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Stadt Baltimore. DaS viesjährige Buudesschießen. Das Exekutiv Comite des ersten Bundes schl-izens des „Oeitlichcn Schützen Bundes," aus den HH. Karl Lemkuht, Louis Muth, F. Kramer, C. F. Ran, I. F. Rcquardt, Heinrich Kaschmeqcr, H. H. Hobelmann, Ernst Buschmann, I. Meeth. I. Hemmeter, Emst Heißner, I. Friederich. F. Hasselhorst, Theodor Horn, LoürS Bitter, I. Lorz, S Strauß, M. Frank und O. Düker bestehend! hielt am Freitage seine regelmäßige wöchent liche Bersammlung in dem Lokale d-S Hrn Hederich an der PostOffice-Avenue ab. Nach Eröffnung der Persammlung wurde berichtet, daß Einladuugsschreiben folgenden Inhalts nach Deutschland abgeschickt seien: „Schiitzenbrüder im alten Paterlande! Obwohl tausende und tausende Söhne Deutschland's auf dem freien Boden Ameri ka's euie neue Hcimath fanden, so blieb ihnen dennoch manches schöne Band, das sie mit dem alten Vaterlands auf's Innigste verbun den hält, und als ein solches i>t wohl das gute alte Schützenwcsen eines der schönsten, und in seiner Bedeutung hervorragendsten. Es war im Jahre 1851, als hier an den Ufern des Patapsco deutsche Bürger unter damals schwierigen Perhältnissen eine Schützen-Ge sellschaft nach deut'chcm Muster gründeten, und als die Pioniere des Schntzenwesens auf diesem Continente habui wir jetzt die Genug thuung, nicht allein noch zwei ändere Gesell schaften neben uns in Baltimore bestehen zu sehen, sondern über die ganze Länge und Breite der Union, vom Hudson bis zum Rio Grande, sowie in den Präric'n des Westens sind Schützenvereine einstanden, welche blü hen und gedeihen. Da sich die Wogen der Einwanderung naturgemäß dem Westen zu wenden, so war es Letzteren vorbehalten, den ernen amerikanischen Schützenbund vor un gefähr rehn Jahre in's Leben zu rufen; seit jener Zeit gingen Tell's und Hermann's Söhne, die gleichen Prinzipien verfolgend, Hand in Hand, und nicht wenige eingeborene Bürger unserer neuen H-unath schloffen sich in richtiger Erkenntniß ihres Strebens den selben an. Aber gerade das Erstehen stets neuer Vereine, sowie die oft Tausende von Meilen betragenden Entfernungen des Einen von den Anderen, ließen es wünschenswerth erscheinen, einen östlichen Bund zu schaf fen. In einer zu diesem Zweck nach Phila delphia im Jahre 1872 berufenen Versamm lung wurde Baltimore, die Stadt der Monu mente, als Festort ausersehen, und sind die Tage vom 17. bis 24. August d. I. für Ab haltung des ersten großen BnndeSfestcS be stimmt worden. Mit verzeihlichen, Stolze erlauben wir uns hierbei zu ermähnen, daß unser Schützen-Park als einer der schönsten und größten Plätze dieser Art von allen Sei ten anerkannt wird. Es wurden seither all jährlich auf demselben Schützenfeste gefeiert, welche in ihren Dimensionen den Charakter großer Volksfeste trugen, und es ist dasein heitliche Bestreben des Fest-Ausschusses, für Abhaltung des ersten großen Bundesschicßens keine Anstrengun > zu scheuen und jedes Opfer i zu bringen, um eines glänzenden Erfolges ge- > wiß sein zu können. , Werthe Schiitzenbrüder! In vollster Wür- > digung Eurer Errungenschaften, welche ans , eigenem Streben und den: daraus entsprun- l genen Gefühle der Zusammengehörigkeit der : Schützen, sowie Sänger und Turner hervor gingen, sind wir stets mit der lebhaftesten j Theilnahme Eurem Wirken gefolgt, und ha- s den wir uns durch Delegaten und in sonstiger ! Weise an allen Euren BundcSfesten bcthciligt, s und mir Jubel begrüßen wir die Einheit des l alren Vaterlandes, nach welcher die Sehnsucht t aller Eurer Feste geklungen. Wir rechnen ( deshalb mit Bestimmtheit auch auf Eure s Theilnahme, wenn es gilt, dem Schützenwe- q sen in der neuen Welt den nöthige Vorschub d zu leisten, denn auch wir müssen fest znsam z menstchen, die Liebe zur edlen Schießkunst rege erhalten, und in der Jugend zu wecken L streben, um so die hohen Prinzipien des >c Schützcnwesens würdig zu vertreten, und h uns're bereits errungenen Freiheiten zu wah ren. ES ergeht deshalb hiermit unsere herz liche Einladung au Euch, Schützen Deutsch land's und der Schweiz, recht zahlreich auf unserem Feste zu erscheinen, ja, wir würden den Glanzpunkt desselben darin erblicken, wenn Mutter „Germania" durch Eure An wesenheit unserem Feste die höhere Weihe geben würde, und wir sind der festen Ueber zeugung,'daß unter den vielen Preisen, die Ihr jedenfalls als Andenken mit Euch führen werdet, die Erinnerung an die auf ameritani schein Boden genossene Gastfreundschaft der kostbarste sein wird. Im Auftrage des Fest- AusschusseS: Carl Lemkuhl, Präsident; I. Requardt, Sekretär; Friedr. Kramer, Schützenmeistcr. Baltimore, Md., im März 1874. ?. 8. Die Preislisten, sowie Schwßre geln werden umgehend nachfolgen. Tie zwei ersten Preise sind je Ein Dausend Dollars." Man beschloß darauf, Anzeigen zu erlas sen, daß Angebote für den Bau der neuen Schießhalle bis Freitag, den 3. April, in dem Versammlungslokale des Bundes-Vor standes Nr. I, Post Dffice-Avenue, entgegen genommen werden. Baumeister, welche An gebote einzureichen beabsichtigen, können den Plan der neuen Halle bei den Architekten,HH. Lupus K Robp in Nr. 44, Lexingtonsjraße, in Augenschein nehmen. Die Halle wird 170 Fuß lang, 55 Fuß breit, und das Dach durch mehrere Thürme gekrönt werden. Die gegen wärtigc Schießbahn soll geebnet und zum Festplatze hinzugezogen werden, auf diese Weise wird der Letztere bedeutend vergrößert und der Park erhält dadurch einen neuen Reiz. Der Hügel, welcher sich an der Seite der Schießbahn entlang zieht, wird in den nächsten Tagen abgetragen, da ein Eontrakt mit Bezug auf die Erdarbeiten bereits gestern Abend abgeschlossen wurde. Nach Erledi gung einiger weniger wichtiger Geschäfte ve: tagte sich die Versammlung. Das Bundcsschießen wird am 17. August beginnen und bis zum 24. desselben Monats andauern. Tie Zahl der aufzustellenden Scheiben beträgt 4(1, nämlich 2 Ehren-, 2 Stich , 4 Fest-Mann-, 2 Feld-Fest- nnd 20 Kchrscheiben. Die Ehrenschciben tragen die Namen: „Amerika" und „Teutschland;" die Eltichscheiben sind bezeichnet: „Marhland" und „Baltimore;" die Fest-Mann-Scheiben heißen: „Washington," „Humboldt," „Lin coln" und „Gillenberg;" die Feld - Fest (Punkt-)Schciben führen die Namen: „Mis sissippi" und „Rhein;" nnd die Kchrscheiben sind außer mit den laufenden Nummern noch mit folgenden Bezeichnungen versehen: „Washington," „Berlin," „Baltimore," „Wien," „New-Uork," .Bremen," „Phi ladelphia," „Hamburg," „Cincinnati," „Frankfurt," „Chicago," „Dresden," „San Franziska," „München," „Wilmington," „Stuttgart," „Newark," „Leipzig," „Bo ston," „Straßbukg," „Brooklyn," „Nürn berg," „Williamsburg," „Bern," „Savan nah," „Köln," „Piltsburg," „Darmstadt," „Harford" und „Breslau." Wie wir aus einem Privatbriefe ersehen, werden die Compagnie' des Capt. Rottmann und des Capt. Schumann von New Pork in einer Stärke von Isy Mann hier eintreffen, um das Fest von Anfang bis zu Ende mitzu feiern. Wood's Baltimorer Avrcstbuch. Wood's Baltimorer Adreßbuch ist ein in jedem Jahre erscheinender Gast, der nament ich von den hiesigen Geschäftsleuten mit gro ßer Freude begrüßt wird und dem man in je dem Comptoir oder Bureau gern einen Ehren- Platz einräumt. Die neue Auflage sür dieses Jahr, ein starker dicker Band, ist soeben er schienen, um seinen Vorgänger von 1873 zu verdrängen und dessen Stelle im Comptoir oder im Laden des Kaufmannes einzunehmen. Der Band umfaßt ungefähr 1000 -seilen, von denen 700 mit den Listen der Namen und Wohnungen der Einwohner Baltimore's ge füllt sind. Aus den übrigen 300 Seiten findet der Leser einen Geschäfts Anzeiger, einen Aus weis über sämmtliche Straßen der Stadt, eine Liste der Stadtschulen und Banken:c. Der „Editor" einer hiesigen englischen Zeitung, welcher mit dem Ahreßbyche für 1374 eine ge naue Dnrchsichi vorgenommen, hat die Ent deckung gemacht, daß in unserer Stadt 383 „weiße Browns," 363 „weiße Jones uud iiiid 775 weiße „Smiths" leben. Schöppe und sei Vater. Der anGTonnexstag Abend in Chicago an gelangte Schöppe hat dort Das, was wir längst im Stillen vermuthet haben, er leug nete die Identität zwischen Pastor Schäppel von Napersviile und seinem Bater, Pastor Schöppe. Ein Berichlersigtler der „Freien Presse" hatte folgende Unterredung mir ihm: Ber. „Noch Eins ! möchten Sie mir wobt Auskunft geben über Ihre Stellung zu dem Pastor Schäppel in Naperville? Ist er Ihr Baler, oder nicht?" Sch. „Nein! Er ist nicht mein Barer, aber ich achte ihn hoch und hänge sehr an ihm." Ber. „So. Ich meine indeß gelesen zu haben, daß sie dem Berichterstatter des „deut schen Correspondenten" in Baltimore zuge standen hätten, daß er ihr Bater wäre?" Sch. „Ich bin von Kind auf in seiner Fa milie aufgewachsen und verehre ihn wie mei nen wirklichen Bater, ja er könnte in der That ebenso gut mein leiblicher Vater fein, denn er hat mich erzogen nnd kennt mich von frühester Jugend auf. Ich habe keinen besseren Freund als ihn nnd habe ihn stets als meinen Bater betrachtet, vollständig als meinen Vater." Ber. „Aber Ihr wirklicher, leiblicher Vater ist er nicht?" Sch. „Meine Eltern sind laugst, in meiner frühsten Jugend gestorben. Ber. „So, so. Haben Sie davon gehört, daß Ihr daß der alte Herr seine Gemeinde verlassen hat ?" Sch. „Ja, davon habe ich in Baltimore gehört." Ber. „Von ihm selbst haben Sie wohl keine Nachricht erhalten?" Sch. „Nein, seit mehreren Wochen nicht." Ber. „Hat Sie der Hr. Schäppel nicht als Schultuburg wiederholt recognoscirt? Sch. „Das wohl, allerdings aber Ber. „Ich will Ihre Zeit nicht länger in Anspruch nehmen. Leben Sie wohl." Die „Freie Presse" bemerkt dazu: „Man sieht, Schöppe ist auch unter feinem wahren Namen der Alte geblieben. Es ist das alte Spiel, das unendliche Lügengewebe in ewiger Fortsetzung. Längst hat Schöppe den schwa chen Augenblick bereut, in welchem er sich das Geständnig entlocken ließ, daß der alte Sthiip pel sein Erzeuger ist. Er findet es für uner läßlich, wiederum sich den Rückhalt an Jenem zu sichnn, der Alte soll den Sohn nach Außen hin wieder vertreten und chn womöglich aus der Bedrängnis retten. Nur vergißt der ge niale Lügner, daß der „Pastor Schäppel" jetzt längst selbst hoch verdächtig ist, daß er sich möglicherweise selbst sehr ernstlich gegen einen Angriff des Staatsanwalts zu vertheidigen haben wird und daß sein Zeugniß auch ohne dies völlig werthlos ist, nachdem Schöppe jetzt selbst zugestehen muß, daß der Alte fort gesetzt feierlich gelogen hat, als er ihn hart näckig als Schnlenbnrg recognoscirte." Frau Minna Äluppel verwahrt sich dage gen, daß Schöppe Schnlenbnrg sie vonPough. Reepsie entführt und mit ihr gelebt habe. Sie sagt: „Ich stelle nicht in Abrede, daß ich Sch. ich habe seine Bckanutichaft im Juli in dem Hause des Hrn. Pastor Guntrum ge macht und daß mein Verhältniß zu ihm kein intimes gewesen sein kann, mag der Bericht erstatter der „Jll. Staatsztg.," Hr. Horwitz, welcher mich am Donnerstag v. W. besuchte, aus den Sch'schen Briefen ersehen haben; auch wird er gestehen müssen, daß die Su perintendcntin dieses Hauses sich ihm gegen über nur lobend über mich geäußert haben kann. Sollte Jemand der erwähnten Herren Obengesaglcs nicht als der Wahrheit getreu anerkennen und das Gegentheil beweisen, so thue er es offen und ohne Rückhalt. Ich habe von meinen Verwandten erwartet, daß sie ihre Schuldigkeit thun würden, indem sie eine wehrlose Frau, die ihnen nahe steht, gegen Ehrcnkränkungen oieser Art vertheidigen, ich sehe mich jedoch getäuscht und thue es somit selbst, so gut ich vermag." Die Bcrvannung der Tchlachtyän ser aus der Stadt. ' Protest gegen Sie der Gesetzgebung t vorliegende Pill. s Eine Wallsahrtnach Annapolis. , Einem auch im „Correspondenten" erschie e neuen Aufrufe gemäß verfammelten sich ! Sonnabend Nachmittag 1 Uhr die Fleischer, - Viktualien- und Viehhändler, sowie andere ! Gegner des dem Unterhaus? der Gesetzgebung l vorliegenden Abattoir-Gesetzvorschlages in i bedeutender Zahl im großen Saale von Rai ne's Halle; wohl 4 ,> Personen hatten die be drohten gemeinschaftlichen Interessen zusam mengeführt. Nachdem Hr. Michael Albert provisorisch zum Vorsitzenden, Hr. E. P. Guter zum Schriftführer ernannt worden war, und der Erstere den Zweck der Versammlung in kurzer Rede klar dargelegt hatte, betraute man auf Hrn. 'Nathan Lehmann's Antrag ein aus den HH. Lehmann, I. Heinrich Schneider, Jakob Ellingcr, Eduard Moon und Georg A. Kirk bestehendes Comite mit der Auswahl perma nenter Beamter, in dessen Abwesenheit der Vorsitzende bemerkte, die in der Bill für Er richtung eines gemeinsamen großen Schlacht hauses im County genannten Corporatorcn hätten ihm ein Schreiben zugestellt, worin die Versammlung um Einsetzung eines Comite's zu einer aus denselben Abend (Sonnabend) angesetzten Berathung, ersucht werde. Sofort regnete es von allen seilen gegen irgend wel chcn Verkehr mit den Herren Corporatorcn oder gegen irgendwelche Mittheilung von denselben nachdrückliche Einwände und Ver wahrungen. Jnzwi'chcu war das Fünfer-Comite wieder im Saale erschienen und ließ durch seinen Obmann Hrn. Lehmann folgende Herren zu definitiven Beamten vorschlagen: Michael Albert zum Präsidenten, Georg A. Kirk zum l. und Alonzo Wolf zum 2. Vice Präsiden ten, Edward P. Suler zum Sekretär und Georg S. Whitney zum Cassirer; die vorge schlagenen wurvcn von der Versammlung an genommen. Hr. Wolf lehnte das ihm zuge dachte Amt ab, worauf Hr. L. V. Weiß als zweiter Vicc-Präsidenl ausgewählt ward. Nachdem mau Hrn. Albert Bastable zum Hlllfs - Sekretär ernannt, erhielt ein ans den HH. Lehmann, Lewis A. Thomas, I.W. D. Peutz, I. Ellinger, Jakob Päppler, I. H. Schneider, L. Nippel, I. Curtin, G. S. Whitney und I. I. Chancellor bestehendes Comite den Auftrag,eine Reihe Beschlüsse im Sinne der Stimmung der Anwesenden abzu fassen. Der Vorsitzer berichtete, daß Freitag ' Abend die Fleischer West-Baltimore's Be rathung gepflogen, aus der der Beschluß, daß , sie sich allen von dieser Versammlung be- > schlosscnen Schritten anschließen würden, her- , vorgegangen sei; Hr. Albert las den Wort- j laut des Beschlusses vor. Hr. Georg H. Anell stellte den Antrag, daß > alle Theilnchmer an der Versammlung heute , (Montag) sich nach Annapolis begeben, zog ihn aber vorläufig wieder zurück. Hr. Wolf ( motivirle seine Ablehnung des Amtes, mit ( dem man ihn zu beehren gedacht, damit man 5 nicht meine, er stimme nicht mit ganzen. Her- < zen dem Zwecke der Versammlung bei. Hr. ( Jakob Reis gab seine Bereitwilligkeit, näck , Annapolis zu gehen, um dort gegen die an stößige Bill thätig zu sein, zu erkennen. c Jetzt wurde unter den Anwesenden Advo kat Bernhard Carter erkannt und sofort mehr fcitig zum Sprechen eingeladen. Den Auf forderungen nachkommend, hielt er eine An sprache uno sagte, die ganze Commune sei bei dieser Angelegenheit betheiligt; die einge brachte Bill sei der offenste Versuch, die Äe völkcrung Baltimore's sieben Personen, welche ihr Eigenthum wegzunehmen und kein Ent gelt dafür zu leisten vorschlagen, tributpflichtig und die sieben bescheidenen Herren zu Millio nären zu machen; er tonne hier wohl erklären, die Gesetzgebung werde die Bill verwerfen. Mit scharfe, aber treffenden Zügen schilderte der Redner das Wesen der betreffenden Gesetz vorlage und hob einige Emzelnheiteu der Bill mit ihren Resultaten heraus; so würde der Fleischer bei gewissem Schlachtvieh, wie Ochicn, Rindern u. s. f., NO Cents, bei an deren Sorten, wie Schweinen, Schöpsen und Kälbern, 10 Cents pro Stück zu bezahlen ha ben, was den HH. Corporatoren jährlich etwa 840,000, ein Capital von 8600,000 ver tretende Summe, einbrächte; sie erhalten das Borrecht, eine Eisenbahn zu bauen und sie un Betriebe zu erhalten, auch für das Vieh Furter zu liefern; das Gesammteinkommen der Herren wäre auf ungefähr 8400,000 jähr lich, was ein Capital von §,">,000,000 reprä senlin, anzuschlagen. Diese Bill sei dem Ge seke, das die corrupleste Regierung, welche je cxistirte, der Stadl Rew Orleans änfoktroyirt have, ganz ähnlich. Dr. Eli I. Henkle, Abgeordneter von Anne Arundcl-County im Unterhaus? der Gesetz gebung, ebenfalls zum Sprechen aufgefordert, sagte, er habe wohl gesehen, wie Hr. Lonne zum Einbringen der Bill vom Unterhause Erlaubniß erhielt. Ueber ihre Beschaffenheit wolle er sich nicht weiter auslassen, könne aber nur versichern, daß die Gesetzgebung, was recht und angemessen sei, thun und sich zur Creirung einer das Volk seiner Rechte berau benden Monstrosität nicht hergeben werde; als Arzt bemerke er, daß er von keiner anstecken den oder bösartigen Krankheit, deren Quelle ans die Schlachthäuser zurückzuführen wäre, Etwas wisse. Das Beschluß Comite ließ jetzt durch seinen Obmann Hrn. Lewis A, Thomas eine Reihe Beschlüsse vorlegen, welche die schädlichen Wirkungen der Bill genau und einleuchtend darlegen. Sie bilden ein umfängliches Schriftstück und wurden angenommen, und auf Hrn. Lehmauu's Autrag ihre Veröffent lichung in den Morgenzcililngen angeordnet, wozu ein besonderer Ausschuß den Auftrag erhielt. Betreffs des Borschlages der Reise nach Annapolis entschied man sich auf Hrn. Georg A. Äirk's Anlaß für Ernennung eines Filnszehner Comite's, das der Gesetzgebung die Beschlüsse übergeben soll und zu dessen Mitgliedern das Beschluß-Comite und die Beamten der Vcriainmlung ernannt wurden; zugleick erging jedoch an alle Bethätigte die Euiladung, dem Comite auf dem Dampfer „Samuel I. Peutz," der heute früh 8 Uhr von hier abgeht, bis zur Staatshauptstadt das Geleite zu geben, Nach Einsetzung eines Finanz-Ausjchusses, der aus den HH. L. V. Weiß, E. Horst, M. Schüler, S. Wilhelm, Franz Knell und N, Lehmann besteht, griff Hr. Wm. I. Kirk zu dem Anirage, die Abstimmung, womit man zur Vorlesung der Zuschrift der Corporate Sie Ertanbliiß verweigerte, wieder in Erwä gung ;u ziehen, das Wort, allein die Ver sammlung weigerte sich Dessen mitentschei den!) Mehrheit. Nach Annahme von Dpnkbejchlttssen für die Beamten, sowie sür Dsterst Uajnx meacfl lleberlassnng des Saales vertagte sie sich." ' Abfahrt des Dampfers „Balti more." Sonnabend Aachmittag um 2 Uhr fuhr der Dampfer „Baltimore," Cvpt. F. Lilienhain, mit einem Cajüten - Passagier (Ottomer Franke von hier) und 47 im Zwischendecke von Locust - Point über Jouthainpron nach Bremerhaven ab. Seine Ladung umfaßt folgende Güter: 500 Kisten Austern, 14 Bal len Baumwvll Zwillich, 66 Erndte - Maschi nen, 5 Oxhoste (5723 Pfund) Unschlitt, 3825 Piven (760,263 Pfund) Schweineschmalz, 102 Fäßchcn ditto, 621 Ballen Baumwolle, 126 Oxhoste Maryland, 15 Oxhoste Virginier und 28 Oxhoste Kentucky- Taback, 30 Ox hoste Virginier und 38 ditto Kentucky' Ta backs Hippen, 7 Kisten (60 Gallonen) Sasse sras-Oel, 15 Tonnen Sassafras-Wurzel, 134 Kisten, 3 Pipe und 12 Fässer (zusammen 311,381 Pfund) Pökelfleisch, 1000 Kisten Stärke und 2 Ballen Pelzwerk. Furchtbare Gas-<Krp!osion. Eine sehrealicht Szene in einem städtischen Slbzugskänale. Mehrere Personen verletzt. St i-N gefährlich verbrannt. In dem Centrestraßen-AbzugSkanale ereig nete sichFreitag Morgen, gerade an der Stelle, wo der Tunnel die St. Paulstraße kreuzt, eine Gas-Explosion, welche die Erde weithin er schütterte und eine furchtbare Ausregung unter den Bewohnern in der Nähe der St. Paul vnd Cenlrestraße wachrief. Die Explosion wurde durch mehrere Arbeiter verursacht, welche sich mit Laternen in den Kanal begeben hatten, An hex betreffenden Stelle hatte sich eine Quantität Äobleiigq? angesammelt, die, als sie mir den in den Laternen brennenden Flammen in Berührung kam, sofort expto- dirte. Nachstehend lassen wir die näheren Ein zelnhetten des Ereignisses folgen: Bor einiger Zeit hatte sich ein Theil des SteinbogcnS, welcher sich über dem Abzugs kanale wölbt, gesenkt nnd Hr. Thomas Co burn erhielt den Auftrag, den Schaden zu repariren. Vor einigen Tagen war man mit der Ausbesserung des Bogens fertig gewor den, und gestern Morgen begaben sich mehrere Arbeiter in den Kanal, um das Gerüst zu ent fernen, welches zur Stützung des Bogens ge dient hatte. Da in dem Tunnel die tiefste Dunkelheit herrscht, so hatten die Arbeiter sich mit Laternen versehen; kaum aber waren sie bei dem Gerüste angelangt, als eine schreckliche Explosion erfolgte und die Leute mit furcht barer Gewalt gegen die Mauern des Kanals geschleudert wurden. Hr. Cornelius Coburn, ein Bruder des Contraktors, empfing schwere Brandwunden an den Händen und im Ge sichte; seine Ohren wurden schrecklich verletzt, aber noch schlimmer erging es seinen Augen, deren Sehkraft wohl auf immer dahin ist. Man brachte ihn nach seiner Wohnung, wo er jetzt in bedenklichem Zustande darnieder liegt. Dr. Sappington und Dr. Pattersou weichen keinen Augenblick von seinem Lager. Wie spätere Berichte melden, ist jedoch keine Hoffnung mehr vorhanden, daß er dem Leben erhalten bleiben wird. Richard Coburn, ein Sohn des Contraktors, empfing gleichfalls mehrer schwere Wunden und wurde nament lich durch einen Stein verletzt, welcher mit furchtbarer Krast gegen ihn prallte. John Shields, H. Armacoft, I. Nottingham und ein Neger, Namens Jerome Stevens, welche sich zur Zeit der Exploüon in dem Tunnel befanden, wurden sämimlich mehr oder weni ger verletzt, doch soll Keiner derselben gefähr liche Wunden davongetragen haben. Glück lichcr Weise befand sich in der Nähe des Ge rüstes eine Oeffnung, welche die Gewalt der Explosion ableitete. Wäre diese Oeffnung nicht vorhanden gewesen, so würde der Kanal unzweifelhaft eingestürzt und die Männer un ter den Trümmern begraben worden fein. Nachträglich hat man die Entdeckung gemacht, daß eine schadhafte Gasröhre durch den Tun ncl führte; aus dieser war das Gas ent flohen. Hr. Cornelius Coburn, der am Schwersten verletzt wurde, wohnt in Skr. 40, Albemarle straßc. Der Neger Stevens, dessen Kopf arge Brauschen, Schrammen und Risse empfangen hat, stolperte nach der Exvlosion in deni Ka näle entlang und kam bei der Mündung des selben in Jones' Fälle wieder an's Tageslicht. Sein Gesicht und seine Kleider waren mit Blut bedeckt. Er befindet sich gegenwärtig in seinem Hause an der Springstraße unter ärztlicher Behandlung. Wettere v tn;elnt>eiten. in welchem sich die schreck liche Szene abspielte, ist 8 Fuß breit und 5 Fuß hoch. Tie Stelle, an welcher sich der Bogen gesenkt hatte, ist gerade unter Kear ney's Ställen, nahe St. Paulstraße, gelegen. Hr. Cornelius Coburn und die anderen Ar beiter betraten den Kanal gegen 7 Uhr Mor gens, und zwar an der Stelle, wo derselbe in Jones' Fälle mündet, eine Viertelstunde von dem Platze, an welchem die Explosion er folgte. An der Nordfeite des Kanals läuft eine Gasröhre entlang, welcher das brennbare Fluid entströmt war. Die Männer hatten etwa eine halbe Stunde in dem Kannte zuge bracht, ehe sich die Explosion ereignete. An der Südseite befand sich die vorhin erwähnte Oesfnung. Nahe derselben stand der junge Richard Coburn und andere Arbeiter. Plötzlich erfolgte ein lauter Donner, die Erde zitterte, und im Nu schoß ejne Feuer säule durch diese Oeffuuug hoch empor, in der That hoch, wie die Häufer an der Straße. Schrecken ergriff die Zuschauer, welche sich an der Oeffnung versammelt hat ten und nun, für ihr Leben zitternd, nach al len Richtungen auseinanderstoben. Einem halben Dutzend Personen wurden durch die heftige, dem Hervorbrechen der Flammen vor ausgehende Luftströmung die Hüte vom Kopfe geweht und einige derselben wohl 30 Fuß hoch cmporgewirbclt. Einem Jünglinge, Namens Richard Coburn, dem Sohne des Contraktors, welcher gerade über die Oeffnung lehnte und hinabichaute, wurde von der auf schlagenden Flammenfäule die eine Seite des Kopfes verbrannt, und beinahe hätte er tödt liche Verletzungen davongetragen. Horch ! ein Aufschrei erscholl aus dem Hauptloche, während die Obenstehcnden von Schrecken und Besorg niß für die unglücklichen Arbeiter fast gelähmt dastanden. Alle Arbeiter wurden von der Stelle, wo sie thätig gewesen, nach dem Haup tloche zuriickgeschleudert, und baldmöglichst ließ man Seile hinab, um den Leuten zur Wieder gewinnung de: freien Lust behülflich zu sein. Zuerst zog man Armacoft heraus, eine breite Statur, die die Oeffnung fast ausfüllte und des Mannes Durchzichung zu keiner leichten Aufgabe machte. Der zunächst Gerettete war Cornelius Coburn, der einen höchst bejam meruswcrthen Anblick bot; seine sklrider standen in vollen Flammen, als er an die Oberfläche gelangte; Gesicht und Hände waren mir den gräßlichsten Brand wunden bedeckt. Bald verließ ihn das Be wußtsein; im Kcarncq'schcn Slallctablisse ment, wohin man den Unglücklichen trug, wurde rasch für ärztlichen Beistand gesorgt. Nähere Untersuchung ergab, daß er auch am Halse und an der Brust fürchterlich verbrannt und die Ohren bis znni Schwärzen versengt waren, und bei'm Emporziehcn des Armen lösten sich Haut und Wcichtheile von seinen Händen. Sobald es für thunlich erachtet wurde, schaffte man ihn mit der größten Vor sicht, um seine ohnehin großen Schmerzen nicht noch zu steigern, nach seiner Behausung. Solches Wiedersehen des Gatten und Vaters, der sich am Morgen gesund und frohen Mu thes von ihnen verabschiedet hatte, mußte seine Gattin und Kinder in die tiefste Beküm mcruiß versetzen. fast heiler Haut kam Armaeost davon. Stevenson erzählt, er sei mindestens K 0 Fuß weit den Abzugs-Canal entlang in der Rich tung nach Calvert - Straße zii geschleudert worden; als er sich wieder im Besitze der Con trole seiner Muskeln befand und festen Boden unter sich fühlte, schlug er die oben angegebene Richtung nach der Abzugscaual-Mündung ein. Trotz der Quetschungen und Risse, die fein Körper an verschiedenen Stellen aufwies, kehrte der Wackere doch zurück, um zu sehen, wie es seinen Arbcitsgenossen ergangen; nach, dem mau feine Wunden verbunden, schickte man ihn nach seiner Wohnung in Spring-, nahe Madison-Straße. Die von Coburn ge tragene Laterne war in tausend Stücke zer schmettert. Allen Arbeitern wurde der Hut vom Kopfe gerissen, Augenbrauen, Haupt- und Barlhaar versengt, und die Explosion entwickelte eine solche Gewalt, daß es in der That Wunder nehmen muß, daß sie nicht alle getödtet wur den. Von Hrn. Coburn's Hemd und Rock, die Feuer fingen, blieben nur wenige Fetzen übrig. Da er seinen Arbeitern voraus war, so packte ihn die volle Gewalt der Explosion und die züngelnde Flamme, die nach dem Hauptloche zu rauschte. Für seine Wieder genesung ist kaum eine Hoffnung vorhanden. Verheerende Feuersbrunst auf Le derol-Hill. Ehappett's Eye Mifalienfabrit abermals abge brannt.-Verlust Mehrere Menschen bedenklich verletzt. Die große Chemikalien-Fabrik der Gebr. Chappell aus Federal Hill, an der Croß , nahe Covjngton-Straße, welche gerade vor vier Jahren total abbrannte und seitdem wieder neu ausgeführt war, ist Freitag Abend aber mals durch Feuer zerstört worden. Kurz nach 8 Uhr erscholl von dem Alarm kasten Nr. 23 und bald darauf von Nr. 63 Fcuerlärm, dem sofort ein General Alarm folgte, Eine ungeheure Menschenmenge strömte der Brandstelle zu, denn das Feuer war wegen der hohen Lage der Gebäude weithin sichtbar, und die Funken wurden wie ein Sternschnup penschau gen Nordosten getrieben nnd fielen zischend in den Hafen. Tie Fabrik bedeckt mit ihrem Häuser-Complex ein bedeutendes Areal und steht von dm Hauptstraßen Croß und Johnson etwas zurück. Die Gebäude bestan den meist aus leichtem Fachwcrk und in Zeit von einer Viertelstunde brannten alle zu der Fabrik gehörigen Werke. Tic großen Ouan tttäten Schwefel, Salpeter, Firniß, Oel :e. gaben natürlich de Flammen stark Nahrung nnd eine Zeitlang floß das brennende Oel, der flüssige, lichterloh brennende Schwefel in Strömen den Berg hinunter nach der Coviiig tbnstraßx, Die Feuerwehr war raich zur Stelle, konnte aber w-nig, für Heilung der Fabrik gar nichts thun und beschränkte sich nur vorauf, die umliegenden Gebäude und Wohnhäuser frei zu halten. Roßmarck's Brauerei war eine Zeitlang in der größten Gefahr, da der Wind dem "Ge bäude die Flammen entgegentrieb, das gute Schieferdach, vor Allem aber die umsichtige Vertheilung der Löschmannschaft verhinderten jedoch eine weitere Katastrophe; gegen 3 Uhr war die furchtbare Fcuersbrunst, welche fast die halbe Stadt aus die Beine gebracht hatte, unter Controle der Feuerwehr. Das Feuer entstand wahrscheinlich durch Funken, die aus dem Schornstein von Elli ott's Schmelzofen, welcher ungefähr 100 Fuß von der Südosteckc des Chappel'schen Grund stückes gelegen ist, kamen nnd auf das Dach des an der erwähnten Ecfe der Fabrik stehen den Laboratoriums sielen. Ein in diesem Laboratorium angestellter Wächter sah zust die Flammen aus dem Dache des Gebäudes hervorschlagcn. In wenigen Minuten hatte das Feuer einen 110 Fuß langen Schuppen ergrissen, welcher von süden nach Norden läuft. In diesem Schuppen waren große Quantitäten Schwefel gelagert, die in kurzer Zeit schniplzen. Ein glühender Strom, der cm blaues Licht ausstrahlte, quoll aus dem Schuppen hervor und floß aus die Grund stücke, welche die Fabrik an der Ostseite ein schließen. Nur mit Mühe gelang es den Tausenden von Menschen, welche auf-diesen Grundstücken standen, sich ans dem Bereiche der glühenden Masse zu retten. Von dem Schuppen dehnte sich das Feuer schnell über die übrigen Gebäude, sieben an der Zahl, aus. Zwischen den einzelnen Gebäuden standen ünzähjige mit Kienrpß gefüllte Fässer, l '-e deck Flammen eine willkommene 'Nahrung boten. Das Hänptgebände, weiches'lasch S 6 Fuß groß ist und den Mittelpunkt der Fabrik bildet, war zum größten Theile mit Vitriol - Ballons gefüllt, die, als sie in Brand geriethen, einen zwei ten feurigen Strom erzeugten, der in der Richtung nach der Covingtonstraße floß. Ein Mitglied der Feuerwehr hatte das Unglück, in diesen Strom zu gerathen und mit seinem Gesichte aus die glühende Masse zu fallen. Der Unglückliche soll schwere Brand wunden davon getragen haben. Auch andere Leute sollen bedenklich verletzt sein. Fünf Mi nuten vor 9 Uhr stürzten die Dächer desHaupt gcbäudes und des daranstoßenden Laborato riums an der Südseite mit einem lauten Krache ein. Diese beiden Werke waren aus Ziegelsteinen aufgeführt, während die Mehr zahl der übrigen Häuser nud Schuppen aus leichtem Fachwerke bestand. Gegen 10 Uhr verschwand allgemach der helle Schein, wel cher zwei Stunden lang den ganzen Horizont geröthet hatte, und um 11 Uhr bestrahlte der Mond nur noch eine rauchende Trümmer stätte. Bon den Ziegelstcinaebäuden waren nur die Mauern stehen geblieben, während die Schuppen und die aus Fachwerk aufge führten Häuser unter den Flammen zur Erde gesunken waren. Der Verlust -reicht die Höhe vonKl6o,ooo. Von dieser Summe sind §101,250 durch Po licen in 20 auswärtigen Feuer-Versichcrungs Gesellschaften gedeckt. Die Gebr. Chappcll sind noch unschlüssig, ob sie ihre Fabrik auf's Neue aufführen lassen oder nicht. Wie schon erwähnt, brannte die Fabrik be reits einmal nieder und zwar am 8. Juli 1370. Der Schaden belief sich damals auf 875,000, von welchen 850,000 durch Ver sicherung gedeckt waren. Die „Baltimorer Schlachthaus- Coinpagni e." Die von Hrn. Lonne in der Gesetzgebung eingereichte Bill bezüglich der Verbesserung des Gesundheitszuslandcs der Stadt Baltimore und der Jncorporirung der „Baltimorer Schlachthaus. Compagnie'' schreibt Folgendes vor: i. Daß es nach dem i. Januar 1876 ungesetzlich sei, Ochsen, Käl ber, Schafe, Schweine oder andere Thiere in der Stadt zu schlachten oder innerhalb eines Flächenranmes, dessen Grenzen 10 Meilen von der Siadt Baltimore entfernt liegt, Schlachthäuser, Biehmärlte :c. zu errichten. JrgcndJemand, welcher gegen diese Borschrist handelt, und Rinder, Schafe, Schweine zc. nach Baltimore bringt und daselbst schlachtet, soll für jede Uebertrclung des obigen Gesetzes um K 250 gestraft werden, 2. Dag P. M. Snowden, James L. Clark, Moses Brenner, Lewis Turner, James A. Nicholson, Henry E. Loane und John F. Green in Zukunft ei nen Körper bilden, der unter dem Namen „Baltimorer Schlachthaus - Compagnie" alle unten angeführten Geschäfte besorge, Vcr. pflichtungen und Verbindlichkeiten überneh me, Beamte ernenne und deren Gehalte fest- setze, den Betrag des Grundkapitals der be sagten Compagnie und die Zahl der Aktien bestimme :c. 3. Daß die besagte Compagnie ermächtigt sei, auf eigene Kosten an irgend einem geeigneten Punkte außerhalb der Stadt Werften, Märkte, Schuppen und andere Ge bäude zu errichten, und dag die besagte „Bal timorer Schlachthaus - Compagnie" das allei nige Privilegium habe, Rinder, Schafe, Schweine :c. nach Baltimore zu bringen und zu schlachten; ferner soll die Compagnie berechtigt sein, für jedes Pferd, jeden Maul esel und jedes Rind, das sie nach Baltimore bringt, nicht weniger als S und nicht mehr als 30 Cents und für jedes Schwein, Kalb oder Schaf nicht weniger als 2 und nicht mehr als 10 Cents von dem Eigenthümer des be treffenden Thieres zu fordern; falls die Ei genthümer diese Kosten nicht innerhalb 15 Tagen bezahlen, sollen die Thiere in zwei in der Stadt Baltimore erscheinenden Zeitungen fünf Tage lang zum Verkaufe angezeigt und nach Ablauf dieser fünf Tage auf öffentlicher Auktion verkauft werden; ferner soll die be sagte Compagnie vor dem 1. Jan. 187 K ein Schlachthaus ausführen lassen, das hinreichend groß genug ist, um allenFlcischcrnßaltimore's genügenden Raum für das Schlachten ihrer Thiere zu gewähren. 4. Dag die besagte Compagnie ermächtigt sei, auf eigene Kosten einen oder mehrere Landungsplätze an irgend einen, passenden Platze zu errichten, woselbst sie alle Thiere, die zum Verkaufe oder zur A bschlachtung nach Baltimore gebracht werden, lande, und daß sie aus eigene Kosten eins oder mehrere Schlachthäuser errichte, in alle Thiere, deren Fleisch für den Verkauf in Baltimore bestimmt ist, geschlachtet werden müssen. 5. Daß nach der Vollendung der Schlachthäuser in denjenigen Zeitungen, in welchen dieSraatsgeseve veröffentlicht werden, eine Anzeige erlassen werde, die dem Publi kum mittheilt, daß nach dem 1. Jan. 1876 alle Schlachthäuser innerhalb der vorher bestimm ten Grenzen geschlossen werden müssen und es in Zukunft nicht länger gesetzlich ist, Rinder, Schafe, Schweine?c. innerhalb der besagten Grenzen zu schlachten; auf jede Ucbertrctung dieses Gesetzes soll eine Strafe von HlOO ste hen. 6. Daß der Gouverneur des Staates Maryland einen Inspektor ernennen und den selben mir polizeilicher Macht bekleide; es soll die Pflicht dieses Inspektors sein, alle Thiere genau zu untersuchen und sich Gewißheit da rüber zu verschaffen, ob ihr Fleisch gesund ist oder nicht, und falls das Fleisch gesund ist, den Eigenthümern der Thiere ein Zeugniß einzuhändigen, welches das Resultat der Un tersuchung enthält. Ohne ein d-rartiges Zeug niß darf kein Thier geschlachtet werden. Der Inspektor soll für die getreue Erfüllung seiner Pflichten eine Bürgschaft von Hlo,ooo stellen. 7. Daß alle Personen, welche Rinder oder andere Thiere in den besagten Schlachthäusern schlachten oder schlachten lassen, nachstehende Abgaben an die Compagnie zahlen: Für je den Ochsen 75 Cents, für jedes Schwein oder Kalb 30 Cents, für jedes Schaf oder Lamm 20 Cents; die Compagnie soll berechtigt sein, den Kopf, die Füße, das Blut und die Einge weide der geschlachteten Thiere als ihr Eigen thum zu erklären, mitAusnahme der geschlach teten Schweine; dagegen sollen das Herz, die Leber und die Zunge eines Thieres nicht als Theil der Eingeweide angesehen werden und dem Eigenthümer des geschlachteten Thieres verbleiben. 8. Daß sämmtliche Strafen we gen Ucbcrtretung dieses Gesetzes durch eine Civilklage vor irgend einem Gerichte wieder langt werden können. 3. Daß der besagten „Baltimorer Schlachthaus Compagnie" das Recht zugestanden werde, eine Bahn von ih ren Gebäuden nach den Grenzen der Stadt Baltimore zu bauen; die Wagen können von Pferden oder einer Lokomotive gezogen wer den. 10. Daß das Bureau der Compagnie in Baltimore gelegen sei und der Präsident in allen Angelegenheiten, welche die Compagnie betrefsin, die Verantwortlichkeit trage. 11. Daß alle Gesetze in Widerspruch mtt dem Ob igen widerrufen werden. 12. C)aß diese Akte vom Tage ihrer Annahme in Kraft trete. In unserem Hasen liegen zur Zeit nicht weniger als 31 Schiffe, von denen" die meisten von beträchtlicher Größe sind. Ita lien macht augenblicklich bedeutende Anstren- gungen, eine prominente Stellung unter den handeltreibenden Nationen zu erringen, nnd die italienische Regierung begünstigt den Schiffsbau in jeder Weise. In Genna sollen während jeder Woche neue Fahrzeuge vom Stapel lausen. Von San Franzisco nach Bal timore. (Unternehmungsgeist der „Balti mare - Ohio - Bahn - Compagnie.") Das traiiscontincntale Fracht - Befördcrunassy stcm, welches von der „Union - Pacific " nnd der „Baltimorc-Ohio-Bahn" gegründet wurde, ist bereits seit mehreren Wochen in Operation, Das Traiisportalions - Co mite der Gewerbekamm in Cincinnati bezog sich darauf in seinem Jahresberichte, wie folgt: „Ein sehr wichtiger Contrakt wyrde erst kürzlich zwischen den Verwaltern der „Union - Pacific " nnd der „Baltimore- Ohio-Bahii" für die Gründung einer „Fracht befördkrungs - Union" abgeschlossen, die den Namen „Continental" führen soll und deren Züge zwischen Baltimore und San Franzisco über Cincinnati ohne Wagenwechsel laufen sollen, anstatt über Chicago und die östlichen Linien, wie früher. Am 13. Februar fuhr der erste Frachtzug von San Franzisco über Cincinnati direkt nach Baltimore. Derselbe enthielt 16 Carladungen Thee, der für die Stadt New Ljork bestimmt war und eine Car ladung Rohseide sür London, England. Dies ist eine gute Gelegenheit sstr Cincinnati' Kaufleute. Kein Ppmi ist besser sür die Ver theilung der von dem pacifischen Ocean zum Süden und zu einem bevölkerten Theile des Ohio-Thaies gebrachten Artikel geeignet, als Cincinnati." Verlängerung der „Washing ton - O hio-B ahn." Die Eröffnung der Zweiglinie der „Washinaton-Ohio-Bahn" von Hamilton nach Purccilville, Va., wird morgen statisindeu. Personen, welche an de mit dieser Eröffnung verbundenen Feierlich lichkciten thcilzunehmen beabsichtigen, können mit dem um 3 Uhr Bormittags von hier ab gehenden Zuge den Fesrplatz bequem errei chen. Das „Deer P ark - Hotcl" in Garrett- County ist für die Sammersaison zu vermie lhen. Dieses Hotel ist in den Hgchebencn des Alleghany - Gebirges, 2600 Fuß über dem Meere, an der „Ballimore-Ohio-Bahn" gele gen und wird ohne Zweifel in diesem Som mer von vielen Familien als Aufenthalt aus ersehen werden. Sicher wird sich bald ein unternehmungslustiger Miether finde>7. Grundstücks - B erkauf i n Belli more - Connty. —H. L. Brown hat sein Haus nebst 180 Fuß breitem und 228 Fgß langen Grundstücke an der Port Chaussee in um 5000 an Adam Talbot ver kauft. Wichtig für Policen-Inhaber! Ueber die Frage: „Ist eine Verficherungs- Compagnie, wenn die Policesür ein Gebäude abgelaufen, aber der Agent bereits instrnirt ist, eine neue auszufertigen, verpflichtet, den Versichernngs-Betrag zu zahlen, wenn das Gebäude, ehe die neue Police des Persicher ten ausgefertigt,st, abbrennt," ist schon viel fach erörtert worden. In St. Louis wurde ein diesbezüglicher Prozeß zu Gunsten des Versicherten entschieden, und die Compagnie mußte zahlen. Gouverneur Whvte's letzter amtlicher Ak t. Der letzte amtliche Akt, dessen Vollziehung dem Gouverneur William Pinkney Whyte noch oblag, war die Unter zeichnung der Commission, welche den Lfuar tierstieister E. F. Psntier zum Ma>or beför dert.' Am Frntäge wurde diese Commission, von Gouverneur Whnte und General Adju tant Charles H. M. Blair unterzeichnet, dem Major Pontier eingehändigt. Postalisches. Für folgende Orte Maryland's wurden vorige Woche Postmei ster ernannt: für Caloenon-Mills in Balti more-Connty John Slack, für Ost-Newmar ket in Dorchcstcr-County Francis A. Newton, für Middlehurg in Carroll - County Daniel H. Linn, für Price's Station in Queen An ne's Countl, Charles McAll-stcr nud für WestoverinSomersct-CouuthLevin H. Bcau auchamp. Das Postamt lluity in Mont gomcrl,-County ist in Sunshine umgetauft, und Win. Brown zum dorugeu Postmeister ernannt; zu Dnndee in Talbot - County das Postamt abgeschafft worden. Dem Neujahrs-, Washington - Geburts-, Dank- und Christtage soll nun auch der C h ar frcitag als gcsenlicher Feiertag hinzuge fügt werden. Wenigstens hat das Justiz- Comite der zu Gunsten eines dahin zielenden Antrages entschieden. Der Palmjonut a g oder der Sonntag Palmarnm wurde hier in allen katholischen, vielen protestantischen und allen Episkopal- Kirchcn in sehr feierlicher Weise begangen. In der katholischen Kirche waren die 'Einseg nung und AuStheilung der Palmen und das Absingen der Passion die Hauptträger der Festlichkeit; in der Episkopal Kirche dasßor lcsen der Leidensgeschichte Jesu. In fast al len deutschen protestantischen Kirche ist dieser Tage seit langer Zeit der Confiriiiationsfeicr gewidmet, und war dies gestern in folgenden 12 Kirchen dahier der Fall: in der St. Pau lus-Airche, Ecke der Fremont- und Saratoga- Straße, (Pastor Hausei) wurden 1k Knaben und WMädcheu; in derEmanuclskirche an der Carolinestraße .Pastor 28 Knaben und 34 Mädchen; in der St. Martimkirche an der Ecke der und Heunettaüensze (Pastor Frinke) 11 xneben und 10 Mädchen; in der St. Lukas-Kirche aus der Ecke der Eu taw- und Heurieitastraste (Pastor Keller) 33 Knaben und 86 Mädchen; in der evangelisch vereimglen St. Paulus -Kirche an Eastern- Ävenue (Pastor Schäfer) 4l Knaben und 45 Mädchen; in der Si. Paulns-Kirche an der Eanton-Avenue (Pastor Bochmann) 19 Kna ben und 25 Mädchen; in der Drcicinigkeits- Kirche (Pastor Kran)4B Knaben und 64 Mäd chen; in der St. Petri-Kirche an Boudstrajze (Pastor Schlägel) 5 Knaben und 7 Mädchen; in der St. Johannis-Kirche an Biddlestraße (Pastor Sickels 17 Knaben und 2!) Mädchen; in der Emannels-Kirche, Ecke der Schröder- u. Saratogastraße, (Pastor Häuser) 17 Knaben und 21 Mädchen; in der 4. d. R. St. Johns- Kirche an Ealvenstraste (Pastor Neefs) 3lKna beu und 30 Mädchen; in der St. Matthäus- Kirche (Pastor Maicr) 55 Knaben und 84 Mädchen consirinirt. Die Kirchen waren für die Confirmalionsfestlichkeitmitßlninen, Im mergrün u. anderen Laubgewinden geschmack voll dekorirt und die Musik der Feier ange messen. Das schönste Wetter begünstigte die Feier, sodass alle Gotteshäuser gedrängt voll waren. In denKirchenSt.Stcphanus anHam burmlr. (Pastor Helmighausen), St. Jakobus an Ogstou-, Ecke der Gcorgestrage, (Pastor Dr. Beer), St. Johannes an der Frederick- Road (Pastor Pisler), Zion an der Ganstraße (Pastor Scheid). St.Markus, Ecke der Hamp stcadstraße und Broaoway (PastorHLrr), wer den die Eonsirmationen erst später stattfinden. In der kürzlich vollendeten evangelisch-luthe rischen Zionskirche auf der Ecke der East und Eastern - Avenue, die am nächsten Sonntage eingeweiht wird, soll, wie wir vernehmen, am 19. April die Eonfirmation abgehalten wer den. In der vor einem Monate für die refor micte Zionsgemcinde angekauften Kirche au der Aisouithstraße wird die Eonfirmation auch erst später stattfinden. Die Zahl sämmtlicher Confirwanden betrug gestern 719, ungefähr kW mehr, wie im verflossenen Jahre. .4 LS o c-i al i o I>" hat im Jahre 1873 ein ast unglaubliche Thätigkeit entfallet. Wäh rend 1872 nur 11 Betversammlungen in jeder Woche abgehalten wurden, hielt man im vcr- flossencii deren 18 in jeder Woche ab. 1872 organisirtc die Baltimorer Gesellschaft einen Awergverein, 1873 rief sie dagegen 10 derartige Vereine in'S Leben. Außerdem ha ben die 16 stehenden Couritc'n unzählige Tempercnz- und andere Versammlungen rm letzten Jahre veranstaltet und Hunderte von Bibeln und Drakrätchen vertheilt. In der „Hei math für betagte Me thodisten" befinden sich zur Zeit 3 In sassen, von denen 15 zwischen 60 und 70, 18 zwischen 70 und 80, und 3 zwischen 8V und V 0 Jahren alt sind. 'Aar zwei dieser Insassen sind männiicheii, die übrigen säininttich weib lichen Geschlechts. Die Reliquien. Pater Gärtner wird im Lause dieser Wochemir den von Rom mitgebrachten und seit einigen Wochen hier ausgestellten Reliquien Baltimore verlassen. Seine hiesigen Sammlungen zum Besten der in Milwankie zu errichtenden böhmischen Kirche erreichen eine Summe von mehr, denn 510V0. Die jährt Tagl atznng i> es süd östlichen Turnbezirko wurde Sonn tag im Haupt - Quartiere des „Baltimorer Tnrnvereiiiö," dein Lmoenslruth'schen Lokale, Nr. 53, Nord - Central - Avenue, adgchalten. Die zahlreich besuchte Vcrsammluug war von Deputirten sämmtticher Turnvereine des Bezirks beschickt. Der „Columbia - Turn verein" in Washington war durch die HH. W. Bnrchard, Can Menth, Dr. F. Kampf und Aug. Bnckwcder, der „Baltimorer Turn verein durch dieHH. H. Petri iind J. Böhme, der „Martinsburgcr Turnverein" durch die HH. Caspar Gran und Jakob Schleuß, der „Sozial-demokratische Turnverein" von hier durcb die HH. Fr. List, jnn., C. Hofsmami und Louis Gnndina vcrlreten. Zum Vor sitzenden wurde Hr. F. List, zum permanen ten Sekretär Dr. F. Kampf erwählt. Ter Bericht des Sprechers Hrn. Heinz wnrde ver lesen, und die Ncchnnngsablage des Schatz meisters Hrn. Lehmkuhl angenommen. Tie weiteren Geschäfte wurden Comiie'n übertra gen und i der Nachmiltagssitzung verhandelt und erledigt. ES handelt sich dabei um die Abänderung eines Paragraphen der Bczirks statuten, um die Prüfung der Mandate, um die Revision der Bücher und die Instruktionen für den Bundesdepulirten. Tas diesjährige Bczirks-Tl'.rnsest wird laut Bersammlungsbe schlusscS in Martinsburg, West-Virginien, abgehalten werden, und Vorort des südöstli chen Turnbezirks auch sür das nächste Jahr Washington bleiben. Turner Bnrchard aus Washington wurde zum BundcSdcpittirten für die am 23. Mai zu Rockest, N.-L)., ab zuhaltende Bundestagsjatzung erwählt) Nach dem den Beamten der BezirkstagSsatzung, den Beamten des Bezirks - Vororts und dem „Baltimorer Turnvereine" der beste Dank für die freundliche Aufnahme und Bewirthnng ausgesprochen worden, vertagte sich die Ver sammlung endgültig. B'nal B'rith. Die einzelnen Logen des Ordens der „B'naj B'rith" gedenken in nächst Zeit eine eigene Halle zu kansen. Für diesen Zweck sind bereits s 15,000 gezeichnet, doch wartet man, daß diese -summe in we igen Monaten die Höhe von 50,000 erreicht haben wird. In der nächsten Versammlung der Groß-Loge sollen entscheidende Schritte ist dies Angelegenheit eingeleitet werden. Auf einen neuen Prozeß für Carl I. Rose reichten am Sonnabende dessen Anwälte einen schriftlichen Antrag im Cri minalgcrichtc ein, den sie also begründen: der Wahrjprnch der Geschworenen sei gesetzwidrig nnd widerstreite den Zeugen-Auslagen; auch habe die Vertheidigung neue Entlastungsbe legc entdeckt. Nicht Gilmor war vorgestern nicht in der Stadt; che üb die Erlaubniß zur Verweisung des Prozesses vor die Oberste Stadtgerichtsbank entscheidet, müssen durch beschworene Aussage diese nenentdeckie Belege angegeben werden. Siebzehn Kind er. Joseph Simon, ein in Nr.3o, Parkinstr., wohnendlsraelit, wurde am Sonnabend aus die eidliche Aus sage seines Weibes, Esther Simon, daß er Ehebruch begangen, verhaftet. Der Ange klagte lebte zehn Jahre in London, England, und in demselben Hause, wo er wohnte, lebte auch ein junges Mädchen, Namens Maria Rose, zu der er in vertrautem Verhältnisse stand. Vor zwciJahren kamen er, scineFraii, Maria Rose nnd seinckind nachßaltimore, wo die ganze Familie bisher friedfertig in d Parkinstraße lebte. Der Angeklagte soll 17 Kinder haben, von welchen 10 von ieinerFrau und 7 von Maria Rose herrühren, Simon läugnete angeblich nicht, daß er Ehebruch be gangen, sondern entschuldigte sich damit, daß seine Frau niemals Einwendungen gegen sein Familienleben a la Brtgham Poung erhoben habe. Nicht Bell überwies den Angeklag ten dem Gesängnisse, wo derselbe das Crimi nalvcrsahren abzuwarten hat. Ein betrunkener Lootse verur sachtdas Sinken einer Bagger mas ch ine.—Am Mittwoch Abend stieß das italienische Vollschifs „Agncse" mit einer nahe bei Fort McHenry liegenden Baggermaschine zusammen und die Folge des Zlttamniensto ßcs war, daß die Maschine augenblicklich sank. Hr. Alessandro Podcsta, d Capitan des Schisses, berichtet über dieses Ercigniß Folgeudes: Am 24. März, um 3 Uhr Nach mittags, kam ein Lootse anßord des Schiffes und selbstverständlich übertrug der Capttän demselben die ganze Leitung des Fahrzeuges. Am Abend des 25. Marz nahm der Schlepp dampfer „Virginia Ehrman" das Schiff in Tau und brachte es m den Patapsc, wo es Abends NM '.O Uhr. während der Mond klar zznd hell schien, gegen die wähnte Bagger Maschine stieß und deren Sinken veranlaßte. Tie „Agnese" wurde bei dies Collision schwer beschädigt. Sic verlor das Bugspriet, den Klüverbaum, die Ankerkelien und hielt durchs den Zusammenstoß ein großes Loch in der steuerscite. Ter Dampfer schleppte das Schiff nach dem Hasen weil, wo es am 26. März um 1 Uhr Nachmittags eintraf. Ehe die Coll'sion erfolgte, suchte der Capilän nach dem Lootsen, welchen er endlich in betrunke nein Zustande und in einer vollständig hüls iosen Lage in ein Ecke fand. Tie „Agnese" war in früheren Jahre ein Dampf und wurde vor nicht lang Zeit erst in ein Segel schiff nmgcwandctt. Lampencxptvsion mit tödtlichen Folgen.- Sonnabend Nachmittag bcqmq die Negerin Pauttne Nicholls daheim an der verlängerten McCldeystraße die Unvorstch tigft'.t, aus einer Kanne Behufs ichnelleren ;;euaninachenS Ocl auf's Hol; zugießen das Gesäß cxptodirtc, und die Arme erlitt jö gefährliche Brandwunden, daß sie gestern früh 8 Uhr ihnen erlag. Coroner Sulz dielt die Todtenfchau für unnöthig. John Halifax, Gentleman. Aus dem Englischen von Sophia Verena. (Fortsetzung.) Indem dringenden Wunsche, auch nicht eine Stunde in dieser Angelegenheit unbe nutzt vorübergehen zu lassen, bestieg ich meinen kleinen Wagen und bat John, mich zu Tally Watkins zu begleiten. Mei nen Vater konnte ich nirgends erspähen, aber ich hinterließ die Bestellung, daß ich nach Hause gefahren sei und Jzhn mit mir genommen habe. Es war überra schend, von welchem Mutbe, ja welcher Kühnheit ich mich beseelt suhlte, jetzt, da ich einen Andern zur Seite hatte, für den ich denken und handeln mußte. Bald hatten wir die Wittwe Tally Wat tins erreicht. Es war ein armseliger Wohnort, kahler nnd dürstiger, als ich ihn mir vorgestellt. Doch ich erinnerte mich der Martern, welche Cally's übertriebene Reinlichkeit mir in den Tagen meiner Kindheit auserlegt hatte, wie in der Zeit, da sie meine Wärterin gewesen, es ein ste tes Waschen und Bürsten war, dem ich mich am liebsten entzogen häkte. Bei der Erinnerung an diese große Sauberkeit faßte ich Hoffnung, daß John dennoch ein ihm passendes Unterkommer finden würde. Tally saß in der Küche, dürstig, doch sauber angezogen und sehr niedergeschla gen. Sie besserte eine alte Jacke aus, welche B-ll gelragen, bis der stattliche, rolhs Nock ihre Stelle eingenommen, und sie nun auf Jem, ihren zweiten Sohn übergegangen war. Aber Bill beschäf tigte unaufhörlich das Herz der armen Mutter sie konnte nichts um ihn thun als um ihn weinen und „Bonaparty" ver wünschen. Jbr Sinn war davon so erfüllt, daß sie in dem jungen, kräftigen Arbeitsmann, John Halifax, nicht den halbverhungerten Knaben wiederzuerkennen schien, den sie vor einigen Monaten in der Straße so hart angelassen halte. Sie willigte so gleich ein, ihn als Miether bei sich auszu nehmen, obgleich sie mich verwundert an starrte, als ich ihn „meinen Freund" nannte. So wurde der Handel schnell abge schlossen, erst zwischen uns Allen zusammen und dann zwischen Tally und mir allein, während John sich seine Kammer besah. Ich wußte, ich konnte Tally vertrauen, und ich freute mich, die arme, alte Frau auf diese Wesse zugleich unterstützen zu können. Sie versprach mir, daß sie John Alles „extra-eomfortable" machen werde, und daß sie mein Geheimniß treu wahren wolle. Als er wieder zu uns kam, war sie nicht nur höflich, jondern sogar freund lich zu ihm. Sie sagte, es würde ihr eine wahrhaste Freude sein, wieder einen jun gen, kräftigen Burschen in Bill's Zimmer zu wissen und ihn kommen und gehen zu seben, gerade als wenn ihr Herzen-junge noch im Hause sei- Ich fühlte mich über diesen Vergleich fast gekränkt, doch John zachle nur- Und ich hoffe, Ihr werdet mir ab und zu eine Handreichung thun, oder seid Ihr zu vornehm dazu? Ganz gewiß nicht, antwortete John Halifax freundlich. Ehe wir das Haus verließen, wünschte ich seine Stube zu sehen; er trug mich d.e Tieppehinauf und wir setzten unsßcide auf dasßett, welches einst dem armen Bill ge hört hatte. Es war nur eine dürftige Lager stätte, in einem Strohsack, einer wollenen Decke darüber und einer eben solchen zum Zudecken bestehend. Tie beiden Betttü cher, welche ich Jael abpreßte, waren für lange Zeit die einzigen, welche John be saß. Die Bodenkammer war niedlig und klein, doch Jobn blickte umher mit dem Stolze eines Besitzers. Hier werde ich so glücklich wie ein Kö nig sein! rief er mit strahlendem Lächeln. Kommen Sie nur zum Fenster her, um diesen hübschen Blick zu sehen, Phineas! li, das Fenster gewährte einen großen Vortheil; hindurchsteigend, konnte man aus das Dach gelangen, und von dort aus hatte man die weiteste, prächtigste Aus sicht. Vor sich die Stadt mit der alter tbümlichen Abtei, jenseit davon breite Strecken grüner Wiesen und Wälder so weit das Auge reichte; zur Rechten der große Weidenplatz mit den Viehheerden, der glitzernde Fluß sich daran vorbei ichlängelnd, und weiterbin hü' sche Dörfer bis das Land in der Ferne von den blauen Bergen begrenzt wrrde; das Ganze bildete eine Landschaft, die in ihrem steten Wech sel, ihrer stillen Schönheit einen unaus sprechlich friedlichen Reiz an sich trug und aus die zu blicken Herz und Seele ebenso veredeln konnte, wie das Lesen guier Bü cher. Gefällt Ihnen Ihr „Schloß", John? fragte ick, sein leuchtendes Antlitz betrach tend. Sagt es Ihnen zu? Das wollte ich meinen! rief er mit ju belndem Entzücken. Und so war auch ich glücklich. Kleine, liebe Dachstube, dem Himmel so nahe, so nah, daß zu Zeiten der Regen durchtrüpselte oder die Sonne ihre sengen den Strahlen so helß auf das Blechoach brennen ließ, daß es einem Glühofen glich während im Winter der Schnee sich so hoch anhäufte, daß er das einzige kleine Fenster verfinsterte. Und dennoch, wie glücklich sind wir in vcm engen, dürftigen Raum: gewesen, wie oft haben wir in späteren Tagen seiner sogern gedacht. Viertes Kapitel. Der Winter traf früh ein in diesem Jahre. Für mich war es eine lange, traurige Zeit, leivensvollcr noch als schon gewöhn lich die Wnter für mich zu sein pflegten. In mein Zimmer gebannt, das ich nicht einmal verließ, sah ich Niemand als mei nen Vater, Doktor Jessop und Jael. End lich faßte ich den Much, den Ersteren zu bitten, John Halifax zu mir kommen zu lassen. Aus welchem Grunde verlangst Du nach dem Knaben, Phineas? Ich möchte ihn nur einmal wiedersehen. Thorheit! Ein Bursche aus der Loh gerberei ist keine passende Gesellschaft sür Dich. Laß ihn ruhig sür sich, da wird er sich ganz gut befinden, wenn Du nicht ver suchst, ihn üoer seine richtige Stellung zu erheben. John Halifax über seinen Stand hin aus erheben! Ich war vollkommen mit meinem Vater einverstanden, daß dies un möglich sei, doch unsere Ansichten waren sehr verschieden über den Begriff' dieser richtigen Stellung. In der Befürchtung, ich könne ihm statt Güte Schaven bringen, wohl wissend, daß seine ganze Zukunft von seines Herrn Gunst abhing, kieß ich mich auf keinen Streit ein und unterdrückte meinen heißen Wunsch, ihn wiederzusehen. Nur bei jeder sich darbietenden Gelegen heit und ach, es waren ihrer wenige schickte ich John ein k.eines Briefchen, sorg sam mit Druckschrift geschrieben, die er wie ich wußte, lesen konnte; auch Bücher fügte ich bei, aus denen er im Stande war, sich selbst zu unterrichten. Dann wartete ich sehnsuchtsvoll, aber geduldig, aus den Frühling, wo ich ja John, ohne nutzlose Anstrengungen zu machen, wiedersehen würde. Ich kannte ihn zu gut in seiner strengen Rechtlichkeit, war selbst zubcsorgt sür seine Ehre, als daß ich gewünscht oder versucht hätte, ihn durchdringendes Bitten oder gar durch List rn ein Haus zu bringen, -in welchem er nickt willkommen war, ob gleich es das HauS meines eigenen Va ters war. An einem Februartage, als der starke Frost endlich nachgelassen und warme, strömende Rsgenfluthen die ungeheuren Sckneemassen schon halb geschmolzen bal len, als die Sonne kräftig und lieblich schien, faßte mich die Sehnsucht, einmal in's Freie zu gehen, mich zu überzeugen, ob wohl der Lenz bald kommen würde. So schlich ich in das Wohnzimmer hinun ter uud von dort in den Garten. Jael schalt über dieses Thun, aber mein Vater sprach in seiner barschen Weise seine Billi gung aus. Mein armer, lieber Bater! Er war fest überzeugt, die Menschen brauchten nicht krank zu sein, wenn sie nicht wollten, und auch ich könnte mehr leisten, wenn ich den rechten Willen dazu hätte. An diesem Tage fühlte ich mich beson ders wohl und kräftig. Es war so enl- zückend, wieder den grünen Nasenteppich zu sehen, welchen der Schnee so lange be deckt hatte, so stärkend und erquickend, die frische, milde Luft zu athmen und, von der dichten Tarushecke geschützt, im Tonnen scheine auf und ab zu wandeln. Die er sten Schneeglöckchen waren schon der Erde entkeimt, die kleinen, weißen Blumen standen so kerzengrade und in Reih und Glied, wie ein Regiment Soldaten. Bei diesem militärischen Vergleiche ge dachte ich plötzlich des armen Bill Wat kins, der, nachdem er bei der Schlacht von Main im letzten Dezember gefangen ge nommen wurde, von den Franzosen als Spion erschossen worden war. Armer, frischer, rothwangiger Bill, ob es nun nicht besser gewesen, wenn er seiner, frei lich ruhmlosen, doch auch ungefährlichen Lebensbeschäfligung treu geblieben wäre? Ich fragte Jacl, die unweit von mir Wintcrkokl abschnitt, ob sie Tally Watkins in letzter Zeit gesehen habe und wie diese ihren schweren Kummer trüge? Sie ist nicht reich genug, um die Hände in den Schoost zu legen und dem Grame nachzuhängen, außer Jem und den drei Kleinen, die Alle satt gemacht sein wollen, lebt da noch ein solcher, starker Bursche in dem Hause, der gewist doppelt so viel braucht, als er bezahlt, entgegnete Jael brummend. Ruhig „ahm ich den Stich hin; ich wußte, daß mein Vater in der letzten Zeit John's Lohn erhöht hatte, wußte daß vie ler jetzt mehr Mierhzins zahlte, und wen ich zu diesem och eine Thatsache nahm, welche freilich mein nnd Sally's Geheim niß blieb, so fühlte ich mich vollkommen beruhigt in der Gewißheit, daß John Ha lifax der armen Wittwe nicht nur keine Last, sondern eher eine Hülse war. So ließ ich Jael schelten und zanken, ohne ihr zu wicdersprcchen. Was sür kleine kühnen Dinger diese Schneeglöckchen sind, sich jetzt schön an die Luft zu wagen; halt, Jael! halt, Ihr werdet sie zertreten! ricf ich ängstlich. Doch meine Warnung kam zu spät, denn unter ihrem Hackenschuhe lagen die zarten, weißen Köpfchen gcknickr am Bo den, ja Jael war nahe daran, mich umzu wersen, als sie hastig zurückfuhr und in großer Bestürzung ausrief: Phineas, sieh dort jenen feinen, jungen Herrn den Garten entlangkommen, und ch stehe h er in meinem befleckten Kleide, idie Schürze voller Kohlköpfe. Je näher der „feine Herr" kam, desto unruhiger wurde Jael. Ich lächelte nur denn trotz der großen Umwandlung kostete es mlchdoch nicht die geringsteMühe John Halifax zu erkennen. Er trug einen vollkommen neuen An zug, der, wenn auch nur schlicht, doch so hübsch und anständig war, daß jeder junge schmucke Lehrling ihn mit Freuden getra gen haben würde. Die Kleider paßten gut zu scinerGestalt, die größer, fester und biegsamer geworden war. Um den Hals schloß eine grobe, aber weiße Hemdkrause und darüber fielen die sorgfältig gebürsteien, heilen Locken seines hübschen, reichen Haares. Sehr leicht konnte ihn Jael, scwie jeder Andere („aus Irrthum," wie sie schneidend jagte) sür einen „Herrn" halten. Sic sah äußerst unwillig aus, als sie ihren „Irrthum" demerkie, und fragte barsch, wos er hier wolle? Abel Fletscher schickt mich mit einer Bestellung. Heraus damit! Halte Phineas nicht auf durch Sprechen, Du bist kein passen der Gefährte für ihn, und sein Vater würde es gewiß nicht dulden, wenn Tu länger als nöihiz hier verweilst! Jael! Ries ich voller Empörung. John Halifax sprach kein Wort, doch seine Wange brannte in dunkler Gluth. Ich nahm seine Hand in die meine und jagte ihm, wie herzlich ich mich freute, ihn endlich einmal wiederzusehen doch ich glaube, er Hörle mich kaum. Abel Fleischer sendet mich her begann er dann mit fester Stimme um mit Phineas einen Spaziergang'zu machen; wenn er gegen meine Geiellschaft etwas einzuwenden hat, so mag er's frei heraus sagen. John wandte sich zu mi-, doch der Aus druck meines Gesichtes mußte ihn vollkom men befriedigen. Jael fühlte ihre Niedeilaze und schickte sich an, den Ruckzug anzuttelen; in ihrem Zorne verlor sie wieder die Hälfte der Kohlköpfe. John las sie auf und gab sie lbr zurück, doch stall des Dankes, mußte er noch einen Angriff erdulden. Tu bist ja mächtig höflich geworden, seil Du.die neuen Kleioer trägst; aber das ist mir ganz einerlei. Und das Eine ra th: rch Dir, laß nicht wieder den Karren mit den Fellen vor den Fenstern des Hau ses stehen! Ich fahre den Karren nicht mehr war seine kurze Erwiederung. Nicht? Wie kommt das, John? fragte ich eifrig, fürchtend, ich könne etwas Schlimmes hören. Ich habe diesen Winter mit Hülfe Ihrer Bücher lesen und rechnen gelernt, das hat Ihr Vater zufällig entdeckt uud nun mein! er, solle ich umhergehen, um statt der Felle die Gelder einzusammeln; diese Stelle hat mehr Einkommen unv sie ge fällt mir besser. Nun wissen Sie Alles, Phineas. Mehr als seine Worte sagte seinAntlitz, das vor Glück und Stolz strahlte. Und er hatte Ursache, sroh zu sein; es war ein großer Schritt vorwärts. Mein Vater muß viel Vertrauen in Sie setzen, John sagte ich endlich, denn ich wußte ja, wie sehr eigen und vorsichtig er in der Wahl jener Treuer war, welche die Rechnungen austrugen und das Geld ein nahmen. Tas ist's ja, gerade das macht mich so glücklich. Er ist überhaupt sehr gütig mit mir, Phineas, und hat mir heute einen freien Tag gegeben, um mit Ihnen aus zugehen. Ist das nicht prächtig? Herrlich, John'. Wie vergnügt wir sein werden! Fast fühle ich mich kräftig genug, einen Spaziergang zu unternehmen. Denn es war wunderbar, schon die Nähe meines Freundes gab mir neuen Lebensmuth und Freudigkeit, schon sein Anblick war für mich so erscsschend, wie des Frühlings Kommen. Wohin ribten wir uiisersSchrit!e?sragte er mich, als wir bald darauf ausbrachen und er meinen Wagen sorglich durch die Straßen lenkte. Ich denke nach der Mythe. Tic Mythe war ein kleiner Berg, eine Strecke vor der Stadt liegend, aus dem der Squire Brilhvood sich ein schönes Haus gebaut halte. Ganz gut, und aus dem Wege dahin werden Sie die hohen Wassermassen seben ein großartiger Anblick! Ter Fluß ist immer noch im Steigen begriffen, wie ich höre. Aus dem Hose der Lohgerberei werfen sie als Schutz einen Tamm aus. Welch: Höhe erreicht hier das Wasser ge wohnlich, Phineas? Ich weiß es nicht genau anzugeben. Aber sehen Sie doch nicht so ernsthaft und bedenklich aus, wir wollen ja heute recht froh zusammen sein! Und so geschah' es. Für mich hatte dieses Herumschwcifen etwas En'zuckendeS. > Es war so schön, die warmen Sonnen strahlen zu fühlen und herrlich fand ich es,! am anderen Ende der Stadt auf der Brücke zu weilen und die srsschs Luft ein znathmen, welche von den bokrn Wasser- Massen ausstieg, oder ihr lanles Rauschen, zu hören, wie sie mit Brauten und Zischen' mächtigen Wasserfällen gleich über die Schleusten stürzten. - Ihr langsamer, trüber Avon ist in ei nen großen, breiten Strom verwandelt. Wie hoch der weiße Schaum emporsprüht, und wie die Wellen sich kräuseln und wo gen. Und schauen Sie dort hin, der ganze Weideplatz steht unter Wasser; wie die Sonne darauf tanzt und funkelt! John, Sie scheinen alles Schöne gern zu betrachten uns-lich daran zu erfreuen? Ob ich es gern thue! rief er aus vol lem Herzen, unv auch das incmige hob sich bei seiner Freude höher. Sie können es sich kaum denken, Phi neas, wie großartig die Aussicht von mein nem Fenster jetzt ist; seit acht Tagen beob achte rch das Wachsen des Wassers; jede- Morgen scheint es sich einen neuen Kanal gebildet zu haben; sehen Sie jenen bei dem Weidenbaume, wie wild er dahinftürzt! O, wir Bewohner von Norton Bury sind an Ueberschwemmllngen gewöhnt. 'Aüaren sie bedenklicher Art? Tie sind es gewesen, aber nicht zu mei ner Zeil. Doch nun, John, erzählen s m>r, wie Sie diesen Winter verlebt haben? Es war ein kurzer und einfacher Be richt: Harte Arbeit den ganzen Tag über vom, Montag bis zum Sonntag dem einzi gen Ruhetag so angestrengte Arbeit, daß für Abend - und Nachtzeit kein weiteres Schaffen möglich war, weil der feste, traumlose Schlaf der Jugend die müden Augen schloß, und den erschöpften Gliedern die Kraft brachte, am nächsten Morgen dies schwere Tagewerk wieder zu beginnen. Wie aber fanden Sie Zeit, lesen und rechnen zu lernen? Gewöhnlich, wenn ich die stille Land straße entlang fuhr, und hier gab es doch auch einige müßige Augenblicke; und dann hatte ich die Sonntag-Nachmittage. Ich glaubte nicht, eine Sünde zu begehen, wenn ich Ganz gewiß nicht, John sagte ich entschieden. Welche Bücher haben Sie gelesen? Alle, die Sie mir schickten: Des Pil gers Fortschritt, Robinson Erusoe und Tausend und Ene Nacht. O, das war wunderschön! rief er mit glänzenden Au gen. Weiler keine? Auch das eine Buch, welches Sie mir zu Weihnachten schenkten. Ich lifo sehr viel darin. Mir gefiel der Ton ruhiger Ehrerbie tung, in dem er jetzt sprach. Ich freute mich, daß er es eingestand, ja, daß er nicht beschämt war, es einzugestehen, er lese sehr viel" in dem von einem Knaben sel ten gelesenen Bache die Bibel. Doch darüber sprachen wir nicht weiter; ich that keine secnerenFragen an ihn, die mir nach diesem Geständniß unnöthig schienen. Und können Sie nun ganz leicht und geläufig lesen, John? Das macht sich schon; aber Sie lesen wohl sehr viel, Phineas? Ich hörte Ih ren Vater einmal sagen, daß Sie sehr liug und fleißig wären. Bitte, erzählen Sie mir, was Sie Alles wissen! Ach Thorheit! Doch bat er so dringend, daß ick ihm willfahrte. Obgleich das Vcrzeichniß meiner Kenntnisse nur kurz war, so hätte ich fast gewünscht, es möchte noch kürzer sein, als ich John's bestürztes Gesicht sab. Und ich ich kann nur gerade lesen, und dabei werde ich nächstens fünfzehn Jahre! Der Ausdruck vou Beschämung, schmerz, ja Verzweiflung, welcher in sei ner Stimme bebte, traf mich mitten in's Herz. Es ist doch wahrlich nicht Ihre Schuld, John, deshalb grämen Sie sich nicht! sagte ich beschwichtigend, indem ich meine schwache, unbrauchbare Hand auf seine kräfiige Rechte legte. Woher sollten Sie die Zeit zum Lernen nehmen, da Sie von Kindheit an gezwungen waren, so schwere, anstrengende Arbeit zu thun. Aber ich muß ich muß dennoch Vie les lernen! Das sollen Sie auch; das Wenige, was ich weiß, will ich Sie auch lehren! O, Phineas! Ein Blick seiner glänzenden, jetzt thrä nenfeuchten Augen ruhte auf mir —dann wandle er sich hastig ab und schritt über den Weg. Bald kam er zurück, mit einem schlanken, geraden Zweige in der Hand, den er von einer wilden Rosenhecke ge schnitten halte. Sie haben doch eine Rosen-Gerts gern, Phineas? Warten Sie ein Wenig, bis ich die Dornen entfernt! Still ging er neben mir ber, mit sei nem Taichcnmester an dem Zweige schnei dend. Auch ich schwieg, aber ich schaute nach seinem Antlitz, das mir ur im Pro fil zugewendet war. Nicht nur damals, sondern beinahe immer konnte ich seine Gedanken aus dem Ausdruck seines Mun des errathen; nirgends sprachen sich seine Empfindungen besser aus, als um diesen Mund, mit den sestgeschiossenen Lippen, der so vielsagend war und zuweilen einen so und. schreiblich lieblichen Ausdruck halte. Letzterer umschwebte ihn jetzt, und daran Mannte ick, daß John sich in dieser Stunde glücklich fühlte. Wir hatten ten Fuß des Hügels er reicht. David sagte ich (denn ich hatte die Gewohnheit, ihn oft so zu nennen, und seit er oie schöne Erzählung in der Bibel gelesen, schien er den Namen zn verstehen und zu lieben) David, ich glaube nicht, daß ich den Berg ersteigen kann. Ja, Sie müssen es ich werde Sie kräfiig unterstützen, und an der steilen Stelle trage ich Sie. Es ist so schön oben, besonders wenn die Sonne unter geht, und Sie haben gewiß sehr lange keinen Sonnenuntergang im Freien gese hen. Das war die Wahrheit, und so ließ ich Jobn gewähren, ihn, der meines Lebens Sonnenstrahl war. Bald standen wir aus dem Gipfel des steilen Erdwalles, von dem man nicht wußte, ob es ein durch die Natur gebildeter Berg sei, oder einer je ner Ruinen, deren es viele in dieser Ge gend gab und die aus den Zeilen der Rö mer herstammen sollten. Dicht unter demselben, am Fuße eines steilen Abhan ges, floß die Levern; sie war schon hier breit und tief, aber sie wurde es immer mehr, wie sie sich durch eine weite Ebene j dabinjchlängelte, den blauen Bergen zu, ! welche sich am fernen Horizonte hinzogen- i Die Levern gewährte hier einen schönen Anblick, nicht großartig oder überwälti gend, aber dennoch schön; sie war ein ru higer, anmuthizer und doch kräftiger Fluß, der langsam und sicher durch das Land strömte und gleich dem Leben eines guten, tüchtigen Menschen Segensbrachte, wohin er kam. Ich fragte John, ob er die Seoern noch immer so liebte, und er bejahte es aus voller Seele - Was ist das? rief er plötzlich, indem er mich auf eine Erscheinung aufmerksam machte, die ich nicht oft auf unserem Flusse gesehen. In der Mitte des Stromes thüemte sich eine Wassermasse von drei bis vier Fuß Höhe wie eine Mauer aus. Es ist das „Schwellen," wie man hier f zu Lande sagt. Ich habe es schon zuwei- ten an der Severn geiehen, wenn die jee- i wärts fließende, rechende Strömung mit i oec Springsluth zusammentrifft. Welche Fülle von Schaum es bildet, wie es sprüht und lobt gleich einen wildem Eber! ' Es wird auch oft der Fluß-Ever genannt ! Aber es ist ja doch nur eine große Welle. Groß und mächtig, um ein Boot zu verschlingen. Während ich noch sprach, sah ich zu meinen Entsetzen, daß sich wirklich ein f Boot auf dem Wasser befand, in welchem i zwei Männer sich vergeblich bemühten, der herannahenden Flnth auszuweichen. Es kann ihnen nicht glücken sie wer den ertrinken! O, John! Ries ich ver zweiflungsvoll. Er war schon von meiner Seile fort, und sich an Ginsterhüschcu und Gras ent lang helfend, kietterie er den steilen Ab hang zum Rande des Flusses hinab. Es war ein ichrecklicher Augenblick, mir stand der Athem still. Tie Zluth wälzte! sich langsam vorwätts, wobei sieden ruhi gen, klaren Fluß in einen Strudel und Wirbel kämpfender Strömungen verwan delte, durch die kein Boot sich retten konnte, am wenigsten dieser kleine Nachen mit seinem schwankenden Segel. In dem Boole befand sich ein junger Mann, Ri chard Brithwood, der mir bekannt war, und ein fremder Herr. Sie arbeiteten mit allen ihren Kräften und es gelang ih nen wirklich, aus der Mitte des Stromes, doch nicht nahe genug an's Land zu kom men; es trennte sie nur noch eine kurze Strecke von dem „Fluß-Eber". schwimmt doch! hörte ich Einen dem Anderen zurufen, aber Schwimmen würoe sie in diejem Falle nicht gerettet baden. Holla! rief John mit aller Macht sei ner kräftigen Stimme werfen Sie mir das Tau zu und ich will Sie an das Land ziehen! Es war ungeheure Arbeit, es schauderte mir, ihn bis über die Kniee im Wasser za sehen doch seineMühe fand ihrcnLobn. Beide Herren sprangen gerettet an das Ufer. Tllr jüngere machte verzweifelte - Anstrengungen, auch sein Boot zu retten, aber dies war unmöglich. Schon hatte ! der Strudel es eifaßt, das Tau zerriß wie ein Spinngewebe, das schmucke weiße : Segel wurde in's Wasser geschleift, kam noch einmal auf die Oberfläche und flat terte zersetzt umher dann verschlang die Tiefe Alles. Mein schönes Boot! rief der junge Mann bedauernd. Ein schwerer Verlust, im Vergleiche da zu, daß wir unser Leben bätten einbüßen können, sagte der 'Andere mit scharfem, sarkastischem Tone. Es war ein kränklich aussehender Herr in schon vorgerückten Jahren, in tiefe Trauer gekleidet, dem das Leben gerade keine besonders ange nehme Sache zu fein schien, obwohl er, nach seinen Worten zu schließen, dennoch Werth daraus legte. Beide begannen, den Hügel zu erllim ! men, ohne John Halifar weiter zu beach ten. Plötzlich wandte sich der ältere Herr mit der Frage um: Wer aber zog uns an's Land? Wa ren Sie eS, mein junger Freund? John, der seine mit Wasser gefüllten Stieseln leerte, erwiderte ruhig: Vermuthlich war ich es. Wie viel verdanken wir Ihnen? Nicht mehr, als eiu Kronenthaler be zahlen wird, sagte der junge Brllhwood. Ich kenne den Burschen, Vetter March, ec arbeitet in Ab-lFletscher's Lohgerberei. Unsinn! entgegnete Herr March, wäh renv er John mit einem gütigen, halb kummervollenßlick betrachtete. Unmöglich! wiederholte er noch einmal, dann fuhr er fort: Junger Mann, ich bitte Sie mir zu sagen, wem ich so tief verpflichtet bin? Mein Name ist John Halifar. Gut, aber was sind Sie? Herrßrithwood hat es schon gesagt; er kennt mich, ich bin in Abel Fletscber's Lohgerberei beschäftigt. Diese Antwort schien den Fragenden nicht nur zu überraschen, sondern auch zu enttäuschen. Er wandte sich ab, als habe er seiner Würde etwas vergeben. Ich sagte es ihnen ja, Vetter, rief Ri chard Brithwood lachend. Er maß John vom Kops bis zu den Füßen. Heisa, mein Junge, Du hast Dich herausgemacht und Deine schmutzige Jacke mit einem bes seren Rocke vertauscht, aber trotzdem er kenne ich Dich als denselben Burschen, welcher den Karren mit den Zellen führte, und den ich einmal beinahe überfuhr ja ich habe ein gutes Gedächtniß. Ich auch! rief John heftig, fast dro hend. Des jungen Mannes Lachen klang noch beleidigender, endlich mäßigte er sich und sagte: j Wohl, Du haft mir für einen schlechten Dienst einen guten erwiesen da, hier ist ein Goldstück dafür. Er warf es ihm zu, doch John ließ es ruhig zur Erde fal len und dort liegen. Nicht doch, Richard! Ries der ältere l Herr verweisend, der trotz Allem ein fei ! "er, gebildeter Mann war. Er stand in tiefen sinnen da, dem Anscheine nach von den widcrstreitendsten Gefühlen nnd Ab sichten beherrscht. Endlich sagte er zu John Halifax: Mein guter Freund, nimmer werde ich Ihre und den mir geleisteten Dienst vergeffen. Es würde mich freuen, wenn ich jemals elwas sür sie thun tonnte; bis dahin nehmen Sie diese Kleinigkeit als einen Beweis meiner Dankbarkeit! Bei diesen Worten ließer etwas inJohn's Hand gleiten. Mir einer Verbeugung gab John daS Geld zurück. Der Fremde blickte ibn verwundert an.' Noch ein freundliches Drängen seinerseits, dem eine bescheidene, aber feste Weige rung entgegentrat, dann steckte er die Gokdllüche in seine Tasche, während sein Blick unverwandt an Johii's stolzem, glü bendem Antliy und seiner schlanken, kräf tigen Gesteck: hing. Wie alt >ind Sie? fragte er endlich. Fünfzehn Jahre werde ich nächstens. Ein Seufzer, der, wie es nur schien, durch eine Erinnerung, eine Aehnlichkeik hervorgerufen wurde denn er schaute mit zu großem Interesse auf John hob die Brust des Fremden; dann schickte er sich zum Gehen an, kehrte aber noch ein mal um und sagte: Ich heiße Mirch-Henry March; wenn ich Ihnen jemals einen Dienst Ich danke Ihnen, mein Herr! Guten Morgen! erwiderte John. Leben Sie wohl! M schien es, als wollte er John seine Hand reichen, doch entweder sah es dieser nicht oder er wollte es nicht bemerken. So gingen die beiden Herren von bannen; doch ans dem Gipset des Hügels ichaule der Fremde sich noch einmal nach John um; dann entschwanden sie unseren Blik ken. Gut, daß sie fort sind, jetzt wollen wir es uns behaglich machen. John warf sich j meber an meiner Seite, rang seine nassen I trumpfe aus und lachte über meine I Angst, daß er sich erkälten könne, und über meine Empörung über Richard Brith wood's Betragen. Ich saß dicht in mei ne Mantel gewickelt und sah ihm zu, wie er mit der Ruthe, welche er von der Hecke geschnitten, allerlei Kreise in den Sand zeichnete. Plötzlich erfaßte mich eine lichte Idee. Geben Sie mir den Stecken, Jchu, Sie sollen setzt die erste Schrcibcslnnde haben! So zeichnete ich ihm in dem weichen Kiesboden die Buchstaben des Alphabete-Z vor, lehrte ihn sie nachzubilden und an einander zu reihen. Er lernte schnell so schnell, daß sehr bald das schlichte Schreibebuch, welches Mutter Natur uns freundlichst zu unseren Uebungen kiel), in allen Richtungen hin mit „I, O, H, N John" bedeckt war. Bravo! Ries er fröhlich, als wir uns aus dem Heimwege befanden, indem er seine Riesenfeder ichwang, die ihm so gute Dienste geleistet: Bravo! Heute habe ich etwas gelernt! Als wir die Brücke, welche über den Avon sührte, erreichten, standen wir still, das Walser zu betrack ten; es war selbst in dieser kurzen Zeit beträchtlich gestiegen; wieder halten sich neue Kanäle gebildet und stürzten brau end dahin. Tie Macht des entiesselreu Elementes bot einen ge ! waliigcn Anblick. Ein alterWeidenbaum, unter dessen Schatten ich oft gesessen und ! das Kommen der ersten Wiesenblumen de- I lau'cht hatte, stand jetzt inmitten eines > reißenden breiten Stromes. Tie Flutben rauschten heran, dämmen sich unwilliz über das Hinderniß, welches die großen, gewaltigen Wurzeln ibnen in den Wez stellten und waren eifrig bemüht, es zu be . fettigen. Es war leicht ersichtlich, daß > wenn das Wasser nicht sie!, in einigen l Stunden nichts mehr von dem alten, schö ! ncn Baume übrig sein werde. Dieser Anblick gefällt mir doch nicht, I sagte Jobn nachdenklich, während sein scbarses Auge den Laus des Flusses und die Lage der Hauier und Werften am User überschaute. War das Wasser ickon in . früheren Zeiten so bcch, Pbmeas? Ich dächte dock, ich hätte es schon so ge sehen. Kein Bewohner von Norton Bury ängstigt sich darum. Mein Vater sagt, es tomme vom tchncllen Schmelzen der ge- wältigen Schnecmassen, nnd er muß es i wissen, denn da feine Lohgcrlcrei dem Flusse so nahe liegt, bat er Gelegenheit - genug gehabt, Erfahrungen darüber zn sammeln. An das GeHöst dachte ich gerade, crwi i derte John ernst. Doch wir wollen hin ' eingehen, es wird zu kalt sur Sie. j Er bracht: mich sicher bis zu meiner i Hausthür, an der wir freundlich, nein, herzlich von einander schieden. Wann kommen Sie wieder, John? Sobald mich Ihr Vater schickt. Also fühlte auch er, daß unser Umganz sich daraus beschränken müsse. Keiner Heimlichkeit, keiner Ausvringlichkeit selbst nicht um der Freundschaft willen i war John Halifax sähig. Mein Vater kum an diesem Abende spät nach Hause; er sah crmüdet und sor genvoll aus. Anstalt zu Bette zu gehen, ! setzte er sich mit seiner Pfeife am Kamine nieder. Ist der Fluß noch immer im Steigen, Vater? kann er der Lohgerbei Schaden zufügen?