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Der Deutsche Correspondent. 30. Jahrgang. Uebersicht der wichtigsten Ereignisse. Eigentliche Miiiisterkrisen, wie in europäi schen Ländern, teniien wir in den Ver. Staa ten nicht, weil unsere Cabinetsmitglieder nicht dem Congresse, sondern der Executive verant wortlich sind, weil der Präsident..gewisser maßen das Ministerium selbst ist, ud wenn der Senat nichts dagegen hat, Puppen und Figuren zu Sekretären ernennen kann. Zeit weilig erleben wir aber doch Etwas, was einer Krisis im Ministerium ähnlich sieht und ein solches Ereigniß war der Wechsel im Die drei höchsten Beamten dieses wichtigen Departements wurden vor mehreren Wochen bei einer Untersuchung gewisser Conttakte über Collcktirung der Inneren Revenuen lchuldig befunden, t'hcilwcise der Plünderung der Bun dcskasse ganz ruhig zugesehen und theilwelse aus die 'Annahme der Gesetze, unter denen diese Plünderung vor sich ging, direkt hinge arbeitet zu haben. Im Publikum und in der gesammten Presse des Landes erhob sich ein Sturm der Entrüstung gegen diescCorrnption, nur Hr. Grant blieb kalt und ruhig, denn er kemtt seine Pappenheimer. Er hpt diesem Nationalunwillen Trotz geboten bei der Zoll amtsuntcrsuchung vor Prei Jahren, bei der Untersuchung des Leet Stocking-Schwindels, bei der' Credit-Mobilieruntersuchnng und er bot ihm jetzt wieder Trotz, nach Enthüllung diese Sanborn-GeschäfteS.und als er endlich sah, daß der Finanzminister gänzlich unmög lich geworden war, daß derselbe nicht ferner die nothwendige Achtung behaupten konnte, ernannte er ihn zum Richter des Ansprüche gerichtes und gab ihm in Gen. Bristow einen Nachfolger. Trotzdem der neue Mann fast unbekannt war und Niemand im Senate über feine finanziellen Fähigkeiten Auskunst geben konnte, wurde er nicht nur prompt bestätigt, fondern auch im Allgemeinen günstig beur theilt. Dieses hat er jedenfalls feinem un fähigen Vorgänger zu danken, mit dessen Ab gange von dem wichtigen Posten das Land förmlich leicht aufathmet. Seit Bristow's Be stätigung ist das Gold um 14 Cents gefallen. Augenscheinlich erwartet man, daß er mit der unvernünftigen Boutwell'schen Krämerpolitik brechen wird Der neue Finanzminister tritt heule fein Amt an. Richardson wurde zwar auch bestätigt, aber rn einer-Weife, welche für ihn wenig schmei chelhaft war; es wäre thatsächlich besser für ihn gewesen, wenn er durch ein ungünstiges Volum in sein altes Nichts zurückgejchleudcrt worden wäre, denn der Mann muß sich, so lange er im Dienste der Nation ist, seiner un verzeihlichen Jämmerlichkeit schämen. arbeitet zur Zeit am Kehraus. Die Verwil lignngS Bills werden eine nach der anderen er ledigt; die großen Maßregeln aber, welche die Nation während der letzten sechs Monate agi tirten und irritirten, werden sämmtlich hän gen bleiben. Diese Aussicht hat die Finanz nnd Mourant Bill, ebenso die Bankerott Bill, die Transport-Angelegenheit und die Civil rechts Bill. Letztere Maßregel hat den Herren Radikalen eine Klippe in der öffent lichen Meinung gezeigt, auf die sie nicht los steuern können und welche sie nicht zu um schiffen wagen. Vernünftige Neger und zur Vernunft gekommene Republikaner sind eben so sehr gegen diese Bill, wie das Volk des Südens, welches fast allein durch dieselbe be rührt wird, gegen dieselbe ist. Ein schwarzer Pastor sagte kürzlich in einer Richmonder Kirche: „Im Süden besuchen über eine Mil lion 'Negerkinder die für Schwarze eingerich teten Schulen. Sind wir vorbereitet und im Stande, diese Schulen zu erhalten, wenn die Staaten sich weigern, ferner SclMlsteucrn zu erheben, was im Falle der Annahme dieser Bill sicher geschehen wird? Wenn die Bun desregierung neue Stützen liefert, im Falle die bisherigen beseitigt werden, dann laßt es kommen. Doch ich sehe keine Garantie dafür. Die Erziehung der aufwachsenden Generation ist eine Sache von nicht geringer Bedeutung. Verletzt dieselbe heute und der Schaden wird erst von einer zweiten Generation geheilt wer den können. Ich sehne mich nach dem Tage, an welchem der Kastengeist ans der Welt ver schwunden sein wird, doch die Lehren von Jahrhunderten lassen sich nicht in 10 oder 12 Jahren vergessen, und die Zeilist zu kostbar, als daß man sie mit Experimenten vertrödeln darf."— Sogar der Erz-Radikale Brownlow von Tcnnessee ist gegen die Bill; im ganzen Süden existirt kein denkender Mensch, welcher dieselbe billigt, nur Leute, resp. Demagogen von dem Schlage Butler's und des schwarzen Repräsentanten Raincy glaubten mit aller Gewalt, das Millenium herbeizuführen. Sand am 30. Mai allgemein der ganzen Union statt und die zarte Ausmcrkiamkeir durch Bluinenbekräuznug wurde diesmal auch vie len halbvergesscncn Gräbern von Männern früherer Perioden zu Theil. Tie Sitte der Gräberschmückung scheint, wenn man den Berichten glauben darf, mehr im Zunehmen als im Abnehmen zu sein, und es ist sehr wahrscheinlich, daß sie sich im Volke so ein bürgert, daß der 30. Mai künftig für die Ame rikaner dieselbe Bedeutung erhält, wie der 2. Novbr. für die Bewohner katholischer Länder. Die New-Ljorkcr erhielten letzten samstag in dem aus Nen-Ealedo nien entflohenen Jour nalisten und Agitator Senri Rochesort einen ziemlich prominenten Gast, welcher be sonders die Zeitungen der Metropole in große Aufregung versetzte. Rochesort will nach der Schweiz gehen und von dort ans in derselben Weife das Septennat bekämpfen, wie er vor fünf Jahren von Brüssel ags das zweite Kai serreich irritirt und beunruhigt hat; er hat schon dasZeug, Hrn. McMahon etwas warm zu mache. Wenn es wahr ist, daß künftige Ereignisse ihren Schatten voranswerfcn, dann steht für Europa thatsächlich bald wieder ein Krieg in Aussicht. Trotzdem noch kein Volk ernstlich davon spricht, trägt sich doch jeder Politiker und Kannegießer mit der dunkelen, unheil vollen Vorahnung; jedes Wölkchen, welches austaucht, wird sondirl, ob es genug Elekiri zität mit sich trägt, um das drohende Gewit ter herbeizuführen. Eine gewisse Aufregung erzeugte zu Anfang der Woche die Luxembur Ger Frage, welche von dem deutschen Reichs- kanzler wieder ans das Tapet gebracht wurde; es scheint den Herren in Berlin doch noch nicht der rechte Zeitpunkt gekommen zu sein, loszu- > schlagen, denn vorgestern wurde die ganze Sache wieder zur Ruhe verwiesen. Daß der Neutralitätsvertrag von 1867 über kurz oder lang fallen wird, ist eine ausgemachte Sache, ob durch Krieg, oder aus friedlichem Wege, darüber kann man heute noch nicht klar sein. Am 16. Juli soll in Brüssel eine Conserenz der europäischen Mächte stattfinden, die viel leicht speziell gehalten wird, um diesen streiti gen Puinl in'erledigen. Man erwartet, daß auf derselben ckuch die Schiedsgerichts - Idee wieder angeregt ck'>rd. so lange jedoch der Militarismus in europäischen Ländern das Szepter schwingt, ist geringe Aussicht aus Schiedsgerichte vorhanden. Wenn dieSchieds genchte eingeführt werden, kommt der ganze europäische Parade - Adel um sein Brod,Za, was noch mehr ist, um seine Existenz. Die Altkatholiken hielten kürzlich wieder eine Con serenz in Bonn; über ihre Bcschlußnahmen ist Nichts bekannt geworden. . In Frankreich ist die Mlnisterkrisis noch im <jo. Die National - Versammlung bespricht das Wahlgesetz in sehr crregterWcise, Alle Republikaner, wie Ledru Rollm, sind ge gen dasselbe. Die Bonapartisten gedenken bei der nächsten Wahl vier Candidaten mehr durchzusein, als bisher, nemlich den Herzog von Padua, den Herzog von Mouchh, den Prinzen Napoleon und den Herzog von Mas sen. Die Regierung hat das Blatt „Das IS. Jahrhundert" verboten; diesem Journale ist gleichzeitig auch die Ehre zu Theil gewor den, von der deutschen Regierung in Elsaß Lothringen verboten zu werden. In Spanien spricht man noch imtner von der Erneuerung der Hohenzollern-Candidakur. Serrano soll dagegen beabsichtigen, ein Ple biscit zu veranstalten und dann den Prinzen van Asturien aus den Thron zu setzen. Der Karlistenkrieg dauert lustig fort, neuerdings sollen die Urlisten sogar wieder an vcrjchie denen Stellen Erfolge errungen haben. England hat jetzt von Spanien eine Erklä rung über die „Virginius"-Afsaire gefordert; es wünscht, daß die spanische Negierung au sicrdcm eine Erklärung gebe und dann Ab bitte leiste. Durch diezes Vorgehen der Eng länder werden die Amerikaner beschämt, wel che bisher noch nicht daran dachten, die Aus führung des Washingtoner Protokolls auszu führen. Der Papst ist nach den neuereu Nachrichten vicder sehr krank. Butler und Bond. Butler hat m den letzteren Tagen wieder einmal einen schlauen Schachzug gethan, der aber glücklicherweise nachträglich entdeckt wurde. Er berichtete nämlich vor kurzem im Namen des Justiz-Comite's, dessen Vor- Ktzer er ist, ohne Lunsens dieses Comite's, eine Bill ein, „die Zeit zur Abhaltung der Gerichtsterinine im vierten Biindcskrcije , ändern." Da man diese Magregel für ein Rouunegcjchäfl hielt, so nahm sich Nie mand die Zeit, dieselbe näher zu prüfen, und d' Bill wurde in der Eile angenommen. Die Pol.?te dieser Bill ist nicht im Titel derselbe sichtbar: dieselbegeht dahin, daß alle Akte, welche der Distrikt-Richtern im vierten Gr richlskreise übertragen, widerrufen sein sollen. Dieser Kreis umfaßt die Staaten Mary land, Virginien, West Virginien und die bei den Carolina's. Hr. Hugh L. Bond von Baltimore, welcher der Peter Arbucs der süd lichen Knkluxe geworden ist und diese wirkli chen oder vermeintlichen Feinde der Neger glcichheit mit fanalischer Strenge bestrafte, ist der Richter dieses Kreises. Dem Hrn. But ler sind die Distriklsrichter Giles in Mary land, Jackson in West-Virginien u. Hughes in Virginien nicht radikal und rabiat genug. Zu den Gewalten dieser Richter gehören auch die, gewisse Fälle unter dem Zwangsgesetze zu prozessiren. Da diese Männer jedoch keine Durcll'L sind, die man zn Allem gebrauchen kann, so gedachte Hr. Butler, wenigstens ihre Gemalten zu beschneiden und dieselben Hrn. Bond zu übertragen,'von dem cr überzeugt ist, daß derselbe so weit geht, als nur ein Richter gehen kann, wenn der liebe Neger in's Spiel koiuinl.-Builer's Manöver wurde rechtzeitig cutdeckt und die Bill vom Senate zurückgefordert. Ju Maryland und Virginien ist vorläufig durchaus keine Bond'schc Strenge am Platze. Das neue Tarif- nd Inland Re venue - Gesetz, soeven im Unter hause des Kongresses pasfirt. 1. Abschnitt. Nach Passirung der Bill sind statt der bisherigen folgende Zölle von nachbenannten Artikeln zu erheben: Gesponnene Seide, nicht weiter verarbeitet als Tramen, Organzin und Floß-Seide 35 Prozent 6 v-nlarem; Näh-Seide 4t) Prozent aä val.; ausschließlich zur Fabrikation von Knöpfen geeignetes Seidenzeng lt> Prozent all va!.; alle anderen Seiden-Artikel, oder Artikel, von denen Seide dem Werthe nach der Hauptbestandtheil, ohne Rücksicht auf Classiftkation unter früheren Gesetzen, ßt) Prozent a>l val., mit dem Vorbehalt, daß Stoffe, von denen Baumwolle, Flachs und Wolle Bestandtheile im Werthe von minde stens 2b Prozent des Gefammtwerthes bil> den, diesem Zolle nicht unterliegen. 2. Abschnitt. Auf nicht moussircndc Weine (ziill >vii>es) in Fässern 50 Cents pro Galt. Nicht moujsirende Weine in Flaschen H 1.50 pro Dutzend Quartflaschen, resp, zwei Dtzd. halbe Quartflaschen; Wein von größerem Alkoholgehalte als 22 Prozent ist zu confiszi ren. Bei Wein in Fässern sind zwei Prozent für Leccage, bei Wein und destillirten Spiri tuosen aller Art in Flaschen fünf Prozent für Bruch von dem Betrag der resp. Faktura in Abzug zu bringen. 3. Abschnitt. Am Tage der Passirung dieses Gesetzes in Zoll-Speichern lagernde und an SchissSbord innerhalb der Jurisdik tion der Ber. Staaien befindliche, noch nicht zollamtlich cinclarirte Weine unterliegen den im 2. Abichn. verfügten Zöllen. 4. Abschnitt. Statt der bisherigen Zölle beträgt der Zoll auf: Hopfen 1t) Cents pro Pfund.; Maccaroni und Vcrmicelli 3 Cts. pro Pfund.; ähnliche Präparate 5 Cents pro Pfund; Nitro-Bcnzol 10 Cts. pro Pfd.; Zinn in Platten und Zinnblech 14 Cts. pro Pfd.; Anchovis und Sardinen in Oel :c., in Zinnbüchsen von höchstens 5 Zoll Länge, 4 Zoll Breite und 34 Zoll Tiefe 15 Cts. pro ganze, 74 Cts. pro halbe, 4 Cts. pro Viertel- Büchse; in anderer Verpackung 00 Prozent Chromsanres und doppelchromjaures Kali 4H Cts. pro Pfd. 5. Abschnitt. Gelbes Metall zum Beschla gen der Schiffe und Fabrikate aus gelbem Metall, dessen Hauptbestandthelle dem Werthe nach Kupfer, sind als Kupfer-Fabrikate zu verzollen; Rückzoll soll gestattet sein auf Kupfer- und Compositions Metall, welches verwendet wird bei Schissen, gebaut in den Ver. Staaten für den Verkehr mit dem Aus lande und zur Küstenschifsfahrt. Mojaic- Eisen soll den nämlichen Zoll be zahlen, wie anderes Eisen von gleicher Qua lität. 6. Abschnitt. Nach Passirnng die'es Ge setzes ist der zollfreie Import folgender Artikel gestattet: Quecksilber; Schiffs Planken; Holzsormen aller Art für Töpfer; Runkelrüben Samen; Alizarin; Saat-Erbsen. V. Abschnitt. Der Zoll für Jntekolben soll sechs Dollars pro Tonne betragen. Ma schinen, die jetzt nicht in den Ver. Staaten sabrizirt und ausschließlich zur Verarbeitung von Ramie, Jute oder Flachs geeignet sind, können für den Zeitraum von 2 Jahren, vom 1. Juli d. I. an, zollfrei importirt werden. Alle zum Export von Getraide gebrauchten Säcke, die nicht in den Ver. Staaten sabri zirt wurden, können zollfrei wieder einge führt werden. 8. Abschnitt. Für Patronen, Bomben und andere Geschosse, sabrizirt in den Ver. Staa ten, ist bei Export ein Rückzoll zu gewähren, gleich dem Zoll, bezahlt aus die bei Fabrika tion derselben verwandten Materialien, ab züglich zehn Prozent. 9. Abschnitt. Der bisher von Subaltern- Beamteil abgenommene Eid ist vordemZoll- Collcktor des betreffenden Distrikts oder einem Beamten, der vom Zoil-Collektor zur Eides- Abnahme ermächtigt ist, abzulegen und von der Eidcs-Abnahme ein Duplikat anzuferti gen, von dem die eine Copie an den Schatz amts Controleur, die andere an den Colleklor dss betreffenden Zoll-Distrikts einzusenden ist bei einer Geldstrafe von P2VO. Die zweite Hälfte der Bill, Abschn. 10 bis 24 incl., enthält Amendements zu den Bun-- dessteuer-Gesetzen, von denen wir folgende als die wichtigsten hervorheben: Aus Bank-Checks und Anweisungen aller Art für Zahlung von Geld in irgend welchem Betrag, gezogen auf irgend einen Banquier, eine Bank oder eine Trust Compagnie, ist eine Zwei-Ccnts-Steu ermarke zu kleben. Brauer werden als „Engros und Detail- Händler von Malzgetränkcn" bezeichnet, statt wie bisher mit den Destillateuren classifizirt zu werden; das Ankleben von Marken, welche Aehnlichkeit mit den echten Steuermarken ha ben, an Fässer :c. wird mit strengen Strafen belegt. Maische darf nur in der Destillerie gemacht werden. Fabrikanten von Reibhölzern müssen stets ihre Bücher zur Inspektion bereit halten; ans den Packeten ist die Anzahl der darin enthal tenen Reibhölzer bei schwerer Strafe anzu geben. Staatsbanken und andere Associationen, Personen :c. haben eine Steuer von zehn Prozent ihrer Nolencirkulalion zu zahlen. Nach Rezepten eines Arztes angefertigte mc dizinischePrä parate unterliegen keincrSteuer. Tabacks - Pflanzern ist es gestattet, nach Passirung dieses Gesetzes selbst gezogenenTa back e äetail an Consumcnlcn bis zum Be trage von HlOO er annum steuerfrei zu ver kaufen. Tie neuen Tarif-Bestimmungen.- Erhöhung des Zolls auf Hopfen. In der Finanz - Verwaltung des Landes sind so viele Schrauben los, daß alle Flick- Arbeiten daran Nichts Helsen wollen; der ganze Bau wackelt an allen Ecken. Der Congreß fährt fort, neue Maßregeln zu berathen und zu beschließen, um das Werk der „Inflation" womöglich ans andere Weise durchzuschmuggeln, nachdem der Präsident den direkten Versuch dazu durch sein Veto be seitigt hat. Die Zeit, welche dem Congresse bis zu seiner Vertagung am 22. Juni noch zugemessen ist, scheint von ihm noch zu allem möglichen finanziellen Unheil verwendet wer den zu wollen. In aller Eile hat das Hans eine neue Tarisbill mit 177 gegen 49 Stim men nach einer ganz kurzen Berathung ange nommen, welche höchst wichtige Zoll-Verän derungen enthält, die eine gründliche aus führliche Berathung und die Vernehmung Sachverständiger verlangt hätten. Unter diesen Bestimmungen befindet sich eine Erhöhung des Einfuhrzolles auf Wein von 25 as 50 Cents pro Gal lone. Die Zollbeamten behaupten, daß der Preis des importirten Weines stets zu niedrig angegeben werde. Das mag sein. Abermuß deshalb, weil die Zollbeamten das Volk be trügen helfen, dieses nun höhere Preise zah ten ? Die Einfuhr des wohlsetlen französi schen Weins wird dadurch mit einer hohen Steuer belegt oder vielleicht zu Gunsten des einheimischen Gifts, genannt Whiskey, ganz unterdrückt. Vor solchen Schutzzölle muß sich der fanatische Schuyzöllner bedanken, um wie viel mehr der Freund eiuesßevenuezolls, der durch Rücksicht aus den Schutz der Inte ressen geregelt ist. Die Erhöhung des Zolles auf Hopsen von 5 auf 10 Cents ist ejne andere Schutzzoll - Maßrcget für das natipistijche Gift. Im Congrcsse wollen sie dem Volk vorspiegelt'., sie sei im Interesse der „d e u t scheu" Hopfenbauer im Lande beschlossen worden. Es fragt sich nun zuerst, ob diese deutjcheiiHopsenbauer, deren es eine ziemliche Anzahl in New-stjork und im Westen gibt, eine solchen Schutz verlangten, und dann Zweitens, oh Pas Interesse der Brauer und Consuineiiteii nicht ei ngeheuer überwiegen des war, welches diese Erhöhung ausschließen mußte. Jeder Zoll ist ein Schutzzoll, so bald er Produkte oder Fabrikate betrifft, welche das Land selbst liefert; auch die frühe ren Cent für ein Psund Hopsen jst ein sol cher. Aber er reichte sicher hin, um das In teresse der Produzenten zu wahren, ohne das der Consllmenten zu gefährde. Mit dkl neue Zolle wird man das beste mittel gegen das Schnaps. Gift vertheuerii und verschlechtern, dem König Alkohol unter die Arme greifen und der wahren Mäßigkeit einen gehörigen Schlag versetzen. Die Hopfen Erndte in den Ver. Staaten belnig in 1809—1870 im Ganzen 254 Mill. Pfund, wovon der Staat New-Jork 174 Millionen, Wisconsin 4 Ojlo Mill. Pfund produzirtc. Der Letztere wird im Westen ver braucht und eine Bertheneruug des importir ten Hopfens kann höchstens den östlichen Hopsenbauern zu Gute kommen. Die betref fende Erhöhung ist also eine ganz ungehörige Maßregel zur Förderung von kleinen Pnvat- Jntercsscn, welche für viele Tausende von Coiljumcnten höchst drückende Folgen haben müssen. Da man durchaus die Einnahmen zu erhöhen wünscht, um manche unnöthige Ausgaben nicht herabsetzen zu müssen, so ist sehr zu befürchten, daß der Senat dieser Bill seine Zustimmung und der Präsident seine Un terschrift geben wird. (PH. Dem.) Luxemburg. Man wird sich noch der Aufregung erin nern, welche die Luxemburger Frage kurz nach dem Prager Frieden in Europa hervorrief; die Franzosen gebürdeten sich wie wahnsin nig und ruhten nicht, bis Luxemburg, wel ches bekanntlich seil Jahrhunderten gut-deut sches Land war, unter belgische Obcrhcrrlich kcit gestellt war, natürlich mit dem Hinterge danken, eines Tages diesen belgischen Pud ding, sammt den deutschen Rosinen, zu ver zehren. Deutschland, welches diesen Hinter gedanken kannte, bestand darauf, daß die starke Festung, welche im Mittelalter für den festesten Platz Europa's galt, geschleift werde. Seitdem hat sich in Europa viel geändert. Deutschland hat ferne Grenzen weit über Luxemburg hinausgeschoben und dieses Land ist jetzt außer den Ostseeprovinzen und Hel goland das einzige verlorene Kind der Ger mania und der Versuch, auch dieses wieder an das Reich zubringen, kann weiter gar nicht auffallen. So ist denn Plötzlich wieder die Luxemburger Frage aufgetaucht und es ist sehr leicht möglich, daß dieselbe in dem bevor stehenden Sommer eben so viel Lärm macht, als vor sieben Jahren. Der Anstoß ging augenscheinlich von England ans. JmOber- Hause des Parlaments interpcllute nemlich Graf Russell den Minister in Betreff der Lage Europa's. Lord Derby, der Minister des Auswärtigen, erklärte, daß England, wäh rend es Alles aufbieten werde, um den Frie den zu erhalten, sich in Treu und Ehrlichkeit an die Verpflichtungen der Verträge, die es in neuerer Zeit mit abgeschlossen habe, gebun den erachte. Kaum hatte nun der englische Minister diese Erklärung abgegeben, so lie ferte ein Organ Bismarct's den Commentar dazu; das betreffende Blatt äußert die größte Befriedigung darüber, daß England die Ber pflichtung anerkenne, für Aufrechthaltung der in neuerer Zeit von ihm mit abgeschlossenen Verträge einzustehen und fügt dann hinzu, daß man wohl auch annehmen dürfe, daß England die Neutralität Luxemburg's für eben so unverletzlich halte, als die Belgien's. Dieses geschah augenscheinlich, um England zu einer bestimmten Erklärung zu nöthigen und diese Erklärung ließ auch durchaus nicht auf sich warten und scheint so gelautet zu ha ben, wie man es in Berlin hoffte, nemlich, daß die Sache mit Luxemburg ganz anders stehe, als mit Belgien, und daß dort Deutsch land, welches das Ländchcn fast ganz um spanne und vermittelst des Zollvereins, dem Luxemburg angehöre, schon in innigster Be ziehung zu ihm stehe, sich allein helfen müsse. Das war augcnsch inlich Alles, was man in Berlin zu wissen wünschte. England ist denn auch prompt ersucht worden, durch seine gu ten Dienste dazu beizutragen, daß der Neu tralitätsvertrag annullirt werde und daß Luxemburg zu dem deutschen Reiche in das selbe Verhältniß trete, in welchem es früher zum deutschen Bunde stand. „Ist der „Strike" zu Gnde?" Welches Elend durch die „Strikes" über die Arbeiter und ihre Familien gebracht werden kann, daran wird nian wieder einmal durch einen gräßlichen Mord erinnert, welchen eine irrsimiigeFran zu Brooklyn, N.-2)., an ihrem Gattin und au ihren drei kleineu Kindern in der Verzweiflung ihrer Armuth begangen hat. Ihr Gatte, Herr Dwycr, gehörte der „Küfer- Union" an, die sich im Ausstande befand. Die arme Frau, die schon einmal am Irrsinn ge litten, gerieth mir ihrer kleinen Familie in Noth und sah das gräßlichste Elend heran nahen. „Ist der „Strike" zu Ende?" fragtesie an dem verhängnißvollen Morgen ihren Gat ten und als dieser die Frage verneinte, ver setzte sie ihm einen tödtlichen Streich und zer schlug dann ihren drei Kindern den Schädel. „Der Tod reitet vor Hunger, es ist besser, daß sie aus der Welt sind!" gab sie zur Ant wort, als man sie nach dem Grund ihrer schrecklichen That fragte. Wie viele Thränen, wie viel Jammer muß derselben vorausge gangen sein, bis Mutter- und Gattenliebe darüber verstummten! Und wie viel Thränen nnd wie viel Jam in er, welche Noth und welches Elend in den Familien der Ardeiter sind die steten Beglei terinucn aller jener Ausstände, welche der Ausdruck des rohsten gewerblichen und sozia len Kriegszustandes sind, welcher sich denken läßt. Sollten die Worte dieser armen ver zweifelnden Mutter: „Ist der „Sirike" zu Ende?" nicht wie ein gewaltiger Mahnruf in allen den Kreisen wirken, wo man durch das für alle Theile so vernichtende Kriegsmit tcl der Ausstände vergeblich auf eine Besse rung der Arbeiterlage hinzuarbeiten wähul? Arbeiter wie Arbeilgeber sollten begreifen, daß es in ihrem eigensten Interesse liegt, ge meinsam für friedliche Beilegung aller Strei tigkeiten zwischen ihnen Sorge zu tragen. Aber sie sollten auch bedenken, daß die Ge sammtheit ihrer Mitbürger das von ihnen l verlangt und von ihnen zu verlangen das ab solute Recht hat. Die bürgerliche Gesellschaft kann keine Art von gewcrblickiciu Kriegszu stand dulden, weil er der allgemeinen Wohl fahrt tiefe Wunden schlägt. Sie leidet nicht allein mit den Leidenden, mit den brodlosen Mannern, der verzweifelnden Mutter und den hungernden Kleinen, sie leidet auch selbst durch dieses Mitleiden. Darum ruft sie dringend und mahnend Denen, welche kein Mittel, keine Fürsorge, kein friedliches Verständniß für ihre Geschäftszwistigkeiten annehmen nnd stets als das letzte Mittel den Ausstand predi gen oder gebrauchen, mit den Worten jener armen verzweifelnden Mutter zu: „Ist der ewige „Strike" noch immer nicht zu Ende?" (PH. Dem.) TageS Neuigkeiten. Die Ernennung des Gen. Bri sl o>v zum Schatzamtssekrctär wurde vom Senate äußerst günstig aufgenommen und es herrscht kein Zweifel, daß er bestätigt werden wird. Kurz vor der aus Montag anberaumten Cabincts sitzung hatte Gen. Bristow eine Unterredung mit dem Präsidenten, bei welcher Gelegenheit ihm dieNomination formell angeboten wurde und er dieselbe acceptirte. Dieses war seit mehreren Monaten die erste Gelegenheit, wcl che Hrn. Bristow in die Nähe desPräsidenten brachte, denn als er im Dezember zum Ober- Buiidcsanwalt ernannt wurde, war er nicht in Washington anwesend; er war gewisserma ßen am meisten erstaunt, als er die Ernennung in den Blättern sah. Unter den Senatoren wurde keine ungünstige Stimme laut; einer derselben bemerkte, Bristow sei ein tüchtiger Jurist und habe erst noch zu zeigen, ob er auch vom FinanzivesenCtwas verstehe, er sei jedoch überzeugt, daß derselbe treulich sein Amt ver walten werde; ein demokratischer Senator be merkte, daß diese Ernennung die respektabelste sei, welche Gen. Graut bisher gemacht habe. Die Bestätigung ist gestern prompt erfolgt. Die Finanz-Bill, welche jetzt einem Conferenz - Comite vorliegt, hat sehr wenig Aussichten, Gesetz zu werden; denn es ist kein Gedanke daran, daß sich das Comite einigen wird. Das Repräsentantenhaus hat sich in den letzteren Tagen wiederholt mit einer Umgestaltung des Tarifs befaßt. Vorgestern berichtete Dawes die amendirte Tarif-Bill ein und beantragte deren Annahme unter ei ner Suspension der Regel. Die Bill, wie sie vom Comite für Mittel und Wege einberich. tet wurde, billigt die vom Plenar-Comite an genommenen Amendements, macht jedoch ei nige wichtige Borschläge über künftige Tarif- Gesetzgebung. Die Amendements zu dem Jnland-Stcuergesetze wurden von dem Hause allgemein acccptirt. DieClauicl, eincnßnck zoll auf fabrizirteTabacke zu gestatten, erhielt viel Stimmen und wurde jchlicßlich ange nommen. Die Clauscl über Besteuerung der Bonds wurde gleichfalls angenommen. Nur eiußorschlag fand keincGnade vor dem Hause, nämlich der) dje Einkommensteuer wieder ein zuführen. Das Haus scheint disponirt zu fein, die Revenuen zu vermehren, doch ohne die Industrie-Interessen des Landes schwer zu bkdrsiäen, (Siehe an anderer Stelle „Das neue Tarif- und Jnsand- Steuergesetz.") Das Mormonenthum hat durch,die Annahme einer Bill über die Angelegenheiten in Utah einen empfindlichen Schlag erhalten. Diese Bill ist einfach einßersuch, die Mormo nen von der Geschworenenbank, sowie von der Verwaltung eines bürgerlichen Amtes auSzn schließen. Bisher war es nicht möglich, die Ueberführnng cinesPolygamjstcn zu erwirken, so lange Polhgamisten zu den Geschworenen gehöre. Das Gesetz gegen die Vielweiberei war bisher gänzlich nnwirksatn. Die Bill, welche vorgestern ii Repräsentantciihauje mit 155 gkgen 59 Stijnmen angenommen wurde, ist ei Baltimore, Md., Freitag, den 5. Juni 1874. stcm der Vielweiberei. Die Bill liegt jetzt dem Senate vor, wo sie große Hoffnung auf Annahme hat. Die Mormonen hoffen, das Gesetz als unconstitutionell erklären zn kön nen. Gelegentlich des Brau er-CongresseS wurde in Boston daran erinnert, daß gerade Massachusetts die Wiege der amerikanischen Brauerei ist und daß unter den ersten Pilgcr vätern ein Brauer, Namens Sedgcwich, war, welcher bereits 1043 in Boston eine Brauerei errichtete. Wie muß es ein ächtes Tempe renzgemüth kränken, wenn es erfährt, welche mächtige Genossenschaft aus de Ansängen emporgewachsen ist, welche derPilgrim-Vater Sedgcwich in Boston vor mehr, als 200 Jah ren gemacht hat? Die Schriftsetzer in der Offizin des „Cou rier" ln Evausville, Indiana, standen am Dienstage aus, weil der Eigenthümer einen Gehülfen nicht entlassen wollte, der sich weigerte, eine Steuer zu entrichten zur Be streitung der Kosten der Beschickung der „ty pographischen National-Union" in St. Louis durch einen Delegaten. IVliat oext? InPariS hat der Graf Henry de Tras sar de Biernes, 78 Jahre alt, kürzlich Selbst mord begangen. Der Graf war fast erblin det und sehr arm. Vor ungefähr zehn Jah ren verlor cr fein Vermögen und begann un ter angenommenem Namen seinen Unterhalt zu verdienen. Während er sich auf den Tod vorbereitete, schrieb er an den Commissär des Stadtviertels, daß er seinen Namen, den er in zwanzig Schlachten geadelt, rein erhalten habe, jetzt würden für fünf Sons Holzkohlen genügen, denselben auszulöschen. Wie verlautet, hat sich in England eine neue Kabel-Compagnie mit einem Kapitale von .D 1,900,000 gebildet. Tie neue Gesellschaft nennt sich die "IDJ < Cablv O." und die Absicht geht dahin, ein teichtercs Ka bel zur Telegraphirung zu benutzen. Das Kabel soll von England nach den Azoren und von dort nach Halifax gelegt werden. Die Kosten des Tclcgraphirens solle nur 25 Cts. pro Wort betragen. EincmComitc derW einhä n d ler New- S) ork' S, welches socbenWashington besuchte, wurde mitgetheilt, daß schließlich der Einfuhr zoll anfWciiie von 25 nur auf 40 (nicht st>Ets.) und pro Kiste auf St.so (nicht S 2) erhöht wer den soll. Daß im Unterhame resp. 50 Cts. und 51.50 festgesetzt wurde, ist bereits bekannt ; allein durch Amendirung im Senate kaun die Kunde, welche die New-'Zorker Weinhändler in Washington erlaugtcn, gut gemacht wer den. Von Chicago wird gemeldet, daß man in dem Räuber, welcher von dem Boten der „Michigan - Central - Bahn" getödtet wurde, einen gewissen Qninlan aus Penn Jan, N.M., entdeckt habe. Q. war früher ein An gestellter von Montgomery K Queen's Cir kus. Die französischen Communisten Gronssct und Jourde, welche mit Rochesort von 'Neu - Caledonien entflohen, sind am letzten Dienstag in aller Stille in New - Zork einge troffen. Sie gedenken, nachdem sie Rochesort in Paukers besucht haben, nach England ab zureisen. In New -?) ork begab sich der Buchbinder John C. Smith vorgestern Abend in die Bar bierstube des Robert Graut in der Oakstraße, ergriff ein Rasirmcjser und versuchte, sich den Hals abzuschneiden. Grant versuchte dem Manne das Messer zu entreißen, dieser aber entwand sich seinen Händen, eilte auf die traße und vollführte die beabsichtigte That. Man hob Smith auf, als man aber mit ihm das Polizciamt erreichte, war er bereits todt. Smith war früher wohlhabend. Wie ver lautet, starben Bruder und Schwester des Selbstmörders im Irrenhause. Aus Georgetown, Texas, wird gemel det, daß am Morgen des 26. Mai 103 Leute von Belton kamen, das Gefängniß erstürmten und neun Gefangene Räuber, Mörder und Diebe erschossen. Die Gcsängnißwache war zu schwach, um Widerstand zu leisten. Nur zwei in dem Gefängnisse befindliche Ge sangeue blieben am Leben; den Einen wollte man nicht töoten, den Andern konnte man nicht finden. Das diplomatische Corp in Lon don wurde kürzlich, gelegentliw des Lord- Mayors-Banketts zu Ehren des Czaren, ans dem Bankettsaale gewiesen, weil man nicht für diese Herren eingerichtet war. Die Lon doner Gevattern konnten nicht einsehen, wes halb sie, da sie einen Kaiser nebst Gcsolge ab fütterten, auch noch die Vertreter anderer Höfe mitfüttern sollten. Tie New-L)orker Park-Commissäre wollen das projektirle Kosc i u sk o-Mo nu mc nl nicht acceptiren, da nach dem vorgelegteuMo belle das Werk keinen künstlersscheu Werth Mehrere Gabelsberger Stenographen, d. h. Schncllschriftler, welche sich des vom MeisterZaverGabelsberger erfundcnenSchrift Systems bedienen und dadurch in den Stand gesetzt sind, „Idee nndWort im Flug der Zeit an's Räumliche zu binden," haben sich vor genommen, einen deutschen Stenographen- Verein in New-lork zu gründen. Henri Rochefort ist den New-Norker englischen Blättern als ein wahrer Messias gekommen, über dessen hiesiges Thnn und Treiben spaltenlange Artikel geliefert werden, die Nichts, als albernes Gewäsch enthalten. Wenn der Mann aufsteht, wie viel Abshnthe er vor Tische trinkt, ob er Handschuhe trägt oder nicht, von welcher Farbe der Rock ist, den er trägt, daß er feinen lieben Kleinen, die in London nach ihrem Vater seufzen, einen Papagei ans Sidney mitbringt, wie ihn der betreffende Ncuigkcits - Commissionär „nie schöner gesehen hat" und dergl. Altwcibcrge wäsch mehr; das ist's, womit die werthen Leser regalirl werden. Monsieur Rochefort muß sich förmlich wichtig vorkommen, daß die Nenigkeitskrämer sich so viele Mühe mit ihm geben. Vorgestern ließ er sich photogra phiren, oder besser gesagt, er wurde photdgra phirt, da sich fast ein Dutzend renommirter Photographen um die hohe Ehre den Rang abzulaufen suchten, ein Porträt dieses Helden in den Straßenhandel zu bringen. Für ge wisse Kreise ist dieser Flüchtling der Löwe des Tages. Von New-Jork wird gemeldet, ldaß der 35-jährige Deutsche Philipp Fritz, Nr. 16, Forsythstr., wohnhaft, sich in Doverstr., nahe der Bowery, den Hals abschnitt. Der Selbstmörder war geisteskrank. Von N ort ham pt on, Mass., wird im Betreff der Untersuchung des Millfluß-Un glückes des Weiteren berichtet, daß der Inge nieur Wilson von Boston bei'm Coroncrs- Jngueste feine Verwunderung darüber ausge sprochen, daß das Reservoir überhaupt so lauge geHallen habe, als der Fall gewesen sei. Alle Indizien lassen die Annahme zu, daß der strafbarste Leichtsinn das ganze Unglück her beigeführt hat. In B o st o n trat Mittwoch der „Amerikani sche Brauer - Cougreß" in Sitzung. Ein Punkt des Programmes bezweckt die Bildung von Vereinen aller Derjenigen, welche der Tcmpcrenzsache opponircn. Die „Gazette" bemerkt darüber: „Es ist ein Irrthum von Seiten der Befürworter gänzlicher Enthalt samkeil, die Brauer und Bierwirthe kn das Lager der Feinde zu treiben. Man sollte die selben in die Kategorie der Mäßigkeits-Leute stellen, oder ihnen gegenüber neutral bleiben. Icniehrmansiepatronisirl.destowenigerTruni snchtwird im Lande herrschen. Unsere amerika nische Gewohnheit, zur Zeit und zur Unzeit starke Schnäpse zu trinken, ist furchtbar, und dieselbe ist weit mehr das ProKult der bestän digen Verführung und Gewohnheil, als des wirklichen Vergnügens, welches man in dem schnapsgcnusse oder an dessen Folgen findet. Ein gutes Substitut ist die wirksamste Ab hülfe." Ueber den Zi gcun er-Mo r d bei New- Jork sagt die „Stsztg.:" „Zigeuner" haben seit einiger Zeil in der Nähe von Newton und „Long-Jsland City" ihr Unwesen getrieben. In ihrem Lager erschienen die „Zigeuner" als unbeschränkte Herren. Die „Mutler" der Bande übte als erste Wahrsagerin großen Einfluß aus und verdiente mehr Geld, als dem Chef der Bande tieb war. Montag Mor gen entspann sich ein Streit über die Vcrthei lung der Beute zwischen dem Hauptmann und der erwähnten „Mutter." Daran bctheiligte sich der „söhn" der „Mutter;" er opponirte dem Hauptmann in heftigster Weise, bis die ser eine Pistole zog und mehrere Male auf den tun gen Menschen feuerte. „Mutter, ich sterbe!" rief der Getroffene und sank todt nie der. Die Zigeuner - Caravane brach gleich ach dem Morde auf, ohne für den Gctödteten Vorsorge zu tragen. Die anwohnenden Bür ger haben sich indeß bewaffnet und werden die Flüchtlinge verfolgen. Das „i tal ie ni sch e Skl av en leb c n" soll jetzt in New-Jork ausgerottet werden. Vorgestein wurde die Polizei durch einen Ge neral-Befehl angewiesen, aste Kinder unter I lahren, die bcl'm Betteln, Musiziren oder Tanzen für Geld ans der Straße angetroffen werden, zn verhaften, und safls man verum thcn kann, haß es Italiener sind, sie vor den italienischen Consul zu bringen. Die vor einigen Tagen in Philadel phia von ihrem Manne, dem Wirthe August Frank, geschossene Frau Christiane Frank ist noch am Leben und Hoffnung auf ihre Rettung vorhanden. Sie verlangt beständig nach ih rem Planne,- der im Countygesängiiisse festge halten wird, doch wurde derselbe nicht gebolt, da eine Aufregung ihr schaden könnte. Wie derholt erklärte sie, daß sie ihm vergebe, was er ihr gethan hat. Es wurden der Kranken die Kugeln aus den Wunden in; Rücke und im Arme gezogen, wahrend die Kugel im Kopfe noch feststeckt. Auch in Columbia, S.-C., hat sich unter der Präsidentur des Hrn. I. C. Seegers ein deutscher Schützenverein gebildet. Es ist bemerkenswerth, daß, während eingcborencr seiis furchtbar, und wohl nicht mit Recht, über die Zustände Süd-Carolina'S lamcntirt wird, die deutschen Adoptivburger dort pro sperircn. Die Eharlestoner „Deutsche Zei tung" brachte noch neueroings einen längeren 'Artikel, worin ne nicht genug über den Wohl stand und das Gedeihen der Dcnschen Char leston's erzählen konnte. lieber den gestern von nn.S telegraphisch aus Brooklyn, N.-?)-> gemeldeten dreifachen Kindermord liegt Näheres vor. Als die Po lizei die Mordstätte betrat, bot sich ihren Au gen ein grauenerregender Anblick dar. Das Weib war in der That wahnsinnig geworden und hatte ihre drei Kinder, Maggie, 7 Jahre alt, James, 4 Jahre alt, und Timothy, 2 Jahre all, ermordet. Nachdem ihr Gatte das Haus verlassen, hatte sie ein Pläticifcn ge iiommen und allen ihren Kindern den Kopf zerstampft. Der Fußboden, die Wände und das Bert waren mit Blut und dem Gehirn der uiifchuldigcn Kleinen bespritzt, während das Blut von den Händen der Mörderin tröpfelte. Auf die Frage, weshalb sie ihre Kinder ermordet habe, erwiderte sie: „Oh, ich gehe in den Himmel, geraden Weges in den Himmel und ich wollte, daß meine Kinder vor mir da fein sollten. Ich werde sie dort finden, wenn ich dahin komme." Das bcklagens werthe Weib, das durch das beständige Lesen frommer Trakrätchen zum Wahnsinn gebracht worden war, wurde nach dem Stationshause geführt und dort scharf bewacht, damit sie nicht etwa Selbstmord begehe. Dwyer's (nicht Devine's) Verletzungen werden wahr- scheinlich einen tödtlichen Verlaus nehmen. Man erfährt serner, daß Frau Dwycr schon vor einem Jahre eine Patientin im Jrrenasyl von King's County war, aber bald darauf wieder als geheilt entlassen wurde. Ihr Gatte fürchtete damals, daß sie sich selbst oder ihren Kindern ein Leids zufügen möge und brachte sie deshalb im Irrenhause unter. Der ge wöhnliche Beobachter würde Frau Dwyer, die erst 26 Jahre alt ist, überhaupt nie für geisteskrank gehalten haben. Ihre Wohnung war stets in Ordnung und sie kleidete ihre Kinder sehr nett. Dwyer, der zur Union der Böttcher gehört, befand sich seit einigen Wo chen im Ausstande und einige Leute glauben, daß die Frau, die sich nothwendigcrweise ein schränken mußte, dadurch in ihre frühere Krankheit verfiel, zumal man weiß, daß sie ihren Gatten stets zu veranlassen suchte, wie der an die Arbeit zu gehen. Er sagte vorge stern Morgen zu ihr, daß der Ausstand äm Dienstage wahrscheinlich sein Ende erreichen würde und er hatte sich daraus kaum gesetzt und die Zeitung zur Hand genommen, als ihm von seiner Frau der Schädel eingeschla gen wurde. Daß cr nicht sosort bewußtlos niederstürzte, ist zu bewundern. Die Kinder schliefen wahrscheinlich, als das irrsinnige Weib sie umbrachte, denn sie lagen noch in ihren Nachtkleidern im Bett. Die Frau hatte offenbar in jeder Hand ein Plätteisen gehabt, als sie ihren Kindern die Köpfe zerschlug, denn man fand deren zwei mit Blut bedeckt. Dem ältesten Kinde war der Kopf buchstäblich zu Brei geschlagen. InCincinuati ist der bekannte Deutsche Theodor Hüllmann, 1844 nach den Ver. Staa ten ausgewandert und ans Kappeln, Olden burg, gebürtig, mit Tode abgegangen. In Philadelphia wurde gestern Mor gen der Grundstein zum neuen Anbaue des „Deutschen Hospitals," Ecke der Corinrhian straße und Girard-Avenne, gelegt. Dr. Kell ner hielt die Festrede. In P hil a del ph i a tagt zur Zeit in der vor mehr, als 100 Jahren von Dr. H. Müh lcnbcrg gegründeteren englisch - lutherischen Trinitatis-Kirche die „Deutsche evang. luth. Synode von Pemis." Pastor Dr. E. Grü neuwald führt den Vorsitz. Der Bericht über einheimische Mission wurde von Dr. B. M. Schmucker verlesen. Die Synode besitzt jetzt 25 Missionsstationen, von denen 3 in der Stadt und die übrigen in diesem Staate und in Ncw-Jcrscy liegen. Die zu diesem Zwecke verbrauchte Summe belics sich auf H 4831; davon erhielten die Missionen in Philadel phia H 2431. Jay, bisher amerikanischer Gesandter in Wien, kehrt nicht nach Europa zurück. Es scheint zwischen ihm einerseits und dem Staatssekretär Fish wie dem Präsidenten ein hoher Grad von Kälte in neuerer Zeit einge treten zu sein. In wenigen Tagen wird die Ernennung eines neuen Gesandten nach Wien erfolgen. Vor einigen Monaten wurde von PMis burg, Penns., ans mitgetheilt, daß ein jnn gcr Mann, Namens Bruce, sich sterblich in Zula Azra, die sich als das „schöne eircassi scheMädchen" inßarnum's Cirkus und später m Bnruell's Museum in Pittsbnrg für Geld sehen ließ, verliebt habe. Bruce, der ein be deutendes Vermögen besitzt, trug dem schönen Mädchen Hand und Herz an, wurde aber von Tag zu Tag hingehalten und verlor schließlich den Verstand. Er mar aus dem Museum nicht mehr wegzubringen und mußte endlich mit Gewalt iii's Irrenhaus gebracht werden, aus dem er vor einigen Wochen als geheilt entlassen wurde. Von seiner 'Neigung zu der Circassierin war er indessen noch nicht geheilt, denn kaum hatte er seine Freiheit wieder er langt, als er sich auch schon nach dem jetzigen Aufenthalte der Angebeteten erkundigte. Als er erfuhr, daß sie jetzt mit O'Brien's Cirkus im Innern des Staates New chork herum reise und sich nach wie vor für Geld sehen ließ, reiste er sofort dahin und traf die Heißgeliebte am letzten Freitage in dem kleinen One Fair Hill in dem Augenblicke, wo sie sich von den Dörflern begaffen ließ. Er wiederholte sei nen Heirathsantrag und wurde diesmal nicht zurückgewiesen. Äm nächsten Tage fand im Beisein aller Mitglieder des Cirkus die Hoch zeit statt, nachdem Hr. Bruce die Geliebte von dem CirkuSbesitzcr losgekauft hatte. Montag kam das junge Ehepaar in Pitts bürg an. Bruce ist ein ganz hübscher Mann und, wie gesagt, sehr reich. Ein neues Pf l a stcru ng smate ri a l ist in San Franzisco entdeckt und eingeführt worden, nämlich ein in Kohlcutheer gekochter Ziegelstein. Ein Bau-Coutraktor ließ näm lich einen Ziegelstein in einen Kessel kochenden Kohlentheers fallen; als man denselben her auszog, war er schwerer und zeigte eine gra nitene Festigkeit. Dieses wurde sofort benutzt nnd man ist bereits daran, in San Franzisco ganze Straßen mit diesem Material ;n psla stern. In Chicago, Jll., hat Bischof Foley den Priester Terry seines 'Amtes entsetzt. Terry hielt eine Vorlesung über die Crschaf fting der Welt, worin er einen so heterodoxen Standpunkt einnahm, daß seine Zuhörer von großem Erstaunen ergriffen wurden. Nach Terry's Anschauung stützt sich jede Wahrheit nur auf wissenschaftliche Forschung, die bib lische Geschichte über die Erschaffung der Welt sei 'Nichts als eine Dichtung. T. ging noch weiter, als der Ex-Presbytcrianer Swing, der bekanntlich wegen seiner Verwerfung bib lischer Lehren neulich von semen Glanbensge nossen kirchlich prozessirl wurde. Dienstag tbeilte Bischof Foley dem Priester Terry mit, daß man seiner Dienste im St. Patrick's Kirchspiele nicht länger bedürfe. Das Schrei ben erreichte Terry im Hause seines Bruders zu Ottawa, wohin der abtrünnige Priester sich vor dem Unwillen des Bischofs geflüchtet hatte. Seitdem har T. rcsignirt und ist nach New Zork abgereis't. Inßrook tyn, N.-A., hat dieSchutbc hörde den Bericht desSupcnntendenlen Fietd gegen gemeinschaftliche Knaben- und Mäd chen-Erziehung angenommen und die Tren nung der Geschlechter in den Schulen besoh len. Der Annahme voran ging eine erregte Debatte. Der Herausgeber der „Jll. Staatszei t u n g" will jetzt, wie die Blätter berichreu, die demokratische Partei „reorgamsircn." Es scheint uns. daß sich die „Staatszeitung" vor allen Dingen selbst „reorganisiren" möchte und dazu die Demokralen nöthig hat. Der Staat Missouri hat einen Intcllig cn z t cst ang eno m men. Sekt. 19 des Art. . der Staatsverfassung lautet wörtlich: „Nach dem 1. Januar 1876 soll le war, zu den andern Erfordernissen lesen und schreiben können, um stimmberechtigt zu sein, es sei denn, daß körperliches Gebrechen ihn unfähig mache, zu lesen oder zu schreiben." In Minlica p o 1 i s, Minn., brach die Planke einer Brücke, wobei der Deutsche Dietrich Borchers auf der Stelle getödtct und der Schweizer I. Todter und ein dritter Manu, dessen Name nicht genannt wird, der aber ein Oldenburger ist, todtlich verwundet Auch in Chicago hat der Erzichungs rath beschlossen, einen Superintendenten für den deutschen Unterricht anzustellen. Es wurde Frl. Regina Schmitz zu diesem Amte ernannt. Bis jetzt scheinen jedoch, wie die Chicago'er Blätter melden, verhältnißmäßig weniger deutsche Rinder die Stadtschulen zu besuchen, als in St. Lonis, Milwankee :c. der Fall ist. In cinerMittwoch in Philadelphia abgehal tenen Versammlung der D ire kt or en der „P enns. - Bah n" wurde Oberst Thomas A. Scott zum Präsidenten gewählt; Hr. George B. Roberts avancirte zum ersten Vice-Präsidenten. I Philadelphia erreichen den für die Ucberschwemmten am Mississippi tz 21,055.25. Telegraphische Tepescheu. Europäische ätabelderichte. Paris, 30. Mai?— In halbamtlichen Kreisen heißt cS, von Seiten der deutschen Diplomatie werde darauf hingearbeitet, den Londoner Vertrag von 1807, durch welchen die Neutralität Zluxemburg's bestimmt wird, zu annullireu. Berlin , 31. Mai. Die Gerüchte, daß Deutschland versuche, denßcrtrag Betreffs der 'Neutralität Luxemburg's aufzuheben und einen deutschen Prinzen als Candidaten für den spanischen Thron auszustellen, werden hier für völlig unbegründet gehalten. Fürst Bismarck erholt sich ans seinem Gute Varzin langsam von seiner.Krankheit. Straßbnrg , 2. Juni. Die deutschen Behörden haben die Verbreitung des "Ol Keuviemo Kleele" für Elsaß und Lothringen verboten. Berlin, 3. Juni. Der russische Kaiser wird mit vem Kaiser Wilhelm Milte dieses Monats in Ems zusammentreffen. Aus offiziöser Quelle wird geleugnet, daß die Candidalur des Hohenzollerijchen Prinzen für den spanischen Thron erneuert worden sei. Oestreich. L 0 nd on, 3. Juni. Eine Depesche aus Wien an den „Standard" bringt Bericht über ausgedehnte Ueberschwemmnngen im Banat und Theilen von Ungarn. Viele Dör fer sind weggeschwemmt worden. England. London, 29.'Mai. Die Correspon. denz des englischen Ministeriums des Aus wärtigen, welche eine Folge der Beschlagnahme des „Virginius" und der Hinrichtungen zu Santiago de Euba war, ist amklich veröffent licht worden. Dieselbe enthält eine am 7. Mai 1874 vom Earl Derby an Hrn. Layard, den englischen Gesandten zu Madrid, abge sandte Depesche, in welcher Ersterer sagt: „Angesichts der ernsten Verwickelungen, in welchen sich die spanische 'Regierung befindet, hat die Regierung ihrer Majestät bis jetzt nicht darauf dringen wollen, auf ihre Forde rung, das ihr zugefügte Unrecht anzuerkennen und den Verwandten derjenigen Opfer, welche englische Unterthanen waren, eine Entschädi gung zu zahlen, eine Antwort zu verlangen. Jetzt indeß rechnen wir darauf, daß die spa nische Regierung die Sache nicht weiter hin ausschieden wird." L 0 ndo n, 30. Mai. Die Feier des Ge burtstages der Königin Victoria findet heute, als am Samstag nach dem 24. Mai, statt. Alle Regierung? Departemente sind geschlos sen und die Straßen wimmeln von Menschen. Heute Morgen hielten der Prin; von Wales, der Herzog von Edinburg und der Herzog von Cambridge im St. James - Parke über die Garde Revue ab. Flaggen wehen überall und die Glocken werden geläutet. Heute Abend wird die Stadt illuminirt sein. London, I.Juni, H 6 Uhr Morgens. Gestern war Limerick der Schauplatz einer er heblichen Ruhestörung. Ein Volkshausen von wenigstens 1000 Personen griff eine Abtheilung der Miliz an, und als die Polizei die Letztere vertheidigte, wurde sie mit Stei nen geworsen. Es kam Verstärkung an, und der Tumult wurde schließlich unterdrückt, nachdem eine Anzahl Individuen verletzt worden war. 2k ew -?) ork, 1. Juni.—Eine Londoner Spezial-Dcpesche an den „Herald" meldet: „Als der Prinz von Sachsen - Weimar heule Nachmittag sein Palais verließ, um einem Levee beizuwohnen, wurde von einem iiu bekannten Meuchelmörder, welcher cutkam, aus ihn geschossen. Er sowohl, als der Her zog von Cambridge und Hr. Disracli halten vorher Drohbriefe erhalten." London, I. Juni. Im Unterham'e machte Sir H. Wolfs heute Abend den Vor schlag, daö Gehalt des englischen Gesandten zu Washington zu reduziren. Der Vorschlag wurde mit 89 gegen 2 Stimmen verworfen. London, st. Juni.— Als das nach New ?)ort bestimmte Vollschiff „Neptune" gestern von seinem Dock im Hafen von Liverpool ab fuhr, brach unter den Matrosen eine Meuterei ans. Nach einem allgemeinen Handgemenge, bei welchem Messer und Martpsricmcn als Waffen benutzt wurden, gelang cS, 15 der Meuterer zu verhaften und an's Land zu transportiren. Mehrere Matrosen wurden verwundet. Bei dein heutigen Derby Rennen war ciue ungeheure Menschenmenge anwesend. Londo n, 4. Juni. Die Eigenthümer der Durham Kohlengruben treiben viele ihrer Miether, welche zu den Ausständigen gehör ten, ans ihren Wohnungen. Es campircn jetzt 228 dieser obdachlosen Familien unter freiem Himmel. Paris, Der Minister hat ein Dekret erlassen, wodurch für Paris der wird, weil dasselbe „schädlich auf die öffent liche Sittlichkeit" einwirke. Paris, -29. Mai. Das linke Centrum hielt heute eine Versammlung, um die Art und Weise zu berathen, wie den Bonapar tisten am Besten zu opponiren sei. Favre befürwortete eine Allianz mit dem rechten Centrum, so daß die Organisation des Scp tennatS gestört, das Wahlgesetz angenommen und die Auflösung der National Versamm lung durchgesetzt werden könne. Er war der Ansicht, daß die Wahlen viel gemäßigter ausfallen würden, wenn sie unter einer geord neten Regierung stattfänden. Die Versamm lnng vertagte sich bis zum Montag. Das Comite der National-Verjammlung billigt die Post-Convcntion zwischen Frank reich und den Ber. Staaten, wünscht jedoch erst die Meinung des Herzogs de Cazes und des Post-Direktors zu vernehmen, ehe es eine Entscheidung trifft, Die katholischen Pilger aus den Ber. Staa ten, welche mit dem Dampfer „Percire" in Havre eintrafen, kamen gestern hier an und wurden von dem Erzbischof von Paris em pfangen, welcher eine Rede hielt nnd ihnen seinen Segen gab. Sie werden von hier über Paretz le Monial undLourdesnachßom > reisen. Paris, 2S. Mai. Es heißt, Fürst Ho henlohe, der deutsche Gesandte, werde den Präsidenten McMahon ersuäieu, ultramou taue Demonstrationen zu verhüten, welche dazu dienen, das unfreundliche Gefühl zwi schen Frankreich und Deutschland zu erhöhen. Mehrere Hundert Pilger sind von Versail les nach Paray-le-Monial abgegangen. Die amerikanischen Pilger haben Paris heute noch nicht verlassen. Sie werden bis Mon tag bleiben nnd dann nach Lourdes gehen. P aris, 31. Mai. Das "ißdcw" ist in mehreren Departements verboten morden. Prinz Napoleon ist in den Departements Charenre, Charente Jnscrieure und Seine für die National-Versammlung nominirt wor den. Paris, 31. Mai. Bei einer heutigen Versammlung der Linken wurde beschlossen, einen Vorschlag zu machen, daß die National- Versammlung sich auflösen solle. Andere Zweige der Kammer sind aufgefordert wor den, sich dieser Bewegung anzuschließen. Paris, 31. Mai. Die Ratioiial- Vcrsainuilung hat ihre Geschäftsordnung in folgender Ordnung arrangirt: Tie Muni zipal - Wahl-Bill, die Munizipal Organisa rions-Bill, die allgemeine Wahl-Bill. Es heißt, Hr. Magne werde wegen Krank heit von seinem Posten als Finanz - Minister zurücktreten. Der hiesige katholische Club hat den Pil gern aus den Ver. Staaten ein Levce gege den. Paris, 1. Juni. Nachrichten sind hier eingetroffen, daß ein Oberst der Com munisten, welcher nach Neu-Ealcdonirn ver bannt war, entkommen ist. Paris, 1. Juni.—Das linke Centrum lehnte es in einer heutigen Veriammlung ab, sich mit dem Centrum zu vereinigen. Es wurde ein Vorschlag Behufs Errichtung einer republikanischen Regierung entworfen, und alle Mitglieder der Linken werden denselben unterzeichnen in der Hofjnung, daß das rechte Centrum denselben unterstützen werde, wenn er der National - Versammlung vorgelegt wird. Paris, 1. Juni. Der „Katholische Club" gab den amerikanischen Pilgern Heine eui Bankett. Der Graf von Segnr führte den Vorsitz und brachte Toaste auf den Papst und die amerikanischen Bischöfe aus, welche mit großer Begeisterung aufgenommen wur den. Richter Theard aus Ncw-OrleanS hielt zum Lobe des katholischen Frankreich's eine glänzende Rede, in welcher er auch Rocham beau's und Lafayrtte's gedachte. Versailles, 2. Juni.—Das neue Mu nizipal Gesetz kam gestern Abend mit 394 ge gen 298 St. zur zweiten Borlesung. Es herrschte vor der Abstimmung die größte Spannung und man verkannte es nicht, daß ein Gegen-Votum die Auflösung der Natio nal-Bersammlnng beschleunigen würde. Paris, 2. Juni. In der National- Versammluitg wurde heute die allgemeine Wablbill unter lebhafter Debatte berathen. Brisson, Radikaler, machte in einer heiligen Rede den Bonapartisten den Borwurf, Frank reich nach Sedan geführt zu haben. Eine Szene wilder Aufregung folgte, und unter einigen Deputirten wäre es bald zu Thätlich keiten gekommen. Ganibetta hielt heute in Auxerrc eine Rede, in welcher er eine umfassende Uebersicht über die Stellung der republikanischen Partei gab. Er erklärte, der Fortschritt, welchen dieselbe gemacht habe, sei lediglich ihrer bewunderns wcrthen Organisation zuzuschreiben, und sagte voraus, daß schließlich Ncpnblikanis mns und Bonaparttsmus einen Kampf mit einander würden zn bestehen haben. Er ta delte das Verfahren der Bonapartisten in scharfen Ausdrücken. Er appcllirte an die Liberalen, sich in ihren Bestrebungen, die Republik zu befestigen, zu vereinigen. Es waren etwa 500 Zuhörer anwesend, darunter zahlreiche Mitglieder der National Vcrsamm mg und mehrere von der letzten Negierung abgesetzte MaireS. Paris, 2. Juni. Die Debatte über die Wahlbill wird morgen fortgesetzt werden und Ledru Rollin wird gegen dieselbe spre chen. Brissou sagte der Kammer in seiner heutigen Rede, die Genehmigung der Bill werde entweder zn Revolution oder zum Plebiszit führen. Gambctta tadelte das Plebiszit heute als j falsch im Prinzip und als eine lügnerische . Huldigung der Souveränität der 'Nation. Alle Bürger sollten fordern, daß durch allge meine Wahlen an das Volk appellirt werde. Paris, 3. ln der National Versammlung wurde heute die Debatte über die Wahlbill sortgesetzt. Hr. Ledru Rollin hielt die Hanptrede. Er sprach der National Versammlung das Recht ab, das Wahlrecht zu ändern. Das gegenwärtige System der allgemeinen Wahlen dürfe weder angetastet, noch durch ein anderes ersetzt werden. Das Plebiszit, welches Einige befürworteten, sei weiter Nichts, als eine Parodie auf die all gemeine Abstimmung. Bei dieser Aeußerung erhob sich lauter Ein wand von Seiten der Bonapartisten und lau ter Beifall von Selten der Linken. Ter Lärm und die Coufusion waren so groß, Laß der Redner minutenlang nicht zu verstehen war. Als die Aufregung sich legte, nahm erden Faden seiner Rede wieder aus. Indem er darauf anspielte, daß es der Majorität nicht gelungen sei, die Monarchie wiederherzustellen oder selbst eine defimiivc Reglerungsform zu etabliren, erklärte er, daß die National-Vcrsamnilnng, da sie die Mo narchie nicht aufrecht erhallen könne, die Rc publik unterstützen müsse, und schloß, indem er aus eine sofortige Auflösung der Kammer drang. Ex-Präsident Thiers empfing heute eine Deputation von Franzosen aus Peru und sagte in Erwiderung auf ihre Anrede, er glaube an die Aufrechthaltung des Friedens, welcher von ganz Europa gewünscht werde. Par i S, 1. Juni. Die National Ver sainmlnug nahm heute die Wahlbill mit 393 gegen 318 Stimmen zur zweiten Lesung an. Die HH. Louis Blaue und Gambclla spra chen gegen die Bill, und es wurde ihnen am Schlüsse ihrer Reden von der Linken eine förmliche Ovation gebracht. Tie HH. Vattie und Dufaure sprachen zu Gunsten der Bill. Madrid, 29. Mai. General Lomo hat das Eommando über das I. republika nische Armec-Corps im 'Norden übernom nicn. Madrid, 31. Mai. Hr. Eushing, der Gesandte für Amerika, wurde heule Abend mit den herkömmlichen Ceremonien vom Präsidenten Zabala empfangen. Senor Mautilla ist zum spanischen Gesandren m Washington ernannt worden. Die Regierung hat der Presse verboten, die finanziellen Operationen derselben auzugrei fen. Bayoune, 31. Mai. —Hernaui ist von Karlisten, welche mit der Garnison blutige Scharmützel gehabt haben, vollständig einge schlossen. M adrid, I.Juni. Eine spanische Fre gatle ist in Oran, Algier, eingetroffen, um die Verbrecher abzuholen, welche nach' Nieder wcrfung des Ansstandes der JntraisigenreS von Cartagena flüchteten. Bayonne, l. Juni. Tie Ortschaft Hernani wird von dcn Karlisteii hart bedrängt, und der republikanische Commandant ver langt Verstärkung. General Loma hat sich mit dem ersten Armee-Corps der Nord Armee mit dem Eommando des Generals Eoucha zn Miranda vereinigt. Madrid, 1. Jnni. Die Republikaner haben Chclva besetzt und eine Abtheilung von 100 Karlisten auseinander gesprengt. Paris, 2. Juni. Ans zuverlässiger Quelle wird versichert, Serrano werde inSpa nicn nächstens einx allgemeine Abstimmung beordern. eoind die Monarchisten in dcrMa jorität, dann wird cr vorschlagen, den Prin zcn von Astnrieu unter seiner eigenen Regent schaff aus den Thron zu setzen. London, 2. Juni.- Depeichen ans San Sebastian melden, daß die Stadt von einer starken Abtheilung Karlistcn angegriffen sei und in großer Gefahr schwebe. Es sind Kriegsschiffe abgesandt worden, um fremden Einwohnern Schutz zu gewähren, und aus dem Innern eilen Truppen zur Verstärkung der Garnison herbei. Madrid, 4. Juni. —General Salaman ca, der Befehlshaber der republikanischen Truppen zu San Vincente, meldet, daß er gestern von 3000 Karlisten angegriffen wurde, dieselben aber zurückschlug. Tie Karlisten verloren 70, Salamanca 30 Todte und Ver wundete. Die Karlisten haben die Hafenstadt RosaS, 27 Meilen nordöstlich von Gerona gelegen, eingenommen. Senor RaSeon wird wahrscheinlich für den Gesandtschastsposten in einer der Republiken Süd-Amerita's ernannt werden, und nicht, wie gestern gemeldet wurde, nach Washington gehen. London, 4. Juni. Nachrichten aus Spanien melden, daß Lcgustia, eine e-eestadl in Biscapa, 17 Meilen von Bilbao entfernt, von einem KriegSschooner der republikanischen Marine bomba'rdirt wurde. Als Grund für das Bombardement wird angegeben, daß ein auswärtiges Schiff mit Munition nndWassen in den Hafen eingelassen war. Rom, 20. M?ri. Die "Voeo ckolw Vei'im" bestätigt die Nachricht von der Gene sniig des Papstes. Eardinal Vancielli Casoni ist gestorben. Das italienische Parlament wird wahr scheinlich im August ausgclös't werden. Die Teputirten der Linken werden dann eine Adresse an die Nation erlassen. Man glaubt, der Papst werde die Theil nähme der Katholiken an der nächsten allge meinen Wahl sanktioniren. Rom, l. Juni. Das Parlament wird sich in der nächsten Woche vertagen. Tie Liberalen rechnen bei der nächsten Wahl ans eine große Majorität. R o in, 2. Juni. Ter italienische Senat hat die Bill genehmigt, nach welcher die Mahlstener erniedrigt wird. Rom, 3. Jnill. Die in Rom weilen den amerikanischen und englischen Katholiken beabstchligtcn, den amerikanischen Pilgern bei ihrer Ankunft hiesclbst ein Lcvee zu geben und auf andere Weise ihre Shmpathie zu bezei gen. Ter Papst Hai sich indeß dagegen aus gesprochen, weil er Ruhestörungen besürchtei. Tie Bevöttcrung verhall sich im Allgemeinen indifferent. Rom, 4. Juni. — Ter Papst ist wieder krank. Das Fieber, an welchem er kürzlich litt, hat ihn gestern Abend wieder befallen und war sehr heilig. Tie Aerzte hegen ernst liche Befürchtungen. R o m, 4. Juni. Ter Papst befindet sich etwas besser. Er weigerte sich, den Vatikan zu Verlagen, obwohl seine 'Aerzte ihm eine Lustveränderung empftihlen. Lst - ZnSNN, Londo n, 1. Juni. Der Viee - König von Ost-Indien telegraphier, das; in dem ge summten Gebier nördlich vom Ganges stiegen gefallen;ei, und daß auch im Süden Regen griffe stattgefunden haben. Befürchtungen bezüglich fernerer Noth seien verhältnißmäßig geschwunden. Marokko. ondon, l. Juni. Eine Depesche von Thorsreiicr ni'S Werk gefetzt ha ben. Die Geschäfte ruhten vollkommen; bis zur Stunde war es zedoch noch nicht zu stam pfen gekommen. Man hofft, daß der Sultan sich den Wünschen des Bolkes fügen werde, 'gvptcn. London, 2. Inm. Ter Viee-Komg von Egypten hat, unabhängig von der Dur kei, mit auswärtigen Mächten llntcrhandlnug wegen Abschließüng von Handelsverträgen angeknüpft. Inland-Depesche. Bristow und Richardson. Bri stow's Nomination prompt vc stättgt Was hing to n, 2. Inm. Als der Be irat heule Nachmittag seine Exekutiv Sitzung erösjnete, erstattete das Finanz Comite soson Bericht und empfahl die Bestätigung des Ge neral Bristow für das Amt des Schatzamts Sekretärs au Stelle dcS Hrn. Richardson. Der Senat bestätigte die Nomination sofort einstimmig. Dieses war jedoch nicht in Be zug auf die Nomination des Hrn. Richardson zum Nichter des Ansprüche-Gerichtes der Fall, indem das Justiz-Comite nicht einstimmig zu Gunsten derselben berichtete. Während der ! Stunden währenden Sitzung fand ein freier Meinungsaustausch statt, die Demokraten stützten ihre Opposition gegen die Bestätigung ' aus den Bericht des Comite's für Mittel und ! Wege über die Sanborn-Contrakte. Seine juristische Fähigkeit kam nicht in Frage. Von republikanischer Seite wagte Niemand direkt Hrn. Richardson zu vertheidigen. Als schließ j lich die Frage aufgeworfen wurde, od die No minativ zulässig sei, weigerten sich die rep. ! Senatoren zu stimmen, die Meisten stimmten j aber doch und die Nomiiiation wurde mit einer kleinen Mehrheit bestätigt. Wenn Die wenigen, welche der Nonnnation opponirten, dagegen gestimmt hätten, dann würde dieselbe verworfen worden sein. Massachusetts hat ! jetzt zwei Richter in diesem Gerichtshofe, Lo- ring und Richardson. Sawyer muss addanlcn. Washington, 3. Juni. Ueber das Schicksal des Hülfsschatzmeisters Sawyer herrscht serner nicht der geringste Zweifel. Diejenigen, welche die klebrige Zähigkeit, mit der er au dem Amte festhält, kennen, befürch tcreu, daß er bleiben würde, doch Gen. Bri stol hat seine Abdankung zur Bedingung ge macht und der Präsident hat dieselbe zuge standen; er soll dabei gesagt haben, es sei am Besten, wenn alle Sanborn - 'Männer das Schatzamt sofort verließen. Washington,-). Juni. Der Hülfs schatzmcisler Sawyer wird dem Präsidenten sein Entlassungsgesuch einreichen, da er den neuen Finanz-Minister Bristow, soweit cr betroffen ist, in keinerlei Verlegenheit zu bringen wünscht. Diese Nachricht kommt von Hrn. Sawyer selbst. Einziehung von Fünfzwanzigern Washington, 3. Juni. Sckr. Ri chardson erließ heute ciue Bekanntmachung, oaß unter dem Fnndirnngsgesctze nach dem 3. Septbr. 1874 die folgenden Bonds Serien eingezogen werden sollen: 3. Serie unter dem Gcfetze vom 25. Febr. 1862 vom l. 'Mai 1862 datirt ; nemlich G5O Coupon-Bonds Nr. 10,- 601—12,100; HIOO Nr. 34,001—37,400; §5OO Nr. 17,601—19,300; KIOOO Nr. 41, 00l —46,100; zusammen H 1,500,000. Regi stritte Bonds, H5O Nr. 141 l—1450; sioo Nr. 10,561—10,630; H5OO Nr. 6301—6390; Hlooo 'Nr. 25,651—26,100; H5OOO Nr. 8101 —8300; H 10,000 Nr. 10,321—10,509; zu sammen H 500.000. Bundes Obligationen, welche zur Einlösung eingeschickt werden, soll Tie Ucvcrschwcmmuttg in Louisiana. B o st ou, 2. Juni. Der Achtb. Henry G. Crowell, welcher 'New Orleans als Com missär besuchte, um auszujindeu, wie die Hülfsgclder dort verwendet werden, und ob noch weitere Summen nöthig sind, erstattete in einer gestrigen Bürgervcrsammlung Be richt. Nachdem er sich über die Art und Weise der Verlheilung der Unterstützuugsgcldcr höchst befriedigend geäußert, schilderte er die Ausdehnung der Ueberschwemmung. „Die Calaimtät sagt er in seinem Berichte ist die größte und furchtbarste, welche jemals ans diesem Conlinente durch Wasser, Feuer, Sturm :c angerichtet wurde. In der Nähe von Brajhears steht cm ungeheueres Gebiet unter Wasser. Die Dammbrüche sind von 500-1500 Fuß breit und das Wasser ist von 7—12 Fuß tief und reißt Alles sort, was in seinem Wege liegt. Vier bis sechs Wochen werden vergehen, che das Wasser zurücktritt; bis dahin muß die 'Noth unter den Bcwoh nern sehr groß werden. Ter ganze Süden ist voll des Lobes über die Mcnscheusrcundlich leit Boston'S." Noch ein Dammbruch. Hartford, Conn., l. Juni. Der Damm der „Colchester Räder-Werke" zu Colchester ist gestern Morgen gebrochen. Das l Gebäude, in welchem die Speichen sabrizirt wurden, und zwei Brücken wurden zerstört. Hunderl Fuß des stärksten Theiles des Dam mes, welcher vor 20 Fahren gebaut und für vollständig sicher gehalten wurde, wurden zcr stört. Ei Temperenznest. Lockvort, N. Z., 2. Juni. Fast alle Wirthschaften und "Schenken dieser Stadt waren gestern und heute geschlossen, da die Lizcnsen ausgelaufen sind und der Aceise Rath, welcher jctztin Sitzung ist, sich weigert, neue Lizenscn auszugeben. Verurtheitttna ciucs jugendlichen Mörders. L i ttl c-Val l e p, N.V)., 2. Juni. Der 15 jährige William Boone, angeklagt, seinen Stiefvater Caleb Omans im Januar zu Steamburg dnrck Axthiebe ermordet zu haben, bekannte sich heute des Mordes im er sten Grade schuldig und wurde zu lcbensläng licher Fuchrhansstr ise, in Auburn abzubüßen, verunheilt. Der Mord wurde begangen, wäh rend Beide betrunken waren. Boone empfing sein Urtheil mit der größten Ruhe. Verwegener Nanb. R ew b nr g, N. ?)., 3. Juni. Gestern Morgen gegen zwei Uhr wurde in der zu ! Cold Spring am Hudson gelegenen „West j Point-Gießerei" ein äußerst verwegener Raub ausgeführt. Drei unbekannte Individuen ! überfielen die Wächter James Lomax und > ! Roducp Rae, banden und knebelten sie und ! machten sich dann daran, ihren Raub auSzu ! i führen. Sie sprengten die Geldspinde mit Schicßpulver, und stahlen Hl4OO in baarcm ! Gelde und 83500 in Bnndes-Obligationen. ! Man nimmt an, daß die Räuber mit ei s nem Extra Güterzuge, welcher heute Morgen gegen 4 Uhr zu Eold-Spring anhielt, entka iueu. Nodneq Roe, der ältere der Wächter, ist 70 Jahre alt und bekleidet seinen Posten seit 20 Jahre. Eise,bat,n-Nnfall.—VicrPersoncn gctödtet. El Mira, N.-L>., 3. Juni. Ein Güter zug aus der „Eric-Bahn" stieß heute Nach i i mittag etwa 5 Meilen 'östlich von hier aus , I einen' Lastwagen. Bier Personen, Namens i John Tashel, George Dildine, Justin Peat ' ! und Jane Dildine, sämmtlich aus Smith > steld, Bcdsord-County, Pa., welche in dem Wagen saßen, wurden gctödtet. Zwei der selben wurden von der Lokomotive bis zur Höhe der Telegraphendrähte in die Lust ge schlendert. Henri Rochefort. New-?)ork, 2. Jnui. Rochefort'S Freunde haben sich dahin verständigt, dast er am Freitag Abende eine Vorlesung in der „Acadcmy oi Mnsic" hält. Als Thema wird er wählen: „Tie Ereignisse in Frankreich seit dem Falle des Kaiserreiches." Die Einnahme soll den Mitgefangenen 'Rochefort'S zu Gute kommen, welche sich in höchst beklagcnSwer thcm Anstände in Neu Ealedomen befinden. Heule gebt Rocheforl nach ?>onkers und bleibt dort bei seinem Freunde Pelletier bis zum Freitage. ES ist abgemacht, dag er auch Boston und vielleicht Philadelphia besucht. Samstag über acht Tage reis't er mit Paine und Benedict nach Europa. PiScal Goo chard, der ebenfalls von Neu Ealedomen cnt kommen, wird heute von Tan Frauziseo er. wartet. (Hraut in Ncw-Aork. gl c>v- 2) ork, 2. Juni. Präsident Geant, begleitet von dem Sekretäre Fish und Robeson, und dem Gen. Babeock kam hier heute Morgen an, um der Grundsteinlegung des naturhistorischen Museums >m „Ecnlral- Parke" beizuwohnen. <?ic slchrccktichc Tragödie iu Brooklytt, N.-sk). New M) or k, 2. Innl. Frau Michael Tevine, welche mit ihrem Manne und drei Kindern iu Nr. N,'>, -Nord achte Straße, Ost Brootlyn, wohnt, näherte sich heule Morgen, nachdem sie ausgestanden war, plötzlich von hinten ihrem Manne uns versetzte ihm mit einem Küfer Beile einen furchtbaren Schlag auf den Kopf. Der Mann verließ eiligst die Wohnung und begab sich nachdem Hause, wo seine Wunde verbunden wurde. Polizisten eilten sogleich nach dem besagten Haufe und als sie dort ankamen, fanden sie zu ihrem Schrecken aus, daß die Frau ihre drei Kinder, Maggie, lameS und Timothy, resp. 7, 4 und 2 Jahre alt, ermordet halte. Es erhellt, daß das Weib, nachdem der Maiin das Haus verlassen, ein großes Bügeleisen ergrisfen und mit demselben ihren Kindern i den Schädel zerschmettert hatte. Befragt, > weshalb sie ihre Kinder ermordet habe, erwie- dertc die Unglückliche, daß sie auf der Reise zum Himmel sei und wünsche, daß die Kinder > ihr vorausgingen. Devine's Schädel ist ge brochen und der Mann wird wahrscheinlich sterben. Tevine befand sich seit einer Woche auf dem „Strikc" und man nimmt an, daß darüber die Frau den Verstand verloren hatte. Man hat auSgcsunden, daß Frau Debiuc > bis vor einem Jahre im „KingS Eounty Zr ! renhause" war, ans welchem man sie entließ, ! weil man der 'Ansicht war, daß sie vollständig wieder hergestellt sei. Die Frau ist kaum 2tz ! Jahre alt. Wie man erfahren hat, stand Tevine mit feiner Frau früh ans und wäh-1 rend Letztere das Frühstück bereitete, sprach > Tevine mit ihr darüber, daß er die Arbeit wieder aufnehmen wolle. Der Mann glaubte dann, die ganze Angelegenheit fei abgethan, als plötzlich das Weib ihn von hinten mit einem Küferhammcr angriff. Devine begab sich nach dem Stationshause; unterdessen ging die Frau mit zwei Bügeleisen in das Schlaf zimin.'r ihrer Kinder und zer'ch wetterte den selben die Schädel, so daß sie kaum noch zu erkennen waren. Devine wurde nach dem Hospitale gebracht und sein Befinden ist sehr kritisch. Nr. 23. Bier Personen auf einer Lust-Par tie wahrscheinlich ertrunken. N ew ork, 3. Juni. Ein Schlepp dampser stieß gestern Abend in der Bai in der Nähe von Bedloc's Island auf eine mit dem Kiel nach oben treibende Jacht und brachte dieselbe nach Cummunipaw. Eine Halle Stunde zuvor hatte man gesehen, daß drei Damen und ein Herrin dem Fahrzeugesaßen. Das Schicksal derselben ist unbekannt, aber man befürchtet, daß die Jacht kenterte und d e Insassen ertranken. Vis zetzt sind noch keil e Leichen gesnnden worden. Meuterei an Bord der , Zhrisia." New - Nork, 3. Juni. Heute 'Nach mittag wurden bei der Ankunft des Dampfe: „Frisia" in Hoboken drei Matrosen verhaste', welche der Meuterei beschuldigt waren. Der Capitän klagt sie au, Cajülen-Paffagiere an gegriffen, mehrere Eajülen-Thüren erbrochen und sich geweigert zu haben, Ordre zu parircn. Sie wurden schließlich überwältigt und in Eilen gelegt. Am Samstag werden sie 8.- huss Prozessiruug nach Hamburg zurückge schickt werden. Der dreifache Mord in Vrooklyn, N.-B. Newark, N.J., 4. Juni. Dr. De Long von hier besuchte gestern die gesangei e Fraii Dwycr, um ihren geistigen Zustand zu erforschen. Sie beantwortete klar alle an se gestellten Fragen; nur als der Doktor sie üb.r den Mord zur Rede stellte, gab sie verworrene Antworten. Als Frau Dwyer vor einigt! Zeit im Irrenhause zu Flatbnsh war, wohin man sie nach der Geburt des dritten Kinde geschickt halte, war sie kaum zu zähmen, sie warf den Wärterinnen Flaschen an den Ko;s n. s. w. Dr. L. ist überzeugt, daß das Weib wahnsinnig ist. Mit Divger bessert's sich Neu Strolche verübe, ein schänd lichcs Verbrechen. Jersey City, N. J., Juni. Bertha Burkc aus Waterburg, Eonn., wekc' e gestern von hier nach Süsser, N.z'j., reis n wollte, wurde von neun Strolchen in der Grandstraße übersallen, in einen Hosranm ge schleppt, dort ihrer Baarschaft von K3O be raubt und dann geschändet. Polizisten sai - den sie und brachten sie nach dem Station?- Hanse, wo sie von Krämpfen befallen wurde. Sie wurde dann nach dem Hospital geschafft und ist jetzt gefährlich erkrankt. Die Polizei ist den Schandbuben aus der Spur. Tödttichcr Giscutzahn-Uufall. Cinciunali, 3. Juni. Ein Mann aus CniiiminSville, Namens Keeser, war heute früh um t Uhr im Begriffe, Bich über das Geleise der „Eincinnati Hamilton-Day toncr Bahn" zu treiben, als ein Eisenbahn zug heranbrans'te und den Armen ergriff, welcher seinen augenblicklichen Tod fand. Die Räder der Lokomotive und der Waggons gingen über seine Brust und der untere Theil seines Körpers wurde furchtbar zermalmt. Er hinterlässt eine Frau und vier Kinder. Falschmünzer verhaftet. Fort-Wayne, Ind., 2. Ind. Ge stcrn wurde William Rathbnrn hier, und am Samstag wurde Abc Hall in Casto, in der Nähe von Lima, Ohio, von Geheimpolizisten verhaftet. Beide sind der Falschmünzerei bc schuldigt. Ein bedeutender Betrag von ge fälschtem.Papiergeld sammt falschen 10-Dol larnoicn, aus die „Erste Nationalbant" von Delphi, Ind., lautend, wurden confiszirt. Letztere waren aus I Dollarnoten umgeändert worden. Die Gefangeneu wurden nach Clcve land, Ohio, gebracht. Aufruhr von tzSefanheucn. St. Loni s, 2. Juni. Die Verbrecher im -Zuchthanse von JessersonEity brachen gestern in Meuterei aus, angeblich weil ihre Rationen zn knapp ausfielen, man versprach Abhülfe und sie fügten sich rasch. Während des Nachmittags brach jedoch in der Schuh macherwertstätlc ein zweiter Aufruhr aus und man drohte, das Gefänglich zu verbrennen. Eine Compagnie bewaffneter Bürger wurde aufgeboten, deren drohende Gewehre die Ver brecher zur Raison brachten. Gin Dampfer gesunken. St. L ouiS, Mo., 2. Juni.—Der Dpfr. „George C. Wolfs" ist heute l 2 Meilen unter halb New-Brunswict un Miffouri-Flusse ge funken. Derselbe ist arg beschädigt und kann schwerlich wieder gehoben werden. Er hatte 7ü Tonnen Fracht geladen. Der Werth des selben wird aus Hmi.iM geschätzt. Die Ver sichcrungssnmmc beträgt H2>,iX>. Fcucrobrunste in Ncw-ÖrlcanS. Gin Main, in den Flammen um gekommen. New -Or l c an s, 2. Juni. Ander Royalstraste, zwischen Port und Enghicn straste, sind gestern l Häuser abgebrannt. Ein Mann,NameilsJ.Anderso,fand in denFlam mcn seinen Tod. Verlust Hlö,tw>. Auster dem wurden 12 Häuser an der Liberty- und Pcrditostraße eingeäschert. Ter Verlust der letzteren Fenersbrnnst beträgt Hl,von. Prozeß Wintcrmntc. ?lanlton, Dakorah, :i. Zum. Tie Geschworenen im Prozeß Wintermute's, wel chcr angeklagt war, den General McEook im September vorigen Jahres ermordet ;n ha ben, sprach den Angeklagten des TodtjchlagcS ersten Grades schuldig. Wintermnte wurde wieder in s Gefängniß abgesührt, um lenr Urtheil abzuwarten. Tie Wahle i Oregon. San Franzisco, Eal., 3. Juni. Weitere Berichte über die Wahlen in Ore gon zeigen, daß Grover, Demokrat, als Gor verneur in der Majorität ist. Die Nepnbli kaner machen Anspruch aus die Majorität be züglich Williams' als Eougreßmitglied. Hünf Bergleute im Berufe umge kommen. Sau Franzisco, Eal., 31. Mai. In der „Consolidated Amador Mine" am Sutter-Ereck wurden gestern fünf Bergleute durch de Einsturz eines Seiteiistolleus au genblicklich getödtet. Lhuchjusti; in Galifornieu. Sau Franzisco, Cal., 4. Juni. Zwei Ehiuescn, welche gestanden, in Omera, Del Norde Eouniy, eiiicu Mord begangen zu haben, wurden zu Hapvy Eamp in obigem Eouuly von einem Bolkshauien gelyncht. Tas Testament eines lltabob. Die Thatsache, daß Hr. James Lick über seine sämmtlichen Güter durch öffentliche Legate disponirt, erfährt hier vielfache Commcntare. Er vermacht S7x>,>><><> zur Herstellung des größten und besten Teleskops in der Welt für das Observatorium am Tee Tahoe; §42,- > für öffentliche Denkmäler; sua öffentliche Bäder in hiesiger Stadt; Hl(><,< g für ein Frauen-Stift; l"idcm Thierschnt,'- Bcreiu; zrä.cxxi dein Frauen Schul? uns Hülfsvercin; Hl,cm der Handwerker-Biblio thek; dem protestantischen Waisen- Hause; HitöM der S'adi San Jose Bchuis Grüuduug eines Waisenhauses; >, Behufs Errichliiug eines Bronze - Monu ments für den Dichter des "klar kyanpbck Ilnnii'n" im Golden Gate Parke; HchX'Mi für eine Geivcrbeschulc des Staates Ealifor nieu, und den Nest von über tzl,7Bil,oott der "lttuuoor!.' !Booil.ir." Er sorgt reichlich für seine Bcrwalidteu und sichert sich selbst ein Heim und ein sährlichev Einkommen von H2ö,<X>o. Morde und Selbstmorde. San Franzisco, Eal., 2. Juni. Zu Hamilton, Nevada, wurde Patrick Eajeq von seinem Milchbrndcr Thomas heute Abend durch einen Schuß tödtlich verwundet. Ter Mörder jagte sich dann selbst eine Kugel durch den Kops. Eiiiciu n a t i, 2. Juni. —Zu Nicho lasvillc, ky., wurde Harding H. Masters heute Morgen von W. H. Sopcr erschossen. Ungefähr um Mittag ereignete sich 12 Mei len sudlich von Nicholasviilc eine zweite Tra gödie. Der K 0 jährige Granville Smith er mordete feinen Neffen William HugheS und beging dann Selbstmord. Bus Eanada. Ottawa, 2t>. Mai. Tie Petitionen, welche dem Parlament während seiner letzten Sitzung zu Gunsten der Einführung eines Prohiditiv Gesetzes unterbreitet wurden, tru gen im Ganzen 127,817 Unterschriften Ein Tampscr Verlust von Menschenleben. Pembroke, Ean., 3U. Mai. Tcr Dampfer „Forest Queen" brannte heute Morgen 7 Meilen nördlich von hier bis auf den Wasserspiegel nieder. Margaret Cava nagh, die Köchin, kam in den Flammen um. Anns sslöszcr ertrunken. Quebec, l. Juni. Eine Depesche aus St. Raymond meldet: „Fünf Männer, wel che zwei Flöße die Stromschnellen des St. Ann-FlusseS hinunterbringen wollten, sind ertrunken. Tie Namen derselben sind: L. Morosse, Francis Gilbert, Joseph Dion, Ea- Mille Gilbert und G. Ariicau. Tchisfsbruch. Trctnnvsiebzig Personen ertrunken. Melbourne. 3>. Mai. Das von Liverpool hierher bestimmte Vollschisi „Bri tish Admiral" ist bei King'S-Jslaud in der Baß-Straße vollständig gescheitert. Es halte >4 Passagiere und eine Mannschaft von 38 Kopsen an Bord, und von Allen wnrd-n nur , Passagiere und '> Mattosen gercttett Kiilg's. Island ist unbewohnt und der Schifssahrt sehr gefährlich. Es sind verschieden- schiff daselbst gescheitert.