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Der Deutsche Korrespondent. Baltimore, 7. August t 74. Der überschätzte dentsche Schul meister. Wir haben niemals in die 1366 ausgekom mene Phrase „Der deutsche Schulmeister hat Königgrätz gesiegt" eingestimmt, so oft dieselbe auch im Laufe der Zeit infolge des glücklichen Fetdzuges in Frankreich wieder ausgewärmt wurde, denn wir wußten vom ersten Augenblicke an, daß dieses Wort leere Phrase war.^Nicht der Schulmeister, sondern der Schulzwang ist die Ursache Erscheinung, daß in der deut schen Armee ein so geringer Prozentsatz von Leuten sich befindet, welche weder lesen, schrei ben noch rechnen können. Wenn der deutsche Schulmeister wirklich so ein tüchtiger Kerl wäre, wie er bisher gerühmt worden ist, so mngte es um das deutsche Volk—und in Deutichland nennt man unglücklicherweise . was kein Staatsbeamter, kein Großgrundbesitzer, Rentier, oder Studir- Zanders stehen. Wie steht es aber da? Der deutsche Bauer, Tagelöhner, und Fällen sogar der Spießbürger, Krämer und Handwerker kennt kein höheres Interesse, als das seiner kümmerlichen Er nährung und Fortpflanzung. .Einftweiltn bis der Bau der Welt Philosophirl der populärste deutsche Dichter, vnd für Deutschland mag er allerdings Recht huben. Politik ist ihm ein böhmisches Dorf, und die höchsten Güter der Civilisation, geistiges Schaffen, Kunst und Wissenschaft sind ihni chinesische Dörfer. Die deutsche Taacspresse ist mit t oder 12 ehrenvollen Ans nahmen ein elendes „Reptil," —denn sie wird aus dem „Repttlieiifond" Bismarck's kümmerlich gefüttert und erhalten. Bücher kauft das deutsche Volk im Jahre für 8 Sgr. pro Kopf, macht etwa 15,000,000 Thaler; soviel consunnrl der kleine Staat Massachu setts allein. Schiller und Göthc werden in einigen Gegenden vom deutschen „Volke" für Götter, in anderen für Fürsten oder Generäle und an noch anderen Orten für Heilige ge halten, die Kenntniß ihrer Schritten beginnt gewöhnlich erst bei dem gebildeten Mittel- Uaiidc. Unter oiefem Mittelstände existiren nur ausnahmsweise geistige Bedürfnisse. Daß es einen Enget Raphael geben soll, weiß. vielleicht auch der bornirteste Michel, denn derselbe wird ihm möglicherweise acht Jahre lang mit dem Haselstockc eiiigebläut, daß es einen großen Maler Raphael gegeben hat, weiß nur die glückliche Minorität. Der Grundsatz: „Für das Volk ist gerade nur das Beste gut genug" ist kein deutscher, denn wenn irgend ein Mensch schlechte Gedichte macht, nennt er sich einen Volksdichier, ooer man erzeigt ihm die Ehre, ihn so zu nennen; eine Comödie, in der sich einige Rüpel Grob heiten sagen oder gar hauen, ist ein Volks jchanspiel; schreibt Eincr eine Geschichte, in welcher ein Hans und eine Grethc vorkom men, deren Dialog nach dem Kubstalle oder dem Heuboden riecht, so wird dieselbe als „Geschichte illr das Volk" an den Mann ge bracht. Auf die Weise könnten wir die in den unteren Schichten herrschende geistige Oede noch in's Unendliche durch Beispiele belegen. Was ist an diesen bedauerlichen Zuständen schuld? Nicht der germanische Volksstamm, denn derselbe ist einer der intelligentesten des Menschengeschlechts; er hat in jedem Fache große, und wir dürfen mit Stolz sagen, in viele die größten Männer prodiizirt; große Philosophen. Astronomen, Sprachjorjcher, Staatsmänner, Generäle und Seefahrer, Erfinder und Entdecker, Kaufleute und Ju risten, Dichter und Eomponistcn zc. Gehen wir auf die Quelle des bercgten Uebelstandes zurück, so finden wir die deutsche Volksschule. Wie gesagt, außer dem Schulzwange, der acht Schuljahre zur Pflicht macht, in denen selbst der Zulutaffcr lesen, schreiben und rech nen lernt, hat diese Volksschule kein Verdienst. Und der deutsche Schulmeister? Doch diese Leute können nichts dafür, daß das Lob, wel ches sie bei Königgrätz empfingen, ein so un verdientes war.. Es ist die elende Scmiiiar bildung, welche an dem Mißstande schuld ist. Schreiber dieses kennt ein deutsches Schullehrerjeminar, in welchem noch vor 15 Jahren ein Seminarist mit Relegirung be droht wurde, weil er in seinen Freistunden den „Faust" las; in jenem Seminar gab es Leute, die demnächst aus die Jugend als Leh rer losgelassen werden sollten, welche keine Idee hatten, wer Kam oder Hegel waren, und dieselben haben wahrscheinlich heute keine Idee davon. Eine politische Zeitung zu lesen, war jenen jungen Leuten von 18 —21 Jahren streng untersagt, nicht einmal die „Gartenlaube" durften sie halten. Und die ses war keine pictistijche Erziehungsanstalt, sondern der Vorsteher war ein freisinniger Protestant, ein rechtschaffener, braver, hoch gebildeter Mann; aber er arbeitete unter einem System, und dieses System befahl au genscheinlich: „Der Voltsschulmcister dars nichl mehr wissen, als nöthig ist, um das Kind zum gläubigen Christen, zum treuen Unterthan und willigen Kanonenfutter zu erziehen." Wenn unrcr diesem Abrichtungs systeme anch begabte und geweckte junge Leute stumpfsinnig werden und jedes Interesse an höherem Streben verlieren, wer wollte sich darüber wundern! Wir wollen dem deut schen Cnltusministcr eine Wette anbieten, daß von den Lehrern einer gewissen preußi schen Provinz 80 Proz. noch nichts von der Darwin'schcn Theorie gehört haben, daß 50 Pro;, keinen Schiller oder Göthc in ihrer Bibliothek haben, 4V Proz. außer Bibel und Gesangbuch und vielleicht einigen obscuren Schmökern gar keine Bibliothek besitzen, 10 Prozent nicht wissen, wer Schiller und Göthe waren und 99 Proz. an dem Gange der Welt, an den politischen Ereignissen gar kei nen Antheil nehmen. —Das ist stark, aber nach unserer aufrichtigsten Ueberzeugung ist es wahr. Daß es Ausnahmen gibt, daß man unter den deutschen Lehrern sehr gebildete und streb same Männer trifft, darf nicht verschwiegen werden; aber zu verwundern ist es, daß dieses Ausnahme und nicht die Regel ist. Im Ganzen spielt der deutsche Volksschullehrer wegen seiner ZwittcrsteUung zwischen Vor nehm und Gering noch eine jämmerliche Rolle. Und Das wird nicht anders werden, bis das Erziehungssystcm ans den Semina rien gänzlich umgestaltet ist, bis die deutschen Lehrer, wenn auch nicht klassisch, doch wenig stens an den deutschen Klassikern gebildet werden, während bis jetzt in vielen Fällen Luther's Bibel das einzige klassische Buch ist, welches man ihnen zu lesen gestaltet. —Diese Geistesarmuth, an welcher der deutsche Schul mcister im Durchschnitte leidet, kann uiiniög tich Kinder heranbilden, welche vcrmittcist ihrer einfachen Schulbildung im Stande sind, sich auf die Höhe der Zeit zu schwingen. Die gerügten Ucbelstäiidc sind preußischen Ursprungs, und die, welche die preußische Volksschule beständig als Muster hinstellen, tenlien sie einfach nicht und sprechen von Hörensagen. Ein preußischer Lehrer mag dem Engländer, Dänen und Amerikaner, an Fachbildung (wenn man dieses überhaupt Bildung nennen darf) überlegen sein, an Intelligenz steht er jedenfalls unter diesem. Zum Beweise, daß wir mit unserem abspre chcndcn Urtheile nicht allcinslehe, wollen wir folgende Urtheile deutscher Journalisten an führen: E. Sack, Mitrcdaltcur der „Demokratischen Zeitung" in Frankfurt a. M. hat eine sorg fältig gearbeitete Schrift über das preußische Schulwesen bei Bracke in Braunschwcig ver öffentlicht und dieselbe gleichzeitig in dem genannten süddeutschen Blatte angezeigt. „Wenn man die Geschichte der Volksbil dung durchgeht dies ist die Quintessenz sel ber Ausführungen mit seinen eigenen Worten und alle Verhältnisse und Zustände in un seren Volksschulen betrachtet, kann man nicht gut dem Schlüsse ausweichen, daß unsere Volksschulen vortrefflich eingerichtet sind, um die Entwickelung des Volkes zur Freiheit un möglich zu machen. Die Schulen sind die Stätten, wo das Volk zur Unfreiheit dressirt wird. Wenn der beabsichtigte, berechnete Zweck unserer Schulen, der höheren und der niederen nur die Verdummung des Volkes fein soll, dann läßt sich ein zweckmäßiger eingerichtetes Schulwesen gar nicht denken." Richard Lange schreibt in den „Rheinischen Blättern" über den „siegreichen preußischen, reip. deutschen Schulmeister," wie folgt: „Uebrigcns halte ich den Ausspruch, nach wel chem der preußische Schulmeister den östreichi scheu und der deutsche den französischen ge schlagen haben soll in den großartigen Krie gen, die wir jüngst erlebt haben, für eine ganz leere Phraje. Tie Erziehung in dcr'Kajernc hat offenbar weit mehr gethan, als die in der Schule, und hätte Preußen seit den Freiheits kriegen die rein militärische Erziehung des gcsammren Volkes nicht fort und fort in der Stille verbessert und auf eine eminente Höhe gebracht, die aller Welt so ziemlich unbekannt war; hätte Kaiser Wilhelm nicht alle mög lichen Fortschritte in der Taktik und der Eon slruklion der Waffen in seinem Heere zur Gel tung gebracht, und hätte diese militärische Schule nicht das Glück gehabt, so großartige Genies, wie die Moltke's und Roon's, in ihrer Behausung zu seyen wahrlich der deutsche Schulmeister hätte unter die en Um ständen die Welt schwerlich erobcit! Mit un serer viclgerühmten deutschen Volksbildung ficht es noch durchaus nicht sehr glänzend aus, und ich behaupte daher, daß bisher die Kaserne zur Entwicklung der soldatischen Zucht, der Ordnung und des Gehorsams, ja der Tapfer keit im Volke weit mehr gethan hat, als die Schule, ja daß ihr, was die errungenen Er folge betrifft, der Löwcnanthcil unbedingt zu zuschreiben ist. Es wird nun nachgerade Zeit, jener schulmeisterlichen Eitelkeit entgegenzu treten, welche sich nach 1366 ohne Grund breit macht, den klaren Blick in die bestehenden Zustände umflort und dadurch gemeinschädlich wirkt." Das tausendjährige Jubiläum Islands. Island, die letzte Zuflucht und der treue Hort altgermanischer Cultur, feiert im Laufe dieser Woche sein tausendjähngcs Jubiläum uii" i der Teutsche, welcher sich der Ausgabe bewußt ist, welche der >' i.icn G ifir-'nnd -Mttschcr-Jniel ff. SA I!-,- Hafftt des ersten Jahrtausends Zeitrechnung zufiel, wird dieses Fest im Geiste mitfeiern. I Als der altgermanische Cultus im 9. und IV. Jahrhundert vom Continentc, zuerst durch die wilden Prediger des Evanicliuins St. Gallus, St. Bonifacius, St. Anschar n, A., dann aber mit Feuer und Schwert vertriebe wurde, fand er eine Zufluchtsstätte auf jener entlegenen Insel, wo man der untergehen den, absterbenden germanischen Götierwclt in Liebe gedachte, die Cultur, welche ihr Cult erzeugt hatte, in Treuen pflegte und in unser vorurtheilsfreieres Zeitalter herüber rettete. Während aus dem Continente die alten Sagen ausgerottet, die Heldengciänge unserer frischen, markigen Vorsahreil als nii christlich der Vernichtung preisgegeben wur 'den, waren es die isländischen Bischöfe und Mönche, welche jene Sprachdenkmäler rette ten und pflegten, welche unter den ihnen an vertrauten Gemeinden die Liebe zur al'gcr inaiiljchen Poesie wach erhielten. Die durch das Christenthum vertriebenen germanischen Götter flüchteten sich nach den Inseln des ho hen Nordens. Victor Scheffel läßt sie in seinem „Ekkehard" sagen: Am 2. August 874 wurde auf jener vulka nischen Fclseiiinscl das erste staatlichcGemein wesen, eine Republik, begründet, und die Be wohiier Island'S und des europäischen Nor dens überhaupt haben schon seit längerer Zeit ihre Vorbereitungen getrosten, dieses denk würdige Ereignist in angemessener Weise zu begehen. Die Entdeckung JSland's fällt wohl in bedeutend ältere Zeit, wird aber in der Regel einem norwegischen Wikinger Nad dothr zugeschrieben und aus das Jahr BKV verlegt, obwohl eine irische Sage behauptet, dast irländische Mönche schon um ein Jahr hundert früher nach jener Insel gekommen. Naddothr lah die das Land fast von allen Seiten einschließendenewigenSchnee-Gletschcr und nannte es daher Schnee- und Eisland. Vier Jahre später soll der Schwede Galhr die Insel rings nmsegelt haben. BK7 landete Flokki aus der südlichen Küste. Die eigent liche Colonijarion begann 37V unter Leitung von Ziigolfr und Hjorliefcr. Damals herrschte in Norwegen der goldhaarige König Harald Harfagcr (Schönhaar),der einGelübde gehan, dast kein Scheermefser sein Haupthaar be rühren solle, bis er die JarlS, die lange in Norwegen geherrscht, unterjocht und derep Macht an sich gerissen. Mit unerbittlicher Wuth führte er den ampf durch Jahre fort und demüthigte zuletzt die Jarls, die, nach dem sie alle Macht und allen Einflust verlo reu, nicht länger im Lande leben mochten. Sic hatten von der einsamen Insel hoch oben im Norden gehört und dorthin flohen sie auf ihren Schiften, ihre Heerdcn mit sich neh mend, von denen sie hofften, daß sie ihnen auch in der Ferne eine Quelle des Wohlstan des werden möchten, wie sie es in der Hci math gewesen. Das Klima des Landes war milder, als es seine nördliche Lage zwischen ewigem Eis und Schnee erwarten liest. Seine südlichen Thäler waren während der Lwm merzeit mit saftig grünen Wiesen bedeckt, auf denen sich die Heerde bald vermehrten und den Bewohnern Alles lieferten, was sie zum Leben bedurften. Auch an Wildprct und Ge flügel war kein Mangel, und die krystallllaren Seen und Flüsse lieferten eine Fülle der köst lichsten Süßwasserfische. So gediehen die Änsiedlungen ganz vortrefflich und immer zahlreicher kamen die Colonisten vom nordi scheu Festland herüber. Das bis dahin auf der Insel unbekannte Pferd ward eingeführt und leistete für den Verkehr zwischen den ein zeltien Niederlassungen treffliche Dienste. Die staatlichen Verhältnisse waren gut geordnet, und jene älteste europäische Republik scheint mehr als manche ihrer Nachfolgerinnen die Bezeichnung eines Musterstaates verdient zu haben. Bald gesellte sich zu den Beschäfti gungen der Jagd, der Fischerei und Viehzucht auch noch die des Handels. Die Produkte zener wurden zunächst nach den nordischen, dann auch ach entlegeneren europäischen Hä fen verschickt. Der Wohlstand inehrte sich, die Bevölkerung war eine der friedlichsten und glücklichsten, lind bald begann sich auch eine geistige Thätigkeit zu regen: es entstand eine eigene isländische Literatur, die ihre Stoffe fand altnordischen Mythologie und den reichen Sagen der Insel, deren Klüfte, Höh len, Felscngipfel und Gletscher die uralte Volkspocsic mit Tausenden der wunderbarsten Gestalten belebt hatte. In den Liedern der Barden wurden tapfere Helden und schöne Frauen verherrlicht und die nordische Runen schrift verewigte dicsePocsie'n und hat sie uns zum Theil bis auf den heutigen Tag erhalten. Die nordische Republik scheint inzwischen ihre völlige Unabhängigkeit doch nicht allzu lange bewahrt zu haben. Eine Art Vasallen- Verhältniß zu Norwegen mag sich schon früh zeitig, indem daSLand eben ausschließlich von Norwegern besiedelt worden, herangebildet haben, obwohl die förmliche Anerkennung desselben durch das isländftche Parlament erst in, Jahre 12,; i erfolgte, als König Hakan auf dem norwegischen Throne saß. Diese Ober herrschaft war inzwischen eine fast nur dem Namen nach bestehende, da den Insulanern keinerlei Abgaben auferlegt waren uno sie auf dem Festlande dieselben Privilegien genossen und die höchsten Ehrenstellen bekleiden konn ten, wie eingeborene Bürger. Im Jahre 138 V fiel die Krone Norwegen's an Dänemark. Auch Island wechselte seinen Oberherrn, scheint aber mit Dänemark, bei dem es blieb, nachdem sich Norwegen wieder von demselben getrennt, nicht zu allen Zeiten so gut gefahren zu sei wie ehemals mit Norwegen. In neue rer Zeit war sogar große Unzufriedenheit auf der Insel entstanden. Dänemark hatte ihr schwere Abgaben auferlegt und dieselben, trotz mancherlei Heimsuchungen des Volks, Mist wachs und dergleichen, mit großer Strenge eingetrieben, es hatte den Althing,die tausend jährige Volksvertretung, eingeschränkt und die Insel durch dänische Beamte regieren und aussaugen lassen, Maßregeln, welche in hohem Grade den Univillen des freisinnigen Volkes erregten und dasselbe zu massenhafter Auswanderung nach den Ver. Staaten ver anlaßt hatte. Die ehemals wohlhabende In scl, deren Bevölkerung übrigens nur höchstens IVV,VOO Seelen beträgt, drohte zu verarmen und zu veröden, da entschloß sich die däni sche Regierung doch lieber zur Nachgiebigkeit und benutzte die herannahende tausendjährige Jubelfeier, um dem Lande eine in der That außerordentlich freisinnige Verfassung zu ver leihen, welche ihm fast seine ehemalige Unab hängigkeit zurückgibt. An der Spitze der Verwaltung steht ein in Kopenhagen residircn dcr Gouverneur, der den Verkehr mit der Re gicrung vermittelt und unter welchem ein aus der Insel wohnender Vicc-Gouverneur in lo kalen Verhältnissen fast unumschränkte Macht besitzt. Diese Beamten der Krone sind dem Althing, dem isländischen Parlament,zu wel chem der König sechs Mitglieder ernennt, während das Volk dreißig erwählt, verant wortlich. Bürgerliche und religiöse Freiheit, Versammlungsrecht, Unabhängigkeit des Ge richtswesens, Freiheit der Presse allesTieö ist nieder neuen Verfassung, die am gestri gen Sonntage, als dem großen Jubeltage, eingeweiht worden ist, dem Volke Island's gewährleistet. Und um den Frieden zu einem vollständigen zu machen, hat der König selber die an ihn ergangene Einladung, dem Jubel feste beizuwohnen, angenommen, und trat be reits Mitte Juli, vom Kronprinzen und Mit gliedern des Ministeriums begleitet, die Reise nach der entlegensten Provinz seines Reiches an, die den äußersten Sitz der Cultur bildet und jenseits welcher die unerforschten Geheim nisse der Polarsce liegen. Das Fest, einfach allerdings und wohl kaum mit dem sonst im monarchischenEuropa üblichen Pomp ausgestaltet, wird gleichwohl ein sehr merkwürdiges sein und kaum verseh len, eine große Zahl von Gästen aus allen Himmelsstrichen anzuziehen. Sogar eine nicht geringe Anzahl prosessionellcr Touristen werden diese Gelegenheit zu einem Ausflug nach dem hohen Norden benutzen und ein Land besuchen, an das man in der Regel nur mit Frösteln und Zähncklappern zu denken Pflegt. In dieser Hinsicht werden sie sich wohl sehr angenehm enttäuscht finden. Der be wohnte Theil Island's ist zu dieser Jahres zeit, wie schon oben angedeutet, nichts weni ger als eine starre Eis- und Schneewüste Das Sommerklima ist warm und angenehm nnd ein Land, das kaum eine Nacht kennt, wo die Sonne fast ununterbrochen an dem zu die ser Zeit klaren, unbewölkten Himmel steht be sitzt für die Meisten jedenfalls den Reiz der Neuheit. Die Vegetation ist in gewissem Sinne sogar üppig, namentlich zeigen die Wiesen ein entzückendes Grün. Anders ver hält es sich freilich im nördlichen, vulkanischen Theile der Insel, der eine öde Felsen und Lavawllste ist, wo vulkanische Kräfte bis auf den heutigen Tag thätig sind und nicht selten Ausbrüche erfolgen, die au Heftigkeit und Großartigkeit au, oem ganzen Erdenrund ih re Gleichen suchen. In wissenschaftlicher und speziell geologischer Beziehung ist Island ein höchst merkwürdiges Land, wo noch die wich tigsten Entdeckungen zu machen sind. Tie Jubelfeier wird sonder Zweifel auch manche Gelehrte dorthin ziehen, von denen sich viel leicht manche längere Zeit auf der Insel auf halten, um dieselbe zu durchforschen. Nicht gerade erhebliche wissenschaftliche Resultate, aber doch vielleicht eine genauere Durchfor schung und gute Beschreibung des Landes cr marten wir von einer vom New Zorker „He rald" veranstalteten Expedition, die unter Leitung des tüchtigen Nordpolsahrcrs Dr Hayes steht. Noch eine Deputation aus den Ver. Staaten, geführt von dem um das tele graphische Verkehrswesen verdienten Cyrns W. Ficld, hat sich aus den Weg gemacht, und da sich derselben vier der tüchtigsten und geüb testen, touristischen Schriftsteller der Gegen wart, der viel gewanderte Bayard Taylor angeschlossen, dürfen wir sicher ganz vorzüg' lichenLokalbejchreibungen entgegensehe. Auch aus den Ländern Europa's „t dieTheilnahme an dem Feste eine sehr lebhafte. Zi,nächst ist es Norwegen und Schweden, das ein speziel lev Interesse an demselben besitzt und daher auch eine zahlreiche Deputation abgeschickt hat. Die nordischen Universitäten Kopenha gen und Christiania werden gut vertreten sein Die dänische literarische und wissenschasiliche Welt hat Vorbereitungen getroffen, dem is- liindischen Dichter Storre Sturlevon, dem man namentlich die Sammlung jener uralten Mythen und Sagen dankt, ein Denkmal zu setzen. Teutschland wird bei dieser Gelegen heit sicher nicht schien, und auch England ist ohne Zweifel gut rcpräscnlirt. So wird sich dieser Tage in der kleineu Hauptstadt Rcjkia wia gewiß ein höchst eigenthümliches festliches Leben und Treiben entfalten, von welchem auch wir lebendige Beschreibungen zu erwar ten haben. Wichtiger aber noch als diese dürsten dann die unfehlbar folgenden Berichte über das Land selbst und seine vcrhältniß mäßig noch wenig enthüllten Wunder sein. Pricftleh's Sätnlarfeier. Am letzten Freitage versammelten sich in Northuinberlaiid, Pa., die Chemiker des Lan des, um das Andenken des Dr. Joseph Priest ley zu feiern, der den Sauerstoss entdeckt hat. Priestley hat in Northumbcrland gewohnt, ob er aber dort und gerade vor hundert Jahren, am I. August den Sauerstoff entdeckt hat, darüber fehlt es doch an authentischen Bcwei sen. Indessen begann am Freitag Abend in Northnmberland die Säkularscier und zn gleicher Zeit tagte eines ähnlichen Zwecks we gen, eine Versammlung europäischer Chemiker in Birmingham in England. Priestley wurde in 1733 geboren und starb in Northnmber land im Jahre 1804 im Alter von 72 Jahren. Während seiner ganzen Laufbahn zeichnete sich Priestley mehr als ein energischer Polemiker, als ein großer und origineller Denker oder als gewaltiger oder anziehender Schriftsteller aus. So radikal Priestley in der Politik, und wie liberal er auch in der Theologie war, trat er doch als der bigotte Vertheidiger seiner bcson deren Phase des Liberalismus gegen alle Die jenigen aus, die in der Gedankenfreiheit wei ter zn gehen wagten, als er. Er schrieb hef tige Vertheidigungen des Christenthums ge gen Gibbon, Vottieh und Paine. Er schrieb auch eine Vertheidigung der französischen Re volution und wurde dafür durch die revolu tionäre Assembler Frankreich's zn einem Bür ger von Frankreich erklärt. Dadurch regte er aber im Jahre 1791 den Pöbel in Birming ham gegen sich ans, der seine Kapelle angriff, sein Haus dcmolirtc, seinen wissenschaftlichen Apparat zertrümmerte und seine geliebten Manuskripte vernichtete. Taraus floh Dr. Priestley nach Amerika. Er interesstrtc sich für alle Tagesereignisse während der Admini strationen Washington's, AdamS' und Jesser son's. Er correspondirte viel mit Thomas Jeffcrson, er schrieb mehr, als sechzig Bänoe philosophische Werke, und mit seinem wissen schaftlichen Apparat machte er vielerlei Ent deckungen und unter andern die des Sauer stoffes. Zwar beanspruchte der französische Chemiker Lavalsier diese Entdeckung, Dr. Priestley behauptete jedoch, er habe sein Gas in Möns. Lavcilsier's Hans präparirt und ihm im Jahre 1774 die Methode zur Herstellung desselben gezeigt. Dies ist viel früher, als Lavalsier behauptet, die Entdeckung gemacht zu haben. Priestley machte anch die Welt zuerst mit der Schwefelsäure und der Salzsäure bekannt und deutete die leichte Methode an, sie herzu stellen, und er beschrieb sehr genau die merk würdigen Eigenschaften jener Säuren. Er entdeckte das Protoxyd des Stickstoffs und, nachdem er nach Amerika gekommen war, das oxydirtc Kohlenstoff-Gas. Obgleich ihn sein Vaterland zur Zeit der politischen Aufregung in das Exil getrieben hat, so wird doch heute seinem Andenken in Birmingham eine weiße Marmor - Statue errichtet, nachdem ihm be reits in Oxford ein Monnmcm errichtet wor den ist. Mißglückte Cooperation in Pitts bnrg. In den ennundsicbzig Glasfabriken zu Pittsburg, Pa., war cS schon vor längerer Zeit zu MißHelligkeiten zwischen den Glas bläsern und den Fabrikbesitzern gekommen. Letztere wollten den Lohn herabsetzen, weil sie, wie sie betheuerten, in Folge der Conkurrenz von Glasfabriken im Osten, namentlich Bat tiniore, bei Bezahlung des bisherigen Lohnes nicht bestehen könnten, die Arbeiter aber woll te sich diese Verringerung ihrcsVerdienstcs nicht gefallen lassen. Eine der Firmen in Pittsburg machte ihren Arbeitern, nm sie gründlich zu überzeugen, daß die Fabrikbesit zer nicht die böswillige Absicht hätten, die Ar beiter zu übervortheilen, sondern daß sie wirk lich nicht mehr zahlen könnten, den folgenden Vorschlag: „Ihr sollt unsere Fabrik selbst füh ren und verwalken; wir taufen Euch das Glas, was Ihr herstellt, zum Marktpreis: ab und schreiben Euch den Ertrag gut. Für das in der Fabrik angelegte Kapital berechnen wir Euch nur sechs Prozent, und wir liefern das nöthige Material zum Betrieb. Die Abrech nung soll nach sechs Monaten stattfinden." Dieser Vorschlag wurde von den Arbeitern angenommen, und die Fabrik war sechs Mo nate lang durch sie im Betrieb. Der Termin ist vor einigen Wochen abgelaufen, und bei der Abrechnung ergab sich, was die Arbeiter übrigens schon im Lause der sechs Monate gemerkt hatten, daß sie bei dieser Cooperation weniger verdient hatten, als wenn sie vornherein ans die von den Arbeitgebern vor geschlagene Herabsetzung der Löhne ciiigcgan gen wären. Die Ergebnisse dicferEooperation überzeug ten die Glasbläser in Pittsbnrg, daß es wirk lich die schlechte Lage des Marktes und nicht Habsucht oder Böswilligkeit war. welche die Fabrikanten zur Verringerung des Lohns ver anlaßt hatte, und der fast allgemeine Strike der Glasbläser, dex ganz unnatürlich lang gedauert hatte, ist jetzt zu Ende; sie haben sich entschlossen,zu vcrringcrtemLohne zu arbeiten. Die Verluste dieser Arbeiter bci'm Strike sind ganz ungeheuer, sie bclicfcn sich im Monat auf H452.W0 und betragen im Ganzen H 5,- 500,000. Natürlich haben Niller diesem Aus falle auch viele kleine Geschäftsleute empfind lich gelitten. Da während des Strike von den Fabriken alle ihre Porräthe verkauft worden sind und cS jetzt an Bestellungen nicht fehlt, so bleiben die PittSburgcr Glashütten auch während der Sommerzeit, in welchen sie sonst die Ar beit einstellten, in Thätigkeit, und so können die Arbeiter wenigstens einenTheil ihrer durch so langen Müßlgang entstandenen Verluste hereinbringen. Die Fabrikanten hatten sich während des Strike damit über Wasser ge halten, daß sie erst ihre vorhandenen Vorrälhe verkauften und dann Elaswaarcu im Osten aufkauften, um ihre Kunden damit zu be dienen. Was nun die oben erwähnte Cooperation betrifft, so haben die Arbeiter der betreffenden Glashütte allerdings nur die Schattenseite kennen gelernt, indem ihnen der Betrieb nur in einer Zeit des Geichäflsdrucks und des ungünstigen Marktes überlassen wurde. Ob die Besitzer geneigt sein würden, ihnen den Betrieb unter freundlicheren Verhältnissen zu überlassen, so daß sie auch die Lichtseiten der Cooperation sehen können, ist eine andere Frage. Der Ptnladclphicr Kuabenranb.— Andeutungen, aber keine sichere Spuren. Ein Privat-Geheimpolizist in Philadelphia hat von einem Freunde in Cincinnati eine Zujchrist erhalten, in welcher derselbe seinen Glauben zum Ausdruck bringt, daß er ans einemßahnzugc dcr„Pittsburg-, ForlWayne- und Chicago-Eisenbahn" den kleinen Charley Roß gesehen habe. Der Freund des Geheim polizisten befand sich auf dem Wege vonPitts. bürg nach Cincinnati, und er fuhr in einem Schlafwagen. Als er sich niederlegte, begab er sich in die obere Coje, die untere occupirte ein Mann mit einem kleinen Knaben. Der Kleine legte sich erst eine halbe stunde später nieder, als der Mann in der oberen Coje. Als feine Rcijckamcradcn in das Gemach tra ten, sagte der Mann zu dem Kinde: „Nun mein kleiner schöner Junge, jetzt wollen wir einmal tüchtig schlafen, und dann werden wir uns morgen desto frischer fühlen." „Ich will zuerst mein Gebet hersagen," erwiderte das Kind und kniete schweigend an der Seite seiner Coje nieder. Als er aufstand, fragte er: „Darf ich Papa und Mama nicht küssen?" „Ja wohl," erwiderte der Mann, „sobald wir nach Hause kommen. Und jetzt vergiß nicht, daß ich Dein Onkel bin, und dann sollst Du allerlei schöne Dinge haben, wenn wir nach Hause kommen." Der Mann sprach in gütiger Manier, und er schien beflissen zu sein, das Kind bei guter Laune zu erhalten. Nach und nach schliefen die drei Reisegefährten ein und bis zum Morgen blieb Alles still. Als der Freund des Geheimpolizisten erwachte und ans seiner Coje kroch, saß der Knabe allein auf der Kante feiner Coje und dem Reisenden fiel die Schönheit des Kindes, das glänzende Auge, das kluge Gesichtchen und das lange blonde Haar aus, das ihm bis auf die Schul ter herabhing. Der Knabe sah aus, wie ein Kind zwischen 4 bis 5 Jahren. Er war in einen dunklen leinenen Anzug gekleidet, der sehr bestaubt aussah. Der Reisende richtete einige Worte an den Kleinen, als der Mann mit einem Glas Waffer hereinkam, und sagte: „Trink dies, Charley, und dann werden wir bald das Frühstück bekommen." Hierauf bo ten sich die beiden Männer einen „Guten Morgen," und begannen ein Gespräch. Der Mann ist von MittlererStatur, gut, aber ein fach in einen Reiseanzug gekleidet. Erst machte er einige Bemerkungen über das Wel ter und sagte dann, er fürchte, fein kleiner Knabe und er selbst haben den Herrn in der letzten Nacht etwas gestört. „Ärmer kleiner Kerl," fügte er hinzu, „es ist sehr schwer, ihn zu trösten, und ich glaube nicht, daß er sich wirdcr behaglich fühlt, bis wir zurückgehen. Und dann blicken ihn alle Leute mit so großen Augen an, wo wir such immer hinkommen, obgleich ich denke, daß ich ihm einen guten Dienst erzeige. Es ist eine langc Geschichte, und wenn Sie dieselbe hören wollen, dies sind die Umstände: Vor etwa 20 Jahren ging ich nach dem Westen, siedelte mich zuerst lnMiffouri an, bin aber immer weiter gegan gen und jetzt wohne ich in Minnesota. Vor 10 Jahren heirathete ich, wir haben jedoch keine Kinder. Als ich diesmal nach dem Osten kam, fand ich, daß gerade zwei Tage vor meiner Anknickt ein alter Freund von mir gestorben ist uns Wittwe mit fünf Kin dern, aber keinenHellerVermögen hinterlassen hat. Ich half den ersten Bedürfnissen der Familie ab, verschaffte den zwei ältesten Kin dern Plätze und erbot mich, eines selbst zu nehmen. Es kostete der Mutter freilich einen harten Kampf; sie wußte aber, daß ihr Klei ncr pyn mir gut behandelt werden wird, nutz sie erlaubte ihm, mit mir zu gehen, und nun bm ich hier auf dem Wege nach Minnesota. Ich liebe das Kind und wünsche nur, daß e mich auch lieben lernen möge." Der Mann sprach mit solch anscheinender Ausrichtigkeit, daß der Freund des Geheimpolizisten, dem er die Geschichte erzählte, sie auch wirklich glaubte. In Cincinnati trennten sie sich am 15. Juli. Einige Tage nachher wurde die Entführung des Charles Roß bekannt und dem Freunde des hiesigen Geheimpolizisten kam die Geschichte seines Reisegefährten im mer verdächtiger vor, bis sich endlich in ihm die Ueberzeugung bildete, daß er mit dem klei nen Chartes Roß von Pittsburg nach Cin cinnatt gefahren sei. Er glaubt, der Mann habe das Kind zufällig gesehen, und da er Zuneigung zu demselben empfunden hatte und er selbst kinderlos ist, so habe er dasselbe vielleicht den Menschenräubern abgehandelt. Dem „Phil. Demokrat" entnehmen wir Folgendes: „Am 10. Juli stieg ein von der Reise be stäubter Mann in East-Pcnn-Junction von dem Harrisburger Zug und ging von da nach Ällentown - Station. Er war kräftig gebaut, etwa 5 Fuß 9 Zoll groß, nicht rasirl und trug über einem abgetragenen Anzug einen hellbraunen Staltbrock. Aus dem Arme hatte er ein blondlockiges Kind, welches ver stört aussah und sich vor dem Manne zu fürchten schien. Er ließ das Kind fast nie aus den Augen. Als er ihm doch einen Augenblick den Rücken wenden mußte, legte sich das Kind ermüdet nieder und begann bitterlich zu weinen, wobei es mehrmals nach seiner Mutter verlangte. Mehrere Männer traten an dasselbe heran, ehe sie es aber noch aufheben konnten, kam jener Mann hinzu, riß ihnen das Kind weg und ging nach dem „Island-House" des Hrn. Scholl, wo eres in einen Stuhl setzte und sich neben ihm nie derließ. Hier bewachte er das Kind sorgfäl tig, und glauben Besucher des Hauses be merkt zu haben, daß das Kind beständig un ter dem Einflüsse eines gelinden Betäubungs mittels gehalten wurde. Das Kind schien vor dem Manne Furcht zu haben, und glaubt man, daß dieser nicht der Bater desselben war. Am Nachmittage nahm der Mann den Knaben in einein Eisenbahiiwaggon nach AUentown, um ihm einen Anzug zu kaufen." Dabei benahm er sich so verwirrt, daß sein Benehmen ausfiel und er gewiß verhaftet worden wäre, wenn man gewußt hätte, daß Charley Roß seinen Eltern noch nicht zurück gegeben sei. Nachdem sich der Mann bei et ilem Hrn. Mohr befragt, ging er mit dem Kinde (wie versichert wird einem Knaben) nach dem Geschäftstokalc der Frau Gouldin, Nr. 608, Hamiltonstraße, wo demselben ein Anzug angemessen wurde. Da der Knabe sehr schmutzig aussah und längere Zeit nicht gewaschen war, sein Haar auch völlig vcr wirrt mar, schlug die Verkäuferin der Frau Gouldin vor, daß der Kleine gewaschen werde und dann das Haar geschnitten erhalte. Der Plann, welcher das Kind beständig verhindert hatte, auf die an es gerichteten Fragen zu antworten, ging auf diesen Vorschlag ein und ließ dem Kleinen in Abte's Barlnerstube die blonden langen Haare abschneiden. Der Mann, welchem der Knabe nur zö gernd zu gehorchen schien, nannte ihn „Dea con Harry." Das Kind hörte aber darauf nicht, bis ihm der Plann zurief: „Komm' her, Harry ! Mein Sohn!" worauf es zö gernd, als ob es Strafe fürchte, zu ihm ging. Der Kleine ging gravitätisch und sprach langsam, wie es der kleine Charley Roß gethan haben soll. Der Mann erhielt später die Kleider für das Kind, zog ihm dieselben an und fuhr dann spät am Nachmittage nach Manch Chunk ab. Im „Island House" hielt sich der Mann mit dem Kinde einen halben Tag auf. Man hat mehreren Personen, welche den Knaben gesehen, das Bild des kleinen Char les Roß gezeigt und alle behaupten, daß zwischen Beiden eine große Aehnlichkeit existire. Die Angelegenheit wird natüilich von der Polizei genau untersucht werden. Allem Anscheine nach war jenes Kind der seit dem ersten Juli mit Schmerzen gesuchte Knabe, Charles Brewster Roß. Der Mann ist später nach Reading gereis't, wo er ein Ticket nach Pittsburg kaufte, dort wurde er arrelirt, aber aus die Aussage eines anständig gekleideten Mannes, daß er ein Viehhändler ans dem Westen sei, wieder freigelassen. In Harrisburg wurde er aber mals arrctirt, doch gelang es ihm wiederum, sich frei zu macheni Von da ab ist seine Spur verloren gegangen. Ehrist. Worccsl'er, welcher wegen angebli cher Theilnahme an dem Kinderraube verhaf tct, später aber seiner Hast entlassen worden war, beabsichtigte, am Samstag Abend in Frankford über die Angelegenheit einen Vor trag zu halten. Da sich aber keine Zuhörer eingefunden hatte, mußte er den Plan auf geben." Die Kosten des deutschen Militär- Systems. Die deutsche Armee beträgt nach den letzten Bewilligungen des Reichstages in runder Summe 400,000 Mann. Von diesen sind wenigstens 60,000 sogcnanntc„cinjährigeFrei willige," d. h. junge Leute, die statt der drei Jahre Dienstzeit, die man sonst für die Aus bildung eines tüchtigen Soldaten für nöthig hielt, unter folgenden Bedingungen nur ein Jahr dienen: l. daß sie ein bestimmtes wif sentschastliches Examen bestehen, oder in den staatlichen oder den vom Staate anerkannten privaten Schulen eine bestimmte höhere Classe erreichen; 2. auf eigene Kosten ihre Uniform und Waffen und bei der Cavallcrie auch ihre Pferde halten ; 3. während diefesJahrcs ihren Unterhalt besorgen. Dieses Freiwilligen. Jahr wird bei Berechnung der ganzen Dienst zeil in der Linie, Reserve und Landwehr, wel che sich planmäßig auf jI Jahre beläuft, mit drei Jahren in Anrechnung gebracht, so daß die Freiwilligen im Ganzen nur 10 Jahre militärpflichtig sind. Berücksichtigt man nun,daß die jungcnLcu lc, denen dies Privilegium zusteht, 20 Jahre alt sind, daß ihrcErziehung eine ziemlich kost spiclige gewesen ist, daß sie entweder ihren Eintritt in eine gewinnbringende Thätigkeit noch um ein Jahr hinausschieben oder gar Zeit versäumen müssen, die sich ihnen schon bezahlt, so ist der Jedem von ihnen erwachsen de Verlust, unter Zuschlag der Kosten für Waffen, Kleidung, Wohnung, Nahrung und in einigen Füllen für Pferde mit 50 Dollars gewiß nicht zu hoch veranschlagt. Hierzu kommen die regulären dreijährigen Rekruten. Sie bestehen aus denjenigen wohl erzogenen jungen Leuten, deren Eltern nicht in der Lage sind, ihren Unterhalt und Ausrü stung ans eigener Tasche zu bestreiten; aus denjenigen Wohlhabende, welche das gesetz lich erforderte Examen nicht zu bestehen vcr mögen ; endlich der größeren Masse nach aus den Söhnen der sogen, „niederen" Klassen: der Tagelöhner, Arbeiter, Bauern, Handwer ker und kleineren Gewerbetreibenden. Der Berdienst, der ihnen entgeht, stellt sich, nach Maßgabe der Durchschnittslöhne, nicht so hoch, als bei uns oder in England, ist aber, nach den in den letzten Jahren auch in Deutsch land cingetrencn Lohnsteigcrungen. immerhin auf 1 Dollar 25 Cents die Woche, also 65 Dollars das Jahr, nach unjerem Gelde zu be rechnen. Hierbei ist zu bemerken, daß Woh nung, Kleidung und Speisung dieser Trup pcntheile vom Staate geliefert wird und der Ansatz dafür also in der betreffenden staatli chen Ausgaberubrik zur Berücksichtigung kommt. Die ihnen außerdem gezahlte Löh nung ist so unbedeutend, daß sie nicht der Re de werth ist; sie geht für kleine Bedürfnisse darauf. Hiernach stellen sich die Kosten für das deut sche Heer folgendermaßen: 1. Total des'Mlitäretats, Ordinarium und Extraordinanum siir lNi 5116,096,675 2. Verluste durch die erzwungene Ar beitsunthätlgkcit ic. von 60,000 ein jährigen Freiwilligen 5V,000.000 Z. Mindcrerwcrb von 3!v,ooodreijähri gen Relrutcn pro Jahr 22,100,000 Ii!! ,100,075 In der That ein respektables Sümmchen, welches jährlich dem Kriegsgotte Mars ge opfert wird. Ei Becchcr-Tilton-Tkandal i Teutschland. Deutschland hat gegenwärtig eine cause c-elc-bre, die ein Pendant zu dem Beccher-Til ton-Skandal in Brooklyn bildet. Die Haupt figur ist der Prälat Kapff, einer der höchsten Würdenträger der prolestautischenHierachic in Würtcmbcrg; ein Mann, welcher, vermöge seines Wissens und seiner Beredsamkeit, seit Jahren einen hervorragenden Platz unter dem deutscheu Clerus eingenommen hat. Seit vie len Jahren stand er in den erslenNeihen derer, die sü rMoral und Sitten kämpften. Diese Notizen erklären das Erstaunen, welches sich der protestantischen OrthodoxicDeuljchland's bemächtigte, als am 18. Mai der Kaufmann Friederich Amann vor dem württembergischcn Criminalgerichtshof erschien und die folgende Klage vorbrachte: „Ich, Fnedcrich Amann aus Stuttgart, Wurlemderg, beschuldige den Ehrw. Prälaten August Kapff, PräsidirendenWürdenträgcr der protestantischen Diöceseu Schwaben's, mit Willen und niedrigerAbsicht und unter falschen religiösen Vorspiegelungen meine seither lü genhafte Ehefrau Anna Amann, geb. Staub, verfuhrt zu haben. Ich beschuldige den-c. Kapff ferner, während meiner Abwesenheit in geschäftlichen Zwecken, mehrmals mit meiner Frau Ehebruch begangen zu haben. Ich bezchuldige ihn ferner, dieselbe in das Bad Ragatz entführt zu haben, wo sie zusammen als Mann und Frau lebten. Ich klage ihn ferner an, der Vater des vor vier Monaten geborenen Kindes (einer Tochter) zu sein. Ich füge dieser Erklärung hinzu, daß ich den :c. Kapff verantwortlich halte, für diese schändli che Thaten ; daß meine Frau ein armes, re ligiöses Wesen ist, das nicht wußte, was es that; daß ich nur widerwillig auf Ehcschei dung gedrungen habe, und dag ich bcdaure, mich nicht damit befriedigt zu haben, daß der -c. Kapff als Strafe für die Verführung mei ner Frau zu mehrjähriger harter Arbeit in den Zellengefängnissen Württemberg's verurthcilt werde; sowie ferner, daß ich die Regierung er suche. den:c. Kapff unverzüglich aller feiner kirchlichen Würden zu entsetzen." Tie unglückliche Frau Amann's suchte sich anfänglich zu vertheidigen,indem sie anführte, daß ihr Verhältniß zu dem :c. Kapff nnschul diger Natt gewesen jei; als sie her erfuhr/ daß Ihr Gatte Ehescheidung und ihre Ein- Ichließung m einGesängniß.wegenEhebruchs, beantragt habe, verlor sie ihren Verstand; sie lst jetzt em Insasse des Irrenhauses zu Thür aau in der Schweiz. Sie nennt sich dort die Jungfrau Maria und behauptet die Frau Martin Luther'S zu sein. ansäiiglich denSkandal;auf das Drängen der Gemeinde veröffentlichte er folgende Erklärung: „Während derlctztenWochen haben mehrere Zeltungen meine Ehre in der verletzendsten Weise angegriffen und diesbezüglich die er staunlichsten Irrthümer und offenbarsten Un Wahrheiten veröffentlicht. Ich habe meine Borgesetzten sofort um Untersuchung geboten und sehe meiner glänzendenßechtfertigung ent gegen, im Vertrauen aus die Gerechtigkeit des allwissenden Gottes." Diese Erklärung wurde sofort mit der Publikation des fclgeiidcn Affidavits beant wortet: Ida Taiincr, Haushälterin des Jakob Amann, sagt aus und erklärt, daß die geschie dene Frau meines Arbeitgebers gestern irrsin nig geworden ist und nach dem slädtischenHo spital gebracht wurde. Die Domestiken der Mab. Amann nlerichtcten den Gemahl der selben von dem Vorfall: Hr. Amann erklärte aber, daß er nichts für sie thun könnte, da sie sich einem Verführer ergeben habe, daß er lan ge die Erschießung des :c. Kapff erwogen ha bc, indeß zu der Einsicht gelangt sei, daß sein nnabwendbarcrZtur; einem gcivaltsamenTod vorzuziehen sei, der ihm zum Märtyrer machen konnte; daß er ihr, dem Gesetz gemäß, monat lich 120 Gulden auszahlen wolle, obgleich sie über ein Jahr in Ehebruch gelebt und sich als Weib des :e. Kapff niedrere Atonale im Bad Ragatz ausgehalten habe. Ich beschwöre fer ner, daß der besagte Ztapfs ihr die Heirath ver sprochen hat, wenn sie von ihrem Gatten gc sch.eden sei. (Gezeichnet) JdaTanncr. Die Wiener „Neue Fr. Presse" sagt dazu; Kapff, der geistlicheVersührcr, wird das nicht erklären können. Er muß die Kanzel verlassen und eine Zelle im Staatsgcsäiigniß' erwartet Neuigkeiten Gen.Sherman mag inßezug auf dieJn dianer-Frage vollkommen Recht haben, wenn er jagt: „Ob der Indianer durch daö Bayon nct oder durch die Bibel regiert wird, ein per manenter Friede ist unmöglich geworden." Das Ban - Comite der Säkular - Finanz- Comnnjsion hal, wie aus Philadelphia gemeldet wird, offiziell angekündigt, daß vom Contraktor Dobbins bezüglich des sämmtli chen, zur Errichtung des AuSstcllungsgeväu des nöthigen Eisenmaterials mit den HH. A. A. 3c P. Roderts, den Besitzern der „Pen coyd Jron Works," ein günstiger Eoiitrakt abgeschlossen worden. Auch die Finanz- Commission berichtet günstig und hofft, na mentlick' in den Staaten von Neu England bezüglich der nöthigen Subscriptionen des Erfolges sicher zu sein. Hr. Wilhelm Behrens, der neue „Chef Clerk" im Biindes-Fiuanzministermm, ist ein geborener Deutscher und erst 29 Jahre alt. Er trat im Jahre 1864 als kleines Schreiberlein in das Finanz-Departement ein und hat sich allmälig durch Fleiß und Talent zn seiner jetzigen bedeutenden Stellung em porgeschwungen. In der Conkurrenz - Prü suug, welche er vor einiger Zeit zn bestehen hatte, wurde er der Erste. Samis, der aine ri kanisch c C 0 n su 1 iuStultgart, wird seine Stelle behalten. Sein Vater, der ein mehrfacher Millionär sein soll, hat alle Schulden seines Sohnes, hier sowohl, als in Europa, bezahlt. Samis ist indessen kein Vollblut-Neger, wie Viele glauben, sondern ein Heller Mulatte. Sein Vater ist ein Weißer, und nur seine Mutter hatte afrikanisches Blut in ihren Adern. Wie wir aus Privatiiachrichlen höre, ist Hr. Karl Ketzel (früher in der „Md. Stsztg.") ein Busenfreund des dunklen Vertreters unse rer Republik! Sonderbare Betrachtungen stellt das „Sa cramento Journal" an, indem es schreibt: „C a lifornien hat nach den: letzten Aus weise 22Sparbankcn und diese wiederum eine Einlage von H 57,833,373, oder in runder Summe von r>B Millionen Dollars. Schätzt man das übrige Baargeld im Staate ans eine ebenso große summe und mehr wird es wohl nicht betragen; von diesem in dicSpar banken getragenen Gelde geht das meiste ja auch gleich wieder in Cirkulation über und wo wir zwei Dollars rechnen, ist eigentlich nur einer rechnet man es aber ciuf eine ebenso große, unseretivegcn auch drei Mal so große Summe, so Hütten wir demnach an 200 Mill. Dollar Baargeld im Staate. Dem nach wären die Ealiformer, sofern es das „Cash" betrifft, ziemlich gm ab. Wie ver schwindend klein sind aber diese 200Millioncn gegen den Ertrag ihrer Minen während des verflossenen Vicrteljahrhundcrts. Die Pro duktion derselben betrug nach neueren Schät zungen H 1,94,919,098, oder 1001 Millionen Tollars, während der Ertrag aller Edel mctallbergwerke in den Ver. Staaten, wäh rend der 25Jahre auf H 1,583,644,934 geschätzt wird. 9>>'mi wird daraus ersehen, daß wir arm sind, denn während der Staat 1000 Millionen prodnzirte, hat er doch nur ein Fünftel davon, das Uebrige ist in's Ausland gegangen. Dazu nocls den Ertrag der Waizcn und anderer Ernten, der Wollfchur :c. gerechnet, so sind wir verhält nlßmäßig sehr arm und Andere schlucken un fern Reichthum." Das hinterlassene Vermögen des verstorbe nen BundesrichterS Chase ist seither nur sehr langsam geordnet worden, weil der Testamentsvollstrecker in der Zeit der Eni werthmig der Stock Papiere und des anderen beweglichen Eigenthums, nicht zu verkaufen geneigt war. Wenn alle Schulden bezahlt sein werden, dürsten etwa 5105.000 reines Vermögen übrig bleiben. Einige Werthpa piere, mit Einschluß von einhundert Atrien der „Pennsylvania Avenue - Slraßcn-Eisen bahii" sind soeben verkauft worden, um einige kleine Gläubiger zu bezahlen, die sehr gedrängt haben. Die Bermögensmasse schuldet Jäy Cook 3c Co. H 121.000, meistenthcils vorge schossenes Geld auf Aktien. Der Madame Hoyt, Tochter des OberrichlerSEHasc, hat jene Firma Kscioo vorgeschossen. In verschiedenen Städten desStaates New -N0 rk erregte in den letzten Wochen ein zum Christenthum bekehrter und als pro tcstaittischer Rcisepredigcr reisender Chinese, Namens Wong Chi Foo, großes Aufsehen. Er wurde von frommen cngliich-amcrikani scheu Blättern höchlich gepriesen als ein hoff ilnnzsvollcr Kämpe des amerikanischen Pro tcstantiSmus. Aber ach —er hat jetzt gcbee chert. Doch ist fein Ovfer wenigstens lein frommes Täubchcn wie Frau Tillon, sondern eine gewöhnliche Vennspriestcrin; ihr schenkte er ein prachtvolles Bouquct, welches er für seine schöne Predigt von den Damen der „Brick Church" in Rochcster erhalten hatte, und er ist jetzt mit dem Dämchen zunächst nach Ontario Eoünty verreist. Ob er sein Mis sionswerk fortsetzen will und kann, muß sich erst noch zeigen. Auch Deutschland hat gegenwärtig sei nen Beecher - Skandal. Der württembcrgcr Prälat August Kapff (Verfasser eines Buches über „Geheime Jugendsünden"), der höchste Würdenträger der protestantischen Kirche des Schwabenlandcs, stand vor einigen Wochen wegen Verführung der Frau des Kaufmannes Friedrich Aman vor dem Criminalgerichtc. Der greise Moralist kann jetzt auch ein Buch über „Geheime Altcrssünden" schreiben. Anna Eliza Nomig, die ehemalige Gattin Nr. 19 des Propheten Brigham Noung, hat auch in Salt-Lake-Eity ihre Vorlesung über „Mein Leben in der Gefan genschaft" gehalten. Die Vorlesung war zahlreich besucht, und Nr. 19 wurde häufig applaudirt. Die amerikanischen Geistlichen scheinen neuerdings gänzlich des Teufels zu sein. Während Brooklyn außer dem riesigen Beecher-Skandal noch verschiedene Neben skandälchen hat, werden aus allen Theilen des Landes ähnliche unsaubere Geschichten von den Dienern des Herrn berichtet. So schreibt der St. Louiser „Courier:" „Der Prediger „Rev." Johu Turner von der Methodisten Kirche in Caroudelet, ein verhei ratheter Diener des Herrn, wurde gestern Abend um halb elf Uhr im westlichen Theile des Lafayette-Parkes mit Mary Slater, der jugendlichen Tochter eines Collcgen ans Glencoe, Mo., vom Polizisten Barrett in einer Situation betroffen, welche der große Kanzelredner Beecher sehr treffend als - ncst hlckiox" bezeichnet. Ungleich seinem Unglück licheu Vorbilde in New-3)ork, der jetzt den skandalösesten Enthüllungen preisgegeben ist, gelang es diesem Beecher e miuiitlurc, sich aus der Affaire zu ziehen. Als sein Name aufgerufen wurde, prodnzirte er die kleine Mary als Zeugin, wodurch die Aussagendes Mclropolitancrs entkräftet während er ihr na türlich denselben Dienst erwies. Ihre Theo rie war, daß sie unschuldig nebeneinander im Grase gelegen hätten. Polizist Barrett scheint demnach in dem Augenblick, wo er mit fester Hand dem Spiele ein Ende machte, mit Blind heit geschlagen gewesen zu sein." Auch Chicago, welches während der letz ten dreizehn Jahre so energisch für die Zieger in's Zeug ging, scheint dieselben satt bekom men zu haben. So schreibt eine dortige Zei tung: „Die „Niggers" zeigen sich überall als das nichtsnutzigste Gezücht, und man sollte sorgfältig darauf sehen, daß sie zu nichts wei ter benutzt werden, als zum Sliefelputzen oder Schnapsausschenkeu. Jedenfalls soll man sie nicht mit wichtigem und sehr verantwort lichem Dienst betrauen. Bei dem letzten gro ßen Feuer auf der Südseite ließen die un nützen Kerls ganz munter ihre Spritze im Stich, als es ihnen zu warm wurde. Gestern Abend, als der Alarm Nr. 10 erscholl, jagten die schwarzen Kerle wieder los, und betrieben die Sache so geschickt, daß ihre Spritze nebst Pferd, Kutscher und Mannschaft plötzlich in die Fuß tiefe gelegene Baustelle an der Clark-Tlraße, zwischen dem „Lake-Shore- Gebäude" und dem „Pacific-Hotcl" hinunter sauste. Obgleich der Schaden unbedeutend war, dauerte es doch über eine Stunde, die Spritze wieder auf die Straße zu bringen. Inzwischen hätte halb Chicago wegbrennen können." Ter Philadelphia': r Fenille tol, ist Charles Heber Clark (Max Ädcler), welcher dem Kai'cr von Ocsircich ein Exem plar jem. Ruches ol tlle Untl)-tturl/ or Ilse inan oää eorner" übersandte, hat von diesem die goldene Wahlspruchs-Mcdaille verliehen bekommen. Der farbige Kadett F. W. Smith, der, so lange er in West-Point war, so viel von sich zu reden machte, scheint nicht nür den Behörden der Kriegsschule, sondern auch der Administration während der ganzen Zeit ein Dorn im Auge gewesen zn sein, und es wird in verschiedenen Correspondcnzen nicht un deutlich zu verstehen gegeben, daß man vorn herein beschlossen hat, ihn nicht promoviren zu lassen. Dem sei nun, wie ihm wolle, Thalsache ist, daß der Kadett Smith in dem nculichen Examen der höchsten Kadettenklasse in West-Point durchgefallen ist. Wie es scheint, hat eres in der Philosophie nicht weil genug gebracht. Er, der als Neger ijolirt un ter den weißen Eleven stand und die Zielschei be aller ihrer Witzeleien, Spöttereien undVer folgniigen war, hat sehr viel Philosophie be wiesen, indem er dieses Höllenleben vier Jah re lang geduldig ertragen hat. Nur einmal verließ ihn seine Philosophie , als sich zn den zahllosen Chicanen auch noch der thät liche Angriff gesellte; da freilich vergaß er sich und bearbeitete seine weißen Peiniger mit seiner Negersaust so unbarmherzig, daß darü bcr ein Zetergeschrei ausbrach, welches sich sogar bis an die Stufen des Präsidentensluh lcs Bahn brach. Es scheint, man hat diese nicht philosophische Thal dem armen Teufel recht übel vermerkt und er, der in allen übri gen Fächern sein Soldaten-Examen recht gut bestand, fiel dennoch durch, weil er keinPhtto soph ist. Der durchgefallene Offizier Candi das wendete sich vergebens persönlich an Kriegssekretär Belknap, er erbot sich, nochmals sich einer Prüfung zu untcrwersen, er erbot sich sogar, in eine untere Klasse zurückzutreten und den ganzen Kursus noch einmal durchzu machen, obgleich er ichon ein academisches Jahr verloren hat, weil er das Hazen, das heißt die Nörgeleien seiner Com mititonen nicht geduldig hatte erlragen mö gen. Hr. Belknap, augenscheinlich sroh, einen Vorwand zu haben, sich mit guter Manier jenes Militär-Zöglings emledigen zu können, lehnte alle Vorschläge desselben unter theils triftigen, theilweise aber auch sehr trivialen Gründen ab. Smith veröffentlicht nun in der „New National Era" eine Erklärung, in wel cher er darziithun sucht, daß gegen ihn nicht wegen Unfähigkeit berichtet worden sei, son dern in Folge gewisser, von hoher Autorität gegebenen Winke, die ihm nicht erlaubt, zu promoviren, die es vielmehr zn vermeiden suchte, dem Kriegsdcpartcnient die unange nehme Aufgabe aufzuhalsen, einem Jndivi duum in der Armee eine angemessene Anstel lung zu geben, in der er von Leu weißenOffi zieren als Offizier und Ehrenmann doch nicht willkommen geheißen und doch nur Anlaß zu endlosen Nörgeleien und Zwisligkeiten gege ben haben würde. In Nem - Orleails hat sich der deutsche Arzt Dr. Johann Gröning vergiftet und dann in den Fluß gestürzt. Die Ursache er hellt aus folgendem Schreiben an einen dorti gen Apotheker: „Wenn Du dieseZeilcn er hältst, gehöre ich nicht mehr zu dcn Lebenden. Du wirst dann anch wissen, wozu ich das Eyailkalium genommen habe. Ich bin das Leben müde, und das Leben ist mich müde. Ich wäre am liebsten spurlos von der Well verschwunden, wenn ich nicht fürchtete, daß mein Verschwinden ein Nachspiel zur Folge hätte. Ich danke Dir für alle Liebe und Freundschaft, die Du mir erwiesen, und bin überzeugt, daß Du mich in ehrlichem Anden ken halten wirst. Ich habe seit sechs Monaten den Entschluß gefaßt, den ich heute ausführe, habe aber immer geschwankt, hoffend, daß sich eine Stelle sür mich finden würde. Im from men Glauben und Hoffen darauf habe ich der Frau Perkins (seiner Hauswirlhin) gesagt, daß ich eine AilslelluNg im Customhause er halten hätte. Wäre mein Geld gekommen, dann hätte ich mich noch halten können. Aber jetzt geht es nicht mehr. Lieber todt, als ge zwungen sein, unehrlich zu sein. Ich liin überzeugt, daß Frau Perkins zu Dir kommen wird, sobald sie mich vermißt. Lese ihr den Brie? vor und sage ihr, daß ich sie achte, rc spcktire und nur deshalb meinen Tod suche, weil ich ihr im Augenblicke nicht gerecht wer den kann und zu einer frommen Lüge habe greifen müssen, um die letzte Zeit Rühe und Mieden im Hause zu haben. Ich hoffe und wünsche, daß sie über ihren Schmerz weg kommt. Ich sehe keine Chance mehr für mich. Zweimal habe ich Gelegenheit gehabt, mit meinen Kenntnissen und meiner Erfahrung hier inNew-Orleans aufzukommen. Ich habe aber die Gelegenheit verscherzt und jetzt bietet sie sich nicht wieder. Also Adieu! Um mei ner Leiche halber keine Umstände zu machen, werde ich die That auf dem Gouvernements- Werft, den Barracken gegenüber, vollbringen. Ich hoffe, daß meine Familie der Frau Per kins gerecht wird. Dein Freund I. Gröning, K. 0." In Frankreich ist eine Kupfermünze in Umlauf gesetzt worden, welche 10 Centimes zu repräsenlircn vorgibt. Auf derselben be findet sich der Kopf Napoleon's des Dritten in einer preußischen Pickelhaube. An seinem Halse befindet sich ein Hundchalsband mit einem Ringe, auf welchem das Wort „Sc dan" steht. Auf dem Rande sind die Worte cingravirt: „Napoleon der Tritte, Ic wisern die, 80,000 Gefangene." Auf der Rückfeite befindet sich eine Eule, die auf einer Kanone sitzt. Um dieses Sinnbild herum sind die Worte zu lesen: "Vnwj'irc I'rnncnist!, 2. De zember 1851—September 1870." Ein ju n ger D eulf cher kam am Mon tag Nachmittag in Chicago ungefähr um 3 Uhr in Tiiriier's Schlachthaus an Archer- Avcnue unter eigenthümlichen Umständen nm iein Leben. Die Leute in dem Etablissement waren mit dem Schlachten von texanijchen Rindern beschäftigt. Indem sie einen Stier aus dem Pferch in den Schlachtraum holen wollten, gelang es zwei anderen Stieren, durchzubrechen. Mit wüthendem Gebrüll und glühenden Augen stürzten die gehörnten Unholde mitten unter die entsetzten Fleischer. Letztere flohei nach allen Richtungen ansein ander und suchten Deckung, wo sie konnten, während die Bullen auf dem eroberten Gebiet iimyertoblcn. George Turner, der Sohn des Besitzers und Vormalin in dem Schlachthause, Holle eine Sharp'fche Büchse. Mit dein er sten Schuß strccklc er den einen Slier nieder. Auch den zweiten traf er ziemlich gut vor die Stirn. Die Kugel prallte jedoch von dem Knochen ab, fuhr durch eine zwei Zoll starke Thür und traf John Richards, der hinter derselben Schutz gesucht halte, in die rechte Seile, oberhalb der Hüfte. Ter Getroffene gab eine halbe Stunde später den Geist auf. Die ä l te sie Fr au , aber nicht die „be kannte," ist Frau Katic Schepp, welche im Massanuttcn-Gebirge bei Keczcltown, fünf Pfeilen östlich von Harrisonbnrg in Virgimeu, lebt. Sic hat ihr 120. Jahr vollendet. Sie vermählte sich bereits vor 100 Jahren, nach dem sie ihr zwanzigstes Lebensjahr erreicht hatte. Zu dieser Zeil war ihr Gatte, ein Fuhrmann im Revolutiouskriege, 23 Jahre alt. Er ist bereits seit 60 Jahren todt. Frau Schepp erinnert sich deutlich vieler Vorfälle ans der Vergangenheit, die sie mit großem Behagen erzählt. Vom letzten Bürgerkriege behauptete sie, er fei gar nichts gewesen im Vergleich zum Revolutionskriege; denn die Truppen beider Theile wären zil gut beklei det und vcrproviamirl worden. Die Denk kraft der alten Frau ist völlig ungeschwächte Sie thut noch jede Hausarbeit und näht ohne Brille. Ihr Alter ist übrigens dokumentarisch Der britische Forscher Charles Til stone Beke, dessen Tod gestern gemeldet wurde, war am 25. Januar 1800 in London geboren. Als Kaufmann siedelte er sich aus der Insel Mauritius in dem indischen Ocean an und dort entstand wohl durch die häufige Berührung mit Bewohnern Afrika's die erste Idee das Innere dieies Wcltth iles zu durch forschen. Diesen Plan führte aber Beke erst im Jahre 1830 aus, nachdem er mehrere Jahre lang in Europa gründliche Sprachstudien machte. Nach seiner Rückkehr ans Ccntral- Afrika durchreis'te er Syrien und im Jahre 1885 Abyssinien. Er bezog einen Gehalt von der britischen Regierung und unternahm vor längerer Zeit abermals eine Reise nach dem Innern Afrika's, bei der er, wie aus obiger Depesche hervorzugehen scheint, seinen Tod fand. Die Wollschur in den Ver. Staaten war ergiebiger, als im letzten Jahre, in Ne braska 15i, Oregon 124, Calisornien 120, Connecticut 117, Minnesota 110, Texas 104, Massachusetts, Louisiana und Indiana 103, Arkansas und Missouri 102, Süd-Carolina 101 Prozent. Sie war den letzten Jahren gleich in Michigan, New-Jerscy und lowa. Die größte Minderung, II Prozent, kam in Vermont vor. Unter den großen Wolle pro duzirenden Staaten vermehrt Ohio seine Schur um 3 Prozent, Illinois um 4, New- Dork und Pennsylvanien um 2, Wisconsin um 3, Kentucky um 9 Prozent. In den Staaten westlich des Mississippi und an der Pacisicküste kommt eine sehr bemerkbare Zu nahme der Wollproduktion vor. Gouverneur Kellogg von Louisiana hat am Samstag Morgen fü nf Tod es urlh cil e unterzeichnet, welche am 21. August im Spren gel Assnmption vollstreckt werden sollen. Die Verurtheillen begingen in obigem Sprengel im April einen Raubmord an einem alten Prahmsührer, Namens Elisha Eastwood. Sie heißen Anderson Perry, John Roß, An toine Mouxel, Joseph Williams und James Robertson. Einer der Mörder ist ein Weißer, die klebrigen sind Farbige. Eine deutsche Revuc, ähnlich der in Paris erscheinenden ..kcvne ckea ücux mon >lcs," soll vom Oktohcr an in Berlin unter Leitung des bekannten Schriftstellers Julius Rodenberg erscheinen. Dieselbe will jenem Bedürfnisse der gebildeten Kreise des deutschen Volkes, welches bisher noch nicht vollständig befriedigt worden ist, entgegenkommen, indem sie diesen zugleich Unterhaltung in der edelsten Form, Belehrung aus den kompetentesten Händen und einen alle Fragen und Interes sen derselben berücksichtigenden Uebcrblick über die geistige Bewegung bietet. Tie „Teutsche Revue" wird keine andere Tendenz verfolgen als diejenige, Deutsch zu sein. Sie wird das deutsche Element hegen und pflegen, wo im mer es sich findet. Die erste Nummer wird n. A. Beiträge von Berthold Auerbach, Las ker, Sybel, Virchow undHelmholtz enthalten. TerPrcis für das jährlicbcAbonucineiltfOkto bcr bis September , b ,? ?-O-0 Gold. Die amerikanische Age ..O.oei sich IN den Händen der Firma Stecher! 3c Wolfs, Nr. 2, Bondstr., New-Nork. Am Freilag sind 18 Clerks und Beamte der Münze zu Philadelphia entlassen worden, lediglich um die Zahl der Angestell ten zn vermindern. Daß der bekannte Poli tiker Oberst William M. Runkle zu den Ent lassenen gehört, hat zü vielfachen Bemerkn gen Anlaß gegeben. Es heißt, es würden im Laufe des Monats noch weitere Entlassungen stattfinden. Senator Schurz hat seine Villegiatur in Rhode-Island beendigt und ist nach St. LouiS zurückgekehrt. Det Vatermörder Frank Wal Worth, welcher im vorigen Jahre in's Zuchthaus zu Anburn geschickt wurde, ist neuerdings nach dem Irrenhause gebracht worden, weil ereiner förmlichen Schwcrmuth verfallen. Augen scheinlich ist diese Versehung nur geschehen, um dem jungen Beuget eine Erleichterung zu verschaffen. In CapeMay, N.-J., machte Sonntag Morgen der Priester Degen von der dortigen katholischen Kirche in der Kirche selbst einen Angriff ans das Abhalte der „Sacrcd Con zerte." Er sagte, daß nur in katholischen Kirchen dergleichen Gesänge in geeigneter Weise gesungen werden könnten, und ließ sich über die Conzerte in der „Stockton-," der „Esngrcß-Hall" und dem „Columbia-Honje" in den schärfsten Ausdrücken aus. Er setzte außerdem die Vesper auf Äbcnvs 8 lhr an. Nach der Messe versammelten sich die Katho liken aus Philadelphia, New Sjork und Bal timore vor der „St. Mary Kirche," weil er, indem er die Vesper auf die Abendstunde ver legte. sich Eingriffe in die Gebräuche der ka tholischen Kirche erlaubt babe. Die Entrü stung ist groß, und der Fall wird dem Bischof von Newark geineldct werden. Bei der Versteigerung der Lieb linge des verstorbenen Hundezüchters Fran cis Butler in Brooklyn, wovon bereits ge meldet wurde, waren ungefähr 150 Exemplare des Hnndegcschlcchtes, jeder Glöße und Race angehöng, vertreten. Wie gejagt, waren die erzielten Preise kaum iieimcnswerth; so brachte ein irischer Wolfshund von 48 Zoll Höhe, jetzt ein äußerst seltenes Thier, seit es m Irland keine Wölfe mehr giebt, zu deren Einschüchte rung und Fang man diejelben gezüchtet, nur Hl 3, während er aus mindestens K2OO geschätzt wurde. Ein herrlicher schwarzer Neusnnd länder, Ii Monaie alt und 3 Fuß hoch, brachte nur 512; Tigerhunoe, sowie Wind spiele, brachten sehr niedrige Preise; Bulldog gen erreichten einen Durchschnittspreis von 516, sibirische Bluthunde, worunter einige Prachtexemplare, gingen zu Spottpreisen weg, dasselbe war mit Jagd-, St. Bernhards- niid SPitzhtiüVeN der Fall. Auch Pincher, von denen übrigens nichts besonders Beinerkens, ivrrlhes vorhanden war, brachten nur durch schnittlich 522. Ein Asjenpincher, 16 Mo nate alt und nur 35 Pfund an Gewicht, ging zu Hls weg. Der Lieblings- und Schoost Hund des Hrn. Butler, ein weißer spanischer Pudel, außerordentlich klein und von ihm hochgeschätzt, ging zu §3 weg. Einen vcr hältiiißmäßig noch hohen Preis brachte ein gesteckler, gut abgerichteter Schäferhund, er ward zu 521.50 verkauft. Zwei ausgestopfte sibirische Bluthunde, wahre Riesen, die seil längerer Zeit vor Butler's Verkaufslokal in Peck Slip gestanden, wurden dagegen zu 55Y das Stück verkauft. Mit dem Verkauf einer ausgewachsenen zweibeinigen Katze, die als ein guter Nattensänger gerühmt wurde, und von eincr Partie Perlhühner und englischer Goldfasanen, die ziemlich oiinchmbare Preise brachten, schloß die Auktion, welch- im Gan zen nur H 1230 eintrug. Europäische Berichte. Als vorläufig erste und direkte Fr chtdes durch das neue deutsche Reichs Preßgesctz herbeigeführten Fortfalls des Zci tilngsstempels Und derCautionen sind 72 neue Zeitungen und Zeitschriften zl! registriren. an welchen Berlin aber nur mit 3 Fachzeiliingen und einer politischen (social-demokratischen) Monatsschrift „Lassalc'jche Westentaschen-Zei tung für Arbeiter" Theil hat. Die Provinz Westfalen prodnzttt feit dem i. Jnli 13 neue Zeitungen mehr, die Provinzen Sachsen li, Hannover 10, Schlesien 9,Brandenburg (cxcl. Berlin) 7,Pommern s,Rhcinprovinz s,Preu ßen 4, Schleswig Holstein und Hessen je 2. Außerdem erscheinen im außcrprenßischen Deutschland noch 17, im Auslande 3 neue Zeitungen, so daß zur Zeit der Wissensdrang des deutschen Volkes durch 3962 Zeilnngcn und Zeitschriften befriedigt wird. Von „befreundeter Damcnhand" geht der „Nat.-Ztg." nachfolgender interessanter Bc richt über den Dank-Gottesdienst zu, welcher Montag Abend in der evangelischen Kirche zuKis singen abgehalten worden ist: „Angeschlagen war: Um 7 Uhr in der evangelischen Kirche Dankgottesdienst - und iinn strömte Alles hin, kein Apfel konnte zur Erde fallen, Protestanten, Katholiken und Juden, den türkischen Botschafter in Peters burg nicht zu vergessen, der Vornehmste neben dem Arbeiter, der von der Arbeit fortgelaufen, und mächtig klang die prachtvolle Orgel bis zu der Menge, die d'raußcn vor der Thüre stand und in der überfüllten Kirche keinen Platz mehr finden konnte. Der Prediger, der am Sonntag vor acht Tagen schon in seine Rede ein Gebet für Bismarck's Genesung ein geflochten, ist ein höchst intelligenter, freisinni ger Mann; was er spricht, kommt ihm vom Herzen, und so war seine heutige Predigt ei gentlich fein Dankgebet! Wie er es empfand, so übertrug er das Gefühl auf die Menge, die lodtenstill lauschte. Als die Predigt bereits begonnen hatte, hörte ich neben mir ein Ge räusch, und als ich ausblickte, fetzte sich mir gegeniilicr die Fürstin Bismarck mit Tochter und Sohn, Letzterer in einer Aufregung, die er nur mir Mühe bemeistern konnte; die Thrä nen flössen ihm immer aus den Augen, die Tochter tiefernst, die Fürstin unendlich bewegt; ehrfurchtsvoll machte die Menge Platz, als sie die Kirche verließen." Ueber die Umstände, welche den katholischen Pfarrer Hauthaler ans Tyrol in die Unglück lichc Affaire verwickelt haben, publizirt die „Köln. Ztg." einen aus Schiveiufnrt datirten Brief: „Ich kann Ihnen heute mittheilen, daß der feit gestern hier in Haft befindlich ge wefeue katholische Geistliche, welcher bei dem Attentate auf Bismarck betheiligt sein sollte, nachdem sich seine Unschuld klar herausgestellt hat, der Freiheit wiedergegeben wurde. Es war nicht so schlimm, als es ausgesehen. Nur allein das Interesse ftir Bismarck, welches der Mann an den Tag legte, war Schuld an der Vcrkeiinilng. Er trieb es allerdings ein wenig arg. Bon früh bis Mittag war Hau thaler im nächsten Umkreis des Diruf'fchen Hauses zu sehen. Er wich und wankte nichl, frug jeden Umstehenden, ob denn Bismarck noch nicht bald komme, wohin er gewöhnlich fahre:c. So kani er auch in der Gesellschaft Äallmann's, der sich die Gegend, natürlich in anderer Absicht, ebenfalls ansah, wurde von demselben angebettelt und er gab ihm ein Al mosen, wobei er sich kurz mit'ihm unterhielt. Endlich sollte Bismarck's Wagen kommen. Jeder postirtc sich möglichst günstig, und un ser Pfarrer auch; aber o weh! da wo er stand, konnte er absolut Nichts sehen. Keine Zeit war zu verlieren, er mußte nothwendi/auf die andere Seite kommen, sei es, wie es wolle; mit einem kühnen Satze, dicht vor den Pfer den weg, mußte ihm sein langer Rock zwi schen die Beine gerathen. Es entstand Auf enthalt, und in diesem Momente siel der Schuß, der so leicbt verhäiignißvoll hätte wer den können. Jedenfalls wurde Hauthaler die Sache ungcmllthlich, was nicht zu ver wundern ist; er wußte, daß seine unschuldige Absicht muimchr falsche Deutung erfahren könnte. Eine Stunde später fand inan ihn schon nicht mehr in Kissingen, sondern auf dem Schweinfurter Bahnhöfe, wo er festge nommen wurde. Das Verhör, das indessen drei Tage in Anspruch nahm, klärte seine Un schuld auf." Ein Skandalprozeß eigener A r t steht demnächst, wie das „Tagebl." wis sen will, in Berlin bevor. Die Eisenbahn Berlin-Potsdam nämlich wird nicht nur von R lsendeq, Extrazüglern und Sonntags schwärmcrn, sondern ganz besonders auch von Sommergästen, Billeiibewohnernzc. mit Aboiinemenlskarlen vielfach benutzt. Diese Herren und Damen waren den Schaffnern meist noch vom vorigen Sommer her bekannt und erhielten sich das Vertrauen derselben theils durch sicheres Auftreten, theils durch vornehm nachlässiges, flüchtiges Vorzeigen eines Etuis, in welchem ein richtiges gestem peltes Abonnementsbillet eigentlich hätte sein sollen. Leider aber war Dem nicht immer so. Denn an einem schwülen Tage der vori gen Woche der Direktor mußte wohl pro phetische ahnungsvolle Gedanken gehabt ha ben als Alles nach frischer Luft hinanseilte und die Waggons besonders gefüllt waren, hielt der Zug scheinbar unmotivirt zwischen Schömberg und Steglitz an, so daß die zwei te Klasse ganz entrüstet laut murrte, da trat in jedes Coupe ein Schaffner die zahlrei chen Beamten schienen plötzlich aus der Erde zu wachsen und revidirte auf daSGenaneste jede einzelne Fahrkarte, namentlich abcrAbon ncmcntSbiUels. Das Resultat war, daß nicht nur Herren mit nachgemachten oder in der Jahreszeit gefälschten Abonnements betroffen wurden, sondern auch Damen mit allerdings feinen Billetsetuis, in denen aber gar leine Fahrkarte war. Natürlich geberdetcn sich die Betroffenen wie unschuldig Gekränkte; dieser hatte nur heute in der Eile eine alte Karte ergriffen, und jene wollte ihr richtigcsßillet soeben aus dem Etui verloren haben. Allein der unbarm herzige Bleistift der Beamten notirte Namen u. f. w. der Freizügler, und wahrscheinlich hat der Staatsanwalt schon heule die Anzeige wegen Betrugs von Seiten nicht weniger bis her unbescholtener Personen. Wir haben auf der Frankfurter Bahn gesehen und uns erklä ren lassen, wie die armen Baucrnwcibcr aus Guben li. i. w. in der vierten Klasse sich be mühen, außer der einen ihnen erlaubten Kiepe mit Obst und Gemüse noch eine oder zwei an dere durchzuschmuggeln, und , :e scharf sie im Betretungsfalle bestraft werden. Wir haben dabei mehr die Dummheit der Leute, welche, um einen Groschen ;n sparen, einige Thaler riskiren, bemiileidet, als daß wir die Bösar tigkcit der Tefraude so verdammt hätten. Aber hier: Villenbewohner, goldene Brechen, zweite Klasse, ladylike Indignation über rück sichtsloses Anhalten des ZugeS nno - u-och „falsche" Betrüger es ist ein s:a.:s>U! Telegraphische Depeschen. Einziehung von Mnfzwanzigern. Washington, 31. Juli. —An und nach dem 1. November 1874 werden folgende Se rien von Bundes Obligation! ingezogen: Coupon Obligationen zu S5O von Nr. 12,- "01—14,5000; zu KlOO von Nr. 38,201 45,100; zu 5500 von Nr. 19,401—28,700; zu HIOOV von Nr. 47,301 —70,200; zusam men für ?20,000,000. Registrirte Obliga tionen zu 550 von Nr. 1461—175; zu PlOO von Nr. 10,701—13,300; zu 550 voll Nr. 6401—7700; zn SWOO von Nr. 26,167 31,- 609; zu 53000 von Nr. 8304—9800; zu 510,000 von Nr. 10,518 —11,750; zusammen für §5,000,000. Die am 1. November 1874 fälligen Zinsen alif die obigen Serien regi ftrirterObligationen werden mit dem Kapital der O bligation zugleich ausgezahlt werden, -tincrikanische Werthpapicre, welche Behufs Einlösung eingeschickt werden, sollten an die l-o.nii ttiris!, Bc< lttlicc, und alle re glilrirten Obligationen an den Schatzamts- Sekrctär adrejsirl werten. In Irland wegen Msrdcs verhaftet. Bost 0 n , 1. August. Bei der hiesigen Staatspolizei ist die Meldung eingelaufen, daf; Thomas Cahill auf die Beschuldigung, am Dezbr. vorigen Jahres das Dieiistmäd chcn Budget Landergan im Bezirk von Dor cheitcr ctmordet zu haben, in Irland verhaftet worden ist. Cahill wird dort festgehalten, bis der Auslieferungsbefehl voll der Bundesre gierung eintrifft, und dann zurück nachßoston trausporlirl werden. Cahill wohnte bei sei nein Varcr in der Ortschaft Parahulla und wurde von Leuten in Irland dieics nämlichen Mordes beschuldigt, eine Beschuldigung, ge gen welche er sich mit allerlei Reden zu ver theidigen suchte. Blutige Affaire. Unsere sozialen Zustände. B 0 fi 0 n , 2. August. Eine Spezialde pesche ans Oak- Bluffs an den „Advertiser" meldet: „Tie Thatsache.daßHrn. Binion aus Edgartown und S. K. Elliott aus Worcester mit zwci vcrheiralhcten Frauen ans Edgar town ein einzeln stehendes Häuschen bezogen, hat seit einigen Tagen zu vielem Gerede An laß gegeben. Den Männern ist gedroht wor den, daß sie gctheert und gefedert werden würden, weshalb Vinsoii die Insel verließ. Gestern Abend gegen 11 Uhr gingen meh rere Msnncr an die Hütte und riefen Elliott heraus. Nach vieler Mühe schoben sie ihn in einen Wagen, in welche! sich em Tops mit Theer und em Sack mit Federn befand. El liott zog einen Revolver, schoß zwei Mal und tödtete Ealcb Smith, den Bruder einer der Frauen. In Folge dieser Affaire herrscht hier ungeheure Aufregung. Ein Brandstifterin verhaftet. Ncw -N 6 rk, 31. Juli. Ein fünfzehn jähriges Mädchen, Namen Henrietta Wa bet, ist verhaftet worden und hat gestanden, ein Zimmer in einem Hotel zu West Farms angezündet zu haben, während ein Säugling des Eigenthümers in dem Zimmer schlief. Sie sagt, sie habe sehen wollen, wie das Kind verbrenne. Das Feuer wurde gelöscht, doch nicht, che der Kleine mehrere Brandwunden erlitten hatte. Das Mädchen scheint von der selben teuflischen Manie besessen zu sein, wie Pomeroh in Boston. Selbstmordvcrsnch imGefüngnissc. New - Nork, 1. August. August van Elten, der angebliche Fälscher von calisorni schcn Staats Obligationen, welcher in Tren ton, N.-J., verhaftet und nach dem Hndson- Louiity-Gefängnissc in Jersey City, N.-J., gebracht wurde, um die Ankum't eines Poli zisten aus Ealisoriiien abzuwarten, nahm gestern Abend Laudanum und wird an den Wirkungen des Gistcs wahrscheinlich sterben. N e w-N ork, 3. Aug.— L. M. van Etten, der Fälscher aus Ealisoriiien, ist heute Abend um 8 Uhr im Gefängnisse von Hudson-Coun ty, N. J., gestorben. Er hatte vorher gestan den, daß er am Samstag Laudanum nahm, und gesagt, daß er nie nach Calisornien zu rückgegangcn wäre, um sich dort prozessircn zu lassen. Die Gcyciu,nissc Ncw-?ort's. New - Nork, 1. August. —ln der Woh nung der Frau Kilbnde.'Ost 19. Straße,starb ein 19 Tage alles Kind, Namens Charles Cohle. Als der Coroner herbeigerufen wurde, fand er eine Frau und drei Säuglinge in dem Hanse vor. Die Frau sagte, sie habe das ge storbene Kind von der in der Ost 26. Straße wohnenden Frau Doran zur Pflege übernom men. Frau Doran ist Inhaberin einer Enl bindungs Anstalt, hat nach ihrer eigenenAus fagc mehrfach Kinder, welche in ihrem Haufe geboren wurden, der Frau Kilbride anver traut und derselben wöchentlich für jedes Kind K 2.50 Kostgeld gegeben. Es wird morgen ein Jnaucst gehalten werden. Mord in eincr Wirthschaft. New - Nork, l. August. Joseph Reib, ein Mitglied der Firma Joseph Reid 3c Comp., Gelbgießcr in Brooklyn, kam heute Nachinittag-in diese Stadt und wurde in ei ner Wirthschaft von niehrercn Männern, augenscheinlich seinen Arbeitern, so furchtbar mit Schlägen zugerichtet, daß er in wenigen Minuten starb. Acht Personen, weiche in der Wirthschaft waren, wurden verhaftet. Heute Abend sind weitere Einzelnheiten an'S Licht gekommen. Reib befand sich in Myer's Wirthschaft, Nr. 283, Pcarlstraße. Während er am Schenklisch stand, gericth er mit Michael H. Buller in einen Wortwechsel, während dcyen er zwei Mal zu Boden ge schlagen wurde. Er starb, als er zum zweiten Mal niederstürzte. Butler ist einer der Ver hafteten, sagt aber, daß er von der Affaire durchaus Nichts wisse. Zwei Advokaten wandern in s Zuckithaus. N ew- S) ork, 3. Aug. Gilbert F. NcnSbcck und Charles H. Bcrtrand, zwei hiesige Advokaten, welche überführt waren, die Gardner-Erben in Brooklyn nm werth volle Grundstücke haben betrügen zu wollen, wurden heute- in Newark, N. 1., zu zwei Jahren Zuchthausstrafe, in eine Geldbuße von je H5OO und die Prozcßkosten verurlheilt. Vernrtycilung eines Kiirder- Ränvers. N e >v - ?) ork, 3. August. Vor einigen Wochen stahl em junger Mann, Namens Lush, in Orange, N.-J., ein achtjälsriges Mädchen, brachte dasselbe aber am nächsten Tage zu den Eltern zurück und wollte keinen Grund für feine That angeben. Er wurde verhaftet, des Kinderraubes angeklagt, be kannte sich schuldig und wurde zu einjähriger Gefäiigillßstrafe vcrurtheilt. Der Kinderranv wird epidemisch. Jersey-Eity, N.-J., I. August.- Carrie Jsabell Didlin, ein hübsches 13-jähri ges Mädchen, wird seil dem 14. v. Mts. aus ihrem Hause, Nr. 163, Grovcstr., vermißt. Frau Diblin glaubt, ihr Kind sei geraubt worden. Selbstmord eines Vaters in Gegen wart seiner Kinder. Trcilton , N.-J., I. August. Ter Ar beiter Joseph Taylor kam am Tonnerstag Abend betrunken nach Hause. Er führte seine vier Kinder in ein einß asirmesser und schnitt sich mit dem elben die Kehle von einem Ohre bis zum andern ab. Die Wunde war nicht lief genug, um augen blicklichen Tod herbeiitckührcn, und die Kinder liefen schreiend in's Hans zurück. Taylor starb am Freilag Moigen. Es war dies das vierte Mal, daß er sich in der Trunkenheit das Leben zu nehmen versuchte. Gin Beitrag Schweden s zur Säku lar-Feier. Philadelphia, 31 Juli.—Direktor GoShorn hat heute die Nachricht erhallen, daß die schwedische Gesellschaft zur Förderung der Eisen-Industrie 25,000 Kronen vermilligt hat, um die Ausgaben der für die Weltaus stellung ernannten schwedischen Commission zu bestreiten. lah tsookc 6- Compagnie. Philadelphia, l. August. Hrn. Lewis, dem Masse-Curator der fallirten Fir ma Jap Cooke 3c Comp., ist gestern vom Capt. Ainsworth, dem Präsidenten der „Ore gon Steam - Navigation-Company," eine weitere Dividende im Betrage von 518,637. 50 Gold zugeschickt worden, welche, in Papier umgesetzt, die Summe von 520,332.35 aus machte. Weitere Dividenden werden fol gen. Meuchelmord in Birgiuien.—Auf finden der Leiche. Verhaftung der Mörder. Urbana, Middlesex - Counly, Va., 31. Jnli. Ein geachteter Weißer, Namens Roß, welcher in der Nähe von Parrotl sCreek wohnte, wurde am Sonntag Vormittag, den lii. Juli, während er von einem Nachbarn nach Hause zurückkehrte, auf einem offenen Felde, dessen cinx Seite von dichtem Gebüsch besetzt ist, aus einem Hinterhalt erschossen. Am darauf folgenden Dienstag Nachmittag erblickten zwei Männer, welche im Bache ge fischt hatten, unmittelbar an der Oberfläche des Wassers den Fuß eines Mannes. Sic versuchten, die deiche bei dem Fuße aus dem Wasser zu ziehen, fanden >edoch, daß dieselbe am Grund des Flusses befestigt war. Sie ruderten an'S User und setzten zwei Männer, Namens RusuS Fisher und James Wallaee, von ihrer Entdeckung in Kenntniß, welche sich indeß völlig passiv verhielte und in derAiige legenheil Nickn thaten. Da am nächsten Tage Gerichtssitzung war. so berichteten die Beiden, welche die Leiche gesunde Halle, über die Thatsache vor Gericht. Sobald Hr. Robert H. MeKan, ein Freund und Vertrau ter des Ermordete, von dem Vorgefallen.' Kunde erhalten hatte, begab er sich'mit Hrn. Scott, ciiicm Polizei Beamten, an den Bach. Beide fuhren an die Leiche, welche sie mit ei Niger Schwierigkeit a die Oberfläche des Wassers beförderten und dann in das von Roß bewohnte HauS brachten. Dort ließen sie zwei Männer zur Bewachung der Leiche zurück bis ein Coroners Jnquest gehalten wer den könnte. Bei dem Jnquest that einer der lenigcn, welche den Leichnam hatten an'S Ufer bringe!' h-'s n, tala-nde Aussage: „Wir fanden die Leiche an „.r u,Gnou.!g d:S Flus ses, von einem alten Pslngcisen an denGrund festgehalten, andere Stücke Eisen waren nm den Hals gebunden und ein 25—30 Psund schwerer, in einem stück neuen Baumwollen, stoffcs eingehüllter Stein beschwerte den einen Fuß. Die Hände waren mit einem Paar Hosenträger und einem Flanellhemde zusam mengebunden. Ein Paar Beinkleider war an das Eisen befestigt, welches die Leiche be schwerte." Die Kleider, welche man an der Leiche fand, wurden sofort als diejenigen er kannt, welche Roß an dem Morgen, an wel chem er ermordet wurde, trug. Durch die Zeugenaussagen werden mehrere weiße Män ner und eine Negerfamilie, Namens Robin ion, aus drei Frauenzimmern und einem jungen Manne bestehend, in die Angelegen heit verwickelt. Eincr der Neger, Ben Ro binson, gesteht, daß er in der Nacht nach dem Morde behülflich gewesen sei, die Leickie im Fluß zu verbergen, und sür seine Dienste von einem Manne, Namciis Fisher, mit zwei Dollars und einem Peck Eakes bezahlt wor den sei. Andere Zeugenaussagen zeigen aus Rufus R. Fisher und James R. Wallaee als die Mörder; Beide sind verhastet worden. Mord aus Cifersncht. August a. Ga., 3. August. Zu Mos fitsvllle, Hcnderson -Eounty, S.-E.', erschoß ein junger Deutscher, Namens Garizun, eine junge Dame, Namens Katie Tucker. Gari zun stand in Diensten des Vaters der jungen Dame, in welche er sich wahnsinnig verliebte. Er wurde eifersüchtig wegen der Ausinertsam keiten, welche ein mnrhmaßlicher Nebenbuhler ihr erwies und erschoß sie, während alle Drei in Hrn. Tucker's Parwr saßen. Der Mörder floh, wurde indeß verhastet und befindet sich jetzt im Gefängnisse. Scheußliches Verbrechen. Der Unhold gehängt. Shrcvcport, La., 31. Jnli. Im Sprengel De Soto wohnt eine Wittwe, Na mens Silas, mit ihrer 14 jährigen Tochter. Gestern Abend um 6 Uhr trat während der Abwesenheit der Mutter ein Zieger in das Haus, überwältigte das Mädchen, schleppte sie in den Wald und schändete sie. Als die Unglückliche wieder zur Besinnung kam, rief sie nm Hülse, und eine berittene Schaar machte sich sofort aus den Weg, um den Schurken zu verfolgen. Derselbe wurde heute Morgen uift 6 Uhr eliigesangen und gehängt. Hr. Pinchback erleidet eine Niederlage. N ew - O rteans ,3. August. Vorlän fige Wahlen von Depntirten für die repubti konische StaatS-Conveiition, welche am 5. August hier zusammentritt, wurden am Sain stag hier abgehalten. Es handelte sich na mentlich um den Vorsitz des republikanischen Central Slaats-Comile's, nach welchem Hr. Pinchback und Marschall Packard streben. In 15 Wards von 16 trug Packard, vom Go verncnr Kellogg und der städtischen Eongreß- Deputation unterstützt, den Sieg davon. Ei ne Ward ist zweifelhaft. Pinchback wurde in seiner eigenen Ward geschlagen. Es herrscht große Aufregung, doch sind keine Ruhcstöruii Fclozug gegen die Pferdediebe in Kansas. St. Loui S, Mo., 31. Juli.—Nach einer Spezial - Depesche aus Kansas-City hat sich in Wellington und anderen Orten des Staa tes ein Vigilanz-Comue gebildet, um Pferde diebe zu hängen. Drei Individuen, Namens Hasbrook, Bill Brook und Charley Smith wurden gestern Abend in der Nähe von Wcl lington gehängt, nachdem sie vorher Geständ nisse abgelegt hatten, durch welche Andere in die Verbrechen verwickelt werden. Morv i> Stl Po Der mnth maßliche Mörder verhaftet St. Louis, Mo., 1. August. John Elliott, ein farbiger Koch im „Eommcrciat House," wurde heute Morgen im unteren Flur des Hauses erstochen gesunden. Ein an derer Farbiger, Namens Lawson, ist aus den Verdacht, der Mörder zu sei, verhaftet wor den. Die Beweismittel, welche gegen ihn vorliegen, sind indeß nicht bekannt "gemacht worden. Blntige Äffatre ti Missouri. St. Louis, Mo., 3. August. Gestern Nachmittag fuhren t Männer, Rollins, Wil son, Ray und Henry, über eine 9 Meilen von Scdalia, Bio., gelegene Farm, welche Eigenthum der Brüder George und David Davis ist. Erstere zerstörten aus ihrem Wege Einfriedigungen, weshalb ihnen bei ihrer Rückkehr die Brüder Davis in den Weg traten. Bei dem sich entspinnenden Hand gcmcnge wurden RollinS und Wilson erheb lich verwundet. Als der Coiistabler Derrcll mit einer Abtheilung Polizisten die Brüder Davis zu verhaften suchte, ichossen diese auf die Polizisten und verwundeten zwei bis drei derselben so schwer, daß man an ihrem Aufkommen zweifelt. Die Brüder Davis haben sich heute dem Gerichte gestellt. Näyeres über doS große ZHcuer in Muskegon, Mich. Muskegon, Mich., 3. August. Bei der Feuersbrunst, welche am Samstag den vierten Theil der Stadl einäscherte, brannten nur drei Backstemhäuser nieder. Beinahe ein hundert der zerstörten Gebäude wurden zu Gcschäftszwecken benutzt, und wenigstens zwci Drittel der Waaren, welche dieselben cnthicl ttn, winden ein Raub der Flammen. Der Verlust wird jetzt aus H6oo—-800,000 gc schätzt. Weniger als ein Drillet des Ver lustes ist durch Versicherungen gedeckt, und keine Versicherungsgesellschaft vertiert mehr als S3VVO. Ein stnats-Zcnator begeht einen Morv. Evansvi! le, Ind., 3. August. Zu Owensborough, K?.. gericthcn hcnrc der Staats-Senator George W. Swopc und Perry Reillq in einen Wortwechsel, welcher den Ersteren so sehr ausreifte, daß er eine Pi stole zog und seinen Gegner inl Hosraiimc des GerichtsgcbäudeS cischoy. Swosse wurde ver haftet. Mordversuch eines wahnsinnigen Studenten ans einen Vismos. St. Paul, Minn., 3. Aug.—>s Fan bault, Rice-County, machte gestern ein wähn sinniger Student der Theologie, Namens Nims, einen Versuch, den Bischof Whipple in der Kathedrale zu ermorden. Unmittelbar vor der Predigt näherte sich Nims rasch der Kanzel, aber ehe er die Pistole, welche er in der Hand hielt, konnte, ergriff ihn der Bischof niid zwang thu in einen Ziuhl nieder, wo er entwaffnet wurde. Die Ursache des Mordversuchs war der Umstand, daß der Bischof sich geweigert yatte, Nims, da er ge mnthskrank war, zu ordinircn. Ein Consniat in Sa Aranzisco, Cal. San Franzisco, Eal., 3t. Jnli. Die chinesische Regierung steht im Begriff, hierselbst ein chinesisches Consulat zu errich tcn. Tic sechs hier existirenden chinesischen Gesellschaften sind übereingekommen, die mit dem Eonsiilat verbundenen Ausgaben zu tra gen. Man glaubt, es werde ein Amerikaner zum Consul, und ein Chinese zum Vice Eon sul ernanni werden. Ei Mörder bekennt seine Schuld Montreal, Can., 3. August. Am Freitag Nachmittag fragte ein Mann nach dem Wege zum Bahnhofe und begann, als er Auskunft erhalten halte, von dem Morde zu reden, welcher am 24. Juli zu Albans. Vt., an einem Mädchen, Namens Menard, be gangen wurde. Endlich sagte er, daß er j.lbst der Mörder sei und das arme Mädchen aus Eifersucht getödlcl habe. Er wurde gestern Abend von den Geheimpolizisten Culten und Murphy verhaftet und nennt sich Samuel Martin. Selbstmord des berüchtigten Lord tgordon. Fort Garry , Manitoba, 3. Aug. Lord Gordon hat sich am letzten Samstag in seiner Wohnung in Headingly, hiesiger Pro vinz, erschossen. Zwei englische Geheimpol, zisten verhafteten ihn, und er versprach, ihnen ruhig zu folgen, wenn sie nicht durch die Per. Staaten gehen wollten. Während er in feinem Zimmer war und die Reisevorberel tnngen traf, erschoß er sich mit einer Pistole. Vermischte Anzeigen. 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