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Stadt Baltimore. Wöchentliche Versammlung des lsxetutiv-Comite's dcr „Baltimo rcr Schützen Gesellschaft." Das bevorstehende erste grofte Bun dcsfcst. Je näher wir dem Sommer nnd dem Bun desseste, das uns derselbe im Monate August bringen wird, kommen, desto lebendiger wird es in den Kreisen dcr Schützen nnd ihrer nach vielen Tausenden zählenden Freunde. Man ist entschlossen, nicht nur Baltimore's Gast frcuiidschast in weit und breit bekannter Weise auf's Neue zu bekunden, sondern auch allen Theiliiehmern von hier und auswärts ein Fest zu bereiten, das als eine glänzende Episode im Schützcnlcben Amerika'S bei Allen lange in der Erinnerung fortleben wird. Mehr oder weniger absorbiren zur Zeit die Vorbereitun gen zum Feste die Thätigkeit der GcscU'chasl nnd besonders dcr mit der Leitung des Gan. zeit betrauten Ober- und Unter-Eomite'n. Vereinigten Bestrebungen, zu denen auch das große Publikum aufmunternd seine Hand liieret, wird es ohne Zweifel gelingen, Das zu schaffen, was versprochen wird: ein glänzen de?, großes und schönes nationales Bundcs fest. Das Exekutiv Comite unterzeichnete in sei ner Freitags Sitzung im Heiderich'ichcn Lo kale den Eontrakl zum Baue der Schießhalle, welche von den HH. Gisset K Decker siir die Summe von K 3500 errichtet werden wird. Der Bau wird unter Aussicht dcr Architekten HH. Lupus sc Nobq geleitet und ausgeführt werden. Ter Eonträkl bezieht sich lediglich aus die Errichtung des Gebäudes selbst, ohne Scheiben, Schießstände und sonstiges Inven tar und Utensilien einzuschließen. Es wird, um alle Arrangements des für die Schützen so wichtigen Ereignisses in die Hände bewähr ter und umsichtiger Männer zu legen, ein Musik- und Vergiiügu'.igö Comite, ein Tcko ratioiis-Eomitc, ein Comite für Anschaffung dcr Buiidesfahne, sowie ein Quarticr-Comite ernannt werden. Die Comtte'n werden aus >e 5 Mitgliedern bestehen. Tie Beschlüsse des Bcreius der Maryländcr vandwirttte. Der Verein der Marytänder Landwirihe, welcher Donnerstag in der „Mcchanics-Halle" tagte, nahm folgende Beschlüsse an: „Beschlossen, daß dcr 'Ackerbau, das älteste Geschäft, die Quelle dcr Civilisation, die Ba sis aller Gewerbe und Bcrufsarten, das neu trale Gebiet, von welchem alle politischen und anderen Zwistigkciten verbannt sind, und auf welchem alle Menschen in Frieden und Brü derlichkeil wirken können, sich keiner Anma> Bung schuldig macht, wenn er von Seilen dcr Staatsmänner, Gesetzgeber und des Volkes überhaupt die größte Beachtung fordert; „daß die Zeil herangekommen ist, in wel cher dcr Ackerban nicht länger untergeordnet werden kann, sondern eine Stellung einnch men und wahren wird, die neben keinem Ge Ichiifte oder Berufe an Wichtigkeit, Würde und Einfluß zurückstehen wird; daß, um eine solche Stellung zu erlangen, es nur für die Ackerbauer nothwendig ist, die Prinzipien der Vereinigung und Corporation sich anzueig nen, und daß deshalb unsere Hanptsorgfall dahin gehen sollte, eine systematische und durchgängige Vereinigung Aller, welche sich um die Interessen des Ackerbaues kümmern, zu erzielen; „daß zu dem Zwecke, eine solche Coopera tion und Cryslalllsirung herbeizuführen, und derselben Richtung und Zweck anzuweisen, eine Central - Organisation gegründet und ausrecht erhalten werden muß, durch welche lokale Vereine sich gegenseitig consultiren können; „deshalb wird serner beschlossen, daß wir in dcr Ltiite Tirrwulturül null slltiltioii, welche ihr Bürcan in der Handel" ineiropolc des Staates hat, einen Verein be sitzen, der sähig ist, mit dcr thäligen Unter stützung, welche er verdient, diesem Bedürf nisse zn entsprechen, nnd wir wollen deshalb nach unseren besten Kräften den besagten Ver. ein nliterstüven, indem wir die Zahl seiner Mitglieder vermehren und seine Interessen fördern; „daß die Wichtigkeit lokaler Ackerbau-Ver eine, welche sich häufig versammett, nicht überschätzt werden kann; „daß die erklärten Ansichten und Absichten der als „Granges" bekannten Organisatio nen, wie sie in einer Prinzipicnerklärung dcr „Nalioiial-Grange" niedergelegt sind, gänzlich denen der Ackerbau-Vereine entsprechen, und wir keinen Grund sehen, warum nicht die Ackerbauer und ihre Freunde Mitglieder von beiden sein sollten, damit die Vortheile beider Systeme vereinigt werden können und ein nützlicher Zweck durch die vereinigte Arbeit Beider erreicht werden kann; „daß wir mit Freuden die Dienste anerken nen, welche einige wenige treuen Freunde der Ackerbau - Bevölkerung in der Gesetzgebung geleistet haben, und wir bedauern, daß sie nicht zahlreicher waren, und daß den Ackerban- Jntcressen nicht die Berücksichtigung zu Theil wurde, zu denen sie berechtigt waren; „endlich wird beschlossen, daß, während die Ackerbauer 'Nichts weiter verlangen, als was sich der gesunden Vernunft eines Jeden empfiehlt, während sie keine Classcngesctzge bung wünschen, sie erklären müssen, daß ihre Interessen weder von dem Rational Con grcsse, noch von der Staatsgesetzgebung gchö rig berücksichtigt wurden." Ankunft des Dampfers „Berlin." Vielen Befürchtungen macht die erfreuliche Kunde von der Freitag 'Nachmittag erfolgten Ankunft des Dampfers „Berlin," Capr. I. Putschet', an setner Werste auf Locust Point ein Ende; bereits seit acht Tagen sah man seinem Eintreffen stündlich entgegen. Er ver ließ Bremerhaven am 17., passirie di-NeedleS um P! Uhr Nachmittags und hatte in den er sten Tagen während derßeise bei starken west lichen Winden ziemlich gutes Wetter. Vom 24. Mär; an begann stürmisches Wetter mit westlichen Winden und sehr schweren Hagcl nnd Schneebällen; die See ging immer hoch und wild aus Südost, West und Nordwest: Segel konnten mir wenig geführt werden. Still 29. März 0 Uhr Abends brach ein orkan nrttgerTturm los, der. etwa 10 Stunden an haltend, gegen lUhrMorgens etwas nachließ; die See wurde dann furchtbar hoch und wild. Das Schiff jedoch bewährte sich während der Zeit als anßerordeiitlich seetüchtig und bequem. Die Passagiere waren trotz der sehr hohen See und des schweren Arbeitens des Schiffes wohl und zufrieden. Am 3l.März unter 40 8- N. und 4l 00' W. passirte die „Berlin" mehrere hohe Eisberge und steuerte deshalb einen süd licheren Kurs, um Schiff und Passagiere nicht in Gefahr zu bringen. Am 0. April unter 40° N. und 03° W. passirte sie die Bremer Barke „Germania," die nach Baltimore bc stumm war. Bis in Sicht der Küste war das Wetter immer sehr veränderlich, größtentlicils stürmisch und die See sehr hoch. Der Dam- Pscr passirte das Eap Henry am Donnerstage 5 Minuten vor 2 Uhr Nachmittags nach einer Reisedauer von t 9 Tagen und 215 Stunden. Die Zahl der Paffagiere, die die „Berlin" brachte, ist 209, wovon 3 in derCajüte kamen; 208 Erwachsene, 41Kiiidcr und l7Säuglingc. Am 5. April wurde dem Ehepaare Eduard und Auguste Krause ans hoher See ein Sohn geboren. An, 25. März starb der 72 Jahre alte Schmied Andreas Heimbuch. In der Ca jiite kamen B. S. Ölten, Betty Ollen und Carl Wille ans Tcut'chland; im Zwischen decke der StcinhauerMichaelHeync ansPillS bnrg, Pa., der Answärter Eonstaiuin Ftcis ner aus New-Sjork, der Landwirth Friedrich Libuyky ans Baltimore, der ditto Peter Heil ans Chicago, die Kaufleute Carl Slegar mis England und Arthur Curtoes ans Frankreich und folgende andereEimvandercr, derenßeise ziel Milivaukic, Chicago, St. Louis, Eincni nati, Freemonttl, Ncn-Ulm, Oakland, Ore gon, Illinois, Hull, New-S)ork, Boston und Baltimore ist (in Baltimore wollen 109 blei ben): ln vcr Cajute B. S. O-t-n, Vctiq Ottc, Car imZwischcndecke Calha. Psördtncr, Anna Tis, Meisenhalter, Grooi, Heinrich, Barbara, Theresia und Johann Beschin. >lrnst und Marie gellaus Deutschland; Zaphaci Will und Cyrisnne veiocggcr aus Oestreich! Hciur. Juing, Friedrich Schmudde, Christe! Lichrenyah, Anua Äudüictvlczka, Thomas Muller, u. Emilie Brandl, Julia August und Gustav Äarth, und Sopgie Ca u""d Joh. Maxcin aus Teutschland! Joses Sanol! und Peier Peer aus Oestreich; Ferdinand. Cqrisline, Eva, ermann und Kriy Dich, Friedrich, Augusiinc, Au gune und Gustav Grunewald, August, 'Auguste Maria, Emma, Friedericke und Theresia Woll, The', aus" Brinkmann Anna Remingcr, Franz Rocosch, Apol'onia, luUa na, Marianna uno Veronika Fimincka, Joses Titz, Johann, Beriyu und Emma Dc'ul'schland; Wenzel, Maria, Elisabeth und Joses Müller aus Böhmen; Samuel. Colistine, Wilhetmine, Amalie, Auguste, Anna und Christine Gosmann, Joseph Ullmeser, Johann und Tjalde Schüler, Eduard Roth, Mathias Engel, Henriette und Anna Walter, Jakob Wolfs, Loicuz Schulist, Henriette Tennir, Ro jatie, Lorenz und August Kotecka, Catharine Rulc wicz mit Kind, Peter r'adonte, Franz Piwinsli, An astasia Piwinstl, Michael Tuma, Michael, Michac line und Catherine Inda, Michael Kasseia, Wilhelm Strode, Carl und Catharinc Vormwcg, Theobor Meininger, I. Fric r. Parmann,-Margarethe, Her mann, Carsten, Marie, Diedrich und Fricdr. Pur mann, Anna Mariens, G. Harm Moos, Bernhard Marie und Heinrich Herm, Heinrich Langenhorst, Jo ses Kutte, Elisabeth Weier, Anna Schad, Anna chutte und Franz Bohung aus Deutschland; Hein rich Tcherpeii aus Holland; Marie Hebt, Justine Schröder, Heinrich Wessels, Marie Hiltemann, Carl, Auguste und Auguste Battenberg, Johann Äiolher mund, Eduard u. Auguste Kraust', Friedrich, Marie und Hermann Kenth, Michael Ogrodowski und Joh. Fr. Ohr aus Deutschland; Wenzel SchmidtauSOest reich; Marie und Franz ztlcuä aus Böhmen; Joh. Aug., Juliana, Auguste, Leonore, Friedrich und Jo- Vanne Krieger, Georg Aoilenhoscr, Anna und Eor ncua SchuvinSla, Anton Wolski, Algrecht Sack lewsii und Johann Pjontkowski aus Deutschland; Mathias Böhm, Joses Judnilsch und Ursula citier aus Oestreich; August Acdamslv, Dirk, Tnntje, Hinblick, Peter. Grutje, Elina, Ricks,ina, Freerk und Arendlna Eikhofs, Georg Greger, Margarethe Frank, .. erm. Herrn. Heidt, Johanne ilter- Eatharine Schnittkcr, Bernhard Weber und M? Deutschland; Johann, Anna, zranzlska, Amalie, Franz und Oftmals Aropatsüi, A? Carl, Josef, Marie und Fran ' ?.' Aacenz Heidenrcich, FerdinandKlc- Trerler, Jose, Dostal, Joses Kublk, Joseph, Allarie und Anna Hipper und Herm. Smaidle, Gu stav Dallugc, Paul Wegenett Margarethe Schild, Johannes Hummel. Schtckery Je an Au- Lcopold Nebey Josef Andreas VrnnS, Klein, Tho- Der Dampfe/ brachte folgciide Ladung: Prior k R Piindcl Rohr4ür Mil liten k ohne, üv.nlXl Kilogramm Kieserit für A. Schumacher O Comp., ZV Kisten Bi"k für v. Pratt k Bruder, 3 Kisten Strumpswaaren für Stellmann, fallen Tuch für W. k SohnJ x Ajsftn siir Bioriy k dillo C, Gorinq, I Fast Wem für Z. Rofewaid, t Ballen die Ohio - Bahn," / siir PO Georgii. II Fässer Äein siir . Wehrhane : Comp., R. Zt., i Alst op -5 Comp., i ditto für F. Wollenwaarcn sür Gedr. HodgcS, t ditto Kauf mannswaaren für Gedr. Galt k Comp., i ditto sur Hamulo, Eafter S- Comp., 3 Ballen Leinen für ~ Ä. Gristrih k Comp., w Ballen Säcke für N. R.. l Kiste Baumwollcnwaaren sür C. R kP. H. Tmiih l Fäh Cssia für W. C. He-lop, i Kiste Kätteu sür's Marine - Departement in Washington, t Kiste Thee sür Bi. Rodson, 31153 Kiste Blech sür H. James k Comp., Ii isten und 2 Fässer Glaswaareu sür c-anby, Gtlpi k Comp., 2 Kisten Tauben für T. C. Krooms, t Packet Papier für Neoerdy Johnson; t Packet Muster siir W. Maliinkrodl K Sohn und t Kiste dttlo siir Mills; millon, Enftcr öc Com., t ditto für Armstrong, Ca tor öc Com?., t ditto für A. B. Harrison, 3 ditto für Larmour dc Comp., tt ditto für Warcotlier, de Me rolla k Comp., t ditto sür Gedr. Canfield dc Comp., 2 ditto sür Gebr. upier, t ditto sür R. Renwick k Comp., für Metzcrott ic Comp, und 1 ditto für Ankunft des englischen Dampfers „Hibcrnian." Dcr englische, zur Allan'lchen Linie gehö rige Dampfer „Hlbernian," Capt. Archer, traf Montag nach 19-tägiger Fahrt von Liverpool, das er am 25. März, über Halifax, N.-Sch., das er am 9. ds. verließ, ans seiner Werfte zu Locilst-Point ein. Er traf mehrere Hun derl Meilen weiter östlich, als gewöhnlich zu dieser Saison, Eisberge an. Der Dampfer brachte 15 Eajüten- undo2Zwischendccks-Pas sagicre; in der i. Eajütc kamen Hr. Good, W. E. und Frau Marshall und Frl. Barbuic von England, James Sturgcon, P. T. Walsh, Frl. Walsh, Frau O'Eonnor, Wm.A. Real, Frau Geo. McLean. Ges., Alice, Jessie, Wm. nnd Anna MeLeaii; in der 2. Cajllte Frau JameS Jervon von England nnd 62 im Zwischendecke, von denen 39 in Baltimore dlelbcn, 5 nach Elevcland, Ohio, 1 ach St. Paul, Minnesota, 1 nach Kassau, Minn., 4 nach Chicago, 8 nach Norfolk, 2 nach Rew- Aork und 0 nach lowa gehen; 4 Polen blei ben in Baltimore, 8 Dänen gehen nach dem Westen, 5 Teutsche nnd 0 Norweger ditto, 8 Deutlche, 28 Engländer und 10 Canadier bleiben in Baltimore. Die neuen Austern-Gesetze. — Versammln ng vonAusterirfischern. Die vor einiger Zeit Zwecks gegenseitigen Schutzes gegründete Gesellschaft der Austern sischer hieUToimerstagAbend unterVorsitz des Hrn. Thomas Mann eine Versammlung an der Ecke der Pratt- und Eoncordstraße. Die beiden Bills, welche sich auf das Messen der Austern und auf den Austcrufang beziehen und von der Gesetzgebung angenommen wurden, waren Gegenstand der Erörterung. Die An wesenden äußerten im Allgemeinen volle Zu friedenheit nlit der gemachten Veränderung und waren der Ueberzeugung, daß die Aus führung der neuen Gesetze sich für die Verkäu fer sowohl, als für die Käufer vortheilhaft er weisen und den für Baltimore so wichtigen Anfteriihandel noch mehr heben werde. Das neue Maaß soll aus Eisen sein, und jede-- Bürger kann gegen Erlegung von §lO „Austern-Inspektor" werden. Das Gesetz, welches auf das Fangen der Austern Bezug hat, hat mehrere wichtige Veränderungen er fahren. Das früher gesetzlich erlaubte Gebiet, auf welchem Austern gefangen werden dursten, ging von Kent-Poiul bis Poplar-Jstand, ist aber dadurch, daß es sich jetzt von Second- Kent Point bis Wade's-Point erstreckt, bedeu tend vergrößert worden. Stach dem alten Ge setz war der Austernsang vom 15. September bis 15. Mai,also während 8 Mcnate erlaubt: das neue Gesetz beschränkt die Zeil auf 7 Mo nate, eröffnet die Saison mit dem I. Oktober und schließt dieselbe mit dem I.Mai. Eine weitere wichtige Veränderung ist diejenige,daß nicht mehr die Eigenthümer, sondern die Ca piläne der Austernfahrzeuge für jedes Berge Yen gegen die Gesetze verantwortlich gemacht werden sollen. Dadurch wird der häufigen Beschlagnahme von Austern-Booten und den damit verbundenen verdrießlichen Prozessen ein Ende gemacht werden. Tie Gesellschaft verspricht sich aus den Neuerungen viel Gutes und trennte sich mit den besten Hoffnungen Betreffs des Austernhandels. Der Eishandcl. Baltimore hat in Bezug auf den diesjährigen Eishandcl eine große Thätigkeit entwickelt, und der Umsatz in diesem, so.wichtig gewordenen Handelsartikel ist völlig so groß, als der des vorigen Jahres. Fahrzeuge von Rcu-Eiiglaiid, welche von hier aus Kohlen für öffentliche Häfen laden woll ten. brachlen als Ballast in viclenFällcn Eis, so daß auf diese Weise dem Bedarf des Sü dens und Westens, sowie der Stadt Balti more selbst, in ausreichendem Maaße Genüge geschehen ist. Alle Befürchtungen, daß der EiSvorralh zu früh zu Ende gehen möchte, sind unbegründet. Vor wenigen Tagen kam die Barke „Kongling" von Bath, Maine, mit einer Ladung von 1530 Tonnen Eis zu Lo cust-Poiitt an, bei Weitem die größte Ladung, welche ein Schiff je hierher brachte. Parkers burg und Wheeling, ja selbst Cincinnati, ha ben während der letzten Wochen von hier aus ihre Eissendilngen'erhalten. Bis jetzt stellt sich der Preis für große Quantitäten auf 40 Cents, für kleine Quantitäten auf 75 Cents für 100 Pfund, vom 20. d. Mts. an wird die Tonne §ls—Kl 0 kosten bei großen Quanti täten, und Haushaltungen werden das Pfund mit 1 Cent zu bezahlen haben. Tie „Erste National - Bank von Annapo lis" wird in Kurzem das Feld ihrer Thätig keit nach Baltimore verlegen und unter dem Namen -"l'raäars' Xational tzaull ok Haiti moi-t-" das neue Gebäude an der Ecke der Light- und Germanstraße beziehen. Ter Prä sident der Ban! ist der Achtb. W. H. Tuck, der Kassirer Hr. Elayton Eanoii. Ein Galatag in Annapotis. Gouv. Groome wurde am Sonnabend Stach mittag in der Flotten-Akademie zn Annapolis offiziell empfangen. Am Thore war eine Abtheilung Seesoldaten postirt, welche prä senlirlen und während der Gouverneur in Be gleitung feiner Sekretäre dem Hause zuschritt, wurde ein Salut von 13 Schüssen abgefeuert. Admiral Worden, umgeben von den Würden trägern und Professoren der Sceschnle machte die Honneurs. In der Wohnung des Admi rals fand em Bankett zu Ehren des Besuches statt. Der Dam P scr „Baltimore," Capt. Lllicnhaiii, passirte auf seiner Reise von hier nach Bremen am 10. April die Scilly-Jnseln. DieC o nv ent io n der "L'oni tz'i-itd"- Logen dcs 5. Bez lr ks, zu welchem die Logen in Maryland, Virginien, im Distrikte Columbia, in Nord- und Süd-Earolina und Georgia gehören, war vom 5. April ans Sonntag nach der Bnndcshalle aus der Ecke der Lexington- und Howardstraße vertagt worden, unterblieb jedoch, weil ein Theil der Logen gegen ihre Abhaltung Einwand erhoben hatte. Den Einwand, welcher von Logen ans der Ferne kam, erklärte die Convention für unnö tlsig, da die derselben zu unterbreitenden An gelegenheiten ebenso gut von der Großloge lind den untergeordneten Logen erledigt wer den könnten. Sonntag Vormittag 10 Uhr trat in dem genannten Lokale die Maryländcr Großloge des „Ordens der Bundes - Söhne" (ü'uiti li'ritli) zusammen. Vorsitz führte Hr. R. Walter. Die Sitzung dauerte den ganzen Vormittag. Nach kurzer Pause traten die Mitglieder Nachmit tag wieder zusammen und vertagten sich kurz nach 7 Uhr Abends. Unter den Abgeordne ten und Besuchern, die auswärtigen Logen angehörten, befanden sich Dr. Simon Wolf von Washington, D.E., Hr.Hcß ans Georgia, Hr..Motte aus Boston, Hr. LLweiistein, Mit glied der Virginicr Gesetzgebung, u. Hr. Weiß aus Richmond, Va. Im Verlaufe der Vormittags Sitzung wur de ein aus den HH. Löwenstein, Dreifuß, Falk Simpson, H. Weslheimcr und Martin Emmerich bestehendes Comite mit der Rem sion der Großlogen - Verfassung Behufs der Modisizirung derselben für die Logen in dem neugewonnenen Ordens-Gebiete eingesetzt - es crslnttele 'Nachmittags seinen Bericht. Einem zweiten Comite, aus den HH. Wolf, Haas, Weiß, Goldmann und Kohlmann zusammen' gesetzt, wurden alle Beamten - Berichte über wiesen; auch dieses legte Nachmittags sein Referat vor. Nachdem sich die Großloge in einen Plenar-Ausschuß unter Hrn. Löwcn steilt'e Vorsitze verwandelt hatte, nahm sie die Krtiin,mon!-Frage und ein allgemeines Ge setz für den ganzen 5. Bezirk in Erwägung und Erörterung und legte beide Angelegen heiten nach Verfassung? Vorschrift bis zur nächsten, im Juli stattzufindenden Quartal Versammlung Behufs endgültiger Annahme zurück. Inzwischen, d. h. bis zum Juli, ward festgestellt, daß die Wittwe eines jeden Mit gliedcs bei dessen Tode §lOOO erhalten soll welche Sinnie durch Beitrags - Umlage nach der Rate der Mttgliederzahl im ganzen Be zirke auszubringen ist. Eye der Bezirk durch neuerlangtes Gebiet sich vergrößert hatte wurde Me Wittwe mit -§l von zedem Mit glicde des Bezirks, dcr damals 850 Ordens vrüder zählte, dotirt: da jedoch die Mitqlie derzahl sich gegenwärtig aus 1050 gehoben hat, so hielt man es sllr's Beste, die Wittwen- Dotirung schon jetzt bis zun, Juli auf §lyov zu sixireu. Hierauf bewilligte man einer neuen Loge zu Eharlottcsville, Va., einen Freibrief bestätigte einige Entscheidungen des Gcneral- Comtte's, verwarf andere und nahm von den Richmondec (Va.) Logen eine Einladung zum Besuche der dort im September abzuhalten den Semester-Versammlung an. Auf Hrn. Wolf'S Veranlassung wurde in Beschlüssen Hrn. Peixotto sür seine Bemühunzen im Dienste dcr Humanitär in den Donau-Für , stenthümcrn u. deniCongreßcomite sür auslän ! dische Angelegenheiten für den xn erwartenden j Gesetzentwurf zur Errichtung eines Eonsulats z inßumänicnmit§loooJahreSgehaltdcrDcmk i der Großloge votirt, welche sich kurz nach 7 Uhr bis 49 Uhr nach der Oppe.lheimer'schen Restauration an Germanstraßc, wo der Tag mit einem Bankette beschlossen wurde, vertagte. Personal-Notiz. Durch Vermit telung Heinrich Krämer's, Abgeordneten aus der westlichen evangelischen Synode, die vo rige Woche in Cleveland, Ohio, tagte, ist Johann Adolph Becker von Baltimore in's Proseminar zu Elnihorst in DuPage-Eounly, Jll., aufgenommen worden. E i n e z u n g e B a t t i m o r er K ü n st l e rin in S tuttg art. Frl. Kate Gaul, die talentvolle und begabte Tochter des hiesi gen Musiklchrers Hrn.' Gaul, erringt in Stutt gart neue Lorbeeren und die dortige Presse ist des Lobes voll über das brillante Spiel dcr jungen Baltimorerin, welche schon seit einigen Jahren die hiesigen Kunstfreunde durch ihren meisterhaften Vortrag Liszt'scher Comvositio neu entzückte und noch knrz vor ihrer Abreise von hier bei einem Conzerte in der „Coucor dia" mit dem Vortrage LiSzt'scher Bearbei tung des Hochzcitömars'ches aus Mendels iohu'S „Sommernachistralim" sich stürmische Anerkennung erwarb. Während des vergan genen Monats trat sie in einem Abonnements- Conzerte zu Scnttgart ans. Das in jener Stadt erscheinende „Tagblatt" berichtet darü ber Folgendes: „Den Preis des Abends er rang eine junge Schülerin des hiesigen Eon servatorinms, Frl. Katie Gaul aus Balti more, welche wie wir hören Franz Liszt dem Prof. Lcbcrt zur speziellen Schulung und Ausbildung anvertraut halte. Sie spielte Mendelssohn's (l-moI!-Eon;ert und Liszt'S ungarische Phantasie, welch' Letztere wir nur einmal zuvor von Hans von Bütow gehört hatten. Frl. Gaul entfaltete in beiden 'Strik ten glänzende Vorzüge: weichen elastischen Anschlag, wodurch selbst das zarteste Piano die intensivste Tragweite gewinnt, deutlichste und auf's Feinste abgestufte Stimmführung, nngeschwächte Kraft und Ausdauer, und spie lende Leichtigkeit in Wiedergabe dcrPassagen, die zumal in dem Liszt'schen Werke den höch sten Grad dcr Schwierigkeit erreichen. Dazu scheint die junge Künstlerin einen ungcwöhn > lichen Grad von Gefühlriefe und musikalischer Intelligenz zu besitzen. Sie wurde zcdcs Mal wiederholt gerufen. Frl. Gaul wird dem Bernehmen nach in den nächsten Wochen ein setbstständiges Conzerzt hier veranstalten, das nach dieser brillanten Talentprobe dcr jungen Virtuofiii des Interesses aller Musikfreunde gewiß sein darf." Der verstorbene Robert Fowler in Baltimore-Coiiiith hinterließ, wie wohl nicht allgemein bekannt ist, kein Testament. Sein persönlicher 'Nachlaß wird auf etwa §300,000 taxirt, wovon §200,000 in Brannt weinbrennereien angelegt sind. Sein liegen des Besitzthum wird ans ungefähr §40,000 abgeschätzt. Das Bormundschafts-Gericht in Towsontown hat John H. und David Fowler mit der Hintcrlassenschasts - Verwaltung be traut; die Bürgen derselben in Höhe von §OBO,OOO sind Robert S., Susanne, Laura, Eolesttne und Frederick Fowler, Daniel Dor sel), Wm. B. McLaughlin, Tatbot I. Tay lor und W. S. Marktand. Hobday. Mit Bezug auf Edward Hobday von Baltimore, welcher angeklagt ist, gefälschte Obligationen der Sladt Corrq in Peitnsylvanien in New-Slork verkauft zu ha ben, theilt die New-S)orker „Sun" mit, daß Hobday's Anwälte, die HH. W. Bartlett und E. Root, den Bezirksanwalt ersucht haben, sofort einen Tag für den Prozeß zu bestim mcn oder die auf §lO,OOO festgesetzte Bürg schaft zu erniedrigen. Es ist wahrscheinlich, daß der Prozeß noch in dieser Woche zur Ver handlung kommen wird. U d d c r z o o k. Die in Westchester, Penns., erscheinenden "I-oeul Xen-s" berichten Folgendes: „Der Ausspruch, daß Uddcrzook voller Hoffnung in die Zukunft blickt, ist fast zu einer stereotypen Phrase geworden, aber nichtsdestoweniger wahr. Er sieht dem Ver fahren des Appcllations - Gerichts für den Staat Pennsylvanien, welchem der Fall im nächsten Atonale noch einmal vorliegen wird, mit dem festen Glauben entgegen, daß er ei nen neuen Prozeß erhält. In Verbindung hiermit erfahren wir, daß gewisse Personen, welche in der Nähe des Schauplatzes der Tragödie wohnen, aufgetaucht sind und sich bereit erklärt haben, die Aussage zu machen, daß sie Goß mehrere Tage nach dem Morde in Jennerville gesehen haben. Wir können nicht verbürgen, ob dieses Gerücht wahr ist oder nicht, doch steht fest, daß dasselbe ans ei ner zuverlässigen Quelle kommt." Der Erzbischos aufßei je n. Erzbijchof Bayley reis'te am Freilage Nachmittag nach Deerpark, Carroll-Eounty, ab, wo er ani Sonnabende kirchliche Verrich tungen vornahm. Gestern war er in amtli cher Eigenschaft in der St. John's Kirche zn Westminster zugegen. In den nächsten Ta gen wird er in folgenden Orten kirchliche Handlungen vornehmen: am 14. in Tancy town, am 15. in Liberty, am 10. in Wood slock, am 19. in Ellicott-Eity, am 21. zn Elk ridgc-Landing, am 22. zn Jessup's Cut, am 23. in Laurel-Faetory und am 26. und 27. in der St. Mary- u. St. Joseph's Kirche zu Wa shington,D.E. Offizielle Geschäfte im Westen werden seine Thätigkeit in der hiesigen Diö zese bis zum 14. Mai unterbrechen. Am letzt genannten Tage wird er in dcrCathedrale die Firmung vernehmen und am 17. Mai be absichtigt er nach Annapolis zn gehen. Am 25. Mai weiht er die Kirche zum geheiligten Herzen Jesu in Canton ein. Am 20. Mai besucht er Govanslown, am 27. Mouitt-Wa shington, am 28. Dulaiicy's Valley, am 29. Long-Grecn, am 31. Kingsvillc, am 2. Juni Havre de Grace, am 3. Abingdon, am 4. Hickory, am 6. Deer-Ercek, am 7. Texas, am 21. Doughoregan - Manor, am 22. Clarks ville und am 28. Govanslown und Wood bcrry. Neue kat ho li s che Di ö zes e n.—Wie kürzlich mitgetheilt wurde, soll Milwankee in nächster Zeit der Sitz eines Erzbischofs wer den. Außerdem erfahren wir, daß auch die Diözese von Santa Fee in New - Mexiko, welche feit dem Jahre 1850 existirt, demnächst zu einer Erzdiözese erhoben werden soll. Diese Diözese umfaßt die Territorien New-Mexiko und Arizona und hat eine katholische Bevöl kernng von 115,000 Seelen. Die Ver. Staa ten werden demnach in Zukunft neun Erzdiö zcsen auszuweisen haben, nämlich Baltimore, New-Nork, Clnciiiiiati, St. Louis, New-Or leans, St. Franzisco, Oregon, Milwankee und Santa Fee. Chicago, Jll., ward im Jahre 1844 zum Bischofssitz erhoben. Da der Strom der Einwanderung sich in den letz tcren Jahren besonders nach dieser Stadt ge richtet hat, so ist es kein Wunder, wenn die Diözese jetzt bis zu einem solchen Grade an gewachsen ist, daß eine Thettuilg unumgäng lich nothwendig geworden. Bereits jetzt ist man mit dem Bau einer Cathedrale in Peo ria beschäftigt und nichrlangc wird es dauern, so wird der neue Bischof von Peoria eingesetzt werden. Das ä. Regiment hielt Freitag Abend unter dem Vorsitze des Oberst Loney eine Versammlung ab und beschloß in diesem Sommer einen Ausflug nach Long Brauch zu machen und daselbst eine Lagerübnug abzu halten. Gouverneur Groome wird das Re giment, welches Baltimore am 20. Juli ver läßt, begleiten. Kohlen nach San Frauzisco. Es liegen gegenwärtig neuiiSchissc im Hafen, während der nächsten Wochen Kohlen nach San Franzisco einnehmen werden. Die ganze Sendung wird sich ans 18,000 Tonnen Kohlen belaufen und bttdcl ein Ereignis; in der Geschichte desKohlenhandetsßaltimorc's. Tic Lebhaftigkeit des Kohlenhandels zwischen Baltimore und San Franzisco mag ihren Grund thcilweise darin habe, daß die Capi täne, wenn sie in letztcrerStadl gelöscht haben, in vielne Fällen Getraide nach Europa laden. Wied erst iiden des Sohnes nach zwölfjähriger Abwesenheit. (Ein verschwundener deutscher Knabe kehrt als schmucker Jüngling in's Elternhaus zurück.) Jahrelanger Kummer wird oft durch die Freude eines einzigen Tages, einer einzigen Stunde aufgewogen und tritt verblassend in die Vergessenheit zurück; dasEltcrnherz haben dieser Kummer und diese Freude wohl selten in solchem Maße durchsickert, wie in dem nach stehenden Vorfalle. In Nr. 07, Hampstead straßc, lebt Hr. LoniS Klingeiiberg,' der früher die Schneiderei betrieb, jetzt aber mit Haus anstreichen sich beschäftigt, mit seiner Gattin glücklich und zufrieden; eine Lücke im Fami lienkreise trübte jedoch des Paares Glück. Der unselige Bürgerkrieg, der in zahllose Familien Trauer und Bcküinmcrniß getragen, sollte auch hier das Familiengtück stören. Donners lag, den 2.Juni 1802, verließ LouisKlingen berg.juii., damalslOJahrc uiiditMonate alt, mit seinem Büchcrranzen die elterliche Woh nung, um sich nach dem Schullokale der evan gelisch-lutherischen St. Matthäi-Gemeinde an Eanal , Ecke der Fayettestraße, zu begeben. Vergebens warteten die Seinigen daheim aus seine Rückkehr zum Mittagsessen; der Nach mittag verging, man zog in der Schule Er kundigungen ein, der Knabe war und blieb verschwunden, und alle von derPolizci in der Stadt angestellten Nachforschungen erwiesen sich als fruchtlos. So vergingen unter Sor gen und Aengsten um der Eltern Liebling Wochen und Monate, bis die Hoffnung aus ocs Knaben Rückkehr ganz erloschen mar und man sicher annehmen zu dürfen glaubte, daß ihm ein Unglück zugestoßen, er wahrscheinlich an einer der Werften ertrunken war. So rauschten die creignißschweren Kricgsjahre da hin; des Friedens Segnungen erfreuten K>üt ten und Paläste, aber im Kliiigenbcrg'jcheii Hanse mischte sich in jede freudigere Regung die Trauer um den Sohn, den Todlgeglanb ten. Verflogenen Montag klopft der Brief träger an die Thür und händigt Hrn. Klin geiiberg einen Brief mit dem Philadelphicr Poststempel ein; vergebens bemühte sich der Empfänger, in der Adresse die Schriftzüge eines Bekannten zu erkennen. Hastig erbricht er den Brief; scinßlick fällt aus die ersteZcile, die Hand zittert, das Schreiben entfällt ihr, eine Zeit lang weiß er vor freudiger Erregung sich kaum zu fassen. „Meine lieben theuren Eltern!" mehr hat er nicht gelesen; Frau Klingenberg wird gerufen, und erst jetzt macht man sich getheilte Freude ist >a doch dop pelte Freude mit dem ganzen Inhalte des Briefes vertraut; wenige Miniitenßerathiing genügen, um den Mann reisefertig zu machen, welchen nachPhiladelphia dem verlorenen Sohne entgegen trägt. Dienstag früh schon kehrt der Barer in Begleitung des Sohnes, eines kräftigen, elegant gekleideten zungen Mannes, zur Mutter zurück. Man erlasse uns, die Scene des Wiedersehens, der Mutter Freude über das Wiedersehen zu be schreiben, und gestatte uns nur. über des Ver schwundenen Schicksal kurz zu berichten. Der Knabe Louis war an dem verhängnißvollen Donnerstage vor 12 Jahren unter eine nach dem Norden durchmarschirende Abtheilung der Bundes-Armee gerathen; die Soldaten, die an seinem aufgeweckten Geiste Gefallen fanden, nahmen ihn nach New Park mit; nachdem er kurze Zeit im Kriegshasen von Brooklyn sich aufgehalten, wurde er Tromm ler in einem nach der Festung Monroe beor derten Regiment?, erhielt vorßichmond, Va., eine Blessur am Beine und trat nach deren Heilung in die Bnndesslotte. In dieser Ste llung kam er in die Häfen aller Wetttheile, nach China, in's Mittelmcer u. s. f. und trat 1870 ans der Marine, worani er inNew-Pork nnd Philadelphia auf Dampfern und aiiserc Weise sich seinen Unterhalt verdiente. Seine Eltern glaubte er nicht mehr am Leben zu fin den: da fiel ihm in Philadelphia ein Balti morcr Adreßkalender in die Hände, in dem er zu seiner größten Freude des Vaters Adresse noch vorfand. Flugs sandte er denjßrief ab, und bald fand sich der Vater bei ihm ein, um ihn nach Baltimore abzuholen. Gegen den Ex-Bnndes-Steuer- Einnehmer RobertSmith vom drit ten Steuerbezirke liegen im Bnndeskreis-Ge richte sieben Prozesse, von der „National- Uiiion-Bank," zwei andere Banken und vier Assekuranz-Gesellschaften angestrengt, anfHer ausgabe eiiibezahltcr Stenern vor. Uriprniig lich im Superior- und Common Pleas-Gc richte anhängig gemacht, wurden sie aus des Verklagten Veranlassung nach obigeni Ge richtshose verlegt und bezwecken die Rücker langung von als Bundesabgabe entrichteten Prozent von Dividenden, welche nach den Bestimmungen des amciidirten Bundessteuer- Gesetzcs in die Bnndeskasse bezahlt worden. Die Klägerinnen behaupten, besagter Steuer nicht unterworfen zu sei, da zwischen dem Erlöschen des alten und dem Inkrafttreten des neuen Gesetzes, also vom 1. August bis zum 31. Dezember 1870, eine Lücke vorhan den gewesen, während welchen Zeitraumes alle Dividenden-Besteuerung eingestellt war. EinProzeß wegen angeblich bös williger gerichtlicher Verfolgung ist seit mehreren Tagen im Common Pleaö- Gcrichte imGange, dessen Saal stets mit einer großen Menge Neugieriger gefüllt war; wir meinen den Prozeß der Rosa Stockfisch, eines jungen, durch Moses Stockfi'ch vertretenen Mädchens, das auf dem Belair-Markte Ga lanlerie- und Kurzwaaren verkauft, gegen Solomon und Susanne Gutmann und Jo seph Müllen. Das Gutmann'sche Ehepaar besitzt an der Nord-Gaystraße ein Ladenge schäft und hat Müllen aIS Commis angestellt. Rosa Stockfisch wohnt mit ihnen in demselben Hause, und es entstanden zwischen ihr und den Anderen Mißhelligkeiten. Rosa ward unter der Anklage, sich an ihnen thätlich ver griffen zn haben, mehrmals arretirt und bald vor Richter Thursby, bald vor Richter Davis, das letzte Mal vor Richter Gorsuch gebracht. Bei einer dieser Gelegenheit wurde sie, obschon an dcr Rose leidend, nach dem Stadtgefäng nisse gesandt und nach vierstündiger Einsper rung wieder entlassen. Dafür hat sie das Gutmann'sche Ehepaar, von dem sie eine be deutende Entschädigungssumme verlangt, ge richtlich belangt. Ihre Anwälte sind die Ad vokaten Morrison, Warner, Hack und Chil lon; die der Verklagten Cowan und Hays. Der Prozeß des Ex-Versiche riings - A genten Franklin Medcalfe gegen die „Brooklyner Lebens-Versichernngs-Gesell ichast," die ihm nach seiner Dienstentlassung die beansprucht Commission von K4lOO für erneuerte Policen von Kunden, die er ihr früher verschafft hat, nicht auszahlen will, wurde Freilag m Superior-Gcrichte gegen den Kläger entschieden. Aus Annapolis. Die Einnahmen der „Chesapcake-Ohlo-Canal-Compagiiie" bc licfen sich während der mit dem 28. März zu Ende gegangenen Woche auf §842.09. Gouverneur Groome ist eifrig mit der Prüfung der Bills beschäftigt, welche wäh rend dcr letzten Tage der Gesetzgebung ange nommen wurden. Er wird mit dieser Arbeit schwerlich vor dem nächsten Montag fertig werden. Ein ruchloserPlan vereitelt.— Freitag Abend gegen 10 Uhr wurde in der Möbelfabrik von Harrington 8- Mills an ei nein von Ridgcly-, Russell-, Croß- und Ham burg-Straße begrenztcnGäßchcir ciii Parterre- Fenster aufgesprengt, und ein ans mit Koh lenöl getränkten Lumpen bestehender brennen der Ball in ein Zimmer geschleudert, dessen Dielen mit Hobelspänen bedeckt waren und sofort Feuer fingen. Ehe dieses erheblich um sich greisen konnte, wurde es von einem zu fällig Vorübergehenden gelöscht. Die Fabrik enthielt Möbeln im Werthe von über VI2O, 000, von denen ein Theil, aus §20,000 ge werlhct, für's „Highland-Hotcl" imHighland- Parke bestimmt ist, und Nutzholz im Werthe von §40,000. Bebau er nswerther Unfal l.—Am Freitag Nachmittag fiel ein Deutscher, Na mens Heinrich Ackermann, während er auf einem Gerüste an der Süd-Entawstraße ar beitete, aus einer Höhe von 25 Fuß zur Erde. Man trug rhu nach einer in der Stühe befind lichen Apotheke, wo rhm ärztlicher Beistand zu Theil wurde. Er hatte sein linkes Bein und zwei Rippen gebrochen und soll zugleich innere Verletzungen davongetragen haben. Seine Aerzte fürchten, daß er nicht mit dem Leben davon kommen wird. Schrecklicher Unfall. (Ein Deut scher von einer Lokomotive überfahren und tödllich verletzt.) Als der 50-jährige, in Nr. 292, Hänovcrstraßc, wohnhafte Heinrich Blumenauer Sonnabend Mittag in dem Lo komotivenhanse der „Baltimore-Ohio-Bahn" auf der Ecke der Lee- und Howardstraße das Bahngeleise fegte, wurde er von einer einfah renden Lokomotive zu Boden gerissen und überfahren. Man schaffte den Unglücklichen heim und rief die DoktorcnClaggett und Wall zu Hülfe, welche die Verletzungen für tödtlich erklärten. Beide Beine waren an den Knö chelgclenkcn zerdrückt, das rechte Knie gefähr lich aufgerissen und der rechte vordere Arm io schlimm zerquetscht, daß er nahe dem Ellenbo gen-Gelenke abgenommen werden mußte. Der Unglückliche gab noch am Sonnabende seinen Geist auf. Som t g berief Dr.Donavin zur Todtenschau ein aus den HH. G. W. Dill, Joseph Hooper, Henry Jones, Friedrich Witte, Conrad Reinhard, C. R. Äckeman, Geo. W. Lucas, James E. Wright, John Pridgcon, Thomas E. Randall, JakobLeague und H. Drake bestehendes Geschworciicn-Col legium, dessen Wahrspruch nach Abhörung verschiedener Zeugen ans: „zufällig verun glückt" lautete. Schrecklicher S ch i e ß u n t a l l. Hr. Georg Sperlcin verließ Samstag Morgen in Begleitung seines Ii - jährigen Sohnes Martin sein Haus Nr. 4V, Nord- Fremontstraße, um auf die Jagd zu gehen. Vater und Sohn schlugen den Weg nach der Harsord-Road ein. Während sie in einemGehöl ;e nicht weit vom Darley-Parle umherstreiften und über einen Zaun stiegen, stieß der Knabe mit seiner Flinte gegen das Holzwerk, der Hahn, welcher aufgespannt war, schnappte zu, und die Waffe entlud sich. Die Ladung fuhr dem Knaben in's Gesicht und in die Brust, ihm so schwere Verletzungen beibrin gend, daß er schwerlich mit dem Leben davon kommen wird. Er befindet sich augenblick lich im St. loseph'sHojpitale u. genießt aller nur denkbaren Pflege. Mit dem Zustande des 14-jährig:n Marlin Spttlein, Sohnes des Schneiders Hrn. Georg Sperlein von Nr. 40,Nord-Fre moittstraßc, der am Sonnabende durch zufäl liges Entladen eines Gewehrs so gefährlich verletzt worden, hatte es sich nach der Aussage des ihn behandelnden Dr. CoSkery amjMontag etwas gebessert, was den bekümmerten Eltern wieder neue Hoffnung auf das Wiederaufkom men des Sohnes eingeflößt hat. Unfatlaufeinerwestlichenßahn. Der Eilzug der „Pittsburg-Fort Wayne- Chicago'er Bahn," welcher am letzten Freitag Chicago verließ, wurde einige Meilen von letzterer Stadt von einem Unfälle b.troffen. Ein Waggon cntgleis'te und stürzte über einen Abhang in einen Sumpf. Die in dem Wag gon sitzenden Passagiere, unter denen sich auch die Gattin des Dr. Alan P. Smith und Frl. Mary Jones von Baltimore befanden, wur den sämmtlich mehr oder weniger verletzt. Bedaucrnswerther Unfall. Während die in Nr. 43, Cambridge-Straße wohnende Frau Barbara Pfister, Frau des Schuhmachers Georg Pfister, Freitag Morgen um 7 Uhr an dem Hause des Hrn. SN. H. Hupenthal, Str. 153, Süd-Broadway, vor überging, fiel ein Fensterladen aus einem Fenster des dritten Stockwerkes und gerade auf die unglückliche Frau, welche bewußtlos zusammenbrach. Sie wurde in den uahege. legenen Laden des Hrn. Scharrens getragen, wo es sich herausstellte, daß sie einen Schädel bruch davongetragen. Man befürchtet, daß die Frau nicht dem Leben erhalten bleiben wird. Durch eine Kohlenöl-Explosion verlctzr. Ein Neger, Namens Roß Ha milton, wurde am Donnerstag nach dem Ho spitale der,.Washington-Universität" gebracht, da er bei einer Kohlenöl-Explosion schwere Brandmunden an den Händen uiidFüßcn da voiigetrageu hatte. Er lebte seit längerer Zeit an der Charlesstraße bei einer Familie, in de ren Wohnung vor ewigen Tagen eineKohlcn öüampe exptodirtc.' Mehrere Personen ver suchten das Feuer zu löschen, indem sie Was scr auf dasselbe gössen. Die Flammen zün gelten jedoch nach der Richtung, wo Hamilton stand und verbrannten ihn erheblich au den Füßen und Händen. Tod eines geachteten Bürgers. Hngh Ballon, ein bekannter und geeichte tcr Burger von Baltimore, starb Donnerstag Morgen um 440 Uhr in seiner Wohnung Nr 151, Dolphinslraße, an einem Herzleiden Der Verstorbene war am 2. 'November 1799 in Eecit-County. Md., geboren. Als er das 22. Jahr erreicht hatte, kam er nach Balti- more, wo er in N. 81, McElderry's Werfte, nne Farben- und Schiffsmatenalien-Hand lung gründete, die er bis zu seinem Tode fort führte. Vor 50 Jahren trat Hr. Ballon der ..Uiiabhäiiglgeii-Feuer-Coinpagnie" als Mit zlied bei und bis zum Jahre 1859, wo die ge nannte Compagnie setig entschlummerte, wür x er als einer dcr tüchtigsten Löschmänner der Nonumenrenstadt angesehen. Er war ein usriges Mitglied der bischöflichen Kirche nnd Sic Frömmigkeit war bei ihm kein äußerlicher Schein und kein leeres hohles Wesen. Seine zahlreichen Freunde und Bekannten werden leinen Tod tief betrauern, sein Andenken aber noch lange ehren. lähes Ablebcu. Capt. Matila von der russischen Barke „Helios" stard Donner stag Abend plötzlich am Bord seines Schiffes, nachdem er sich noch am Tage vollständig wohl befunden halte. Eine Leichenschau wuroe abgehallen und die Jury fällte einen aus „Tod aus natürlichen Ursachen" Willen sen Wahlspruch. Tödtli cherÄusgang.- FrauThomp. son erlag Freitag in 'Nr. 360, Lighlstraße, den am Donnerstage erhaltenen Brandverlevnn gen. Tod des Hrn. Was h i gto n B os ley. Hr. Washington Boslcy. Aufseherin den Ställen der „HaU-Spriiigser Pferdebahn- Compagnie," starb am Sonntag an der Rotz krankheit. Er war, wie auch der vor einigen Tagen verstorbene Hr. Christian Hubcr, von einem mit der erwähnten Krankheit behafteten Pferde angesteckt worden Baltimorcr Sterbe-Tabelle.— Verflossene Woche wurden 123 Personen, 59 männlichen und 04 weiblichen Geschlechts, worunter 31 Farbige und 8 Todlgeborene, beerdigt; 0 mehr, denn in dcr Vorwoche, und resp. 8, 24, und 2 weniger, als in den Parallelwochen von 1873, '72, und '7O, gerade so viele, wie IB7t, aber resp. 7, 19, 23 und 26 mehr, als in den correspondiren den Wochen von 1869, 'OB, 'O7 und 'O6. Gine ftcrvorauckcnde Zehe steht nicht hübsch aus und wird me be mcrkl, wenn die Kinder Sitver - Tip- Schuhe tragen. Tieselben ersparen Euch die Hälfte Eurer Schuhrechnnng. Bei allen Schuhhändlern zu haben. Atlantischen bis zun Stillen Qcean verbreitet sich derßuhm des Cable Scrcw Wire - Schuhwerks. Es reißt nicht, wird nicht undicht und fällt nie auseinander. Versucht es. Achtet auf den Patentstempel! Alles Andere ist Nach ahmung. (Aprilw) Glänzende nnd unvergleichliche Triumphe der „Whceler- Wilson'schen Rälimaschincn-CiMpagme" in Ncw-Nort über einundachtzig Konkurrenten auf der Wiener Welts- Ausstellung 173 u. s. f. 1. Tas Ritterkreuz de kaiserlichen St. Zo ncitiogalcn o)eschworencn - nur fiir 3. Tie graste Sliedaike für Aortschritt' für ihre neue Nähmaschine Nr. y verliehen, und eryclten seit siche Geyinchichkeit." Amtlicher Bericht, Wiener Astekg,-Z Nähmaschinen u. s. w der in auizergcwohnlichcr Weise Weitere <hre-Asjeichnnngen. Ncw - Dork, den tö. Sept. 1873. Tic große Ehren-Medaille des „Amerikanischen Instituts" in New-Aort wurde von den Nähmaschinen-Richtern siir Whecler K Wilsou'6 neue Räh-Maschine Nr. wissen Industrie-Zweigen, besonders"! und Geschirr-Fadrtkation, einen totalen Umschwung hervorruft muß," ancrlanitt wurde. In dervieorgiltterStaats-AuskteNling wurde eine silberne BicdaiUe, die höchste und einzige Prämie für Leber-Näharbeii, Wstceler K Wilson für ihrer lwuen Nähmaschine Nr. ü gelieferte Haupt-Comptoir Nr. 1>25, Broadway, New - ?)ork. Agcntnrcn in alten Sanotstiidten der Welt Leber-Invigorator Dyspepsie, Leber - Krankheiten, Gelbsucht, Galienkrankhcit, Kopssch>er;en und Verstopfung au, d.wwc sFirma Davis k Miller,s DDDD Baltimore, Md. Preis >?t pro Alasche oder v Ä Alaschc sr SS. B'u haben bei allen Troguistcn unk Aoothekern tS-pt.!., zHVK-HGeschlnackiioZe Drahtarbei lcn und Traht-Zauxe. Dufur Ll Eo'?., Nr. 33, Nord.Howt gd-S trage, oencrtiz! Draht..stäune für Bai korsu. s. n>., Siele, Hecrdgiitcr, Sange. Fcuerichir. Garn, Atrmpstvaarea n. j. w. Kch habe stets -inen completenßorrath von G a r i. Strümps Waaren, Zacken. Unterhemden Unterhosen u. 0 w eigener Fabrik, welche ich den Händlern und Sndrrnzu den billigsten Preisen ffcrlre. . Die höchsten B-nrprcise werden MrWoNe gegeben. Lsuie Felder, tt. , üd.rnda und?. Hoern. tTe,br. '.kZ.tllwt Kennard ä? Lndcslnys, Nr. .1. Erchaiige-Place, jurten Bcrle.ufvon Butter, äse und westlichen Pro Sutten, liberale Vorschüsse aus Constgnationcn. (MaiiO.lJ w> K no ch c u m eh!. Laudlculc, welche ihren eigenen Dünger mach Ich verlause ein äni'mal'ischck Phos phai zu §59 pro Tonne. z. B. Russell, Nr. Bowley'ZJ-rfte, l Ana? IJ.WI Baltimore. Md. Aiisls? itAö Ycrsstev nb Stoggeu-Ma, Sir Hoden stet? einen Borralh vondem l tsteacana. tschrn Gecllrr.-Malz siir Brauer, ,owie Roaoer ecclj süi Testlllaicure an Hand, und da wir uwer Malzhaus vergras! haben, find wir icSlim Stande olle Austrüge schnell auszusühirn, Zosd Nickete, - .a .hau am sju,e de: Sutawfli. (Si.2,lS,raw, John Halifar, Gentleman. Aus dem Englischen von Sophia Verena. (Fortsetzung.) Wir Beide, noch durchdrungen von der t esen, gcheimnißreichen Verehrung, welche jedes reinen Jünglings Herz sür die Weib lichkeit in ihrer idealsten, schönsten Form empfindet, wir, die in unserer Unerfahren heit in jeder Frau eine Jmogen, Julia, Desdemona zu erblicken wähiuen, fühlten keine besondere Bewunderung für diese ungraziös gekleideten, lächelnden, gezier ten Schönen von Colthain. Doch das Stück begann. Es ist nicht meine Absicht, eine genaue Beschreibung desselben zu geben, nur we nige Menschen in England haben wohl nichts von dem Spiele der Frau Sarah Siddons als Lady Macbeth gehört. Die ses erste und einzigeSchauspiel, welches ich jemals gesehen, steht noch jetzt vor meiner Erinnerung, obgleich mehr denn ein hal bes Jahrhundert seitdem verflossen, als ob ich stets es von Neuem erblickte. Ja, ich sehe sie deutlich in ihrer ersten Scene, ei nen Brief lesend, diese wunderbare Frau, die trotz ihres modernen, schwarzen Sam metkleides und der Brüsseler Spitzen nicht vie Lady Macbeth spielte, sondern Lady Macbeth war. Noch höre ich tieftn schauerlichen, fragenden, geisterhaften Ton, welcher die ganze Versammlung mit Grauen durchrieselte, als ob übernatürliche Mächte im Spiele seien: „sie zerflossen in Lust". Und dann wieder zittert und schluchzt durch die tiefe, athemlose Stille der Jam mcrschrei eines starken, gebrochenen Her zens. „Das riecht noch immer nach Blut. Alle Wohlgerüchc Arabiens wür den diese kleine Hand nicht wohlriechender machen." Nun ist sie von uns geschieden, wie die kurzen drei Stunden dahinschwanden, in denen wir mit solcher Inbrunst an dem Hauche ihrer Lippen hingen, als habe sie die Macht, die Zeit in ihrem Laase aufzu halten. Aber die Näver der Zeit rollten dahin und entführten auch sie m der Un endlichkeit des Ewigen und in die Verges senheit des Irdischen. Man erzählt mir, daß die neue Generation lächelt, wenn man von den einstigen Triumphen von Sarah Siddons spricht. Die Armen, sie sahen sie niemals! Ich meines Theils kann sie in ihrer hehren, göttlichen Mei sterschaft nimmer vergessen; bis an das Grab werde ich ihr meine Bewunderung und Verehrung treu bewahren. Von unserem neuen Freunde Herrn Charles habe ich wenig zu sagen. So wohl John als ich lachten, als wir sein seines, offenes Gesichk und seine männliche Haltung in diesen armen, jämmerlich sentimentalen Feigling des Bühnen-Macbeth verwandelt sahen. Dennoch glaube ich, er spielte gut. Aber unwillkürlich war seine Erscheinung mit den Vorgängen des Nachmittags ver knüpft, wir sahen ihn bald Rüben efftnd, bald als Redner auf dem Heuwagen vor uns. Und als er während Banquo's er stcm Gespräch mit den Hexen den günsti gen Zeitpunkt benutzte, um uns ganz ver stohlen zuzunicken, da waren alle die Zau berkünste der Bühne nicht im Stande, uns in dem mörderischen „Thane von Eawdor" einen Anderen erblicken zu lassen, als un seren humoristischen, gutherzigen Herrn Charles. Ich sah ihn niemals wieder nach jenem Abend. Cr ist noch jetzt am Leben; mag sein Alter so friedvoll sein, wie seine Ju gendzeit sorglos und fröhlich war! Das Trauerspiel war beendet. Eine kleine Posse sollte noch folgen, doch wir entfernten uns, ohne sie abzuwarten. Wir traten geblendet und betäubt, oie Sinne noch von dem Zander gefesselt, auf die dunkle Straße hinaus. John trug mich mehr, als daß er mich führte. An einen Laternenpfeiler lehnten wir uns schwei gend, um nur erst wieder Herr über unsere erregten Gefühle zu werden, und das ver lorene Gleichgewicht unserer Seelen wie derzugewinnen. Es gelang John früher als mir, er strich mit der Hand über seine Stirn, entblößte das Haupt, als könne er so bester die frische Lust einathmen, und sog sie in langen Zügen in seine gepreßte Brust. Sein Gesicht war ungewöhnlich blaß, und erschreckt rief ich seinen Namen. Er wendete sich zu mir, legte seine Hand sanst auf meine Schuller, und fragte mich, ob ich auch nicht friere. Trotz meiner verneinenden Antwort schlang er seinen Arm um mich, als könne er mich so besser vor dem Winde schützen. Nach kurzem Schweigen sagte er: Wir haben nun unsrr Vergnügen ge nossen. Jetzt müssen wir zu unserem al ten, einförmigen Leben zurückkehren. Ich möchte wohl wissen, wie spät es ist. Eine Thurmuhr, die laut und vernehm lich durch die Nacht die Zeit verkündete, gab ihm Antwort auf seine Frage. Ich zählte die Glockenschläge zehn eilf. Voller Schrecken blickten wir uns an. Vis jetzt hatten wir uns nicht um die Zeit gekümmert. Eilf Uhr! Wie soll ten wir ncch in dieser Nachi nach Norton Bury gelangen? Denn jetzt, da die Erre gung vorüber war, fühlte ich mich matter und kraftloser als je; meine Kniee wank ten, so daß ich mich kaum aufrecht zu er halten veimochle. John, was soll geschehen, wie sollen wir nach Hause kommen? rief ich mit blasser, zitternder Lippe. John blickte auf mich und erwiderte mit der ruhigen Festigkeit seines Wesens, das ja stets meine Stütze war und auch jetzt mir wieder neue Kraft verlieh: Sorge Dich nicht, Phineas! Die Sache ist nicht so gefährlich. Du kannst natür lich nicht gehen und sollst den weiten Weg nicht zu Fuß machen; wir müssen einen Wagen miethen und schnell nach Hause fahren. Ich habe ja Geld genug, mein ganzes Gehalt vom vorigen Monat, blick' her! Er fühlte in seine Taschen, immer hastiger durchsuchte er sie, während sein Antlitz bleich wurde. Wo in aller Welt ist mein Geld geblieben? fragte er mit ei nem leisen Beben der Stimme. Ja, wo war es ihm geblieben? Wahr scheinlich war es ihm in dem Gedränge ans der Tasche entwendet. Was sollte nun geschehen? Denn ich, der ich niemals Geld brauchte, hatte nicht einen Heller bei mir. Sollte uns nicht Jemand etwas borgen, John? Nie in meinem Leben habe ich Credit verlangt, und jetzt soll man mir Pferde und Wagen anvertrauen man würde mich auslachen. Und dennoch, ja, warte hier aus mich, Phineas. Er kehrte bald zu mir zurück, und indem er meinen Arm in den seinen legte, sagte er mit sorglosem Lachen: Es giebt keine Hülfe, mein armer Phi neas. Ich stehe noch nicht in so hohen Ansehen, als ich dachte. Was werden wir nun beginnen? Da standen wir beiden unbekannten, sreundiosen Jünglinge, jedes Geldes baar m Mitternacht iu einer fremden Stadt und manche Meile von der Heimath fern. Wie wir dahin gelangen sollten, war wirklich eine ernsthafte Frage. Nach eini gem Ueberlegen sagte John fest und ent schieden: Wir müssen das Uebel von seiner besten Seite nehmen und uns auf den Weg macheu. Jede Minute ist kostbar. Dein Vater wird glauben, es sei uns einUnglück geschehen also Muth gefaßt, Phineas! Ich unterstütze Dich! Sein kräftiger, freundlicher Zuspruch, die dringende Nothwendigkeit, mich zu er mannen, gab meinen Nerven neue Spannkraft. An seinem Arme schritt ich tapser vorwärts durch die stillen Gassen der Stadt und noch eine gute Strecke auf der Landstraße hin, die nach Norton Bury sührte. Tie Lust war kühl und erfrischend, und es schien mir stets, als könne man zur Nachtzeit leichter und weiter gehen, als am Tage. Indem ich der Erklärung meines Freundes über die Sterne lauschte, denn auch dem Studium der Astronomie hatte er sich jetzt neben so vielem Anderen erge ben, und indem wir über den Hochgenuß sprachen, den wir gehabt, fühlte ich zuerst kaum die Anstrengung. Doch nach und nach kam eine unbeschreibliche Mattigkeit über mich; mein Schritt wurde immer langsamer, unsicherer, selbst die dustende kühleNachtlust erkrästigte mich nicht mehr. John schlang seinen jungen, starken Arm fest um meinen Leib, und so mich beinahe tragend, gelangten wir wieder eine Strecke Weges vorwärts. Erhalte Dich noch ein Wenig ausrecht, Phineas! Dort kommt ein Heuschober, dort sollst Du ruhen; ich will Dir schon ein angenehmes Lager bereiten, und mein Reck soll Dich vor der Kühle schützen. Eine Stunde früher oder später thut jetzt nichts mehr zur Sache, wir kommen dann bei Tagesanbruch heim. Ich willigle mit ichwacker Stimme in seinen Vorschlag, doch es schien mir, daß wir niemals mehr nach Hause kommen würden, wenigstens ich nicht. Noch eine kurze Zeit schleppte ich mich hin, oder wurde fortgezogen, dann verschwammen die Sterne, die Bäume und die weiße Landstraße vor meinen Blicken und ich sah nichts mehr. Als ich wieder zum Bewußtsein kam, lag ich am Rande eines kleinen, mur melnden Baches, und mein Kopf ruhte auf John's Knieen. Er benetzte meine Stirn mit dem kühlen Wasser; ich konnte ihn nicht sehen, aber ich hörte sein leises Seufzen und Stöhnen. David, ängstige Dich nicht? Mir ist schon wieder besser, bald werde ich ganz wohl sein. O, Phineas, mein Phineas! Ich glaubte, ich habe Dich getödtet. Mehr sagte er nicht. Aber es schien mir, als wenn er in dem Schatten der Nacht sich einer Weichheit überließ, deren seine kräftige Männlichkeit sich vielleicht zu einer anderen Zeit geschämt haben würde, denn ich fehlte einige heiße Thränen auf meine Stirn fallen Ich versuchte aufzustehen. Im Osten verkündete schon ein blaßroiher Schimmer ten Anbruch des Morgens. Wie weit sind wir noch von Norton Bury, John? Nicht mehr weit; doch nicht einen Schritt darfst Tu gehen, PhineaS, ich werde Dich tragen. Unmöglich! Durchaus nicht. Ich habe Dich schon eine hübsche Strecke getragen. Komm', steige aus! Jonathan's Too soll David nicht zur Last gelegt werden. Und indem er so sein Gebot in einen Scherz einkleidete, wideisprach ich nicht länger. Wober ihm die ungewöhnliche Kraft kam, vermag ich nicht zn sagen, aber er trug mich wirtlich, mit kleinen Unter brechungen, da ich die eigenen Kräfte ver suchte, den ganzen Weg nach Nortonßury. Das Tageslicht wuroe Heller, und als wir elend und todcsmatt meines Vaters Haus erreichten, fiel der erste, blasse Strahl der Morgensonne auf uns nieder. Gott sei gedankt, jetzt bist Du sicher zu Hause, rang sich aus John's Herzen, als er mich auf den Stufen der Treppe nie dersetzte, Und Du? Joh, Tu kommst doch mit hinein, Tu wirst mich jetzt nicht verlas sen? Er dachte einen Augenblick nach, dann anlwortcte er ein festes: Nein! Wir blickten zu dem Hause empor, das still in dcr dustlgen Morgenfrühe dalag. Noch alle Fenster waren verhängt und verschlos sen, auch nicht das leiseste Geräusch zeigte an, daß schon Jemand darin wach sei. Selbst John's lautem Klopfen wurde nicht sogleich geantwortet. Zu erschöpft, um viel zn denken oder zu fühlen, erinnere ich mich dennoch, daß die ses Warten vor der verschlossenen Haus thür mir wie eine Ewigkeit erschien. Ich möchte die Todesangst kaum ertragen ha ben, wenn John nicht an meiner Seite ge standen hätte. Muth, Pbineas! Ich nehme allen Tadel auf mich. Wir haben keine Sünde be gangen, und eins Thorheit haben wir theuer genug bezahlt. Darum sei nicht so verzagt! Nach einigen Minuten erschien mein Vater in der Hausthür. Er war wie immer vollständig angekleidet, und nichts in seinem Aussehen verrieth irgend eine Bewegung. Ob er die Nacht wachend zu gebracht, ob er um unser Ausbleiben sich geänsligt Halle, ist mir niemals klar ge worden. Er sprach kein Wort; er öffnete die Thür mid schloß sie, nachdem wir in das Haus getreten. Trotz seines Schweigens ahnten wir, daß er alles wisse. Und so war es. Einer unserer Nachbarn, der von Eoltham gekommen war, hatte es sich sogleich angelegen sein lassen, Abel Flet scher zu erzählen, wo er seinen Sohn ge sehen habe, freilich an dem für eines Quäkers Sohn ungeeignetsten Orte, dem Theater. Er folgte uns in das Wohn zimmer, stieß die Fensterladen auf, damit das grelle Tageslicht besser unsere be schämten Gesichter erhelle, und dann, nicht um die Wahrheit zu erfahren, denn die wußte er, sondern um unsere Aussagen zu prüfen, fragte er mit kaltem, strengen Tone: Phineas, wo bist Du gewesen? John antwortete für mich: Wir waren im Theater von Eoltham Ich trag: die Schuld von Allem. Phi neas kam nur mit, weit ich hinzugehen wünschte. Und weshalb thatest Du den Wunsch? Weshalb? Die Antwort war nicht leicht zu finden. Endlich rief John wie bil tnd: Herr Fleischer, sind Sie niemals jung gewesen. Mein Bater erwiderte nichts und John sammefte neuen Muth. Es war, wie gesagt, Alles mein Fehler. Es mag ein Unrecht gewesen sein, fast glaube ich jetzt, daß es eines ist, aber die Versuchung war zu lockend. Mein Leben verfließt in solcher Einförmigkeit, es ver langt mich zuweilen nach einem kleinen Vergnügen, einer Veränderung. Tie soll Dir werden. Ter Ton, mit dem diese Woue gespro chen wurden, vbschon er ruhig war, er schreckte uns Beide. Seit wie lange hast Du diesen Plan entworfen, John Halifax? Nicht einen Tag, nicht eine Stunde! Es war ein ganz plötzlich gefaßter Entschluß. Mein Bater schüttelte sein Haupt mit einer verächtlichen, ungläubigen Miene. Herr! Abel Aletscher! Habe ick jemals eine Lüge gesagt? Wenn Sie mir nicht glauben wollen, so glauben Sie Ih rem Sohne! Fragen Sie Pbineas, doch nein, fragen Sie ihn nichts! Während John in heftiger Erregung zu dem Sopha kam, auf das ich niedergefallen, rief er schmerzlich: O, Phineas, wie hart und grausam bin ich zu Dir gewesen! Ich versuchte zu lächeln, denn zum Re den war ich zu schwach; doch mein Vater schob John zur Seite. Junger Mann, ich werde fortan mei nen Sohn allein behüten. Tu sollst ihn nichtmehr ans unrechteWege führen. Geh'! Ich habe mich in Dir getäuscht. Wenn mein Vater heftig geworden wäre, wenn er uns mit Vorwürfen oder Scheltwortcn überhäuft bätte, es wäre leichter zu ertragen gewesen, als dicies kalte ruhige, unwiderrufliche: Ich habe mich in Dir getäuscht. John schaute ihn an mit einem schmerz lichen Blick, aus dem aller Stolz ent schwunden war. Ich wiederhole es noch einmal, daß ich mich in Dir getäuscht habe. Tu schienst mir ein junger Mann nach meinem Sinne, ich vertraute Dir. Heule, aus meines Sohnes Wunsch, wollte ich Dich sester an mich und meine Interessen knüp fen, um Dich dann später als Theilneh mer in mein Geschäft auszunehmen. Jetzt aber Ein tiefes Schweigen folgte. Endlich sagte John mit leiser, fast erstickter Stimme: Ich verdiene Alles; ich will mich nicht beklagen. Ich kann von bannen gehen, mir meinen Lebensunterhalt an anderer Stelle zu erwerben. Soll ich gehen, Abel Fletscher? Mein Vater zögerte mit der Antwort, er blickte aus seineu armen, schwachen Sohn, der hülfles vor ihm lag (wie un gleich dir, David) und sagte dann: Nein, das wünsche ich nitt, wenigstens jetzt noch nicht. Ein Freudenruf brach sich aus meinem Herzen Bahn. John beugte sich über mich und unsere Hände schanzen sich fest ineinander, während ich rief: John, Tu wirst mich nicht verlassen? Nein, ich bleibe, um meine Ehre in den ' Augen Deines Vaters wieder vollkommen herzustellen. Sei ruhig, Phineas, ich 'cheive nicht von Dir! Junger Mann, Du mußt es? entgeg nete mein Vater nsst strengem Tone. Vater! Es ist entschieden, Phineas. Ich be schuldigte John Halifar nicht derUnehren haftlgkeit, nicht eines Verbrechens, aber des schwachen, leichtsinnigen Nachgebens gegen die Versuchungen ver Welt, ich be schutvige ihn, einen Anderen aus selbst süchtigen Absichten zn demselben Fehler verleitet zu haben. Trotzdem will ich ibn in meinem Geschäfte bebaiten, aber in meinem Hause, als den Gefährten meines Sohnes niemals. Mir fühlten, daß dieses „Niemals" un widerruflich war. Dennoch suchte ich in blinder Verzweif lung dagegen anzukämpfen, aber ebenso gut Härte ich eineMauer umstürzen können. John stand wortlos da. Endlich flü sterte er mir zu: Beruhige Dich, Pbineas, gräme Dich nicht um mich! Dein Vater hat Recht, wenigstens von seinem Standpunkte aus. Laß mich gehen, vielleicht komme ich doch noch einmal wieder zu Dir. Wenn nicht Meine Herzensangst übermannre mich, bittere, anklagende Worte traten über meine Lippen, ick wußte kaum, was ich in meiner Verzweiflung sprach. Mein Vater beachtete meine Klagen nicht: er ging nur zur Thür und rief Jael herbei. Ehe ste kam, halte ich noch so viel Zeit, Ab schied von John zu nehmen. Lebe wohl, vergiß m ch nicht, John, oergiß mich nicht, rief ich in heißen Thrä nen. Niemals kann ich Dich vergessen, und wenn ich ani Leben bleibe, so werden wir voch noch wieder Freunde sein. Lebe wohl Phineas! Er eilte von dannen, mein David hatte mich verlassen. Und obgleich er sein Wort hielt und ich hin und wievcr durch Zufall von ihm hörte, so sah ich von die sem Tage an während zwei langer Jahre nicht einmal das Antlitz von John Hali fax. Siebentes Kapitel. Es war das Jahr IM), lange in Eng land bekannt als das „theure Jahr." Die jetzige Generation kann sich keine Vorstel lung machen, welch' eine schreckliche Zeit die war. Krieg, Hungersnoth, Unruhen gingen Hand in Hand, und Keiner war da, ihnen kräftig entgegen zn treten. Zwischen den hohen und niedrigen Stän den lag eine weite, unausfüllbare Kluft; die Neichen quälten und drückten die Ar men bis auf's Blut, und diese haßten ihre Peiniger, und unterwarfen sich ihnen den noch mit Feigheit. Niemand aber besaß christlichen Muth genug, um mit Kraft nnd Muth die Grenzlinie, welche die Stände auf eine unnatürliche Weise trennte, zu überschreiten und die Niedrig geborenen an ihre Menschenrechte und Manneswürdige zu gemahnen, die Höher stehenden an ihre Pflichten zu erinneren, sie zu lehren, daß wenn sie Herren sein wollten und sich bcyer dünkten als Jene, sie Solches durch größere Ehrenhaftigkeit und milde Weisheil bekunden müßten. Tiefe Noth und Verwirrung, welche mehr oder minder überall herrschte, war selbst bis in unsere kleine, ruhige Stadt Norton Bury gedrungen: Ich für meine eigene Person wurde wenig davon be rührt, aber die drohenden Anzeichen flat terten von außen um den stillen, heimath lichen Heerd, wo ich mit der Geduld, als einzige Gefährtin an meiner Seite, in stil ler Trauer saß. Diese beiden letzten Jahre waren eine harte, schwere Prüsungszcit für mich ge wesen. Obgleich ich so viel körperliche Leiden zn ertragen hatte, daß man mir alle anderen Sorgen möglichst fern hielt, so hatte ich dennoch stets das Gesübl, als wenn in und außer dem Hause nicht Alles war, wie es sonst gewesen. Jael klagle halblaut über die Einschränkungen im Hausstande, oder sie rühmte ibreWeisheit, welche Alles so wohl herzurichten verstand. Meines Vaters Antlitz wurde immer sor genvoller und strenger; oft lag eine solche eiserne Härte darauf, daß ich nicht wagte, den Gegenstand zu berühren, auf den sich all' mein Denken und Fühlen bezog: das Zurückberufen von John Halifax. Er war noch immer in meines Vaters Geschäft, an seinem alten Platz im Com toir; ja, zuweilen schien es mir sogar, als wenn ihm wichtigere Pflichten übertragen wurden, denn ich hörte von langen, weiten Reisen, welche er durch England machen mußte, um Getreide einzukaufen, da mein Vater zu dem Besitze seiner Lohgerberei noch den einer Kornmühlc hinzugefügt hatte, die in der Nähe unseres Hauses lag, unv deren eintönigem Klappern ich und John in unserer Knabenzeit so est lauschten. Doch von diesen Reisen sprach mein Vater niemals, er nannte kaum ein mal John's Namen. Wie sehr er ihm auch trauen mochte in Allem, was sein Geschäft betras, in jeder anderen Hinsicht blieb er seinem Worte getreu, darin war er unerbittlich. Und John Halifar war ebenso fest und unerbittlich, wie Abel Fleischer. Keine verstohlene, heimliche Verbindung wollte er eingehen, nein, selbst nicht aus Liebe zn mir. Ich wußte es wohl, ehe er nicht frei nnd offen, von meinem Vater dazu aufgefordert, wieder die Schwelle unseres Hauses betreten könnte, so lange würde er mir immer fern bleiben. Zweimal hatte er mir geschrieben, an meinen beiden Ge burtslagen, und mein Vater selbst hatte mir schweigend die unversiegelten Briese eingehändigt. Sie sagten mir, woran ich ja so fest glaubte, daß ich immer mei nen alten Platz in seinem Herzen, seiner Freundschaft einnehmen würde. Weitere Mittheilungen enthielten sie nicht. Ein anderer Umstand fiel mir auf. Ein Heiner Bursche, später als Jem Wat kiiis erkannt, war aus irgend eine Weise in unseren Hausstand gedrungen, und da er schnell, gelehiig und brauchbar war, so wurde er von Jael sehr begünstigt und als Lausbursche verwendet. Ich bemerkte ferner, daß, wenn dieser besagte Jem mit mir zusammentraf, sei es im Hause oder Garten, er einen capitalen tteinen Bedien ten abgab, wie ihn ein Leidender sich nur wünschen konnte; alle meine Wünsche und Bedürfnisse schien er zu errathen, und er bediente mich mit einer so sorgsamen Erge benheit, daß ich mich damals genug dar über wundern konnte. Später freilich setzte es mich nicht mehr in Erstaunen, da wurde mir Alles klar. Ter Sommer schritt vorwärts. Mit ängstlichem, sorgenvollen Blicke schauten die Leute nach dem Kornfeldern. Wie dünn und spärlich die Halme standen! Jael erzählte mir, wenn sie von ihren Spaziergängen heimkehrte, „es sei ein Jammer, aus die Felder zu blicken, und wir wären noch im Juli, und schon kostete das Brot beinahe drei Schillinge und die Metze Mehl vier." Wenn Jael so gesprochen, dann wart sie einen schnellen Blick auf unsere Korn mühlc, die in mehreren Tagen der Woche nicht arbeitete, denn mein Vater hielt seine Gelrcidevorräthe fest verschlossen, ver muthlich, weil ja noch eine schlechtere Erndte und höhere Preise eintreten könn ten. Jael schaute oft nach der stillstehen den Mühle, und wenn sie selbst nicht re- dete, so schüttelte sie ihr Haupt mit ernster Miene. An einem Markttage kam sie sehr erregt fast „benommen" beim und erzählte athem? los, ein Hausen Volkes habe sich vor der Mühle zusammengerottet, und sei erst von bannen gegangen, als der junge Mann, John Halifax zu ihnen geredet habe. Von da an gestattete sie mir nicht mehr meinen Spaziergang nach den schattigen Wegen des Abteihoses zu richten, sa, wenn sie es verhindern konnte, so durste ich nicht einmal mehr auf der Garten mauer sitzen, um träumend, wie immer, den dahinströmciiden Avon zu betrachten An einem Sonntage, es war der erste August, war mein Vater vwl später als sonst aus seiner Versammlung zurückge kommen, und lacl sagte, er wäre, wie er gewöhnlich an diesem seinen Hochzeits tag' that, nach dem Begräbnißplatze „der Quäker" in der St. Mary-Straße ge gangen, wo, weit entfern: von ihrer Fa milie, meine arme, junge Mutter ruhte. An diesem Sonntage bemerkte ich es klar, daß nicht Alles war, wie es sein sollte. Abel Fletscher saß still und in sich ge kehrt bei Tische; sein Gesicht trug jenen düsteren, harten Ausdruck, der sich mit den tiefen Furchen, welche physische Lei den hineingelegt, vermischte, um es über seine Jahre alt zu machen; denn trotz sei ner großen Mäßigkeit, konnte er den erb lichen Feind, die Gicht, sich doch nicht vollkommen fern halten, und in dieser letzten Woche halte er ihn hart erfaßt. Als Doktor Jessop gekommen war, stahl ich mich aus dem Zimmer, froh, wie der eine Stunde auf meinem Lieblings platze im Garte siycn zu können, um die Wiesen, Weideplätze und Kornfelder zn betrachten, aus denen zn meiner stillen Verwunderung schon an vielen Stellen das halbreife Getreide gemäht war und iir dünnen Bündeln aus den Feldern lag. Nachdem der Doktor von ihm gegan? gen, ließ mein Vater mich und seinen ganzen Hausstand zu sich bescheiden. Daß Abel Fleischer nicht vollkommen er selbst war, ging daraus hervor, daß seine Pfeife unangezünvet neben ihm lag und sein Bierkrug unangerührt aus dem Tische stand. Er wandte sich zuerst an Jael mit der Frage, ob sie das heutige Mittagessen: bereitet habe? Sie bejahte es mit würdevollem Stolz. Du mußt uns nicht mehr dergleichen Gerichte bringen, keine Kuchen, keinem leckeren Mehlspeisen, und Weizenbrot nur so viel als gerade nothwendig ist. Unsere Nachbarn sollen nicht sagen, daß Abel Fleischer Mehl vollauf in seiner Mühle und in seinem Hause hat, während im Lande die Hungersnolh um sich greift. Also, beoenke meine Worte und sei acht sam! Ich bin achtsam genug! entgegnete Jael fest. Tu kannst nicht sagen, daß ich einen Penny unnütz verausgabe. Und bin ich, für meine Perion, nicht voll Mit tels sür die Armen? Neulich rief mir eine Frau nack', daß ich schönes Mehl zu Stärke verbraucht, nnd klagte mich somit der Verschwendung an. Blick' heute her! Niil einer krampfhaften, heftigen Be wegung deutete lacl aus ihre breite, flat ternde Halskrause, Boussante genannt, die sonst so steif und sauber um ihren Hals saß. Ach, ihre Schönheit und Zier war mit dcr sehlenden Stärke entschwunden und nur eine Masse gelber, zerknitterter Mousselin hing schlaff und weich umher. Arme Jael! Ich wußte, das war das größte, heroische Opfer, das sie sür ihre Person zu bringen vermochte, und dennoch glitt ein leises Lächeln über mein Antlitz, und selbst mein Vater lächelte unwillkür lich. Machst Tu Dich über mich lustig, Abel Fletscher? rief sie zornig. Predige nicht Anderen, da die Sünde ani Deinem eige nen Haupte liegt. Ich bin überzeugt, lacl wußte nicht, welche witzige Anspielung sie bei den letz ten Worten vorwärts schritt und auf ih:es Herrn Kops deutete, aus dem der lang be nutzte Puder sich kaum icbr von dcr na türlichen Weiße des Haares unierschied. Gr ertrug den Angriff standhaft und sagte Weib, schweige! Nein, nicht so lange, subr Jael fort, die von ihrer Erregung zur Bitterkeit hin gerissen wurde, und nicht mehr berechnete, wie ihre vergifteten Pseile verwundeten— nicht so lange das Volk in Norton Burv dem Verhungern nahe ist, während die Reichen ihren Weizen, ihre Mehlvorräthe an sich halten, um unmäßige Preise zu er zielen. Sei Tu selbst achtsam, Abel Fleischer! Mein Vater zuckle zusammen, entweder von einem Sticke dcr Gicht oder seines Gewissens getroffen. Fetzt gab Jael ibreu Angriff plötzlich auf, schickte die anderen Tienstteute aus dem Zimmer, und wartete und pflegte ih ren Herrn mit so großer Sorgsamkeit, als sei gar nichts zwischen ihnen vorgefallen, als habe sie ihn vorher nicht aus das Tiefste beleidigt. In diesen schmerzbasten, gicbtischen An fällen war mein Vater, ungleich den mei sten Männern, sehr leicht zu leiten; je mehr er litt, je ruhiger und sanfter wurde er. Er halte eine schwere, leidensvollo Stunde durchzumachen, die seine Kräfte sehr erschöpfte. Als er sich etwas erholt und sich mit mir allein im Zimmer befand, sagte er: Phineas, das Geschäft der Lobgerberei ist in der letzten Zeit zurückgegangen; ick> hoffte, die Mühle sollte den Aussall decken aber auch das Unternehmen scheint nicht einzuschlagen. Würde es Dich sehr küm mern, mein Sohn, nach meinem Tode et was weniger reich zn sein, als ich es für Dich erstrebt hatte? Mein lieber Baler! Mehr vermochte > ich nicht zu antworten, weil mein Gefühl, mich überwältigte Nun wohlan, so ist es cnlicküebc'n! In wenigen Tagen werde ich meine Weizen s verrathe verlausen, wie mir dcr junge ! Mann schon lange gerathen, und mich ge beten hat, zu tbiln. Er ist ein llnger, icharisiniliger Kops, und ich werde alt. ! Wohl möglich, daß er recht bat. Wen meinst Tu, Vater? fragte ich mich ein Wenig verstellend. Das weißt Tu recht gut John Halisar. Es schien mir das Beste, jetzt nichts weiter zn sager, aber voll Freude bemerkte ich, daß sich mir ein neuer Hoffnungs schimmer bot sür die Erfüllung meines sehnlichsten Herzenswun'ches. An dem folgenden Morgen ging mein Vater, wie gewöhnlich, nach seiner Loh: gerberei. Ich verbrachte den Vormittag in meinem Schlafzimmer, dessen Fenster aus den Garten führten; ich sah nichts als das Weben der grünen Bäume, blickte den Vögeln zu, die über das weiche Gras hüpften, und lauschte auf das melodische Glockenspiel der Ablei-Übr, welche die verrinnende Zeil verliindete. VaS d'laupcn vorging in der Welt, in der Stadt, ja selbst in der nächsten Straße, drang nichts bis zu mir in mein stilles Traumleben. Um die Mittagszeit begab ich mich in das Eßzimmer, und wartete dort mehrere Stunden vergeblich auf meinen Vater. Sem Ausbleiben war höchst befremdend, denn sehr ungern versäumte er die zum Mittagessen feslgesetzie Stunde, und wenn es geschah, so sandte er uns wenigstens eine Nachricht über sein Späterkommen. Nach einigen Uebcrlegen, dem Jael schnell ein Ende machte, da sie von einer größeren Angst befallen schien, als es das Verder ben eines Mittagsbrotes erklärlich machte, schickte ich Jem Walkins nach der Lohger- berei, um sich nach seinem Herrn umzuse hen. Er brachte schlechte Nachrichten zurück. Die enge Gasse, welche zu dem Gehöfte der Lohgerberei führte, war mit einem Hau sen wilden, schreienden Pöbels angefüllt Selbst die aus Schwäche und Stumpfheit hervorgegangene Geduld unserer Armen von Norton Buin war endlich erschöpft, sie hatten das Beispiel Anderer befolgt, und ein Brot - Tumult war ausgebrochen. Nur wer es selbst erlebt hat, weiß, wie furchtbar ein solcher „Ausstand" war; wenn dasVolk sich in Verzweiflung erhob, nicht in einem Anfalle verblendeten, blut dürstigen „Patriotismus", sondern um Speise jür sich selbst und ibre verhun gernden Weiber und Kinder zu erlangen. Gott allein weiß, welcher Wahnsinn in den Herzen dieser armen, elenden Ge schöpsc herrschen mußte, die zu einem Hau. scn vereint, der „Pöbel" genannt wur den, und von denen jeder Einzelne ver zweifelt zu den Waffen griff, wohl wissend, baß vor rhm nur die Wahl lag zwischen Perhungern und Gehängtwerden. Ter Aufstand war hier kein allgemei ner. Erstens war Norton Bury keine i große Stadt, und dann herrschten stets ! Krankheiten genug darin, böse, schleichende Fieber. Pocken und andere Uebel, um die ! arme Bevölkerung niederzuhalten. Jem erzählte, das; die Zusammenrottungen nur in der Gegend unserer Mühle und der Lohgerbern stattfänden. Und wo ist mein Pater, Jem? Der Gefragte wußte es nicht zu sagen, und sah dabei aus, als ob dies ihm ziem lich gleichgültig sei. : la.'l, es muß sogleich Jemand gehen, meinen Vater zu suchen! rief ich schnell. > Ich bin schon aus dem Wege, erwiderte : die Angeredete, Mantel und Mütze anle ,! gend. Natürlich begleitete ich sie, trotz aller Gegenreden.