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Der Deutsche Korrespondent. Baltimore, SS. Juni t 74. Die Einweihung des neuen „Mgem.Teutschen Waisenhauses." Geschichte des Waisenhauses. Ein denkwürdiger Tag für die deutsche Bevölkerung Baltimore's. Neberrrichunss des Schlüssels des GebändkS. Deutsche und englische Festreden. Der erste Abend im Waiscnhause. „Wohlzuthun und Mitzutheilen vergesset nichts" Schluß dcr Feier. las Waikcniiau vcm Piil-likiim beute noch geöffnet Montag wurde der neue Prachtbau au der Aisquithsiraßc da? „Allgemeine Deutsche Waisenhaus" feierlich eingeweiht, und der Zweck, welchen eine Anzahl edler hiesiger Bürger anstrebten, den deutschen Waisen, die so leicht in dem bunten betriebe unserer Stadt untergehen konnten, ein permanentes Ashl zu Ichaffen, wo sie zu nützlichen Mitgliedern der menschlichen Gesellichasl herangebildet wer den, ist setzt erreicht. Wie schon der Name besagt, ist das Ashl, soweit es die Untcrbrin gung und Versorgung der Waisenkinder an betrifft, von keiner besonderen Gemeinschaft abhängig. Ter Segen, welcher von dem Un ternehmen ausgeht, kommt nicht nur den Kindern desjenigen Deutschen zu Gute, wel cher Jahre lang ein Bürger unserer Stadl war und plötzlich vom Tode abgerufen wird, sondern das Aschl öffnet seine Pforten auch den armen Riemen, welche der Emigrant, der nach einer langen Reise sterbend unfern Hasen erreicht, allein und ohne Mittel an einem fremden Gestade zurückläßt. Es ist am Ende kein Wunder zu nennen, wenn eine derartige Anstalt, deren Psortcn Jedem geöffnet sind, sich ini pause der Jahre eine Popularität erworben, wie kein anderes von Deutschen in's peben gerufene Institut. Mögen die Teutschen anderer amerikanischer Städte mit Stolz aus ihre Hospitäler, Vcr cinslokale :c. hinweisen, der Stolz unserer deutschen Bevölkerung ist und bleibt das „All gemeine Deutsche Waisenhaus." Trotz der Popularität, deren sich das Institut gegen wärtig erfreut, ist cS dennoch nicht alt. Wir wollen versuchen, che wir zur Schilderung der besagten Feier übergehen, in Rachstchendem eine möglichst vollständige Geschichte der An statt zu geben. Es sind noch kaum kl Jahre verflossen, als Hr. Martin idrat:, Pastor der evangelisch lutherischen Dreiemigkeits Gemeinde, den Ge danken erfaßte, einen Waiscnvcrcin in' Da sein zu rufen. Hr. Kratt theilte seine Idee mehreren Mitgliedern seiner Gemeinde mit: die Idee fand Anklang, man schritt zur Aus führung und am IS. Juli 1863 wurde ein Verein gegründet, aus welchem bald darauf eine Anstalt ui.t r dem 'Rainen: „Das Deut sche Protestantische Waisenhaus" hervorging. Mit welchen Mühsalen dieses junge Institut im Anfange zu kämpfen hatte, geht am Besten aus einer stelle der Rede hervor, welche der Gründer Hr. Martin Kratt bei der Grund steinlcgnng zu dem neuen Gebäude im vori gen Jahre hielt. Der Redner sagte nämlich: „So klein war die Zahl unserer M.thclfer und so gering unsere Mittel, daß Männer, deren Pflicht es schon lange gewesen wäre, die Waijensache in Angriff zu nehmen, uns nicht allein bemitleideten, sondern privatim, wie öffentlich belächelten und bespöttelten. Glück lichcr Weise sind jene Zeilen vorbei, wo wir mit leerem Korbe durch die Märkte zogen und lange unbeachtet Vörden Fleischer oderßäcker släudcn stehen mußten, um endlich aus Gnade und Barmherzigkeit einige Ucbcrbleibscl zu erhalten. Auch jene Zeilen sind vorbei, wo wir oft des Morgens noch nicht wußten, wo her wir für unsere Unmündigen dasMillags- oder Abcndbrod nehmen sollten." „Jene Zeiten" waren für die braven Man ncr, welche die Sache in Angriff genommen, sicher keine angenehmen, und Manchem mag der Kopf zuweilen warm geworden sein, wenn selbst das Nothwendigste zur Unterstützung und Erhaltung der Anstalt fehlte. Am 8. November 1863 wurde das erste Gebäude nm mehrere Tausend Dollars angekauft. Dasselbe stand an der Ost Prattstraße und konnte im Anfange nur sehr dürftig eingerichtet werden. Da man aber bei'm Ankauf des Gebäudes nicht die kleinste Summe, welche als ein Fond hätte dienen können, in Händen gehabt, so hatte man jetzt mit neuen Schwierigkeiten zu kämpfen. Hr. Martin Kratt widmete damals fast alle seine Mußestunden dein jungen Un ternehme, unablässig war er snr die ante Sache thätig; er agitirle für dieselbe, wo er nur konnte, lernte aber zu gleicher Zeit ein sehen, daß auf dem eingeschlagenen Wege nie Etwas erreicht werden könne;'sollte das Wai senhaus aufblühen, so mußte es Eigenthum der ganzen deutschen Bevölkerung Baltimore'S werden. Dies war jedoch leichter gesagt, als gethan. Bei dem Versuche, der Anstalt eine größere Basis zu geben und Kindern aller Eonsejsionen die Thüren und Pforten zu ösf neu, stellten sich neue Schwierigkeiten in den Weg. Hatte man bisher mir um die Mittel der Existenz gestritten, so galt es jetzt einem Kamps mit den Vornrtheilcn, welchen erst die Spitze abgebrochen werden mußte. Es kam sogar so weil, daß die Gründer persönlichen Verfolgungen ausgesetzt waren. Wie aber jede gute Sache sich endlich Bahn bricht, so kam auch die Sache der Waisen zur Geltung; man fing nach und nach an, die Verdienste der Männer zu würdigen, welche mit so un ermüdlichem Eifer für die Waisen gearbeitet hatten. Die Klippen, die sich Anfangs um das Unternehmen ausgcthürmt hatten, schwan den allmählig und bald fand das Waisenhaus neue Freunde. Ankans nv cinweihiina des alten Waisen- yansco an vcr '.>iors"-Valvcrslras-,c Gegen Anfang des Jahres 18? war die Zahl der Kinder, die eine Heimath in der An stalt gefunden, Ins auf 34 angewachsen, und es stellte sich die Nothwendigkeit heraus, ein größeres Haus anzuschaffen. Man schritt darauf zum Ankaufe des Waisenhauses an der Ealvertstraßc und erstand dasselbe um den Preis von -516.0VU. Am 7. Juli 1867 wurde das neue Gcväudc eingeweiht und bei dieser Gelegenheit ein großer Fcstzug veranstaltet. Derselbe bildete sich an dein erwähnten Tage Nachmittags um 3 Uhr vor dem alten Ge bände an der Ost-Prattstraße, wohin sich die zur Theilnahme eingeladenen Gesellschaften aus den verschiedenen Stadtlheilen begeben hallen. Der Zug. welcher aus den Mitglie dcrn von 55 Gesellschaften, klagen und Ver einen bestand, berührte auf seinem Wege nach der Calvcrtstraße auch die Stilcsstraßc, wo der Präsident des Pereins, der vor einigen Jahren verstorbene Hr. Johann E. Kraiitz, wohnte. Derselbe war damals verhindert, der Feier beizuwohnen, indem ihn eine schwere Krankheit an's Bett gefesselt hielt. Troß sei ner beiden erhob er sich jedoch vom klager, er schien am Fenster und begrüßte den stattlichen Zug, in welchem sich auch die 35 Waisenkin der besanden, die auf einem hohen, von vier Pferden gezogenem Wagen saßen. Bei der Einweihung des Gebäudes an der Calvert straßc waren Tausende von Personen zugegen, welche mir Aufmerksamkeit den Festreden der HH. Friedrich Knapp, Eapt. I. H. Schulten, Martin Krait und Gustav Facius folgten. Im neuen Waisenhaus- blühte das Unter nehmen ersichtlich immer mehr auf. An der Spitze des Vereins standen zu teuer Zeit sol gende Herren: I. E. Krantz, Präsident; I. H. Schulten, Vizepräsident; Ernst E. Lin den, Sekretär; E. H. Möller, Schatzmeister; Martin Kratl, Ehr. Höhn. Johann'Reiscn wcber, Friedrich Schneider, Johann Schön hals, Konrad Diestlcr, Thomas Ochs, Wil Helm Wittgrcfe, Heinrich Hossmanii, Dr. Heinrich Windwart, Philipp Vogel, Johann G. Marr, Gustav Faeius, Friedrich Knapp, Friedrich Klomann, Johann Elgert, Georg Falkenstein, Ernst Knabe, Peter Kepscr, Karl Simon, Louis Schaum und Christoph Bar kel, Direktoren. Als Repräsentanten der im Jahre 1867 bei'm Waisenvcreine vertretenen Logen, Vereine und Gesellschaften fungirten die HH. Karl Sachse, Marlin Weitzel, Fried rich Schlein, Heinrich Engelhardt, Gerhard Ermeling, Johannes Miller, Martin Lötz, Johann Philipp, Heinrich Grauling, Jakob Kaiser, Johann Rudolph, Karl Plitt, F. W. Appel, Valentin Banscher, Johann Schwarz, Georg Tolle und C. Wagner. Ter ntaus des tzarincliierinnci,-Klosters an ver Aisquithstraflc. Im Jahre 1872 betrug die Zahl der im Direktorium repräseniirten Körperschaften 35 und in demselben Maaße, wie die Zahl der Körperschaften, war auch die Zahl der Kinder angewachsen. Am 31. Dezember 1872 zählte die Anstalt 42 Knaben und 22 Mädchen Man sah in, Voraus, daß die Zahl der Kin der sich mit jedem Jahre mehren würde; da bei waren aber die Räume des Waisenhauses so sehr überiülll, daß man sich kaum getraute, ein neues Kind aufzunehmen. Man sah die Nothwendigkeit ein, den Verhältnissen eine entschieden andere Gestaltung zn geben und eine permanente Heimalh zu erringen, groß genug, um der Aufgabe des Waifenvereins . gerecht zu werden. In Folge Dessen wurde in einer am l. Februar 18.2 abgehaltenen Direktorial Versammlung ein Antrag einge reicht, ein Comite zu ernennen, welches es sich zur Aufgabe machen sollte, einen Platz anzu schaffen. der sich durch gesunde und günstige Lage, durch stattliche Größe und durch einen niedrigen Kaufpreis empfehle. Neun Monate war dieses Comite thätig ohne zn einem Resultate zu kommen. Man nahm mehrere Plätze in Augenschein und 'chwankte eine Ze t lang zwischen dem Ankauf des dem Hui. Daniel B. Bants gehörenden und an der Franklinsaßc gelegenen Grund besitze und dem Ankauf des Earmctttcrinncn Kloster an der AiSgiiithstraßc. Endlich enl schied man sich ftl .eu letztere Platz. Der IM junsimgreich „„o geräumig, aber e fehlte ihm an einem großen passenden Ge bände, da da Kloster den Zwecken des Wai senhauses nicht im Mindesten entsprach. Es fragte sich jetzt, ob man zu einem Ilmbau lchrciten oder dein Werke die Krone auffetzen solle, indem man für einen gänzlichen Neu bau Sorge träge. Pia entschied sich für das Letztere und bahnte durch die Ernennum, eines Bau - Comite's die Erreichung tiefes Kic les an. Als Mitglieder dieses Ban-Eomitc's wur den die HH. G. Facins, E. E. Linden, I. R. Fcllmaiin, Johann Lorz, Karl Sachse, W Eckhardt, Friedrich Knapp, P. L. Kemer Muth nnd Heinrich Kolle ernannt. Bald darauf gingen von hiesigen Architekten mehrere Pläne für das neue Waisenhaus ein, und unter diesen wurde der Plan der H.H. Eduard Lupus K H. A. Roby angenommen. Mit der Ausführung des neuen Baues wur den die H.H. Christoph Gisset nnd Friedrich Decker betraut. Die lilrundkieinlegung. Nicht lange säumte mau, bis man mit dem Abbruch des Klosters begann. In kurzer Zeit waren die Mauern niedergerissen und Pas alte Carmelitcrinnen-Äloster gehörte der Per gangcnhcit an. Kaum waren die letzten Steine, die noch an das alte Gebäude erin nertcn, verschwunden, so nahm man den Neu bau in Angriff, und am 22. Juni 1873 waren die Vorarbeiten so weit gediehen, daß der Grundstein gelegt werden konnte. Die Feier, welche mit der Grundsteinlegung verbunden war, war eine großartige uiid wahrhaft er hebende. Fast jeder Deutsche nahm an derselben Theil. Frühzeitig am Nachmittage begaben sich die einzelnen Logen, Gesellschaften und Vereine nach ihren Versammlungslokalen und von dort marschirten sie nach der Ealvertstraße, wo die Formirung der Divisionen und die Ausstellung des Zuges schnell vor sich ging. In dein Zuge waren nicht weniger, als 2 Gesellschaften, Logen und Vereine repräsen lirt, und die Zahl der Personen, welche den Bannern und Fahnen des Zuges folgten, er reichte die Höhe von Dreitausend. Als Fest Marschall fungirte Hr. Otto Düker; die HH. Karl Blumhardt, Karl Schwarzhaupt, H. Ickes, E. Lutz, E. Knöpp und Heinrich Bantz führten die einzelnen Divisionen an. Der Zug bewegte sich von der Calvert- nach Baltimore-Straße, und von dort durch die Eden- und Monument- nach der Aisquith- Straße. Viele an der Marschroute gelegenen Häuser waren mit deutschen und amerikani schen Fahnen geschmückt und auf den Trot toirs drängten sich allenthalben die Menschen, um den Zug zu sehen. Derselbe war ringe fähr zwei Meilen lang, und es währte bei nahe drei Viertelstunden, bis er an einem ge gebenen Punkte vorbeimarichirte. Beinahe 4 Uhr war es geworden, als die Spitze der ersten Division vor dem Platze erschien, auf welchem einst das Kloster der Earmeliterinneii gestanden. Auf dem Platze war eine mit ei nein Zeltdachc überspannte und höchst ge schmackvoll dekorirte Tribüne errichtet, die den Festrednern und den prominentesten der h.csi gen Deutschen, sowie mehreren hervorragenden Amerikanern als Aufenthalt diente. Die Feier eröffnete mit dem Choral: „Eine feste Burg ist unser Gott!" worauf Hr. Gu stav Facius den Rcdnerstand betrat und an die kaum übersehbare Menge, welche sich an der Aisqnith- nd den nmiiegendcn Straßen aufgepflanzt hatte, die Eröffnungsansprache hielt. Als er geendet, hielt der Ehrw. Hein rich Scheid die eigentlich deutsche Festrede. Auf Hrn. Scheid folgte der englische Fcstred ner, der damalige Gouverneur unseres Staa tes, Sc. Excellenz Wm. Pinkncy Whytc. Sobald dieser zum Schlüsse gekommen, bega ben sich der Präsident, Hr. Gustav Faeins, der Achtb. Joshua Vansant, Mayor von Balli more, Gouverneur William Pinkncy Whyte, sowie die Mitglieder des Ban Eomite'S und die Architekten, die sich sämmtlich ans der Tri bünc befanden, nach dem nordöstlichen Theile des Platzes, wo hierauf der Grundstein gelegt wurde. Der kupferne Behälter, der in den Stein gesenkt ward, enthielt eine große Anzahl Do kumentc, darunter eine Constitution des „Deutsch - protestantischen Waisenvcrcins von Baltimore" 1864, eine Constitution des „All gemeinen Deutschen WaisenvercinS der Stadt Baltimore" 1866, Constitution und Nebcngc setzc des „Allgemeinen Deutschen Waijenver eins" 1867, Jahresbericht des „Allgemeinen Deutschen Waisenvereins" für 1872, Liste mit den Nanicn aller im „Allgemeinen Deutschen Waiscuhause" zur Zeit der Grundsteinlegung am 22. Juni 1873 befindlichen Kinder, Name des Hausvaters und der Hausmutter, Liste der Beamten, Direktoren nnd Mitglieder des Damcn-Nähvcreiiis des „Allgemeinen Deut scheu Waisenhauses," Namen aller Mitglieder des Bau-Comite's, der Architekten, Baumei ster und Conrraktorcii, hiesige Zeitungen :c. Nachdem die Grundsteinlegung vor sich ge gangen war, hielt der Ehrw.' Martin Krau die Schlußrede. Als Mitglieder des Arrangements- und Empfangs-Coiiiitc's bei jener Feier sungirten die HH. E. C. Luiden, Johann Lorz, diarl Sachse, Christian Ax, I. Stellmann, Oberst Friedrich Raine, Oberst Bs. S. Heß, Karl Lemkuhl, Karl Pracht, Gen. Leopold Blumen berg, Karl Bein und Johann Hcmmcttr. Die Arbeiten an dem neuen Gebäude wur den, sobald die Grundsteinlegung einmal vor über war, rüstig in Angriff genommen und nach und nach erhob sich der große kolossale Prachtbau ein neues Monument der Mo iinmeilteiistadt ans der Erde. Der Ban besteht aus einem Front- und einem Hinter gebäude nebst Waschhaus. Das Hauptge bäude beginnt in einer Entfernung von 24 Fuß von der Baulinie und schließt sich mtt seiner nördlichen Seite nnniittclbar an die Capelle. Die Länge der Fronte beträgt kO4, die Tiefe 65 Fuß. Die Mitte des Gebäudes hat zwei durch alle Stockwerke gehende Schei dcwände, die den Hanptgang oder die Halle einschließen. Ter Ban besteht ans einem Erdgeschoß mit einer Höhe von 10 Fuß, dem ersten Stockwerke mit einer Höhe von 15 Fuß, dem zweiten und dritten Stockwerke, >c 15 Fuß hoch, und den Duchränmcn mit einer Höhe von Ii und 9 Fuß. Zum Hauplein gange gelangt man mittelst einer von zwei Seilen hinaufführenden Granittreppe, zwi schen welcher sich der geräumige Eingang zum Erdgeschosse befindet. Vom Haupteingange gelangt man in die 12 Fuß breite Borhalle und dann in die eigentliche Halle des HanscS, in deren westlich gelegenem Theile die große 5 Fuß breite Haupttreppe zu den oberen Stockwerken hinaufführt. Auf der südlichen der Halle befinden sich das Zimmer des Damcn-Nähvereiiis mit einer Länge von 36 imd einer Breite von 2cz Fuß, und der Speisesaal, der 40 Fuß lang und ebenso breit ist. Der ganze auf der Nerdleite der Halle siegende Raum wird durch den 8 Fuß breiten Scitcngang in eine östliche und westliche Seite getheilt und hat auf der ersteren zwei Zimmer, jedes von 214 Fnß Fronte und 264 Fuß Srefe. Nach der Gartenseite liegt ein an die Capelle grenzendes Zimmer, 25'bci 234 Fuß groß, daneben ein anderes mit einer Länge von 234 und einer Breite von 18 Fuß. Auf der Südseite des zweiten Stockwerkes der Halle befindet sich der Schlafsaal für die Mädchen, der eine Länge von 62 und eine Breite von 40 Fuß hat. Der bedeutende, 2480 Quadratfuß haltende Raum gestattet die Aufstellung von 82 Betten. Angrenzend an und durch eine Thür mit dem selben verbunden ist das sogenannte Balkon zimmer. Auf der nördlichen Seite dieses und östlich vom eilengange sind zwei Zimmer, jedes 20 Fuß breit und 564 Fuß lief. An der Westseite des Seitcnganges liegen drei Zimmer, von denen die beiden größeren als Krankenzimmer für die Knabe und Mädchen benutzt werden können, während das mittlere dem Krankenwärter anzuweisen wäre. Im dritten Stockwerke befindet sich der chlaffaal für Knaben, der 62 Fuß lang 5"ß breil m und gleichfalls Raum für 8. Betten hat. Daneben liegt das 20 Fnß breite und 15. resp. 12 Fuß liefe Balkonzim mer. Auf der liegen zwei Zimmer, ebenso auf der Westseite. Ter Hauptcingang wird, wie schon er wähnt, durch eine 6 Fuß breite, von zwei eiten hinaufführende Granittrcppe erreicht und hat an den Seiten des Portikus eine massive Brustwehr. Der Portikus siegt vor der Mitte der Frontseite und wird von Bogen Säulen und Pfeilern gebildet. Der Name des Instituts ist an der Fronte des dritten Stockwerkes angebracht. Das Hintergebäude hat eine Breite von 26 und eine Länge von 40 Fuß und enthält die Küche, die peiff kammer, eine Backstube, zwei Wafchzimmcr zwei Badezimmer u. s. w. Das Waschhaus ist 24 bei 12 Fuß groß und stößt an die Küche, von der es zu jeder Zeil mit heißem Wasser versehen werden kaun. Borbereitunaen zu der Ginweih,-a des neuen Gebäudes. Vor einigen Monaten beschloß das Direk lorium des Waisenvereins als Tag der Ein weihung den 22. Juni, den Jahrestag der Grundsteinlegung, zu bestimmen. Ein Ar rangements-Comire wurde ernannt, und die jes hielt während der letzteren Zeit regelmäßig an ledcm Freitage Sitzungen ab. Am letzten Freitage wurde endlich das Festprogramm in der Weife aufgestellt, wie es gestern durchge führt wurde. ° a. -.M' Montags-Feicr. Am Mittag fanden sich die ersten Fest lheitt,ehmer in dem neuen Gebäude an der Aisqiilth-Straße ein. Die Frontmauer war von dem Dckorations-Comite, dessen Vor sitzender Hr. W. Eckhardt war, höchst qe schmackvoll mii Guirlanden und Fahnen de korirt und machte einen angenehmen Eindruck. dem Haupteingangc war die für die Fest redner bestimmte Tribüne errichtet, die gleich- Girlanden und Fahnen geschmückt a '"°6te bereits eine zahlreiche Menschenschaar durch die Raume des Gebäu dc?.-(des Z.m.mr ,n Augenschein nehmend: selbst bis in die Tachräume, von deren Fcn stern aus man eine prachtvolle Aussicht über die LAadt genießt, verstiegen sich die Besucher Gegen 43 Uhr nahm die offizielle Feier ihren Ansang. Die sämmtlichen Waisenkinder, mir Pros. Winter's MusikcorpZ und den reu der Anstalt an der Spitze, hielten einen Umzug um das Gebäude. Nachdem dieKin der ig die für sie reservirtenZimmer des Vag scs zurückgekehrt waren, begaben sich die Mit gttebcr de Bau Comite's auf die die Redner bühnc. Pros. Winter's Orchester spielte nn tcrdeß die Ouvertüre „Paragraph 3" von Suppe in vorzüglicher Weise. D'raußen auf der Straße versammelte sich mittlerweile eine große Menschenmenge, die sehnsüchtige Blicke nach dem Gebäude warf und gerne durch das Hauplthor hindurch geschritten wäre. Leider waren die Leute nicht im Besitze eines Billets, dessen Vorzeigung ihnen den Eintritt in's Gebäude gestattete und die vor dem Eingänge aufgepflanzten Polizisten machten eine so grimmige Amtsmiene, daß sich Niemand ge traute, den Wächtern der Sicherheit zn nahen, und sie oder eine der am Portale aufgestellten Privatpersonen um den Eintritt in die neue Anstalt zu ersuchen. Sobald der letzte Ton der Ouvertüre verklungen war, überreichte Hr. Christoph Gisset, der Baumeister des neuen Waisenhauses, dem Bau-Comite den Schlüssel zum Hause. Der Schlüssel war von einem Kranze umgeben. Hr. E. C. Lin den nahm den Schlüssel entgegen und sprach einige passende Worte. Er bemerkte, daß man mit vielen Mühsalen nnd Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt, bevor es gelungen sei, den Waisen eine permanente Heimath zu sicher. Jetzt sei das langerstrebte Ziel jedoch erreicht und mit Freuden könne man auf das vollen dete Wert blicken. Hr.' Linden überreichte den Schlüssel sodann im 'Namen des Bau Co mite's dein Präsidenten Hrn. Gustav Facins. Das Orchester spielte darauf die Piecc: „Er inncruug au Tannhäuscr" von Hamm. Hr. Gustav Facins betrar dann den Rednerstand und hielt folgende Rede: Rcse vc Hrn. Vlnstav Jactiis. „Wertbe Frcmide und Festgenosscn! Begeisterung für alles Gute, Edle und Heilt ge ist der Hochgenuß unseres Daseins, der Sonnenschein unseres Lebens, lind wenn die Begeisterung sich zur edlen That gestaltet, wenn wir eine edle Arbeit im Dienste der Humanität verrichten, so erleben wir einen glücklichen Tag. Heute ikt uns ein solcher glücklicher Tag erschienen. Es ist der Tag, an welchem wir diese herrlichen Ban dem Dienste der Humanität weihen. Was kann es Schöneres nnd Herrlicheres geben, als wenn d Liebe im Herzen der Menschen er wacht !iid sie einig macht. Wenn wir das Leben und Treiben, das Wirken und Schaffen in Baltimore während der letzten 25 Jahre an unserem Geiste vorüber ziehen lassen, so können wir mit Stolz behaupten, daß unsere Nationalität Großes gethan. Jider achtet heut' den deutschen Namen. Und neue Ach tung vor dem deutschen Namen wird man von heute an haben, wo wir dieses Gebäude unseren Waisenkindern weihen. Durch die Waiscnanstalt sind wir einig geworden; reli giöse Vorurthcile und politische Parteispal tnngen sind gefallen. Jnd' und Christ sind heute zusammen gekommen, sie wollen Men schen sein; sie wollen dies Hans zn einem Al tare machen, auf welchem wir unsere Dank opfer niederlegen. Aber es ist nicht genug, daß wir diese Anstalt errichten halfen, wir müssen sie auch erhalten und vor allen Din gen müssen wir das HauS bezahlen. Wenn ich auf die vielen Freunde schaue, die hier heute versammelt sind, so hege ich keinen Zweifel, daß der Ban in 12 Monaten ganz bezahlt sein wird. Lassen Sic es aber auch in Zukunft unsere Aufgabe sein, die Thränen zu trocknen und Wein nnd Balsam in die Wunden der Verlassenen zu gießen. Glau ben Sie mir, der Mensch ist gut, ist edler Thaten fähig, er ist nicht verdorben. Möge unser Werk fort und fort leben, wenn auch Keiner mehr von uns am Leben ist. Was erweckt in unserem Herzen wohl größeres Mitleid als das arme Waisenkind, dem die s liebende Mutter fehlt. Es ist schon in früher Jugend der Elternpflcgc beraubt, ohne Schutz auf die nackte Erde geworfen. Wir reichen dem Kinde die helfende Hand und fragen nicht: „Wcß' Glaubens bist Du?" Aber geloben wollen wir auch, daß wir das, was wir gebaut, erhalten. Niemals soll das l Kind fühlen, daß es verlassen und der Eltern beraubt ist, es soll zn einem edlen Menschen herangebildet und erzogen werden, nnd wir wollen der Stadt beweisen, daß das Waisen Haus den Kindergärten Baltiniore'S noch als Musteraustalt dienen soll. Jeden, wird es klar werden, daß die Waisenhäuser die besten 'Anstalten sind, und unsere Anstalt soll eine der besten werden. Lassen Sic mich mit fol gcndcn Worten schließen: Aas da die Aachwen segnend blicket. Als Hr. Faeins geendet, trug der „Lieder kränz" unter Direktion des Prof. I. H. Rose wald den Chor: „Die Allmacht" vor und zwar so ausgezeichnet, daß sämmtliche Anwesenden der trefflichen Leistung lauten Beifall zollten. Hierauf stellte Hr. Christian Ax den Ehrw. Heinrich Scheid als deutschen Festredner vor. Wir lassen dessen Rede hier im Auszüge fol gen: Rcde VeS <slnv, Heinrich Zchcib, „Es giebt Tage nnd Stunden im Leben, welche einen größeren Werth, eine ernstere Be deutung nnd'einen tieferen Inhalt haben als andere, es sind Tage und Stunden, die iin Kalender des Lebens roth angestrichen zn iver den verdienen, den heutigen Tag rechne ich zu diesen inhaltsreichen. Es ist eine schwere Aufgabe, Ihnen in dieser Verwirrung, diesem Lärmen und Treiben meine Stimme ver nehmbar zn machen, aber Alles, was ich hier vor mir sehe, was mich nmgiebt, gemahnt mich daran, daß die Menschheit einen liefen, inneren Werth besitzt. Vor einem Jahre wurde der Grundsleiit zn diesem Werke ge legt und heute steht dasselbe vollendet da. Der menschliche Geist treibt Blätter und Blü then, und als eine Blüthe des menschlichen Geistes betrachte ich auch dieses Hans. Die jenigen, welche dieses Werk in'S Leben geru fen haben, fühlen sich jetzt, wo das Werk vol lendet dasteht, belohnt genug und gleich dem Samariter, der, nachdem er dem Kranken und Verwundeten geholfen, feines Weges dahin zieht, ohne sich nach dein Lohn für seine That in zuschauen, so fragen auch die Gründer die jer Anstalt nach keinem anderen Lohn, als s welchen sie in dem Befinden der edlen Thal finden. Das Waisenhaus ist eine Blume, die nicht in besondern GeHägen, in ummauer ten Gänen wächst; es ist eine 'Anstalt, die Jedem offen steht; großherzige Bürger stehen an der Spitze derselben, stets bereit da zn Hel sen, wo die Noth klagend ihre Stimme er hebt. Das eigentliche Glaubcnsbekcnntniß des Menschen ist die Wahrheit, die 'Arbeit, die Liebe; Nichts wollen wir wissen von je nem Glaubensbekenntnisse, das lärmend wie das sallcndc Wasser über den Damm dahin ran'scht; unser Thun soll dem Bache gleichen, welcher durch die Felder fließt, tausend dursti ge Pflanzen zur Rechten und Linken des We ges tränkend. Derjenige verdient gepriesen zu werden, welcher frisch in's Leben tritt, dem Bedürftigen bereitwillig hilft, sich nicht nach einstigem Glücke sehnt und das Wohl seiner Brüder vergißt, der die Sümpfe trocknet, aus denen giftige Dünste aussteigen nnd der da Wüsten in fruchtbare Gefilde verwandell. Es wird die Zeit kommen, wo alle Vornr theile schwinden, Ivo es keine Büßer mehr giebt und die „Heiligen" sich nicht von des Lebens Glück lossagen, sondern zum Wohl und ivcgen der Menschheit beitragen und den verborgenen Geheimnissen der Natur nachforschen, indem sie erkannt haben, daß das Glück nur in der Arbeit nnd in der Liebe zum Mitmeinchcn liegt. Die Erde ist nicht zu einem Aufenthaltsorte für Büßer und Heilige, die sich in die Wüste flüchte, bc stimmt, sondern soll eine Wohnstatl glückli cher Menschen werden. Wir verehren nur die als unsere Heiligen, welche für Kleine und Große bauen, lebendige Dentmäler für künftige Zeiten errichten und Klöster in Wai senhäuser verwandeln. Im grauen Alter thum, wo Rohheit und Unwissenheit herrschte, gab es kein Gefühl für die armen, verlassenen Waisen. Niemand dachte daran, die Uuwis senden zu unterrichten. Es herrschte nnd re gierte damals die Selbstsucht nnd noch Heiitc begegnen wir derselben gar oft. Wer aber in dieser Welt nichts Anderes sucht als sich selbst, wer nur den Haß predigt, der vcrlicrl sich schließlich selbst, und die Gottheit, die er in sich zu tragen glaubt, ist weiter Nichts als ein Götzenbild. Die Selbstsüchtigen glau ben nicht an die Menschheit, diese ist für sie verloren gegangen, sie denken nur daran, sich mit fremden Gute zu bereichern; die Selbst sucht ist der Inbegriff alles Schlechten, der Jnhegriss aller Gemeinheit. Wir aber halten zur Liebe. Wenn du, o heilige Liebe, die harte kalte Rinde der Selbstjucht lösest, wenn du die Ketten der Vorurthcile sprengst, wenn du als milder leg ncilder Engel in die Hütten der Armuth, des Elends und des Lasters cinkchrsl, dann wird der Menschheit ein neuer Segen erwachsen und mit Freuden wirst du aufgenommen wer den! Sei uns gegrüßt, o Tag ! der du uns zeigst, welche Wunder die Liebe gethan, indem sie die Selbstsucht bezwang! Wahrheit und Liebe sind dazu bestimmt, die Welt zu erlö sen. Aber es gibt noch Viel zu retten, wenn mau bedenkt, daß der vierteTheil der Mensch heit nackt geht. Als Golk den Menschen auf die Erde stellte, legte er ihm den Funken des Gedankens in die Brust und sagte: „Jetzt denke und arbeite!" Und seht, was der Mensch gethan, was er vor sich gebracht, wozu er die Erde gemacht! Aber vergessen darf nicht werden, daß gar Mancher noch vom Elend umgeben ist und wartet, bis die koi men, an welche oaS Wort g.ri-httt ist: „Was Ihr Einem dieser Kleinen thut, das habt Ihr mir gethan!" Wohlan ! führt die Liede in das neue Haus, oas Ihr heute einweiht, hat tet sie fest nnd steht auf der Warte, denn es ist och Viel zu retten. Wenn Ihr für die'ar men Waisen sorgt und sie mit Lieb. so wird die L'iebch die Ihr sür Eure .'lgcnen Kinder hegt, nur umso größer und stärker werden. Ein großes Werk ist Euch anver traut; erst dann ist Eure Aufgabe als vollen det zu betrachten, wenn Ihr dieser Schale einen edlen Kern gegeben. Es ist gar Viel aus Stein erbant Zuchthäuser nnd Kunst, hallen, Klöster und Waisenhäuser sie alle iverden im Laufe der Zeilen verfallen, wie die Pyramiden, die in Schutt versunken und mit deren Staub der brennende >sirocco der Wüste spielt, aber Eins bleibt immer lebendig und Das ist die Liebe. Möge diese in der neue Anstalt immer walten. Dieses Haus soll den Kindern geben, was sie ans dieser Welt am Nöthigsten haben, es soll ihnen Bater und Mutter wiedergeben, es soll ihnen nicht nur eine Heimath, sondern auch eine Schule wer den. Lehrt die Kinder Treue, Wahrheit und Rechtlichkeit höher schätzen, als die Gunst der Welt; unterrichtet sie in allem Guten, und die Nachwelt wird Euch das Zeugniß ausstellen, daß Ihr Eure Pflicht gegen die Kinder erfüllt habt. Wahrheit und Liebe müssen die Welt erobern. Wohl Denen, die auf der Seite dieser Eroberer stehen !" Nachdem das Orchester sodann das Zikofs'- fche Potpourri: „Musikalische Gründung" vorgetragen, hielt der Achtb. Joshua Vun sant, Mayor von Baltimore, nachfolgende Ansprache: Rede des ittchlb. Joshua Vansant. „Es sind gerade zwölf Pkonate vergangen, seitdem die deutsch-amerikanischen Gescllschas ten dieser Stadt mit entfalteten Bannern nnd klingender Musik zu Tausenden durch diese Straße zogen und sich auf diesem Platze vcr sammelten, aber nicht etwa nm den Sieges lorbeer auf die tirnc eines Mannes zu legen, welcher seinen Ruhm auf blutigen Schlacht feldern erworben, an dessen Ruhm die Thrä nen und Seufzer der Wittwen nnd Waisen klebten, fondern einen höheren und edleren Zweck verfolgten jene Schaarcn—es galt, die Grundsteinlegung zn dem „Allgemeinen deut schen Waisenhause" auf feierliche Weise zn begehen. Heute haben Sie, meine deutschen uns amerikanischen Mitbürger, sich hier vcr faininclt, um dieses schöne Gebäude für seine geheiligten Zwecke einzuweihen. Die Gele genheit, welche Sic hier zusammenführt, ist iowohl angemessen, als passend. Der nichr denkende Theil der Menschheit läßt sich in sei ner Unwtlligkeit, mehr zu thun, als die Noth wendigkeit gebietet, oder an etwas Höheres, als an das Unvermeidliche zu denken, genügen an den Dingen, wie sie sind, obgleich Jnsti tute, welche menschliche Wohlfahrt und Glück seligkeit zum Zwecke haben, welche die mensch l'.che Zustände verbessern helfen, nur einfache Erfordernisse einer wohlorganisirten Regie rung sind. Solche Leute sind sicherlich bereit und willens, günstig über Wohlthätigkects Vereine zu sprechen, ohne aber jemals daran zu denken, daß sie, wenn sie auch im Stande sind, denselben materielle Hülfe angedeihen zu lassen, nachlässig in ihren Pflichten sind, solche Humanitäts-'Anstalten, wie das Deutsche Waisenhaus von Baltimore, zn unterstützen. Alle organisirten Wohlthätigkeiten, meine Mitbürger, sind das Werk des Herzens, sie entspringen einem menschlichen Gefühle, einem Einflüsse Dessen, welcher von Ewigkeit war und bis in alle Ewigkeit sein wird; sie sind das Werk jener Vorsehung, welche ihren Ge schöpfen gebietet, die Kranken und Elende zu unterstützen, die Nackten zu kleiden, die Hungrigen zu speisen, die Schwachen zn trö sten und im Geiste den Verlassenen und den Waisen ein Vater zu sein, ihre Mitmenschen zn lieben: -Nicht Einen, oder Wcniae allein, Aus Alle fallen ' Zu diesem Zwecke, damit diese heiligen Mandate wirksam vollzogen werden, und in der weiteren Absicht, daß Kenntnisse verbreitet und gefördert werden, ist es angemessen, daß das „Deutsche Waisenhaus" von Baltimore diesen Tcmvcl, welcher zur Förderung der gc heiligten Mission des Menschen errichtet ist, in Gegenwart der versammelten Mitglieder einweiht unter Reden, in denen die Zwecke der Anstalt klar dargelegt werden und mit im posantcn Feierlichkeiten, welche die Wichtigkeit der Sache andeuten. T ie edlen Männer, welche dieses „Deutsche Waisenhans" in's Leben gerufen oder seine wohlthätige Wirksamkeit leiten sollen, haben mich nicht anserschcn, bei dieser Gelegenheit eine eigentliche Festrede zn halten, wenn auch die Zeitungen anders behaupten, sondern mit richtigem Blicke Andere dazu auserlesen, deren Intelligenz und Bcrcdtsamkeit sie für diesen Zweck ausnehmend gccicinet machen und deren Gelegenheiten, ihre Gedanken auf die Angele genheiten, über welche man von ihnen eine Rede erwartet, zu conzentriren, sie für die an genehme und verantwortliche Ausgabe beson ders befähigen. Allein ich stehe hier als der oberste Beamte dieser Stadt, um durch meine Anwesenheit meine Hochschätzn,,g des „Deut schen Waisenhauses" an den Tag zu legen und mit einigen Worten die wahrhast edlen Herren, welche der Anstalt vorstehen, in der thatkräfti gen Wetterführung des guten Werkes, an de, sie arbeilen, zu ermuthigen. Was wäre des Waisen Lage ohne Anstalten dieser Art? Er wäre genöthigt, aus der Brust derAllgcmeinheit die gezwungene Milch kalter Wohlthätigkeit zu entfesseln! Er wäre vielleicht ihrer Schmähung, lasterhaften Bei svielen und Versuchungen, den Verführungen der Gottlosen, die für die Gepreßten und Schwachen nur Fallstricke haben, ausgesetzt! Er wäre den Stößen und Schlägen der Welt unterworfen und müßte seinen Weg durch die rauhe Lebensbahn multerseclenalleni forciren. I Aber hier an dieser gesegneten Schwelle, in diesen geweihten Räumen thront lächelnd Wohlthätigkeit als Hüterin, das so früh der Elternsorgc beraubte Waisenkind zu bcwill koniinucu. In diesen Mauern werden ächte Männer, wohlthätige Herzen seine Bedürf nisse mit väterlicher Fürsorge und Freude be friedigen, seinen Geist, sein Wesen veredeln, durch Erziehung es heranbilden, das; es seine gecigncic und berechtigte Stellung in der menschlichen Gesellschaft einnehme, durch Lehre und Beispiel die Grundlage seiner Mo ral legen und es des Ewigen Namen zu ver ehren und zu segnen lehren. Ich sage Ihnen, meine Herren, Vorsteher dieser Anstalt, unter dem Firmamente dieser weiten Well gibt es keine heiligere Mission, als die Ihrige. Es gibt keine weltliche, dem Auge des erhabenen Schöpfers unseres Da seins wohlgefälligere Einrichtung, als die jenige, welche für die Waisen sorgt, und wenn ich den Charakter des Deutschen in seinem festen Entschlüsse, was recht und gut ist, wei terzuführen, nicht ganz und gar falsch ver stehe, so werden die'cr Charakter und dieses Volk, selbst wenn Niemand ihm zu Hülfe kommt, dme Anstalt nicht dahin siechen lassen. Diesem Volke hat nie der Erfolg gefehlt, wenn sein Herz an einer Sache hing, und ich prophezcihe dieser Anstalt die stolzesten Er folge, und wenn Sie, meine Herren Beamte und weiter derselben, im Vorwärtsbringen der Zeit auf andere hochherzige Hände zur Wetterführung ans ihrer Mission anvertrauen, dann werden Sie das frohe Bewußtsein in sich tragen, eine Pflicht gegen Gott, einen Dienst gegen ihre Mitmenschen, der Ihnen die Liebe und das Lob von Vätern und Müi lern einträgt, erfüllt zu haben. Gott segne das „Allgemeine Deutsche Waisenhaus!" Als der Mayor den Rednerstand verließ, stimmten die Sänger den herrlichen Chor von Kreutzer: „Das ist der Tag des Herrn" an. Weithin erschollen die Töne dieser einfachen und doch so prächtigen Composition und ledcs Herz wurde unwilikührlich von einem andäch ligcn Gefühl ergriffen. „So ganz, als wollt' er össncn sich das ist der Tag des Henn!" tönten die Schlußworte des Liedes über den Festplatz, langsam verhallte der letzte Ton und die Augen der Fesltheiliichmer, die bisher aus die Sänger geheftet waren, wandten sich wieder nach der Rednertribüne, welche jetzt von dem englischen Festredner Hrn. R. D. Morrison betreten wnrde. Dieser sprach Fol gcndcs: vicse des Hrn. Robert T. Morrison. „Mitbürger! Voreincmlahrc wurde der Grundstein dieses imposanten Gebäudes in feierlicher, solenner Weise, wie sie der Weihe eines edlenUnternehmeiiS gebührt, gelegt, und heute sind wir zu dein Zwecke zusainmenge kommen, um in würdiger und devoter Auf fassung unserer Ausgabe diesen Tempel des Wohllhtttigkeitssinnes dem großen Werke zu widme, für welchen dasselbe bestimmt ist. Mit der kurzen, aber crcignißreichen Gc schichte der Gesellschaft, unter deren Auspizien diese Heimctth der Unglücklichen errichtet wor den ist, sind Sie ohne Zweifel vertraut, wie ich selbst, und es ist deshalb nicht nöthig, daß ich in Verbindung hiermit mehr sagen sollte, als daß vom Anfang an bis zur gegenwärti gen Zeit das Unternehmen eine Geschichte des WohlthätigkcttssinneS und des Segens, eine Geschichte unselbslsüchtigcr Opfer von Seiten edler Frauen und Männer, eincGeschichtc im mer bereiter Menschen war, hülslose Waffen zu retten, damit sie nicht in Müssigkcit, Un wissenheit, Unflath und Laster verkommen, und darauf vorbereitet werden, gute und nütz liche Mitglieder der Gesellschaft :u werden, geeignet, zede Sphäre des Lebens auszufüllen, als ob sie niemals hülfsbedürftige Waisen ge wesen wären; vorbereitet, in's Leben zutre ten und der großen Tugend Rechnung zu tra gen, deren Wohlthaten u.Segnungen sie selbst theilhaftig wurden. Es ist ein alltägliches Ding, Menschen über den kalten Wohlthätigkcitssinn der Welt reden zu hören. Ich glaube nicht, daß die Mildthätigkeit der Welt kalt ist, und sicherlich, die letzten weni gen Jahre haben bewiesen, daß dem nicht lo ist. Als der Telegraph zu uns die schreckliche Au de blitzte: „Chicago steht in Flammen!" als es bekannt wurde, daßTansende und Zehn tausende von Menschen obdach- und heimath los waren; daß Tausende von Menschen in nerhalb weniger kurzer Stunden vom Wohl stand in Armuth geschleudert wurden und Die lenigen, welche von den Flammen verschont blieben, dem Hnngertode oder den Schrecken des starren Winters überantwortet waren, o, welch' ein Bild bot sich uns dar! Der elektrische Blitz des Mitgefühls, welcher durch die ganze civittsirtc Weck Aller Herzen erreichte, war weniger schnell und zündend, als der, welcher die schreckliche .stunde zu uns lierübertrug. Mäuwr, Frauen und Kinder, Städte Tltschafien und Nationen beeilten! sich, der verheerten Stadt beizustehen und die Fliith der Mildthätigkeit hörte nicht eher auf, als bis der Ruf zurückkam: „Hört aus, wir haben genug!" Wer konnte damals gefunden werden, nm zu sagen: „Der Wohlthäligkcitssinn der Welt ist erkaltet?" Als der Mississippi ftjne Schranken durch brach, ein immenses Gebiet überschwemmte nnd solch' außerordentliches Unglück anstiftete, als die künstlichenßcservoirc in Massachusetts nachgaben und ihre Gewässer mit unwider stehlicher Gewalt Tod und Verheerung ver breiteten und man ausfand, daß das Volk des Landes mit offenem Herzen Alles darbrachte, nm den überlebendenunglücklichen beizusprin gen und sie in eine Lage zu versetzen, um sich selbst Helsen zu können, würde da nicht jeder als ein Cyniker bezeichnet werden, der den Wohlthatigkcltssinn der Welt als erkaltet be zeichnete? Als vor einigen Jahren die Stadt Norfolk, und noch neuerdings andere Schwesterstädte des Südens von der unheilvollen Pestilenz des gelben Fiebers heimgesucht wurden, dessen Verheerungen eine totale Entvölkerung droh ten, und als es bekanntwurde, daß andere,als pckunöre Hülfe nothwendig war, da fehlte es nicht an zarten Frauen und starken Männern, bereu, zur Unterstützung Jener, die ihnen ge gcnnber fremd waren, herbeizueilen, bereit, einem beinahe gewissen Tode entgegenzuge hen, in der Hoffnung, daß Einige, die bereits hingestreckt waren, gerettet, oder selbst wenn es dazu zu spät sein sollte, ihnen wenigstens dasa.odtcnbett durch die zarte Hand der Sym pathie in der letzten Stunde weniger harr ge macht, und ste, aufgemuntert und getröstet durch die Gebete und Tröstungen der Priester Gottes in's JcnfeitS eingehen möchten. Manche edle Frau, manch' frommer Predi ger, manch' aufopfernder Arzt opferte dasLe ben auf dem Altare der Mildthätigkeit und doch wagt man es zu sagen: „Der Wohlthä tlgkeltssinn der Welt ist'erkaltct!" 'stein, meine Freunde, der Wohlthätigkeits stnn der Well ist nicht kalt. Er ist warm, wie ich ihn bezeichnet habe, aber starr und unthä tig, wenn er nicht geleitet, orgauisi rt und shst em at is irt wird! Wie viel Wohlthätigkcitssinn, und soweit als es diesen Gedanken anbetrifft, wie viel ächte Mildthätigkeit wird vergeudet, und noch schlimmer, denn vergeudet, weil ihre Spender weder die Zeit noch die Begabung besitzen, sie zn vertheilen; und wie viel wohlthätiger Sinn wird erstickt, weil Diejenigen, welche ihm mit Freuden Rechnung tragen würden, befürchten, daß sie unfähig sind, diese edle Pflicht in voll stcr Tragweit auszuführen! Das Werk der Nächstenliebe, um praktisch in Anwendung gebracht zu werden, bedarf, wie jede andere Arbeit, System, Klugheit und Führung und solche bietet eine Anstalt dar, wie das „Allgemeine Deutsche Waisenhaus der Stadt Baltimore." Man nehme an, daß jede Person, welche zn irgend einer Zeit für die Unterstützuna und Aufrechterhaltung dieser Anstalt beigetragen, innerhalb der letzten zehn Jahren in kleinen Gaben Dem ein Almosen und Jenem eins ge geben haben würde,unbekümmert darum, oder vielleicht auch zn beschäftigt, um nachzufra gen, ob die Objekte seiner Wohlthätigkeit der selben würdig waren, oder nicht, wie Viel würde auf diese Weise erreicht worden sein, selbst wenn die Motive, welche diese Mildthä tigkeit veranlaßten, noch so lobenswert!) wa ren? Ich will nicht sagen, daß dieses nicht etwas Gutes geleistet, in, Gegentheil, es that sogar Viel desselben. Ein einziges Mittagsmahl einem verhungernden Menschen ist Viel. Ein Dollar hier oder dort kann möglicher Weise den Tamon der Versuchung gebannt haben; doch wo könnte man jetzt die Spuren der Wohl that vorfinden! Das Gute dabei war im gün stigsten Falle vorübergehend; vereinigt jedoch und zusammengeschmiedet, wie diese Wohl thaten gewesen sind, wie groß und anhaltend, wie großmüthig und wie gesegnet waren ihre Resultate, llm diese Resultate zn erzielen, war mehr nothwendig, als Geld. Die An strengungcn uns die Zeit vieler Männer wur den in Anspruch genommen, um das gute Werk in's Leben zu rufen und es gedeihen zu lassen. Und haben sie jemals gemangelt? Möge die stets sich verbessernde Lage des Instituts die Frage beantworten. Möge die von Jahr zulahr wachsende Anzahl der Waisen die in demselben eine Zuflucht finden, für uns antworten. Möge das großartige Werk, wel ches wir heute widmen, die Antwort geben: „Rein! Leute mit großmüthigem Herzen und freigebigen Händen fehlen nicht und haben niemals gefehlt! Doch die Arbeiten des Geldes und derMän uer haben nicht allein diesen großen Endzweck erreicht es gehörte noch etwas anderes da zu die Herzen und Hände der Frauen! Ich frage nicht, haben diese gefehlt, denn wir wis sen ja, daß dieselben stets opfermülhig in al leu guten Unternehmungen sind! O, meine Damen, was war es, das sie un terstützten? Was ist es, das heute unser Auge und unser Herz erfreut? Wenn wir in die Vergangenheit des Waisenhauses schauen und unserem Gedächtnisse die Hunderte von Wai scukindcrn vorführen, welche in diesem Insti tute von zarrcr Kindheit an gepflegt und er zogen wurden, die durch Sie einem Lebender Brauchbarkeit und des Glückes gewidmet wur den, einemLcben, in welchem bci'jedcmSchrilte ihre Herzen zurück sich kehren, um Sie als ihre Wohlthäter zu segnen. Was sehen wir Heiitc? Siebzig kleine Kin der, siebzig menschliche Seelen, siebzig reinli che, gesunde, glückliche kleine Kinder, ihre'Noth gestillt, ihren Geist geschult, ihre Moralität bewahrt! Ein anderes Bild zeigt sich uns, vor welchem unsere Seele zurückschreckt; ein Bild, in welchem die Keime des Gefängnisses, des Bordells, die Pesthäufer, des Zuchthauses und das Schaffst die Hauptrolle spielen; ein Bild, welches in grellen Farben uns b zeugt, >vas das Schicksal Derer hätte sein können, die sich jetzt und in der Zukunft ihrer sorgen den Pflege erfreuen, wäre das „Allgemeine Deutsche Waisenhaus von Baltimore" nicht als rettender Engel aufgetreten. Danken wir Gott, daß dieses Bild nur ima ginär ist. Tie Kinder Ihrer Pflege sind natürlicher Weise die Kinder der 'Armen, doch welcher Vater, welche Mutter hat je gezweifelt, daß seine Eltern ihn so innig geliebt, wie dies bei Reichen nur möglich? Welcher Vater, welche Mutter wird zweifeln, daß diese Kinder Ge genstände der Aufmerksamkeit, der Liebe, Hoff nungen und Bestrebungen waren, und das im gleichen Grade, wie die unferigen? Welche Eltern sind hier anwesend, deren Her; nicht mitleidig den armen Vätern und Müttern entgegenschlägt, die von ihren Lieblingen schei den mußten! Unsere Herzen bluten, wenn wir die Qualen uns vorstellen, die manches Vater und Muttcrhcrz auszustehen hatte, als die eiserne Nothwendigkeit sie zwang, ihre zar ten Kinder den Händen fremder Leute zu über lassen! Die geliebten Kleinen waren vielleicht noch zu jung, um Recht vom Unrecht zu nu tcrschcidcn, und wenn sie auch den Strahl des Hiuimclölichtes innc hatten, vielleicht man gelte ihnen die Krau, den Versuchungen zu widerstehen, hätten sie nicht eine leitende und abwehrende Hand gefunden. Arme sterbende Eltern! Gewiß, der Him mel rechnete es Euch nicht als Sünde an, daß Ihr Eure Gebete in der letzten Minute irdi scheu Daseins nicht Eurem Seclenheile, son dern dem Heile Eurer Kinder widmete, daß Ihr mit brechenden Augen noch das Gebet stammeltet: „Gott beschütze meine armen Kin der!" Welches von diesen Eltern, könnten sie >evt auf diese Szene blicken und den Zustand und die Aussichleu jcnerKiuder sehen."würde nicht ausrufen: „Tie Wohlthat!" Ich betrachte es als einen wunderschönen Zug dieser Anstalt, daß sie alle Scktenuntcr schiede gänzlich bei Seile fetzt, daß ihre Thü ren dem katholischen, dem protestantischen, dem jüdischen und dem heidnischen Kinde gleich weil offen stehen. An ihrer Pforte wird von keinem Kinde verlangt, daß es das Un fehlbarkeitsdogma derKaiholite, oder die 3! Glaubensanitcl der Episkopalen unterzeichnet. Plan fragt hier Niemanden über feine bcson deren Ansichten über die Erbsünde oder über die Kliiderianfe. Man fordert hier keine Tis. sertatioii über die Prädesiinations-Lehre oder über die Verdienste des Glaubens und der gu ten Werke. Diejenigen, welche diese 'Anstalt leiten, crlcnnen mir Pope die Thalsache an, dag Ein anderer schöner Zug, welchen ich an dieser Anstatt bewundere, ist der, daß dieselbe nicht das Vehikel des Stolzes eines einzelnen Mannes ist, dag sie das Medium bietet, durch welches der Arme gegen dcuArmen mildthätig sein kann. Ich bin nicht hierher gekommen, um die Mildthätigkeit des reichen Mannes, welcher im hohen Alter oder ans seinem Tod lcnbette seinen Reichthum zum Besten seiner Mitbürger hinterläßt, zu verkleinern; seinen Beweggründen mag immerhin eine gute Por tion persönlichen Stolzes beigemischt sein, doch dieser Stolz ist verzeihlich und ich hoffe, daß die Zukunft die McTonoghs, Peabodys und Hopkins noch recht zahlreich vermehren wird. Die Wohlthätigkeit der Menge, wenn die selbe durch irgend eine große Ealamität, wel che eine Well erbeben macht, angeregt wird, will ich ebenfalls nicht verachten, im Gegen theil, solche Beweise spasmodischer Freigebig keit inspiriren mich mit Hochachtung gegen mein Geschlecht. Aber ich behaupte hier, daß die Wohlthätigkeit größer ist, als die genann ten Arten, welche von keinem Wunsche, per fönlichem Stolze und Ehrgeize zu genügen, eingegeben wird, welche keiner großenCalami tät bedarf, um ausgeübt zu werden, sondern welche im schlichten Alllagsaewaude einher schrcitet, welche in kleinen Kreisen Gutes thut, die Wohlthätigkeit, welche in der Ueberzeu gung, ihre Pflicht gethan zu haben, den einzi gen Lohn findet. Von dieser Art ist Eure Wohlthätigkeit, meine Freunde! Ich sehe mich nicht veran laßt, Sie zu ermnthigcii, Ihre Bestrebungen in diesem guten Werke zu erneuern oder fort zusetzen. die Liberalität, die Hingabe und Selbstaufopferung, welche von so bescheidenen Ansängen ausgehend in der kurze Zeit von einer Tetade eine so blühende Anstalt geschahe, ein so herrliches Gebäude errichlci hat, braucht leine Aufmunterung und Ermuthignng von meiner Seite. Tie Per gaugcuheii ist die Garantie jür die Zukunft. >e?ie haben eine noble Wohlthätigkeit in's Leben gerufen und aufrecht erhalten, undTie jenigen, welche nach Ihnen kommen, werden dieiclbe nicht untergehen lassen. Vollendet steht das schöne Werk. Von der Stirne heiß geronnen ist der Schweiß. Das Werk lobt den Meister. Jetzt meine Freunde, zctzt lünnei! den Segen, der von oben kommt, mit Sicherheit erwarten. (Die drei letzten Sätze sprach der Redner deutsch.) Ich gratulire Ihnen herzlich zu der Vollen dung vihres prachtvollen Baues und hier im Schatten seiner massiven Mauern wünsche ich Ihnen, daß Gott Ihr Liebeswcrk segnen und fördern möge!" (Anhaltender Beifall.) Ein von dem Orchcstcrvorgettagener Marsch bildete den Schluß des offiziellen Fest Pro gramms. m Briese nns Depeschen. Nach Beendigung der Rede des Hrn. Mor rison las Hr. Chr. Ax folgende Depeiche des Gouverneurs Groome vor: „Pittsburg, 22. Juni. An Hrn. Gustav Facins, Präsident des „Allgemeinen Deutschen Waisenhauses!" —lch beauere sehr, daß ich heute nicht in Ih rer Mitte sein kann. Acceptiren Sie meine besten Wünsche für den Erfolg Ihres edlen Werkes der Wohlthätigkeit. Ich werde die erste Gelegenheit wahrnehmen, Ihre Anstalt zu besuchen. I. B. Groome, Gouverneur." Hr. G. S. Grifsith sandte eine auftaun ternde Zuschrift und ein Geschenk vonHso; Hr. Jakob Trust mit Begleitschreiben eine Parlor-Orgel, Hr. Ehs. I. M. Gwyiiii eine aufmunternde Zuschrift u. f. w. Die in voller 'Anzahl erschienenen Direkto ren des „Israelitischen Waisenhauses" stcucr ten 5145 bei. Sämmtliche Fcstthcilnehmcr begaben sich darauf nach der Westseite des Gebäudes, wo sich die Waisenkinder aufgestellt hatten. Die Kleinen sahen frisch nnd gesund aus und bc grüßten die Gäste mit einem freundlichen Lächeln. Nachdem die nöthige Ruhe einge treten war, trugen die Kinder nachstehendes von Hrn. F. Glelchmann, dem Hausvater der Anstalt, verfaßtes Lied vor: Und heute an dem Wcihctag Der Busc höher schwillt dem das Werl am Herzen iaq. Mit Wohlgefallen schaut." Hr. Gustav Facius richtete dann eine kurze, herzliche 'Ansprache an die Kinder, worauf die Letzteren noch im Chor: „Dank dem Henn! Er ist die Liebe" sangen. Nachher zerstreuten sich die Festthcilnchmcr durch alle Räume des Gebäudes und allenthalben, wohin man blickte, gewahrte man Bilder des Frohsinns und der Freude. I und vor dem Waisenhaus?. Im Waiscuhause wogte eine große Men scheumcnge durch alle Säle und Zimmer. Im Souterrain befand sich eine riesige Bar, die ohne Unterbrechung von Durstigen belagert war und eine erhebliche Einnahme erzielte, welche speziell dem Waisenhause zu Gute kömmt. An der Bar sungirten vornehmlich die HH. Friedrich Feige, H. Bnchsbanni, I. Gohlinghorst, H. Vonderheidc, I. C. Mosch bergcr, Kourad Neidhardt undl. Knipp. Das Bier war von verschiedenen Brauern geliefert. Im ersten Stockwerke befanden sich Speise tische, Conditoreien n. s. w., au welchen mit bekannter Liebenswürdigkeit nachstehende Da men des Damen - 'Nähvereins die Honneurs machten: Bildertisch Hr. Otto Roßmäßler und die Damen Garthe, Hennighaiffcu und Fränl. Meyer. Conditorwaareu-Tisch—die Damen Grot hans, von Holland, Görden, Metzger, 801 l mann, Heinzerling, Kindervner, Lammers, Frl. Grothaus und Frl. Moser. Blumeniifch die Damen Martin, Mecth, Nichosf, Muth, Krim, Roß und Schwarz haupt. Wcintisch —die Damen Kindberger, Keyscr, Fried, Reigardt und Kollc und Hr. Wilhelm Holtzinann. Kaffee Tisch—die Dainen Wehr, Kiel, Pfeil, Oehm, Ncgcngerd, Rausch,Hamburger,Wie senfcld, Decker, Kirschbaum, Benner und Distel. Eßtisch —die Damen Wieghorst, Brauer, Gissel, Zcun, Heidrich und Conrad. Devisen mit geeigneten Inschriften: „Wohl zuthun und mttzntheilcn vergesset nicht!" "ttamamlx-r tba Oisüians!" u. s. W. Mahn ten zu milden Gaben, die denn auch reichlich entweder für die guten Dinge des Lebens, die geboten wurden, oder durch freiwillige Bei träge an Geld flössen. Die Herren des Sam mcl'Comite's waren äußerst thätig, und die Einnahmen betrugen bis spät Abends an den beiden Donationsständcn §2103.63 und an dem Schenkstaiide §613. Die Summe, welche an de verschiedenen Tischen der Da men eingenommen wurden, ist noch nicht be kannt, wird sich aber wahrscheinlich nahezu auf SIOOO belaufen. Bei den Colleklorcn machten sich namentlich die HH. I. Hemmc ter, I. Ullrich, Gen. Leopold Blumenberg, Abraham Nachmann, I. Fricdenwald, I. Hecht, W. Wittgrefe, Chr. Brüssel, I. Kot ier, H. Sachleben, Chr. Bcrley, H. Sciden zahl, I. Heinz und F. Heim verdient. Im zweiten Stockwerke boten sich deni An ,e Blumcntempel und andere Verkaufsstände dar. Hr. Roßmäßler ließ sich besonders den Verkauf von großen, schön colorirten Bildern des Waisenhauses angelegen fein. Die Arbeit selbst ging ans dem Atelier der HH. Hoen sc Co. hervor und die Bilder fanden schnell Ab satz, als bleibendes Andenken an die gestrige Feier. Während dermaßen sich innerhalb des Hau seS ein unvergeßliches Bild darbot, war es d'ranßcu nicht minder lebendig. Die weiße Fricdensfahne von 1871 mit den amerikani schen und deutschen Farben zur Rechten und Linken, wehten über dem Hanptportale, wäh rend Fenster und Eingai.gSthüre mit Kränzen und Guirlanden verziert waren. Die 'Red iicrtribünc glänzte gleichfalls in festlichem schmucke und war von Anfang bis zu Ende der Weihefcier mit zahlreichen Freunden der Anstalt, worunter besonders die Herren der „Israelitischen Waisen Anstalt" und mehrere hervorragende deutsche Prediger wahrgenom men wurden, angefüllt. Ter Präsident nnd die Gonrant- Bili. Fast muß man glauben, daß es dem Präsi denten weder mit seiner Velo Botschaft, noch mit feinem Memorandum Ernst war, denn in diesem Falle hätte er die Couraut-Bttl nicht unterzeichnen können, wie er Montag ge thau hat. Jetzt hat er allerdings den Wün schen beider Parteien entsprochen, die östlichen Hartgcldmänncr, welche über Graut'S Veto in Bewunderung und über das Memoran dum in Entzücken geriethen, werden jetzt schweigen müssen, während die westlichen In flationisten jubeln. Der dritte Termin scheint doch kein leerer Wahn zu sein; aber ob dieses Ziel erreicht werden kann, in dem man es Al len recht macht, ist heule doch noch ziemlich fraglich. „Gute Nacht, Säuschcn!" Der Cougreß hat sich Montag Mittag ver tagt ; alles Unheil, welches er bis zur Mit tagsstunde des ersten Sommertagcs anrichten konnte, hat er treulich angerichtet und das Land kann jetzt wieder frei anfathmen. Wel che Hofsnungen hat man nicht im letzten Herbste an diese Sitzung geknüpft nnd wie wenige wurden erfüllt! In der Milte des Monats September trat die furchtbare Krisis ein, welche wie ein Orkan über das Land feg te und dann sich in Permanen; zu erklären drohte. Ter Congreß wird helfen, hieß es allgemein und cs fehlte nicht viel, so wäre ei nc spezielle Eougreßsitzung einberufen worden. Die Ausregung wegen des „Virgiuins" ließ .dann das Volk sein finanzielles Und wirth schaftliches Elend eine Zeil lang vergessen, ! wie ja gewöhnlich eine Calami'.äl die andere in den Hintergrund drängt. Ter Ration war eine Schmach angethan worden nnd der Krieg schien unvermeidlich ; als derselbe end lich durch feiges Nachgeben unserer Tiploma tie vermieden wurde, hoffte das Volk aber maiS, daß der Congreß, dessen Sitzung nahe bevorstand, ihm Genngthunng verschaffen werde. Ter ersehnte Dezcmber'tag kam end lich und die Sitzung wurde nach iechsmonat lickier Daner gestern Mittag geschlossen. Was haben nun die Herren während dieser langen Zeit geleistet? Ziemlich viel aber wenig Gu tes. Die Finanzsrage wurde von allen Sei ten besprochen und nachdem eine Fiiiaiiz-Bill, welche die Schrecke der Krisis wahrscheinlich erneuert haben würde, durch das Veto des Präsidenten unmöglich gemacht war, wurde am Samstag eine Coniproniißmaßregel ange nommen, welche wcderFleisch, noch Fisch, sc, dernKrebs ist. DiegroßcMajorität dcrMitglie der hat in den Debatten über die Finanzfrage bewiesen, daß sie nicht auf der Höhe der Bil dung standen, um die Frage mit Intelligenz und Eliisicht behandeln zn können, jede vage Theorie wurde ernsthaft in Bettacht gezogen und schließlich haben die Feinde eines guten Conrants doch gesiegt. Von einer Genug thnung Seitens-spanien's für die zahlreichen, der amerikanischen 'Ration gebotenen Insulte war nicht die Rede und der Beschluß über An. Erkennung der Cubaner als Kriegführende ist unbeachtet liegen geblieben. Wenn wir etil gutes Werk dieses Congrcsses nennen sollen, >o müssen wir die drei oder vier Untersuchun gen als ein solches bezeichnen, dieselben haben der herrschenden Partei abermals cmpfindli che Schläge versetzt; der Congreß hat aber auch hier nur halb seine Pflicht gethan, der Skandal und die Corruption wurden aufgc deckt, aber keine Corrcktivmaßregel in Anwen dung gebracht, keiner der entlarvten Schurken zur Rechenschaft gezogen. Welches Unheil der Congreß sonst noch angerichtet, welche ' großen nnd kleinen Diebstähle in den letzten Tagen der Sitzung mit nntcrlicfcn, das wird erst die nächste Ziilnnft enthüllen. Tic beste Hoffnung des Landes ist jetzt, daß wahrschein lich viele der Herren nicht wieder erwählt wer den, so daß sie, wenn sie im Dezember wie Verkommen,bereits wissen, was ihre Constiln einen von ihnen halten. Gar Mancher wird in den bevorstehenden Congreßwahlcn das Resultat für sich mit dem ncckischcn Lustspiel titel übersetzen können, de wir an der Spitze dieses Artikels gebraucht haben, lumlich Vächt, Häuschen !" Möchten ihrer recht Viele vom Volke den Laufpaß erhalten. Die Finanzen der Regierung und die Wiederaufnahme der Hartaeldzahlung. Vor mehreren Wochen erhielt der Ver. St. 4Schatzamtsregistrator, RichterJ.Allison, ein Schreiben von einem prominenten Politiker Pennfylvamtii's, in welchem derselbe verschie dene Fragen über die Wirkungen der Wieder aufnahme der Hartgeldzahlung stellte. Dieses führte zu einer eingehenden Correspondenz, welche veranlaßte, daß die Angelegenheit ge nauer untersucht wurde. Hierbei enthüllten sich dem Richter verschiedene bemerkenswenhe Thatsachen, weshalb er jetzt mit einer länge-1 reu Abhandlung über die Frage der Wieder aufnahme der Hartgcldzahlniig vor das Pub likum tritt. Richter Allison sagt: „Indem ich das Angemessene in Betracht ziehe, eine Zcic zu bestimmen, die Hartgeld zahlung wieder aufzunehmen, müssen einige wichtige und bemerlcnswerlhc Thatsachen in's Auge gefaßt werden. Wie wünschenswert!) es auch sein mag, diesen Zweck zu crreichen, so werden immer Einige vorhanden sein, welche behaupten, daß ein verfrühter Versuch in dieser Richtung von den furchtbarsten Fol gen begleitet sein wird. Die Verheerungen des letzten Krieges nnd die beständigen und enormen Abflüsse des Reichthums und der Ressourcen des Volkes waren so bedeutend und die wahren Ursachen des jetzt herrschenden Druckes sinv weniger in den dcrangirten Ge schäflsverhältnissen zu finden, als die Folgen der pecuniären Erschöpfung des Landes. Um die Ausdehnung dieser Abflüsse darzuthun, weist die Registratur nach, daß im Jahre 1866 das Maximum unserer Nationalschuld 2700 Millionen Dollars betrug. Hellte, acht Jahre später, hat die Regierung 540 Millio en jenes Kapitals nebst jährlichen Zinsen von 125 Millionen bezahlt nnd außerdem ihre laufenden Ausgaben gedeckt. Der Schatz amtSrcgistrator sagt, daß wenn wir zn dieser Summe die jährlichen Zinsen rechnen, welche von dem ganzen Lande, von den Staaten, den Conntics, den Städten und den Eisenbahn- Compagnic'n bezahlt werden, so können wir uns eine Idee bilden von der enormen Sum me, von den furchtbaren Anforderungen, welche an die Industrie und den Erwerb des Volkes gemackit werden. Der Gcsammtbe trag der in der genannten Periode bezahlten Interessen auf alle Schulden des Landes be zisfert sich auf ungefähr NOO Millionen Dol lars, welche Summe zu der Schuldrcduktion gerechnet die Totalsumme von 1645 Millionen beträgt, oder 30 Millionen Dollars mehr, als der Gcsammtreichthnm des Landes im Jahre 1820 betrug. Dicke enormen Summen sind dem Kapitale nnd den industriellen Ge Winnen der prodnzirenden Klassen des Landes entzogen worden. Ter jährliche Abfluß an Interessen ans alle möglichen Schulden be trägt ungefähr 300 Millionen Dollars. Man wird sich keiner' Nation erinnern, welche sofort nach einem erschöpfenden nnd erschlaffenden Kriege cincn solchen Unternehmungsgeist ent wickelte, wie die Vcr. Staaten vom Jahre 1865 bis zu der Krisis im letzten Herbste. „Diese Resultate"—fährt der Registrator fort —„können der Ausgabe von Nationalbonds und Papiergeld zugeschrieben werden, sowie dcrAnnahme unseres'Nationalbank-Shstems, welches ui! Vereine mit großartigen durch ausländisches Kapital aufrecht erhaltenen Bahn Unternehmungen unser Finanzsystem aufblühte und unsichere Werthe aller Art schuf. Dieser Zustand der Ausblähung kann nur durch weitere auswärtige Anleihen ausrecht erhalten werden. Die Ausgabe von Ratio nalbonds, Greenbacks und Nationalbank. Courant beträgt mehr als 3000 Millionen. Tiejes riesige Creditgebäude ist seit der Be endigung des Krieges durch aufgeblähte Werthe so vielfach gestützt worden, daß viele denkende Personen zn der Annahme verleitet worden sind, daß der Krieg das Land that sächlich reicher gemacht habe. Ein Vergleich der Nattonalkchuld des Krieges von 1812 und des Bürgerkrieges zeigt einen bcmcrtenswer then Conirast. Die Schuld von 1812, we che sich auf >27 Millionen Dollars bclicf, wurde in zwanzig Jahren bezahlt, wobei auf das Jahr etwa sechs Millionen und drei Mal hun dcrttauscnd Dollars kommen. Wie bereits angegeben, ist die Schuld des letzten Krieges bereits nm mehr als 500 Millionen Dollars oder während der letzten sieben Jahre um 6 Millionen Tollars pro Monat rcduzirt wor den. Im Jahre 1820 betrug unsere Bevölke rung 9 Millionen Seelen, damals kamen auf den Kopf Hl 4 Schulden. Im Jahre 1870 bei einer Bevölkerung von 40 Millionen de trug die Rate? 73 pro Kopf. In den letzte sieben Jahren hat unsere Regierung nenn Mal so viel Schulden bezahlt, als während der 20 Jahre von 1815—1835 bezahlt wurden." Der Registrator schließt diesen Ucberblick mit folgenden Schlußfolgerungen: „Ans dicken Thatsachen und Zahlen erhellt, daß an die Fähigkeit dieses Landes zu große Anforderungen gestellt wurden und daß das Volk einen solchen Drucknicht länger ertragen kaun. Bei diesem Stande der Dinge ist es eine wohl zu überlegende Frage, ob baldige Wiederaufnahme der Hartgcjdzahlung nicht allenthalben Ruin nnd Verheerung herbei führen würde. Tic Bestimmung eines Tages in der nächsten Zukunft würde alle Unterneh mungen lähmen nnd allenthalben Furcht und Schrecken hervorrufen; die 'Nachfrage nach Arbeit würde sich vermindern, die Liquidatio nen würde in demselben Grade zunehmen und das Zusammenschrumpfen der Werthe würde unter dem Volke große Noth veranlas sen. Bonds für Greenbacks und nmgckchrt wäre vielleicht ein populäres Geschrei für solche, welche solch' einen Plan für eine 'Art Rcpndiation halten. Es scheint mir, daß alles Das vermieden werden kann, wenn man dem Geschäft des Landes gestattet, sich silbst zu ordnen, ohne daß eine weitere Aufblähung nnd Zwangs Wiedcraufgabc der Hartgeld zahlnng eintritt. Dieses ist das wesentliche Element der Erholung unseres gegenwärtig erschöpften Finanzsystems; dasselbe, mit Fleiß und Sparsamkeit von Seiten des Volkes nnd mit weiser, vorsichtiger Einschränkug von Seiten der Regierung durchgeführt, wird das Vertrauen wieder herstellen und dem Wohl stände des Landes neue Bahnen eröffnen." Weis; und Schwarz. T ic Civilrechts-Bill hat begreiflicher Weife in allen Theilen der Union pchr viel bö'es Blut gemacht. Vornehmlich ist das iu den Südstaaten der Fall, und es ist kein Zweifel möglich, daß die Durchführung der dieöffcnt lichen Schulen betreffenden Klausel des Ge scyvorschlagcs eine Art sozialer Revolution zur Folge haben wurde. Derartige Bctrach tuugcn haben ein Blatt in Tennessee zur Auf stellung einer statistischen Tabelle auf Grund eines natürlich approximativen Privat- Census bewogen, mittelst dessen bewiesen wer den soll, daß, falls es zu einem "wsi" der numerischen Stärke der beiden Racen käme, die Schwarzen den Kürzeren ziehen müßten. Von den 13 Südstanten haben in dreien die Farbigen folgende Majoritäten: a Mehrheit. MiiMWpi :ü?7M AMI Dagegen weisen die anderen zehn Südst'aa tcn folgende weiße Majoritäten auf: Al'driir farbige. Mehrheit. Arlansas NüM MM litMV Florida V2.M n.tvn Georgia a-NM äMmv loS,tov Keiiiu^i Virginicn II >',,> 7,l'>'.> ,;ür die Genauigkeit det vorstehenden Zif fern möchten wir nicht einstehen; allein so viel beweisen dieselben mit Bestimmtheit, daß Diejenigen, welche beständig auf den„schwar zen" Majoritäten reite und daraus Confe qncnzen ziehen, sich nach andere Argumenten umscheii müssen. Gl Kaffee? Viele Hausfrauen mögen sich schon darüber gewundert haben, daß rrotz der Aufhebung des EiiigangszolleS auf Kaffee dieser Artikel eher theurer, als billiger geworden ist. Wie man letzt erfährt, ist ein sogenannter „Corner" daran schuld. Durch eine Vereinigung von Spekulanten sind die Preise seit Zahreu in die Höhe getrieben worden. Das „Corner," welches hauptsächlich seinen Sitz in Hain bürg, Rotterdam und Antwerpen hat, au dem jedoch auch Baltimorer und New 'ZorkerHän ser bethciligt sein sollen, ist angeblich jetzt in die Enge getrieben. Um die Herrschaft über den Markt zu be halten, mußte die Clique immer mehr Vor rathe ankaufen, was nicht nur wegen der höheren Preise feine Schwierigteil hatte, son dcrn auch wegen der in Folge der Letzteren stetig zunehmenden Produktion. Die letzte Hoffnung setzte man iu die Wiedereinführung des Zolles aus Kaffee in den Per. Staaten, in welchem Falle dieselben mit immensen, noch zollfreien Vorräthen übcrftuthet worden wären, die dann an der Preissteigerung nach dem Eintreten des Einfuhrzolles unsehlbar thcilgcnommcn hätten. Als auch diese Hoffnung fehlschlug, began nen die Bankerotte in den europäifchenKaffee- Märkren, und schon in den ersten zwei bis drei Wochen wurden die Verluste aus 51,000,- 000 geschätzt. Mit welchem Erfolge die Clique operirtc, kann man daraus entnehmen, daß der Preis für Rio-Kaffee in Antwerpen von 60 70 Centimes per Kilo in 1870, auf 86 Centimes in 1872 und auf Frcs.l.4s im letz ten Februar stieg. Diese Zahlen entsprechen in den Per. Staaten Ii bis 13 Cents (Gold) per Pfund in 187 o; 154 Cents per Pfund in 1872, und 264 Cents im letzten Februar. Gegenwärtig sind in Antwerpen allein über 800,000 Säcke aufgehäuft und immense Zu fuhren sind nach dort, Rotterdam und Ham burg unterwegs. Unter solchen Umständen erwarten einsichtsvolle Händler ein baldiges und sehr starkes Fallen der Preise und kauten nur für Deckung des angcnbltcklicheii Bedar fes. Der dadurch verminderte Absatz im Großhandel kann nicht verfehlen, die Krisis, welche im Kafseegeschäft unzweifelhaft über kurz oder lang eintreten wird, zu beschleuni gen. Vis jetzt sind auf hiesigen Märkten die Preise ziemlich fest gewesen, und es ist das wohl dem Umstände zuzuschreiben, daß die Porrälhe wirklich nur gering sind. Wenn es aber in Belgien, Holland und Hamburg in diesem Handelszweige zu einem Krach kommt, so ist zu erwarten, daß ein ansehnlicher Theil der dort ansgehänften lmmensen Vorräthe auf die hiesigen Märkte geworfen werd' wird, die dann auch zu wackeln anfange!: wer den. Die Leickenverbrennung in der Poesie. Viel Tinte ist schon verschmiert worden über die Lcichenverbrennungsfragc, noch viel mehr wird aber verschmiert werden müssen, wenn erst die Verbrennung sollte obligato risch gemacht sein. Denn da cS sich wohl kaum machen liege, ganze deutsche Gedichte wegzublasen, so iiiiigte man eine Menge schöner Poesie', die der Nachwelt erhalten bleiben sollten, modern zustutzen, um sie mit dem Zeitgeist in Uebereinstimmung zu brin gen. In Heine's „Grenadieren" müßte cS z. B. heißen: "Aewöhr'mir, Bruder, eine Bill', Well mich der Tod überrasche, Sannum mcine Leiche nach Frankreich mit. So will ich liegen und horchen still, Wie 'nc Echiidwach in der Urne, Bis einst ich höre Äanonengtdriill, Dann, Bruder, glaub',so roluuruel" Achnlich müßte Zedlitzen's „Nächtliche Heerschau" zeitgemäß umgeändert werden. Tie Braut von diorinth aber wäre schon gar mcht möglich, da der Jüngling vielleicht noch lieber Skelett mit auch nur einem Kilo gramm Fleisch daran, als ein Häuflein Asche umarmen würde. Die Strophe im Studcn leiilicd „vom hohen Tlnmp herab" solltedann lo gesungen werden: So weinen wir, nachdem er srvh verkohle!,' Au, unsres Bruders stille Uro'." Man sieht jedoch, die Anspielung aus Thum und Taxis ist veraltet, und nur des Reimes wegen da. Vielleicht noch effektvoller und gewiß viel volksthümlichcr würde Hanfs's Rcitcrlied um zuäudcrn sein. Man vergleiche selbst: Veraltete Form, gestern Rossen, Es bietet sich hier, wie man sieht, dem gc schmackvollen Poeten zweiten Aufgebots ein ergiebiges Feld ! Nun, wir haben das Ver dienst, die Anregung gegeben zu haben. Vi- Jst es doch nicht zu leugnen, daß die Poesie bereits seit Jahren sich mit der Lcicheiiver brcnnung einverstanden erklärt hat. singt der Dichter. ..Drum will ich, bis ich Asche werde, Mich dieses schone Lebens rrcu'n," ein anderer von demselben Gelichter. Das klassischste Beispiel dürste wohl das des ehr würdigen „Struwwelpeters" sei. In der rührenden Ballade „Panlinchen war allein zu Haus" heißt es ja von dem unglücklichen Paulinchcn: Asch e blieb allein Das lateinische Sprichwort: <Io woiluis Nil nisi Vene (von den Todten bleibt nichts als die Bccne) ist also nicht ganz genau: nur die Schuhe bleiben übrig, da wahrscheinlich im Jenseits Niemanden der Schuh mehr drücken soll. Warum soll auch das Vcrbreu en so herbe seinL Aeichcrn sich doch schon bei Lebzeiten so viele Leute ab, bis man ihnen „Friede ihrer Asche!" nachruft. Tie Todten gräber werden aussterben, wie die Postillone, und Jeder wird sich die Urnen seiner Angehö rigcn auf die Tische stellen. Möglicher Weise hat dicLeichciiverbrcnnung eine große Zukunft nno in wenigen Jahren wird es vielleicht mode r n sein, nicht zu modern. Tnges Neuigkeiten Die wichti g st e Besch! nßna h m e des Congrcsses am letzten amstag und die wichtigste Pateutangelegenheit der letzten zwanzig Jahre war die Verwerfung des Ge suches von A. B. Wilson um Verlängerung eines vor zwei Jahren ausgelaufenen Paten tes über die "lluir motluu ltzo>l." Senator Hamilton von Maruland berichtete gegen das Gesuch der Compagnie'!! Whcelcr Wilson, Wilcox K GibbS, Singer, Grover K Baker und Howe um Verlängerung dieses Patent rechtes und der Comite-Bericht wurde ange nommen. Die Compagme'n hatten eine starke Lobby in Washington und haben es sich viel Geld kosten lassen, um die Maßregel durchzu setzen, aber alle ihre Bestrebungen sind dies mal an der Pflichttreue des Senates geschei tert; es wurden neinlich Petitionen mitHun dcrttauscnden von Namen bedeckt gegen die Erneuerung des Patents eingereicht. Man sagt, daß die Folge dieses Verfahrens sein wird, daß künftig Nähmaschinen für tzl2 her gestellt können, während mit der bedeutenden „Royalty" die Herstellungskosten bisher be deutend höher waren. In Europa, wo die Nähmaschinen-Fabrikanten keine „Noyalty" zahlen, werden die Maschinen jetzt zu Spott preisen angefertigt und für Hill hier impor tirt. Das Einzige, was die um Verlängerung des Patentes nachsuchenden Compagnic'n vor bringen konnten, war, daß billige Nähmaichi neu vom Publikum gar nicht geschont werden würden. Die S a msia gsfitz n n g des Con grcsses war eine ungewöhnlich lange und zahlreiche Maßregeln wurden erledigt. Der Senat, welcher sonst gewöhnlich am Samstag feiert, war von Vorm. kl Uhr bis zum Sonn tag Morgen t Uhr in Sitzung. Das Post- Comite berichtete, daß weiter keine Gesetze nöthig feien, um wettere Erleichterungen des Postdieiistcs zwischen San Franzisco, China und Japan zu sichern. Die Bill, welche die Wicdcrcrwcrbung der wegen Steuerrückstän dcn verkauften Ländereien ausdehnt, wurde angenommen. Die vermischte VerwilligungS- Bttl wurde mit zahlreichen Amendements ver sehen und dann angenommen. Im Reprä sentantenhause wurde beschlossen, dasSpezial- Uiitcrsuchungs Comite über Arkansas zu er mächtigen, während der Vertagung den Stand der Tinge jenes Staates an Ort und Stelle zu untersuchen. Der Conferenz-Bericht über die Couraut - Bill wurde mit 22k gegen 4V Stimmen angenommen. Tie HH. Archer, O'Bricn und Swaun von Maryland stimm ten dagegen. TaS Plcnar Comite wurde der ferneren Berathung der Bill über Einlösung der dreiproz. temporären Anleihe - Certifikate überhoben. Tie Absicht dieser Bill ist, den sogenannten Gold-Banken zu gestatten, eine Cirkulation von !>0 Proz. ihrer Bondoeposi len zu haben. Das Justiz - Comite erklärte sich dafür, den Richter Busteed von Alabama in Anklage versetzen zu lasse. Die Civil- Rechts-Bill wurde einem sanften Sommer schlafe überwiesen. Das neue Bankerottgcsetz, welches vor einigen Tagen nach ganz unerwartet beide Häuser des CongresseS pasnrte, enthält sol gende Bestimmungen: Vierzig Tage Frist sind gegeben, ehe ein Kaufmann oder Handeltrei bender, der feine Wechsel nicht bezahlt hat. für bankerott erklärt werden kann. Die Zustim mung von einem Viertel der Anzahl und einem Drittel des Schuldbetrags ist nöthig, um über einen Schuldner das Bankcrottverfahren zu verhängen. Diese Bestimmung wirkt bis zum 1. Dezember v. I. zurück. Das Bankerott verfahren wird eingestellt, wenn der Schuldner die gelieferten Schulden bezahlt, welche der Grund der Anhäiigigmachniig des Bankerott vcrfahrens waren, oder wenn die Zustimmung des Gerichts erlangt wird und eine Mehrheit der Gläubiger die Einstellung des Verfahrens verlangt. Ein freiwilliger Bankerollenr er hält seine Entlastung, wenn seine Masse 30 Prozent der Schulden deckt oder wenn er die Zustimmung von so vielenGlänbigern erlangt, als nöthig sind, um den Bankerottprozeß ge gen ihn einzuleiten. Ein unfreiwilliger Ban kerottenr kann seine Entlastung erhalten, wenn sein Benehmen frei von jedem Betrug ist und er sich keiner Verletzung des Bankcrottgesetzcs schuldig gemacht hat. In der Legislatur zu Süd- C ar oli n a befinden sich nur zwanzig weißcMänner, wäh rcnd die größere Zahl, mehr als Hundert, aus Negern besteht. Tic Mehrzahl der Letzter kann nicht lesen und schreiben. Darunter be fand sich Einer, welcher fest darauf bestand, daß, wer lesen und schreiben könnte, nicht in die Legislatur zugelassen werden solle; Alle sollten gleich sein, nämlich nicht lesen und schreiben können, dieses sei der wahre Status der Gleichberechtigung. Dieser selbe Neger ist trotz seiner furchtbaren Ignoranz Su perintendent der Schulen eines Staats Di striktes. Die „Ncw-Z)orker Expreß" ist der Ansicht, daß die Zeiten sich verhältnißmäßig sehr bald ändern werden und begründet die ses dadurch, daß an dem großen halbjährigen Dividendentage, dem l.luli bedeutende Sum men flott werden müssen, welche eine sichere und profitable Anlage suchen. Da die Erndte aussichten gllnflig sind, so ist guter Grund vorhanden, daß die Gcschästsverhältuisse des Herbstes besser und günstiger sein werden, als zu irgend einer Zeit während der letzten zwei Jahre. Nach demßerichte des amerikanischen Eon suis in Leipzig wurden während des Jahres von dort nach den Per. Staaten für H.350,000 Bilder, Bücher nnd Musikalien exportirt. Dieses beweist, wie bedeutend der geistige Verkehr zwischen Deutschland und Amerika ist. Die Brauer scheinen in B 0 st on einen gu ten Eindruck gemacht zu haben, den selbst der Bostoner „Evening Transcript," ein Tcm- Perenzblatt, schreibt: „Wenn Ihr, meine lie ben Tempcrenzfrcunde, von der Anficht aus ginget, daß leichte Malzgetränke die Trun kenheit vermindern nnd es gibt viele weise Männer, die dies aufrichtig glauben und wenn Ihr außerdem ein großes Capital in dem Brauer-Geschäfte angelegt hättet, könntet Ihr dann ruhiger, gelassener nnd verständiger über kürzlich genommene extreme Maßregeln im Interesse der Mäßigten spreche, als der Brauer Congreß? Ist Eure Sache nnd Euer Benehmen, wenn Ihr in Temperenz-Convcn kivnen versammelt wäret, immer ebenio ge mäßigt und leidenschaftslos gewesen? Es ist gefährlich, von unseren Feinden Weisheit zu lernen." Daß man in A m e r i k a mitLeichtig- kc i t in'slrren bans wandern kann,ist eine bekannte ua de Schreckens geschichten von Acuten, welche wegen ihres Vermögens aus Anstiften habgieriger Per wandten aus diese Weise besorgt und ausge hoben wurden, füllen ganze Bände. Wenn auch neuerdings derartige Perbrechen seltener vorkommen, so find sie dvch noch Möglich und die Irrenhäuser de Landes mögen noch man che derartige Geheimniß bergen. In dem Städtchen Covington, gegenüber Sioux City am Missouri, lebten seit sechs Jahren ein ge wisser Thomas Carter und eine Frau Dra cott; obgleich nicht verheirathet, sagte doch das Gerücht, daß sie in solchen Beziehungen zu einander ständen, wie sie eigentlich nur Eheleuten gestattet sind. Vor zwölf Jahren hatten die beiden genannten Personen in Ore gon gelebt, wo zu jener Zeit Herr der Mann der Frau, ein bedeutendes Vermo gen, etwa H 95.000 erwarb. Mit Hülfe von zwei Aerzten, welche mit dem Irrenhause in Verbindung standen, gelang es dem saubern Paare, Carter und der Frau Dracott, den Mann der Letzteren aus die Angabe, daß er wahnsinnig sei, dein Irrenhause zn überlie fern, wodurch sie sich zu gleicher -Zeit in den Besitz lemes Vermögens setzten. Zwölf lange Jahre hindurch schmachtete Dracott in jener Anstalt, che es ihm gelang, seinen Freunden Nachricht von sich zu geben, nm seine Freiheit wieder zu erlangen. Nach Wie dererlangung seiner Frcihcit'galt es, die An stifter des Verbrechens zu ermitteln und nach langem Nachforschen gelang es endlich, die selben in Carter nnd der Frau des so schmäh lich seiner Freiheit beraubten Dracott in Co vington zu entdecken. Carter hatte ziemlich bedeutende Summen in Covington nnd Da kota angelegt und war einer Derjenigen, wel che nicht wenig zu dem schnellen Aufblühen und dem Wachsthum des Städtchens beiiru gen. Wenn aber auch die Gerechtigkeit die Schuldigen ereilt hat und dieselben die ganze Strenge des Gesetzes erfahren sollten, dem ar men Dracott cincn Ersatz für die zwölf fürch terlichen Jahre unter Wahnsinnigen zugeben, das vcrinag keine menschliche Macht. Der neue A drcß kal e n der von New' Port enthält 229,503 Namen, also über 1300 mehr, als der vorige. Tic Stadt ent hält 373 Kirche nnd zwar 76 protestantische oder episkopale, 4! methodistische, 46 römisch katholische, 45 Presbyterianifche, 31 baptlsti sche, 26 Synagogen u. f. f. Cervclatui urst wird manchmal von ge wissenlosen Metzgern, um derselben eine ichöne rothe Farbe zu geben, mit Anilin roth gefärbt und die Folge davon ist, daß diejenigen, wel che eine derartige Wurst genießen, nachträglich eine bedeutende Uebelkcir empfinden. Ties rührt von der im Anilin stets enthaltenen Ar feniksänre her. Um zn prüfen, ob eine Cerve latwnrst mit' Anilin gefärbt sei, gießt man aus das verdächtige Produkt des grunzenden Thieres ncnnziggradigcn Spiritus. Jst Ani lin darin enthalten, wird der Spiritus iofort vor Scham eine rothe Farbe annehmen, nn schuldige Wurst dagegen läßt denselben un ! verändert. luTiffin, Ohio, ist seit einer Woche kein Pfund frisches Fleisch zu haben, und die Leute müssen sich mit Schinken, Eiern, Hüh. nern und Fischen begnügen. Der Stadtralh passirte nämlich eine Ordonnanz, welche das Schlachten innerhalb der Stadlgrenzcn ver bietet. Daraus beschlossen die.Metzger, deren Schlachthäuser alle, mit einer einzigen Aus nähme, innerhalb der Sladtgrenzen liegen, das Schlachten einzustellen und ihre Fleisch lüden zu schließen, bis derStadtrath „mürbe" wird und die Ordonnanz widerruft. Der Stadtrath will sich aber nicht zum Widerruf zwingen lassen und so müssen die Bürger das frische Fleisch entbehren, bis eine Äusglci ch>lug Staude komiul. Zu bemerken ist Frist von sechs Wochen lbis zum 15. Julis gestattet, ehe sie das Schlachten innerhalb der Stadtgrcnzen einzustellen brauchen, aber sie habe es vorgezogen, diese Frist nicht abzn Ueber den Prozeß des Mörders Ort wein wird von PitiSburg berichtet: Das Gericht war am Dienstage von einer förmli chen Menjchcninassc belagert, welche Ortwetti sehen wollten. Es wurde jedoch eine Anzahl Gcrichtsdiener an den nach der Rotunda, so wie an den nach den Büreans des Scheriffs und Pronators führenden Treppen postirt und verhindert, daß die Menge in den Gerichtssaal eindringen konnte. Uni 10 Uhr wurde Ort wein in den Gcrichtssaal gebracht, wo die Richter Stowe und Stcrrcit ihre Sitze auf der GcrichtSbank eingenommen hatten. Ort wein plaidirtc auf die ihm gestellte Antrage: „Nichtschuldig." Er war in eine anständi geu schwarzenÄnzug gekleidet und zeigte nicht die mindeste Unruhe, als er neben seinen Ver thcidigcrn Schwarzwelder, Moore und Litt Plan ahm. Tie öffentliche Anklage war durch die Herren Bahne undGibson vertreten. Es wurde sodann mit der Bildung der Jury begonnen, die beträchtliche Schwierigkeiten bereitete. In San FranziSco ist gegenwärtig eine Naturmerkwürdigkeit zu sehen,die großes Aussehen erregen dürfte. Es ist dies ein Pferd, auf dessen ganzem Körper selbst mit dem Mikroskop auch nicht ein einziges Haar zu entdecken ist. Es ist in Australien cingc sangen, ist schön gebaut, sünzehn Hände hoch, hat feine Beine und ist sehr gelehrig. Dem Eigenthümer sind bereits in Australien Isy> Pfund Stcrl. angeboten, doch hat er das An erbieten ansgeschlagen in der Hoffnung, durch Schaustellungen mehr damit zu verdienen. Folgende Probe von w esllichein Zci tnngswltz entnehmen wir cincmChicasio'ci Wechselblatte: „Den Herausgeber des neuen Stadt-Adreßbuches machen wir aus einenJrr thum in der Ictztjährigen Ausgabe anfmerk fam. Dort war nur ein Kaffer aufgeführt John Kaffer, Expreß-Fuhrmann, Nr. 3 3, West Polkstraße. Will der Herausgeber des neuen Adreßbuches ein vollständiges Ver zcichniß der Chicago'erKaffcrn veröffentlichen, so lasse er sich von der „Staatszeitung' deren Abonnenrcnlistc geben." Der Dauerläufcr M ullen in 'New Pari hat ebensowohl, wie sein Vorgänger Weston die Wette, innerhalb sechs Tagen im Parke der „Washington-Reitschule" 5o Meilen zu niarschircn, verloren. Bis Freitag Abend um 10 Uhr2o Min. hatte er es auf 358 Meilen gebracht und in der Samstag Nacht um 12 Uhr 24 Min. 44 Sekunden, als die sechs Tage abliefen, nur auf 4344. Müllen zeigt übri gens an, daß er den Versuch noch einmal ina che werde. Eine schreckliche Mordgcjchichic wird aus New ?)ort gemeldet: Michael Mc Carthy, ein Fuhrmann bei Hrn. Dunbar von Nr. 605, West 20. Straße, trank Freitag schon Morgens zu viel des schlechten Whiskeys jener Gegend, und als er nach Hanse kam, schlug er nicht nur seine Tochter nieder, sondern prügelte auch seine Frau durch. Dann ging er fort und trank noch mehr Branntwein iii einer be nachbarten Kneipe. Als er zurückkehrte, schlug er seine Frau zu Boden, stieß sie mit den Füßen und zog dann ein Taschenmesser, um sie zu stechen. Die Frau machte verzweifelte 'Anstrengungen, sich von ihm zu befreien, wo bei er ihr einen Finger der rechten Hand brach. Endlich gelang es ihr, loszukommen, und sie eilte nach dem Fenster und schrie um Hülfe. Ihr Gatte ergriff sie nun bei den Schultern und hielt sie ans dem Fenster hinaus, und als sie sich dann am Gesims festhielt, schlug er ihr so lange mit der Faust auf die Finger, daß sie loslassen mußte nd auf das Steinpflaster fiel, wo sie bewußtlos liegen blieb. Sie wurde später nach dem „Bellevne-Hospitale" gc bracht, wo man ihre Verletzungen für tödtlich hält. 'Am Sonntag Morgen ereignete sich in New Harm 0 np, Ind., folgende schreck liche Begebenheit: Vor dem Frühstück begab sich ein Farmer, Namens E. Saltzmann, in ein Zimmer des zweiten Stockwerkes seines Wohnhauses, nahm ein Gewehr von der Wand, setzte die Mündung vor die Stirn und feuerte. Der Schuß krachte und bestürzt eilten einzelne Familienmitglieder die Treppe hin auf und in's Zimmer. Furchtbar war der Anblick, der sich ihnen hier darbot. Sie san den den Vater todt am Boden liegen mit zer schmettertem Schädel, während das Blut und Gehirn die Wände und den Boden bespritzt hatten. Der Verstorbene war ein deutscher Farmer und soll sich in gnien Umständen be funden haben. Gewisses kann über diese vor eilige That nicht ermittelt werden, da dieselbe zu unerwartet kam und man keine 'Anhalts punkte für diese grausige That finden kann. Ein sonderbarer Fall wurde am Dienstag in Columbns im Obergerichte von Ohio entschieden. Während der letzten Präsi dcnlenivahl verkaufte Thomas Harpcr von Greene Eonnty eine Anzahl Schweine an Thomas Lucas, der sich verpflichtete, dafür 0 Cents per Pfund zu bezahlen, sobald Grec lep erwählt sei. Greelcy wurde bekanntlich nicht gewählt und der Marktpreis für Schweine stand am Tage des Verkaufes etwas untcr 4t Cents. Lucas verweigerte jede Bezahlung; er berief sich daraus, daß er Nichts zu zahlen brauche, bis Horace Grceley erwählt sei, und wenii's auch tausend Jahre dauere. Harper machte in Greene County eincKlagc anhängig und das Gericht entschied, daß Lucas den Marktpreis für die Schweine zu zahlen habe. Damit war aber Lucas nicht zufrieden; er appcllirle an das Obergcricht und dieses entschied, daß der ganze Handel aufeinc Wette hinauslaufe und das Gesetz dem Verlierenden das Recht gestattet, innerhalb sechs Monaten nach der Zeit sein verlorenes Geld auf gerichi lichem Wege zurückzufordern. Für die Menagerie, welche mit Bar nnm's römischem Hippodrom in New ?)ork verknüpft ist, kam dieser Tage ein schwarzes Rhinoceros an; es ist dies das größte Thier dieser Gattung, das bis jetzt ans seinen hei mischen Urwäldern nach der Fremde gebracht worden ist, denn eS wiegt 9500 Pfund, wäh rend das berühmte Exemplar des Londoner „Zoologischen Gartens" nur 7300 Pfund schwer ist. In Spr ingsield, Jll., hat das staat liche Obergcrichl in dein Falle Porter und Anderer die von der staatlichen Behörde vor genommene Equalisalions Besteuerung der Aknen der „Rockport Rock Island St.Louis Bahn" für rechtsgültig erklärt. (Dort, wie hier, machen die Eisenbahnen, gestützt ans ihre Macht, den Versuch, der Staatsabgabe zu entgehen.) In Cali a da i g na, N.-A., hat im Bundesgerichte Nichter Woodruff entschieden, dag die „People's Savings-Bant" den Bc trag der für lavcox K Grem diskontinen Roten (35,000j nicht c..tllagen tönne, da die Bank die Besiignifse ihres Freibriefes über schritten, welcher ihr ausdrücklich dasDiskon liren von Roten verbietet. Die Entscheidung involvirt bedeutende Notenbeträge, welche die Bank dislomirt hat.