Newspaper Page Text
30. Jahrgang. Uebersicht der wichtigsten Ereignisse. „Ein Menschen verschlingendes, Ehre zer störendes Ungeheuer" nennt Joaquin Miller die amerikanische Presse und er hat recht. Sowie ein Mann nur einen Zoll über das ge wöhnliche Niveau emporrngt'richtct die Presse ihre Aufmerksamkeit auf ihn, er wird dann oilf den Schild erhoben und zum Hero er klärt, er wird täglich beweihräuchert und je der Ausspruch von ihm wird als Motto ac ceptirt. Endlich entdeckt man nun, daß der An den Himmel gehobene, unter die Sterne, wenn nicht gar unter die Götter versetzte Halbgott ein sterblicher, schwacher Mensch war, wie die andern auch; jetzt folgt der Um schwung, dem armen vergötterten Menschcii tinde wird die Stirnbinbe abgerissen, der Ruhineskranz zerpflückt, er wird von seinem Postamente gestoßen, durch alle Pfützen ge schleift und wenn er diese Ordalien alle be steht, dann reibt man ihm den wunden Rücken und sagt guthmüthlg: „Macht nichts, Du bist m unsern Augen durchaus nicht gesunken, wenn Du auch cm Lump bist, wie die Mei sten von uns, so lassen wir Dich doch nicht untergehen; daß Du nichr ferner einer Ule rer Herrgötter sein kannst, ist zwar selbstver ständlich, aber wir betrachten Dich noch im- einen Mann, der weil über uns steht." So hat es die Presse mit Allen gemacht, welche seither in den Vcr. Staaten eine Be deutung erlangten, wir erinnern nur an Lin coln, Jeff. Davis, Andy Johnson, Wilson, Suinuer, Grant und diesen schließ: sich jetzt Henry Ward Beechcr an. Wir haben, ohne auf die ein FauiiUeiiblatt schändende Ein- I zclnhetten näher emzugehii, unsere Leser über diesen obscönen Beechcr-ZUtsn-Skandal ms cm Laufenden erhallen und wollen hier kurz die Sache recapitulircn. Henry Ward Beecher, Predign' der berühmten aristokrati schen Plymvuthkirche in Brooklyn, ist ein be gabter Kcknzclrcdner, jedenfalls der begabteste "'Amerika. Sein Talent machte seine Kir che rajch berühmt und wenn alle anderen Gotteshäuser der Stadl nur halb besucht wa ren, so hatte Beecher stets „ein volles Haus," was in Amerika, wo Kirchen, wie Theater Privatuiitcrnehmcii sind, von großer Bedeu tung ist. Das legitime Feld des Predigers alten Styls Auslegung der Evangelien :c. genügte diesem taleinvollen Mo'tegeistli chen natürlich nicht; er predigte heute über Politik, morgen krittsirte er die biblischen Ueberlieferungen, dann machte er den Wun dergläubigcn lächerlich und zur Awechfelung verwies er wieder einmal auf den Glauben, als den einzigen Hort des Christen. Durch diese gewürzte Behandlung des Heiligen, wel che von den langweiligen, geschmacklosen, or thodoxen Predigten der meisten seiner Colle ge, womit diese an Sonn- und Feiertagen ihre Zuhörer cinschläscrtcn oder zur Verzweif lung brachten, in wohlthätiger Weise abstach, hielt Beecher durch ein Menfchenalter seine Popularität ausrecht uud sein Einfluß reichte weit über die Plymouth.Gcmeinde hinaus. Alle neuen Fragen und Probleme, wissen schaftlich, politisch oder religiös, konnte mau i der Plymouthkirchc auf der Kanzel erörtern hören, so wurde Beechcr der zahlreichen „Is men" verdächtigt, 'welche jahraus, jahrein in Amerika auftauchen. Als Viktoria Wood hüll ihr Evangelium von der freien Liebe ver kündigte, predigte oder geistreichclte Beecher auch darüber und so kam es, daß dieses Weib von ihm verlangte, er solle sich offen zu ihrer -Kirche der Wcibergemeinschaft bekennen. Als Beecher dies nicht that, drohte sie mit Enthül lung eines unerhörten Skandals. Der geistreiche Pastor war ncmlich der Hausfreund des Brooklvncr Literaten Theo dor Tilton, dessen gefühlvolle, roman-ver rückte Gattin an dem witzfprühcudeu Mann Gottes mehr Gefallen gefunden zu haben scheint, als an dem lammfrommen mond- u. fadenscheinigen Theodor. Zwischen Beiden scheint eine platonische Liebe bestanden zu ha ben, die in der Dauer, wie Tilton sagt, aus geartet ist. Da Tilton der beste Ehemann auch nicht war, so ist eine solche Ausartung wohl erklärlich. Beechcr mied von 1870 an Tilton's Haus und seitdem war der Skandal nicht iinr in New-syork und Brooklyn, so. Sern in den Vcr. Staaten ein offenes Ge heimniß. Daß Beccher nach wie vor der ge achtete Pastor blieb, zeigt, daß seine Gemein !>e derartige Kleinigkeiten nicht so genau nimmt. Wie es nun scheint, hat der Pastor doch einige Feinde und diese setzten dem ar men Til-on so lange zu, bis er die alte Ge schichte wieder aufrührte. Die platonische Frau Tilton sah sich in Folge dessen veran laßt, einen Mann, der, nachoc er so lange Zeit geschwiegen, sie abermals ni den Mund der Welt brachte, zu verlassen und sie suchte Schutz bei Beecher's Freunden. Dieser, an statt Alles zn thun, um die uneryuicklichc Ge schichte im Stillen abzumachen, setzte, wie ein verzwcifellerSpicler sein Alles ans eine Karte und reizte Tilton, daß dieser das Unerhörte that lind dem von Beccher eingesetzten Ehren- ! gerichtc eine beschworene Angabc des ganzen Skandals vorlegte. Tilton hatte geglaubt, daß die Sache „in der Familie" bleiben werde, am folgenden Morgen wußte das ganze Land jedes Wort. Tilton und Gemahlin sind durch diese Ent hüllung mit Schmach bedeckt, Beccher ist ver nichtet. Seine allgemeine Vertheidigung des guten Rufes der Frau Tilton, seine Erklä rung, daß die Zuneigung nur eine platonische war, will Nichts besagen. Da gerade Som wer ist und es der Presse au Stoss mangelt, so tritt sie diesen Skandal breit, und bespricht die möqlichen Folgen. Wir sehen darin keine Ursache besonderen Bedauerns. Wenn da durch, wie die „Tribüne" meint, der eloquen teste Prediger zum Schweigen gebracht wird, so muß man gleichzeitig bedenken, daß diese Eloquenz Heuchelei und Lüge war, und mau wird darin mir die Hand der Nemesis sehen. Die Fälle, daß heuchlerische Pfaffen die Un schuld verführt und das Familienleben ver giftet haben, sind nachgerade zu häufig ge worden, als daß an nicht eine gewisse Ge nugthuung darüber empfinden sollte, daß die enthüllende Nemesis den bedeutendsten dieser scheinheiligen Sünder ereilte. Was Gnies und Wahres an Beccher ist, wird trotzdem bleiben, nur wird ihn dieser Schlag von ei nem Platze schlendern, auf den er nun ein mal nach den herrschenden Anschauungen der Welt nicht gehört. Tilton aber wird den nicht beiieidenswcrthen Schmuck, den er so lange iin Verborgenen trug und jetzt aller Welt zeigte, behalten. Hätte er den Mann I Gottes todt geschossen, so würde die Welt - Respekt vor ihm gehabt haben, so aber wird - er bis an sein Ende deren Verachtung tragen, ' denn er hat einen ihrer Abgötter gestürzt, und ! Dieser hat ihn in feinem Falle auf Lebens- zeit zum Krüppel gemacht. Das ist unsere , Allsicht von der unerquicklichen Geschichte. 5 das legitime Sommcrlhcma für politische Wiiidmüllcr ist injolge der oben berührtenAn gelegenhttt in den Hintergrund getreten und Grant kann sich freuen, dag er wenigstens für einige Tage in Rnye gelassen wurde. Der tnderraub in Pyilavclpiiia hat im ganzen Lande das größte Aufsehen her vorgerufen und die Sympathie einer jeden Familie erregt. Heute werden es 24 Tage, daß der kleine Roß von zwei Männern ent führt wurde und noch -st es nicht gelungen, irgend eine Spur der Räuber und des Kna ben zu entdecken. Dieser traurige Fall sollte den letzten Rest des Glaubens an unsere bis her für unfehlbar gehaltcneGchcimpolizci zer stören, wenn dieses mcht bereits durch die Impotenz dieser Leute, den Schleier irgend eines aufregenden Mord- oder Raubgeheim iiisses zu lüften, geschehen ist. Der Bürger meister von Philadelphia hat jetzt eine Be lohnnug von 520,000 aus Rückerstattung des Kindes und Ueberführung der Räuber aus gesetzt. Dieses hätte schon längst geschehen müssen, indem dadurch am Leichtesten der Zweck, erreicht werden dürfte. Sollte auch dieser Schritt nicht zum Ziele sührcn, dann dürfte es an der Zeil sein, die anderen Theo ric'n, welche über das Verschwinden des Kna ben ausgestellt worden sind, so unmöglich auch Einige derselben scheinen mögen, in Betracht zu ziehen. hat uns seit dem letzten großen Brande vor 10 Tagen, abermals durch zwei bedeutende Fcuersbünste überrascht, die Verluste von Tausenden und Huliderltansenden zur Folge hatten. Die bedeutendsten FeucrSbrünste in dieser Brandstadt werden schließlich keinen Eindruck mehr machen, wenn Das io fort geht. Die Tpanier auf Euba haben den Amerikaner Dockray zu 10-)ähri gcr Zuchthausstrafe „begnadigt." Dieses wird von Washington ans gemeldet und man scheint sich Etwas darauf zu Gute zu thun, daß Concha den Mann nicht garrottiren oder erschießen ließ, sondern so gelinde behandelt. Bisher wurde immer berichtet, Dockray sei ein Jnsurgentenspion, genaueren Angaben zu Folge, stellt sich die Sache folgendermaßen heraus: Dockray, der bereits einige niedere Bundes- Aemter bekleidete, ohne damit irgend welche Ehre einzulegen, begab sich in Geschäften nach Euba. Unglücklicherweise hatte er Enipfeh. lungsbriefe von Gouverneur Hall von Flori da an eine Anzahl hervorragender Amerikaner in Euba und scheint sich überall eine größere Wichtigkeit beigelegt zu haben, als nothwcn dig oder unter den Umständen angebracht war. Nach Dockray'S Landung in ' Manzanillo wurde er denn auch von allen Seiten über wacht, weil man ihn für einen Agenten der BnndeSregicrung hielt, der abgesandt sei, um sich Mik den Insurgenten in Verbindung zu fetzen. Die Vcr. Staaten haben in Maina? nillo kernen Consul, sondern der delllsche Con seil, Laulcii, vertrat bis vor kurzem sowohl die HaiidelS'iikeressen seiner eigenen Regie, rung, wie auch diejenigen England's und des Bundes. Diesem Herrn legte Dockray selbst verständlich seinen Paß sowie seine Empfeh lungsbriefe vor und fragte ihn nach eisten, fei ner Bekannten, dem Correspöndenien Ralph Kccler von Ncw-Zjork> der im Hecke der In surgenteil Dienste genommen haben sollte. Der Confüt konnte ihm keine Auskunft gebend sondern erzählte, daß die Insurgenten in der Nähe feiner Pflanzung ständen und Dockrav sich leicht mit ihnen in Verbindung jctzen könne. Dockray versänke sich denn auch (mit Zurücklassung seiner Effekten im Hotel zu Manzanillv) in Begleitung eines Negers, der ihlii aIS Wegweiser diente, nach der Vorpo stenkcttc der Insurgenten und wurde nach de ren Hauptquartier gebracht, wo er die bekann testen Heerführer derselben, sowie den deuten und Biee-Präsidcuten der Republik antraf. Dockray erfuhr hier, daß Keeler nie malS Dienste genommen habe, worauf ex nm die Erlaubniß zu seiner Rückkehr bat. Unter allen erdenklichen Ausflüchten hielt General Gomez ihn zwei Monate Muck. Als er am 3. April endlich wieder in Nuevitas anlangte, begab er sich sofort zum Consul und alsdann zum spanischen Gouverneur, dem er seinen Hall vortrug und die Aufzeichnungen über leine Erlebnisse unter den Insurgenten über gab. Die Svaniel' erkennen an, daß diese Alificichnnugen ihnen vortreffliche Dienste lei siclen. Trotzdem verhafteten sie Dockray und verurtheilten ihn unter der nichtssagenden An klage, daß er „ein Agent der Bundesregierung sei und als solcher sich mit den Insurgenten in Verbindung geseht habe," zum Tode. Die ganze Anklage ist aus die Aussage cincS ge wissen Verona aufgebaut, welcher, in Manza nillo verhaftet, zu Protokoll gab: Er sei im Hause des Conlular-Agcnten zugegen gewe sen, als Dockray im letzten Januar dort ein traf; habe aus den daselbst gepflogenen Ge sprächen gehört, daß Toekray von der Bun eesregicriiiig nach Euba geschickt ici, um der selben alle Auskunft über den Verlauf des Krieges auf Euba zukommen zu lassen; Dock ray habe Dokumente in feinem Besitz, die er (Verona) zwar nicht gesehen habe in denen er aber in seiner Eigenschaft als Emissär der Bundesregierung anerkannt werde. Es ist kaum glaublich, daß aus eine so fadenscheinige Aussage hin ein Mann allen Ernstes vor ein Kriegsgericht gestellt und von diesem zum Tode verunheilt werden könne. Im spani schen Rcchtsvcrsahren wird der Grundsztz der früheren JnquisitionS-Tribunale noch immer aufrecht erhallen, wonach die vorher gebildete Meinung des öffentlichen Anklägers über die Schuld oder Unschuld eines Angeklagten maß gebend ist. Dem Angeklagten werden die Fragen dutzendweise vorgelegt und ihm als dann zugemuthet, auf all' dieselben so kurz als möglich zu antworten. Was er aber auch antworten möge ein Angeklagter ist in den Augen eines spanischen Tribun: so zu sagen bereits ein überführter Verbrecher. Unter diesem Rechtsversahrcn scheint denn auch das Zeugniß des Verona als vollwichtig erachtet worden zu sein, um Tockray verurtheilen zu können. Den deutschen Consul Lauten hat man in Euba einfach des Landes vermiesen, weil er angeblich mit Tockray im Einverneh men gestanden habe. Hierdurch erklären sich auch die sonderbaren Gerüchte, welche vor einigen Monaten cirku lirlen: daß die deutsche Regierung beabsich tige, die Insurgenten anzuerkennen und die Schntzhcrrschaft über die junge Republik über nehmen wolle. Ob die deutsche Regierung zu der Ausweisung ihres Vertreter'schweigen wird, muß man abwarten. Fish wird selbst verständlich kein Wort sagen, daß man einen Amerikaner ohne allen Grund auf 1 Jahre einsperrt; dafür ist sein Schwiegersohn der Agent von Spanien. Vermißte Bundes - Wcrthpapicre. In dem Ausweis der Bundes-Säiuld am i. Juli 1874 befinden sich einige interessante Posten, die daraus hinweisen, daßeinigeßond- Jnhaber bezüglich ihres Eigenthums oder ih rer Ansprüche äußerst gleichgültig sind, oder, daß der Beweis des Guthabens, Bonds oder Noten, nicht mehr vorhanden, also verloren oder vernichtet worden ist. Unter jenen Po sten befindet sich B. folgender: Alte Natio nal Schuld, in 1837 verfallen, seit welcher Zeit der Zinsgenuß aufgehört hat. Von die ser Schuld wurden §57,665 des Kapitals mit §61,174 an erwachsenen Zinsen nie eingefor dert. Der Umstand, daß die aufgelaufenen Zinsen das Capital weit übertreffen, beweist, daß die Zinsen zwanzig Jahre vor der Vcr fallzcit der Schuld in 1837 nicht mehr einge fordert wurden. Von den im Jahre 1847 ausgegebenen mexikanischen „Jndemnity- Bonds" sind über §lOO noch nicht zur Ein lösung präientirt worden; von dem Anlehen vom 1847 sind noch K 1250 und von den 1847 er Bounty-Land-Scrips noch 534 ausstehend, wenngleich diese Beträge alle bereits in 1849 zahlbar waren. Von den in 1846,1847, und vor dem Jahre 1846 verausgabten Schatz amts-Noten, die nur ein oder zwei Jahre zu laufen hatten, sind noch über 591,000 ausste henb, wovon 582.000 bereits vor 1846 fällig waren. Von den in 185 ausgegebenen und in 1864 verfallenen Texas - „Jndemnity- Scrips" sind noch §174, mit über S9O Zinsen ausstehend. Die Anleihe von 1858 wurde am I. Januar 1874 fällig und davon stehen noch §134,000 aus und ebenso §i,o von der i 1860 negociirten Anleihe, die in 1870 zahlbar war. Von den vor dem Kriege ausgegebenen Bonds, Schatzamtsnolcn und Scrips, die seitdem lange Versalien sind und keine Zinsen mehr tragen, sind somit imGan zen K 372,965 des Kapitals mit 577,623 an Zinsen noch nicht zur Einlösung präsentirt worden. Die im Jahre 1861 ausgegebenen 7—3oer Noten sollten nach drei Jahren wieder einge löst werden; heute nach Verlaus von dreizehn Jahren, sind 519,200 noch nicht zur Zahlung präsentirt worden und von 53000 der in 1861 ausgegebenen sechsprozenligcn Schatzamts- Noicn hat man ebenfalls noch nichts vernom men. Nicht weniger wie 575,000 der ein Jahr laufenden sünsprozentigen Noten von 1865 und <52,850 der nach zwei Jahren fäl ligen sünsprozentigen Noten von 1863, die nach Ablauf von zehn Jahren keine Zinsen mehr tragen, sind noch ausstehend. Ebenso wenig haben sich dieEigcnthümer von 5415,210 die Zinseszinsen tragenden jcchspro zculigen Noten von 1863—1864, die in 1867 und 1868 zahlbar waren und auf die 583,- 000 Zinsen fällig sind, bis Dato gemel det. Ferner sind noch ausstehend: <228,000 und Zinsen der 7-30 er Noten von 1864—65, die in 1868 zahlbar waren; 55000 derSchnld Ccrtifitate von 1862 und 1863; 579,560 der temporären Anleihe von 1864 und fällig in 1866, und 55000 der im Februar 1873 fälli gen dreiprozcntlgcn Certlsikate. Von den 5-20 er Bonds von 1862, die zu verschiedenen Zeiten von der Regierung als einlösbar an gezeigt wurden und deshalb keine Zinsen mehr tragen, sind noch 51,861, 000 ausste hend. Achnlichen Verhältnissen begegnen wir in Betreff des Conrants. Von den im Juli 1801 ausgegebenen „Temand-Noten," die in Gold zahlbar waren, wurden <76,722 noch nicht zur Einlösung präsentirt. Im Jahre 1869 verausgabte das Schatzamt eine neue Serie von Legal-Tender-Noten, womit die vor genanntem Datum verausgabten einge löst werden sollten. Und trotzdem diese Ein lösung bereits siinf Jahre im Gange ist, so sind doch noch <58,263,000 der alten Noten in Eirculalioii. Ebenso sind von den Noten von 1862, 1863 und 1864 bis Dato 510,- 500,000 noch nicht zum Umtausch oder zur Einlösung Präsentirl worden. Die Totalsumwe dieser verschiedenen Werthpapicre, welche keine Zinsen tragen und von denen noch nichts vernommen wurde, Noten und dS v r dem K c a-n-ben. ...Z ' Zinsen daran, 77'^N Zusammen ,150^ Zinsen daraus,, ss Zinjcszilisen tragende Noten -ili'oi?, Zinicn daraus Andere Krregs-Notc Zinsen daraus Zehn Jahre altes Klcinpapier-Gcld,.,, tm Demand (Gold,-Noten oon m.!>.... 7L7Ä Bor I6S ausgegebene Greenvacks 58,W vvo Ter Gesammtbetrag ausstehenden Werthpapicre der Bundcsjchuld, die länqst hätten eingelöst werden sollen, aber bis jetzt noch nicht präsentirt wnrven, belauft sich mw aus 570,273.183. _ Wie viel von dieser Summe mag noch an Hand, und wie viel da von verloren gegangen sein? Von den in 1871 bls 1872 cinlösbarcn Füiifzmanziaer Bonds stehen noch sl,Bi>o,oDv mit 530,000 in Gold zahlbaren Zinsen aus. Wenn diese Bonds nicht verloren gegangen oder Vernich tel worden sind, so sind seit mehr als zwei Jahren zwei Millionen der Gold Bonds der Ver. Staaten in Händen von Gläubigern ohne daß diese etilen Cent Zinsen dafür erhal- Tie vor dem Kriege ausgegebenen Schatz amts-Noten sind wahrscheinlich alle verloren gegangen und die Negierung hat davon den Nutzen. Die Nicht-Präsentation der lB6ler > in Gold zahlbaren Noten, berechtigt zu der - ! Annahme, daß, nachdem die 576,722 sett drei - I zehn Jahren so verborgen gehalten wurden, l auch sie niemals zur Einlösung vorgezeigt . i werden. Die Zinscszinsen tragenden Noten > ! sind zweifelsohne jedenfalls zerstört öder vet j loren. Aber diese Posten sind im Verhältniß zu denen der Currency noch immerhin gering. Die erste Ausgabe der Frakrional-Currcncy war so miserabel hergestellt, daß die Scheine, nachdem sie durch mehrere Hände gegangen waren,so zu jagen, auseinander gingen und es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß von den Ausgaben von 1862, 1363 und 1864, die nöch nicht eingelöst wurden, niemals wieder Etwas gehört werden wird. Wie viele von den Legal-Tender-'Notcn alljährlich aus die verschiedensten Weisen zerstört werden, ist schwer zu bestimmen. Während zwölf Jah ren hat die Regierung §400,000.000 alt No ten ausgegeben. Seit 1369 würden durch Banken und andere Agenturen Anstrengun gen geinacht, die früheren Ausgaben einzuzie hen und bis Dato wurden nur 5323,736,000 umgetauscht, während von den reslirenden 558.268,000 nichts gehört wurde. Was, fra gen wir nun, ist aus dieser Summe geworden? Angenommen, daß.sie zerstört wurde, so be trägt dieser Verlust 24 Prozent pro Jahr der gesammten Ausgabe von 1862 bis 1868. Und es darf hierbei nicht vergessen werden, daß die nette Ausgabe von 1869 im Durchschnitt vier Jahre Eirkulation hatte. Trotzdem dieses nur Muthmaßungen sind, so verdient doch die Thatsache Beachtung, daß über §70,000. 000 Ansprüche gegen die Regierung anschei end verloren sind und ein großer Theil der selben nie zur Bezahlung präsentirt werden wird. tStne ncu-entdeckte Ration. Die Campagne, die Gen. Crook im letzten Jahre gegen die Apachen Unternahm, hat von Neuem der Forschung einen Distrikt von 200 Qiiadratmeilc eröffnet, der reich an Ueber resten aus der unbekannten Vergangenheit un seres Landes ist. Dort existircn nämlich eine Reihe von alterthümlick) Städten in Rui nen und eine Anzahl von Dörfern, deren Be wohner noch heute behaupten, von den Ur einwohnern des Landes abzustammen. Sie haben sogar eine Religion und eine Regierung für sich. Capt. W. C. Manning, der Gen. Crook auf seinem Fcldzuae begleitete, gibt die folgende nähere Auskunft über diesen eigen thümlichen Nolksstamm: Die bedeutendste Niederlassung in Neu- Mexiko liegt etwa dreißig Melle südlich von dop Grenze. Sie ist ein Typus der übrigen. Eine starke Mauer umgibt ,ie und innerhalb derselben sind Behausungen für etwa 400 Personen. Die Einwohnerschaft ist indessen auf 1800 hcrubgesuiiken. Im Jahre 1529 erwähnte ein Jesuiteiivaler in einem Werke über seine Wanderungen in Amerika dieien Platz. Im Jahre 1535 beschrieb aber ein anderer Jefuitcu-Pater denselben genau und die Beschreibung paßt noch heute fast im kleinsten Detail. Die Sprache des Völkchens gleicht der chinesischen und auch verschiedene Gebräuche und Sitten sind den chinesischen ähnlich. Die Frauenzimmer haben ebenfalls den ächten chinesischen Typus, d. h. sie haben tief geschlitzte mandelförmige Augen, kleine Füße u. f. w. Ihre Kleidung und ihre Frisur ist vollständig chinesisch. Ihre Gottheit ist Moiitezuma, dessen Rückkehr sie jeden Mar gen bei Sonnenaufgang erwarten. Der Glaube an die Unsterblichkeit bildet einen Theil ihres Glaubensbekenntnisses. Ihre Priester tragen schwer geslickle Gewänder, die offenbar schon Jahrhunderte taug im Gebrau che waren. Ihr Gottesdienst ist feierlich und vompös. Die Moralität dieses eigenthüm lichen Stammes ist, wenigstens Fremden ge genüber, über jeden Zweifel erhaben. Ihre Regierungssorm ist die einer conscrvativen Republik; die höchste Gewalt ruht in den Händen von dreizehn Kazikcn, von 'Penen sechs auf Lebenszeit gewählt werden. Ge wöhnlich werden hierzu vorsichtiger Weise ältere Leute gewählt, damit sie die Macht nicht so lange in Händen behalten. Die an dern sieben Mitglieder dieses Kaziken-Rathcs werden von Zeit zu Zeit erwählt. Der eine davon ist der höchste Exckutiv- Beamte, ein anderer so eine Art von Vtce- Präsident, außerdem giebt es einen Kriegs- Häuptling (General en Chef, würde man das bei uus nennen) einen Polizei-Chef :c. Diese sieben Kazikcn sind gewöhnlich sehr junge Leute unv ihre Amtszeit dauert nur wenige Monate. Das Stimmrecht ist allgc mein. Die Civilisation der Bewohner steht auf einer ziemlich hohen Stufe, wofür na mentlich der Umstand spricht, daß das Weib nicht, wie bei den übrigen Jndiancrstänimen, alSLastihier behandelt wird, sondern in hoher Achtung steht und ausschließlich auf die Sorge für den Haushalt angewiesen ist. Wir haben hier offenbar einen Stamm vor uns, der den obe erwähnten Rcisebeschrei bungen zufolge wenigstens drei und ein halb Jahrhundert laug seine alten Sitten und Ge bräuche bewahrt hat. Vielleicht haben wir hier desselben Volkes vor uns, das im Süden dicAzteken-Städte und im Norden die riesigen „Mounds" errichtet hat. Ter Staat des Reichthums. Glücklich ist der Mann, der auf eigener Hufe sitzt in Ealefornicn, jährlich gedeiht ihm die Frucht, und doppelt ist häufig die Ernte, ohne daß er nöthig hätte, sich iii der Arbeit besonders anzustrengen. Was immer in jedem einzelnen Theil der Erde wächst,das gedeiht in diesem wunderbaren Lande; was nur an we nigen Stellen sonst gesunden wird,das kommt ohne besondere Pflege fort an den Ufern des Pacific. Brodfrüchte und Südfrüchte, Obst aller Arten und Gattungen, Datteln und Fei gen, Thee und Zucker,wächst da in verschwen derischer Fülle, und während ausländische Schößlinge, sei es von Weinstöcken oder Obst bäumen, sonst im ganzen Lande kein ent sprechendes Erzengiilß bringen, finden wir dort den trefflichen Burgunder, den edelsten Rißling, die süßeste Aprikose, die saftigste Zwetschge. Aber auch von der Thicrwelt gilt dasselbe. So wurden z. B. Angoraziegen, die ein so kostbares Bließ tragen, und die man sonst in größeren Massen in Kleinasien findet, vor mehr denn zwanzig Jahren in unseren Süd staaten eingeführt. Bei sorgfältigster Pflege gediehen sie nur kümmerlich, da brachte man sie nach Californien, und dort vermehrten sie sich so rasch, daß sie jetzt überall Heerdenweisc getroffen werden. Sie sind mit fast nichts zu ernähren und der Erlrag ihres Vließes, das hochgeschätzt wird, ist eine Goldgrube für den Besitzer, die er ohne Mühe ausbeutet. Die „Wetzl. Post" bemerkt: „Das ist das Land für die sogenannten la teinischen Bauern. Dort kann der Farmer den Spinoza studiren, und sein Weinstock trägt doch, er kann die beste Rcgicrungsform ausgrübcln, seine Mandelbäume gedeihen ohne ihn, er kann das letzte Wesen der Dinge erforschen, seine Angoraziegen wachsen und Pflanzen sich fort und tragen ihre Wolle für ihn zu Markte, er kann niit Doktoren und Li teraten Tag für Tag seinen Skad spielen, die Feigenerndte macht jeden Verlust wieder gut. Das ist das Land, dahin Sollt' eine Co lonie von solchen Bauern zieh'n." Ei, Jubiläum der Chemie. Angesehene Chemiker im Lande schlagen vor, am 1. August zu Northninberland an dem Zusammenfluß des nördlichen und west lichen Armes des SiiLquehaiina ein Jubelfest wegen der vor hundert Jahren stattgehabten Entdeckung des Oxygen-Gases durch den ver storbenen Dr. Joseph Priestley abzuhalten, welcher dort begraben liegt. Dr. Priestley war von England, welches er wegen seiner li beraten politischen und religiösen Ansichten verlassen mußte, als Flüchtling nach der da maligen Colonie gekommen. Er besuchte zu erst Philadelphia, wo ihm hervorragende Stellungen als Lehrer angeboten wurden. Er zog jedoch die ländliche Einsamkeit von Susquehanna vor, welche Gegend damals in England als ein wahres Paradies angese hen wurde. Dort in Northninberland lebte er von 1794 bis zum 6. Februar 1804; er war 71 Jahre alt, als er starb. Hieraus ersieh: man, dag dasOxygen-Gas (Sauerstoff-Gas) nicht in Northninberland entdeckt wurde und dag der Grund zu einer Jubelfeier dieses Ereignisses nur der ist, das, der Entdecker desselben in seinem Alter dort lebte und dort begraben liegt. Alle Chemi ker Amerika'S sind eingeladen worden, am 31. Juli sich zu Northumbcrland zu versam meln, und viele der Angesehensten derselben haben die Einladung unterzeichnet. Jeden falls wird die alte Stadt eine lebhaste Zeit haben am 31. Juli und am I. August. Der constitutionelle Confltkt in Dänemark Obwohl Dänemark nur einer der kleinsten StaatenEuropa's ist,haben sich doch die poli tischen Verhältnisse daselbst zu einem constitu. tionellen Consiilte zugespitzt, der an Juteresse denen nicht nachsteht, welche wir in großen Staaten zu sehen gewohnt sind. Das Länd chen besitzt seit längerer Zeil eine der freisin nigsten Verfassungen, viel liberaler, als die englische; nur die belgische und norwegische stehen ihr ungefähr gleich. Die Macht des Königs ist sehr beschränkt. Dazu kommt ein durchaus dcmokra'ischcsWahlgeieh, der Sache nach das allgemeine Stimmrecht enthaltend. Es wurde von der Vourgoisie, dem sogenann ten „dritten Stande" eingeführt, welcher sich dem Glauben hingab, oer „vierte Stand" würde es sich nie „anmaßen", eine Controle Baltimore. Md., Freitag, den 24 Juli 1874. über die Fllhrung der Regierungs-Geschäfte ausüben zu wollen. Dieser Glaube jedoch beruhte, wie bei den Liberalen der franzässichen Revolution von 1.33<N allf einer Täuschung: Der vierte Stand -- oder wie man wohl auch inEuropa sagt: die „niederen Klaffen" zog es mit der Zeit vor, Leute seiner Art in den Reichstag (Rigsdag) zu wäklen und that dies in so ans gedehntem Maßstab, daß er bald die Majori tät darin hatte. Nun war das ungeschriebene englische Staatsrecht, daß ein Ministerium, das bei einer Abstimmung in der Minorität geblieben ist, abtreten muß, bereits seil einem Viertel jahrhuudert auch in Dänemark gebräuchlich gewesen. Als aber die Bourgeois das Heft aus den Händen geben sollten,fanden sie mit einem Male, Vaß„böhere" Pflichtengegen das Land ihr Verbleibest lw Amte erforderten. Daraufhin griff das dänische Haus zu dem in England erprobten Zwangsmittel bcrweigeruiig. Das Ministerium antwortete mit der Auflösung des Hauses und der Bern fung an das Land. Letzteres sandte bei der Neuwahl abermals eine oppositionelle Majo rität in das Haus und infolge davon sehen wir in Dänemark nun schon feit mehreren Jahren eine Regierung, die auf den volks thümlichen Zweig der gesetzgebenden Gewalt völlig einflußlos ist und sich mit ihr in offenem Kriege befindet. Daß ihr Ansehen darunter leidet, ist selbstverständlich und wird von den bestenMännern im Lande schmerzhaft gefühlt. Fast alle wichtigen Reformen werden auf die lange Bank geschoben und die ganze Staats Maschine arbeitet unter erschwerenden Um ständen. Wenn nicht zur englischen Praxis zurückgekehrt wird, so ist kein friedlicher Aus weg aus dem Labyrinthe ersichtlich. Will das Ministerium nicht rcsignircn, so ist selbst der König außer Stande, zu helfen. Wird dieser Weg nicht eingeschlagen, so bleibt nur noch der andere der Revolution übrig, und ein solcher gehört nicht zu den Unmöglichkeiten. Der Becchcr-Tilto,Skandal.-Tie große Skandal-Blase endlich geplatzt. Dieselbe verbreitet einen unangenehmen Duft. New-Jork, 21. Juli. Wie bereits berichtet wurde, hat Theodor Tilton gestern Abend dem von Beccher ernannten Untersu chungs-Comite eine Darlegung des ganzen Falles unterbreitet. Die Beschuldigungen und Beweise sind so starker Natur, daß man nicht wohl wagen kann, dieselben in einem Familienblatte mitzutheilen. Tilton begleitet seine Angaben mit einem Schreiben, in welchem er danhut, daß er durch Beecher's niederträchtige insolente Haltung zu diesem Breittreten eines ihn am Meisten be rührenden Skandals gezwungen worden sei, indem derselbe durch seine Aeußerungen zu verstehen gegeben, daß er weder ein Unrecht begangen, noch jemals Abbitte geleistet habe, während er doch in vollem Besitze der Beweise sei; Beecher scheine vielmehr bestrebt gewesen zu sein, den Eindruck zu erzeugen, als leide er (Tilton) unter gewissen Hallucinationen oder versuche einen ungeheuren Betrug zu begehen. Schließlich habe man, um seiner sache jeden Schein des Rechtes zu nehmen, seine Fran veranlaßt, sich von ihm zu trennen und die selbe lebe jetzt bei Beecher's Freunden und conspirire mit diesen gegen ihn. Er (T.) sei von Beechcr förmlich zur Ver öffentlichung des ganzen Skandals gezwun gen worden, Fran Tilton habe treulich seknn dirt. Tilton erinnert das Comite daran, daß er in der ersten privatim geführten Unter suchung das Comite inständigst gebeten habe, nicht in ihn zu dringen, daß er irgend welche Enthüllungen mache, daß er vielmehr gc wünscht habe, daß die Sache begraben werde. Diese Untersuchung werde zeigen, daß Hr. Beecher thöricht gehandelt habe, so frech eine nähere Beleuchtung der Sache zu fordern. „Dieser desperate Maun"— heißt es wörtlich —„muß sich und sich ganz allein verantwort lich machen für das Elend, welches diese Ent hüllungen in zwei Familien tragen werden." Schließlich bemerkt Hr. Tilton noch, daß die Original-Belege theils in seinen Händen, theils in denen des Frank Moulton seien. des Skandals beginnt damit, daß Beechcr ein Untcrsuchungs-Comite verlangt habe und daß Frau Elisabeth gl. Tilton, früher seine Gattin, sein Haus verlassen und jetzt mit Beccher uud dessen Freunden conspirire, um den guten Namen und die Glaubwürdigkeit Tilton's zu vernichten. Er sei deshalb, theils infolge der öffentlichen Aufforderung Beecher's, theils durch das Verhalten seiner ehemaligen Frau genöthigt, alle Rücksichten fahren zu lassen und über das Verhältniß der Letzteren zu Beechcr die Wahrheit zu ent hüllen. Tilton setzt auseinander, daß er am 2. Oktober 1855 von Beechcr mit seiner Fran getraut worden sei, und daß dieser Geistliche die Frau dreizehn Jahre später in verbrecheri scher Weise verführt habe. 2. Beechcr sei nahezu 15 Jahre Tilton's Hausfreund gewesen und habe bei dieser Ge legenheit ein Verbrechen von ungemeiner Schlechtigkeit und Perfidie begangen. 3. Vor etwa 9 Jahren habe sich Beechcr und Frau Tilton eine Freundschaft entsponnen, die bis 187 fortgedauert, indem Bcecher plötzlich seine Besuche eingestellt. In dieser Zeit sei es dem Geistlichen durch wieder holte Angrisse und Argumente gelungen, seine Frau zu verführen. So vollkommen habe dieser Mann die Frau in seiner Gewalt gc habt, daß diese in ihrem Leben gar nichts Schlimmes gesehen habe. Die Frau sei so gar in Beecher's Wohnung von diesem miß braucht worden; vom Herbste 1868 bis zum Frühjahr 187 seien die Besuche Beecher's außerordentlich häufig gewesen und der Ehe bruch sei abwechselnd in seinem, dann in Bee cher's Hause, sowie in Gelegcnheitshäusern betrieben worden. 4. Die Besuche Beecher's in seinem Hanse seien im Jahre 1868 so häufig geworden, daß sich die Nachbarschaft darüber aufgehalten habe; zumal da es bekannt sei, daß Beecher nur selten und ungern seine Gemettidemitglie der besuche. 5. Daß Frau Elisabeth mit Macht allen Versuchen bis zum Herbste 1868 widerstanden habe. 6. führr Tilton einen Brief seiner Frau aus jener Zeit an, in welcher dieselbe in en thusiastischcr Weise von ihrer bewahrten Fraucnwürdc spricht. 7. Der erste Verdacht gegen Beecher sei ent standen, als er die Vertrautheit des Pärchens in seiner Bibliothek beobachtet habe. Als er später seine Frau zur Rede gestellt, habe diese Anfangs geleugnet, aber später gesagt, sie habe die uiipaffcnden Manipulationen ernstlich zu rückgewiesen. Tilion erzählt dann, wie er eines Morgens ausgegangen, aber Etwas vergessen habe und zurückgekehrt fei und die Schlafstube verschlos sen gefunden habe. Als dieselbe endlich nach langem Klopfen geöffnet worden sei, habe er Bcccher mit feiner Frau darin gefunden. DaS Frauchen habe eine plausible Erklärung ge macht, und er fei beruhigt gewesen. 8. Im Frühjahre 1870 sei mit seiner Frau eine merkwürdige Veränderung vor sich ge gangen, sie sei ihm völlig entfremdet gewesen. 'Nachdem sie sich längere Zeit auf dem Lande aufgehalten, fei sie plötzlich nach Brooklyn zu rückgckommcn und habe ihm ihre ganze Schmach gestanden. Sie habe alleEliizeinhei tenderVerführung erzählt, dieArgumcntc wie derholt, die Beecher gebraucht, daß sie, wenn sie sich ihm hingebe, gar keine Sünde thue, sondern ein gutes Werk. 9. Stach diesem Geständniß fei die Frau wieder in's Land gegangen, um abzuwarten, was Tilton tbun werde. Er habe sich die Sache reiflich überlegt und endlich beschlossen, um den Skandal zu vermeide, Alles aus sich beruhen zu lassen. 10. Im Herbste 1870 sei ein Streit zwi schen Tilton und Bowcii entstanden, der durch die Einmischung Beecher's noch schlimmer ge worden, seine Frau habe dann eine Zusam menkunft zwischen Tilton und Beecher in Moulton's Hause arrangirt. Letzterer habe augenscheinlich noch nicht gewußt, daß die Frau Alles gestanden habe. Bcccher habe Erlaubniß erbeten und erhalten, Frau Tilton sehen zu dürfen und sei von diescrUnterrcdnng reuig und beschämt zurückgekehrt; er habe er klärt, seinem Leben und Streben sei ein plötz liches Ziel gesetzt. Als Tilton in sein Haus zurückgekehrt.habe er seine Frau meinen gefunden, diese habe gc jagt, Beecher habe sie beschuldigt, daß sie ihn ermordet, rninirt habe, daß er jetzt vor ein geistliche Gericht kommen werde und er habe ihr keine Ruhe gelassen, bis sie ihm ein Schreiben gegebe, welches er zu seiner Recht fertigung benutzen könne. Sie habe eine Copie jenes Briefes behalten und noch in der selben Stacht eine Angabe niedergeschrieben, daß sie Beecher den Brief nur zu ,'ciner Recht fertigung vor der übrigen Welt, nicht aber vor Tilton gegeben habe; oaß der Brief von Beecher diktirt worden fei :c. Am folgenden Tage Hobe Tilton Hrn. Moulton von der Sache in Kenntniß gesetzt und dieser habe Hrn. Bcccher aufgesucht und ihm gesagt, daß durch sein niederträchtiges Verhalten jede Aussöhnung unmöglich aewor den sei, worauf Beecher den von Elisabeth Tilton geschriebenen Brief beschämt zurück ge geben habe. Nun folgt eine lange Reihe von Briefen Dann wird dargethan, wie die Woodhull ei nes Tages ihm (Tilton) eröffnete, daß sie den ganzen Skandal wisse. Um dieses Weib zu Tank zu verpflichten, habe er jene Prochüre über die Woodhull geschrieben, diese habe aber den Skandal doch publizirt und Frau Tilton sei von Beecher's Freunden gewonnen wordei Alles zn widerrufen und Tilton als einen Verläumder bunustellcn: Die Presse des Landes habe die Ansicht ausgesprochen, daß Beccher dem Tilton viel zu vergeben habe, während doch das Umge kehrte der Fall sei. Diese Thatsachen hätten ihn bewogen, jetzt die ganze Angelegenheit der Oeffentlichkeit zu übergeben. Beecher's lahme Erklärung. Obgleich Beecher's Erklärung nur als eine vviläufige Kundgebung, daß er von Tilton's Anklagen Notiz genommen anzusehen ist, so wollen wir doch die Hauptpunkte derselben mittheilen' Die Erklärung ist vom 22. Juli 1874 da tirt und bon Henry Ward Beecher unterzeich net. Im Eingänge sagt Hr. Beccher, daß die Sache nicht nur in seinem eigenen Interesse, sondern auch im Interesse seiner Gemeinde itnd der öffentlichen Moral eine genane Un tersuchung verlange, welche er von dem Co mite erwarte; für den Augenblick könne er sich deshalb nicht ans eine eingehende Erwiderung einlassen. Trotzdem dürfe er keinen Augen blick zögern, Elisabeth R. Tilton, deren eige ner Gatte versuche, ihren Namen mit Schande zu überhäufen, zu vertheidigen. „Nie," heißt es, „habe ich eine Frau gekannt, welche solche Schande weniger verdiente. Ich habe sie seit ihrer Kindheit gekannt und sie stets bewundert und geliebt. Ich habe sie lieb gehabt, wie ein Mann eine wahre chriüliche Frau lieb haben darf, mir einem Gefühle, welches die Frau erwidern darf ohne moralische Scrupel. Mit Abschen weise ich alle die Anschuldigungen zurück, welche gegen ihre oder meine Ehre ge richtet sind. Als in der Familie Zwist ent stand, wendete sich Elisabeth au meine Frau: und wir Beide ließen uns, ohne mit den Uim ständen bekannt zn sein, zn Rathschlägen hin reißen, welche Ueblcs herbeiführten." Hr. Beccher sagt dann, er hege keinen Zwei fel, daß Tilton bald fand, daß Fran Tilton sich mehr den Ansichten Beecher's hinneigte, weil Tilton sich Theorie' zuwandte, welche die Frau für falsch und gefährlich für die Mo ral hielt. Reit Gefühl wird dann die Wir kung beschrieben, welche die Entdeckung, daß in der Familie Tilton's, deren Mitglieder Beecher stets hochgeschätzt habe, Zwistigkeiten entstanden seien, auf ihn (Beeckcr) hervorrief. Als er (Beecher) gesehen habe, daß seine Rath schläge einer ihm theuern Familie Sorge und Kummer gebracht, sei er von einem Gefühle der Reue und des Schmerzes ergriffen, wel ches, wie er hoffe, allen Mitmenschen werde erspart werden. Abgesehen davon, daß der Gedanke, er habe eine Frau unter dem Man tel der christlichen Liebe verführt, für ihn schrecklich habe sein müssen, seien zur Zeit Ge rüchte im Umlaufe gewesen, welche durch einen Bruch in der Familie Tilton's neue Nahrung hätten finden müssen.-Deshalb habe er, weil er damals geglaubt habe, seine Rathschläge hätten zu einer Katastrophe führen können, vor einem gemeinsamen Freunde, nicht in kal kest Worten, sondern aus vollem Herzen, —in Worten, welch- dem Kummer Ausdruck gaben, die ganze Schuld auf sich genommen. „Wäre ich der schlechte Mann gewesen, als welchen Hr. Tilton mich darzustellen versuch te," sagt Hr. Beecher, „ich wäre klüger und ruhiger gewesen. Es war der Schrecken vor dem Drohenden llcbcl, welches mich schon bei dem Schatten des Uebels ganz erfüllte." Hr. Beechcr sagt dann, der gemeinsame Freund (Hr. Moulton) habe damals abgeris sene Worte, welche er (Bcecher) gesprochen, aufgegriffen und niedergeschrieben; über die Entstehen der „Abbitte" werde seine Erklärung vor dem Comite nähere Einzeluhciten enthal ten. Hr. Beechcr macht dann darauf aufmerk sam, daß Tilton die Abbitte angenommen, und daß er noch vier Jahre lang mit der Frau gelebt habe, welche er jetzt so schwer anklage. —„lst es möglich," ruft Hr. Beechcr ans, „daß ein Mann nicht nur eine solche Beleidi gung der Mutter seiner Kinder verzeihen, son dern auch das Geheimniß sechs Monate lang bewahren kann, um es dann erst zu offenba ren, um eine Versöhnung mit dem Manne, welcher seine Ehre verletzte, herbeizuführen?!" Hr. Tilton habe, heißt es weiter, seither auf alle mögliche Weise erklärt, daß jene Frau keusch und rein sei. Man sei damals über eingekommen, fährt Beechcr fort, die Sache im Interesse aller Parteien geheim zu halten, und er sei oerett, seine ganze Privat - Corrc spoiidcnz dem Publikum vorzulegen, welches finden werde, daß Alles, was er gethan und geschrieben habe, mit seiner jetzigen Erklärung in Uebereinstimmung stehe. Er habe nur zwei Beweggründe bei Allem gehabt: Ten Ausdruck des eigenen Kummers und den Wunsch, eine unschuldige keusche Fran zu schützen. Die Behauptungen Tilton's, er habe in dem Hanse gewisse Dinge gesehen, welche ihm die Schuld der Gattin und Becchcr's klar machten, erklärt Beechcr für absolut falsch; derartiges sei nie passirt und er habe zum ersten Male durch Tilton's Erklärung davon erfahren.—Beecher's Brief schließt: „Jeder Aussage, welche mich in unehrenhafte Verbindung mit Frau Elizabeth R. Tilton bringt, oder welche in irgend welcher Weise die Ehre und Reine dieses geliebten christli chen Weibes angreifen mag, setze ich die ent schiedenste, bestimmteste Verneinung entge gen." Die Erklärung der Frau Tilton. New- S) 0 rk, 23. Juli. —ln den Nach mittags Blättern ist eine Erklärung der Frau Tilton enthalten. Sic nennt diesen Schritt die tranrigsie Handlung ihres Lebens, aber sie erichrecke nicht vor derselben infolge der unge rcchtserligten furchtbaren Anklage. Wenn sie aufgefordert werden sollte, über die 22 Artikel ihres Mannes Zeugniß abzulegen, dann werde sie nicht zurückschrecken. Die Angabe Dilton's, daß er versucht habe, diese Anschuldigungen zu verbergen, seien falsch; denn er habe Hrn. Beecher seit Jahren gehaßt und es sei seit Jahren seine Absicht gewesen, ihn zu ruini ren. Ihren Brief über den Charakter der Catharine in „Grisfith Gaunt" erklärt Frau Tilton in einer ziemlich sonderbaren Weise. Sie habe darin nur den geistigen Charakter dieser Frau im Auge gehabt, nicht aber deren Lebensumstände. Frau Tilton zollt jodßnn Hrn. Beecher, „ihrem geliebten Pastor und Freund," das größte Lob. Die schmachvolle Anklage in Tilton's Artikel 7 und 8 weis't sie mit Indignation zurück. Den sie compromit tirendcn Brief habe Tilton von ihr erlangt, als sie die größten körperlichen Schmerzen er duldet und kaum gewußt, was sie gethan habe. Ten Brief an Hrn. Moulton, in wel chem sie eine Trennung von ihrem Manne wittttcht, habe sie auf Tilton's Befehl schrei ben müssen. Frau Tilton sagt dann, Til ton's Angabe, daß die Ehe eine glückliche ge wcscn sei, ehe Beecher als Hausfreund gekom men wäre, sei eine Satire, indem ihr seine Alischaumigen über freie Liebe schon seit Jah ren genug Schmerzen gemacht. Tie Beschuldigung, daß sie von Beecher's Freunden veranlaßt worden sei, ihr Haus zu verlassen, wird ebenfalls zurückgewiesen. Bon Tilton's Antwort an Dr. Bacon habe sie keine Ahnung gehabt, bis er ihr den Brief ge druckt im „Golven Age" gezeigt habe; sie habe dann mit Schrecken gemerkt, daß er die furchtbare Drohung ausgeführt, daß er es er leben werde, den Hrn. Beecher vernichten zu können, daß der Gott der Schlachten in ihm lebe, daß er von jeher ein tüchtigerer Mann als Beecher geweicn sei und daß er Frau und Kinder niedertreten werde, mn diesen Zweck zu erreichen." Tilton habe ihr versichert, daß alle ihre Briese verbrannt seien; nachträglich bringe er dieselben au die Ocsscntlichkeit. Frau Tilton schildert sodann die EifersuchtSscencn mit gro ßem Effekt. Eine augenscheinlich vollkom mene Aussöhnung habe stattgefunden, doch von scincrSeite nur in der Abpcht, um seinen Zweck desto sicherer zu erreichen, nämlich den Krieg gegen Beecher nm so wirksamer zu füh rcn. Die Vertheidigung schließt damit, daß Tilton ein durchaus verlogener Mensch sei." Telcgraphische Trpescheu. Zniand-Tepeschen. Traurige Folge, häusliche Un glücks. Ein Vater schueidct seinem Söhnchcn den .Hals ab und begeht baun Selbstmord. B iriningya m, Conu., 22. Juli.— Der kleine, innerhalb unserer Stadtgrcnzen gele gene Weiler Shelton war gestern Morgen der Schauplatz eines entsetzlichen Verbrechens, welches unter folgenden Umständen begangen wurde. Ein Mann, Namens John Jackson, in den Eisen und Stahlwerken zu Birming ham beschäftigt, verließ gestern früh wie ge wöhnlich um 7 Uhr seine Wohnung, um an die Arbeit zu gehen. Er trat in die Werkstatt ein und band seinen Schurz vor; anstatt aber zu arbeiten, ging er müßig um die Werkstatt herum, so daß seine Mitarbeiter die Ueberzcu gcwauncn, daß ihn irgcndEtwas bekümmere. Jackson vcrheiralhctc sich vor mehrcrenJahren mit der Wittwe John Rcdfield's, gleichfalls aus Birmingham. Frau Rcdfield hatte eine Tochter, welche später Hrn. Oscar Smith heirathcle. Jackson war, namentlich wenn er betrunken, sehr zanksüchtig und hatte vor reichlich einem Jahre mit einem großen Mes ser einen Angriff auf seine Frau gemacht, in Folge dessen sie es unmöglich fand, weiter mit ihm zusammen zu leben, und sich deshalb in das Haus eines anderen Schwiegesohnes, des Hrn. Cornish, begab und ihr Söhuchcn mit sich nahm. Auf den Rath eines Advokaten verkaufte sie den größten Theil ihres Haus geräihes, was Jackson so sehr empörte, daß er jchwor, sich an ihr zu rächen. Wie oben bemerkt, hatte Jackson sich gestern Morgen nicht an die Arbeit begeben, sondern ging müßig um die Fabrik herum. Er war tete, bis Hr. Cornish in die nahe Stecknadel- Fobrik gegangen war; dann setzte er seinen Ht auf und begab sich nach Shelton in Hrn. Coriiish's Wohnung. Sobald er das >lsaus betreten hatte, begann er, sich lauter, drohen der Ausbrüche zu bedienen und gab vor, seine Frau sprechen lind seinen kleinen Söhn sehen zu wollen. Frau Cornish fürchtete sich vor ihm, sagte, daß sie ihn nicht empfangen könnte und fügte hinzu, er möchte seine Wlln- Iche zu Papier bringen. Als er sich weigerte, das zu thun, rieih sie ihm, sich zurückzuziehen und zn zwingen, Hülfe hcrbcizuho len. Sie verließ bald nachher das Haus, um sich polizeilichen Beistand zu sichern. Sobald sie gegangen war, stürzte Jackson in das Schlafzimmer, wo er seine Frau und sein Söhncbcn, welches auf dem Schooße seiner Frau saß, vorfand. Er näherte sich, sprach zu seiner Frau und streckte seine Arme ans, wie um fein Kind zu umarmen. Kanin war der Bösewicht nahe genug gekommen, als er den Knaben bei den Haaren ergriff, ihm den Kopf zurückbog, ein Messer zog und dem Kinde den Hals abschnitt. Frau Jackson rief laut um Hülfe, und die Nachbarn, welche aus das Schreien des Knaben hörten, stürzten her bei und kamen eben früh genug, um zn sehen, wie sich Jackson mit einem surchibarenSchnitt den Kopf fast vom Rumpfe trennte, nachdem er sich vorher drei Stichwunden in die linke eile beigebracht und sich die Sehnen und Muskeln beider Arme oberhalb des Ellenbo gens durchschnitten hatte. Jackson war etwa 4 Minuten später eine Leiche. Tie Aerzte Beardsley und Shelton wurden herbeigerufen und nähten die Wunden des Kindes zu; doch wird keine Hoffnung gegeben, dasselbe am Leben zu erhalten. Mord in Folge eines Streites der religiöse Angelegenheiten. N 2l. Juli. In einer übel berüchtigten Schnappskneipc der Baxtcrstraße gcriethen John O'Halloran und Job John son über religiöse Fragen in einen heftigen Wortwechsel, während dessen O'Halloran seinein Gegner einen so furchtbaren Schlag auf den Schädel versetzte, daß der Getroffene todt zusammenstürzte. O'Halloran wurde verhaftet. Verhaftung eines vcntschen Fäl schers. New-syork, 22. Juli. Vor einiger Zeit machte der deutsche Gencral-Consul bei der Polizei die Anzeige, daß Joh. Schwick, nachdem er in Deutschland Fälschungen bis zum Betrage von §lO,OO begangen habe, von dort entflohen sei. Es gelang indeß nicht, des Fälschers bei Ankunft der deutschen Dam pfer habhaft zn werden. Jetzt ist indeß in Aonkers, N.-Ä., ein Mann wegen Einbruchs in ein Haargc'schäft verhaftet, hierher gebracht und als der fragliche Fälscher erkannt wor den. Er wurde heute vor den Bnndcs-Com missür Shields gefübrt und wird nach dem Ausliefcrungs-Vertrage am Montag wieder nach Deutschland zurückgeschickt werden. Geheimnisivoller Vergift,gsfall. New - Nor k, 23. Juli.-Ann H. Powers, 25 Jahre alt und in Nr. 8, Ost 32. Straße, wohnhaft, ist heute an de Folgen von Gift gestorben. Ihr Bruder Jap, Ar. 226, Ost 39. Straße, wohnhaft, starb schon am Man rag Abend, nachdem Beide Tags zuvor in Nr. 17, West 57. Straße, eine befreundete Familie besucht und entweder dort oder auf dem Heimweg Gift genommen hatten. ' Selbstmord einer bejahrten Wittwe Bridgeton, N..J., 21. Juli. Eine 60 jährige Wittwe, Namens Harold, ertränkte sich gestern Abend in einem nahen Bach. Zeit weiliger Wahnsinn, die Folge einer Krank hclt, war die Ursache zur That. Mordversuch u>d Tctbstmord. Phi l a d elp hi a , 22. Juli. —Das Haus Nr. 1839, Nord Neunte-straße, Eigenthum George W. Hoffman's, war heute Morgen der Schauplatz einer schrecklichen Begebenheit. Hoffman, welcher Hufschmied und seit länge rer Zeit ohne Beschäftigung war, wurde in Folge dieses Umstandes schwcrmüthig und drohte schon vor drei Wochen, sich das Leben zu nehmen. Heute Morgen versetzte er seiner Frau mit einem schweren eisernen Schüreisen drei Schläge und brachte ihr dann mit einem Rasirmcsser eine große Schnittwunde an der linken Seite des Kopfes bei. Nach hartnäcki gem Kampfe entriß sie ihm die Waffe; der Mann fiel rücklings zu Boden und schnitt sich mit dem Rasitmesicr den Hals ab. Die hin zueilenden Nachbarn fanden Hoffman in ster bendem Zustande und seine Frau vergeblich bemüht, das strömende Blut zu stillen. Der Unglückliche starb nach wenigen Augenblicken. Die herbeigerufenen Aerzte verbanden die Wunden der Frau, welche freilich schmerzhast sind, aber nicht für gefährlich gehalten wer den. " Gattin Morv und Selbstmord aus Gifersucht. Strands bürg, Pemis., 2t. Juli. Der erst kürzlich verheiratete Steinbrecher Jahn Jones aus Slatinglon schnitt seiner jungen Frau am Samstag Abend aus Eifer sucht die Kehle ab und brachte sich dann selbst eine furchtbare Wunde im Magen bei. Beide werden an ihren Wunden sterben. Cin Schleppdampfer a,S großer Gefahr gerettet. Festung Monroe, Va., 23. Juli. Der Schleppdampfer „Portland," Eigenthum der „James River Towing Company," war gestern abwärts gefahren, um Schiffe den Fluß aufwärts zu bugsiren. Bei starkem Winde und hoher See versagte die Maschine den Dienst, das Fahrzeug war dem Winde und dem Strom überlassen und trieb mit ei ner Geschwindigkeit von 5 Knoten die Stunde der See zu. Da diese Boote eigentlich nie mals tiefes Fahrwasser erreichen, so halte der „Portland" keinen Anker mit genügend langer Kette an Bord, um den Grund zu erreichen und schwebte in großer Gefahr. Glücklicher weise kam der Schleppdampfer „Arctic" von Richmond, Capl. D. S. Leffler, ihm zu Hülfe, nahm ihn in'S Schlepptau und brachte ihn sicher in die „Roads." Die Tetzer in Cinciunati. Cincinnati, 22. Juli. Diejenigen Setzer an der Cincinnati'er „Times," welche zur „Union" gehören, haben heute Morgen sämmtlich ihre Setzkästen verlassen, weil sie hörten, daß sie am Sonnabende entlassen und ihre Plätze durch solche Setzer eingenom men werden würden, welche nicht Mitglieder der „Union" sind. Furchtbare Explosion. Vier Per fönen getödtct. Clevcland, Ohio, 23. Juli. Heute früh ereignete sich in den „Standard-Ott- Works" an der „Atlantic - Great - Western Bahn" in der Nähe von Forest-Strcam-Cros sing eine furchtbare Explosion. Robert Mc- Donald, Charles McFarline und Chrisiophcr Oslertin zapften ans einem mit Oetbchäl tern bcladeiien Zuge mittels Schläuche Ocl in ein Reservoir. Ein anderer Arbeiter ging an einen Bebälter, um ein Ventil zu öffnen, als sich das Oel durch die Laterne, welche der Mann trug, entzündete und mit fruchtbarem Krach explodirte. Alle vier wurden eine Strecke weit fortgeschleudert und erlitten den furchtbaren Flammentod, ehe Hülfe gebracht werden konnte, da das brennende Oel keine Annäherung erlaubte, s-cchs Oelbchälter explodirte nach einander und brennendes Ocl stob nach alle Richtungen auseinander. Die an der Bahn aufgeschlagenen Oelschnp pen wurden zerstört. Der Verlust beträgt etwa <35,000; keine Versicherung. Schändliches Verbrechen. Rache an dem Frevler. St. Louis, Mo., 23. Juli. Ein Mann, Namens Hall Grubb, beging am Dienstag zu Wathena, Kansas, an einer wehrlosen Frau ein schändliches Verbrechen. Gestern sollte er unter der Eskorte eines Con stablers und mehrerer Polizisten nach Troy in's Gefängniß gebracht werden. Dem Wa gen, in welchem der Gefangene saß, folgte eine aufgeregte Menge von Männern und Weibern zu Pferde, zu Fuß und zu Wagen; die Ersteren waren mit Flinten und Revol vern bewaffnet, während die Letzteren sich mit Stricken versehen hatten und Rache forderten. Eine Meile von Wathena sprang Grubb vom Wagen herab und suchte zu entfliehen; es wurden ihm aber zahlreiche Kugeln nachge sandt, von welchen getroffen er sofort todt zu Boden stürzte. Auch einer aus der Menge, Namens McPherson, wurde tödtlichverwun det. Eine Frau, welche nach Wathena ritt, stürzte vom Pferde und trug gefährliche Ver letzungen davon. Meuchelmord in Arkansas.—Fort setzung einer alten Blutrache. Little - Rock, Ark., 21. Juli. Auf Wm. Wallacc, einen Bruder, und Robert Wallace, einen Vetter von Sid Wallace, wel cher im Mär; zu Clarksville gehängt wurde, wurde gestern Abend in der Nähe vonClarks vlllc, Johnson-County, aus einem Gebüsche gc'chossen. Robert wurde augenblicklich ge lobtet, während William tödtlich verwundet wurde. Es fanden keine Verhaftungen statt. Es ist dies eine Fortsetzung der Wallacc- Blutrache, welche seit zwei Jahren in John son-Toillity Opfer fordert. Eine Anzahl Verwandter van Wnllacc haben sich heute Morgen bewaffnet nach Clarksville begeben, um Jagd auf die Meuchelmörder zu machen MordgesckiiÄtcl ans Kentucky. L 0 uisvllle, Kg., 23. Juli. Die Po sten aus den östlichen Theilen des Staates entHallen Berichte über verschiedene Blut thaten. In Montgomerh - Connty begegnete Frau Stevens am letzte Sonntag einem leichtfer tigen Frauenzimmer, Namens Eveline Hub bard, auf dem Felde und spaltete derselben mit einem Beile den Schädel. Frau StevenS hatte die Hubbard im Verdacht, mit ihrem Manne verbrecherischen Umgang zn Pflegen. In Morgan Connty wurde Wcsley Ri chardson am letzten Mittwoch von Johnson Cokley erschossen. Ein anderer Mann, Namens George, wurde lödtlich verwundet. Während der blutigen Affaire wurden noch Andere durch Schläge und Steinwürfe erheblich verletzt. In Brearhill Couutn wurden kürzlich zwei Brüder, Namens Jett, von einem gewisse Jerry Littlc überfallen. Ter Eine wurde ge lödtet und der Andere gefährlich verwundet. Die Mordthat war die Folge eines alten Fa milienzwistes. Mors beim Tanzvergnügen. Momence, JU., 20. Juli. Isaak Wardle und Charles Bardwell gingen am Samstag 'Abend nach einem Tanzvergnügen, welches von Deutschen I Meilen von hier abgehalten wurde, um Unnig anzustiften. Sie schlugen die Thüren ein, insiillirteii die Bewohner dcSHanses und schössen nach schutz losen Frauenzimmern. Die Tänzer ermann te sich endlich und einer derselbe Namens L. Jones ergriff ein Jagdgewehr. Die beiden Schurken suchten sich jetzt ans dem Staube zn machen. Jone rief ihnen zn, stehen zn bleiben und als sie dies nicht thaten, schoß er hinttr ihnen her. Wardle erhielt tödtliche Wunden, während Bardwcll's Verletzungen ebenfalls gefährlich sind. Noch ein Feuer in Etiicngo. Chicago, 22. Juli.—Heute früh um 4 Uhr brach in dem schönen steinernen Gebäude Nr. 121 und 123, Statcstraße, Feuer aus, durch welches E. F. Hollister s- Comp.'s Teppichlager zerstört wurde. Der Verlust ist bedeutend, da beide Firmen große Geschäfte machten. Die Ursache des Feuers ist unbe kannt. Das Gebäude, in welchem das Feuer heute Morgen ausbrach, kostete im Jahre 1872 51,. Die VcrsichernngS-Sninme kenn noch nicht angegeben werden. Das Lager der Juweliere Gebrüder Giles ei- Comp, wird aus 50, geschätzt, ist aber nur für etwa die Hälfte des Werthes versichert. Ter Verlust des Möbel-Fabrikauicu und Teppichhäiidlcrs E. F. Hollister wird ans etwa 75, ge schätzt, ist indeß durch Versicherungen gedeckt. Richards, Shaw und Winslow verlieren in Folge beschädigier Waaren etwa St,; verychert. Firmen ans der entgegengesetzten Seite der Straße verlieren an gebrochenen Glasscheiben und GlaSwaare etwa §l,. Das Gebäude, welches völlig zerstört wur de, war Eigenthum von William E. Todge in 'New - '.York und war versichert in der „Home," „Royal Underwriters," 'New .York, und der „London Assurance-Corporation" zn je §l,; in der „scomsh Commercial;" „'North Amerika" und „Manufalturers," Bo ston, zu je 55. Der Gesammtverlnst mag sich auf etwa K 25,0 belaufen und ist durch Versicherungen so ziemlich gedeckt. Tic Fcucrsbrutlst in Osyrosl, Wisc. Oshkosh, >6. Juli. Der „Wisc. Telegraph" erzählt über den Ursprung des großen Brandes: „Kur; nach 2 Uhr 'Nachmittags ertönte Plötz lieh Fcuerlärm. Mit Angst und Bangen eilte Alles ans die Straße, um sich nach dem Feuer umzusehen. In Cnrtis' Zündholz chenfabrik war allerdings Feuer ausgebro chen, dasselbe wurde aber glücklicherweise ohne Hülfe der spritzen wieder bewältigt. Schon athmete jeder wieder frei am, als die Lärmglocken nochmals ertönten. Diesmal stiegen dicke Rauchwolken von der Westseite der Maiustraße in der ersten Ward auf. Die Spritzen eilten sogleich an Ort und Stelle. Ein alter unbenutzter stall hinter McCabe'S Gebäude stand in Flammen. Wäre sogleich Wasser bei der Hand gewesen, so hätte mau des Feuers leicht Herr werden können. So aber fehlte es an Wasser, es fehlte an der nöthigen Schlanchlänge, und die Dampf spritzen, deren Feuer nach dem ersten Alarme gelöscht wurden, mußten erst wieder frisch ge heizt werden. Ueber den Ursprung des Feuers ist bis jetzt nichts Gewisses bekannt; aber die allgemeine und allerdings begründete Ansicht ist die, daß es das wohlbedachte Werk einer Gaunerbande war, welche sich hier herumtrieb. DaS Feuer in Cnrtis' Zündhölzchen Fabrik, in welcher gegenwärtig gar nicht gearbeitet wird, war im Einklänge mi: der Windrichtung darauf berechnet, den ganzen Haupt - Geschäftstheil der Stadt zu zerstören. Als dies nicht zum Ausbruche kam, scheinen die HaUiinkcn den obengenannten leerstehenden Stall zur Aus führung ihres teuflischen Planes ersehen zu haben; ja, während dies Feuer bereits im Gange war, stand plötzlich Webstcr's Block auf der Nordseite der Churchstraße auch in Flammen. Die 'Absicht der Brandstifter war Plünderung, welche denn auch in ausge dehntem Maße stattfand. Der Stadtrath versammelte sich um II Uhr heute Vormittag, um 'Maßregeln in Bezug auf die Nothleidcndcn zu treffen. Hülfseomite'n für jede Ward sind ernannt worden. Eine große Anzahl Diebe, von denen mau j glaubt, daß sie von Chicago oder Milwaukee gekommen sind, befinden sich in der Stadt. Kein HauS ist vor ihnen sicher. Heute Mit- . tag wurde ein Mann, während er Varrick's WaarcnhauS ans der Südseite in Brand zu stecken versuchte, aus der That ertappt, und der Brandstifter hatte es nur den Polizisten und der Löschmannschaft zu verdanken, daß er nicht gelyncht wurde. Zweiundzwanzig Verhaftungen wurden gestern 'Nacht vorge nommen und jeden Augenblick finden welche statt. Eine Bande von fünf Strolchen cnl wischte heute Nachmittag der Polizei auf dem i Wege zum Gefängnisse und floh nach allen l Richtungen: einer derselben wurde in der! Nähe Von Neenah, vierzehn Meilen nördlich, > wieder eingesungen." Die HcnsHreckcn-Plage. St. Pa ul, Minn., 23. Juli. Es sind Erndte-Berichle ans allen Theilen des Staa tes eingelaufen. Tie Heuschrecken haben we ! nigstcns ll Millionen Scheffel Waizen zer stört, und eine weitere halbe Million wird ! von denselben verzehrt werden. Die Erndtc wird deshalb nicht so günstig ausfallen, wie im vorigen Jahre. Omaha, Ncbr., 23. Juli. — Tie Heu-! schrecken bewegen sich nach ostwärts und rich len in den mittleren und nordwestlichenConn ! tics bedeutenden Schaden an. Waizen und Hafer sind außer ihremßercich, abcrdieSNais crndte ist völlig zerstört. Entdeckter Mord. Topeka, Kansas, 2e>. Juli. Im März wurde der hiesige Materialwaarui Händler Fcrris auf räthsclhaite Weise ermor det und in dem Keller seines Ladens ver scharrt. Damals arretirtc man,- aui den Verdacht, die That verübt zu haben, einen Jungen, Namens Fred. Olds. Heute über- ! gab Olds im Tistrikis-Gerichte ein Bekennt i iiiß seiner That. Er sagte, er und FerriS haben sich über ein Spiel am Tameubrelte gestritten. Fcrris habe endlich ein Pistol gezogen und den OldS ans den Laden hinaus getrieben. Hieraus sei Olds nach seines Va ters Haus gegangen, habe sich dort cinm gekehrt, um den Fcrris zu zwingen, alles, was er Unangenehmes während des Streites gesagt hat, znrnckzunehinen. Als FcrnS den OldS herankommen sah, hat derselbe abermals zu seinem Revolver gegriffen. Als er denselben erhob, habe Olds gefeuert und den Fcrris erschossen. Nachher habe er sein Opfer in den Keller geschleppt. Im Keller fand er, daß Ferris noch am Leben war, und darauf habe er ihm mit einem großen Käse- ! messer den Garaus geinacht. Am nächsten - Tage habe er den Laden wie gewöhnlich geöff nct, und den Leuten gejagt, Ferris habe Plötz- I lich nach dem Osten reisen müssen, aber die lange Abwesenheit des Letzteren erregte end- lich Verdacht. Olds wurde arretirt, und der Leichnam Ferris' im Keller gefunden. Neuere Nacksrichic von Euba und Hav an na, as Todesur theil Tockray's ist vom Präsidenten Serrano zu zehnjähriger Hast gemildert worden : der Präsident würde zu dieser Milderung durch den General Capilän Cvncha bewogen. rplofion,- .jwri Pcrlonci ne tz avan na, 23. Juli.—Heule cxplodirten die Dampstcssel des im hiesigen Hasen liegen den spanischen Dainpsers „Minerva." Zwei Personen wurden augenblicklich getödlct und 16 andere verwundet. Man ließ den Dam : pser aus den Strand lausen, um ihn vor dem . Sinken zu bewahren Europäische Kabelberichte. Ki s finge n, 13! Fürst Bis marck hat mehr, als 100 Telegramme be komiiwn, welche ihm dazu gratulircn, daß er dem Tode durch die Hand des Mcuchclmör dcrs entging. Ter Priester Santlialer als unschuldig in Freiheit geseht Berli ii, 18. Juli. Der Priester Han thaler, welcher in Schweinfurt auf den Ver dacht verhaftet wurde, mit Kullmann in das Attentat auf das Leben Bismarck's verwickelt gewesen zu sein, hat seine gänzliche Unschuld dargethan und ist infolge dessen entlassen worden. Bcrlin, 19. Juli. Die Regierung hat die Verordnungen, welche die clerikalcn Agitationen beschränken, verschärst. Die Ge sellschaften und die clerikale Presse werden 'chars überwacht und werden sich iin Falle unloyaicr und ungesetzlicher Kundgebungen eine scharfe Strafe zuziehen. B.erlin, 2. Juli. —ln Folge einer von Kissingen hier eingelaufenen Depesche ist bei Majunke, dem Redakteur der „Germania," und anderen prominenten Clcrikaken eine HanSsiichiuig angestellr worden, welche zur Beschlagnahme verschiedener Dokumente ge führt hat. Marsyall Zcwckt in Berlin. Berlin, 21. Juli. — Marshall Jcwell, der kürzlich crnamtte General-Postmeister der Ver. Staaten, ist von St. Petersburg hier angekommen. Er verschafft sich einen Ueber blick über das hiesige Postwesen und meint, es seien Einrichtungen vorhanden, weiche mit Vortheil auf das amerikanische Postsystem an gewandt werden könnten. Hr. Jewell reis't in den nächsten Tagen von hier nach Paris weiter. Berlin , 22. Juli. „Die „Prooinzial- Correspondenz," ein offiziöses Organ, gratn lirl dem König Ludwig zur Herstellung der herzlichsten Beziehungen zwischen Bayern und den übrigen Staaten des deutschen Reiches. Berlin, 23. Juli. Bezüglich der in letzterer Zeit von den Karlisten verübten Grausamkeiten jagt die „'Norddeutsche Zet rung," Teutschland werde im Namen der eu ropäischcn Civilisation Mittel uud Wege finden, daß die Ermordung gefangener Deut schcn nicht ungestraft bleibe. London, 24. Juli, Eine Spezial-Dc peiche ans Berlin an die „Times" meldet, die preußische Regierung habe, um Bismarck zu schützen, acht Geheimpolizisten nach Kissln gen geschickt. London, 17. Juli. Eine Depesche aus Lausanne meldet das daselbst erfolgte Ableben des Ehrw. Goodrich, eines Enkels Noah Webstcr's. London, 13. Juli. —Aus der Lancashirc- und tyorklhire Eisenbahn ereignete sich heule ein Unfall wobei mehrere Personen verun glückten und andere schwer verletzt wurden. L o n d o n, 2. Juli. —In einem Kohlen bergwerke zu Weigan fand am Sonnabende eine Explosion statt, durch welche 15 Berg leute gclödlct wurden. London, 23. Juli.—Der Lord-Mayor von London, Andrew Lush, ist in den Baro nctsrand erhoben worden. London, 23. Juli. Hr. Tisracii schlug heute im linterhause vor, dem Prinzen Leopold eine jährliche 'Apanage von 575, zu gewähren. Er sprach sich lobend über die intellektuellen Fähigkeiten und die wissen schaftliche Bildung des Prinzen ans und fügte hinzu, daß der Gesundheitszustand des selben ihn verhindern, für sich selbst zu arbei ten. Hr. Gladstone unterstützt den Vorschlag DiSraeli's. Hr. Taylor, Parlamentsmitglied von Leicester, hielt eine kurze Rede gegen den Vorschlag, welcher daraus fast einstimmig an genommen wurde. Frankreich. Pari s, 18. Juli.—'Augenblicklich herrscht eine vollständige Ministcrkrisis. Der Herzog von Brogiie war bestrebt, ein Cabinct aus der allen Majorität der 'Nationalversammlung zu errichten, war aber nicht erfolgreich; der Her zog von Eazes macht jetzt den Versuch. Die 'Nationalversammlung nahm heute ei neu Antrag an, wodurch die jährliche Ablö sung um 51,, vermindert wird; da durch wird die 'Niederlage des Ministeriums nur noch vollständiger. Das neue Ministerium wird wahrscheinlich eine Verschiebung der Debatte über den Be richt des dreißiger Comite'S beantragen. P aris, 19. Juli. — Die Krisis in Versail lcs dauert fort. General Cissey wird wahr scheinlich zum JnterimS-Minislcr des Innern ernannt werden. Der Herzog von Broglie hat kein neues Cabinct bilden können, weil die Legitimisten bei ihrem Widerstände gegen die Organisation der Vollmachten des Präsi denten MacMahon beharren. Paris, 19. Juli. Cbcvalier Nigra, der italienische Gesandte für Frankreich, ivar bei einem in Avignon zn Ehren Petrarch's gege benen Feste zugegen und nahm Veranlassnng, zu bemerken," Saß Italien Frankreich ewig dankbar sein werde, und daß er sich freue, Ver sicherungen der unter den beiden Ländern wal tenden herzlichen Freundschaft geben zu kön neu. London, 2. Juli. Ter Pariser Cor respondent der „Times" telegraphirt, es werde als ausgemacht angenommen, daß Cissey und de Cazes ihre gegenwärtigen Stellungen im Ministerium behalten werden. Pari s, 2. Juli. —Prinz Jcrome 'Na polcon ist hier angekommen. Napoleon Launes, Herzog vonMontebello, ist heute im Alter von fast 73 Jahren gcslor ! beu. ! Jules Favre hat sich mit einer nach Frank ! reich übergesiedelten Elsüsscrin v rhcirathet. P aris, 2. Juli. In der National versammlung zeigte heute der Cabinetspräsi dciil Gen. de Cissey an, daß de Chabaud La Tour zum Minister des Innern und Marhicn Bodct zum Finanzminister ernannt worden sei. Er sagte ferner, daß das Cabinet keine Zeit gehabt habe, sich über seine Politik zu einigen und die Debatte über die Verfassungs frage bis zum Donnerstag verschieben müsse. P aris, 2. Juli. Die neuen Ernen nungen im Cabinct werden als ein Schlag für die Bonapartisten angesehen, da dieselben jetzt im Ministerium nicht einen einzige Vcr lrcter haben werden. Paris, 21. Juli. In der National Versammlung erllärte der Herzog de CazcS, Minister des Auswärtigen, heute, daß Frank reich sich unmöglich von dem Brüsseler Eon grcß ausschließen könne, daß die Regierung indeß in Verbindung mit dem CongreßNicht? thun werde ohne die Einwilligung oer Natio nal'Bcriauiiittung. Tie Regierung wird in Uebereinstimmung mit dem Beispiele Eng land's daraus bestehen, daß Seei-echts-Ange legenheiten ausgeschlossen werden. Paris, 22. Juli. Die Deputirten der Linken sammeln Unterschristen für Petitionen Behufs Auflösung der National - Versamm lung. Diese Petitionen sollen präsentirt werden, falls Casimir Perier's Bill verwor fen wird. Paris, 22. Juli. Präsident Mac Mahon erwiderte heute einer Deputation von Mitgliedern der National Versammlung, ' welche ihm ihre Aufwartung machten, um entweder das Königreich oder das Kaiserreich wiederherzustellen. Seine Handlungen be wiesen, daß er an einem solchen Unternehmen keinen Theil haben wolle. Das Gesetz, wel ches das Septcnnat geschaffen, stelle ihm noch weniger die Aufgabe, eine definitive Republik zu bilden. Hr.Pcrier's Bill biete ihm Nichts, wenn er sich nicht von den Conservativcn iso lire, mit deren Hülfe er zu regieren wünsche; er würde aber durch die Bill Vieles verlieren. Also würden die Minister in seinem Namen erklären, daß er den Plan verwerfe. Zum Schlüsse drückte er feine Meinung dahin aus, daß die Proklamation einer Republik Orb niing und Frieden stören möge. Werden aber die von ihm vorgeschlagene Gesetze durch Stimmenmehrheit angenommen, so werde sich aus dem Septcnnat eine Regie rungssorin entwickeln, welche daraus berechnet sei, Vertrauen und Achtung einzuflößen. Paris, 23. Juli.—Es heißt, die bona partistischcn Tcputirten werden einen Vor schlag Zwecks Auflösung der National-Ver sammlung einbringen. Paris, 23. Juli.—Perier's Bill wurde in der heutigen Sitzung der National-Ver j samnilmig mit 37 t gegen 333 Stimmen ver ! morsen. Unmittelbar nach der Abstimmung j brachte Hr. Leon de Malleville, gemäßigter Republikaner, einen von 300 Mitgliedern uii ! terzcichnclcn Vorschlag Behufs Auslösung der General deCisscy verlas eine Mittheilung, in welcher die Regierung ihre Opposition gegen die Bill ankündigt; eine Opposition, welche sich namentlich gegen die Proklamation einer definitiven Republik richtet, da diese nur eine gewisse Partei bciricdigen werde. ! Tic Regierung erwarte die Annahme von Gesetzen, welche durch die Lage der Dinge gc ' boten seien und dem Lande erlaubten, fem ei > genes Geschick nach Ablauf des siebeniährigcn l AmtStcrmins dcö Präsidenten Mae Mahon ! zu bestimmen. Spanien nv Portugal. London, 21. Juli.-Durch den iiculichen ! Artikel des Madrider Blatt „Jmparcial," j welcher eine Vereinigung Portugal s mit Spanien befürwortete, ist die Thatsache an'S ! Licht gekommen, daß in Portugal eine mäch. > tige Partei gegen diesen Plan ist. Nachrich > teil ans Lissabon melden, der Artikel des„Jm- Nr. 30. parcial" habe daselbst allgemeinen Unwillen hervorgerufen. Bay 0 nne, 21. Juli.—Don Carlos hat ein Manifest erlassen, welches religiöse Tole ranz garanttri, in die bis jetzt abgeschlossenen ! Verkäufe von Kirchengütern nicht einzugrei ! fen sich verpflichtet, eine repräsentative, aber keine revolutionäre Regierung verspricht, die > Herstellung der Finanzen des Landes über nimmt und die Gewährung von Freiheit versichert, so weit dieselbe mit der Ordnung vereinbar sei. Das Manifest schließt, wie z folgt: „Dauert die Rebellion fort, so werden wir dieselbe durch Kanonen ersticken. Dieje- igen, welche heule unser Anerbieten der Ver ! söhnuiig abweisen, werden sich morgen dem Gesetze des Eroberers fügen müssen." M adrid, 21. Juli. — Es lst ein osfizicl ! ler Bericht über den Fall von Cncnea cingc gangen. Die Stadt wurde bis zuletzt tapscr > und hartnäckig vertheidigt. Am 13. schlugen ! die Republikaner, welche die Vorstadt Carrc i tctea vertheidigten, drei Angriffe derKarlisteii ! zurück, bis der Widerstand endlich erschöpft . und die Vorstadl von den Feinden eingenon i men wurde. I Die Republikaner zogen auf den Haupt' Plan der Stadt zurück und weigerten sich, zu capituliren. Die karlistcn machten deshalb vier weitere Angriffe, wurden aber jedes Mal zurückgeschlagen. Am Morgen dcS 15., nach dem das Feuer 56 Stunden gewährt hatte, mußten die Republikaner sich nach der Elte dclle zurückziehen. Dort stießen sie unerwar tet mit einer Abtheilung von 40V Karlisten zusammen, welche auf unerklärliche Weife die Citadelle eingenommen hatten. Tie Karlisten plünderten und steckten viele Häuser in Brand, ermordeten eine Anzahl der Bewohner, legten der Stadt eine Eontribii tion auf, welche der Höhe der Steuer gleich kam, welche die Stadt in zwei Jahren zn zah-- len halte, und zerstörten einen Theil der Be festigungswerke. Der Feind giebt seinen Vcr tust aus 15 Todte und 70 Verwundete an. General ryglcsias, der Befehlshaber der re publikanischen Truppen, und seine sämmtli chen Offiziere wurden zu Kriegsgefangenen gemacht. M adrid, 23. Juli. Ter Präfekt von Euenca meldet, daß 34 von den Karlistcn er mordete Republikaner in einem Haufe der Stadl Cuenca gefunden wurden. Dieselben waren so furchtbar verstümmelt, daß sie nicht zu erkennen waren. Die „Epoea" meldet, Don Carlos habe Cabrcra eingeladen, eine Stellung in seinem Heere einzunehmen. Cabrcra erwiderte, daß c mit Kannibalen und Fanatikern nie ge meinsame Sache machen werde. Der „Jmparcial" sagt, Sever Camacho, der Finanzminister, habe den Ministcrrath benachrichtigt, daß er über hinreichendeFondS verfüge, um eine 'Mannschaft von 125,vRc servclruppcn mobil machen zu können. 'Algier. Londo 11, 22. Juli. Die Blätter in Al gier fürchten, daß Unruhen mit den Eingcbo reuen ausbrechen werden. ES heißt nämlich, über die luneysche Grenze würden wöchentlich 1, Musketen und 5, Pfund Pulver eingeführt. Vermischte Berichte- Der Schatzamts-Sekrctär Bristow hat augenscheinlich die sofortige Aufhebung der Schatzamts - Geheimpolizei beschlossen, denn vorgestern telegraphirte er an solicitor Wil ioni alle Bücher der New ,Yorker 'Abtheilung in Beschlag zn nehmen. Die Mitglieder der Rcgierungs Geheimpolizei sagen, Butler werde nicht dulden, daß dieselbe aufgehoben werde. Sekretär Bristow ist sehr gespannt auf das Resultat der Angebote auf die neue 5-prozentige Anleihe. Vis jetzt sind noch we nig Offerten eingetroffen, er erwartet aber morgen eine bedeutende Anzahl. Dieses neue Verfahren, die Anleihe durch Snbscription der freien Conlurreii; zu überlassen, ist ein Experiment, die Schatzbcamten hoffen jedoch, daß es erfolgreich sein werde. Unter dem Titel „Ncw - 2)or kc r Wcs p cn" soll mit dem I. September ein humo ristisch satyrischcs Wochenblatt erscheinen, dem man in Anbetracht der tüchtigen journalisti scheu Kräfte, welche für das Unternehmen gc wonncn sind, ein gutes Prognostikon stellen darf. Dasselbe wird herausgegeben und rem girt von Hrn. Georg stein, der sich in der Journalistik einen geachteten 'Namen crwor den; der ausgezeichnete Karikatnrcnzeichncr vom „Daily Graphic," Hr. Theo. Wüst, wird die Illustrationen besorgen. Wider Erwarten ist der junge Mann, wel chen das C o n gr e ß m i t g l i cd Sloß in Alabama, weil er Über die Tochter des Letz tcrcn Ehrenrühriges airsgcsagi halte, aus e>. nein Hinterhalte über den Häufen schoß, och am Leben undhatAussicht, am Leben zu blci den. Wäre der junge Mann an ieincn Wun den gestorben, so wäre sloß nach südlichen Begriffen jetzt „der edle Rächer seincrTochtcr" und kein Haar würde ihm gekrümmt werden. Jetzt aber muß sich der gute Sloß daraus ge faßt machen, daß der liebenswürdige junge Mann, sobald er wieder gehen und cincFlinlc hallen kann, ihm auflauert und i h n über den Hausen schießt. Ter amerikanische Gesandte lah in Wien ist auf seinen Posten zurückgekehrt. Dieses uernichtcl die Hoffnung auf eine dal dige Erledigung jenes Postens; verschiedene Politiker, die ihr Auge auf Wien geworfen haben, müssen sich nach einer andern Chance nmschen. Ueber die Verhastung des deutschen Fä ls ch cr s Schwc i ck in New sstork wird von dort ausführlich berichtet: Im April d. I. wurde die Polizei durch deu General Eon sul des deutschen Reiches um Verhaftung ei ncs gewissen Joseph Schweick, der, nachdem er in Münster Wechsel im Betrage von IM),- ovo Thalern gefälscht hatte, h'.ehcr geflohen war, ersucht. Tie Depeschen der preußischen Behörden besagten, daß Schweick wahrschcin lich bei seinem Stiefbruder LaurenccMarschall einkehren würde. Dieser Marschall ist mit einer Frau Louise Shaw, die in Nr. ."45, 6. Avenue und 3t!4, Bowcrh, mit menschlichen Haaren handelt, verheirathct. Der Geheim Polizist Von Gerichten wurde au derOuaran taue stationirt, um alle ankommenden Dam pfer zn durchsuchen. Seine Mission war jedoch erfolglos und vor ungefähr zwei Bio naten wurde er seiner Pflicht enthoben. Man vermuthete, das; Schweick nach Brasilien ge reist sei und stellte jede weitere Verfolgung cur. Einige Wochen später wurde jedoch die Ver folgung erneuert, aber gleichfalls ohne Er folg. Tic Polizei glaubte schon, daß sie den flüchtigen Vogel nicht zu Gesicht bekommen würde. Da wurde vor etwa 14 Tagen der Shaw'sche Laden in 6. Avenue von Dieben besucht, welche mittelst Nachschlüssel sich Ein laß verschafften und Haare im Werthe von K 2500 stahlen. Der Geheim Polizist Ira Elapp, welcher mit Aufspürung der Diebe bc > auftragt war, sah bald, das; nur ein mit dem ! Lokale vertrauter Dieb den Einbruch verübt ! haben konnte, da er nur die besten Waaren gestohlen hatte. Er ermittelte ferner, daß ein gewisser loh. Schultz, der im Juni bei Frau Sharp logirtc, plötzlich verschwunden fei. Elapp fahndete daher zunächst auf diesen und s es gelang ihm, den Gesuchten in LjonkerS zu j verhaften und hichcr zu bringen. Im Haupt s quartler erkannte man Schultz als den Fäl i scher Schweick. da ihm der kleine Finger der 5 rechten Hand fehlte und sich über seinem lin s lcn Auge eine Narbe befindet. Schweick stellte ! seine Identität nicht in Abrede und wurde vor I den Bundcs-EommissärShields gebracht, der seine Ueberführung in das Ludlowstraßcu- Gefängniß anordnete. Die Fälschungen, welche Schweick verübt hatte, schließen u. A. eine Wechsclfälschung von ein, mit tclst welcher er am 15. Juli die Bankiers Lei ! dcnkauf är Llfcrs m Munster betrog. Tic Polizei identisizirte ihn mittelst einer Photo graphie, welche gleich nach seinem Verschwin den am 31. März hichcr geschickt wurde. Seit jener H-sit hat er sich glatt rasirt, doch wurde der fehlende kleine Fmger und die Narbe an der Stirne zum Berräther. Mit dem Einbrüche in den Shaw'schen Laden scheint er nichts zu thun gehabt zn haben. Er kam am 21. Mai in der „Ville de Paris" von Havrc hier an und besuchte mehrere kashiona ble Badeplätze, wie Long Brauch, Saratoga und Ncwport, lebte aber keineswegs vcr schwenderisch. Er hat die Advokatenfirma A. F. L- W. H. Äircheis als feine Vertreter cn gagirt. Man glaubt kaum, daß Schweick verübte Verbrechen rn dem Vertrage zwi'chcn Teutschland und den Ver. Staate vorgesehen ist. Der neue Gouverneur Brogden von sSüd-Earolina ist, obgleich er aus dem s republikanischen Ticket erwählt wurde, ein s Demokrat. Wenn er Alles anssührt, was er in seiner Antrillsbotschast verl'vricht, so iniln i der Staat Süd Earolina vortrefflich gedeihen. ! Tie Münzwcrthe haben sich in den ! Vcr. Staaten allen anderen Verhällniss n s anbequemt. So war ein Pfund oder Isj Dollar Silber der alten Prägung K 18.854 l werth; das Pfund neuer „Trade Dollars" j nur H18.5l Bjlo. Ein Pfund ausgemünztes ! Gold hat nur den WerthvonS27l.3l,B,wah ! rcnd reines Gold K 301.37,1) werth ist. Nach ! den heutigen Verordnungen wiegen eine Mil i tion in Goldmünzen 3K84.7 Psund und l)>0,- l OVO „Trade Dollars" OVO Pfunds während 100, ovo Dollars anderer neuerer Vilbermün zcn nur 5511.43 Pfand n legen.