OCR Interpretation


Der Deutsche correspondent. [volume] (Baltimore, Md.) 1848-1918, June 26, 1874, Image 1

Image and text provided by University of Maryland, College Park, MD

Persistent link: https://chroniclingamerica.loc.gov/lccn/sn83016118/1874-06-26/ed-1/seq-1/

What is OCR?


Thumbnail for

3V. Jahrgang.
Uebersicht der wichtigste Creig.
isse.
Die Somincrialson hat jetzt offiziell ihren
Anfang genommen; das Capital steht ver
kaum hatte der Präsident die letzte
Bill unterzeichnet, so waren auch schon die
xosser für die und die
Abrcife würde unbedingt aniMttnvoch erfolgt
fem, wenn nicht ganz unerwartet
eneral-Postmtifttr r-su
abgedankt und den Präsidenten genöthigt
hatte, noch einige Tage länger zu verweilen,
um die Stelle zu besetzen, was bereits an
demselben Tage durch Ernennung des Con
greßgliedes General Eugene Hale von Maine
geschah. Maryland hat demnach vorläufig
telncn Vertreter im Cabinette mehr, nnd diese
Thatjache wird ans die Gruppirnng der radi
kalen Fraktionen unseres Staates künstip vsll
einigem Einflüsse sein. Was Hrn. Creswell
bewogen Hai, seinen ehrenhafte,i Posten, den
er über fünf Jahre unter allen Wechselsällen
des Cabinettes behauptet hat, jetzt auszuge
> ' klar; seine Beziehungen zu
dem Präsidenten und zu seinen College wa
iku augenscheinlich die besten; Gesundbeits
rnckfickFeu welche gewöhnlich genannt wer
ben, waren es auch nicht und so mußten
denn die Privatverhältnisse herhalten. Fast
könnte man glauben, daß auch unsern speziel
len Landsmann das
Brasidentschafts-Zficber
angesteckt habe, welches jetzt unter den repub
likanischen Politikern allenthalben grassirt;
dann märe seine Abdankung sofort nach seiner
Rechtfertigung durch den Congrcß ein Zug
schlauer Politik gewesen. Denn fortan müs
sen die Aspiranten aus die in ungefähr zwei
Jahren zu machende Romination deutlich her
vortreten und ihre Macht entfalten. Creswell
würde, wenn er noch ein Jahr im Amte ge
blieben märe, jedenfalls von einem seiner Ri
valen im Congresse durch irgend eine „Ent
hüllung" kalt gestellt worden sein, diese ist
setzt nicht mehr möglich. Der Ex - General-
Postmeister kann sich aus seine gute Verwal
tung, auf seinen ehrenvollen Abschied berufen
und seiner Zeit ohne Furcht und ohne Tadel
in die Schranken treten. Wir sollten uns
durchaus nicht wundern, wenn es lo käme.
Als republikanische Aspiranten im Congresse
werden außerdem noch Morton, Conkling
undßlaine genannt, man glaubt aber bereits,
daß sich alle Drei durch ihr Verhalten zn der
Courant - Frage unmöglich gemacht haben;
dann bliebe den Republikanern nur noch der
dritte Termin,
und dieser wird vor alten Dingen jetzt eine
Zeitlang agitirt werden. Mit der Agitation
dürfte es aber doch einen Haken haben. Das
einzige Agitationsmittel ist seit Abschaffung
des Frankatur - Vorrechtes dle solide, wohl
situirte Presse, und unter den etablirten Zei
tungen des Landes ist bis jetzt noch keine ein
.zigc für den dritten Termin aufgetreten.
Außerdem besitzt Hr. Grant in seiner Partei
lange nicht mehr die relative Stärke, welche er
noch vor einem halben Jahre besaß, und der
'Aussall der nächsten Congreßwahlen dürste in
Folge dessen für diePräsidentcnmacherci maß
gebend werden. Der„?!.-?).Herald"ift nun der
Ansicht, daß Gram, im Falle der dritte Ter
min in dicßrüche gehen sollte, seincnSchöpfer
nnd Macher, Elihu Washburne, jetzt amcri
lanijcheii Gejandten in Paris, nominiren
werde; aber es wäre auch möglich, daß Cres
well sein "jillwer" erhielte, wenn Washburne
mchl ziehen sollte; so darf man deshalb im
mer gefaßt sein, Hrn. Creswell, der vorgestern
in s Privatleben zurückgetreten ist, über kurz
oder lang noch einmal vor deni Publikum zu
sehen.
Kurz vor Vertagung des Congresses hat
sich Präsident Grant noch eine empfindliche
Niederlage im Senate geholt, indem er den
von einem Untersnchungs-Comite überführten
RingmeisterShephcrd abermals an die Spitze
der Verwaltung des Distriktes Columbia
stellte, welche Ernennung ,edoch in einer so
schroffen Weise verworfen wurde, daß diese
Verwerfung einem icharsen Tadel gleich sieht.
Man zerbricht sich vergeblich den Kops dar
über, was den Präsidenten zu diesem fast des
peraten Schritte bewogen haben konnte und
die Auffassung, daß der Präsident mit den
des Distrikls-Ringes eng ver
wandt ist, so daß er mit dem „Ring" stehen
und fallen muß, gewinnt, trov ihrer Unge
hcuerlichkcit, an Boden. Man wird sich erin
nern, daß in der Untersuchung mehrfach cin
gehcimnißvollerGrundbesitzer genannt wurde,
dessen Namen die Agenten um keinen Preis
kiithüllten; wenn Grant dieser geheimuißvolle
Grundbesitzer wäre ? In Washington ist
heut zn Tage Alles möglich.
Der <?indruv, in Washington.
welcher während der tttztenMoiucke untersucht,
aber durchaus nicht ausgeklärt wurde, soll jetzt
vollständig enthüllt werden; wir können schwer
lich glauben, daß der Schatzamts Sekretär,
wie sehr er auch den gutenWillen haben mag,
wagen wird, dieses zu thun. Jedem Denken
den ist heute schon klar, daß Whitley und
Nettleship, welche die Geldjpinde sprengen lie
ficii, nur Werkzeuge waren, und wenn es so
weit käme, dag ihre Auftraggeber cuthüllt
würden, dann dürfte die Welt laubereSachen
erfahren. Jedenfalls ist dieser Scheineinbruch,
welcher geschah, um einen ehrenhaften Gegner
zu verdächtigen, der nichtswürdigste Streich
unierei- Zeit.
Tic Krisis in Frankreich ist noch nicht zn
Ende; augenscheinliü wagt keine Partei, die
Verantwortlichkeit dafür zn übernehmen, dic
Sache zum Klappen gebracht zu haben. Ein
kleines Ereigniß war am letzten Mittwoch die
Feier des Geburtstages von General Hoche,
bei we'.cher Gambetta die Festrede hielt. Der
'Redner hielt sich in den Grenzen der Mäßig
keit, was bei dieser Gelegenheit nm so mehr
am Platze war, da der Contraü zwischen dem
eiinachen General der Republik und dem Re
yublikenmörder Bonaparte immerhin ein
scharfer werden mußte. Gainbctta machte ans
die Gefahren aufmerksam, welche die Republik
auf's Neue bedrohen, und beschwor die Po
litiker, dic Republik endlich fest zu begründen
und gegen alle Angriffe sicher zu stellen. Die
gcachtetsten Blätter des Landes gebcn densel
ben Gesinnungen Ausdruck.
„Bien Public" bringt einen „Aufruf an die
höheren Classen der Gesellschaft," sich der Re
publik anzuschließen, damit diese sich mit Er
folgtes BonpartismuS erwehren könne, der
die Schmach Frankreich'S sei. Die „Repub
lique Fran<Mic" ruft den Männern des rech
ten Centruins zu: „Mögen die Doctrinärc
sich die Sache genau überlegen. Sie können
sich vor cinsm vollständigen Schiffbruch be
wahren. Aber die Zeit drängt. Sie müssen
ihr Heil nicht mehr von Parlamentarischen
Kunstgriffen verlangen, welche sich gegen sie
kehren. Sie müssen es im Lande allein suchen,
das es allein geben kann. Die Nattonal-
Versanimlung liegt am Tode. Bald wird sie,
was man auch thun mag, in die Nacht des
Grabes hinabgeworfen werden. Mögen die
wahren liberalen Geister die letzte Frist be
nutzen und ihren Frieden mit dem allgemeinen
Stimmrecht abschließen. Mögen sie sich kühn
Deneil anschließen, welche zu dem Lande ihre
Zuflucht nehmen wollen. Die französische
Nation wird ihnen dafür Dank wissen; sie ist
nicht rachsüchtig und könnte ihnen dies am
Wahltage beweisen. Schöne Tage können
noch für sie kommen. Aber sie dürfen nicht
zaudern. Ter Bonapartismus lauert auf sie,
und wenn sie zögern, so werden sie seine Beute
werden."
In Deutschland hat am letzten Mittwoch
die Untersuchung gegen den Corvetten-Capi
tän Werner ihren Abschluß gefunden und der
Capttän ist von dem Kriegsgerichte zu Gefäng
nißhaff verurlheilt worden. Daß diese Ange
legenheit sich fo lange hingezogen hat, bemerkt
der „D. R.-C.," ist theils dadurch geschehen,
daß von einer Seite der Einwand erhoben
wurde, dieselbe sei von fo geringer Wichtig
keit, daß sie eigentlich durch die Abberufung
des Capitäns Werner von feinem Posten schon
zur Genüge gesühnt fei, zum Theil war aber
auch der Umstand hinderlich, daß es den Vor
schriften über die Zusammensetzung der Kriegs
gerichte insofern unmöglich war, zu genügen,
als in Wilhelmshaven, dem Ort, wo das
Kriegsgericht hätte zusammentreten müssen,
die hierzu erforderlichen höheren Offiziere nicht
vorhanden waren. In Folge dieses letzteren
Umstände namentlich ist dic Forlführung der
Untersuchung dem General Conimando des
10. Armeecorps übertragen worden, und war
demzufolge das Kriegsgericht unter dem Vor
sitz des cominandirenden Generals des 10.
Armeecorps zusammengesetzt aus zwei Gene
rallieutenants, zwei Generalmajoren, zwei
Obersten, zwei Oberstlieutenants u. f. w.
Capt. Werner wird in seiner jedenfalls kur
zen Gefängnißhaft ebenso die Sympathie der
ganzen Welt, welche seinem mannhaften Be
nehmen applaudine, haben, wie sie Paul
Lindau hatte, welcher kürzlich aus eine An
klage, die in unseren Tagen ein Anachronis
mus ist, in Berlin in's Gefängniß wandern
mußte. Der Zopf hängt ihnen in Deutsch
land eben noch immer hinten, trotzdem sie sich
in den letzleren Jahren so flink um und um
gedreht haben.
' In Fulda zur Zeit die deutschen Bi
schöfe, u.n die Situation zu berathen. Die
Klrchengesetze werden an vielen Orten Deutsch
land's mit einer lächerlichen Strenge voll
zogen, so daß selbst kirchenfcindliche Blätter
anfangen, sich über dieses Bütrcllhum zn
moguiren. Der Prozeß von 10 Schulmäd
chen in Fulda, welche dem der Haft entlasse
nen Domkaplan Weber das Geleile bis nach
,einem Haufe gaben, hm auch >n weiteren
Kreisen Aussehen erreg,. Der „N. Frks. Pr."
wird darüber geschrieben: „Wenn ein derarli-
ges Vorgehen gegen zehn kaum dem Kinde,
alter entwachsene Mädcbe aerobe lfi den na
tionallibcralen Kreiie bftc hiesigen Bevölke
rung schon allgemeines Mißsallen erregt hatte,
so wtttde dasselbe noch dadurch erhebiich ge
steigert, daß durch die nothwendige Frei
sprechung derselben der Sache de Staate
nur geschadet und aus diese Weftedrr Triumph
der Ultramonlanen vk-rmchrt werden sollte.
Denn gant abgesehen davon, daß eine Em
pfangnahme durch 10 Mädchen gewiß nicht
als ein öffentlicher Aufzug im Sinne der ge
dachten Verordnung zu betrachten ist, konnte
man mit noch größerer Gewißheit voraus
setzen, daß denselben dic znr Erkenntniß ihrer
strafbarkeil erforderliche Einsicht gebrach.
Ferner waren auch noch nenn Banern von
Dipperz wegen desselben Vergehens ange
klagt. Dieselben hatten nämlich ihren ge
sperrten Pfarrer Heftrich bei seiner Verhaf
tung bis an die Gefäiignißpforte keglettct,
ohne die nach dem Gesetze erforderliche Ge
nehmigung der Polizeibehörde dazu eingeholt
zu haben. Selbstverständlich nahm auch hier
das Gericht an, daß nicht im Entferntesten
die Bildung eines öffentlichen Anfzngs i.fi
Sinne des Gesetzes vorliege ufid sprach die
selben ebenfalls frei: Es ist kaum zu beschrei
ben, wie nachlbeilig ein solches blindes Vor
schrciten gegen dergleichen kindische Demon
strationen, über die ein jeder vernünftige Li
berale der Stadt mitleidig die Achsel zuckte,
wirkt. Warum einen solchen Staub auswir
beln wegen eines Sturmes in einem Glase
Wasser'? ! Daher kam es auch, daß einer
der anwesenden Kleriker bci'm Hinausgehen
aus dem Gerichtszimmer in dic hohniscden
Worte ausbrach: "Narturiuat montes, nas-
Vermischte
Der Karlistcnkrieg dauert noch immer fort,
trotzdem dic Rückkehr des Don Carlos nach
der Schweiz bereits avisirt worden ist.
Holland hat wieder einmal eine Minister
knsis. Zwischen der Türkei und Pcrsicit
drohen Verwickelungen.
Das Conrant-Gesetz.
„Tie Löwenhaut ist abgeworfen," schreibt
die „?!.-?). Tribüne," „denn dcrPräsidcnt hat
die Finanz-Bill unterzeichnet."
Das neue Gesetz verfügt!
1., die Vermehrung des Papiergeldes von
§350,000,000 auf §332,000,000.
2., verspricht dasselbe zum zweiten Male
seit dem Kriege, daß ferner keine Vermehrung
stattfinden soll nnd verlangt, daß es nicht ohne
Einwilligung des Eongresscs rcduzirt werden
darf.
3., wird der Unterschied zwischen „Grcen
back"u. Nationolbank Noten thatsächlich aus
gehoben, indem nicht ferner gefordert wird,
daß „GreenbackS" einen Theil der Bankreserve
bilden.
4., dasselbe rcduzirt die Reserven, welche
dicNationalbankcn zn halten gezwungen sind,
auf 5 Prozent nnd fügt ans diese Weise der
thatsächlichen Cirkulation weitere §30,000,000
hinzu.
5., verfügt es, H>55,000,000 Conrant von
den Banken des Ostens nach dein Westen zu
übertragen.
Blicken wir ans den Stand der Courant-
Angelegenheit während der letzten sechs Jahre
zurück, so finden wir, daß im Dezember 1868
der Congreß das Bundcsjckatzaiiit beschränkte,
„Legal-Tenders" auszuzahlen, indem die Cir
kulation aus §350,000,000 rcduzirt worden
war. Heute wird nun die Cirkulation ans
H 382,000.000 beschränkt. Sehen wir, wie
es mit dieser Beschränkung steht.
Seit der ersten Begrenzung der Papiergeld
Cirkulation hat die Nation, wenn man den
Schatzamtsberichten Glauben schenken darf,
§375,000,000 ihrer verzinsbaren National
schnld abgetragen, dabei blieben iinmer noch
etwelche Millionen Gold und Silber von Zeit
zu Zeit übrig. Anstatt nun dieses gemünzte
Geld zu nehmen nnd damit die Papierscheine
einzulösen, warf das Schatzamt sein Gold
auf den Markt durch nnd dessen Verkäufe gegen
Agio wurde das Papiergeld nur noch mehr
cntwcrthet.
Als Gen. Grant vor fünf Jahren Präsident
wurde, betrug die Papiergeld. Cirkulation
H3sK,ooo,ooo„Legal Tenders," H 293 ,000,000
Nattonalbaiiknoten und nm §37,000,000 in
kleinem Kroppzeug; was zusammen eine Pa
piergeld Cirkulation von §680,000,000 aus
macht. Heute, nenn Jahre nach dem Kriege,
haben wir eine Papiergeld - Cirkulation von
§779,000,000, darunter§3B2,ooo,ooo„Legal-
Denders," §350,000,000 Nationalbanknoten
und §47,000,000 IN Kleinpapier. Dieses ist
eine Vermehrung von vierzehn Prozent Wenn
das nicht „Inflation" ist, so wissen wir nicht,
was es anders sein könnte.
Ein Gutes kann das neue Gesetz möglicher
weise haben. Das Buiidesschatzamt kann
nicht ferner aus die Spekulation in der Wall
straße einwirken, indem es angebliche Reser
ven statt macht oder einzieht. Die Geschäfte
werden sich unter der neuen Akte etwas bele
ben, aber es wird die Lebendigkeit des Todt
kranken sein, dem man ein starkes Stimula
tionsmiltel eingegeben hat. Dic vielverhei
ßcne Rückkehr zur Hartgeldzahlung ist jedoch
aus lange, ja, unbestimmte Zeit verschoben
worden. Graut hat sich mit Morton ausge
söhnt und die Jnflationistcn werden ihm jetzt
zn Ehren ein gemästetes Kalb schlachten, mög
lichcrwcise das goldene Kalb Jones von Ne
vada.
Ter Durchgang der Bcnns.
Seit Jahr und Tag veswäfttgt die Astro
nomeii unserer Tage ein Ereigmß, welches im
Dezember dieses Jahres der Berechnung zu
folge eintreten muß und durch welches man
die Entfernung der Erde von der Sonne ge
nau festzustellen gedenkt, nämlich der Durch
gang der Venns oder der Transit dieses Pla
netes über die Sounenschcibc. Da die Pla
neten sämmtlich sich in elliptischen Bahnen
um die Sonne bewegen, so kommt es nämlich
mitunter vor, daß die zwischen Erde und
Sonne hindurchgehenden Planeten eine solche
Richtung nehmen, daß sie für die Bewohner
der Erde dic Sonnenjchcibe lheilweisc be
decken, also verfinstern. Ter erwartete Durch
gang der Venus ist deshalb nur eine Sonncn
vcrfinsteruiig, welche anstatt, wie gewöhnlich
von dem Monde, diesmal durch die Venus
verursacht wird. Seil Jahrhunderten hat
man diese Durchgänge beobachtet, aber erst im
vorigen Jahrhundert begann die Wissenschaft,
die Beobachtungen znr Basis ihrer Berech-.
nuiig der Entfernung unseres Planeten von
der Sonne zu machen. Im Jahre 1709 wurde
der Venus-Durchgang von 59 Stationen aus
beobachtet, fast alle europäischen Regierungen
hatten wissenschaftliche Exkursionen zn diesem
Zwecke aiisgejandt, da aber unter denselben
kem Einvernehmen getroffen war, so fielen die
Berechnungen sehr verschieden ans, indem'die
Einen den Augenblick, an welchem die Ränder
der beiden Disken sich berührten, zum Aus
gangspunkte ihrer Berechnung machten, wäh
rend dle Anderen warteten, bis die Scheiben >
sich deckten. Die Einen berechneten die Ent
fernung der Erde von der Sonne aus 87.890,-
870 Meilen, ein Paar Zoll mehr oder wem
ger zugegeben; die Anderen jagten, die rich
tige Entfernung sei 108,984,500 Meilen. Im
Jahre 1822 nahm der deutsche Astronom Enke
die Sache aus; er rechnete und rechnete und
stellte schließlich die Entfernung der Erde von
der Sonne aus 95,274,000 Meilen fest; kaum
hatten die Schulmeister ihre Hefte dahin cor
rigiri, so kam Hansen mit einer anderen Be
rechnung heraus, die es um 4 Millionen bil
liger that und die Sonnennähe auf 91,059,-
000 Meilen fixirte; andere Astronomen haben
auch Hansen's Ruhm nicht schlafen lassen
und so ist man endlich übereingekommen,
92,000,000 Meilen als die ungefähr genaue
Entfernung oer Erde von der Sonne anzu
nehmen. Diese Frage soll nun durch die
nächste Beobachtung definitiv festgestellt wer
den; man hofft um so mehr auf ein günstiges
Resultat, da seit 100 Jahren die astronomi
schen Instrumente außerordentlich vervoll
kommnet worden sind. Fast alle anständigen
Regierungen, die deutschen Kleinstaaten und
Monaco natürlich ausgenommen, haben be
schlossen, das Ereigniß durch ihre Gelehrten
genau beobachten zu lassen. Rußland hat
über ganz Siberien Bcobachtungsposten pro
jekttrt, England und das deutsche Reich
schicken ihre Gelehrten nach Australien und
die Ver. Staaten lassen ihre Gelehrten ihr
Glück auf den entfernten Südsec Inseln ver
suchen. Das Kriegsschiff „Swatara", wel
ches vor einigen Tagen nt der Beobachtungs-
Expeditton abfuhr, wird seine erste Parthie
aus den Crozet-Jnielu landen; dieses sind
kleine wüste Eilande im indischen Ozean,
1500 Meilen südöstlich vom Cap der gulen
Hoffnung. Man vermuthet, daß dieses der
beste Punkt sein wird und hofft, auch eine
englische Beobachlungs-Abtheilung dort zu
treffen. Die zwettc Abtheilung wird von dem
Kriegsschiffe in Hobart-Town an der süstöst
lichen Küste von Van Dieman's Land abge
setzt werden; eine weitere Anzahl Gelehrter
wlrd auf Auckland und die letzte Expedition
auf Chatham gelandet, einer wilden Insel,
welche von Menschenfressern bewohnt ist.
Hier geht das Kriegsschiff bis zum 20. De
zember vor Anker, von welcher Zeit an es die
einzelnen Posten wieder abHoll. Ucber'sJahr
um diese Zeit werben wir also genau wisse,
wie weit dic Erde von der Sonne entfernt ist
und die Gelehrten werden ein neues Zanl
objett gesunden haben.
Der Achtb. Henry L. Dawes hat nach einer
aus Spring siel d, Mass., eingelaufene
Depesche die Wicderernennung zum Kongresse
abgelehnr.
Tages-Neuigkeiten.
Die Geschichte vcm verlorenen Sohn
' erhielt vorgestern Abend in unserer Stadt eine
' furchtbare Illustration, bei welcher >eid die
versöhnenden Züge- welche auf den Seiten-
klügeln von Dubuse's Bild einen so wohlthu
enden Eindruck machen, fehlten. Abermals
ist der Sprosse einer der ersten Familien unse
rer Stadt zum Mörder geworden und erwar
tet die Strafe des Kapital-Vcrbrechers, es ist
der erste Fall dieser Art nicht, möge es denn
der letzte sein! Samuel McDonald, welcher
sich zur Zeit im Stadtgcsängnisse befindet
und demnächst wegen Mordes prozessirt wer
werden wird, ist der Sohn des bekannten
Millionärs, welcher vor etwa 10 Jahren starb.
Jung, kräftig, intelligent und wohlerzogen,
wußte der junge Mann seine Zeit und seine
Fähigkeiten nicht besser zn verwerthen, als in
Spielhöllen, schlechten Häusern ünd Schen
ken herumzulungern, Und während er bei den
ihm offen stehenden Gelegenheiten mit einiger
maßen gutem Willcit cin tüchtiges Glied der
Gesellschaft hätte werden könnenj sank er von
Stifte zu entehrte seinen Namen durch
alle möglichen Skaudäler, bis ihn cin unbe
wachter Augenblick mit dem Gesetze in Con
slikt brachte. Möge sein Schicksat eine War
nung für dic Goldjungcns werden, welche bei
der Leere ihres Kopfes nnd der Ocdc ihres
Herzens nichts Besseres anzufangen wissen,
als ihre schöne Jugendzeit in unwürdiger Ge
sellschaft, welche beständig an der Grenze des
Verbrechens steht, zu vergeuden.
Der Congrcß hat sich Dienstag Abend
vertagt und man muß es ihm zum Ruhme
acksagcifi daß tr in den letzten Stunden die
Grenzen des Schicklichen mehr beobachtet,
als dieses während der letzten zwölf oder fünf
zehn Jahre der Fall war. Auch in Bezug
aus seine 'Arbeit muß man den Congreß nach
träglich noch loben, so sehr man auch bisher
geneigt war, ihfi zu tadeln. Die Bills, in
denen kühne Griffe in die Taschen Onkel
projcktirt waren, sind größtcnlheils
liegen geblieben, und trotz aller Begehungs-
und Unterlassungssünden hat sich dieser Kör
per von der Nation noch !ine ganz anständige
Censur erworben. Es muß lobend erwähnt
werden, daß die Vcrwilllgungs-Bills auf die
möglichst geringen summen beschränkt blie
ben; wenn Gen. Garficld richtig gerechnet
hat, so betragen die Verwilligungcn über
§27,000,000 weniger, als im vorigen Jahre;
freilich ist dieses vor einer allgemeinen Con
greßwahl immer der Fall, daß die Appropria
tionen vermindert werden, damit die Herren,
weiche wiedercrwählt werden wollen, Etwas
zu ihren Gunsten fagen tonne. Der Con
grcß hat zahlreiche Untersuchungen angeord
net und verschiedene Skaudäler enthüllt. Die
„Lobby" hat gegen alle Befürchtung diesmal
schlechte Geschäfte gemacht. Zu bedauern ist
es, daß das Comite über Kriegsansprüche
nicht fleißiger war; von der großen Anzahl
südlicher Ansprüche sind nur wenig erledigt
worden und die Südländer brauchen ihr Geld
jedenfalls höchst nothwendig.
Bill übcr Utah ist in den letzten
Stunden Gesetz geworden, durch verschiedene
Amendements des Senates hat jedoch die Ge
walt, Unheil anzurichten, bedeutende Bcichrän
kling erhalten. Senator Thurman sprach es
mit dürren Worten aus, daß der ganze Zweck
dieser Maßregel der sei, Gerichtsgebllhren zu
erhaschen; durch die Amendements des Sc
natö wurde dieses saubere Plänchen, wenn
auch nicht vereitelt, doch wenigstens erschwert.
Die Civildien st reform bleibt in
Kraft, der Congreß hat aber keine Perwilli
gniilf gemacht, dieselbe durchznsühren. Gen.
Butler bemerkte dazu ganz treffend, das heiße
die Sache nicht morde, sondern sie sterben
lassen.
Gen.-Postmcistcr Creswell hat Mittwoch
vom Präsidenten seine Entlassung erbeten und
erhalten. Wie es scheint, war dieser Schritt
schon geraume Zeit beabsichtigt, die Unter
suchnng über die Post-Contrakte, welche von
einem Comite des Repräsentantenhauses ge
führt wurde, verhinderte jedoch denselben.
Vorgestern erstattete das Comite dem Hause
Bericht und sprach den Generalpostmeister von
aller Schuld frei, derselbe konnte deshalb ge
stern sein Amt ohne Furcht und Tadel nieder
legen. General Creswell war das einzige Mit
glied des Cabinettes aus Grant's erstckn Ter
min und scheint ein tüchtiger Beamter gewe
sen zu sein; er hat im Postwesen viele Rcfor
mcn eingeführt, die Abschaffung'deS Franka
tur-Privilegiums, die Postkarten, das billige
überseeische Porto sind sein Werk. Zahl
reiche Maryländcr Politiker werden heule
ziemlich „blau" d'rein sehen.
Nachdem der Präsident die Bill für die
Vertheilung der Genfer Entschä'-
digungs-Gelder unterzeichnet hatte,
schickte er dem Senat dic Ernennung folgen
der Herren zu Richtern des Conimissärs Ge
richts über die 'Alabama-Ansprüche ein, näm
lich: Hczekiah G. Wells von Mich., Martin
Ryerson von N.-J., Kenneth Raynor von
Mass., George W. Woodward von Penns.
und Ealcb Baldwin von Ohio. Ferner John
Davis von Mass., der der Aktuar jenes Com
missärs-Gerichts sein soll. Später zog er den
Namen Woodward's zurück und ernannte da
für den Wm. A. Porter von Penns., und die
Ernannten wurdev'vom Senat bestätigt.
In Montreal, Canada, wurde Mittwoch
der Johanncstag durch eine große Prozession
der Katholiken gefeiert, an welcher etwa 10,000
Personen, darunter 30 amerikanische Gesell
schaften, theilnahincn.
DerHühnerangenoperatcur Dr. Js a s ch ar
Zachari von New-lork, welcher für seine
der Union während des Bürgerkrieges im
Felde geleisteten Dienste nachträglich H4SMO
forderte, ist vom Congrcß Comite über Kriegs
ansprüche abgewiesen worden, trotzdem er
Certifikate von Lincoln, Seward und Stan
ton vorlegte.
Zur Rechtfertigung eines deutschen
Offiziers der Freiwilligen-Armee nahm
der Eongreß am letzten Dienstage folgende
Bill an: „Daß A. H. v. Lüttwitz, früherer
Premier Lieutenant im 3. Ver. Staaten-Ca
vallerie Regiment, welcher vom Vcr.Slaaten-
Dieiiste durch ein kriegsgerichtliches Urtheil
am 8. Juli 1870 kassirt wurde, seine Unschuld
gegenüber de Anklagen, auf welche hin er
kasfirt wurde, bewiesen hat. Dic Bill befiehlt
deshalb dein Kriegösekretär, den Hrn. A. H.
v. Lllttwitz mit leinem alten Range in die
reguläre Armee wieder aufzunehmen und die
Nccorde im Kriegsministern!! so unizuän
der, daß es erscheinen soll, als ob Lieutenant
w. Lüttwitz fortwährend im Dienste gewesen
sei." Capt. Lüttmitz diente zuerst in der Vo
lontär-Armee alsJngenieur Offizier, zeichnete
sich bei verschiedenen Gelegenheiten aus und
erhielt in Folge dessen später eine Stelle in
der regulären Cavalleric.
Bntler's Rede über die Ange berge
bühren beschäftigt die Presse noch immer;
man sucht jetzt die einzelnen Stellen hervor
und man muß sagen, daß jedes Wort von
Bedeutung und von Gewicht ist. So sagte er
U.A.: „Der geheime Angeber (ein Buchhalter
von Phetps, Dodge d- Co.)brachte Hrn. Jahne
cin Packet Briefe, welche einige der ersten
Frauen der Stadt New 2)ork compromit
tiren." Tie Erklärung dieser Andeutung ist,
daß dic jüngeren Mitglieder jener Firma mit
angesehenen Frauen Liebesverhältnisse unter
hielten und von denselben compromittirende
Briefe bekamen, dic auf diese Weife in die
Hände der Bnndesbeannen kamen und von
diesen Blutsaugern benutzt wurden, um unge
hcurc Summen ans den Kaufleuten heraus
zn pressen. Das Beste ist jedenfalls, daß .
der ganze Angeber-Skandal der Vergangen
heit angehört.
Was man auch gegen den dreiundvie r-
Zlgsten Congrcß sagen mag, wie sehr
man den Mangel an Muth, in vielen Angele
genheiten ein entscheidendes Wort zu sprechen,
zu bedauern hat, so darf doch nicht verschwie
gen werden, daß in dieser ersten Sitzung we
niger zweifelhafte Geschäfte gemacht worden
sind, als feit Jahren; auch sind die Verwilli
gungen in den Grenzen des Erlaubten gehal
ten worden und die Herren haben durch die
That gezeigt, daß sie Freunde und Anhänger
der Sparsamkeit sind. Der Kalender keines
von beiden Häusern ist mit schmutzigen Ge
schäften befleckt und es ist förmlich überra
schend, daß die Lobbyisten, welche wie Amei
sen und Maulthiere arbeiteten, nicht besseren
Erfolg gehabt haben. Die Erfahrungen der
letzten zwei Jahre, speziell die „Credit Mobi
lier" Untersuchung, die Janne und Sanborn
Untersuchung und die Enthüllungen über
den Distrikt Columbia haben ohne Zweifel
den Herren heiligen Respekt eingeflößt.
j Das Land ist gern berett, das Gute was die
Herren gethan haben, ob aus Furcht, ob ans
Eigennutz oder ob aus Liebe zum Guten
kommt mcht in Betracht, die Hauptsache ist,
daß es überhaupt geschah anzuerkennen.
In Folge der SP ar jamkei t s m a
rotte des "Congresses werden demnächst nicht
'weniger als vierhundertKanzlistcn in den ver
schiedenen Departements entlassen werden.
Dieses ist am Ende nur ein geringer Theil
des gefammten Personals; aber die vierhun
dert Entlassungen werden große Noth und
viel Kummer verursachen. Uebrigcns ist der
Congreß gleichzeitig so anständig gewesen nd
hat allen Denen, welche entlassen werden,
einen zweimonatlichen Gehakt verwilligr.
Gestern begann bereits die Guilliotine ihre
Arbeit. In dem Bureau des 2. Auditenrs
müssen 44 Clerks über die Klinge springen, 7
wurden bereits gestern von ihrem Schicksal ia
Kenntniß gesetzt.
Der Achtb. L. K. Baß hat das Amt eines
HütsS-schätzn in tsj eckretärs nbge
lehnt; das Gehalt ist ihm zu lumpig.
Baltimore. Md., Freitag, den 26- Juni 187-t.
Telegraphische Tepeschem
Europäische Kabelberichte.
Deutschland
Berlin, 19. Juni. Dic Kathedrale
von Posen hat sich geweigert, dem Befehl der
Regierung, einen General-Vikar zu erwählen,
Folge zu leisten. Dieselbe sagi, es existire
nach ihrer Meinung keine Vakanz im Erz-
Bischosssitz.
Bremen, 20. Juni. Znr Zeit findet
hier eine Ackerbau-Ausstellung statt. Zu den
heutigen Besuchern gehörte der König von
Sachsen. Unter den Ausstellern befinden sich
viele Amerikaner, von denen manche Preise
erhalten haben.
Bremen, 20. Juni. Der Senat gab
heute zu Ehren der Aussteller ein Bankett.
Der Kronprinz Friedrich Wilhelm vonDentsch
land erwiderte auf den zu Ehren des Kaisers
Wilhelm ausgebrachten Toast und sprach die
Hoffnung aus, daß die fremden Aussteller bei
der Rückkehr in ihrer Heimath die Versiche
rung mitnehmen möchten, daß nirgends der
Wunsch für eine friedliche Fortdauer der Ar
betten der Civilisation größer sei, als in dem
wiedererstandenen deutschen Kaiserreiche.
Berlin, 21. Juni. —Dle Mitglieder
der Akademie der Wissenschaften und die Be
hörden der Universität haben dem Achtb.
George Bancroft, dem amerikanischen Gc
sandten, am Sonnabend ein AbschiedS-Dincr
gegeben. Pros. Cnrtins, der Verfasser der
Geschichte Griechenland's, brachte auf Hrn.
Bancroft und Gemahlin einen Toast ans,
und Professor Mommsen, der Verfasser der
römischen Geschichte, betonte die Vereinigung
Dcntschland's und der Ver. Eiaaten im
Kampfe nm intellektuelle Freiheit.
London, 22. Juni. Die „Kölnische
Zeitung" bringt ein Gerücht, daß die Confe
renz der heute in Fulda zusammentretenden
römisch - katholischen Bischöse sich bemühen
werde, mit der preußischen Regierung cin
Compromiß abzuschließen.
Berlin, 22. Juni. Die preußische Re
gierung hat für die Diözesen Posen nnd Gne
scn amtliche Verwalter ernannt.
Berlin, 24. Juni. — Zehn preußische Bi
schöfe haben die Bischofs-Conferenz in Fulda
besucht. Die Bischofssitze von Köln, Posen
und Trier sind durchDcputirte vertreten, weil
sich die Bischöfe in Haft befinden.
Pros. Gncist steht im Begriffe, nach Amc
rila zu reisen, nm in den Archiven der ver
schiedenen Staaten Quellenstudien zu einer
Geschichte der amerikanischen Verfassung zu
machen. In Washington wird der Professor
Gast des Präsidenten sein.
Berlin, 24. Juni.—Ein Flotten-Kriegs
gericht hat den Capt. Werner wegen seines
Verhaltens als BcfchlSbaber eines deutschen
Kriegsschiffes vor Cartagena zur Zeit der Re
volte der Jntransigentcs zu Gesängnißhaft
verurthcilt.
London, 19. Jnni.—-Es sind französische
Geheimpolizisten hier angekommen, um die
Bewegungen Rochefort's zu beobachten.
London, 19. Juni. Rochefort wird
Hierselbst nächstens in einer öffentlichen Ver
sammlung eine Rede halten.
Im Unterhause zeigte heute der Unterstaats
sekretär Bonrke an, daß England bereit sei,
als Vermittler zwischen Brasilien und Argen
tinicn zu fnngiren, daß es aber noch nicht
eingeladen worden sei.
London, 20. Juni. —Tie „Daily News"
berichtet, daß Garibaldi so krank ist, daß er
sich nicht bewegen kann. Er ist nicht im
Stande, selbst zu essen, und muß gefüttert
werden.
Die hiesigen franz. Communisten wollen
am Montag zu Ehren Rocheforl's cin großes
Diner geben. Dic Anwesenheit aller hervor
ragenden Flüchtlinge wird in Aussicht ge
stellt.
Heute wurde der 37. Jahrestag der Krö
nung Viktoria's durch Glockengeläute, Kano
nendonner zc. begrüßt.
London, 22. Juni. Im Unterhause
wurde heute Abend dic Licenje-Bill mit 328
gegen 39 Stimmen angenommen.
Hr. Bonrke, der Hülss - Sekretär des Aus
wärtigen, sagte, die Frage wegen Ancrken
nuiig der gegenwärtigen spanischen Regierung
nehme dic größte Aufmerksamkeit des cngli
scheu Ministeriums in Anspruch. Es sei nicht
der Wunsch der Minister, die Anerkennung
aufzuschieben, da cS ihnen sehr darum zu
thun wäre, eine constitutioncllc Regierung,
welche es sich zur 'Aufgabe mache, Reaktion
nnd Revolution zu.unterdrücken, moralische
Unterstützung zu leihen; ehe aber die Aner
kennung erfolge, sei es wünschenswerth, daß
die spanische Regierung erst Aussicht ans wirk
liche Dauer habe.
Ein Comite der „Agricultural Union" von
Leanington hat einen Beschluß angenommen,
in welchem es erklärt, daß in Folge der Un
wahrscheinlickkeit einer Beilegung der unter
Farm-Arbeitern nnd deren Arbeitgebern Herr
ichenden Differenzen energische Maßregeln ge
boten seien und daß Joseph Arch aufgefordert
werden möge, Farm Arbeiter nach Canada zu
schassen. Die Reisekosten sollen von der
„Union" gedeckt werden. Es wurden §5OOO
bewilligt, um die Uebcrfahrt für Auswande
rer zu bezahlen.
London, 23. Juni. Die Londoner
„Post" meldet, daß tm Jahre 1875 zu St.
Petersburg eine internationale Confcrcnz zu
sammentreten werde, um die von der Pariser
Convention im Jahre 1865 Betreffs Verwal
tung der Telegraphcnlinien angenommenen
Vorschriften und Regeln wieder in's Leben zu
rufen. Man erwartet, daß etwa 22 Staaten
durch Deputirte vertreten sein werden.
Dic Ladung des mit beschädigter Maschine
wieder in Liverpool eingelaufenen Dampfers
„Montana" ist vom „Idaho," welcher mor
gen nach New-?jork abgeht, eingenommen
worden.
Lolido il, 23. Juni. Deputirte hiesiger
Communisten machten Henri Rochefort heilte
ihre Aufwartung und brachten ihm eine Ein
ladung zu einem Bankett. Er lehnte mit dem
Bemerken ab, daß das für das Fest bestimmte
Geld den französischen Flüchtlingen in Nen-
Caledonien überwiesen werden möchte. Roche
fort wird nächstens nach Genf abreisen, wo er
feinen bleibenden Wohnsitz aufzuschlagen gc
denkt.
London, 24. Juni. Im Unterhause
wurde heutePlymsall's Bill, welche verlangt,
daß Kailffahrttcischiffe vor der Abfahrt amt
lich untersucht werden müssen, mit 173 gegen
170 Stimmen verworfen.
Verwickelungen zwischen Perne und der
Türkei.
London, 21. Juni. Die Beziehungen
zwischen der Türkei und Persien sind nicht be
sonders freundschaftlich. Es erhellt, daß die
persische Regierung sich geweigert hat, einen
türkifchenNomadenstainnl voll 2000 Familien,
welcher auf PersifchemGcbicte Zuflucht gesucht
hatte, zurückzusenden. Außerdem war eine
Abtheilung Türken von Persischen Pilgern er
griffen und mißhandelt worden. Die türki
sche Regierung droht, Persicn zu zwingen, die
Leute auszuliefern, welche ihre Unterthanen
mißhandelt haben, sowie den entflohenen
Stamm nach der Türkei zurückzuschicken.
Wenn diesem Verlangen nicht rasch Folge ge
geben wird, fo sind Verwickelungen ernster
Art zwischen beiden Ländern zu erwarten.
Krankretch.
Pari s, IS. Juni. Die Gemahlin Don
Carlos' ist aus ihrem Wege nach der Schweiz
hier eingetroffen.
Paris, 19. Juni. Die Rechte ist durch
die neuliche Abstimmung der National-Ver
samnilung äußerst entuiuthigt. Sie fühlt,
daß ihre Macht ein Ende erreicht hat, und daß
die Majorität, über welche sie bis jetzt gebot,
für sie mcht mehr vorhanden ist. Das linke
Centrum ist entschlossen, in der inneren Po
litik der Negierung eine Aenderung herbcizu
führen.
Der Schriftsteller Jules Janin ist heute
gestorben. ' .
Paris, 19. Juni. In der National
versammlung wurde heute das Amendement
zu der Bill über die Munizipal Organisation
angenommen. Dasselbe behält das herrschende
System über Munizipalwahlen bei, streicht
die Clause! über Minoritäls-Bertretung. Das
Amendement wurde mit 579 gegen 341 Stirn
wen angenommen, was große Ueberraschung
hervorrief. Die Zurückziehung der Bill wurde
angezeigt.
Paris, 20. Juni. Wie verlautet, hat
die Regierung das Amendement zum Mum
zipalgejetze, welches auf zwei Jahre das bis
hcrige Gesetz, wornack die Regierung die
Maires der Städte nominirt, in Kraft beläßt,
acceptirt.
Paris, 20. Juni.—Die Kammern waren
heute sowohl auf der Flur wie den GaUcrie'n
überfüllt. Das Mnnizipalgesetz kam aber,
mals zur Vorlage. Obgleich der Berichter
statter des Decentralisations-Comite's gestern
die Zurückziehung des Gesetzes durch die Mi
norität des Comite's angezeigt hatte, fo wurde
das Gesetz dennoch wieder aufgerufen und mit
579 gegen 34 St. ein Amendement acceptirt,
welches das bisherige System der Munizipa
lwahlen beibehält. Dadurch werden die drei
Clauseln des Gesetzes, welche der Minorität
durch cumulative Abstimmung Vertretung gc
währen, umgestoßen. Nach langer Debatte,
im Lause welcher der Minister Fouctcn an
zeigte, daß die Regierung das Amendement
annehme, passirte schließlich da? Amendement
mit K5B gegen 329 St.
Das betreffende Comite hat die Ausstoßung
des Hrn. Ranc beschlossen, weil derselbe wc
' Theilnahme an den Handlungen der
Commune strasgerichtlich verurtheilt worden
ist:
P aris, 21. Juni. —Hr. Viox, der repub
likanische Tcpnlirtc der Nationalversamm
lung sür das Departement der Mcurthe, ist
gestorben.
Paris, 22. Juni. Graf Damas un
terhandelt seit mehreren Tagen mit promi
nenten Legitimillen Betreffs constitnttoneller
Garantie', welche der Graf von Chambord
etwa gewillt sein möchte zu gewähren.
Paris, 22. Juni. Das Dreißiger Co
mite hat seine allgemeine Berathung über die
Bills von Casimir Periere und Hrn. St.
Croix beendet. Die Schlußsitzung wird am
Mittwoch gehalten werden.
Agitationen ver Vonapariiftcn.
Paris, 23. Juni. Die energischen An
strcngnngei. der Bonapartisten, die öffentliche
Meinung aus ihre Seite zn bringen, vertir
sacht in manchen 'treuen große Mißstimmung.
Die Partei orga.::sirt Comite' in allen De
partementen, giebtZeitungenheraus und ver
breitet politische Schriften und Petitionen,
in welchen dic Wiederherstellung des Kaiser
reichs dringend angerathen wird.
Es heißt, die Nattonal-Vcrsammlung werde
sich Ende Juli vertagen.
Es ist wahrscheinlich, daß die National-
Bersammlung alle Versassungs- Bills nach
einander verwerfen wird. Dic Republikaner
bezeigen darüber große Freude und halten die
Auflösung der Versammlung für eine unver
meidliche Folge. Die Conservaliveu sind ent
weder für Aufschiebung der Bills bis zum
Winter, wenn letzt keine derselben angenom
men werden kann, oder für die Intervention
MaeMahon's, indem derselbe die National-
Versammlnng durch eine Botschaft für das
Fehlschlagen, dic Macht dqr Exekutiv-Bchördc
zu organisircn, verantwortlich machen soll.
Paris, 24. Juni. Die Regierung hat
einen Befehl erlassen, durch welchen der Per
kauf voiiPhotographie'n des kaiserlichen Prin
zen in Frankreich verboten wird.
Paris, 25. Juni. —Der Postvertrag zwi
schon Frankreich und den Ver. Staaten wurde
heute von der Nattonal-Vcrsammlung ohne
Debatte ratifizirt.
Vantctt zu tSyrcn (Scncral Lzockic's —Mani- j
Paris, 24. Juni. Bei dem Bankett,
welches zur Erinnerung au den Geburtstag
General Hoche's stattfand, brachte Gambetta
einen Toast aus die Republik aus und hielt
eine gemäßigte Rede, in welcher er alle Die
jenigen zur Unterstützung einer republikani
schen Politik aufforderte, welche dem Cäsaris
mus im Innern und den Gegnern Frank
reich's im Auslande opponirten. Jules
Favre sprach von den häufigen Siegen der re
publikanischen Partei und erklärte, daß ganz
Frankreich republikanisch geworden sei. Toaste'
auf Ex-Präsident Thiers wurden mit Enlhu
siasmns aufgenommen.
Der Graf von Montalivet, welcher unter
Louis Philipp Minister war, hat an Casimir
Perier einen Brief geschrieben, in welchem er
erklärt, daß die Rettung Frankreich'S einzig
von der Annahme der Republik abhänge.
Ein neues Manifest des Grafen von Eham
bord wird in wenigen Tagen erwartet. Die
Regierung hat einige Maßregelwgegen das
kühne Vorgehen der Bonapartisten ergriffen.
In den Departements sind mehrere Mitglie
der bonaparttstischer Comite' verhaftet wor
den.
Madrid, 20. Juni. Senor Castclar ist
krank nnd muß das Zimmer hüten.
Viadrid, 20. Juni. Der Karlistcnchcs
Laballes belagert die Grenzstadt FligueraS in
der Provinz Gerona.
Hr. Hatzfeld, der von Deutschland nach
Spanien geschickt wurde, nm eine Anleihe,
garantirt durch Hypothek auf die Philipp
nen-Jnseln zu ofseriren, iü erfolglos gewesen
und kehrt nach Berlin zurück.
Der telegraphische Verkehr zwischen Spa
nien nnd Frankreich ist wieder unterbrochen.
Madrid- 21. Juni. General Eoncha
meldet, daß dic Wege in der Nähe von Estella
für schwere Artillerie nicht zu benutzen seien.
Er hat deshalb vorläufig seine Operationen
einstellen müssen.
Madrid, 23. Juni. Senor Castclar
hatte gestern mit Senor Marios eine lange
Conferenz. Gegenstand derselben war die
Fusion der Republikaner und Radikalen. Als
eine Bedingung der Fusion verlangen die Ra
dikalen eine Neuwahl der Cortes.
. Madrid, 23. Juni. Nach Marschall
Concha's Plan, durch welchen er den Kak
listcn - Ausstand lokalisircn und dadurch all
mählich unterdrücken null, soll eine Befcsti
gungslinie errichtet werden, welche von Los
Arcos über Estella, Puente li Reina und
Pamplona nach Aviz geht. Ter Marschall
hofft, dadurch den 'Ausstand aus ein kleines
Gebiet zu beschränken und die Aufständischen
von allen Hülfsquellen abzuschneiden. Er
Haltes für nutzlos, seine' 'Armee fortwährend
gegen einen Feind kämpfen zu lassen, welcher
ohne einen regulären Fcldzugsplan Krieg
führe.
Grub vcrKabel.
Lissabon, 23. Juni. —Die Regierungen
von Portugal und Brasilien haben wegen der
vollendeten telegraphischen Verbindung der
beiden Länder die herkömmlichen Gratula
tionsdcpcschcn mit einander ausgetauscht.
Ter internationale voiigresi zu Brüstet.
L o ndo n, 25. Juni. Der Congrcß zn
Brüssel, welcher über Völkerrechte verhandeln
wird, tritt nach den neuesten Nachrichten wirk
lich zusammen. England hat seine Eiinvei!-
dungen fallen lassen. Wie Frankreich sich zu
der Angelegenheit verhallen wird, ist noch un
entschieden.
Rom, 2l'. Inn Als die Menge nach
dem großen '"l> k)>-m" die Peterskirche ver
ließ, zeigte sich der Papst an einem der Fenster
des Vatikans. Hunderte von Menschen
schwenkten die Tücher und mehrere frühere
päpstliche Polizisten riefen: „Lang lebe der
Papü, unser König!" Es fanden mehrere
Verhaftungen statt und dieDniPPen säuberten
schließlich die Straßen.
Rom, 21. Juni. Der Papst sagte ge
slcrn in Erwiderung einer an ihn gehaltenen
Ansprache, er vertraue darauf, daß Gott die
päpstliche Macht, wenn auch, nicht für ihn, da
er zn alt sei, um das zn erleben, so doch für
seinen Nachfolger wiederherstellen werde.
Rom, 22. Juni. Die amerikanischen
Pilger haben dem Papste heute ein Album
und eine Sammlung kostbarer Diamanten
geschenkt.
London, 23. Juni. Ein Florenzer
Blatt meldet, dem Papst sei eine Abschrift ei
ner von den Ber. Staaten au den Erzbischof
LedochowSki von Posen gcschickteAdresse über
reicht. In seiner Erwiderung habe der Papst
in den herzlichsten Ausdrücken über Amerika
gesprochen und gesagt: „Die Per. Staalcii
sind das einzige Land, in welchem ich in den
Augen der Regierung thatsächlich Papst bin.
B:i den europäischen Regierungen bin ich nie
mals sicher, ob dieselben meine Beschlüsse
gelten lassen. Dagegen kann ich ohne Be
denken meine päpstlichen Erlasse nach den
Ver. Staaten schicken und brauche von Sei
ten der dortigen Regierung keine Opposition
zu befürchten."
R o m, 23. Juni. —Mehrere Personen, die
am Sonntage wegen Theilnahme an der De
inonstration zu Gunsten des Papstes verhaf
tet wurden, sind zu resp. 6, 12 und 18 Mo
naten Gefängnißstrasc verurlheilt worden.
Rom, 24. Juni. In Folge der zu Gun
sten des Papstes ain Sonntag abgehaltenen
Demonstrationen haben weitere Verhaftungen
stattgefunden.
Carlüiial Autonclli hat sich von seinem
Gichtansalle erholt.
Rom, 25. Juni.- Gestern Abend herrschte
in Folge der papstfcindlichen Demonstration
bedeutende Aufregung in der Stadt. Meh
rere Rädelsführer wurden verhaftet und die
Ruhe wieder hergestellt.
Amerikanische Einrichtungen aus italienische
Eisenbahirc.
Mailand, 25. Juni. Heute wurde
ein auf 15 Jahre gültiger Contralt abge
schlossen, Pnllman'sche Palast-Waggons für
alle Züge und Eifenbabn - Linien Obcr-Jta
lien's zn beschaffe. Dadurch wird nament
lich für die großen Routen der Vergnügungs
Reifenden via der nördlichen See'n einem
lange gefühlten Bedürfniß abgeholfen werden.
Tie Presse drückt sich höchst anerkennend über
amerikanischen Fortjchritt ans und macht dem
General Direktor Amilhan cm Complimcnt,
weil er in fo unternehmender Weife die Be
dlirfnisse des Publikums berücksichtige.
Rufjland.
London, 24. Juni. Ein St. Peters
burger Blatt meldet, Eisenbahnbcainte hätten
Befehl bekommen, zn einem Besuch der Köni
gin von England Vorkehrungen zu treffen.
Die Ankunft der Königin in Rußland wird
gegen Mitte September erwartet.
Schreckliche Sccungluck.
Const a n tin o pel, 20. Juni. Das
türkische Fahrzeug „Karr," nach Safanica un
terwegs, stieß gestern im Marmora . Meere
mit dem egyplischen Schisse „BeHera" zusam
inen und sank innerhalb weniger Minuten.
Der „Karr" halte, einschließlich der Mann
schaff, 340 Menschen am Bord, wovon
>320 ertranken!
Brasilien.
> Pcrnambuco, 23. Juni. Die glück
! liche BeendignngderLegnng des unterseeischen
Kabels, welches Brasilien mit Europa in öi
! reffe telegraphische Verbindung setzt, ist im
l gan;eit.Lande mit großer Freude begrüßt wor
de, und in Pcriianibnco herrscht fröhliche
! Aufregung.
Inland-Depesche;
Die neue Commission zur Re
gierung des Distrikts Colum
bia -Syepherd's Romination
im Senate aus den Zisch gelegt.
Der Präsident ernennt Cr-
Tenator Cattclt an Tycpycrd's
Stelle.
W a shingion, 23. Juni.—Der Präsi
deut schickte heute Nachmittag dem Senate die
Namen von Alex. R. Shepherd, bisher Gou
verneur des Distrikts Columbia, Wm. A.
Dennison von Ohio, früher Gencral.Postmei
stcr, nnd Henry I. Blow von Missouri, frü
her Mitglied des Congresses und später Ge
sandter in Brasilien, als die Commission -in.
welche den Distrikt Columbia verwalten soll,
bis der Congrcß eine definitive Regierung
vorschreiben kann. Der Senat berieth 24
Stunden über diese Ernennung, es handclic
sich einzig und allein um Shepherd. Die
Senatoren sprachen gegen dic Nominatton.
schließlich wurde dieselbe mit 3 gegen 0
Stimmen auf den Tisch gelegt. Die beiden
anderen Ncminationen wurden prompt bestä
tigt. Nach der Vertagung des Senates
schickte der Präsident an Shcphcrd's Stelle
den Namen des Ex Senators Cattell ein,,
welcher bald darauf bestätigt wurde. Letzte
rer ist der Einzige, welcherGrnnd-Eigc.tthuin
im Distrikte besitzt. Das Congreß-Comite,
welches eine neue Rcgicrungssorm für den
Distrikt auszuarbeiten hat, besteht aus den
Senatoren Morrill von Maine, Hamilton
von Maryland und aus den Repräsentanten
E. Rockwood, Hoar und Mitchell.
Abdankung des Gcnerat-Postmei
> stcrs Creswell.
Washington, 24. Juni. General-
Postmeistcr Creswell bat heute Morgen in
folgendem Schreiben nm seine Entlassung:
Washington, den 24: Juni. Geehrter
Herr! Nach einer Dienstzeit von mehr als
fünf Jahren sehe ich mich mit Rücksicht auf
meine Privat-Jnteressen genöthigt, nm meine
Entlassung von dem Amte des Gcncralpost
meisters nachzusuchen. Für das generöse
Berttauen und dic bereitwillige Unterstützung,
welche Sic mir bei meinen Bestrebungen,
meine Pflicht zu thun, zu Theil weiden
ließen, will ich kaum versuchen, meinen Dank
auszusprechen. Genüge es zn sagen, daß
meine Beziehungen sowohl zu Ihnen, als
auch zu allen meinen Collcgen stets die 'Ange
nehmsten und Befriedigendsten waren. Seien
Sie versichert, daß ich fortfahren werde, Ihre
Administration nach Kräften zu unterstützen
und daß ich es stets für eine Ehre halten
werde, zu zeichnen Ihr anfrlchtigcr und treuer
Freund I. A. I. Creswell.
An den Präsidenten!"
Der Präsident erwiderte hierauf folgender
maßen: „Washington, 24. Juni.--Müii
werther Herr! Wie ich Ihnen heute Morgen,
als Sie mir Ihre 'Abdankung anzeigten, be
reits mündlich mittheilte, gereicht es mir
zum größten Bedauern, daß Sie cin solches
Verfahren nothwendig fanden. Sie waren
der Letzte von den Mitgliedern meines ersten
Cabinettes und ich fühle, als ob alte Associa
tionen zersprengt würden, von denen ich ge
hofft hatte, daß sie meine ganze Amtszeit
hindurch dauern würden. Indem ich Ihnen
die erbetene Entlassung ertheile, habe ich nur
zwei Hoffnungen auszusprechen: daß Sie
einen Nachfolger erhatten mögen, welcher so
treu seine Pflicht thut, wie Sic dieselbe erfüllt
haben, nnd daß ich einen persönliche Freund
in ihm finden möge, wie ich einen an Ihnen
hatte. Ihre Amtsführung hat mich befrie
digt, und ich weiß, daß das Land dieselbe
gleichfalls billigt. Ihr U. S. Grant.
An den Achtb. I. A. I. Creswell, Genc
ralpostmeister."
Der nette (Senernl-Postmeistcr.
Washington, 24. Juni. - Es wird
heute Abend angedeutet, daß das Generalposl
meisteramt dem Achtb. Eugene Hale von
Maine angeboten worden ist. Hr. Hale be
findet sich zm. Zeit iir Altona, Pa., und der
Präsident sandte heute eine Depesche an ihn
ab.
W a sch ingto n, 25. Juni. Herr Hale
Cviigreß-Mitgl. reiste gestern Mittag von hier
nach 'Altona ab, um daselbst mit seiner Gat
tin zusammenzutreffen. A!s er in ?)ork, Pa.,
ankam, erhielt er eine Depesche, daß er von
einer der größten republikanischen Eonveniio
nen, die jemals in seinem Bezirk zusammen
trat, durch Acclamation auf's Neue znm
Eongreß nominirt worden sei. Etwa eine
Stunde später traf eine Depesche cin, in
welcher ihm vom Präsidenten das Amt des
General - Postmeisters angeboten wurde.
Herr Hale kehrte heut: Morgen nach Washing
ton zurück nnd hatte eine lange Unterredung
mit dem General - Postmeister Eresmell.
lm Gespräch mit seinen Freunden äußerte
Herr Hale, daß weder er noch seine Bekann
ten vor seiner Abreise von Washington von
diesem Plane des Präsidenten ettvas gewußt
hätten, das Anerbieten ihn alio sehr überascht
habe. Während ihm die Wieder - Ernen
nung znm Congreß schmeichelhaft sei, erfülle
ihn das Telegramm des Präsidenten mit ei
ner Art Trauer, da die Annahme des ihm
angebotenen 'Amtes eine Trennung von sei
nen Constitncntcn, welche ihm so großes Ver
trauen geschenkt, und an welche er eine so gro
ße 'Anhänglichkeit besitze, nothwendig machen
würde. Herr Hale wird sich wahrscheinlich
im Lause des Tages entscheiden.
Ein Gerücht meldet, Herr CreSwell werde
zum Gesandten für Oestreich ernannt werden.
(Später.) —Herr Hale selbst sagt, er werde
sich morgen über die 'Annahme des ihm ange
botencn Amtes entscheiden.
Der Präsident auf Reisen.
Washington, 25. Juni. Der Präsi
deut ist heute Morgen um 8 Uhr mit einem
Extrazuge nach White Sulphur Springs ab
gereis't. 'Ans seiner Rückreise wird er nach
dem Kanawha-Thale, West Virginien, gehen,
nm seiner Tante, der Frau Tompkins, einen
Besuch abzustatten.
Stau ton, Virg., 25. Juni. Der
Präsident kam heute Nachmittag hier an
und wurde am Bahnhofe von etwa 2000
Personen empfangen. Er wurde vom Mayor
bewillkommnet nnd von der Menge mit Hoch
rufen begrüßt. Das Mnsikcorps der „Old-
Sloncwall-Brigade" musizirle, während der
Zug anhielt.
Weitcrc Beweismittel gegen den
mntymaftlichen Mörder Pyatr.
25. Juni. Geheimpolizist
Skelton eu'deckte gestern bei einem Psandlei
hcr an der Jafhingwnstraße drei werthvolle
Ringe, welche der ermordeten Frau Freeze ge
hört hatten. Der Geheimpolizist zeigte dem
Pfandlciher die Photographie Phair's, wel
che derselbe als das Bild Desjenigen, welcher
die Rknge bei ihm versetzte, erkannte. Ein
Juwelier, welchem Phair die Ringe zum
Kauf angeboten hatte, erkannte die Photogra
phie und dic Ringe.
Das Eonnecticntcr Schützenfest.
Bridgeport, Et., 22. Juni. Das
jährliche Fest des Connecticut - schntzcnvcr
eins begann heute Morgen. Tie Wohnungen
und Läden, namentlich der Deutschen, waren
vielfach mit Guirlanden und amerikanischen
und deutschen Flaggen geziert. Die Tclega
tionen der Nachbarstädte wurden sofort nach
Ankunft nach der gleicherweise verzierten Turn
Halle geleitet, wo ihrer cin splendides Früh
stück wartete. Um 11 Uhr erschien Mayor
Clark in der Halle und ward ihm cin Pracht
volles Bouquet durch Hrn. F. G. Freyler
von Seiten des Bridgeportcr Schützenvercins
überreicht; derselbe Herr stellte den Mayor vor,
worauf der Mayor mit einigen Worten ant
worteie. Um IIH UHr ward der Zug unter
Vortritt der Marschälle Col. Speidcl und
Kingman formirt. Borauf Whceler sc Wil
jon's Musikcorps, das Bridgeportcr Schützen,
corps, das New - Havener Schützencorps,
Fclpsbury's Musikcorps, hierauf die Schützen
corps von Hartford, Menden nd New Bri
tai, der Turnverein von Bridgeport, „Ger
mania Gesangverein" u. f. w. Nach Ankunft
auf dem Schießplätze fand nach mehreren An
sprachen ein gememschastliches Mahl statt,
worauf das Schießen begann, während dessen
sich dic Gäste auf das Angenehmste an dem
reichlich Gebotenen vergnügten.
Aurchtbare Katastrophe.—Einsturz
eines Ffutzvodcns in einer Kir
che.—Zahlreiche Todte und Ver
wundete.
Syracuse, N.-A., 23. Juni. Heute
Abend hat sich h,er ein erschütterndes Unglück
zugetragen. In den oberen Räumen der hie
sigen Ceutral-Baptisten Kirche wurde ein Crd
bcerenfest abgehalten, als urplötzlich der Fnß
boden brach und die versammelte Menge in
das untere Stockwerk in cin Zimmer stürzte,
welches ebenfalls mit Menschen angefüllt
war. Es wurde Alarm gegeben, und die
Feuerwehr war sofort zur Hand. In wem
gen Augenblicken hatten sich 10,000 Menschen
um die Kirche verjammelt und ungeheure Auf
regung herrschte, Es in bis jetzt unmöglich,
Einzelnheiten anzugeben. Bis jetzt sind fünf
Lerchen in den Trümmern gefunden, und die
Arbeit hat kguin begonnen, An 100 Perso
nen werden mehr oder weniger schwer verletzt
fein.
(Später.) Folgende gehören zn den Per
sonen, welche bei dem Einstürze ihren Tod
fanden: Dr. E. O. Wainwrighl, Frau Wain
ivrighl, Frl. Mumie Thomas, cm Kind, Na
mens Ostrander; drei kleine Kinder, Namens
Leonard, HoNck und Minnic CoUins, nb
Frl. Theodora Holmes. Ehrw. George Dow
i.ng, der Pastor der Kirche, und dessen Gat-
tin sind gefährlich verletzt; Letztere wird
schwerlich mit dem Leben davon kommen.
Auch Ehrw. H. I. Eddy bar schwere Ver
letzungen erlitten. Die Gesammtzahl der
Verletzten beträgt 200.
Syracusc,' 24. Juni. Das Unglück
in der Baplistenkirche der 10. Straße war
vollkommen so schrecklich, als in der ersten
Aufregung berichtet wurde. Die Leichen von
14 Personen sind gesunden worden, und es
zeigte sich, daß diese vierzehn aus der Stelle
getödtet wurden. Mehrere Personen sind so
schwer verletzt, daß sie wahrscheinlich sterben
werden; außcrd:m sind an hundert Personen
leicht verletzt worden, darunter sind etwa cin
Dutzend Arm und Rippenbrüchc zu nennen.
Als Ursache des Unglücks wird schlechte,
leichtsinnige Bauart genannt; die Querbalken
des Fußbodens waxeii an verschiedenen Stel
len durch Holzpflöcke verbunden. Tie 'Aufre
gung in der Stadt ist noch immer sehr groß.
Bis heute Nachmittag waren zwei weitere
Opfer der Katastrophe mit Tode abgegangen.
Mehrere werden auf Lebenszeit verkrüppelt
sein.
S y r aciis e, 24. Im. Wettere Leich
name sind bis jetzt nicht gefunden. Es sind
im Ganzen 13'Personcngelödtct und 100 ver
wundet, unter den Letzteren haben 20 bedenk
liche Verletzungen empfangen. Tausende be
suchten während des Tages den Schauplatz
des Unglücks. In dem Parlor befanden sich
zur Zeit des Einsturzes 250 bis 500 Personen,
die an einem Souper thettnahineii. Während
allgemeine Fröhlichkeit unter den Fcsttheiliieh
mern herrichte, stürzte der Fußboden plötzlich
ein und Itter Schutt und Trümmern sanken
die Gäste in das untere Stockwerk. Da die
Gasrohren brachen, so erloschen Sie Flammen
und wo noch eben TagcShellc herrichte, trat
tiefe Finsterniß cm. Tausend furchtbarer
Schreie wurden aus einmal laut, dann trat
tiefe Stille ein und wenige Sekunden später
vernahm man wieder dieHülseruse Derer, die
sich zwischen den Trümmern befanden. Tic
Mitglieder der Feuerwehr und die Polizisten
waren schnell aus dem Platze Und legten
eiligst Hand an's Werk, um die Unglücklichen
zu retten. Schrecklicher noch als in der Kirche
waren dic Szenen außerhalb des Gebäudes.
Väter und Mütter jainincrlen um ihre Kin
der, Frauen riefen laut nach ihren Gatten,
und alle Versuche, die gcäiigstigten Herzen zu
beruhigen, erwiesen sich als vergeblich. Ru
hig aber mit einer kaum zn beschreibenden
Schnelligkeit entfernte man bci'm Schein eini
oer Laternen die Trümmer-und Schiitlhaii
sen und trug die aufgefundenen Leichname
und die mehr oder weniger verletzten Perso
nen auf die Straße, wo den Verwundeten
ärztlicher Beistand zu Theil wurde. Kurz
vor Mitternacht holte man die letzten Perso
nen ans den: Gebäude. Nachstehend lasse
wir die Namen Derjenigen folgen, welche am
Schwersten verletzt wurden : Frau Dr. Waiii
ivright, Frau Ruins P. Burdick, Äldcrmaii
Barnes, Carric Ostrander, Frank Candee,
Frau I. Winnie, Frank C. Aiiislce, Fran I.
Smith, John Meao, Frl. Sarah White, Frau
I. 'Austin, C. >ck. Do.viiing, Frl. Floreiice
Wells, H. Fcnncl, Roß Leslie und Telia
Starr.
Sy r acnsc, N. - ?)., 25. Juni. Die
Coroncrs Untersuchung über die in der Cen
tral-Baptisten-Kirche stattgehabte Katastrophe
hat heute Morgen begonnen. Weitere To
dessälle in Folge von Verletzungen sind ich.
zu melden. Morgen werden zwölf der un
glücklichen Opfer bestattet werden und die
Stadt wird tranern. Der Architeki, die
Baumeister und das Kirchenbau-Com.ite wer
den von dem Pnbliknin streng getadelt. Es
Bauplane vorgesehen, starke Säule
als Stützen zu brauchen, statt derselben aber
waren ungenügende eiserne Stangen benutzt
worden.
Mord ii eurer Wirtüsckiaft.
?! e w - S) ork, 19. Juni. Mark Gill
und Mortlmer Sullivan gericthcn heule
Morgen in einer Wirthschaft wegen der neu
lichen Jacht-Regatla in Wortwechsel, wobei
Ersterer eine Piftotc zog und Sullivan er
schoß. Gill vcrinchte später auch den Poli
zisten zu erschießen, welcher ihn festnahm.
Nitro - tSlycerin - Grptosio ans
Ttatcn-Jsland.
New-Nort, 19. Juni. —Am Mttt
wocls Nachmittag wurden aus der Station
Richinoud-Valley an der Eisenbahn aus
State - Island der 7 t.jährige Walter HickS
und dessen Frau durch eine Nitro - Glycerin
Explosion schwer verletzt. Der Alte hatte
eine Sprengung vorzunehmen, und Nitro
Glycerin in die Nähe eines Ofens gestellt,
um es zu trocknen. Der Ofen wurde in
Atome zersprengt, Frau HickS wurde zu Bo
den geschleudert, so daß sie die Besinnung ver
lor. Sie erlitt außerdem einen Schenkel
bruch, von dem sie schwerlich geheilt werden
kaun. Der 'Alte erlitt an Händen und Ar
men erhebliche Verlcfiuiigcn. Alle Möbel
waren zertrümmert und die Fensterscheiben
zerbrochen. Das betagte Paar hatte erst vor
Kurzem seine goldene Hochzeit gefeiert.
Tweed im lSertchte.
?! e w-A) or k, 20. Juni. Die zweite Ab
theittlng des Obergerichts war gestern nuge- I
wölmlich stark von' Neugierigen belagernden z
in ihr sollte Wm. M. Twees als Zeuge aus- l
treten. Sein Erscheinen im Gebäude rief i
allgemeine Ausregung hervor. Alle wollten!
ihn sehen, den ehemaligen Diktator der Tain !
manniten, was ihm nichts weniger, als ange !
nehm zn sein schien. Er beeilte sich, mit sei- !
nein ohne, Wm. M. Tweed, >r., durch die !
ans ihn zuströmende Meiischcnmcnge in das !
Gerichtszimmer zu gelangen, wo er unmittel- !
bar vor derGeschworiieiibank an der zum Saal
der Court os Oyer und Terminer führenden
Thüre Platz nahm. SeinGesicht zeigte einen
kummervollen Ausdruck, und, wie ermüdet, '
lehnte er den Kopf rechtswärls gegen dieThüre.
'Man sah es ihm au, daß er sich gern den
Blicken des Pnblittims entzogen hatte, allein
er mußte es erdulden,während des ganzenPro
zesses Aller Augen aus ihn gerichtet zn sehen.
Seine Physische Gesundheit hat durch die Haft
mal der Umfang seines Leibes hat sich verrin
gert. Dagegen ist fem allerdings schon znr
Zeit seiner Verhaftung grancsHaar bedeutend
bleicher geworden, und in dem knapp geschnir
tencn Bart konnte man auch durch dic schärfste
Brille kein braunes Haar mehr entdecken.
Selbstverständlich erschien er nicht in der
ZüchtlingStracht im Gerichte. Der Prozeß,
in welchem Tweed Zeugniß abzulegen hatte,
war von seinem Sekretär S. Fofter Dewcy
gegen den Sekretär des ehemaligen „Tweed-
Clubs" wegen verweigerter Zahlung einer
'Note von >OOO eingeleitet worden, welche
Summe Tweed zur Einrichtung des Club-
Zimmers vorgeschossen hat. Dewcy behaup
tete, daß der Vorschuß a den Beklagten Eali
gan persönlich und ohne Rücksicht ans den Er
folg oder Nichtcrsolg des Clubs gemacht wor
den sei. Ter Beklagte und Thomas Shiels
iagren dagegen aus, dic 'Note sei nur unier der
Bedingung gegeben worden, daß sie nur im
Falle der Club erfolgreich fem würde, znrZah
lung eingereicht werden sollte. Als Dewcy die
'Note erhallen, habe er gesagt, es sei nur eine
reine Formsache, der „alte Mann" würde
niemals ihic Bezahlung verlangen. Tie
Vertheidigung, aus deren Autrag Tweed
in de Gerichts - Saal gebracht worden,
unterließ es, ihn aus den Stand zu rufen.
Dies kam den Anwesend: augenscheinlich sehr
ungelegen; denn sie wurden damit um den un
behiiidertenstAiiblick des gestürzten Diktators
gebracht. Qbcrsl Spencer, einer der tlägeii
schen Anwälte, that ihnen indeß nachträglich
den Gefallen, das von der Vertheidigung Bei
säumte nachzuholen. Er rief Tweed ans den
Zcugcnsiand und ließ ihn erklären, daß es ihm
nicht eingefallen sei, die Htt-w wegzuicheuken,
er habe sie Caligan vielmehr nur gelieyei!.
Ter Richter überließ es der Jury, zn
entschcidcn, ob das Geld Tweed gehöre
oder nicht, und welches Ucbcreinkommen
zwischen den beiden Parteien getroffen worden
sei. Die Beantwortung dieser Fragen verur
sachte dc>> cbrenwcrlhcn Geschworenen jedoch
soviel Kopfschmerzen,daß sie nach Verlans von
zwei Stunden erklärten, cS sei keine Möglich
keit ihrer Einigung vorhanden, woraus der
Züchter sie entließ. —Tweed begab sich dann
in Begleitung einer Anzahl Freunde und der
mit seiner Bewachung beauftragten Hülss-
Scherisss nach seiner Privat Office, um ui der
selben zu Mittag ;r speisen. Später fuhr
er an seiner Wohnung an der 5. Avenue vor
bei, wo er kurze Zeit anhielt, und wurde hier
aus nach Blackwcll's Island zurückgebracht.
Mord- nd Selbstmords-Versuch.
New - tz) o r k, 23. Juni. In Newark,
N.-J., ging John H.Hubcr gestern Abend in
die Wohnung seiner Schwester und brachie
ihr eine tödtliche Schußwunde in den Kops
bei, weil sie nicht nnterlassen wollte, die Ain
inerksamkeiteii eines Freiers zu empfangen,
der ihrem Bruder mißfiel. 'Nachdem er ver
hastet worden, machte er in feiner Zelle den
Versuch, sich zu crhängen, wurde aber hcrun
tergeschnittcn, che der Tos eingetreten war.
Selvftmordc tii Nciv -st)ork.
New- 2) ork, 25. Juni. Der 28 jäh
rige Marti Haily ließ sich heute früh nm
Uhr im „Piirnaiu Houjc," Ecke der 20.
Straße nud -I. Avenue, ein Limmer auwei
sen, und etwa. 2 Slunoeii später fand man
feine Leiche aus dem Vrottoir vor dem Hotel.
Alan nimmt an, daß er sich aus dem Fenster
stürzte.
Ein gewisser Wm. Tiefte ging gestern
'Nachmm.ig in den „Central Park," Ivo er
eine ocdcuiciideQiiaiiliiälVitriol versfiliickte.
Er wittdc nach dem „Sl. Lukas Hospitale"
geschasst, wo er heute Morgen nach 'cbwerem
Todeskampfe starb.
DcL"Fraiizose Auguste de ja Grandier be
suchte gestern 'Abend eine in Nr. 41, Bleecker
straße, wohnhafte Landsmännin. Es kalte
seit längerer Zeit ein intimes Verhältniß un
ter den beioeil c?>stirt, nnd da sie sich weigerte,
ihm zu sagen, wie sie in den besitz eines kost
baren Ringes gekommen, welchen sit trug, so
wurde er zornig und sagte ihr, daß sie seiner
Liebe unwürdig sei. Nach Hause zurückge
kehrt, sagte er, daß er sich nicht wohl fühle.
Er trank etwas Eiswasser und legte sich schla
sen. Heute Morgen fand man ihn todt in
leinem Bette. Tie Vermuthung liegt nahe,
daß er Gift genommen habe.
Cin tortnnüyle mgcwcht
Muf Personen getödtet nndmch
rere verletzt
?! e w 2> o r k, 25. Jnni. Eine 15 Mei
len von Mount Sinai, L. J., im Dorfe „The
Brauch" gelegene, große Kornmllhle, Eigen
thum des Herrn L'Homniedien, wurde ge
stern Abend während eines heiligen Sturmes
zertrümmert. Das Dach, welches eist abge
rissen wurde, wurde 20 Fuß weit fortgetragen
und siel niit lautem Krach ans ein Pferd und
einen Wagen. In der Mülfie selbst waren
zur Zeil der Katastrophe II Arbeiter beschäf
tigt. 'Nachdem die Mühle entdacht war,
stürzte die massive steinerne Mauer cin und
begrub 5 Mittler unter ihren Trümmern.
Vier Müller kamen mit den: Schrecken davon
und zwei erhielten erhebliche Contiistonen.
Selbstmord eines alten Lotterie
Spielers.
Br o o klyn . N. - ?j., 24. Jnni. Der
00-jährige Lcvi Engel ivar in Folge pekuniä
rer Verluste und anderen Kummers schwer
wüthig geworden und vergiftete sich gestern
mit pariser Grün. Er war cin leidcnschast
lichcr Lotterie Spieler gewesen, hatte beträcht
liche Summen Geldes eingebüßt und, obwohl
er verhcirathete Söhne und Töchter hatte,
dennoch denselben seine Lage nicht offenbart.
Schändliches Verbrechen.
lerse y - City , N.-J., 22. Juni.—Vor
drei bis vier Tagen fiel ein Knabe, Namens
Dooley, von der Hackensack Brücke in den
Fluß und ertrank. Bei der gestrigen Becrdi
gung desselben befand sich unter dem Gefolge
ein gewisser Jercuiiah Sullivan, welcher sich
gegen die 14-jährige Schwester des Ertrunkc
nen allerlei Freiheiten erlaubte. Nach der
Bestattung trieb sich Sullivan bis Miller
nacht um das Sterbehaus herum, schlich sich
dann hinein und schändete das Mädcken. Er
ist verhaftet und heute Morgen dem Gerichts
verfahren überwiese worden.
'Auf s Getränken versessen.
Philadelphia, 22. Juni. Ein
Dienstmädchen sprang heute in den Schnyl
kill und leistete den Rettungsversuchen eines
Bürgers energischen Widerstand. Einem
Park-Wärter indeß gelang es, sie herauszu
ziehen. Sie wurde mit trockenen Kleidern
versehen und auf 30 Tage in's Gefängniß ge
schickt. Unglückliche Liede soll das Motiv zn
dem SelbsttnordSvcrsnchc gewesen sein.
Eine berfeftlte Lnftfatirt. Der
Acronant tödtlich verletzt.
Allenlow n, Penns., 20. Juni. Ge
stern versuchte Prof. Piercc von Philadelphia
von einer Trapez Stange ans den..ftlmal
l'air tirouncks" ans eine Ballonfahrt. Die
Steigekrast erwies sich als uuznreicheiid nnd
der Ballon stieß gegen Häuser und Bäume
an. Man vermehrte jetzt die Gasfüllung
und ein neuer Versuch wurde gemacht. Der
Ballon stieg jetzi in dieHöhc, hatte aber kaum
cin Häuserviertcl passirt, als er plötzlich fiel
und gegen das Dachgeschoß eines Hauses
stieß. Dem unglücklichen Lnftschisser wurde
der Halsknochcu gebrochen nnd er noch ander
wcitig beschädigt, so daß sein Leben in Gefahr
schwebt.
Grtrunkc vci den Vorbereitun
gen zu, einem GrSbecrcn-Fest.
H arrisburg, Pemis., 23. Juni.—Frl.
Margarethe Rein'oergcr und Frl. Grove au?
Sem oberhalb Harrisburo gelegenen Susglie
hanna-Township fuhren heute 'Nachmittag in
der Nachbarschaft umher, um Vlnmcnspcndcn
für' ein znm Besten der CoxeStowncr Kirche
abzuhaltendes Erdbeeren Fest zn sammeln.
Als sie auf dem Heimwege längs dem Eanal
fuhren, wurde das Pferd störrisch und schob
den Wagen rückwärts in den Eanal hftiein.
Frl. Rcinberger und daö Pferd ertranken. '
Verheerende Ffenersbrnnst inNcw
port, Penns.
?! ew Port, Perry-Eouitty,Pa., 25. Juni.
Während des ganzen Nachmittags hat hier
eine furchtbare Fcuersbruust gewüthet. Vier
Wohnhäuser, >fiii Hotel, neun Geschäftshäuser
und dreizehn andere Gebäude wurden ein
'Raub der Flammen. I. L. Gantt verliert
KlO.OOO, Versicherung HOOOO in der Perry"-
Niid „Colittnbia VersicherungS Gesellschaft:"
Leiby K Täte §4OOO, in der „Eolnmbia" zu
-K2OO versichert; W. H. Nosicmann's Ver
lust beträgt H 1000, in der „Äettia" durch Ver
sicherung gedeckt: I. W. Frank §2OOO, gedeckt
durch die Perry;" George Turner verliert
Hlsoo, durch die „Aetna" gedeckt; Jcssc Bntz
HISOO, I. B. Hartzel HSON, versichert in der
„Aetna;" D. H. Spotts e Comp. Hlix, in
der „Pei-ry" versichert; Ehrw. I. W. Eraw
sord §3OO, gedeckt durch die „Aetna;" June
rich Saddler H3OOO, keine Versicherung.
Gin Prediger nnd seine Kottin
vom Blitze erschlagen.
Rich m oiid , Va., 25. Inn,'. Ehrw.
Shrivcr uns seine Gattin, in Botetowl-Co.
wohnhast, wurden heute Abend vom Blitze
erschlagen.
Gin Schoi'ncv suvcki Heuer zerstört.
R i ch in o n d, Va., 25. Juni. Der mit
Kalk, Kohlen und Ziegelsteinen be adenc nd
nach Norfolk, Va., bestimmte Schooner „Geo.
B. Tnbinaii" geriet!, Heine Abend in Brand
und sank a der Werste. Man nimmt als
Ursache des Feuers an, Saß Wasser durch einen
Leck in das Schiff drang und mit dein Kall in
Berührung kam.
Glückwünsche an vcn Papst.
Elli c i n nt i, 20. Juni. Die Cin
ciniiaticr Katholiken hatten vor ein paar Ta
gen dem Papst zum Jahrestag seiner Bestei
guilg des päpstlichen Stuhles per Telegraph
gralittirl und haben min aus demselben Wege
die'folgende Antwort erhalten: „Dem Hoch
würdigsten I. B. Pnreell, Eizbischos von
Cinciiinali. Ihr: Glückwünsche und die des
Clcrns, so wie der Gläubigen jener Diözese
gereichten dem Papste zur besonderen Genug
ihuniig. Indem er Ihnen von ganzein Her
zen seinen Dank ausspricht, ertheilt er Allen
mit inniger Liebe den apostolischen Segen.
I. Aiilonelli, tt'arck."
Toronto, Canada, 20. Juni. Erz
bischof Lynch von Toronto sandte eine Grn
ttttations Depesche nach Rom und erhielt sol
gendc Antwort: „Der heil. Vater spricht der
Geistlichkeit und den Gtanbensgetrcuen der
Diözese Toronto ans innerster Seele seinen
Dank ans und ertheilt ihnen den nachgesnch
ten apostolischen Segen. Antonelli."
Blutiger .Campfnntcr 'Arbeitern.
Zwei Personen getödtet nd
mcyrcre Bndcrc vcrwnndct.
Cii> c iii nat i, 23. Juni. Eine Spe
zial-Depesch: vom Partcrsbnrger „Engnirer"
meldet: „Am Sonntag Morgen fand auf der
„Short-Line Eisenbahn", etwa 15 Meilen
von hier, unter Arbeitern d t Contrakloren
Ward und MeLanghlin ein blutiger Kampf
statt. Am Abend vorher hatte einer von
Ward'S Leuten eine Frau brutal geschlagen
und war dafür strenge bestraft worden. Als
Ward von dem Vorfall Kunde erhielt, ver
sammelte er seine Leute etwa 100 Köpfe, und
begab sich gestern 'Nachmittag ans den Schau
platz des Frevels. Ein unschuldiger Neger
wurde von dem Hausen überfallen und end
lich von einer Anhöhe des FlnßuserS hinun
tergcstürzt. Er suchte sich durch Schwimmen
zn retten, wurde aber erschossen. Später fand
ein Kamps unter den Arbeitern Ward's und
deren Gegnern statt, bei welchem einer von
Ward's Leuten eine tödtliche Wunde erhielt,
welcher er seither erlegen ist. Neun oder zehn
Andere erlitten schwere Verletzungen.
Furchtbarc Stürme irr Ohio, In
diana nnd Michigan.—Mehrere
Personen Pom Blitze erschlagen.
Cinci n u a ti, Ohio, 25. Juni.—ln
Tiffin, Ohio, wüthete beute 'Kachmittag ein
heftiger Sturm, welcher Dächer von den
Häusern riß, Einfriedigungen zerstörte und
die Feldfrüchtc arg beschädigte.
McConncsvlllc, Ohio, wurde heule Nach
mittag von einem furchtbaren Orkan heimge
sucht ; Bäume wurden entwurzelt und Häuser
wurden dem Erdboden gleich gemacht. Von
einer Eisengießerei wurde das Dach fortgeris
seu und zertrümmerte eine Backsteliimauer.
Die Markthalle wurde cnldacht. Viele Ge
! ichaitsleute erleiden schwere Verluste. Ver
lust an Menschenleben ist nicht zu beklagen.
Der Sturm ras'te in einer Breite von l'
Meilen. Depeschen aus verschiedenen Gc
! gcnden des nördlichen Indiana und des süd
lichen Michigan bringen Berichte über heftige
Gewitter, welche große Verwüstungen ange
richtet haben. So weit man bis jetzt erfährt,
wurden Vre Personen vom Blitze erschlagen.
Tod der Madame Budubo.
Loulsvtlle, K 1,., 19. Jnni.- Madame
Audubvn, Wittwe des berühmten Nälue
! forfcheis Jean I. Audubon, ist m Kellyviste,
Ky., gestern tm achtzigsten Jahre ihres Lebens
i gestorben.
Sckirecklimer Stauomord in eincui
Walde in ncntnck.
> LoniSvillc, Ky.. 23. Juni. Ein
Nr. 26.
Mann Namens John Brougham, wurde sie
stern 'Morgen von Hugh Ellet in PulaStt Co.
meuchlings ermordet. Ellet war vor einiger
Zeit von feiner Frau, welche ein Leben niit
Brougham vorgezogen hatte, verlassen wor
den. 'AIS nun Brougham gestern mit der
Frau Ellet ans einem Einspänner durch den
Wald fuhr, stellte sich ihnen Ell entgegen
und erschoß Brougham. indem er beide Läuse
seiner Flinte auf ihn abfeuerte. Die Pferde
gingen durch, und der Leichnam nnd dtt Frau
Ellet wurden aus dic Erde geschleudert. Ellet
fesselte seine Frau, plünderte sein Opfer und
entfloh. Er befindet sich noch aus freien sü
ßen. ,
Mord in Glasgow, ky. Verfol
gung nnd Crgreifnng desMor
derö.
Louisville, Ky., 23. Juni. —In einem
übelberüchtigten Hanse zu Glasgow wurde
der Neger Maxcy am Samstag Abend von
einem andern Neger, ?!ainensEv:relt, ermor
det. 'Am nächsten Morgen machte sich die
Bevölkerung, Weiße und Farbige, aus, um
den Mörder zu verfolgen. Sie ergrissen ihn
auch, doch gelang es ihm, sich loszureisien
und einen großen Stein ansznheben, mit wel
chem er zu werfen drohte. Ein 'Neger, 'Na
mens Jack Martin, zog eine Pistole und schoß
ans Maxey. Letzterer wurde nicht getroffen,
unglückttcher Weise aber ein Weißer, Namens
Shirely, welcher neben Maxey stand, leicht
vcrwnndct. Shirely glaubte, 'Martin hätte
auf ihn geschossen, um den 'Mörder zu retten,
oeshalb feuerte er ausMartin nud erschoß den
selben. Maxey wurde endlich überwältigt,
nachGlasgow zurückgebracht und in'sGesäng
niß geworfen. .
Drei Menschen in den Hlammcn
umgerominen.
Ky., 25. Das
Wohnhaus des Herrn John D. Scott in
Green Comfty. Ky., ist nm
gen abgebrannt. Herr Scott, seine Töchter
iind ein Sohn des Hrn. William PerkinS ka
men in den Flammen iiin.
Weiteres über die Granclthat bei
Lawrenccburg.
L awrcnccb ur g, Ind., 19. Juni.
Ueber die Ermordung der Familie Bradley
herrscht hier die größte AufregmiH. Die Be
Weismittel gegen William McTowell schei
nen sich zu Hälften, und das Volk droht, ihn
zu lynchen. In dem Hause seiner Mutter zn
Elizabelhtown sind dic blutigen Klctdcr nnd
nassen Schuhe des Angeklagten gesunden
wocten. Ein weiteres Verhör wird noch
H ute stattfinden.
Meuterische Znchtllänsler.
St. Lonl s, Mo., >9. Juni. Seit der
ver einigen Tagen im Zuchthauie zu Jeffer
so City anSgcbrochcnen Meuterei haben sich
die Sträflinge sehr nnrnhig und widerspen
stig gezeigt. Zwei Tage lang mußte jede
Arbeit in den Werkstätten eingestellt werden,
und den Gefangenen wurde nicht erlaubt, ihre
Zellen zn verlassen. Gestern eryietten meh
rere Rädelsführer Hiebe, und diese Züchti
gniig wird fortgesetzt werden, bis alle cigenl
lichen Wühler Ihre Strafe einvfaiigen haben.
Einer der gefie> n'Ausgepeitschten gestand, daß
ein Fluchtplai! entworfen gewesen sei, daß
gestern cm Versuch hätte gemacht werden
sollen, diesen Plan iu's Werk zu setzen, und
daß nur der Umstand, daß die Gefangenem
ans ihre Zellen beschränkt geblieben seien, die
Ausführung verhindert habe. Man glaubt
den meuterischen Gein jetzt erstickt und die
Ruhe gesichert zu haben.
vüttchvcrfäürc in Illinois.
St. Louis, 22. Jnni. Elark EvanS,
welcher Herrn Holbcrt in Illinois crinordete
und in dem Gefängnisse von Earrolton seinen
Prozeß erwartete, wurde gestern Morgen von
einer Bande Vermummter ans der Zelle ge
holt nnd ansgeknüpft.
Eollifio zweier Dampfer. Zwei
Personen getödtet.
SI. Lon >s, Mo., 23. Juni. Gestein
Avend zwischen lO iinV l l Uhr collidirle der
Dampfer „Spread Eaglc" mit dem Schlepp
dampfer „Beaver" nnd vier Lichtern bei Piasa
Ehutc, etwa 30 Meilen oberhalb Sl. Louis,
und inurde bedeutend beschädigt. Ter Matrose
Roberl Allen wurde getödtet, und ein Far
biger, Namens George Petcrson, wird ver
.mißt und ist wahrscheinlich ertrunken.
Drei Binder ertrunken. Die
Mutter wird waftttsinniss und
ertränkt sich cbenfallö.
Mont g o in cry , Alab., 25. Juni.
Frau Cook aus Blouitt Counly vermißte vor
Kurzem ihre drei Kinder, von denen das äl
teste 0 Jahre alt war, und als dieselben gc
sucht wurden, fand man, daß sie in einem
Brunnen ertrunken waren. Dic Mittler ver
lor über das Unglück den Verstand, sie entlief
zwei bis drei Tage später ihren Wärtern und
ertränkte sich in demselben Brunnen.
Sittlichtunsi.
Littlc Rock, 19. Jilni.—Caß Mattock
der Mörder vom Rock-Crccl, wurde heute
Morgen hingerichtet. Er betheuerte bis zum.
letzten Augenblicke seine Unschuld.
i'Auö Ganckdck.
Chathain. Ont., 2l.Ju!ii.—Z>i Baptist-
Creck am St. Clair Flusse cxolodirte gestern
der Tampskcssel cin.r Lokomolive der „Greal-
Western Bahn." William Carticr wurde
augenblicklich getödtet >ld fünf Andere, von
denen einer, Namens Demara, seither gestor
ben ist, wurden schwer verwundet.
Ter 9ic;iproiiläts-2icrtrag.
O ltawa , 25. Juni. Die Verhand
lungen wegen des Rezivrozitäts - Vertrages
werden das Parlament veranlassen, im De
zember oder Anfangs Januar zuiamincnzu
ircteii. Man beabsichtigt, die Sitzung des
Parlaments mit derjenigen des Bundcsscila
tes zusammenfallen zn lassen.
Giscttvaffn- Unglück in Canada
Cin tcuslisches Bcrvrcckicn.
Londo li, Ont., 25. Juni. —Dem Nacht--
Persoilenziig von Windsor begegnete geslcrir
Abend bei Seffon's Cnt, weniae Meileir
westlich von London, ein Unglück, bei welchem:
ein Mensch ilin's Leben kam and etwa 20>
Personen verwundet wnrdeu. Der Zug juhi:
mit großer Geschwindigkeit bergab, als die
Lokomotive, zwei Gepäck- nad zwei Perso
nenwaggons entgleisten. 'Die Lokomotive
wurde nach der rechten, der erste Gepäckwagen:
nach der linken, und so abwechselnd cin Wag
gon nach der rechten lind der nächste nach der
ilntcn Seile geschlendert, und sämmtlich zer
triimmerl. Der Heizer James Ormsby ge
ricth zwischen die Lotomouve nd den Ten
der und wurde zu Tode zermalmt. Eick
Bremser erlitt gefährliche innere Verletzungen.
Tic Passagiere, der Schaffner, der Zugführer
der Eepäckmeister und der Postbeamte entka
men wie durch ein Wunder erheblichen Ver
letzungen. Bei der ipäleren Untersuchnnc> des
Geleises stellte sich heraus, daß von einem
Teufel in Menschengestalt eine Schiene her
ausgebrochen war. Es berrscht die allgemei
ne Annahme, daß es ans einen Raub abgese
hen war, ähnlich demjenigen, welcher vor Kur
zem aus der „Michigan-Centralbahn" aus
geführt wurde.
Die Bolzen und Schrauben waren sämmt
lich sorgfältig entfernt und aus dic Schwellen
gelegt, und die Schincn waren nm einige
Zoll aus ihrer Lage verrückt. Raub war nit
zweifelhaft das Motiv zu diciem Frevel. Ge
heimpolizisten werden die Sache untersuchen
und die „Great - Western Eiienbahngesell
schast" hat eine Belohnung von H5OO für.die
Entdeckung der Frevler ausgesetzt.
Die zweite Lammblut Trans su -
sion fand am Dienstag in Chicago statt.
Ter Patient ist ein an der Schwindsucht lei
dender Deutscher, 'Namens Koch. Anwesend
waren die Aerzte Wild, Pröglcr, Hotz,Jacob,
söhn und Gradle. Tic Operation wurde von.
Dr. Wild glücklich vollzogen, während die
anderen Collcgen assistirten. Die dem Kran
ken zugcsührte Quantität Blut war eine be
trächtliche. Der Schüttelfrost stellte sich be
reits nach sehr kurzer Zeit ein. Der dritte
Fall ist kürzlich in der West-Chicago Avenue
vorgekommen. Außerdem sind noch zwei Pa
tienren vorgemerkt, welche mit Bestimmtheit
die Operation wünschen; eine in Hyde Park
wohnende inngc Dame und cin Geistlicher der
Westseite. Unter den letztgenannten Fällen
sind zwei, bei denen es sich nicht um Schwind
sucht handelt, und gerade diesen Fällen sehen
die Aerzte mit äußerster Spannung entgegen,
weil etwa erzielte Resultate sich dort leichter
zeigen und feststellen lassen.
In ?! cm - ?jork wurde vorgestern Philipp
Kleinmann des TodtschlagcS aii dem jungen
Platsord überführt und in Folg mildernder
Umstände zu 3 Jahren 0 Monaten Hast vcr
nrtheilt. Als Kleinmann abgeführt werden
sollte, drängte sich eine, in ticke Trauer ge
kleidete Frau an das Gitter, welches den Ge
fangenen von dem Publikum -trennte, und
rief mir dem Ausdrucke höchsten schinerzenSr
„Laßt mich ihn lödten, er Hai meinen söhn
getödtet!" Nm mit Mülje hielt man dic
Frau, dic Mutter des Ermordeten, zurück.
Louis Blömcr in Dayton, Ky., wollte
mittelst Anwendung vonKohlenöl einFeucr in
Gang bringen, als eine Explosion erfolgte
und ihn und zwei Kinder mit breniicndem
Oeje übergoß.' Er selbst bal fcklUmiiie Brand
wunden eines der Kindes ist
vUständig verbrannt und dem andern std
die Augen aus dem Kopse glbiaunl.
Das berühmte Re inpield -c a u
' Purin," ist vorgester i > > Jan Fra-Jisev au.
! öffentlich:! Auktion fli > >'">' v.'ilmift woi
Isen. D:r Käufer ig ein Mttttr, 'Namens

xml | txt