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Stadt Äiüliülurc. Gräßlicher Selbstmord. in doolat Scn Kops sas vom Montag früh gegen 9 Uhr wurdcn die Be wohner der sashionablen Gegend der Linden- Avenue und Townscndstraße durch die 'stach richt, daß Henry B. Stater, ein junges, aber vielversprechendes Mitglied des Baltimorer Barreaus, sich ,n feiner Wohnung, Nr. 258, Linden - Avenue, das Leben genommen, in nicht geringe Ausregung versetzt. Tie ans diese betrüdende Kunde herbeieilenden Nach barn fanden in Folge der Entdeckung der Schreckenslhat die elegante Fainrlremvolmung in großer Unordnung; des Selbstmörders Leiche lag in einem Zimmer der oberen Etage und bot euren abschreckenden, das Blut stocken machenden Anblick. Der Hals war von Lkr zu Ohr durchschnitten, der Kops nahezu vom Rumpfe getrennt, und die weit klaffende Wunde zeugte von der desperaten Energie, mit welcher die tödtliche Waffe ihre Anwen dung gesunden. Der Fußboden war eine große Bahn flüssigen und geronnenen Blutes, denn aus den Karotiden, den beiden durch schnittenen großen Kopsschlagadern. hatte sich das Herzblut ergossen. Um die Schrecknisse der Tragödie noch zu erhöhen, hatte sich der wohl 35 Jahre zählenden Mutter des Ver storbenen der Schmerz bis zum Wahnsinne bemächtigt, und eine Schwester des Unglück ltchcn, eine hochgebildete junge Dame, wurde bei'm Anblicke der in so gräßlicher Weise ver stümmelten Leiche des geliebten Bruders der gestalt von Kummer und Betrübniß erfaßt, daß Vaicr Foley es für's Beste hielt, sie in einer Kutsche nach Mount Hope bringen zu I. ssen, damit die Schwestern daselbst fic vor läusig in ihre Obliur nehmen. Man rief Dr. Powell herbei und setzte den Lcickenbeichauer Dr. Mackall von dem entsetzlichen Vorfalle in Kenntniß. Der Verstorbene war ungefähr 35 Jahre alt, unverheiralhct, ein Mann von großer Intelligenz, welchem Jeder in seinem Berufe eine brillante Carriere in Aussicht stellte. Er wohnte der seiner Mutler und seinen Schwe stern, die sich in vermögenden Umständen be finden, sooaß man sich, wenn mau keine plötz liche Geistcsverirrung gelten lassen will, für den Selbstmord keine Ursache denken kann. Seit einigen Wochen ziemlich unpäßlich, mar er letzten Sonnabend zum ersten Male wieder ausgegangen. Gestern früh schien er sich recht wohl zu fühlen, war in guter Stimmnng, nahm ein starkes Frühstück zu sich, erhob sich von der Tafel und begab sich auf sein Zim mer hinauf. Das Geräusch eines schweren Falles machte die Familie stutzig; man eilte in sein Zimmer. Welch' herzzerreißender Anblick! Der theure Sohn, der geliebte Bru der, lag in seinem Blute! Fast angenblicklich war der Tod eingetreten; der Lebensmüde hatte mit fester Hand sich mit einem icharfen Rasirmesscr fünf grüßlich klaffende Wunden am Halse beigebracht. Um Mittag erschien Dr. Mackall imTraucr- Hause, berief zur Todicnschau ein Geschwore neii-Collegium (HH. I. P. Aminidon, W. H. Hcagy, Joh. F. Kcrner, Charles E. Sadilcr, A. Canulhcrs, Wm. McClntsky, O. W. Spedden, C. E. Barbone, Wm. F. Aeilly, E. K. Bentley, jnn., John Twcedall und Georg G. Bay) und begann sogleich dasZcu genverhör. Es wurden zunächst die Mitglie der der so schwer heimgesuchten Familie ver nommen; ihre Aussagen stimmten in jeder Hinsicht mit einander verein. Frau Slater, die Mutter, sagte ans, ihr Sohn habe in üblicher Weise mit den anderen Familienmit gliedern gefrühstückt und schien ungewöhnlich heiter und ausgelegt zu seiu; bcr'mFrühstücks tische bemerkte er, er werde in die untere Siatt gehen und zum MtttagSessen zurückkehren; Zeugin rieih ihm, mit dem 'Ausgange bis lg Uhr zu warten, weil sie ihn dann begleiten würde. Damit erklärte er sich einverstanden, beendigte sein Frühmahl, zog den Stuhl vom Tische zurück und las die Zsitung. Als die Anderen sich vom Tische erhoben, legte er die Zeitung weg, nahm eine Cigarre aus der Tasche, zündete sie an uns ging in sein Zim mer. Fünf Minuten spater hörten die Sei nrgeii einen schweren Fall, worauf sie ihn in oben angegebenem Zustande wiederfanden. Seine Cigarre lag, noch nicht erloschen, ans dem Tische. 'Außerdem wurden noch Dr. Scptimus Brown und ein anderer Dr. Brown verhört. Der Erstere wohnt derSlatcr'schcn Behausung gerade gegenüber und fand, dahin gerufen, fünf klaffende Wunden; die erste befand sich nahe dein unteren Theile dcsHaljes, oie zweite qucr am Halse, eine unter dem Kinne, die Luftröhre und beide Hauptschlagadern zer schneidend; die letzte trennte den Kopf nahezu vom Rumpfe. Die Geschworenen erklärten in ihrem Wahrspruche, „Henry B. Slater sei an 'Wunden, die ei sich mir einem Rasirmesscr in zeitweiliger Geistesstörung beigebracht, ge storben." Es heißt, übermäßiger Spirituosen- Genuß sei an dem S ldstmorse schuld. Der Verstorbene hatte iu Nr. 41, St.Paul Straße, sein Gcschästsbürcau. Sein Vater ist seil längerer Zeil todt; iu dcmHause wohnte der Verstorbene mrt der Großmutter, Mittler, einem erwachsenen Bruder und zwei erwachse nen Schwestern zusammen. Ter Matter fiel es auf, daß er, vom Frühstückstische auf stehend, in den Wandschrank-Schubkästen um hcrslöberte, wo er jedenfalls nach ciircmßasir icsser suchte; ans die Frage, was ersuche, antwortete er: „Nichts" und ging auf sein Zimmer. Wichtige Nachricht. (yerabsctzung der Fahrpreise ans den Hamburg AcwZtzörttr Dampfern.) Die „vaaibii'-g-Amerik. Packet Aklien-Fahrt-GescUschafl" hat zwischen dem I. Septbr. 1874 uns den 15. März 1875 den Zwischendecks PassagierprelS von Hamburg oder Havre nach New-Pork von H!it> auf e?oran; herabgesetzt, der billigste, bis dahin zwiichen Europa und Amerika auf deutschen Dampfern erzielte Transport. Preis. Ferner hat die Compagnie beschlossen, daß innerhalb der ge nannte Periode Personen, die H.ll Gold sür die Fahrt von New Lsork nach Hamturg oder Havre zahlen, für 820.50 Courant zurllckbe jördcrt werden können. Washingtoner „O d d . Fell o w S" in Baltimore. Vicrunddreißlg in Washington wohnende Mitglieder des Or dens der „Odd - Fellow." darunter auch der Hohepriester George I. King, trafen Freitag Abend hier ein, um Baltimore einen kurzen Besuch abzustatten. Sie wurden von einem aus fünf Personen bestehenden Comite, drei ßig hiesigen Ordensbrüdern und Hofsiiianii s Muslkcorps empfangen. Von dem Bahn- Hose wurden sie nach der „Odd - Fetlows- Halle" a der Gaystraße geführt, wo sich Alle in den im Souterrain gelegenen Excrziersaal begaben. Hier hictien Diefenigen, welche die Absicht hegen, der bevorstehenden Versamm lung der Großlogc in Boston beizuwohnen, unter dem Vorsitze des Hrn. G. W. Lee eine Sitzung ab. Cs wurde berichtet, daß der Fahrpreis ans der Eisenbahn von hier nach Boston und zurück auf Hi t festgesetzt sei. Fer ner beschloß man, kein Miisitcorps mit nach Boston zu nehmen, sondern daselbst, falls es nöthig sein sollte, ein Mnsiicorps zu engagi ren. Gegen 9 Uhr begaben sich die Washing toner in Begleitung der Battimorer Patriar che nach Haffke's Hotel an der Holliday Straße, wo ein delikates Souper aufgetischt war, an welchem sämmtliche Gäsie theilnah men. Nach einer Stunde gemüthlichen Zu sammenseins wurden die Washingtoner wie der nach dem Camdenslraßen Bahnhofe cskor tirt, vcn wo aus sie mit den; nächsten Zuge nach der Bundeshauptstadt zurückkehrten. Der Orden der „Harugari." Am Mittwoch, den !. September, begann in New-Aork die Vereiniyte Staaten Großloge ihre alle zwei Jahre stattfindende Sitzung; es sind bereits Sonntag von hiesigen Logen so! gende Herren dahin abg-reis't: Heinrich Koch, VereinigteStaatcn Groß-Schatzmeister, Wit Helm Klosowsky, Restaurateur der „Harugari- HaUe," und E. L. Kühne, Sekretär der „Ma ryländer Harugari Kranken Hülss- und Sler bekassc." Eise n bahn-Gcfahr-Signale. Einige Eisenbahn - Compagnie'!! haben, um den nächtliche Eisenbahn Unfällen zusteuern, eine Lampe unter dem Namen „SchueUsig nal - Bahnlampe" in Gebrauch genommen. Dieselbe ist eine einfache Lampe mit weißer und rother Flamme. Bci'm Berühren des Griffes oder' bei'm Drücken des Bodens der Laterne, welche stets des NachtS von den Conduktciiren oder den Packmciücrn auch zu den gewöhnlichen Verrichtungen gebraucht wird, kann mau im Nu das weiße Licht in ein rothes und umgekehrt verwandeln. Die selbe ist eine gewöhnliche weiße Laterne mit einem rothen Cylinder, der innerhalb dcrlel den den Docht umgibt. Die Flamme be kommt eine rothe oder weiße Farbe, je nach dem man diesen Cylinder hoch oder nickrig macht. Bei der „Baltimore Ohio Eisenbahn" sind noch anocre Gesahr - Signale im Ge brauche, deren Werth Jedem in die Augen fällt. Es sind rothe Gefahr-Signal-Lampen, welche durch Perkussions - Lornchiung ange zündet werden; ein leichter Schlag genügt, um sie anzuzünden, und sie brennen dann 10 Minuten. Einige von diesen Knallzünder haben die Länge eines Polizciknüttcls und werden von dem in Bewegung befindlichen Zuge geschleudert, andere sind drei Fuß lang und mit einer eisernen oder stählernen Spitze versehen, so daß sie mittelst eines Stoßes in die Erde oder aus die Schwellen des Geleises als Warnurigszeichen gesteckt werden können. Sie geben einen mächtigen rothen Glanz von sich, der aus weiter Entfernung sichtbar ist, und sind, so lange sie nicht im Gebrauche sind, tu Blechbüchsen verwahrt. Auch gut! Der Lokalmaier der „Peo ria D. Zeitung" hatte kürzlich für sein Blatt ein Baseball Spiel zu rapportiren, allein da er selbst kein Mann von Fach, so ließ er sich einen Bericht von einem Basebalttsten liefern und übersetzte denselben mit Hülfe von Aolee's Wörterbuch aus der englischen in die deutsche Baseball.Sprache, wie folgt: „Ten: peratur 98 Grad im Schatten. Um 3.5', wurde das Spiel zwischen den „PeoriaS" von hier und den „Stars' von Petin aufge rufen. C. O'Brien bekam die erste Fleder maus (Kai), machte einen Hieb und schickte eine schöne Fliege (tiv), welche von Vail mit dem zweiten Baß ttmsH unter großem Jubel gesangen wurde. P. O'Brien nahm dann die Fledermaus und ging mit drei Hieben (-u!ic>,.) hinaus. Ihm folgte Gotthossener, welcher eine Grniidhiel' machte und dem Fänger ( c.!. l-J eine Kn z.l ( >a'>) sandte. Dieser pussirlc sie zum ersten Baß vvr dem Schläger und quciichte sich eine Seite aus mit einem weißen Anstrich (Miiovusl,), ohne jedoch zu erlauben, einen Baß zu inachen. Dann gingen die „Peorias" zur Fledermaus, Tyiig schlug ans und wurve gleich daraus saui, Johmon folgte mit drei Hieben, welche alle nach Hause kamen und gab ihnen vier gerade Schwänze W. Bartletl ichlug hierauf eine hohe Fliege, welche von Gotthosiener im linken Fttoe gefangen wurde. C. erschlug dann eine linkshändige Fliege und schloß das Spiel mit Tünchen Ein Bccchcr- S I a n d a l in Bal timore. Was dem leichttebigen Cook in New - rssork und dem gemeinen geist l lichen Verbrecher Huston rn Baltimore nicht gelungen ist, nemttch, daß man ihre Na men iiill einem gewissen Verbrechen gegen das 6. und 9. Gebot förmlich ideutisuirte, das hat Hr. Henry Ward Beccher fertig gebracht. Seine Sünde ist an seinem Namen hängen geblieben, und derselbe wird künftig genügen, um den Ehebruch irgend eines Gerstlicheii zu bezeichnen. Fast >edcs Nest im Lande hat hen:'zu Tage seinen Bcecher-Skandal. Es ist, als od Asmodi, tto ümMn boireux, durch das Land schreite und sein Zeichen an die frommen Herren im schwarzen Kleide inachte, damit Groß und Klein sie erkennen können. Die Baltimorer hatten am Samstag Morgen kaum den erbaulichen Schluß des Hauptskan dalcs in Brootly gelesen, als das „Sundah Telegram" seine Leser mit einer ähnlichen Sensation aus unserer tligcndhaften Stadt überraschte, deren Held natürlich ein „geachte ter Geistlicher" ist. Die Heldin soll die innge Gattin eines geachteten Kausmanncs sein; Letzterer wird uarürlich eine Eheschsidnngs klage einreichen. Die mehr traurige, als in teressante Geschichte wird folgendermaßen er zählt: Der Geistliche einer Methodistenkirche im nordwestlichen Stadtthcile, ein verhcira lhetcr Mann und Vater mehrerer Kinder, wußte sich in das Vertrauen eines Kaufman nes einzuschleichen, dessen sänge Frau infolge seiner Zureden eine eifrige Kirchengängerin wurde. Die Bibel war die einzige Lektüre der Dame und wenn sie ans eine unverständ liche Stelle stieß, wurde der Pastor Herberge gerufen, welcher sich ein Vergnügen daraus machre, die heilsbegierige Seele in die Ge heimnisse der christlichen Liebe einzuwcihcn. Der Herr Gemahl rechnete unterdessen ah nungSloS im Comptoir und wenn er den wür digen Plann Gottes traf, versäumte er nicht, denselben einzuladen. Unser Tartüsfe war mit dem sroininen Gänschen bald so weil, um ihr klar machen zu können, daß die Dic i ner des Herrn von den Gläubigen, besonders von der ichöncreii Hälfte derselben, die innigste I und brünstigste Liebe zu fordern berechtigt i.ien. Was darauf folgte, läßt sich leicht er rathen. 'Am letzten Dienstage beabsichtigte der Herr Gemahl nach New 2)orl zu reisen und der Hr. Pastor wurde zum Abendessen eingeladen.. Unter Gespräch und Unlcrhal tung verfloß der Abend; gegen 1V Uhr brachen beide Herren auf, der Kanfmann nahm zärt lich Abschied von der Frau Gemahlin, der Geistliche gab ihm das Geleit bis zum Stadt bahnwagcn nus verabschiedete sich mit der Bemerkung, daß er nach Hauie gehen werde. Als der Kaufmann den Bahnhof an der Char lcsstraße erreichte, war dcrZug abgefahren und er begab sich wi der nach seiner Wohnung. Hier spielie sich die alre Geschichte ab, wie sie schon das deutsche Volk von dem Bauer, der in'S Heu fuhr, erzählt. Mit seinem Haus schlüsscl gelangte der ahnungslose Hausherr in seine Wohnung und klopfte vertrauensvoll an seinem Schlafzimmer, welches verschlossen war. Plötzlich inwendig große Aufregung, ängstliches Geflüster und endlich öffnet die Frau die Thüre. Der Kaufmann fragt, wer im Zimmer gewesen sei, die Frau betheuert ihre Unichiild und schreit laut, eine solche Be schuldigung sei ihr Tod. Der Mann aber, dessen Ohreu jedenfalls besser waren, als seine Augen, kcbri sich nicht au das Gewinsel, sondern blickt in's Nebenzimmer, wo der Hr. Postor in aller Eile seine derangirtc Toilette ordnete. Der Kaufmann nahm keinen Re volver, sondern den Mann Gottes sanit am Arme und führte inn vor die Thüre, er selbst ließ die schöne Sünderin vorläufig in dem Hanse und anartirte sich in einem Hotel ein. DaS arme Ops.r dieses schwarzen Heuchlers, welchem Ehescheidung und öffentliche Enteh rung droht, will jctzr gegen seinen Verführer auftreten, sodaß derjelbe die gebührende Strafe erhält. Der Herr Pmrrer ist vorläufig aus einige Wochen verreist und soll sich in der Nahe von Frcdcrick, Md., aufhallen. X c l II B e e ch c r. Ciii prominenter hie siger Geistlicher, welch.r der protestantisch-bi schösiichcii Xirche angehört, cmpsing vor euil geii Tagen ein Schreiben von einer Tame, oie zu s.incr Geinniide gehört. Tie Tarne, welche verheirathet ist und in einem sashio- Ii ibleii Xosthausc wohnt, criuchle den Geist lichen, zu ihrzu koinmcn, da sie des Trostes der Rxigion vedürse. Ter ehrwürdige Herr folgte der An-sorderiing, begab sich nach dem betreffenden Hanse, war aber nicht wenig er staunt, als man ihn in das Schlafzimmer der Tarne sülirle und er dieselbe im Bette fand. Der GLstlickie, welcher keineswegs ein zweiter Brecher, sondern ein höchst sittenstrenger Mann ist, sagte zu der Tainc, dag er nicht gekommen wäre, falls er vorher gewußt hätte, in welcher Situation man ihn empfangen würde. Wenn ihre Absicht anch rein sei, w müsse sie stets an ihren Ruf denken, und anch den Ruf eines Seelsorgers nicht gefährden: dies thue sie ab.r, wenn sie ihn im Schlafzimmer em pfange. Räch dieser in ruhigem Tone abge gebenen Zurechtweisung zog sich der Geistliche hastig zurück. Ob Beccher in solcher Lage cbems gehandelt haben würde? und andere Dinge des Sonntags ans einer Lager - Ve r s a m in I n n g. Aas der Lrviilg Lager-Ber sammliiiig zu AnnapoliS-Iniiitioii erschienen gestern die SraUpolizist.'n Meid ab e und Lohn L. Barreugcr und entdeckten, daß die Schwär zeii William Johnson, Robert Johnson und Themas Green am Sonntage Schnaps ver lausten und Lohn S. Bell tichtbilcckiche Co terseis abnahm. Die Bier sahen sich verhaftet und vom Friedensrichter Thomas Jefserson PiilS in! 6. Bezirke von Howard-Coniuh mit je Hb nebst xosten in Strafe genommen, Fcnersbrun st. —Am Sonnabend Morgen um 6 Uhr ertönte ein Feueralarm vom xasten Rr. 82 an der Ecke der Eaiitoil-Aveniie und Caroline-Srraßeund die Dampfjpritzcn Rr. 3 und 5 eilten in Ge meinschaft mit der Haken- und Leiter-Com pagnie Rr. 1 sofort nach dem Platze des Feuers. Das Letztere war in der vierstöckigen Faßbinderei der HH. XinibaU, Shafser et- Comp, an der Ecke der Caiiton- und Ceiitral- Avenue ausgebrochen und verbreitete sich mit reißender Schnelligkeit über alle Theile des GebäuoeS. Die ganze Umgegend war mit Menschen besäet, welche mit Furcht und Stau nen dem schrecklichen Schauspiele zuschauten. Als cS der aus dem Platze befindlichen Lösch mannschaft klar wurde, daß sie das Feuer nicht onne weiteren Beistand zu bewältigen vermochte, ließ der CyeftLngenieiir einen zweiten und bald darauf einen dritten Alarm ertönen. Die Folge davon war, daß die Tnmpf'pritzen Nr. 2, 4, 7 und !) in kurzer Zeit ebenfalls auf dem Platze waren und mächtige Wasserstrahlen in das Flammenmeer sandten. Flinten und brennende Holzstücke flogen und stoben nach allen Seiten und Rich tungen und setzten mehrere in der Nähe gele gene Häuser in Brand. Glücklicher Weise war die Löschmannschaft in allen Fällen schnell be> der Hand und trug Sorge dafür, daß keine Häuser, außer der Faßbinderei, welche nicht mehr zu retten war, eingeäschert wurden. Rachstehend lassen wir eine käste der Hänser tolgeii, welche durch die nach allen Seiten stie beudni Holzstücke in Braus gesetzt wurden: Das zwenlöckige Z-egeisteingebäudc Rr. kni, Tpring Straße, Eigenthum des Hrn. G. Preßtman, bewohnt von Hrn. EaSpcr Ro ger; das Wohnhaus Rr. 163, Spriiigstraße, Eigciilhilni des Hrn. G. Preßtman, bewohnt von Hrn. -r. L. Lessries; das Wohnhaus -Rr. 167, Spring Straße, Eigenthum der Frau Lanechoilng, bewohnt von Stephan Pannell; das Woynyaiis Lir. 162, Spring Straße, Eigeniyiim des Hrn. Friedrich Schmidt; das Wohnhaus Rr. IM, Spring Straße, geeig net und bewohnt von Hrn. C. itra,; Nrf 1.68, Spring-Straße, Eigenthum des Hrn. Lakob Altsteg: 'Rr. k.,6, Sprlng-Straße, Eigen thnm des Hrn. Nikolaus Herrmann; Rr. lb4, Spring-Straße, Elgenthnm des Hrn. A. Gallion; Rr. 162, be nutzt von Hrn. Wagner als Xuserwerkstatt; Rr. >64, Spring-Straße, geeignet von Frau Lames Pjoniig, bewohnt von Hrn. Henry Bcall; Rr. k-w, Eastern-Avenue, Eigenthum der Frau Poung, bewohnt von Lohn Bowea; Nr. 138, Eastern-Avenue, geeignet von Frau pjouiig,'bewohnt von Hrn. Sieben: Nr. 136 Eastern Avenue, Stall; Capelle, bekannt als „Home - Mission - Schoo!," Eigenthum der „Weslcyan Society;" drei hinter der Capelle gelegene und von dni HH. I. Horner, Clijah und Loieph Spcnee bewohnte Häuser; Nr. 16 , Eden Straße, geeignet von Hrn. I. Mantz, bewohnt von Hrn. Long; Nr.'lsB Eaiilon-Avenue, Eigenthum des Hrn. Wft Cofsin und bewohnt von Hrn. Bernhard Martin. Tie niedergebrannte Faßbinderei war ein vierstöckiges Hxbände, welches Hrn. Wm. H. Fiäey gehörte und von der obenge nannten Firma benutzt wurde. Tie Hy. Ximball, Shasfer eil Comp, empfingen Freitage VOMO Faßdauben, welche schon am nächsten Morgen mit allen anderen in dem Gebäude befindlichen Gegenständen in Flam men aufgingen. Das Gebäude war zum vollen Werthe versichert, während die daselbst aufgespeicherten Borrälhe in nachstehenden Compagiile'ii versichert waren: „Mechanics'" von New Zjork, 52600; „Coiiimerctal" von Rew Pork, Sl.600; „Fire-Association" von Philadelphia, 3000; „Republic" von New 2)ork, 3000; „Peoples'" von Newark, N.- L., 51876; ziisai'.imeii 511,87-6. Ter ganze Berliist der Firma belänst sich aus ungefähr 515,000. Die Capelle der „Wesleyan So ciety" und die drei dahinter liegenden Häuser wurden bis zum Beirage von 51600 beschä digt. Der Schaden, welchen das Feuer, in den Häusern der Frau Ljouiig anrichtete, betaust sich aus 400, und der Schaden, welchen die Häuser des Hrn.Preßtman erlitten, aus 5600. Unfall durch einen Aufzugs- Appa r a t. kZweiDerilsche schlimm verletzt.) —Montag früh 49 4lhr ereignete sich hinter dem Möbrlmagaziiic von Rojenthal sc Comp. (Christ. Roscnlhal und Georg Talle) Nr. K, Süd-Calvertstraße, durch den'Aickhisse-Appa rak ein Unfall, der beinahe zwei Personen das Leben, gekostet hätte. Genannte Firma hat den früher vom Kutjchendaner Wm.McCann mmgehabten Laden erst kurzlich gemiethet; die Plattform des Aufzugs - Apparates hat, wie s für ein solches Geschäft erforderlich ist, einen bedeutenden Umfang und zwar eine B-cite von 14 und eine Länge von l 8 Fuy. Gestern früh wurden an der Luke der fünften Etage acht fertig polirteKleioerschränle darauf gestellt; dazu gesellte sich als Passagier der Lackrrer August Knanp, um die Schränke während der Hrnabsahrt in ihrer SteUuiig zu erhalten; in dein nächsten Slollwerke stand der Wcrtführer Nikolaus Hofmann und hatte das Heinmscil in seiner Obhut. Bis zum dritten Stocke ging die Thalfahrt gut von Starten; da zerbrach das Heinmr'ad, ein schweres Stück Eisen löste sich, fiel Hrn. Hof mann auf den Kopf und streckte ihn zußoden. Ter Fessel ledig, sauste die Plattform mit Hrn. Knaup rasend schnell herab und schlug mit donnerähnlichem Krache auf den Fuß bösen im Parterre auf. Sein Leben in Ge fahr sehenv, sprang Hr. Knaup mit großer Geistesgegenwart zwischen dem zweiten und untersten Stockwerke ab, und obschon er sich durch die Gewalt des Sprunges da rechte Kniegelenk verrenkte, und ihm der Fuß durch ein darauf stürzendes Metallstück schlimm ae quel'cht wurde, rettete er durch sein Absprin gen sich wahrscheinlich das Leben; denn kaum harre die Plattform den Boden berührt, als der Haupttheii des schweren Hemmradcs pfeil schnell herabflog und gerade auf der Stelle, die er soeben verlassen, niederfiel. In Gesell schaft des WerksührcrS begab er sich nach dem c-pitale der „Washington-Universität," wo Beide von Dr.ReynoldS die zuvorkommendste ärztliche Pflege erhielten. Hr. Hofmann, dessen Verletzung in einer ungefähr drei Zoll laugen Wunde auf dem Scheitel besieht, konnte nach deren Verbindung das Spital verlassen, während sein Leidensgenosse in der Heilanstalt sortbehandell wird. Den Unfall mißt man der Uebcrladung des AufzugS- Apparates bei. Selbstmord odcrUnfall? —Sonn- tag Abend gegen 5 Uhr fand ein ältlicher Herr, Namens Charles Shaw, in Nr. 3KI, Druid- Hill-'Avenue, nahe McMechen-Straße,mohn haft, durch Sprung oder Sturz aus einem Hlutersenster der dritten Etage seiner Woh nung in den Hos augenblicklich den Tod. Er war vcrheirathct und Harle mehrere erwachsene Kinder; zur Zeit oeS traurigen Vorfalls wa ren die reinigen nicht daheim. Außer obi gen Thatsachen und der Versicherung, vaß der Verstorbene in der letzten Zeit häusig an Gei stesstörung gelitten, ließ sich von seiner Fa milie Nichts weiter ermitteln. Er war ein vermögender Mann. Nachträglich erfährt man, daß er, am Fen ster sitzend, sich einbildete, Leute kämen in's HanS, um ihm das Todcsurlhell zu über bringen; che ihn Jemand daran hindern konnte, sprang er aus 25 Fuß Höhe auf's Pflaster herab und schlug mit dem Hinter- Haupte aus einen Aschenkasten auf, sodaß die Hiritschaale zerschmettert wurde, und das Ge hirn im Hofe umherspritztc; der Tod erfolgte augenblicklich. Dr. Mackall hielt kein- Tod tenfchau. Der Verstorbene war 51 Jahre alt, hatte sich von Geschäften zurückgezogen und hinterläßt mehrere crwachiene Sohne und Töchter. JäheS Ableben einesDcutschcn. Frcrtag früh gegen 3 Uhr wurde Wilhelm L. G. Hobclmann in seines Bruders Joh. H. Hobelmann Kosthausc Nr. 84, Siid- Howardstraße, ciilsectt im Belle augctrofscn. In Abwesenheit des Coroncrs Dr. Kelly sollte Dr. Donaviu die Todlenschau vorneh men, hielt jedoch, da offenbar ein Herzleiden dem Leben des Mannes ein Ziel gesetzt, die selbe nicht für nothwendig. Die Beerdigung fand Sonntag Nachmittag um 3 Uhr statt. Im Leichenzuge waren die drei hiesigen Schützeiivcreiir: und der „Allgemeine Deut sche Waisenhaus Verein" bedeutend vertreten. Auch hatten viele Freunde und Bekannte aus verschiedenen Staottheilen sich eingefunden, dem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen. Der Ehrw. Dr. Beer von der St. Jakobus lirche leitete den Trauergottesdienst im Ster behause und am Grabe Der Leichenzug, aus etwa 40 Equipagen bestehend, stand unter Lei tung des Bestatters Hrn. Franz N. Troll, in dessen Etablissement auch der mit schwar zem Tuche draplrte Sarg angefertigt wurde. Als Vahrluchträger fungirten folgende per sönliche Freunde des Dahingeschiedenen: Hein rich Bergmann, Johann Henkel, Johann Kis sick, James Trakc, Johann Mitchell, Frank Hoptins, W. Mohrmann und Dietrich Äa- Der Verstorbene wurde am 29. April 1842 zu Osnabrück in Hannover geboren und kam im Jahre 1853 mit seinen Ellern nach Balti more. Seine Mutter starb ein Jahr nach ih rer Ankunft und sein Vater im Monat Mai 1873. Der Sohn hinterläßt zwei Brüder, Hermann Heinrich und Friedrich und vizr er wachsene Schwestern, wovon zwei mit den Brüdern Friedrich und August Wehr verhci rathet sind. Er zählte unter unsern deut schen Mitbürgern viele persönliche Freunde, die sein unerwartetes plötzliches Hinschei den innig bedauern. Seine Gesundheit wankte nach einem heftigen Anfall von Ner vensreber, von dem er im Jahre 1871 heim gesucht wurde. Sein Tod erfolgte nach einer Unpäßlichkeit von nur wenigen Stunden. Er ruhe in Frieden. Ableben eines geachteten Bür gers. Eapt. Edwin Valley, ein bekann ter und geachteter Bürger von Ost-Baltimore, starb Sonnrag Morgen nach mehrmonatli chen Krankheit. Er war 78 Jahre alt und hinterläßt mehrere verheirathetc Töchter. Der Verstorbene war früher cinMrtglicd der Firma Eoleman sc Valley und gehörte zuletzt zur Firma E. Valley sc Eonip. Während der letzten 20 Jahre nahm er unter den Kaufleu ten Ost-Baltimorc'scine prominentelteUung ein. Er war einer der Direktoren der „Allan tic-Marine Railway-Eompagnie" in Canton, Vice-Präsiocnt der „Chorilable Marine-So ciety" und Beamter der zweiten National- Vank. A b l c b c n e i n e s a l t e n G c i st l i ch e n. Der Ehrw. Henry Fnrlong, einer der älte sten Methodisten - Prediger in Baltimore, be schloß sein Leben am Samstag Abend in der Wohnung seines Schwiegersohnes, des Hrn. Philipp Darby, Nr. 634, West Faycttcstraße, im 7s. Lcbensfahre. Das Lcichenbegängniß findet heute Nachmittag um 2 Uhr von der Fayetlcstraßcn Mcthodssten-Kirche aus statt. Ableben eines Kaufmanns. Hr. Jatob F. Bcalmear von der Firma Arm strong, Cator s- Comp, starb am Samstag Abend uni 10 Uh: in seiner Wohnung Nr. 48, Calhonnstraße, an der Auszehrung. Cr war bereits seit drei Jahren so leidend, daß er nicht mehr im Stande war, seinen Geschäf ten nachzugehen. Der Verstorbene, welcher zu den geachtctsten Kanflentcn unserer Stadt gehörte, war ans Anne Arnndel - County ge bärtig und schwang sich in dem obengenann' teil Geschäfte vom einfachen Comniis zum Associe empor. BaltimorcrStcrbctabell c.—Ver flossene Woche wurden 160 Personen, 81 männlichen und 79 weiblichen Geschlechts, worunter 35 Farbige und 7 Todtgeborenc, aus Baltimore beerdigt; 24 weniger, denn in der Vorwoche, und 31 weniger, als in der Parallelwoche von 1872, aber resp. !3, lö, 27, 30, 21, 50, 50 und 66 mehr, als in den Wochen von 1873, '7l, '7O, '69, '66 und'6s. Ttaats-Msetze. Passrrt in der Sitzung der Staats- ! Gesetzgebung 1L74. Amtliche Bekanntmachung. Kapitel Z tij. Fische und Fischerei. Ein Gesetz, um den 23. Abschnitt des 41. Gesetzes der öf fentlichen allgemeinen Gesetze, betitelt „Fische und Fischereien," Untertitel „Pattixenl" aus zuheben und mit Znsätzen wieder einzusetzen. 1. Ab; chnrtr. Sei es versügt und oer ordnet durch die Gesetzgebung von Ma ryland, daß der 23. Abschnitt des n. Artikels des Codex der allgemeinen öffentli chen Gesetze, betitelt „Fisch- und Fischerei," Untertitel „Pattixenl," fei u. ist hiermit aufge hoben und mit anderen Abschnitten wieder eingesetzt, um wie solgl, zu tauten: 23. Niemand soll es erlaubt sein, irgend eine Seine oder Netz zum Fangen von Schad oder Härrngc quer über den Pattixentsluß niedertreiben; ebensowenig soll Jemand das Wasser des Patuxentflnsses mit Stangen oder irgend ein anderes Instrument schlagen oder beunruhigen, für den Zweck Füche m Seine oder Netz zii lreiben; ebensowenig soll irgend Zemand, welcher im bejagten Flusse zivilchen dem 5. März und dem 15. Mar fischt, irgend eine Seine oder Netz mit Maschen von weni ger als IK Zoll Quadrat, oder währeno der übeigen Jayreszeil, irgend eine Seine oder Ney mit Maschen von weniger als 2 Zoll Quadrat gebrauchen, und Niemand soll ir gend eine Seine oder Netz in Wasser von iiicht wenigstens 12 Zoll Tiefe ausleeren. Irgend Jemand, welcher den Anordnungen dieses Abschnittes zuwiderhandelt, verfällt in die im 22. Abschnitt angesetzte Strafe und Wegnahme. 3. Abschnit t. Und sei es verfügt und verordnet, daß dieses Gesetz vom Tage der Annahme in Kraft trete. Wir bezeugen hiermit, daß Vorhergehendes eine getreue und perfekte Abschrift eines von der Gesetzgebung von Maryland in der Ja nuars Sitzung von 1874 passirten Gesetzes ist. ittugustus Gassaway, Senats-Sctrelar; MUto, B. zpidd, ersttr Clerk des Unterhauses. Genehmigt am li. April 1374. (199,6t,6) .Hz, Ein Patent Stiele!. gralizS-ifch, HWI aidlecerae, bei band geaöy, 7.su. Alle f Arien, eigner Fabrik, für vcrrea vorrathig in 4>, eft.zavelteftr . 1 Ihüre weil lickboa der RortdSiaße. z.. „je. John Hzlisär, Gentleman. Aus dem Englischen von Tophta Acren!- (Fortsetzung.) Ravenel's Gegenwart gewährte uns Al len heule eine wahre Erleichterung, da vir nie vor Fremden über Familienange legenheiten sprachen. Tie junge Männer verwickelten Lord Rrvenel bald in eine in teressant Unterhaltung, während Maud ihren privilegirten Platz auf einem niedri gen Stuh'e an seinerSeite einnrhm. Von dem ersten Augenblick an, da er sie gesehen, war sie sein Liebling geworden, ihrer Aehnlichkeit mitMuriel w gcn,w!e er sagte; ich aber glaube, daß mebc als diese inge bildete Aehnlichkeit mit dem süßen Antlitz unseres Fciedenskindes, von dem er nur mit der unendlichsten Zärtlichkeit sprach, etwas in Maud's eigenem Wesen lag, das ihn anzog. Ihre frische, blühendeJugend, vie zwischen Kmdheit und Jungfräulichkeit schwankte, und die Reize der einen, wie die Vorrechte der ondere Altersstufe in sick oereinte, schien etwas besonders Fesselnde? und Anmulhiges für diesen Mann zu ha den, der bei zve>unddreißig Jahren da Leben eine Bürde fand, wenigstens sagte er so. In unserem Hause dagegen war dasLe den für Niemand eine Last, selbst an die sem Abend nicht, da u r Freund uns stiller und weniger heiter als sonst fand, und John noch schweigsamer als gewöhn sich war, währendUrsula von tiefen, ängst lichen Eevanken in Anspruch genommen zu sein. Guy und Eowrn, Beide sehr er regt, widersprachen sich noch in lebhafterer Weise, als es selbst die in Beechwood herrschende Offenheit gestattete, die bei al ler Rücksichtnahme dennoch ein freimüthi ges Aussprechen nicht verbannte. Fräu lein Silver erschien an dem Abende ich! wieder. Lord Ravenel, dem es nicht entging, daß eine UeineWolke über dem so heitere Himmel der Familie hing, nahm das Ganze mit richtigem Takr doch sehr leicbt unv rubig. Er blieb seine gewöhnliche Zeil, lächelte matt über das lebbaste, oft hitzige Argumenliren der Knaben und horchte mit einem halb wohlgesälligen, halb melancholischen, träumenden Sinnen auf Maud's fröhliches, witziges Geplauder, odr seine Augen folgten ihr, wenn sie vurch das Zimmer ging, mit einer Zärt lichkell, welche der Altersunterschied von zwanzig Jahren einem Manne nicht nur gestattet, zu empfinden, sondern ihm auch das Recht giebt, sie einem Kinde zu zc'gcn. Zu der gewohnten Abschiedsstunde ritt er von bannen, nickt ohne einen Seufzer das gesellige, trauliche Beechwood mit dem öden, düsteren Luxmvre vergleichend. Nackdem er uns verlassen, vereinigten wir uns nicht wie sonst um dasKaininseuer. Biaud verschwand und auch die beiden jüngsten Söhne zogen sich aus ihre Stuben zaruck, indessen Guy sich auf dem Sorha znreckl setzte, nachdem er vorher mit gro ßen Schmerzen durch das Zimmer gehinkt war, um sick die Flora zu holen, welche Edwin sorgfältig in einem Bücherschränke verscklossen Halle Dann cs sich reckt bequem machend, wie der, alle Freuden und Annehmlichkeiten liebende, junge Mann es gern that, lag er schweigend da, während er mit träu menden Blicken das Titelblatt des Buches betrachtete, auf dem ihr Name stand, und darunter geschrieben: „Von Guy Halisar mit" Was gedenkst Tu noch hinzuzufügen, mein Sohn? Er sah zu seiner Mutter aus; doch ohne zu antworten schloß er dasßuck. Ursula war sichtlich gekränkt, dennoch mgle sie nichts und ging bald hier- bald dorthin, um einzelne Kleinigkeiten im Z mmer in Ordnung za biingen. John saß in seinem Aimstuh'e in Sinnen verliest. Freund lich fragte sie ihn, worüber er so eifiig nachdenke? Ueber den Mann, Jacqueszd'Acgent. So hast Da schon früher von ihm qe höri? Es möchte nur Wenige geben, welche vor z vanzig Jahren den Namen nickt ge kannt hätten. Er war einer der Häupter der Schieckensrcgicrung, einer Verblut dürstigitenMilglicder derßande, einMcnsch ohne Redlichkeit, ohneGewissen, dem selbst das Gefühl des äußeren Auslandes fehlte oder crtödlet war. Und die Tochter dieses Mannes hat in unserem Hause gelebt, als Erzieherin unse res unschuldigen Kindes! Schreck und Verachtung drückten sich in dem Gesichte der Mutter aus; und diese Empfindungen waren kaum überraschend. In jenen Tagen, da die Eahrung, wctcke die menschliche Gesellschaft in unseren jüngeren Jahren bis in ihre Grundvcsten erschütterte, sich besänfligt hatte wenn wir auch noch fern von der frieolichenßuhe und oem endlichen Abschluß waren, welche die Nachwelt defähigen, eine so große, hi storische Krisis, wie die französische Revo lulion, wahr und gerecht zu beurtheilen klickte der größte Theil des englischen Vol kes mit Abscheu und Empörung auf die bis zum Aeußersten getriebenen Meinungen und Absichten jener Zelt, deren Verfech tung alle menschlichen Leidenschaften bis zur Unnatur entfesselt kalte. Wenn Ur sula eine Schwäche bes.'.ß, so bestand sie in ihrem entschiedenen Vorurthcil gegen jedes französische Wesen und mchr noch gegen Alles, was an Jakobinismus ennncrle. Zum Theil mochte die,e Abneigung aus ihren eigenen, streng moralischen Grund sätzen entspringen, die sie sowohl durch Mittheilung derselben im Gespräche, als in der thatkräftigen Ausführung des Bei fpiels, nicht nur in sich zu befestigen, son dern weiter zu verbreiten suchte, eine gcistigeßichlung, die bei tüchtigen, charak tervollen Frauen mit dem fortschreitenden Aller zunimmt, andererseits aber glaube ich, daß die surckttbare Warnung, welche das Geschick jener Frau gab von d?r wir seit Jahien nichts gehöit, deren Name unseren Kindern wohl gänzlich dem Ge dächtniß entschwunden war einen gro Ben Einfluß dabei ausgeübt und die Mut ler noch strenger in ihien Ai sichten ge macht hatte. Jobn, kannst Du nicht sprechen? Siehst Du nicht die G ötze der uns drohenden Gesahr? Liebe, versuche erst ruhiger zu werden. Wie vermag ich das? Gedenke ge denke an Caroline! Es handelt sich hier nicht um sie, son dern um einMädchen, das wir ausreichend Gelegenheit hatten, kennen und schätzen zu lernen; eine achtbare Jungfrau, die, was und wie auch ihre Vorfahren gewesen sind, seit secks Monaten in unserem Hause lc dend, sich tadellos betrug. Wollte der Himmel, sie hätte es niemals betteten! Aber es ist noch nickt zu ipät. muß sie soll es augenblicklich ver lassen . Mutter! rief Guy und zwar >n einem Tone, in welchem sie niemals, seit sie ihn geboren, ihren Namen aussprechen hörte. Sie stand erstarrt bei diesem Klange. Mutter, Du bist ungerecht, herzlos, grausam! Sie soll das Haus nicht ver lassen, ich sage, sie soll es nicht! Guy! wie kannst Du es wagen, in die ser Weise mit Deiner Mutter zu sprechen? Ja, Vater, ich wage es; Alles will ich eher wagen, als— Hatt in! Bedenke was Tu redest oder es könnte Dich gereuen! Die Sssmme des Vaters hatte jenen liefen, leisen Ton angenommen, zu dem sie gewöbnlich herabsank, wenn er gekränkt oder erzürnt war, und seine Hand legte sich gewichtig aus des Jünglings Schulter. Vater und Sohn wechselten heftige, sast lsiranssordernve Blicke. Die erschrecke Mutier drängte sich zwischen Beide. John, laß es gut fein, sei nicht ärgerlich aus ihn! Er konnte nicht anders mein armer Knabe! Von dem bittenden, bekümmerten Aus druck ihrer Augen getroffen, trat Beide zu rück. John legte seinen Arm sanst um icine Frau und führte sie zu einem Scssrl. Als sie dort niedergesunken, stutzte er sie zärtlich, denn sie zitterte heftig. Du siehst jetzt, wie unrecht Du gethan, Guy; wie konntest Du Deine Maller fv kräalen? Es war nickt meine Absicht, sie zu ver wunden. Ich wünschte nur, sie zu be wahren, ungeiecht und unfreundlich gegen Eine zu sein, der sie gerade Gerechtigkeit und Güte zeigen muß, Eine, die ich achte, ehre die ich liebe. Lebc! Ja, Mutter! Vater, ich liebe sr: ich babe die Absicht, sie zu h i.atbcn. Guy sagte dies mit einer so ruhigen Entschiedenheit in Ton und Wesen, die von dem gewöhnlichen Ungestüm seines Eh iraklers auffallend abstach. Es war leicht zu erkennen, wie eine große Verän dsrung über idn gekommen, und daß es ihn, mit dieser Leidenschaft, deren stilles Wachsthum Niemand bemerkt hatte, durch aus Ernst war. ler Knabe war plötzlich zum Manne berangsreist und seine Ellern sahen es, kühlten es. S'e blickten nack ihm und dann traurig auf einander. Ter Vater nabm zuerst das Wor!: Das Alles trifft uns so schnell und unvorbereitet; D r härtest es uns früher mittheilen sollen. Ich wußte es selbst nicht, bis bis ganz vor Kurzem, antwortete Guy viel sanfter, während er das Haupt senkte und ein glühendes Errathen sein edles Antlitz überströmte. WeißzZräulein Silver darum? Nein. Das ist gut, saglc der Vater nach einer kleinen Pause. Tu hast durch diese. Scyrveigen wie ein redlicher Mann gegen sie und als ein psirchlaetreuer Sohn gegen Deine Eltern gehandelt. Guy sah eisreut aus. Sanft suchte seine Hand die seiner Mutler, doch sie nahm sie weder, noch stieß sie dieselbe zu rück, sie war von dem unerwarteten Schlage vollkommen betäubt. In diesem Augenblick bemerkte ick, daß sich Mand in dasZimmcr geschlichen hatte, und ick sandle sie so schnell als möglich wieder fort. Ack, es war das erste Ge heimniß, das wir vor ihr zu verbergen hatten, die erste peinliche Heimlichkeit in unserem glück.ichen, glücklichen Hause! In einer solchen H.imalh bringt natür lich das „erste Verlieben", mag es Sohn oder Tochter lMressen eine große Vcrän scrung hervor;viclleicht noch eine größere, wenn der Tobn es ist, dessen Her; sieb zwar nicht von den Familienbanden los macht, doch außer denselben ein Gut er strebt, dessen Erreichung ihn dem innigen Zusammenleben im Hause entziehen muß. Es liegt wohl eine tiefe, traurige Wahrheil in dem alten Reime, welchen die Mutter noch hertte Morgen lackend wiederholte: Und wenn nun gar, wie es in dem vor liegenden Falle war, der Sohn ein Mäd chen zu heiiathen begehrt, dessen Wahl den Wünschen des Vaters nicht vollkommen entspricht, unv welches die Mutter nicht von Herzen liebt, so wird der Schmerz mrhl um das Zehnfache erhöht. Alle die, welche noch vom Rcsenlichte der Jugend umflossen sind, von ihren blen denden Traumgebrlden umschwebt und durch die eigene Phantasie unterstützt, nur die Schönheit und den Glanz der Liebe se hen einer ersten Liebe, die, wie sie wähnen, ein ganzes Leben umfaßt und er füllt und den Ansang und das Ziel alles Sttebens bildet —sie mögen sich wundern, daß ich, der ich doch auch einmal jung war, nicht alle meine Theilnahme dem Lie benden zuwandte, nicht nur seine Sache in das Auge faßte, sondern, wie ick es an dieiem Abend that, auch die Reckte d>r Eltern erwog. Kummer und Sorge drückten schwer auf mir, als ick die Lage der diei mir so tbenceii Nienschen über schaute und die Folgen und Leiden berech nete, weiche nah und iern aus dieser Nei gung des armen Guy zu erwachsen droh ten. Nun, Vater, begann er endlich von Neuem, sich wie durch innere Eingebung au John wende d, als abne er, daß dessen Herz ihn am besten verstehen müsse. Was willst Da mein Sohn? fragte die ser wehmüthig. Du warst auch einmal jung. Das war ich und mit einem zärtli chen Blick aus des jungen Mannes erreg tes Änlich fubr er fort: Glaube nicht, daß ich Deine Empfindungen nicht verstehe, dennoch wünschte ich, Du wärest etwas weniger hastig und leidenschaftlich gewe sen. Als Tu Dich verheirathetest, warst Du nicht riet älter als ich. Aber meine Heirath war sehr verschie den von der, die Du einzugehen beabsich tigst. Jb kannte Deine Mutter so gut wie sie mich; wir waren Beide von Lecken geprüft, welche wir gemeinsam erdulteten, Trennung und viele andere Hindernisse hatten sich zwischen unsere Liebe gelegt und würden von ihr überwunden. Unsere ge genseilige Wahl, unsere Verbindung war keine leichtsinnige oder übereilte; mit ossc nenAugen und vollem, neiemWillen streb ten wir dem einenZiele zu. Nein, Guy, fuhr fanst unv einst fori, meine Liebe war nicht eine plötzliche Einbitdung, eine beihörende Leidenschaft; ich acktcte und ehrte Deine Muller wie leine zweite Fcau auf Erven, sie war die Erste, weiche mein Herz mit dem Gefühle der Liebe erfüllte, sie war mir so theuer wie meine eigene Seele. So liebe ich. Louise ich wollte gleich mein Leben für sie lassen. Der Vater lächelte bei dem Ungestüm des jungen Mannes, doch nicht ungläubig nur ttaurig. Während dieser ganzen Zeit hatte die Mutter regungslos dagesessen, nicht ein Wort, nicht ein Laut trat über ihre Lippen. Plötzlich Fußtritte und ein leises Klopfen an der Thür vernehmend, sprang sie vorwärts, schob den Riegel vor und mit einer Stimme, in der man schwer die ihrige wiederzuerkennen vermochte: Ter Eintritt nicht gestaltet geht fort! Ein kleiner Brief wurde durch d.eThür spalie geschoben; Ursula nahm ibn aus, öffnete und las ihn mechanisch, setzte sieh dann wieder, ohne sich selbst darum zu kümmern, daß Guy, welcher diehandsch-ift erkannt, baslig das Papier ergriff. Es enthielt nur wenige Worte, die den Wunsch der Erz cheiin ausdrückten, Becchwoov so gleich verlassen zu dürfen. Unterschrieben waren sie mit ihrem vollen, richtigen Na men: „Louise Eugenie d'Argenl." Eine Nachschiist fügte noch hinzu: Ihr Schweigen wird mir als Erlaubniß zu memer Abreise gelten, unv morgen früh werde ich mich aus dem Hause entfernt haben. Morgen morgen abreisen! Sie will von mir gehen, ohne daß sie es einmal weiß —daß ich sie liebe. Mutter, Du hast mein Lebensglück zerstört. Ich kann Dir das niemals vergeben niemals! Seiner Mutter niemals vergeben! Sei ner Mutter, die ihn geboren, die ihn nährte, pflegte und mit einer Liebe lieble, der leine andere in der Welt gleich kommt, der Liebe, welcke eine Frau für ihren erst gebornen Sohn empfindet; und dieses Kind, seit einundzwanzig Jabrcu der-tolz, die Freude ihres Herzens, es klagte sie an, daß sie ein Glück vernichtet, das; es ihr niemals verzeihen könne. ES war hart. Ich glaube, der lcisen schastlihste L ebenes müßte in einem rahi gen Momente zugestehen, daß es ich wer zu tragen war. Kein Wunder alio, daß nickt der wa me Lieeesbtick ihres Mannes, sein inniges Umsaffen, den Ausdruck helzdie chenden, sprachlosen Jammers von Ursu la's Antlitz zu vecscheucken vermochte, der sich mit schweremGnfset daraus eingeprägt und immerschuiser heivortrat, als sie ih rem Sohne nccktab, der in einem Ausbruch undezwinglicher Leidenschaft und heißen Schmerzes in dem Zimmer umherslürmte. Endlich, so ganz einer Muller gleich, ver gaß sie seine Heiligkeit aus Mitgefühl mit seinem Leide. Er ist noch nickt kräftig genug, er dars sich nickt >o bastig bewegen, es könnte ihm schaden. Laß nuch zu ihm gehen bitte John! Er ließ sie aus seinen Armen. Matt und mit unsicheren Schritten wankte sie zu Guy hin, als sie seine Hand leise berührte, hielt er inue in seinem unge stümen Tahinichreiien. Beruhige Tick, Du mußt Dich still ver hallen oser Du wirst von Neuem krank werden; und ich will meinen gekieblenSohn nicht leidend iehen um nichts in der Welt. Komm', setze Dich nieder, hier zur Seite Deiner Munei! Er gehorchte, und indem er in ihre Au gen blickte und keinen Zorn, sondern nur Schmerz und Liede dann sah, lehrte des jungen Mannes beyeres Selbst zurück. Ö, Mutter, Mutter, vergieb mir! Ich bin lo elend so grenzenlos elend! Sein Haupt sank aus ihre Schulter. Sie küßte ihn und zor ihn dicht an ihr He>z ihren Knaben, der niemals ivieccr ihr ganz angeboren würde, der crneAnd.re jetzt mehr bebte, als seine Mutler. Nach einiger Zeit sagte sie: Vater, gieb Deinem Guy die Hand, sage ihm, daß wir seinen Zorn, seine Heftigkeit vergeben wollen, ja, daß wir vielleicht eines Tage— s stockte, ungewiß über ihres Ma nnes Ansicht oder bei ihm Krast und Unter stützung suckcnv. Eines Tage-, fuhr John fort, wirdGuy vielleicht erkennen, daß uns nichts in der Welt, außer dem geistigen Hoble unserer Kinder, so am Herzen l egt, als ihr Glück. Guy's erhobener Bäck leuchtete vorHoff nung und Freuve. Vater — Marterl' wvlllet Ihr wirklich Wir wollen wirklich heule LGend nichts weiter sagen, erwiderte John lächelnd. Morgen weiden wir alle Drei die Sache ruhig überlegen und sehen, was gethan werden kann. Natürlich wußte ich mit Sicherheit, zu welchem Entschluß sie kommen würden. Etlsles Kapitel. Spät in der Nacht, als ich noch aufsaß und über das Geschehene nachdachte, trat Ursula in rein Zimmer. Sie blicke umher und fragte, wie sie !tets zu thun pflegte, ob ich noch irgend etwas bedürfe (sie war io gut zu mir, wie nur die beste Schwester sein konnte), dann blieb sie einen Augenblick bei mememArm stuhls sieben. Ich wollte nickt ihren Au gen begegnen, doch ich sah, daß rhreHände zitterten. Stumm zog ich den Sessel her an, de sie gewöhnlich einnahm. Nein, ich kann mich nickt mehr weder setzen; ich will Ihnen gulcNacht wünschen. Ein kleines Zögern, das eigentlich nicht in ihrem Charakter lag, wurde muthtg über wunden, und sie sagte: Phineas, Sie sind stets der Erste des Morgens ans. Wollen Sie Jecha meint, es wäre das Beste, wenn Sie es thäten wollen Sie eine Bestellung von uns an Maud's Erzie herin ausrichten? Gewiß. Was soll ich lagen? Nur, daß wir sie bitten, Beechwood nicht eher zu verlassen, bis wir sie gesprochen haben. Hätte Fräulein Silver den Blick gese hen, den Ton gehört, mit dem diele „Bit le" ausgesprochen wurde, ich glaube, sie würde ihreßeise eher beschleunigt als ans geschoben haben. Doch Gott helfe der armen Mutter die Wunre war noch zu neu! Möchte es nicht bester sein, wenn Sie ihr schrieben, Ursula? Ich kann nickt, nein das kann ich nickt, erwiderte sie mit der Schärfe, welche oft aus einem großen Schmerze entspringt, der so plötzlich gekommen ist, daß das bessere Selbst des Menschen noch nicht Macht gewonnen, seineßllterkett abzuklären und zu besänftigen. Ich bin so müde es ist schon so spät, sügle sie wie entschul digend hinzu. Ja, es ist bald Morgen; ich glaubte Euch längst in tiefem Schlafe. Wir waren die ganzeZeit über in Guy's Zimmer und haben mit ihm gesprochen; sein Vater hielt es für das Beste, seine Ausregung zu mildern. Uno ist Altes entschieden? Nachdem sie mir das mitgetheilt, und damit bekannte, daß sie den gefaßten Ent schluß f ir iecht balle, schien mir die Blut ler wiever sie selbst zu sein, das gestörte Gleichgewicht ihrer Seele war wenigstens theilwcise wieder zurückgekehrt. Ja, John findet es reckst und gut, daß sie Guy's daß sie d e Gefühle kennen lernten, welche Guy für sie hegt. Wenn dieie nach einem Jahre der Prüiung noch dieselben sind, unv er zufrieden ist, >ein Leben mit einem nur geringen Eikommen zu beginnen, so baben wir die Einwilli gung zu unseres Sohnes Verbindung ge geben. Es überraschte mich, wie die Seele der Mutter io ganz mit der einen Seile der Sacke beschäftigt war, daß sie stets nur von „Guy's Erfühlen" „meines Sali nes Heirath" sprach; ohne auch nur die Möglichkeit anzunehmen, es könne von der zweiten dabei betheiligten Person der Ausführung ein Hinderniß in den Weg gelegt werden. Vielleicht wäre auch mir der Gedanke nickst gekommen denn ich lbeilte den Glauben cer Familie an Guy's Glück und seine Uiuviderstehlichkelt wenn nicht Ursula's gänzliches Vergessen, daß es zu dieser tzeirath noch einer anvcren Zustimmung, als der der Eltern bedürfen mick daraus gebracht hätte. Seine Verheirathung wird uns nicht sebr von lbm trennen, Phineas, begann sie von Neuem, sichtlich bemüht, die gute Seite der Sache herauszufinden, und sie hat keine lebenden Verwandten, gar keine. Als Einkommen wird Guy den Neinerlrag der Blühten in Norton Bury baben, und dann können sie, wie wir gethan, ihre junge Ehe indem alten Hauje dort begin nen. Das liebe, alte Haus! Die Eciirntlung an die schönen, goldi gen Tage ihrer eigenen Jugend schien wie ein sanfter, linder Hauch sie zu umwehen unv dem Schmerze den Zlackel zu nehmen, indem es ihr klar wurde, daß es recht und billig jei, dem heiligen Naturgesetze die Erfüllung nicht zu versagen, und den Kin dern zu gestalten, zu tieven und zu heira lhcn, ein Gtück zu gewinnen, wie sie, die Ellern, es auch erstrebt und erreicht hat ten. Als ich leise darauf hindeutete, antwor tete sie fanst: Ja, Sie haben vollkommen! Recht, Phineas. Es ist Alles gut, wie es ist, wenn es mich zuerst auch sehr bestürzt machte; doch was thut das? John achtel sie John mag sie sogar gern leiden; und ich o, ich will mich bemühen, eine ganz vortreffliche - - wie sagt man dock? - Schwiegermutter zu werden; es wird mir schon gelingen mit der Zeit. Mit einem Lächeln, das sast heiter war, sagte sie mir gute Nacht, doch in großer Eile, als wünsche sie mich zuveilassen, ebe ihre fröhliche Stimmung wieder ver schwände. Ich Hörle ihren leisen Schritt aus dem langen Korridor, einmal stand sie still, wah>scheinlich an Guy's Zimmerthar, daraus schloß sie die ihrige, und das Haus ruhte in tiefem Schweigen. Obgleich ich am anderen Morgen sehr früh aufstand, so war es doch nur gerade zeitig genug, denn ich begegnete Fräulein Silver schon in der Vorhalle, vollkommen reisefertig, mit eigener Hand einen Theil ihrer leichten Packcte tragend. Es unter lag keinem Zweifel, daß sie unverzüglich das Haus verlassen wollte, und es gelang mir nicht obne Mühe, sie, ohne meine Gründe zu verrathen, zu einer Aenderung ihres Entschlusses zu bewegen. Armes Müschen! Die Ereignisse des vorigen Abends hatten diese hochmülhige, kalte Gleichgültigkeit erschüttert, welche sie als besten Schutz einer stolzen, bülsloseu Erzieherin der Welt gegenüber zu betrach ten schien. S e wollte kaum auf meine Worte hören, die größte Ausregung hatte sich ibrei bemächtigt, und zu wiederholien Malen bestand sie daraus, zu gehen, und setzte sich dann wieder zögernd n-eder. Ich hatte sie kaum einer so heilsamen Unichlussigteit denn bei ihrem ans bei nend starren Charakter schien mir diese Unentschlossenhcit mehr Weiblichkeit zu verrathen sür sähig geHallen, ihr kein so tiefes, natürliches Gefühl zugetraut. Ihr ganzes Wesen überzeugte mich mehr unv mchr von der Thatsache, die Jeder mann sür gewiß annahm, und sür deren Wahrheit ich doch gern noch einen Beweis gehabt, daß nämlich Guy, wenn er sie um ihre Liebe bäte, die Ueberzeugung haben dürfe und ohne diese sollte lein rechtli cher Plann eine Verbindung eingehen, denn sie ist zu jeder wahren und glücklichen Ehe erforderlich das Herz der Geliebten habe ihm schon gehört, beoor er ihr das seinige bot. Indem ihr Benehmen mich in dieser Annahme bestärkte, füdlte ich ein wärmeres Wohlwollen sür das junge Mädchen, als ich bisher sür sie empfunden. Ich achtele sie wegen ihres mulhigen Entschlusses zur Adresse und freute mich, daß sie unnöthig war. Gar zu gern hätte ich mit einigen hoffnungsvollen, wenn auch unklarenWor ttn ihren Kummer mildern, ihre Ausre gung besänftigen mögen, doch das würde ein Eingriff in die Rechte gewesen sein, welche allein dem Liebenden zustanden.— So bezvanq ick mick und le buchtete sch vcrgend, dock mit ivr klichcm Vergnü gen, weiches warme Gefühlsleben sich aus dem sonst so marnidrtaltci, edlen Antlitz ausdruckte, wie die Farbe mit schnellem Wechsel daraus kam und g'.rg uad c-s un endlich verschönerte. Plötzlich, als die Thür der Bibliothek sich öffnete wir waren noch in der Halle überflrtthele ein noch glühenderes Enötbcn s>lbst die Stirn des jung n Mädchens. Es war nur Edwin, der zu uns trat, und der in letzter Zeit sehr früh auszuste hen pflegte, um recht ungestört Mathema tik zu stutiren. Er konnte sein Erstaunen nicht verberge, mich bei Fräulein Silver ZU sehen. Wem gehört diese Kiste? OnlelPhineas, sie will dock nicht abreisen? Nein, ich habe das Fräulein gebeten, davon abzustehen. Mache Du nock Deine kleberesringskrast geltend, Edwin! Denn trotz seiner großen Ruhe war Ed win ein zelteirer jungerMann, vollerÄlug heit, Ueberlegung und klarem Verständ niß, wodurch er großen Einfluß aus seine Umgebung ausübte. Mir ahnte, daß, obgleich er noch nickt in das Geheimnip des gestrigen Abends eingeweiht sei, er mit keinem Scharsblick die Lage der Dinge richkig errathen habe. Ja, er mußte die Wahrbcit vermuthen, das zeigte die eigen thümliche Weise, mit der er sich der Erzie herin näherte und, ihre Hand ergreifend, sagie: Bleiben Tie bier, ich b tte Sie darum! Ohne weitere Gegenrede neigte sie zu stimmend das H'upt und blieb. Ich Eeß sie mit Edwin zurück und machte meinen gewöhnlichen Morgenspaziergang, die Gän ge des großen Garten- vurchwandelnd. DasFrühstück war peinlich und beklom men, obgleich Guy, welcher die eigentliche Ursache der Vtriliminung war, glücklicher Weise nicht dabei erschien. Wir Andern iührten eine abgebrochene Unterhaltung, sie sich mühsam dahrnquälie, und jedes Antlitz trug den Ausdruck, welcher un er den obwaltenden Umständen natürlich war; nur eines machte eine Ausnahme davon. Nach ihrem Benehmen am vorigen Abend, nach dem festen Entschlüsse, abzu reisen, glaubte ich, FräulcinSilver werde all' ihren Stolz, ihre frühere, hochmüthige Gleichgültigkeit zusammen genommen ha ben, um Guy's Eltern entgegenzutreten, und ick hätte ein solches Betragen nach ihrem stolzen, selbstbcwußlenEharakttr und in Anbetracht, laß sie nichts von den gü tigen Gesinnungen und Absichten der El tern wußte, kaum unnatürlich gesunden. Wie groß war mein Staunen, als sie sich weich und mild wie der Frühtingsmorgcii d'ranßen zeigte; ja, gleich ihm, schien sie ot't nahe daran, inWrhinulh überzufließen. Mchr als einmal sah ich eine klare Thräne in den langen, dunklen Augenwimpern glänzen, die mit der höchsten Anstrengung unleiorückt, nickt über die sammctneWange herniedergleiten durste. Als dann der Frühstücksli'ch schnell verlassen wurde, und zwar von Edwin zuerst, während sie zer streut an ihrem Platze sitzen blieb und Ur sula leise ihren Arm berührte, schreckte sie empor mit demselben lebhaften Farben mechsel, den ich vorhin bemcrll; er verän derte den Ausdruck ihres Gesichtes so gänz lich, überstrahlte sie mit einem solchen Schmelze der Jugend, ja, dcsGlückes, daß sie jetzt nicht nur schön, sondern holdselig ausiah. Dieser Ausdruck, der nicht nur von mir allein bemerkt wnrce, fand, wie ducck eine unwillkürliche Euigebnng, einen Wider schein aus dem Antlitz der Mutter, uns die wenigen Worte, welche sie jetzt an Fräulein Silver richtete, klangen sanster und inni ger, als sie jemals früher zu ihr gespro chen. Mei-c Liebe, wollen Sie mich in die Bibliothek begleiten? Um den Unterricht zu beginnen? Ja wohl; ich bitte um Verzeihung, daß ich ihn verzögert. Mand —wo ist Mand? Denken Sie jetzt nicht an die Lchrstun ten. Wir wollen uns ein Wenig mit meinem Sohne unlcrhalten, das stete Ein sitzen macht ihn trübe. Ontcl Phineas, schenken auch Sie uns Ihre Gesellschaft? Kommen Sie, meine .Liebe! Wenn Sie es wün'.chen. Und mtt ei ner Miene ungewohnter Nachgiebigkeit folgte sie der Herrin des Hauses. Armer Guy! Schüchternder, junger Liebender, der nun nach dem Bekenntnisse seiner Gcfühle zum ersten Male der Aus erwählten begegnen soll ich bedauerte ihn von ganzem Herzen! Wenn nickt die Frauen doppelt so viel Selbstbeherrschung in solckcn Dingen besäßen und das junge Mädchen gab wieder einen glänzen den Beweis dafür so hätte ich ihr mein Milgesübl wohl auch nicht versagt. Den noch mußte ja die peinliche Ungewißheit nun bald beendet sein; sie hakte ja nickt den schrecklichen „heirathsantiag" zu mu cken, der, wie man mir gesagt, selbst unttr den günstigsten Verhältnissen eincn fast ebenso heroischen Mrtth erfordert, als sich der Mündung einer Kanone entgegenzu stellen. Ich spreche scherzend darüber, wie wir Alle, außer Ursula, an jenem Morgen eine scherzhafte Unterhaltung erzwingen woll ten, doch gelang es uns schwer. Endlich, da Fräulein Silver sichll ck unruhig wnite und wieder auf den „Uute richt" zurück kam. sagte die Mutter: Jetzt nicht; ich gebrauche Maud für eine halbe Stunde; wollen Sie so freundlich sein, während der Zeit meinen Platz bei meinem Sohne cir zunehmen und ihm so lange Gesellschaft zu leisten? Gewiß. Ich ärgerte mich ja ick ärgerte ich mick wirklich über diese schnelle Bereit w lligkeit von ihrer Seite; dann aber ge dachte ich, daß ein Frauenher; in all' sei nen seinen Schattirungen und Wegen so schwer und richtig zu verstehen sei; aus je den Fall mußte doch um Guy's willen das Ganze geordnet werden, vnv je schneller, desto bester. Tie Mutter erhob sich, und sich über ihn beugend, flüsterte sie: Mein Sohn, mein geliebter Guy! Es war mir, als ob sie ihn küßte, dann ver ließ sie langsam und rahig das Zimmer. Natürlich folgte ich ibr in der unbefangen sten Weise. Vor der Thür trennten wir uns, und ich Hörle sie nach ihrer eigenen Stube hinausgehen. Eine halbe Stunde mochte vergangen sein, als Maud und ick ans dem Garten kommend, Ursula in der Halle begegneten. Niewand war bei ihr und sie stand müß g da, zwei sehr merkwüroige, seltene Zrickei nungcn in dem Leben der Mutter, deren Thätigkeit ordentlich zum Sprüchwoit in der Familie geworden war Maud lief auf sie zu, ihr einige Früh lingsblumen zeigend. Seh: habsch sehr hübsch, mein Kind! Tu siehst sie ja gar nicht an; Tu freust Dick nicht wie sonst darüber ick werde zu Fräulein Silver gehen, sie ihr za brm gen. Nein, nein! lautete die hastige Ant wort. Komm' zurück, Maud; Flauten, Sitver ist bcschäsligl! . Unter einem Borwaude sckickie ick das Kmd fort, denn ich sah, das; seiest Mautz's Gegeilwart die Mutter bedrückte, die arme Mutter, deren erwartungsvolle Ungewiß heit sich bis zur tödtlichen AnzN steigerte. An dem Fenster des Eßzimmers stand sie karrend, dann ging sie nach der Halle zurück und wartete wieder zebn Minuten. Es ist sehr sondeibar ganz eigen thümlich. Er versprach, mir alles sogleich mitzutheilen, unv ich dächte, er müßte zu erst zu mir kommen, zu mir, seiner Mut ter. Sie stockte bei dem Worte, wie von in nerer Quai überwältigt. Horch! Ging nicht die Thür der Biblio thek? Ich glaube; noch einige Minuten Ge duld, und Sie werden Gewißbcit haben! Ja, nach ganz kurzer Zeit hatten wir Gewißheit. Der junge Liebende irat cin, aus seinem bleichen Antlitz stand die bittere, schmerz liche Kunde. Sie hat mich zurückgewiesen. Mutier. Nun kann ich niemals wieder glücklich sein! Armer Guy! Ich suchle mich, ungesehen von ihm, zu entjernin, damit Multec und Sohn allein blieben. Wieder entschwand lang'am, langsam eine Stunde dieses sonderbaren Tages. JmHause herrscktceine beklemmende Stille. Maus, gekränkt und übellaunig, war mit Waller in den Buchenwald geflüchtet. Der Vater und Edwin waren in der Fabrik be schäftigt unv b"t'en eineßotschast gesandt, daß >re z Tgcye komur.u könnten.— Ich durchirrte alle Zimmer, natürlich das eine vermeidend, dessen Th ir verschlossen war, und die ich sorgfältig bewachte, damit Niemand die Beiven störe. Endlich Hörle ich sie r-e Treppe hinaus gehen, die Müller uuterslützte Guy sorg fältig, de,sen Fuß noch zu krank war, um obne Hülse die Stufen ersteigen zu können. Wie traurig seine Stimme klang, und wie innig m ld und tröstend die ihrige ihm antwortete. Ich konnte mich des Wun sches nicht erwehren, daß, wenn Guy ein mal lieben mußte, er sein Joeal der Weib lichkeit doch etwas mehr der Familie an passen möchte, daß er sich zur Gattin eine Frau hätte wählen sollen, die seincrMutler ähnlicher gewesen wäre. .Doch alles sol ches Wünschen ist wohl thöricht, weil es beinahe Unmögliches erstrebt. war unser Guy also zurückgewiesen, unser Guy! er, den wir alle für unwi derstehlich hielten, den „sehen auch ihn lieben hieß." Manche sehr strengenMen schen würden behaupten, diese Lehre sei dem Jüngling sehr heilsam gewesen, sie würde allen jungen Leuten'ersprießlich sein, ich aber bestreite das. Ich bezweifle, daß, wenn einen jungen Mann ber'.n Be ginn seines Lebens eine Abweisung gleich dieser rifft, welche entweder die Unbeson nenheit oder gänzliche Weltunlenntniß der Frau, die er liebl, zu einem durchaus un erwarteten Fehlschlag seiner Hoffnung macht, es ihm eine wohlthätige Erfahrung sein wird, iclp fürchte, daß er dadurch für lange Z it weniger gut werden kann. Die meisttn Frauen sind sckarssichlif in Allem, ! was die Lwbe anbetrifft, und die größte Zahl der Männer, besonders der jungen, läßt sich leicht verleiten, nicht nur Liebe zu empfinden, sondern auch die Gefühle zu bekennen; so muß also jede -rrau, die wis jcntlib einenAnlrag gestattet, nur um ibn abzulehnen, nicht nur sich selbst, sondern ihr gan es Geschlecht in den Augen des Mannes, der um sie geworben, auf lange Zeit herabsetzen. Wenigstens denke ick so und dachte so, als ich, nach der Weise alter Junggesellen, über solcke Gegenstände zu moralisicen, Ursula begegnete, die vonGuy kam. Sie schritt eilig, abcr geräuschlos über den Flur nach einem kleiner. Gemach, wel ches Fräulein Silver zu ihrer eigenen Be nutzung inne halte, von dem aus einige Stusen nach dem Zimmer jährten, daß sie mit ihrer Schülerin bewohnte. Ter Vor saal war rffen, die Thür der Schlafstube geschlossen. Ist sie darin? Ich glaube es. Tie Mutter stand einen Augenblick schwankend, zögernd. Ihr ganzes Wesen, selbst der Ausdruck ibres Gesrchls, verrieth, daß sie -inen Entschlaß gefaßt, der sre sehr viel gekostet hatte; plötzlich wandle sie sich nach mir um. Halten Sie die Kinder fern, Phineas! Weder eins von ihnen, noch irgend ein Anderer darf etwas von Guy's Angele genheiten erfahren. Natürlich nicht. Es waltet ein Mißverständnis; ob es muß ein Mißverständnis; sein. Viel leicht ist sie unsererEinwiiligung noch nickt sicker und dann handelt sie reckt, ganz recht; ich kann sie wegen ikrer Ziirnckbal tung nur achten; aber sie soll vom Gegcn tbefte überzeugt werden der Frieden, das Glück meines Sobnes darf dem nickt geopfert werden. Se verstehen mich, Phineas? Ja, vielleicht begriff ick sie noch besser, als die arme Mutter sich se bst verstand. Als aus das hastige, dringende Kckpsen Fräulein Silver die Thär össnele, und ich sie im Fluge erblickte, das reiche Haar ver wirrt hernieeerhängend, d e Augen vom Deinen gcröthe', da eilte ich in vvllerVcc legcnbeit von dannen, was, wie ich glaube, den Z.schauern b i selche', irzen-cgeschlck ten sehr ost begegnet. Ich begann zu Hessen, dass sich Alles noch ordnen und ebnen könne, daß alle Parteien sich ver ständigen würden, damit es zu dem Ab schluß alter, romantischer Erzählungen käme: „Und sie lebten bis zum Ende ihrer Tage in voller Glückseligkeit miteinander. Ich sah Niemand von Allen bis zur Theestunde wieder, und da trat Ursula mit der Erzieherin zusammen in das Zimmer. Mich überraschte der Wechsel, der mit dem Benehmen Beider vorgegangen war; die Eine zeigte sich ebenso unterwürfig und saust, wie die Andere srcundlick, ja zärtlich war; bei dem Allen aber lag ein licser Emst, fast Traurigkeit über ihnrn; doch es war eine Betrübniß, welche den .stummer als unvermeidlich aufgenommen und nicht Bitterkeit oder Aerger ausdrückte. Weder Gu?, noch Erwin und der Vater waren zum Thee gek innren. Als Joh r'S Stimme in der Vorballe vernehmbar wurde, stand Fräulein Silver schon im Be griff, sich mit Bland zurückzuziehen. Gute Nacht, sagte die Mutter in dem selben leisen, innigen Tone, wie ihr der Wuiftch dargebracht wurde, und nachdem sie das junge Mädchen geküßt, verließ diese ruhig das Zimmer. Edwin und sein Vater, die zusammen eintraten, sahen so ungewöhnlichernst aus, daß man hätte glauben können, eine Ah nung habe sie mit den Sorgen bekannt gemacht, die uns den Tag über berrofsen. Natüilich erwäbnte Niemand derselben, die Müller bemerk e nur, daß sie heute be sonders spät zurückkehrten und Be de skr angegriffen aussäben. Schweigend wurde das Abendbroo genossen, und gleich nach-, her nahm Edwin sein Licht, um zu Bett zu gehen. Sein Vater lies ihn noch einmal zurück und sagte mit ernster Mahnung: Edwin, erinnere Dich ja daran! Ich wurde es nie vergessen, Vater. Ist Edwin etwas begegnet? fragte die Mutter, als die beiden jüngeren Söhne das Zimmer verlassen hatten. Woran soll er sich erinnern? Statt aller Antwort zog John sie sest ! an sich, und seine Augen blickten sie mit ' jenem eigenthümlich zärtlichen Ausdruck an, den ne so wohl kannte, als Vorboten ' einer trüben Zünde; sie wußte, daß neue . Sorge über sie hereingebrochen, die er ihr nickt criparen, sondern nur mit ibr tragen ! - konnte. Ursula's Haupt sank aus >einc ! Stulter, während ein ticses Schluchzen des langvcrhaltencn Schmerzes sich aus . ihrer Brust rang. Ich sebe, Tu weißt Alles; ich konnte es mir denken, das; Tu es errathen würdest. O Jobn, unsere ruhigen, glücklichen Tage sind keine Kinder mehr! Aber sie sind noch die unsrizen, Liebe unser werden sie immer bleiben. Was nützt das, wenn wir sie nicht mchr glücklich machen könne? Wenn sie von Anderen, und nicht von uns, ihr Glück er- warten? Mein Guy, mein armer Knabe! i Zu denken, das; seine Mutter nickt mchr i dieMacht hat. trotz ih er uner.dbchenLiebe, ! ihm Trost zu vcrl-.iheii, ihm Leid zu ersxa- ! renk Sie weinte bitterlich. Nachdem sick ibr tieser Sckmerz in die s jen Thränen etwas gejänsligt und John ! sie vermocht, sich zu ibm zu setzen, hat er i sie, ihm Altes miizulyciten, was sich seit > seiner Abwesenheit zugetragen. Wenige Worte reichten hin, Gu/s Zu rückweisung nno die Ursache dazu erttäien. Sie lieht einen Andern; da ich als sernc Mutter zu ihr kam und die gcwicht'ge Frage an sie richtete, bekannte sie es. Und was erwidertest Du daraus? Was sollte ich sagen? Ich vermochte sie doch nicht zu tadeln, es war ja gar kein Grund dazu vorhanden; im Gegentheil, mein ganzes Mitgefühl wurde wach. Sie weinte so herzbrechend und bat mich stets, ihr zu vergebe. Ich versicherte ihr, daß ich das aus votier Seele thäte, und hoffte, sie werde einst noch glücklich werden. Das war recht; ich freue mich, daß Tu so thatest, Ursula! Hat sie Dir vertraut, ! wen sie liebt? Nein; sie sagte, sie dürfe seinen Namen > nickt nennen, bis er selbst ihr die Erlaub , Niß dazu gegeben, ob sie sich jemals wür ' den beirathen tonnen, ob ihrer Liebs die ses Endziel winke, wisse sie nicht. Sie schien über ihre Zukunft ganz im Unklaren zu sein, und nur so viel stand sest bei ihr, daß er ein guter, braver Mann sei, unv der einzige Mensch auf der Welt, der sich ihr jemals mit Liebe genahet. Armes, armes Mädchen! Durck seinen Ton und den Ausdruck seines Gesichtes erschreckt, rlls Ursula: John! Du hast mir Avas mitzulhetten. Da weißt, wer er ist dieser Mann, der sich zwischen meinen Cohn und sein Glück gestellt? Ja, ich weiß es ich kenne ibn. Ich vermag nicht zu sagen, ob die Mut ter gleich mir, wie von einem plötzlichen Blitzstrahl erleuchtet, die ganze Wahrheit sab. Mit einem Blick sprachloser Angst schaute sie ihrem Manne voll in das Ge ficht. Liebe! Es ist ein großes Mißgeschick, aber zu taveln ist Niemand weder sie noch wir tragen eine Sckuld. Sie hatten keine Abnung von Guy's Neigung; Ed win versickert es selbst. Eswin! Es ist Edwin! rief sie mit ei nem Schic, als müsse ihr das Herz bre chen. Sern Bruder sein eigener Bru der! O, mein armer Guy! Wohl hatte die Mutler gerechte Ursache, zu trauern, während des Vaters Antlitz einen Ausdruck trug, als ob Jahre des Kummers in diesem einen Tage über n gekommen wären; denn wenn ein Schick al, gleich diesem ein Hans trifft und oarnämlich eines, in dem die Liebe als eine unantastbare, heilige Wahrheit anerkannt wurde, die man nicht verlacht, noch oben hin behandelt oder gar fortdisputirt so muß nothwendiger Weise ein ichmerzliches Zerwürsniß entstehen, die Familie wird fortan aufhören, in vielen Beziehungen eine Familie zu sein. Die zwei stärk sten und heiligsten Gefühle des Lebens stehen sich widerstreitend gegenüber, das Band brüderlicher Eintracht ist in seiner Vollkommenheit für immer zerrissen. Für einige Zeit saßen wir wie betäubt da, über das Gehörte nachdenkend, als ob es ein Ereignis; sei, das man uns von ir gend einer fremden Familie erzählt eaß es uns geschehen sein konnte, das schien im ersten Augenblick kaum faß- bar. Mechanisch erhob die Mutter die schweren, thränenlosen Augen, der erste Gegenstand, auf den sie sielen, war eine Zeichnung in Wasserfarben, die man, trotz >heer mangelhasten Ausführung. doch auf bewahrt hatte, als eine liebe Erinnerung an eineZeit, die nie wiedererstehen konnte. Das Bild stellte zwei Kinder dar, die in der Fülle und Farbe dcrGesunvhcit strahl ten, und von denen das eine, im Begriff, seine ersten Studien im Laufen zu machen, zu dem andern kleinen Knaben dahrnstrebt, der es mit einem Blumenstrauße an sich lockt. Guy lehrte Edwin lausen, während die ser in späteren Jahren Guy die Buchsta ben beibrachte. Wie zärtlich diese beiden Knaben sich liebten! Jetzt wird der Bruder gegen den Bruder ausstehen, das Gefühl brüderlicher Liebe wird für immer in ihnen elöstet sein! Ursula! Sprich nickt zu mir, John sprich jetzt nicht za mir! Es ist ein schrecklicher Ge danke kaum auszudenken. Meine bei den Knaben, meine braven, guten Söhne sollen Beide um dieses Mädchen willen elend werden. O, daß ibre Gegenwart niemals unser glückliches Haus verdunkelt hätte, daß sie nie geboren wäre! Du darfst nicht so sprechen! Bedenke Edwin liebt sie, sie wird seine Frau wer den! Niemals! rief die Mutter mit der.krast der Verzweiflung. Das werde ich immer gestatte. Estin ist der Acltestc. Sein Bruder hat niedrig an ihm gehandelt, und so bat sie gethan. Nein, John, ich werde diese Verbindung nie zugeben. Tu willst nicht gestalten, was schon ge icheben ist, was vie Vorsehung zugelassen Hai? Ursula, Du vergißt, daß sie sich l i e ben! Diese eine Thatsache diciesAufrecht erhalten und seiciliche Anerkennen des vollgültigen Rechtes und Gesetzes der Liede, von dessen Heiligkeit und Unver letzlichkcit Beide unerschütterlich überzeugt waren —. schien ihre Wahrheit und ihr Lickt in Ursula's von Schmerz umnachtete Seele zu gießen, und ihre Erregung und Leidenschast sänstiefte sich dadurch . Ich vermag nicht klar zu urtheilen; Du kannst es immer. O, mein Gatte und Herr, hilf mir! Arme Frau! arme Mutter! flüsterte er, sie noch inniger und zärtlicher an seinem Herzen haltend, während ihn selbst der Kummer fast überwältigte. Ach, daß ich Dick, mein Liebstes aus der Welt, dem ich jeden Schalten von Leid so gern erspart, in ein solches Meer von Sorgen stürzen mußte! Vielleicht gedachte er in diesem tztu?- spruch daran, daß durch ihn die Erzieherin in das Haus gebracht war, vielleicht auch warf er sich seine eigene Blindheit oder Mangel am väterlicher Sorgsalt vor, in dem er die jungen Leute io srei und unbe achtet mit einander umgehen ließ - Den noch aber lag cs nickt in Jobn'S gesunder Natur, über geschehene unwiderrufliche Dinge zu klagen, oder durch übertriebenen Tadel der eigenen mangelnden Voraussicht einen Zweifel an der göttlichen Vorsehung und Fühlung auszusprechen. Liebe! Ich fürchte, wir haben Beide zu ängstlich den I>eus i-x maeliiiiu mit unse ren Kindern gespielt, und darüber verges sen, in wessen Händen alle die Fäden menschlicher Schicksale ruhen, wie Er auch gerade bei dissem gewichtigen Schritt, die Ehe, welche des Lebens schwerstes Kreuz unv strahlendste Krone werden kann, die Menschen Seine Wege sührt. Sorge hat uns befallen,ohne daß wir es volherjahen, jetzt können wir nur stieben, aus demDuns kel den reckten Pfad zu finden, der zum Heile führt, und wenn wir ihn erkannt, daraus wandeln. Ursula pflichtete ihm bei, wenn auch ihr Her; noch schwer zum Brechen war; den noch war sie heute, wie in ihren jungen Jahren, fest überzeugt, daß ihres Mannes Wille stets der rechte, sein Uithcil immer das beste sei. Mit wenigen Dorten tbei'te ihr John mit, was Edwin ihm heute Morgen ver traut, daß die Beiden durch das häufige Zusammensein sich liebgewonnen, wie sich oft die jui ger Leute finden, die Niemand für ein paffendes Paar kalten würde, und die dcnnochgvon der Natur sür einander bestimmt scheinen, weil ge, rade in der großen Verschiedenheit ihrer Charaktere die Anziebungskrast liegt. Von ihrer Liebe in Anspruch genommen, die, wie Edwin feierlich versicherte, erst diesen Morgen eine Erklärung herbeigeführt habe, hatte Keiner von ihnen aus Guy ge achtet, oder gar eine Ahnung seiner Ge sichte g habt- Und so ereignete sich diese? ungkückscligeMißgeschick, das kein- irdische Gewalt mehr abzuändern oder ungeschehen zu machen vermochte, und das eine Dans kelbeit über die glückliche Familie breitete, ! ourcb welche in dieiemMoniente erster Ber ! wirrung und Betäubung kein Stern leuch ! tele. Wir konnten nur blindlings vorwärts schreiten, Schritt iür Schritt, demGiauben seit vertrauend, welcher in unserem Leben so vielfache Bestätigung gesunden, dem selten Glaube, daß dem Einsaitigen und Gollessürchtigkn selbst das Leid nur ein verhüllter Bote des Guten ist, daß auS der Thräneuiaat einst herrliche Früchte er fprießen werden. Etwas dem Aebnliches lag in John's Worten, als er trösterd zu seiner Frau sprack, wie sie ihn so gern reoen hörte; jedes einzelne dieser leisen, sanften Worte fiel wie ein heilender Balsam aus die brennende Wunde ihres Herzens und brei tete Frieden in die gcängstigle Seele, nicht etwa >n dem vergeblichen Bemühen, zu be weisen, daß Schmerz nicht Schmerz sei, wo dem Leide die Trostesqueile fließe, und wie es andhafi zu erdulden sei. Zuletzt erhob Ursula das gesenkte Haupt und schaute John an mt einem Blick, aus dem .vierin Strahl die Hofsnung leuchtete, daß sie mit Gottes Hülse und von ihrem Manne unteistützt die Kraft gewinnen werde, das Schwere zu tragen. Jetzt noch eine Bitte! Guy dars von dcmAllcn nichts erjahren, wenigstens nicht eher, als tis er wieder lrästiger ist. Du bist sicher, daß Edwin schweigen wird? Er veriprach es mir sest. Schrick' nicht so aus! Es ist keine Ursache zu Besürch mngen vorhanden.