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30. Jahrgang. An unsere Subsrribenten. Wir stellen mit heutiger Nummer die Zusendung des Wochenblattes lAe jene Leser ein, dte ihnen zugeschickte Rechnungen unbezahlt lassen. Es machen nur jene Orte davon eine Ausnahme, wo wir regelmäßige Agenturen haben. Nach dem Grundsätze, daß Jedem das Seine gebührt, wird dieser Schritt vollkommen gerechtfertigt. Uebersicht der wichtigsten Ereig niffe. Die amenkanischeNalion ist arm an natio nalen Feiertagen; das Gesetz kennt außer dem tristen Sonntag nur zwei, höchstens drei Fei ertage im Jahre und von Volksfesten zc. ist hier keine Spur. Unter den obwaltenden Umständen muß diefeS für ein großes Glück ge halten werden,denn der Amerikaner versteht es nicht, Feste zu feiern. Seine Festfcicr ist ein ro her, wüster Lärm,ein wildes, fchnapsberausch les Bacchanal, ein wüstes Gefährden von ge sunden Gliedern, Leben und Eigenthum. Die Zeitungen vom 6. Juli haben dieses auf's Neue dargethan. Wo immer der 4. Juli nach dem alteu Style durch Schießen, Feuer werken :c. gefeiert wurde, hat derselbe die al ten Resultate gehabt: Todtschlag, Brandstif tung. Verstümmelung:c. Nur Baltimore, das früher bei allem Rauf boldunwefen so berüchtigte Baltimore, hat diesmal eine rühmliche Ausnahme gemacht, das Schießen, Puffen, Knallen und Feuer wcrkern ist Dank einer streng durchgeführten Polizei - Verordnung gründlich unterdrückt worden und die Folge war eine musterhafte Ordnung in der Stadt, eine Abwesenheit al ler Brände und Gliederverstümmelung und wäre nicht zufällig der schreckliche Sturm los gebrochen, so würden wir auch keine Unfälle zu berichten gehabt haben. Diese letzte Fei er des 4. Juli in Baltimore hat uns über zeugt, daß der Amerikaner fähig ist, sich zu einer geräufcklos'ercn, dezenteren Festtagsfeier zu bekehren. Da dU hundertjährige Feier des 4. Juli nahe bevorsteht, so ist zu wünschen, daß das gute Beispiel Baltimore's auch an anderen Orten Nachahmung findet, damit nicht unsere Gäste aus anderen Ländern Ur fache erhalten, über die nationale Rohheit und Flegelei der Amerikaner Beschwerde zu füh ren. Die leidige Politik ist jetzt einigermaßen in den Hintergrund ge treten, desto ärger graisirt aber in den meisten Zeitungen, die nun einmal nicht existiren kön nen, wenn sie keinen politischen Leitartikel ha ben, die Kannegießeret. Das Sommerthema im vorigen Jahre war der Cäsarismus, in diesem Sommer wird der dritte Termin die Oede und Leere der politischen Journalistik ausfüllen. Die Granlrepubltkaner und die Grant Demokraten haben bereits ihr Spruch lem über den dritten Termin hergesagt und die Leitartikelschreiber sind geschäftig, diese Äußerungen z commcniircn. Fast allge mein heißt es, Graut ist weit stärker, als seine Partei. Wenn dieses wirklich wahr ist, dann ist es schlimm genug. Wir mögen die ganze Beamtenlanfbahn des Präsidenten durchge hen, nirgends finden wir eine lichte Stelle, an welcher ein rechtschaffener Mann mit Wohl gefallen verweilte. Die republikanische Par tei hat keine Corruptioii erzeugt, Granl hat sie in der einen oder anderen Weise gefördert, die comiptcsten Menschen waren seine intim sten Freunde und was das Schlimmste ist, blieben es auch nach ihrer Vlosstellung. Wenn die Corruptioii das Bleigewicht ist, um der republikanischen Panei den Unter gang zu bereiten, dann kann Präs. Grant sich unmöglich über dem Wasser halten, denn wir können uns keiner zweifelhaften Transaktion erinnern, zu deren Hauptmacher der Präsident nicht irgendwie in freundlicher Beziehung ge standen hätte. Murphy, Corbin, Bingham, Colfax, Cascy, Shepherd, Sawyer, Babcock sind heute noch intime Freunde des Präsiden ten. Wir halten es unter diesen Umständen für lächerlich, Hrn. Grant fortwährend aufzu fordern, doch ja zu erklären, daß er keinen dritten Termlii wünsche. Wenn der amerika nischen Republik von einem solchen Manne Gefahr droht, dann ist an derselben nicht viel mehr zu gefährden. Die Äorbereitunaen für die Congrehwayl werden trotz der Hitze in allen Theilen des Landes ziemlich eifrig betrieben; die Opposi tion hat überall die beste Hoffnung, sie wird ihr Gebiet hallen und neues dazu gewinnen. Zn dieser Congreßwahl wird es sich zeigen, ob die Opposition in der Präsidcntschafts- Campagnc des großen Jubeljahres irgendCr >vas zu hoffen hat. Tic Andlauer. Neueren Berichten zufolge, beginnen die Indianer an der ganzen westlichen Linie wieder mit Feindfeligkeiien und von aUeuSciten wird die Regierung um Truppen gebeten. Die Expedition Custer'S nach den schwarzen Bcr gen trägt jetzt ihre Früchte. Durch Avsendung dieser militärischen Ex pedition im Interesse einiger Landhcue und Goldjäger hat Präsident Grant mit seiner Friedenspolitik in muthwilliger Weise gebro chen und der gefürchtet? große Jndianerkricg kann leicht zur Thatsache werden. Es kann nicht oft genug hervorgehoben werden, daß diesmal das Karnickel nicht angefangen dat. Tie Bundcsyauptstadt steht ziemlich verlassen, es war nicht einmal ein Mensch zurückgeblieben, um am 4. Juli das Sternenbanner aus dem Capital aufzu hissen. Graut ist in Loiig-Branch und seine Minister haben sonstwo kühle Plätze aufge sucht. Der neue Gencralpostmeistcr Mar schall Jcwell wird jetzt wahrscheinlich von St. Petersburg nach Washington unterwegs sein. Die neuen Commissärc des Distrikts Columbia haben mit einer allgemeinen Rei nigung des Augiasstalles begonnen; die zahl reichen Beamten derDistrikts-Regierung wur den dezimin, die Angestellten der Commission für öffentliche Werke größientheils entlassen. Freilich. „Neue Besen kehren gut;"— es steht recht sehr zu befürchten, daß nach eini gen Monaten die alte Leier wieder eingerissen fein wird. Mehrere Congreß - Mitglieder drücken sich noch in Washington herum, theils, um ihre aus Amt und Würden ge jagten Schützlinge wieder zu placiren, theils, um für ihre Wiedererwählung im nächsten Herbste Bundcshülfe zu requiriren. Frankreich hatte eine äußerst aufgeregte Woche. Am 4. Juli erließ Graf Chambord tu dem Blatte „L'Union" ein Manifest an die Franzosen in welchem er zeigte, daß er seine früheren absolutistischen Ansichten be deutend gemäßigt hatte. Während er früher die Idee einer constitutiouellen Regierung schroff zurückgewiesen, zeigte er in seiner neu en Kundgebung, daß er während des letzte Jahres seine Ansicht bedeutend geändert. Durch dieses Manifest trat der Prinz oder der Graf von seinem erhabenen legitimen Stand punkte auf die enge Plattform der Prätenden ten und man glaubt, daß er sich jetzt gründ lich todt gemacht hat. McMahon war nicht einmal liberal genug, den Lilicniiiann seinen letzten Trumpf ruhig ausspielen zu lassen, sondern er ließ das betreffende Blatt coiisis ziren. Infolge dessen interpellirte der Depu tate Lucian Brun die Regierung und da die Linke und Rechte sich vereinigte, so erlitt die Regierung am letzten Mittwoch ciiic.Nicder lage, indem sie bei einer Abstimmung eine Minorität von 37 Stimmen erhielt. Das Ministerium reichte seine Entlassung mn, wel che McMahon jedoch nicht annahm. Ge stern wurden Anträge gestellt, um die Natio nalversammlung aufzulösen. In Spa ni en dauert der Kampf zwischen den Regierungslruppen und den Karlisten fort. Gen. Zaballa hat das Commando vor Estella übernommen und verschiedene Erfolge errungen, darf aber doch nicht von sich jagen, daß er Herr der Situation ist. Seitdem Fehl schlagen der Mission eines deutschen Depe jchenträgers heißt es, daß die deutsche Regie rung wieder ein Geschwader in die spanischen Gewässer abgeordnet habe. In England wird man noch immer durch die unvermeidlichen Arbeitcrausstände beunruhigt. Dieselben sind seit Jahren dort chronisch geworden und es vergeht fast keine Woche, in welcher nicht das eine oder aiidere Gewcrk die Nation durch einen Ausstand über rascht. Die Folgen dieser ungeordneten Ver hältuifsc treten in dem wirthichaftlichen Or ganismus des Landes allenthalben zu Tage; sogar das theuere 'Amerika ist infolge dieser Arbeiter- und„Strike"-Miserc imSlande, der britischen Industrie Concurrcn; zu machen. . Von Deutschland ist wenig oder gar nichts zu erwähne. Der Bundesrath hat sich vertagt und in seiner letzten Sitzung be schlossen, einen Civilgesetzenlivurf durch den Bundeskanzler dem Parlamente vorlegen zu lassen. Ocstreich hat einen Wechsel im Kriegs ministerium gehabt. In Bern soll im Lause der nächsten Woche der internationale Post Congreß tagen; über den Zweck desselben haben wir in einem spe ziellen Artikel gesprochen. Raeenkrieg im Süden. Wie die „Deutsche Zeitung" von New-Or leans berichtet, wird in Louisiana eine „weiße Partei" gegründet und sind schon in mehre ren Theilen des Staates derartige Organisa tionen in Thätigkeit. Zweck der „weißen Partei" sei es, die numerisch um mehrere Tausend stärkere Negerbevölkerung zur Füg samkeit zu zwingen und sie von aüenAemtern auszuschließen. Welche Maßregeln dazu er griffen werben, weiß hie „Deutsche Ze.tung" ! nicht, sie kann deren Natur nur ahnen, und macht sich aus einen Raeenkrieg gefaßt. Sie schreibt: „Man jagt, es könne Niemand sei nem Schicksal entgehen, Individuen ebenso wenig wie Staaten und Völker. Unser Schick sal scheint es nun einmal zu sein, einem Ra ceiikricge entgegenzutreiben, jenem grenelvol len Raccnkricge, den so viele Ungliicksprophe tcn dem Süden seit Jahren prophezeit haben, au den wir nicht glauben mochten, den wir abwenden zu können glaubten, und den wir abwenden hätten können, wenn der Süden nach dem Kriege weitblickende, uneigennützige Staatsmänner, ein vernünftigen Vorstellun gen zugängliches, aufopfcruiigsfähiges Volk, und nicht ausschließlich kurzsichtige, eigen nützige Politiker und ein durch Leidenschaften verblendetes Volk gehabt hätte, von dem ein großer Theil in der furchtbaren Schule der Leiden nichts gelernt und nichts vergessen hat." Vernichtung der Bierstempel. Dem Bundessteuergesetz gemäß vnffallcn alle Wirthe und anderweitigen Personen, welche es verabsäumen, auf den von ihnen angezapften Bierfässern die Stempelmarken zu zerstören, so daß selbe nicht mehr verwendet werden können, einer Geldbuße von 50 Dol lars. Nun ereignet es sich aber häufig, daß einzelne Wirthe ohne die jnindeste böse Absicht den durch das Eiswasser losgeweichten Stem pel, anstatt denselben zu zerreißen, einfach bei Seite schieben, und auch dies ist nach dem Wortlaut des Gesetzes straffällig, denn die Sreueibeamtcn der Bundesre<jjcruiig küm mern sich blutwenig um die Absicht, Mdern halten sich einfach an die Thatsache, wie sie sich ergeben. Jeder Wirth, welcher Bier ver zapft, während die Stempelmarke ganz auf dem Fasse klebt, wird im Betretungsfalle un barmherzig zur Zahlung der Slrafgebühr verhalten. Die Nutzanwendung diese auf geschriebenen 'Artikels mögen die Betreffenden selbst ziehen, die um so mehr, da die „Spitzel" der Regierung demnächst mehreren Wirthen auf den Zahn zu fühlen gedenken. (Seeb.) Die „Sonderbaren Brüder" in Deutschland. Amerika hat dem allen Europa schon man che Neuerungen, schon manchen Impuls dazu hiiiübergesenöet. Die eigenthümlichste Insti tution, welche vom amerikanischen Boden jetzt nach Deutschland verpflanzt wurde, ist viel leicht der Orden der „Sonderbaren Brüder," wie man „Odd-Fellows" übersetzt hat. Diese Uebersetzuitg ist ziemlich sonderbar, denn diese Brüder wollen nicht als sonderbare Käuze, sondern als Menschen gelten, welche sich zu einem besonderen Bunde abgesondert haben. „Abgesonderte Brüder"'würde das Richtigere sein, aber „Sonderbare" ist nun einmal be liebt worden. Der Orden besteht in England schon feit dem vorigen Jahrhunderte. Als eine Unter stütznngS - Gesellschaft in Amerika wurde er vor 55 Jahren von Th. Wildey gegründet. Bor 3Z Jahren wurde er durch Deutsch-Ame rikancr auch in Deutschland eingebürgert, wo am l. Dezember 1870 durch Hrn. Morse die erste Loge in Stuttgart, die „Württemberg- Loge, Nr. 1," gegründet wurde. Am 2.April 1871 folgte die Gründung der „Germania- Loge, Nr. 2." Seit jener Zeit sind nach und nach 33 Lo gen in Deittschiaild entstanden und zwar 9 in Berlin, 5 in Hannover, 3 in Dresden, 3 in Stuttgart, 1 inHildesheim, I in Görlitz, 1 in Lycheu, 1 Ulm, 1 Braunschweig, 1 Bremen, 1 Cassel, 1 Mannheim und 3 in der Schweiz zu Zürich, Baden und Bern. Die Mitglicder zahl wurde 1873 auf 1500 in Deutschland an gegeben, ihr Vereinsvermögen betrug 60,000 Reichsmark. Der Groß-Sireist F. S. Ost heim in Elberfeld; die Schweizer Logen bil den eine besondere Großloge. Am 26. April feierten alle Logen den 55.Jahrestag der Stif tung des amerikanischen Ordens. Es scheint so, als ob der Orden in Deutschland eine große Zukunft haben wird, denn es folgten rasch Himer einander Gründungen von Logen im letzten Jahre. Der Orden hat auch sein eigenes Organ „Herz und Hand," welches schon im dritten Jahrgang ist, in Berlin von Moritz Altmann (N.-O. Barnumstr., Vir. 37) herausgegeben und von Oskar Wolff redigirt wird. Ein Deutsch-Amerikaner wird durch dasselbe recht angeheimelt werden, denn es bringt zuweilen ganz deutsch-amerikanische Wendungen, auch englische Redensarten, wie "lsst bm not leasi" u. dgl., und macht seinem Inhalt nach etwa den Eindruck, wie das Organ des „Ha rugari-Ordcnö," die „deutsche Eiche," welche Hr. Wilhelm Rosciithal in Reading heraus gibt. Mit einzelnen Logen sind auch Ban- Vereine verbunden. Tie Wasserscheu. Die Resolutionen über die Wasserscheu, welche die „Nenrological Society" in New- York einstimmig angenommen hat, lauten wie folgt: „Da eS durch Beobachtungen über jeden vernünftigen Zweifel festgestellt worden ist, daß die Wasserscheu im Sommer nicht häusiger vorkommt, als in den anderen lah reszeircn; daß es eine Krankheit ist, welcher der sorgfältig gepflegte Haushund mehr aus gesetzt ist, als der herrenlos hernmlaiifende; daß der Maulkorb viele natürliche Thätigkei ten des Hundes verhindert, deren Ausführung zn seiner Bequemlichkeit, wenn nicht Existenz nothwendig ist; daß der Apparat den damit versehenen Hund nicht an der Beibringung von Wunde mit seinen Zähnen hindert; daß derselbe durch die Aufregung und Reizung, welche er bemerkt, leicht ein Mittel zur Veran lassung der Hundswuth werden kann; daß er, abgesehen von diesen Einwänden, um in wirk samer Weise die Ausbreitung der Seuche zu verhindern, bei allen Hunden ohne Unter schied, den wild herumlaufenden so gut, wie den Haushunden, angewandt werden und be ständig an ihnen befestigt sein müßte ein zweifellos liumögliches Verfahren; daß man Grund zu der 'Annahme hat, der Mensch könne sich die Wasserscheu auch von uicht-tollen Hunden zuziehen: deßhalb sei beschlossen, daß die „New-Jork Neurologie! Society" ach tungsvoll gegen die kürzlich erlassene Stadt Ordinan; protestirt, nach welcher jeder Hund mit einem Maulkorb versehen sein muß, weil sie der Erkenntniß der Wissenschaft zuwider läuft, zur Verhinderung der Wasserscheu un wirksam und in ihren Erfordernissen grausam ist. Beschlossen, daß nach der Ansicht dieser Gesellschaft das wirksamste Mittel zur Verhin derung der Entstehung und der Ausbreitung der Wasserscheu in der Auflegung einer Steuer auf alle zu Nutz- oder Vergnügungszwccken gehaltenen Hunde, der Stumpffeilung der Fang- und Schneidezähne im der von Dr. Baurrel vorgeschlagenen Weise und der nach bestimmten Regeln und von dazu bevollmäch tigten Personen vorzunehmenden Tödtung aller nicht lizensirten Hunde oder solchen, de ren Zähne nicht stumpf gefeilt sind, besteht ! Beschlossen, daß es rathsam sein würde, alle vagabundircnden Hunde, selbst wenn deren Zähne stumpsgefeilt sein sollten, festzunehmen und sie auf kurze Zeit in Gewahrsam zn hal ten, bis der Eigenthümer benachrichtigt wer den kann, daß jeder Eigenthümer eine Geld büße zu bezahlen, und bei Nichtentrichtung derselben der Hund gctödtet werden soll.—ln Ermangelung eines entsprechenden Gesetzes empfiehlt die „New-York Neurowgical So ciety" allen Hundebefitzern, die Zähne der Thiere nach dem von Flemming in seiner Schrift über Hundswuth und Wasserscheu angegebenen Verfahren stumpf zu feilen: „Die Operation ist eine sehr einfache. Bei einem großen Hund sind zwei, bei einem klei nen nur ein Gehülfe nöthig. Das Thier wird auf einen Tisch gesetzt und ihm ein durch ein Band hinten im Genick zn befestigender Kne bel zwischen die Backenzähne geschoben. Ein anderes hintqx dem Knebel nm die Schnauze geschlungenes Band oder Stück breite Schnur verhindert jede Bewegung der Kiefer. Zur Abstumpfung der Schneidezähne wird eine Feile benutzt, und um die Opera tion zu beschleunigen, verkürzt man die Fana zähue mit einer kleinen Zange und rundet sie dann mit der Feile ab. Natürlich muß die Dicke und Länge des Knebels im Verhältniß zur Größe des Thieres stehen." Die Fenersvrnnst in Alleghem,, Penns. Die Stadt Allegheny in Pennsylvanien wurde am 4. Juli von einer Fenersbrunst heimgesucht, welche binnen wenigen Stun den über 100 Häuser in einen Schutt- und Ajchcnhaufen verwandelte. Es ist mehr als wahrscheinlich, daß die Ursache dieses herben Unglücks in der eben so rohen, als gefährlichen Unsitte liegt, den Gedenktag der amerikani schen Unabhangigkett mir dem Abbrennen von Crackers, Schwärmern und durch das Abfeuern vou Geschossen aller Art zu feiern Dieser Unfug hat schon so viel Unglück ge bracht, daß cS die höchste Zeit wäre, ihn ab zuschaffen. Seit 39 Jahren hat Allegheny und Pittsburg keinen solchen großen Brand erlebt und es ist nur dem Zufalle zu danken daß das feindliche Element nicht noch größe ren Umfang erreicht hat und daß Alleghenv nicht das Schicksal Boston's und Chicago's theilte. Uebrigens ist das Unglück groß ge iiug und zwar für die Bewohner um so empfindlicher, als der abgebrannte Distrikt vorzugsweise von einer dürftigen Arbeiterbe völkerung bewohnt war. Das „Pittsburg Vollsblatt" entwirft folgende Beschreibung der Feuersbrunft: Das Feuer brach kurz nach zwei Uhr in der Bauwerkstätte der HH. Creßwcll H Co. auf der Westseite der Federal- Straße aus. Man erzählt sich, daß kurz vor Ausbruch des Feuers mehrere Jungen gegen über der Werkstätte, in welcher die Fenster offen standen, Schwärmer abbrannten, und daß diese unter die anfgchänfteii Hobelspähne geflogen und dieselben in Brand gesteckt haben. Die Flammen schlugen aus den Fenstern heraus und, sobald dies von einigen Nach barn entdeckt worden war, wurde sofort von der nächsten Alarm-Box aus das Signal ge geben. Die Spritzen des Allegheny Feuer- Departements kamen auch mit großer Schnel ligkeit herbei; allein bei der großen Masse leicht entzündbaren Materials, welches sich in einer Zimmermanns Werkstatt vorfindet, ist es nicht zu verwundern, daß zu der Zeit, wo Feuerwehr ankam, das Gebäude bereits voll ständig in Flammen stand. Die leichte Brise, welche in den Mittagsstunden geweht hatte, hatte sich überdies inzwischen in einen heftigen Sturmwind verwandelt, der die Flammen schnell weiter verbreitete. Die an grenzenden Gebäude, in denen sich die Futter- Handlung von Stedeford sc Hatfield befindet, das 3-stöckige Ziegelhaus von Hrn. Bnngey an der südlichen Seite waren nach wenigen Momenten von dem Feuer ergriffen und bil deten ein ungeheures Flammenmeer. Es wurde.jetzt das allgemeine Alarmzeichen ge geben und alle Reservcspritzen von 'Allegheny nach der Brandstätte beordert. Allein auch sie konnten den Fortschritt des Feuers nicht mehr hemmen. Ein starker Westwind trug die Flammen in die Hintergebäude. Die Feuerwehr sah, daß jetzt eine große furchtbare Feuersbrunst unvermeidlich war und requi rirte telegraphisch die PittSburger Feuerwehr, welche auch sofort sich in Bewegung setzte. Bereits stand der ganze Block ans der West seite der Fedcralstraße in Flammen und das Feuer verbreitete sich mit rasender Schnelle nach den Hintergebäuden. Allein nun zeigte sich eine andere Calamität. Oberhalb der Nord-Avemic reichte derWas servorrath schon seit Freitag kaum hin, um die Bevölkerung mit Trinkwasser zu verschen, und in der Nähe des Brandes war kaum ein Drittthcil des gewöhnlichen Waffervorraths in den Röhren. Die Lage war äußerst kri tisch. Alle Hähne der Wasserröhren in der Nachbarschaft wurden inAnsprucb genommen, allein ohne Erfolg. Das Wasser war so knapp, daß man kaum einenStrahl von zwölf Fuß Höhe' erzwingen konnte. Sobald die Plttsbiirger Feuerwehr ankam, wurden sofort Maschinen abgeschickt, um aus dem Alleghenh Wasser in die Röhren zu pumpen, und Su- Perinteudent Paul ließ auch sofort das Wasser in dem untern Theil der Stadt ganz absper ren. Indeß kamen diese Maßregeln doch zu spät, um die bedeutende Zerstörung vonEigen thnm zu verhindern, undÄlles, was sie leisten konnten, bestand darin, der weiteren Ausbrei tung des Feuers Einhalt zu thun und auf diese Weise wenigstens einen großen Theil der Gebäude östlich von der Fedcralstraße zu retten. Endlich un, 5 Uhr Nachmittags, nach fast übermenschlicher Anstrengung der Feuerwehr und der Bürgerschaft, konnte man das Feuer unter Conlrole bringen. Die Feuerwehr aber ruhte nicht, die angrenzenden Häuser fortwäh rend mit Wasserstrahlen zu überschütten, um fle für den Fall, daß sich der Wind wieder drehen und das Feuer neue Nahrung finden sollte, zu schützen. Tausende von Zuschauern aus allen Theilen Allegheny's und Pitts burg's hatten sich an der Brandstätte einge funden ; auf den Dächern der Gebäude und auf den Höhen standen nicht mindcrHundcrte, welche dem großartigen Schauspiele zusahen und die Ausbreitung des Feuers mit Angst und Spailmiiig beobachteten. Die Bewohner der brennenden Häuser flüchteten sich mit ih ren Habseligkeiten, so viel sie deren nur fort schaffen konnten; aus den übrigen Stadtthci lcn wurden Wogen und Fuhrwerke entjendet, um den Abgebt anntcn bei der Rettung und Bergung ihrer Sachen behülflich zu sein. Manche Straßen waren in Folge der aufge stapelten geborgenen Mobilien fast ganz ün fahrbar. Um 8 Uhr Abends war der Brand überall gelöscht mid nur an vereinzelten Stel len schlugen noch hier und da Flammen ans den Trümmern hervor. Die Straßen und Plätze Allegheny'S boten einen trübseligen Anblick dar, Hunderte von obdachlosen Men schen standen in diversen Gruppen und blick ten wehmüthig und klagend auf die Trümmer ihrer Wohnungen, nicht wissend, wo sie nur die Nacht über ihr Hanpt hinlegen sollten. Viele hatten auch nicht das Mindeste retten können. Menschenleben sind, so viel man weiß, keine verloren, aber anVerletzungen, Unglücksfällen und an tragikomischen Scenen hat es nicht gefehlt. Das Kleid eines jungen Mädchens wurde von herumfliegenden Funken in Brand gesteckt, und nur dem Umstande, daß man ihm sofort die Kleider vom Leibe riß, ist es zu dan ken, daß das Mädchen init einigen leichten Brandwunden davon kam. Ein alte Frau war seit sechs Monaten zum ersten Mal aus gegangen und als sie zurückkehrte, lag 'Alles in Schutt und Asche. Da stand sie auf den Trümmern und weinte über den Verlust ihrer Habseligkeiten. Ein Knabe stürzte vom Dache eines Schuppens und brach den Arm. Meh rere Personen wurden von herabfallenden Ziegelsteinen verletzt. Eine junge Dame, die sich im Bade befand, mußte eilig die Flucht ergreifen und hatte nicht mehr Zeit, ihre Toi leite zu machen. Mehrere Frauen fielen in Ohnmacht und mußten weggetragen werden. In einem Hause trug man sehr sorgfältig mehrere eiserne Gegenstände, Schürhaken:c. die Treppen hinunter, andere werthvollere Gegenstände aber, wie Spiegel, Porzcllan sachen:c. warfei, die Leute in der Bestürzung zwei Stock hoch zum Fenster hinaus auf die Straße. Der Gesammlverlust an Gebäuden und Mobilien wird auf §250,000 bis §300,000 geschätzt. Leider ist nur ein kleiner Theil hiervon versichert. Tages-Neuigkeiten. Wir haben schon vor einigen Tagen unsere Leser auf dasPostgesetz aufmerksam ge macht, nach dessen Bestimmungen Waaren, Muster u. f. f., welche zu geringcrem Porto, als Briefe befördert werden können, bis zu vier Pfund wiegen dürfen, und daß Packele von diesem Gewichte für 32 Cents befördert werden. Eine Anfrage auf dem Postamte hat ergeben, daß bis jetzt die Zahl der Post stücke, welche unter diese Kategorie fallen, sich noch nicht wesentlich vermehrt hat; cS unter liegt indeß kaum einem Zweifel, daß eine be deutende Vermehrung derartiger Sendungen eintreten wird, sobald das Publikum den gan zen Umfang der durch das neue Gesetz ange bahnten Erleichterungen kennen lernt. Schon unter dem alten Gesetze wurden vieleWaaren, welche das gesetzliche Gewicht nicht überschrit ten, durch die Post versandt. Eine hiesige Firma z. B. versandte Oberleder für einen Patentstiesel, welches das vorschriftsmäßige Gewicht hatte, an ihre Kunden nach allen Theilen der Ver. Staaten. Die neue Ein richtung wird ähnliche Sendungen häufiger machen und insbesondere Modcwaarenbänd ler werden von den gewährten Erleichterungen Gebrauch machen und den größten Theil ihrer Waaren durch die Post versenden, wenn die Adressaten gewillt sind, das Risiko für et waige Verluste zu übernehmen. Eine Firma, welche in musikalischen Instrumenten, Saiten u. s. f. handelt, hat bei dem Postamte Erkun digungen eingezogen und ist nun davon über zeugt, daß sie fast sämmtliche Waaren, deren Versendung bisher meist durch die Expreßgc sellschaften erfolgte, nunmehr durch die Post befördern lassen kann. Auch die Thcchänd ler können leicht mit Privat-Kunden im In nern des Landes Verbindungen anknüpfen und das duftende Kraut in Packeten von vier Pfund nach allen Theilen der Ver. Staaten versenden. Den Landbewohnern wird es dadurch ermöglicht, billigeren und besseren Thee zu erlangen, als sie bis jetzt von den lokalen Händlern zu bezichen im Stande sind. Noch viele andere Geschäfte werden die so gebotene Erleichterung benutzen und nur die Möglichkeit des Verlustes, ohne Aussicht auf Wiedererlangung der verlorenen Gegenstände, wird manchen davon abhalten, werthvollcri Gegenstände mit der Post zu versenden. Eine Registrirung dieser Packete ist bekanntlich nicht statthaft, und somit ist die Postverwaltung in keiner Weise für etwaige Verluste haftbar. Ein erfahrener Postbeamter sprach die Ansicht aus, daß, wenn man für jede Registrirung eine Gebühr von 5 Cents erhebe, damit die durch die Registrirung verursachten Mehraus gaben mit Leichtigkeit gedeckt werden könnten. Die Generäle Sheridan und Orb sind gestern Nachmittag aus dem Westen nach Omaha, Nebr., zurückgekehrt. Bon Fori Laramie heißt es, die Indianer feien in voller Bewegung. 75 Familien Ogalalas marschi ren gegen Spotted Tail's Agentur, und Uuc papas und Minneconjous schicken sich an, den Ycllowstone-River zu überschreiten. Hr. Eres well hat beschlossen, sich mit seinem Onkel, JakobTome von Port Deposit, Md., zu vereinigen, um das Geschäft der nach Washington verlegten „Bank von HagcrS town" zu betreiben. Das Kapital dieser Bank wird von §50,000 auf §200,000 erhöht werden. Die Bank beabsichtigt, das Bank gebäude von Jay Cooke 8- Cos entweder zu kaufen oder zn miethen. Die Zahl der un letzten Fiskaljahre bis zum 30. Juni d. I. ausgegebenen Postmar ken (postume stamps) beträgt 632,733,420 und hat eine Einnahme von mehr als 25 Millio neu Dollars zur Folge gehabt. Darunter sind aber die Postkarten und die gestempelten Couverts nicht mitgerechnet. Baltimore, Md., Freitag, den 10- Juli 1874. Die Einbrecher, welche die Geldspinde in dem Büreau des Washingtoner Bczirks- Anwalts Harrington sprengten, werden jetzt gerichtlich prozesstrt. Oberbundes - Anwalt Williams hat Hrn. A. R. Nikdle cngagirt, um die Anklage zu leiten, da Harrington persönlich in die Sache verwickelt ist. Was die Neger unter Bürgerrechten verstehen, wird durch folgenden Fall illustrirt: Ein schwarzer Bürger und Stimmgeber von Charleston, S.-C., ging auf's Stehlen aus und wurde durch einen Selbstschutz, welchen ein Grundbesitzer zum Schutze seines Eigen thums gelebt hatte, schwer verwundet. Die schwarzen Slimmgeber hielten in Folge Des sen eine Jndignationsversammlung, in wel cher sie beschlossen, keinem Candidaten für die Gesetzgebung ihre Stimme zu geben, welcher nicht geneigt sei, darauf hinzuwirken, daß das Legen von Fußangeln und Selbstschüssen in Hühnerhäusern, Getraidespeichern :c. zu einem Criminalverbrechen gestempelt werde. Die Gerüchte, daß Viktor E man uel beabsichtigt, als König von Italien abzudan ken, tauchen abermals auf. Der König ist jetzt 55 Jahre alt und sehnt sich nach Ruhe. Im Falle feiner Abdankung würde Kronprinz Hnmberl an die Regierung gelangen. Der selbe wurde am 14. März 1844 geboren und am 22. April 1868 mit seiner Cousine, der Prinzessin Margaretha von Genua, ver mählt. Das Paar hat einen Sohn, welcher den Namen des Großvaters Viktoria Euia uele trägt und am li. November 1869 ge boren wurde. Eine Gesellschaft von sünfzig ameri kanischen Freimaurern beabsichtigt diesen Sommer das heilige Land, Kleinasien und Afrika zu bejuchen. In Jerusalem soll der Grundstein eines Freimanrertcmpels ge legt werden. Die Reisegesellschaft wird Ty rnS, Hyram's Grabmal, Baalbek, Damas cuti, den See Genezareth, Bethel, den Jor dan, Hebron und das todte Meer besuchen. Grant, Bürgermeister Havemeyer von New-York und Gouv. Moses von Süd - Ca rolina k ilden ein sauberes Kleeblatt. Jeder von diesen drei Herren scheint es darauf abgesehen haben, die anständigen Leute unter seinen Wählern durch Begnadigung oder Wie derernemiung der größten Schurken todt zu argem. Präsident Grant hat für die Nc gatta-Woche in Saratoga, N..Y., in der „Congreß Hall" Zimmer gemiethet und wird wahrscheinlich am Dienstage daselbst ein treffen. Der „New - Yorker Allgemeine Sänger bund" wird bekanntlich am 15., 16. und 17. August dieses Jahres sein 25 jähriges Jubiläum durch ein Sängerfest in New- York feiern. Seit fast einem Jahre sind der Bundesvorstand und der Festausschuß mit den Borbereitungen für diejesFcst beschäftigt; in letzterer Zeit hat sich nicht nur unter den New-Yorker Bundesvereinen, sondern auch unter den auswärtigen Vereinen, welche sich an dem Feste betheiligen werden, eine unge meine Thätigkeit kundgegeben; es wird mit einem seltenen Eifer für das Fest gearbeitet und ist dadurch wohl schon der Erfolg dessel den als ein gesicherter zu betrachten. Ein Schwindelgeschäft, dem uner fahrene Einwanderer zum Opfer fallen und welches nach einem gewissen System von ver wegenen Freidenkern auf hoher See bis jetzt mit ziemltchem Glück zur Ausführung ge bracht ist, explodirte vorgestern durch die Wac hsamkeit eines Beamten in Castle - Garden, desGehülfssiiperintendeiiten Hrn. Otto Heinz mann in 'New-York. Ein Subjekt, welches seinen 'Namen als Schleimten angiebt und sich als Agent einer Gesellschaft gerirt, die Einwanderer unter ihren besonderen Schutz nimmt, wurde vorgestern nach Ankunft des Dampfers „Steinmann" aus Rotterdam auf Antrieb des Hrn. Heinzmann verhaftet. Schleimten wird von vier Einwanderern, mit denen er die Ueberfahrt von Holland hier her machte, beschuldigt, ihnen die Summe von KISS abgeschwindelt zu haben unter dem Vor geben, ihnen eine sofortige gute Unterkunft in Detroit, Mich., zu verschaffen. Schleimten wurde dem Bnnvescommissär White vorge führt. Seine Opfer, zwei Franzosen und zwei Schweizer, folgten ihm, und diese theil ten mittelst Dolmetschers dem Eommissär mit, daß Schleimken ihnen nicht allein das Geld abgenommen, sondern daß er ihnen auch Schweizer Uhren im Werthe von §lOOO abgefordert habe unter der Versicherung, daß er diese in Verwahr nehmen wolle, da die un crfahremn Einwanderer bei ihrer Landung in New - York leicht Gaunern in die Hände fallen könnten. Der Commissär White konnte leider in der Angelegenheit Nichts thun, weil die Vorspiegelungen nicht auf amerikanischem Gebiet gemacht worden waren. Er wies die Kläger an die Consuln ihres Landes. Schlei ncken scheint das Haupt einer organisirten Schwindlerbande zn sein, welche ans Passa gierjchiffen von Europa her ihr Wesen treibt und Auswanderer in ihr Garn lockt. Diese vier Opfer sind mir Wenige aus einer aröße ren Zahl Gerupfter. Dies ist bereits die dritte Fahrt, welche Schleimken über den Ozean macht, um aus dergleichen Geschäften Nutzen zu ziehen. Auf dem Hamburger Dampfer „Cimbria" hat er vor Kurzem einen ähnttchenStreich, nur mit für ihn günsttgerem Erfolg, ausgeführt. Die Praktik dieser Frei deuter ist, daß sie sich in Deutschland in Ha fenorien an wohlhabende Emigranten heran machen, sich durch gefälschte Briefe und Em psehlungsjchreibeii deren Vertrauen erschlei chen, nm sie dann auf hoher See um ihr Hab' und Gut zu beschwindeln und nach ihrer An kunft in New York bei günstiger Gelegenheit zu verschwinden. Verschiedene radikale Congreßmit glieder, welche in ihren Distrikten wieder iiominirt wurden, befinden sich zur Zeit in Washington, um den Marincminister zu ver anlassen, zur Mahlzeit die Arbeitermannschast der in ihren Distrikten liegenden ÄriegShäfen zu verstärken. In einem Distrikte der Stadt Philadelphia beanspruchen bekanntlich zwei Patrioten, die HH. Harmcr und Meyers, rechtmäßig nominirt zu sein. Beide sind jetzt in Washington, um bei Robeson die Cokom sirung von Stimmgebern durchzusetzen. Der Virginicr Carpet-Bagger Platt, welcher im Distrikte von Norsolk wiedergewählt zu wer den wünscht, hat ähnliche Schmerzen; auch er zweifelt an seinem Erfolge, wenn ihm nicht der Norfolker Kriegshasen mit einigen tausend Stimmgebern zu Hülfe kommt. Am 6. Juli beging General W. Unck l es, während des Bürgerkrieges in der con föderirlen Armee, in Ruthcrsord - Park, R.- 1., Selbstmord, indem er sich in seinem Bü reau erschoß. Gen. Unckles kam nach Been digung des Bürgerkrieges nach dem Norden und ließ sich in Rutherford - Park nieder, wo ihn die „Mount Rutherford - Grundeigen thums-Compagnie" als ihren Generalagenten anstellte. Bor ungefähr einem Jahre machte die Compagnie Bankerott, Unckles setzte aber sein Geschäft als GrundeigenlhumSagent fort; die Geschäfte gingen jedoch so schlecht, daß sein Einkommen sehr gering war. Dieses bereitete ihm viel Kummer. Mehrere Verwandten lu den ihn ein, sein Geschäft anfzutftben und zu ihnen zn ziehen; er war jedoch zu stolz, um von irgend Jemandem ein Almosen anzuneh. inen. Der General wohnte im „Passaic-Ho tel" zu Passaic. Am Montag 'Morgen ver ließ er wie gewöhnlich sein Hotel lind ging nach seinem Geschäftslokale. Gegen Mittag öffnete ein Herr Barry die Thür des Bureaus und sah Unckles ans einem Stuhle sitzen und Blut aus einer Kopswunde fließen. Neben ihm tag ein großer Revolver. Berry rief ei nen Arzt, doch dieser konnte Nichts mehr thun, Unckles starb. Der General war 62 Jahre alt. In seinen Taschen fand man kein Geld, auch wurde kein Schreiben gefunden, in wel chem der Verstorbene irgend welche Verfügung getroffen. Das alteGerücht, daß Senator Schurz die Redaktion einer New-YorkcrZeitnng über nehmen werde, tritt wieder auf,'diesmal frei lich etwas bestimmter. Es heißt nenilich, er habe seinen Antheil an der „Westlichen Post" verkauft. - Die „N.-Y. Staatszcitnng" soll ihm die Offerte von §20,000 jährlich für die Uebernahme der Redaktion zugesichert haben. Daß dieses eine „Seeschlange" ist, brauchen wir wohl kaum zu bemerken. Re v. Mrs. Van Cott, die vor einigen Monaten als Seelenretterin und Temperen; apostcl auch Baltimore unsicher macht-, läßt ihre Gcbetmühle gegenwärtig in San Fran zisco klappern, dort „macht" sie jedoch aus schließlich in Temperen;. Kürzlich hielt sie eine Temperenzvorlesung in Wilson's Am phitcater, und die Ankündigung zog ein so zahlreiches Publikum an, daß das Haus ge drängt voll war. Sie schwadronirte nun in ihrer bekannten halbverrückten Weise über eine Stunde lang d'raus los und das Publikum Härte ziemlich andächtig zu einige boshafte Bemerkungen aus der Menge abgerechnet. Am Schlüsse ihrer Rede sagte sie, deß eine Collekte vorgenommen werden würde und daß sie von jedem Anwesenden einen Dollar ver lange. Auf -diese Ankündigung folgte eine allgemeincFlucht; Alles stürzte nach den Aus gängen zu, und das Gedränge war so arg, daß mehrere Personen verletzt und einigen Damen die ganze Garderobe rninirt wurde. Mrs. Van Cott erwischte sehr wenige Dol lars. Die übereifrige Bußpredigerin schimpfte bei ihrer Abreise von New-Orleans, welches sie nach Baltimore besuchte, über die dortigen Einwohner, welche sie bezeichnete als „das geizigste Pack, welches ihr je vorgekommen;" vielleicht überträgt sie jetzt dieses Prädikat aus San Franzisco, denn augenscheinlich ist sie dort noch schlechter gefahren. Telegraphische Tepeschen. Europäische Äadelberichte. Aeier des 4. Juli in Curopa. London, 5. Juli. Der Jahrestag der amerikanischen Unabhängigkeits - Erklärung wurde in St. Petersburg diirch ein Diner im amerikanischen Gesandtschafts-Hotel gefeiert. In Lissabon gab der amerikanischcGefandte, dessen Hotel festlich dekorirt war, ein Bankett. Das aiiieritanische Gefandtschafts-Hotel in Paris war mit Flaggen schön geschmückt; im klebrigen fand keine offizielle Feier des Tages statt. Teutschland. Berlin, 4. Juli. Bismarck ist in Kis singen eingetroffen. 2an d an, 6. Juli. Eine Spezial-De pcsche an den „Daily-Tclegraph" meldet, daß die in Fulda versammelten katholischen Bi schöfe eine Beilegung des Zwistes mit der preußischen Regierung durch eine vollständige Trennung des Staates und der Kirche herbei zuführen suchen. London, 7. Juli. Die Wiener „Freie Presse" versichert, der König von Bayern werde Bismarck keinen Besuch in Kissingen machen. Schweiz. Bern, 8. Juli. Im September trittt hier ein Post-Congrcß, welcher von 15 Staa ten beschickt werden wird, zusammen. Die Deputieren für Frankreich und Dänemark sind schon ernannt worden. England. Dublin, 6. Juli. Alle Arbeiter in den Leinenwcbcrcien zu Belfast haben die Arbeit eingestellt. London, 7. Juli. Der Earl of Dal housie ist gestern im Alter von 73 Jahren ge storben. Ter tlronprinj von Teutschland in England. London, 4. Juli. Der Kronprinz Friedrich Wilhelm von Deutschland und seine Frau die Kronprinzessin Viktoria sind in Ryde auf der Insel Wight eingetroffen. London, 7. Juli.—Heute Morgen colli dirten auf der „Lancashire-Yorkshire-Bahn" zwei Züge, wobei fünf Personen gctödtet und mehrere Andere verletzt wurden. Tic englische Presse nbcr den Reciprozitäts- Bcrtrag zwischen den Bcr. Staaten und ' Canada. L ondon, 8. Juli. Der „Staudard" bespricht den zwischen den Ver. Staaten und Canada angebahnten Reciprozitäts-Vertrag und sagt: „Wird derselbe angenommen, so wird dadurch cm besonderer nordamerikaniichcr Zollverein gebildet werden in Bezug auf alle wesentlichen Handels - Artikel zwiicheu den Ver. Staaten und Canada. England wird dadurch von den canadischen Märkten, gleich einer fremden, zurückgesetzten Nation ausge schloffen werden. Die canadische Grenze wird damit thatsäch lich zu existiren aufhören, und die Absorption der englischen uord-amerikanischen Provinzen bleibt mir noch eine Frage der Z:it." Frankreich. Manifest des (rasen von Paris, 3. Juli.—Der Graf von Cham bord hat folgendes Manifest erlassen: „Fran zosen! Ihr habt zeitweilige Sicherheitsmaß regeln verlangt. Das Vaterland scheint jetzt neuen Gefahren ausgesetzt zusein. Frankreich braucht einen König, und meine Geburt hat mich zu Eurem König gemacht. Ich würde die heiligste Pflicht verletzen, wenn ich es un terließe, die errichteten Barrieren des Borur theilö über den Hausen zu werfen. Ich habe geschwiegen, um die Schwierigkeiten des be rühmten Soldaten, welcher mit Euch nicht einverstanden ist, nicht zu vermehren; da sich aber jetzt die Irrthümer anhäufen, so ist fer neres Schweigen nicht am Platze. Man hat aus früheren Erklärungen meinerseits cnt uoinmen, daß ich die königliche Gewalt über das Gesetz stellte, und daß ich von Regic rungs-Conibinatiouen geträumt hätte, welche auf Absolutismus und willkürlichen Ideen basirt seien. Eine christlich - französische Monarchie ist eine beschränkte Monarchie in ihrem eigent lichsten Wesen. Sie entlehnt Nichts von Regierungen der Sorte, welche eine unbe grenzte Wohlfahrt versprechen und zum Unter gange führen. Diese beschränkte Monarchie erlaubt die Existenz zweier Kammern, deren eine vom König und deren andere durch eine gesetzliche Volksabstimmung erwäblt wird. Einigkeit zwischen dem Volk und dem König setzte die alte Monarchie in Stand, Jahrhun derte lang die Berechnungen Derjenigen zu kreuzen, die über daSVolk zu herrschen suchten, indem sie dem König den Krieg erklärten. Es ist nicht wahr, daß meine Politik mit dem Trachten des Landes im Widerspruch steht. Das Land und ich wünschen eine Wiederher stellung der alten Macht, welche allein die Monarchie geben kann." Zum Schluß sagt er: „Das Haus Frankreich ist versöhnt, mid es ifl jetzt Zeit, das Glück und die Größe Frankreich's wiederherzustellen." London, 4. Juli. — Die franz. und eng-- tische Presse ist allgemein der Ansicht, daß sich Graf v. Chambord alle Aussicht, König von Frankreich zu werden, durch sein Manifest verdorben hat. P aris , 4. Juli. Das Journal „L'Union," welches Chambord's Manifest zuerst piiblizirte, ist auf 14 Tage suspendirt worden. In der Nationalversammlung fragte heute Lcbrnn, weshalb das Blatt siispendirt wor den sei. Der Minister desJnnern antwortete, theilweise, weil das Blatt das Septennat angegriffen habe, größtentheils aber, weil es Chambord's Manifest publizirtc. Diese Er klärung machte großes 'Aufsehen. Als sich die Sensation einigermaßen gelegt hatte, sagte Tanntoii, McMahon's Gewalt sei unwider ruflich. Lebriin zeigte dann an, daß er am Dienstag die Nationalversammlung interpel lircn werde. Heute starb Möns. Gouland. Paris, 5. tion wird immer ernster. Die Legitimisten wollen einen Versuch machen, das jetzige Mi nisterium zu stürzen und rechnen dabei auf die Unterstützung der Linken. Eine Gegen-Coa lition des linken Centrums mit dem rechten Centrum zu Gunsten Casimir Perier's Ber sassungs-BiU soll in's Werk gesetzt werden. Es ist Grund zu der Annahme vorhanden, daß Präsident McMahon die Abdankung des Ministeriums, selbst wenn dasselbe eine Nie derlage erleiden sollte, nicht annehmen wird; außerdem heißt es, er werde am Donnerstag eine Botschaft an die National-Versammlung erlassen. Graf von Chambord scll mehrere Tage lang in Versailles gewesen sein. Amerikaner brauchen keine Pässe mehr, da sie in dieser Beziehung mit Unterthanen der Grenzländcr Frankreich's gleiche Rechte ge nießen. Pariö, 6. In Versailles herrscht große Aufregung. Hundert legitimistische Dcputirtc haben beschlossen, morgen gegen das Ministerium zu stimmen. Tie Lage des Ministeriums ist kritisch. Man glaubt, daß Veränderungen unvermeidlich seien, selbst wenn die Gegen - Coalition zu Gunsten der Bill Pcrier's Erfolg haben sollte. Die mor gige Sitzung der National - Versammlung kann möglicherweise mit einer Auflösung die ser Körperschaft enden, wenn nicht die Gegner der Regierung durch die Furcht vor einem solchen Schritte im Zaume gehalten werden. Goulard ist heule beerdigt.worden. Der Achtb. George Bancroft ist in Paris angekommen und wird am Mittwoch nach London abreisen. Er hat Hrn. Thiers seine Aufwartung gemacht. Versailles, 7. Juli. Tie National- Versammlung hat die Debatte über die Inter pellation bezüglich der Suspendlrung des Blattes „L'Union" bis morgen aufgeschoben. Pari s, 7. Juli. —Die Munizipal-Wahl Bill wurde heute in der National-Versamm lung angenommen. Das Comite für Gesetz entwürfe hat Rochefoucauld's Vorschlag Be treffs Wiederherstellung der Monarchie ver worfen. Es wurde gehofft, daß, um die Coalition der Linken mit den Legitimisten aufzuheben, der Bericht des Comtte's über Rochefoucauld' Vorschlag mit der morgigen Interpellation zugleich verhandelt werden möchte, da die Meinungen der beldenParteien über die erstere 'Angelegenheil weit auseinan dergehen. Die National - Versammlung hat indeß mit einer Majorität von 100 Stimmen entschieden, vou dem Vorschlag Rochefou cauld's Nichts hören zu wollen. Die Situation des Ministeriums wird kri tisch. Die gemäßigte und die äußerste Linke, soioi: 120 LegitlMisien haben sich jetzt gegen dasselbe vereinigt. Naonl Duval, Monar chist, wird morgen wahrscheinlich den Vor schlag machen, daß die National - Vcrsamm lung sich auflöse. Der Richter, welcher die Verhandlungen des bonapartislischen Cen- untersuchte, soll bei der Ratio nal-Versamnilnng um die Erlaubniß nachge sucht haben Hrn. Rouhcr belangen zu dür scn. London, 8. Juni. Nach einer Pariser Spezial Depesche an die „Times" haben das rechte und das linke Centrum sich über dieTa gcsordnung geeinigt, in welcher es heißt, die National - Versammlung sei entschlossen, die Vollmachten MacMahon's gegen jeden An griff von Seiten seiner Gegner zu vertheidi gen. Das Ministerium hat bis jetzt noch eine Majorität von Fünfzig in der National- Versaminlung, aber die Bonapartisten und ein Theil der gemäßigten Rechten, welche den Ausschlag geben können, schwanken noch. Erleidet die Negierung eine Niederlage, so ist die Auflösung der National - Versammlung unvermeidlich. P aris, 8. Juli. - Es heißt, daß die bonapartifllschen Depittirten in der National Versammlung, wenn die Kammer sich auf anti-republikanischen Boden stellen sollte, bei der heutigen wichtigen Entscheidung das Mi nisterium unterstützen werde. London, 8. Juli. Eine Spezial De pesche von Paris an die „Pall Mall Gazette" meldet, daß eine vollkommene Verständigung zwischen Gambelta und den Legitimisten in Betreff einer Coalition der extremen Linken lind Rechten für die heutige Abstimmung über Brun's Interpellation wegen Suspension des Blattes „L'Union" getroffen worden ist. Das linke Centruni ist gelheilt, doch eine Majorität dieser Partei wird gegen das Mi nisterium stimmen. Die Behörden sind vorbereitet, jeden Auf ruhr, welcher entstehen sollte, sofort zu unter drücken. Tie Abstimmung. Niederlage er Rc- Versailles, 8. Juli'. Die Abstim mung über Möns. Brun's Interpellation fand spät heute Nachmittag statt und die Re gierung erlitt mit 368 gegen 331 Stimmen eine Niederlage. Die heutige Sitzung der Nationalversamm lung begann unter der furchtbarsten Ausre gung. Flur des Bitzungs Saales war dicht mit Deputirten gefüllt und auf den Gat lerte'n bemerkte man viele distingnirte Zu schauer. Möns. L. Brun führte aus, daß die Na tionalversammlung die Suspension des Blat tes „L'Union" durch die Regierung bedauere. Diese Fassung wurde mit 379 gegen 80 Stimmen verworfen; die Linke enthielt sich der Abstimmung. Möns. Paris, ein Mitglied des rechten Centrums, stellte sodann folgenden Antrag: „Daß die Nationalversammlung entschlossen ifl, die Sevtennats-Gewalt, welche dem Mar schall McMahon als Präsidenten der Re publik übertragen wurde, aufrecht zn erhalten sich die dem Comite über conflitutionelle Bor lagen unterbreiteten Fragen vorbehält und zur Tagesordnung übergeht." General de Cissey, der Kriegcsministcr und Präsident des Miuistcrrathes zeigte an, daß sich die Regierung mit diesem Antrage iden tisizire. Der Antrag des Möns. Paris wurde, wie oben berichtet, mit 368 gegen 331 Stimmen verworfen. Die Majorität dieses Botiiiiis wurde von drei Fraktionen der Linken und 80 Mitgliedern der extremen Rechten abgegeben. Mehrere Deputirte beantragten sodann die Tagesordnung, welche mit 339 gegen 315 Stimmen angenommen wurde. Man ist der Ansicht, daß die letzte Abstimmung dem Mi nisterium die Thüre offen läßt, um im Amte zu bleiben, doch herrschte bei'm Schluß ocr Sitzung der Eindruck vor, daß Nichts erle digt sei und daß sich die politische Situation nicht im Geringsten geklärt habe. Das Ministerium reicht seine Cntlassnna ein, mcn Vkäüscnten nicht angeiioin- Paris, 8. Juli. Unmittelbar nach der Vertagung der National-Versammlung wurde ein Ministerrath gehalten, in welchem die Mi nister ihre Entlassung einreichten. Präsident McMahon weigerte sich entschieden, dieselbe anzunehmen, und die Minister bleiben. Der Präsident wird der National-Versammlung morgen oder übermorgen eine Botschaft unter breiten, in welcher er seinen Entschluß kund geben wird, die ihm übertragenen Bollivach ten während der ihn, vom Gesetze zugestande nen Zeit zu wahren, und in welcher er die Nothwendigkeit der Organisation dieser Voll machten betonen wird. P a r i s, 9. Juli. Die heutigen republi kanischen Morgenblätrer meinen, die Vor kommnisse in der gestrigen Sitzung der Na tional-Versammlung legten einen Beweis von der Machtlosigkeit jener Körperschaft ab, und die Auflösung derselben sei das einzige Mit tel, die Unsicherheit der politischen Situation zu heben. In der heutigen Sitzung werden wahrscheinlich mehrere dahin zielende Vor schläge eingebracht werden. Paris, 9. Juli. Das Gerücht, es sei bei der National - Versammlung ein Gesuch eingereicht worden, Hrn. Rouher zu belangen, bestätigt sich. Zwei andere Depntirte sollen in gleicher Weise compromittirt sein. Zeitungen aus San Franzisco, Cal., wel che Artikel vou Nochefort enthalten, sind auf der Post mit Beschlag belegt worden. !Sräs,Sct Maciviahon'o Botschaft au die National-Bersammlung. Versailles, 9. Juli. Die Botschaft des Präsidenten Mac Mahon wurde heute vom Kriegsminister verlesen. Ter Präsident sagt: „Als mir am 20. Nov. 1873 auf die Dauer von sieben Jahren die höchste Gewalt übertragen wurde, geschahDas in der Absicht, der öffentlichen Wohlfahrt diejenige Sicher heit zu gewähren, welche prekäre Institutio nen nicht geben können. Ich habe damit schwere Pflichten übernommen, für deren Er fiillung ich dem Lande verantwortlich bin, und von denen mich zurückzuziehen, mir un ter keinen Umständen gestattet sein kann. Das mir anvertraute Amt hat mir Rechte verlie hen, welche ich nur zum Wohle der Nation ausüben werde. Ich werde die mir zu Ge bote stehenden Mittel zur Vertheidigung mei ner Stellung verwenden und glaube, darin in Uebereinstimmung mit den Erwartungen und den Wünschen der National-Versamm lung zu handeln, welche, als sie mir die Ge walt übertrug, eine starke, feste und geachtete Macht zu schaffen beabsichtigte." Der Präsident sagt weiter, dieser interi mistische Zustand müsse aufhören; das Land verlange geregelte Zustände, und ein weiterer Aufschub einer endgültigen Entscheidung ge fährde die Wohlfahrt des Landes. Er werde die ihm übertragenen Pflichten gewissenhast erfüllen und hoffe, auch die National-Ver sammlung werde ihren Verpflichtungen in pa triotischer Weise nachkommen. Nachdem der Präsident geendet, sagte Hr. Raoul Duval, die National Versammlung sei nicht im Stande, eine definitive Regie ruiigssorm zu schaffen; er trage deshalb auf die Auflösung derselben an, sobald über die Finanz-, die Militär- und die allgemeine Wahlbill abgestimmt worden sei. Er ver langte, daß sein Vorschlag für „dringlich" er klärt werde. Bon der Linken und den Bona partisten unterstützt, wurde der Borschlag den noch init großer Majorität verworfen. Der Vorschlag wurde später dem Comite für Ge setz-Vorschläge überwiesen, weshalb eine bal dige Erledigung desselben zu hoffen steht. Das Dreißiger-Comite hat die Bill, welche ein persönliches Septennat befürwortet, ge nehmigt, und dieselbe wird wahrscheinlich in den nächsten Tagen debat.irt werden. London, 1t). Juli. Nach einer Pariser Depesche an die „Times" habe Duval's Dringlichkcits . Vorschlag Betreffs der Auflö sung der Nationalversammlung, nachdem über die übrigen Bills abgestimmt wurde, 180 Stimmen erhalten. Es scheint aus gemacht zu sein, daß Perier's Bill verworfen werden wird, wodann wahrscheinlich die bei den Centren entweder einen neuen Vorschlag Zwecks Auflösung oder Verlängerung der Na tional-Versammlung wahrscheinlich aber das Erstere einbringen werden. Diesem Vorschlage würde eine groß: Majorität sicher sein. Portugal. London, 4. Juli.— Dreihundert Sträf linge von Bissao, Senegambien, begaben sich kürzlich ans portugiesisches Gebiet und äscher ten 18 Dörfer ein. London, S. Juli. Der Angriff auf die portugiesischen Besitzungen in Senegambien wurde von einem der eingeborenen Häuptlinge und nicht von Verbrechern gemacht. Tie Eingeborenen sollen 300 Gefangene gemacht haben. Türkei. antino pel, 4. Juli. Die >stadt Tenedos ist durch Feuer zerstört wor den. Algier: London, 4. Juli. In Tangers ist eine Revolution ausgebrochen. Nach den letzten Nachrichten halten die Rebellen die öffentlichen London, 6. Juli. Der Aufstand in Tangers ist unterdrückt und die Ruhe wieder hergestellt worden. O,t-Zdie. Calcutta, 3. Juli. Die aus allen Gegenden, in welchen die Hnngersnoth wü thete, jetzt einlaufenden Berichte lauten außer ordentlich günstig. Die Erndteaussichten sind glänzend. An den öffentlichen Arbeiten sind letzt nur noch 250,000 Mann beschäftigt, und die Zahl Derjenigen, welche vre Regierung unterhalten muß, ist aus 400,000 zusammen geschmolzen. JulandDepeschen. Aus der Bundeshauptstadt. Washington, 8. JuU. Das zu Santa Fe, Neu-Mexiko, erfolgte Ableben des Oberst - Lieutenants Fred. Myers, General- Hülss - Ouartiermeister, ist heute hier telcgra phisch gemeldet worden. Er starb an der Bauchfell-Echtzttndung. Weiteres über das Eisenvahn Un glück bei Stony Ereek, Eon. Stony-Creek, Conn., 7.Juli. —Boll ständiger hätte ein Eisenbahnzug nicht zer trümmert werden können, als derjenige, wel cher jetzt in den Sümpfen von Stony-Creek liegt. Die Waggons liegen in einem wirren Chaos durch- und übereinander, und wie es sich zugetragen, daß kein größerer Verlust an Menschenleben zu beklagen, bleibt ein Räth sel ; aber die Zahl der in New-Haven und in den Farmhällserii um Clinton, Madison und Gnilford liegenden Verwundeten beziffert sich auf ungefähr 200. Der Schaffner des Zuges, Capt. Rvlaiids, erzählt, wie folgt: „Ich saß ini Ranch Waggon, als ich einen eigenthüm tichen Ruck verspürte, und als ich aufstand und mich umsah, bemerkte ich, daß unter den Passagieren sgroße Aufregung herrschte. Ich sah den biniersten Waggon stürzen und eilte der Thüre zu; es blieb mir indeß weiter Nichts übrig, als mich am Sitze festzuhalten, denn gleich darauf stürzten auch wir mit dem Wag gon hinunter in den Sumpf. Es gelang mir, aus dem Waggon heraus zu kriechen, mit ei nigen Quetschungen allerdings, aber ohne er heblich verletzt zn sein. Um mich sah ich dann die ganze Zerstörung,'die Verstümmelten und Blutenden und den armen Wilcox todt." Der Gcpäckmeistcr Edward Barrows sagt: „Ich stand neben Hrn. Wilcox, unserem Su perintendeiitcn.als ich ihn plötzlich dem Glocken znge zuspringen sah und rufen hörte: „Der hinterste Waggon ist entgleis'!!" Ich sah die Waggons stürzen und eilte an die Bremsen. Wilcox hatte die Thüre erreicht und versuchte, durch einen Sprung sein Leben zu retten, wurde aber von dem auf ihn fallenden Wag gon zermalmt." William Beach, der Weichensteller, welcher die Schuld an dem ganzen Unglück tragen sollte, erzählt: „Ich stehe seit 10 Jahren im Diensie der Gesellschaft und bekleide seit l Jahren denselben Posten. Ich bin ein Tem perenz-Manii, verstehe mich ein Wenig auf das Telegraphircii und besorge Das auch zwischen den verschiedenen Punkten. Heute Morgen sprang unser Superintendent Wilcox vom Zuge herab und sagte zu mir: „Beach, gehen Sie hinunter an die Weiche." Ich sprang auf den Zug und fuhr etwa 1500 Fuß weit an das untere Weichcnhans, in welches ich eintrat und dann die Weiche so stellte, daß der Zug auf das Nebengeleise gehen und zwei weitere Waggens angehakt werden konnten. Der Zug sich dann in Bewegung, uns das Erste, was ich hörte, war eine Art rasseln des Geräusch. Ich sah mich um und gewahrte, wie der hinterste Waggon in den Sumpf stürzte und die übrigen Waggons nach sich zog. Wäre meine Weiche nicht in Ordnung gewesen, so hätte ich das Weichenhaus nicht verlassen können. Dann kam der Bremser Edward Barrows zurückgelaufen und rief: „Telegraphiren Sie nach New-Haven, daß Berger kommen!" Ein Arzt begeht Selbstmord. Provldence, R.-J., 7. Juli. Dr.J. R. Jennings, cm prominenter Arzt aus Nashville, Denn., nahm sich heute Morgen im Hotel am Narragansett-Pier das Leben. Seine Nichte, eine Tochter des Ex Gouver neurs Wise von Virginicn, war zur Zeit der That bei ihm. Ankunft des Tampfcrö „Faraday" in Portsmontk), Si.-H. P orlsmouth, N.-H., !. Juli. Der Kabel - Dampfer „Faraday" ist heute Nach mittag wohlbehalten hier angekommen, nach dem er mehrere Tage lang durch dichten Ne bel aufgehalten worden. Nach erfolgter An kunft des „Ambassador" wird sofort mit der Kabellcgung vorgeschritten werden. N,glück ans der Etscnbnl,. Springfield, Mass., 9. Juli.-Wm. Harris, ein alter Mann, und ein junges Frauenzimmer, 'Namens Lizzie Martin, wür den gestern Abend bei East-Hampion von einem Bahnzugc, welcher ihr Fuhrwerk streifte, schwer verletzt. !)itschs Justiz. Hartford, 9. Juli. James McCabe, ein New Yorker Dieb, beraubte heute Mor gen einen Schinuckwaarenladeu, er wurde auf der That ergriffen und befand sich um 13 Uhr Nach ..ittags bereits im Staatsznchr Hause, um einen Straftermiu abzubüßen, dem er sich durch die Flucht entzogen hatte. Unfall auf dem Vuffalo-Flusse.- Drei Personen ertrunken. Buffalo, N.-Y., 9. Juli. Der Schlcvpdampfer „Golden Age" bohrte gestern Abend an der Mündung des BnffalcÜßiver einen Prahm in den Grund. Ein blinder Mann, dessen Frau und Sohn, Namens Joshua, Elisabety und Eugen Shcldon, ertranken. Schrecklicher Tod durch eine Mäl>- Maschlnc. Brooklyn, N.-Y., 7. Juli. Charles E. Davis, in Eomscmogiie, L.-J., wohnhaft, nahm gestern seinen kleinen Sohn mit auf's Feld, wo er Gras mähen wollte. Nachdem sich der Kleine eine Zeitlang luiihergetummelt hatte, wurde er müde und legte sich in das hohe Gras, Vater kam nach kurzer Zeit mit der Maschine an den Ort, wo der Knabe eingeschlafen war; er konnte die Pferde nicht zur rechten Zeit zum Stehen bringen; die Maschine fuhr über den Knaben dahin uvd trennte ihm den Kopf vom Rumpfe. Veri)cftng ciues llligctrcnc assircrs. New-York, 8. Juli. Thomas I. Mason, der Kassircr der Bankier Firma Mer ril, Tilney sc Comp., ist heute auf die Bc fchnldigung, seinen 'Prinzipälcii eine bedeu tende Summe Geldes, deren Höhe auf §25,- 000 angegeben wird, gestohlen zn haben,'ver haftet worden. Er gesteht, KBOOO genom men und dieselben in Gold - Spekulationen verloren zu haben. Entführ!, und Selbstmord. N e w-Y ort, 8. Juli. Am Montag traf auf dem Brooklyner Polizeihauptguartiere eine Depesche ein, welche meldete, daß man in den Straßen von Albany die Leiche eines Deutschen, mit Namen Ludwig Best, gefun den habe. Nachforschungen ergaben, daß Ludwig Best ein Schneider war, welcher nur seiner Familie, einer Frau und drei Kindern, in McKillcnstraße wohnt. Bor kurzer Zeil brannte er mit Frau Eggrich, der Gattin ei nes Mannes, welcher ein Austcrngeschäft in Montrose-Avenne betreibt, durch.—Best holte kurz vor seiner Abreise K 325 von der Bank und ließ Frau und Kinder ohne Mittel zurück. Wie es scheint, bemächtigte sich die Frau Eggrich des Geldes und verließ Best, welcher einige Tage nach dem Verschwinden der Frau in äußerst gedrückter Stimmung in Albany Herumwanderle. Vi an nimmt an, daß Best in der Verzweiflung Selbstmord beging. Ter Bruder des Verstorbenen wird die Leiche hier beerdigen lassen. Selbstmord eines achtzehnjährigen Jünglings. New York, 8. Der 18-jährige Otto Hellbach erhängte sich gestern in dem Keller seines elterlichen Hauses zu Morrissa nia. Der Vater ist Gemüsehändler, und Po lizisten und Nachbarn sagen, daß er seinen Sohn mit Arbeiten zu sehr überhäuft und daß häufiger Wortwechsel unter den Beiden statt gefunden habe. Gestern befahl ihm der Va ter, das Pferd zu füttern und einen Gesichts gang zu machen; nachdem darüber ein Zank stattgefunden hatte, ging Otto in den stall, verschaffte sich einen Strick und ging in den Keller, wo er eine halbe Stunde später von seinem kleinen Bruder gefunden wurde. Eine neue Spur znrGntScckttiig der Mörser Nathan's. New -2) or k, 9. Juli.— Arbeiter, welche seit Wochen beschäftigt waren, das an der 23. Straße gelegene HauS des vor vier Jahren ermordeten Nathan abzureißen, fanden vor gestern ein Packet, weiches augenscheinlich schon seit Jahren versteckt worden war. Bei'm Oeffnen zeigte sich, daß dasselbe ein blutbe flecktes Hemd enthielt. Man hosst, daß diese Entdeckung dazu beitragen werde, endlich Licht ,i, den gcheimiilßvollcn Mord zu bringen. Töstliche Tchicßaffairc NU ein tztzranenzimmer. Camden, N. J., 7. Juli.—Zwei Indi viduen, Namens Dean und Stevenson, gcne then heule Nachmittag wegen eines grauen zimmers in Streit. Dean griff Stevenson mit einem Ranrmesser an, worauf Letzterer Dean durch einen Pistolenschuß in die lmke Seite der Brust tödtlich verwundete. Ste vcnsou ist verhaftet worden. Zum Kinvsranv in Gciatown, Penns. Philadelphia, 8. Juli. Ter Auf enthalt des kleinen Charley Brewstcr Roß, welcher am 1. ds. Mts. zu Germaniown ge j raubt wurde, hat noch nicht ermittelt werden können. Er ist der Sohn des Kaufmannes Christian Ä. Roß von hier, und die Familie ist in tiefster Trauer um den Verlust. Die Räuber hallen das Kind aiigcn'chenilich zu rück, um ein hohes Lösegeld zu erpressen. Der Vater hat einen anonymen Brief bekommen, in welchem ihm die Mittheilung gemacht wird, daß der Knabe gegen ein Lösegeld von Bli),ttvt) ausgeliefert werden würde. Hr. Roß hat heute im „Leoger" geantwortet, daß er thun würde, was in seinen mästen stände, um wieder in den Besitz seines Kindes zu kommen. Zufällig erschossen. Philadelphia, !). Juli.—Charles Al len wurde heule Nachmittag im Parke der Slld-Broadstraße von Henry Schälback zu. fällig erschossen. Letztere reichte Allen eine Flinte, welche zufällig losging. Schälback befindet sich jetzt m Haft, um das Verfahren der Großgeschworenen abzuwarten. Versötin.lng zw cicr Mörder. Harrisburg, Penns., 7. Juli. D>e< Geständnisse Rosentine's und Moody's, der beiden Farbigen, welche am Donnerstag hier gehängt werden sollen, hatten bis jetzt in Be- Zug auf die Art und Weise, wie sie den Far mer Brehm ermordeten, mit einander in Wi derspruch gestanden. Ihren geistlichen Rath- Y'bern. Ehrw. Stelling und Baker, ist cS heute Vormittag gelungen, sie zn Aussagen zu bewegen, welche übereinstimmten, und sie mit einander zu versöhnen. Sie reichten sich die Hände und sagten den Geistlichen, daß sie einander verziehen hätten und keine feindseli gen Gefühle mehr gegen einander liegten. Beide sagten, daß sie bereit seien, zu sterben. Roicntine sieht seinem Ende ohne irgend welche Erregung entgegen, während Moody weniger ruhig zu sein scheint. Noscntine und Moödy am Ealgcn. Harris bürg, Penns., 9. Juli. —Heute Nachmittag um 1l Uhr wurden Lewis No seniine und John Moody wegen Mordes ge haiigt. Die beiden Verurtheilten legten ein Gefländiiiß ab, bald nachdem ihnen ihrllrtheil verkündigt war. Sie gingen in einigen Punkten unbedeutend auseinander, ließen aber Beide erkennen, daß sie des ibnen zur last gelegten schrecklichen Verbrechens schuldig waren. Roseilliiie hatte sich feit längerer Zeil zu erben bereit erklärt, während Moody sehr medergeschlagen war und bis vor wenigen Pagen auf Begnadigung zu hoffen schien. Geistlicher Rath ist den beiden Mördern von weiten der Ehrw. Dr. Stelling und Baker zu Theil geworden. Rosentlne schlief heute Morgen von 3 bis 6 Uhr, während Moody die ganze Nacht hiu dnrch in feiner Zelle auf- und abwanderte. Heute Morgen halte Moody mit seinem Va ter und seiner Frau eine Unterredung durch das Fenster seiner Zelle. Rofcniine hat keine Verwandten und außer feinen geistlichen Rathgebcrn sehr wenige Freunde. Heute Morgen von 8 bis Zu Uhr wurden in den Zellen der Verurtheilten AndachtSübungen gehalten, welche auf dieselben einen tiefen Eindruck zu machen schienen. Im Gefängnißhose befanden sich wenigstens 200 Personen. Der Galgen, welcher schon bei früheren Gelegenheiten benutzi worden war, war der südwestlichen Mauer so nahe wie möglich errichtet worden, um Leuten von außen den Anblick der Hinrichtung zu einzie hen. Um II Uhr kamen Rofentine und Moody zusammen und unterhielten sich ans das Freundschaftlichste; einem ihnen ausge tischten frühstück sprachen Beide tapfer zu. Rosentine machte die Bemerkung, daß es die letzte Mahlzeit auf Erden sei, und daß er die nächste imHimmcl einzunehmen hoffe. Moody schien mit feinem Schicksal ausgesöhnt zu sein. WilkinS Grey und John Prcston, zwei Belastungszeugen, wurden aus ihren Zellen in diejenigen der Berutiheillen gebracht und söhnten sich mit den Letzteren aus. Um 27 Minuten nach 12 Uhr wurden die Berunhei! ten, von den Geistlichen und von Moody's Frau und Bater begleitet, in den Gefängniß hof geführt. Beide bestiegen den Galgen festen Schrittes. Es wurde ein Kirchenlied gesungen, an welchem beide Verurtheilten theilnahmcn. Nachdem um 12 Uhr 40 Min. dicAndachls übiliigen geschlossen waren, hielt Rojcnline eine kürze Ansprache, in welcher er seine Hoff nung aussprach, daß Alle ihm vergeben möch ten und daß er Alle im Himmel wiedersehen werde. Er sagte: „Ich segne Alle, welche für mich beten; ich hoffe, Euch Alle wieder zu se hen. Ich danke Gott, daß ich jetzt sterben kann. Ich habe Böses gethan und bereue es. Ich habe Abrain Behm ermordet. Ich ivün sche Euch Allen Lebewohl. Gott sei meiner Seele gnädig! Amen." Moody hielt eine längere, sehr nnzujammcnhängcnde Rede, in welcher er sagte, daß er Rosenttiic's Mitichnl diger sei und zu sterben verdiene: er hoffe ans Vergebung und danke seinen Wärtern für freundliche Behandlung. Er bäte Gott, alle ieiiieFreiindc zu segnen, und hoffe, seineMiit tcr ml Himmel wieder zu sehen. Hierauf wurden ihnen die schwarzen Kap pen über's Gesicht gezogen, Hände und Füße gebunden und um Ii Uhr that sich die Fall lhür auseinander. Roscntine starb fast au genblicklich ; es war keine Bewegung an ihm bemerkbar, außer daß sich die Brust hob und sen'te. Moody hatte 3—4 Minuten lang einen schweren Todeskampf. 'Nachdem die beiden Mörder etwa 30 Minuten gehangen hatten, wurden sie von den Aerzten für todt erklärt. Moody's Leichnam wird seiner Fa milie und derjenige Rosentine's dem County übergeben werden. Stuf dem Dache des Ge richtsgebüudes, dem einzigen Orte, von wcl chein man der Hinrichtung zusehen konnte, hatten sich elwa Iov Personen versammelt. Verhaftn!, von Schmu,,!,lern. W ili ingto ii, Del., 7. Juli. Bun des - Marschall Dünn und mehrere Hlllfs- Marschälle gingen am Sonntag Abend auf dem Zollkuttcr „Hamilton" nach der Bran dung, wo sie William G. E. Ellegood, Jo fhuci Ellegood, William Ellegood, iiiii., Wil liam Crosby, Alton Crosby, Samuel Mar shall und Andrew H. Baker verhafteten. 'Alle Verhafteten werden beschuldigt, am I. Juni Zucker und sonstige Waaren von Bord der Barke „Masonia" eingeschmuggelt zn haben. Dieselben sind heute hier angekommen und werden morgen verhört werden. Baker wird sich schuldig bekennen. Tödtticher Gisciivahtt-Uusall. Wi lmin g to n, Del., 9. Juli. Frau Mary O'Connell wollte heute Morgen ihr anderthalbjähriges Töchterchen auf den Markt mitnehmen. Da die Mutter noch im Hanse weilte, so lief die Kleine voraus, wurde von einer hcraiibrauscnden Lokomotive übersah ren nid augenblicklich geiödtet. Jener ans einen Bahnzugc. Norfolk, 9. Juli. —Der Post- und Ex preßwagqon des östlichgcheiidcn Zuges der „'All. Miss.-Ohio-Bahn" wurde heute Nach mittag 9 Meilen östlich von Petersburg gänz lich durch Feuer zerstört. Der Postwaggon enthielt eine bedeutende nördliche und südliche Post, welche mir den Expreßgütern in Flam men aufgingen. Die Agenten Jones und JenningS erlitten schlimme Brandwunden; da die Signalschnur verbrannt war, so konnten sie keine Signale geben und nachdem ihre Versuche, die werthvollen Sachen zu retten, erfolglos waren, sprangen sie vom Zuge und wurden schwer verletzt gefunden. Der Wag gon brannte bis auf die Achse ab. Tödtlichcr Eisenbahn-Unfall. Charlotte, N.-C., 8. Juli. Ein nach Westen bestimmter Zug auf der „Carolina Cenlralbahn" collidirte heute Abend in der Nähe der Stadt mit einem Wagen, desscnJn fassen, die HH. Nixon und John Davis, pro minente Bürger aus Lincoln-Couuiy, gctödtet wurden. El Einbrecher von eine Mar schall in Sclvstvcrtheidigung erschossen. Cincinuali, 7. Juli. —William John ston, wegen Einbruchs zu Yellow-Springs, Ohio, in Haft, machte gestern auf den Mar schall Hommclin einen mörderischen Angriff, worauf Letzterer den Gefangenen in Selbst- Vertheidigung erschoß. Tödtlicher Eisenbahn-Unfall. Ciuclnnati, 7. Juli. —Eine Spezial- Depesche aus Memphis, Ten., meldet, daß der Alkommodations - Zug aus der „Vicks bürg Meridian-Bahn" am Samstag entgleiste und den Eisenbahndainm hinunterstürzte. Zwei Perjonen wurden getödtcl und vier ver wundet. Doppelter Selbstmordversuch. Clncinnati, 8. Juli. Frau Roach, die Wittwe eines bekannten Eisenbahn Eon traktors, machte gestern Nachmittag einen doppelten Selbstmordversuch, einmal, indem sie Laudanum nahm, und das andere Mal, indem sie sich eine Scynittwnnde am Halse beibrachte. Ein herbeigerufener Arzt nähte die Wunde zu und gab ihr Gegengift ein, und es ist Hoffnung auf ihre Genesung vorhau den. Frau Roach hat feit dem Tode ihres Mannes an Geistesstörungen gelitten und hat sich eingebildet, daß fein Geist sie des Nachts beiuchc, da er im Grabe keine Ruhe fände. Nnrnhigc A,stritte Itter den Bergleuten zu straitsvillc, O. Columbus, Ohio, 3. Juli. Fünfund sechzig Farbige gingen heute unter einer Be deckung von 25 Weißen nach Straitsville ad, wo sie bei ihrer Ankunft von 15 lärmenden 'Ausständigen, welche mir ihren Weibern und Kindern ain Bahnhofe erschienen waren, em pfangen wurden. Nachdem der 'Menge in einer Ansprache empfohlen war, dem Gesetze zu gehorchen und auseinander zu gehen, zer streute sie sich unter deutlichen Aeußerungen des Unwillens. Sie rielhcn den Negern, nicht an die Ar bcit zu gehen; die Weiber hielten ihre Kinder empor und zeigten denselben die Neger als Diejenigen, welche ihnen das tägliche Brod nähmen. Hier eingelaufene Depeschen mel den, daß sich heute Nachmittag mehrere Aus ständige betranken und in der Nähe der Woh nungen der farbigen Arbeiter Pistolen ab feuerten. Schurkenstreich gegen einen Rei senden. Elcvcland, Ohio, 9. Juli. Jackson Harrison, welcher gestern Abend spät hier an kam, wurde, als er in der Nähe von Ost-Cle veland aus einem Waggon der Stadt-Pferdc bnhn stieg, von fünf Individuen um §4OOO beraubt. Nachdem der Raub ausgeführt, wurde Harrison geknebelt an einen Baum gebunden, wo er heule Morgen gesunden wurde. Nr. 28. Noch ei Gattinmord. M l l w a u k e e, Wisc., 8. Juli. In GcavesviUe, Calumct - County, ermordete Thos. Loflie gestern seine Frau, indem er sie erst mit einem Hammer niederschlug und sie dann mit einer Axt förmlich zerhieb. Er ver barg die Leiche unter dem Hause und bedeckte dieselbe mit Lumpen. Als er verhaftet wur de, sagte er, er habe sie ermordet, damit sie seine Kinder nicht weiter mißhandeln solle. Gattin-Mord aus Eifersucht. Evans v jlle, Ind., 8. Jli. Der Farbige 'Albert Jones ermordete heule seine Frau in einem Anfalle von Eifersucht, indem er ihr mit einer Axt den Schädel einschlug. Der Mörder wurde verhaftet. Explosion eines — Todte und Verwundete. S t. L o nis , Mo.. 7. Juli. DicKefscli des Dampfers „Belle" von Jefferson, welch r den Osage-River bcfuhr, explodirten gestern 'Abend, als der Dampfer etwa 3 Meilen von Jefferson - City entfernt war. Das Schiff wurde vollständig zertrümmert. Der Capitän A. A. Hibbard, der Lootfe AlexanderStewaiy und ein Passagier, Namens John Kellr, wurden verbrüht; wie erheblich, ist nicht b - kamit Zwei farbige Matrofen werden ver mißt und sind wayrscheinlich ertrunken. Ein Schneider vom Blitz erschla gen. Atlanta, Ga., 8. Juli. W. T. Cummings, der Präsident des Schncider , Vereins, wurde heute Morgen, als er ein Fenster feines Schlafzimmers schließen wollte, vom Blitze erschlagen. Weiteres über den Gattin-Mord zu Gravesville, Jll. Chicago, 9. Juli. Loftus, welcher gestern Nachmittag zu Gravesville, Calumet- Counth, feine Frau ermordete, hat die That eingestanden. Er schlich sich in's Haus und versetzte seiner Frau, welche die Wäsche der Woche besorgte, einen Schlag mit dem Ham mer. Nachdem sie zu Boden gestürzt war, schlug er ihr den Schädel mit einer 'Axt ein und schleppte den Leichnam unter das Haus. Um sicher zu sein, daß sie wirklich todt sei, kehrte er mit der 'Axt zurück und trennte ihr den Kops fast vom Rumpfe. Die Leiche wurde von der sechsjährigen Tochter bald nachher gefunden. Lottus zagt, er habe sie vorsätzlich ermordet; sie hätten in beständiger Uneinig keil mit einander gelebt und er hätte dieses Leben nicht mehr ertragen können. Er habe beabsichtigt, sie zu todten; er habe sie gctödtet, und jetzt sei es mit ihr vorbei. Er hatte sie, welche eine Wittwe mit mehreren Kindern war, erst vor wenigen Monaten geheirathct. Von den Sandwichs-Znseln. SanFranzisco, Cal., 9. Juli.—Dr von Sydney und Honolulu hier angekommene Dampfer „Tartar" meldet, der König der Sandwichs-Jiiselit beabsichtige, mit den Ver. Staaten wegen eines Reciprozitäts Vertrages Unterhandlungen anzuknüpfen. Petitionen bezüglich eines solchen Vertrages seien der Ge setzgebung, mit der Unterschrist des Königs unterzeichnet, vorgelegt worden. Näheres über den Verlust des bri tischen Schiffes „Bdmiral." SanFranzisco,!). Juli.—Der „Syd ney Herald" vom 5. Juni bringt nähere Be richte über den Verlust des eisernen Clipper schlffeS „Britisch Admiral" an der Westseite von Kings Island. Von den 88 Perjonen am Bord wurden nur 9 gerettet; der Capitän und die Haupt Offiziere kamen um's Leben. Dieses Schiff war das achtzehnte größere Fahrzeug, welches seit 1840 an der Kings In sel scheiterte und über 800 Personen kamen um's Leben. Tttmnlt in eillein Girkns zn Fredcrickton, N.-V. St. Io hn. N -8., 7. Juli.—ln Frede rickton brach gestern Abend während der Vor stellung von Lent's Cirkus ein wilder Tumult aus. Es waren zahlreiche Holzhändler an wesend, und an der Billctur erhob sich wegen Wechselgeldes ein Streit, welcher im Cirkus selbst zu Ende geführt würd, Es wurden Revolver gezogen und unter die Menge abge feuert. Statt sich dadurch einschüchtern zu lassen, wurde das Publikum nur stach aufgeregter, und sowie die Verwundeten fortgeschafft wa ren, nahmen Andere ihre Plätze ein, bis end lich die Mitglieder des Cirkus überwältigt und mehrere Wagen in den Fluß geschoben wurden. Jetzt nahm der Tumult einen be unruhigenden Charakter au, die Feuerglocken wurden geläutet, und dem Mayor gelang es erst nach eiliger Bildung einer Mannschaft von Constablern, den Platz zu säubern. Trei best Mitglieder des Cirkus wurden verhastet. Da heute Morgen das Gerücht ging, der Cir kus stehe im Begriff, nach St. Stephen abzu gehen, so hatten sich viele Holzhändler am Bahnhofe eingefunden und drohten, die Schi enen aufzureißen. Das Appcllations-Gericht erließ indeß rechtzeitig einen Einhallsbcfehl, und der Cirkus wird so lange bleiben müssen, bis eine gründliche Unterinchuiig angestellt worden ist. Es herrscht große Aufregung über die Angelegenheit. Vermischte Berichte. Man wird sich erinnern, daßCarpentcr und Conkling iinßundcssenate ein Preßtnebc lungsgesetz durchzusetzen beabsichtigten, aber erfolglos waren. Kaum war jedoch in der Presse der Jubel über diesen Mißerfolg einigermaßen verstummt, so machte man die unangenehme Entdeckung, daß eine ähnliche Maßregel mit durchgeschlüpft und Gesetz ge worden sei. „Boß" shepherd ist jetzt der Erste, welcher nch dieses Gesetz zu Nutze ma chen will. Vorgestern erschien er vor der An klagebehördc (Grand Jury) des Distrikts Co lumbia, um es durchzusetzen, das Chas. A. Dana, der Redakteur der „N -Y. Sun," we gen Libells in 'Anklage versetzt werde. Einige prominente Advokaten, welche das Gesetz ge nau geprüft haben, sind der Ansicht, daß es unter demselben nicht möglich fei, einen Zei tungsheransgeber an dem Orte, wo die an stößige Zeitung verkauft werde, zu Prozessiren. Diese Anschauung scheint auch die Grand- Jury getheilt zu haben, denn sie vertagte sich, ohne den Dana in Anklage zu versetzen. Die reguläre Armee hat kürzlich ve mittelst Congreßgesetz einen adligen Capitän erhalten. Seit Jahren diente ein Capt. John Rhiza im 4. Infanterie - Regimente, welcher kürzlich bei'm Congreß darum nachsuchte, sei nen richtigen Nanien Joh. Laube de Laubeu sels führen zu dürfen, was ihm gestattet wur de. Seil vorgestern ist die 'Namensänderung gesetzlich. Der Erznarr George Francis Train läßt auch wieder von sich hören. In einem New Yorker Blatt erklärt er die von einigen Blättern gebrachte Nachricht, ein Theil von seinen „millioiicnwcrlhen" Bauloosen in Omaha, der „Großstadt dcrZuknnft," seien von dem Scheriff wegen §3500 unbezahlterSteucrn coiifiszict worden, für eine absolute Unwahr heit und bittet, daß die Presse ihm seinen gu ten Namen, den er ihr nicht verdanke, nicht stehlen möge. 'Als Gegenleistung will er sich verbindlich machen, niemals mehr öffentlich als Redner auszutreten und niemals ein Buch, oder einen Brief an eine Zeitung zu schreiben. „Denn," sagt er, „ich bin zur Erkenntniß ge kommen, daß die Bcwsggründe meines seit herigen Handelns weniger oder gar nicht mei nem Wunsche, der Menschheit Wohlthaten zn erweisen, sondern der Sucht nach Ruhm, dem Ehrgeiz, der Popularität-Hascherei, dem Egoismus oder einer krankhaften Gier nach Notorität entsprungen sind." 'All' das, ver sichert Hr. Train, war ihm unbekannt, so lange er animalische Nahrung zu sich genom men ; die Pflanzenkost aber, auf die er sich jetzt beschränke, habe ihn zur richtigen Einsicht geführt. Mit Menschen, feien es Freunde oder Feinde, will er erst wieder zu thun haben, wenn die Menschheit durch die bevorstehenden unausbleiblichen Mißgeschicke geläutert sein wird. Prinz Friedrich Karl erhielt von Oma ha, Nebr., aus die Entladung, mit dem dortigen „Männerchor" einen Abend vergnügt zu kneipen, falls der Prinz seine Absicht aus führen und eine Reise um die Welt machen sollte. Auf diese Einladung ist folgende Antwort erfolgt: „Berlin, 15. Mai 1874. Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Karl von Preußen haben sich gefreut, die in dem geehrten Schreiben vom 15. v. M. aus gesprochene Einladung zu einem Besuche in Omaha zu erhalten und danken dem Comite des deutschen Gesang- und Turnvereins „Männerchor" sehr für dieselbe. Seine Kö nigliche Hoheit können jedoch den Besuch nicht abstatten, da Höchstdieselben überhaupt keine größeren Reisen unternehmen und die von den Zeitungen mit Bezug hierauf ge brachten Mittheilungen auf Unwahrheit be ruhen. Gras Kunitz. —An das Comite des deutschen Gesang, und Turnvereins „Män nerchor" zu Händen des Hrn. Altstadt in Omaha." Hr. A. Paur, der bekannte Dirigent des „N.Y. Liedcrlranz," reis't heute mit dem Dampfer „Holsatia" nach Deutschland ab, um das Münchener GesangSfesl zu besuchen ! Mit ihm werden sich noch fünfzehn Sänger ! des „Liederkranz" in München einfinden, m daselbst das deutsch amerikanlscheSäiigerlhilM würdig zu repräscntiren. Hr. Paur ist seit 24 Jahren Dirigent des „Liederkranz," wel cher ihm zu Ehren eine solenne Abschledsfeiep veranstaltete.