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Europäische Berichte. Derdeutsche Reichstagsabae -0 rdnet e M 0 ß ist zu Berlin wegen mehre rer im Laufe der Session gehaltenen auflegen den Reden in Arbeitervcrsainmlungen zu einer andcrthalbjährigenGefängnißstrase verurlhcilt worden. Die Anklage selbst hielt sich aitt fol gende Pnnkte: Am 23. März hielt Moß im Carius'jchen Local in Berlin eine Rede r Verherrlichung der Pariser Commune, wobei er mit dem tz. 130 des Strafgesetzbuches in Confiitt kam. Er erklärte dabei u. A.: die Arbeiterbewegung wurzle tief m den heutigen i Verhältnissen, und die Socialdemokraten er strebten nur eine friedliche Lösung derselben, ihren Gegnern die Wahl zwischen Reform und Revolution überlassend. Mottle habe im Reichstag erklärt: die Castrum seien die be stcn Erziehungsanstalten; imAllgemeinm bc danke sich aber das Volk fttrsolche Erziehung; indessen könnten ju doch die Zeiten kommen, wo es der Regierung Dank sage sür den Un terricht im Führen der Waffen. In einer aiideren Versammlung hatte Moß das stehende Heer eine nichtswürdige Institution genannt, wodurch unter allen Umständen der Absolu tismus aufrecht erhalten werde. In dwsein Ausdruck erblickt der Kriegsminister v. Kamele eine Beleidigung der Mitglieder de stehenden Heeres, und reichte Antrag auf Bestrafung des Redners ein. Bei der Verhandlung ver theidigle sich Moß in längerer Rede. Bei dein satze betreffs des Danks für die Unter weisung in Waffen erklärte er: „was er sich dabei gedacht habe, gehe Niemanden etwas an, da ja Gedanken zollfrei seien sc." Der Staatsanwalt bcantragle hieraus 2 Jahre 6 Monate Gefängniß, wohingegen Moß, der sich selbst vertheidigte, ans Freisprechung ge hofft hatte. Gras Schu waloff hat, wie das Ka bel bereits gemeldet, in London im Namen des Czars den um Amnestie nachsuchenden Mitgliedern der zahlreichen polnischen Emi gration versickert, daß, mit Ausnahme der des Mordes Uebersührtcn, ihrer Rückkehr in das heilige Rußland nichts im Wege stehe. Da nun bei den verschiedenen Insurrektionen viele Russen getödtet wurden, so ist die ange süyrte Clauscl eine sehr elastische, wenn man russische Interpretation dabei in Rechnung zieht. Es gehört eben polnischer Leichtsinn dazu, sich in die Höhle des Büren zu wagen. Ucbrigms besteht em Schisma innerhalb der Emigration. Der polnische Emigraittenver ein „Volksbund" hat ein Manifest an die englische Nation erlassen. Der Inhalt ist schlau daraus berechnet, alle Antipathie der englischen Nation gegen ihren hohen Gast wachzurusen. Derselbe wird unter Huiweis aus die fortschreitenden Eroberungen Ruß land'S in Central Asien als der gefährlichste Feind England's und der englischen Handels- Interessen dargestellt, der mit Beharrlichkeil dahin strebe, die Engländer aus Ostindien zu verdrängen und die Schlagbänme gegen den englischen Handel immer weiter zu seyen. Es wird hierauf des Langen und Breiten achznwcistn gejuchl, daß Polen die einzige Macht sti, die England in dieser Noth und Gefahr Rettung bringen könne, und daß da her die Hauptaufgabe der englischen Politik dahin gerichtet sein müsse, Polen in seinen früheren Grenzen wieder herzustellen. —klebcrdaSVcrhä l t n i ß D e u t s ch land's zur spanischen Regierung enthält eine osficiöse Corrcspondeiiz der „El berfelder Zeitung" die Version, man habe in Berlin den Wunsch ausgesprochen, daß vor Wlcderankiiüpiung des „regelmäßigen diplo matischen Verkehres" durch Annahme eines Gesetzes, welches die Dauer der Gewalt des Marschalls Scrrauo aus eine gewisse Reihe von Jahren festsetzt, die jetzige Rcgierungs sorm in Spanien auch nach Außen als criie geregelte hingestellt werde. Eine ähnliche Bedingung, die einer Einladung zu einer spa nischen 'Ausgabe des Scpteniials gleichkäme, soll auch von Seiten England's gestellt sein. Tcr „Schlcsischen Zeitung" wird ebenfalls aus Berlin von offieiöser Seile gemeldet, daß die spanische Regierung, welche zur Zeit in Berlin und Wien nur durch Sekretäre vertre ten werde, wiederum Gesandte sür beide Höfe zu ernennen beabsichtige. Es werden in dic ser Beziehung der Marquis Rances y Villa iiicrva, bis 1869 Gesandter in Berlin, und RaSkon genannt, welcher durch seine Partei nahme für die Hohcnzollerii'sche Throncandi dalnr besondere Freundschaft sür Deutschland an den Tag gelegt hatte. Die „Trierer Zeitung" meldet: „In einem anerkannt friedlichen Wirthshause hwrsclbsl machten zwei Infanteristen durch Singen und Toben einen solchen Unfug, daß der Wirth sich acnölhigt sah, sie zur Ruhe zn ermahnen. Allein troß der ernsten Vorstel lung, daß seine Ehefrau schwer erkrankt zu Bette liege, und der dringenden Bitte, sich schon deshalb ruhig zu verhalten, thaten sie das Gegentheil. Als der Wirth ihnen hieraus kein Getränk mehr verabreichen wollte, zog einer seinen Säbel, versetzte dem wehrlosen Wirth zuerst einen stich in's Gesicht und da rauf einen so gewaltigen Hieb über die Stirne, daß nach ärztlichem Befund der Hirnschädcl schwer verletzt sein soll. Nachdem diese Bru talität verübl war, liefen die beiden Solda ten nach der Easernc hin, während der Thäter noch ans den öffentlichen Straßen den blan ke Säbel in der Hand hielt und damit in der Rahiiengasse einer alten Frau, welche an einem Brunnen Wasser nahm und den beiden Flüchtlingen anscheinend nicht schnell genug ausweichen konnte, durch einen Hieb in's Gesicht den rechten Backen spaltete. Die Frau fiel rücklings nieder, schlug mit dem Kopfe ans'S Pflaster und erlitt auch dadurch noch eine schwere Verletzung. Dem Verneh men nach ist der eine der Thäter verhastet und befinden sich Beide in Untersuchung." Ein schrecklicher Fall von Be erdigung eines Lebendigen wird aus Sa lon, Departement Bouches du Rhone, Frank reich, gemeldet. Dort starb im vorigen Au gust eine junge Frau im Wochenbett. Ihr Gatte, selbst Arzt, constatirte ihren Tod nach allen Regeln der Wissenschaft und da zu jener Zeit eine schreckliche Hitze herrschte, so ordnete er ihre sofortige Bestattung an, welche auch ach 'Ablauf von sechs stunden bewerkstelligt wurde. Vor einiger Zeit beschloß der Witt wer, sich wieder zu verhcirathen. Das machte bei der Schwiegermutter den Wunsch rege, die Ucbcrrcste ihrer verstorbenen Tochter nach ih rem Wohnorte Marseilles überzuführen. Die Leiche wurde ausgegraben. Als man den Sarg öffnete, zeigte sich ein schrecklicher Anblick. Der Körper befand sich in umgekehr ter Stellung, das Haar mar aufgelöst, sämmt liche Leichentücher zerrissen. Es blieb kein Zweifel übrig, daß mau es mit dem unglück lichen Opfer einer voreiligen Beerdigung zn thun hatte. Der Schreck, welchen diese ent setzliche Gewißheit der Mutter einflößte, war so heftig, daß man sür ihren Verstand, wenn nicht sür ihr Leben fürchtet. Ueber einen am 6. Mai in Berlin voll zogenen Doppelselbstmord meldet die „Stsb.- Ztg.": „Der im Eultus-Minisleriiim beschäf tigt gewesene Geheimsekretär Schreiber hatte vor etwa einem Vierteljahr die Bekanntschaft der 21-jährigen Tochter des Schneidermeisters Knip gemacht. Der ehelichen Verbindung der beiden jungen Leute wurde von keiner Seite ein Hinderniß in den Weg gelegt, und es ist von den Eltern auch nie bemerkt wor den, daß zwischen den Liebenden eine Span nung eingetreten wäre. Am Dienstag Mor gen begab sich das Mädchen zur gewöhnlichen Stunde, heiter wie immer, nach dem Geschäft in der Leipziger Straße, in welchem sie als Verkäuferin sungirtc, kam aber dort nicht au. Wahrscheinlich hatte sie ans dem Wege dort hin ihren Bräutigam getroffen, der an die sem Tage zu ungewöhnlich früher Stunde seine Wohnung verlassen hatte. Gegen >0 Uhr fand er sich aber in Begleitung des Mäd chens wieder in seiner Behansung ein und längere Zeit hindurch hörte seine Wirthin noch das heitere Lachen des Mädchens. Um lt lthr fielen schnell hintereinander zwei Schüsse in der Wohnung des Schreiber, die Hausgenossen eilten herbei, ließen die Thür öffnen und fanden die beiden Liebenden ans dem sopha liegend im letzten Todeskampfe. Auf dem Tische vor ihnen befanden sich eine halbgelecrlc Flasche Wein und mehrere Briefe, ans denen hervorgeht, daß die Beiden in voll ster Uebereinstimmung gehandelt haben." (Bayern.) Bekanntlich hat sich der Hr. Landtags - Abgeordnete Hafenmayer in Memmingen in Folge seiner Beförderung zum Toincapitular einer Neuwahl zn unterziehen, oder auf dieselbe zu verzichten. Wie die „Angst. Postztg." vernimmt, hat Herr Dom capitular Hafenmayer ans die Neuwahl ver zichtet, weshalb der erste Ersatzmann seines Wahlkreises Kempten Immenstadt, Hr. Witt wer in Wertag, sür die Dauer des Landtages in die 2. Kammer eintreten und zweifelsohne der patriotischen Fraktion beitreten wird. Es ist durch diese Verzichtleistung die Gesahr be seitigt, daß durch die auffallend lange Verzö qeruiig der Ausschreibung dieser Neuwahl der patriotischen Kammersraklion aus mehrere Wochen ein Mandat entzogen bleibe, was bei der damaligen gleichen Stärke beider Kam merparteien 77 gegen 77! sür die Partei von nicht geringer Bedeutung ist. Aus Rom vom 14. Mai wird den französischen Blättern gemeldet, daß der Ge burtstag des Papstes diesmal mit anßcror dentlicher Betheiligung der Gläubigen gc sciert worden sei. Mehr als 20,000 Gratu lationsschreiben waren aus allen Theilen Ita lic' iniVntican eingelaufen, und bilden eine wahrhaft imposante Liebes - Manifestation. Ter Papst bewilligte den diesjährigen fran zösischen Pilgern einen Ablaß und empfing den Herzog von Chaulnes, den Schatzmeister des Generalrathes der Wallfahrten, in einer besonderen Audienz. —(Konstanz, 11. Mai.) Gestern fand an drei Orten attkath. Gott-.sdienst statt, näm lich hier (Pfr. Dllger), in Basel (Psr. Hose man) und in Kommingen auf dem Randen (Psr. Schöps.) Aus dem Randen neigt sich die Bevölkerung mehr und mehr dem Altka tholizismns zu, seit die Pfarrkirche zu Äom minge den Alikalholiken übergeben ist nnd von hier aus sür regelmäßigen Gottesdienst gejorgr wird. Bei diesem 'Anlaß ist beizufü gen, daß die Regierung den Pfarrer Dttgcr in dein Genuß seiner Pfründe (Ucberlingen a. Ried) schützt. Pstierer Tilge ist bereits im Besitze des betreffende Miiiistcrialerlaj. scs, lir welchem der Privalion (Verlustiger tlärnng) seitens des Ordinariates jede recht jichc Wirkung abgesprochen wird. Stadt Baltimore. KtnderSholcra. Die medizinische Fachschrift "kulttmoi-- ?I>)ci< in ,cnä Luexeon" bringe cinen Artikel von Dr. A. F. Erich über Kinder-Cholera, welcher viele beachtcnswerthe Punkte und Vorschläge enthält und den wir deshalb wört lich wiedergeben. Der Doktor schreibt: „Obgleich die Ansichten über einige der Ur suchen der Kinder Cholera auseinandergehen, wird man doch allgemein zugeben, daß alle anderen Ursachen zusammen genommen nicht genügen, die Krankheit zn erzeugen, wenn nicht der Patient mehrere Tage lang einer außergewöhnlich hohen Temperatur ausgesetzt war. Indem wir annehmen, daß die Hitze die Hanptnrsache der Kinder-Cholera ist, er gibt sich als nothwendige Folge, daß, jcmchr ein Kind gegen die Einflüsse der Hitze geschützt wird, desto geringer die Gefahr ist. Wie cm Kind, dessen Füge beständig warm gehalten werden, niemals Frostbeulen bekommt, so darf man auch mit Gewißheit behaupten, daß ein Kind, welches beständig gegen die Hitze ge schützt wird, von der Kinder Cholera verschönt bleibt. Wenn wir der Sache ans den Grund gehen, werden wir immer finden, daß die große Mehrzahl der an dieser Krankheit leidenden Kinder zu denen gehört, deren Mütrcr unter der Ansicht, daß Erkältung die Hauptursachc der Krankheit ist, ihre Kinder in Flanell hül len und die viclgcsürchtcte „Nachtlust" sorg fältig abhalten, in Nächten, in denen das Thermometer vielleicht hoch in den Ncunzigen steht. Andererseits finden wir, daß Mütter, welche die wahre Ursache dieser Krankheit kennen, ihre Kinder in leichte Baumwolle kleiden, die Fuß. chen im Sommer nackt halten, dieselben mehr mals baden und in der Nacht das Ichlas zimmer kühl halten, dasselbe gehörig venlili ren, ihre Kindermädchen anHallen, die Kinder so wenig, als möglich, auf de Armen zu tra gen. damit sich ihnen die Wärme der Erwach lerien nicht mittheilt, acht und zehn Kinder ausziehen, ohne daß dieselben von dieser Krank heil befallen werden. Wenn Erkältung die Ursache der Kinder- Cholera wäre, warum tritt denn dieselbe nicht im Frühjahre und Herbste aus, zu Zeiten, in denen alle durch Erkältung verursachten Krank heiten gewöhnlich grassircn ? Warum erscheint diese Krankheit gewöhnlich nur in der heißen Jahreszeit, in welcher Erkältungen zn den seltensten Vorkommnissen gehören? Gegen diese Ansicht könnte man den Einwand geltend machen, daß die fragliche Krankheit mehr in den mittleren Staaten, als im Süden gras sirt, und daß man ihr häufiger im Juni, als im August begegnet, und daß doch gerade das Umgekehrte der Fall sein müßte, wenn die Hitze die Ursache wäre. Diese anscheinlichen Widersprüche können leicht erklärt werden, zumal wenn wir beden ken, wie viel mehr wir alle durch die Hitze leiden während der ersten Wochen Heißen Wetters, ehe unser System sich an die Hitze gewöhnen konnte, und wie selbst eine höhere Temperatur später im Sommer weit weniger Unannehmlichkeiten es ist bekannt, daß der Witterungswechsel in den mittleren Staaten viel plötzlicher ist, als im Norden oder im Süden. Es gibt jedoch noch einen anderen Faktor, welcher zur Erzeugung dieser Krankheit viel beiträgt und der bisher allgemein übersehen worden ist, nämlich die Milch: nicht ur.Niih. milch, sondern auch die Muttermilch. Man denke sich ein in Flanell gehülltes Kind in ei nem Zimmer, dessen Fenster sorgfältig ge schloffen sind, wie es sich schlaflos in seinem Beltchcn wälzt und schließlich weint und schreit; alle Versuche der Mutter, das Kind zu beruhigen, enden schließlich damit, daß man dem Kinde die Brust oder die Sang flajche reicht, und Das geschieht unablässig, bis der Magen thatsächlich überfüllt ist. Das Verdauuiigsvermögcn des Kindes, bereits un ter dem Einflüsse der Hitze abgeschwächt, ist dieser Quantität nicht gewachsen, die Milch gerinnt im Magen und bilde: einen soliden Kuchen oder eine feste Masse. Bald darauf stellt sich Erbrechen ein, das Kind wird sofort wieder schreien und abermals mit Milch an gefüllt werden. Dieses wiederholt sich, die geronnene Milch im Magen vermehrt sich be ständig durch neue Einstößnngen, und dadurch wird, wie dnrch alle unverdaute Nahrung, Durchfall erzeugt. Hier haben wir dann die Hauptsymptome der Kinder-Cholera, hervor gerufen durch eine allzugroße Quantität Milch im Magen des Kindes. Wer zweifelt daran, daß das Kind von der Krankheit verschont ge blieben wäre, wenn man nur in der einzigen Nacht den großen Durst des Kindes mit Was ser gelöscht hätte, anstatt daß man dem Kinde beständig Milch gab? Wenn die ans vorgebenden Boraußsctznn gen gezogenen Schlußtolgerungen richtig sind, so sollte man sich zur Verhütung der Kinder- Cholera Folgendes zur 'Regel machen: 1. Das Kind stets so kühl zu halten, daß es nicht schwitzt. 2. Sein Durst sollte mit Wasser gestillt werden, und nicht durch Milch. 3. Die Diät (einschließlich der Milch) sollte auf ein geringeres Maaß beschränkt werden, als während der kalten Jahreszeit. 4. Eine stark belegte Zunge deutet stets das Eintreten der Krankheit an; die Zunge des Kindes sollte häufig untersucht werden, und sobald sich die Symptome zeigen, sollte man eine geeignete Behandlung eintreten lassen. Wenn die Eltern so situirt sind, daß die Familie aus ein heißes Schlafzimmer be schränkt ist, dann ist er? viel besser, wenn man das Kind im Kühlen läßt, bis das Schlaf, zimmcr kühl geworden ist. Eine Muslin- Hängematte, welche über dem Bette der Mut ter hängt und von dieser zeitweilig bewegt werden kann, ist die beste Wiege. Die Behandlung der Kinder-Eholcra in den ersten Anfängen, so lange einfach nur die Ber danungSorganc gcstöri sind, wird immer er folgreich sein, wenn die gewöhnlichen saniiät tichen Bedingungen, wie sie bereits angedeutet sind, beachtet werden. Ein Gran der milden Mercurial - Chlorverbindung, mit 12 Gran Zucker zerrieben, in 12 Pulver abgetheilt, von denen alle drei Stunden ein Pulver dem Kinde trocken eingegeben wird, setzt in den meisten Fällen innerhalb 24 Stunden dem Erbrechen und Abfuhren ein Ziel; die nervöse Unruhe des Kindes wird sich geben, wenn man dem selben alle zwei Stunden zwei Gran Dosen "öriimläo öl i.owsli" gibt. Die sichersten und schnellsten Resultate werden jedoch erzielt, wenn die Mutter veranlaßt werden kann, dem Kinde 24 Stunden lang gar keine Milch zu reichen, sondern dasselbe mit Fleischbrühe zu füttern und dessen Durst durch Wasser zu stillen." Ankunft des Dampfers „Leipzig." Ter Dampfer „Leipzig," Eapi. Hosmann, am 20. Mai von Bremen und am 23. Mai von Southampton abgefahren, erreichte Freitag Abend um 6 Uhr seine Werfte auf Locust-Poinl. Während des ersten Theiles der Fahrt war er von schönein Wetter begün stigt; nachher stellte sich stürmische Witterung inii Hochgehender See ein, und zuletzt hatte er mit mehr oder weniger bedeutendem Nebel zu kämpfen. Er brachte 200 Tonnen Fracht, sechs Cajü ten und 388 Zwischendecks - Passagiere; von den Ersteren gingen in Southampton Frau I. Rosenthal und Frl. Jsabellc Roscnthal von hier und Frl. Lomax aus Amerika am Bord; die Zmickeiidecks - Passagiere führten wir bereits naineiitkich an. Heute Mittag werden die meisten nach dem Westen weiter reisen. Der Dampfer brachte nachstehende Ladung: von Bremen 202 Kisten Fensterglas für Gebr. King, 2 ditto Glasmaaren für Hollän der sc Prechtel, 50 Fässer gedörrte Früchte für W. Dresel sc Eomp., 5 Kisten Bücher für's „Peabody Jnslttm," 1 Kiste ditto für Fischer sc Roßmäßler, 1 Kiste und I Faß Gemüse, 1 Faß Salz und 1 Kiste Seife für A. Bogelcr sc Comp,, 1 Kübel Käse für Beck sc Haycn, 1 Kiste Menschenhaare für Frl. Lina Opper nianii, 1 Kiste silberplattirte Waaren für G. D. Clark, 2 Kisten Baumwollenwaaren für I. Grüncbauin 3- Söhne, 4 Kisten Kanf mannswaaren für Meyer sc Dickinson in Philadelphia, 1943 ditto für R. N., 3 Fässer und 300 Flaschen Bier für Heinrich Loos, 1 Kiste KaiismaiinSwaaren für Goldsborough, Förster sc Comp., 2 Kisten Bücher für A. Schumacher sc Comp., 3 ditto Baumwolle für Wheelwright, Mudge sc Comp., 10 Kisten Limonaden Essenz und 1 Kiste Oel für Thomsen, Lilly sc Comp., 4 Packete Glas für W. H. Brown sc Söhne, 115 Ballen Felle für W. Dresel sc Comp., 3 Kisten Bücher für das „Peabody-Jnstitut" und 1860 ditto Weiß blech für N. N.; vonHavrc—loo Kisten Ott vcn Lcl für Laurcnce, Thomsen K Comp., 1 Packet Kaufmaimswaareii für Schumacher sc Co. und 3 ditto für Thomsen, Lilly sc Co. Abfahrt dcsDampfcrs,,Äerlin." Der Dampfer „Berlin," Capt. Pinscher, trat Sonnabend 'Kachmittag Puntl 2 Uhr seine Rückfahrt vonLocust-Poinl über South ampton nach Bremerhaven mit 14 Cajüten- und 46 Zwischendecks-Passagieren an; in der Cajüte fahren B. A. Lorenz nebst Frau, Carl A. Vogelcr, Frau Schlör und General Georg D. Wise nebst Frau von Baltimore, Dr. C. L. Bcrnays nebst Frau, Frl. Meißner und Dr. Stroihold nebst Frau und Sohn von St. Louis und S. A. Moritz und C. F. Prehm von Neiv-Orlcans. Die auf §121,. 276.90 gewerthete Ladung umfaßt folgende Colli: 93 Oxhosle Kcntncky'er Tabacks-Rip pcn, 190 Oxhoste Maryländer und Ohio'er Taback, 75 Qxhoste Maryländcr Taback, 263 Qxhoste Maryläuder. 77 Qxhoste Virginier, 201 Qxhoste Kcntucky'er und 21 Kisten und 32 Oxhone Qhio'er.Blätlertttback. 12 Kisten Seedblatt - Taback, 201 Kisten Austern im Blechbüchsen, 6 Qxhoste Häute, 4 Pipen Sohlenleder, 25 Kisten Färbcstossc, 50 Pipen Schweineschmalz und 3500 Säcke Waizcn. Eine große Anzahl von Freunden der Abreisenden halte sich bei der Abfahrt des Dampfers aus Locutt Point eingestellt; meh rere gaben ihnen bisNorth-Poim und darüber hinaus das Geleit. Wie auSjObigcm ersichtlich, befindet sich unter den Cajüten Passagieren Hr. Carl A. Bogeler, Associe der Droguen-Firma August Vogeler sc Comp., dessen Strebsamkeit unter der hiesigen Geschäftswelt rasch Anerkennung gesunden, und welcher der Erholung halber ctne Tour nach dem alten Buterlande ange treten, um im Herbste nach Baltimore zurück zukehren. Das Elend der Israeliten in Palästina. Am 27. Mai theilten wir folgenden Aufruf mit, der uns von Mainz aus zugegangen war: „Hlllferuf. Wohlthätige Glaubensgenos sen! In Palästina ringen 14,000 jüdische Seelen mit dem Hungertode. Die Preise der nothwendigsten Lebensmittel sind auf das Dreifache gestiegen. Die dortige arme israe litische Bevölkerung hat bereits alles Entbehr liche versetzt oder verkauft, um sich vor dem Hungertode zu schützen. Wohl sind von den Israeliten England's 20,000 st. und von de nen in Deutschland 10,000 fl. zur Linderung des furchtbaren Elends abgeschickt worden; doch was will das heißen, da es dieErrettnng einer Bevölkerung von 14,000 Seelen gilt? Deshalb eilet, helfet, rettet! Namentlich an die Herren Rabbiner, Lehrer nnd Vorsteher in allen Gemeinden der Diaspora geht unsere dringende Bitte, Sammlungen zu veranstal ten und das Ergebniß an die Vorsteher her Armenkassen sür Palästina oder an das Cen kral-Comite zu Amsterdam (Adresse: Hollän der sc Lehren) zu befördern. Auch die Unter zeichnete ist gern bereit, die Spenden entgegen zu nehmen und zu übermitteln. Die Gaben werden im „Israelit" veröffentlicht. Noch mals bitten wir Euch, Ihr Edlen, Wohlthä tigen in Israel, jännict nicht. Der Aller barmer wird Euer edles Thun verzeichnen im Buche seines Gedenkens und Euch segnen in allen Euren Unternehmungen. Mainz, den 10. Mai 1874. Die Redaltion des „Israe lit," Dr. Lehmann." Infolge diesesAufriiss fand SonntagMor gcn in Raine's Halle eine Versammlung hic- IlgcrJsraelitcn statt, in welcher man sich über Maßregeln zur Linderung der Huligersnoth in Palästina berieth. Den Vorsitz in derßer sammluiig führte Hr. Abraham Nachmann, Präsident der „JsraclitischenWohlthätigkeits- Gesellschaft," während Hr. Ignatius Lauer, der Sekretär derselben Gesellschaft, als Sekre tär sungirte. 'Nach Eröffnung der Versamm lung hielt Dr. Sonnenschein von St. Louis eine englische Rede, in der er das Elend der jüdischen BcvöUerung in Palästina in ergrei fender Weise schilderte und alle Anwesenden aufforderte, beizutragen, um dieser Noth ein Ende zu machen. Dr. Jastrow hielt eine deutsche Rede und sprach mit solcher Wärme, daß das Auditorium ihm gespannt lauschte und ihn schließlich mit lauten Beifallsbezei gungen auszeichnete. Dr. Jastrow wies auf den Brand von Chicago hin nnd sagte, daß man bei der Unterstützung Derjenigen, welche durch jenen Brand in Noth versetzt worden waren, nicht engherzig zuWcrke gegangen sei. Man habe nicht gesragt: „Bist TuJudc, bist Du Christ?" sondern habe Jedem ohneUnter schicd des Glaubens geholfen. Anders sei es in Palästina. Dort unterstütze jede Sekte nur ihre eigenenGlaubeusgenossen, und wenn Summen geschickt würden, die gleichmäßig unter alle Nothlcidcndcn vertheilt werden soll ten, so kämen die Israeliten doch immer zu kurz. Nachdem Dr. Jastrow seine Rede mit der Aufforderung, den Glanbensdrudern in Palästina die thatkräftigste Hülse angedeihcn zu lassen, geschlossen hatte, schritt man zur Sammlung von Subscriptionen. Nachste hcndcßeiträge wurden gezeichnet: J.Friedcn wald §5O, Wiesenscld sc Co. K 75, L. Cotton §5, Isidor May K 2.75, Altmayer K 5, G.Op penheimer siy, Joel Gutmann S2O, Excter straßen-Synagogc §9O, I. Rosewald §5, La zarus Herzberg S2O, Burgunder S2O, M. Xronheun §3, Arnold yl, PH. Herzberg SlO, L. Gutycim K 3, Neubnrger K 5, Heuslcr K 3, I. Gutmann §2, Schlichter §l, Brcttcnhei mer K 5, HartogensiS S 2, H. Behrens SI, I. Weil §l, O. Frank §l, AbrahamNachinann §to, M. Bergcr §l, S. Lehmayer SlO, H. Herzbcrg K 3, M. Herzberg §2, J.Eichcngriin B>, S. Haste K 5, I. Bendeker §2, K. A. Schloß §5, A. Gilsdorf §5, Dr.Friedciiwald §5, Gebr. Strauß §2O, S. Gutmann §2, M. Nojenthal §2, M.R.Walter S 5, I.Ham burger S 5, Hcrzberg sc Stiefel §lO, Hammer schlng §5, I. Fuchft §3.50, M. Lieblich §5, I. Gazan §5, Stcppbachcr §2, s. Rosenfeld §l5, N. N. 51.36, Hammel s- Sohn §2, I. Hecht §2O, J.Goldeiibcrg §l, J.Rose §5, A. Nojenseld §2, S. Katzenberg §5, I. Berg mann §lO, Joseph Philipp §3, Aaron Frank §5, N. N. §2, zusammen §455.61. Die HH. M. R. Walter, Ambach und Hcrzberg wurden als Mitglieder eines Comite's er nannt, welches einen Aufruf zur Hülse für die Nothleidendcn in deutscher und englischer Sprache absagen und in den hiesigen TagcS blättcrn veröffentlichen soll. Personal-Notiz. Der hier wohl bekannte Militärarzt Dr. Steinmetz, vor ei nigen Jahren in Fort MeHenry stationirt, ist dieser Tage von seinem Posten an den Greil zen der Civilisation in Texas hierher zurück gekehrt und wird längere Zeit hier verweilen, und vielleicht sich permanent in Baltimore niederlassen. Dr. Steinmetz ist ein tüchtiger Arzt und hat besonders als Operateur cinen bedeutenden Namen. Der älteste katholische Priester in den Bcr. Staaten, resp. Nord-Amerika, ist der Hochw. John McElroy, zur Zeit in der St. Johannes-Kirche zu Fredcrick, Md., ihä tig. Schon vom Erzbijchofe Carroll vor 60 Jahren ordinirt, ist er seit einem halben Jahr hundert als Priester thätig. Der Hochw. Herr ist bereits 98 Jahre alt und obgleich drei Ge nerationen vorübergegangen, ist der Alte gei stig und körperlich noch thätig und celebriri noch oft die Messe. Er verlor vor einiger Zeit das Augenlicht, aber eine glückliche Ope ration, in Baltimore an ihm vollzogen, stellte dasselbe wieder her. Seine letzte Predigt hielt er am 21. November 1871 im St. Marin- Seminare und bei der Gelegenheit waren Erz bischof Spalding und andere hohe Geistliche der Diözese gegenwärtig. Weiteres über die 54. I a hres s itz nng der „Classis" der „ReformirtcnKirche" in Maryland liegt vor. Dieselbe trat am Don nerstag, 4. d. Mts., Abends 7Z Uhr, in der „Rewrmirtcn Kirche" zu Manchester, Nid., zusammen. Der Ehrw. W. E. Crciner führte den Vorsitz imd der Ehrw. S. S. Miller das Protokoll. Als corrcsp. Sekretär wurde der Ehrw. I. W. Santce erwählt. Als Präsi dent der „Elassis" für das neue Jahr wurde der Ehrw. Dr. Gant erwählt. Zu den acht stehenden Eomitc'ii gehören mehrere Geistliche und Laien von Balriniore, darunter die Ehrw. HH. I. C. Häuser, H. Bielefeld, Prof. A. A. Krantz, W. C. Cremer, Ths. L. Poulson, E. N. Ejchbach, G. L. Neff, M. Bochmann, M. Treiber, der Actteste G. L. Gnsfith u. A. Folgende Predigerstellcn innerhalb der „Classis" wurden als vakant erklärt: Frede rick, Glade, Jcfferson, Manchester, 4. Rcsor mirte Kirche in Baltimore. Die Ehrw. HH. Bachmann, 5. Ref. Kirche, Baltimore; I. C. Häuser, 6., Baltimore; G. L. Nest, Zions-Kirche, Baltimore, suchten um Entlassung aus der „Md. Elassis," soweit es die bisherige InriSdittion anbetrifft, nach; gewährt. Die Ausscheidung des Ehrw. E. N. Esch bach aus der t. Res. Kirche und sein Ucbcr iritt zur Res.Kirche in Frederick wurden geneh migt. Schatzmeister I. Rodcnniaycr berichtete, daß die Missions - Einnahmen des letzten Jah res §942.73, die Ausgaben K 901.78 betrugen. Der Schatzmeister der „ClassiS," Ehrw. S. S. Miller, berichtete §543.96 Einnahmen und §657.59 Ausgaben. Der Ruf des Ehrw. I. G. Erhardi von Stuttgart, Würtl., als Prediger der 4. Res. Kirche in Baltimore wurde bestätigt. Am Samstags-Abende fand eine enthu siastlschc MissionS-Versammlung statt, und die Ehrw. BH. E. R. Eschbach, W. Good rich und M. Treiber hielten Reden. Die Organisation der neuen „Deutschen Classis von Md." soll am 16. Juni in des Ehrw. Hru. M. Bachinaun'S Kirche in Bal timore stattfinden. Ein Monument für Francis Sc 0 iiKcy. Wie eine Depesche au? Ca lisornien meldet, hat der Millionär James Lick in seinem Testamente §150,000 für die Errichtung eines Bronze - Monuments zu Ehren des Dichters des ' tztor Bj>!lN>;leä kau iiei " im „Golden Gate Park," zu San Fran zisko ausgesetzt. Francis Scott Key hat be reits vor 30 Jahren diese Welt verlassen, daß er aber noch heute im Herzen der amerikani schen Bevölkerung fortlebt, bekundet die That sache, daß ihm in dem scrustcn Staate der Umon ein Deiiknial errichtet wird. Die Fahne, welche ihn zu dcmGedichlc begeisterte, cxiftirt heute noch,freilich nicht im Besitz eines Marykünders, sondern im Besitz einer nörd ltchen Gesellschaft. Wäre es nichi eine pairio tische Handlung, wenn dieses Banner Hr. Lick geschenkt würde, dainii er es aus demMo uumcnle aufpflanze. Die Verordnung, welche das Treiben von Vi eh dnrch die Straßen der Stadt verbietet, wurde vorgestern im 2.RathSzweigc einer abermaligen Begutachtung überwiesen. Hr. Kirk bemerkte, daß die Metzger in Qst- Baltimore im Begriffe ständen, selbst einen Viehhof zu errichten und daß sodann das auf der Waage angekaufte Schlachtvieh per „Bat timore-Potomac " und „Union-Bahn" dort hin geschafft werden könne. Diese Einrich tung mache die Passirung der betreffenden Ver ordnung überflüssig. Die Verordnung wurde gestern Abend mit einem Amendement, die Rinder ans den Pfer chen von der „Ballimore-Qhio. Eisenbahn" von der Verordnung auszuschließen, in beiden Zweigen angenommen. Fischzucht in Balliinore - Conn t y.—Am Sonnabende besuchten die Mitglie der der „Maryländer Akademie der Wissen schaften" das Landgut des Hrn. Alexander Kent in Green Spring-Valley, Baltimore- County. Das Landgut liegt 17 Meilen von der Stadt aus demselben Platze, wo einst das alte „Green Spring-Hotet" stand. Hr. Kent hat eine große Strecke seines Landgutes in Teiche verwandelt, in denen er die Fischzucht, namentlich die Zucht von Forellen, in gro ßem Maßstabe betreibt. Das meiste Wasser, welches die Teiche des Hrn. Kent versorgt, kommt aus einer großen Quelle, welche zu gleich den Ursprung unserer berühmten Jones' Fälle bildet. Man nimmt an, daß 1800 bis 2000 Gallonen Wasser im Zeiträume von einer Minute aus dieser Quelle strömen. Das Wasser ist rein und klar wie Krystall und erin nert durchaus nicht an die lriibc schmutzige Flüssigkeit, welche sich im Bette der Fönes' Fälle träge durch unsere Stadt wälzt. Unter den .Besuchern, welche sich am Sonnabende nach Landgute begaben, befanden sich auch die HH. C. L. Ondesluys, Dr. John G. Morris, Ehrw. Geo. A. Leakin, Anthony Smith, W. Ministe, I. I. Thompson, I. H. Ativell, Robert M. Smith u. A. Hr. Kent empfing seine Besucher mit großer Zu vorkommenheit und führte sie an die Teiche, wo er ihnen Alles in solch' detaillirter Weise erklärte, daß auch der nicht Sachverständige einen klaren und deutlichen Begriff von der künstlichen Fischzucht in der Art, wie Hr. Kent sie betreibt, erhalten mußte. Zuerst wurden die Mitglieder der Akademie an meh rere kleine Teiche geführt, in welchen sich die junge Brut besand. Darauf wurden sie nach drei größeren Teichen geleitet, die hanvtsäch lich für die Forellenzucht bestimmt sind. 6500 d.cscr Fische, zwischen 8 und 12 Zoll lang, trieben ihr Wesen in diesen Teichen. Die ersten Forellen, welche nach und nach die Teiche bevölkerten, wurden in der sogenann ten Region der schwarzen Wasser im Cheat- River zu Wesl-Birgiulen gefangen. Hr. Kent erzählte, er habe häufig beobachtet, daß ver wundete oder verletzte Forellen von den ande ren angefallen und so länge gebissen u. gejagt worden seien, bis sie schließlich todt aus der Oberfläche des Wassers getrieben hätten. Außer den Forellen aus dem Eheat-Rivcr (den sogenannten Bachforellen) wurden den Besuchern auch die viel größeren Seeforellen gezeigt, welche Hr. K. gleichfalls züchtet. Die Seeforelle hat eine dunkle Farbe und ist ein äußerst gefräßiger Fisch: sie ist durchaus nicht wählerisch und frißt Alles, was ihr vorge worfen wird, besonders scheint ihr jedoch Rindfleisch zu behagen. Das Wasser in den Teichen ist in unausgesetzter Bewegung, weil die Forellen nur in fließendem Wasser gedei hen können. Hr. Kent beschrieb, mit welchen Schwierigkeiten es verknüpft gewesen, die genannten Fische von ihren Fangorten in West-Virgiincn nach Battimore-County zu transportiren, da man das Wasser, in dem sie sich befanden, unausgesetzt in Bewegung hatte halten müsse. Viele Forellen sendet Hr. K. gegenwärtig nach Washington, wo sie zu §1 pro Pfund verkaust werden! 'Nachdem die Ausflügler nach den Bahnmaggons zu rückgekehrt waren,hielten sie eineVcrsammliing ab nnd brachten Hrn. Kent ein Dankesvotum dar. Hr. K. ist aus Ncu-Schottland gcbür tig und kam erst vor vier Jahren nach Mo yland. Der Baltimorer Pferdei arkt. Auf dem Baltimorer Pferdemarktc gingen die Geschäfte während der letzten Woche sehr flau. Obgleich die Preise sehr niedrig stau den, so war die Nachfrage doch gering und die Zahl der Käufer nur klein. Nachstehend las sen wir die Preise folgen, wie sie in der letzten Woche notirt standen: Gewöhnliche Karren gäule K 35 bis K 75, bessere Arbeitspferde KlOO vis §l5O, Arbeitspferde ersten Ranges §2OO bis §350, gute Äuischenpferde §2OO bis K5OO, Rennpferde Sl5OO bis §2600. Keniucky'er Maulthicre wurden zu §3OO bis §5OO pro Paar verkauft. Hr. Whit 11 eyund der Udd er zOO k- Prozeß.- Der in Wcstchcstcr, Ps., erschei ende „Repnblican" enthält einige interes sante Bemerkungen mit Bezug auf'W.E.Ud derzook und dessen einstigem Anwalt Hrn. Mitton Whitney. Der „Rcpublicau" sagt: „Hr. Whitney war ursprünglich Anwalt für die „Coittinental-" und andererVcrsichernngS- Eompagnie'u. Er wurde durch falsche An gaben von Seiten Uddcrzook's und dessen Freunden veranlaßt, die Sache der Compag iiie'n fallen zu lassen und die Klage zu über nehmen, welche von Frau Goß gegen dicßer sichcrnngs-Gescllschafien vorgebracht wurde, um den vollen Werth der Policen auf das Leben ihres Gatten zu erlangen. Hr. Whit ney verfolgte den Fall mit ungewöhnlichem Eiser, und seinen Bemühungen hatte die Wittwe den Ausgang des Prozesses zu dan ken. Dagegen ist es fraglich, ob er jemals für seine Dienste bezahlt wurde. Nachdem er ersucht worden, Udderzook zu vertheidigen, soll er zuerst eine Abschlagszahlung von SlOOO verlangt haben, welche ihm auch ausgezahlt wurden. Hr. Whitney begab sich sodann nach Westchcster; als aber das Zeugenverhör nach und nach die Schuld des Angeklagten klar darlegte und kaum einen Zweifel an derselben übrig ließ, war er (Hr.W.) nnrüber die weit gehende und fein angelegte Verschwörung er staunt, welche die Verbündeten geplant, um die Versicherungs-Geselljchaftcn zu betrügen, sondern er fühlie auch sogleich heraus, daß er unbewußt das Instrument gewesen, welches die Verbündeten bei der Ausführung und der Jnszencsetzung ihrer Verbrechen benutzt Hai len. Er zog sich mit Udderzook in ein Pri vatzimmer zurück und ersuchte ihn, ihm Ans kunfi über die Briefe zu geben, welche wäh rend des Zeugcilvcrhörs vorgelegt wurden. Was daraus vorging, wollen wir verschweigen, aber es sei uns erlaubt, hinzuzufügen, daß es hinreichte, um Hrn. Whitney von der Schuld des Angeklagten vollkommen zu überzeugen. Von jenem Augenblicke an zog er sich zurück. Hätte er noch länger eine hervorragende Nolle in dem Prozesse gespielt, so würde er dadurch nur seinen eigenen Ruf inMiß-Ercdii gebracht und das Publikum zu dem Glauben veran laßt haben, daß er ein Verbündeter Derjeni gen gewesen, welche die Verschwörung gegen die Vcrsichcrunas-Compagnie'n m's Werk ge setzt hatten." Die obigen Angaben sollen ans Wahrheit beruhen, mit Ausnahme der Ab schlagszahlung von KIVOO. Die HH. Whit ney Sc Johns behaupten, daß sie nie einen Do llar als Anwälte für Udderzook in Empfang genommen haben; das Geld, das ihnen aus gezahlt wurde, ward ihnen für ihre Dienste in dem Prozesse gegen die Versicherungs-Eom pagme'n entrichtet. Ein heirathsl listiger italieni scher Barbier. Gatte drei'er Frauen. Der italienische Barbier Franz Äariinoitt, der Bigamie angeklagt, soll nicht weniger als drei am Leben befindliche Frauen haben. Seine erste Frau soll noch heute in Italien wohnen, seine zweite Frau ist die in 'Nr. 165, Alsqutthstraße, wohnende Jsabella Logue und die dritte, mit welcher er gegen wärtig zusammenlebt, ist keine Andere als Gcorgiana Nicholson, die Wittwe des Mör ders Joshua Nicholson, welcher am 1. August vorigen Jahres in Gemeinschaft mit Hollohan sein Leben auf dem Galgen im Hosraume des hiesigen Gefängnisses endete. Jsabella Logue sagt iiber ihr Verhältniß zu Mariinoiti Fol gendes aus: Sie wurde am 25. Dezember 1867 in der St. Vinzeni-Kirche mit dem An geklagten getraut. Im folgenden Jahre ge bar sie ihrem Manne ein Kind. Dieses ge schah, während sie mit ihrem Manne bei ihrer Tante in dem erwähnten Hause an der Ais quiihstraße wohnte. Bald darauf verließ Mariinoiti sie und eine Zeitlang hörte sie Nichts von ihm. Am 27. Februar 1874 las sie in der „Sun" die Anzeige, daß Frank Mariin (welcher kein Anderer als Martinotti war) sich mit Georgiana 'Nicholson vermählt habe. Die Zeugin erzählt ferner, sie sei im Stande, den Nachweis zu führen, daß Mar tinotti bereits in Italien verheirathct gewesen und daselbst eine Frau und drei Kinder am Leben habe. Martinotti sagt ans, daß er im Jahre 1865 nach Baltimore gekommen und in einer Barbierstube an der Gaystraßc Beschäf iigung gesunden. Später habe er eineStellung bei Hrn. Paini an der Ecke der Charles und Saratogastraße angenommen, und daselbst, mit Ausnahme eines Jahres, bis jetzt gear beitet. Im Herbste des Jahres 1867 sei er mit Jsabella Logue bekannt geworden und habe dieselbe am darauf solgendeiiWeihiiachis iagc gehciraihet. Nachdem er zehn Monate mit ihr gelebt, habe er seinen Schritt bereut, da er sich mit seiner Frau nicht zu verständigen vermochte. Er habe dann ein Uebercinkom mcn mit ihr getroffen, nach welchem beide Theile sich für die Zukunft trennten. Sie sei bei ihrer Tante geblieben,und er nach Nr. 57, Fayettcstraße, gezogen. Bis zum Jahre 1871 habe er ihr regelmäßig §3 pro Woche für ihren und den Unterhalt ihres Kindes gezahlt. 1871 sei er nach dem Westen gereis't, habe sich dort ein Jahr aufgehalten und sei schließlich nach Baltimore zurückgekehrt. Nach seiner Rück kehr habe er wieder seine Stellung bei Hrn. Paini angetreten und bald darauf in Erfah rung gebracht, daß seine Frau öffentlich be hauptet, sie sei von ihm geschieden. Bei ei nein späteren Zusainmcittreffen mit ihr, habe sie ihm Dokumente gezeigt, aus welchen er ersehen, daß sie wieder eine Pension als Wittwe erhalte, weil ihr erster Gatte im Bür gerkriege gefallen war. Im letzten Februar Hube er sich mit Georgiana Nicholson, der Wittwe des Hingerichteten Mörders Joshua Nicholson, vermählt. EinFlcischer brennt mit seiner Schwägerin dlirch. Der „American" sagt: „Die Einwohner des nordöstlichen Thei les der Stadl befinden sich seit einigen Tagen in Ausregung über die Thatsache, daß Wil helm Wilhelm, ein bekannter Fleischer, wel cher den Stand Nr. 71 aus dem Bellair- Marklc ttme hatte, mit einer jüngeren Schwe ster seiner Frau aus und davon gegangen ist und seine Frau und fünfKinder grausam ver lassen Hai. Die Schwester wohnte früher mit Wtthelm's Familie zusammen an der Har ford-Avenue. Bor etwa 14 Tagen wurde Frau Wilhelm ans Dinge aufmerksam, welche sie veranlaßten, ihrer Schwester zusagen, daß sie mit ihnen nicht länger zusammen'wohnen könne. Die Schwester verließ das Haus des Fleischers und ging zu ihren Eltern, welche in Ost Baltimore wohnen. Am Montag Morgen verließ sie die Stadt, noch an dem selben Abend verschwand auch Wilhelm: und jcs heißt nun, Beide seien nach St. Louis, oder einer anderen Stadt des Westens gegan gen. Wilhelm hatte, ehe er Baltimore ver ! ließ, alle ausstehenden Schulden einlassiri und sogar von seinem Schwiegervater noch §to geborgt. Frau Wilhelm, welche seit lahren mit ihrem Manne dasGeschäft ans dem Bel air-Markle besorgte, befindet sich jetzt mit ihren Kindern in hülfloser Lage, und die übri gen Fleischer des Belair-Marktes sind über Wilhelm's Treulosigkeit äußerst empört. Eine sonderbare Klage ist vor dem Common Pleas-Gerichte anhängig. Geo R Eichelberger verlangt Schadenersatz von C. R. Hogan und C. S. Maltbh, Eigenthümern des „Maltby-House" an der Prattstraße, weil ein, wenn auch vom Verklagten nicht geeiane tcr, aver doch n Hotel erlaubter Hund de Kläger, als dieser durch die Balderstonstraße, hinter dem Hotel, ging, arg in den Schenkel gebissen. Hr. Gleeson ist Anwalt des Eichel berger. Bctl agellswerther llllfall. Mar garet Allenfeld, eine 70 jährige, an der Philadelphia - Chaussee wohnende Dame, wurde am Freitag Abend um 8 Uhr, während sie die genannte Chanssee entlang schritt, von dem Fuhrwerke des Hrn. James Clifford über den Haufen gefahren. Das Pferd trat einige Male auf die Brust der unglücklichen Frau nnd die beiden Räder des Wagens rollten über ihren Leib hinweg. Als die Unglückliche aufgehoben und nach ihrer Wohnung gebracht worden, stellte es sich heraus, daß ihr rechtes Bein an zwei Stellen gebrochen und ihr lin kes Bein schrecklich zerquetscht war. Drei Zehen am linken Fuße waren so schwer ver letzt, daß sie ampuiirt werden mußten. Schrecklicher Tod. —lran Mary Grime, acht Meilen von der Stadt an der Frederick-Road wohnhaft, kam amSonnabend Morgen um 5 Uhr aus schreckliche Weise um's Lebe. Sie versuchte ein Feuer anzufachen, indem sie auf mehrere Holznücke eine Gallone Kohlenöl goß. Im Nu erfolgte eine Explo sion und wenige Sekunden daraus standen die Kleider der Unglücklichen in hellen Flammen. Sie eilte auf bie Vcrandah ihres Hauses und ihre Hülferufc erweckten bald ine Aufmerksam keit ihres Gemahls, der im Felde arbeitete. Ehe derselbe ihr jedoch zu Hülse eilen konnte, hatte sie bereits ihren Tod gesunden. Frau Grime war erst seit einem Monate verhei rathet. Tödtlicher sonnen st i ch. Wilh. Köhler wurde Sonntag 'Nachmittag an derEcke der Hughes- nnd Johnsoustraße von der Hitze übermannt und stürzte zur Erde. Nachdem ihm im Hause des Hrn. Runiail Hülse zu Theil geworden, wurde er nach semer Woh nung in Nr. 3, Camdcii-Lane, gebracht, wo er Abends um H 9 Uhr starb. Dr. Donavin wird heute eine Leichenschau abhalten. Jähes Ableben. in Nr. 82, Carolinestraße, wohnende Frau Elisabeth Meekins, stet Sonntag Abend kurz nach 9 Uhr, während sie vor ihrem Hause saß, plötzlich nie. der und verschied in wenigen Sekunden. Die herbeigerufenen Aerzte Dr. Wilkins und Dr. Kinncinon erklärten,daß der Tod infolge eines Herzschlages eingetreten sei. Fand jeincuT 0 d im Wasser. Der 19 jährige Friedrich Mumina ertrank Samstag 'Abend bei'm Baden in Gwynn'S Fällen. Nachdem der Leichnam aufgefunden worden, hielt Richter Lehmann eine Todlen schau, und die Geschworenen fällten einen Wahlspruch, welcher ans „zufällig ertrunken" lautete. Mumma arbeitete in Wilh. Wil lens' Fabrik. Er war mit Hugo Stangcr, Hermann Haiismann, Michael Fischer, Paus Herbst und Wilh. Krämer baden gegangen, hatte sich der Schiiilmtüchtigkeit gerühmt und war im Wasser Herbst auf den Rücken ge sprungen, der dabei beinahe ertrunken wäre und, um sich zu retten, die Last abschüttelte. Mumma sank nun rasch unter und kam um. Die Leichenschau Geschworenen waren A.Tun can, I. Webb, I. Eichmann, B. Heyland, A. Jones, T. Lcydcckcr, G. schweigen, A. Springer, W. H. s. Banks, FrancisQuinn, W. Levim und C. Thomas. Erlrunken. Ais am Freitag Abend 'Abend der junge John Hudson ni dem Bro ad way Fährboote „Peytona" nach Locust Point kreuzte, um seinen dort Dienste als Wächter versehenden Bruder abzulösen, versuchte er, noch ehe die „Peytona" gelandet hatte, an's Ufer zu sprengen, fiel in'S Wasser und er trank. Die Leiche wurde später gefunden und nach der elterlichen Behausung an Goughstr., nahe Broadway, gebracht. Der Verstorbene mar erst 25 Jahre alt und hinterläßt eine jam mernde Wittwe nebst Kind. Ertrunken. Sonntag trieb der Leich nam eines unbckanmen weißen Mannes bci'ni Marine-Hospiial an'ö Land. Der Todte war ungefähr 35 Jahre alt und hatte dunkelro thes Haar. Richter Donaldson hielt eine Lei chenschau, und die Geschworenen fällten einen auf „zufällig ertrunken" lautenden Wahr spruch. Der Leichnam wurde am Ufer beer digt. Ertrunlc u. —Montag Nachmittag um 5 Uhr schwammen zwei Söhne des in Nr. 239, Durhamstraßc, wohnenden Hrn. Chri stoph Schorr in einem Teich auf einer Ziegcl brennerei an der Linie der „Union-Eisenbahn." Beide kamen an eine tiefe Stelle und der äl teste der beiden Knaben ertrank. Der andere wurde gerettet. Bailimo r er Sterbe-Tabelle. Verflossene Woche wurden 131 Personen, 66 männlichen und 65 weidlichen Geschlechts, worunier 26 Farbige und 7 Todlgeborene, aus Baltimore beerdigt; gerade so viele, wie in der Vorwoche, resp. !>, 45 und 34 weniger, als in den Parallclwochen von 1873, '72 iind 71, aber resp. 5, >3, 25, 32 und 19 mehr, als in den correspondireiidcn Wochen von 1870, '69 '6B, '67 und '66. Ttaats-Gesetze. Pnssirt in der Sitzung der Staats Gesetzgebung Amtliche Bekanntmachung. Kapitel 231. Zur Rcgulirung der den Ge richts-Clerks zu erlaub enden E 0 minisslo ne n. Gin Gesetz. zur Regulittlng der Gebühren, welche den Gcrichts-ClerkS für das Collektircn und die Auszahlung derartiger Gelder an dasSchatz amt crlaubi werde sollen. 1. Abschnii t.—Sei es verfügt durch die Gesetzgebung von Maryland, daß für die Einziehung und Einzahlung in das Schatz amt von allen für Lizensen, Strafen und an deren Quellen eingehenden öffentlichen Gel dern die verschiedenen Clerks der Staatsge richte fünf Prozent pro Jahr erhalten sollen, den Clerk des Common Pleas - Gerichtes der Stadt Baltimore ausgenommen, der mir zwei Prozent Commission für die Einziehung und Einzahlung solcher öffentlicher Gelder er halten soll. 2. A b s ch n i t t. Und es sei verfügt, daß alle Gesetze, oder Theile von Gesetzen, welche mit diesem Gesetze nicht üdcrcinslim inen, hiermit aufgehoben sind. 3. A bschnit t. Und sei es verordnet, daß dieses Gesetz am Tage seiner Annahme in Kratt treten soll. Wir bescheinigen hiermit, daß Vorstehen des eine getreue und perfekte 'Abschrist eines von der Gesetzgebung von Maryland in der Januar-Sitzung 1874 passirten Gesetzes ist. Llttgttsttts Gassaway, Sekretär des Senats; Milton MVd, Erster Clerk des Delcgaten-HauscS. Genehmigt den 6. April 1874. ((136,6i1. Beschlag na h m e. Gin Gesetz, zur Amendirnng des zehnten Artikels des Codex der öffentlichen allgemeinen Gesetze des Staates, bezüglich „Beschlagnahme," durch Hinznsügung eines weiteren Abichnittcs, be treffend die Beschlagnahme von Löhnung oder Miethsgeld von Nlcht-Emwohitern dieses Staates. 1. 'Abschnitt. Sei es verordnet durch die Gesetzgebung von Maryland, daß der zehnte Artikel des Codex der össcntlichen all gemeinen Gesetze hiermit durch folgenden wei teren Abschnitt aniendirt ist und sein soll: „Ä bschnit l —Das Löhnung- oder das Miclhsgeld irgend einer Person oder Perso nen, Nicht Einwohner des Staates, soll der Beschlagnahme auf JudgemcntS, Warrant oder ans zwei vergebliche Vorladungen in derselben Weise und in keiner größeren Aus dehnung, als der Lohn oder das Micihsgcld irgend einer Person oder Personen, Einwoh nern des Staates, unterworfen sein." 2. Abs ch Ii i it. Und sei es verordnet, daß dieses Gesetz am Tage seiner Annahme in Kraft trete. Wir bescheinigen hiermit, daß Vorstehen des eine getreue und perfekte Abschrift eines Gesetzes ist, welches die Gesetzgebung von Maryland in der Januar-Sitzuiig 1374 paj sirt. Attgttstus Gassaway, Selrclär des Senats; Vtiito N. Mdd, Erster Clerk des Delegaten Hauses. Genehmigt den 6. April 1874. (136.6t,ä) Kapitel 229. Wahlen. Gi Gesetz zum Widerrufe des ersten Abschnittes des sünsuliddreißigsten Artikel des Codex der öf fentlichen allgemeinen Gesetze, betitelt „Wah len" und zur Wiedereinführung desselben mit Amendements. 1. A bschnit t Und sei es verfügt durch die Gesetzgebung von Maristand, daß der erste Abschnitt des sünfuiiddreißigsteii 'Artikels des Codex der öffentlichen allgemeinen Ge setze, betitelt „Wahlen," hiermit widerrufen und in folgender Weise wieder gcsetzkrästig 2. A bschnit t. Und sei cS verfügt, daß die Connly-Commissäre in jedem County all lährlich drei Personen in jedem Wahlbezirk, oder Prezinkt des Counlys, die Bürger sol chen Bezirks oder Prezinkls sind, als Wahl richter ernennen sollen ; und diese Wahlrich ter, oder eine Mehrheil derselbe, oder auch nur ein einziger, im Falle die andern zwei sich nicht einstellen, sollen als Wahlrichter für solchen Bezirk oder Prezinkt von demTagc ihrer Ernennung an sungiren, und es soll die Pflicht derConitty Comniissäre besagterConn ties sein, während sie ihre Ernennungen für besagte Wahlrichter machen, wenigstens einen oder eine Mehrheit von besagten Richtern für jeden Wahlbezirk oder Prezinkt in ihren resp. Countics ans den Reihen der thuen politisch gegenüberstehenden Partei auszuwählen. 3. Abschn ir t. Und sei es verfügt, daß dieses Gesetz vom Tage seiner Annahme an in Kraft tritt. Wir beglaubigen hiermit, daß Vorstehen des eine getreue und vollständige Abschrift eines in der Januars Sitzung von 1874 er lassenen Gesetzes der Gesetzgebung Maryland' ist. Attgttstus Gaffaway, Seuats-Sekrctär, Milto ?). Kckdd, Unterhaus - Qbersekrctär. Genehmigt am 3. April 1874. (>36,6t1) suv Äi.au. Gersten, and Stoggen-Mk!,. Muljücius r>:z!vcrt haben, ftüt ä>-r at tuitxazr läoell aaSiujusnn. . Malttzaul -m Soje der Sttawqr. jNov.2z,i^,,uw> John Halifax, Gentleman. Aus dem Englischen von Tophta Berena. lFortsitziing.) Endlich kam Ursula. Sie stand in der Thür des Wohnzimmers; ihre Wangen waren vom Gehen rosig angehaucht wie ein Bild der Jugend und reiner Un schuld war die Jungfrau anzuschauen, die nicht Ursache hatte, zu erröthen über eine Handlung, welche durch das Gesetz Gottes und durch ihr eignes Herz gebeiliqt ward. John stand auf und ging ihr entgegen. Sie reichten sich nur die Hand Worte hatten sie nicht. Er war jetzt nicht kräf tig genug, sich zu verstellen; in seinem er sten Blicke konnte sie es gesehen, gefühlt haben, haß ich die Wahrheit gesprochen; doch ihre Augen senkten sich nieder, so wie ich Ursula's klaren Blick sich niemals sen ken sah. Jetzt wußte ich, wie Alles endi gen würde. Jael rief mit scharfer Stimme in's Zim mer hinein: Abel Fletscher, des Doktors Frau ist im Küchengarten und verlangt nach Dir; sie lagt, ihre grünen Staeyelbeersträucher sind nickt halb so groß wie die unsrigen. Mein Vater erwachte, rieb seine Augen, und als er eine Dame in unserem Zimmer sab, schien er seinenßlicken nicht zu trauen, die ein starres Staunen ausdrückten. John führte Ursuta zu dem Greise hin. Herr Fletscher, dies ist Fräulein Ursula March, meine Freundin, die, als sie hörte, daß ich krank sei, in ihrer großen Güte ZU - Seine Stimme versagte ihm. Mit ge senkten Augen und le sein Ton fügte Ur sula hinzu: Ich bin eine Waise, und er hat meinen lieben, verstorbenen Vater und mir viel Theilnahme erwiesen. Abel Fletscher nickte, setzte seine Brille auf, schaute sie schars und forschend an, und nickte wieder langsam und ernst, wie von der Priftung befriedigt. Immer noch hingen seine Augen an ihr, aber immer milder wurde der Ausdruck, mit dem er dieses jungeAntlitz betrachtete, ans dem Wahrheit, Würde und Reinheit geschrieben stand Wenn Du eineFreundin von John bist, so sei willkommen in meinem Hause! Willst Du Dich nicht niedersetzen? Während er ihr mit einem Gemisch von Güte und feiner Förmlichkeit, welches ich niemals in dem Wesen meines Vaters bemerkt, die Hand bot, führte er sie zu fei nem eigenen Armftuhl. Ich sehe sie noch in meiner Erinnerung dort sitzen, in ih rem schwarzseidenen Oberrock, der mit je nem leichten, weißen Pelzwerk besetzt war, das sie so gern trug, und welches die Kühle des Frühlingsabends ihr anzulegen ge stattete. Die langen, weichen Federn ih res Reiihutes fielen auf ihre Schultern und bewegten sich anmuthig durch das Zittern ihrer schlanken Gestalt denn sie zitterte sichtlich vor innerer Erregung. Nach und nach schien meinem Vater ein klares Verständniß der Wirklichkeit auszugehen; er gab sein scharfes Prüsen auf, und ein leises Lächeln stahl sich über sein Antlitz, während er freundlich sagte: Willst Tu hier bleiben und eine Tasse Thee mit uns trinken? Und so geschah es, daß unjer Zimmer nach kurzer Zelt den seltsamsten, fremdar tigsten Anblick bot, den es in vielen, vie len Jahren gezeigt, seit nein, es war nicht zu verwundern, daß, nachdem Ur sula ihren Platz am Tischs eingenommen und ihm mit eigenenjHänden den Thee bereitete den hübschen, feinen Händen mein alter Vater sie anstarrte, als ob es eine Andere, als das junge Mädchen sei, die dort sitze; nicht zu verwundern, daß, wenn ihre leise, wohlklingende, gcbil? oetc Rede zu ihm drang, so verschieden von Jael's Sprechweise, er mehr als ein mal sich umwandte mit erschrecktem, su chendem Blick, als sei ein Geist aus dem Grabe erstanden. Doch Frau lessop verflocht ihn in ein Gespräch, und, trotz seines Weiberhaffcs, konnte er der Liebenswürdigkeit der klei nen, freundlichen Dame nicht widerstehen; er wurde gefesselt. Nach dem Thee kam der gute Doktor auch noch hinzu, und die alten Herrschaften saßen gemüthlich plau dernd beisammen, ohne uns Drei viel zu bec cht.'n. Ursula March hatte sich an einem klei nen Tische bei'm Fenster niedergesetzt und bewunderte einige Hyazinthen, welche Frau lessop uns gebracht. Ein sehr pas- denn wenn Abel Flet scher eine Schwäche hatte, so war es, wie ganz Norton Bury wußte, für seinen Gar ten und seine Blumen. Tie Hyazinthen waren außerordentlich schön, köstlich von Farbe undZDuft, besonders für Einen, der lang krank gewesen. John blickte nach den Blumen und nach Ursula, so, als ob er Vergangenheit und Zukunft vergessen habe, als od sein gan zes Leben sich in diese eine glückliche Stunde zusammendränge. Und ich? Ich weiß kaum, wo ich saß, noch schien einer der Anderen meine Gegenwart zu bemerken. So, rief das junge Mädchen, nachdem sie die Blumen nach ihrem Geschmack ge ordnet hatte, so siebt es hübsch aus. Die Hyazinthen sind prachtvoll, hörte >ch John mit zitternder Summe sagen. Es ist nicht mehr hell genug, um über ihre Farben klar zu urtheilen, doch der würzige Duft ist entzückend. Soll ich Ihnen den Tisch näher heran schieben, Herr Halifax? Vielen Dank! Ich kann es selbst thun wollen Sie nicht Platz nehmen? Nach einem kleinen Zögern setzte sich Ursula neben John nieder. Keiner von ihnen sprach, still saßen sie beieinander; die untergehende Sonne ließ ihre letzten Strahlen aus ihre Häupter leuchten und dann immer matter dahinschwinden. Es ist heute Neumond, sagte das junge Mädchen, nach dem Himmel deutend, an dem der zarle silberne Reif sichtbar wurde. Dann bin ich gerade vier volle Wochen krank gewesen; denn ich erinnere mich, ich sah den neuen Mond durch die Bäume schimmern, an jenem Abend, da Er sagte nicht, an welchem Abend, und sie srckgte nicht. Bei einer so harmlosen Unterhaltung schien mein Lauschen keinen Schaden bringen zu können. Gewiß werden Sie bald wieder ausge hen können, Norton Bvry ist eine hübsche Stadt, sagte Ursula, das Gespräch von Neuem ausnehmend. Ist es wahr, daß Sie die Stadt verlas sen? fragte John plötzlich. Noch nicht —es ist noch nicht bestimmt, vielleicht gche ich garnicht sort. Ich meine, fügte sie hastig hinzu, da ich unabhängig bin und mich ganz von meinem Vetter ge trennt habe, so möchte ich am liebsten für immer bei meiner alten Freundin bleiben. Versteht sich nur natürlich. Die Worte wurden kalt und förmlich ge sprochen, und dann schwieg John ganz. Ich hoffe sagte Ursula, wie um das peinliche Schweigen zu brechen, hielt aber schnell innc, als ob sie vor ihrer eigenen Stimme erschrecke. Was hoffen Sie? Daß, che der Mond dort voll ist, Sw ganz wohl und kräftig sein werden. Das gebe Gott, denn ich brauche meine Kraft. Ein schwerer Seufzer hob meine Brust. Er wird Ihne geben, was Sic bedür fen, um Ihren Platz in der Welt auszu füllen. Sie müssen nicht verzagt sein! Ich bin es nicht; ich werde meine Bürde tragen gleich anderen Menschen. Einem jeden ist wohl sei reichliches Theil Sorge auseUegt. Das glaube ich auch. Es wurde jetzt nach und nach so dunkel im Zimmer, daß ich die Beiden nicht mehr zu sehen vermochte, auch ihre Stimmen klangen nur leise und gedämpft zu mir, wie aus weiter Fevne kommend. ES ist meine Absicht, sagte John, so bald ich kräftig genug bin, Norton Bury zu oerlassen und für einige Zeit in's Aus and zu gehen. Wohin? Nach Amerika, dort ist der geeignetste Oct für einen jungen Mann, der weder Geld, Verwandte, noch eine gesicherte Stellung sein nennt, der nichts hat, als seine Kl ast und seine Hände, mit denen er sich ein Vermögen erarbeiten kann, wie ich es will mit Gottes Hülse. Ursula sagte leise, sie glaube, er thue Reckt daran. Es freut mich, daß Sie so denken. John sprach jetzt wieder in einem kälte ren, förmlichen Ton, der seltsam abstach gegen die tiefe Innigkeit, ja Zärtlichkeit, welche heule so oft in seiner Stimme zit terte . Ich muß durchaus Engtand verlassen, ich habe wichtige Gründe dasür. Welche Gründe? Diese Frage übcrwältigle ihn er vermochte nicht sogleich zu antworten. Wenn Sie es wünschen, will ich sie nennen, damit, wenn ich einst wieder omme, oder wenn ich vielleicht nie wie der zurücklehre, damit Sie, die Sic so gü tig waren, mir Freundin zu sein, es wis sen, daß nicht jugendliche Sorglosigkeit oder der Wunsch nach Veränderung mich aus dem Naterlande trieb. Er wartete einen Moment aus eineAnt wort, dann fuhr er fort: Ich gehe von hier, weil mich ein großes schweres Leid betroffen hat, das ich, wenn ick bliebe, nicht zu bewältigen vermöchte; und ich wünsche nicht, darunter zusammen zusinken, ich möchte lieber, wie Sie sagen, meinen Lebensbcruf brav erfüllen, wie es einem Manne geziemt. Kein Mensch hat das Recht, zu seinem Schöpfer zu sagen: „Meine Last ist schwerer, als ich zu tragen vermag." Ist das nicht Ihre Ueberzeu gung? ' Sie ist es. Meinen Sie nicht, daß ich recht thue, indem ich auf diese Werse einem unver meidlichen Uebel begegne und es zu über winden suche? Ist es unvermeidlich? Still! sagie John leidenschaftlich, fast wild. Rechten Sie nicht mit wir darüber Sie können nicht urtheilen Sie wis sen nicht Altes. Es ist genug, ich muß gehen! Wenn ich bliebe, würde ich mich selbst verlieren, unwürdig werden—Ver zeihung! Ich habe kein Recht, so zu Ih nen zu sprechen, doch Sie nannten' mich Ihren Freund, und ich wünschte, Sie möchten meiner immer mit Güte gedenken weil ich weil Seine tiefe Bewegung übermannte ihn, seine Stimme erstarb, es war nur ein Hauch noch, der in ihr Ohr, ihr Herz tönte: Ursula, Gott segne Dich und schütze Dich - wohin ich immer gehen möge! John, bleibe hier! Ein leiser, schwacher Ruf war es, doch er hörte ihn fühlte ihn. In der Stille der Dunkelheit schmiegte sie sich an ihn, und er nahm sie an sein großes, rei ches Herz, in den Schutz seiner treuen, un endlichen Liebe nahm er sie, für immer und in alle Ewigkeit. Alles war zwischen ihnen gesagt und erklärt, und was auch die Welt urtheilen mochte, in Gottes Augen waren sie eben bürtig und sie empfing eben so viel, als sie ihm gab. Als Joel die Lichter gebracht hatte, schien Alles vor meinen Augen in einem verblendenden Glänze zu schwimmen. Dann sah ich John uns Uciula aufstehen. Ihre Hand haltend, s ihrte er sie durch das Zimmer; er trug sein Haupt höherund stolzer als sonst, seine Augen strahlten, seine ganze Erscheinung gab das Bilo ei neS Mannes, der vor aller Welt erklärt: Sie ist mein, mein eigen! Nun? sagte mein Vater, erstaunt auf sie blickend. John sprach leise und abgebrochen: Wir haben keine Eltern, weder sie noch ich. Abel Fleischer, gebt Ihr Euren Se gen, denn sie hat eingewilligt, mein Weib zu sein. Und der Gre.s segnete sie unter Thrä nen. Das Wetter ist eigenttick? zu feucht für Dich zum Ausgehen, Pbineas, und den noch würde es mir lieb sein, Dich an mei ner Seite zu haben. John hatte einen schweren Gang vor. Er wollte heute Richard Brithwood, Ursu la's rechtmäßigem Vormunde und Bevoll mächtigten mittheilen, daß diese ihm ihre Hand zugesagt habe ihm, John Hali fax, dem Lohgerber. Er bestand darauf es an dem nächsten Tage zu thu, nachdem er volljährig geworden war, gerade eine Woche nach seinem Verlöbniß, am neun zehnten Juni im Jahre eintausend acht hundert und eins. Wir erreichten bald das Eisengitter vor dem Mythe - Hause. John zögerte ein Wenig, dann klingelte er mit sicheier, fe ster Hand. Erinnerst Du Dick des letzten Males, als wir hier standen, John? Gewiß. Doch das glückliche Lächeln schwand bald von seinen Lippen, die fest ausein ander sich schlössen und von einem fast schmerzlichen Ernst umdüstert wurden. Er war ja nicht nur cinLicbcnder, er war ein Plann, und kein Mann konnte unbewegt dem entgegengehen, was ihn vermuthlich in diesemHauje und beimUebeibringcn sol cher Kunde treffen würde. Man bekam schon eine Ahnung von dem Empfange, wenn man den bedeutungsvollen Seiten blick des Dieners sah, als er den Namen „Herr Hallsar" höite. Herr Brithwood ist sehr beschäftigt es wäre besser, Sie kämen morgen wieder, mein Herr, erwiderte der Ticner, der ziemlich vertraut mit seines Herrn Ange legenheiten zu sein schien. Ich bedaure zu stören, dennoch muß ich Herrn Brithwood noch heule sprechen. Und voller Entschietenbcit folgte Ivb dem Bedienten in den großen, leeren Spei sesaal, wo wir uns aus rolhsamnitene Ses sel niederließen und die großen Hirschge weihe, die silbernen Kanven und Trinkge schirre betrachteten, dann den Trosse! zu sahen, die d'raußen über den nassen Gra splatz hüpften wir hatten Muße dazu, während des Verlaufes von einer Viertel stunde . So kommen wir nicht zum Ziele, sagte John, ruhig genug, obwohl seine Hand weniger fest war, ais er die Klingel jetzt erfaßte. Haben Sie Ihrem Herrn meine Anwe senheit gemeldet? Ja, Herr. Das höhnende Lächeln, welches auf dem Gesicht des Dieners lag, schwand schnell dahin. Wann kann ick das Vergnügen haben, Herrn Blithwovd zu sprechen? Er sagt, Sie müßten ihm Ihr Anlie gen durch mich bestellen lasten. Man konnte sehen, Ivb kämpfte et was nieder, etwas, das Ursula's Verlob ten, ihres künstigen Gallen unwürdig war. Sagen Sic Ihrem Herrn, mein Ge schäft lönne nur mit ihm selbst abgemacht werden, und ich müsse daraus beharren, ihn persönlich zu sprechen; wenn die Sache nicht so wichtig wäre, würde ich ihn gewiß nicht belästigen. Sehr wohl, mein Herr. Nach kurzer Zeit brachte der Diener die Nachricht, Herr Brithwood würde für! fünf Minuten in der Ecrichtsstube zu sprechen sein; er bäte uns, ihm zu folgen. Als wir noch einmal den Hos überschrit ten, verließen ihn soeben zwei Damen zu Vierde, von denen die eine John lächelnd Kußfingcr zuwais. Wir kamen nach dem kleineren Gebäude, in welchem Richard Brtthwood, vcrsorglicherWeise von seinem stattlichen Wohnhause geschieden, seine Gerichtsstube hatte. In dem Vorzimmer saß ein junger, kräftiger Bursche, wahr scheinlich ein Wilddieb, mit schweren Fes seln belegt, und einem fccchen, heraussor dernden Blicke in den jungem Gesichte, bei derThür stand ei wcincndesMidchen, sie Halle ein Kind in ihren Annen und Gott sei ihr gnäoig keinen Ring an ihrem Finger. Ein anderer übel ausse hender Trunkenbold lallte mit schwerer Zunge die Bitte um „einen Tropfen zum Trinleu." Das waren Leute, iiber welche Richard Britbwood, Csgrure, richterliche Obrigkeit der Grafschaft, ein Urtheil sprechen und Strafe verhängen sollte, mit voller Un Parteilichkeit und nach seiner Kenntniß der Landcsgcsetze. Er satz hinter seinem Alienlisch, durch und durch eine EcrichtSpcrsen, und tik t rte seinem Schreiber mft einem solchen GeschüstSciser, daß wir Beide eintraten uns John schon das Zimmer durchschrit ten hatte, ehe er uns bemerkte oder be merken wollte. Herr Brithwood! O Herr Halisax! Guten Morgen! John erwiderte die Begrüßung, die un sehlbar zeigen sollte, daß der Spender kei nen Groll mehr hege, daß es in der That sür eine so würdevolle Person wie Richard Brithwood, Esquire, und mehr noch in seiner Stellung als Obrigkeit, unmöglich war, gegen eine so viel untergeordnete Persönlichkeit, wie John Groll zu empfinden. Ich wünschte Sie aus einige Minuten zu sorechcn, Herr Brithwood. Gewiß gewiß; reden Sie! Ich bin ja hier, um Jedem mein Ohr zu len Herr. Entschuldigen Sie, es ist eine Privat angelegenheit, sagte John aus den Schrei ber blickend. Es giebt hier keine Privatangelegenhei ten, erwiderte der Squire stolz. Dann will ich an einem anderen Orte mit Ihnen sprechen; aber ich muß die Ehre haben, mit Ihnen zu reden, und zwar sogleich. Ob Richard Brithwood von einer leisen Furcht ergrissen wurde, das mocklc er am besten wissen, ob etwas in John's Wesen ihn zur Höflichkeit zwang, wie der Stärkere immer der Herr des Schwächeren ist, ver mag ich nicht zu sagen, doch er gab dem -chreiber ein Zeichen, das Zimmer zu ver lassen. Und, Jones, schicken Sie alle die Ande ren in's Gefängniß zurück, dis morgen! Bei meinem Leben; Es ist fast drei Übr; ne können doch nicht verlangen, das; ein Herr sein Mittagessen wegen ihrer ver säumt diese gemeinen Burschen! Ich vermuthe, er meinte nur die Schul digen d'raußen, wir wenigstens wollten es so nebmcn. Es wird nicht lange Zeit erfordern. Es ist nur eine reine Form, welche ich indessen gegen Sie zuerst zu erfüllen mich verpflich tet fühlte. Herr Brithwood, ich habe die Ehre, Jbnen eine Bolschaft von Ihrer Eousine, Fräulein Ursula March, zu über bringen. Sie geht mich nichts mehr an, ich will sie niemals wiedersehen, die die Hexe! Ich muß Sie dringend bitten, alle der gleichen Bemerkungen zu unterlassen, wenigstens in meiner Gegenwart! In Ihrer Gegenwart? Und bitte, wer sind Sie, mein Herr? Sie wissen sehr gut, wer ich bin. O ja. Wie steht es mit der Lohgerbe rei? Irgend ein Handel abzuschließen mit Pferdehäuten? Es ist mir stets angenehm, mit Ihnen in geschäftlichem Verkehr zu sammenzutreffen. Aber was in allcrWelt kannten Sie sonst mit mir oder einem Gliede meiner Familie zu thun haben? John biß sich aus die Lippen. Das ganze Wesen des Squire's war um so mehr ausrcizend, weil es sich äußerlich in ten Schranken der Höflichkeit hielt, ich glaube kaum, daß eine entschiedene Grob heit ihn so verletzt hätte. Herr Brithwood, ich sprach nicht von meiner eigenen Person, nur von der Dame deren Bolschaft zu bringen ich mir die Ehre ahm. Diese Dame hat sich freiwillig von ihrer Familie getrennt, und ihre Familie kann ferner keine Gemeinschaft mit ihr haben, erwiderte der Squire stolz. Ich bm von dem Umstände unterrichtet, war die mit mindestens gleichem Stolze gegebene Antwort. Sind Sie das? Aber darf ich mir die Frage erlauben, welches Recht sie haben, mit Fräulein March's Privatangelegen heiten so bekannt zu sein? Ter Umstand giebt mir das Recht es war die Absicht meines Besuches, es Ihnen mitzutheilen daß ich in einigen Monaten ihr Gatte sein werde. John sprach mit einer so groben Ruhe, und Einfachheit, daß der Squire erst nicht seinen Ohren zu trauen schien, weil das Gehörte über sein Verständniß ging. Tann brach er in ein rohes, schallcndesGe lächter aus. Prächtig! Das ist der beste Witz, den ich jemals vernommen habe! Verzeihung! Ich spreche durchaus im Ernst. Pah! Wie viel Geld wollen sie erpres sen? Eine reizende Geschichte! Sie be kommen mich nicht dazu, den Unsinn zu glauben ha! ha! So verrückt kann sie nicht sein. Man weiß es, Frauen haben phantastische Einfälle und Launen, und Sie sind ein ganz hübscher, junger Mensch aber heirathcn! Bebend vor Wuth sprang John aus ihn zu, mit Donnerstimme schrie er: Herr sein Sie vorsichtig! Hüten Sie sich, meine Gattin zu beleidigen! John stand vor dem Elenden dem feigen, zurückbebenden Elenden er be rührte ihn nicht aber wie ein Rachecngel stand er mit seinem drohenden, gerechte Entrüstung tragenden Antlitz, mit seiner hohen, gebietenden Gestalt vor ihm, bis Richard Brithwood, in seiner innersten Seele erschreckt, eine Art Entschuldigung stammelie. Setzen Sie sich -- bitte, setzen Sie sich nieder, damit wir die Angelegenheit ruhig besprechen. John Halifax nahm seinen Platz wieder ein. Also meine Cousine ist Ihre Frau mir schien es, Sie sagten so? Sie wird es in einigen Monaten sein Wir haben uns vor einer Woche verlobt, mit der vollen Zustimmung ihrer nächsten Freunde, dem Doktor lessop und seiner Frau. Und der Ihrigen vermuthlich?—fragte Richard Brithwood mit all' dem Sarkas inuS, dessen sein bejchräntterVerstand hab hast werden kvnnle. Ich habe keine Verwandte. So glaubte ich stets verstanden zu ha ben. Und da dies der Fall ist, darf ich jetzt um den Giund Ihres Besuches fra gen? Wo ist Ihr Advokat, um den Hei rathscontract und alle näheren Bestim mungen festzusetzen, wo ist er junger Mann? Ha, ha! Ich möchte wirklich wis sen, was Sie mit mir, dcinVermunde und Rechisbeistand von Fräulein March, zu verhandeln haben. Durchaus nichts. Sie wissen, daß Fräulein March durch die Bestimmung ih res verstorbenen Vaters ganz frei über ihre Hand verfügen, nach ihrem Willen sich den künstigen Gatten wählen kann; sie hat gewählt. Doch da ich, gewisse Ver hältnisse anbetreffend, mit vollkommener Qffcnheit zu Werke gehen will, so kam ich, um ihnen, als dem Vormunde und Ver wandten von Fräulein March mitzuthei len, daß sie im Begriff ist, meine Frau zu werden. Er verweilte bei Nennung dcsNamens, als ob nur ihn auszuspiechen ihm Kraft und Ruhe verleihe. Darf ich jene „gewissen Verhältnisse" näher kennen lerne, fragte der Squire immer noch mit höflichem Spott. Sie sind Ihnen genugsam bekannt. Fräulein March besitzt Vermögen, ich habe keines; und obgleich ich wünschle, der Fall! wäre umgekehrt — obgleich es mich ab-! hielt, um sie zu werben, jetzt, da ich gc-! worden habe und angenommen bin, soll es mich nicht daran verhindern, sie zu hei ralben. Höchst wahrscheinlich nicht, höhnte Ri chard Brilwoov. John'S mit Macht niedergekämpfte Lei denschaft wuchs wieder empor. Ich wiederhole, daß es mir kein Hin dcrniß sein soll, mag die Welt darüber denken und reden wie es ihr gefällt, wir Beiden folgen einem höheren Gesetze. Sie kennt mich, soll ich zagen, ihr voll kommen zu vertrauen? Bin ich solch' ein Feigling, der nicht wagen winde, die Frau zu Heirathen, welche er liebt, weil die Menschen sagen könnten, er wählte sie ihres Vermögens wegen? Gewiß nicht, ! so erbärmlich bin ich nicht? Er stand, seine Hände fest auf den Tisch, stützend, und blickte dem Sanire voll in's Gesicht, der stumm und siarr über dieHes tigkcit des jungen Mannes war. Vergebung! fuhr John ruhiger sort. Vielleicht müßte ich auch ihre Verzeihung erbitt, deren Namen ich mit in den Streit veistocht; doch ich wünschte, daß Alles klar und geordnet zwischen mi. und Fräulein March'S einzigem Verwandten sei. Da Sie jetzt wisse, wie die Sachen stehen, so will ich Ihre kostbare Zeit nicht länger in Anspruch nehmen ich habe nichts mehr zu sagen. Aber ich, schrie der Squire, der endlich seinen verlorenen Muth wiederfand, dar er seinen Gegner das Feld Verlasien sah. Warten Sie noch einen Augenblick! John stand an der Thür still. Sagen Sie Ursula March, sie möge, wenn es ihr gefällt, Sie oder irgend einen anderen Taugenichts Heirathen das geht mich nichts an. Aber ihr Vermö gen ist meiner Verwaltung anvertraut nnd ist in meinen Händen. Macht ist Recht, und Besitzthum nenn Zehntel des Gesetzes. Nicht cinen Heller soll sie be kommen, so lange als ich es zurückhalten kann. Mit einer Verbeugung erwiderte John: Handeln Sie ganz nach Jbrem Belie ben, Herr Brithwood. Diesem Gegen stande galt mein Besuch nicht. Guten Morgen Als die schwere Gitterthür sich hinter uns gcschlcssen und wir die Landstraße betraten, athmete John freier. Das ist geschehen! nun ist Alles gut. Glaubst Du, daß er seine Drohungen erfüllen kann: bat er ein Recht dazu, John? Sehr wahrscheinlich, doch laß uns nicht darüber sprechen! Und erging mit leich tem Fuße dabin, als ob eine schwere Last von ihm gefallen sei, und Körper und Seele athmeten freier dem goldigen Son nenlichte, der duftigen Frische der Natur entgegen. Welch' ein wonniger Tag das ist, wie erquickend nach dem Regen; wie sie ibn genießen wird! Als wir durch die Stadt kamen, begeg neten wir Ursula und Frau lessop. Jetzt brauchten wir kein Zusammentreffen mehr zu scheuen. Hotd errathend blickte Ursula ihn an, doch eine Frage lag in ihrem Auge. Na türlich hatte er ihr mitgetheilt, wohin wir an dem Tage gehen wollten, ihr, die ja Alles, was ihn betraf, jetzt zu wissen das Recht hatte. Ja, Ursula, es ist Alles geordnet; Du brauchst Dich nicht zu beunruhigen. So sah sie wahrlich nicht aus. Nicht die geringste Furcht oder Unruhe, nur die höchste Befriedigung, das innigste Ver trauen leuchtete aus ihren klaren Augen. John legte ihren Arm in den seinen und mit einem glücklichen Lächeln sagte er: Komm', jetzt haben wir nicht mehr nö thig, die Augen und Zungen von Norton Bury zu fürchten. Sie gingen in tiesem, ernsten Gespräch vor uns her, während Frau lessop folgte. Gott segne die lieben Herzen, sagte die alte Dame, nun mir sind Alle einmal jung gewesen. 'Nicht Alle, meine votressliche Frau, nicht Alle, dachte ich bei mir. Gewiß, es war eine Herzensfreude, Ur sula und John beieinander zu sehen, wie es immer erquickend ist, in dem schärfte Getreibe der Welt eine wahre, reine Liebe im Morgensonnenschcin ihres Glückes zu erschauen Es war schön, aus jeder Li nie ihrer Gesichter den Segen des Natur gesetzes der Liebe zu lesen, der Liebe, die in der Jugendzeit erblüht, frei von allen sentimentalen Uebertreibungen, Thorhei ten und Täuschungen ist, einer Liebe, die gleich wahr und rein, auf gegenseitige Hochachtung begründet, die Herzen zusain-: mengeführt hat, damit sie dann auf ewig durch das heilige, von Gott eingesetzte Band der Ehe verknüpft werden. Mir kamen über die Felder nach Frau lessop's Haus zurück, um dort den Thee zutrinken. John ging gewöhnlich jeden Abend hin, obgleich man durchaus diese Besuche kein „Hofmachen" nennen konnte; nichts lag seinem Benehmen, dem ganzen Sein Beider, serner. Sie waren zwei sehr rnbige Verlobte, die niemals ein gro ßes Wesen von ihrer Liebe vor Anderen machten. Kein Flüstern in Zimmerecken oder Wegstehlen bei m Spaziergange; le ne öffentlichen Beweise der Zärtlichkeit, d uen süßer Reiz gerade in dem Heftighal len liegt, das die Gegenwart eines Trit ten ausschließt keine coq netten Anfor derungen, keine Versuche, die Macht der gegenseitigen Liebe zu erproden durch diese kleinen Zwistigkciten, welche vielleicht die Leidenschaft neu anfachen mögen, doch gewiß der Tod jeder wahren Liebe sind nein, von dem Allen gab es bei John und Ursula nichts. Unser junges Brautpaar war ein sehr wohlerzogenes, dessen Nähe Niemand Beschwerde verursachte. Ursula saß gewöhnlich mit einer Handarbeit be schäftigt, während John der guten Haus wirlhin allerlei kleine Gefälligkeiten er wies; doch was er auch vorgenommen, womit er beschäftigt sein mochte, bei der geringsten Bewegung Ursula's, bei dem leisesten Ton ihrer Stimme sah ich seinen Blick sich zu ihr wenden, als ob doch alle seine Gedanken bei ihr wären, bei ihr, dem Sonnenlichte seines Lebens. An diesem Abend schien mehr als je mals früher dieses zarte, unsichtbare Band sie zu umschließen, obwohl sie wenig mit einai der sprachen und sogar an verschiede nen Seiten des Theetischcs saßen; doch wenn sich ihre Augen begegneten, so war es mit einem Blicke so innigen Einvcr lländnisses, aus dem nichts als Glück, Liebe, Friede sprach. Er hatte ihr gewiß erzählt, was ihm heute begegnet, und sie war vollkommen zufrieden mit seinem Handeln und dem Endresultate. Mehr vielleicht, als ich es war; ich wußte zu gut, wie klein John's Einkom men sein würde, ohne die Interessen von Ursula's Vermögen, und ich sorgte mich, wie er sollle bestehen können; doch eigent lich war das seine Angelegenheit, ich hatte kein Recht, mich hineinzninischen, wohl gar meine Zweifel und Besürchtnngen laut werden zu lassen. Wir saßen Alle um den Tbeetijch im fröhlichen Gespräch hcieinander, bis John ausbrach; denn wenn er auch noch so gern geblieben wäre, so ließ es seine Pflicht treue nicht zu, daß er die Stunden, welche er Abends noch einmal an meines Vaters Statt in der Lohgerberei zubrachte, jetzt versäumen sollte. Ursula begleitete ihn stets bis zur Hausthür, das war ihr Recht über das Niemand scherzte oder ihr zu nehmen strcvte. Als sie zurückkehrte und vielleicht war sie heute ein Paar Minuten länger geblieben, als durchaus nölbig war lag ein wunderbares Leuchten auf ihrem jungen Angesicht; trotzdem lauschte sie mit einer Aufmerksamkeit und einem Ernst, der meine volle Bewunderung erweckte, ei ner langen Abhandlung von Frau lessop, über die beste und billigste Art zu backen und Früchte einzumachen. Du weißt, meineLicbe, es ist jetzt Deine Pflicht, Dich um alle s.lche Tinge zu be kümmern und sie zu lernen. Ursula bejahte es, doch ließ sie den Kops dabei etwas sinken. Ich versichere Sie sich zu mir wen dend das gute Kind kommt jeden Tag in die Küche ruhig, Ursula, Herrn Fleischer kann man Alles anvertrauen. Und warum eine Dame beschämt sein sollte, zu wissen, wie ein Mittagessen be reitet und ein Hausstand geführt wird, das lönnte ich nicht begreifen. Im Gegentheile, sie muß stolz über sol che Kenntnisse sein - so denkt John auch. Bei meiner Antwort irrte ein schwaches Lächeln um Ursula's Lippen, aber ihre Wange war höher gerathet, ihr Blick nach denklicher, als es eigentlich der Gegen stand unseres Gespräches rechtfertigte. Ich überlegte, wie ich Frau lessop von der Unterhaltung abbringen könne, als sie durch einen plötzlichen Eintritt unterbro chen wurde, der uns Alle wie ein Blitz strahl überraschte. Fortgestohlen? fortgestohlen; wie mein Gemahl sagen würde. Da lomme ich in Dämmerung und Nebel, durch all' die Straßen den weiten Weg her Wie be findet sie sich, wo ist sie, iua petita? Caroline! Kommen Sie her! Ich habe Sie seit ei ner Ewigkeit nicht gesehen. Lady Caroline küßte Ursula nach ihrer lebhaften französischen Manier aus beide Nangen; ob diese dcnKuß erwiderte, kann ich nicht mit Bestimmlheit sagen. Peizeihung, Frau lessop! Wie geht es H)n.n, meine Liebe? Ursula sind Sie nicht >i oh, mich hier zu sehen? Sc hr frph!