Newspaper Page Text
Der Teutsche Korrespondent. Baltimore, 22. Mai t 74. Battimore nd Philadelphia. Ein interessanter ergleich Der Quartal - Statistik dcs Schatzamtes über den Handel der verschiedenen Hafenstädte entnehmen wir folgende Zahlen und Angaben über den Hasenverkehr der beiden Nachbar städtc Baltimore und Philadelphia: Im Mo nate Dezember des letzten Jahres betrug der Tonncngehalt der eingelaufenen fremden Fahr zeuge in Philadelphia 31,665, in Baltimore 38,232; aus fremden Häfen angekommener Dampser: in Philadelphia 9937, in Balti more 14,833; von Küstenfahrern: in Phila delphia 52,246 und in Baltimore 105,615. Im ganzen Jahre 1873 betrug der Gesammt import: in Philadelphia §26,820,896, in Baltimore §31,319,033. Unter den Einsuhr artikeln beider Städte spielt der cubaniiche Zucker eine wichtigeßolle: Philadelphia sühne im Ganzen für §313,350 cm, Baltimore für §403,659. Der Kaffee-Import Baltiniore's von Brasilien erreichte den Werth von §724,. 962, der unierer Nachbarstadt Philadelphia betrug nur §48,655. Im letzten Quartal be trug die Einwanderung in Philadelphia Isio Perionen; in derselben Zeit wanderten in Baltimore 2236 Personen, meistens Deut schc, ein. Tie Einwanderungs-Statistik der beiden Städte über die letzten fünfzig Jahre ist von großem Interesse. Von 1820—1830 landete in Philadelphia 20,423 und in Baltimore 16,663 Einwanderer; in den dreißiger Jahren kamen dagegen 60,135 in Baltimore und nur 35,534 m Philadelphia an; in der fünften Dekade dieses Jahrhunderts war das Ver hältniß ziemlich gleich: in den fünszigcr Jah ren gewann Philadelphia einen bedeutenden Boriprung, seitdem ist es jedoch entschieden zurückgegangen; von 1860—1870 landeten in Philadelphia nur 22,000 und in Baltimore 69,000 Personen. Während der letzten fünf zig Jahre wanderten 347,391 Personen in Baltimore und 266,321 in Philadelphia ein. Die Statistik über den Monat Januar die ses Jahres gibt folgenden Ausweis: Einsuhr. Ausiuhr. B altiin orc 51 MI, 5>5 §2,7K,:!t Philadelphia I,tK>Eäoi 2,584,207 Man sieht aus obigen Zahlen, daß die Vi° lanz in der letzteren Zeit immer auf Seiter. Baltimore's war. Ein Hospital für Wöchnerinnen. Ob Findclhciuscr für große Städte noth wendig sind, diese Frage ist noch immer eine offene; dagegen ist es allgemein anerkannt, daß ein Hospital für Wöchnerinnen in jeder großen Stadt cm dringenves Bedürfniß ist. Trotzdem hat man viel später daran gedacht, diesem dringenden Bedürfnisse abzuhelfen, als man für Einrichtung von Findclhäuscrn sorgte. Letztere sind bekanntlich schon über 100 Jahre alt und verbreiteten sich vonFrank reich aus allgemein, wurden sogar in vielen Ländern als Staats- uns Eommunal-Insti tute eingerichtet. Verhältnißmäßig viel spä ter dachte man daran, daß Wöchnerinnen Hospitäler weit nothwendiger, weit humaner seien und die Sittlichkeit weit mehr förderten, als die Findcthäuser, welche höchstens ein Verbrechen verhindern, um dafür loVergehcn und Unsittlichkeiten zu fördern. Es ist für unsere, an humanistischen Instituten und Einrichtungen aller Art so reichen Stadt keine Ehre, daß erst jetzt die Begründung einer solchen Anstatt zur Thatsache geworben ist, aber erfreulich ist es dennoch, daß endlich dem längst gefühlten Bedürfnisse abgeholfen wird. Die letzte Gesetzgebung hat nämlich noch vor Thorschluß eineVerwillignng von §20,000 ge macht, um das Baltimorer ' ttollexe m setzen, ein Hospital Wöchnerinnen zu er richten. Die medizinische Fachschrist "Laltiwore Nil KurAevu" bemerkt cditoriell über diese Thatsache: „Die Armen unserer Stadt haben wenig noth wendigere Bedürfnisse, als gerade ein solches Institut. Daß in einer so großen Stadt das Armenhaus der einzige Ort ist, um arme Frauen, welche nahrungs- nnd obdachlos ih rer schweren Stunde entgegen sehen, aufzu nehmen, ist eine Anomalie nnd eine Grau samkeit. Wie viel Kinder sind nicht schon in Ermangelung eines solchen Instituts ermor det worden, wie viel Frauen unrettbar unter gegangen; die Bevölkerung würde erschrecken und sich entsetzen, wenn ihr die Statistik der Verbrechen und eine Schilderung der Noth und dcs Elends, welche in Folge dieses Man gels eintreten, vorgelegt werben könnte. Der Werth eines solchen Hospitals für eine Klinik ist an und für sich schon sehr groß. Verhält nißmäßig ein sehr geringer Prozentsatz ame rikanischcrGraduirten hat Gelegenheit gehabt, einen praktischen Fall von Geburtshülfe zu sehen, bis die jungen Leute dann als Aerzte Plötzlich in einer solchenAngeleqenhcit gerufen wurden, und in wenig anderenFällcii herrscht so viel Nothwendigkeit praktischer Erfahrung vor. Die Anstalt beabsichtigt auch eine Heb ammenschule zu begründen." Die §20,000 der Gesetzgebung sind selbst verständlich kaum genügend, die Primitive Einrichtung zu bestrciten'nnd das Nothwen digste für Erhaltung der Anstalt während der nächsten zwei Jahre zn beschaffen. Das Beste wird die Privatwohlthätiakeit an der Einrichtung und Unterhaltung dieses Jnsti tuts thiln müssen, und es steht zu hoffen, daß dasselbe an allen Baltimorern, welche die Mittel haben, Etwas zum allgemeinen Be sten beizusteuern, liberale Patrone findet. Die Gesetzgebung hat den Anstoß gegeben, es gilt jetzt, daß die Bürger die Sache in die .Hand nehmen und das Institut zur Thatsache machen. Besonders sollte dasselbe von den Deutschen rege unterstützt werden, denn wie manche arme deutsche Frau ist nicht bisher .nnler den Umständen, denen das Institut die nen soll, in's Armenhans geschickt worden, und wie manche Frau wird in Zukunft Gele genheit erhallen, die Männer und Frauen zn -segnen, welche im Genie unseres humanen Zeitalters diese Anstalt in's Leben riefen und einrichteten. Katastropssc in Massachusetts. Tie Ueberschwemmung im unteren Missij .sippithale mochte noch so furchtbar und ver heerend sein, es war ein Ereignis), auf welches die Betroffenen gefaßt sein mußten, das ihnen sogar mehrere Tage vorher angekündigt wurde. Wie anders war es am Samstage in Massa chusetts. Die Bewohner der betriebsamen Fabrikorte Williamsburg, Lceds, Skinners ville :c. befanden sich an der Arbeit, als plötz lich das Reservoir oberhalb Williamsburg seine Dämme durchbrach und die verheerenden Wassermassen durch das Thal wälzte, im Nu den Gewinn ganzer Generationen vernichtend nnd an zweihundert Menschen in's Verderben reißend. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf dieser Schlag, und trotzdem nicht unver schuldet. Schon seit Jahr und Tag wußte man, daß die Dämme des Reservoirs schad haft waren, daß bei einigermaßen starkem Wasservorrathe da? Waffer bindurchfickerte, aber es fiel den Herren Aktionären nicht ein, Geld oder Zeit an eine Reparatur zu ver schwenden und die Behörden konnten sich nicht auf den Standpunkt erheben, eine durchgän gige Reparatur zu erzwinge. So kam denn das Unglück. Eine Katastrophe schlimmer als der Untergang eines Ozeandampfers, furchtbarer als die Brände von Chicago und Boston. Auch hier finden wir auf dem Grunde das amerikanische Nationallasier den Leicht sinn. Die nördlichen Blätter fordern strenge Bestrafung der Eigenthümer des unseligen Werkes; das wird kaum durchführbar sein; die Presse des Landes kann aber auch hier ein gutes Werk thun, indem sie alle schadhaften Werte derart unnachsichtlich an den Pranger stellt und jede leichtsinnige Arbeit, durch welche Menschenleben in Gefahr kommen können, als Das bezeichnet, was sie ist. Bisher hat leider die Presse meist das Gegentheil gethan. Jede leichtsinnig gebaute Menschcnfalle wurde von willigen Reportern als ein großes öffent liches Werk gepriesen, jede schlechte Verkehrs linie mit gestickten Kesseln, unvollkommenen Rettungsapparaten, als ausgezeichnet empfoh len, bis der Krach kam. Der „N.-P. Herald" hat wohl recht, wenn er sagt: „Wir müssen lernen, rechtschaffene Arbeit zu machen," und er hätte nur hinzusetzen müssen: „Tie ameri kanische Presse muß lernen, schlechte gemein schädliche Einrichtungen rechtschaffen bloß zu stellen." Dann werden solche Katastrophen seltener werden. Ucber die Auswanderung aus dem Deutschen Reiche nach Nordamerika veröffentlicht die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" folgende Sta tistik: „Nach einer von dem'kaiscrUchen statisli lchen Amre aufgestellten Uebersicht über die Auswanderung nach den Ver. Staaten von Nordamerika m den lahren 1832—187 Z wa rm daselbst in dem Jahre 1832 10,142 Deut sche eingewandert. Diese Zahl ist bis zum auf Personen gestiegen. Diese Steigerung war nicht ohne Unterbre chung. Sic wich in verschiedenen lahren aus mannigtache Ursachen, unier Anderem auch in Folge des Krieges in Nordamerika, erheb lich zurück. Solche Rückgänge zeigen beson ders die Jahre 1833,1835, ,838, ,841. 1855 1865, 1870. Den Höhepunkt hatte die Ein- Wanderung ,m Jahre 1854 mit 215,000 Per'- sonen erreicht. Tic Auswandernngslisten' welche sich au? die Häien von Bremen und Hamburg beziehen, weisen entschieden kleinere Zahlen von Auswanderern nach, als die arne nkanischen EmwanderungSlisten. So steht Z. B. der hohen Einwanderiiiiq Während des Jahres 1854 nur eine Answan derungszahl von 36,817 Personen gegenüber. Die Differenz zwischen den von hier auswan dernden und in Nordamerika einwandernden Deutschen läßt sich mir dadurch erklären, daß ein großer Theil der deutschen Auswanderer seinen Weg über nicht deutsche Häsen genom men hat. In dem letzten Tezeninm hat sich diese Differenz wesentlich verringert und es darf hieraus gefolgert werden, daß die Aus wanderung sich immer mehr den deutschen Häsen zuwendet. " Bis zum Jahre 1845 beschäftigte Bremen sich von den deutschen Häfen allein mit der Auswanderung; in 1864 begann Hamburg eine lebhaste Concurreiiz zu entwickeln, wenn schon die Bremer Auswanderung tininer die zahlreichere blieb. Die Auswanderung ans Deutschland nach Amerika belies sich jn dein Jahrzehnt 1821—'80 auf 8000 Personen. 1831—'40 aus 177,000 Personen, 1841—'50 auf 458,000 Personen, 1851—'60 auf 1,180 - 000 Personen, 1861—'71 auf 270,000 Per sonen. Die GesainmtauSwanderulig aus den deutschen Häfen beträgt hiernach von 1821 bis 1372 incl. 3,040,000 Personen, von welchen 2,630.000 ihren Weg nach Nordamerika nahmen. Welcher Verlust an Arbeitskraft und Kapi tal mit der Auswanderung verbunden ist. läßt sich ungefähr ermessen, wenn man erwäqt, daß die Auswanderer vorzugsweise kräftige Männer im produktiven Alter sind und daß nach ungefähren Schätzungen das von den Auswanderern mitgenommene Vermögen zu etwa 100 bis 110 Thlr. pro Kops anzuschla gen sein mag. Es würde das für Deutsch land einen Kapitalverlust von mehr als 300 bis 450 Mill. Thlrn. ergeben." MacMahon und Serrano. Die beiden Regentschaften West-Europa's, Frankreich und Spanien, Republiken darf man nicht wohl sagen befinden sich wieder einmal gleichzeitig in einem Zustande der Krisis. Jn Frankreich führte die Frage, ob das Wahlgesetz vor dem Munizipalgesetze aufgenommen werden solle, in der National- Versammlung die Krisis herbei. Ter Herzog de Broglie hatte dieselbe zur Cabinctssrage ge macht nnd die Regierung wurde mit einer Majorität von 64 überstimmt, worauf das Ministerium sofort abdankte. Wäre das Mi nisterium in dieser Frage erfolgreich gewesen, so würde der Premier sofort die Errichtung einer zweiten Kammer, resp, eines Oberhau ses, beantragt haben; dieses ist dieselbe Klippe, an welcher Thiers scheiterte, nnd MacMahon hat sie trotz des ihm zugesicherten SeptenatS noch nicht umschifft. Sein spanischer College, Marschall Scr rano, hat eben erst eine Minislerkrisis über wunden und soll im Begriffe stehen, dem Don Alphonso die Krone anzubieten. Alphonso ist jetzt 17 Jahre alt und wurde zu einer Zeit ge boren, in welcher Serrano der erste Günstling Jsabcllen'S war, woraus man bei der bekann ten Leichtfertigkeit dieser Dame allerhand schließen könnte. Die Thronbesteigung dieses Prinzen würde den ehrgeizigen Alten zum lebenslänglichen Regenten machen. Man darf aber nicht vergessen, daß die Karlistcn nach wie vor in Rechnung zu bringen sind und daß auch die Republikaner einen mäch tigen Anhang im Lande haben. Alphonso von Asturien auf dem spanischen Throne würde nur eine neue Revolution für Spanien bedeuten, ebenso wie Napoleon IV. als Kaiser Frankreich's sein Waterloo oder Sedan fin den würde. Aber Beide werden ohne Zweisel vorübergehend zur Herrschaft gelangen, dafür bürgen die beiden Marschälle MacMahon lind Serrano. Tie Zustände in Arkansas —Schar mNtzel, Räubereien und Meu chelmord. l5. Mai. Nach einer Spezial-Depesche aus Little-Rock, Art., wer den daselbst mit großer Spannung Nachrich ten aus Washington erwartet. Hülfs-Bundes-Marschall Richards, welcher von King White's Truppen verwundet wurde und nachher floh, ist gestern in Little-Rock an gekommen. Die Baxter'schen fingen gestern Brooks' Pferde und Wagen mit seiner Tochter und dem Kutscher. Der Kutscher wurde, weil er bewaffnet war, festgehalten. Oberst King White und seine Cavallerie re cognoözirten gestern Nachmittag die Gegend südlich vom Capitol. Drei Compagnie'n wurden vom Capitol aus gegen dieselbe ge schickt. Um 4 Uhr fand ein Zusammenstoß statt, bei welchem mehrere Schüsse gewechselt wurden. Während White sich auf dem Rück zug befand, feuerte einer seiner Leute aus ei nige Neger und tödtele dabei zufällig einen Mann, Namens George Hilton, durch einen Schuß in den Unterleib. Das Haus und die Ställe dcs Scheriffs in Faulkner- County sind von den Baxter'schen geplündert worden, während dcrEigcnthümer in der Stadt war. Eine alte farbige Frau ivurde dabei erschossen. Am Mittwoch Abend wurde Hlllss - Con stabler James Jenkins, welcher am andern Ufer des Flusses wohnt, von vier Baxter'schen an die Thür seines Hauses gerufen. Als er heraustrat, erhielt er zwei Schüsse in die rechte Seite und wurde so schwer verwundet, daß er jetzt wahrscheinlich schon todt ist. Gutachten des Gcnerat-Anwalts. Washington, 15. Mai. General- Anwalt Williams, vom Präsidenten aufge fordert, ein Gutachten abzugeben, ob Brooks oder Barter rechtmäßiger Gouverneur von Arkansas sei, hat heutesolches ln großer Au sführlichkeit gethan. Nachdem er sich auf die Wahlgesetze bezogen, sggt er, die Stimmen bei der in Frage stehenden Wahl seien nach den gesetzlichen Verfügungen gezählt und er klärt, daß Baxter in aller Form Rechtens ge wählt worden sei. Das Wahlgesetz sage, bei bestrittenen Wahlen solle die Frage in gesetz lich vorgeschriebener Weise von beiden Häu sern der Gesetzgebung entschieden werden". Brooks nun habe, da er die Wahl Baxter's angefochten, seinen Fall der Gesetzgebung un terbreitet, doch sei mit 63 gegen 9 Stimmen gegen ihn entschieden worden. Der General Anwalt habe sich dann an das Obergericht desStaates gewandt, daß es untersuchen solle, ob Baxter berechtigt sei, das Amt eines Gou verneurs, von dem Brooks sagte, daß er es usiirpirt habe, zu bekleiden. Jener Gerichts hof indeß habe es abgelehnt, in dieser Frage eine Entscheidung abzugeben, und zwar mit dem Bedeuten, daß nach der Versassung und den Gesetzen des Staates nur der Gesetzge bung in solchen Fällen die Jurisdiktion zu stehe. Brooks habe angeführt, bei der Wahl habe er mehr als 45,000, und Baxter weniger als 30,000 Stimmen erhalten; habe bei dem Be zirks-Gericht von Pnlaski einen Prozeß gegen Baxter angestrengt, und dieses Gericht habe sich trotz eines von Baxter erhobenen Protestes für Brooks entschieden. Letzterer habe sein weiteres Verfahren sofort nach diesem Urtheil eingerichtet und mit be waffneter Macht von den Negierungsgebäuden Besitz ergriffen. Baxter's Anwalt habe bei besagtem Gericht gegen das Urtheil desselben Einwand erhoben, sei aber mit diesem Ein wand nicht durchgedrungen. Brooks behaupte, wenn ein Streit wegen der Besetzung des Gouverneurs - Amtes von der Gesetzgebung entschieden worden sei, so stehe dem Besiegten das Recht zu, von Neuem an die Gerichts höfe zu appellircn, so daß die Verfügung Be treffs der Jurisdiktion der Gesetzgebung null und nichtig werde. Er, der General-Anwalt, sei sich, wenn er die Frage lediglich im Lichte der Verfassung betrachte, sehr klar, daß die Gerichtshöfe des Staates einen Streit über das Gouverneurs- Amt nicht entscheiden könnten, sondern daß die Gesetzgebung in solwen Fällen da einzig zuständige Tribunal sei, und in dieser Ansicht stimmten rlchterlichcAutoritätcn mit ihm über ein. In der Argumentation für Brooks werde angeführt, die Entscheidung des Bezirksge richts von Pnlaski sei sowohl für den Präsi denten als für Baxter bindend, so lauge die selbe nicht umgestoßen sei; wo aber zwei ent gegensetzte Eliftcheidiliigcn abgegeben würden, wie in diesem Falle, da habe sich der Präsi denk für denjenigen zu entscheiden, welcher nach der Verfassung und den Gesetzen des Staates der rechtmäßig Erwählte sei. Die Gesetzgebung habe sich für Baxter, das Be zirksgencht für Brooks entschieden. Nähme man die Bestimmung der Verfassung, welche erkläre, daß angefochtene Wahlen durch dieGe jetzgebling entschieden wekdcn sollen, so müsse Baxter anerkannt werden. Zum Schluß sagt der General-Anwalt: „Ich glaube, es würde unheilvolle Folgen haben, ivenn man nicht dem Verfahren, durch welches Brooks sich in's Amt eingesetzt Hut, jetzt ein Ende machen wollte. Vor Kamps und Blutvergießen würde man in Zukunft in keinem Staate der Union licher scin. Die ,etzt herrschenden Zustände sind in keiner Weiie zu rechtfertigen und nach meiner Meinung muß Elishu Baxter als der rechtmäßig erwählte oberste Beamte desStaa tes Arkansas anerkannt werden." Der General-Postmeister wird an den Post meister von Little Rock einen Befehl abschicken, alle an den Gouverneur von Arkansas adres strten Postsachen an Baxter abzuliefern. Arier anerkannt. Proklamation des Präsiventen. Washington, 15. Mai. Folgendes ist der Wortlaut der Proklamation des Präsi denten, welche bezüglich der Arkansas-Frage nach Litlle-Rock telegraphirt worden ist: „Proklamation des Präsidenten der Ver. Staaten von Amerika! Da gewisse Unruhestifter nnd Tumulliian. ten unter dem Boraeben, daß Elisha Baxter der gegenwärtige oberste Beamte in Arkansas nicht gesetzmäßig gewählt sei. vereinigt haben, um seine und der übrigen Behörden Autori tät mit Waffengewalt zu bekämpfen; Und da besagter Elisha Baxter von der Ge setzgebung als in allerForm Rechtens gewähl ter Gouverneur erklärt worden ist und seit langer Zeit die Funktionen dieses Amtes, in welches er den Gesetzen und der Verfassung des Staates gemäß eingesetzt worden, erfüllt hat und von den Bürgern als der rechtmäßige oberste Beamte betrachtet werden muß; Und da es in dcrVersassung der Ver. Staa ten verfügt ist, daß die Ver. Staaten auf eiu Gesuch der Gesetzgebung oder der obersten Be Hörde, wenn die Gesetzgebung nicht zusam menbcrufen werden kann, jeden Staat der Union gegen innere Gewaltthätigkeiten schür zen sollen; Und da besagter Elisha Baxter nach dem 4. Abichintt des 4. Artikels der Versassiina der Ver. Staaten und nach den in Ueberein Nimmnng damit passirten Gesetzen sich an mich gewandt hat, um besagten Staar und die Burger desselben vor inneren Gewaltthä tigkeiten zu schützen: und da die Gesetzgebung des besagten Staates in Folge eines Aufrufs des besagten Elisha Baxter am li. ds Mts im Capital in Extra Sitzung zusammniqe lreten >,t und beide Häuser durch einen verei nigten Beschluß mich ebenfalls ersucht haben den taat vor inner::, Gewaltthätigkeiten zu Ichutzeii; " ' Und da in den Gesetzen der Per. Staaten verfugt ist, daß in allen Fällen einer Insur rektion in irgend einem Staate, oder in ä-il len, wo die Gesetze des Staates beeinträcl tiat werden, es dem Präsidenten in Folge eines Gesuches von Stitsn der Gesetzgebung des be. sagten Staates, oder von Seiten der obersten s Behörde, wenn die Gesetzgebung nicht zusam mcnberufen werden kann, gesetzlich erlaubt i sein soll, zur Unterdrückung des Ausstandes oder zur Aufrechthaltung der Gesetze über ei nen solchen Theil der Land- und Seemacht zu verfügen, als ihm nöthig scheint; Und da das Gesuch gestellt worden ist, daß, wenn nach dem Urtheil des Präsidenten die Verwendung von Militär zu obigem Zwecke nöthig erscheint, er durch eine Proklamation den besagten Insurgenten befehlen soll, aus einanderzugehen und sich innerhalb einer festgesetzten Zeit nach Hanse zu begeben; so erlasse ich, Ulysses S. Grant,Präsident der Ver. Staaten, hiermit die Proklamation und befehle allen Tumultuanteii und Unruhe stiftern, innerhalb 10 Tage von dieiemDatum an auseinanderzugehen und sich friedlich nach Hause zu begeben, und sich von jetzt an der gesetzlichen Autorität dcs besagten obersten Staats - Beamten und der übrigen Behörden des besagten Staates zn unterwerfen, und ich bitte alle guten Bürger um ihre Hülfe und Mitwirkung, um das Gesetz und den Frieden aufrecht zu halten. Zur Beglaubigung des Obigen habe ich meine Unterschrist gegeben und das Siegel der Ver. Staaten hinzufügen lassen. So gesche hei, in der Stadl Washington, den 15. Mai, im Jahre unseres Herrn 1874, und im 98. Jahre der Unabhängigkeit der Ver. Staaten. U. S. Grant. Für den Präsidenten: Hamilton Fish, Staats-Sekretär." Wie eS in Little-Rock aussieht.—Zsreuve über Sie Proklamation de Präsidenten Little-Rock, 15. Mai. Die Züge gehen jetzt wieder regelmäßig, ohne von poli tischen Ruhestörern belästigt zu werden. Zwei Baxter'sche feuerten heute Mittag von der gegenüberliegenden Seite des Flusses in das'Eavitol, aus welchem dann nngesähr 100 Schüsse fielen. Es wurde Niemand ver wundet. Als der Inhalt der Proklamation dcs Prä sidenten bekannt wurde, entstand die ungezü geltste Aufregung, und eine solche Freude ist in Little Rock noch nie erlebt worden. Schaa ren von Männern, Frauen und Kindern Wim meln auf den Straßen, die Geschäftshäuser werden wieder geöffnet, Flaggen wehen und Musik ertönt. Hunderte von Menschen be suchen Baxter's Hauptquartier, um ihm Glück zu wünschen. Washington, 13. Mai. Capt. Rose telegraphirt aus Little-Rock, Art., an den diesigen General - Adjutanten, daß daselbst Alles ruhig sei. Beide Parteien haben eine Uebereinkunft getroffen, ihre Truppen zu ent lassen. St. Louis, Mo., 18. Mai. Richter McClure und Oberst Oliver, der Scherisf von Pulaski-County, sind heute auf ihrem Wege nach Washington hier angekommen. Nichter McClure sagt, alle Angaben, auf welche der General - Anwalt Williams sein Gutachten basire, seien von einem Ende bis zum anderen fassch.^ Dinge in Little-Rock sagt Hr. cS sei kaum eine merkliche Veränderung einge treten. Brooks werde die Waffen vor den Baxtcr'schen nicbt strecken, sondern sich nur den Bundestruppcn ergeben. Brooks werde als rechtmäßiger Gouverneur auch ferner von dem Staats-Auditenr, dem Schatzmeister und dem General-Anwalt des Staates, überhaupt von allen Exekntiv-Beaintcn, mit Ausnahme des Staatssekretärs Johnson, anerkannt wer den, und wenn Hr. Williams trotz dieser Thatsachen dem Staate einen Gouverneur anfoktroyiren könne, so höre damit für Arkan sas die republikanisch- Regierungsform auf. Die Angelegenheit werde dem Congresse un terbreit werden. Little-Rock. Ark., 13. Mai. Die Gesetzgebung von Arkansas wird sich am 23. d. M. sins clw vertagen. Zahlreiche Anhänger von Brooks und meh rere Compagnie' Baxter'scher sind heute von hier nach Hause gegangen, und nach den jetzigen Anzeichen zuschließen, werden morgen sämmtliche Brooks'schcn abziehen. Furcktbare Ueberschwemmung in Massachusetts. Mr eine Mil lion Dollars Beflhtynm zer stört. Eiohnndertundzwan ztg Menschen umgekommen. Boston, 16. Mai. Heute Morgen wurde Williainsburg, Mass., von einer ver heerenden Ueberschwemmung, welche zahlreiche Opfer an Menschenleben forderte, heimge sucht. Der Bruch des Reservoirs war die Ursache der Katastrophe. New - Haven, Conn., 16. Mai. Drei große, oberhalbWilliamsburg,Mass., gelegene Reservoirs, welche erbaut waren, um die Fabriken von Willinmsburg, Leeds- und Hay denville mit Wasser zu speisen, gaben heute früh nach, und der ungeheure Wasserschwall riß Alles mit sich fort. Die obigen Ort schaften wurden fast gänzlich zerstört, und selbst Gebäude, wie die ungeheure, aus Back steinen errichtete Fabrik von Hayden, Gere K Comp., konnten der Macht des Elements nicht hinreichenden Widerstand leisten. Viele Men schen haben ihr Leben verloren, indeß kann die Zahl bis jetzt noch nicht angegeben wer den, wird sich aber aus wenigstens 100 be laufen. Florence, Mass., 16. Mai. Das Reservoir oberhalb Williamsburg ist heute Morgen geborsten, und das Wasser hat aus seinem Wege fast alle Wohnhäuser zerstört. Biete Menschen sind umgekommen, aber die Aufregung ist so groß, daß es bis jetzt unmög lich ist, die Zahl der Opfer genau anzugc > bcn. In LecdS wurden eine Seidenweberei und eine Knopflochfabrik weggespielt. Der Stations - Agent der „N.-H.-K N.- Eisenbahn" ist mit seiner Frau ertrunken. An demselben Ort riß der Wasscrschwall zahl reiche Menschen mit sich fort. Das Wasser fällt setzt. Mehrere Leichen trieben abwärts, aber der Strom war so reißend, daß dieselben nicht zu erreichen waren. Haydenville, Mass., 16. Mai. Ein großes, etwa 4 Meilen nördlich von hier ge legenes Wasser-Reservoir ist heute Morgen um 8 Uhr geborsten. Das Wasser ergoß sich die Hügel herab und riß Alles mit sich fort. Es traf den südöstlichen Theil von Williams burg, etwa zwei Meilen nördlich von hier, wo es zahlreiche Wohnhäuser umriß, nahm dann seinen Weg nach Skinnersville; wo es Hrn. Skinncr's Seidenwebereien, sein Wohn haus und die Arbeiterwohnungen zerstörte. Die große Mcssingsabrik der HH. Hayden, Gere 6 Comp, wurde in einem Augenblicke fortgerissen. Große Steine und schwere Ma schinen wurden in rasender Geschwindigkeit vom Strom dahingerissen und stark gebaute Häuser zertrümmert, ohne daß die Einwohner auch nur eine Ahnung von dem über sie he reinbrechenden Unglück gehabt hätten. Ter Schwall traf dann das Dorf LeedS, wo zahlreiche Werkstätten, Wohnhäuser und andere Gebäude dem Erdboden gleich gemacht wurden. Der Verlust an Menschenleben ist groß, da in manchen Fällen ganze Familien über die Dämme gespült wurden und rettungslos ver loren waren. In den Trümmern am Ufer sind bis jetzt 23 Leichen gefunden worden. Ganze Gevierte von Tcnement - Häusern mit Frauen nnd Kindern wurden vom Strom fortgerissen und die Einwohner waren dem Tode geweiht. Es werden immer mehr Leichen gebracht und in der Kirche niedergelegt. Die meisten der selben können identifizirt werden. Springfield, Mass., 16. Mai. Es laufen traurige Berichte über den Bruch des Reservoirs zu Goshen, Hampshire-County, ein. Der Verlust an Eigenthum bcläuft sich aus Hunderttausende von Dollars. Wie viele Menschen umgekommen sind, läßt sich noch nicht sagen. Unter den in Williamsburg Er trunkenen ist die Frau des Hrn. H. C. Frost. In Leeds befanden sich Capt. Baughn nnd Frau Ouigley mit Tochter in einem der sort gespülten Häuser und ertranken. In Florence sind weit mehr Menschen umgekommen. Die Etablissements der „Monotouck-Silk-Comp." und der „Florence -Mannsacturing - Comp." sind um §25,000 beschädigt. Ter Schaffner E. M. Chandler, welcher unmittelbar vor der Katastrophe die Bahn mit seinem Zuge pas sirte, verlor Frau und Kind. Auch der In genieur Roberts, welcher mit dem nächsten Zuge hätte abfahren sollen, hat den Verlust seiner Familie zu beklagen. Zu Haydenville verlor Hr. Samuel Miller seine Frau und drei Kinder. Das Reservoir zu Goshen bedeckte einen Flächenraum von 150 Ackern und hatte eine durchschnittliche Tiefe von 80 Fuß. Es diente dazu, in Zeiten der Dürre die Fabriken zu Williainsburg, Haydenville und Florence zu speisen. Es wurde vor etwa 12 lahren gebaut, um die am Mill-River, wel cher einer der unberechenbarsten Flüsse ist, ge legenen Fabriken stets mit Wasser versorgen zu können. Es war Eigenthum einer Gesell schast von Kapitalisten, welche schon bei ver schiedenen Gelegenheiten ein Unglück befürch teten. Im vorigen Jahre wurde es mit gro ßem Kostcnaufwandc ausgebessert und würde seitdem für verhältnißmäßig sicher gehalten, wenn man auch wußte, daß es einen Leck hatte. Ein soeben von Northampton eingelaufenes Telegramm gibt die Zahl der bei der Ueber schwemmung Umgekommenen aus 60 an. In Leeds sind 12 Häuser und ein Theil der Seidenweberei zertrümmert worden. In Haydenville und Leeds sind diejenigen Häuser welche von der Fluth verschont ge blieben, in Beinhäuser und Hospitäler ver wandelt worden. Bis 2 Uhr waren 27 Lei chen aufgesunden. Diebe aus Florence plündern die Koffer der Fabrik-Mädchen zu Leeds. B o st on, 16. Mai. Vom Achtb. Ste phen M. Crosby aus Williainsburg, welcher zetzt in Boston weilt, geht uns Folgendes zu: „Die von der Katastrophe betroffenen Ort schaften sind Williamsburg, Haydenville, Leeds nnd Florence, sämmtlich am Mill- River, einem Nebenflüsse des Connecticut, ae legen. Im Dorfe Williainsburg theilt sich der Mill-River in zwei Arme, deren einer von Goshen kommt. An diesem Arme liegen zwei große Reservoirs. Die Dämme und Mauern dieselben, von geschickten, tüchtigen Ingenieu ren nach den neuesten Verbesserungen nufge führt, waren äußerst solide, nnd wäh .md des letzten Jahres wurden große Summen ver- ausgabt, um dieselben völlig sicher zu ma chen. Das in den Fabriken läng dem Mill-Ri ver angelegte Kapital rcpräscntirt die Summe von §5,000,000, und die Bevölkerung, welche durch diese Katastrophe entweder direkt oder indirekt betroffen ist, mag 500 Seelen zählen. Boston, 16. Mai. Hier eingelaufene Depeschen melden, daß 120 Personen ihren Tod gesunden haben und Besitzthum im Werthe von §1,000,000 zerstört worden ist. Boston, 17. Mai. Die Name der Williamsburgcr Opfer sind folgende: Frau Sarah Bartlett und Kind, Frau John Doo nie, Frau Spieren Bartlett, Frau Jercmiah Ward, Frau Electa Knight, Henry Birming ham, Lillie B. Mary und Carrie Birming ham, Frau Elbridge Kingsley und zwei Kin der, Alexander Roberts, Frau und zwei Kin der, Mary Ann McGec, Dr. E. M. John son und drei Kinder, (Frau Johnson wurde gerettet, verlor aber in Folge des erschüttern den Unglücks den Verstand), E. C. Hubbard und Tochter, Frau Emma Wood und Kind, Frau George E. Lamb mit Neffen und Toch ter, Frau E. M- Chandler und Tochter, Ma jor William H.Adams, T. I. Hitchcock, Frau Mary Agnes Scully und zwei kleine Kinder und ihre Mutter Fran Mary Breman, Willie Tilton, Frau William Snow, Frau William D. AdamS und Sohn, Michael Burke und drei Enkel. Haydenville zählt folgende Todte: Boby Hayden, der ileine söhn des Capt. James Hayden, und Eli Bryant, der Bater der Frau Hayden, Frau Norris, Fran Johanna Wil liams und Tochter, Hr. Keplingcr, Edward Meckler und seine ganze Familie, Frau Mar sher und Tochter, Francis Broadlear, Sam. Miller und drei Kinder, Frau John Wilson und drei Kmder, Frau Jessen, Tochter und zwei kleine Kinder, Frau Mays und Tochter und deren drei kleine Kinder, und Stephen Kelby sammt Frau und Tochter. In Leeds kamen um: Capt. I. T. Vaughn, die Frls. Mary Woodward, Annie und Grace Coogan, Ralph Jsham, Hr. Dunning, Frau Bromette und fünf Kinder, Frau EllenTeme sey, Andrew Temesey, Nellie Temesey, Annie Fitzgerald, Hr. Patrick, Frau Dunlca, ein Kind, Namens Clansey, Alexander Lancer, Charles Patrick, Frau Jane Coogan, Frl. Julia Patrick, Frau C. Hanon und drei Kin der, Frau Sarah I. Lyn und Kind, Frl. Evetine Sherwood, Arthur Sharp, Frau Hurley, Frau James Tirmesy und zwei Kin der, Frau Fitzgerald und Fanny Fitzgcrald. Bis jetzt sind 50 bis 60 Leichen aufgefunden worden, welche theilweise furchtbar verstüm melt sind. Weiter Einzelnheiten über die schreckliche Katastroptze in Massachusetts. Springficld, 17. Mai. Da Wil liamsburger Reservoir, welches ein Gebiet von mehr als 100 Ackern bedeckt, durchbrach am Samstag Morgen seine Dämme und die ungeheure Wassermasse strömte durch das enge Thal in die betriebsamen Städte Williams burg, Leeds, Florence und Northampton Meadows, wo der ström sich in den Con necticut-Fluß ergoß. Der reißende Strom rauschte mit unwiderstehlicher Gewalt durch Williamsburg und im Nu waren verschiedene Fabriken und Wohnhäuser zerstört und ein schrecklicher Verlust an Leben und Eigenthum verursacht. Die weiter unten im Thale gele genen Dörfer litten gleichfalls sehr, doch nicht in dem Verhältnisse, wie Williainsburg. Die neuesten Berichte ergeben, daß im Ganzen 144 Menschen umkamen, welcher Ver tust sich folgendermaßen auf die drei Ort schaften vertheilt: Williamsburg 60, Lceds 49, Haydensville 35. Diese Zahlen beziehen sich nur aus das, was man genau weiß; die Leichen allsr Umgekommenen sind noch nicht gesunden und beständig treiben Lei chen an's Land. Jn WllliamSburg wurden folgende Perso nen vermißt: Frau Kingston, S. Bartlett, Viola B. Collyer, F. I. Hitchcock, Wm. H. Adams, die Wittwe Snow, Willie Tilton, Frau Wm. Curtis, R. I. Lanchone, Frau E. W. Chandler und Tochter, Jercmiah Ward, Wittwe Knight, Frau P. Haallcy u. zwei Kinder, Frau Brennan, Alex. Roberts, Frau und zwei Kinder, Mary Anne McGec, Frau G. E. Harris, E. C. Hubbard, Frau M. Wool und Kind, Mich. Burke und drei Kinder von James Burke, Frcdcrick Bird, James Stephens, Frau W. D. Adams und deren Sohn Willie, Frau E. Downing und Tochter, Wittwe Downing, Henry Birming ham, Frau und drei Kinder, Frau E. S. Kingsley, Frau E. D. Kingsley und zwei Kinder, Dr. E. M. Johnson mit Frau und drei Kindern, Wittwe Johnson, Frank Mur ray und Frau, John Alchison, Spencer Bart lett und Frau, A. A. Schley, Frau A. E. Lamb, Frank Train u. Frau—zuiammen 6t. In Skinnersville, einem kleinen Orte un terhalb Williamsburg, werden 4 Personen vermißt. Es ist gänzlich unmöglich, die Verluste zu dctailliren. Außer den zerstörten Gebäuden und beschädigten Brücken sind verschiedene Straßen beschädigt und die Wielen auf ganze Strecken durch Anschwemmungen unbrauch bar gemacht. Der Gesammtoerlust wird eine Million Dollars übersteigen und nahezu §2,- 000,000 erreichen. Jn Williamsburg wurde die Mahlmühle von Wm. A. Arnoniß zerstört, Verlust KlO,- 000; die Fabrik von H. L. James wurde im Betrage von §20,000 beschädigt; Hrn. James wurden außerdem Häuser und Scheunen im Betrage von §40,000 zerstört. In Skinnersville wurde Wm. Skinner's Seidenspinnerei nebst 12 Wohnhäusern zer stört. Verlust §130,000. AI Haydensville wurden die Kupfermerke von Hayden, Gere sc Camp., die Sparbank und verschiedene Wohnungen fortgeschwemmt, Verlust §250,000: Haydcn's Tabackssabrik, Verlust §7000; Haydcn's Maschinenfabrik, §5000; Häuser und Läden, §30,000; Gas werke, §BOOO. In Leeds wurde das Gebäude der Neotnk- Scidensabrik zerstört, Verlust §25,000; Geo. P. Warner's Knopssabrik, Verlust §100,000; andere Häuser und Gebäude, §20,000. Der Schaden, welchen Williainsburg an Brücken, Straßen und Wiesenländereien er litten hat, ist zur Zeit unberechenbar. Jn Leeds werden 49 Personen vermißt. Seit Jahren ist man wegen der Sicherheit des Reservoirs im Zweifel gewesen. Der Aufseher hat wiederholt ans diesen Zustand aufmerksam gemacht, die Untersuchungs-Com mijsion erstaltete aber immer günstige Be richte. Weitere Einzelnheiten über die schreckliche Katastrophe in Mas sachusetts. Am Sonnabend, den 16. Mai, wurde das Connecticut-River-Thal plötzlich, ohne vor herige Warnung, von den Gewalten der Zer störung ereilt und fünf Dörfer in, Staate Massachusetts wurden fast total ruinirt. Als am Freitag Abend die Sonne unterging, be schienen ihre letzten Strahlen das schöne Mill- River-Thal, das von Hunderten glücklicher Familien bewohnt war, und in welchem die regste Geschäftsthätigkeit herrschte. Noch ehe sie am anderen Tage den Meridian erreichte, war dies glückliche Thal in eine Wüstenei ver wandelt. Die Greuel der Verheerung waren auf den kurz zuvor noch so blühenden Fluren ausgebreitet. Die Heimstätten glücklicher Menschen und die großen industriellen Etablis sements, in denen Hunderte von Arbeitern das Brod für ihre Familien verdienten, waren mit all' ihren Vorräthen nnd Maschinerie' zerstört und von einer unerbittlichen Wasser fluth hinweggefegt worden, nnd was noch schlimmer ist, ein großer Theil der Menschen, die jenes Thal bevölkerten, hat in jener jähen Katastrophe das Leben verloren. Der hef tige Regen, der den ganzen Freitag und die daraus folgende Nacht andauerte, hatte ein Plötzliches Steigen im Mill-River, eines der Zuflüsse des Connecticut, verursacht. An den Ufern des Mill-River liegen die Dörfer Wil liamsburg, Skinnersville, Haydenville, Leeds und Florence. Alle diese Dörfer waren bedeu tende Fabrilorte. Der Fluß kommt ans dem High Ridge-Mountain durch das Thal nnd ergießt sich dann bei Mounl Tom, unterhalb Northampton, in den Connecticut-River. Da dieser Fluß den zahlreichen Fabriken des Mill- Niver-Thales die Wasserkraft liefert, so wurde, um die Gleichmäßigkeit dieser Wasserkraft re guliren zu können, am Fuße des Gebirges ein 200 Fuß hoch über dem Thal erhabenes Wasser-Reservoir angelegt. Dasselbe ist in den lahren 1867 und 1868 gebaut worden und war etwa eine Meile im Quadrat und 40 Fuß tief. Dies Reservoir war schon seit den letz ten fünf Tagen ungewöhnlich voll. Der Damm,der die Wassermasse einschloß, war an der Basis 25 Fuß dick und an beiden Seiten mit Mauerwerk bedeckt. Den einzigen Aus fluß des Wassers nach dem Mill River ver mittelte eine eiserne drei Fuß im Durchmesser hallende Röhre, die vermittelst einer Schraube geöffnet und geschlossen werden konnte. Ties Reservoir war das gemeinschaftliche Eigen thum der Fabrikherren in den genannten Dör fern, und dasselbe war, wie sich jetzt ergibt, lehr nachlässig und unsicher gebaut worden. Der Morgen brach düster und un sr-.u ndlich an. Der Wächter am Reservoir konnte, als er das Wasser den Reservoir- Damm herabrieseln sah, nicht unterscheiden, ob es Sickerwasscr oder Regenwasscr sei. Er hielt es für Regenwasser und legte sich wieder auf's Ohr. Eine halbe Stniide später besich tigte er den Damm abermals, und min be merkte er einen Riß im Damm, der sich zu sehends unter dem herausquellenden Wasser erweiterte. Jetzt erschrak der Mann, und er fing an zu laufen, um die Bewohner vor der ihnen drohenden Gefahr zu warnen. Ge spornten Laufes rannte er nach dem Dorfe Williainsburg, das nicht ganz zwei Meilen von dem Reservoir ist, aber noch ehe er das Dorf erreichen konnte, brach der Tainin Tic Gewässer stürmten an ihm vorüber, und mir genauer Noth rettete er das eigene Leben, in dem er sich auf einen benachbartcnHügel fluch te:e. Die Bewohner des Torfes Williams bnrg saßen entweder bci'm Frühstück oder schlummerten noch friedlich in ihren Betten, als Morgens um 8 Uhr ein wild aiissch-ndcr Reiter durch die Straßen sprengte, und um heiserer Stimme den Leuten zuschrie, sie soll ten ihr Leben retten, das Reservoir sei g-wro che nnd der Wasserschwall tose bereit heran. Das schaumbedeckte Thier des Reiters sank zuiammen. Die Bewohner des Tones ver mochten kaum zu fassen,was der Mann ihnen mrlniidct, aber große Unheil ahnend,stürzten sie au ihren Häusern. Leider hörten nicht alle Bewohner des Dorfe den Alarmruft wahrend man dem SchreckcnSboten ein ande res Pferd verschaffte und währAid er davon ritt, um den andern Dörfern seinen War nilngsrus zu bringen, brachen die Finthen un widersteblich mit verheerender Gewalt über Williamsburg herein, und alte Frauen, Greise, unschuldige Kinder und starke Männer wurden von den Finthen überfallen, sie wurden entweder von den Wogen mit fortge nssen und ertranken,oder sie würden von ihren einstürzenden Wohnhäusern zermalmt, die von der Fluth mit unglaublicher Schnelligkeit un terwühlt und zerstört wurden. -Lie Fluth überfiel in wenigen Momenten alsdann die Dörfer Skinncrville, Haydenville und Leeds. Diejenigen, die die Annähernng der Wassermasse in der Ferne iahen, glaub ten, daß ein furchtbares Feuer über das Land hinfege. Der Gischt desselben sah wie eine schwarze Rauchwolke aus, und im Dorfe Haydenville wurden daher einige Minuten vor der verheerenden Fluth die Feuer-Alarm- Glocken geläutet. Die reißende Fluth hatte nun die Dörfer erreicht, und die Scenen der Zerstörung, die sie anrichteten, sind unbe ichrelblich. Die Hütten der armen Arbeiter, wie die großen Fabrikgebäude stürzten zu sammen, sie wurden weggerissen, und selbst der Boden, auf dem sie standen, ivurde von den wüthenden Flnthen aufgewühlt. Die industriellen Interessen im Mill-River-Thalc müssen in dem kurzen Zeiträume einer Stunde einen Verlust von mindestens §1,500,000 er litten haben. Manche der zerstörten Fabriken wird vielleicht nie wieder ausgebaut werden. Alle die großen Etablissements, und sehr viele der kleineren Fabriken sind total hinweg gefegt worden. Die großen, aus Backstein oder Quadern erbauten Fabrikgebäude zcr krllmmellen unter dem Anprall des Wassers, als wären es lose Sandhausen gewesen, und die hölzernen Gebäude waren einige Minuten lang der Spielball der Gewässer, und wur den dann zertrümmert. So grauenvoll war der Anblick dieser wild cinhertosendcn Ge wässer, daß Frauen vor Entsetzen ohnmächtig auf der Straße niederfielen, und von der rei ßenden Strömung mit fortgerissen wurden. Das Unglück kam mit so rasender Schnellig keit über die armen Bewohner jener Dörfer, daß viele von ihnen die Geistesgegenwart ver loren und von Punkten, an denen sie sicher gewesen wären, geradezu dem Tode in den Rachen rannten. Andere, dle zurückgeblie ben waren, um ihre Lieben zu retten, gingen selbst verloren. Dr. E. N. Johnson von Williamsbnrg ergriff seine beiden Kinder, und, von seiner Frau begleitet, eilte er nach Anhöhe außerhalb des Dorfes. Ehe er sie erreichte, schwanden ihm die Kräfte, und er stand einige Augenblicke still, um auszu ruhen. Unterdessen kam der Wasserschwall heran, er konnte nicht mehr von der Stelle-, seine Frau hätte sich retten können, aber sie wollte in einem solchen Momente ihre Lieben nicht verlassen, und die ganze Familie kam um. Es wurden überhaupt sehr viele Fami lien von den Fluthen weggerissen, und als das Gewässer pch verlaufen hatte, sah man Hunderte weinende und wehklagende Männer, Frauen und Kinder, die wie wahnsinnig an dem Flußbette auf- und abgingen, und nach den Leichen ihrer vermißten Verwandten und Freunde suchten. Das Wasser hatte zwanzig Minuten mit voller Macht gewüthet, als man das Fallen desselben bemerkte, seitdem ist es fortwährend niedriger geworden, und zur Zeit gänzlich verschwunden. Unter den in Williamsbnrg zerstörten Hanptfabriken befinden sich die der Knopssabrikanten O. G. Spellman, Adams 6c Hitchcock's Getraide mühle, eine große Gerberei, H. James' Wol lenspinncrei, in der die Hälfte der Arbeiter das Leben verloren hat. William Skinncr's Seidenfabrik ist zerstört, doch sind die meisten Arbeiter entkommen. Jn einem Miethhauje waren zehn Frauen und Kinder, und sie alle kamen um. Die Strömung riß das Haus nieder und zerschmetterte es in Trümmer, und die Bewohner wurden nicht eher wieder gesehen, als bis man ihre Leichen aus dem Wasser zog. Was das Reservoir betrifft, so hatte man seit den neun Jahren seiner Existenz stets ernste Zweifel hinsichtlich der Sicherheit desselben gehegt; nur in den letzten drei Jahren hatte man sich in eine trügerische Sicherheit wiegen lassen. Der Schlcußenausseher hat oftmals seinen Prinzipalen seine Befürchtungen mit getheilt, und sie ganz besonders aus den Punkt ausmerlsam gemacht, an welchem sich der Bruch ereignete. Wenn aber die Jnspicien ten kamen nnd denßau besichtigten, dann fan den sie Alles gut und berichteten, daß das Re servoir sicher iei. Wichtiger als der Bericht dcs Aussehers ist die Aussage dcs HerrnLcwis Bodman, der sein Leben in Williamsbnrg zugebracht hat und seit vielen Jahren mit den Fabrik-Interessen des Ortes identificirl ist. Er kennt das Reservoir durch nnd durch. Er hat einen Theil der Kosten desselben bezahlt, als er noch Eigenthümer der Jamcs-Mühle war, die er vor sechs Jahren an Herrn James verkauft hat. Herr Bodman äußerte am Samstag, daß die Eigenthümer mit dem Re servoir nicht zufrieden waren, als es gebaut wurde. Man fühlte damals, daß c's nicht sicher sei. Herr Bodman begleitete den ge wesenen Vice-Gonverncur Hayden, als das Reservoir zumErstenmale gefüllt wurde. Es war dies im Frühjahr 1866, und Beide fürch teten damals, daß es gleich bei'in ersten Ver such weggeschwemmt werden würde. Dasselbe ließ jedoch bei jener Gelegenheit keinen bcsoii. ders schwachen Punkt erkennen, nnd später wurde es von Zeit zn Zeit verstärkt. Herr Bodman fühlte sich jedoch in Hinsicht des Re servoirs niemals recht behaglich, so lange er Eigenthümer der Mühte und somit gemein schaftlicher Eigenthümer desselben war. Seit dem hat er an den Manufaktur Interessen des Ortes einen solchen Antheil genommen, der ihn veranlaßte, sich stets über den Zustand des Reservoirs in genauer Kenntniß zu er halten, und er sei zuletzt ganz zufrieden mit demselben gewesen. Erst am Tage vor der Katastrophe habe ihn Jemand gefragt, ob er das Reservoir für sicher halte, und er habe ohne Zögern geantwortet, dasselbe sei voll kommen sicher. Herr Bodman hat in der That diese Versicherung einem Ortseinwoh ner gegeben, der, als hätte er eine Vorahnung desschicksals, das ihn am Samstage ereilte, gehabt, vor etwa einer Woche zu ihm kam, und ihn fragte, ob Gefahr eines Reservoir bcuches vorbanden sei. Alle Fabrikanten haben seiner Ansicht beigestimmt, die alle Ur sache hatten, um das Reservoir besorgt zu sein, da von der Sicherheit desselben die Si cherheit ihrer Etablissements abhing. Herr Bodman sagte ferner, daß bei Herstellung des Reservoirs das obere Drittel der Mauer nach lässig gebaut wurde. Als der Contraktor jenen Theil des Bauwerkes erreichte, war es Spät herbst geworden. Der Ingenieur erkrankte u. konnte den Ban nicht so beständig beaufsichti gen, als es hätte geschehen sollen; der Con traktor stellte das Werk in der größten Eilfer tigkeit her, und kümmerte sich, wie Herr Bod man sagt, wenig um die Qualität seinesWcr kes. Wie unzufrieden aber auch Herr Bod man und die übrigen Eigenthümer mit dem Reservoir-Bau waren, so wurde derselbe doch von dcnCornmissären des Hampshirc-Eounty besichtigt und acceptirt. Die unmittelbare Ursache des Unglücks, abgesehen von der Schwäche des Dammes, wird stets ein Gegen stand der Vermuthung bleiben. Von dem ganzen Reservoir ist auch nicht ein Sechstel stehen geblieben. Wenn man die Ruinen betrachtet, muß man sich nur über die Schwäche der Mauer, im Vergleich mit der gewaltigen Waffcrmasse, die sie umschlossen bat, verwundern. Alan hat behauptet, daß diese Mauer an der Basis acht Fuß dick sei, als man aber heute einen unversehrt geblie benen Theil derselben maß, seblten noch drei Zoll zur Dicke von sechs Fuß. Der Beschauer, der von dem gegenüberliegenden Damm den zerstörten Theil dcs Bauwerkes betrachtet, kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß überhaupt der ganze Bau zu schwach war, um dem Druck einer so ungeheuren Wasser masse widerstehen zu können, die jenes Reser voir zu fassen hatte. Als am Samstag Morgen um halb 8 Uhr der Schlcußenwärtcr Georg Cheney auf schaumbedeckieii und fast zu Tode gesagten Pferde vor das Haus des Herrn Spellman kam, der die Oberaufsicht über das Reservoir führt, rief er denselben von seinem Frühstück weg und erschreckte ihn mit der unheilvollen Mähr: „Das Reservoir geht in Trümmer." Spellman glaubte Cheney sei verrückt gewor den, hatte er doch TagS zuvor mit ihm über den Zustand des Reservoirs gesprochen und Beide sind zur Schlußfolgerung gekommen, daß für den bevorstehenden Sommer das Reservoir sicher sei. Er glaubte daher der schlimmen KundeCheney's nicht. Aber Che ney wußte ihn gar bald zu überzeugen, daß die größte Gefahr vorhanden sei, die weiter unten wohnenden Leute zu warnen. Cheney's Pferd war erschöpft und Spellman schickte ihn nach dem Leihslall, wo die kostbaren Mo mente vergeudet wurden, weil Cheney die un gläubigen Leute erst überzeugen mußte, daß seine Botschaft wahr sei. Endlich wurde ein Pferd nnd ein frischer Mann herbeigeschafft, um die flußabwärts Wohnenden von der Ge fahr zu benachrichtigen. Zahllos find die Berichte über die herzzer reißenden Scenen, die sich ereigneten, als die Fluth die Dörfer erreichte. Nur einer dersel ben aus jener großen Masse sei hier erwähnt. Als die Fluth Leeds ereilte, arbeitete Frau Mary E. Harding, die Schwester des Fräu leins Clark von hier, in der zweiten Etage der Scidcnsabnk. Auf einmal erscholl der Alarm und kaum war sie zur ebenen Erde herunter gekommen, als man ihr zuschrie: „Lauft über die Brücke!" Sie lies, wie selten eine Frau noch gelaufen ist, und ihr folgte eine ganze Schaar anderer Frauen und Mädchen. Bald aber schrie inan ihr von allen Seiten zu „Kommt zurück! Geht nicht hinüber!" aber Frau Harding dachte, icvt ist's zu spät. Sie war aus der Brücke und das Zurückgehen war so gefährlich wie das Vorwärtsschreiten. Sic rannte aus Leibeskräften, und kaum hatte sie und vielleicht ein halbes Dutzend anderer Frauenzimmer das andere User erreicht, als eine ungeheure Masse Trümmerwerk krachend aus die Brücke stieß und sie mit sechs oder sie ben daraus befindlichen Mädchen, die nur ei nige Augenblicke zu spät gekommen waren, mit sich fortriß. Die Fran aber' lies nach dein Roß'scheu Kramladen, während die anderen Franenzimuier, die mit ihr über die Brücke aekommeu waren, in das Speisehaus der Frau Harding flüchteten. Sic passirte das kleine Thor zunächst der Brückend ging gerade durch das größere Thor unterhalb der Stufen, die zu Laden führten, als daSWas ser heranbrauste, das Thor wegriß und sie in der 'nahe der unteren Treppe niederwarf. Zum Glück standen zwei Männer am User, die die Krau heraufzogen, und zwar keinen Augenblick zn früh, denn in demselben Mo ment wurden die Stufen weggerissen und die drel Personen mußten weiter oben em llfer Sicherheit suchen. Frau Harding ist die Ein. zige yon den dreizehn Francnzimmer, die versucht hatten, dießrückc zu passiren, die ge rettet wurde. Einer ihrer Retter wurde aber nachher von der Fluih weggerissen und verlor das Leben. Frau Harding hat Alles, was sie besag, verloren. Ihr Eigenthum bestand in dem Speischaus, das die Fluth weggefegt hat. Obgleich jene Frau durchaus durch näßt und einigermaßen gequetscht war, ging sie doch hinaus und brachte den Nachmittag unter den Sterbenden und den Trostlosen zu, die durch die Katastrophe ihrer Verwandten und Freunde beraubt worden find. Erst als die Nacht anbrach, machte sie sich mit einigen verwandten aus den Weq nach der hiesigen Stadt. Herr H. H. Tilton von Williams burg trug seine hochbetagte Mutternach einem Ork, der größere Sicherheit versprach; auf dem Wege aber wurden sie von der herantoi senden Fluth überfallen. Er mußte die Grei sin loslassen, die von dem reißenden Strom verschlungen wurde,währcndTilton einen etwa 15 hohen Baum am User umklammerte, auf den er sich rettete, obgleich er in der Fluth hin- und herwailkte, wie ein Rohr imWinde. Die Herren Harmon und Rhodes, die in dem selben Hause wohnten, liefen über die Straße und retteten sich in ein anderes Haus, dessen untere Etage bereits überstulhtt war. Es standen aber einige Aepfelbäuine vor dem Haus, an denen sich die Gewalt des Wassers brach, so daß das Haus stehen blieb. Drei Männer, I. Vi. Stephenson und zwei neue Arbeiter, fürchteten, daß das SpeisehauS, in welchem sie waren, sortgeschwemmt werden könnte, und ungeachtet aller Abmahnungen ihrer Mitarbeiter verließen sie das Haus und erkletterten einen benachbarten Apfelbaum. Der Apfelbaum aber wurde entwurzelt und fiel in die Fluth und die drei Männer ertran ken. DaS SpeisehauS aber blieb unbeschä digt. Bürger von Williainsburg haben am Samstag Abend eine Gemeindeversammlung gehalten und ein Comite ernannt, das Sub jcrlptionen sammeln, sich der Hülstosen anneh men und eine Hülfsniaiinschafl organisiren soll, die nach den Vermißten zu forschen hat. Northampton und die angrenzenden Gemein den haben seitdem Lebensmittel, Kleider und Geld gesendet, und es werden heute Beiträge für die Nothleidenden in allen Kirchen inWeir- Massachusetts gesammelt. Die Sammlungen in den Kirchen von Springsield haben §2OOO ergeben, und die Subscriptionen dürsten die len Betrag aus §5OOO anschwellen. Alle großen Gemeinden und Städte organi siren Hülfsgescllschaften. Ein weiterer Bericht. Bon dem hohen Stein, und Erdwall, wel cher sich in dcni Bette des Stromes in einer Höhe von 40 Fuß erhob, steht weiter Nichts, als der Steinwall, welchcr zu dem Damme auf dem Boden des Flusses in rechtem Win kel steht. Im Strombette selbst ist Nichts stehen geblieben, und wo das Wasser jetzt harmlos in seinem alten Laufe dahin fließt, steht kein Stein mehr ans dem andern. Bon dem ganzen Bau des Reservoirs steht vielleicht noch der sechste Theil. Auf der Höhe bktet sich dem Blicke das Bett des Re servoirs in einer Ausdehnung von lii Ackern. Die Strecke ist, wenn auch nach allen Seiten hin Abhänge da find, verhcilttiißmcißig eben und zum großen Theile mit den Stumpfen d r Bäume bedeckt, welche dieselben vorher schmückten. Unterhalb dcs Reservoirs ist der Anblick sehr traurig. Die ungeheure Wasser masse, welche Plötzlich frei wurde und sich das enge Thal abwärts ergoß, hat eine so furcht bare Verwüstung hervorgebracht, daß man sich, ohne dieselbe gesehen zu haben, keinen Begriff von derselben machen kann. Das Flußbett hat seine Form verloren; Felsen aus den Mauern des Reservoirs bedecken das Ufer, und die Bäume, welche dasselbe umrahmten, sind entweder gebrochen oder ganz entwurzelt und verschwunden. Collins Graves, ein Milchmann, welcher im Leihstalle zu Williainsburg war, von wo der Stallknecht Cheney die Kunde bekannt zu machen wünschte, hat sich bei dieser Gelegen heit durch seinen Muth besonders ausgc zeichnet. „Wenn der Damm bricht," sagte Graves, nachdem ihm Cheney seine Geschichte brnch stückweise erzählt hatte, „dann müssen die Leute, um einem weiteren Unglücke vorbeugen zu können, davon benachrichtigt werden." Und fort eilte er in seinem Vehikel und rief: „Flieht! flieht! das ist Alles, was Euch jetzt übrig bleibt!" Welcher und Cheney hatten indeß die Alarm-Glocke gezogen, um das Un glück anzuzeigen, und Collins fuhr weiter mit seiner Hiobsbotschaft. Er jagte unver zttglich den Fabriken zu, um den Arbeitern, welche vor dem Getöse in den Werkstätten sonst Nichts hören könnten, eine Warnung zukommen zn lassen. Zu Skinnervitte traf der Unglücksbote fünf Minuten vor dem Strome an, aber in Hay densville blieben ihm nur zwei Minuten Zeit, das Unheil zu verkünden. Tort mußte der Brave, dessen Ruhm noch kommende Genera tionen erzählen werden, bei dem Hotel Halt machen. Er selbst nnd sein Pferd waren er schöpft, und ein anderer Herald mußte es übernehmen, die Schreckenskunde weiter zn tragen. Graves konnie das Donnern und Getöse der nahenden Fluth hören; da er selbst sich aber von der unheilvollen Bedeutung der selben keine richtige Vorstellung machte, so machte er sich ans den Weg zurück nach Wil liainsburg. Bei dem „Tugway" kam der Schwall ihm entgegen, und nur seine heroi sche Kaltblütigkeit gewährte ihm die Möglich keit, sich und sein Roß in Sicherheit zu bringen. Neueres. Springficld, Mass., 18. Mai. Tausende von Menschen haben sich heule von hier auf den Schauplatz des Unglücks bege ben. Es ist den ganzen Tag nach Leichen ge sucht worden, und diese traurige Arbeit wird vielleicht noch wochenlang sortgesetzt werden müssen. Die Wiesen sind dermaßen mit Trümmern bedeckt,daß man fürchtet, es möch ten sich unter denselben sehr viele Leichen be finden. Heute sind zahlreiche Leichen aufge funden worden, und die gestrige Schätzung, daß die Zahl derselben sich auf 100 belaufe, ist entschieden zu niedrig angeschlagen. Sechzig Familien in Haydensville haben heute um Unterstützung gebeten. Die von Northampton eingelaufenen Fonds sind jetzt erschöpft und es wird heute Abend eine Mas senversammlung gehalten werden, um den Nothleidenden dauernde Hülfe zu gewähren. Hayden, Gere sc Comp., die Eigenthümer der zerstörten Messtngsabriken, haben heute Morgen mit dem Wiederaufbau beginnen las sen, mußten aber wegen unablässigen Rcgens die Arbeit wieder aufhören lassen. Sobald das Wetter es erlaubt, wird die Arbeit wieder aufgenommen werden, und es ist Hoffnung vorhanden, daß der Schaden in drei Mona ten ausgebessert sein wird. Hr. H. L. James, Eigenthümer einerWoll spinnerei, die arg beschädigt ivurde, strebt dar nach, die Arbeit möglichst bald wieder auf nehmen zn lassen. Auch die übrigen Ge schäftsleute werden keine Zeit verlieren; aber die Noth der Arbeiter bleibt immerhin groß. TageS NeuigLxitcn. Im Repräsentantenhause steigt man jetzt unserem speziellen Laiidsmanne, dem Gcne ralpostmeister Creßw e l l, auf's Le der. Daß es bei der Verpachtung der Post- Routen nicht sehr reinlich zugegangen ist, ha ben wir bereits in der vorigen Woche aus einem Berichte des Congreßmitgliedes Stonc gezeigt. Dieser enthüllt, wie die Contrakte vergeben wurden, wer sie erhielt:c. Das Co mite schien auch geneigt zu sein, die Sache dabei bewenden zu lassen; nun hat man aber im Unterhause einen Beschluß beantragt, wel cher 24 spczifizirte Beschuldigungen enthält, und welcher, wenn nur die Hälfte derselben erwiesen werden kann, den größten Betrug enthüllen wird, der noch in irgend einem De partemente praktizirt worden ist. Der Be schluß weist das Comite an, zu untersuchen, welche Prozente dem George Carle, früherem Compagnon Creswell's im Advokaten-Ge schäste, von den Post-Contraktoren bezahlt worden sind, nnd welche Beträge besagter Carle inWashingtoner Grundeigcnthum wäh rend der letzten sechs Monate angelegt hat; ferner, welche Prozente dem Joseph McKib ben, Anwalt des sog. Postamts-„Ringes," bezahlt wurden, und welche Prosite der bis herige Hülfspostineister Giles A. Smith aus den betrügerischen Eonlraktcn bezogen hat. Das gibt eine neue interessante Untersuchung, gegen welche wahrscheinlich die Sanford-Con trakte in Nichts verschwinden. Das Staatsdepartement hat eben falls seine „Unregelmäßigkeiten;" eine dersel ben wurde am letzten Samstag in der Con greßvcrhandluug enthüllt. Jn der diploma tischen Vcrwilligniigsbill war ei Posten von §57,500 eingeschaltet, um die brasilianische Regierung für gewisse irrthümlich bezahlte Gelder in entschädigen. Der Berichterstalter der Bill, Hr. E. R. Hoar, suchte leicht über diesenPosleii hinwegzukommen, Eldredge ver langte jedoch eine nähere Erklärung, und un ter Zögern wurde dieselbe gegeben. Es er hellt. daß ein amerikanischer Schiffs-Capitän in Verbindung mit dem Gesandten Wcbb die brasilianische Regierung um 15,000 L. Stert, betrogen hat, und daß das ameritanische Ca bluet es für angemessen hält, die brasilianische Negierung zu entschädigen. Daß sie es auch für angemessen gehalten hat, den Betrüger Wcbb von seinem Posten abzuberufen, davon wird Nichts berichtet. Der Versuch des Ge n. She rma u. das Hauptquartier der Armee nach St. Louis zu verlegen, stößt einfach auf Widerstand. Im Rcpräsentantcnhause wurde dieser Tage ge- daß der General, wenn er so gerne in St. Louis wohne, ja nur abzudanken brauche. Die wetteren llittersuchungen der „Frccd nie'ö Saviiigs- und Trnst-Com. pagnie" habe ergeben, daß dieses Inslinit in wahrhaft vcnchwenderischerWeisc dicspar pscnniae dcrarmenNcgcran politische Freunde „verliehen" hat; unter den Begünstigten sin- de wir den unvermeidlichen General-Anwalt Williams, den„Ring".ZournallstenMurtagh George Mattingley ic. Die Schulden der Stadt New- York betragen §114.969,554, die Philadel phia'S §58,364,171.63. Philadelphia hat 1092 Mann Polizei. Die „Aetiia-Lebcns-Bersicherungs - Gescll ichust von Hartford, Colin., verlor un längst in Detroit, Mich., den Prozeß einer Wittwe, die besagte Compagnie für §5OOO Assekuranz aus das Leben ihres Mannes ver klagt hatte, aber die Zahlung des Geldes aus den Grund hin verweigerte, daß der Mann Selbstmord begangen habe. Jefferson Davis befindet sich zur Zeit in London. Vor einigen Wochen besuchte er eine Taubstummen-Anstalt und wurde von Earl Granville als ein „ausgezeichneter Frem der introduzirt, der sich mit der Art und Weise ihrer Erziehung vertraut zu machen wünscht." Berichte aus Georgia behaupten, daß durch die lle be rs ch wemin u ng en die Bau m >v olle n-Er dt c zum Betrage von 20 Prozeitt beschädigt worden sei. In s t. Louis erhängte sich der 40 Jahre alte schweizer Ulrich Althau?. Carl Himmel in St. Lou i s beging Selbstmord. Dazu machte ein englisches Blatt den schlechten Witz, daß die Ursache offenbar nicht „Gott im Himmel" gewesen sei. Ein englischer Gelehrter will entdeckt Ha ben, daß die Anwendung von GyPs die Kar toffeln in einem höhen Grade vor der Kartoffclkrankheit schützt. „Lohengrin-Haar" nennt man seit dem großen Erfolge der italienischen Wiedergabe von Wagner's bekannter Oper den blon den Hanptschimick, und die blauen Augen heißen jetz: Augen der „Else von Brabant."ff In Ohio gibt es 27 tägliche, 356wöchent iche und 81 monatliche Zeitungen. Nach einer Depescbe aus der Stadt Mexiko hatten die Mörder des Ehrw. Stephens, des amerikanischen Missionärs, ihre strafe bis zum 8. d. Mts. noch nicht em pfangen. Der vielgenannte Landauer des Ober buiidcsaiiwalls Williams wird wahrscheinlich m der nächsten Präsidentenwahl eine ähnliche Rolle spielen, wie die berühmten goldenen Lössel des Hrn. Ogle in der Van Buren-Cam pagne 1336. Ein westlicher Politiker soll das famose Fuhrwerk gekauft haben und beabsich tigen, während der Campagne in demselben, mit 4 Pferden bespannt und Livree-Bedienten besetzt, durch die westlichen Städte zu kutschi ren, um den Farmern zu zeigen, wie man in Wachingron „regiert." Gebr. Fischer publizircn in Dayton, Ohio, eine deutsche Monatsschrift, der katho lischen Kirchenmusik in Amerika gewidmet. Die E r n d t ea u s s l ch t e>l in lowa sind ganz vortrefflich; ebenso günstige Berichte lie gen aus dem Süden vor. Beschluß derß alliinorer Unions- Soldaten, die Coiisöderirten zu einer ge meinschaftlichen Gräberschmücluiig einzuladen, findet allenthalben groizsn Beifall. Während noch vor sieben Jahren die von du, Consöde rirten in unserer Stadt aiigccegic Feier von den Hypcr-Loyalen als ein Sakrilegium eine Entweihung und Verhöhnung der Union an gesehen wurde, erbieten sich Die, welche wäh rend des Bürgcrtriegcs ihre Loyalität durch die That bewährt, selbst zur Belränzunq der Gräber ihrer ehemaligen Feinde. Dieser Vor schlag ist im Geiste innerer Zeit gemacht, in demselben Geiste, welcher den einst unerbitt lichen und unversöhnlichen Sumner vcran laßte, die Austtlgung der Namen siegrcich-r Schlachten aus den Regimentsfahiien zu be antragen. Derselbe macht den Baltimorer Beteranen alle Ehre und wird ohne Zwciiel mit Freuden acceplirt werden. Der bekannte Eherokcse Oberst Bou dinot sprach vor dem Haus-Comite für Ter ritorien zu Gunsten der Organisation de Territoriums Oklahoma. Er sagte, daß den Afrikanern in diesem Lande alle Rechie und Freiheiten gegeben worden seien, deren sich die Weißen erfreuen, und selbst im Eongrcssc sehe man Vertreter der afrikanischen Race. Ein Farbiger, der -noch gestern ein Sklave war, leite die Verhandlungen der Vertreter eines großen Staates über die Rechte der In dianer, der ursprünglichen Eigenthümer die ses Landes, die im Lande ihrer Geburt allein als Unmündige behandelt werden. Ueber die Gefangennahme des Räuber- Hauptmanns Vasauez in Los Ange los, Eal., wird weiter berichtet: „Die Beam ten fanden ihn in dem Hause des Greck George in Cayhuenga Lanon. Vasqne; war im Bette und unbewafsner. Er sprang zum Fen ster hinaus und die Männer feuerten aus ihn und trafen ihn drei Mal. Eine Büchseiikugcl durchbohrte seinen Rücken. Um 5 Uhr war Vasquez sicher hinter Schloß und Riegel dcs Gesängnisses. Seine Wunden sind nicht ge fährlich. Das Gefängniß wird von Polizei diencrn bewacht und Niemandem der Huiritt zu dem Gefangenen gestattet." Tie Passagepreise im Zwischen decke haben bei einigen europäischen Dam pfer Compagnie' eine weitere Herabsetzung erfahren. Dle„Whtte-Star " und „Jiiman- Liiie" haben ihre Preise ans §25 für die Fahrt von New 2)ork nach Europa herabge setzt und werden einstweilen bei diesem Preise stehen bleiben. Tie „National-" und „Wil liams sc Guion-Line" verkaufen die Blllcte noch zum alten Preise, obwohl sie unter der Hand cbenfalls billiger zu haben sein sollen. Tie übrigen Gesellschaften spediren Zwischen dcckspassagiere zu§23, und auch die im Voraus bezahlten Plätze haben eine Preisherabsetzung auf §27 erfahren. In Cincinnati hat der Rath der Al dermcn am Freitag die folgende Resolution fast einstimmig angenommen: „Da Banden von Weibern ungesetzlicher Weise die Seiten wege vor den Wohn- nnd Geschäftshäusern versperren, und durch ihre Handlungen böses Blut erzeugen und die gifte Ordnung der Stadt dadurch in Gefahr bringen, deshalb fei es beschlossen, daß der Mayor hiermit instruirt werde, solche Banden von Weibern aufzulö sen und solches Herumlungern zn verhindern, und dadurch die Gefahr eines Friedensbru ches abzuwenden, die entstehen würde, wenn das Treiben noch länger erlaubt werden würde." Es geht überall mit den Kreuzfah rerinnen aus die Neige. Name Howard scheint in den Ver. Staaten thatsächlich synonym mit „frommer Spitzbube" zn fein. Der hervorragende christ liche Bankier A. H. Howard aus Omro, Wisc., ist plötzlich mit Hinterlassung eines leeren Geldschrankes verduftet und hat sich als ein ganz niederträchtigcrSchwiiidlcr entpuppt. Die Aufregung feiner christlichen Mitbrüder in Omro und Umgegend, welche er in der schamlosesten Weise um Tausende von Tol lars beschwindelte, ist ungeheuer. Viele, be sonders Farmer, hat er um ihr ganzes Hab und Gut betrogen. Da er ein recht „from mer" Plann und ein Temperenzler war, ge noß er dort in Omro, wo diese Eigenschaften zu den Kardinaltugendcn zählen, unbedingtes Vertrauen, io daß es ibm möglich wurde, mir nahezu §60,000, meistens Depositengeldern, zu entfliehen. Vielen Wittwen und Waisen hat der Schurke den letzten Cent abgeschwin delt. Aehnlich, wie der Sohn, betrog auch der Vater Jra Howard, welcher ein Mahl mühlengeschäfl betrieb, die Leute. Der alte Spitzbube wurde am Mittwoch letzter Woche wegen Unterschlagung auf eine Klage des John A. Sumner in Winncconne verhaftet und in Ermangelung von Bürgschaft in das hiesige Gefängniß abgeliefert. Wie wir ver nehmen, sind Detektives hinter dem „christ lichen" Howard, jun., her. Hoffentlich wird derselbe der verdienten Strafe nicht entgehen. Die berühmte franz. Opernsängern, Mllc. Tostee ist kürzlich in Paris gestorben. Frl. Tostee war die erste Sängerin, welchen: Amerika die Ossenbach'schen Heldinnen 'Ta balle lloloim" und 'tt-cr Uciclwssa cka dorvl sloin" zur Darstellung brachte. Atlanta, Ga., verunglückte am Sonnabend Wm. Salomon, ein alter geach tcter Bürger, durch einen Stur; aus dem Fensler. InEhicago fuhr vor einigen Tagen 'der Schooner „Pimlico" mit 25,000 Büschel Getraide befrachtet nach Europa ab; das Fahrzeug gedenkt in Zeit von 6 Wochen in Cork, Irland, zu landen. Dieses ist die erste direkte Fahrt eines Schooncrs von Chi cago über den Ozean. Die Verurtheilung Schöppe's, der jetzt in Joliet, 111., auf Staatskosten Schuhmacherei sludirt, rumort noch immer in der westlichen Presse. Der „Anzeiger des sagt: „Wir bleiben dabei stehen, daß der Schöppe'sche Fall in Chicago der ein zige uns bekannte Fall ist, in welchem ein Richter es auf sich genommen hat, einen ge ständigen Verbrecher laufen zu lassen, um ihn später fast ebenso willkürlich ohne neuen Pro zeß in's Zuchthaus zu schicken. Das Erstere ist nackte Willkür, welche ein Impeachment nach sich ziehen sollte, das Letztere ist ein Ver fahren von sehr zweifelhafter Berechtigung. Daß die „Begnadigung" oder Nichtverurthei liing und Freilassung von überführten Ver brechern durch einen Eriminalrichter eine in den Ver. Staaten zulässige, ja, gebräuchliche Sache sei, stellen wir ganz entschieden in Ab rede. Unsere strasjusti; ist schlecht genug, aber so weil ist es denn doch noch nicht gekom men, daß auch die Criminalrichter nachLaune und Willkür überführte Verbrecher freilassen oder thatsächlich begnadigen dürfen." In Fall River, Mass., wurde am Sonnabende der Neger Ehas. Fester, ein Aiifwärter auf einein Dampfer der „Narra qansel-Linic" auf die Anklage verhaftet, den Versuch gemacht zu haben, ein lunges Mäd chen zu schänden. Tie neucnStaalSpapiere von Louisiana stehen nahezu auf Pari: dieses ist ein günsti ges Zeichen. In Chicago wurde am Sonnabcnde einGclraidcspeicher eingeweiht,welcher 1,500,- i>oo Bnichct hätt. Eine Depesche aus Georgia meldet, daß Alexander H. Stephens abermals er krankt ist und man daran zweifelt, ob er wie der nach Washington zurückkehren wird. Das P o st -C o mite des Repräsentan tenhauses hat beschlossen, zn Gunsten einer Vorausbczahtnng von Ii Cts. Porto pro Pfnnd ftir Zeitungen und 3 Cents für Bü cher, Magazine. einzubcrichten. Seit in Hazlcton, Pa., der sechsjährige Sohn eines Hrn. Soltz ver ichwunden. -c er Bater war mit dem Knaben in ein Gcbolz gegangen, wo er ihn verließ, um einige Sachen aus dem Hause zu holen, besaht ihm ab, ans der Stelle zu bleiben, wo er sich befand. Der Knabe ging indessen fort, und Hr. Soltz suchte vergebens nach ihm. Sobald der Verlust des Kindes bekannt geworden war, machten sich gegen 1200 Män ner und Knaben auf, um das Kind zu suchen, ooch erst am Donnerstag Morgen fanden sie es sieben Meilen von der stelle entfernt, wo sein Vater ihn zurückgelassen habe. Der Junge hatte schrecklich zu leiden gehabt. Seine Füße waren, da er seine Schuhe verlo ren hatte, furchtbar geschwollen und er konnte in Folge einer gefährlichen Erkältung und der übergroßen Mattigkeit keinen Laut her vorbringen. In der Convention derFrauen st iin inr echtle r i n n e ii, welche am letzten Freitage in New?)ork tagte, machte Frau Elisabeth Phclps die Bemerkung: „Würden die Frauen, wie sie jetzt im Großen und All gemeine!! sind, aus ihrer Sklaverei befreit werden, so würden sie (natürlich mit vielen Ausnahmen) nicht anders austreten und sich gebehrdcn, als alle anderen emanzipirten Sie würden die plövlich er rungene Freiheit wohl zu schätzen wissen, in den meisten Fällen dieselbe überschätzen, in allen jedoch derselben gegenüber, nur als ichwache, der Hülfe und Unterstützung Sei tens der Stärkeren bedürftige Wesen erschie "kw Tie Frauen, so schloß Frau Phelps, „haben noch viel zu lernen, ehe sie reis wer. den für das Stimmrecht." —Diese Rede, in der ein gutes Theil Wahrheit liegt, wurde von den anderen starkgeistigen Damen mil ci- der Entrüstung aufgenommen, >a, Frau Phclps wurde gewissermaßen als eine Hochverrätherin an der „guten Zache" betrachtet; jedenfalls erscheint es anerkennens werth, daß die Dame den Muth hatte, ihre gesunden Ansichten so frei und offen aus zusprechen, zumal sie wußte, daß sie zum Theil mit fanatischen Eolleginneii zu rechten hatte. Im New- Z> or ke r „B ellevil e - H o s P i t a t" liegt gegenwärtig ein irischer Kut scher, Namens Lavalle, 26 Jahre alt, an ei bcsondcrcn Symptomen begleitet ist. der selbe soll von seinem Arbeilsherrn entlassen worden sein, weil er sichj mit seinerletzigen Frau trauen ließ, und bald daraus erkrankte er in dieser Weise. Er liegt mit geschlosse nen Augen, die Hände über die Brust gefal ter, im Bett und bei obcrstächlichemAnblicken könnte man ihn leicht für todt hatten. Sein rasches Athmen und heftiges Zucken gewisser Halsmuskeln, das Rollen der Augen unter den Augenlidern, sein schwacher, alicr rascher Puls, eine heckrothe Farbe der Wangen be weisen icvoch zur Genüge, daß noch Leben da ist. Er spricht niemals, bewegt sich selten, kchrNäch aber nicht selten um und schläft aus der Seite. Seine Nahrung, die aus einer Mischung von Fleischbrühe, Milch, Eiern und Whiskey besteht, wird ihm, da er die Zähne stets fest zusammenbeißt, durch eine Röhre in den Mund eingeflößt und Anfangs wollte er sich nur durch seine Frau auf diese Weise ernähren lassen. Er wird hie und da mit galvanischen Strömen behandelt, die man auf den Rückgrat wirken läßt. Lavalle's Krankheit ist nicht für eigentliche Katalepsie zu halten, wobei die Kranken diejenigen Kör perstellnngen unwillkürlich beibehalten, die man ihnen gibt, wenn sie auch noch so unbe quem sind und doch scheint sie damit große Verwandtschaft zu besitzen. Seine Pupillen sind nicht erweiterungsfähig; sein Uebel scheint von einer Affektion dcs Gehirnnervensystems herzurühren und an seiner Erholung ist durch aus nicht zu verzweifeln. Zu Octacamuud, in der Präsident schaft Madras, starb kürzlich ein Mahomeda ner im Alter von hundert und drei undvierzig Jahren. Seinem Leichen begängnisse wohnten Personen aller Klassen bei, und ward dasselbe für die ganze Ge gend zu einer Feierlichkeit, wie sie nie gesehen worden, iscin Grab befindet sich in einem Garten vor der Stadl, welchen der alte ülkann selbst sich zur letzten Ruhestätte auscr sehen. Cilicinnati will jetzt auch seinen z o o logischen Garten haben, §77,150 sind bereits von Pnvatleuten zu diesem Zwecke ge zeichnet. Die Philadelphia'er Turn-Ge meinde feierte am 15. Mai das 25-jährige Stiftungsfest de dortigen „Socicil-Demokr. Turnvereins." Dr. G. Kellner hielt die Fest rede; von den 9 Gründern leben noch die -yH. E. Dcrcnm, W. Bcckel, G. F. Eludibert, F. Hassold nnd Fr. Philipp in Philadelphia. Von einem modernen Struwelpeter erzählen Jowa'er Blätter folgende wunder bare Geschichte: „Hr. Horn, früher einmal Bürgermeister von Bloomfield in lowa, hat voll schwärmerischer Verehrung und Zuver sicht in seiner Jugend den Schwur geleistet, sich nie rasiren und nie mehr sein Haar schnei den zu lassen, bis W. H. Scward zum Prä sidenten der Ver. Staaten gewählt worden sei. Obwohl nun sein innigster Seelenwnnsch nie inErsüllung kam,so hat er dochDas erreicht, daß er selbst im kältesten Winter keines Pel zes und keiner Unterkleider bedarf, um sich vor Frost zn schützen. Auch verbrennt die Sommersonnc ihm die Haut nie stark, indem sein urivatdüppiger Haarwuchs zwischen ihm und den Willeruiigseinstüsscn eine undurch dringliche bildet." Die ame ri kaiiiich e n P i l gri in in c, welche Lourdes und Rom zn besuchen geden ken, gingen am Samstage im Dpsr. „Pereire" von New - Uork nach Brest, Frankreich, ab. Tie ganze Gesellschaft, nahe an 100 Perjonen umfassend, wohnte Morgens einer Hochmesse in der St. Patricks - Ea'.hedrale bei, empfing den Segen des Erzbischofcs und begab sich sodann aus den zur Abfahrt bereit liegenden Dampfer. Eine große Menschenmenge wohnte sowohl dem Abschieds - Gottesdienste, als der schließlichen Abreise bei. Auf dem Dampser ist eine Kapelle errichtet worden, wo alltäglich Messe und Gottesdienst stattfindet. Die Pil grimme der Erz-Diözese Maryland sind fol gende: Hochw. Ehas. Tamer, Hancock, Md.; Dr. James P. Broidrick, Hancock, Md.; Frl. Stephanie Raphel, Baltimore; Hr. D. I. Murphy, Washington; M. Thos/Galli gan, Washington; laS. Toomey, Washing ton; Mab. S>. Whelan, Washington: Frl. Ellen Whelan, Washington; Frl. Whelan, Washington; Mad. L. E. Gannon, Wash ington. Diözese Eric: A. Titz, Freyburg, Pa.; Peter Hicker, East Brady, Pa. Tiö zesc Richmond: Frau Clara Semmes Fitz gerald, Birginien; Fran Eora Semmes Joe.-, Va.; F. I. Joes, Va.; Eugene S. Ivcs, Virginien. Diözese Philadelphia: Hochw. James A. Brehony, Sr. Elair, Pa. Diö zese Savannah: Hochw. William Ouinlan, Brunswick, Ga.—Diözese Scranton: Hochw. Thomas Brehony, FricndSville. Diözese Wheeling: Hochw. James Meurer, Wythe ville, Va. Diözese Wilmington, Tel.: Hochw. B. I. Kelley, Wilmington; I. Je rome Smith, Wilmington. Wie verlautet, Hai die nach Europa zurück gekehrte Sängerin NilSson in der letzten Saison reine §BO,OOO gemacht. Strakosch soll ihr für die nächste Saison §70,000 und der Palll sogar §lOO,OOO geboten haben. Je denfalls scheint Stralosch aus „gute Zeiten" zu rechnen, um solche riesige Saläre für seine Künstler herausschlagen zu können. Bor der franz. National - Versammlung schwebt ein Gesetz, welches die Tödtung eines Menichen in einem Duelle als „Mord im l. Grade" sircnbar macht und Duellanten überhaupt der Prozessirung als Mordgesellen überweist. Der König der Fidschi-Jnseln hat besagte Inseln sammt seinen dazu gehörigen Unterthanen an England „abgetreten;" oder mit anderen Worten „verkauft," just wie man eine Farm nebst dazu gehörigen Maul eseln, Kühen und Schafen verhandelt. Seine Majestät (Cacabu heißt der Kerl) haben sich ein Jahresgchalt von §15,000 onSbedungeii! was für einen pciisionirtcn Menschenfresser- König, dem es unter Umständen nicht darauf ankommt, bis zum Halse hinauf barfuß zu gehen, ein sehr anständiges Taschengeld ist. — Das Königinnist doch noch nicht das schlech teste Geschäft, zumal bei diesen schlechten Zei ten, wo selbst das Pferdestehleii sich kaum noch bezahlt. I Deutschland hat jetzt auch seinen Peabo - dp. Der verstorbene Rentier Classen hat der Stadt Elbing ein Legat von 3000 Thalern testamentarisch vermacht. Das geht jetzt durch alle deutsche Zeitungen. Tie amerikanische Presse müßte viel zu thun haben, wenn sie solche Fälle rcgiftriren wollte. In Albemarle, Va., wurde der Neger Ambrose Johnson wegen Ermordung des Ne gers Willis Smith zum Tode verurtheilt. In Jersey-City biß das Acffchen eines OrgeldreherS einen Knaben in die Hand, und die Wunde wurde so gefährlich, daß die Hand ampulirt werden mußte. Der König von Dänemark bringt seine hcirathssähigen Töchter alle gut unter. Dagmar ist Gemahlin desGroßfürslenThron folgers von Rußland, Alexandra Kron-Prin zesiin von Wales, und Thnra wird den künf tigen König von Holland heirarhen. Ter vielbesprochene nnd bereits von allen Zeitungen in Artikeln commcnlirte russi sche Skandal reduzirt sich darauf, daß ein russischer Prinz, Namens Nikolaus (nicht der Großfürst), seiner Mutter die Diamanten stahl, um eine geliebte Tänzerin damit zu schmücken. Der Kaiser soll beschlossen haben, den verliebten Jungen streng bestrafen zu las sen. Wird wohl drei Tage Stuben-Arrest er halten ! Von einem Hunde, welcher sein Hunde leb e n nicht länger ertragen wollte, erzählt der „Belleviller Stern des Westens" folgende rührende Geschichte: „So unglaublich es auch icheinen mag, so ist es doch constatirte That lache, daß am letzten Sonntag hier ein Hund seinem Leben selbst ein Ende gemacht. Vor einigen Wochen brachte ein Farmer eine Fuhre Warzen nach der Hinktey'schen Mühle und ließ einen großen, hübschen Hund daselbst zu rück. Die Arbeiter der Mühle nahmen sich des herrenlosen Hundes auf das Freundlichste an und suchten ihn durch gute Behandlung an zu fesseln. Alle Liebkosungen und Schmeicheleien waren indeß bei dem Hunde weggeworfen, der allem Anscheine nach an Heunweh litt. A..i Su.üslagc nun sahen einige Leute, wie der Hund nach dem Mühl- Ahe seinen Weg nahm, bedächtig in das Wäger watete und seinen Kopf unter das Wasser hielt, bis er schließlich untersank." Sir Henry Thompson, ein hervorra acndtr englischer Arzt, jagt, daß alle Männer, welche körperliche Arbeit verrichten, in ihren Ruhestunden Unterhaltung und Auf regung bedürfen, und wenn man die starken Getränke den Arbeitern entziehe, müsse man ihnen andere Unterhaltung und Aufregung gewähren. Die Kaffeehäuser, Bibliotheken, Lesezimmer, Bildergallcrie'n -c. sollten des halb soiinkags offengehalten werden. Ein Cincinnatier wurde neulich in Te, xas verwundet, weiter in unverzeihli cher Mißachtung aller Etiquette einen „Ge neral" blos mit Herr angeredet hatte. Die len empörte darob sich sofort das kriegerische Blut, welches in seinen Adern braust, und ein Revolvcrschuß brachte den Porkopolitaiier zum Bewußtsein der Ehrerbietung, die er dem Range eines „dapperen" Sohnes dcs Mars Ichnldig ist. Mayer von Roth !. i'Uil Andenken an ihren verstor benen Mann, den bekannten Banquier, ein Aiyl tür Tchwiiidftichlige crrichlcn.—Ob auch republikanische „Ergane" aus Amerika darin ausgenommen werden? - Nashville, Ten., ist der geachtete deut! ch e Kaufmann Bernhard Bcrnstein gestorben; derselbe stammte aus Freudenberg, Wesiphalen, und wurde 42 Jahre alt. In New ?) ork machte am Samstag ein Zollhans Spitzel einen guten Fang. Er nahm Edelsteine im Werthe von §to,ooo in Be schlag, welche ein Passagier des Dampfers „scotia," Namens Salomon Abrahams, einzuschmuggeln versuchte. Abrahams ivurde abgefaßt, während er ans einem Fähr-Boote von Jersey-City hinüber fahren wollte. Unrcr den eingeschmuggelten Artikeln befanden sich ein Diamanlrmg im Werthe von §3OOO, eine wcrthvollc Uhr, eine Broche, mir Diamanten und Smaragden verziert, eine goldene, mit Edelsteinen besetzte Spieldose ii. s. s. Die Sachen wurden nach dem Zollhause geschasst, woselbst die sachkundigen Spitzel sie für die schönsten erklärten, die sie je abgefangen hät ten. Der Eigenthümer soll ein Londoner Psandhausbcsitzer, Namens Bamion, sein. Die Frau dcs Mörders Eduard S t o k es wurde in aller Stille in Folge eines gegenseitigen Ucbcreilikommcns von" ihrem Gemahl geschieden. Als Grund wurde, wie es scheint, in den Gerichten „grausame Be handlung" :c. vorgegeben, wogegen von Ste tes öffentlich kein Einwand erhoben ward; desto mehr aber stellt er privatim in Abrede, daß er seine Fran, die Tochter eines sehr rei chen Mannes, mit Namen Somhack, jemals schlecht behandelt habe. Im Jahre 1871 schickte er sie nebst seinem zehnjährigen Töch terchen Anna nach Frankreich, wo er sie auf einem sehr gentiten Fuße er gab ihr §lOOO pro Monat unterhielt. Drei Tage vor sei ner Verhaftung wegen der Erschießung von JamcS Fisk bekam er noch einen in zärtlichen Ausdrücken abgefaßten Brief von ihr: später aber ließ sie Nichts mehr von sich hören, als durch den Mund ihres Rechlsbeistandes. und hat sie ihren Mann bekanntlich nicht ein ein ziges Mal während seiner Gefangenschaft be sucht. Dies verletzte Stokes auf das Tieft'te nnd mag die Ursache sein, daß er so leicht in eine Scheidung willigte. Frau Stokes leb: im Augenblicke, wie ihr geschiedener Mann vermeint, mit ihrem kleinen Töchterchen in New Jcrieq. „Freddn," der jugendliche New - S)orkcr „Temperenzspitzcl" und hoffnungsvolle' Sohn der Frau Annie I. English, alias Jngraham, ist noch immer verschwunden. Die verlassene Frau hat am Samstag der Polizei ein Alst' davit eingereicht, in welchem sie beschwört, daß sie glaubt, „Frcddy" sei von den bösen Wirthen entführt worden und werde jetzt ge fangen gehalten. Die böseLiebe hat in einer angesehenen israelitischen Familie New-2)ork's großes Un heil angerichtet. Joseph Rosenblatt, der in einem Putzwaarengeschäste im Broadway an gestellt war, ist sett einigen Wochen verschwun den, und die Untersuchung hat ergeben, daß er iingesähr §30,000, die seinem Vater und seinem Schwager Moses Straßbnrger, einem Kaufmanne in Maiden Lane, gehören, miige nominen Hai. Gleichzeitig mit ihm ist ein junges Mädchen verschwunden, mit welchem Rosenblatt seit längerer Zeil in intimen Be ziehungen stand. Es geht das Gerücht, daß das Paar sich vor seiner Abreise trauen ließ und sich zur Flucht überhaupt nur deshalb entschloß, weil Rosenblatt's Eltern durchaus nicht die Zustimmung zur Heirath ihres Soh nes mit einer Christin geben wollten. Tie sollen sich über das Verfahren ihres Sohnes indessen schon getröstet haben. Ter Onkel des jungen Mä.nneS, ein Hr. Straßbnrger, indessen taun sich über den Verlust des Geldes nicht beruhigen, wenn er sich auch über das Verschwinden seines Neffen hinwegsetzen könnte. Die Geheimpolizisten haben sich alle mögliche Mühe gegeben, den Ausenthalt dcs flüchtigen Paares auizufinden, haben aber bis jetzt keinen Erfolg gehabt. Man bemühte sich, die Sache geheim zu halten, aber ohne Erfolg. Näheres über den Temperen;- Aufruhr in Cinciiinati Der „Eine. Volksfreund" berichtet: „Tie Folgen des Temperenzumuges werden immer bedroh licher. Während einerseits die Wasserapostsl nicht davon ablassen wollen, ihr Evangelium auf den Straßen und in den Rinnsteinen zn verkündigen, ist aus der andern Seile die Aus regung, besonders unter den Deutschen, eine so große geworden, daß es im Interesse der öffentlichen Sicherheit jetzt dringend geboten erscheint, die Behörden zu veranlasse, euer gisch gegen den Schwindel und die Störung der öffentlichen Ordnung einzuschreiten. Tic überwiegende Majorität will von dem Dem pcrenzwesen entschieden Nichts wissen. Es folgt nun jetzt täglich den ausrückenden Wei bern ein Mob, der theils von ihnen selbst gemierhct ist, um sie vor etwaigen Angriffen zu schützen, theils aus den rohesicn Klassen unserer Bevölkerung besteht, die nur Lust am Skandal haben und denen es gleichgültig ist, wie derselbe hervorgerufen wird. So waren die Szenen, die sich am Donnerstag nnd Frei tag in der Freeman-Straße zutrugen, wirklich empörend. Die Vorgänge am Freitage waren ungefähr folgende: Gegen drei Uhr Nachmittags machte eine Schaar von ungefähr 19 Weibern die Freeman-Straße, zwischen der Gest- nnd Clark-Straße, unsicher. Es wurde zunächst wieder der Wirthschaft von Bronsirup cin Bc such abgestattet, und dann ging es von einem Lokal zum andern. Eine ungeheure Masse gab den Teniperenztcriniicii das Geleit nnd schrie und johlte, sang und lachte durcheinan der, daß von dem Gesang und Gebet derWas sersraneii direkt nichts zu hören war. Be sonders zwei dcntiche Frauen zeichneten sich ans, indem sie laut schrieen, ihre Tücher schwenkten, Bier tranken und ihren Gegnerin neu die Gläser unter die Nase hielten. Mayor Johnston nun, der anwesend war, ersuchte eine der Frauen, sich etwas ruhiger zu verhalten, doch diese antwortete: „Was dem Einen recht ist, ist demAndcrn billig. Können jene singen, kann ich schreien," und fügte dann noch einige Schmeicheleien für den Mayor hinzu, die ge rade nicht in irgend einem Eomplimentirbuch stehen. Da die „Dame" deutsch sprach, verstand der Mayor natürlich Nichts von dem Gesag ten und wandte sich zu den Betschwestern, um diese zu ersuche, den Skandal nicht auf die Spitze zu treiben, sondern lieber nach der Kirche zurückzugehen. Die Teniverenziiärrin nen aber erklärten, sie ständen in Gottes Hand, der würde sie beschützen, und sie würden unter keiner Bedingung von ihrem gottgefälligen Unternehmen abstehen. Inzwischen steigerte sich die Aufregung von Minute zu Minute, und man hörte Rufe aus der Menge, wie: „Schlagt den Mayor todt!" „Schlagt den Schw d von Mayor zu Boden!" 'Nutei dessen hatten die Temperenzlerinnen sich nach dem nächsten Salon begeben, um dort ihr Bekehrn:,gswerk fortzusetzen. Wenn diese verrückten Frauenzimmer überhaupt einen Funken von Versland hätten, würden sie sich zurückgezogen und dadurch weiterer Aufre gung vorgebengt haben. Leider waren nur zwei Polizisten anwesend, und wir möchten darin eine strafbare Nachlässigkeit erblicken, denn nach den Donnerstag-Szenen war mit Bestimmtheit vorauszusehen, daß es noch mals zu unliebsamen Austriltcn kommen würde. Mayor lohnston und unser Berichterstat ter, der sich dem Ersteren angeschlossen hatte, gingen den Tempcrenznärrinnen nach, um den Verlauf der Tinge zu beobachten. Da Plötzlich wälzte sich ein Hansen von ungefähr 30 40 Männern heran, sich drängend und stoßend, und ehe noch unser Berichterstatter merkte, daß die Leute Böses im Schilde führ ten, fühlte er sich plötzlich von hinten bei de Armen gegriffen und auf den Mayor gcschleii. dert. Dieser verlor natürlich das Gleichgewicht und wurde nur durch einen nebenstehenden Mann vor dem Fallen bewahrt. Unser Be richterstatter drehte sich um und wollte sich derartige Aufmerksamkeiten verbitten, aber in demselben Augenblick empfing er auch schon einen Schlag au? den Kopk. Hätte nun nicht zufällig Jemand unsern Berichterstatter er kannt nnd die aufgeregte Menge davon in Kenntniß gesetzt, daß derselbe durchaus kein Temperenzler sei, so wäre es ihm jedenfalls übel ergangen. So kam er mit Znrücklassung seines Taichentnchcs glücklich davon und Ma yor und Reporter rettete sich auf die andere Seite der Straße. Die Temperenzlerinncn übrigens halten durch diesen Austritt denn doch alle Lust zu weiteren Betübungen ver loren und verdufteten mit einer gewissen Hur tigkeit nach allen Seiten. Freitag Abend übrigens sprach ein Herr im Auttrage der belheiligten dcutschcnßürqcr des Westendes auf unserer Office vor, um ,in Na men derselben deren Bedauern mit dem Uli lall auszusprechen. Die Menge hatte unseren Berichterstatter für einen Melhodlstcnprcdiger gehalten nnd deshalb hatte sich die sehr em 'chuldbare Anfregung gegen ihn gerichtet." Hopse d Malz. Gersten und RoaaevMais. ' W Herren von.uHzm l,ch.°n d nw k.i.