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Stadt Baltimore. Eine neue Preziosa. ' Die Rache eines Zigeuners. vrmordun eine jungen Bnliimorera und eine Zign.i miiea, ns. Monnt Pleasaiit, Penns., 22. Juli. In diesem kleinen, von Bergen umringten Städtchen im nördlichen Peiinsylvanien, herrscht augenblicklich große Aufregung, da cö bekannt geworden, daß nicht weil von dem Städtchen zwei Menschen aus eine schreckliche Weise ermordet worden sind. Ein Kiqcuiicr Namens Christoph Polombo.traf hüiite Mor gen in Mount Plcasant ein und überbrachte die Einzeinheiren der furchtbaren That. Po lombo gehörte zu einer Zigeunerbande, welche unser Städtchen erst vor zwei Tagen verließ und aus fünf Personen, zwei Frauen und drei Männern, bestand. Die Eine der Frauen war augenscheinlich nicht älter als 16 Jahre und von wunderbarer Schönheit. Ihre helle Gesichtsfarbe und ihre reinen regelmäßigen Züge bekundeten deutlich, daß nicht daö Blut der Zigeuner durch ihre Adern stoß. Fragte man sie aber nach ihrer Abkunft, so entgeg nete sie, daß sie nicht wisse, woher sie gekom men und in welchem Theile der Erde sie zu erst das Licht der Well erblickte. Uebrigens war sie ganz in dem Leben der Zigeuner aus gegangen. Sie verkaufte Amuletie. verstand aus den Linien der Hand zu wahrsagen und war fröhlich wie der Bogel in der Luft. Die zweite der Frauen war eine echte Zigeunerin. Unter den Männern mußte dem Beobachter zuerst ein junger Mann von etwa 24 Jahren ausfallen. Dieser war offenbar ein Amerika ner. Er hielt es unter seiner Würde, die phantastische Tracht der Zigeuner anzulegen, und seinen Kleidern sah man an, daß er sich noch vor Kurzem in anderer Gesellschaft be wegt haben mußte. Der Zweite der Män ner war der Hauptmann der Bande und mochte nahezu 40 Jahre alt sem. Ans seinem Gesichte malte sich stets ein finsterer Ausdruck, der besonders dann zu Tage trat, wenn der junge Amerikaner und ESmondela so hieß das zuerst erwähnte Zigennermädchen ne beneinander saßen und sich Worte zuflüsterten, die man nicht zu verstehen brauchte, um sich klar darüber zu werden, daß zwischen Beiden ein Licbesvcryältniß bestand, denn die Blicke, mit welchen sich Beide anschauten, sprachen denrlicher, als alle Worte. Dem Haupt nianne, der den Namen Moro führte, sah man an, daß er auf den Amerikaner eifersüchtig war und denselben gar zu gern von der Seite des jungen Mädchens gerissen hätte. Der Fünfte und Letzte unter der Bande war Chri stoph Poloiiibo. Sclisomc Geschichten. Christoph Polombo ward in Portugal ge boren und nahm in seiner Jugend Dienste in der portugiesischen Flotte. Voretwa 15Jah ren dejertirte er und wandte sich nach Eng land. Da er fürchtete, daß er wieder cinge fangcii würde, so schloß er sich einer Zigeuner bände an, die in der Nähe von Haworth la gerte und sich auf dcm Wege nach London be fand, um sich von dorr nach Amerika einzu schiffen. Ter Führer dieser Bande hieß Moro. Derselbe war vcrheirathet, seine Frau starb jedoch in dem Lager, wo Polombo sich der Bande anschloß. Nachdem man London erreicht, schlug man, da das Schiff, welches die nnstäreii Wanderer nach der neuen Welt tragen sollte, noch nicht zur Abreise bereit war, die Zelte auf einem Platze in der Umgegend der englischen Hauptstadt auf. Am Abende vor der Abfahrt kehrte eine der Zigeunerin nen, die während des Tages in den Straßen London'S Amulette verkauft, mir einem ilei nen weißen Mädchen nach dem Lager zurück. Das Kind war i reiche Spitzcngewänver ge hüllt und um feinen Hals schlang sich ein klei nes Väiidchcn, an welchem ein mit Tiaman ten besetztes Medaillon hing. Daß es aus einer vornehmen Familie stammte, konnte man auf den ersten Blick erkennen. Am nächsten Tage begaben sich die Zigeuner an Bord des Schiffes. Das Kind, welches höch stens zwei Jahre alt sein konnte, nahmen sie mit sich und legten ihm den Namen Esmon dela bei. Nach einer langen Seereise trafen die Zi geuner in New zffork ein und begaben sich, ohne die Slraßcn der amerftaiiifcheu Metro pole erst lange unsicher zu machen, auf's Land. Nachdem sie den Staat New-Nort durchirrt, pilgerten sie in westlicher Richmng weiter und kamen bis nach Illinois. Ihre Befchäfllgung bestand in dcm Handel mit Pferden und im Wahrsagen. Halten sie gar Nichts zn thun und mangelte es ihnen an Allem, so verlegten sie sich auf's Stehlen und Dies verstanden sie wie die Raben. gewöhnte sich bald an's Leben der Zigeuner und wuchs zu einem blühenden schönen Mäd chen auf. AIS Esmondela das fünfzehnte Lebensjahr erreicht, rrat Moro eines Tages an sie heran und erklärte ihr feine Liebe, wor auf sie ihm entgegnete, daß sie kein Gefühl für ihn hege und nie die Seinige werden könne. Moro belästigte sie darauf nicht mir weiteren Anträgen; wenn er ihr gcgenüber tiat, so war er freundlich, und lieg er sich in ein Gespräch mir ihr ein, so vermied er stets, auf die Gefühle zu sprechen zu kommen, die er für daö junge Mädchen hegte. Im Frühlinge dieses Jahres kam die Bande nach Baltimore und schlug ihr Lagcrzclt nahe der Sladt auf. Biete Bürger bcaä'ven sich nach dem Lagerplätze, um die Zigeuner zu sehen und sich von der schönen Esmondela wahrsagen zu lassen. Unter Denjenigen, die den Platz aufsuchten, befand sich auch ein jun ger Mann ans den höheren Kreisen, der sich gleichfalls von Esmondela aus den Linien feiner Hand wahrsagen ließ. Er schien jedoch auf ihre Worte mchi zu hören, sondern sah ihr nur fortwährend in die Äugen, die ihm viel glückverheißender schienen als die Worte, die aus dem Munde des Mädchens kamen. Als Frank Polombo wußte leinen andern Namen für den jungen Baltimorcr—Abends nach der Stadt zurückkehrte, fiel es seinen Gefährten, die ihn stets als einen lcbcnSlusii gcn jungen Mann gekannt, auf, daß er so schweigsam neben ihnen herschritt. Am nach sten Morgen war er bereits in aller Frühe wieder bei den Zigeunern und es verging von da an kein Tag, wo er nickt auf dem einsa men Platze das Mädchen aufsuchte, welches fein Herz in Fesseln geschlagen. Als die Zi geuner aufbrechen wollten, um in nördlicher Richtung davon zu ziehen, erklärte Frank, daß er mit ihnen gehen werde, da er von Es mondela nicht lassen könne. Mor-o sagte, daß er dies nie zugeben werde; aber das schöne Mädchen, welches den jungen Amerikaner längst liebgewonnen, erklärte mit großer Ent schiedenheit, daß sie sich sofort von der Bande trennen würde, falls man ihrem Geliebten nicht gestatte, sie zu begleiten. Endlich gab Moro ferne Zustimmung und der moderne Ton Älphonso verließ mit der neuen Preziosa seine Vaterstadl, um forlau in Wäldern unter Zigeunern zu leben. Zwischen Frank und Moro herrschte wäh rend der einsamen und langweiligen Wander fahnen ein sehr gespanntes Verhältniß. Tage lang sprachen sie kein Wort mit einander und die Blicke, welche sie sich zuwarfen, waren nichts weniger als freundlich. Wer die Bei den beobachtete, mußte bald die Ueberzeugung gewinnen, daß dieses Verhältniß nicht lange fortbestehen könne und die verborgene Feind schaft einmal zum Ausbruch kommen müsse. Zwischen Frank und CSmondela waltete da gegen die größte und innigste Liebe. Die Katastrophe. Am letzten Sonntag Abend campirte die Bande in einer einsamen Berggegend, mehrere Meilen von Moniir Pleasanl eiitscrm. Weil und breit war kein Haus. Ein kleiner Bach schlängelte sich in der Nähe des Lagers durch Wald und Gestrüpp, und au den Ufern dieses Baches hatte Frank sich an dcm erwähnten Abend niedergelassen, um Forellen ;n sangen. In seiner Abwesenheit nahte Moro sich der einsam unter einem Baume sitzenden Esmon dcla und sprach zu ihr. Polombo, welcher tu der Nähe war, tonnte die Worte nicht ver stehen, aber er sah, wie das schöne Mädchen bitterlich weinte und verzweiflungsvoll die Hände rang. Plötzlich stand der junge Bat limorer vor dcm Zigcunerhauptmamie und seiner Geliebten und fragte den Ersteren, wes halb Esmondela Thränen vergieße. Die ein zige Antwort, die der junge Mann erhielt, bestand in einem Schlage, den Moro ihm -in's Gcsichl versetzte. Schnell wie der Blitz zog Frank einen Revolver aus seinem Rock hervor und feuerte denselben auf Moro ab. Tie Kugel verfehlte ihr Ziel und des Zigeuner riß ein langes Dolchmcsscr aus einer Scheide und stürzte auf de jungen Amerikaner zu. Ehe er aber denselben noch zu packen ver mochte, warf sich Esmondela an die Brust des Geliebten und der Dolch drang ihr tief in den Rücken. Mit einem lauten Aufschrei sank die Unglückliche zu Boden, während der Dolch zum zweiten Male gezückt wurde und dieses Mal das Herz des jungen Baltimorers durch bohrte. Nach wenigen Minuten hatten Beide ihr Leben ausgehaucht. Tic Reue vcs Aiqeuucrs. Moro floh gleich nach der That in die Wäl der, kehrte aber schon nach einer Stunde, von entsetzlicher Reue erfaßt, nach dem Schauplatze des Mordes zurück und begrub die Leichen. Mit seinen Fingern wühlte er zwei Gruben in den weichen Waldboden, groß genug um die Leichname aufzunehmen. Als Polombo, wel cher die schrecklichen Szenen nicht mehr zu er tragen vermochie, dcm Lager den Rücken wandle, saß Moro auf Esmondcla's Grab und vergaß bittere Thränen. Polombo wird in Mount Pleasant festge halten, bis man sich Gewißheit verschafft hat, ob die oben erzählten Thatsachen in allen Einzelnheiten wahr sind. Abfahrt des Dampfers „Berlin." „Berlin," Eapl. Putsch, trat Sonnabend Nachmittag Punkt 2 Uhr seine Rückfahrt vonLocust-Pontt über Jouth amplon nach Bremerhaven mit 7 CaMen- Passagieren (Robert Gorder ans Ohio und G. F. Rau nebst Familie, H. Tegeler und H. Ehlers von Eincinnati) und 47 Zwilchen decks-Passagieren an. Seine au 58,ifi2.i8 gewerthcle Ladung umsaßl folgende Colli: l i,482 Scheffel Wai zcn > Oxhoste Quercitron-Riude, istvv Ki- sten AnanaS, 211 Oxhofte Kentucky'er und 27 Birginier Tabacks-Rippen, 123 Or hoftc Marylünder Blätter - Taback, 34 Ox hofte Maryländer und Ohio'er Taback, 66 Oxhofte Kentucky'er, 156 Oxhofte Virgimer uno 64 Oxhofte Taback. Die Polizei -C om mi s s ärSfra g e in Aniiapolis ist im Prozeß dcSMayors und Sradtrathes von Annapolis gegen die neuen Annapoliser Polizei-Eommissäre ent schieden, resp, das Gesetz, welche? die Letztcrn einsetzt, vom Kreisgerichre für Anne Arundcl- Eounty für null und nichtig erklärt worden. Das Gericht entschied das betreffende Gesetz der lebten Gesetzgebung umfasse nicht zwei SiijctS; es wurde vom Gouverneur an dem gehörigen Tage unterzeichnet, und auch die Eomiliissäre, obschon nicht am ersten Montage im Mai, doch zu gehöriger Zeit ernannt; al lein in Folge der Thatsache daß die Bill, wel che im Unterhaus! passirte und im Senate der zweiten Lesung harrte, gestohlen worden, und die im Senate angenommene und vom Gou verneur unterzeichnete, wovon eine vom Ak tuare des ObcrappcllationS-GcrichteS beglau bigte und unter den Staatsgesetzcn veröffent lichte Abschrift in dem Prozesse zu den Akren gegeben worden, wie imUnterhause nach Vor schrift der Verfassung durchgegangen, müsse für die Kläger, d. h. die Annapoliser Stadt- Behörden, in diesem Prozesse erkannt werden. Wie verlaurcl, geht die Wirkung dieser Ent scheidung dahin, daß das Gesetz in diesem Staate, obschon eö alle regelmäßigen Jndosse mcntS hat, vom Gouverneur unterzeichnet, im Bürean deSOberappellations-Eerichts hinter legt und in den veröffentlichten Staatsgesetzen enthalten ist, doch in einem Gcrichtshose ange fochten werden kann; es wird ferner behaup tet, daß bei Kanäamus Prozessen einGeschwo reuen Cvllcginm vereidigt werden kann, um zu ermitteln, ob ein Gesetz in dcrGejctzgebung mit allen von der Staatsverfassung vorge schriebenen Formen durchgegangen. Die An wälte der Polizci-Commissärc werden die Sa che vor daSOberappcllations Gericht bringen. Die Atocha'schc Nachlaß masse. Die Abwickelung des Alocha'jchen Nach lasses, um den so viel vor Gerichten prozessier worden, ist nun endlich erfolgt, wie wir schon mitgetheilt haben, und zwar durch gegenseiti gen Vergleich. Lange Jahre vor seinem Tode hatte Alex. I. Atocha ans Prince George's Eounty, Md., seinen Anspruch auf Entschä digung sür Eigenthum, das ihm in der Stadl Mexiko, während er als amerilaniicher Bür ger dort wohnte, zerstört morden, mit großem Eifer betrieben, starb jedoch, ohne auch nur einen Heller zu erlangen, und hinterließ seine Forderung als Erbe der Wittwe und den Kin oern, welche nicht eher ruhten, als bis dieselbe für gültig erklärt, und ihre Bezahlung von der Bundesregierung angeordnet wurde. In der langen Liethe von Jahren, während deren die Forderung in der Schwebe sich bcsand, war sie sclbstvcrstäadlich zu bedeutender Höhe angewachsen und betrug bei der schließlicheu Erlangung des Erkenntnisses übcrL4oo,ooo. Dem Dekrete zufolge sollte diese Snminc aus dem besonderen Enischädigniigösoiid genom men werden; allein mittlerweile hatte die Auszahlung anderer Ansprüche auf dieses Geld die Summe auf 5207,461.7 vermindert. Hier von wurden natürlich die Klagekosten sofort abgezogen; zwei solche Posten belügen sich resp, ans 532,331 und H 32,063.31, und außer dem erhielt ein angesehener Advokat Balii more'S für dem Nachlasse geleistete Dünste 51500 Honorar. Wittwe Elise A. Atocha war die gerichtlich bestellte Verwalterin der Hinterlassenschaft,gegen welche schließlich viele Forderungen geltend gemacht wurden, daß sie oicsclbe noch überstiegen. Freilich waren sie sämmtlich alt, theilwcise höchst unverschämt, und die Folge war die Prozesstriing im Wai sen - Gerichte von Prince George's Eounty, wo es endlich verflossenen Dienstag zu einem Vergleiche kam. Die die Reklamanten ver tretenden Advokaten Henry Elay Dallam von hier, Christoph Jiiglc ans Washington, D. E., und der Achib. Daniel Elarke und die Sachwalter des Nachlasses C. E. Magrnder und Joseph K. Roberts, jn., crichünen an genanntem Tage nebst Frau Atocha und ih ren! söhne vor dem Waism-Gerichtc und ei nigten sich dahin, daß ans die nicht sür bctrii gcriich gehaltenen Forderungen 50 Prozent bezahlt werde; Frau Atocha leistete sofort Zahlung. Von dem dann noch zur Bcrthei lnug übrigen Restchen von §20,000 erhielt dü Wittwe 56296.88 lind jedes ihrer drei Kinder §4197.92; freilich hatte dü Wittwe zuerst lhrc Verwaltnngs - Commission im Belaufe von 520,746 abgezogen. So hat es denn die blinde Gerechtigkeit fertig gemacht, eine Nach laßinasie von mehr, denn §400,000 bis aus 520,000 zu verkrümeln! Aufregende Hetzjagd auf einne tollen H ii ii b. Montag in früher Mor genstunde gaben sich in Towsontown an ei nem Dachshunde alle Anzeichen der Wasser scheu kund; gesenkten Kopfes und mit einge zogenem Schwänze rannte er aus den Stra ßen umher, schnappte nach Allem, was ihm in den Wurf und Weg kam und mehrere andere Köter fühlten die Kraft seines Gebis ses; eine Anzahl Personen entging mit ge nauer 'Noth seinen gefährlichen Kinnladen. Inzwischen hatten sich mehrere Einwohner des Ortes zusammengeschaart, um dem Unwesen ein Ende zu machen, was man sich leichter ge dacht, als es auszuführen war. Sobald die Jäger dem tollen Wilde sich in Chaisen und mit geladenen Gewehren zu nähern Miene machten, gab es Fersengeld, und zwar mit ei ner solchen Geschwindigkeit, daß man ihm ans dem ganzen Wege nach Baltimore kaum aus Schußweite nahe kam und erst in Eagerstraße dahier den tödllichcn Schuß thun konnte. Dü Jagdgesellschaft hatte sich, bis sie das Stadt weichbild erreichte, zu einer stalllichenColonne vergrößert und unicnvcgs Alt und Jung in die größte Aufregung versetzt. Der Sommerfahrplan der „Bal timore . Ohio - Bah n" ist mit dem Bio ii rage in Kraft getreten und weist wich tige Aenderungen in dem Abgange von Zügen von dem Eamden-Straßen-Bahiihosc auf. Der nach Washington, Richmond und dem Südwesten bestimmte Frühzug fährt früh um 5 Uhr; der nach dein Westen über Washing ton bestimmte westliche Zug früh H 7 und der diito Abendzng um 5 Uhr Nachmittags; der über Washington nach PittSburg fahrende Zug um 4? Uhr; die übrigen Washingtoner Züge früh W, 9 und Uhr, Nachmit tags 43, 44 und K 5 Uhr und AbendS j4l Uhr; nach Ellieoti-Etty Nachmittags H 2 Uhr; nach Winchester Uhr Nachmittags und nach Fredericl 5 Uhr 5 Minuten Nachmittags ab. Alle Züge Valien am Viadukt-Hotel an. Di e „Harris bürg - Potomac- Bah u" ist jetzt als fertig zu betrachten und wird demnächst dem Verkehr übergeben wer den. Am letzten Mittwoch wurde bereits eine Probefahrt von Barnitz Mill nach Harris bneg gemacht. Dieselbe fiel im höchsten Grade > befriedigend aus. , Eiiie bedeutende Belohnung.— Unsere Polizeibehörde hat von London in England gedruckte Zettel mit der Offerte von S2scfi) Belohnung für die Wiedererlangung eines Paars Ohrringe mit je einem in durch brochenem Golde gefaßten Diamanten erhal ten; ein Stein wiegt 12, der andere 124 Ka rat; sie sind ziemlich dick und seit dem 10. Juni au? dem Lager der Juweliere Georg Edward sc Söhne in Nr. IS, Poultry, Lon don, E. E., verschwunden. Aus der großen Belohnung läßt sich ans den hohen Werth der Edelsteine schließen. Ein Dampfer der Vre mcn - Balti more r - L in > e soll, wenn das betreffende Gerücht auf Wahrheit beruht, eine Zeitlang die Fahrten einstellen, um einer Reparatur unterzogen zu werden. Emp fehlenSwert hes Gründest gcuthum. Hr. Henry W. Rogers, GrundcigeitthnmS - Agcnr auf der Ecke der Charles und Fayettcsiraße. zeigt einen um fangreichen Privar - Verkauf von Grundbesitz dicht an der nördlichen Stadtgrenze an. Das betreffende Land umfaßt Ivo Morgen, wird nach Wunlch der Käufer Parzellirl und auf iangenErcdit verkaust. Bei dem Wachsthum der Stadt in dieser Richtung und dem raschen Steigen des GrundbcsttZwcnheS daselbst wer den Spekulanten und Andere ihre Augen sicher auf diesen Landstrich werfen. Udderzook. In Ehester-County, Pa., sind gedruckte Pctiloncn um Umwandlung der über Udderzovk verhängten Todesstrafe oder ieinc Begnadigung im Umlaufe. Sie müssen Gouv. Hartranft bis spätestens den 1. August vorgelegt werden. Heinrich Mar et auf der engli sch enß ü h n e.—-Den vielen hiesigen Freun den des braven Künstlers Hrn. Heinrich Ma rek, der vor zwei Jahren dem hiesigen deut schen Theater als Direktor vorstand, wird es von großem Interesse sein, zu erfahren, daß Hr. M. zur englischen Bühne übergegangen ist. Der in BeUeville, Illinois, erscheinende "U'eeki/ -V<lvc>er>.'" berichtet darüber Fol gendes : „In dem hiesigen Opcrnyause hatte sich am Mittwoch, den 15. Juli, ein zahlrei reiches Auditorium eingefunden, um Hrn. Heinrich Marek, welcher von der Ben deßar'- schen Gesellschaft aus St. Louis unlerftützt wurde, als „Rip van Winkle" zu bewundern. Hr. Marct, der sich als deutscher Schauspieler bereits einen bedeutenden Ruf erworben, be. wies sich auch als ein ausgezeichneter eng lischer Darsteller. Sein Spiel in der Bcrg szeiie, wo er von den Geistern der CatSkill- Mountaiilö umringt ist, war wahrhaft groß artig und bekundete, daß der Schauspieler ans das Studium seiner Rolle großen Fleiß ver wandt. Frau Marct bot uns in der Nolle des „Gretchcns" gleichfalls eine vorzügliche Leistung. Wir zweifeln keinen Augenblick, daß Hr. Morel bei fleißigem Studium der englischen Sprache in kurzer Zeit eine promi nente Stellung unter den ersten amerikanischen Darstellern eiunehmen wird." Patente erhielte jüngst folgende Erfin der vom Patentamt: in Washington ausge stellt: S.S. und E. B. Mann in Baltimore aus eine Vorrichtung zur Verhinderung von Lampen Explosionen; S. A. Pcrrott in'Rich mond.Va., auf eine Eisenbahn-Schiene; W. Magill in Port Deposit, Md., auf einen Ka miiiosen; Marius E. C. Ehurch in Parkers bürg, Va., auf Heizöfen; W. W. Tunis in Easion, Md., auf ein Apparat zum Festhal ten von Sachen; W. T. Gardner in Wash ington, D. E., auf Schlempc-Eimcr: I. C. Pickels in Wftminglon, Del., aus Waggon- Federn. Noch ciiiK i ii der diebst a h l. Ton nerstag Abend reiste Carl Wittmaiin, nachdem er hier vier Wochen lang vergeblich seine Nichte Emma Gorsuch gesucht, nach dem Westen zurück. Emma war aus der Wohnung ihrer Tante Frau Caroline Mohr in Spring field, Jll., vor dreizehn Wochen, wie man an nimmt. von einem entfernten Verwandten der Familie, Namens Georg Ultz, entführt wor den. Ihre Eltern waren, als sie noch nicht sprechen konnte, gestorben, weshalb die Tante sie an Kindesstatt annahm. Sie ist über ihr Verschwinden untröstlich und hat ans Ent deckung ihres Verbleibs 56000 Belohnung ge setzt. Hr. Wittmann hat die Spur Ultz's ud Emma's von Springficld über Bloo mttigton, Chicago und Fort Wayne bis PittSburg verfolgt, aber am letzteren Orte vor vier Wochen verloren, bis er sie in Baltimore wiederzufinden hoffte. Ans demLeveii. Polizist O'Rourke verhaftete am Mittwoch Abend einen Mann, welcher vor einem Bordell an der Northstraße stand und sich in einer Weise betrug, die den Polizisten ans den Gedanken brachte, daß der Mann irrsinnig sei. Er brachte ihn nach dem mittleren stationshause, wo der Mann erzählte, daß er ein Musiklehrer sei und de Namen Wm. T. Dews führe. Er habe frü her in Richmond gewohnt und sei bei dem Einstürze des dortigenCapitots im April 1870 zugegen gewesen. Die schrecklichen Scenen, welche sich bei jenem Unglück abspielten, hät ten feinen Geist zerrüttet. Bald daraus sei er nach Baltimore gekommen, wo man ihn fest genommen und nach Bayview gebracht habe. Dort sei er bis vor drei Wochen festgehalten und dann entlassen worden. Er wurde vor gestern nach Bayview zurückgebracht. Der Dampfer „Tomas," Capitän Baffancz, welcher am 9. Juli von hier nach Liverpool abfuhr, ist, wie wir bereits mit theilten, mir in Unordnung gerathener Ma schinerie in New - Bork eingetroffen. Der Dampfer hatte eine Ladung im Werthe von 5250,000 an Bord. Wenige Tage nach fei ner Abfahrt von Baltimore gerieth die Ma schinerie in Unordnung, doch lehnte der Capi tän die Hülfe, die ihm von zwei Dampfern, mit denen er zusammentraf, angeboten wurde, entschieden ab. Als aber am letzten Montag, 450 Meilen von Sandy Hook, die Haupt-- pumpe schadhaft ward und nicht mehr arbeiten wollte, nahm er die Hülfe des Dampfers „Bclgic" von der „White Star Line" in An spruch und ließ das beschädigte Fahrzeug nach Ncm Sjork schleppen. Hr. D. R. Curtis, der Agent der „White Star Line," zu welcher auch der „Tomas" gehört, wird Sorge dafür tra gen, daß der Schaden an der Maschicne so bald wie möglich ausgebessert wird. Der Dampfer hat einen Gehalt von 2779 Tonnen, und ist 360 Fuß lang und 36 Fuß breit. Nach Baltimore unterwegs. Frau de Spcyr, die Mutter von samuel McDonald, fuhr am letzten Mittwoch in Begleitung ihres Gemahls mit dem Dampfer „Baltic" nach Amerika ab. Sie wollte Pa ris, nachdem sie von dem Morde im „Sher wood-House" gehört, auf der Stelle verlassen, wurde aber durch eine gefährliche Krankheit, die sie plötzlich befiel, daran verhindert. Warnung vor falschen §5-Schei nen. Die 55- Scheine der „Traders' Na tional Bank von Chicago" sind täuschend ähn lich nachgemacht worden, und es erfordert das geübte Äuge eines Kenners, um das Fabrikat von dem ächten Schein zu unterscheiden. Unter dem Buchstaben C im Worte „Chi cago" läuft der letzte Schattenstrich oben in den ersten Buchstaben des Wortes welches direkt darunter steht, während in dem echten Schein ein dcnllichcr Raum dazwischen ist. Jn der Jahreszahl „1865" rechts unter den Worten "I'ivv Dollars" stehen die Zäh en 5 und 6 dicht bei einander, und in dem Falsifikat ist ein viel größerer Raum dazwi schen. Die Felder am Rande des echten Scheines Haben zahlreiche Verzierungen; das Falsifikat hat deren nicht so viel, und sind sie auch weniger scharf ausgeprägt. Auf der Rückseite ist die Zahl 5 unten in der rechten und linken Ecke von einem Gitterwcrk nmgc den; die excentrischen Kreise sind auf dcmFal sifikat fast rund und sehr deutlich, auf dem echten Scheine hingegen viel mehr excentrisch und weniger deutlich. Die kniecnden Figuren links auf der Rückseite desScheines sina lange nicht so deutlich, als auf dem echten Scheine, und die Arbeit ist im Allgemeinen viel plum per ausgeführt. Auch das Papier, worauf das Falisifikat gedruckt ist, ist viel gröber, als das, welches die Regierung gebraucht. Erwählung einer Generalmut t er. Schwester Joseph von Baltimore, die kürzlich von der Convention dcrOberschwestcrn des guten Hirten in Paris zurückgekehrt ist, überbringt die Mittheilung, daß Schwester Marie vom „Kloster des Guten Hirten" in Ctncinnati zur Generalmntter des Ordens erwählt ist. Die genannte Schwester, welche ihre Stelle an dem Kloster in Cincinnati bei behalten wird, hat jetzt die alleinige Controle über den Orden des guten Hirten, der über die ganze civilisirtc Welt verbreitet ist und einzig und allein die Rettung gefallener Frauen im Auge hat. Die „Marytänder Ackerbau-Ge sell s ch a f t." Das Exekutiv-Comite der „Maryländer Ackerban-Gesellschaft"trifjt jetzt eifrig Vorbereitungen für die im Herbst zu Pimlico stattfindende Ausstellung. Die Preise werde in diesem Jahre viel höher werden, als in früheren Jahren, und es steht zu hoffen, daß infolge Dessen auch die Zahl der ausge stclllen Thiere und landwirthschaftlichm Ge räthe eine größere werden wird, als in ver gangenen Jahren. Das Hollidaystraßcn-Theater mirdMontag, den 3. August, mit demSchau fpiele "Itter Dork" eröffnet werden. Das neue Thealer gehört ohne Zweifel zu den schönsten Theatern in den Ver. Staaten; hof fcntlisi wird es auch ein ächter Tempel der Kunst werden, und nicht ein Platz, aus dem sich mir die Neger-Komik breit macht und Senfationsstücke ohne Geschmack und Ten denz an jedem Abend über die Bretter gehen. Drc Fronte des Theaters ist bedeutend höher und breiter, als die das alten, u. sehr massiv gebaut. Im Innern ist der neue Tempel der Musen sehr elegant eingerichtet; die Sitze sind mit kirfchrolhem Sammet gepolstert und die Fußböden mit reichen Teppichen belegt. Das Proscenium enthält keine Logen, ist aber sehr reich verziert; es ist 45 Fuß breit und eben so hoch. Die Decke hat eine dunkle Farbe, sieht aber äußerst geschmackvoll aus. Das Parquett enthält 600, der Rang 500 u. die Gallcrie 650, im Ganzen also 1750 Sitz- Plätze. Die Schrecknisse des S ä u s e r- Wahnsinns. Am Freitage gegen sfv Uhr Abends erhielten die Polizisten Sonstrom und Floyd in Süd-Baltimore die Kunde, daß der criva 40 jährige Jakob Ring in seiner Woh nung, Nr. 13, Perry - Straße, Angst und Schrecken um sich her verbreite. Im Hause angekommen, erfuhren sie, er fei durch den Trunk verrückt geworden, leide am Delirium tt-smens und habe Frau und Kind ans dem Fenster werfen wollen. Die Fran entwand sich den Griffen des Wüthenden; das Kind rettete sich fein Leben durch die ängstlich ge sprochenen Worte: „Vater, wenn Tu mich nicht aus dcm Fenster wirfst, will ich Dir auch Bier holen!" Die Gefährlichkeit des Mannes begreifend, schlichen sich die Beamten vorsich tig in die Mansarde, wo er sich befand, hin nauf, wurden jedoch von ihm bemerkt und auf der Treppe mit einem Bierflaschen-und Schuh leisten . Hagel begrüßt; Ring ist nämlich Schuhmacher. Die Polizisten mußten um kehren, meldeten dem Sergeanten Risctte den Stand der Dinge und kehrten min, durch die sen verstärkt, nach der Stätte des Grauens zurück. Sobald er ihrer wieder anflchtig ge worden, erneuerte sich der Hagel, unter dessen Bestandtheile sich jetzt auch Messer mischten; eine schwere Bierflasche traf des Polizisten Floyd Hut und fuhr ihm kaum einen Zoll an I der Stirne vorbei. Man sah ein, daß der Wüthende sich ohne eine Kriegslist nicht san gen lassen würde; man ließ ihn durch Je manden, der von der Srraße aus zu ihm herauf sprach, beschäftigen, und während er antwortete sprangen die Drei in's Dachzim wer und überwältigten ihn. Der Schaum stand dcm Tobenten vor dem Munde, und vom Kopf bis zu den Füßen war er mit Fe dern bedeckt. Er hatte einen großen Sack Federn aufgeschnitten und sich dann in der ausgesprochenen Meinung, er rolle sich im Schnee, darin herumgewälzt. Vom südlichen Stationshause aus, wohin zunächst seine wi derstrebenden Schritte gelenkt wurden, sandte ihn Richter Jardcn unter kräftiger Bedeckung irack dcm sladtarmenhause auf Bayvrew. Ein altes Ak tenstü ck, ein Buch mit den vom Baltimorer Stadtrathe im Jahre 1800 erlassenen Verordnungen und angenom menen Beschlüssen, war am Sonnabende im Bürcau des Sradt - Controleurs Gegenstand allgemeiner Neu- und Wißbegierde. Das Buch enthält außer vielen für die Regierung der Stadt damals erforderlichen Ordonnan zen auch den Original Freibrief, der dem Ort Baltimore Stadtgercchlsame verleiht, und eine Verordnung, welche das Weichbild der Stadt bestimmt; dasselbe ging damals süd lich bis Pratt-, westlich bis Entaiw, nördlich bis Ncm-Ehurchstraße und östlich bis an Jo nes-Fälle. Anstellung. In Annapolis ist an St-lle Adolph Pindcl's, der das Amt nieder dergclegt, Harry Lcvcly zum Heu- und Koh lenwäger, Holzklastervermesscr und Hafenmei ster ernannt worden. Eines Gesandten Gespann..— Der neu ernannte amerikanische Gesandte in Berlin, der Achib. I. Baucroft Davis, ließ am Freitage seine beiden Pferde nebst Kutsche zur Beförderung nach Deutschland auf den am nächsten Tage abgesegeltenDampscr „Ber lin" bringen. Das Heben der Rosse, eines Paares prächtiger Brauner, auf die er sehr stolz ist auf das Schiff wurde von ihm selbst überwacht und war keine leichte Aufgabe. Die Kutsche ist ein einfaches Gefährt, wie man cs hier um G3OO bis H4OO kauft. Hrn. Da vis' Kutscher und Stallknecht begleiteten die Pferde, deren Ställe man mit Kissen ausge fchlaaen hat, damit, wenn das Schiff stampft oder schwankt, den Thieren kein Ld gesche hen kann, und sollte die See ungewöhnlich hoch gehen, so ist sür einen Gürtel Apparat, der die Pferde in der Schwebe hält, Vorsorge getroffen. Hr. Davis reiste nach Abfahrt der „Berlin" nach New-?>ork ab, um von da aus sich nach Europa zu begeben. Aus der Eisenbahn verunglücit. Samstag Abend 48 Uhr ging eine unbe kannte Farbige nahe Elkridge - Landing aus dem Geleise der „Baltimore - Ohio - Bahn." Da kamen zwei in entgegengesetzter Richtung gehende Züge dahergebranst. Der eine ließ die Warnungspfeife ertönen, worauf die Frau auf's andere Geleise hinübertral. Hier wurde sie von dem anderen Zuge, dem PittSburger Schnellzuge, überfahren und gelödtet. Schaff ner Midland brachte dieLeichc nach derMonitt Cläre - Station. Dem Coroncr wurde von dem UnglückeNachricht gegeben, derselbe lehnte es aber ab, die Todtenfchau zu halten, da der Unfall im Eounty geschehen. Ableben einer hochstehenden Frau. Lieutenant W. H. Emory von der in den asiatischen Gewässern stalionirte Flot ten-Abthciluiig traf am Sonnabend Morgen mit dem Leichname der Frau Pennock, der Gattin des Admirals Pennock, hier ein. Frau Pcnnock starb am 7. Juni in Yokohama. Die Verstorbene, welche bei Allen, die sie kannten in großem Ansehen und hoher Achtung stand, war eine Schwester des Admirals Farra gut. Ableben eines früheren Balti morers in Richmond, Va. Hr. Charles B. Hablistou starb am letzten Freitag in seiner Wohnung zu Richmond am Magen krebs. Hr. H. suchte während der letzten Mo nate Heilung in den Bädern Blrgttncn's. Schließlich kam er jedoch zur Einsicht, daß es für ihn keine Rettung mehr gebe, under kehrte nach Richmond zurück, um daselbst zu sterben. Er war der älteste Sohn des Baltimorcr Geistlichen Henry Hablistou und verlebte seine Jugend in unserer Stadt. Vor 36 Jah ren begab er sich nach Richmond und gründete daselbst eine Mobilien - Handlung, die noch heure das großartigste Geschäft dieser Art in der Hauptstadt Virginien's ist. Der Verstor bene, welcher im 57. Lebensjahre stand,hinter läßt zwei Söhne und eine Tochter. Baltimorcr Sterbe-Tabelle. Verflossene Woche wurden 204 Personen, 102 männlichen und 102 weiblichen Geschlechts, worunter 33 Farbige und 8 Todlgcborene, aus Baltimore beerdigt; 19 mehr, denn in der Vorwoche, resp. 59 und 39 weni ger, als in den Parallelwochcn von 1872 und '7O, aber resp. 14, 49, 50, 27,93 und 55 mehr, als in den corrcspondircnden Wochen von 1873, '7l, '69, '6B, 67 und '66. Aus Annapolis. Der Gouverneur hat die HH. Isaak Humble, Andrew War wick und Alexander C. Good als Friedens richter für Garrett-County ernannt. Gouverneur Groomc unterzeichnete vor einigen Tagen vier Urkunden, in welchen der Regierung Laudstrccken zur Errichtung des Front-Beacon-, des Rear-Veacon-, des Cbop tank-Niver- und des Love-Point-Leuchtthur mes übertragen werden. Der vom Gouverneur angestellte Künst ler Hr. Mayer, welcher den Auftrag erhalten hat, Brustbilder vom Gouverneur Thomas Johnson und von Thomas Slonc und Wm. Paca, zwei der Unterzeichner der Unabhängig keits-Erklärung von Seiten Maryland's, für die „Jndependence-Hall" in PhiladelphiaLzu malen, hat seine Arbeitel beendet, und Bilder sind bereits nach Philadelphia abgesandt wor den. AusCumberland. Der „Arion- Gesangverein" von Cumbcrland wird am Donnerstag, den 6. August, ein großes Picnic abHallen und hat den „Arion" in Baltimore zu dieser Festlichkeit eingeladen. Die Batti morcr haben die Einladung angenommen. Die HH. McShane sc Comp, in Balti more werden in nächster Zeit eine Glocke für die St. Michaels-Kirche rn Frostburg, Alle ghany-Connty, gießen. JnFlintstone, Alleghany-County, wurde vorgestern von Hrn. William Kttk, dem Groß meister des Ordens der „Odd-Fcllows" in Maryland, eine neue Loge eingesetzt. Staats Gesetze. Passirt in der Sitzung der Staats Gesetzgebung t 74. Amtliche Bekanntmachung. Kapitel 4K7. Baltimore- und Maryland- Augen- und Ohrcn-Klinikcn. Ein Gesetz, für den Unterhalt und die Behandlung von bedürftigen Patienten in der „BaltimorerAu gen- und Ohren-Klinik derSladt Baltimore" und der „Maryländer Augen- und Ohren- Klinik" zu sorgen. Da Thomas Swann, Julian I. Ehifolm, Andrew Rcid, George Gnest, JamcsHodgcö, Samuel H. Tagart, Bcriiard Carter und Douglas H. Gordon, kraft und infolge der Allgemeinen Gesetze de? Staates Maryland, welche die Bildung von Corporationcn anto risirt, eine Corporation unter dem Namen „Baltimore - Augen- und Ohren - Klinik der Stadt Baltimore" gebildet, und ein Hospital in der Stadl Baltimore für die Behandlung der Augen- und Ohrenkrankhciten gegründet, von welcher Dr. Julian I. Chiiolm, Profes sor der Augen- und Ohrenkrankheiten in der „Universität von Maryland" der behandelnde Arzt ist; und Da die Augen- und Ohren-Klinik unter der Leitung von Professor Georg Neuling in der Stadt Baltimore gut und fest ctablirt ist; und Da es wünschenswerth ist, daß dic Bor theile besagter Kliniken den Armen im Staate Maryland, welche an Augen- und Ohren- Krankheiten, die durch ärztliche Behandlung heilbar, leiden, zu Gute kommen; deshalb 1. Abschnitt. Sei es versiegt und ver ordnet durch die Gesetzgebung vonMaryland, daß dic Summe vonjeinTauiend Tolls. sei u. ist dieselbe hierbei jährlich an die „Baltimore- Augen- und Ohren-Klinik der Stadt Balti more," sowie die fernere Summe von ein Tausend Dollars an die „Maryland-Augen- und Ohren-Klinik" angewiesen, und daß be sagte Summen durch den Schatzmeister des Staates Maryland aus Anweisung des Eon troleurs an die beaufsichtigenden Aerzte der besagten „Baltimore-Augen- und Ohren Kli nik der Stadt Baltimore," und an den be aufsichtigenden Arzt der besagten „Marylän der Augen- und Ohreii-Klimk" ans die Ein liefernng von einem von dem Präsidenten der besagten „Baltimorcr Augen- und Ohrenkli nik der Stadt Baltimore," und dem Präsi denten der besagten „Maryländcr Augen-und Ohren-Klinik" unterzeichneten CertifikatcS, daß sie bereit sind, zu jeder Zeit während des Bestehens dieses Gesetzes, wenigstens jeder 6 Kranke zu einer Zeit von den Counties des Staates unemgeltlich in ihren resp. Kliniken auszunehmen, und daß sie jeder den County- Commissärcn der verschiedenen Counties, so wie den Stadt-Commissärcn der Stadt Bal timore Cirkulare übcrmachcn, in welchen sie die von ihnen gcmachtenArraiigemcnts znrße gegnung dcnAnordnungen des Gesetzes ange ben, u. die Behörden einladen, die Blinden n. Tauben in ihren Counties und der Stadt Baltimore zu schicken, und die Begünsti gungen von Beköstigung, Auswartung und ärztliche Behandlung theilhaftig zu wer den; vorausgesetzt, daß diese Appropriation, durch dieses Gesetz gemacht, auf zwei Jahre und nicht länger, eingesetzt ist. 2. Abschnitt. Und sei cS verfügt und verordnet, daß irgend Jemand der an einer Angeu- oder Ohrenkrankheit, welche ärztliche Behandlung in einer speziellen Klinik ver langt, leidet, auf Vorzeigung an die beauf sichtigenden Aerzte der desagten „Balrimore- Augen- und Ohren Klinik der Stadl Baltir more," oder der besagten „Maryländer Au gen- und Ohren-Klinik" eiues CertifikatcS der County - Commiyäre des Counties, in wel chem er oder sie wohnen, daß besagter Appli kant mittellos ist und sich die gehörige ärzt liche Behandlung zu verschassen, berechtigt sein soll, in eiues der besagten Kliniken aus genommen und in der unentgeltlich be handelt zu werden; vorausgesetzt, daß besagte beiden Institute nicht gezwungen sein sollen, mehr als K Patienten zu irgend einer Zeit unter diesem Gesetze unentgeltlich aufzuneh men und zu behandeln. 3. Abschnitt. Und sei cs verfügt und verordnet, daß der beaufsichtigende Arzt der besagten „Baltimorcr Augen- und Ohrenkli nik der Stadt Baltimore," und der beaufsich tigende Arzt der „Maryländcr Augen- und Ohren-Klinik" an die Gesetzgebung m jeder regelmäßigen Sitzung derselben einen Bericht einliefern ioll, welcher die Anzahl der aufge nommenen und behandelten Patienten unter diesem Gesetze, sowie dic Einnahme und Aus gaben und solche anderen Thatsachen und Einzclnheiren, welche dazu führen und die Wirkung dieser Appropriation zu beleuchten, angiebt. 4. Abschnitt. Und sei es verfüglfund verordnet, daß dieses Gesetz vom Tage seiner Annahme in Kraft trete. Wir bescheinigen hiermit, daßVorstchcndcs eine getreue und genaue Abschrift eines von der Gesetzgebung in der Januarsitznng 1874 pafsirten Gesetzes ist. AnHustus Gassaway, Senats - Sekretär; Milton B Kivd, Sekretär des Untcrhauics. Gcenhmigt am 11. April 1874. (170,kt,6) -,V"chfn.Schri>flintn.Revolver ncdsi Zubehör. Sendet Post-Stamp ÄVöl lllustrine Preis-Liste an die sirxlern l!n fVvlkx,'' Nittshurxh <Juniä.ZMte,W> Hopse d Malz. ersten und SkoggeuMa. Borrath von dem besten cana dilcht Bersten-Mal sür Brauer, fowie!oaa-n -al, sm Destillateure an Hand, und da wir unter Mal.haue verärgert haben, find wir tetztim Staude all lujtritie schnell auSjusühnn Mal wam Sue er Sutawfir. 'i Nov.2S.?Z.ww' Geschmackvolle Drahtarbei- VLÄH tru und Draht-Zäure. Dufur omv., Nr. st, Nord. H owa,<d - Straß e verlcrlig, Dradt.Z.iune sür egiüdnihvlütze. Bal! konau. s. w.. Siebe, veerdgitter. üftac. s?eueriibir. wen gewebten Drabt . s. w.; einer eiserne Bett, stellen, Seilers. Slud.e u. s. w. wird Deut ich gelvroch . n. lDee.th.lllMie.' waiene. eie,.,. - firance-iij,. AZI atbliderre. bet Wand genübt. n fM ...n etgne. aabttl. -Nbt' > !>t"r> w>,l - B. ewi. John Halifax, Gentleman. Aus dem Englischen von Tophta Verena. (Fortsetzung.) Ich ging zur Mutier hinüber und half ihr den wißbegierigen Knaben die hervor ragenden Punkte der Gegend zu erklären; und später gelang es mir, den etwas ei genwilligen Guy auf den hinabführenden Weg zu bringen, an dessen Ende meine alten Freunde, die vier lombardischenPap peln, noch ganz wie damals standen, drei zusammen, die eine etwas entfernt. Frau Todd, die uns schon von Weitem erspäht, empfing uns am Gitterthore; sie war ein Wenig stärker und röther gewor oen, sonst aber ganz unverändert geblie ben. Das Entzücken, uns Alle wiederzu sehen besonders ihre Lieblinge Job und Ursula übermannte sie so, daß sie die Mutter „Fräulein March" anredete, die bei diesem längst verklungenen Namen unwillkürlich erbebte, die Farbe wechselte und ihre Augen nachdem kleinen, nahege legenen Friedhof wandte. Es ist Alles dort wohl im Stande, Fräulein gnädige Frau, wollte ich sa gen mein Mann hat die Befehle von Herrn Halifax pünktlich ausgeführt und die schönsten Blumen und Immergrün um das Grab gepflanzt. Ja, ich weiß es wohl. Nachdem sie die Kinder zu Bett gebracht halte, vermißten wir die Mutter und fan den sie still und ruhig zur Seite des Gra bes sitzen. Wir fühlten uns bald in Enderly hei misch und glücklich, und schon nach kurzer Zeit blübte Muriel zu neuem Leben auf; ote Theilnahmlosigkeit an äußeren Dingen verlor sich mehr und mcbr und mit frischer Freudigkeit begleitete sie mich, wohin ich ging. Der Lenz, da alle Vögel sangen und die Blumen ihre süßestcnDüsle hauch ten, war ihre liebste Jahreszeit und ich lelbst konnte nicht mit größerer Wonne in oem Buchenwalde weilen, als Muriel in seinem grünen Schatten saß, wobei sie mir stets versicherte, einen so glücklichen Früh ling habe sie niemals erlebt. John war mit Arbeit überhäuft. Sein Geschäft in Norton Bury hatte er einer umsichtigen Leitung übertragen, so daß er seine Zeit ganz der Tuchfabrik widmen konnte. Früh und spät war er bei den Mühlen zu finden, wohin Muriel und ich ihm zuweilen folgten, um den ganzenLor miltag in seiner Nähe auf den blumigen Wiesen zuzubringen. Daran vorbei floß der Strom, welcher die Mühlenwerke trieb und der oft in seinem Laufe absichtlich ge hemmt, kleineSeen und Wasserfälle bildete. Wir konnten stundenlang sitzen und aus sein melodisches Rieseln lauschen, oder dem scharfen, sonderbaren Schrei der Schwäne, dem Zwitschern der Wasserhüh ner zuhören, die mit ihren Jungen in dem Schilfe nisteten. Hin und wieder kam John auf einige Minuten zu uns, liebkoste Muriel und theilte mir mit, wie weit die Arbeit in der Mühle gediehen sei. Eines Morgens, als wir Drei wieder so beisammen saßen an einer kleinen Brücke, unter dem Schatten einer großen Ulme, um deren weitverbreitete Wurzeln das Wasser einen so klaren See gebildet, daß wir einen großen Hecht, wie einen dunklen Punkt aus dem eirunde bemerken konnten, sagte John plötzlich: Was geht nul d-m Strome vor? Siehst Du es auch, Phineas? Ich habe das Wasser schon seit zwei Stunden langsam fallen sehen, ich glaubte Du wolltest cS abfließen lasten. Nein, durchaus nicht ich will eilen, nachzusehen. Leb' wohl, mein liebesKind; Du maßt mich nicht zurückhalten, Vater wird gleich wieder hier sein. Ist dieser P atz nicht hübsch und sonnig für mein kleines Mädchen, um hier zu liegen und all' dem süßen Sange zu lauschen? Sem Ton klang heiler, doch sein Auge drückte Angst und Unruhe aus. Nasch schritt er über die Wiesen der Mühle zu. Dann sah ich ihn denielben Weg zurück gehen, wobei er genau die Stelle beobach tete, an welcher der Strom die Grenze sei ner Besitzung berührte; endlich aber schlug er die Richtung nach der kleinen Stadt ein hinter der von grünenWaldungen umgeben LuxmoreHall lag. Erst nach einigen Stun den kehrte er zurück. Als er zu uns her ankam, den Fluß immer mit scharfemAuge betrachtend, war dieser so tief gesunken, daß der schlammigeßoden kaum mehr vom Master bedeckt wurde. Ja, es ist so es kann nichts an deres sein! Ich hätte doch nicht erwartet, er würbe das wagen! Was, John und wer? Lord Luxmore. Er sprach in dem gepreßten Tone einer mit Mühe unterdrückten Leidenschaft. Der Graf hat dem Strome, der meine Mühlen treibt, einen anderen Lauf gege ben. Ich versuchte ihn zu überzeugen, daß eine so gewalttbätize Handlung kaum denkbar sei, daß sie gegen das Gesetz ver stoßen würde. Nicht gegen das Recht, welches der Mächtigere sich gegen den Schwächeren herausnimmt; überdies giebt er dem Gan zen eine anständige Färbung, versichert, er wolle das Wasser nur drei Tage in der Woche beanspruchen, um einen Spring brunnen in Luxmore Hall anzulegen. Ich weiß es aber ganz genau, was der Eno zwcck ist ich habe dasSchreckliche bereits seit einem Jahre kommen sehen er hat beschlcssen, mich zu Grunde zu richten. John war in einer so heftigen Aufr gung, daß er kaum Muriel's kleine Hand fühlte, welche liebkosend die seine berührte, während die süße Stimme ängstlich for schend fragte: Was bedeutet „zu Grunde richten"? i Hat Jemand meinen lieben Vater gcär ! gcrl? Nein, mein Liebling, nicht geärgert doch sehr, sehr unglücklich gemacht. Er hob sie zu sich empor und barg sein Haupt an seines Kindesßrust. Sie küßte ihn und streichelte mit ihren Händen sein Haar. Gräme Dich nicht, lieber Vater, Du hast es stets gesagt, nur Eines sei schlimm: wenn wir böie wären und unrecht thäten, und Du bist immer gut. Ich wünschte, ich wäre es! Er setzte sich nieder und hielt Muriel seil an seinem Herzen. Ter Blick auf ihr friedliches Engclsangesicht, das leise Flü stern der Ulme, das langsame Tröpseln des Wassers übten eine beruhigende Wir kung auf das zerstörte Gleichgewicht seiner Seele aus; nach und nach hob sich sein Geist in demselben Maße, wie er vorher niedergebeugt war. Ne n, es soll Lord Luxmore nicht gelin gen, mich zu Grunde zu richten! Ich habe schon einen Ausweg ersonnen, einen Plan gefaßt; vorher muß ich jedoch mit meinen Arbeitern sprechen ich werde sür einige Zeit ihr Tagelohn beschränken müssen. Wie bald? Von heute an. Wenn es einmal geschehen muß, so ist es besser, wenn es bald geschieht, che der Winter eintritt. Arme Burschen es wird ihnen hart ankommen —sie werden es schwer beklagen; doch es wird ja nur vorüber gehend sein; ich muß versuchen, sie zur Vernunft und Geduld zu crmahnen. Gott weiß, sie be dürfen diese nicht allein. Als im nämlichen Augenblicke die Sonne die fernen, weißen Mauern von Luxmore Hall beleuchtete, biß er knirschend die Zähne zusammen. Giebt es keinen Weg, Dir Dein Recht zu verschaffen? Wenn es eine ungesetzliche Handlung ist, warum beanspruchst Du nicht den Schutz der Bchörven? Phineas, Du vergißt meine Ansichten darüber -- sind es auch nur die meinigen und dränge ick sie Niemand auf so ste hen sie doch felsenfest; ich beharre bei dem Grundsatze, daß ich niemals die Entschei dung des Gerichtes anrufe niemals! Ich will nicht Anlaß zur Wiederholung der alten Klage geben: Seht, wie die Christen unter einander streiten! Ich schwieg mit jeglichem Widerspruch, denn ob man, genau betrachtet, ein solches Princip recht oder unrecht nenne, so bleibt doch geviß außer Zweifel, daß, was ein Mensch für unerlaubt hält, es für ihn auch Nun, Onkel Pbineas, gehe mit Muriel nach Hause, erzähle meiner Frau, was sich zugetragen hat und sage ihr, ich würde ge wiß zum Th;e bei Euch sein; sie soll sich durchaus nicht ängstigen: wenn ich auch etwas Mühe und Sorgen mit den Leuten haben werde, so denke ich doch; sie werden Vernunstgründen Gehör geben. Ursula 01l keinen unnöthlgen Befürchtungen Raum gestatten. Nein, das that die Mutter niemals. Es lag nicht in ihrer Natur, sich mit klein lichen, eingebildeten Sorgen die Tage zu verbittern; sie hatte die bei einer Frau sel tene Tugend, niemals Unruhe in das Le ben zu bringen. Was getragen werden mußte, trug sie standhaft; pflichttreu kam sie ihren Obliegenheiten nach, aber immer, ohne viel über ihr Thun oder ihr Leiden zu sprechen; niemals sich in unnützen Kla gen ergehend. Auch heute Hörle sie meine Auseinandersetzungen ruhig mit an, und verstand sie, wie es schien, bester als ich, vermuthlich weil sie tiefer in ihres Mannes Pläne undßcsürchtungen eingeweiht war. Sie übersah mit einem schnellen Blick die ganze Lage, die, nach dem Ausdrucke ihres Gesichtes zu urtheilen, mißlich gennz sein mußte. Dann glauben Sie also, daß John Neckt hat? Ganz gewiß. Ick hatte es eigentlich weder als Frage, noch als Zweifel hinstellen wollen, aber es war wohlthuend, sie so antworten zu hö ren; denn Ursula war keine Frau, die sich blindlings, gegen ibre Ueberzeugung, lei ten ließ; diese Macht hätte sie nicht einmal John eingeräumt. Bei Kleinigkeiten wi chen ihre Ansichten zuweilen von einander ab, doch wurde das immer in Liebe be splochea und ausgeglichen, während sie bei allen wichtigeren Angelegenheiten meist übereinstimmten, und war dies ein Mal nicht der Fall, so hatte Ursula ein so festes zuversichtliches Vertrauen in ihren Mann, dciß, wenn Einer von ihnen Recht und der Andere Unrecht habe, es viel leichter an zunehmen sei, daß sie sich im Irrthum be finde. Nachdem sie die Kinder zur Ruhe ge bracht, kam sie mit Hut und Shawl herun ter. Wollen Sie mich begleiten, Phineas, oder sind Sie zu müde, den Weg noch ein Mal zu machen? Sie ging mit großer Schnelligkeit vor wärts, dennoch nahm sie sich die Zeit, ein Krnd, welches sie, nach seiner Mutter wei nend, auf dem Anger fand, zu beruhigen und es aus den rechten Weg zu führen, daß es ungefährdet in das Dorf gelangen konnte. Es war fast dunkel geworden und wir begegneten Niemand, als einem jungen Mann, mit dem ich schon einige Male Abends zusammengetroffen war. Seine äußere Erscheinung hatte etwas Auffallen des, Seltsames, da er stets in einen wei ten Mantel dicht gehüllt war und einen fremdländischen Hut trug. Wer ist das, der unscreMühlen so zu be obachten scheint? fragte Ursula hastig. Ich erzählte ihr, daß ich ihm schon öfter dort begegnet war, weiter aber keine Aus kunst über seine Person geben könne. Wahrscheinlich ist es ein Papist ich meine, ein Katholik —, fügte sie hinzu, sich erinnernd, daß John den Ausdruck Papist nicht passend fand. Frau Tocd sagt, es wären viele Bekenner dieses Glaubens hier in der G gend versteckt, sie fänden gewöhnlich in Luxmore Hall Auf nahme. Dieser Name führte unsere Gedanken wieder zu unseren Besorgnisten zurück, die uns so in Anspruch nahmen, daß ich erst amFuße desßerges bemerkte,wie die dunkle Gestalt des Fremden uns fast bis zum E ngange nach den Mühlen gefolgt war. Im Fabrikgebäude, neben einem der still stehenden Webestuhle, fanden wir John. Er sah sehr niedergeschlagen aus, so wie ich ihn selten gesehen. Ursula berührte sanft seinen Arm, ehe er ihr Kommen be merkt hatte. Du bist's Liebe —Du hast gehört, was mir geschehen ist? Ja, John; doch nimm es Dir nicht so tief zu Herzen. Ich würde es nicht thun, wenn nicht die armen Leute so sehr darunter leiden müß ten. Was gedenkst Du nun zu thun? Wirst Du jetzt ausfuhren, was Du Dir schon so lange vorgenommen? Zuweilen wird die Erfüllung unserer Wünsche ein Kreuz für uns, erwiderte er nicht ohne Bitterkeit. Und dennoch wird mir nichts Anderes zu thun übrig bleiben. Da die Wasserkraft so bedeutend vermin dert ist, muß ich entweder die Mühlen still stehen lasten, oder sie durch Dampfkraft treiben. Unbedingt das Letzlere, John; stelle t Deine Dampfmaschine auf! r Damit die ganze Gegend in Ausruhr l kommt und mich anklagt, daß ich die k ganze Handarbeit zu Grunde richte? Ein l neuer Aufstand wird losbrechen, die Leute - werden mir die Mühlen anzünden, die , Maschinen zerstören. Ja, ja, dahin wird c es kommen und das wünjcht Lord Lux more. Sagte er nicht, er wolle mich in's Elend bringen? O, er thut mehr als das, , er untergräbt meinen Ruf, raubt mir mei- i nen guten ehrlichen Namen. Hättest Du Z nur die armen Leute gehört, als ich sie . heute Abend entließ! Sie die in den > nächsten zwei Monaten nur wenig Arbeit und geringen Verdienst haben werden, f worauf dann die Maschinen in Kraft treten, , die nach ihrer Meinung ihnen den Bissen ; vom Munde stehlen werden was müssen , sie von ihrem Brotherrn denken? John sprach in einer Art, wie wir ihn äußerst selten reden hörten, und dennoch bringen die weltlichen Sorgen und Unge rechtigkeiten selbst den besten Menschen da hin, sich diesem Kleinmuth, dieser Bitter keit zu überlassen. Arme Menschen', ich kann sie nicht ta deln, begann er von Neuem. Ja, ich selbst stand ihnen stumm gegenüber, als sie mir sagten, ich müsse di Folgen dessen tragen, was lch unternähme sie müßten Brot für Weib und Kinder haben; aber bebars ich etwa dessen nickt sür meine Fa milie? Lord Luxmore trägt allein die Schuld an Allem. Es schien mir, als hörte ich einen tiefen Seuizer aus dem dunklen Theile des Rau- s mes zu uns dringen; John und Ursula j waren wohl zu sehr in ihr Gespräch ver tieft, um daraus zu achten. Ist denn gar kein Ausweg zu finden, daß das Ganze, wenigstens bis die Ma schine fertig ist, in der gewöhnlichen Weise weitergeht? Wird sie viel kosten So viel, daß ich ungern daran denke; dennoch muß e-sjgeschehen, wer nichts wagt, der nichts gewinnt. Deine und der Kin der Zukunft ist wenigstens gesichert, das ist ein großer Trost; aber meine armen Arbeiter! Ursula wiederholte ihre Frage, ob nichts für sie geschehen könnte. Ja plötzlich geht mir ein Plan durch den Kops aber John, ich weiß, woran Du denkst. Sie legte ihre Hand aus seinen Arm und blickte ihm voll in's Angesicht, ihre Augen senkten sich in einander. Es schien mir ost, als wenn sie, in Folge ihres inni - gen Zusammenlebens, durch einen solchen Blick, Einer in der Seele des Anderen zu ' lesen vermochten, als ob diese wie ein os - jenes Buch vor ihnen läge. Endlich sagte John: : Würde es nicht ejn zu schweres Opser : sein, Liebe? : Wie kannst Du so sprechen? Wir kön nen es thun, es ist zu ermöglichen, wenn t wff wieber in einfacherer Weise leben und : einige überflüssige Bequemlichkeiten aus i geben, nur Acußerlichkeiten, die man reckt gut entbehren kann, und was fragen wir r groß nach solchenHffngen, welche durchaus r nicht zum Glücke erforderlich sind. - Nein, gewiß nicht zu meinem Glück, das r steht hoch darüber, sagte er mit einem lcst - sen, zärtlichen Tone. ! Es wurde mir schwer, herauszufinden, r aus welche Weise sie die schwierige Lage, ll in der sie sich augenblicklich befanden, zu beseitigen hofften. Sie wollten die Zinsen , des Kapitals das Jobn seiner Frau s verschrieben, und das er niemals angriff, ss damit sie und die Kinder, im Falle seines n Tooes oder wenn seine Unternehmungen h mißglückten, vollkommen gesichert sei für die Arbeiter verwenden, wie sie bisher zur größeren Annehmlichkeit des Hausstan h des verbraucht worden waren. Wenn wir !- drei Monate in der alten, beschränkten ch Weise lebten, wie wir es in Norton Bury gewohnt gewesen, wenn wir uns manchen kleinen Entbehrungen unterzogen, so könn ten die Leute ihr volles Lohn erhalten, ob auch die Arbeit geringer war. Dann würde in unserem stillen, friedlichen Thalc kein Mangel, keine Erbitterung herrschen, und vor Allem, und das war das Höchste, den Namen des Brotherrn würde kein Tadel verunglimpfen. Dies Alles wurde schneller zwischenßei den entschieden, als ich Zeit gebraucht, es niederzuschreiben; eine jede Entscheidung ist leicht, wenn man eines Sinnes ist. Nun, sagte Jobn sich erhebend, indem er einen freien langen Athemzug that, als ob eine Last von seiner Seele gefallen sei, nun kann er unternehmen, was er will, jetzt vermag Lord Luxmore mir nicht mehr zu schaden. Lieber Mann, las; uns nicht mehr von ihm sprechen. Wieder ertönte dieser geisterhafte Seuf zer durch den dunklen Raum; diesmal ver nahmen sie ihn auch. Wer ist dort? Ich bin es, Herr Halifax; seien Sie mir nicht böse! Es war eine milde, sanfte Stimme, der man es anhörte, daß die Seele ihres Be sitzers an lange Unterordnung gewöhnt war, und der die Worte sprach, der junge Mann, den Ursula für einen Katholiken gehalten, trat aus dem Schatten zu uns heran. Mein Herr, ich kenne Sie nicht. Aus welchem Grunde drangen Sie hier ein? Ich folgte Frau Halifax; ich habe sie oft inmitten ihrer Kinder beobachtet; sie Alle aber erinnern sich meiner nicht mehr. Ja, als er sich dem einen trübflackernden Kickte näherte, erkannten wir das Antlitz wieder, das freilich noch schmaler und blei cher als ehedem war, während die großen, grauen Augen noch mehr Trauer und Hoffnungslosigkeit ausdrückten. Ich bin sehr überrascht, Sie hier zu se hen, Lord Raoenel. Still, o still! Ter Klang dieses Namens ist mir schon verhaßt. Wie gern hätte ich ihm schon lange entsagt. Vor aller Well und auch vor ihm möchte ich mich verber gen, wenn er es mir gestaltete. Er? Reden Sie vcn Ihrem Vater? Der Knabe nein, er war jetzt ein junger Mann geworden, obwohl er noch immer etwas Knabenhaftes hatte be jahte es schweigend, als sei er erschreckt, den Namen auszusprechen. Würde er Ihren Besuch hier nicht miß billigen? fragte John, der milder größten Strenge eine jcde gesetzliche Autorität auf recht erhalten sehen wollte. Er erfährt nichts davon, er ist fort; seit sechs Monaten hat er mich in unserem Schlösse allein gelassen. Haben Sie ihn in irgend einer Weise gekränkt? fragte Ursula, deren Augen mit einem gütigen Blick auf dem feinen, blas sen Antlitz ruhten, welches vielleicht an ein anderes erinnerte, das wohl sür immer aus unserem und Hinein Gesichts kreise verbannt war. Cr haßt mich, weil ich ein Katholik bin und Mönch zu werten wünsche. Der junge Mann >chlug dasZeichcn des Kreuzes über sich, sah sich dann erschrocken um, als fürchte er beobachtende, übelwol lende Späher. Sie werden mich nicht verrathen, Sic sind ein guter Mensch, Herr Halifax, und sprechen warm zu unseren Gunsten. Sa gen Sie mir treulich will ich Ihr Ge heimniß bewahren sind Sie nicht auch ein Katholik? Nein, der bin ich nicht. Ach, ich hoffte es; dennoch werden Sie mich gewiß nicht verrathen. John lächelte^darüber, eine solche Mö glichkeit nur vorauszusetzen; trotzdem war die Furcht und Besorgnis? des Jünglings nicht ganz unbegründet, denn in jenen Tagen ward sowohl derZiatbolik, wicselbst der protestantische Nonconformist sowohl durch das Gewtz, als durch die öffentliche Meinung verfolgt und gekränkt. Alle, welche dem Schooßc der Staatskirche nicht zugehörten, sich nicht in ihren cngstenGren zcn hielten, wurden als Schismatiker, Atheisten und Torsten bezeichnet. Aus welchem Grunde wünschen Se sich aus der Welt zurückzuziehen? Ich bin ihrer satt. Es gabZ nur ein Wesen darin, das ich liebte, das mir in Liebe zugethan war und nun-Lauotu Seine Lippen murmelten ein Gebet, ein auswendig gelerntes, kaltes, lateinisches Gebet, doch da es ihm Ernst damit war, schien es ihm dennoch gut zu thun. Es war, als wenn die Mutter nach seinen letz ten klagenden Worten wieder im Geiste je nen jammervcllcn Schrei der jetzt Ver bannten hörte, der auch durch meine Seele klang: ArmerWilliam Erzäh len Sie es William niemals! denn sie wandte sich liebreich zu ihm mit der Frage, ob er uns nach Hause be gleiten wolle. Staunen malte sich in seinen Zügen. Ich? es kann Ihr Ernst nicht sein, nach all' dem Bösen, was Lord Lord Lux more getban? WzJst das ein Grund, weshalb ich seinem Sohne nicht Gutes thun sollte wenn es nämüch in meiner Macht steht? Der Jüngling schlug seine großen, sanf ten Augen auf. und der Ausdruck, mit dem er sie auf John Heftetete, erinnerte mich daran, was uns seineZchwcster von seiner enthusiastischen Verehrung sür diesen er zählt hatte. Ja, Sie könnten mir gut thun, Sie könnten es, Herr Haliiax. Aber ich und die Mcinigen sind Ketzer nach den Begriffen Ihrer Kirche. Ich werde für Sic beten; nur erlauben Lie mir, zu Ihnen zu kommen Sie und Ihre Kinder öfter zu sehen. Sic werden stcls willkommen sein! Herzlich willkommen, Lord Nein nicht diesen Namen, Frau Ha lisar! Nennen Sie mich, wie ich im Colle gium von St. Omer hieß, Bruder Ansft ! mo. Die Mutter unterdrückte nur mühsam ein leichtes Lächeln, doch John erlaubte sich niemals, irgend eine Glaubcnsrich- > lang zu belächeln, mochte sie ihm noch so > thöricht erscheinen. Er hielt jede ausrich > tige, redliche Ueberzeugung sür geheiligt, und um so höher, weil man sie so selten ' fand. Von diesem Tage an besuchte Bruder An'elmo das Rosenhäuschcn sehr oft, und er schien sich in unserer Familie ganz hei misch zu fühlen. Was würde der Gras getagt haben, wäre ein kleiner Vogel hin über nach London geflogen, um ihm die Kunde zu bringen, daß sein einzigerSohn, der künftige Erbe seiner Güter und Titel, seiner politischen Grundsätze, sich in einer beständigen und offenen Verbindung denn es widersprach unseren Ansichten von Recyt und Gesetz, eine heimliche Bekannt schast zu unterhallen mit JohnHalffar, dcm Mühlenbesitzer, befand, mit John Ha lifax, dem Radikalen, wie er zuweilen noch genannt wurde, in dessen Umgang er Le benSansichten, Prinzipien und Ideen ein sog, die ganz entschieden denen der gräfli chen Familie, dcm Hause Luxmore, entge gengesetzt waren. Wie groß würde aber erst das Staunen des vornehmen Vaters ge > wesen sein, wenn er gesehen, wie Lcrdßa venel, sür den er, wie man sagte, schon den . Plan zu einer glänzendenVerbindung ent worfen, den ganzen Reichthum seines lie- be innigen Herzens, in halb väterlicher, halb jugendlicher Neigung (wie man dies , öfter bei jungen Männern findet) einem ; Kinde weihte, der kleinen, blindcn Muriel i Halisar. - Er sagte, unser Friedenskind mache ihn ! zu einem besseren Menschen, und so saß er oft an ikrer Seite und schaute sie an, als ; od sie sein guier Engel oder seine Schutz - heilige sei, Muriel war ihm in ibrer slist len, sausten Weise herzlich zugethan, und gefiel sich in seiner Gesellschaft, so lange ihr Vater nickt bei ihr war, denn is i seiner Näbe zu sein, war doch das höchste , Ertenglück sür sie. r Die Musik war ein Band, welches sie , und Lord Ravenel, oder Bruder Ansclmo, Z wie er genannt sein wollte, noch inniger r vereinte und eine immer größere Sympa thie zwischen ihnen erweckte. Er lehne sie r in der kleinen, leeren Klicke die Orgel zu - spielen, und in den langen Tommernach r miltagen saßen Beide stundenlang aus dem u Oigelchor, während ich im Schiffe der y Kirche auf die feierlichen, wunderbar schö- nenKlänge lauschte, die von dort hernieder schwebten, und es mir zuweilen kaum glaublich schien, daß die zarten Kinder hände dem Instrumente diese göttlichen -!.öne entlocken konnten, die wie Sphären* Mclvdie'n klangen. In dieser Zeil beschäftigte sich Jobn et was weniger mit seinem Lieb'inge, als er es sonst zu thun pflegte. Er wurde von sorgen und Mühsalen aller Art, von täg lichem, stündlichem Aerger und Widerwär tigkeiten schwer bedrückt. Nur zweimal in der Woche sah man noch das große Wasserrad des kleinen Edwin's Ent zücken, wie es einst das seines Vaters ge wesen arbeiten, und die Gräben und Kanäle bei den Wiesen, die kleinen, rie selnden Wasserfalle waren fast ganz ver siegt. Ja, der Spaziergang durch die grü nen Avhänge, zwischen den mit Gras und Blumen bewachsenen Hügeln, welchen Mu riel und ich bis jetzt mehr als die Hochebene geliebt hatten, hörte auf ein Vergnügen m sein. Sie vermißte das Rauschen des -tromes, den Schrei der Wasserhühner, das Flüstern des Schilfes; mehr aber als Alles entbehrte sie ihren Vaier, der in der Mühle zu beschäftigt war, um zu uns aus die Wiesen zu kommen, der selbst für seine kleine Tochter sich kaum einige Minuten abmüßigen konnte. Er richtete die wunderbare, neue Erfin dung, eine Dampfmaschine, bei sich ein. Vorher war er in Manchester gewesen, um sich mit eigenen Augen zu überzeugen, wie die gewaltige Kraft von Andere, die schon im Besitze der neuen Maschine waren, ge handhabt wurde. Sein eigenes Ver ständniß, sein Interesse sür dergleichen Dinge und seine Kenntniß der Mechanik kamen ihm jetzt trejflich zu Stalten. Er arbeitete selbst früh und spät, unterstützt von den Leuten, welche er aus Manchester Heibeigerufen hatte; denn er sah die Noth wendigkeit ein, das Geheimniß zu bewah ren, bis Alles in vollkommener Ordnung und sein Werk vollendet sei. So standen denn die einfachen Fabrikarbeiter, welche niemals über das stille Thal hinausgekom men waren, voll Staunen vor der Masse Eisen und dem sonderbaren Mauerwerks, und Einer fragte den Anderen, wenn sie Sonnabends sich das leichtverdiente Wo chcnlohn holten, was nur der Herr vor nehme; dennoch erkannten sie ihn durchaus als Herrn an, trotz aller seiner Güte, daß Niemand sich eine bestimmte Frage oder Einrede erlaubte. AünsteS kapitel. Der Sommer neigte sich dem Herbste zu. Schon begann der Buchenwald sich röthlich zu färben, und die kleinen Feld- und Wiesenblumen, welche gerade in die serJahreszcit besonders mannigfaltig sind, verbreiteten ihren bunten Schmuck über Thal und Höhen, alle durch die Scharlach distcl überstrahlt, welche aus ihrer Mitte hervorleuchtete. Tie Morgen wurden feucht und neblig, so daß wir Muriel nicht mehr aus unseren Spaziergängen nach John's Terrasse mitnehmen konnten, wo hin wir stets in aller Frühe gingen, ehe sich noch Jemand im Hause rührte. Der Vater vermißte ihre Gegenwart schmerzlich, obgleich er sich immer von Neuem wieder holte, ein so zeitiger Gang in der Mor genluft könne keinem Kinde gut sein. Endlich stand auch er davon ab und er iah gewöhnlich bis zum Frühstück vor der Thür des Nosenhäilschens, Muriel aus seinem Schooße haltend. Später versicherte er mit einer Art Ei fersucht, daß Jeder von uns mehr von sei ner kleinen Tochter habe, als er, ihr eige ner Vater, und es wurde ihm eine süße Gewohnheit, üe sich Mittags nach den Mühlen hinzuholen, wo er sie, in seinen Armen tragend, um sie jedcrZeit an seiner Seite zu haben, überall mit hinnahm, wo seine Gegenwart erforderlich war. Wie oft bemerkte ich, daß die rauhen, gewöhnlich aussehenden Fabrikarbeiterin nen in ihrer Beschäftigung innehielten, um dem Herrn und dem blinden, kleinen Fräulein aufmerksam nachzublicken; und noch heute möchte ich glauben, daß die ru hige Art, mit welcher die Leute der Ender lymühlen die Einführung der Dampfma schine aufnahmen, die Friedfertigkeit, mit der sie dem fortschreitenden Baue zusahen, theilweise aus der Hochachtung entsprang, die ihnen die Vaterliebe ihres Herrn ein flößte, anderseits aber auch dem liefen, fast abergläubischen Interesse zuzuschreiben war, mit welchem sie das blasse, süße En gclsantlitz unserer Muriel erfüllte. Der Aufenthalt in Enderly wurde mit dem schwindenden Sommer immer weniger behaglich und wir sehnten uns Alle nach unserem eigenen, traulichen Heerde in Longfield. Die Kinder scben dock alle frischer und blühender aus, als da sie herkamen, be sonders aber bat Muriel die Luftverände i cung gut gethan. Meinst Tu nicht, Phi ! neas? Ich gab eine allgemeine, unbestimmte p Antwort; dann aber stand ick auf, mich g des Gedankens nicht erwehren könnend, wie blind dock die Liebe war alle Liebe n außer der meinigen, welche dieEigenthüm lichkeit besaß, stets die trübe Seite der Tinge zu entdecken. Als ick zurückkehrte fand ichMuttcr, und Tochter in einem sehr geheimnißvollen , Gespräch beieinandersitzen. Ich errieth, warum es sich handle, denn ich hatte Ur sula zu John lagen hören, sie möchte es lieber dem Kinde mittheilen, es würde ihr z gewiß Freude machen. Etwas erwarten zu können, Etwas, das ihr den kommenden ? Winter angenehm verkürzen werde. Vergiß aber nickt, daß es noch ein tie- ses Geheimniß ist,flüsterte die Mutter, de- j wahre es gut, mein Liebling! Gewiß! Das zarte, blasse Antlitz, noch chmaler, als sonst, wurde von einem freu- ' digen Errötben überhaucht. Aber ich . möchte doch lieber eine kleine Schwester ha- den, bitte! —nurdas Kind wurde plötzlich sehr ernst sage, liebe Mutter, würbe sie mir gleichen? Wohl möglich, Schwestern sehen sich oft ähnlich. Nein, so meine ich es nicht ich wollte nur wissen, ob sie auch, wie ich Muriel berührte ihre Augen statt den Satz zu vol lenden. Das vermag ich nicht zu sagen, aber ich bitte Gott, daß sie in jeder anderen Hin sicht Dir gleichen möge, Muriel, Dir, mei nem Lieblinge— unserem Segenskinde! sprach Ursuta, ihre Tochter unter Thränen an ihr Herz ziehend. Nach der wichtigen Mittheilung, die Muriel sehr stolz zu machen schien, und die sie nur auf besondere Erlaubniß mir an vertraute, sprach sie so gern und so viel von dem kommenden Schwesterchen, bis die kleine Maud den Namen hatte sie gewählt, fast schon zu einer wirklichen Pe rson im Hause wurde. Die Würde und derßahm, die alleinige Besitzerin dieses großen Geheimnisses zu sein, schien für einige Zeit dem kleinen elsjährigen Mädchen ein neues, wärmeres Interesse am Leben zu verleihen, ja sie selbst schien noch einmal frischer mporzu blübcn. Das Bemühen, ihrer Mutter in verschiedenen Vorbereitungen zu Helsen, gab ihr das Ansehen eines vorsorglichen Hausmütterchens; und mit besonderem Eifer überließ sie sich der einzigen, weibli chen Handarbeit, die sie zu fertigen ver mochte; wie emsig die kleinen, weißen Finger die Stricknaveln bewegten, damit das zierlichste Paar kleiner Schuhe für ein Elsensüßchen bestimmt das Schwe sterchen bei ihrer Ankunft begrüße. Nach Jahren sand ich sie wieder, den einen be endet, während in dem anderen die verro steten Nadeln das Knäuel jeinerWolle hiel ten, gerade wie dces Kind die Arbeit aus ' der Hand gelegt hatte. O, Muriel, Mu riel! Ter Vater bemerkte mit Entzücken den ' Wechsel, der mit seinem Lublinge vorge ! gangen, freute sick, daß sie so geichästig > war und immer an der Seite dec Mutter e sich befand. Welche Stütze sie einst sür Ursula wer den wird! Es ist gut, wenn das älteste Kind eine Tochter ist und sie wird gewiß von grsßem Nutzen sein, nicht wahr, On kel Phineas? Ich lächelte zustimmend. Seine Bürde war schon ohnedies schwer genug ich denke, ich that kemUnrecht, daß ich lächelte, obwohl mein Her; voll Thränen war. An dem Tage, da die Dampfmaschine zum ersten Male arbeitet, müssen wir Mu- riel doch hinbringen, daß sie das wichtige Ereigniß mit uns erlebt. Ich hätte zwar gewünscht, Ursula wäre abgereist, ohne morgen abzuwarten, dennoch hege ich nicht die geringst Befürchtung; meine Leute sind ruhig, ja sogar in der besten Laune. Ter Tag, welcher in anderen Fabriken Unzufriedenheit und Ausrubr hervorgeru fen hat, wird hier zu einem Feste werden. Knaben, wollt Ihr mitkommen, dem gro ßen Moment beizuwohnen? Edwin, mein praktiicher Junge Du, der im Geschäft der Nachfolger seines Vaters werden wird willst Tu mir versprechen, Onkel Phi neas nicht von der Seite zu gehen, wenn ich Dir die Dampfmaschine in ihrer Bewe gung zeig? Edwin sah mit seinen klaren, durchdrin genden Augen zum Vater aus; wir nann ten ihn wegen feines gesetzten, verständi genWefens oft den „kleinen, alten Mann " Kindheit an war er überlegt und ru. hig, selbst wenn Guy mit ihm zankte, doch bemerkte ich oft, daß er nicht wie jener so zuvorkommend und herzlich zu den Men schen war. Denn obwohl „unser Nette ster" bei Weitem der wildeste und unartig ste der Knabe war, so liebten ihn doch Alle am meisten. Armer Guy, er hatte das offenste, wärmste und zärtlichste Gemüth, den besten Willen stets dasNechte zu thun, obgleich er die guten Vorsätze selten aus führte; es gab gar zuVieles, was ihm lok kend winkle, zu unwiderstehlich war, selbst wenn es nicht ganz auf dem rechten Wege lag. Vater! ich muß auch die Maschine ar beiten sehen, rief Guy schnell, aber ohne daß ich, wie Edwin, den Onkel am Rock- Ichooß halte, will ich dabei sein! Hierüber entstand einer jener kleinen Stürme, welche zuweilen den Horizont der Familie trübten, aber stets schnell vorüber zogen. Ehe die leichte Zwistigkeit noch ge schlichtet war, stahl ich mich mit Muriel nach der leeren Dorskirche, in der sie im Zwielicht wohl eine Stunde die Orgel spalte. Es wurde dunkler und dunkler, bis der Mond durch die Fenster blickte und seine Strahlen die kleine, elfenartige Ge stalt ergossen, die vor derselben saß. Mehrere Male fragte Muriel, ob ich nicht wisse, wo Bruder Anselms bleibe, der uns gewöhnlich des Abends in der Kirche erwartete, und den wir heute an dem letzten Tage, den wir in Enderly wa ren, gewiß zu sehen hofften. Endlich kam er, setzte sicb zu mir und lauschte aufmerk sam. Sie spielte gerade einen Satz aus einer katholischen Messe. Als sie geendet, rief er ihrer Namen. Ihre sanfte, freudige Antwort klang vom Chore herab. Muriel, bitte, spiele das „Miserere," das ich Dich lehrte! Sie erfüllte seinen Wunsch und ließ die Töne der Orgel, wie ich auch immer von dem Talente begablerKinder, das des jun gen Wesley und des Knaben Mozart nicht ausgeschlossen, vernommen, bester als un sere blinde Muriel konnte keines spielen, und so würde Jeder mit mir gcurtheilt ha ben, hätte er an diesem Abend die wun derbaren, glockenreinen Melodien durch die vom sanften Mondlichte erhellte Kirche oahinrauschen hören. Nun das "Di Irav!" —Es wird kommen über uns alle kommen! sprach er leise. Das Kind griff einige Akkorde; schwer und schmerzlich hallten sie in der Kirche wieder, nie das dumpfe Rollen fernen Donners, dann aber brach sie mitten inne ab, und indem sie den Flötenzug öffnete, jubelte jüße, wonnevolle Musik durch das stille Gotteshaus. Das ist Händel's Messias: Ich weiß, daß mein Erlöser lebt. Sie spielte es meisterhast, und die kla ren Töne des Diskant schienen gleich einer menschlichen Stimme die Worte zu singen: Ich wei ß daß mein Erlös er lebt; er wird mich am letzten Tage aus der Erdenauferwe k ke n. Und obgleich meinLeib ver weset, wird dies mein Auge doch sehen. An dieser Stelle hörte sie auf. Weiter, weiter! riefen wir Beide. Jetzt nicht heute nicht mehr. Wir vernahmen, wie sie ausstand und die Orgel schloß. Aber meine kleine Muriel hat ihr Lied nicht beendet. Sie wird es ein anderes Mal thun. Mit ihren leisen, unhöcbarcn Schritten schwebte sie die Treppe hinab, vom zittern den Mondschein umleuchtet, und wir gingen Alle drei aus der Kirche. Lord Ravenel war sehr trübe gestimmt an diesem Abend; er verließ Luxmore Hall sür einige Zeil; wir ahnten den Grund, da der Gras erwartet wurde. Als er uns Lebewohl sagte, wandle er sich schmerzlich bewegt zu seinem kleinen Lieblinge. Ich wünschte, ick brauchte nicht von Dir zu lcheidcn. Wirst Du mich auch nicht ver gessen, Muriel? Beugen Sie sich zu mir hernieder, ich möchte Sie ansehen! Wenn sie mit den zarten, feinfühlenden Fingern über das Antlitz Derer strich, die sie liebte, so nannte sie das, sie habe sie nun gesehen. Nachdem die kleine Hand über sein Gesicht geglitten, sagte sie: Ja, ich werde Ihrer gedenken. Und mich lieb behalten. Gewiß, ich werde Sie immer lieb haben, Bruder Anselms. Nicht ihre Wange, nicht ihren rosigen Mund küßte er, sondern ihre kleinen zarten Kinderhände, und zwar mit einer Vereh rung, als sei sie die Heilige, welche er an betete, oder die Frau, die er in späteren Jahren vielleicht lieben würde. Dann ging er schnell von bannen. Wahrlich, flüsterte die Mutter mir scher zend zu, als sie nicht ohne einen gewissen Stolz dem jungen Manne nachblicken dessen schlanke Gestalt gerade zwischen den alten, wohlbekannten Kastanienbäamen verschwand wabrlich, die Zeit hat Flü gel. Tie Sache wird ernsthaft ichtn John? Fünf Jahre später wird Lord Ravenel Murret lieben. Unwillkürlich blickten wir Beide in das ruhige, sanfte Gesicht, das bei aller Kinde hcit etwas Engelhaftes hatte. Slill! rief der Vater, als ob Ursula's Prophezeiung eine Entheiligung enthalte; dann aber spann er selbst den Scherz wei ter und versicherte lachend, er würde bit terböse sein, sollte es jemals ein junger Mann wagen, sich in Muriel zu „verlie ben." Ter folgende Tag war zu der ersten Probe mit der Dampfmaschine bestimmt, gelang der Versuch, so wollten wir sogleich von der Fabrik aus mit Extrapost nach Lviigfield abreisen; denn wir Alle sehnten uns nach Hause. Unser Abschied von Enderly war trotz dem ein wehmüthiger und Frau Todd, unsere vortreffliche Mithin, brach in laute Klagen und Thränen aus, denn sie hing mit warmer Liebe an unseren Kindern und versicheitc stets, daß jetzt da ihre Buben erwachsen wären, sie keine Knaben wüßte, die mit den unffigen verglichen werden könnten. Und wahrlich, als die Brüder in Erwartung des großen Ereignisses ihren Kummer vergessend lustig vor uns hersprangen, da möchte man wohl ver geblich in der ganzen Umgegend drei so schmucke, prächtige Knaben gesucht haben. Ursula blickte, mit verzeihlichem, müt terlichem Stolz aus ihre Söhne, während John FrauTodd, die uns das Geleit gab, stets von Neuem versicherte, wir würden im nächsten Sommer Alle wiederkommen. Langsam und vorsichtig schritt er dann den Abhang hinab, in seinen Armen, von warnnn Decken umhüllt, sein Kleinod, seine kleine zarte Winterrose, seine einzige Tochter tragend. Vor der Mühle fanden wir schon eine große Menschenmenge versammelt, denn jetzt, da sein Unternehmen zur Reife ge diehen, Halle John Halisar es allgemein bekannt gemacht, daß er sortan seine Web stühle durch Dampfkraft in Bewegung : setzen würde, die einzige Möglichkeit, wie ; er unter den obwaltenden Umständen des - Wassermangels die Fabrik in Thätigkeit erhalten könne. Diese Nachricht war e zwar mit großem Staunen, doch mit einer ? pewunderungswürdigen Ruhe sowohl von , seinen eigenen Arbeitern, als von den Be wohnern des ganzen Enderly - Hafte e ausgenommen worden. Indessen mach.e -j,.ch auch hier eine gewisse hochmuthlge.