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Der Teutsche Correspondent. Baltimore, St. Juli tS74. Die Ver. Staaten und Euba. Die „N.-H. Sun" enthält folgende Depe sche aus Washington: „Ich bin im Stande, mit der größten Gewißheit zu melden, daß die spanische Gesandtschaft kürzlich von Ma drid aus instruirt worden ist, den Staats sekretär Fish mit der Frage anzugehen, ob die Ver. Staaten geneigt sein würden, mit Was sengewalt auf Euba einzuschreiten, um aus zustnden, ob die Bevölkerung jener Insel thatsächlich geneigt sei, sich vom Multcrlande zu trenne. Dieser Vorschlag kommt in einer gewissen Verbindung mit einer Intri gue, welche schon seit geraumer Zeit in Euro pa geplant wurde, wodurch Teutschland und England inlervcniren solle, um Spanien vor dem Bürgerkriege zu retten und den Prinzen Alphonso auf den Thron zu setzxn. Dieser Plan ist besonders von der deutschen Diplo matie entworfen worden und da alle Gelder, welche Marschall Serrano in der letzteren Zeit zur Ablöhnung seiner Truppen brauchte, ans deutschen Quellen ihm zuflössen, so ist es klar, daß er dem Zwecke, Alphons zum Kö nige zu machen, nicht opponiren wird, obwohl ihm schon der Anstand gebietet, bei der Aus führung desselben sich passiv zu verhalteu. Wenn es jedoch mit Hülfe ausländischer 'Ar mee' geschieht, so kann er es ruhig geschehen lassen. Ein Theil des Projektes geht ferner dahin, daß Preußen eine kleine Insel als Flottcustation in Westindien erhalten soll; die Ver. Staaten sollen, um ihre Zustim mung zu erhalten, durch Euba entschädigt werden." Den Washingtoner Correspondenten der „N. ?>- Sun" scheint die Sommerhitze ver rückt gemacht zu haben, daß er so unmögliches Zeug faselt. Daß Deutschland seine Finger in den spanischen Teig stecken wird, ist kaum anzunehmen; daß es aber seine schönen, har ten Thaler hergicbt, um spanische Truppen abzulöhne, ist gar mcht möglich, solchen Unsinn kann nur Der äußern, welcher Deutsch land nicht kennt. Pinn sollte bei solchen Conjckturen, welche eine Entäußerung Cuba's betreffen, immer bedenken, was Castcllar sagt: „Der spanische Regent, welcher Euba opfert, opfert sich und seine Regierung." So ohne Weiteres geben die Spanier ihren Halt an die neue Welt nicht auf. Das deutsche Reich und die ttarlistcn. Die civilisirte Welt hat längst mit Tchrek ken und Abscheu das Treiben der fanatisirten Basken in Spanien angesehen, und neue Berichte über Gränel nnd Blutthaten erregen längst keinen Schrecken mehr, man ist daran gewöhnt. Die bombastische Proklamation des Don Carlos, daß er Jeden, welcher ihm fer ner Widerstand leisten werde, standrechtlich erschießen lassen werde, würde lächerlich sein, wenn nicht täglich Berichte einträfen, daß der Prätendent seine ungeheuerliche Proklamation wahr macht. Unter den zahlreichen Opfern der Karlistengrainamkeit ist, wie die Berichte melden, auch ein deutscher Zeitungs-Zorre. spondent. Wäre der Ermordete ein Ameri kaner gewesen, dann würde bei der bekannten Schläfrigkeil und Stupidität unserer Regie rung wahrscheinlich kein Hahn darnach ge kräht haben, so aber läßt die deutsche Regie rung durch ihre offizielle „Norddeutsche Allge meine Zeitung" erklären, „daß das deutsche Reich Mittel finden werde, die Karlisten zu lehren, daß man die Ermordung von Deut schen nicht ungestraft lassen werde." Die deutsche Regierung ist neuerdings nicht ge wohnt, leere Drohungen zn äußern, und wir sind neugierig, wie sie mit dem modernen Don Ouixoite abzurechnen gedenkt. Selbst verständlich wird sie keine 'Armee nach Spa nien schicken, aber ein Wink an McMahon wird genügen, um die Waffen- und Muni tionszufuhr über die Bidassonbrückc zu sperren. Dieser mittelalterlichen Schlächterei, wie sie die Karlisten im Namen des stupiden Bourbonen, welcher sicki einbildet, König von Spanien zu sein, verüben, sollte um jeden Preis ein Ende gemacht werden, denn diesel ben schänden das Jahrhundert. Der New-Porkcr „Herald" wendet sich neuerdings ebenfalls entschieden gegen den Prätendenten; in einem seiner letzten Artikel sagt dieses Blatt: „Wenn man bedenkt, daß alles Leiden nnd Blutvergießen durch den Ehrgeiz eines ver rückten inngen Menschen hervorgerufen wer den, welcher darauf versessen ist, eine Krone zu tragen, so müssen wir die menschliche Thorheit bedauern, welche einen solchen Kampf möglich macht. Wenn der Präten dent noch ein Mann von Talent wäre, der im Stande sein könne, das tiefgesnnkene Spanien wieder cmporzubringen, dann wäre wenigstens eine Entschuldigung für das blu tige Werk vorhanden. Die Thatfache ist je doch einfach die, daß dieser Prätendent, dieser Ruhe-und Friedensstörer, einfach ein Mann ohne Urtheil und Talent ist. Dennoch er klärt er, daß er gekommen ist, Spanien zu retten, obgleich er thatsächlich nicht Kopf ge nug hat, feine eigene Persönlichkeit gehörig zu regieren. Für die Sache eines solchen Menschen werden Tausende geopfert, und die Nation ist der Gefahr einer Einmischung durch das Ausland ausgesetzt. Die Zeit der ansteckenden Seuchen. Die täglichen Zeitungsberichte aus dem Jn- und Ausiandc wimmeln gegenwärtig von Be richten über ansteckende Seuchen: Pest, Cho lera und Blattern scheinen sich noch darüber zu streiten, welche von den drei Seuchen in dem bevorstehenden Herbste die Geisel der Menschheit wcrdm soll. Wie eine neuere Kabcldepesche meldet, sind in den dichtbevöl kerten Quartieren London's die Blattern epi demisch ausgetreten; in der Vorstadt New- Market waren 00 Personen erkrankt und man hat bereits daran gedacht, den großen Zu schallcrstand der Rennbahn in ein Blattern- Hospital umzuwandeln, woraus erhellt, daß die Sache sehr schlimm stehen muß. Die Cholera, diese bekannte Feindin der Mensch heil, erhebt allenthalben ihr drohendes Haupt, am Ganges und an der Oder, an der Donau und in den Ver. Staaten. Die schlimmsten Nachrichten tommcn jedoch aus Asien und Afrika. Das „Giornale delle Colonie" mel det nämlich: „Wir erhalten soeben die neueste Nachricht über den Ausbruch der Pest zu Hille (das ehemalige Babylon) und Tavanic in der Nähe Bagdad's. Eine Commiision von Ci vil- und Militär Aerzten, die von der Regie ruiig in Constanlinopel nach jenen Orten ge schickt wurde, um über die Art jener Krank heit zu berichten, kehrte nach Bagdad zurück und theilte mit, daß es sich hier ganz bestimmt um „die Pest mit Beulen" handle. Tie otto manlscheu Behörden haben alsoglcich mittelst eines Militär-Cordons von 10,000 Mann jene angesteckten Gegenden isolirt. In manchem Dorfe tritt die Seuche nur sporadtt'ch aus, in andern dagegen epidemisch, und jetzt scheint sie sich dem persischen Kurdistan zuzuwenden. Die Sterblichkeit ist groß; in einem Dorfe starben vom Morgen bis Mittag 200 Personen. Ein merkwürdiges Phänomen ist es jedoch, daß in diesem Dorfe sich in den darauffolgen den Tagen kein Fall ereignete. Bagdad blieb ganz verschont, und die Regierung empfing Nachrichten von dort, denen zufolge die Krank heit in der Abnahme begriffen sei. Dieselbe Krankheit ist auch in der Nähe von Tripolis in der Bcrbcrei aufgetreten. Ter türkische Consul in Malta telegraphirte am 15. Juni an die Sanitäts - Intendantur in Eonstantinopel, daß sich zu Mcrghi, Bezirk Barka bei Tripolis, viele Fälle von Pest er eignet haben. Die Sanitäts Behörden schick ten deshalb gleich zwei Aerzte nach diesem -Orte und schrieben zu diesem Zwecke auch eine Ouaraiitainc aus über alle Schiffe, welche von Bcngazi (das von Barka zwanzig Stun den entfernt ist) oder dessen Umgebung kom men." Daß diese schreckliche Plage des Orients sich in unseren Tagen des rapiden Verkehrs viel schneller verbreitet, als im Mittelalter, haben wir bei der Cholera gesehen, und cS geziemt uns schon jetzt mit Besorgniß, den Weg zu beobachten, welchen die Pest in das Abendland machen wird. Gleichzeitig muß man aber auch die nöthi gen Präventlvmittet in Erwägung ziehen, wenn solche thatsächlich bereits ex stiren. Bei dieser Gelegenheit verweisen wir auf ein uns zugegangenes Cirkular des Münchener 'Apothekers Hrn. Carl v. Günther, welcher sich während der Münchener Cholera angenschein lich näher über Ursache, Verlauf zc. der Krank heit unterrichtet hat. Hr. v. Günther schreibt: „Das einzig rationelle und zuverlässige Präservativ gegen solche Krankhcitssorineu bei Menschen, welche wesentlich auf akute Bluterkrankung zurückzuführen sind (Cholera, Pest, gelbes Fieber), bestehtin einer Mischung von Stoffen nach folgender Vorschrift: 'Täglich Morgens eine kleine Messerspitze voll mit etwas Rum oder Arrak zu nehmen. Jedermann, welcher sich dieses Mittels bei herrschender Krankheit regelmäßig bedient, wird von derselben unbedingt verschont blei ben. Aufgabe der Staatsregierungen, der me dizinischen wie philantropischen Vereine wird es sein, dieses Mittel Jedermann kostenfrei zugänglich zu machen." Die Gründe, welche Hrn. v. Günther zur Aufstellung obiger Behauptung veranlassen, sind in dessen Flugschrift „Gesichtspunkte zur Beurtheilung kontagiöser Krankheiten" kurz dargelegt, und soll daraus Nachstehendes be sonders hervorgehoben werden: a) Obenerwähnte Krankheitsformen grün den sich zunächst auf mangelhafte Zufuhr von Sauerstoff in's Blut. b) Im Erkrankungsfalle wird der Orga nismus in seiner Widerstandsfähigkeit we sentlich unterstützt durch rasche innerliche An wendung von Stickoxydul (Lustgas) in gas förmigem oder absorbinem Zustande. c) Nur die prophylaktische Imprägnation des Körpers mit saueritoffreicheu und antisep tischen Mitteln bewahrt vor Ansteckung und hindert so am Nachhaltigsten die Wciterver breitung. <j) Bis zur vollständigen, rationell durch g-s..hrten Kanalisation aller von Menschen dicht bewohnten Orte li: Aufstellung von SauerstofferzxugungSapparten in den Woh nuugen der ärmeren Volksklassen, in den Hospitälern und öffentlichen Anstalten nach drücklichst anzustreben. e) Aus die Auffindung einfachster nnd bil ligster Saueritoffdarstclluugsmclhöocn sind Staatsprämicn auszusetzen. f) Der Selbstbildung des Salpeters auf der Erdoberfläche, in dcir Wohnungsräumcn, an Mauern ist die größte Aufmerksamkeit zu zuwenden, d. h. die Bedingungen dazu müs sen sorgfältigst entfernt und vermieden werden. Wir können selbstverständlich nicht beur theilen, in wie fern sich obiges Mittel als Probat erweisen wird, glauben aber, daß dasselbe volles Vertrauen nnd eine eingehende Prüfung von Seiten unserer Aerzte und der Sanitätsbehörde verdient. Möchte es Hrn. v. Günther gelungen sein, ein Mittel gefun den zu haben, den schrecklichen Plagen, welche Jahraus, Jahrein die Welt bedrohen, entge gen zu wirken; dann dürfte sein Name künf tig neben dem eines Jenncr in der Geschichte der Heilkunde glänzen. Der Kohlen,narrt in Pennshl vanien. TicGesammtsumme der diese Woche gehan delten Anthracilkohlen betrug am 11. d. M. 261,034 Tonnen und für das Kohlenjahr 9,- 318,363 Tonnen gegen 9,670,558 Tonnen in derselben Zeit des vorigen Jahres; die Ab nähme beträgt 359,190 Tonnen. Die Ton nenzahl der bituminösen Koblen beträgt diese Woche 69,805 und für das Jahr 1,638,967, gegen 1,576,947 Tonnen in derselben Zeit des letzte Jahres; hieraus resullirt eine Total summe aller Sorten von 330,839 Tonnen für die Woche und 10,957,335 Tonnen für das Jahr gegen 11,253,505 Tonnen in derselben Zeit des letzten Jahres; die Abnahme beträgt 298,170 Tonnen. Zu Port Richmond wa ren die Kohlenreceipts während der am 18. d. M. endenden Woche gleich Null; die Ver schiffungcn betrugen 30,000 Tonnen, 70,000 Tonnen blieben vorräthig. Frachten werden jetzt notirt: 51.25 Providcncc, si.so Boston und 95 Cents in Ncw-Dork. Die Tonnen- Zahl der Coaks nnd Kohlen der Pennsylva nia-Eisenbahn war in letzter Woche 55,694 Tonnen und für das Jahr 1,601,248. Der Betrag der Anthracit- und bituminösen Koh len beziffert sich auf 1,403,841 Tonneu und 254,768 Tonnen Coakes. Die Tonncnzahl der Kohlen des Ostens und Westens ist ein begriffen. Der Kohlenhandel der letzten Woche ist außergewöhnlich schwach gewesen. Diese Woche sieht man einer allgemeinen Wieder belebung entgegen, beinahe unmittelbar ge folgt von den Ansprüchen des heimischen Be darfs. Der Handel in dieser Stadt beschränkt sich beinahe aus die Annahme von Ordres, zu deren Ausführung der Borrath genügt, Preise sind unverändert. Die „Manch Chunk Ga zelte" sagt gelegentlich einer Besprechung der Lehigh-Region, daß der Kohlenhandel außer ordentlich still ist; die Abnahme der Produk tion hat den Markt nicht beeinflußt. Dasselbe Blatt erwähnt der Zustimmung, welche die Beschränkung der Kohlenproduktion unterteil dortigen Miners findet. Die Sonnabend- Nummer des „New-Aort Mining Journal" theilt mit, daß die„Assoclated-Coal-Carrying- Companies" in der Mittwochversammlung beschlossen, während des Monats August die gegenwärtige Einschränkung von 50 Prozent von der zehn Millionen Basis fortzusetzen nnd die Verschiffung auf 50 Prozent der Pro dnktion zu beschränken. Für den Monat Juli hat keine Regelung der Dispositionen über die Produktion stattgehabt; es ist möglich, daß alles zu Wasser versandt wird, wenn die Gesellschaften sich vorsehen. In Uebereinstim mung mit dem regelmäßigen Programm be schlossen die Gesellschaften, eine Preiserhö hung von fünfzehn Cents pro Tonne für den Monat August. Es ist einleuchtend, wie be reits früher bemerkt, daß das diesjährige Programm mit der in solchen Fällen herge brachten Treue ausgeführt wird; diejenigen, welche ihre Ordres in dem Glauben zurück halten, daß die Anordnung unausgeführt bleibt, werden sich von ihrem Irrthum über zeugen. Sollte diese Combination verfolgt werden, so würde dieselbe in einer durch die Concurenz verursachten Abnahme resultircn, verbunden mit einer jedenfalls uubcdeutendcn Zunahme der Verkäufe. Das allgemeine Geschäft des Landes ist in einer Verfassung, welche eine gewöhnliche Prcisrcduktion unzureichend zur Wiederbele bung des Handels erscheinen läßt. Der Be weis mag in der Thatsache gesunden werden, daß Händler und Consumenren, trotz der nie drigen Frachtsätze, welche die Lieferung von Kohlen nach den östlichen Häfen billiger als ie gemacht hatten, wenig Ankäufe machten. Die Gesammtheit unserer Information leitet zu der Annahme, daß die Märkte nur wenig Kohlen bedürfen; dieselben sind gut versehen und können sich auf die Ausführung ibrer Contralte verlassen. (PH. Lcdger.) Die söe,schrecken in Minnesota. Aus St. Paul wird vom 15. Juli gemel det: Obgleich die Zerstörungen, welche die Heuschrecken in einzelnen Counrics verursacht haben, beträchtlich sind, ist das Unglück doch nicht so groß, wie man allgemein vorausge setzt hatte. Während der letzten zwei Mo nate hat Gouv. Davis kein Mittel unversucht gelassen, den bedrängten Gegenden Unterstüt zungen zukommen zu lassen. Es sind im Ganzen dreizehn umbesetzte und sehr dünnbe völkerte Counties, in denen daö schädliche Insekt seine Verwüstungen vollzogen hat. In diesen Distrikien wurde, im Jahre 1373 fol gendes Areal gepflanzt: Acker. Mit Walzen 15U.310 " Mais ".".'.s"."'. Total 225.V7K In diesem Jahr beträgt das in den verheer ten Counttes umgepflügte Land etwa 275,- 000 Acker und man kaun annehmen, daß 200,000 Acker mit Waizeu angepflanzt wur de, von welchem Areal dreimal der vierte Theil durck die Heuschrecken zerstört wurde. Dies kommt einem Totalvcrlust von 2,500,- 000 Bushel Waizeu gleich, also kaum dem zwölften Theil der gesammteil Waizeiicrndle tu Minnesota. Dazu kommen allerdings 40,- 000 Acker Hafer, a 32 Bushel pro Acker, oder 1,320,000 Bushel Hafer; dieser Verlust be trägt ebenfalls ungefähr de zwölften Theil der ganzen Hasercrnte. Es gingen ferner 000,100 Bushel Mais zu Grunde und etwa 20,000 Acker, mit Mais, Buchwalzen, Gerste, Kartoffeln und anderen Gewächsen bepflanzt, wurden ebenfalls von den Heuschrecken heim gesucht. klebenden Gcsammtschaden dürfte nachfolgende Schätzung der Wahrheit am nächsten kommen: Walzen K 2.000,000 Hascr -28,0 M Z>a>s." 2ZK.VVO Andere Früchte 25V,vv Total tZ,OZI,OvO Wenn die Verwüstungen nicht noch weiter mn sich greifen, so kann der Staat diesen Schaden um so eher verschmerzen, als man im Allgemeinen eine außerordentliche reiche Ernte erwartet. Man glaubt, daß der Gesamnttertrag in Minnesota trotz dieser Verluste nicht geringer sei, als im vergangenen Jahre. Vom Jahre 1870 bis 1872 wuchs der Ertrag um 25.Proz. und in den nachfolgenden zwei Jahren wohl um eben so viel. Oestliche Journale haben die im Staate herrschende Stimmung übertrieben darge stellt, während das Telegramm des Gouv. Davis an das Kricgs-Departcment anders ausgelegt wurde, als es eigentlich gemeint war. Wie groß auch die Calamität sein mag, so hat doch Minnesota Mittel genug, ihr zu steuern. Tod berühmter Männer aus dem letzten Bürgerkriege. Außer den in der Schlacht umgekommenen Unions- und Rebell-onskämpsern sind fol gende Männer, welche hervorragenden An theil an dem gewaltigen Kampfe nahmen, oder wenigstens an seinen Ansängen, seither gestorben: Präsident Lincoln, Admiral Far ragnt, Seward, General Thomas, Stanton, Gen. Lee, Chase, der Rcbellengeneral Ewell, Contreadmiral Winslow, die Rebcllcnqe sandten Mason und Slidell, der einstige Obcr bundesanwalt Batcs, der einstige Minister des Innern Coleb Smith, Senator Sumner Gen. Rousseau, Ballandigham, der gleich bei'm Beginn desKampfes verblichene Sena tor Donglas, Contreadmiral Foote, Horace Greeley, Orr von Süd - Carolina, Gouv Andrew von Massachusetts, Gouv. Brouqh von Ohio, Howell Cobb von Georgia, Gene ral Mcagher, Expräsidcnt Bnchanan, Exprä sidcnl Tylcr, Contreadmiral Dahlgreeu, Gen. Meade, Gouv. Geary von Pennsylvaniem Gen. CanbL, General und Kriegsminister Rawlins, Senator Garret Davis von Ken tucky. Von diesen starben alle eines natllr lichen Todes mit Ausnahme Lincoln's, der ermordet wurde, Gen. Canby's, der von den Modocs ermordet ward, General Mcaqher's der Mrank und Vallandighain's, der sich ohne Absicht selbst erschoß. Nachricht von einem verlorenen Dampfer. Der Dampfer „City of Boston" fuhr am 25. Januar 1870 von New-Zjork nach Liver pool ab und ist seitdem spurlos verschwun den- er geHorte zur „Jnman-Linie" und hatte 04 Kajüten-Passagiere, von denen eine Anzahl aus New - York waren. Sein Capitän war 1.. I. Halcrow und seine Ladung war sehr werthvoll. AIS er nicht zur rechten Lettin Liverpool ankam, war man nicht sehr besorgt weil damals gerade sehr stürmisches Wetter herrschte, aber als Tag um Tag, Woche um Woche verging, begriff man. daß dem Dam- Pser ein schweres Unglück zugestoßen sein müßte, und endlich nach Monaten gab man denselben aus. Man fand später eine Flasche mtt einem Papiere, das Nachrichten enthielt, aber man betrachtete es als einen Betrug. Jetzt aber ist an der Ostküste Flori da's, 150 Meilen nördlich von Key-West zu Miami, Dade-County, eine Flasche gefunden worden, welche wirklich von dem unglücklichen Dampfer zu stammen scheint. Ein Strandläuser, Namens George Da vis, fand dieselbe etwa 18 Meilen von Mia mi auf dem Strande bei dem New-River und gab dieselbe dem Sohne von Hrn. S.' M Parsons (67, Wallstraß, New-Dork), welcher darüber an seinen Vater Mittheilung machte. In der Flasche fand sich ein Papier, das offenbar längere Zeit darin verborgen war und darauf standen, mit Tinte geschrie ben, die folgenden Worte: „Dampfer „City of Boston." An Alle, welchen diese Botsckaft zukommen mag, daß ich, der Unterzeichnete, ein Passagier dieses Schiffes, folgende An gäbe niederschreibe: In der Nachi vom Sonntage erhob sich ein furchtbarer Sturm; 12.30 zunehmend; 1.20 alle Hoffnung ver loren; 2 Uhr, aehcn un... (?oiog <>..) John Caswell, London, England." Auf der Passaglerliste des Dampfers in der Office der „Jnman Linie" findet sich dieser Name nicht verzeichnet, doch hält man deswegen das Pa pier nicht für unächt. Auch fand derselbe Mann ein Brett, worauf man Worte mit Bleislift geschrieben sah, die nur schwer zu entziffern waren. Sie lauten: „Wir haben jetzt in den Booten als zu unserer letzten Rettung Zuflucht genommen." Anderes war unlcsbar; auch jah man ein Datum von 1872 oder 1374, eine Monats-Angabe war verwaschen. Aber was das Wichtigste ist, auf dem Brette stand der Name: „City of Boston." Wir theilen Obiges so mit, wie es von Florida gemeldet wird. Es kann wahr, es kann falsch sein. Nachrichten von verloren gegangenen Schiffen werden leider nnr allzu häufig gefälscht. Umfang und Einwohnerzahl des indischen Reiches. Zum ersten Male kennt jetzt England aenau den Umfang und die Einwohnerzahl seines indischen Reiches. Vermessung nnd Census beweisen, daß England in Indien über ein Gebiet von nahezu ein und einer halben Mil lion tengl.) Quadratmcilen mit einer Ein wohnerzahl von 238,000,000 Seelen herrscht. Doch stehen nur drei Fünftel des Gebietes und etwa drei Viertel der Einwohnerzahl di rektunter britischer Negierung, während der Nest von indischen Fürsten beherrscht wird. Von den 183,000,000 Unterthanen England's sind über 127,000,000 Hindus, 11,000,000 Muselmänner und 15,000,000 Eingeborene, die zu den kaftcnlosen Raccn gehören. Der Rest besteht aus Buddhisten, Christen, Persern nnd Juden. Die durchschnittliche Zunahme der Bevölkerung in Indien beträgt ein halbes Prozent jährlich; die Hindus vermehren sich in Folge der frühen Vcrhcirathungen schneller, als die Mohamedancr; die Katholiken ver mehren sich schneller, als die beiden vorge nannten, nämlich um 1 lj-5 Prozent, und die Protestanten gar um 6 UlO Prozent; doch ist wohl zu bedenken, daß die Gesammtzahl der protestantischen nicht eine Vicrtelmilliou be trägt. Die Perser sterben allmälig aus, ihre Zahl beträgt 70,000. Tie wenigsten Anhän ger hat die jüdische Religion, deren Zahl sich nur auf 8000 beläust. Tages-Äteuigkeiten Die Reorganisation des Conffu lardicnites, wie sie von dem Comite des Auswärtigen im Repräsentantcnhause em pfohlen worden ist, ist durch das Slaats-Tc partement vervollständigt worden. Unter dem früheren Gesetze bestanden drei Grade, der erste Grad umfaßte diplomatische, der zweite und dritte Grad conjularischc Vertre ter. Unter dem neuen System gibt es zwei Klassen von Gcneral-Consnln und sieben Klas sen von Consulu. Die Gehalte der Letzteren betragen von §looo—looo pr. Jahr. Die Ver. Staaten haben jetzt an folgenden Orten Gcneral-Consulate: London, Paris, Havan na, Rio de Janeiro, Melbourne, Kanagawa, 'Montreal, Berlin, Wien, Frankfurt a. M., Rem, Eonstautinopel, St. Petersburg, Cal cutta, Shangbay, Cairo und Mexikö. Unter dem neuen Gefetze sind alle Cousularbcamtcn angehalten, Caution zn stellen. Z- ie Grand Jury desDistrikts Colu in bcha will, wenn sie am 20. August ihre Sitzung wieder aufnimmt, acht Personen als Verschwörer, Betheiligte nnd Mitschuldige an dem Einbrüche in das Bürcau des Tistrikts- Anwaltes Harrington in Anklage versetzen. Bor ihrer Vertagung war sie schon bereit, 3 oder 4 in Anklage zn versetzen, Hr. Riddle wünschte jedoch Alle zusammen zu haben. neue Z o I lg es ctz hat Gemälde und Statuen für Kirchen, welche unter früheren Gesetzen zollfrei waren, fallen gelassen, resp, von der Freiliste gestrichen. Die Gesetzgebung von lowa hat den Ruhm, eines der stupidesten Gesetze erlas sen zu haben. Nach demselben darf keine Ei senbahn geistige Getränke, Bier und Wein nicht ausgenommen, zur Beförderung an ir gendeinen Bewohner des genannten Staates übernehmen, wenn der Sendung nicht eine beglaubigte Abschrift des Lizensscheines beige geben wird, welche den Empfänger zum Ver kaufe von Spirituosen berechtigt, Private kön nen also unter leinen Umständen geistige Ge tränke von auswärts beziehen. In Folge die ses heiteren Gesetzes wurden bereits mehrere von Milwaukecabgegangene Bier- und Wein scndungen an der Grenze zurückgewiesen. Tie Thäter der Bill sollten nach ihrem Ableben in Alkohol präservirt werden, damit sie als Mu ster der verkörperten Bornirlhcit zum abschrei tenden Beispiel für künftige Legislatoren der Nachwelt aufbewahrt bleiben. Der deutsch - amerikanische lournalist Eduard Schläger, welcher jetzt iu Ber lin, hat eine interessante Brochüre über „die soziale nnd politische Stellung der Deutschen in den Per. Staaten" geschrieben. Der Ingenieur Heinrich Fl ad, welcher mit dem Ober-Ingenieur I. B. Eads die große St. Loniser Mississippi - Brücke ge baut hat, ist ein badischer Achtundvierziger. Er bethciligtc sich als junger auf der Carls rnhcr polytechnischen Schule gebildeter Inge nieur an den badischen Freiheitskämpfen von 1848 und 1849 und kam später nach Amerika, wo es ihm trotz seiner Tüchtigkeit im Inge nicurSfachc anfänglich nicht gut ging. Bei'm Ausbruch des Bürgerkriegs trat er als „Pri vate" in die Freiwilligen Armee der Union; er brachte es bald zuniCapitön im Ingenieur- Corps unter Frcmont in Missouri und avan cirte später im Miyour'.'schen Jngcnicurs- Regiment nach und nach bis zum Oberst. In der Armee Sherman'S leistete er als Genieof fizier Vorzügliches in Wiederherstellung von zerstörten Eiicnbahnen und Brücken, sowie bei der Anlage von Befestigungen. Nach dem Kriege ging es ihm wieder schlecht, bis er als Hülisingenicur bei den St. Louiser Wasser werken angestellt wurde. Bald darauf ward er einer der Commissärc der Wasserwerke, wel che Stelle er noch bekleidet. Unter icinertech nifchen Leitung wurden die trefflichen neuen Wasserwerke in St. Louis errichtet. Zugleich wurde er bei'm großen Brückenbau erster assi stircndcr Ingenieur des Ober - Ingenieurs Eads. Ja, bei der wiederholten Abwesenheit des Hrn. Eads in Europa sungirte Flad häu fig als Hauplingenicur. Der Oberbau der Sr. Loniser Brücke, mit dem sich an Großar tigkeil der Oberbau keiner anderen Brücke der Welt messen kann, ist ganz das Werk Flad's; Letztcrem zur Seite standen tüchtige von ihm berufene deutsche Ingenieure und Zeichner, wie Karl Pfeiffer, Oskar Schultz, Richard Klemm, Udo Schmidt, Theodor Coger, Theo. Varrelmann und W. Rehbcrg. Auch die tech nische Hauptleitung der großen mit demßrük kenbaii verbundenen Tunnclbauteu waren in den Händen Flad's. Für andere mit der Brücke in Verbindung stehende Colossalbau ten lieferte er die Pläne, wobei ihm wieder ein Teutscher, Maj. F. Tunica, half. Es ist erfreulich, daß Flad's große Verdienste jetzt auch in englisch amerikanischen Kreisen aner kannt werden. Biel trägt dazu der neidlose Sinn des Ober Ingenieurs Eads bei, welcher weit nitfernt ist, sich den alleinigen Ruhm für den St. Louiscr Brückenbau anzumaßen. Der von den Karlisten erschossene Corre spoiident der „Neuen Freien Presse" in Wien und mehrerer Berliner Blätter ist ein Preuße und zwar der Artillerie Haupt mann a. D. Albert Schmidt gewesen. Er war am 25. Juni in Civilklcidern bei Villa tuerta, iu der Nähe von Estclla, von den karlistischen Vorposten gefangen genommen worden. Man hielt ihn für einen Spion, nnd das Kriegsgericht, vor das er nach der Schlacht bei Eflella, die für die Karlisten einen so glücklichen Verlauf nahm, gestellt ward, verurtheiltc ihn zum Tode. Er be theuerte fortwährend feine vollständige Un schuld. allein man achtete nicht auf seine Er klärungen, und am 3V. Juli ward er nebst 22 republikanischen Soldaten und Offizieren erschossen. Es heißt zwar, daß Don Carlos den Ausschub der Hinrichtung anbefohlen habe, allein das ist kaum zu glauben, da sciuc Befehle sonst streng befolgt werden. In County, N.-C., und an der Küste des Staates haben sich die Banmwollenranpen schaarenweise eingestellt. Das ungünstige Wetter nnd der Umstand, daß die Erndte in diesem Jahre sehr spät werden wird, erfüllt die Pflanzer mit der Beforgniß, daß die Raupen großen Schaden anrichten werden. Gouverneur Allen von Ohio hat Hugh Doughcrty, welcher am 31. Juli zn Lancaster, 0., gehängt werden sollte, zu le benslänglicher Haft begnadigt. Nach den Berichten des Polizeichefs von Philadelphia wurden im vorigen Jahre 30,400 Personen verhastet. Von die sen waren 42 der Brandstiftung angeklagt; 130 des mörderischen Angriffs, 6 des Ehe bruchs, 03 des Einbruchs, Ii der Bigamie, 18 des Mordes, 25 der Nothzucht, 82 des Raubes, 15 des Meineids und 82 des Stra Benraubes. 17,972 Personen wurden wegen Trunkenheit v rhaftct. Unter den Verhafte ten befanden sich 17,353 weiße Männer und 9762 weiße Frauenzimmer, 2768 Neger und 567 Negerinnen. 13,351 waren in Irland geboren, 13,143 in den Ver. Staaten und 2504 in Deutschland. Der bekannte russische Novellist Turgcniewhat seinen bleibenden Aufent halt in Baden Baden verlassen und will län gere Zeil in Rußland leben, um sich nach langer Zeit wieder einmal mitten in der russi schen Gesellschaft zu bewegen. Er verbindet damit den Zweck,ein großes Romanwcrk über den neuesten Entwickelungsgang Rußland's, eine Art von Fortsetzung seiner bekannten Schriften „Rauch" und „Bater und Kinder," zuschreiben. Der New-Uorker „Handclsfürst," A. T. Stewart, reiste letzten Tonnerstag nach Europa ab. Ungeachtet seiner mehr als 70 Jahre scheint ihn die Last des Alters noch nicht zudrücken. Ersieht so frisch, mumcr und spannkräftig aus, wie wenn er die Fünfzig noch nicht überschritten hätte. Das kommt von der regelmäßigen Geschäftsthätigkeit, so wie von den feine Hauptnahrung bildenden Austcriifilppen. Auch ist er kein Wassersim pel. Im StaatS-Departcment werden gegenwärtig die näheren Regeln für den di plomatischen und Consulardienst vervollstän digt. In denselben wird festgesetzt, wie viel Zeit thatsächlich nöthig ist, die Reife von Washington nach dem betreffenden Confulate zu machen. Vor dem Jahre 1856 war es Sitte, jeden Gesandten und Consul auszu statten; diese Aussteuer belies sich in vielen Fällen weit höher, als das Jahresgehalt des Postens. Nachdem diese Extravaganz besei tigt war, wurde es zur Regel, jedem Consul und Gesandten ein dreißigtägiges Gehalt für die Dauer des Justrnktionscmpfangcs und für die Zeit, aus den Posten zu gelangen, zu erstatten. Aber auch diese Wohlthat wurde mißbraucht. Consulu und Gesandte blieben wochenlang in Washinglon und bereis'ten auf Kosten der Bundesregierung ganz Europa, ehe sie sich auf ihren Posten begaben. Aus diesem Grunde hat das Comite ver fügt, Tabellen anzufertigen, wornach sich künftig die Betreffenden zu richten haben. Infolge der bei Untersuchung des Einbruches in Ha r rington reau gemachten Enthüllungen hatte soli citor Wilson die Abschaffung der Schatz amtsgeheimpolizei beantragt und vorgeschla gen, daß die Pflichten derselben den Bundes anwälten und Marschällen übertragen werden mächten. Sekretär Bristow hat sich die Sache reiflich überlegt und ist zu dem Schlüsse gekommen, daß sich die Empfehlung Wiljon's nicht wohl ausführen läßt, weil die Kosten de Dienstes aus dem Schatzamt! bestritten werden, die betreffenden Beamten aber, denen der Dienst übertragen werden soll, unter dem Justizministerium stehen. Hr. Bristow wird jedoch alle Angestellten, welche sich compro mitirt haben, prompt beseitigen. John Morrissey's Spielhaus in Sa ra toga ist in vollem Gange, und es wird dort manches Spielchen gemacht, das die Theilnehmer für immer ruinirt. Das Lokal, welches sich neben der „Congreß Halle" befin det, ist prachtvoll ausgestattet und lockt all abendlich eine große Anzahl alter nnd junger Herren in seine Räume. Bei einem Mordprozcsse in Nord-Ca rolina lag der Verdacht vor, daß der An geklagte Wahnsinn simulire. Um hierüber in'S Klare zu kommen, verlangte ein Ge schworener, man solle demselben eine Spick nadcl in den Körper stoßen, um zu sehen, ob er „natürlich zucken" werde. Mit der diesjährigen Citr 011e n c rnd t c ist es Essig, nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich. In Italien und Spanien sind sie mißrathen. Eine für Tabackzüchter wichtige Entdeckung wurde jüngst von Frau Ö. Turner in Ballard-County, Ky., gemacht, die besonders zur Jetztzeit, wo die Tabackpflan zen so schwer zu beschassen sind, äußerst will kommen sein wird. Sie machte nämlich ei nen etwa einen Zoll langen Ableger, der zu ihrer Ucberraschung aufging und jetzt zu einer Staude gewachsen ist, die sieben große Blät ter trügt. Ob sich der Versuch bewähren wird, muß abgewartet werden. Ein Neger, der in der Nähe von Mab i son, Florida,wohnte, sagte seinem Sohn, er sollte zur Nachtzeit das Kornfeld bewachen und Jeden, der sich ihm nähern würde, er schießen. Der alte Neger war der erste, den sein Sohn erschoß. In wenig Jahren wird das von Pferden gezogene Canalboot zu den gewese nen Dingen gehören, denn der Canaldampser scheint sich vortrefflich zu bewähren. Aus Buffalo wird berichtet: „Der neue Canal dampser „William Baxter" kam am Freitag Abend 0 Uhr hier an und hat die Fahrt von New-Tjork in 6 Tagen und 3 Stunden zu rückgelegt. Unterwegs hat er dreimal ange halten, um Fracht ein- nnd ausladen zu las sen und damit 16 Stunden verloren. Das Boot hat somit die Reise genau genommen in 5H Tagen zurückgelegt. Es wurden nur 4 Tonnen Kohlen verbraucht, die Tonne zu H 5, somit die Fortbewegung des Bootes nur 4 Cents pr. Meile gekostet hat. Der „Baxter" hatte eine volle Ladung Waaren für Jnland städtc, Buffalo und westliche Plätze. Gestern Abend bereits fuhr der „Baxter" wieder nach New-Aork mit 291 Tonnen Waizen, für 04 CtS. Fracht pro Büschel, Zölle eingeschlossen. Die Canaldampser „Ncmman," „City of Rcw-Dork" und „City of Albauy" sind auf dem Pöege von New-Dork hierher." Die Ex - Geliebte des tugendhaften G e i stl ich en Io hn S. Glendcnny in Jersey-City hat am Samstag Morgen einem Mädchen das Leben geschenkt. Der mnth maßliche Vater flannirt einstweilen iu Sara toga herum und vertreibt sich wahrscheinlich die Langeweile und Sorgen im Umgange mit anderen ebenfalls tugeudhastenKirchcnlichtcrn, von denen sich ja in Sarawga männliche, wie weibliche m Menge aufhalten. Mit seiner Prozessirung wird vorangegangen werden, sobald das von ihm verrathene Mädchen im Stande sein wird, Persönlich im Gerichte zu erscheinen. Die Reaktion gegen die Fraueukrcnz- Züge, die in Ohio begonnen und in Cali foruien aufgehört, scheint sich nun vollständig vollzogen zu haben. Die Prophezeihungen der Anti Tcmpercnzlcnte sind erfüllt worden. Die meisten Ortschaften, in denen die Kreuz- Züge gewüthet, gleichen dem Mann in der heiligen Schrift, in dessen ödes Herz der aus getriebene Teufel mit sieben anderen noch schlimmeren Geistern wieder zurückgekehrt. Wahr ist cS, dass einige wenige Schnappswir the dem Gcschäjt aus immer entsagt haben; aber an ihre Stelle sind andere getreten und es wird jetzt, wenn wir den Berichten Glau ben schenken können, in jenen Orten mehr ge trunken, als zu irgend einer Zeit. In Washington Court-House, dem Aus gangspunkt der Krcuzzüge, ist das Lokal-Pro- Hibitiv-Gcsetz verworfen worden, und cS giebt dort gegenwärtig sechs Bicrwirthschasteu,nebst drei anderen Spirltuoseiihaiidtiiiigcn die heimlichen Lokale nicht eingerechnet. Jn Nich mond, Indiana, hatten die Betweiber die Salons bis auf einen rcduzirt; jetzt giebt es drei derselben und eine Menge Handlungen, wo der Schnapps gallonciimeise eingekauft und nach Hause geschleppt werden kann. Der dortige „Jndcpendent" bemerkt, dass „in Rich moud mehr Whiskey, Ale und Bier verkauft und getrunken wird, als vor deu Krcuzzügen." Das Trinken im Hause, d. h. im Familien kreise, hat überdies so überhand genommen, „daß prominente Bürger die Wirthe ersuchen, ihre Geschäfte wieder zu öffnen." In Port land, Me., scheint sich ein Kirchen-Skandal a la Beecher zu entwickeln. Ein hervorragendes Kirchenmiiglied hat, wie es heißt, auf verschiedene Lämmer der Heerde Angriffe gemacht und dieselben in mehreren Füllen mit Erfolg gekrönt gesehen. Seit zwei Wochen ist eine Untersuchung im Gange ge wesen; doch soll das Untersuchnngs - Comite den betreffenden Herrn für einen so starken Pfeiler der Kirche halten, daß es ihn nicht fallen lassen wird. Ter eigentliche Beweggrund des Verhaltens irgend eines angesehenen Po litikers kann nur selten ergründet werden. Die Auszeichnung eines Sitzes im Cabinettc des Präsidenten ist noch niemals so häusig an Maine gekommen, als daß man sich damit die Scheu des Hrn. Eugene Hale vor dem ihm unlängst angetragenem Amte eines General- Postmeisters hätte erklären können. „Für ei nen kranken Mann fthcn Sie sehr wohl aus?" sagte ihm jüngst ein Jourualist. „Zog ich mich nicht schlau aus der Schlinge ?" war die echte Nankee-Antwort von Hale. Am wahrschcin lichsten scheint es zn sein, daß Hr. Hale, der mit Blaine ein Herz und ein Gedanke ist, sich nicht für einen dritten AmtStcrmin des Prä sidenten Grant binden lassen wollte, wie Hr. Gram es auf eine schlaue Weile einfädeln wollte, um auf eine solche Weise einen Haupt stützer des Hrn. Blaine für sich zu gewinnen. Hr. Blaine deutete also dem Herrn aus dem 5. Distrikt von Maine an, den ihm darge reichten Köder nicht anzubeißen. „Opfern Sie nicht 8 oder 12 Jahre in meinem Cabinct für 2 Jahre im Cabinettc eines bereits dem Un tergänge gereichten Mannes," mag allenfalls Blaine gesprochen haben und Hr. Hale hat sich auf's Warten verlegt, das aber möglicher Weise länger dauern kann, als er allenfalls erwarten mag. Europäische Berichte. (Berlin.) Nach einem mit großer Vorsicht aufzunehmenden Gerüchte, soll der Kriegsminister Kameke beabsichtigen, dem nächst von seinem Posten zurückzutreten. Ueber seinen Nachfolger im Amte seien defi nitive Dispositionen noch nicht getroffen, je doch verlaute, daß Feldmarschall v. Roon wieder angegangen werden solle. Der verstorbene Staatsminister v.d. Heydt, der bekanntlich als sehr reicher Mann gestor ben ist, hat in seinem Testament bestimmt, daß aus seinem Nachlaß eine Million Thlr. zu einer v. d. Heydt'schcn Stiftung verwen det werden soll. Die Stiftung, so heißt es, solle alten würdigen Bürgern, die erwerbs unfähig geworden sind, auskömmliche Unter stützung zuwenden. Ein seltenes Jubiläum feierte die vielen Familien wohlbekannte Wickclfrau Frau Buchwald, Nr. 25, Wasscrthorstraße. Am 17. Juni wurde das dritte Tausend der Staats bürger voll, welchen die kundige Frau wäh rend ihrer 32-jährigen amtlichen Thätigkeit glücklich in das irdische Jammerthal vcrholsen hat. (Charlottenburg.) An das Etablissement „Flora" Hierselbst knüpfen sich historische Reminiscenzen aus der Zeit der Gräfin Lichtenau. Der schöne Park 'mit sei nem palastähnlichen Landhause warursvrüng lich ein Besitzthum des Grafen Schmcttau und wurde demnächst für Wilhelmine Enke angekauft, als Friedrich ter Große, um das abenteuerliche Verhältniß derselben mit dem Thronsolger aufzuheben, ihr den Befehl hatte zugchen lassen, sich mit dem ersten besten Manne zu vcrheirathen. Nachdem ein Sohn des Hosgärtners Rietz in Potsdam hierzu auserkoren, bewilligte der König 20,000 Thlr. zum Ankaus der Besitzung. Im Jahre 178 S ließ dann Frau Rietz, deren Mann inzwischen zum Kammerdiener des „Prinzen von Preu ßen" avancirt war, durch Baumann, den Er- Bauer der Königsbrücke und Eolonnadcn, ein neues Wohnhaus daselbst errichten. Nach Gräfin Lichtenau erhobenen „gnadigen Rietz bewohnte die Gräsin Prittwltz das Bcsitzlhum.bis es Ernst Jakob Cckaro, der sttfier der reichbegüterten Frei herrlich Eckardstcln'schen Familie erwarb. In ueuesttr Zeit parzellirt, befindet das großen Theil im Besitze der Gesellschaft „Flora." Bei der Abneigung der E l f a ß - L 0 th ringe r gegen den deutschen Militärdienst, dann bei den fortwährenden und durchgreifen den Aufreizungen, welche besonders jüngere Leute zur Option veranlaßten, endlich bei der Freilassung aller Derjenigen, die vor dem 17. czember 1870 im französischen Heer oder in der Mobilgarde gestanden, ist es natürlich, daß die Aushebungen der Militärpflichtigen in den ersten Jahren nach der Besitzergreifung des ReichslandeS sich schwach herausstellten. Aber schon das Jahr 1873 übertraf in feinen Resultaten die Erwartungen vieler mit den Erjatzgefchäften und den Anständen des Lan des vertrauten Offiziere. Tiefe Besserung ist in diesem Jahre noch weit entschiedener sort gesckritten. Denn ungeachtet die Zahl der Militärpflichtigen um mehr, als 1000 gerin ger sich herausstellte, als im vorigen Jahre, haben 1874 sich weil über 3000 junge Män ner mehr, als damals zur Musterung gestellt. Während von den Militärpflichtigen überhaupt sich im vorigen Jahre noch keine 22 Prozent (oder zwei Neuntel) zur Musterung stellten, stieg dieses Verhältniß 1874 auf reichlich 30 Prozent (oder drei Zehntelj. Ebenso betrug die Zahl der als diensttauglich Befundenen über 45 Prozent mehr in diesem Jahre, als 1873. Uebrigens war die Menge der zur Musterung sich Stellenden im Verhältniß zn der Gesainmtzaht der Militärpflichtigen in den drei Regierungsbezirken des Landrs ziem lich übereinstimmend zwischen 29 und 3V Pro zent. Es stellten sich nämlich von Militär- Pflichtigen im Elsaß 26,486, in Lothringen 7921 Mann, zur Musterung 1874 im Elsaß 12,347, in Lothringen 3860 Mann, wobei der eigenthümliche Umstand sich herausstellt, daß Untercllaß, obschon am meisten deutsch, ver hältnißmäßig die wenigste Mannschaft zur Musterung lieferte. Die Räthe der schweizerischen Bun de Sve rs a m mlu n g haben am 27. Juli vorläufig ihre Arbeiten beendet und bis zum Oktober sich ach Hause begeben. Der Chef des eidgenössischen Postdepartements, Bundesrath Borel, befindet sich augenblicklich in Berlin, wo er gemeinschaftlich mit der deut schen Gcneral-Postdircktion die Vorbereitun gen für den nächsten September in Bern statl flndcnden internationalen Postcongreß trifft, ans welchem bekanntlich die Slaluten eines allgemeinen Postvercins berathen werden sol len. Der in Berlin ausgearbeitete Entwurf dieierStatuten wurde bereits mitgetheilt. Von den fünfzehn zumCongreß eingeladenen Staa ten haben bis jetzt nur England, die Ver. Staaten nnd Italien noch nicht zugesagt; ihre Theilnahme ist indessen unzweifelhaft. Au ßer Dänemark und Frankreich haben diejeni gen Staaten, welche ihre Betheiligung erklärt, auch schon sämmtlich ihre Abgeordneten er nannt. Die dreitägigen Konferenzen der preußischen Bischöfe zu Hulda bildeten bei Abgang der letzten Post immer noch das in der Tagespreise am meist besprochene Ercig iiiß. Allein über die Ergebnisse der Berathun gen ist noch so gut wie nichts bekannt. Indeß ans scheinbar wohlunterrichteten Kreisen in Fulda selbst darauf bestanden wird, daß nicht nur über Vermitttnngsvorichlügc verhandelt, sondern auch Beschlüsse über bestimmte Pro- Positionen zu Stande gekommen, die bereits sowohl nach Berlin wie nach Rom eingereicht seien, ereifert sich die deutsche ultramoiitane Presse nicht allein für den Satz, daß jeder Gedanke au Nachgeben auch nur um eines Haares Breite den Bischöfen durchaus fern geblieben sei, sondern ein Blatt, die „Germa nia," erklärt sich auch „zu der Mittheilung er mächtigt, daß von Friedens Präpositionen in Fulda nicht imEntserntcstcn die Rede gewesen ist." Die Lösung des Widerspruchs ist abzu warten. Tie Ausführung der neuen Maige setze geht inzwischen nicht bloß in Posen-Gne scn, sondern eben so am Rheine, in Westfalen und Thüringen fest ihren Weg. In Sachsen ist nunmehr der Eintritt der ReichSm arkrcchn ung aus den 1. Januar 1875 anberaumt uud amilich verkün det worden; für Preußen ist der Zeitpunkt noch zweifelhaft. - Aus Berlin wird der „Kölnischen Zeitung" berichtet: „Die Nachricht, daß der Professor Dr. Gncist sich in diesen Tagen nach den Ver. Staaten Amertta's Behufs archiva lischcr Studien begeben werde, ist eben so falsch wie die, daß'er in diesem Jahre über haupt reisen wolle. Pascal Groussct und lourdc, die bekannten aus Nen-Caledonien zurückge kommenen Commuiialeii, veröffentlichen in der „Times" einen Bericht über ihre Gefan genschaft in Ncu-Caledonien und die dortigen Zustände. Beachtung in ihm verdient die im Gegensatz zu wiederholten ossiziellenDemeiitis der französischen Regierung festgehaltene Be hauptung, daß überaus schwere körperliche Züchtigung, ja selbst eine förmliche Tortur in Form von Danmschrauben zu den stehenden Einrichtungen dcr Slrafcctonic gehören. Letz tere wird, wie im Mittelalter, zur Erpressung von Geständnissen angewendet, zn Strafzwek ken dagegen dient schwere Kerkerhast, während welcher der Berurthcilte an denßoden gekettet und kauinNahrung genug erhält, um ihn vor dem Huilgcrtode zn bewahren. Als besonders schrecklich wird die Vcrmtdcilung zu 50 Pctt schenhieben geschildert, die jedoch gewöhnlich zu verschiedenen Zcitabstäuden verabfolgt wer den, da 40 solcher Streiche hintereinander sicheren Tod bedeuten. Wie viel von der grauenhaften Schilderung der über die Sträf linge vcrhängtcnßehandlung wahr ist, möchten wir nicht verbürgen. Daß sie eher nach der dnstcrcnSeite hin übertreibt, läßt sich bei dem erbitterten Gcmlllhszustande derer, die sie ab faßten, allerdings voraussetzen, aber anderer seits wissen wir auch ans den verschiedensten Perioden der französischen Geschichte, daß die Franzosen gegen ihre Besiegten oft mit einer Granjamkeii verfahren, die bei anderen gebil deten Böllern zu den unerhörten Dingen ge hört. Charakteristisch für die Auffassung der Verfasser schließt derßericht: „Wir haben erzählt, was wir gesehen haben, kalt und leidenschaftslos, eher abschwächend, denn übertreibend, und der gebotenen Kürze wegen manche Thatsachen verschweigend, die ein Licht werfen könnten auf jene entlegene Hölle, woselbst keine Gesetze mehr in Kraft bestehen und wo die Launen einiger Wenigen straflos walten dürfen. Wir haben gezeigt, wie vier tausend Männer, deren einziges Verbrechen darin bestand, daß sie besiegt worden, zu den Gegensüßleru transportirl wurden, um dort in Müßiggang nno Elend zu verfaulen oder mit gemeuien Verbrechern untermischt zu wer den. Während dreier Jahre werden nun schon die Kämpfer von der Commune beschuldigt, daß sie viernudsechszig Geiseln ermordet und verschiedene Gebäude niedergebrannt hätten, während dafür doch nie ein wüthender Pöbel in der Stunde der Niederlage und Verzweif lung verantwortlich gemacht werden wllte. Die Welt hat ein Recht, diese beklagenSwer thcn Handlungen zn verdammen. Früher jedoch sollte sie auch die Thaten der Vcrsaillcr Versammlung zur Noriz nehmen: die Nicder mctzcluiig von dreißigtaujend Männern, Wci bern und Kindern, die gesetzliche Ermordung von hundert Kriegsgefangenen in Satory, die Verbannung von sechszigtauscnd Familien, die Transportation von viertausend Männern nach Nen-Caledonien und die Erhebung des Bagno zu einem politischen Argumente. Man ziehe doch die Bilanz und sage dann, auf welcher Seite die Opftr, auf welcher die Henker sich befinden." DeroB Jahr alle PrivatierJoseph Maier schreibt die Wiener „Neue Freie Presse" wandelte ininniglicher Gedanken voll, durch die Uugargasse. Am Kreuzungs punkte dieser Gasse mit der Barichgasse begcg net Maier der Drenftmagd Anna Pisa, und rasch entschlossen umfaßte der jugendlicheGreiS das Mädchen und applizirte ihm einen Kuß auf die Wangen. Das überraschte Mädchen stieß den ihr nnbekannlen Mann von sich, die i/r fiel zu Boden und wurde unglücklicher weise von einem im selben Momente rasch vorbeifahrenden Wagen überfahren und le bensgefährlich verletzt. —Ein armesS chu lm ei stcrl ei n zuSal vagny im CantonFreibnrg in der Schweiz hat seinem Elend und seinem L:ben mit eigener Hand ein Ende gemacht, was vorschriftsgemäß dem cantonalcnErziehungS Departement mit getheilt wird. 'Nach vierivöchentlichcr gründ licher Erwägung des Falles gelangt die hoch weife Behörde zn der Einsicht, daß ein Mann, der den Canton Freiburg nicht als die beste aller Welten betrachtet und sich durch einen Selbstmord von ihm verabschiedet, unmög lich noch zur Erziehung der Kleinen geeignet fem kann. In Folge dessen erscheint nachste hendes im „Confedere Decret:" „In Hinblick auf die notorisch schlechte Ausführung des SchullehrerS Z., im Hinblick auf seinen tra gischen Tod beschließt das Erziehungs-De parlcment des Cantons Frciburg: Der Schullehrer Z. wird von seinem Posten ab berufen. Das ErziehungS-Tepartement des Cantons Frciburg, Henri Schalter, Staats rath." Der d eursche Exporthandel nach Amerika stockt zur Zeil ganz. Seit Jahr und Tag ist nach dieser Richtung hin eine große Abnahme der Geschäfte zu bemerken. Nicht nur in Berlin und Wien, sondern in allen Handelsplatzen der Erde wird der Krach ver spürt; die südamerikanischen wie die ostasiati schcn Waareumärkle kranken an der Ueberfül luug der Produktion; es wird eben nicht ge kauft. Der große Tuchhandel Deutschland's nach Amerika hat sich in einen Wollhandel mitAustralien und demCaplande verwandelt; nur in einzelnen kleinen Artikeln wird noch ein großes Exportgeschäft gemacht. So in Photographie'!!, Albums, Luxuspapicren und hauptsächlich in Zich-Harmonikas werden ganze Schiffsladungen in die neue Welt be fördert. Der Zusammenkunft des deutschen Kaisers mtt dem Kaiser von Oestreich in Ischl wird eine hohe Politische Bedeutung beigelegt, man glaubt, daß Vereinbarungen in Betreff der Selbstständigkeit Rumänien's, die von Rußland und Oestreich bei der Pforte ihre Bemühungen iintcrstüven würde, abgeschlossen worden sind. Die östreichische Regierung wünscht die bisherigen Silberzölle durch Goldzölle zu ersetzen und sie hat die Aufmerksamkeit der belheiligten fremden Cabinette ans die Mög lichkeit einer solchen Aenderung hingelenkt. Bis jetzt hat nur das niederländische Cabinct seine Ansicht darüber ausgesprochen und zwar hat dasselbe für die Beibehaltung der Silber zölle Plaidirt. Man glaubt, daß auch die 5 englische Regierung sich in ähnlicher Weise auslassen wird. Die Veränderung würde , übrigens erst nach Ablauf der bestehenden Verträge eintreten. —Die au frühreris che Vorgänqe, die in Qucdnau und anderen Orten in Ost preußen in Folge der Einführung der Kiteis ordnung stattgefunden haben, werden den Um trieben der äußersten Reaktion zugeschrieben. > Dieselbe hatte von Anfang an der Krcisord nung die übertriebendste und tendenziöseste Opposition gemacht, die sich nur denken ließ, und hatte damit, auch nachdem die Vorlage die Unterschrist des Kaisers und damit Ge setzeskraft erlangt hatte, in unverändertem Maße fortgefahren. Dieselbe war auch nicht müde geworden, einen Theil der neuen Ge setzgebung, als zur Entchristlichung des Vol kes führend, Tag für Tag auf das'Gcwissen loseste zu verleumden. Man darf daher kaum zweifeln, daß die scudal-orthodoxcn Kreise die Urheber der beklagcnswerthcn Ausbrüche gewesen sind. Ostpreußen ist überhaupt die Stätte der krassesten Reaktion. Uebrigens wird auch von einigen Seiten die Vermu thung ausgesprochen, daß die sozial demokra tische Agitation, die in Königsberg ihren Sltz hat und schon wiederholt dort zur Auflösung von Versammlungen geführt hat, mit den Unruhen in Zusammenhang fleht. Die Un ruhestifter waren besonders über die Errich tung von Gcsängnissen aus dem Lande crbit tert, weil sie darin dummerweise die Wieder einführung der Leibeigenschaft erblicken. Ter Landrath von Httllcssem hat eine Bekanntma chung betreffs der Unruhen erlassen, der wir Folgendes entnehmen: „Gestern hat im Kreise ein sehr bedauerlicher Exceß stattgcflmden. In den Amtsbezirken Qucdnan und Trutcnau rottete sich eine größere Anzahl von Leuten zusammen, zerstörte die Amtsgefängnisse da selbst und verübte Mißhandlung und Plünde rung. Zur Herstellung der Ordnung mußte Militär reqmrirt werden. Dasselbe stieß auf Widerstand und mußte von der Waffe Ge brauch machen. Mehrere der Tumvltuanten wurden verwundet, einige nicht leicht, und 150 wurden demnächst verhaftet. Weitere Verhaftungen werden vorgenommen werden, um die Schuldigen, die sich der sofortigen Si slttüng entzogen haben, der gesetzlichen Strafe zu übergeben. Die gerichtliche Untersuchung ist auf Requisition der königlichen Staatsan waltschaft eingeleitet. Ein außerordentlicher Commissarius des Gerichts führt dieselbe nnd Vernehmungen haben bereits an Ort und Stelle stattgefunden. So weit bis jetzt hat festgestellt werden können, ist die Veranlissung zu diesem traurigen Vorfall darin zu suchen, daß bei dem Gesinde nnd den Arbeitern in vorerwähnten Bezirken die thörichte Annahme Platz ergriffen hat, daß, nachdem durch die Einführung der neuen Kreisordnuiig die Po lizeigewall aus dem Lande aus die Amtsvor steher übergegangen, die arbeitende Klasse vor dem Gesetze nickt mehr gleiche Rechte mit der besitzenden habe und wieder in Uiiterthänig leit gerathen solle. Es gewinnt auch den An schein, als wenn in dem Kreise nickt einheimi sche Elemente böswillig die Dummheit der Leute, welche die neue KreiSordnung als ein Uebcrgangsgefetz zur Leibeigenschaft ansehen, benutzt haben, um sie aufzureizen, gegen die Obrigkeit Unfrieden zu säen zwischen Gesinde und Brodheirsckast, und Excesse zn veranlas sen, indem ihnen wahrhcitswidrig vorgestellt war, daß die Anttsvorstehcr aus eigener Macht die Polizei an sich genommen hätten und es nicht der Wille des Königs wäre, daß sie die Polizei führen. Die Untersuchung wird das Nähere ergeben und die Schuldigen der gesetz lichen Strafe überweisen." Die Frage der Entschädigung der während der vorjährigen Belagerung von Cartagcna in ihrem Vermögen benachthcilig ten deutschen Reichsangchörigen ist erledigt worden. Nachdem die spanische Regierung bereits früher die Berechtigung dieser Forde rung anerkannt hatte, hat sie unlängst wäh rend der Anwesenheit des Grasen Hatzfeld in Madrid demselben die Summe bei dem dor tigen Bankhans Weißweiler zur Verfügung gestellt. Die deutsche Regierung ist über die rasche Erledigung dieser Angelegenheit sehr erfreut gewesen und sie hat den Grafen Hatz feld beaustragt, dem Madrider Cabinct ihren Dank dafür auszudrücken. —lm d euts chen S ü den vollzieht sich seit kurzer Zeit eine politische Wandlung, die für die Entwickelung des deutschen Reiches von bedeutsamen Folgen sein wird. Die Symplome hänfen sich, daß auf der einen Seite wichtige politische Faktoren, die sich bis unlängst im Mißverständnisse ihrer vermeint lichen Interessen von dem nationalen Streben abseits hielten und der organisatorischen Ar beit zur Regelung der neuen Verhältnisse mit Mißtrauen folgten, sich nun rückhaltslos der selben anschließen, während auf der andern Seite die grundsätzlich reichsfeindlichen Ele mente auseinander und der Ohnmacht anheim fallen. Mit einigem Erstaunen bemerkte man, daß einzelne derselben im richtigen Gefühle der Unfruchtbarkeit ihrer bisherigen politischen Haltung an die gegebenen Verhältnisse anzu knüpfen suchen, mährend die beschränkten Un versöhnlichen sich durch ihre Mißerfolge gegen einander selbst Hetzen lassen und immer tiefer in den Bruderkrieg hineintreiben, in welckem sie sich den größten Blamagen aussetzen. Bon letzterem Geschick ist die bayerische Patrioten- Partei bereits ereilt. Bei der internationalen landwirthschast lichen Ausstellung in Vre m c u wurden un ter Andern auch die Deleginen Lothringen's dem Kronprinzen des Deutschen Reiches vor gestellt. Nach einer Mittheilung des „Nie derrhciu. Cour." richtete der Dclcgirte des Kreises Saargemünd folgende französische Ansprache an den Prinzen: „Kaiserliche Ho heit! Delegirter des Landwirthschafllichen Vereins des Kreises Saargemünd, einer Ge sellschaft von Männern, welche den Fortschritt der Arbeit, das Wohlergehen und Gedeihen unseres Landes wollen, bitte ich Sie, es uns nicht übel zu nehme, wenn meineMitbürger, wie ich, wenn Alle ohne Unterschied über den Verlust unseres vormaligen Vaterlandes und über sein Unglück tiefe Trauer empfinden. Die Kriegsereignisse, tapferer Prinz, haben die Führung des Geschickes unseres theuern Landes in Ihre Hände gelegt. Wir haben Hoffnung auf die Zukunft, nnd wir zweifeln nicht, daß Ihr Wohlwollen, JhrcGercchtigkeit und Humanität Sie bestimmen werden, un serc Lage in Erwägung zn ziehen nnd Ihre ganze Sorgfalt umerm Lande zuzuwenden. Unter diesen für mich so feierlichen Umständen empfangen Sie, KaijerlicheHoheit, imNamcn einer großen Zahl der Mitglieder des Vereins, welcher mich hichcr gesendet hat, dcnAusdruck unserer Huldigung nnd Ehrerbietung." ' Der Kronprinz erwiderte in guiemFranzösisch: „Ich sage Ihnen für Ihre Loyalität und Frei müthigkeit Dank. Ick begreife vollkommen, daß man sich nicht ohne schmerz von einer großen Nation trennt; aber seien Sic über zeugt, die Gemüther werden sich mit der Zeit beruhigen. Sie werden später erkennen, daß Sie Nichts verloren haben, daß Sic heute einer sehr großen Nation angehören, welche in der Lage ist, Ihnen Ruhe und Frieden zu zarantiren. Sagen Sie Ihren Mitbürgern, daß meine Bestrebungen für das Wohler gehen Ihres Landes ihnen niemals fehlen ivcrden!" Ueber einen Tumult in St. Wendel bei Saarbrücken schreibt die „Saarbr. Ztg." vom 7. d. M.: „Gestern Nachmittags wurde hier ein Volksauflauf in Scene gefetzt, der leicht die nackthcitigsten Folgen für die Stadt nach sich ziehen konnte. Gewisse Heißsporne und ciftige Mitglieder des Mainzer Kalho- Ilkenvcrcins verbreiteten gegen Mittag die Kunde, daß der gesperrte und im Ganzen zu 28 Monaten Gefängniß verurtheiltc katholi sche Pastor von Namborn eingebracht und mit dem Schnellzuge Nr. 10 nach Saarbrücken ! zur Abbüßuiig seiner vom Gerichte zuerkanu > leu Strafe escortirt werde. Die Leute liefen massenhaft auf den Straßen dem Gulesberge ' zu, woher der Arrestant kommen sollte. Gegen ! 3 Uhr Nachmittags kam derselbe zu Fuß in Begleitung der Bürgermeister Wohtt und Gendarm Oberläuter und umschwärmt von einem großen Theil der Namborncr und an derer benachbarter Gemeinden hier an. Unter wegs waren die beiden gefetzausfllhrendcn Be amten beständigen Insulten ausgefetzt. Man warf nach ihnen mit Steinen, stieß Trohwerte aus. In dem Zug befanden sich noch zwei benachbarte Geistliche, welche dem Skandal nicht steuern konnten oder nicht wollten. An der Stadt angekommen, wurden genannte Beamte mit Schreien, Stcinwürfen :e. em pfangen und zum Stillstehen gebracht. Mit großer Mühe gelangte man zum Bahnhose, wo sich trotz Anwesenheit des Polizcidieners und zweier Gendarmen die Aufwiegler mit großem hiesigen und auswärtigem Gefolge les Bahnhosperrons bemächtigten und das Einsteigen des Pastors in den Zug zu verhin dern suchten. Unter solchen Verhältnissen blieb nicht Anderes übrig, als die Hülfe der Stammmannichafl des hiesigen Landwehr Bataillons eiligst anzurufen. Diese erschien denn auch eben, als der Zug abgelassen wurde, geführt von dem Bezirks Commandeur Herrn Ma;or v. Stübnitz. Da das Militär von dem Pöbel mit Drohungen, Schreien und Steinwürfen empfangen wurde, zog Herr v. Stübnitz den Degen und ließ durch feine Mannschaft von oer blanken Waffe (Säbel) Gcbrauck machen und die Tumulluanten und Neugierigen von dem Bahnhofe vertreiben. Bedeutende Verwundungen sind nicht vorge kommen. Drei der am meisten Gravirenden wurden dabei verHaftel und in's Contonsge fängniß abgeführt." ist am 10. Juli in der dortigenSllldtkirche der von Dr.Schwcuifurth ausCentralafrika mitgebrachte NegerAllagabo Timin durch den KircheurathHeß getauft wor den. Als Palhen waren anwefciid der Groß herzog von S.-Weimar, die Erbgroßherzogin, Dr. Schweinfurth und Hr. Seidel, welch' Letzterer die Erziehung des jungen Schwarzen übernommen hat. Ällagabo Timmist vom Stamme der Munbutto, vollkommen schwarz und jetzt vielleicht 15 Jahre alt. Wie Gei marer Chroniken melden, ist ver 200 Jahren schon einmal cinNcgcr, und zwar in derselben Kirche, getauft woröea. Telegraphische Depesche. Mord und Selbstmord in Eon necttcnt. Hartford, Conn., 24. Jnli.—ln Wcst- Sufficld ermordete gestern Abend Eliheu Spears den Charles Davis, indem er ihm mit einer Axt den Kopf fast vom Rumpfe trennte. Spears schnitt sich dann selbst den Hals ab, ist indeß noch am Leben. Die Ur sache zu diesen blutigen Szenen ist in der Thatsache zu finden, daß SpearS einen Mord versuch auf seine Frau machte und durch Da vis an der Ausführung seines Planes gehin dert wurde. Schreckliches Verbrechen. Eine Lehrerin iu Vermont geschän det und ermordet. Rntland, Vermont, 27. Juli. Ein schrecklicher Fall von Nothzucht nnd Mord kam gestern Morgen in St. Albans an's Licht. Das Opfer war Frl. Marietta N. Ball, die Lehrerin der drei Meilen östlich von dem Dorfe gelegenen Distrikts-Schule. Nach dem sie ani letzten Freitag Nachmittag ikre Schule geschlossen hatte, wollte sie eine ent. fernt wohnende Freundin besuchen; ihr Weg dorthin führte durch ein einsames Gehölz. Am Samstag wurde sie vermißt und man be gann die Umgegend abzusuchen. Gestern Morgen 1 Uhr fand man die Leiche. Dieselbe war 40 Ruthen weit in das Gehölz geschleift, unterwegs bemerkte man verschiedene Blnt spure. Frl. Ball war körperlich wohl ent wickelt und außerordentlich kräftig; die Szene bot den Anschein, als habe ein verzwei felter Kamps stattgefunden. Zwei Männer sind auf Verdacht verhaftet worden, man glaubt aber, daß der wirkliche Thäter noch aus freiem Fuße ist. Ter Beecher Tilton'sche Skandal. New-Dork, 24. Juli. Der „Argus" publizirt heute Nachmittag eine weitere An gäbe Theodor Tillon's in der Form einer Unterredung seines Berichterstatters mit die sem. Tilton sagt, alle Berichte über sein Kreuzverhör seien unrichtig und einseitige, fast maliliöse Entstellungen; dieselben seien den Berichterstattern von den Anwälten des Co mite'S geliefert. Das Comite habe einen ge wichtigen Fall vor sich und sei klug genug, dies zuzugestehen; die Anwälte versuchten je doch, denselben als leicht und geringfügig dar zustellen. Diese Herren würden sich jedoch sehr getäuscht sehen. Die Advokaten hatten die schreckliche Dummheit begangen, aiistatt der Sache, welche vorliege, nachzuforschen, sich nach seinen weiblichen Bekannten zu er kundigen. Dieses gäbe ihm das Recht, ähn liche Nachforschungen über die Damen von Bcecher's Bekanntschaft anzustellen. Er habe gestern dem Comite zu oerstehen gegeben, daß er diese Vertheidigungslinie verabscheue, wenn er jedoch gezwungen werde, dann könne er mit einem zweischneidigen Schwerte fechten. Wenn diese neue Ansicht die Controverse charaktcrisi rcn solle, dann wäre es besser für Hrn. Bre cher, wenn er nie geboren worden wäre. In Betreff der iü den Morgcnblättern ent haltenen Angabe, daß Tilton dem Comite ge sagt haben solle, er habe keine weiteren Be weise von Bcecher's Ehebruch, als die Aussa gen seiner Frau, erklärte Tillon: „Ich wünsche, daß Sic mir den Gefallen thäten, zu jagen, daß, obgleich ich bisher es vermie den habe, mich auspumpen zu lassen, über Das, was ich vor dem Comite ausgesagt habe, so muß ich doch sagen, daß die Berichte, welche die Anwälte Bcecher's in Umlauf ge setzt haben, gänzlich erfunden sind. Ich sagte dem Comite bestimmt, daß Hr. Beecher mir seinen Ehebruch eingestanden, daß er dasselbe Geständnis; Hrn. Moulton und anderen Per sonen gemacht habe, ich nannte sogar verschie dene Namen von Personen, welche genau wis sen, daß die Verbindung des Hrn. Moulton > mit dem Falle allein aus Bcecher's Verbre chen sich stützt. Ich verlangte, daß alle diese Personen dem Comite vorgeführt werden möchten; ich verlangte ferner, Hrn. Beecher in'SKreuzverhör nehmen zn dürfen. Ich machte ferner den Vorschlag, daß, indem der Fäll ein solches Stadium erreicht habe, es besser sei, wenn das Comite die Sache fallen ließe, indem ich ja doch der Einzige bin, der b e - schworcne Angaben machte, und daß die Sache in einem Gerichtshofe weiter verhan delt werde. Ich erklärte mich bereit, daß man mich wegen Llbells verklage, damit die An gelegenheit vor ein ordentliches Gericht komme, welches das Recht habe, Zeugen unter Eid zu vernehmen. Wenn dieser Fall mit allen noch unenthülltcn Thatsachen vor einem or dentlichen Tribunal verhandelt worden wäre, wenn die Angaben des Hrn. Beecher unter Eid gemacht worden wären, und man ihn einem Kreuzverhör unterworsen hätte, dann würde er bald klein beigeben. Ich sehe mich veranlaßt frei zu sprechen, denn seine Anwälte haben meine Aussagen gefälscht, und mir bleibt nichts Anderes übrig, als sie in's Ge ficht zuschlagen." N cw-N ork, 24. Juli. Frau Victoria Woodhull ist hier angekommen. Sie erklärt, daß die Angaben bezüglich ihrer Beziehungen zu Hrn. Tilton vollständig haltlos seien. Sic fügt hinzu, daß sie mit bcm, was sie über die Beecher Tilton'sche Angelegenheit zu sagen habe, erst hervorkommen werde, wenn beide Parteien sich erschöpft hätten. New -?) or k, 25. Juli. Man ist der Ansicht, daß der Bcecher-Tilton'sche Skandal schließlich doch vor dieGerichle gelangen wird. Ter „Herald" ist der Ansicht, daß Tilton eine Entschädigungsklage gegen Beecher und eine Scheidungsklage gegen seine Frau einreichen wird; hält es aber noch für wahrscheinlicher, daß man gegen Tilton eine Verläumdungs klage anhängig macht. LetzcreS sei fast/unver meidlich. Tillon's letzte Drohung, daß er ein zwei schneidiges Schwert ziehen werde, wird dahin ausgelegt, daß er Skandalgcschichten an die Oeffentlichkeit bringen wird, welche hochste hende Damen compromittiren. In der gestri gen Versammlung wurde ein gcheimnißvolles Frauenzimmer vernommen, dessen Aussagen von der größten Wichtigkeit gewesen sein sol len. In Brooklyn cirkulirt das Gerücht, daß Benj. F. Butler demnächst als Anwalt für Tilton austreten wird. FranWoodhull wurde sofort nach ihrer An kunft von einem Berichterstatter ausgefragt. Sie machte die Idee einer platonischen Liebe von Seiten Bcecher's lächerlicb und sagte, der Mann sei voller Sinnlichkeit. Tilton's Ehe bruchsanklagen seien Wort für Wort wahr; sie habe Hrn. Beecher wiederholt gefragt, wa rum er die Lehre von der freien Liebe nicht of fen verkünde? woran? er geantwortet habe, daß in diesem Falle seine Kirche bald leerste hen würoe. Wenn Frank Moulton Alles sage, was er wisse, dann müsse Beecher untergehen. Schließlich sagt Frau Woodhull, sie werde warten bis zuletzt, dann werde sie den Fall Rcvüc Yassiren lassen. Die morgen erscheinende „Tribüne" ent hält einen drei Spalten langen Bericht über das letzte Kreuzverhör Tilton's, iu welchem die Fäden der Intriguen blos gelegt werden, die zu den Enthüllungen führten. Im klebri gen wird Nichts an die Oeffentlichkeit ge bracht, was auf den Stand der Dinge ein be sonderes Licht werfen könnte. New-Dork, 27. Juli. —Der „Brook lyn Argus" publizirt folgende Erklärung des Hrn. Tilton: „Ich mache achtungsvoll auf die Thatsache aufmerksam, daß, obgleich das Comite der Plymouth-Kirche heute acht oder zehn Spalten der unzusammenhängenden Unterredung zwi schen Hrn. Bcecher's Anwalt nnd nnr publi zirt hat, dieser umfangreiche Bericht sonder barer Weise die wichtigsten Theile meiner Aussagen, nemlich über das Verbrechen, dessen ich Hrn. Beecher und sein gläubiges frommes Opfer beschuldige, welches er sowohl, als sie mir eingestand, nicht enthält. Dieses Verbrechen wurde nicht nnr mir, sondern auch Hrn. Moulton eingestanden; Hrn.Moulton's Versuche, seit vier Jahren zwischen uns zu vermitteln, stützten sich ganz allein auf dieses Genändniß. Dieses sagte ich dem Comite in klaren dürren Worten. Ich sagte dem Co mite ferner, daß Beechcr'ö Abbitte bei mir, weit entfernt davon, mit Frau Woodhull in Verbindung zu stehen, geleistet wurde, noch che ich diese Frau kannte. Die Auslassung dieser wichtigen Thatsachen durch das Comite zwingt mich, dieselben als nothwendige Theile meines Falles dem Publi kum vorzulegen. Th. Tilton." Der „Argus" hat den Bericht über eine Unterredung mit Frl. Elizabeth Cady Stan ton, welcher folgendermaßen lautet: „Eines Tages waren Frau Ballard, Su san B. Anthony, Hr. und Frau Tilton und ich zusammen in Brooklyn. Eines Nachmit tages begleitete Hr. Tillon und ich Frau Ballard nach ihrer Wohnung und speisten bei ihr. Infolge eines Mißverständnisses ging Frl. Anthony mir Frau Tilton nach Hause und blieb dort. Frau Tilton war ei nigermaßcn piquirt darüber, obgleich es nicht unsere Schuld war. An meiner Tafel waren nur Frau Ballard und Hr. Tilton anwesend. Theodor erzählte uns die ganze Geschichte von der Treulosigkeit seiner Frau; er ging auf keine Einzelnheitcn ein. Er erzählte die;e Gefchichte als eine Phase des sozialen Lebens. Am nächsten Abend, als ich nach meiuerWoh nung in Tenally zurückkehrte, fand ich Frl. Anthony dort, meiner wartend. Jch fagte ihr im Laufe des Abends „Theodor hat uns ge stern Abend eine sonderbare Geschichte er ! zählt;" worauf ich ihr dieselbe mittheilte. Frl. j Anthony hörte aufmerksam zu. Sie jagte ! schließlich: „Ich yabe ungefähr dieselbe Ge ! schichte von Frau Tilron gehört." Als Hr. Tilton am Abend jenes Tages j nach Hause kehrte, kam es zwischen ihm und seiner Frau zu einem Wortweckijel und Ein's jagte dem Andern in Gegenwart vou Fräul. 'Anthony, daß es ;ein Ehegelübde gebrochen. Während dieser in der Leidenschaft gemachten erstaunlichen Enthüllungen zog sich Frl. An thony aus ihr Zimmer zurück. Bald darauf hörte sie Fran Tilton eilig die Treppe herauf kommen, Tillon folgte ihr eben so rasch. Frau Tilton suchte in Frl. Anthony'sZimmcrZu flucht und verschloß die Thüre, Tilton wü thete und tobte, er wurde jedoch nicht einge lassen. In jener Nacht erzählte Frau Tilton unter Thränen ihr ganzes Verhältniß zn Beecher, wie sie derselbe verführt habe:c. Hr. Wilkejon habe später die Veröffentlichung de? Skandals zu hintertreiben gesucht, weil er an Bcecher's Kirche und an seiner Jcituug xccuniär interessirt sei. Ei Dampfer flescheitert. New Dort, 24. Juli.—Bis zum 20. ds. Mts. reichende Nachrichten ans 'Nassau, N.- Pr., melden, daß der von New - Hork nach Asplnwall bestimmte Dampfer „City of Gua temala," Capt. Hildreth, am Ponnerstag, den ds. Mts. an der nordwestlichen spitze von Watling-Island, Bahamas, scheiterte. Die gcsammte Mannschaft wurde gerettet. New - Nork, 24. Juli.-Der Dampfer „Cith of Guatemala," welcher 6 Tage zuvor von Nem-Aork abgegangen war, gericth an der nordöstlichen Spitze von Watling-Jsland am Donnerstag, den 16. ds. MtS., um Mit ternacht avf den Grund. Die Mannschaft begann sofort, die Ladung über Bord zu wer fen, und setzte das bis l ilhr fort, als der In genieur meldete, daß die Dampfröhre ge brachen sei. Zwei Stunden später waren 9 Fuß Wasser im Raume, weshalb zwei Boote abgeschickt wurden, das eine nach Fortnne visland, um heimwärts bestimmten schiffen zu begegnen, das andere nach Nassau. Am Sonntag Abend gegen Mitternacht kam der Zweite Offizier, Namens Lapham, mit sechs Matrosen unter einem furchtbaren Gewitter zu 'Nassau an, wo sich der aincrikanifche Con nil ihrer sofort annahm. Der Dampfer „An na" wurde unverzüglich abgeschickt, um der „Eith of Guatemala" Hülfe zu leisten. Eben als das 800 l abfuhr, wurde gemeldet, daß 12 Fuß Wasser im Raume feien. Der Dampfer wird ein vollständiges Wrack werden, doch hofft man, den Rest der Ladung zn bergen. Es waren keine Passagiere an Bord. Fünf Matrosen der „City of Guate mala" sind mit der „Cith of Havana" nach New-Dork gegangen. Bis zum Abgange des letzteren Dampfers hatte man über das Schick sal des nach Fortune-Jsland abgefahrenen Bootes noch keine Künde. Auswanderung nach Europa. Ncw -A 0 rk, 25. Juli. Seit längerer Zeit sind von New-Nork mehr Menschen nach Europa abgegangen, als umgekehrt. Die Ursache liegt in der durchschnittlichen Stille des Geschäfts und der Thatsache, daß die Dampsjchiffsahrts - Gesellschaften die Fahr preise so außerordentlich erniedrigt haben. Alan erwartet täglich eine Herabsetzung der Fahrpreise für Kajüten-Passagiere. Mit den gestrigen Dampfern sind ungefähr 400 Perso nen nach Europa zurückgegangen. Mord in Zcrscy-<sit>, N.-J. New-Dork, 27. Juli.—John McCann wurde heute früh ermordet in der Communi paw-Avenue, Jersey City, N.-J., gefunden. In seinem Hinterkopfe war eine Kugclwunde und an seinem Körper mehrere Stichwunden. John Scanion und Patrick Harrigan sind, als des Mordes verdächtig, verhaftet wor dcn. Waldbrand auf Long-Jsland. New -B 0 rk, 27. Jnli. Die Wälder auf Long Island zwischen Deer - Park und Farmingdalc gericihen am letzten Freitage in Brand und brennen noch. Zehn Meilen Wald sind schon niedergebrannt. Ob auch Wohnhäuser eingeäschert sind, weiß man bis jetzt nicht. Mord iu Zucht Hanse. P 0 ughkeepsi e, N.-2)., 26. Juli.—lm Zuchthanse zu Sing Sing erstach heute Mor gen der Sträfling William West einen ande ren Sträfling, Namens William Bentley. West wird morgen nach dem Gefängnisse in White PlainS transportirt werden. Präsident Grant in Atlantic -sith. Atlantic - C ity, N. J., 25. Juli. Der Präsident rcii'le mit seinen Begleitern heute Morgen in Präsident Scott's Waggon von Long Branchad. Die Reisegesellschaft bestand aus dem Präsidenten Gränt, dessen Gemahlin und Sohn, dem General Babcock, General-Anwalt Williams, John Gosorth, Thoma H. Dudlcy, Frl. Tudley, Frl. Mat lock, A. K-Hay, dem Präsidenten, und D. Ak. Zimmermann, dem Schatzmeister der „Camden-Atlautic City-Bahn," dem Direk torium der Bahn und einer Anzahl anderer Herren. Nach erfolgter Ankunft an dem Land gute des Ex ConjulS Tunlcy in der Nähe von Eamdcn, wurde daselbst ein Lnusch eingenom men, worauf die Reisenden an den Durch schnittspunkt der Bahn bei Eamden geleitet wurden und von dort aus die Fuhrt nach At lantic-City fortsetzten. An allen Stationen hatten sich zahlreiche Menschen versammelt, welche den Zug mit Hochrufen empfingen. Zu Haddcnfield wurde ein kurzer Ausenthall gemacht, dem Präsidenten wurde mit Glück wünschen ein Bouquet überreicht, worauf der selbe mit einigen Worten dankre. Zu Ham monton wurden die Reisenden init Musik cm pfangen. Zu Egg-Harbor City wurden sie mit inländischen Weinen und Cigarren ver sehen. Bei der Ankunft in Aikantic-City wurden vom „Unitcd-States-Hotcl" Salut schüsse gelös't, eine ungeheure Menschenmenge hatte sich versammelt, und der Präsident wurde mit Musik und begeistertem Hoch em pfangen. Als er in den Parlor eintrat, wurde er von dem Ehrw. Willits mit einer Rede begrüßt, aufweiche er inpassendenWor len erwiderte. Der Präsident und seine Ge fährten machten dann eine Spazierfahrt in der Stadt, und nahmen das Diner im „Ocean Housc" ein. Der Verkehr nach der Küste ist me so lebhast gewesen, wie heute. Die Ex kursion der „Typographischen Gesellschaft" füllte 36 Waggons, und die Nachmittagszüge waren gedrückt voll. Einer derselben war so lang, daß er in zwei Theile getheilt werden mußte, um die Zeil inne halten zu können. Heute Abend wurde auf dem Rasen vor dem „United-States Hotel" in Gegenwart von Tausenden von Menschen ein großartiges Feuerwerk abgebrannt. Den Schluß der Fest lichkeiten bildete ein glänzender Ball, an wel chem auch der Präsident und seine Gcsährten thcilnahmen. Dies ist das erste Mal, daß ein Präsident der Vcr. Staaten Arlaniic- Eitn besucht hat. At l ant ic- City, N. ?)., 26. Juli. Im Vergleich mit gestern war cS heute ziem lich ruhig in unserer Stadt. Der Präsident wohnre heute Morgen dem Gottesdienste in der bischöflichen Kirche bei, und heute Abend machte die ganze Gesellschaft eine Spazier fahrt längs dein strande. General Babcock, der Prival-Sekrctär des Präsidenten, ist heute Nachmittag mit einem Extra Zuge nach Wa shington zurückgekehrt. Zahlreiche Tonrillen aus Philadelphia verließen uns mit demsel ben Zuge. Der Präsident wird morgen mit einem Extrazugc nach Long-Branch zurück kehren. Gefährliches Spiel mit Pistolen. N ewark, N.-J., 20. Juli. Der 10- jährige William Harringtoii, fand auf einem Tische in einem Zimmer de oberen Stock werkes seiner elterlichen Wohnung neben einer Pistole, welche er gebraucht halte, eine andere liegen. Da er beide Pistolen für nicht geladen hielt, so setzte er eine an jedes Ohr, spannte den Hahn und drückte ab. Eine Kugel fuhr ihm in's Gehirn, und er stürzte zu Boden. Trotz sofort herbeigerufener ärztlicher Hülfe starb er nach 4 Stunden. Do* Ende eines Landstreichers. Harrisburg, Penns., 20. Juli. —Ein Landstreicher aus Louisvillc, Ky., welcher als blinder Passagier eine Bahnfahrt machen wollte, that, als er aus die Plattform eines Waggons zu springen versuchte, einen Fehl tritt, gcrieth unter die Räder und wurde über fahren. Er starb wenige Stunden nachher. Blutige 'Auftritte in Tcranton, Pennsylvanien. Wilkesbarre, Penns., 25. Juli. —Am Tonnerstag Abend brach unter Grubenarbei tern in Scranton ein Tumult aus, und als der Polizist Hetzel einen der Rädelsführer zu verhaften suchte, drangen sämmtliche Unruh stifter auf ihn ein und richteten ihn mit Schlä gen und Fußtritten furchtbar zu. Auf seinen Hülferus eilte I. B. Gillespie, ein Mitglied des Stadtraths, herbei, Pistolenschüsse wur den gewechselt und ein junger Mann, Na mens Thomas Duggan, in den Unterleib ge schossen. Duggan lebt allerdings noch, doch wurde seine Wunde für tödtlich erklärt. Am folgenden Morgen ließen Duggan's Freunde Gillespie verhasten, und der Mayor hielt die gegen ihn vorliegenden Beweise für stark genug, um ihn dem Gefängniß ;n Wilkesbarre zu überweisen, wohin er heute Nachmittag gebracht wurde. Nach stattge habtem Verhör wurde Gillespie vom Richter Harding unter 3000 Bürgschaft gestellt. Dem Polizisten geht es verhältnißmäßig gut. Furchtbare Regengüsse in Pennsyl vanien —Städte überschwemmt und sSäuser demolirt.-Großer Verlust au Mcnscheuleven. Philadelphia, 27. Juli. —Die heuti gen Pittsburger Morgenblätter haben fol gende Titel: „Furchtbare Regengüsse in die ser Ttadt. — Die Straßen und Häuser voll Wasser. Alleghanq überschwemmt. Gro ßer Verlust an Menschenleben und Eigen thum. —Sechszehn Leichen gefunden und An dere vermißt. Das „Union-Depot" forige spült. Die 7. Avenue gleicht einem Wasser fall. —Fünfzig Personen sollen umgekommen sein." Pittsburg, 27. Juli. Während des ganzen Tages regnete es gestern und am 'Abend fiel der Regen i Strömen. In Alle ghany sind viele Menschen verunglückt. Der Tunnel der „Pan-Handle-Bahn" ist über schwemmt und unpassirbar. Durch die Ströme von den Bergen wurden die Häuser von ihren Fundamenten verschoben. Man glaubt, daß 50 Pen'oncn verunglückt sind. Die neue eisern: Brücke an der Carson-Straßc wurde weggerissen, ebenso eine große Anzahl Äohlcnbargeu. Ein Mann, Namens Heß, suchte sich durch Schwimmen zu retten und ertrank. Ein Sohn des Stadtrathmitgliedes Bolslcr erlrank bei dem Versuche, ein Kind zu retten; auch eine junge Dame ist umgekom men. Bis jetzt hat man die Leichen von 13 Personen erlangt. Die Ueberschwemmung zerstörte die Gasröhren und die Stadt war in Finsterniß gehüllt. Ueber die Strecke von einer Meile an der Spring-Gardcn Avenue bemerkt man Ruin und Zerstörung. Häuser sind eingestürzt und die Ruinen liegen auf hohen Haufen zusam mengeschichtet. Ueber fünfundzwanzig bis dreißig Schlachthäuser sind an der Avenue fortgeschwemmt. Vi ' nickn gänzlich zerstörte Gebäude sind arg beichäoigi. Wasser stieg fünfzehn Fuß hoch und setzte die ersten Stockwerke unter Waffer, in vielen Häusern stieg die Fluth bis in'S zweite Stockwerk. Manche Häuser wurden Hunderte von Bards fortgerissen. Ein HauS an der Centrestraße, in welchem drei Familien wohnten, wurde total zerstört, und man glaubt, daß alle Personen ertrunken sind. In Temperanceville nnd Saw-Mill-Run richtete die Uebcrsckwemmung furchtbare Ver heerungen an. Die Fluth schwellte jeden kleinen Nebenfluß zn einem schäumenden Strome an, und die Wassermassc rauschten ohne Widerstand durch das Thal nnd zer störten Alles, was in ihrem Wege lag. Der Lauf, welchen die Fluth genommen hat, wird durch Ruinen bezeichnet. Sieben Leichen hat man bereits gefnnden, und von 25 bis 30 Personen werden vermißt. Die eiserne Brücke über den Saw-Mill Run ist fortgeschwemmt. In McLaugtin, it Meilen westlich von hier, sollen 11 Personen ertrunken sein. Neue Berichlc. Personen Pittsburg, Penns., 27. Juli. Die jetzt einlaufenden Berichte über die entsetzliche Fluth, welche fast die gesammtcn Vorstädte von Pittsbnrg überschwemmte, zeigen, daß die Katastrophe unheilvoller war, als zuerst an genommen wurde. Plan fürchtet jetzt, daß wenigstens 200 Personen umkamen, und der an Eigenthum angerichtete Schaden ist vcr hältnißmäßig groß. Das „Evemng Chronicle" giebt in seiner Nachmittags - Ausgabe die Zahl der klinge kommenen auf 142 an; das von der Ucbcr schwemmung heimgesuchte Gebiet hat einen Durchmesser von 20 —25 Meilen, und wie der Hauptthcil der Stadt Pitlsburg vor Zcrstö rung verschont blieb, erscheint wunderbar. Man glaubt, daß die ganze Katastrophe die Folge einer Art von Wolkcnbruch war. Ein Herr, welcher das Univetter von einem einige Meilen unterhalb gclcgenenPunkte aus beobachtete, sagt, er habe vermöge der Blitz strahlen sehen können, daß eine schwarze trich terförmige Wolke über der Stadt hing. Wer mit der Lage der Stadt nicht bekannt ist, kann sich von dem ganzen, entsetzlichen Ercigniß, und wie dasselbe sich zutrug, kaum einen Be griff machen. Ter Umstand, daß die Straßen im Haupttheile der Stadt vielfach abschüssig sind, kann bei einer Ueberschwemmung dieser Art die verderblichsten Folgen haben. Dennoch war der in diesem Theile angerichtete Schaden verhältnißmäßig unbedeutend. Das nördliche Ufer des Allcghany, an dessen 'Abhängen und in dessen Thälern der obere Theil der Stadt gelegen ist, wurde nach den bis jetzt cingclau senen Berichten am Schwersten heimgesucht. Das Zerstörungswerk nahm seinen Anfang etwa 2 Meilen nördlich von dem mittleren Theile von Allchany - City, nnd der Wasser schwall zerstörte in seinem Laufe eine große Anzahl Gebäude. Als der Regen zu fallen begann, hegte Niemand ernstliche Besorgnisse; Bewohner am Ausgang des Thales sagen aber, es hätte Plötzlich geschienen, als ob der Himmel sich öffnete nnd das Waffer muldeu weise herabstürzte. Die fallende Wassermassc war so groß, daß ein reißender Strom das Thal füllte. Hölzerne Gebäude, Ställe und Schlachthäuser konnten dem andrängenden Elemente keinen Widerstand leisten und wnr den fortgespült. In dem westlich von der Chestnittstraße und nördlich von einer mit der North-Avenue parallel laufenden Linie gclc gencn Distrikt stieg das Waffer 20 Fuß hoch. Die Bewohner mancher Häuser fanden nicht Zeit, das nackte Leben zu reiten, und von vie len Gebäuden blieb kein Stein auf dem an dern. Die einzelnen Szenen während der Katastrophe waren erschütternd; ganze Fami lien ertranken in ihren eigenen Häusern, Kin der wurden im Schlafe von der Fluid über rascht, und ganze Gebäude wurden buchstäb lich obcrst zu unterst gekehrt. Mehrere brave 'Männer büßten das Leben ein, während sie versuchten, Andere dem entfesselten Elemente zu entreißen. Eine geteiftvolc Geschichte. Möglicher Zusammen mit dem Knabcabc in Gcrman town, Penns. Nichmou d, Va., 25. Juli.—Die Ge heimpolizisten Kuox und Johnson verhafteten heute Abend einen anscheinend Verrücklcii, weil derselbe ihnen verdächtig vorkam. Auf dem Stationshaiise nannte er sich Myron Lc sure und behauptete aus Waterrown, N. ?)., zu sein. Er gab ferner an, mit seinem klci neu Kinde vor etwa drei Wochen von Watcr town abgereist zn sein, um nach Dayton, Ohio, zu gehen, und sich in Baltimore auf gehalten zu haben. In White Sulphiir Springs, West Va., sei das Kind krank ge worden und gcstorden. Daraus habe er seine Reiseroute geändert, sei am Donnerstage bier angekomm.u, habe den Leichnam seines Kin des mitgebracht und in Folge des von dem Arzte tu White Sulphur Springs au-sgeslell ten Schein die Erlaubniß erhalten, dasselbe aus dem Hollywood-Friedhofe zu begraben. Seine widersprechenden Angaben bezüglich seiner selbst und seiner Rette ließ eine Zeit lang den Verbackn auskommen, daß er in dem Knabenraub zu Germantown, Penns., ver wickelt sei; Tics ist jedoch kaum möglich, da, wie er sagt, das Kind, welckies hier begraben wurde, nur zehn Monate alt war. Die Leiche wird morgen wieder ausgegraben werden, damit eine Post-Mortem Untersuchung ange stellt werden kann. Hinrichtungen. Raleigh, N. C., 22. Juli. John Al len Blake, ein 'Neger, wurde gestern wegen der Schändung einer Frau gehängt. Er hielt keine Rede unter dem Galgen. Er hat daö Verbrechen jedoch vorher zugestanden, bchaup tele aber, daß von keimr Schändung die Rede sein könne, weil das Frauenzimmer ihm kei neu Widerstand entgegensetzte. St. Lonis, Mo., 25. Juli. John T. Carlisle, 22 Jahre alt, der vor zwei Jahren George McÄee ermordete, büßte gestern fem Verbrechen in Marshall, Soliiie-County, am Galgen. Er soll außer McKce noch drei an dere Männer ermordet haben. Ein WalnsinigcrV at crc rm oröct sei Kind nnd begeht Selbst mord. It. Louis, Mo., 24. Juli.—Eine Tpc zial Depesche aus Seneca, Kansas, an den „Dcniocrat" meldet: „Charles Cook ans Bull's City, Osboru - County, welcher seit einiger Zeil gemüthslrank war. jagte am Freitag voriger Woche seinem Säugling eine Messerklinge durch das Gehirn nnd zerschmet terte sich dann den Schädel mit cin-r Axt. Zerrüttele Verhältnisse sollen ihn wahnsinnig gemacht haben. Knrchtbaree in den Bergen Nevada s.— Vcrtnst an Mensche,lcvcn und Eigcnttznm. San Franzisco, Cal., 25. Juli. — Nach einer Depe>che aus Eureka, Nevada, cutlud sich gestern in den Bergen ein furcht barer Wolke bruch. Die Wasscrmasse ergoß sich durch den Ort; 20 Personen verloren ihr Leben und viel Eigenthum wurde zerstört. Nach einer anderen Depesche aus Ello suchte der Wolkenbruch die „Central-Pactfic-Bahn" zwischen Humboldt - Wells und Toauo heim und spülte das Geleise fort. Ein westlich gc hender Emigranteiizug stürzte um und fünf Personen wurden gctödtel. WellS, Nevada, 25. Juli. Durch den gestrigen Wolkenbruch wurden etwa 30 Fuß vom Geleise der „Central Pacific Bahn" fort gespült. Der östlich gehende Eilzug konnte nicht befördert werden. Ein Zug mit Arbci lern ist abgegangen, um den Schaden auszu bessern und die Passagiere warten ängstlich aus ihre Beförderung. Der nach Westen de stimmte Zug wird gegen Mittag hier erwartet. San Franzisco, Ca!., 25. Juli. Eine Depesche aus Eureka bringt Einzclnhci ten über den gestrigen Wolkcnbrüch. Von früh Morgens bis Mittag hatte es heftig geregnet; dann aber cutlud sich auf der östlichen hohen Bergkette ein Wolkeubruch und eine ungeheure Wassermenge ergoß sich in das Thal, in wel chem Eureka liegt. Der östliche Theil der Ortschaft war innerhalb 10 Minuten über schwemmt, das Wasser stieg immer höher und die Wuth desselben wurde vonMinute zu Mi iluic größer. Die Bewohner jenes Theiles des OrteS waren vollständig eingeschlossen, und jeden Augenblick wurden Häuser aus ih rcn Gruiidvesten gerissen und samnil den Be wohiiern fortgespült. Brave, beherzte Män ner banden sich Taue um den Leib, stürzten sich in die Fluth und retteten vielen Menschen das Leben. Einige Frauen und Kinder kamen um. Der Leichnam des Frl. Brag ist gesunden worden. Robert Robmctt, Berichterstatter des „Senli nel," ertrank. Das Comptoir des „Sentincl" wurde von der Fluth fortgerissen. Die auf gefischten Leichname werden sofort in'S Ge richtsgebäude gebracht. Unter den Ertruntc neu sind drei Chinesen. Dreißig Gebäude wurden demolirt und der Theil des Ortes, in welchem die Tanz- und sonstigen Bcrgnü gungslokale lagen, ist völlig zerstört. Es wer den im Ganzen 25—30 Menschen der Kala strovhc zum Opfer gefallen fem. San Franzisco, Cal., 25. Juli. — 'Nach einer aus Elko eingelaufenen Depesche ist derßericht, aus der„Central Pacrsie Bahn" sei ein westlicher Emigrantcnzug in der Nähe von Humboldt Wells in Folge eines Wolken bruchcs verunglückt, falsch. Ein Heizer wurde überfahren und verlor beide Beine. Das Gc leise ist so arg beschädigt, daß die Züge heule nicht befördert werden können. Aierieiin Vcichcn gciuii,,. San FranzlSco, Cal., 20. Juli.— 'Nach Privat-Depeschen aus Eureka sind vier zehn Leichen gesunden worden. Unter den Opfern der Fluth sind James Galvin, I. W. Talbot, I. Darncy, John Ranft, W. I. Me- Gearii und William Sunih. Der angcrich tele Schaden bcläufl sich aus 100,000. Das Recht des Todten auf seinen eigenen Vegrävniffplatz. Montreal. Canada, 2. Juli. So eben traf die Nachricht cm. daß der berühmte Gulbord'sche Prozeß von dem Gcheiinenßail, von England zu Gunsten der Wittwe des Verstorbenen entschieden worden sei. Der Prozeß entstand, weil der katholische Bischof dem Gnibord das Bcgräbniß in geweihtem Boden nicht gestattete, da derselbe ein M. Glied des „Institute Canadien," einer mit dem Interdikte belegten Societät, gewesen ist Die Wittwe behauptet dagegen', daß. da Gulbors einen Bcgrädnißplay im katholischen Friedhofe besitzt, seinen Hi' t'Nessem das bürgerliche Recht zust..,', d:...e.veii darin de graben zu lassen. D,e Sache ging hier durch alle Gericht? Instanzen und endlich nach Eng land, wo die dort angebrachte Appellation so eben entschieden wurde.