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Der Teutsche Corrcspsudeut Baltimore, 4. September (74. Demokratische Conventionen und Plattforme. In der verflossenen Woche haben die De mokraten mehrerer Staaten ihre Convenlio nen gehalten und für die Herbstwahl, in wel cher daSSchicksal, resp, die Zusammensetzung des nächste Eongressc entschieden wird, Stellung genommen: Ohio, Missouri, Illi nois, Peiinsylvanien und mehrere kleinere Staaten haben ihre Prinzipien Erklärung er lassen und ihre Nominationen gemacht. Wir vermissen in diesen Plattformen die Einigkeit in den Ansichten, welche die Demokratie besee len muß, um aus nationale Erfolge rechnen zu können. Wie die republikanische, so ist auch die demokratische Partei in der Finanz frage gespalten und im Westen treten die Rc pudiatioiisgelüste augenscheinlich infolge der rcpublikani'chen Aufmunterung wieder ein mal schroffer zu Tage, als zu irgend einer Zeit seit dcr Campagne von 1868. Die Platt formen der verschiedenen Conventionen lassen sich, da die Geldsrage das Schiboleih ist, in drei Classen theilen: 1. gibt es Demokraten, welche die Courant-Jnsiation befürworten (Indiana, Missouri, Ohio :c.), 2. solche, welche für Haitgcldwährung sind, und 3. solche, welche nicht wissen, was sie wollen, welche dem Finanz Ungeheuer den Pelz wa schen möchten, ohne ihn naß zu machen. Die Demokraten von Ohio sind für In flation; ihre Idee ist es, dasßundesschatzamk wie die Bank eines Landslüdtchciis zu ver wallen, ans den Zahlungsversvrechen der No ten so viel als möglich zu machen, und schließ lich wollen sie die Bundcsschuld durch Papier geld eiiilöjen. Sie stehen treu zu ihren Brü dern von Indiana, welche vor mehreren Tagen ähnliche Ansichten äußerten. Als Dritte im Bunde schließt sich die Demokratie von Missouri an. Die Prinzipienerklärung jener Herren ist ein eigenthümliches Gemisch von Widersprüchen. Gold ist ihrer Ansicht nach zu kostbar, um Schulden damit zu be zahlen; Klugheit und Staatskunst verlangt, wie sie meinen, daß Banken und andere In stitute, denen man Geld schuldet, um einen Theil der Schuld betrogen werden. Aller dings sprechen sich die Herren dafür aus, daß gesetzliche Contralte nach dem Buchstaben des Gesetzes auszuführen sind, da aber ein Con greßgesetz verfügt, daß die Fünfzwanziger in Gold eingelöst werden sollen, so wird dieses eine nicht zu rechtfertigende Usurpation dcr Gewalt genannt. Die unabhängigen liberalen Demokraten von Illinois erklären sich dagegen für einen gesunden Couraiit und für Einlösung dcr Bonds durch Gold; die alten Demokraten von Illinois aber halten zn den Peudlcioiii ancrii von Ohio. Wohlthuend ist die von dcr Demokratie von Pcnnsylvanien erlassene Plattform. Dieselbe erklärt sich zn Gunsten solcher Maßregeln, welche den Werth der Grecnbracks aus Pari bringen. Die Beschlüsse sind vortrefflich und machen unsern Nachbarn alle Ehre. Die von den verschiedenen demokratischen Conventionen gemachten Nominationen wol len wir hier nicht weiter besprechen, es sei nur bemerkt, daß die Demokraten in Ohio, In diana und möglicher Weise auch in Missouri siegen werden, daß aber die liberalen Demo kraien von Illinois und die Demokraten von Peimsylvanien zn siegen verdienen. Andrew Johnson recklvtvu. Ein neuer Beweis, daß die Zeit alle Wim den heilt und jede Ungerechtigkeit ins Gleich gewicht rückt, wird durch nnsern alten Freund Andrew Johnson geliefert. Dieser ehemalige Kriegs-Demokrat und Unions - Gouverneur von Tennessee, dcr als Znfallsprnsident seine republikanischen Freunde dermaßen erbitterte, daß sie ihm den Prozeß machten, und der die Demokraten trotz seiner Freundschaftsdienste nicht veranlassen konnte, ihn lm Jahre 1868 zu nomlnireu, der endlich das „Weiße Haus" verließ, „den Demokraten eine Tborhcit und den Radikalen ein Greuel," dcr dann die ganze Zeit her vergeblich gestrebi hat, wieder eine politische Rolle zn spielen, sei es als Gou verneur seines Staates, als Congreßmitglied oder als Buiidcsseiiator, aber von populäre ren Mitbeweberil immer auf die Seile ge drängt wurde, hat im nächsten Winter die schönste Aussicht, an Stelle seines bitteren Gegners Parsau Brownlow in den Bundcs- Senat gewählt zu werden. Wir gönnen dem alten Herrn diesen Erfolg, welcher wie ein milder Jndiancrsommer in seine stürmische bewegte Laufdahn fällt, von ganzem Herzen. Hr. Johnson war als Präsident mit seiner polier ein eigensinniger Patron, aber iin Lichte der Amtsführung seines Nachfolgers muß er den „großen Präsidenten" zugezählt werden; er hat keine Geschenke genommen und keine „Ringe" gefördert, er hat keine anrüchi gen Charaktere in seiner Nähe geduldet, selbst die Liaison mit der Lucie Eobb wenn sie wirklich wahr gewesen sein sollte kann man " ihm verzeihen, denn dieselbe hat keine Land schenkungen veranlaßt und dem Lande keinen „schwarzen Freitag" gebracht. Kurzum, erst als man den Nachfolger kennen gelernt, wußte man den eigensinnigen Schneider meister zu achten. Der moderne Kleon hat es so weit gebracht, daß Johnson selbst bei seinen ehemaligen Gegnern in der Hochachtung ge fliegen ist und seine Erwählung in den Buii dessenat wird jedenfalls großes Aufsehen er regen. Da die Kampflust des Alten noch von jugendlichem Feuer glühi, so steht eine inte ressante Zeit in Aussicht. Ter Rasstttkricg. Jeder südliche Staat, in welchem das schwarze Element durch die Reconstruktions politik der Administration zur politischen Be deutung gelangt und durch die Carpet-Bagger corrumpirl worden ist, hat jetzt seine Unruhen, die, wie berichtet wird, in einigen Fällen von den Weißen, in den meisten anderen Fällen aber von den Negern hervorgerufen werden. Seit vier Wochen sind uns regelmäßig (und merkwürdiger Weise immer an Sonntagen zuerst) Berichte über Rasscnkämpfe, Erhcbun gen der Neger:c. zugegangen und eine halbe Woche lang kamen die Sensationsdepeschcn, welche dann plötzlich verstummten. Das "no tzoäv buri" war immer das Ende. Bor etwa 4 Wochen wurde das Land durch die Berichte ausAustlii, Mississippi, in Ausregung versetzt. Wie der Tekegraph meldete, standen sich dort ganze Armce'n gegenüber; die Schwarzen wollten es nicht billiger thun, als das ganze Nest auszuräuchern; sie haben gar Nichts ge than und Alles ist jetzt ruhig. Vordrer Wochen begann der Hexenkessel inSüd-Carolina überzukochen. Zwei schwarze Politiker in Georgetown sammetten ihre Va sallen um sich und versuchten einen Kampf um die Herrschaft und Beute. Die Weißen befürchteten, daß sie die Zeche bezahlen müß ten; auch dort ist Nichts herausgekommen. Am Samstag vor acht Tagen begann der Tanz in Kentucky und im Laufe der letzten Woche in Tcnncssce. Die Ruhe wurde auch dort sehr bald wieder hergestellt. Am Samstag Abend trafen ähnliche Be richte aus der Red-River-Gegend von Loui siana ein und gestngeDepcschen aus Alabama melden ebenfalls schlimme Zustände. Wir wollen recht gerne glauben, daß alle diese Berichte gewissermaßen ans Wahrheit beruhten, aber es will uns doch bedünken, als seien die Negerauflänse künstlich gemacht, denn wir können uns nicht denken, daß eine wirkliche Feindschaft in jedem Falle so rasch und ohne Blutvergießen und Gewaltthat bei gelegt werden kann. Man darf nicht außer Acht lassen, daß die Congrcßwahlen vor der Thüre stehen und daß die Kuklnxiaden und andere Geschichten von der Bedrückung der Neger den Herren Radikalen bisher wichtige Dienste geleistet haben. Ein Hausen fauler Neger ist leicht zusammengetrommelt und da die Südländer ziemlich heißblütig sind, so ist es selbstverständlich, daß sie sich zur Verthei digung organisiren und die „drohenden Zu stands" sind fertig. Gerathen die Parteien dann durch Zufall aneinander, so wird um Bundcshülse geschrieben, in jedem Falle ist der „Raffenkrieg" ein Faktum, und kann von der radikalen Presse zur politischen Kapital macherei benutzt werden. Die Thatsache, daß alle diese drohenden Zustände ganz unge jährlich blieben, ist der beste Beweis, daß sie nicht ächt waren. Nach den Wahlen wird man kein Wort mehr von solchen Austritten hören. Tie Hrau in Politik nd Leben. „Die Weiber, welche immer nach Emanzi pation schreien und beständig mehr Rechte und eine weitere Sphäre des Wirkens verlan gen, wissen nicht, was sie wollen und können; in den Vcr. St. kann die Frau in der Poli tik eine eben so bedeutende Rolle spielen, als die Katharinen, Elisabethen und Louisen der alten Welt, von den zweifelhaften Existenzen des Geschlechts, welche auf die französische und deutsche Politik seinerZcit so mächiig ein gewirkt haben, gar nicht zu sprechen; wenn die Frau dieses Feld in Amerika noch nicht betreten hat, so beweis't dieses durchaus nicht, daß es ihnen von den Männern verwehrt wurde, vielmehr zeigt es. daß noch keine das Zeug verspürte, in die Fäden, an denen die Geschicke des Landes hängen, einzugreifen. Die wahre Frau hat übrigens in der'ameri kanischen Republik einen so großenWirkuiigs. kreis, wie sie ihn nur wünschen kann, und cS sind eben keine wahren Frauen, welche Enian zipation fordern." —Dieses ist die Ansicht ei ner deutschen Schriftstellerin, welche nebenbei —wa in den wenigsten Fällen zutrifft-eine wahre Frau und Hausfrau ist. Die Krau Hai immer einen bedeutenden Einfluß auf den Gang der Ereignisse aus geübt und zwar schon in jenen Tagen, wo das Weib noch Sklavin und Handelsartikel war. Die Bücher Moses und Hcrodot's Geschich te, die beiden ältesten Geichichiswerke, welche wir besitzen, beginnen ihre Berichte überMeii schenschicksale mit dem Einfluß der Fri. Mo ses läßt Eva als Berftihrerin des Adam auf treten und macht sie zur Mutter derElbsündc, und Herodot beginnt seine Erzählung der po litischen Gestaltungen des Ostens mit der Ge schichte von demßaubc drcierFrauen: Jo, He lena und Europa. Das Wort des orientalischen Fürsten, wel cher bei jedem Bergeden und Verbrechen frag te: „Wie heißt sie?" ist noch heule so wahr, wie vor dreitausend Jahren, und der englische Ausdruck "noumn at rbv bottom" zeigt in gleicher Stärke, wie bedeutend das Geschlecht ist. Die ganze Wellgeschichte ist votier Frauen Einflüsse, und der cyniiche Philosoph, wel cher behauptet, dieselbe drehe sich um den Un terrock, dürste keine große Mühe haben, den Beweis zu liefern. Die achaischen Völker waren ausgezogen, die geraubte Helena wieder zn holen, und das Erste, was Homer erzählt, war der unselige Streit zwischen Agamemnon und Achilles und das thrakische Beutestück die rosige Tochter des Brises, die schöne Brlscis.-Groß ist die Zahl der Frauen dcs Alterthums, deren Namen durch alle Zeiten leuchten u. glänzen: Semiramis, Judith undZenobia haben einen geschichtlichen Ruhm, ebenso Aspasia und Lais; im Zwielicht der Sage aber stehen die dämonischen Frauengestalten Medea u. Brun Hilde, sowie die liebreizenden Erscheinungen einer Scmcle, Danac und Dido. Cäsar er obcrte die Welt und wurde dafür von dcr MännerbezwingerinClcopatra wieder erobert. Welchen Einfluß haben nicht die Frauen im Mittelalter bis auf die neueste Zeit aus die Geschicke Europa's ausgeübt! Rußland dankt seine Größe und Macht zwei Frauen, die kei neswegs Muster ihrcSGeschlcchts waren: Eli sabcth und Katharina;— England ward un ter Elisabeth vor 200 Jahren die bedeutendste Macht der Welt, und der rasch und glücklich beendigte IlnabhängigkeitS Kamps der amerik. Colome muß zum großen Theil den Launen einer französischen Maitresse zugeschrieben werden. Es ist aber doch bemerkenswettb, daß zu keiner Zeit diese Heldenwcibcr, diese Semira mis, Katharinen oder Elisabethen, als Muster des Geschlechts hingestellt worden sind; als solche hat man immer die tugendhafte Penc lope, welche bescheiden am Webstuhle saß, und Cornelia, welche ihre Söhne zu großen Männern erzog, betrachtet. Diese eine Lehre dcr Geschichte schlägt alle Stimmrechtsbestre bungcn nieder. Im klebrigen ist die Weltgeschichte nur eine Sammlung von Episoden, m denen gezeigt wird, wie dcr Einfluß der Frauen die Gc ichicke großer Männer und mächtiger Staaten beherrschte. Die Poesie dagegen bringt in tausend Formen die Leidenschaft Romeo's und Julia'S, Abälard's und Heloisen's zum Ausdruck. Der moderne Roman hat keinen anderen Zweck mehr, als die Beziehungen der Geschlechter zu illustriren, die moderne Bühne ist mehr für das weibliche, als für das männ liche Geschlecht. Während die alten Griechen Frauenrollen stets von Männern spielen lie ßen, ist in uilserenTagencineßühne ohne hüb sche Schauspielerinnen gar nicht denkbar und Männerdarslellcrinncii, wie die Bcsivali, ina che selbst in dem ernsten Teutschland, wo die Schicklichkcft hirsckledcrne Hosen trügt, bedeu tendes Glück. Wir wollen das Kapitel über den Einfluß dcr Frauen aus Politik und Leben nicht wei ter ausspinncn; wir beobachten mit einer ge wissen Genugthuung, daß die Stellung des Weibes in unserer Zeit eine wett bessere ist, als zu irgend einer Zeit, trotzdem wir keine Dido und Cleopatra, und nicht einmal eine Katharina und Elisabeth unter uns haben. Die, welche nach Fraucnrechten schreien, streben nicht nach dem Ruhme einer Corne lia, sondern vielmehr nach dem Einflüsse einer Pompadour, La Ballerte, Maintenon oder einer Gräsin von Königsmark. Nur Dieje nigen suchen neue Kreise dcr Wirksamkeit für das Weib, welche Feinde der Weiblichkeit sind. Sobald das Weib mit dem Manne auf dem gleichen Gebiet: als Conkurrentiii tritt, hört sie auf, die Rücksicht zu fordern, welche der Mann dem schönen Geschlechte na turgemäß zollt, und wenn sie dieselbe for dert, ist es sehr fraglich, ob sie gewährt wird. Das Weib kann noch heute Alles, was es will, erreichen, nur darf cS die Bahn nicht verlassen, aus dcr sein Geschlecht fett Jahr hunderten gewandelt und gewirkt hat. Alle EmanzipationSbestrebungen der Frauen Müs sen nothwendiger Weise zu der letzten Conse quenz führen, und die heißt—freie Liebe. Dcr Rücktransport von dentschcn (befangenen. Der Rücktransport solcher Gefangenen, die in den amerikanischen Staaten auf diesseitige Requisition verhaftet sind schreibt man aus Berlin —ist nicht nur mit bedciitcndeiiSchwic rigkciten, sondern in dcr Ziegel auch mit so be deutenden Gcldkostcn verknüpft, daß in den meisten Fällen diese zu dem Berbrechersob jekte in gar keinem Verhältnisse stehen. Die amerikanischen Gcrichtskostcn erreichen eine bedeutende Höhe, dann kommen die Haftko stcn. Der Transport dcr Gefangenen wird in der Regel durch das Consulat m der Wecke bewirkt, daß mit einem Schissscapitän ein Contrakt dahin geschlossen wird, daß dieser sich verpflichtet, den Arrestanten für eine be stimmte Summe mtt nach Europa zu nehmen und ihn so lange aus dein Schisse festzuhalten, bis diesseitige Polizeibeamten eintreffen und ihm den Gefangenen abnehmen. Bei dcr Uebcrgabc ist ihm dann eine mehrere Hundert Thaler betragende Remuneration außer dem Uebcrfahrtsgeldc zu zahlen. Die AnSlicfe rniigskostcn für den ersten im Jahre 1866 aus Amerika zurückgeholten Verbrecher, den Kas seilbcamten der „Berlin-Hamburger Eisend.," Namens Boigtmann, betrugen 820 Thaler; der jüngst erfolgte Rücktransport des hiesigen Kaufmanns Valentin kostete nicht mehr, als 20 Thaler. Statistisches ans Teutschland. Durch Beschluß des Bnndcsraths ist der Termin für die nächste Volkszählung im deut schen Reich von dem 1. Dez. 1874 auf den I. Dez. 1875 verschoben worden, nm dem Kaiserlichen statistischen Amte Gelegenheit zu geben, das durch die letzte Volkszählung an gesammelte Material erst vollständig zu ver arbeiten, bevor durch eine neue Voltszählung wiederum neues Material beschafft werde, und die Vorarbeiten für diese neue Zählung die Thätigkeit des Kaiserlich Statistischen Am tcs derartig in Anspruch nehmen, daß die er steren Arbeiten liegen bleiben müßten. In zwischen ist die Zeit für die nächstjährige Volkszählung schon so weit herangerückt, daß es nothwendig erscheint, schon jetzt mit den Vorarbeiten für dieselbe zu beginnen. Es sind deshalb Seitens des Kaiserlich Statistj. schen Amtes gegenwärtig Vorschläge ansge arbeitet, welche eine Abänderung des bishel gebräuchlichen Zählungs - Modus bezwecken, und wird zur Berathung dieser Vorschläge die statistische Central - Commission am 5. August vier zusammentreten, um diese Vor schlägc, resp, ihre Einführung m ihre Bera thungen zu ziehen. In der Rcichspost - Verwaltung hat sich im ersten Quartal dieses Jahres gegen das Vor jähr ein Ueberschnß von mehr als SVO,VV Thlr. herausgestellt, so daß man einen lah reS-Uebcrschuß von 2 Millionen Thlr. erwar ten darf. Es sind daher aus industriellen jtrciiciifolgende Anträge an dasßeichspostaml gerichtet worden, welche früher schon gestellt, aber nicht berücksichtigt wurden: Es solle i) die erste Zoiie, in welcher Packete bis zu 1 Psund für 2H Sgr. befördert wurden, von 1 ans 15 Meilen erweitert, 2) die Versicherungs- Gebühr bei Werthsendungen für Entfernn,!- gen bis zu 15 Meilen von 6 auf 4 Pfennig Pro I Thlr. und das Porto von Briefen mit dcclarirlem Werthe auf Entfernungen von I bis 15 Meilen von 4 auf 2 Sgr. er mäßigt und 3) die Gebühren bei Postcinzah lungcn bei Beiträgen von 25 bis 5V Thlr. von 4 auf 2 Sgr. herabgesetzt werden. Von Seiten der Antragsteller hofft man, daß die Reichspostverwaltung diesen Wünschen Ge hör schenken werde, da durch den bedeutenden Ueberschuß die die bisher entgegenstehenden Gründe als beseitigt angesehen werden kön neu. Nach der letzten Volkszählung betrug die Zahl der nichtdeutschen Bevölkerung Deutsch land's 3,94, Köpfe, also circa 8 Prozent der Gelammt.Bevölkerung. Zu ihnen gehö reu 2,54, Polen, 22, französischer Nationalität in Elsaß-Lothringen und IV,O Franzosen und Wallonen in der Rhcinpro vinz; ferner 15, Litthauer in der Pro vinz Preußen, 15, Dänen in Nordschlcs wig, 14, v Wenden (davon 88,vo in den Provinzen Brandenburg und Schlesien und 52, im sächsischen Rcgiernngs - Bezirk Bautzen), 5,0 Mähren und Ezechen in Schießen und endlich 80, nichtdculsche Fremde. Banken und Creditanstalien waren Ende Mai dieses Jahres im deutschen Reiche 195 Aktien,nstitute und 4 Staats- und Com munal-Jnstitute mit 218 Millionen Reichs mark cmlttirten und 1699 Millionen Reichs, inark eingezahlten Aktienkapital, darunter 1 Zettclbanken. Tie Gesammtzahl der evan getischen Geistlichen im ganzen Gebiete des deutschen Reiches beträgt zur Zeit 16, Tic römisch-katholische Kirche in Deutschland halte Ende Mai d. I. 2V, Priester, 8 Klöster, 2 Bisthümer und 3 apostolische Bi lajiate. (?) Von den 21 Universitäten -Adutschlano's hatten im vorigen Wintcrse. mcster Berlin 3573, Leipzig 232, München 1143, Breslau IVB6, Halle 14, Güttingen 118, Heidelberg 883, Wüizburg 862, Bonn 848, Tübingen 814, Königsberg 617, Straß burg 60, Grcifswald 54, Erlangen 445 'Marburg 433, Jena 425, Münster 421, Gft Ben 323, Frcibnrg 294, Kiel 295 und Rostock 135 Studenten. Zwcites deutsches Sängerbundes fest in München. Ter im Jahre 1862 gegründete deutsche Sängerbund feierte sein erstes Fest im Jahre 1865 in Dresden. Die Kriegs,ahre von 1866 und 187 hinderten sein Aufblühen bedenklich und erst in den letzten zwei Jahren ist er wie der etwas zu Kräften gekommen. Am 8. Au gust begann sein zweites Sängcrfcst inMün chcii. Tie Wahl dieser musikalischen Metro pole von Süddeulschland, die, wie lelten eine andere große Stadl Deutschland's, inmitten einer reichbegabtc. herz- und augenerauicken dcn Landschaft liegt.zum Fcftplapc.maq wohl viel zu der außerordentlich starkenßetheiliauna am Feste selbst beigetragen haben. Schaar um Schaar strömten Sänger von den Bahnhöfen der Stadt zu, in deren besiaaoten und fast lückenlos sinnig und 'chön dckorirteu Straßen vom Morgen an sich cm Leben und Gewühl entwickelt hatte, das Jeden zu einem langsam festlichen Fortiebreiten zwang, und wäre er auch noch so sehr in Eile gewesen Um !> Uhr Abends fand der offizielle Empfang der Sängergäste im Glaspalasie - eiiiemMmia turbild des Sydenhamer Krystallpalastes in der Maxvorstadt statt. Derselbe bot einen überaus imposanten und großartigen Anblick dar. Ein Podium, R rum für mehrere tau leiid Sänger bietend, hiiilen begrenzt von ei ner Colosial-Gcrmania, steht dem mit Bän ke für das Publikum angefüllten, reich deko rirtcii Zuschauerräume gegenüber. An der mit nationalen Malereien bedeckten Lein wand der Wände prangen die Büsten von Be thovcn, Schumann, Weber, Lachner, Händel, Mozart, Wagner. Mendelssohn, Schubert und Kreutzer. Die unerläßlichen riesigen Wein-, Speise- und Bier Büffets grüßen den Eintretenden mit selbstbewußter Wichtigkeit, und die uniformirtcn Kellnerinnen sehen ans, ob sie sagen wollten: „Vergeht uns in Euren Zeitungen nicht, denn ohne uns müßtet Ihr heute verdursten." Die Empfangsfeierlichkeit begann mit der Exekittirung der. Jubel-Ouvertüre von Carl Piaria von Weber. Dcr Bürgermeister Ehr hardt hielt sodann die Begrügnngsredc, die mit einem Hoch auf den 'deutschen Sänger bund schloß. Ein Mitglied des Central- Ausschnsscs antwortete mit einem Toast: aus die Stadt München. Die schnell und unaus haltsam um sich greifende Festfreude war zu einem für das Ohr undurchdringlichen Ge wimmel angewachsen, so dag die folgenden Redner unverständlich blieben. Dcr Abend gab ein überaus heiteres Fest Vorspiel und erst um 1 Uhr trennten sich die Sänger aller vier Winde nur ungern. Dcr nächste Tag, Sonntag, begann mit einer großen Musik revcille, die alle Schläfer zeitig zu neuem Ge tümmel weckte, den nnterdeß aber mit per fider Schadenfreude eingetroffenen, nnsehl baren Frcudenstörer „Regen" nicht abhalten konnte, sein dichtesNaß aufSänger und Laien herabzuträuseln. Bald aber herrschte trotz dem in dcr Stadt ein Wogen und Treiben, wie cs bei dem hellsten Sonnenschein nicht hätte dichter sein können, und cs war gut, daß ein großer Theil der Straßen „Fcstler" um 3 Uhr nach dem Glaspalast drängte, wo das erste Fcst-Conzert stattfinden sollte. Ueber 2,V0 Personen mögen wohl in dem großen Festsaale versammelt gewesen sein und circa 5000 Sänger standen Kopf an Kopf aus dem Podium. Die Festrede wurde gegen 4 Uhr gehalten und war sehr umfangreich. Sic ent hielt neben den Hauptpunkten aus der Ge schichte des Bundes eine Betrachtung über Sangervcrhältnisie im Allgemeinen und die der deutschen im Besonderen, ferner über die Annehmlichkeiten und Segnungen der Gc sangspflege im Kleinen und Großen, einen sehr zweifelhaften Vergleich zwischen sranzö fischen und deutschen Liedern und schioß mit etilem Toaste aus den Sängerbund. Nach der Rede begann das Conzert. Unter der sicheren und strammen Leitung der HH. Pro fessor I. Fciistl ans Stuttgart und Hos-Ka pcllmeister Willncr von München brachte der fünftausendstttiimige Chor sämmtliche Pro gramm-Nummerii zur glücklichsten Durch ftihrung. Daraus hervorzuheben sind: Mo teile nach dem 111. Psalm von Orlandi di Lasso; dcr Priestcrchor: „O Isis und Osiris" aus Mozart'S „Zauberflöte," und „Mactc Imperator" von Fr. Lachner, von ihm selbst dirigirt. Nach Beendigung des Conzerts fand ein „Kneipabend ' statt, wie er sängermäßiger, gemüthlicher und großartiger kaum gedacht werden kann. Bis spät in die Nacht hinein erllangen die Toaste, Hochrufe, Jodler und isolirten Lieder der freudig crrcgtckiMasse, un geheure Quantitäten von Bier und Wein wurden vertilgt und unzählige Frenndschafts bündnisse erneuert und geschlossen. Neden gediegenen Reden wurden auch minder gute in den Kauf genommen, man schätzte an Letz teren mehr den guten Willen. Am dritten Festtage lockte dcr erwünschte heitere Himmel die Sänger zeitig aus ihren Quartieren. Schaarenweisc begleiteten sie die Musikcorps, die um 6 Uhr Morgens zur Tagrevcille die Stadt durchzogen. Nachdem um 1 Uhr Morgens im Glnspalast die Probe für das zweite Conzcrt stattgefunden hatte, begann dasselbe um 3 Uhr Nachmittags voreiner eben so großen Zuhörerschaft, aiö Tags vorher, mit Richard Wagner's „Kaiscrmarfch." Das ganze Programm enthielt auSgewählteschwic rige Picceii und alle wurden mit staunens werther Präzision vorgetragen und mit ran schenken Beifallsstürmen belohnt. Der ganze musikalische Theil des Sängersesies beweist, daß selbst bei den allergrößten Masscnchören die größten Tomverke mustcrgiltig durchge führt werden können, wenn aus dieselben fleißiges, einiges und anhaltendes Studium verwandt wird. Um 64 Uhr erfolgte die Auf stcllung des Säiigerzugcs. Derselbe war nach jeder Richtung hin imposant. Die prächtigen Fahnen, die in der Zahl von über 3V den Bereinen vorausgctragen wurden, die ver schiedenartigen Abzeichen der Vereine, die schweren Standarten dcr Bündnisse, dcr Schmuck der Schärpen und Bänder, die um kränzten Trinihörner, die spalicrbildenden Feuerwehrmänner, die flotten Gestalten der Sänger wirkten bezaubernd auf das m den Straßen versaiiimclle unzählige Volk, welches die Vorüberziehenden mit endlosem Hoch und Hurrah begrüßten. Ueber die mit Menschen förmlich übcrsäetcThcrcsicnwicse kam tnr mehr als eine Stunde lange Zug endlich um 9 Uhr an der Bavaria an, in deren Rnhmeshalle sämmtliche Fahnen unter Uttigender Mufti ausgestellt wurden. Tie wirtlich bezaubernde großartige Be leuchtung der Bavaria und des Platzes vor derselben machten einen tiefen Eindruck. Au den ausgestellten Tischen hatte sich bald Alles niedergelassen, um sich mit köstlichem Stoss zu nähren und zu tränken. In endlosem Ju bel wurde es bald 11 Uhr, um welche Zeit ein beginnender feiner Regen das Volk zum Auf bruch drängte. Die Arrangements der Fest lichkeit vor dcr Bavaria waren vortrefflich. Den Abend wird Keiner, der ihn erlebt, leick.l vergessen. Die Fahnen mußten bis zum an dern -Morgen in der Rnhmeshalle aufbewahrt bleiben. In dem speziellen Programm für den Fest zng werden als Theilnehmer an demselben in alphabetischer Ordnung ausgeführt: 52 Sän gerbünde ans den verschiedenen Gauen des deutschen Reichs und Oestreichs; die Dcpu tation des Fabrikliederkranzes Budapest; die Liedertafeln: Pietz, Neunkirchcn, Orb, Pilsen Prcßburg; der Liederkranz Warschan und Ncw-Ljork; Mcinncrgesaiigverein Anon aus New '.York; Männergesangverein, Hermann stadt; Philharmonische Gesellschaft, Laioach; Musikvcrein Znaim. Diesen schloffen sicb die ll Gesangvereine an, welche die Münchener Sängcrgenossenschaft bilden. Bei der im Glaspalastc stattgcftindencu ersten Festvcr sammlung wurde die Sängerbundssahne und das für dieselbe von Münchener Frauen ge widmete prachtvolle Fahnenband in feierlicher Weise überreicht. Ei Brief der Marschall Vazaine. Die Flucht des Marschalls Bazaine von der Insel Saintc Margucrite nimmt das Tcc gesintercsse fast ausschließlich in Anspruch. Um die Aufzählung, Andeutung und Rcpro duktion der diversen, ihren Ursprung mitunter den unlautersten Quellen verdankenden Ver sionen zu vermelden, drucken wir den seiner Zeit telegraphisch avisirtcn Brief der Mar ichallin, wie die „Köln. Ztg." denselben ver öffentlicht hat, ab. Dieser Brief enthält die einzige authentische und sachgemäße Darstel lung des Herganges, welche in tolo bis heute eingetroffen ist: „Spa, 16. August 1874. Herr Minister! Bei meiner Ankunft hiersclbst lese ich in den Zeitungen, daß in Folge der Flucht des Mar schalls mehrere Verhaftungen stattgefunden haben. Ihnen über diesen Punkt zu schrei ben, war schon meine Absicht; heule ist es nur eine Pflicht. Suchen Sic keine Mitschuldigen; denn es giebt keine. Mein Nesse Hr. Alfarcz de Ritt und ich sind es, die das Ganze vollbracht ha ben. Da ich sah, daß in der Behandlung des gefangenen Marschalls leine Aenderung ein trat, und dieselbe lein Leben zu verkürzen drohte, so habe ich mich entschlossen, ihn zur Flucht zu bestimmen. Ich bat deshalb mei neu Neffen, dessen unabhängige Stellung ihm dies erlaubte, mir zn helfen; und wir gaben uns gegenseitig das Wort, Alles nur durch uns selbst zn thun und Niemanden weiter zu compromittiren. Ich theile Ihnen nun die genanen Einzeln heilen des Vorgefallenen mit, indem ich hoffe, die Gerechtigkeit aufzuklären und zu verhin dern, daß Unschuldige noch länger im Kerker seufzen. Ich verließ Spa am 29. Juli, be gleitet von meinem Neffen, dessen Ergeben heit jede Probe bestanden hat. Wir begaben uns nach Genna, wo wir am 2. August anka men. 'Am Montag, den 3., gingen wir zur Compagnie „Peirano-Danovaro," um einen Vergnügungsdampter zu miethen, unter dem Vorwandc, eine Fahrt im Mittelländifchen Meere machen zu wollen, und unter der Be dingung, daß das Schiff vollständig zu unse rer Verfügung sei. Samstag, den 8. August, -Morgens um 5 Uhr, verließen wir den Hasen von Genua und kamen noch im Laufe dessel ben Vormittags in Porto Maurizio an, wo uns das schlechte Wetter zu übernachten zwang. Am anderen Morgen, den 9. Aug.. fuhren wir nach San Nemo, wo wir den Tag zubrachten. Um 3 Uhr gaben wir dem Ca pitän den Auftrag, nach dem Goks Jona zn fahren, da wir, wie wir ihm sagten, ans einer an der Küste liegenden Villa einen Diener abholen wollte; denn der Capitan wußte Nichts von unserem Vorhaben. Der Mar schall war durch Worte, die ich in meinen Briefen mit sympathetischer Tinte geschrieben, benachrichtigt worden, daß er gleich nach der Ankunft eines Dampsers im Gols von Jona Vorkehrungen treffen iolle, in der -Nacht von der Insel herabzusteigen. Als der Eapitän fortgehen wollte, um sein Patent im Golfe von Jouan visiren zu lassen, fragte er uns, wohin und um wie viel Uhr wir abfahren wollten. Wir erwiderten ihm: Wir begeben uns nach einer ganz in der -Nähe gelegenen Villa, um einen Ticver zu holen und viel leicht auch noch eine Kammerfrau, und werden dann gegen Mitternacht nach 'Nizza zurück fahren. Um iL Uhr verließen wir das Schiff in einem Boote desselben und ließen uns in der Nähe von La Eroisette an's Land setzen, um selbst nichtcinmaldic Matrosen des Schis ses zu compromiltireii. Von dorl gingen wir zu Fuß nach La Eroi ette, wo wir eine Barle mietheten, um eine Spazierfahrt zu machen. Da das Meer sehr unruhig war, und wir Beide kaum zu rudern verstanden, erreichten wir den Fuß des Forls (gegenüber Jouan)erst zwischen 4lv und 10 Uhr. Da sahen wir den Marschall an einem Seile herabkletlerii, und um ihm ein Zeichen zn geben, wo die Barke ft-l, rieben wir ein Zündhölzchen an. Der Marschall antwortete uns gleich darauf, indem er ebenfalls ein Streichhölzchen anzündete, um uns die Stelle zu zeigen, bis zn der er hiiigellcttcrt war. Ein wenig später sprang er in's Meer, um zu dcr Barke zu gelangen. Bei'm Hineftikletterii mußte sein Neffe "ihm helfen, da der Marschall Contusionen erlitten hatte und seine Kräfte erschöpft waren. Nun suchten wir Drei das Boot des Dampfers zu erreichen, welches uns an dem Orte erwarten sollte, wo wir cs verlassen hatten. Nachdem wir cs nach Ueberwindung großer Schwierig leiten wiedergefunden, stiegen wir in dasselbe über und ließen die Barke durch einen der Matrosen zur Küste zurückbringe. Sobald wir an Bord des Schiffes waren, gaben mein Nesse und ich dem Eapitän den Auftrag, da cs schon 1 Uhr Morgens sei, auf zubrechen und direkt nach Genua zu fahren, wo wir am I. August um 11 Uhr Morgens an's Land stiegen. Ties, mein Herr, ist die Wahrheit, und ich habe die Ehre, Sic zu grüßen. Die Mar ichallin Bazaine." „Köln. Ztg." fügt einer eingehenden Schiloeruug dcr mit der Flucht verkiiüvften Umstände hinzu: „Aber auch dcr Marschall hat gezeigt, daß Muth ihm nicht fehlt. 'Als ieiiic beiden Netter gegen 10 Uhr das Signal gaben, da ließ er sich, schell entschlossen, an dem Zeile herab, das seine Hände und seine Schien beine zerriß (er selbst hat uns seine geschwollc nen und noch jetzt blutig unterlaufenen Hände und die Wunde an seinem rechten Schienbein gezeigt), drci, vier Mal faßte ihn eine hoch ivrudcllibe Woge und warf ihn gegen den Fcl ien, aber der Kahn wurde erreicht, und der Vollendung der Flucht stellte sich weiter kein Hinderniß entgegcn. Jetzt weilt er auf deut schem Boden, dem er vor noch Kurzem ein ge jährlicher Gegner und blutiger Feind gewesen. Was seine Landslcnte an ihm verbrochen, seine Feinde können und wollen cS auch nicht gut machen; aber sie werden ob dem zabllo sen Unglück, das er erlitten, vergessen, was sie ihm früher vorgeworfen; sie werden mit deut scher Ritterlichkeit an ihm die Liebe achten, die sein Weib durch so schöne und Poesiereiche That an ihm bethätigt, sie werden ihm gern frewillig die Gastfreundschaft geben, die er einst mit fränkischem Uebcrmuthe zu erzwin gen gedachte. Wir selbst können seine Klagen, die er auch uns gegenüber nicht unterdrücken konnte, ver stehen. Frankreich's schwere Prüfungen haben in ihm ein Opfer gesunden, das schwer darun ter leiden muß. Schwerlich wird er aber jemals die Lust und den Muth wieder finden, in dem Lande eine 'Rolle zu spielen, das ihn so schmählich mißhandelt hat." Man wird hiernach im Stande sein, den Werth zu bemessen, welcher den vagen Jnsin nucttioiieii der Pariser Presse vom Stamm dcs „XiX. Si-cle" der „Nevnbl. franc." zc. bei zulegen ist. Tcitzcs-Neulgkeittl! Die in unserem obigen Artikel ausgespro chene Ansicht, daß die Ras sen kriege im Süden gemachte Affairen sind, gerade wie vor Jahren die Knkluxiaden, findet in der stets gut unterrichteten Washingtoner Corresponden; der „Sun" ihre Bestätigung. Der Correspondent schreibt für das gestrige Blatt: „Man hat seit zwei Jahren angenom men, daß das Knklux-Gesetz ein todter Buch stabe sei, denn die ganze Zeit her war nicht ein Schatten von Ursache vorhanden, dasselbe zu vollstrecken. Die lokalen Unruhen, welche in einigen Theilen des Südens vorgekommen sind, haben das Interesse der Bundesbcamten an dem obsoleten Gesetze neu belebt; es ist eine nicht in Zweifel zu ziehende Thatsache, daß dcr Telegraph im Allgemeinen die Wich tigkeit jener lokalen Unrnben bedeutend über trieben hat; ferner ist es Thackacke, daß wenn immer der Telegraph eine Meldung macht, auch sofort eine Dtputation hier erscheint, welche die Vorgänge im schlimmsten Lichte darstellt. Der ganze Zweck dieser Berichte über Rassenkriege ist dcr, die Regierung zu veranlassen, Truppen nach dem Süden zu schicken, um das Volk zu schrecken, damit die Radikalen die Wahlen gewinnen. Es scheint, daß der Obcrbnndesanwalt diesen Gerüchten und Berichten große Bedeutung beilegt und geneigt ist, den Plänen seine Unterstützung zn gewähren; er ist sogar nach Long-Branch ge reis't, nm den Präsidenten zu veranlassen, einzuschreiten und jedenfalls wird ein starker Druck ans denselben ausgeübt werden." Ein Finanzier hat sich die Micke gegeben, die Berichte über den Stand derNati 0 nalschuld während der letzten fünf Jahre zn vergleichen; er hat dabei gefunden, daß das Schatzamt infolge dcr verkehrten Bont well'ichen Politik heute K 3,, Gold weniger an dcr Hand hat, als vor süns Jah ren. Ein berühmter westlicher Senator ist der Ansicht, daß, wenn man WcCulloch hätte ge währen lassen, die Nation schon vor fünf Jah ren die Hartgeld-Basis erreicht haben würde. Aus Ohio wird berichtet, daß die Majo rität gegen die neue Constitution 47,284 Stimmen und gegen die Spirituosen-LizenS 7286 Stimmen betrug. Das kleine Londstädtchcn Middlet 0 w 11, Tel., ist seit letztem Samstag in großer Auf regung, weil dort ein junges Mädchen, 'Na mens Allen, ans geheimnißvolle Weise vcr schwand; die Aufregung steigerte sich noch, als man hörte, daß das Dämchen mit dem Mulatten Wm. Perlins nach Philadelphia durchgebrannt sei, wo das Pärchen bcabsich tigc, sich zn vcrheirathen. Tie Bürger der Umgegend machen natürlich große Äugen, daß in ihrer' Mitte, wo der 'Neger noch immer unter üiitt! bellum Disconto steht, so Etwas möglich war, zumal die kleine ÄUen ein schö nes Kind gewesen sein soll. Das scheckige Paar gedenkt gegen Weihnachten von seiner Hochzeitsreise zurückzulcyren und darf sicher auf einen warmen Empfang rechnen. Gouv. Dix, so meldet das „N. - I). Journal," hat den Deutschen ChristianMaycr, der, weil er sich bei dem Polizei-Attentate gc gen friedliche Leute aus Tompkin'S Square am 13. Januar d. I. seiner Haut wehrte, in's Zuchthaus geschickt wurde, begnadigt. Besagtes Blatt bemerkt dazu: „Das danke dem Hrn. Dix der Teufel. Wenn die Arbei ter nicht mit einer JndignationS-Demoiistra-- tion gedroht hätten, so wäre es dem Hrn. Dix gewiß nickt eingefallen, den unschuldig ver urtheilten Player freizulassen. Wenn Hr. Dix ans die Stimmen deutscher Arbeiter spc kulirt, so irrt er sich. Warum hat Hr. Dix den armen Player nicht damals, als die Ar beiter sich zum ersten Aialc an ihn mit dcr Bitte um Begnadigung wandten, begnadigt? Warum hat er ihn so lange mit Dieben und mit Lumpengesindel im Kerker schmachten las sen ? Was vorgestern die Pflicht des Gou verneurs war, das war cS auch vor Mona ten. Mayer ist jetzt nicht schuldiger oder un schuldiger, als er vor zwölf Wochen ivar. Ist es nicht eine Niedertracht sonder Gleichen, einen Mann, den man für unschuldig hält und den zu befreien man die Macht hat, un schuldig im Gefängnisse leiden zu lassen. Die deutschen Arbeiter sind keine Esel, die sich so leicht ein X für ein U vormachen lassen. Sie werden sich am Wahltage, wenn Dix wieder Gonverneurs-Candidal scin sollte, wohl daran erinnern, wie schändlich derselbe an dem ar men Player gehandelt hat." Die Zahlungseinstellliitg der New Aorker Firma Jonas Sonneborn S- Comp., Nr. 126, Pearlstraßc, erregt in commerziellen Kreisen beveutendes Aussehen. Der Chef des Hauses, Hr. Sonneborn, zog sich vom Ge schäft in fertigen Kleidern, das er mit Erfolg zwanzig Jahre lang betrieben, vor zwei Jah ren mit einem Vermögen, das auf eine Mil lion geschätzt wurde, zurück. Schon mehrere Jahre vorher hatte er große Summen in Grundcigenthums - Spekulationen angelegt; vor achtzehn Monaten associirte er sich von Neuem unter der Firma Jonas Sonneborn ä- Co., und beschäftigte sich das neue Haus hauptsächlich mit dem Export vonPetrolcum, Gctraide, Provisionen zc. Das Geschäft, welches in großem Maßstabe angelegt war. wuchs unter dcr-Hand, und der unumschränkte Credit, welcher demselben gern gewährt wurde, verleitete zu stets gewagteren Spekulationen. Ein halbes Jahr nach der Gründung ward das Haus als der bedeutendste Petroleum Ex porteur tu de Ver. Staaten betrachtet und hatte Verbindungen mit Bankhäusern in allen Theilen Europa's. Da kam der Krach im September vorigenJahres, und die „Onlario Carbon Oil - Co." von Canada, der Jonas Sonneborn K Co. Vorschüsse zum Betrage von 83, gemacht hatten, sallirte; Hr. Sonneborn war persönlich bei der Compagnie interessirt und streckte ihr so lange Capitalien vor, bis sie trotz alledem unterliegen mußte. Dieser Verlust erschütterte den Credit desHau ics einigermaßen, bei so bedeutendem Capital schien dessenungeachtet nicht viel zu fürchten. Von jener Zeit an drängten sich jedoch die Verluste .ff Petroleum, von dem JonasSonne born Co. großePostcn hielten, fiel fortwäh rend im Werthe; dasselbe war mit Genaide und Provisionen der Fall. Die Firma be schäftigte eine Flotte von Seefahrzcugen, von dreien waren viele zu hohen Frachtpreisen in Charter genommen, während auch Seefrach ten stetig im Sinken begriffen waren; andere machten ungewöhnlich langeßeiftn und gerieth die Firma deshalb wegen der Lieferzeit und wegen der Vortheile, die ihr in europäischen Märkten entgingen, inVcrlust. Inmitten die ser Unglücksfälle hoffte sie doch noch glücklich durchzusleucrn und unterlag erst, als diese Ver Inste über eine halbe Million bis achthundert Tausend Dollars betrugen. Wie bereits er wähnt, war der Credit des Hauses schon er schüttelt und der Schlag kam in Geschäftskrei sen nicht ganz unerwartet; doch trifft er zu meist europäische Häuser in London, Paris, Hamburg, Bremen und Antwerpen: hier ist das Haus nur wenig schuldig und blieb des halb auch der Einfluß des Fallissements ein minder bedeutender. Sowohl über Activa als Passiva des Hauses ist nichts Zuverlcftsi ges zu erfahren, doch ist dasselbe der Ansicht, die Geschäfte in einigen Wochen wieder aus nehmen zu können. Die hauptsächlichste Com mandite der Firma besteht in Hamburg. Tie „N.-H. Tribüne" bringt auf ihccrLcit arttkel Seite in dem Folgenden einen kl ei neu Wegweiser für angehende Selbstmörder, den wir mit Rücksicht aus die heiße Jahreszeit und zu Nutz und Frommen des Publikums (auch desjenigen Theiles desselben, der sich nicht mit Selbst mord-Gedanken trägt) in der Uebersetzuna wiedergeben. „Ein Wort der Mahnung an Leute, welche Selbstmord zu begehen geden ken ! Zuerst thut's nicht! Wenn Ihr aber durchaus darauf versessen seid, so schafft Euch I mit möglichst wenig Geräusch und mit mög lichst viel Rücksicht auf die Gefühle anderer Leute aus dcr Welt. Schreibt leine sentimen talen Briese, welche Euren Hinterbliebenen das Herz im Leibe umkehren. Bedenkt, daß es weder sehr chrenwerth, noch sehr heroisch ist, sich das Leben zu nehmen, und daß dcr Muth, der dazu gehört, ein solcher ist, wie ihn auch das Thier besitzt. Spitzt Euch nicht auf die Sensation, die Euer Tod verursachen wird, oder auf das Geschwätz in Zeitungen und FrcuildeS-Kreisen. Ihr könnt ja doch nicht dabei sein, um Euch daran zu erfreuen und dort, wo Ihr hingeht, gibt es keine Zei tungen, oder wenn es solche gibt, so ist dort die Poland'jche Theorie in Kraft. Wenn Ihr aber absolut daraus besteht, so richtet es so ein, daß die Leute glauben, es habe Euch Je mand ersäuft oder erschossen, oder sonst irgend wie umgebracht. Wenn es Euch Ernst ist mit dem Vorsätze, über den Slyx zu setzen, so ist dies die anständigste 'Manier, und der Eindruck aus das Publikum ist ein viel gün stigcrer, als wenn Ihr lamentable Abjchieds bnese an alle Welt schreibt und Euch auf dem bekannten, nicht mehr ungewöhnlichen Wege aus der Welt cskamotirt." Prof. Hans Friedrich Wöstmann, dcr tüchiige Germanist und durch seine be rühmt gewordene „Turnknnstmcister," ist am 5. August, 77 Jabre alt, in Mnökau, dem Muscnsivc des Fürsten Picklcr, gestorben. In Lonisville, Ky., ist dcr deutsche Pionier Philipp Grieb gestorben; derselbe war ans Siedelfinge und war ,n engen und weiten Kreisen als der „Schwaben-Philipp" bekannt. Europäische Berichte. Inßaye rn gehr es nach den Erzäh klingen des „Frk. Eonr." mit den Rohheiten auf dem Gebiete des Soldatenlcbens in der That nach dem alten Fabel-Refrain: „Denn ich bin groß und Du bist tlein." Die Her ren Offiziere kühlen, wie die militärischen Ge richtsverhandlungen der letzten Woche bewie sen haben, ihr Müthchcn an den gewöhnlichen Soldaten; und da diese merken, daß sie sich das gefallen lassen muffen, bloß weil ihre Obere längere Arme und Säbel haben, als sie, so erholen sie sich dafür wieder ihres Thci leS an der Bürgerschaft, offenbar einfach nach dem Prinzip: denn für was kälten wirSäbel und sie keine? Es vergeht kaum ein Tag, klagt dcr „Com.," ohne daß nicht die Presse über Excesse von zum Theil b-denklichcmUm fange z berichten hätte. Am 26.JnliÄbets wurde i Freismg aus dem Heimwege vom Wirthshaus ciiiLederergescUc ausKemplen von einem Chcvauxleger durch Säbelstiche in den Rücken tödtlich verwundet; der Mörder hatte einen 'Andern zn treffen geglaubt. Am 27. Juli Abends wurden auf der Promenade zu Passau vier harmlos: Spaziergänger von Soldaten des 11. Infanterie-Regiments über fallen und blutig geichlagen. Am 28. Juli Abends warfen in Bamberg Ulanen die Fen ster eines Holzmagazin-AnsscherS ein und ris scn einen Kirchweihbanni heraus. So geht es fort in lieblicher Abwechselung. Was ist die Ursache dieser Erscheinung ? Wen wir auch dcr Ansicht sind, daß die Straflosigkeit oder die außerordentlich milde Behandlung, deren sich in letzter Zeit wegen Mißhandlung und Beschimpfung ihrer Untergebenen ange klagte militärische Borgesetzte zu erfreuen hat ten, ans den Rechtssinn und das Sittlichkeits gesühl des gemeinen Mannes einen äußerst ungünstigen Einfluß ausüben muß, so wollen wir doch keineswegs uns zn der Anklage ver steigen. daß das schlechte Beispiel vo oben die Zunahme der Rohheil unter der Mann schaff verschulde. Dcr kaiserlich: P rinz hat sich in der Neige des Monats Juli drei Tage m Paris ausgehalten. Cr hat im „Hotel du Rhin" gewohnt, woselbst sein Vater wohnte, bevor er zum Präsidenten dcr Republik erwählt wurde. Cr ist von Paris nach Arenendcrg gereist. (Ein BZuch-Wettrennen). Auch den „Wiener Spaziergänger," den hnmoristi scheu Feuilleton!.',, Spitzer, Hai dieJnlihitze aus Wien verscheucht. Wl Rohisch-Sauer brunn setzt er seine Spaziergänge fort, und von dorl ans schreibt er: „Ich habe hier einen dicken Herrn kennen gelernt, der die Fettlei bigkeit als Sport aufsaßt. Cr führt leinen Bauch, wie einen bewährten Renner, auf den Turf nach Karlsbad, Marienbad und Rahisch und verzeichnet gewissenhaft, wie viele Pfun de er überall verloren. Er lobte mir sehr das ebene Terrain der böhmischen Rennplätze, bedauert: jedoch, daß dasselbe hier so hügelig sei. Ganz im Geiste der SportSmcn hat er seinem Bauch den englischen Namen Lady ge geben, und er erzählte mir, wie er mit diesem schon viele Wetten gewonnen habe. So ha be er erst im vorigen Jahre einen bayerischen Baron, der 275 Pfund wog, um sieben Pfund geschlagen, ein Sieg, der ihn besonders zu freuen schien; denn er gab, nachdem er ihn mir mitgetheilt hatte, seiner Lady einige leich te zärtliche Hiebe mit einer Gerte, die er im mer mit sich führt. Cr ist auch ein gewiegter Bauchkcnner uns erräth aus den ersten Blick den Stammbaum sowie das Alter eines je den. Beispielsweise bezeichnete er einen soft cheu ans der Esplanada sofort als dreijäbri gen W'.encr Bierbauch, während er einen an deren, weniger entwickelten Spitzbanch ein steierisches Stcrzfohlen nannte. Colc Banch racen erkennt er schon von hinten aus der Gangart. 'Neulich hatte er hier ein kleines Steepie-Chase arrangirt, an dem außer ihm noch drci Herren theilnahmen. Sie ließen sich zuerst wiegen, wonach dem Einen, der zn leicht befunden worden war, drei Kopfkissen um den Lcib geschnallt wurden. Für einen zweiten Bauch wurde Reugeld bezablt. Die Bahn erstreckte sich von der Esplanade b,s zum Brniiiieiit.-mpcl, jedoch schon vor dcr Musikkapelle halte Lady die Führung über nommen und sieate,wie sie wollte. Sie hatte die Strecke von 12 Schritten in 25 Minuten zurückgelegt." Die Nachricht, daß Bischof Haneberg in Speyer für den crzbischöflichcn Stuhl in Freiburg auserschen sei, ir.tt mit immer grö ßerer Bestimmtheit aus und wird insbesondere in den Kreisen der katholischen Geistlichkeit als gewiß angenommen. —(E ln s chw äbi sches Origina l i st nicht m e h r.) Fr. Kaussmann ist in Denkeii dorf bei Eßlingen nach kurzem Krankenlager verschieden. AIS „Deiikcndorfer Licderlranz" (derselbe mar nämlich das einzige Mitglied desselben) war der Verstorbene in- und außer halb Schwaben's iuSängerkreisen einc sehr be kannte Persönlichteit und durch seinen Humor auf allen Sängcrfestcn eine stets willkommene Erscheinung. (Moösbicr.) Wie russische Blätter melden, ist in Petersburg unlängst eine Moos bicr-Branerei eröffnet worocn, und soll das Getränk bereits zu acht Kopeken (l 2 tr.) die Flasche in verschiedenen Buden verkauft wer den. Die Erzeugung von Spiritus ans MOOS wird bereits seil Langem in den nörd lichen Gouvernements Rußland s betrieben und ist dort zn einem wichtigen Erwerbs zweige geworden. Der „Kreüzzeitnng" zu folge beabsichtigen verschiedene Berliner Brau creien zur Verbesserung ihres Bieres dasselbe ebenfalls, wenigstens Ihcilweise, aus Moos zu brauen. Ais Pendant dazu erzählt das dortige „Tagcbl." ans die Bekundung eines Bötlchermnßers hin, daß Holzspähnc, beson ders buchene, in großen Mengen an Bier brauer, die sie wünschen, abgelassen und von diesen in den Bottich spedirt werden. Ein einfaches Experiment läßt diese Behauptung wenigstens nicht gcravezu unsinnig erscheinen. Wenn man nämlich diese Spähne 24 Stunden im Wasser stehen läßt, so nimmt die Flüssig keit eine Bitterkeit an, die derjenigen, welche jetzt vielen Bieren anhaftet, sehr ähnlich ist. Uedrigcns werden Buchenspähne seil Langem zur Bereitung von Essig verwendet. (Die Melh 0 dlst en in Deuts ch lan d.) In der vor Kurzem in Schaffhau sen abgehaltenen Eonferenz der deutschen bi schöflichen Methodisten führte der Bischof Har ris den Vorsitz. D a die dortige Methodisten kapelle zu klein für die Congregation am Sonnlaq war, so ward derselben von den Stadtbehördeu die Benutzung des großen Ge nius narktes angeboten, und das Anerbieten ward angenommen. Dort versammelte sich eiiieCongreglition von mehr, als zweitausend Personen, unter dcnen-sich der Bürgermeister und andere Stadtbeamle besandcn. Tie Methodisten, Albrecht-Methodisten und Wes lehancr haben in Teutschland IS Geistliche, 15, Mitglieder lind Kircheneigenlhum im Werth: von 53,0. —Auf demWintcrberge bciS aarbrücken fand am 9. August die Einweihung desTeiik mals zur Erinnerung an die Schlacht bei Splcheren, unter Theilnahme einer zahlreichen Znschaucrmcngc programmmäßig statt. An dem Fcstzuge, welcher sich aus der Stadt aus den Winterberg bewegte,haben an I,Per sonen Theil genommen. Viele Kricgcrvereine aus der Rheuiprovinz und aus der Pfalz, so wie zahlreiche Deputationen von preußischen und batjerischen Truppenabtheilungcn,welche vom Kriegsminister v.Kamele geführt wurden, befanden sich im Zuge. AusMarsc ille, 11. Aug., meldet die „Corr. HavaS:" „Heute Nacht fanden ge gen 7 bis 8 Verhaftungen Statt, die sich alle auf die Ereignisse von 137 beziehen. Dieselben wurden aus Befehl des Gencral- Commandanten vorgenommen; sie waren ver schoben worden,bis oieGllltigkcit dcsDckrets, das im MonatAugust 187 denßelagerungs zustand einsetzte, erkannt wurde." Osfenbach hat von London ans soe ben einen Vortrag zugestellt erhalten, der ihm 3 Pftilid Sterling für eine große ipe-ra dulill mit cngtijchem Text zuspricht. Er hat sich verpflichtet, die Musik bis zum 15. No vember d. I. zu liefern. Das Geld ist bei einem Pariser Banquier deponfttnnd soll dem Mäslro in drei Raten nach Ablieferung der einzelnen Akte ausgezahlt werden. Trift cre Erfahrungen hinsichtlich der engl. „Pounds" scheint Gounod gemacht zn haben. Dem Vernehmen nach widersetzt er sich der Londo er Aufführung seiner „Mircille," weil der pekuniäre Erfolg des „Faust" hinter den Er wartungen deoCompomffcn zurückgeblieben ist. Die Arbeiten zum neuen (dritten) Guß der Äaiserglocke werden, wie man aus Fran kenthal hört, von dem Unternehmer dersel ben eifrig betrieben und gedenkt man in circa 3—4 Wochen mit d:m Guß zu beginnen. Bei Herstellung dcr neuen Form werden die Mangel, welche das Mißlingen der früheren Arbeiten bewirkt haben beseitigt. Besonders wird eine größere Dichtig keit und stärke gegeben werde, da bei dem letzten Gusse circa 2 Centncr flüssigen Me talls durch eine kleine Oefftiuug nach unten ausgedrückt worden waren. Am Kaiserhause zu Goslar wird augenblicklich fleißig gearbeitet. Der westliche Giebel des Mittelbaues ist vollendet und am nördlichcn Flügel ist man mit der Herstellung von Wohnräumen für eventuellen hohen Be such und für einen Ccisteltan beschäftigt. Der altkatholftche Bischof D r. H n b cr tusNeinkens hat in München gefirmt. Der Erz-Bischos von Münchcn-Freising hat gegen diesen Eingriff cincs staatlich nicht an erkannten Bischofs in seine Jurisdiktions- Rechte bei'm König feierlichen Protest erhoben. Die Redcinp t 0 r i st cnp atr es vom Orden des hl. Alfons von Liguori haben von dem neuerrichteten Kloster und der Kirche zum h!. Hippolyt aus dem Boulevard Memlmon tant in dem Arbeiterviertel von Bclleville, Paris, Besitz genommen und diesen Akt nächst einem Hochamt durch eine deutsche Predigt eingeweiht. Ein schrecklicher Unfall trug sich kürzlich in Dublin, Irland, zu. Etwa 2—3 Personen waren in dem alten, verfallenen Hause zu einer Todtenwache versammelt, uni einen Vater, der ein zwei Monate altes Kind verloren hatte, zu trösten, eigentlich, um em wüstes Gelage nach der barbarischen Sitte des Landes abzuhalten. Der Boden gab nach, Alles stürzte zu einem Haufen zusammen,uns eine wilde Szene erfolgte, lach einer Bier telstunde hat man All.- ans den Trümmern hervorgeholt, aber sechs Personen waren schwer verletzt. Der Wirrwarr wurde noch vcr mehrt, als in dem zusammengestürzten Hause jetzt Feuer ausbrach. Aus einem oberen Stockwerke, das sich erhalten hatte, warf eine Mutter ihr Kind aus die Straße, welches glücklicherweise von einem kräftigen Manne aufgefangen wurde. Die Arme hatte befürch tet, daß sie und lhr Kind in den Ruinen o'er dem Feuer ihren Tod finden würden. Mit Hülfe der Polizei wurden Alle ans dem Hause entfernt. Die sechs Verunglückten befinden sich im Hospitale. Bremen, lv. August. Ans dcr gan zen Strecke der „Stade - Euxhasencr Bahn" dürften zur Zeit, nachdem die Zahl der Arbci ter bei Stade in den letzte Tagen auf etwa 4 reduzirt und bei Hechthansen allmälich aus 15 zusammengeschmolzen ist, kaum 6 Leute mehr beschäftigt sein. Unter solchen Verhält Nissen scheint das besprochene Bahuprojckt mit Riesenschritten seinem vermeidlichen und längst vorhergesehenen Ziele cntgcgengcsllhrt zu werden. Gestern Nachmittag ist zwischen Oyten (an dcr Straße nach Hamburg) und Oyter d amm ein achtzehnjähriges Mädchen, Toch ter eines Handwerkers zn Oyten, ans offener Landstraße auf scheußliche Weise umgebracht worden. Es wurde plötzlich von einem Men schen mit einem Nevotvcrschuß niedergestreckt, und dann noch durch mehrere Messerstiche grauenhaft verstümmelt. Ein in der Nähe stationirter Bahnwärter, dcr an-S nicht weiter Entfernung die Mordthat gewahrte, rief so fort Menschen herbei, um des Mörders hab haft zu werden, der inzwischen Zeit gehabt hatte, zn entfliehen. Er wurde eingeholt, und da er zn entrinnen verzweifelte, jagte er sich selbst eine Kugel durch den Kopf. Der Mör der scheint in der Gegend nicht bekannt zn sein und soll in einem Wirlhshause, wo er vor der That eingekehrt war, durch seine un verständliche Sprache sich auffällig gemacht haben. Ueber die Motive zur Thal ist 'Nichts ermittelt. Möglicherweise ist sie von einem Rasenden begangen. (Ein Bricf R 0 t hschi l d's.) DaS Pariser „Evenement" will von einem Briefe Rothschild's Einsicht genommen haben, den dieser an einen neuen Cagliostro richtete, dcr um die Bagatelle von i,O Franken das Leben des vielfachen Millionärs ans 127 lah re zu verlängern verspricht. Dcr Brief lau tet: „Mein Herr! Ich erhalte tagtäglich die bizarrsten Aufträge. Biete Leute intcressiren sich für mich. Der eine droht mich zu todten, wenn ich ihm nicht IV,VV Frautcn schicke. Eine Anderer will, wenn ich ihn unterstütze, mich mit einem sechsten Sinne beschenken. Ein Tritter will um die Summe von io 'Millionen zu meinen Gunsten das Königreich Jerusalem wieder herstellen. Ich lasse bei all' diesen Correspondcnten keinen Unterschied gelten und bitte sie sämmtlich, mich in Ruhe zu lassen." (Hana n). Die hiesigen Turner ha ben auf das eidgenössische Schützenfest in St. Gallen einen Silbcrpokal geschickt, mit den Inschriften: „Den Schweizer Schützen unse ren Gruß, 1874" und: „Die Hanauer Turn wehr von 1849 in dankbarer Ermncrnng an die gastliche Aufnahme in dcr Schweiz." —(B raun sch w cig ,9. August.) Dcr bereits zweimal entronnene und zweimal ein gefangene Giftmörder Brandes ist abermals unter unbegreiflichen Umständen aus dem Ge sängnisse entflohen. Pill einer Kette an die Mauer gefesselt, ist es dem Manne ooch mög lich geworden, allein mit den Fingern und Nägeln den gedielten Fußboden auszuheben, ein gemauerte? Fnndainenl zn durchhöhlcn und einen unterirdischen Gang ins Freie zu graben So mcloct die Polizei, welche ihn unter Aussetzung von 1 Thlrn. Belohnung sucht. Geruchte, daß Brandes durch Hülse von Außen aus dem Gefängnisse entkommen sei, sind natürlichjetztwie früherimSchwange. -Auffällig bleibt es allerdings, daß ein Mann von der schwachen, entnervten Constitution des Brandes solche Kraftstücke verrichtet haben soll. —(Hamb li r g, 3. Aug.) Der Nikolai- Thurm ist jetzt vollendet. Am letzten Julitage ward der vergoldete Knopf aufgewunden und vorgestern noch ein vergoldetes Kreuz hinzu gefügt. Beide sind einstweilen noch umhüllt worden, um am 26. d. M. erst noch Gegen stand einer besonderen Enthülluilgsfeicr zn sein. - Das große C 0 r Ps mcinöver dcs 9. Armeecorps, das gegen die Mitte des nächsten Monats abgehalten werden soll, wird zwischen Gadcbusch und Lübeck stattfinden. —(H ailil ove r, 4. August.) Ein Haupt bctrüger, der Schneider Hainmelmann,gebür tig von hier, dessen Schwindleleien in der deutschen Presse ein gewisses Aussehen erreg ten, saß am Sonntag Abend aus der Anklage bank. Der Angeklagte hatte mit Unterbre chungen seit 1849 in Spanien gelebt und da selbst ein wenig geordnetes abenteuerliches Le ben geführt. Im Jahre 1871 hatte er Briese mit dem Poststempel Cadix, Malaga, Barce lona u. s. w. versehen, nach verschiedenen Städten verschickt. Er gab darin an, er sei der Oberst de Alsredo und sei von der Köni gin Jsabclla mit noch zwei aiiderenOffiziecen nach Teutschland gesandt, um 4, Zünd nadclgewehre zn kaufen. Zu diesem Zwecke seien ihm 2,18, Francs in Gold überge ben. In Wien habe er erfahren, daß die Kö nigin flüchtig geworden sei; er habe darauf das Geld vergraben und sei mit seinen Be gleitern wieder nach Spanien zurückgekehrt, um dort im Interesse der Königin zn ivirken. Nachdem er aber eingesehen, daß' die Sache der Königin völlig hoffnungslos sei und daß auch seine Besitzungen durch den Krieg total verwüstet seien, habe er sich entschlossen, um in Etwas wieder eine Entschädigung seines Vermögens zu erlangen, sich des verborgenen Geldes zn demächtigen. Da er aber kein Reisegeld habe, ersuche er die Adressaten, ihm solches zu schicken, und versprach er denselben als Belohnung 4, Francs von dem zu hebenden Schatze. Solche Briese sandte er an mehrere Perionen in Hannover, Wien, Trieft und Karlsnihe. In allen Briefen ivar ein Ort bezeichnet, in dessen Nähe der Schatz liegen solle, und seien diese Orte entweder ein Haus oder ein auffallender Stein, dadurch kenntlich, daß mit schwarzer Kreide au dem selben ein ans Punkten bestehendes Kreuz,da rin die Worte: ''ölisterio, AlZterio, fiii-terio!" verzeichnet seien. In der That fanden sich diese Zeichen an einem Hause in Wien, sowie an cincmChans scesteine bei Karlsruhe, welche Städte der Schwindler ans seinen Reisen Passirl war. Von Allen, an welche derartige Briese gerich tet waren, gingen nur zwei auf den Leim, nämlich ein in Wien wohnender General, welcher Hammelmanii 5 Pfd.St. sandte und ein Freund dieses Generals, von welchem er von Oldenburg 1300 Francs erhielt. Da die Sache ruchbar und ihm eine deutsche Zeitung zugeschickt wurde, in welcher einer seiner Brie fe abgedruckt war, schrieb er von nun an an dere Briefe und unterzeichnete dieselbe als Oberst Carlos de Sandos. Er hatte aber indessen kein weiteres Glück mehr mit diesen Schwindelbriefen. Im Jahre 1872 verübte er einen neuen Betrug gegen die Frau des Schiffsmäklers Schneider und deren Bruder, den Eartonagefabnkantcu Schürmaim inLen gcnfeld, die er um 12, resp. 15 Rthlr. zn prellen wußte. Der Gerichtshof verurthcilte den Angeklagten in Anbetracht, daß er ein gemetnsährlicher Gauner sei und die Betrü gereien mtt großcrßcflissenhcit ausgeübt seien, zn 3 Jahren Gefängniß und 3 Jahren Ehren vertust. Der„So r" bringt über dicUntersnchiing wegen Baz a ine's Fluch l folgende Mit theilung: „Die Justiz konnte feststellen, daß die Fluchtßazaine's seit langer Zeit vorderes tet war. Die Beschlagnahme seines Gepäcks ergab dies zur Genüge. Der General-Proku rator von Graste entdeckte im Gefängniß Ba zaine's mehrere, mtt Papieren und anderen Gegenständen angesüllte Koffer, welche zur Expedition bereit waren. - Auf jedem der Kos fcr befand sich eine Adresse von der Hand des Marschalls. Obgleich die Regierung alles Interesse hat, daß Licht aus die Sache stcivor seil werde, so glauben wir doch die Namen der Personen verschweigen zu müssen, an welche dieselben gerichtet waren. Die Koffer sowie die Gemächer des Marschalls wurden versie- Verhör der vier Kerkermeister klärte die Sache nicht auf. Der Gcsängnißdircktor -Marchi erhebt Einspruch gegen die wider ihn erhobenen Anklagen. Ihm zufolge wußte der Oberst Billette Alles. Marchi beklagte sich seit langer Zeit über die Verantwortlichkeit, die in Folge des freien Verkehrs des Mar schalls mit seiner Frau und dem Obersten Billette auf ihm lastete. Er beklagte sich auch über Hrn. Vazaine, welcher Alles aufbot, um sich den Reglements zu entziehen. In Folge dieser Aussage wird wahrscheinlich derGesäng- nißdiicktor dmi Obersten Billette gegenüber gestellt werden. Die Beschlagnahme des Gc-' päcks des Obersten ans dem Marseillcr Bahn- j Hose soll zur Entdeckung geführt haben, daß zwei in Cannes wohneudcPerivneu lVitjchnl dige sind. Die Zahl der gegenwärtig sich in Hast befindenden Personen beträgt acht. Aus den vorstehenden Mttthciluiigen geht hervor, daß das Schiff „Baron Ricasoli" durch Ver mittlung einer >ll Jialicn wohnenden Person gemiethet wurde. D-r Preis für das Schiff mar l FrS. pro Tag und betrug im Gan zcn 6X)V FrS. Der Eapitän wußte nicht, daß erßazaine anVord nehmen sollte. Man sagte ihm, daß er fremde Pr-nzen abyolen werde, welche sich vom Golf Jona nach Genna be geben wollten. Dcr Eapitän machte deshalb auch einige Schwierigkeiten, als er die Wahr heit erfuhr. Hr. X...., der sich an Bord be fand, Kerles sich aber am den Vertrag und der t Eapitän gab nach. Bei der Ankunft in Gc iiua trat Bazaine als derßediente seiner F-ran auf. Er ging hinter der Marschallin her, welcher Rul den 'Arm gab, und trug einen Koffer, nntcr welchem er sich das Gesicht ver barg. Sie stiegen im „Hotel Feder" ab, das dicht am Hafen liegt." Aus Straß bürg wird unter'm 8. August geschrieben: „Wie man hierallgemein erzählt, hat dcr junge Prinz Napoleon ans seiner Reise von Paris nach Arenenberg hier in der Langeslraße übernachtet. Es befinden sich nämlich hier schreibt man der „D. A. Z." etwa 2 vom früheren Kaiserreiche sehr begünstigt gewesene alte Veanitensauttlien, weiche demselben eine treue Anhänglichkeit be wahren. Sonst gehört eS hier zum guten To ne, als Republikaner zu gelte. Der Win rerkursiis an der hiesigen Hochschule wird am >9. Oktober beginnen. Es haben 85 Pro fessoren bis jetzt 216 wöchentliche Vorlesungen angekündigt. Das ausgegebene Programm il! lehr reichhaltig und die verzeichneten Na wen der Lehrer von so gutem Klange, daß wir mit Sicherheit aus eine wiederholte Bcrmch rung der F-regnenz rechnen dürfen." —(Saarb u r g i. L., 9. Aug.) Verga genen März ist in der Odeiförstcrei Albersch wciler, Deutsch-Lothringen, mitten in den Vo gefen, einer der tüchtigsten Waldarbeiter, dcr 25-jährigc Elsässer Raimond Dirion, mitten heraus aus seiner Thätigkeit gerissen und auf ein furchtbares Siech und Todtenbett gewor fen worden. Als dcr Unglückliche einen schwerbeladenen Holzschlitten über eine stark abschüssige Stelle dcr Schlittenbahn führen wollte, glitt er aus, dcr Schlitten fuhr über ihn weg, zerquetscht: ihm beide Beine, zer brach das Rückgrat und blieb ans ihm stehen, bis nach Verlaus einer halben Stunde Hülfe kam, der Schlitten entfernt und der arme Mensch in seine Hütte getragen werden konnte. Bei vollem Bewußtsein liegt er seit fünf Mo naten dort, in dcr oberen Körpcrhölste ganz gesund, in der unteren vollständig eine Lerche, deren zunehmende Verwesung die umgebenen Räume verpestet. Langsam fault ihm das Fleisch ab und fällt in Stücken auf das Lager. 'Nach ärztlichem Urtheil ist eine Amputation erfolglos und ein Transport in ein Hospital unmögl'ch. Er ist rettungslos verloren, und weiß es. Noch einige Monate kann dieser fürchterliche Zustand andauern. Tie Einge borenen bringen keine Hülfe, weil der Bern glückte meist im Dienste der deutschen Forstver walning beschäftigt war und deshalb als Prus sien verabscheut wird. Tie deutschen Beam ten der Nachbarschaft haben sich seiner ange nommen, sind allein aber dcr 'Noth nicht ge wachsen. Beiträge von außerhalb wären dringend erwünscht und werden von den Ober förstern Eichhofs und Müller, sowie von dem Direktor des Collcgiums Francke und dem Krcisassessor Ott hirrselbst gern entgegenge nommen. Das Gerücht, daß der 68-jähr ig e kinderlose Herzog von Brann schw ei g die 26-jährige Tochter des ehemali gen Königs von Hannover Heirathen werde, gewinnt an Bestand, da es nicht dementirl wird. Man erinnert daran, daß in Braun schwcig das salische Gesetz nicht eingeführt sei, mithin eine Che dcs Herzogs sciiicr Ge mahlin die Succession als Negentin sichern würde. Eine solche Lösung der braumchwei glichen Erbschaftsfrage, meint man, wäre möglicherweise dcr Berliner Regierung gar nicht unlieb. Man schreibt ans Dresden, 12. August: „Vorgestern betrug sich der Erbprinz Peter von Oldenburg ans dem hiesigen Leip zigcr Bahnhofe in einer so unziemlichen, za, unanständigen Weise, daß er sich dafür eine empfindliche körperliche Züchtigung zuzog. Ter Verlans der begreiflicherweise großes Änl ichen erregenden Scene war folgender: Der Prinz wollte mir dem Bahiizngc Dresden verlassen und sich nach Leipzig begeben. Bei dieser Gelegenheit nahm derselbe im Warte salon I. Klasse ganz ungenftt ans einem ge deckten Tische Platz. Als er der Weisung des Kellners, diesen Platz zu verlassen, nicht Folge leistete, legte sich der Wirth üi's Mittel, er hielt aber für seine Avssorderniig eine Ohr feige. Auf diese Replik folgt: Dnplik, das Publikum nahm für den Wirih Partei und bearbeitete Se. Durchlaucht mit Siöcken und Regenschirmen. Erst später erfuhr man, als ein russischer Salonwagen ihn ausnahm, wer der Gelynchte sei. „Vielleicht hat derselbe aus diesem bedauerlichen Vorgänge sich die Lehre gezogen, daß es für hochgestellte Personen doppelt nöthig ist, das Dekorum zu wahren, denn noiilk-.-!. (Hoher Stand) legt Pslichteu ans." Nachträgliches über den Tod einer bcrühinre 11 Sängerin. Ein europäischer Correspondent gibt nachträglich noch einige rührende Details über den Tod der berühmten Sängerin Parcpa-Rosa. Wag reud der letzten, ihrem Tode unmittelbar vor angehenden Tage, war sie noch geistesftisch wie immer, so daß sie nicht nur allein im Stande war, den „Lohcngrin" ganz vorzutra gen, sondern auch eine ganze Gesellschaft zn unterhalten. In der hierauf folgenden Stacht gebar sie ein todtes Kind. Als sie den Tod dieses so sehnsüchtig erwarteten und lange ge wünschten Kindes crsnhr, schien sich ihr Ver stand durch diesen Schlag umwölkt zu haben. Sie begann irre zu reden, klagte in wilden Schmcrzeiis-AuSbrüchcn sich selbst als Ursache des Todes des Kindes an, indem sie sich der Unvorsichtigkeit und Ueber-Aiistrcngnng be ichittdigte, und verblieb in dieser Stimmung bis zu ihrem Ende. Ihr Gatte litt schmerz lich, sowohl in körperlicher wie in geistiger Beziehung über diesen großen Verlust, und obwohl er augenblicklich mtt der Bildung ci ner englischen Opcriitruppc beschäftigt ist, mit welcher er die hauptsächlichsten Städte Groß brltannien's während der kommenden Saison zu durchziehen gedenkt, so ist er doch voltkom meii theilnamloö und geistig geschwächt, so daß er kaum noch einen Schatten von der al len, energischen Geschäftsthäligkeit und dem kliustterijchen Enthusiasmus besitzt. ! Telegraphische Tepcschcy. u Das gelbe Hieber. Washington, 29. Aug. Das Schab - i, amt Hai eine Depesche erhalten, daß ans dem !. Bundcsdampscr „Ticonderoga" in Key West ! vier Personen am gelben Fieber erkrankt sind, daß Admiral Mullany das^dortige Hospital j durch bewaffnete Marinesoldaten'gegen den I Protest des Arztes in Besitz nehmen und die ! - Kranken hineinbringen ließ, und dadurch nicht I, nur das Gesetz bezüglich der Marinehospitä F lcr, sondern auch die lokalen Quarantäne- ! j gesetze verletzte. Der Schatzsckretär hat die I dortigen Behörden ans ihre Anfrage benach- I > richligt, daß Schiffe der Bcr. Staaten den er- ! wähnten Gesetzen wie alle anderen Schiffe ! - unterworfen sind, nnö hat den Collektor jenes ' Hafens beauftragt, die Kranken wenn nöthig ! j mit Gewalt aus dem Hospital zu entfernen ! > und Borkehrungen zu treffen, daß derßefehls- ! Haber der „Ticonderoga" die lokalen Qnaran ! tünebestimmungen respektire. Da in jene. Hospitale keine am gelben Fieber crkranlte - Personen Aufnahme finden, dort aber viele andere Kraule liegen, so ist die Gcfabr nahe, ! daß diese angesteckt werden. Alle Ficberiran !j -ken müssen im Ouaraniäne-Hospital unterge- > bracht werden. Ein leichtsinniger Bahnwärter als Mörder verhaftet. Springfield, Mast'.. 23. August. Hcnrh Babd, der Lokomotivführer der Regn lir--Lokomotive „LauruS" ist wegen Mordes verhaftet worden, weil er das Unglück an der : Kreuzung der Bridgcstraße am letzten Mttt mach herbeiführte. Brnvcrinovs^ New Nork, 28. rllug. Gestern früh - > um 2 Uhr gerieth Charles Överton, welcher I j d Meile südlich von hier wohnt, mit seinem j d Bruder William in einen Wortwechsel, der in > - Thätlichkeiten ausartete. Da Charles als j ein sehr jähzorniger Mensch bekannt ist, wagte i Niemand, zwischen die beiden Streitenden zu j j treten und sie zu trennen; doch schickte man ff einen Eilboten in die Stadt, um Hülfe zu ho- i len. Die Polizisten Lata und Gardner vcr- ff fügten sich sogleich an Ort und Stelle und n trafen bei ihrer Ankunft William mit eilige- j s> schlagenem Schädel besinnungslos ans dem f Grasplätze vor dem Hanse an. Charles hatte j g ihn mehrmals mit der Faust zu Boden ge schlagen, dann ergriff er einen Knüppel und ! g schlug so lauge ans ihn los, bis ihn die Kräfte - verließen. William wurde in das Hans ac ! bracht und von Dr. Frost verbunden. Ge- c steril Abend war er noch nicht zur Besinnung . gekommen, und ist die Hoffnung aus seine ff Wiederherstellung äußerst schwach. Charles wurde verhaftet und dem Richter Hendrickson ! vorgeführt, der ihn in'ö Gefängniß schickte, um den Verlauf der Wunden abzuwarten. 5 Beide Bethciligte sind Farbige. Ter Bericht des Nntersuchungs- s> Comite's über den Beecher- f Tilton-Skandal.—„Dies Mnd, a rein Enget ist so rein, lasst En- a rer Huts empfohlen sein." b N e w-Z) 0 r k, 23. Aug. Der Freitag ist, ' ü wie es scheint, der gewöhnliche Tag, an wel- v chem derßcccher-Tilton-Skandal seiiieSchlen- n Ben öffnet und das Publikum mit seinem n Schmutze überschwemm!, damii dasselbe für 2 den Samstag und Sonntag mir erbaulichem g Lesestoffe versehen ist. Infolge dessen erstattete v heute das Untersuchungs Comite seinen Be- 'st richt. Dasselbe läßt die Zeugenaussagen Rc- g vue passiren und giebt eine Uebersicht des Vcr- 'h hältnisscs, welches seit 1863—187 zwischen . ? Tilton und Beecher bestand. Bei dem ver- n sanglichen Abbitte-Briefeßeecher's angelangt, g macht das Comite geltend, daß deisclb: gcl nicht von Beecher's Hand sei und Tinge ent halte, welche kein vernünftiger Mann sagen werde; z. B. „Ick beuge mich vor il m (Til lon>, wie vor meinem Gölte." - Das Comite legi großes Gewicht daraus, daß Tilton die ganzen Jahre her Hrn.Beecher nur beschuldigt habe, feiner Frau unlautere Anträge gemacht zu haben, und daß er erst neuerdings mit dcr BesÄntdignnz des Ehebruchs herausgekom men fei. Damit wird dann zu beweisen ge sucht, ans welch: Weise Tilton und Monlton Hrn. Beecher zn benutzen und auszubeuten nichte,!, und wie dieser/auS Furcht, daß seine Repntaiion leiden möchte, sich den Erpressun gen willig gefugt habe. DaS Comite giebt za, daß FranTftton vonJugend auf zu ihrem Pastor eine große Zuneigung gehabt yab-e, die natürlich zur Zeit, als ihr Tüton durch seine uuftälen Unternehmungen immer mehr ent fremdet wurde, gewachsen sei. Beecher habe dieses gemcrtt, und um den armen Mcn'chen zu entschädigen, habe er Monlton zu verschie denen Zeiten bedeutend: Summen gegeben, damit Tilton wieder etabtirt werde. Endlich habe er sich geweigert und die Verschwörung sei dann in's Werk gesetzt worden. Das Comite loniint sodann zu folgenden Schlüssen: 1. finde wir ans den ZeiigenauSsagen, daß der Ehrw. H. W. Beecher keinen Ehe bruch mit Fc.-.n Elisabeth N. Tilton began gen hat; 2. daß Hr. Beecher sich niemals einer u lanteren, unkcnschen Handlung gegen dieZrau schuldig gemacht hat; Wenn es sich hier nur um einen Irrthum Seitens des Hrn. Beecher handelte, so ließe sich leicht eine Kritik üben, besonders im Lichte dcr neueren Ereignisse. In eine solche Kritik würde Hr. Beecher jedenfalls freudig ciastim inen. 4. Wir finden 'Nichts in diesen Beweisen, welches das Vertrauen, das die Plymouth kirche Hrn. Beecher seither entgegen getragen hat, in. Geringsten erschüttert. Hr. Blair, ein prominentes Mitglied dcr Kirche, beantragte in der Kirchcnvcrsamm- Inng, vor welcher der obige Bericht verlesen wurde, daß derselbe angenommen würde; er sei überzeugt, daß Alle ihn billigten. Wenn di.ses nicht der Fall fti, dann sollte Derjenige, welcher Etwas einzuwenden habe, jetzt spre chen, oder aus immer schweigen. Hr. Moulion erhob sich hieraus, wurde aber von seinen -Nachbarn sofort ans seinen Sitz zurückgedrängt. Hr. Rossitcr W. Raymond, zum Sprechen cinjgttordert, sagte, daß Beecher eines Per brechen? beschuldigt sei, das in dem Lichte, daß Neecher Geistlicher sei, doppelt schwarz erscheine; er solle Ehebruch und gleichzeitig Verrath an einem Freunde begangen haben. Becchcr'S Tarlcgung'wcrde jedoch durch -Nichts entkräftet. Mit Bezug ans Monlton sagte Hr. Raymond: „Hr. I. D. Monlton hat ver sucht, die Gemttnbe gegen Beecher auszubrin gen." Hier sprang Monlwn aus, starrte den Red ittr an und schrie: „Tie sind ein Lügner!" Sofort entstand die größte Confusioii. Män iwr und Frauen erhoben sich, stiegen aus ihre Sitze und schrie': „Werst ihn 'naus! Schande! Schmach!" Unter Zischen trat Hr. Halliday aus und sagte: „Lasset ihn still sitzen und bort die Wahrheit." Montlon aber blieb stehen, starrte nm sich wie ein wü thendes Thier und rief: „Wagt cS, mich hiiicinsziiwerseii." Zwei Polizisten erschienen und Monlton setzte sich. Als die Ruhe einigermaßen hergestellt war, sagte Raymond: „Wh wollte einige Bemer klingen über Erpressung machen." (Stimmen,: „Ja, geben Sie eS dem „Blackmailer." Montlon schwieg und Raymond hielt eine kurze Rede. Hierauf wurde der Bericht einstimmig an genommen; nur Mon.lon stimmt: „Nein." Während die Gemeinde die Toxalogie sang, entfernte sich Mouitoii und wäre bei'm Ver lassen der Kirche beinahe zerrissen worden. 'Nur mit Mnye erreichte ei, unter dem Schutz zweier Polizisten, seine ttr tiche und fuhr hastig davon. Tie Gemeinde vertagt: sich. Monlton erklärt, daß,r demn' chst eine wci tere Erklärung veröffentlichen werde, in wel cher er alle Angriffe ans seine Ehre znruckwc! sen werd:. Er habe sieb gestern erboten, vor dem Comiie weitere Aussagen zu machen,' habe jedoch keine Antwort erhalten; im Ge gentheil habe man ihm zu verstehen gegeben, daß seine Aussagen nicht mehr erwünscht seien. Cr beabsichtige deshalb alle Zweckel über seine Stellung in dieser AngNegenheit zu zerstreuen und sich vollkommen zn recylser tlgen. Ter VceHcr-Tillo;- Mü:l!L:;'sckie Skanlttrt. New -U0 r k, 29. Aug Frank Monl ton zeigt an, daß er dem Beechcr-Comite mit theiiie, daß er bereit sei, sich cimni weitern Verhöre zn nntermerien; das Comite habe davon jedoch keine -Notiz genommen und er sich demzufolge gestern 'Abend nach der Ply month Kirche begeben. Cr sowohl wie seine Frau seien Mitglieder der Gemeinde und des halb zum .Zutritte berechtigt gewesen. Nach dem er die Entstellungen in dem vorgelesenen Berichte wahrgenommen, sandte er eine Note an den Moderator, worin er nm Gehör bat. Dasselbe wurde ihm jedoch abgeschlagen. Monlton sagt, er sei im Besitze eines Brieses von Beecher, worin Letzterer erkian, daß Ray mond, (der gestern Abend den Angriff ans ihn (Monlton) gemacht,) Nichts von knr Sache wisse, obgleich Raymond das Gegentheil be hauptete. Montlon sagt ferner in seiner An zeige, daß er alle, noch in seinem Besitze be studUchen Briefe drucken lassen werde und schließt folgendermaßen: „Ich säge hinzu, daß daSGeiiör, welches man mir gcsiernAbcnd unbilliger Weise verweigerte, ich in wenigen Tagen vom Publikum fordern werde. Der einzige 'Verzug in der Veröffentlichung wird durch die' Vorbereitung von Facsimile Covie'n der Briese und Schriften, einschließlich Bee cher's Zeugniß, daß Raymond im Betreff sei ner 'Nichtivissenschaft vertranenswerth sei, be stehen. Ich habe seit vier Jahren der unschnl digcn Kinder der beiden Familien halber Bee cher's Bloßstellung als Ehebrecher zn verhü ten gesucht. Aber Beecher, sein Comite und seine Kirche haben sich vereinigt, um mich zum Selbstschntzc zn zwingen, der Welt diesen Mann in einem noch schlimmern Lichte zu zeigen, als das, ist in welchem er bereits vor uns steht." — H. W. Sage, Vorsitzer desßee cher Comite's, erachtet nnnmchr die -Arbeiten des Letzter als erledigt. Das aiisgesammcltc Zeugniß umfasse mehr als 8 Seiten; einen großen Dgeil desselben könne man nicht ver öffentlichen, weil dadurch Damen comproni mitlitt werden würden, die achtbar verheira thet sind. -Mehrere Unterhaltungen mit Monlton wer den in den Heuligen Brooklyncr Nachmittags blättern veröffentlicht. Monllon bcharrt da bei, daß er Beecher als einen „ehebrecherischen" und „vorsätzlichen Lügner" bloßstellen und noch andere Beschuldigungen gegen ihn be gründen werde. Auch habe c'r gehört, daß Boiven Becllier des Ehebruches bezüchligte. Beecher habe ihm (Monlton) gestanden, daß er criminellen Umgang mit einer Dame seiner Gemeinde gehabt habe, diese Dame aber nicht Mab. Tilton sei: er i Moiilion) habe, weil er in freundschaftlichen Beziehungen zu Beecher gestanden, dieses Gestandniß geheim gchalien u. i. >v. Nach der „Sun" äußerte sich Monlton da hin: „Hätte man mir gestern 'Abend erlaubt, zu reden, so würde ich mich nicht über die Be ziehuiigeu zwischen Beecher und Riad. Tilton geäußert, sondern vielmehr von einem ganz ander Falle gesprochen haben. Ich würde den Anwesenden erzählt haben, daß Beecher nach meinem Hause kam und erzählte, daß er gewaltsam eine andere Frau mißbraucht habe und numehr mit einer Bloßstellung bedroht sei. Ich frug ibu, wosür er mich halte, um solch' eine Geschichte anzuhören? Er erwie derte, daß er Hülse bedürft und ich gab ihm daraus den Rath, von der Frau eine Ehrcn erklärnng zu erlangen. Er erhielt dieseSchrist, übergab sie mir und ich habe sie noch heute in meiuem Besitze. Ich legte sie nicht dem Co mite vor, werde sie aber dem L hcrzerichie zu geeigneter Zeil unterbreiten." New - )>> or k, 29. Aug.— Tie Morgen- Zeitungen billigen allgcmeiik den Bericht ?es Plpmouth Unlcrsuchuugs Comite'S. Dasselbe habe nach dem vorgelegten Zeugnisse zu keiner andern Schliffffolqeruiig kouuiieii können, lle brigens wird der parteiische Ton des Berichts mißbilligt; derselbe werde die Meinung über die Schuld oder Unschuld Beecher's wenig än dern. Das Lücttscttwn:nZtc:l ttf xong ißrnnch. Long - Branch , N. v., 28. August. Ueber 5 Personell sind hier,um dem Wett schwimmen zuzusehen. Das Wettschwimmen zwi'chcn I. B. John son und Andrew Trautze begann heute 'Nach mittag um 25 Minute nach 4 Uhr. John son erreichte das Ziel I Minute 52 Sekunden früher als Tranve. Beide wurden von der Menge mit großem Enthusiasmus begrüßt. Dem Gewinner wurde Abends ein Ständchen g bracht. Tchrecktickzer Setvitmord- Patersou, N. J., 28. Aug.-Ter 65- jährige Robert Podmorc ging gestern Mor gen as seiner Wohnung, 'Nr. 1, Jackson- Straße, fort, uii! Arbeit zu suchen. Er hatte keinen Erfolg und kam zuletzt ans den „Eric"- Bahnhof, wo sein eigenthümliches Benehmen allgemeine Ausmcrksaiittcit erregte. Tie Pas sagierc dachten, daß Jemand den unruhig ans nnd abgehenden Mann im Auge beHallen sollft, und wollten eben zu dem Zwecke einen Polizisten ruft lassen, als ein Frachiznghcr andraus'te, bei dessen Anblick Podmorc rasch aus die Schienen zulieft Er blieb einen Augen blick unschlüssig stehen, dann ging er plötzlich über das Geleise, als der Zug" noch 4 t'jards von ihm weg war. Hierauf kehrte er wieder um, stellte sich mitten zwischen die Schienen und erwartete Angesichts von 3 Personen die Ankunft des Zuges. Der Lokomotivführer gab das WarnnngSzeichen mtt d:r Damps- Pfcife, die Umstehenden rangen die Hände und schrieen dem Manne zu, ans die Seile zu gehen. Er that, als ob er die Zurufe nicht höre, und fiel, als die Lokomotive noch einige Aards von ihm entfernt war, auf die Knie nieder. Sein Gesicht war der Maschine zu gewandt, welche den Mann mit furchtbarer Gewalt erfaßte und ihn in die Lust schlcit der. Er sicl gerade vor den Zug, und gin gen 3 Frachtwagen über ihn hinweg, deren Räder ihn buchstäblich zermalmten. Mehrere Damen fielen litt dem g äßlichcn Anblick in Ohnmacht. Die zitternden Fftischstücke wnr den aufgehoben und in j.ine Wohnung ge bracht. Das Motiv für den Selbstmoid ist nicht bekannt. Der Verstorbene verlor vor 3 Wochen feine Frau und benahm sich feit der Zeit in auffälliger Weise. Am Mceresstrande verunglikckt. Cape May, 3. Anguß. Der Leich nam cincs unbekannten dreizehnjährigen Knaben wurde gestern an dem Strande ocs Meer.s bet Srulh-SeaviUc, 2 Meilen von Cap: May, aufgefunden. Dem Anscheine nach hatte dcr Leichnam schon mehrere Tage im Wasser gelegen. Dcr Knabe hatte brau nes Haar und große Borderzähue. Dcr Eoroner nahm die Leiche in Besitz und ließ sie am Strande begraben. Heine Bckllonfayrt P h i l a d e l p h i a, 23. Aug. Professor Donaldson, begleitet von den HH. Burk, Zanvicr, Fischer, Morgan, Herbert 11. John ston.Bcrtrelern des „Lcdger," „Preß," ~'Norlh American," „Record," „Agc" und „Jngni rer," ist heute 'Nachmittag nm 45 Uhr in ei nein Ballon von Barnum's Hippodrome ans aufgestiegen. Es waren wenigstens 2,<> Zuschauer anwesend. Der Ballon ist neu und hat riesenhafte Dimensionen. Der Wind trug denselben in südwestlicher Richtung fort. (scn trcville, New - Castle - Connty, Del., 28. Aug. Doiia'.dion's Ballon lan detc hier um 6 Uhr 45 Minuten und stieg um 3 Uhr wieder auf. Da es nothwendig gc worden, die Last etwas zu erleichtern, so blieb Hr. Janvier, der Vertreter dcr „Preß," hnr, um mit der Bahn zurück zn fahren. Der Bai lon bewegte sich fast direkt nach Süden und zwar in einer Höhe von etwa 65 Fuß. Cr wird die ganze Nacht und wahrscheinlich noch morgen in den Lüften bleiben. Philadelphia, 23. Aug. Die Ver treter der Presse, welche den Ballon verließen, waren Herbert? vom „Age," Johnston vc m „Juquirer" und Janvier von der „Preß." Donaldson konnte dieselben wegen der Feuch tigkeit der Luft und dcr Verdichtung des Ga ses nicht wieder mit in die Höhe ncbmen. Philadelphia, 29. August. Bar iillm'S Luftballon schwebte heute Vvrmittag nm 42 Uhr etwa 4 Meilen nördlich von Havre de Grace, Md., und nahm bann eine nord westliche Richtung an. Philadelphia. 3. August. Do naldson's Ballon ließ sich gestern 23 Meilen nördlich von Baltimore zur Erde nieder. Mord r Pcnnsi)tva,le. P 0 tisville, Pennj., 3. August.—Ein Mann ans dem Sheiiandoah-Thal, Namens Labaugh, schoß gestern aus einen Knaben, der einige Fruchte aus einem Obstgarten eittiven dcte. Der Knabe, welcher den 'Namen Ma qiiire führt, wurde aus dcr Stelle gctödtet. Diese Affaire rief unter dcr Bevölkerung eine so große Erbitterung wach, daß Labaugh ans sein eigenes Ansuchen so schnell wie möglich nach dem Gefängniß in PotlsviUc gcbrachr wurde. Hätte man ihn nicht schnell hiutcr Schloß und Riegel gebracht, so würde die ansgcregte Volismasse ohne Zweifel Lynch inyiz an ihm geübt haben. sollision Zweier HractUlüge. re cm a ns b urg, Pa., 31. -.'lng. Zwei Kohlenzuge von dcr „Lchigb-VaUcy-E,. seubahn" stießen in dcr Nähe von den Werken d:r „Northampton-Elscn - Compagnie" zu sammen. l Waggons wurden vollständig dcnwlirt und der Verkehr nach Norden wie nach Süden war 7 Stunden lang gehemmt. Tie Ursache des Zusammenstoßes ist unbe kannt. Personen sind nichr verletzt worden. Zufällig gctodtct Lqnchburg, Va., r 9. Aug. - Gestern Nachmittag war ein Neger im Walde beschäs ligt, Bäum- zn fällen. Dcr l.i-jährige Wm. Ponkeq hatte eine Flinte auf eine Stelle ge legt, wohin ein Baum wahrscheiiilict, fallen würde. Ans den Rath des Negers nahm der Knabe die Flinte fort, ergriff avcr de Laus derselben und bei m-Aushebeil stieß er mit dem Hahn an einen Baumast, dcr Schuß ging los und die Kugel drang dem Knaben in den Kopi. Cr war augenblicklich eine Leiche. Vcrfuftrutlg uuv Mors. R a l c i g h, N. C., 29. Aug. Von Hen dersonvillc ist soeben die Nachricht eingetroffen, daß Terrell W. Taylor, der frühere Scheriff von Hciidcrson-Coniity und jetziger Senawr, vor einigen Tagen I. I. Osbvrne, der Vay lor's Tochter verführt hatte, erschossen Hai. Osborne war vcrheirathet und halte zwei Kinder. Das verführte 'Mädchen ist erst 16- Jahre alt. T.oyende Lttlttu,,g scr Reger in Sttavomii. Colnm'ouS, Ga., 29. Aug. Die Ni ger im'Woocoche Thale.Ga., haben seit meh reren Tagen Abends geheime Versammlnngin gehalten, in denen sieAugriffe aus die Weiyen vorbereiten. Tie Pläne wurden am Ton nerstag von einer alten Negerin verrathen und die Weißen bereiten sich jetzt vor, nm jedem Angriffe begegnen zn lönneii. Als die Neger die Weißen angriffen, wm den sie zurückgeschlagen und verloren 4 Mann, welche gclödlet wurde. Die Schwarzen steckten sodann zwei Kirchen in Brand und ;o gen ab. Das Woocoche - Thal ist! 6 Meilen von hier, in der Nähe desselben liegt das Städtchen Opcliko. Cotuin b n s, 31. Aug. Tic Ge schichte aus Lce-Coilitty, Aia., ist bedeutend übertrieben worden. Niemand winde ge tödtet und nur eine Kirche ist in Brand gesteckt wurden. Jetzt ist Alles ruhig. Die l>l,klrcrci itt>tent<kli. L 011 isviltc, 31. -Aug. Eine Dpezial Depeiche an das „Courier -Journal" meldet, daß eine Anzahl Männer, welche von Slam sord auszogen, um die Unruhen in Laneaster unlerSrücken zu helfen, von der Grand Jury I in Garrett Connty uiAnklagcversetzt wurden. Nach dem offiziellen Wahlbcricht hat Jones eine Majorität von 6,844 Stimmen bei der letzten Wahl erhalten. Der Rasscutrieg in Louisiana. Ncw - Ort ca n s, 29. August. Die „Picaynne" von heute 'Abend enthält eine Depesche von Shreveport, daß sich 8>! be waffnete Neger in Conshalle versammell ha ben, und daß die größte Aufregung in der ganzen oberen Red-River-Gegend herrscht. Der Zweck dieser Zilsammeiirottnng ist vor läufig noch nicht bekannt, doch Jedermann ist sich der Gefahr bewußt. Tie Bewohner der von den bewaffneten Negern überlauftneii Gegend glauben, daß der notorische Ward Etwas mit der Sache zu thun hat. Augen scheinlich führen die Schwarzen dieselben Büch seil und Musketen, welche die Zeugen von Grant-Pcirish mitnahmen, als sie den Ge richtssaal nach ihrem Verhöre verließen. In Shreveport herrschte der Eindruck, daß es zu schlimmen' Auftritten kommen fwcrde. Nähere Erkundigungen über die obigen Ge rächte veranlaßten den Sekretär des Gonvcr nenrs, folgende Erklärung zu geben: „Das Exekutiv Departement mißt der De pesche von Eonshatte in dcr„Picayuiie" keinen Glauben bei; dieselbe ist augeittcheinlich da rauf berechnet, das Volk aufzuregen und ahn kichc Zustände herbeizuführen, als die, welche früher in Grant-Pansh herrschten. Waro besindct sich in der Stadl, und die ganze Be gründung liegt darin, daß der Schcriis vo Conshatte eine BUrgcrwehr (os?.-) gebildet hat, um die Parish Beamten zu schützen, da mit dieselben nicht gezwungen werden, abzn danken." Sb re vep or t, La., 29. Aug. Briefe, welche ein Eourier hierhergebracht hat, mcl beten, daß B>l bewaffnete Neger unterhalb Eonshatte versammelt sind, welche noch fort während von allen Richtungen Verstärkungen erhalte. Das Städtchen ist von 2 Weißen besetzt, welche dringend um Hülfe bitten. Ein Courier ist in Mcridan, Webster Pa rish, eingetroffen, welcher dort substantiell dasselbe berichtet hat. Vierzig Männer gingen heute Morgen vor Tagesanbruch von Eolton Point nach dem „Kriegsschauplätze" ab. Sicbcnzig 'Männer gingen gestern Nachmittag ab, und noch mehr werden heule Abend folgen. Auch Meridan hat Verstärkungen nach Eonihatte geschickt. Ein Schreiben des Hrn. Stringiellow, wel eher auf Robinson's Plantage wohnt, berich tet, daß der Kampf unvermeidlich ist, und daß derselbe noch heute Abend ausbrechen muß. Tic Neger im Aed-River Parish sind drei Mal so zahlreich, als die Weißen. Eonshatte ist 5 Meilen von der Telegraphen Station entfernt, und weitere Einzclnheiten können nicht vor morgen früh erwartet werden. Shreveport, 29. Aug. (Abends 8 Uhr.) Ein Eourier, welcher eben von Eonshatte eingetroffen ist, meldet, daß sich dort >5 Weiße besandcn. Alles war ruhig, und es wurden keine weiteren Unruhen befürchtet. Die Weißen haben folgende Rädelsführer de. Neger verhaftet und beigcstcckt: F. S. Emr ton, Schcrifs; H. T. TwilchcU, Steuer Ein nehmcr; E. Holland, Registratur; B. A. Tawncs, Steuer-Einnehmer des De Soio- Parikh; Gilbert Eane, Hülss Scheriff: W. F. Howell, Anwalt, und sechs tonangebende 'Neger. Durch diese Verhaftungen verloren die Neger ihre Führer, und ihre Organi'atloil lös'te sich ant. Zwei Neger und ein Weißer wurden gctödtet und ein Weißer s ch wer verwund c t. Hier herrscht große Freude in Folge der friedlichen Beilegung dieser Angelegenheit, welche zu einem blutigen Rassenkampfe zu fuhren drohte. Tic Expedition nach den „Schwar zen Berge." Cincinnati, 31. Aug. Gen. Euster berichtet heule an den Gen. Lieutenant Shera dan, daß Eine Expedition nach Fort Lmcoln zurückgekehrt ist. Der General schreibt: „Wir haben über tausend Meilen zurückgelegt' und mein Eommando ist in io vortrefflichem Zu stände, daß es morgen wieder in's Feld rücken kann." Ein EntfntiruttgSfalt in Ehicago. Ehicago, 31. Aug. Die Entssibiniig der 14 jährigen Lillie Reese durch 2 Polizmeii hat hier eine große Aufregung hcrvorgcnncn. -die Polizisten leugnen hartnäckig die Beschul dlgung ab. Tic Polizei - Behörden werden heute mit der Untersuchung der Angelegenheit beginnen.