhe kommen. Und ich habe doch kein Verbrechen begangen! Mein Gewissen rst rein. Wo soll ich falsch geschwo ren haben?" Ber.: „Sie haben Affidavits beschworen, daß Ihr Vater ans der Reise von Ottawa nach Liverpool gestorben sei. Diese Papiere sind in den Händen des Staatsanwaltes." Schöppe: „Ich habe allerdings seiner Zeil viele Affidavits unterzeichnet und nicht immer genau daraus geachtet, was in den Pa pieren stand; erst gestern noch wurde mir das Gesuch um den „Habcas Corpus"-Befehl in der Eile vorgelegt; ich unterschrieb es, ohne zu wissen, was darin stand." Ber.: „Mit dem letzteren Schriftstück hat das Nichts zu bedeuten; aber Sie werden doch zugeben, daß man seinen eigenen Vater nicht so ohne Weiteres durch einen Federzng aus dem Buche der Lebendigen streicht?" Schöppe: „Auch das kann ich Ihnen er klären, denn ich erinnere mich jetzt der Sache etwas genauer. Mein Vater reiste damals nach Europa. Vor etwa 2-Z Jahren erhielt ich einen Brief aus Teutschland, daß mein Vater aus der Reise von Liverpool nach den Ber. Staaten gestorben sei. Tie Todesnach richt war von meinen deutschen Freunden in einer gewissen Abficht fingirt, ich hatte aber damals keine Ursache, an der Richtigkeit der selben zu zweifeln und unterzeichnete das Af fidavit." Ber.: „Wie kommen Sie zu der Eaton'- scheu Tratte?" Schöppe: „„Das ist leicht erklärt. Wir fasten in Pyrtad.l.'hia i einer gemüthlichen Kueipgcselischaft, als ein New Forker Ver sicherungsagent, Namens Luhme, ausrief: „Wenn ich jw,r>c>,ex>o hätte, so wollte ich Euch Alle glücklich machen. Sagen Sie Schulcnburg, auf welches Baltimorer Haus soll ich Sic anweisen?" Die Idee machte mir Spast, und da ich augenblicklich keine anderen Firmen kannte, so nannte ich Stewart und Eaton Bro's. Der verrückte Mensch schrieb die Tratte rasch aus und warf sie mir zu mit den Worten: „Hier haben Sic K2VVO!" Ich steckte das Papier der Curiosität halber ein und vergast, es zu zerstören."" Ter Doktor hegt noch die größte Hoffnung, seinen hiesigen Prozeß zu gewinnen; daß der selbe äußerst günstig stand, haben wir mitge theilt. Wie weit die neuen Enthüllungen denselben zu beeinflussen im Stande sind, darüber haben wir kein Urtheil. Ter alte Schöppe. Pastor Schäppel oder, wie durch obige Un terredung unwiderleglich festgestellt ist,Schöppe Vater, erhielt am letzten Mittwoch einen Be such des Kirchenralhes seiner Gemeinde in Napersville und wurde von diesem genöthigt, seine Stelle niederzulegen. Da der alte Ber brecher auf dem Zeuzenstande in Chicago sei ner Zeit die Märchen über Schulenburg be schwor e n hat, so kann auch er wegen Mein eids mit den Behörden in Couslikt gerathen. Weitere Schöppiaden aus dem Weste. Schöppe-Schulenburg's schändlichster Schur ! en-Streich. 23. März. Tie „Jll. Stsztg." berichtet: „Daß Schu lenburg ein Don Juan war, das weiß der Le ser. Er war der Grund der Ehescheidung des B y'schen Ehepaares in Chicago, nach dem er laam drei Wochen in Chicago gewe sen. Und er war einer jener gemeinen Gesel len, die sich nicht damit begnügen, Eroberun gen zu wachen, und in glückliche Familien Zwist und Elend zu rragcu, sondern crpflegte sich auch rückhaltlos seiner Siege zu rühmen. Gestern nun kam dem Berichterstatter der „Staatszeiiung" ein Fall zu Ohren, den wir aus den Gerichisakten uns aus Mittheilun gen von Advokaten vervollständigten und den er als buchstäblich wahr hiermir iviedcr giebt. Es wird daraus hervorgehen, daß Schiilcii burg Schöppe ein Scheusat und em Hallunke von unerreichbarer Große ist; eiii sterl, zu des sen Schilderung die deutsche Sprache an ver dammenden Ausdrücken zu arm ist. ein Aus wurs der Holle und eine Bestie in Menschen gestalt. Er kam, als er Chicago erreichte—im Früh mhre 1873—nicht allein. Mit ihm kam eine Dame. Die sie gesehen, schildern sie als rei zend. Sie war eine Deutsche, klein und zier, lich, eine Blondine mit üppigen, rothen Lip pen und hellblitzenden Augen. Viele wun derten sich über die Bekanntschaft Schulen burg's mit der Dame, und obwohl es an Vcrmulhunaen über ihr Verhältniß zu einan der nicht fehtte, blieb es doch bci'm Verdachte. Die Zeit verrann, ohne gloßeAbwechjcluiigzu bringen. Die Blondine blieb Schulenburg's stete Begleiterin. Stillschweigend Ichjen sie es sich gefallen zu lassen, daß hin und wieder, > wenn Paul einen Anfall von Mormoiiiömus bekam, auch eine Brünette die Rechte welche sie an ihm besaß, mit ihr theilte. So ward es Sommer. Da erschien auf der Bühne eine neue Per son. Hr. Jakob Carl Alöppel aus Pough kecpste, New-2)ork, eüe hierher und entdeckte in Lchulenburg's Blondine seine ihm davon gelaufene Frau Wilhelmine. Das Klöppel'- Iche Ehepaar war am 2. Dezember 1372 ge traut worden. Man kann sich daher leicht ausrechnen, wie lange die Flitterwochen dauerte, his Schulenburg der Ehe praktisch ein Ende machte. Er muß mit seinem ein schmeichclndenWesen dieFpau unendlich schnell beschwatzt haben, und bis zum letzten Augen blicke, in welchem ihr endlich die 'Augen auf gingen, halte sie grenzenloses Vertrauen zu ihm. Dietringen, welche bereits Berdjch: gc gen ihn schöpften, und welche Mitleid milder Irregeleiteten halten, ließen es an mahnen den Worten nicht fehlen. Aber Alles ohne Erfolg. Ihm hatte sie sich geopfert; er halte ihr ewige Treue und Liebe geschworen, von ihm wollte sie nicht lassen und sollte es ihr Tod sein. Wir fürchten, sie hat sich ihr Loos freiwillig selbst bestimmt. Als Hr. Klöppel hier eintraf, gab es keine Szene. Er ist ein zu welterfahrener, verstän diger Manu, als daß er sich das Haar aus gerauft hätte, oder in Krämpfe gefallen wäre. Er sah die Sachen von der praktischen Stile an. Seine Zusammenkünfte mit thr fanden nur in der Office des Advokaten statt. Die einzige Frage war: wie kann das Verhältniß, welche? thatsächlich schon gelös't war, nun auch gesetzlich und zwar mit Anstand u. ohne viel Anstehen gelös't werden. Der Ausweg war bald gesunden. Frau Klöppel verstand sich auf Zureden ihres Zu hälters Schulenburg dazu, einer Scheidungs klage ihres Mannes Nichts in den Weg zu legen und sie nicht zu beantworten, wogegen sie von ihm eine Abstandssumme von taufend Dollars erhalten sollte. Der Pakt wurde ge hallen. Tic Scheidung wurde bewilligt, und nach scinecEittlassuitg aus dem hiesigenCoun tygesängnisse wegen der Fälschungen gegen die „Deutsche Gesellschaft," begab sich Schulen burg nach dem Osten, als Vertreter der Frau Klöppel und ausgerüstet mit Beglaubignngs papieren, um das Geld zu erheben. Er hat es erhoben, hat ihr jedoch davon keinen Cent gegeben und verschwand plötzlich, das arme Weib mittellos und krank hier zurücklassend. Bor drei Wochen noch war sie eine Bewohne rin der „Fraum-Hermath an der Jacksonstr., wo sie trank und elend lag. Vorher hat sie bei einer deutschen Familie der Nordseite kurze Zeit gedient. Diejenigen, welche die Sach tage kennen, fürchten, daß sie sich einem Le ben der Schande ergeben hat." Wie er feinen Advokaten betrog. „Es giebt ganz gemeine Menschen in der Welt," schreibt em Ehicago'er Blatt „Wir wissen von einem Falle, lii welchem ein dent- scher Geistlicher in einem der ihm eingewickelt übcrgebenen Geldpacketchen nach der Eonfir mation statt des SilberrhalerS einen großen Knopf fand. Das war recht schlecht, und der hoffnungsvolle eben felbstständig gewordene Christ legte damit schöneAnlagen an den Tag. Es soll sogar einmal vorgekommen sein, daß bei einer Kirchenverfammlmig ein Mitglied, statt Etwas in den Teller zu werfen, sich eine Münze herausangelte. Aber Alles das ver schwindet gegen die Art, wie Schulenburg sei nen Advokaten Trude bezahlte. Er übergab ihm einen Check von P6O, gezogen von Fietd, Letter sc Comp., an die Ordre von Schulen- bürg auf die „DerttscheNationalbank." Trude nahm den Check und entdeckte schon 15 Minu ten später, daß er—gefälscht war. Man kann sich das unauslöschliche Gelächter ausmalen, mit welchem diese Nachricht von den Bekann ten und den College Trude's aufgenom men, als sie bekannt wurde. Und in der That ist die Frechheit, mit welcher ein wegen Fälschung Angeklagter seinen Rechtsanwalt mir einem gefälschten Check bezahlt, so colos sal, daß schließlich Nichts übrig bleibt, als darüber zu lachen. Der Witz soll Trude manche Flasche Champagner gekostet haben." Cr erwartet seine Auslieferung naa, Chicago. Am Sonnabend Morgen gegen Hlv Uhr hatte sich vor dem Gebäude des Stadlgerichts an der St. Paulslraße eine unzählige Men schenmenge versammelt. Jeder war gekom men, um deu Verbrecher zu sehen, dessen Name während der letzten Tage in dem Munde der ganzen Bevölküug unserer Stadl lebte. Als die „Schwarze Maria" vor dem Gerichtsge bäude anhielt, Dr. Paul Schöppe ans dem Fuhrwerke stieg und in den Gerichtssaat ge führt wurde, herrichte eine unbcschrebliche Auf- Regung unter dem Menschenhaufen, der die St. Paul , zwischen Faqcttc- und Lcxington straße, besetzt hatte. Alle drängten sich hinzu, um den Mann zu sehen, der eine solch' trau rige Berühmtheit erlangt hatte. Als der Ge richtshof eröffnet wurde, war in dem Saale kein freier Platz mehr zu finden. DieHH. Heuisler und Robinson waren als Anwälte Schöppe's erschienen, während Staatsanwalt Änolt und Hr. Carr die Anklagebehörde ver traten. Hr. Knott machte bekannt, daß ein Polizeibeamtcr, Namens Tixon, vor wenigen Augenblicken von Chicago angekommen sei und nachstehendes Affidavit gemacht habe: „Es wird hiermit bezeugt, daß am 20. Mär; 1874 vor dem Unterzeichneten, einem Friedensrichter des Staates Maruland, Jo seph H. Dixon in eigener Person erschien und einen Erd ablegte, daß er ein Polrzeibeanucr Chicago's in dem Staate Illinois ist und dem Corps der Geheimpolizisten jener Stadt angehört; daß Paul Schöppe, auch I. P. Schulenburg genannt, welcher auf Grund ei nes Ual>e!ts tirpuk-Befehls um Einlassung aus dem Baltimorer Gefängnisse nachsucht, sich im Oktober des Jahres 1673 in der Stadl Chicago eines Verbrechens schuldig machte, indem er den Namen des Hrn. Heinrich Bi roth unter acht Anweisungen aus die „Deutsche Hülss - Gesellschaft" in der besagten Stadt Chicago fälschte und daß der besagte Paul Schöppe, auch Schulenburg genannt, in der besagten Stadt lürzlich wegen Begehung meh rercr Fälschungen in Anklage versetzt wurde und der Prozeß in nächster Zeil vor tum Criminal-Gerichre Chicago's zur Verhand luug kommen wird; ferner, daß besagter Paul Schöppe ein flüchtiger Verbrecher des Staates Illinois ist, und daß au den Gouverneur des Staates Illinois ein Gesuch gerichtet ist, bei'm Gouverneur von Maryland um die Ausliefc- rung des besagten Paul Schöppe, auch I. P. r Schulenburg genannt, a die Polizeibehörde ' von Chicago nachzusuchen, damit er vor die ( Schranken des Crlininal-Gerichts jener Stadt : geführt werden kann, um sich wegen der gegen t ihn vorgebrachten Anklagen zu verantworten; e daß er fver Polizist) heule Atorgen in dieser t Stadt eintraf, gciandl von dem Chef der l Polizei Chicago's, um die hiesigen Behörden i von den obigen Thatsachen in Kenntniß zu i setzen; daß das betreffende AuslieserungSge- > such gleich nach feiner Abreise mit der Post c von Chicago nach Baltimore abgeschickt wer- i den sollte und er dasselbe noch im Laufe des Tages erwarte. I. I. Dixon. Bor mir be- i schworen am W.Mär; 1874. N.Robinson." , Hr. Heuisler, Schöppe's Anwalt, erhob Einwand gegen die Auslieferung eines Man- , nes, gegen welchen im Grunde gar keine An klage vorliege. Niemand wisse, wer dieser an > geblich von Chicago kommende Mann sei, welcher Anklagen erhebe, die sich nur auf Be richte basirten, die in Zeitungen erschienen seien. Die Zeitungen seien es ganz allein, welche Anschuldigungen gegen Schöpve er hoben hätten. Während Hr. Tieck Letzteren aus Grund einiger in Zeitungen erschienener Berichte verhaften ließ, wolle er (der Anwalt) aus denselben Berichten nachweisen, dag Schöppe in Chicago prozessirt und freigespro chen worden. Warum habe der angebliche Geheimpolizist sein Affidavit nicht in Chicago niederlegen lassen, anstatt damit bis nach sei ner in Baltimore erfolgten Ankunft zu war ten. Alle Beschuldigungen und Anklagen süßten lediglich auf Hörensagen. Die Frage, welche der Gerichtshof zu entscheiden habe, sei einfach die: „Kann Jemand auf eine Anklage Cwwillua Liviiiälve), über welche die Gesetze , keinen Ausweis geben, festgehalten werden?" Daß das Affidavit dcö angeblichen Chicago'er Beamten unverläßlich sei, gehe schon daraus hervor, daß Schöppe sich noch drei Monate lang in Chicago aufgehalten habe, nachdem die Anklage gegen ihn bereits fallen gelassen war. Wahrend Hr. Heuisler sprach, trat der Chicago'er Beamte, ein Mann von etwa 45 Jahren mit dünnem ergrautem Haar und starkem schwarzem Bart, an den Tisch, an welchem die Anwälte saßen und ließ sich ans einem Stuhle neben Hrn. Knott nieder. Be vor Hr. Heuisler endete, wollte er eine De pesche aus einer Zeitung verlesen. Hr.knott erhob Einwand dagegen, da dies Nichts mit den Verhandlungen zu thun habe. Hr. Heuis ler entgegnete, daß es dieselbe Depesche sei, welche Hr. Knott am Freilage verlesen. (Lau tes anhaltendes Gelächter.) Gegen die Be merkungen des Hrn. Heuisler zu Gunsten Schöppe'S wandle Hr. knott ein, es seien ge-! nügende Beweise vorhanden, daß Schöppe sich eines Verbrechens in Chicago schuldig ge- macht und von den dortigen Behörden ver haftet worden fei. Es Hanole sich jetzt nicht mehr um die erste Anklage, sondern um die Auslieferung Schöppe's. kein Zweifel walte ob, daß das Anölieferungsgesuch von Chicago abgesandt worden. Man müsse die Ankunft desselben abwarten und bis dahin den Ange klagten festhalten; dies sei eine moralische Berpflichlung, welche ein Staat dem andern gegenüber schulde. Die gegen Schöppe vor gebrachten Beschuldigungen und Anklagen be ruhten nicht aus Hörensagen, sondern fußten aus authentische Depeschen und ans ein Assi davit. Die Pflicht des Gerichtshofes sei, den Angeklagten solange festzuhalten, bis das AusUeferungs-Gesuch eintreffe. Hr. HeuiSler entgegnete, daß Widersprüche vorlägen; die Depeschen sprächen von einem begangenen Unterschlcis; der angebliche Chicago'er Poli zist beschuldige Schöppe der Fälichung und Hr.Tieck erkläre ihn einfach für einen Schwind, ler von Prosession. Falls wirkliche klagen gegen Schövpe erhoben werden könnten, möge man ihn, sobald er den Gerichtshof verlassen, auf's Neue verhaften, aber man könne Nicht umhin, ihn ans Grund des t!las soepu.-- BesehlS freizugeben. Richter Brown ließ je doch die Einwände des Hrn. HeuiSler nicht gelten; seine Entscheidung lautete dahin, daß 'Schöppe auf's 'Reue dem Gefängnisse über wiesen werde, nm das Eintreffen des Auslie fcrilNgs-Gesnchs abzuwarten. Sobald die Entscheidung gefällt war, dräng ten sich alle Zuhörer, die im Gerichtsjaale an wcsend wären, nach dem Platze, wo Dr Schöppe saß, um cjnen Blich ans densclbci zu werfen. Marschall Gray sah die llnmög lichkeit ein, den Angeklagten durch die Massen die jeden Fleck im Saale befetzt hielten, hin durch zu bringen. Er eskortirte ihn in Folg dessen durch einen SeitenanSgaiig in den Hoi räum hinter dem Gerichtsgebäude, von do, brachte er ihn durch das Bürean des Nichter Kreis nach der Court.House-Lane und vo dort durch den Hos de? sriminclgcrichts-G bände nach Schcriff Albert s Bureau. w Dr. Schöppe die „Schwarze Maria" bestiec welche ihn alsbald nach dem Gefängnisse zr rückführte. Sehr enttäuscht waren die Tai sende welche die St. Paulstraße blockirtei um einen Blick auf das Amlitz des bcrüchtic ten Schwindlers und Beriechers zu werfe und erst zu spät erfuhren, daß derselbe dr einen Seitenweg aus dem GerichtSsaalc g führt worhen sei. Abfahrt des Dpsr. „tkanadia. Der engliiche Dampfer „Canadian," Eapi. Richardson gingFrcitag vonLocust-Pointnach Liverpool all und nahm folgende Frachlcolli mit: 320 Oxhosre Taback, 30 ditlo Gerber rind, 740 Ballen und 303 Säcke Baum woll-Zwillich, 1 Aolle ditto, 700 Fässer Wai zenmeyl, 20,140 Scheffel Mais, 11,240 Scheficl Waizcn, I Faß Whiskey, 35 Fäffer Maifmehl, 6U70 Faßdauben, 375,240 Pfund Schmgsz, 02,772 Pfund Unfchlitt, 386,022 Pfund Maismehl, 50 Tonnen Leinkuchen, 50 Listen Pfirsischc in Blechbüchsen und 22 Axt-Stiele. Der Dampfer nahm 28 Passagiere, darun ter einen in der Cajüle, I. A. Robertson von Baltimore, mit; seine Ladung ist auf 5250,- 00 gewerthct. Ankunft des Dampfers „Balti more." Der Dampfer „Baltimore," Capt. Lilien Hain, traf Freitag Morgen auf seiner Werste zu Locust-Poiut ein. Er verließ Bremerha ven am 3 März, Soulhamhton am 5., paj sirle die Needles um 2 Uhr Nachmittags des selben Tages und erreichte Cap Henry am 19. März Nachmittags Hü Uhr. Er brachte 2 Cajüten- und 182 Zwischendecks - Passagiere, sowie euch die Mannschaft der engl. Barle „Impuls," Capt. Robertjon, die, von Do boq in Georgia mit Fichtenholz nach Liver pool abgegangen, am 12. März unter'm 4ö. Gr. n. L. und 34. Gr. westl. Br. von der Mannschaft verlassen wurde. Die Namcu der geretteten Leute sind: I. Robertson, Ca pital,, W.H. Malley, Steuermann, und I. Robertson, Robert Clark, Patrick Driscoll, Henry Linnctt, A. Murphy, Andrew Mur phy, R. Arnold, Henry Frist, I. Mnllin, S.Knoolton, T. Jamison und P. Milmow. Der Fockmast, das Bugspriet und der Klü verbaum der Barke waren weggerissen. Die „Baltimore" hatte zur ersten Hälfte der Reife starken Südostwind und hohe See, in der zweiten Hälfte leichte Süd und Süd west - Winde und ruhige See. Sie pasfirtc am 17. März die deutsche Barke „Viktoria," östlich steuernd; am IL. Mär; den Dampfer „Main" und erneu Jnman'schen Dampfer, östlich steuernd, sowie ein gesunkenes Wrack mit aus dem Wasser stehenden Masten: am 19. März bei Hogg-Jslaud die Bremer Barke „Freihandel," westlich steuernd. In southamplon schiffte sich noch Frau A. Vaniiod in der Cajüte ein außer den in un serer letzten Nummer benannten in Bremen an Bord gegangenen Passagiere. Bon den Zwischendecks-Passagieren gehen 24 nach Chicago, L nach Pittsburg, 30 nach Ohio, 3 nach Michigan, K nach Indiana, l nach Delaware, 2 nach Minnesota, 1 nach Wisconsin, 16 nach Nebraska, 1 nach San FrauziSco, 12 nach Virginien, 15 nach lowa, 6 nach dem Washington-Gebiete, 1 nach Ken tucky und 50 bleiben in Baltimore; 117 ka mm von Deutschland, 30 von Böhmen, 17 aus der Schweiz und 15 von England; 93 sind männlichen und 86 weiblichen Geschlechts ! und 14 Kinder. brachte folgende fraß BranM vcui fü'r Geyer 1 Kiste Wachs kerzen für W. k H. Spllter, t Kiste Bücher für Gebr. Turndull, 1 dirto Oei-Gemülde für Mhers s- Hcdian, i Kiste Manzen für Kummer k Becker, 2 Kisten Wein für Robert Sehr, > Kiste Saiten für H. Wchrhanc k Comp., I ditto Effekten sur'Ä. Schumacherib Eomp., F. Röder, KausmannSwaarcn für Meyer, l Kiste Gemälde für W Willens k Comp., 3 ssancvmaaren Wein für Prior t! von Collen, 12 Kisten dilto'für I. D. Kremeiberg 6 Comp. 8 Stückfässer ditto für H. ajiemeS, ! Kiste Ekelten und i für Kum- Glazwoarcu für Holländer tnßrechtel, Schin ken für Emil E. Carl, öiZisteere Säcke fnr A. Schu macher k Comp., 4 Kisten Slahldraht für W. Knabe k Comp., ö Kisteck -trvywaare für Joh. C. F. Meyer, 2 Fässer Bier für H. Mahukcn, 1 Packet sur Gebr. Sonningcr und 32 Ballen HcssianS für T. C. von Southamplon 2 Packet? Bücher sür^Gcbr. Ren sur A. juift, de Comv-, 2 Kfften Crepe mannswaarcn für Tyomsen, Villv jt Comp., 44 Bal len giegenselle für yocher S- Alkinson, 3 Kisten Crepe Podgcs, Nö 811. Felle für Gebr. Broivn BruÄech'sür N. N., 3 Kisten Stoffe und 1 Colli Muster für H. Easter ck Soyne, l ditto und 6 Kisten Stoffe für Gebr. Hod ges, i Kiste Wollenwaarcn fürF. Staus, l ditto Taa men für Capr. Daniel, 1 Kiste Pflanzen sür Gallowav Ehester, t Pipe Wein für W. C. C. Heslop, 1 Kiste Bücher für Kelly, Pitt k Com, Probt für Mc.Kim; von Havre iZPackete Kaufmannswaaren, 1 Kiste Uhren, .3 Stückfaster Wein und 1 Kiste BerschiedeneS Erzbischof Bayley wird kurz ach Oster den verschiedenen Kirchen seinerDiözese Besuche abstatten, um dieFirumng zu verrich. ren. Zuerst wird er die Battimorer Kirchen besuchen und erst, wenn er in allen hiesigen römisch-katholischen Gotteshäusern seine Auf gabe beendet, die Reise durch die Counlies des Staates Maryland und den Distrikt Co lumbia antreten. Während der sechs Jahre, welche dem Tode des ErzbischofS Spalding orausgingen, wurden in der Erzdiözese von jaltimore 22,20 N Personen, darunter 2702 erwachsene, gesirmt. Im Jahre 1868 wurde Zilmington, Del., das bis dahin zur Erz iözcse gehörte, zum Bisthum erhoben und iL Archen in Kent-, Eccil , OueenAnnc's, Tal ot-, Caroline-, Dorchester- und Wicomico sounty dem Bisthum beigegeben. Seit je cr Zeit hat natürlich die Zahl der Confir ! iiaiideii abgenommen und von 1870 bis 1874 wurden nur 9500 Personen in der Erzdiözese efirmt. In diesem Jahre werden wahrschein ich inehr als 4000 gesirmt werden. Tic „Central - Penns ylv an i i ch e Konferenz der Evangelischen Ge ne insck a s t, welche unlängst in Carlisle, Benns., tagte, hat den Ehrw. Benjamin beugst zum Prediger an der zweiten deutschen tirche besagter Gemeinschaft in Baltimore, scke der MeElderry- und Shortslr., ernannt, der Ehrw. B. Hengst wird dort morgensrnb im Uhr seine Antrittspredigt halten und zleichsalls Abends um Uhr predigen. Der neue Pächter des zur Zeit ) crwaisten „E u t a w - H o u s e" ist W. H. Leland, der bekannte Eigenthümer des .Metropolitan Hotels" in der Stadt New ihork und eines Hotels in Saratoga, N.-L). Ueber die Länge der Pachtzeit und die mit den Eigenthümern HH. Robert W. Garrett Söhnen abgeschlossenen Bedingungen ist noch RichlS in die Ocssentlichkcit gedrungen; über die von dem neuen Pächter beabsichtigten Veränderungen auch noch keine Entscheidung getroffen. Jedenfalls hat Hr. Gilmor in Hrn. Leland einen tüchtigen Nachfolger er halten. E i n umf a ngrei ch es M ö bel fabri k- Ge schüft. Seitdem 1. Dezember vorigen Jahres besteht in dieser Stadl eine Möbel fabrik, die den Geschäften dieser Art südlich von New-Hork den Rang streitig macht und sich hinsichtlich Auswahl und Billigkeit der Waare mit jeder Engros-Möbelsabrit in den östlichen Staaten messen zu können im Stande ist. Es ist das Geschäft der HH. Gclhaar, Hughes Li Comp, in Nr. 13 und 15 Granby- Straßc. Die Firma besteht aus neun prak tischen Möbel-Tischlern, sämmtlich Meister in ihrem Faäie. Es werden dort 50 bis 60 Ar beiter beschäftigt, um so bald, wie möglich, die eingelaufenen Aufträge auszuführen, und binnen kurzer Zeil soll deren Zahl noch ver. mehrt werden, da erhebliche weitere Bestel. langen angekündigt sind. Die Firma ver sorgt in hiesiger Stadt die besten Möbelhänd ler mit ihren Fabrikaten und ist durch viel fache Verbindungen in den Stand gesetzt, alle Aufträge prompt zu effcktuiren, uud zwar zu Preisen, die mit denen der östlichen Märkte zu jeder Zeit conkurriren. Zum Betriebe des Geschäftes sind drei große Fabrikgebäude von 4000 Quadratsuß angelegt, und es sind Holz vorrärhe vorhanden, die in Jahresfrist nicht zu erschöpfen sind. Die Firma hatte es sich zur Haupt Ausgabe gemacht, nur Möbeln erster Classe anzufertigen, kürzlich aber die Einrichtung getrosten, auch ArrikA zweiten Ranges auf Lager zu halten, so daß sie jeden Geschmack befriedigen kann. Möbelhändlern, die dort ihre Einkäufe machen, stellt die An zeige der Firma 20 Prozent Ersparniß in Aussicht, Folgende Herren, alle praktische Arbeiter, sind die Associe's der Firma: Edu ard Gelhaar, Jakoh Hughes, W. Baitz, E. Bauer, W. Hauser, Fr. Hupfeld, Ernst Gel haar, Jakob Gernhardl und M. Wüßncr. Das Verkaufs-Lokal befindet sich auf der Nordwest-Ecke der Granby- und Albemarle- Straße, Beschlagnahme des Dampfers „Edgar Stu a ri." Der Dampfer „Ed gar Smart" wurde Freilag vom Bundesmar schall Goldsborongh persönlich mir Peschlag belegt auf Grund einer vom Bundesbezirks. Anwalt Ärchibald Stirling wegen Uebertre tung der BundesgcsetzcerhobenenFiSkuSklage. Anfechtung eines Testaments. — ElijabeihSarahAbercroitibie, Frau vonJohn Abercrombie, und Andere haben gegen Georg W. Ward, Vollstrecker des Testamentes des verstorbenen Roben Daniel, und Andere im Stadtkreis-Gerichte eine Klage anhängig ge macht, worin sie auf gerichtliche Auslegung der verschiedenen Klauseln dds letzten Millens antragen. Die nächsten Verwandten desVer storbenen, behaupten sie, dje Klauseln seien nichtig, welche dcnErlöS aus gewissem Grun d. besitze in Baltimore den Behörden und dem Rathe des königliche Burgortes Dumfries ! nebst den Miethen und Profilen desselben so . vermachen, daß sie in sicheren Werlhpapieren, t deren Interessen der höheren Schule in Dum i fne zur Erhökung von Lehrer-Salairen oder i Errichtung von Alumnen - Freistellen auSzu , zahlen sind, angelegt werden sollen. Ebenso ) sei das Vermächtniß der übrigen Hinterlassen schaft ijfr Pastor John C. Backus, dem Geist lichen der ersten Presbyterianer Kirche jn Bal timore, zur Verwaltung im Interesse der Ar mcn seiner Gemeinde ungültig. - Interessante Auslegung des Gesetzes über Betrug. Am Freitage y gab Oberrichter Brown in dem Prozesse von VZm. H. Pierce und H. C. Dashields gegen Wm. H. H. Ralcigh im Stadtgerichte ein Erkenntniß zu des Verklagten Gunsten ab. Die Klage bezweckte die Rückerlangung einer Sfifiiine Gcsdes, welche die Kläger dem Ver klagten für die ihnen als General - Agenten der „Arlingtou-Lebens Versicherungs-Gesell schafl" geleisteten Commissions - Dienste zu viel bezahlt haben wollen und die derselbe nach ihrer Angabe zurückzugeben versprochen habe. Der Verklagte legte als Beweis für die linhaltbarkeit der Klage einen schriftlichen Contrakt vor, auf welchem kein Name der Contrahcnten stand, der aber von den Klägern geschrieben, von ihnen dem' Verklagten einge händigt uud von diesem angenommen worden Ipar,—Das Betrugs-Gesetz bestimmt, Laß aus Grund eines UebereinkommenS, das nicht binnen eines Jahres nach seinem Abschlüsse auszuführen ist, keine gerichtliche Klage erHo den werden kann, es sei denn, daß das Ab kommen, das den Prozeßgrund bilden soll, oder ein Memorandum oder eine Notiz davon schriftlich vorhanden und von der damit deanf lragreil oscr einer anderen, von ihr gesetzlich ermächtigten Person unterzeichnet ist.—Ober richlcr Brown ertheilte den Geschworenen die Weisung, daß, wenn nach ihrer Ansicht das voin Verklagten vorgelegte Schriftstück vom Kläger William H. Pierce geschrieben, vom Kläger H. C. Dashrelds eine Jntcrlinea tion darauf angebracht, und es vonPierce dem Bcrtlagten als der Contrakt zwischen beiden Theilen eingchäntigt und vom Verklagten als solcher Conlrakt angenommen morden, es für beide Theile bindend wurde, es aber den Klägern und dem Verklagten freistand, durch ein späteres mündliches Uebcreinkommcn be sagten schriftlichen Contrakt zu modisiziren oder zu ändern, und daß in dem vorliegenden Falle Belege vorhanden sind, aus denen die Geschworenen eine solche spätere Aenderung des besagten schriftlichen Contraktes schließen können.' Das Gericht instruirte die Geschwo renen ferner dahin, daß die Kläger zur Rück erlangung des Geldes berechtigt seien, wenn der Verklagte mehr, als die ausgemachte Summe zog. Einsturz eines Ha n fcs. Freitag Morgen um Ht2 Uhr stürzten die Front- und die Scitcnmauern des Gebäudes Nr. 186, Peartstraße, mit'einem furchtbaren Krache ein. Mehrere Arbeiter waren während der letzten Tage beschäftigt gewesen, den Keller des Han fes rieser zu graben und noch kurz vor dem Einstürze befänden sich zwei Männer, Na mens Marlin und Logan in dem Keller. Ein junger Mann, welcher auf der Straße stand, hörte zu der erwähnten Stunde ein eigen thümlichcs Knistern in dem Fachwert des Haufes. Er warnte die beiden Arbeiter und kaum halten dieselben den Keller verlassen, als der Einsturz erfolgte. In einem Augenblick war die Erde mit einem riesigen Trümmer- und Schutthaufen bedeckt und das stattliche Gebäude in eine Ruine verwandelt. Nur die Hintere Mauer war stehen geblieben und verlieh dem Ganzen einen höchst seltsamen Anblick, indem man an derselben, 30 Fuß über der Erde, noch eine Anzahl Bilder hän ge sah. Auch die Thüren, die in das Hin tergebäude führten, waren von der Straße ans deutlich zu sehen. In dem unteren Stockwerke des Hauses befand sich ein Condi roreiwaareit Geschäft, während das obere Stockwerk der Familie des Hrn. Bacherach zur Wohnung diente. Glücklicher Weise yielt sich die Familie de? genannten Herrn zu der Zeit, als der Einsturz erfolgte, in dem Hinlergebäude auf und infolge dessen kam Niemand zu Schaden. Die in dem Laden und dem oberen Stockwerke befindlichen Waa ren und Möbel stürzten in den Keller und wurden selbstverständlich zerstört. Wir brau chen wohl kaum zu bemerken, daß der Vorfall in der 'Nachbarschaft die größte Aufregung wachrief und in wenigen Minuten Hunderte neugieriger Zuschauer die Ruinen umstanden. Hr. Bacharach hatte das Haus erst kürzlich um die Summe von H3OVV gekaust. Sein Vertust wird sich auf nahezu H2OOO belaufen. Ein bedeutender Brand mit His,. 000 S ch a d e it. S t u r z v o u s e ch s L ö s ch mLünern von einer Leiter. (Ein Theil einer Lokomotive geborsten.)— Sa mstag Nacht, eine Viertelstunde vor Mitter nacht, ertönte von dem Allarmkasten Nr. 19 zwei Male Fcucrlärm; es brannte in der Zu ber-Fabrik H.Magne's Nr. 408, West-Pralt-, oberhalb Grecn-Straße, welche thcilweife ein gellschert wurde. Nachdem der zweite Feuer lärm gegeben worden, steigerte sich die Zahl der herbeigeeilten Dampfspritzen auf sechs nebst zwei Haken- und Lcitcr-Compaginc'n. Das Feuer war in dem Departement, wo die Er zeugnisse der Fabrik den letzten Schliff erhiel ten und eine große Quantität Waaren aufge speichert war, ausgebrochen; Hr. Magnc glaubt, daß Verbrechershand es angelegt Halle. Erst nach mehrstündigen Anstrengungen ge laug es der Feuerwehr, die Flammen auf diesen Theil der Fabrik zu Das niedergebrannte Gebäude war 125 Fuß lang, 40 Fuß breit und drei Stock hoch. Denßrand fchaden an Waaren, am Gebäude und der Maschinerie taxirt Hr. Magnc auf H 10,000 bis H 15.000 und ist in lauter auswärtigen Compagnie'!! der „Royal," „Aetna,"„Na lionat," „Westchester," „Firemen's," „Lyco ming,"„Lancaster," „Sccnrity," „Lynchburg" und oer „Deutschen" in Erie, Pa. —zum vol teil Betrage versichert. Das Etablissement wurde, wie dem Leser erinnerlich fein wird, erst am 18. Januar dieses Jahres, wo sein Trockenhans in Asche gelegt wurde, von einem Brande heimgesucht. DaS Samstags-Fcner hatte zwei Unglücks fälle zur Folge, welche leicht ein halbes Dutzend Menichen das Leben Hütten kosten können. Gestern früh gegen H 2 Uhr wurde im Lause der Löschbemühnngen eine 35 Fuß hohe, der Haken- und Leiter-Compagnie Nr. 1 gehörige pcitcr von dem benachbarten Specksteinhofe aus nn's dritte Stockwerk des brennenden Gebäudes gelehnt und brach plötzlich in der Mitte unter der Last von sechs Löschmänncrn, welche bereits 25 bis 2 Fuß emporgestiegen waren, zusammen, sodaß sie alle herabstürzten und ans die unten liegenden Steine fielen; glücklicher Weise ist keiner lebensgefährlich verletzt worden; sie gehörten sämmtlich zur Spritzen-Compagnie Nr. 4. JameS Walsh schlug iini dem Äopsezuerst auf und hat innere Verletzungen und eine Quetschung in der Ma aengegcnd davongetragen; er liegt daheim im Ca st-, ein Haus von Eusor-Straße, unter ärztlicher Behandlung darnieder. John O'- Halloran's Verletzungen sind unbedeutend, so daß er gestern Abend sich bereits wieder im Spribenhause sehen laSen konnte. Schlimmer sind James Allen v Nr. 200, Barrestraßc, dessen Knöchel erheblich gequetscht worden, und Samuel W. French von Miller-, zwischen Bondstraße und Broadway, dessen Beine und Leib schmerzhafte Contnsioncn erlitten haben, weggekommen; Beide sind durch ihre Verlet zungen an's Haus gefesselt und zur Nnthätig keil gezwungen. Hie bedenklichsten Schäden hat Wilhelm Kußmanl von Nr. 443, Sara toga-Straße, erlitten; hier haben die Verlet zungen des Rückgrat, ein Bein und die rechte Weiche betroffen, so daß er bettlägerig ist. Louis Lindermaun klagte, sobald er gestürzt l war, über Schmerzen im Rücken und dem Beine, konnte jedoch ohne Stützesich zu Fuße nach seinrr Wohnung Nr. 48, Nord-Calvert- Straße, begeben und war bereits gesternAbend im Spritzenhausc an North-Straße wieder dienstbereit. Kurze Zeit nach dem eben geschilderten Un fälle ertönte ein von der Dampfspritzc Nr. 4 ausgehender, mitten durch das Getöse pras selnden Flammen hörbarer Knall. In Folge dcö Zusammenkrachens der Letter hatte sich der ans dieselbe geführte Schlauch umschlungen, , sodaß das in denselben nach dem Sturze der ! Leiter gepreßte Wasser an der Verschlingungs. s stelle zunächst staute und dann zurückprallte, ! was das Platzen des Lustbehätters an der Spritze Nr. 4 veranlaßte. Der Luftdruck > schleuderte den Ingenieur George W. Grifnn in dem Augenblicke, als er nach dem Druck, messer schaute, drcr bis vier die Spritze zurück, wobei er mit der Schulter ge gen das Rad flog und schmerzhaste, aber keine Bescrgniß erregende Verletzungen erlitt. Man schaffte ihn nach demSpritzcnhause an North Straße, wo er ärztliche Pflege genießt. Durch die Explosion wurde zugleich ein dickes GlaS aus der nahen Spritzcnlaternc gedrängt und weithin geschleudert, auch der Laternenrahmcn und ein die Seite der Spritze zierendes Git terwcrk umgebogen. Tod einer alten Dame. —Frau Eli sabeth Jockel starb am letzten Dienstage in ih rer Wohnung Nr. 308, Myrtle-Avcnue. Sie war ö Jahre alt und ans Hagerstown ge bürtig, wohin ihr Leichnam zur Beerdigung gebracht wurde. Ableben des Hrn. Robert Sin clair.— Hr. RobcN Sinclair, ein in wci. len Kreisen geachteter und bekannter Bürger, schied am letzten Mittwoch ans diesem Leben. Sein Begräbniß wird heute von scinemLand sitzeElanmont inßaltimore-Eounty aus statt finden. Hr. Sinclair beschäftigte sich mit dem Baue landwirthschastliche/ Maschinen und Geräihe, und sein Berkaufslokal an der Lightstraße wurde von allen Landteuten be sucht, welche nach Baltimore kamen, um Ma schinen für ihre Farmen anzuschaffen. vvxl-ei'w MWW Leber-Jnvigorator MW> DqSpcpsic, Lcbcr - Kranrdeite, iSelbsucht, GaUenkrankpei. NssiA, tkopfs-tin'.cricn unv Verstopfung. Dieses ist eine ganz aus Vegetablliev bereiltte Arznei, u. wenn irgend etwas ! lurirt, so ist es Millers Dyspepsin" ' Man deinen, daß wir es nicht als Uni- ! oerjalmittci einpsehicn, sondern nur für ' N!n welUieui es nicht aewiiir We> ÄkLoa vecschiedencii Bittere und andere gcdrauchl hat, wir willig " ziiruckcr^ältt,^ wenn es keine Wirkung hae. Wir sind gut genug bekannt hier in Baltimore, mit flb- Esthal mir mehr als gutgc?haii Preis Ks , pro stiajche wäre. Wir ha- den die aus verlangen, uns LMM aus dasselbe zu beziehen. A. I. Milser, lM IFirma Davis St welller.l LALtI Baltimore, w!d. MMM Preis Li pro Zplaschc oder v Aiaschrnsurs^ AmUbelcr" Droguistcn und es. vair, tSlicirl. granz-naz La vlcdeiue, sei pand genüg, 7,00. AU, ? Akten, eigner -Udrik, iui vcrren varrathia in l Ihn west lich ron der Storthstrape. (rpilZ.lZPtl.lch-) 2.. Li. John Halifar, Gentleman. Aus dem Englischen von Sophia Verena. (Fortsetzung.) Mein Vater setzte sich zu mir auf die Bank, bog einen ihn belästigenden Cle matlszweig zurück, und als dieser dennoch beharrlich wiederkehrte und seinen kahlen Scheitel berührte, brach er ihn ab und warf ihn in's Wasser. Mit beiden Hän den sich dann auf seinen Stock lehnend, richtete er seine Augen fest und scharf ans den vor ihm stehenden John, ihn vom Kopf bis zu den Füßen muNernd. Sagtest Du nickt, Tu suchtest Arbeit? Fast sieht es so aas, sprach er, während sein Blick über die schäbigen Kleider des Knaben flog, und bei diesem ein brennen des Errölhen Hervorries. O, Tu brauchst Dich nicht zu schämen, mein Junge, ganz andere Menschen als Tu haben einst Lumpen getragen. Hast Du Gelo. Die Münze, welche Sie mir gaben, oder best r, bezahlten, ich nehme niemalsetwas, was ich nicht verdient habe erwiderte John, die Hände in seine leeren Taschen steckend. Sei unbesorgt ich wollte Dir nichts aeben außer vielleicht willst Tu Arbeit haben? Ach, Herr! Ack. Vater! Kaum weiß ick, welcher Ruf die tiefste Dankbarkeit ausdrückte. Abel Fletscker sah uns verwundert, doch nicht unwillig an. Einige Minuten saß er schweigend da, während er seinen brcitkrämpigcn Hut bald aussetzte, bald wieder abnahm, ooer mit der Spitze seines Stockes Figuren in den Kies zeichnete. Ich wuite, die Leute sagten. nein. Jael selbst hatte im Acr gec die Thatsache gegen mich verrathen baß der wohlhabende Quäker einst ohne einen Schilling in der Tasche in Norlon- Bury eingewandert nur Nun wohl, welche Art der Arbeit kannst Tu verrichten. Knabe? Jede, war die schnelle Antwort. Jedes! Alles! heißt gewöhnlich so viel wie nickts erwiederte mein Vater kurz. Was hast Du dieses ganze Jahr gethan? Aber die Wahrheit gesprochen! John's Augen blitzten, doch ein bitten der Blick von mir beschwichtigte ihn, und ruhig und ehrerbietig entgegnete er: Lassen Sie mich einen Augenblick nach sinnen, che ich antworte. Ja, so ist's gewesen. Im Frühlinge war ich auf ei nem Bauernhose und rill die Pferde, wel che den Pflug zogen, dann hütete ick die in den B-rgen; im Juni half ich bei der Heuerndle und da ergriff mich das Fieber. Eischrecken Sie nickt, mein Herr, ich bin seit sechs Wochen schon wie der gesund, sonst wäre ick gewiß ruckt mit Jbrem Sohne in das Haus gekommen. Nach der Krankheit Genug mein Junge, ich bin zufrieden gestellt. Ich danke Jbncn, Herr! Biauchst mich nicht Herr zu nennen ist Alles eitle Thorheit. Abel Fletscker, das ist mein Name, und der reicht aus. Mein Vater hielt fest und genau an der Sprechweise der Quäker, obwohl er sonst kein sehr eifriges Mitglied der Gemeinde bildete, und feine Frau nicht einmal eine Anbängcria seiner Kirche gewesen war. In dem Verlangen, schlichtweg bei seinem Namen genannt zu werden, lag, wie mich dunkl, mehr Stolz als Demuth. Gut, ich werde Ihren Willen befolgen! antwortete John furchtlos, !wäh rend ein schwaches, launiges Lächeln momentan sein Lippen kräuselte. Und nun, Abel Fleischer, sage ick es noch ein mal, daß ich willig und dankbar jede Ar- Veit von Ihnen annehmen werde. Ich will es mir bedenken. Voller Hoffnung und Erkenntlichkeit schaute ich meinen Vater an, doch seine nächsten Worte dänirften meine Freude. Denke, Phineas, einer meiner Arbeiter in der Lohgerber hat sich beschwatzen und anwerben lassen; er giebt einen ehr lichen Lebensunterhait'auf,um ein bezahl ter Halsabschneider zu werden. Wenn ick nur einen anderen Burschen statt seiner haben könnte, gerade einen, der zu jung ist, um bei jedem Bierhause von diesen blutgierigen, Neiruten anwerbenden Ser geanten angehalten zu werden. Glaubst Du. dieser Knabe wurde die Stelle aus füllen können? Wessen Stelle, Vater? Die von Bill Waikins. Ich slanv Nie vom Blitz getroffen. Ab und zu war ich Bitl Marlins bcgnet, bes ten Geschäft darin bestand, die Thier häute zu holen, welche mern Vater auf dem Lande umher aufgekauit halte. Ich sah ihn deutlich vor mir auf seinem Aar ren, von dem die blutigen Felle der gc tödrcten Thiere herabhingen, während er mit beschmutzten Kleidern und Händen vorn aus dem Sitze thronte und ferne Pfeife rauchte. Der Gedanke, John Ha lifax in dieser Stellung zu sehen, war mir gewiß nicht angenehm. Aber Vater Er las Enttäuschung in meiaen Blik- ien; ach, er wußte nur zu gut, wie sehr m>r die Lohgerberei und Älles, was dazu gehörte, zuwider war, und mit strengem, unwilligem Tone rief er schnell: Tu bist ein Narr, Pbineas, und der Junge ebenfalls. Mag er zusehen, wo er Arbeit findet! Lieber Vater, giebt es denn gar keine andere Beschäftigung für ihn? Keine; und hätte ick selbst eine andere, ich würde sie ihm nicht geben. Wer nicht arbeiten will, soll auch nichts zu essen ha ben. Ich will aber gern arbeiten! rief John eifrig; er hatte uns aufmcrkfam zugehört, ohne uns natürlich genau zu verstehen. Gewiß, ich scheue mich keiner Arbeit, nur muß es eine ehrliche Beschäftigung fein. Mein Bater wurde durch dieje brave Antwort besänftigt; mir kehrte er ärgerlich den Rücken zu, indem er sich nur an John wendete; Kannst Tu fahren? Das kann ich aus dem Grunde, und des Knaben Augen glänzten vor Freude. Sacht, mein Junge, es ist nur ein Kar ren der Karren mit den Thierhäuten. Verstehst Tu das Geringste von der Loh gerdeiei? Nein, aber ich werde es lernen. Hoho! nicht zu flink! und dennoch im mer tcsser rasch als träge sein. Für's Erste magst bu den Karren fahren. Ich danke Ihnen, Herr Abel Flet scher, wollte ich sagen. Gewiß, ich werde es gut machen, wenigstens so gut ich kann. Und merke dies: Kein Aufballen unter wegs, kein Trinken in den Wirtbshäusern, um endlich das verwünschte Handgeld auf dem Boden des Kruges zu finden wie es dem armen Bill geschah damit Deine ! Mutter nickt weinend und jammernd her ! kommt. Tu hast wohl keine mehr, wie? i -- Desto besser; alle Leiber sind geborene s Närrinnen, vorzüglich aber alle Mütter. Herr! rief der Knabe fast drohend. Sein Gesicht glühte, seine Lippen bebten, die Stimme vertagte ihm, nur mit Mühe ! drängte er die Thränen zurück. Diese Telbstbeherrschuog war vielleicht ecgreiscn j der, als wenn er geweint hätte, wenigstens schwn sie meinem Bater bester zuzufagen. Nach einem kurzen Schweigen wäh rend besten fein Stock eine kleine Vertie fung >n der Mitte des Weges gemacht halte, worin er neben den Steinchen, die er hineinwarf, wobl noch eine Ennncrung begrub, sagte Abel Fletscher nickt un freundlich: Gut, Du bleibst also hier; ich werde Dich beschäftigen, obgleich es das erste Mal ist, daß ich einen Barschen annehme, der nicht dasgcringsteDienstzeugniß auswei sen kann —ich vermuthe, Tu hast keines? Nein! Aer der treue, freimüthige Blick, welcher vieAntwort begleitete, schien es festzustellen, das res Knaben offenes, ehrliches Antlitz das beste Zeugniß für ihn war, wir wenigstens kim es so vor. Abgemacht denn! sagte mein Vater, dies Geschäft schneller beendigend, als ich ihn jemals früher solchen Schritt thun sah; denn sein sehr vorsich tiger Charakter ließ ihn selbst bei schein bar so unbedeutenden Tingen langsam nne sorglich ZU Werke gehen. Ich i sage bei scheinbar unbedeutenden Dingen; was wissen wir in unserer Blindheit wohl, > was beheuteifd, was gewichtig ist? Als mein Vater aufstand, reichte er dem Knaben seine Hand, vielleicht aus einem Gefühle der Güte, vielleicht als Zeichen, daß ter Handel abgeschlossen sei; indem er sie kräftig schüttelte, ließ er einen Schil ling darin zurück. Wofür ist das, Abel Fletscher? Um zu zeigen, daß ich Dich als meinen Dienstboten gemiethet habe. Dienstboten! wieverbolte John heftig und stolz. Und dennoch ja, ich ver stehe nun ich will mir Muhe geben, Ihnen gut zu dienen. Plein Vatee bemerkte nicht den Aus druck fester, männlicher Unabhängigkeit, der aus Jobn's Zügen sprach. Er war zu sehr mit der Berechnung beschäftigt, wie viele Schillinge wohl einem solchen Buischen zukämen, der noch so viel jünger als sein Borgänger, Bill Watkins, war. Nach gehöriger Ueberlegung nannte er die ihm passend dünkende Summe. Ich habe vergessen, wie viel es war, doch bin ich überzeugt, der Lohn war nicht hoch. Denn erstens halte das Gelo in den schweren Kriegszeilen großen Werth und war über dies knapp genug, und dann war es eine weil verbreitete Ansicht, die selbst meinen würdigen Vater mitergrisscn halte, daß Uebeifluß für die arbeftende Klasse schäd lich sei, sie müße immer kurz gehalten wer den. Nachdem nun der Lohn festgesetzt war, worüber John nicht ein Woit veilor, son dern sich vollkommen zufrieden zeigte, ver ließ uns mein Vater, tehrle aber in der Milte des Nasenplatzes noch einmal um. John Halifar, Du sagtest, Tu habest gar kein Geld, hier ist für eine Wocke den Lohn im Voraus; mein Sohn ist Zeuge, baß ich es Tic gezahlt habe. Jeden Sonn abend werde ich Dir einen Schilling ab ziehen, bis Alkes wieder in Richtigkeit ist. Ganz wobl, Her! Guten Tag und mei nen herzlichen Dank. John nahm bei diesen Worzen seine Mutze ab, und unwillkürlich berührte auch mein Vater seinen Hut zum Eegengruß. Jetzt ging er wirklich von bannen und wir hatien den Garleu ganz sür uns allein - w.r, Jonathan und sein cbenzesundencr David. Ich fiel ihm nicht um den Hals, wie es der hebräische Fürst that, dem ich mich nun einmal veiglichen habe, dem ich aber leider in nichts als meinem Lieben ähnlich war; doch ich hielt seine Hand zum ersten Male mit einem festen Druck in der mei nen, und ihm lief in die Augen blickend, als er gedankenvoll neben mir stand, flü sterte ich, daß ich fihr glücklich sei. Danke, ich bin es auch, sagte er leise. Tann aber kehrte seine frühere Muntelkeit zurück, und indem er seine alte, abgetra gene Mütze hoch in die Luft warf, rief er jubelnd wie ein ächter Knabe ein lautes: Hurrah! Hurrah! Und ich mit meiner schwachen, zittern den Stimme, ich jauchzte mit. Trittes Kapitel. In meiner Jugend, und selbst noch in späteren Jahren, hatte ich zu Zeiten die s nutzlose, zuweilen sogar gefährliche, immer aber thörichte Gewohnheit, ein Tagebuch zu führen. Mir hat dieses Thun wohl weniger Schaven gebracht als manchem Anderen, in meiner Lage mag es sogar verzeihlicher gewesen ssin. Aus diesem Tagebuch und aus meinem sehr guten Gedächtniß das durch ein nach' innen gerichtetes Leben noch mehr ausgebildet winde und das, weil mein Dasein selbst keine Ereignisse hatte, die Bilder und Vorgänge anderer Lebensver hältnisse um so treuer in sich ausnahm aus diesen beiden beiden Quellen habe ich die folgende Erzählung ge;chöpsl und nie dergeschiieben. Natürlich werden auch manche leeren, durch nichts ausgezeichneten Zeitabschnitte kommen; diese werde ich nicht auszufüllen suchen, sondern nur stets den Faden der Erzählung da ausnehmen, wenn die Erin nerung deutlich spricht. Nach diesem ersten >o glücllick verlebten Tage kam und ging mancher Tag, ehe ich John Halifax wiedersah, ja, ehe ich einmal seiner gedachte. Einer jener harten Krankheitsfälle hatte mich wiederergrisse, eine jener Leidenszeiten war über mich gekommen, in denen die Schmerzen so groß waren, daß ich es schwer fand, meine Gedanken aus irgend etwas zu richten und zu fesseln. Meine müden, schlaflosen Augen hingen an den grau bematten Wänden meines ZimmerS; Tag und Nacht schlichen langsam dahin, nur durch den Uebergaug von Tagsshells und Lainaen licht, von diesem wieder zum ersten Mor genstrahl sich unterscheidend. Später, als meine Schmerzen etwas nachließen, kam ab und zu eine schwache Erinnerung an ein freudiges Ereigniß, das die Einförmigkeit meines stillen Le bens unterbrochen hatte. Das Bild ci- nes jungen, ehrlichen Angesichts ward in mir lebendig, dessen frischer, kräftiger Auedruck von einem Inneren erzählte, welches ebenso bereit schien, muthig mit der Welt zu kämpfen, wie sich ihrer zu erfreuen. Ich hörte eine liebe Stimme, die, zu mir iprechend, immer voll zarten, warmen Mitgefühls war nicht jenes Mitleid, das so leicht verwundet. Ich sah dieses eigenthümliche Läcoeln sich um den jomt so ernsten Mund legen, dieses unwiderstehliche, zauberhafte Lächeln, das nur aus vollkommener Her,enSfreudigkeit entspringt, die alle Blüihen einer cdleu Natur zu vollen Relfe bringt, und ohne welches selbst der reichbegabteste Charakter stets etwas Kaltes, L'edes und Ungesun des behält; und endlich stand der Knabe mit allen seinen mich so anziehenden Ei genthümlichkeiten klar vor dem Auge mei ner Seele. Ich war begierig zu erfahren, ob John sich wohl nach mir erkundigt habe. End lich wagte ich danach zu fragen. Jael „glaubte", es sei geschehen ganz benimmt wisse sie es nicht. Wahr haftig, sie hatte Wichtigeres zu thun, als sich um solchen Jungen zu bekümmern. Wenn er wieder anfragt, darf er dann zu mir kommen? Ne!nl Ich fühlte mich zumalt zum Streiten, auch warlael eine so slarkeGegnerin.So lag ich Tag für Tag in meinem stillen Kranken zimmer, wie oft des Knaben gedenkend, ob gleich ich nie wieder von ihm sprach. Auch die Bitte, daß er zu mir kommen dürfte, wiederholte ick nicht, und dennoch hätte schon der Anblick seines guten, fröhlichen Gesicktes mir neues Leben gebracht. O, wie innig sehnte ich mich nach ihm! Endlich brach ich die Bande der Krank- , heil, welche Jacl stets so lange und fest wie möglich um mich geschlungen hielt, und wandte mich wieder der Außenwelt zu. , Es war an einem Marktlage Jael war nicht dakeim als ich zum ersten Male mein Zimmer veUieß und mich in die Wohnstube begab. Ein weicher, son niger Herdslmorgen, mild und lieblich wie ein Frühlingstag, verieilete ein iortzieben des Rolkkehlchen, mir noch elwas vorzu singen, und zwar klang der Sang so laut und fröhlich, als ob ein ganzes Chor ge fiederter Sänger aus den jetzt dünnbelaub len Bäumen der Abtei sein Lied erschal len ließe. Ich ösineie das Fenster, um bester hören zu können, doch immer in tödtlicher Angst vor Jacl; aber kein Ton ihrer Stimme traf mein Ohr, er würde ! auch elncn zw grellen Mißllang in den ! süßen Gesang und den stillen, dusligen j Morgen gebracht haben. So saß ick, in ! müßiges Träumen versunken, darüber l nochsenkend, ob es durchaus nothwendig ! und eine natürliche Sache sei, daß die ! z Menschen verschieden von der Natur > j und ihrem Wechsel im Aller hart und ! untreundlich werden müßten. Plein Rothkehlchcn Halle sein Lied be endet; und jetzt nahm ein anderer Gegen stand meine Aufmerksamkeit in Anspruch. Ein brennendrother Streifen wurde aus der Landstraße sichtbar denn unser Haus stand gerade an der Grenzlinie, wo die Stadt Norton Bury zum Lande über ging. Näher kommend erwies es sich bald, daß der rotbe Schimmer der Mantel einer jungen wohlhabenden Pachterssrau war, die an der Seile ihres vergnügt aus sehenden Mannes zu Markte fuhr. Sehr stolz und sclbsizusrieden blickte sie darein, wenn die Leute sich immer wieder nach ihr umwandten, um ihren neumodischen An zug zu bewundern. Ohne Zweifel theilte Mancher meine Ansicht, daß scharlachroth eine viel hübschere Farbe sei als grau. Hinter diesem Wagen kam ein Kairen, den ich erst kaum beachtete. Ter Pachter nicht gutmüthig dem Hinterkommenden zu, aber Frau Rothmanlel rümpfte ihr Naschen und warf den Kops stolz zurück. O, Hochmuth, Hochmuth! dackle ick, belustigt durch diese Bewegung, und beob achtete nun die beisenFuhrwerle genauer; das zweite hatte Mühe, auf der engen Straße an dem anderen vorbeizukommen, endlich gelang es ihm, einen kleinen Vor sprung zu gewinnen, zum ersichtlichen Mißvergnügen der jungen Frau. Sie sah ärgerlich aus, bis der Führer des Kar rens sich zu ihr wendete und mit einem angenehmen, fröhlichen Lächeln seine Mütze vor ihr abnahm, woraus auch sie gnädig den Kopf neigte. Q, dieses Lächeln war mir wohl be kannt, ebenso der woblgrsoimie Kopf mit den hellen, dichten Locken. Ucbcrdies er kannte ich auch den Karren, von welchem die Schaff.lle herunterhängend den Bcdcn streiften. Das Fubrwcrk geHörle meinem Vattr und Jodn Halifar war der Kutscher. Ich ri f John an, doch er Hörle mich nicht, denn sein Pferd halte sich vor dem rothen Äaniel geicheul und erforderte eine feste, sichere -vaiio. Uno so war die des Knaben; das sich hochbaumendeZhier fand an ihm ftinen Herren und Meister, so daß selbst der Pachter in seine beiden großen Hände klaschte uns ihm ein lautes Bravo zurief. Ja, das war mein Joh.i Halifar, nach dessen Anblick mir so sehr gebangt halte. seine äußere Erscheinung kam mir nicht sehr verändeit vor, vielleicht sah seineKlei diing noch abgetragener aus als früher, als habe fie durch mannichfache Regen güsse gelitten; denn Jael Halle mir er zählt, daß es ein febr nasser Hervst gcwe lei. Armer Jvhn! Wohl mochte er heute besonders dankbar zu dem blauen Himmel aufschauen, der sich gewiß selten in clnem klareren, frischeren Menichenanttttz wieder gespiegelt kalte, als ru dem seinen, ein Antlitz, weiches settst diese armselige, zer lumpte Kleidung veredelte. So ausmerksam und Iheilnahmsvoll be trachtete ich Joh, der unserem Hause im mer näher kam, daß ich gac nicht darüber nachdachte, ob er mich wohl bemerken würde. Sein Pserd beschäftigte ihn An fangs so, daß er mich nicht sah. Bei dem Gedanken, er könne wirtlich vorüber fah ren, ohne einen Blick aus unser Haus zu iversen, sühlie ich einen heftigen Stich im Herzen ooch gerade da schaute er zu mir hinaus. Ein strahlendes Lächeln der UeberrHchung und Freude, ein zutraut - ches Kopfnicken bewillkommnete mich, doch ebenso schnell veränderte sich sein WeiZn, er nahm die Mütze ab und grüßte steis und förmlich den Sohn seines Brotherrn. Im ersten Augenblick krankte mich dies, dann aber konnte ich nur die Regung ehr baren, edlen Stolzes billigen, die so wobl zeigte,er semeStellung kenne und verlange weder sie zu überiehen, noch sich darüber zu erheben. Entgegenkom men mußte von mie ausgehen, das fühlte ich deutlich. Als er nach seinem achtungsvollen Gruße weiter fahren wollte rics ich seinen Namen. Ja, Herr! Wie bin ich so froh, Sie wieder wohler zu sehen! antwortete er schnell. Warten Sie ein Wenig, John, ich komme gleich zn Ihnen hinaus! Auf meine Krücken gestützt, ging ich zur Hausthür, Alles vergesiend in der Freude, John wiederzusehen, Alles selbst meine Furcht vor Jael. Aas würde sie gesagt haben, sie, die wenn auch nur dem Namen nach die Gebräuche ihrer Selte hielt und den Ausspruch: „Alle Menseln n sind sich gleich" weniger beachtete, wohl aber das Gebot: „Nenne keinen Menschen Deinen Herren!" zum Wahlspruche ihres Levens gemacht Halle was würde sie gejagt haben, wenn sie nuch, PhmeaS Fleischer, vor der Thür unseres geachteten Hauses, im Angesicht aller Boiübergehei.d.u, im Gespräche mit dem heimathlosen Burschen getroffen hätte, der als „Knechr" ihr Ausdruck) in meines Vaters Ticiisien siand und den Karren mit den Thierhäulen fuhr? Aber ich wollte ihr diesmal Trotz bieten und mulhig rief ich nach John. Hier bin ich! er stand am Fuße der Haustreppe, den Zügel über den Arm ge schlagen. Wünschen Sie etwas, Herr? Ja, kommen Sie herauf zu mir, küm mern D e sich weiter nicht um das Fuhr werk! Das war a'er nick t John's Art; erst als er das widerspenstige Pferd unter ei nen Baum geführt und einen Knaben die Aussicht übertragen hatte, eilte er über die Straße und war mit einem kühnen Sprunge an meiner Seile, wobei er mit allen Zeichen der Freude ausrief: Welae Ueberraichuug, Sic heute zu se hen, noch gestern, als ich mich nach Ihnen eikuudigte, hieß es, Sie lagen i.si imßelt. (Zo war er also hier gewesen. O, Jael!) Ist es Ihnen aber auch gul, an diesem kühlen Tage hier d'raußenzu stehen? Es ist beinahe warm sagte ich, auf den hellen Sonnenschein beulend uuv den- noch vermocht ich ein lcijes Frösteln nicht zu iiiilerdcück.n. Bitte gchcn Sie hinein'. Wenn Sie mitkommen, Jvbn! Sanjt 'einen Arm um mich legend, führte er mich in das Haus, gerade als od ich ein deines, Hülfloses Kind und er mein kräftiger allerer Bruder wäre. Obgleich ich immer wohlgcpslegt und gut behütet wurde, so war es doch zum ersten Male in meln-m Geleen, daß ich die Bedeutung des Wortes: sorgende Zärt lichkeit kennen lernte. Eine Eigenschaft, sehr weil verschieden von Güte, Zunei gung, Wohlwollen, eine Eigenschast, wel che nur in starken, tiefen, zurückhaltenden Natu en wurzelt und deshalb in ihrer Vollkommenheit am meisten bei Männern gesunden wird. John Halisar besaß sie im höchsten Grade von allen Menschen, denen ick je im Leben begegnet bin. Ich bin so sroh, Sie wieder wohlcr zu sehen! weiter sagte er nichts; aber ein Blick von ihm drückte mehr aus, als ganze Gesühlsausbrüche Anderer. Und wie ist es Jonen ergangen, Jobn, wie gefällt es Ihnen in der Gerberei? Sprechen Sie offen und ehrlich! Er machte ein Gesicht, das fämmerlich und komisch zu gleicher Zeit war, dann antwoitete er: Man muß mit jeder Arbeit zufrieden sein, der man seinen Lebensunterhalt ver dankt. Es iß wahrlich eine große Sacke für mich scbon dreißig Tage nicht Hunger gelitten zu haben. Armer Jchn! Ick umfaßte mit meiner schwachen, blei chen Hand seine kräftige gebräunte Rechte. So standen wir beieinander, er in der Fülle der Jugend, wenn auch mit Roth und Mangcl Kämpfend ich im Wohl stande lebend, bleich und siecy, ausdrücken gestützt. Ter Gegenstand war zu auffal tend, wir Beide wurden davon berührt und von der so Heilfamen Erkenntniß er saßt, daß Gottes Guter doch nicht so un gleich vertheilt sind, als es zuweilen den Anschein hat. Ich erzählte John, wie sehr ich mich nach ihm gesehnt habe, und fragte, ob er nicht ein Wenig bleiben könne. Er ver neinte dies, aui den darren deutend. In dem Augenblick bemerkte ich durch die of fene Flurlbür Jacl in der Ferne, die, vom Markte kommend, langsam dem Hause zu schritt. Wenn ich wirklich ein Feigling war, so war ick) es diesmal nicht aus Furcht um mich selbst. Jacl's üble Laune mußte und würde sich in einem bestigen Aus bruche L-st macheu, aber wenigstens sollte sie John nicht liessen, wenn ich es verhin cern konnte, deshalb rief ich schnell und bringend: Wenn Sie deck nicht bleiben können, Jobn, so fahren Sie einmal recht rasch und geschickt davon, ich möchte gern Ihre dunst bewundern! Leben Sie wohl für jetzt! Rock eins, jähren Sie von hier aus nach dem Hose der Gerberei? Ja, ich bleibe den ganzen Tag dort. Und er wackle kein sehr entzücktes Gesiebt, was ich ihm wahrlich nicht verdenken konnte. Vielleicht werde ich Sie heule Nachmit tag dort aussuchen. Wirklich? ein Blick der Freude lief über sein Gesicht. Dock es könnte Ih nen schaden kommen Sie lieber nichi! Aber ich will'. Jch mußte selbst lochen, als ich dieses männliche, jelbstständige Wort aus meinem Munde borte. Was würde Jael gesagt haben, wenn sie e? vernonmen hätte? kam gerade noch zu rechter Zeil, um von dem fortfahrenden John einen Gruß zu erhallen, in dem sich ein leiser Spott uns eine große Förmlichkeit vereinigte. Taß ibre zürnenden Wor'.e gleich einem Hagelschauer über mich kamen, kümmerte mick wenig, ich erinnere mich nicht einmal mehr, was sie sagte; dtnn wie sie sich stets ausdrückte, „gingen ihre Ermahnungen bei mir doch nur zu einem Ohre hinein, zum anderen hinaus". Ich sragte beute weniger als sonst nach ihrem Schelten und sckauie ruhig ans der Hausthür, bis der letzte Schimmer von John's Gestalt aus der sonnigen Straße verschwand. Tann teh-te ich sroh und glücklich in das Zimmer zurück. Von dieser Zeil an bis zum Mittage saß ich so stckl und ruhig, daß selbst Jael zu slieden war. Ich versenkte mich wieder tief in die alte, wunderbar schöne Erzäh lung der Bibel von Jonathan und David, welche in der letzten Zeit so besonders leb haft vor meine Seele getreten war. Als mein Vater zum Mittagsessen kam, fand er mich an meinem allen Platze, sei lt >r darrend. Er sagie nur: So geht es Dir besser mein Sohn? Aber ich mcrkle dennoch, wie erfreut er innerlich war. Er bekundete es auch durch eine größere Gesprächigkeit bei Tische, obschon wine Unterhaltung sich stets in einem fireugmoralisirenden Tone bewegte, um, wie er sich beharrlich ausdrückte, meine „kindliche Seele" zu bild n und zu ver edeln. Ten Stoss zu seiner heutigen Be lehrung gab eine ibm von Doktor Jessop mitgetheilte Geschichte, welche von einem kleinen Mädchen, seiner Patientin, han delte, das sich in einem Anfalle leiden schaftlicher Heftigkeit mit einem Messer schwer verwundet hatte. Nimm es Dir zur Warnung, mein. Sohn, Dich von Deinen Leidenschaften niemals übermannen zu lassen! (Guter Vater, dachte ich bei mir, dieser Be fürchtung brauchst Du am wenigsten Raum, zugeben.) Dieses Rind ich entsinne mich wohl er lebte früher hier in der Nähe in Kingswell und war auch ein jähzoeniger Mensch dieses kleine, unbändige Mädchen wird die Er innerung an diese Wunde ihr ganzes Le ben hindurch tragen. Armes Kind! erwiderte ich zerstreut. Du brauchst sie nickt zu bedauern, Phi ueas. Thomas Jessop sagte mir, der Eigenwille der kleineu Ursala sei trotz aller schmerzen noch nicht gebrochen. Ursula! Wo hatte ich den Namen wohl gehört? Plötzlich erinnerte ich mich des kleinen Mädchens, welches John Halifar am ersten Tage unserer Bekanntschast das Brot reichen wollte. Auch der Echmer zensschrei klang wiever vor meinen Ohren. Armes, liebes Kind! Ich konnte aus mei ner eigenen Betrübnitz schließen, wie trau rig John sein würde, wenn er von dem Unfälle hörte, und da er doch nichts än dern oder Helsen konnte, beschloß ich ihm gar nichts davon zu erzählen. Als ich später einmal Doktor Jessop sah, sragte ich nach dem Kinde und erfuhr, daß es weit fort von hier in einer anderen Fa milie lete dann entschwand die ganze sacke aus meinem Gedächtniß. Dock icb lehre zu uns-rem Mittagessen zurück. Nachdem mein Vater seine Mo ralpredigt beendet wobei Jael, welche an denselben Tische, nur etwas weiter nach unten saz, jeden ihr besonders zusagenden Ausspruch mit einem leisen, ehrerbietigen Kovsnicken begleitet halte bat ich ihn, mich heule mit nach der Lohgerberei zu nehmen. Jael, die schon wieder beschäftigt war, die Ttüble an die Wand zu stellen und den Ti'ch abzuräumen, stand bei dieser Bitte entsetzt da und fuhr dann heftig auf: Abel'. Abel Fleischer! Ter Knabe hat >oeben sein Krankenbett verlassen; es wäre ein himmelschreiendes Unrecht, wenn Weib, schweige; crllang die scharfe Antwort. Pbineas, fahlst Tu Tich wirk lich stark genug, mich zu begleiten? Gewiß, wenn Tu mich mitnehmen willst, Abel Fletscher. Mein Vater blickte mich wohlgefällig an, wie immer, wenn ich mich der Sprach weise der Quä'er bediente. Ich war selbst nicht in die Gemeinde ausgenommen, und zwar der Bitte meiner Mutter zufolge. An der Erfüllung dieses ihres letzten Wun sches hielt mein Vater um 10 strenger, weil, wie die allgemeine Stimme sagte, er nut seiner Frau keine sehr glückliche Ehe geführt habe. Toch wie er auch zu ihr gewesen sein mag in der kurzen Zeit ihres Beisammenlebcns, mir war er immer ein treuer, gurer Vater und seinetwegen habe ich die Gemeinde der Quäker stets geliebt und werthgehalten. Nachdem mein Vater die Fluth von Jasl's Warnungen, Drohungen, Bitten und Voraussazuugen durch ein kräftiges und unwiderlegliches: Der Knabe beglei tet mich, hole seine Sacken! zur Ruhe ge bracht hatte, wandte er sich zu mir: Phineas, mein Sohn, wie freut es mich endlich etwas Theilnahme für mein Ge schäft bei Dir zu entdecken. Jetzt hoffe ich, das, wenn Tu gesunder und kräftiger wirst. Du dock noch eines Tages Denke jetzt noch nicht daran, Vater, ent gegnete ich trübe, denn ich wußte, was er meinte, und fühlte, daß es nimmer sein könnte. Sowohl geistig als phvsijck war mir das Handwerk meines Vaters zuwi der. Tie Lohgerberei und Alles was da zu gehörte, war mit ein Gräucl, nur in ihre Nähe zu kommen und oft verging Monat auf Monat, ehe ich einmal meinen Weg dahin lenkte. Daß ich den liebsten Herzenswunsch meines Vaters sein Beistand und Nachfolger im Geschäft zu werden erfüllen konnlc, war eine reine Unmöglichkeit. Und weil ich das so be stimmt wußte, so that es mir leid, daß mein Vorschlag, ihn heule zu begleiten, gewissermaßen falsche Hoffnungen in ihm erweckte. Ziemlich düsler und einsilbig traten wir unsern Weg an und durchmaßen die Stra ßen von Nortonßury in unserer gewohn ten Art, mein Vater mit festem, sicherem Schritte, während ich meinen kleinen Wa gen lenkte und mich so dicht als möglich neben ihm hielt. Mancher Vorüberge hende blickte nach uns, denn wir waren fast von Jedem gekannt, aber nur Wenige kaum unsere nächsten Nachbarn grüßten ns; wir gehörten ja zu den Non conformistcn und Quäkern. Ich war feit jenem Tage, als ich mit John Halisar zu sammentraf, nicht in der Stadl gewesen. Seitdem war der Herbst sehr vorgeschrit ten, aber trotzdem schien die Sonne noch warm und goldig, und die Straßen sahen bübsch und freundlich aus, selbst die engen Straßen von Norton Bury Verzei hung! ein Alterthum-forscher würde diese Stadt einen sehr „intereßanten, höchst be achtungswertben" Qrl genannt haben. Und ick muß selbst gestehen, daß ich bin und wieder die settiam gebauten Häuser m.t den überhängenden, vorspringenden E.ker und Giebeln und den malerisch ver zierren Facaten Altes so geschwärzt und so wun'ccrvoll alt mit Vergnügen betrachtet habe. Es ist ja aber die alte Erfahrung, daß eine Schönheit, die man immer siebt, zuletzt nichts Ausfallendes mebr hat, und so wurde ich weniger durch die Vorzüge der alterthümlichen Stadt ers srcut, denn durch ibre Schattenseiten: die Unsaubcrleit der Fußsteige, das unauf hörliche Geräusch der schnurrenden Webe stühle unangenebm beiübct. Dazu gesell ten sich die Töne schellender Frauen, krei schender Knrder, ein Wärmen, das vornäm lich aus den Seitengassen kam, welche von der Hauptstraße nacb dem Avsn hmrinler sübrten. In diesen engen, ungesunden Gäßckcn lebten Hunderte von armen Leu ten zusammengedrängt, in kleinen Räu men, umgeben von Gend, schmutz und Lumpen. Wohnte John woht auch dort in dieser schrecklichen Geg nd? Meines Vaters Lobgerberei lag in einer etwas entfernteren Gasse. Scbon drang oer wohlbekannte Geruch zu mir, der zu weilen, wenn ei der gekochten Borke ent stieg, nicht so unon zenehm war, der aber zu anderen Zeiten etwas Atbemveklemmen des balte und mich an Leichen und Ver wesung erinnerte. Ich konnte es kaum tegreijen. wie dieser fürchterlich Geruch