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39. Jahrgang. Die Situation in Louisiana. ? lft es den Eomite'n beider Parteien in Louisiana gelungen, einen einigermaßen annehmbaren Ausgleich zu Stande zu brin gen, so wird das Land schon wieder durch Nachrichten beunruhigt, welche geeignet sind, der Vermuthung Grundlage zu geben, daß der Compromiß von Seiten der Usurpatoren nur Spiegelfechterei war. Eine Depesche vom 7. Oktbr. meldet aus New-Orleans, daß die erfolgte Auflösung der Grand Jury als cm sicheres Anzeichen anzusehen ist, daß der Versuch gemacht werden wird, die Führer des letzten Anfstandes in Anklage zu versetzen. Noch beunruhigender ist die andere Nachricht, daß die „Weiße Liga" ihre Rüstungen eifrig fortsetzt und daß erst am letzten Mittwoch 6000 Gewehre für dieselbe in New Orleans eintra fen. Das sieht nicht sehr friedlich, versöhn lich lind „compromißlich," aber sehr verdäch tig und mißlich aus. lieber den zwischen den Parteien vereinbarten Vergleich, dessen Ein zeliihcitcn unsere Leser durch die Depeschen kennen, bemerkt die „New Orleans Deutsche Zeitung" editoricll: „Die Conservativen wer den in dem neuen „Retnrning Board" durch zwei der Ihrigen vertreten sein. Die selben bilden freilich, den übrigen drei repub likanischen Mitgliedern gegenüber, eine Mi norität. Diese Minorität ist aber im Bcr hältniß zu den, berüchtigten „Retnrning Board," welcher nach der 1872 er Wahl fwi oirlc, an sich schon ein Gewinn und ein Fort schritt. Haben die zwei onservativcn Mit glieder „Haare auf den Zähnen," sind sie un bestechlich, energisch, unermüdlich thätig und wachsam, so kann ancki die gewissen- und rück sichtslosestc Majorität nicht zum offenen Be trüge greisen. Und sollte ein Anlauf dazu dennoch gemacht, und wie 1872, abermals der Versuch gewagt werden, Gewalt in Anwen dung zu bringen, um dem Volke ein gefälsch tes Wahlrefultai aufzilnöthigen, nun —dann ist es immer noch Zeit, Gewalt mit Gewalt zu erwiedern. Zum zweiten Male findet sich wohl kein Durrell, und auch der Präsident wird schwerlich geneigt sein, eine flagrante Usurpation zum zweiten Male mit seinen B.a ffonneten, Kanonen und Kriegsschiffen zu un terstützen. Seit zwei Jahren haben wir vergeblich den Präsidenten, den Congreß, den höchsten Ge richtshof des Landes und die Nation selbst um AbHülse gebeten und überall taube Ohren und bedauerndes Achselzucken gefunden. Kurz vor einer Wahl, als wir gegründete Ursache zu der Befürchtung zu haben glaubten, daß es abermals darauf abgesehen fei, uns durch Ge walt und Betrug ans zwei weitere Jahre un ter das Joch der scheußlichsten Eorruption und Spitzbüberei im Bunde mit der krassesten Ig noranz zu beugen, haben wir zu der nittwa ratio aller bedrückten Völker, zu dem absolu ten, unbestreitbaren Rechte der' Revolution ge griffen und unsern Gewalthabern eine Lehre gegeben, die sie sobald nicht wieder vergessen werden, und die ihnen noleus voieos Achtung vor einem Volke abgerungen hat, das immer noch so kraftvoll fein Recht zn erkämpfen, mitten im Siege aber so viele Mäßigung zu wahren und so viel Großmuth zu zeigen ver mag. Eine unwiderstehliche Macht hat uns die'unmittelbaren Früchte des Sieges ge raubt. Heute sind wir abermals auf das friedliche Abhüifmittel einer Wayl angewie sen. Die Umstünde, umer denen wir an den Stimmkasten treten sollen, sind jedoch bessere, hoffnungsvollere, als sie seit vielen Jahren waren, und es liegt nur an uns selbst, daß wir diese Umstände znrwei.'igflens thcilweifen Besserung unserer Lage so viel als möglich ausnützen. Fassen wir also '..Null, nnv Ber trauen und suchen noch einmal an.' Atinim kasten, was uns bisher der Präsident, der Congreß und die Nation verweigerten u.'id was wir selbst mit den Waffen in der Hand nicht zu erzielen vermocht haben." Wenn natürlich Kellogg vorher allen an der letzten Revolution Betheiligten den Prozeß machen ließe, so würde das so cntmuthigend i wirken und alle Folgen eines Ausgleiches zerstören. Monarchische und republikanische Willkür. Die Nem-Vorker Weltblätter „Tribüne" und „Herald" haben viel über die Verhaftung des Grafen v. Arnim inDeutschland zu sagen, welcher am letzten Sonntage, angeblich auf Befehl des Reichskanzlers, festgenommen und in das Berliner Posszeigcfängniß abgeliefert wurde, weil er sich weigerte, gewiffe, dem Reiche gehörende Dokumente, die er aus sei ner Botschafter - Carriere zurückgehalten hatte, abzuliefern. —Wie die Sache von Weitem aussteht, resp, wie sie uns von dem Londoner Kabel - Agenten berichtet wurde, scheint Bis niarck allerdings schr arbiträr gehandelt zu ha ben, aber die Vergangenheit hat uns zu oft gelehrt, daß die Anschauung oder Darstellung des KabelinanneS die richtige nicht war. Tie fer Meinung ist auch die „Tribüne," indem sie sagt: „Die Erfahrung der letzten zehn Jahre gebietet uns, das Resultat abzuwar ten, ehe wir erklären, daß Bismarck einen Fehler begangen hat."—Nicht so vorsichtig ist der „Herald" in der Beurtheilung dieses Fal les, indem er über denselben schreibt: „Was sollen wir von der Freiheit eines Landes sa gen, welches einen Minister, wenn er auch noch so mächtig ist, in den Stand setzt, einen rivalisirendcn Staatsinann nach Be lieben in das Polizeigesängiilß bringen zu dürfen? Wir fürchten, Freiheit nnd persön liche Rechte bedeuten in Deutschland nur Etwas, so lange sie in Bismarck' Kram passen." „Gerade wie bei uns," dürfen wir dem „,Herald" erwiedern; denn dieselbe Zeitung, welche den Leitartikel über Bismarck und Ar min enthält, bringt Berichte über das Ver fahren des Buiidesmisstärs in Alabama, welcher an die dunkelsten Tage despotischer Schreckensherrschaft erinnern. Es mag mög lich sein, daß ein deutscher Offizier, welcher eine Verhaftung vornehmen will, von dem zu Verhaftenden um die Ermächtigung ge fragt, mit dem Säbel rasselt nnd an den Griff desselben schlägt mit den Worten: „Hier ist meine Autorität!" der Offizier, welcher dieses thut, weiß, daß er eine Ungesetzlichkeit begeht, und wird selbst in einem monarchi schen oder despotischen Lande einen Verweis erhalten. Was soll man aber dazu sagen, wenn ein Söldling „Uncle Sam's" einem Bürger dieser Republik eine solche Antwort igidt ?—Das Verfahren gegen Arnim mag nn gMcht sein, keineswegs war es ungcrech issr, als die Verhaftung der Maryländer Ge setzgebung im Jahre 181, als die zahlreichen willkührlichen Verhaftungen, deren sich der von der „Tribüne" und „Herald" so lpzch ge feierte amerikanische Bismarck, William Seward, während des Bürgerkrieges ichnldig machte. Jedenfalls haben wir in Amerika die geringste Berechtigung über deutsche Will kür zu schreien; im deutschen Reiche mag noch manches halb despotisch zugehen, nichtsdesto weniger darf man kühn bchairpten, daß d'rü ben mehr persönliche Freiheit und besserer -Schutz des Lebens und Eigenthums herrscht, ails bei uns.—Was den Handel zmischcnßis anarck nnd Arnim anlangt, so sollte man die vettere Entwickelung ruhig abwarten; diese Werhastung ist noch lange nicht so schlimm, als wenn bei uns ein armer Teufel drei Mo nate lang in Zengenhaft geschickt wird, weil er Niemanden hat, um Bürgschaft zu stellen. Noch Etwas vom König Tondcr- ltttg. König Ludwig vom Bayerland verfällt be sonders zur Nachtzeit auf Dinge, für weiche gewöhnliche Sterbliche um solche Zeit lein Verständniß fänden. Die ost erwähnten nächt lichen Theatervorstellungen mit Ausschluß al ler Oesicntlichkeit kommen hier nicht in Be tracht; diese kann man allenfalls noch als Ge schmackssache ansehen, welche weiter Niemand lberührl. Was soll aber jene gefeierte Sän gerin zu der einigermaßen wunderlichen Hul digung jagen, die ihr von dem königlichen Kullstmäcen just in der geisterhaftesten Gei sterstunde zugedacht war? Nachts um 12 Uhr -erhielten nämlich die schlaftrunkenen Diener des Königs Befehl, der Künstlerin zum Be weise der huldvollen Anerkennung ihrer treff lichen Gesangslciftuilge, einen werthvollc Tssch aus Sr. Majestät höchsteigenem Ar bcitskabiuette als Geschenk zu überbringen. Man stelle sich nun den Schrecken und die' B estürzung vor, welche die dieser eben so selte nen wie seltsamen Auszeichnung theilhaftig Geworbene befiel, als ein wiederholtes Po chen und das Begehren um „Einlaß im Na rnicn des Königs" sie ans dem ersten Schlum mer ausscheuchte. Die Acrmste vermochre nur schwer die nöthige Fassung zu finden, um ih .reu tief gefühlten Dank sur die allcrgnäoigslc .Auszeichnung hervorzustaimneln. Wer übrigens aus den verschiedenen Neben Ausständen schließen wollte, es habe diese Hul digung .Auch anderen, als den speziell stimm lichen Reizen der Sängerin gegossen, der thäte sehr unrecht. Im Gegentheil, soll er dem schwachen Geschlecht gegenüber als strenger Repräsentant des starken, ja, als einer der Stärksten unter den Starken sich erweisen und -weniger als irgend einer seiner Unterthanen den vcrführcri'chen Einflüssen niedlicher Füße, schlanker Taillen, rosigerWangen und schwach, tender oder feuriger Blicke aus holden Augen zugänglich sein. Eine unangenehme Erfah rung so geht die Sage habe den könig lichen Jüngling ziemlich hinter die Coulissen eines weiblichen Charakters blicken lassen und ihm allzu unverhüllt die Aversseite jener csanstmuth und Milde gezeigt, die man den Töchtern Eva's so allgemein zuzuschreiben -liebt. Eine Gräfin C. aus stolzem Adclsge > schlecht und von bedeutender Schönheit wird als diejenige bezeichnet, welche der Neigung des Monarchen sich in soweit erfreut haben soll, daß sie bereits in sicheren Hoffnungen auf eine glanzvolle Zukunft sich wiegen durf te. Da führte eines Tages ein unliebsamer ! Zufall den König gerade in einem Moment ! zu ihr aus Besuch, als sie damals schon l seine Braut an ihr Stubenmädchen einige recht eindringliche Mahnungen richtete und ! hierbei ihren Gefühlen mit einer Intensität Ausdruck gab, deren man sanfte Mädchcnsee len, und zumal Gräfinnen, sonst nicht für fähig zu halten pflegt. Ein anderer Fall, in welchem eine Mutter ihre beiden bildhübschen Töchter dem Könige in einer Audienz vorführte, und ihm mit nicht mißznversteheiider Deutlichkeit zu erken nen gab, wie glücklich sie sich schätzen würde, wenn Sc. Majestät das eine oder das andere der beide Mädchen höchstfeiuer Gunst wür digen wollte eine Zumiithuiig, welche der König entrüstet zurückwies und damit beant wortete, daß er befahl, die liebevolle Dame aus seinem Gesichtskreise zu schaffen- war eben auch nicht geeignet, dem Könige die er habensten Begriffe von Fainiliciiglück und von der Helligkeit und Unverletzlichkeit der Fami ltenbande beizubringen. Zwischen König Ludwig ilndMchard Wag ner besteht bekanntlich, abgesehen von dem Lohengriii - Eutins und der Vorliebe für das Costllm und Vehikel des Graal-Ritters, eine große Wahlverwandtschaft. Beide incliniren nämlich in hohem Maße zum Hyper-Roman tischen, Poetisch-Phantastischen und äußern diese ihre Neigung in ihren Gewohnheiten, in der Art zu leben und zu wohnen. Nament lich dieSchlafgcmächer in seinen verschiedenen Schlössern hatKöiiig Ludwig mit einem Glanz und einer Pracht auspalten lassen, daß das Auge jener Wenigen, denen das seltene Glück zu Theil wird,einen Bück in dieselben werfen z dürfen, einen zauberhaften,uiivcrlöschüchen Eindruck empfängt und man sich in eine der Uiiterweltüchen Wundergrotten und der volks thümlichcn Märchen versetzt wähnt. Die Dek ke bildet eine mächtige gewölbte Kuppel, von deren himmelblauem Grunde, wie aus ätheri schen FeriicilMoiid und Sternlein hcrabschim mcrii. Die Schlafstätte besteht in einer riesigen von Nymphen, 'Nereiden und Wassernixen ge tragcncnMccrmnschel; seltcnePslanzcii ranken sich um sie herum, kleinere muntere Spriiig brüiinleiii plätschern dazwischen und bringen jenes jausterieselndcGemurmel hervor,welches auf die Nerven des Pknfchen so beruhigend wirkt und ihn gleichsam wie süße, poesievolle Musik in sanften Schlummer lullt. Es ist ei nes der Märchen aus „Taufend und eine Nacht" hier in Wirklichkeit übertragen. In solchen Räumen kann nur ein phanta stischer Mensch mit entschiedener Anlage zu übersinnlicher Schwärmerei wohnen so denkst du, lieber Leser und du stellst dir ge wiß den König von Bayern als einen schlan ken, zartgcbauten Jüngling, melancholischen TemparementS, mil bleichen Wangen und schmachtenden, sentimentalen Augen vor, der sich von Nektar und Ambrosia nährt, und von aller Gesellschaft abgeschlossen, in stillem Ettisiedlerthnm feinen sonderbaren ' Träumereien sich hingiebt? 'Nichts von Alle dem! König Ludwig ist ein schlanker, wohlge nährter Mann von impouirender Gestalt, in der Vollkraft der Jugend stehend,mit breiten Schultern, pechschwarzem, elegant gescheitel tem Haar, mtt treuherzigen Augen und vollen rothen, von Gesundheil strotzenden Wangen. König Ludwig erfreut sich eines ganz vorzüg lichen Appetits, besitzt einen gefunden Sann und feines Verständniß für cittinarifche Ge nüsse und bewegt sich wie ein feiner Galanl homme. Früher war .König Ludwig einer der verwe -1 genslenßeiter.die es geben mochte; jetzt hat er hierin nachgelassen, wohl vermuthlich unter veni Einflüsse seiner immer stattlicher werden den Co.rpulenz und der damit Hand in Hand gehendem Neigung zur Bequemlichkeit. Tag<s-Ni'ttlgkciten. Der neue G e n .e r alpostine i st e r I e l l ist entschlossen, i.'"t den uminven Elemen ten im Postdepirtemeiii men, er begegnet aber bei jedem Schritt der Opposition der Senatoren und Congreßmit gsseder. Neulich remoilstrirce ein südlicher Senator gegen die 'Absetzung ci.nes speziellen Agenten, der zu gar nichts gebraucht werden konnte und nicht nur dem Departement eine Quelle unaufhörlicher Verdrießlichkeiten und des Unfriedens war, fondern auch recht große Ausgaben in Anspruch nahm. Hr. Jewell ließ die Proteste des Senators unbeachtet und der Agent wurde entlassen. Später empfing Hr. Jewell noch mehr Briefe nnd Telegramme von Senatoren und Congrcßmitglicdern, und endlich lies eine Depesche ein, welche ihn be lehrte, daß die verfügte Absetzung unconstitn tioucll und eine Verletzung eines feierlichen UebereinkommenS zwischen dem Senator und der Amtsvorfahr des Hrn. Jewell sei und daß der Agent wieder in seine Stelle eingesctzr werden müsse; aber auch diesen Briefen und Depeschen schenkte Hr. Jewell keine Beach tung, und er hat im Sinne, in diesem Wege fortzufahren, sein Amt -zu verwalten. Ein anderer derartiger Fall war der eines speziel len Agenten im Weilen, dessen Abdankungs jchrcibcn Hr. Jewell früher acceptirt Halle, als dem Herrn Agenten wünschenSwcrth war. Vor einigem Tagen erhielt der Generalpost- Meister eine in den perempiorischsten Ausdrük kcn abgefaßte Depesche eines westlichen Sena tors, i'n welcher derselbe sagt, die Abdankung des 'Agenten dürfe nicht acceptirt werden. Es könnten noch viele andere Fälle citirl werden, welche zeigen, daß der ncne Generalpostmeister sich die Freiheit nimmt, unabhängig von un befugten Einmischungen der Coiigreßinttglie dcr sein Amt zu vermalten. - Der bekannte Verleger Wm. A. Blanchard von der Philadel phla' er Firma Caiey, Lea Q Blanchard ist vorgestern Abend im Al ter von 71 Jahren gestorben. In St. Louis wird im Laufe des Win ters ein junger deutsch amerikanischer Vir tnose, Hr. Viktor Esting, welcher auf dem Couservatoriuiil in Wien ausgebildet wurde, debutircn. Die bayerische Königswittwc, welche angeblich im Begriffe steht, zum Ka tholizismus überzutreten, war Gattin des am 10. März 1804 verstorbenen Königs Ma ximilian Joseph 11., Friederike Franziska Maria Hedwig, Tochter des verstorbenen Prinzen Wilhelm von Preußen. Unsere Leser werden sich noch erinnern, daß vor einigen Jahren K arlVez in, der deutsche Eonsul in Philadelphia, mit Hinterlassung bedeutender Schulden durchbrannte. Jetzt hat eine Firma, welche Hl i,20.36 an Vczin zu fordern hatte, ausgefuiiden, daß Beztn seinen Aufenthalt in den Goldfeldern in Süd- Afrika genommen. Da die Reisegelegenheiten dort noch sehr mangelhaft sind, währte es ge raume Zeit, bis Hr. Lezin auf Kosten der be treffenden Firma auf einer Sänfte, welche von schwarzen auf ihren Schultern getragen wurde, nach Cape Town, am Cap der guten Hoffnung gelangte und dort vor den zustän digen BeHorden eine beschworene Aussage abgab, daß er von der Firma die oben ange gebene Summe aus Treu' und Glauben er halten und daß er nicht die Absicht gehabt habe, dieselbe um das Geld zu betrügen. Lei der sei er durch seine am 21. Sept. 1871 un vcrmuthct schnelle Abreise und sonstige Um stände an der Schlichtung der Angelegenheit gehindert worden. Diese beschworene Aus sage des Hrn. Vezin wurde dem Richter und Geschworenen vorgelegt und dadurch die Rich tigkeit der Angaben der Firma festgestellt. Die Erlangung der beschworenen Aussage des Hrn. Vezin verursachte der Firma einen Kostenbelrag von HBOO Gold, doch sind die Aussagen durcki den Entscheid zu Gunsten der Beklagten reichlich ersetzt. Der berühmte Düsseldorfer Maler Prof. Hübner ist vorgestern mit dem Dampfer „Weser" in New-9)ork eingetroffen. In Boston rettete ein armer Mann der Tochter e incs M i I l i o n är s das Leben und erhielt vom Vater der Geretteten eine Be lohnung im Betrage von zwei und einem hal ben Dollar. Er war von diesem Akte der Freigebigkeit so überwältigt, daß er alle Or gcldreher, die aufzutrelben'waren, dazu eiiga girte, dem Millionär eine Serenade zu brin gen nach deren Schlüsse er die erhaltene Be lohnung unter sie vertheilte. Eine der neuesten Erscheinungen des sozia len Lebens von Indianapolis ist eine dreizehnjährige junge Ehefrau, welche Ehe scheidung beantragt, weil sie noch zu jung zur Erfüllung der ihr obliegenden Pflichten sei. Tie Londoner Commission, welche die Ge schäfte der „Erle - Elseilbah ii - Gesell schaft" in Ncw-Mk einer Prüfung unter zogen hat, hat ihren Bericht eingereicht. Der selbe sagt, die Einnahmen der Bahn rechtfer tigen die Divideiidciiauszahlung ans die Prio ritäten für die mit Sept. 1873 endenden zwei Jahre. Die unter der Gould'schen Verwal tung vorgekommenen Unregelmäßigkeiten ma chen die DivideiideiiauSzahlung für die übri gen Papiere unmöglich. Ter Bericht des Eapt. Tyler wird unverzüglich veröffentlicht werden. Brockhaus' „C on v ersa ti ons -L e - x i ko u" nimmt seit länger, als einem Hal den Jahrhundert anerkanntermaßen die erste Stelle unter denjenigen Berken ein, welche Kenntnisse und Bildung zu einem Gemeingil te aller Bolksklassen machen wollen und zu unenidchrlichen Nathgcdern derselben gcwor i den sind. Das „Coiiversations Lexikon," im zweiten Jahrzehnte dieses Jahrhunderts von Friedrich Arnold Brockhaus mit genialem Blick begründet und in einer das Bedürfniß nach einem derartigen Werke zum ersten Male wirklich befried'igenden Weise herge stellt, ist in jeder ferneren Auflage vollstän dig umgearbeitet und immer mehr vervoll kommnet worden. Der unausgesetzt da rauf verwendeten Sorgfalt der Herausge ber entsprach auch der äußere Erfolg des Werkes. Bon Brockhans' „Conversatwns- Lexikon" sind mehr als 300,000 Exemplare in die Hände des Volkes gelangt; ein Erfolg, der zumal bei einem so bändcreichen Werk ohne Beispiel in der Literaturgeschichte dasteht. Die unternehmende Verlagsbuchhandlung, die schon zu der elften Auflage in den Jahren 1871—1873 ein Supplement erscheinen ließ, hat es, um den Bedürfnissen der Zeit Rech nung zu tragen, unternommen, eine zwölfte verbesserte und vermehrte Auflage erscheinen zu lassen, zu welcher außer den altbewährten Mitarbeitern noch eine Reihe tüchtiger Män ner gewonnen worden ist. Um dieses vorzüg liche Werk auch den Deutschen diesseits des Oceans zugänglich zu machen, hat "zvill wer K ltockgers' Kc-cvz vo," Nr. 31, Beek manstr., Ncw-Zork, den Vertrieb des Werkes für die Ver. Staaten übernommen und wird dieselbe vom Januar n. I. an das in etwa 180 Heften erscheinende Lexikon zu dem Preise von 20 Cents pro Heft liefern. Monatlich werden drei Hefte erscheinen, wodurch die 'An schaffung des Werkes in einer beguemen Weife ermöglicht wird. Von einer wichtigen Erfindungin der Telegraphic gibt uns die „Franks. Ztg."Kun de. Einem Beamten der bayerischen Tcle gxapheiivcrwaltuiig ist es gelungen, einen Appgrat herzustellen, der sicherlich geeignet ist, das größte Aufsehen zu erregen- Der Äervollkommner der von Cafelli geplanten Idee ist der bei dem Münchener Oberamte be schäftigte Telegraphenoffizial H. Bcnckcr, und der Apparat wurde von ihm „elektromagneti scher Copie-Apparat" getauft. Die Erfindung ist bereits von dem Frankfurter Bankhaus Oppenheim und Weill in Frankfun a. M. erworben. Der Apparat gibt ohne Beihülfe eines Telegraphisten die Schriftzeichen der verschiedensten Sprachen, Signaturen, Por traits,Pläne u. s. w. an auch noch so entfern ten Orten mit einer Sicherheit wieder, daß, wenn man Original mit Copie vergleicht, beide in allen Punkten vollkommen überein stimmen. So waren wir Zeuge, als von ei nem Apparat auf den anderen nicht allein der jüngste Sängerfestspruch mit einem Lor beer- und Eichenkranz verziert wiedergegeben wurde, fondern daß auch ausgefüllte Originalwechfel, chiffrirte Staatsdepefchen, Depeschen mit griechischen und hebräischen Buchstaben geschrieben, als auch Steckbriefe mit Portrait, vollständige Kartenkroquis, wie sie ein Feldherrmcht ausführlicher feine., Un tergebenen mit allen cinzniiehmendenStellui! gen darbieten kann —kurz,wie alles dieses einer anderen Station zntclegraphirt wurde. Um den Außenstehenden einen kleinen Einblick in das Wesen dieses Apparates zu verschaffen, lügen wir bei, daß sämmtliche, zur ttebertra- Hmig bestimmte Objekte mit einer eigens prä parirten Tinte auf Silberpapier geschrieben resp, gezeichnet werden, die sodann auf einen Cylinder gelegt und ohne weitere Beihülfe abtelegraphirt werden. Kaum daß nun diese Apparate in der mechanischen Werkstätte des Hrn. Otto Brugg aufgeführt find, arbeitet der Erfinder bereits an einer Verbesserung in dee Art, damit der Aufgeber feine Depesche sofort selbst behandeln und telcgraphiren kann. In der letzten Woche wurde inH ar ris on, Ohio, bei Ausgrabungen in der Nähe der neuen Brücke über den „White-Wattr Fluß" eine der alten „Mounds" abgetragen, die be kanntlich von einer Generation erbaut wur den, die vor den Indianern das Ohio- und Mississivpi-Thal bewohnte. Als man die Misse der „Monnd" erreicht hatte, fand man sieben menschliche Skelette, die in einem Krei se lagen, die Füße nach deren Mittelpunkt gerichtet. Die untere Kinnlade eines dersel mittelgroßcn Mannes der Jetztzeit. Außer den Skeletten wurden verschiedene Töpfe, Röhren, steinerne Beile, Pfeilspitzen nndPer len aufgefunden. Die Töpfe zerbröckelten, sobald als sie an die Luft kamen. Nur ein einziger blieb, wie er war. Die meisten ande ren Reliquien sind vollkommen erhassGi. General Sherman hat das Schluß-Ca pitel feiner Memoiren über den Bürger krieg in dem ~'Army Sc 'Navy Journal" Pub lizirt. Dasselbe handelt von den militäri ichen Lehren, welche ans dem Kriege folgen, unter denen besonders folgende allgemein be kannt zu werden verdient: „Die Freiwilligen waren die besten Soldaten, besser, als die Conskribirten und weit besser, als die gekauf ten Stellvertreter. Steigender monatlicher Sold ist sparsamer, als bedeutendes Werbe geld (lwuittv). Der größte Fehler des Krie ges war, daß neue Regimenter errichtet wur den, anstatt die Vakanzen in den alten aufzu füllen, weil fünfhundert Mann, welche bei ei nein alten u. erfahrenen Rcgimente einverleibt werden, mehr werth sind, als einlaufend in der Form eines neuen Regiments. Die deut sche Methode der Rekrutirung ist einfach per fekt." Die „N.-Z. StaatSztg." sagt im Betreff der Arreturdes Grafen Arnim in Berlin: „Man weiß, wie empfindlich Bismarck gegen jeden Preß- oder literarischen Angriff ist und obwohl es eines großen Man nes viel würdiger wäre, sich Nichts daraus zu machen und im Gefühle seines W.erlhes, im Hinblick aus das, was er geleistet und errun gen, was Preußen und Deutschland ihm ver danken, sich vollkommen schnßfest gegen solche Feindseligkeiten zu zeigen, so fehlt ihm doch eben diese Eigenschaft vornehmer 'Naturen. So hätte er sich fast.mit der italienischen Re gierung überwarfen, rscil sie sich nicht gleich bereit finden lassen wollte, den General La marmora wegen des Mißbrauchs, den er mit amtlichen Dokumenten getrieben, in Anktage zustand zu versetzen und er hat es sogar den König Viktor Emamicl, der gerade m Berlin seinen Besuch abstattete, als jenes Buch in der Oefsentlichkeit erschien, persönlich empfin den lassen, wie tief empört er damber war, daß ein Mann, der der Chef des itassenischen Cabinetö gewesen und zu den vertraissesten Freunden des Königs zählt, es gewagt hasse, in so rücksichtsloser Weise auf Kosten oes Lei terL eines befreundeten Staates, dem Italien so viel verdankt, Amtsgeheimnisse der allcr nenesten Zeit zu publiziren. Lag es nun aber auch außerhalb seiner Macht, für den Stoß, den der italienische Staatsmann ihm versetzt halte, sich eine solche Genugthuung zu ver schaffen, wie sie seiner Meinung nach ihm ge bührte, so war doch nicht zu erwarten, daß er es ruhig zulassen würde, daß ein deutscher Staatsmann, ein früherer Untergebener, dem er, weil er ihn für einen Ehrenniann und ei nen Gleichgesinnten gehalten, ein rückhaltloses Vertrauen geschenkt statte, das Beispiel La marmora's nachahmte und sich offizicUerAklen stückc, die sich in seinem Besitze befanden, bediente, um einer Privatrache dadurch Be friedigung zu verschaffen. Wir setzen natür lich voraus und haben es ja auch vorhin be tont, daß es sich bei dieser Angelegenheit nicht um Privatpapiere handelt, sondern umSlaats dokumenlc, denn es scheint geradezu unmög lich, anzunehmen, daß ein Mann, wie Fürst Bismarck, sich einen Eingriff in Privatrechte erlaubt haben sollte." Ter „N.-A. Herald" bringt in Verbin dung mit dem Vorhergehenden eine Depesche aus London: „Es gehl das Gerücht, daß Kai ser Wilheim, welcher sich in Baden-Baden anshäll von Arnim's Arretur höchst über rascht war nnd die Gründe für dieselbe ver langt hat." Der „Herald" folgert daraus, daß die Dokumente wichtiger für Bismarck, als für das Publikum sind. In Toronto, Canada, sind die Ar beiter aller Nähmaschinen-Werstatten mFolge der Geschäftsstille entlassen worden. Aus allen Theilen des Landes liegt ähnlicheKunoe vor. Die „ältesten Leute" erinnern sich nicht, jemals eine so fatale Krisis des Geschäftsle bens, wie d>e gegenwärtige, erlebt zu haben. Ein gräßliches Unglück wird aus Newark, N.-J., gemeldet. Der zwölfjährige Walter eswect, Lohn des Arztes Jonathan Sweet, Nr. 247, Mnlberry-Slraßc, hatte sich vorgestern aus seines Vaters Pferd gesetzt und der ältere Bruder führte dasselbe vor seines Vaters Wohnung aus und ab. Schließssech unmittelbar vor dem Hause anhaltend, ließ er den Zügel einen Augenblick los, aber kaum war dies geschehen, als das Thier sich plötzlich umdrehte und der Knabe herabfiel, unglück licherweise aber mit einen, Fuße im Zügel hängen blieb. Das Pferd scheute und eilte davon, die Mulberry-Straße hinab —wilder, immer wilder, vcrfolgi von dem älteren Bru der des Unglücklichen, der schreckerfüllt sehen und hören mußte, wie Walter's Kopf bei je dem Satze des Pferdes auf's Pflaster auf schlug. An der Ecke von Walnnl Straße bog das wild gewordene Thier in diese ein, halb wegs der Railroad-Avenue zu blieb der Schuh des Knaben im Bügel hängen und der leblose Körper fiel zu Boden. Das Thier wurde in Nailroad-Aveuue aufgefangen. Auf gerau mer Strecke konnte man Blut und Gehirn des kleinen Unglücklichen auf dem Pflaster ver folgen. Die englischen Dampfer-Linien haben für ihre am Samstage nach Europa abfahrendcnFahrzcuge den Zwischendeck s- Pas sage preis auf HlO pro Kopf herabgesetzt. Am Ende erhält man noch ein Piämium, wenn man überhaupt mitfährt. Baltimore. M , Freitag, den 9 Oktober 1874^ Telegraphische Depeschen. Europäische Kabelverichte. Carlsruhe, 5. Okt. Hr. Jollh, der Präsident des badischen Cabinets, sagte in einer gestern gehaltenen Rede, daß Deutsch land sich auf einen neuen Krieg vorbereiten müsse. Berlin, 5. Okt. Das deutsche Kaifer paar bewirthete gestern die Kaiserin von Oest reich zum Frühstücke. Berlin, 5. Okt. Der katholische Vikar von Posen, welcher dem Befehle, die Provinz zu verlassen, nicht sofort nachgekommen war, wurde gewaltsam ausgewiesen. London, 5. Oktbr. Die Wahrheit des Berichtes, daß der deutsche Kaiser seine Italic nische Reise aufgegeben habe, wird in Abrede gestellt. London, 5. Oktbr. Das Tribunal in Trier hat beschlossen, den Bischof Eberhard in Freiheit zu setzen und ihm seine Strafe zu erlassen.—ES ist noch ungewiß, ob der Bischof entlassen werden wird, oder ob der öffentliche Ankläger an ein höheres Tribunal appclliren wird. London, 5. Oktbr.—Die Berliner „Na tional-Zeitung" und die „Post" melden, daß der Graf von Arnim auf die Anklage verhaf tet worden sei, wichtige Staatspapiere nuter schlagen zu haben. —Die „Kreuzzeitung" be richtet, daß vier Berliner Polizisten und zwei Beamte des auswärtigen Ministeriums letzten Sonntag auf dem Landsitze des Grafen zu Nassenheid erschienen und eine Anzahl Briefe verlangten, welche Bismarck an Arnim gc richtet, während derselbe Gesandter wax. Die Briefe bezogen sich aus Privatangelegenheiten des Grafen und sollicn einem gewissen Pro zesse als Basis dienen. Der Graf erwiderte, dgß die betreffenden Briefe nicht in seinem Hause seien; er wei gerte sich jedoch zu sagen, wer dieselben habe und erklärte, er werde sie nicht aufgeben. Die Beamten hielten eine fruchtlose Haussuchung und verhafteten dann den Grafen, welchen sie nach Berlin brachten, wo er im Polizeige fängnisse inhaftirt wurde. Die Berliner Wohnung des Grafen wurde gleichfalls durchsucht. Die Papiere wurden nirgends gefunden, nur eine Mappe mit Pri vatvricfcn wurde erbeutet. Die Mitglieder der Familie von Arnim haben eine Petition an den Kaiser gerichtet, daß der Gefangene feiw'r Haft entlassen werde, da dessen Gesundheit angegriffen fei und eine längere Jnhafttrung ihm schaden werde. B erl in, 6. Okt.—Die „Allgemeine Zei tung" bringt einen Brief aus Bucharest, wo rin das amerikanische System getadelt wird, wonach Eonsuln ernannt werden, die ihre Gehalte aus Privatauellen beziehen. Der Briefsteller führt dann an, daß im Jahre 18L6 ungarische Auswanderer in Nem-?)ork die Wasbingtoner Regierung angegangen hätten, aus ihren Reihen einen zum Eonjul zu ernen nen, sie würden alsdann dessen Gehalt in Gemäßheit seines Ranges an das Bundes- Schatzamt abführen, wenn die Beziehungen zwischen den beiden Ländern eine solche Aus gabe nicht rechtfertigten. Die Ungarn nann ten diesen Beamten „Unseren Consul;" als aber Oestreich mit Ungarn sich aussöhnte, wurde derselbe überflüssig und wird später jedenfalls aufgegeben werden. Die Juden Rew-L)ork's setzten es durch, daß Peixotto zum Eonsul ernannt wurde; sie bezahlten des sen Salair, und in einem Artikel ni einer in New-Aork erscheinenden Zeitung stellen sie ihn als den alleinigen Beschützer der verfolgten Juden in Rumänien dar, was viel böses Blut in Bucharest gemacht habe. Die rnmä nische Regierung aber glaubte, alles Mög liche und zwar mit Erfolg zum Schutze der Juden gethan zu haben, was daraus hervor gehe, daß dieselben nicht nur ihre Auswande rnug ans dem Lande eingestellt, sondern, daß fortwährend Andcrc aus Rußland und Oest reich einwanderten. Gestern Abend wurde bei dem Sohne des Grafen Arnim, der Lieutenant bei den Gar de-Dragonern ist, durch die Polizei Hanssn chnng gehalten. Man glaubte, daß die von Bismarck an den Vater gerichteten Briefe bei dem Sohne vielleicht verborgen seien, fand sich aber getäuscht. Der deutsche Kaiser hat dem Obersten M. Richard Mückle vom „Ledger" in Philadel phia den preußischen Kronenorden nebst In siguien verliehen ans Anlaß seiner Verdienste um Deutschland durch Uebersendung von Gel dcrn zur Unterstützung der Wittwen und Wai sen gefallener deutscher Soldaten, sowie um die Wiederherstellung der Universität Straß burg. Bjer l i n, tl. Okt. Das Gesuch ocr Fa milie des Grafen Arnim um dessen Befreiung ans der Haft ist abschlägig beschieden worden. London, 6. Okt. Es wird auf gute Autorität hin berichtet, daß die von dem Gra fen von Arnim zurückgehaltenen Dokumente sind, und daß das Ge richt entschieden hat, daß die Weigerung des Grafen, dieselben herauszugeben, genügender Grund sind, um gegen den Grafen einzu schreiten. Unterhandlungen wegen Zurück ersiattung derselben schweben seit mehreren Monaten; nach verschiedenen Warnungen gab der Graf einige heraus, behielt aber die wichtigsten zurück. Ein Gerücht sagt, daß die vcrwittwcte Kö nigin von Bayern im Begrifft steht, zum Ka tholizismus überzutreten. Berlin, 7. Oklbr. Die Familie des Grafen von Arnim hat den Bescheid erhallen, daß dessen Einkerkerung nicht als eine Be strafung anzusehen sei, sondern daß seine Em lassung sofort nach Auslieferung der von ihm zurückgehaltenen Dokumente erfolgen werde. London, 7. Oktbr. Tie „Pall Mall Gazette" hat Spezialdcpcschcn ans Berlin, welche melden, daß Arnim'S Verhaftung von einem Commissär des Criminalgerichtcs vor genommen wurde, daß derselbe dabei von sechs anderen Beamten, welche theils dem Eriminalgerichte, theils dem auswärtigen Ministerium angehörten, unterstützt wurde. Berli n, 7. Oktbr. Die „Post" sagt, daß Arium's Dokumente in drei Kategorie'n eingetheilt waren. Die erste, deren Papiere sich auf seine Ernennung und >salarirnng bezogen, wurde nicht weiter belästigt. Die Papiere zweiter Klasse hat Arnim znrückbehal te,-, weil sie fein Verhallen rechtfertigen: die dritte Kategorie umfaßt alle considenzieücii Aklenst'ücfe, über deren Verbleib jeder Auf jchluß hartnäckig verweigert wird. Die Pr'st" jckgt, daß die Gerichte vollkom men gcsetzi.näßig gehandelt haben, cht an glaubt jetzt, iw'ß Graf v. Arnim die fraglichen Papiere nach England geschickt hat, um sie dort aufbewahren zulasse,'.. Lonoo n, 7. Oesibr. Die „Pall Mall Gazetlc" veröffentlicht eine Spez.al Depesche aus Berlin, wonach dem Grafen Arnim in der Wohnung des Inspektors einZiinmcx an gewiesen ist, sowie, daß es ihm erlaubt ist. täglich eine Srunde im Garten spazieren zu gehen, andererseits ist er aber den strengen Gefängnißrcgeln unterworfen. Keinem von feiner Familie oder seinen Bedienten ist der Zutritt zu ihm gestartet. Der Graf weigert sich standhast, die in seinem Besitze vefindll chen Dokumente herauszugeben Ader sonst An deulullgen über dieselben zu mache.'.', such ist er äußerst erregt und heftig gegen den Kirsten Bismarck aufgebracht. Loiidoii, 8. Oklbr. Eine große me Geldes ist als Bürgschaft für den Grafen Arnim angeboten, aber nicht angenommen worden. In einigen Tagen wird derselbe vor das Crimiual-Gencht in Berlin gestellt wer den, wo der SvlLtsanwalt aus mehrere Jah re Gefängniß antragen wird. London, 8. Okt.—Die „Pall Mall Ga zette" bringt eine Spezial-Depesche von Ber lin, wonach die von Arniin'sche Angelegenheit einen schr ernsthaften Charakter angenommen hat. Kaiser Wilhelm hat nämlich Pen Befehl gegeben, daß Nichts unversucht gelassen wer den ioll, um in den Besitz der vermißten Do kumente zu gelangen. Berlin, 8. Okt.—Graf v. Arnim hatte eine Unterredung mit seinem Sohne und einem Rcgierungsbeamlen, in welcher er gegen die Insinuation protestirte, daß er irgend ein von ihm zurückgehaltenes Dokument veröffentlicht habe, oder zu veröffentlichen beabsichtige. Er gab an, daß dieselben durchaus keine Staats geheimnisse enthalten; er sagte ferner, daß er schon im letzten Frühjahre die Bemertung ge macht habe, daß in den Dokumenten des Pa riser Gesandtschafts-Archios eine Anzahl Pa piere fehlten. London, 8. Okt.—Eine Spezialdepesche an die „Standard" meldet von Bertin, daß in Folge der Haussuchungen bei verschiedenen Freunden des Grasen v. Arnim dieselben ver hindert sind, sich mit ihm in Verbindung zu setzen. Es wird berichtet, sagt die Depesche ferner, daß alle diese Ereignisse mit einein umer der Presse sich befindlichen Buche in Verbindung stehen, dessen Aushängebogen bereits in ussra monraucii Kressen zu München und Wien cir kulireii. Man sagt jetzt, daß im Ganzen 100 Dokumente sehten. Teutschland nnd Dänemark Wien, 4. Okt.—Die „Neue Freie Presse" berichtet, daß Dänemark eine Note nach Ber lin geschickt hat in Betreff der Ausweisung von Daum aus Schleswig. Die Note citirr die verschiedenen Verträge, Kraft deren däni sche Unterthanen in Preußen zu allen Privi legien berechtigt sind, welche Ausländer zu- gestanden werden, und sucht darzuthun, daß Dänen nur ausgewiesen werden können, wenn sie sich einer Uebcrlrclung der Gesetze schuldig machen. Das Budget des^deutsche, Kriegsininifters. Berlin, 3. Okt. Die „Spener'schc Zei tung" sagl, daß das Budget des Kriegsmini sters für das Jahr 1375 110,000,000 Thaler verlangt. Oestreich. Wien, 2. Okt.—Kaiser Franz Joseph hat den Mitgliedern der Nordpol-Expedition, ein schließlich der Matrosen, Orden verliehen. Bern, 8. Okt.—Der Bundesrath hat die Wahl Bern's zum Sitze des Internationa len Poslbüreauö genehmigt. Gens, 5. Oktbr. Die Alt-Katholiken haben gegenwärtig im Jura 35 Gemeinden. Bern, 7. Oktbr. Ruchonnet ist zum Präsidenten und Stümpfli zum Bice Präsi denten des schweizer 'Nationalrathes erwählt worden. Die franz. Delegaten bei dem internationa len Post -- Cougresse sagen, daß die franz. Re gierung die Beschlüsse des Congresses billige, daß dieselbe aber das Protokoll nicht unter zeichnen kann ohne Bewilligung der Nalio iialversammlmig. Sie verlangen, daß das Protokoll für Unterzeichnung durch die franz. werde. Copcnhageii, 5. Oktbr.—Die Sitzung des dänischen Parlaments wurde heute eröff net. Der König verlas feine Thronrede per sönlich. Copcii Hägen, 6. Okl. In der ge strigen Eröffnungsrede der Kammern nahm der König mit Gniualhuung Bezug auf sei nen letzten Besuch auf Island und sagte, daß er die Begrüßungen dieser Insel und der Fa roe-Jnseln dem Mutterlande überbringe. Der König hofft auf eine harmonische, gemeinsame Arbeit des neuen Ministeriums und des Par lamentes. Die auswärtigen Beziehungen Dänemark's sind freundschaftlich. Die gegenwärtige Lage verhindert das Arrangement der Schlcswig 'jchen Frage, jedoch ist mit Grund auf eine befriedigende Lösung derselben zu hoffen. C o p c n h a g c ii, 7. Okt. —Der dänische Gesandte zu Berlin hat Instruktionen erhal ten, bei der deutschen Regierung wegen der Ausweisung dänische: Unterthanen aus Schleswig Vorstellungen zu machen. B e rli n, 8. Okt. Die Wahrheit des Berichtes, daß der dänische Gesandte der deut schen Regierung eine Note übergeben habe, wird in Abrede gestellt. Er hat einfach die Beschwerden der Ausgewiesenen übergeben. London, 2. Okt. Es herrscht hier in Folge einer heute Morgen erfolgten Explosion in dem Negents-Caiial große Aufregung. Es war gegen fünf Uhr heute Morgen, als auf einem in dem Canal, nahe dem zoologischen Garten vor Anker liegenden Lastkahne, der eine Ladung Schießpulvcr an Bord harte, die Explosion mit furchtbarer Gewalt erfolgte. Drei Personen wurden sofort getödtet und viele verwundet, die Brücken und Häuser der Umgegend zerstört. Eine Anzahl Zeitungen gaben Extrablätter heraus, die indeß nur wenige Einzclnhciten enthielten, in Folge des sen aber Tausende von Menschen nach dem Schauplätze des Unglücks eilten. (Weiteres.) H 2 Uhr Nachm. Der Knall von der Explosion im Regents Canale wurde in einer Entfernung von 20 Meilen gehört. Die Feuerwehr hat während des ganzen Morgens den Canal durchsucht und bis zur Stunde fünf Leichen gefunden, welche sämmt lich Opfer der Katastrophe waren. Die Lich ter des Bahnhofes und anderer Gebäude, welche zwei Meilen von dem Canal entfernt lagen, wurden durch die Erschütterung ausge löscht. Viele Personen entgingen mit knap per Noth dem Tode. Eine Anzahl Thiere im zoologischen Garten wurden getödtet. (Später.) H 3 Uhr. —Die Quantität Pulver, welche aus dem Regents - Canale in die Luft flog, betrug vier Tonnen. Die näheren Ein zelnheiten zeigen, daß die Explosion in einem großen Umkreise mehr oder weniger Schaden angerichlel Hai. Viele Bäume wurden et wurzelt; Häuser, welche zwei Meilen entfernt lagen, zitterten in ihren Fundameuten. Sie ben Perjonen werden noch vermißt. Mehrere Stunden lang herrschte ein förmlicher Panik und einige Personen starben infolge des Schreckens. Ter Dampfer „Faraday" mil den ihn be gleitenden Schissen „Ambassador" und „Da ria" sind auf ihrer Rückreise nach Queens town Heisse Morgen hier angelangt, nachdem sie vergebliche Versuche gemacht haben, das Ende des abgerissenen Kabels zu sinden. Im ganzen Lande herrscht stürmisches Wet ter. London, 5. Okt. In Folge des Anf standcs in den Argentinischen Staaten sind die südamerikanischen Papiere bedeutend ge wichen und herrscht erhebliche Bestürzung. L 0 nd 0 ii, 5. Okt.—ln PaiSleh, Schott land, kamen in letzter Nacht bei einem Brande vier Meiilchen uni's Leben. L 0 nd 0 11, 5. Okt. --ES heißt, daß Bitt schritten im Umlaufe sind, um die 'Regierung zu einer Milderung des über Arthur Orton, den Tichborne-Präiendcnlcn, verhängten Uc theils zu veranlassen. London, 5. Okt. Ein neuer Zwiespalt ist unter den Bonapartisten ausgebrochen. Richards, EabineiSnilnister unter dem Kaiser reiche, ist zum Prinzen Napoleon („Plön- Plön") übergegangen. Das Gerücht, daß der Herzog von Nor thuuiberland zum Katholizismus übergetre ten sei, wird widerlegt. ' L 0 nd 0 n, 5. Ölt. Bryan Waller Praetor (Barry Cornwoll), der berühmte eng lische Tchrislsteller, ist gestorben. Sccciit-t in Mad. Tuffauv'S Ealissict. L 0 nd on, 5. Okt. —Eine gut ausgeführte Wachsfigur Be-'chcr's ist in dem berühmten Cabinel der Mad. Tussand aufgestellt wor den. London, . Okt. Der „Standard" theilt mit, daß die däni'che Prinzessin Thyra im Begriff? stehe, sich mit eine Sohne des Ex-Königs von Hannover zu verhcirathen, und daß Bismarck Aufklärung über Liese be absichtigte Verbindung gefordert habe. London, . Okt. Die „Mart-Lane- Expreß" bringt Folgendes: Ende voriger Woche sielen große Regenschauer, welche lange der nachhaltenden Dürre wegen erwartet wur den. Der Waizen fällt noch immer, obgleich eine sorgfältige Zusammenstellung ergiebl, daß die Crndte sowohl in Quantität wie in Qualität weit eine Mittelerndte übertrifft. Alle Nachrichten von dem Eontiiieme berich ten ein Sinken der Waizenpreise. Die Wai-- zenzusiihr in Odessa ist gering und ungenü gend nnd es schnitt, daß von Egypten keine Jn Nonhampton siegte bei der Parlament- - Wahl der Eonservative Moreweathcr; der Li berale Fowler und b'r Radikale Bradlangh wurden geichlagen. Nachdem gestern Abend in Northampton das Resultat der Wahl bekannt gemacht wor den war, griffen die Anhänger Bradlaugh's das Hotel des Liberalen Fowler niir Siein würfen a:-. Die Polizei war nicht im Stan de, den Aufruhr zu unterdrücken. Tie Auf ruhr-Akte wurde verlesen, das Militär aufge boten und andere Hülse rcguirirt. Mehrere Personen wurden verwundet. Gegen Mit tcrnacht war Alles ruhig. London, 7. Oktbr. Tie Aufregung in Northampton dauert fort und die Behörden befürchten eine Erneuerung des Aufruhrs. Tie Straßen sind den ganzen Tag über von großeuMenschenmasse angefüllt gewesen. Ei sind ein'geschwo reii die in der Stadt patronilssren, und cwW Vcckjerie'n Arrillcrie sind angekom- Man daß die 'Nacht weite: cßuhe störnligen verMssde werden. Tie KohlciissNglcnt! von West-Riding, Jorksliire, haben beschlossen, von morgen ab znstrilen. ... Londo n, 7. Okt.—Es gcyt hier da Ge rücht, daß Kaiser Wilhelm, der augenblicklich in Baden imiss, iehr erstaunt über des Gra fen Arnim Verhaftung gewesen ist, und daß er näheren Ausschluß darüber erlangt habe. Paris, 2. Oc't- Ersatzwahlen für va kante Sitze in der rNationatoersiU.'tlnlung sind für die Departement-? Dromc, One und 'Nord auf den 8. 'November anberaumt wor den. Das „Journal de Paris" sagt, der hat einen verbindlichen und srenndschaftlichc.? Brief an McMahon geschrieben, in welchem er die Anstrengungen Frankreich s zu seinen Gunsten anerkennt. Der Straßenverkauf ist dem „Siecle" und dem „Dix-neuvicme Siecle" untersagt wor den. Das letztere Journal hatte einen verläum derischen Artikel gebracht, in welchem es einen Vergleich der Verwaltung unter Tbierd mit derienigen der heutigen Regierung anstellte. P a ris, 5. Okt.— Nachrichten von Ajac cio, Eorsika, melden die Niederlage des Prin zen Napoleon bei den Gencralraths-Wahlen. Paris, 0. Oktbr. Berichte aus 80 De partements zeigen, daß von den erwählten Mitgliedern der Gcneralrälhe 590 Republika ner, 550 Monarchisten und 130 Bonapar tisten sind. Zu 30 Distrikten werden Neu wahlen stattfinden. Paris, 7. Oktdr. Jede Partei bean sprucht bei der Wahl gesiegt zu haben. Das „Mot d'Order" schätzt die Zahl der erwähl ten Bonapartisten aus 144. London, 8. Oktbr. Es ist die Nach rjcht von Paris hicrhergelangl, daß die jran- zösische Regierung als Compensatio!! für die Rückbernfung des „Orenoque" dasKricgsschiff „Kleber" znr Disposition des Papstes bei Ostia stcttionircn will. Der Pariser Correspondent der „Times" berichtet, daß die französische Regierung sie Verwilllguug zum Wiederausbau des Schlos ses von St. Clond nachzusuchen beabsichtigt. Paris, 8. Okt. Munizipalwahlen werden vor dem Zusammentreten der Natio nalversammlung in ganz Frankreich abgehal ten werden, das Darum ist jedoch noch nickn bestimmt. Das „Journal de Paris" sagt, daß Graf V.Arnim in Paris viel dazu beigetragen habe, Hrn. Thiers zu stürzen, und daß er in Deutschland drang, die Regierung Mac Mahon's sofort anzuerkennen. Fürst Bis marck mißbilligte Arnim's Schritt in dieser Richtung und gab seine Gründe an, warum die Politik des Hrn. Thiers derjenigen Mae Mahon's vorziehe. Diese Gründe Bismarck's fehlen in den Archiven. Don Carlos angeblich tödtlich v e r iv n n d e t. Santander, 5. Oktbr. —lm Kar liitenlager zu Durango ist eine Meuterei aus gebrochen und Don Carlos soll von den Meuterern verwundet worden sein. —ln offiziellen Kreisen heißt es, daß die Wunde tödtlich fei, indem die Kugel durch den Ma gen gegangen fei. Madrid, 5. Oltbr. Die Karlisten haben, 4000 Mann stark, die Stadt Bich in Caralomen angegriffen, wurden aber zurückge schlagen. Madrid, 6. Okt. Ter fraiizösischeGe sandte hatte eine Conferenz mit dem Tenor Sagasta, in welcher er erklärte, daß die Stim mung Frankreich's gegen die Karlisten sei. Eine mit Waffen für die Karlisten beladene Barke wurde bei Santander gekapert. Eine Karlistenbande wurde bei Campillo geschlagen, 27 wurden getödtet und 77 ver wundet. Ter Meuchelmords - Versuch gegen Don London,;. Okt. Eine Spezial Depe sche aus Santander, an die „Pall Mall-Ga zette" gerichtet, sagt, daß das Gerücht, wor nach während einer Meuterei unter den In surgenten ein Meuchelmords - Versuch auf Don Carlos gemacht worden, abermals durch einen Brief von Durango nach Santander gelangt fei. Der Brief bestätigt die schon mitgetheilten Einzclnheiten des Vorfalles. Die Meuterer schössen auf Don Carlos und derselbe erhielt eine gefährliche Wunde. (Ein neueres Gerücht will wissen, daß Don Carlos gestorben und dadurch große Bestürzung unter seinen 'Anhängern entstanden fei.) Spanie. Paris, 6. Okt. —Die „Union" veröffent licht Depeschen, wonach Don Carlos am Sonnabend Urasehe besucht hat. Da dieser Ort zwei Tagereisen von Durango entfernt ist, so muß der Bericht, daß Don Carlos in der leeteren Stadt schwer verwundet worden ist, falsch sein. M adrid, 7. Okt.—Ex-Präsident Thiers ist gestern hier angekommen. Gestern Abend hielt er eine Ansprache an die hier lebenden Franzosen, in welcher er bemerkte, daß die Errichtung der Republik bei dem übrigen Europa leinen Anstoß errege. Bei den nach sten allgemeinen Wahlen, meinte er, würden die Bonapartisten an 50 Depulirtensitze mehr gewinnen. Hendaye, 7. Oktbr. Das offizielle Journal der Karlisten sagt, daß sich Don Car los gestern gesund und wohl bei seiner 'Armee befand. Dorregaray hat Urlaub zur Wieder herstellung seiner Gesundheit erhalten. Madrid,?. Oltbr. Es wird hier be richtet, daß General Dorregaray mit Don Carlos zerfallen nnd nach Frankreich gegan gen ist. General Mendier ist zu seinem Nach folger ernannt worden. Madrid, 7. Oklbr. Es wird berich tet, daß der Karlisten-General Tristany an der Auszehrung gestorben ist. Tie Karsssten sind bei Jgualada geschlagen worden. Viele Todte und über hundert Ver wundete sind aus ihrer seile. Der „Lberia" sagt, Gencrak Dorregaray habe den Dienst des Don Carlos verlassen, weil dieser sich geweigert, aus seine Rath schläge einzugchen und einige seiner jetzigen Freunde zu entlassen nnd General Cabrera zurückzurufen. Die spanische Regierung hat 10,000 Mann, deren Dienstzeit abgelaufen, entlassen. Santaii 0 er, 8. Okt. —CS heißt, daß eine Schwester des Senor Figueras hier vcr steckt und ein Befehl zu ihrer Verhaftung er lassen worden ist. M adrid, 8. Oktbr. Die spanische Re gierung hat ihre Beschwerden bei Frankreich in Betreff der nachlässigen Wachsamteit an der Grenze erneuert. Italien. R 0m e, 3. Okt. Ter König hat durch Dekret die Abgeordneten - Kammer aufgelöst und 'Neuwahlen für den 8. und 15. Novem ber aiiberaumt. Das Parlament tritt am 23. November zusammen. Boiichl ist zum Minister des öffentlichen Unterrichts ernannt worden. R 0 in, 5. Okt. — Garibaldi hat eine Auf forderung an die Wähler erlassen, bei den bevorstehenden Deputirtenwahlen nur für solche Männer zu stimmen, die zu Gunsten der Freigabe der politischen Gefangenen sind. N 0 m, 4. Okt. Die „Liberia" sagt, daß der Brief des Papstes an MacMahon in Be zug auf die Rückberufung des Kriegsschiffes „Orenoque" von Civita Vecchia die Beiner kling enthalten habe, daß er die Gründe aner kenne, daß er aber unter keinen Umständen sich derselben bedient haben würde. Die clerikalen Blätter sagen, daß der Papst die Rückberufnng des „Orcnogne" gewünscht habe, damit die französische Regierung dieser halb nicht länger den Beschwerden und den Maßreaeln anderer Mächte ausgesetzt sei. R 0 in, 5. 011. —Am letzten Samstage fand ein Bankett zu Ehren des Ministers Minghetti statt. R 0 m, K. Oktbr.—Signor Minghetti sagte in feiner Rede bei dem Bankette, welches ihm zu Ehren letzten Sonnlag in Lcguano gege ben wurde, daß das Defizit des Staatshaus halts für das Jahr 1875 vicrundfüntzig Mil lionen Lire betragen wird; der Betrag wird voraussichtlich, vermittelst der ausstehenden Slciierbcträge, um drciunddreißig Millionen reduzirt werden; der Rest von zweiundzwan zig Millionen soll durch Oclroi- und Zollad gavcn gedeckt werden. Bezugnehmend auf die abnormalen Zu stände in Rom, erklärte der Minister, weder die rothen noch die schwarzen Gespenster, de ren Erscheinen vorausgesagt worden sei, zu fürchten, und schloß mit der Versicherung des Erlasses neuer und strenger Gesetze gegen die MLrdcrbanden, welche gegenwärtig in mehreren Theilen des Landes ihr Unwesen treiben. R o in, 7. Okt.—Monsignor Theodoli, ein hoher geistlicher Würdenträger, ist in der Nähe von Frosinono von Lriganjeu gefangen ge nommen worden, welche H 30,000 für seine Freilassung fordern. Bazaine hat an die römische Zeitung „Jl Exercilo" geschrieben, daß der Moment, wo er sich offen aussprechen könne, noch nicht ge kommen sei; doch werde er später, wenn auch mit Widerstreben, die Wahrheit sagen. R o m, 8. Okt. Monsignor ZeSdoli ist von den Brigaudcn in Freiheit gesetzt wor den, nachdem er denselben tz 10,000 bezahlt hatte. Tie „Voce della Verita" sagt in Bezug auf die Verhaftung des Grafen von Arnim, daß sie Ursache zu dem Glanben habe, daß sie ver mißten Dokumente sich auf die Errichtung einer neuen Regierung in Frankreich und aus die Einmischung der dciilichen Regierung in die Angelegenheiten Spanien's bezögen. Belgrad, 2. Okt. Eine Verschwö rung, um die regierende Dynastie zu stürzen, ist entdeckt worden. Viele Verhaftungen haben stattgefunden und eine Menge Waffen sind confiszirt worden. Man häit den Ex- Fürsten Karagcorgewich für den Hanptan führer. Türkei. Wien, 5. Oktbr. Das Arrangement wegen der türkischen Erbfolge soll in Rücksicht auf den prekären Gesundheitszustand des Suliaus erfolgt sein. W i c n, 5. Okt.—Die „Neue Freie Presse" veröffentlicht heute eine Spezial-Depesche von Eonstantinopel, daß der Sultan sich infolge der Vermittlung des englischen Gesandten mit se.'.uem Neffen Mohammed Murad Ef fendi, dem Thronerben, ausgesöhnt hat. Egypten. Cairo, 7. Okt. Der Nil ist hier etwas gefallen, doch treffen die Behörden noch immer Vorkehrungen, um einer aUenfallsigeu Ueber schwcmniilng vorzubeugen. Volle 20,000 Personen sind damit beschäftigt, Dämme zu erbauen. London, . Okt.—Nach Berichten vom Haag befinden sich die holländischen Truppen in Achecu in bedenklicher Lage. Die Atchinc sen zeigen sich nicht er ähnlich und sind die Holländer gezwungen worden, ihre Stellun gen zu befestigen. Unter den Mitgliedern der „General-Staaten" macht sich immer hervor hebender die Ansicht gellend, daß die politische Richtung, welche zu dem, wie man jetzt er achtet, nutzlosen und kostspieligen Feldzug ge führt hat, eine verkehrte sei; der Regierungs partei ist es aber soweit gelungen, einer Jn , terpeUation vorzubeugen. ! Calciitta ,6. Oktbr. —600,000 Einge borne werden noch immer von der Regierung unterhalten, doch glaubt man, daß dieselbe am 15. d. Mts. damit aufhören wird. Die Ausgaben werden hinter dem Voranschlage zurückbleiben. Günstige Regen fallen noch fortwährend. London, 7. Okrbr.' Eine Spezialde j Pesche der „Post" berichtet, daß in Turkestan ! vollständige Anarchie herrscht. Die Turko manen plündern die den Russen zugethanen ! Stämme und machen die Intervention der l Letzteren unvermeidlich. Ter letzte Wirbelsturm in Hoa-Kong. Hong-Kong, 8. Okt. Der Verlust, welcher durch den letzten Wirbelsturm hier verursacht wurde, wird auf L 1,000,000 ge schätzt. Der Strand ist meilenweit mit Trüm ineru gescheiterter Fahrzeuge bedeckt. China und Japan. London, 8. Okt. Der „Globe" sagt in seiner heutigen Nachmittags-Ausgabe: „Eine Depesche von Shanghai meldet, daß zwischen China und Japan der Krieg erklärt worden ist. Wir sind nicht im Stande, den Bericht zu bestätigen." Jsitand-Tepescheu. Trauriger Nuglücksfall i einem Staatsgefängnisse. Boston, Mass., 7. Ott. —Als der Nacht wächter I. H. WoodS heute Morgen das Waschhaus der Anstalt betrat, explodirte der Dampfkessel in derselben. Woods wurde au genblicklich gctödtel; der obere Theil seines Kopfes war weggerissen und seine Arme und Beine in schrecklicher Weise verstümmelt. Der Unglückliche war ein tüchtiger Beamter und sei zwei Jahren an dieser Stelle. Er hinterläßt eine Frau, aber keine Kinder. Studenten einer Ätrzneischulc als Leichenräuber. Buffalo, N.-2)., 8. Okt. —Das Grab von Frau Ricvard I. Carey, die kürzlich ver storben ist uns auf dem Heiligkreuz-Kirchhofe begraben wurde, ist Dienstag Nacht feines Inhaltes beraubt worden. Polizeibeamte, die Behufs der Entdeckung der Thäter das Mcdieal College durchsuchten, überraschten die Studenten, wie sie an dem genannten und noch vier anderen Leichnamen mit Sezirun gen beschäftigt waren; 39 wurden verhaftet und nach dem Polizeigerichtc geführt, wo Richter Nash sie auf Ehrenwort, am Tage der Borladung vo. Gericht zu erscheinen, cnt ließ. ES herrscht über diese Affaire große Aufregung hier. Beginn der Utttcrstcyng gegen Pastor Glcnscnning. New -'A 0 rk, 7. Okt.— Das Schiedsrich ter-Comite des Presbyteriu'.ns von lersey- Cfty macht bekannt, daß eS heute 'Nachmittag und Abend in Sitzung sei, um Jedermann aiizuböreii, der Klagen gegen den Pastor John S. Glendenniiig in Bezug auf die An gelegenheit desselben mit der verstorbenen Mary Pomeroy vorzubringen wünsche. Ei Cotttplok in den Petroleum- Distrikte,. Ncw -?) 0 rk, 7. Okt. Eine Spezial- Depesche von Titusville, Penn., berichtet, daß sich täglich die Ericheinungen mehren, die daraus hindeuten, daß eine Gesellschaft existirt, die durch Anhäuftikig von Millionen von Dollars die ganzen Ocldistrikte in Pennsylva nien in ihren Besitz zu bekommen bestrebt ist, und die an 'Ausdehnung ihrer Hülfsqucllen noch weiter geht, als die „South-Jmprove mcut Compagnie" von 1871. Mehrere hun dert Arbeiter sind gestern in den Raffinerien entlassen worden und die Fässer-Fabriken kön nen nicht mehr mit 'Nutzen betrieben werden. Der Plan der Verschwörung besteht darin, den Werth alles Eigenthums, wo Oel ge wonnen wird, hcrabzndrückeii, und zwar da durch, daß sie fortwährend mit Verlust arbei ten, indem sie bedeutende Frachten unter dem reellen Preise zum Export verkaufen. Es herrscht daher große Aufregung hier und be reits geyl man mit dem Verschlage um, die Beamten der Haupt - Stammlinien wegen Complots zu belangen. Ter Orden der „üoll, - Männer." fit ew -9) ork, 7. Okibr. Die Convcn tion des Unabhängigen Ordens der „Roth- Männer" ist soeben in Brooklim beendigt worden. Siebenzehn Staaten waren vertre ten, etwa 200 Logen hallen Delegaten ge schickt. Louis Warde von Maryland wurde zum Ober-Groß-Chef und Otto Krämer von Massachusetts zum Hüss's - Groß - Ehcf er nannt. Tod eines bekannten Mannes. A e w - 9) 0 r k, 8. Okt. August Siegrist, der Sohn des bekannten Taschenspielers und Bauchredners Siegrist, starb gestern früh in seiner Wohnung in West-Hoboken. Vor ei igen Jahren erlitt der Verstorbene bei einer Vorstellung in einem Cirkus bei einem Sturze eine gefährliche Verletzung und wurde niemals vollständig hergestellt. Man schreibt seinen Tod ebenfalls dieser Uriacye zu. Sein Be gräbniß wird ain Freitag stattfinden. Vor zwanzig Jahren, Saison 1854, war August Siegrist kurze Zeit Mitdirektor des hiesigen Stadtihcaters. Tie Firma hieß damals Hoym Sr Siegrist. Hamann kaufte nach ein vicrteljährticher Direkttonssührung die Sie grist'sche Antheilschaft an sich. Siegrist war ein geborener Baoenier und ist, trotzdem er aller Herren Länder die Kreuz und Oucr bc rein, stets ein Teutscher geblieben. Schreckliches BranduitglückiitNcw- Aork —kitte llSicdcv!ol,g der Hall-River-Katastrophe. New -9) 0 rl, 8. Ott. Heute Nachm. 3 Uhr brach im 3. Stockmerke des große Backstciugebäudes 'Nr. 516-530, West 25. Slraße, Feuer ans. welches rasch um sich griff. In diesem Gebäude hatte die „Gutta Percha - Manusaeturiiig - Comp." ihre Werk stätten; eine große 'Anzahl von Arbeitern, Männer und Knaben, sah sich von den 'Aus gängen abgeschnitten und sie mußten, um sich zu retten, aus den Fenstern des 2. Stockwer kcs springen. Unter Denen, welche sich auf diese Weise zu retten suchten, war John Breu na, 39 Jahre alt; dessen Kleider fingen Feuer und er wurde so schrecklich verbrannt, daß man an seinem Wiederaufkommen zweifelt. Die Mauern stürzten bald nach dem 'Aus bruche des Feuers cm; eine derselben beschä dlgtc eine Miethkaserne. Patrick Galligan, 39 Jahre alt, welcher in ' dem Miethhame wohnte, wurde erschlagen. ' Die „Gutta Percha-Eomp." verliert Hlö,- > 000; B. Lilienthal, Rr Eigenthümer des Gc ' bäudes, schätzt seinen Verllist auf H 30.000. Ki Polizist als Mörder. Philadelphia, 7. Okt. —G.M.Elliott, l 9 Jahre alt, wurde heute Morgen in der „Musical Fund Hall" von einem Polizisten tödtlich verwundet. Letzterer sagt, daß Elliott! ihn schlug und dann, nachdem er verhaftet ! war, sich losriß, worauf er dreimal auf den ! Flüchtling schoß. Elliott sagt in seiner nun- ! mortkm-Ängabe, daß er den Polizisten nicht geschlagen habe. Eine Ueberschwemmung in Phi ladelphia. Philadelphia, 8. Okt. Der große Regenfall der letzten Nacht hat eine bedeutende Ueberschwemmung der Keller an der 3., zwi schen der Market- und Archstr., zur Folge ge habt. Ter augestiftete Schaden ist beden l tend. Eiscnvahn-Unglna. Philadelphia, 8. Okt.-Heute Mor gen fand an dem Verbindungswege der „North - Pennsylvania " mit der „Reading- Bahn," im nördlichen Theile der Stadt, ein Zusammenstoß zwischen dem Passagier-Zuge der erstem Bahn von Hatboro' und einem Kohlenzuge der Letztern statt. Obgleich keiner der beiden Züge schall fuhr, scheint doch die Verwirrung der Bahn Siaualiste:! den Unfall unvermeidlich gemacht zu" habe. Der Koh lenzng stieß gegen den Vorderiheil des Pasia gierrrains und Baggage, Rauch und zwei andere Personenwagen wurden umgestürzt. Die Insassen kamen sonderbar genug ohne erheblichen Schaden davon. Die Minenunruhtt in Pcnnsylva tcn. Wilkcsbarrc, Pa., 7. Olr. Unter den Bergleuten in Moosic, einem kleinen Städtchen in der Nähe von Scranton, sind ! Unruhen ausgebrochen. Vor einiger Zeit! entließ der Aufseher einer Mine einen Knaben ! und die Bergleute weigerten sich, zu arbeiten, j wenn derselbe nicht wieder angestellt werde. ! Dieses wurde von der Eompagnie abgelehnt ! und die Bergknappen waren nicht zu veran lassen, die Arbeil wieder aufzunehmen. Am , letzten Montag traf eme Anzahl Walliser Bergleute etn, welche von den Ausständigen, die größtentheils Jrländer sind, angegriffen wurden. Heute erschien der Scherns mit einer pusse am Platze und zerstreute die „Stri kcrs," worauf die neue Mannschaft zur Tiefe fuhr. Wilkesbarre, Pcnns., 8. O kt.—Zwi schen den Bergleuten zu Moosie sind gestern Mißhelllgkeitcn ausgebrochen. Ein Theil derselben, meistens Jrländer, verlangten von - der Direktion die Entlassung ihres Meisters, . eines Wallisers. Als ihnen dieses verweigert : wurde, legten 80 von ihnen die Arbeit nieder, . die dann auch sofort entlassen und ausbezahlt . wurden. Die Striker suchten nun auch die - klebrigen an der Arbeit zu hindern, wobei ein - Streit sich entspann, bei welchem ein Alan sehr schwer verletzt wurde. Ndderzook. Harris bürg, 8. Okt. Das Argu ment vor der Begiiadigungs-Commission in dem Falle lldderzook's schloß heule um 3 Uhr und zo weit die Anwälte in Betracht kom men, ist die Sache jetzt erledigt. Wann die Commission ihren Bescheid geben wird, ist noch nicht bekannt. Aus geringfügiger Ursache einen Knaben erschossen. Wilmington, Del., 7. Okt.— Mehrere Knaben waren gestern damit beschäftigt, auf dem Landgute von Aaron R. Woodward Ka stanien zu suchen. Als ihnen von diesem be fohlen wurde, sich zu entfernen und sie im Begriff standen, dies zu thun, übermannte der Zorn Woodward und er feuerte zwei Schüsse auf dieselben ab, in Folge deren W. Lukins getroffen wurde und heute Nachmittag starb, ebenso wurde John S. Kelly wenn auch nicht lebensgefährlich, doch schwer verletzt. Wood ward wurde nach Newcastle in's Gefängniß abgeführt. Tic radikale LviUkür-Scrrschaft in Alabama. Mobile, Ala., 6. Oktbr. Die HH. Renfroe, Bullock, P. A. Hillmail und Childs, die man als die Mörder von W. P. Billings in Sumter - County verhaftet hatte, kamen Sonntag Abend hier an. Die Erzählungen ihrer Leiden und der brutalen Behandlung, die sie die ganze Zeit über zu erdulden hatten, sind furchtbar. Jeder Einzelne wurde an den Händen gefesselt, dann wurden sie zusam mengekettet und einer Abtheilung Bundes soldaien überantwortet, welche den Befehl hatten, bei der geringsten Widersetzlichkeit auf sie zu schießen. Sie wurden sodann auf den Zug zu Demapolis gebracht, und auf der ganzen Strecke bis nach Montgomcry wurden sie von verkommenen Negerfubjekten belästigt und beschimpft, die mai? frei in die Waggons hineinließ, wenn sie an irgend einer Station hielten. In Montgomery wurden sie in die ekelhaftesten Kerkerlöcher, starrend von Koth und Unrath, gesteckt. Wasser und Speisen wurden ihnen verweigert, und jede Besprechung mit ihren Anwälten untersagt. Der Marschall, welcher sie ver haftete, hatte einen VerhaftSbefehl für Wil helm Hillmann, und, von P. A. Hillmann gefragt, mit welchem Rechte er ihn verhaften könne, erwiderte derselbe: „Ich mache dabei keinen Unterschied. Jetzt arrettren wir Sie und später den Wilhelm dazu!" Die Unter suchung ist noch vor Commissär Gillette im Gange. Drei Neger sind heute als Zeugen vernommen worden, deren Aussagen aber unzusammenhängend sind und sich gegenseitig widersprechen. M obile, 7. Okt. Der Fall der Gefan genen vonSumter-Couiity schwebt noch immer und zwei von den Anwälten haben Argumente gemacht. W. T. Jumer versuchte zu bewei sen, daß eine Verschwörung cxistire, machte aber damit Fiasko. Weitere Argumente werden morgen erfol gen. Philipp A. Hillino i, welcher au Stelle des Win. Hillman verhaftet worden war, ist noch nicht freigegeben. Mobile, 3. Okt. Das Zeugenverhör in der Sumler-Coiiiitp Affaire schloß gestern. Die Beweisführung ist sehr gemischt; dieje nige für die Verfolgung ist mit Ausnahme von Henry I. Greattas, Billiug's Compag non in der Advokatur, gefärbt, diejenige für die Vertheidigung zum Theil correkt, zum Theil ebenfalls gefärbt. Ein Zeuge, ein Ne ger, identifiziere Renfroe und Bullock und schwor steif und fest, daß dieselben bei dem Morde bKheiligt gewesen seien mit noch 20 bis 25 Anderen. Andere bezeugten, daß sie dem Morde zugesehen hätten. Hillman wurde van Keinem idcntifizirt. Der Beweis der Unschuld für Reniroe und Bullock ist stark. Mehrere Zeugen beschwören positiv, daß die selben zu >ener Zeit in ihren resp. Wohnun gen sich befunden hätten, der nächste davon iie.in Meilen von dem Schauplätze des Mar des entfernt. Hillmann heißt 'mit seinen Vornamen Philipp A. und auf dem Verhaf iniigsbefehl steht William. Die beiden Haüptzeugcn geben au, daß Billings, der 45 Jahre alt war, zwischen Sonnenuntergang und dem Eintritte der Dämmerung am Toiinabende, den l. August, als er allein auf der Landstraße ritt und ungefähr 100 Zarbs noch von seiner Wohnung in Sumter Couuty entfernt war, getödtet wurde. Beide, Mann und Pferd seien erschossen und am anderen Morgen todt aufgefunden worden. Dieiel ben beschworen, daß Renfrbc ans dem Gehölz heraustrat und „Halt" rief, währenddem die klebrigen hervorüürzten und schössen. Nichts verlautete von Seiten der Anklagcbehörde über eine vorhergegangene Drohung des einen oder des anderen der 'Gefangenen gegen Billings. Diese sclbü sind ruhige iind rcspettabel ausse hende junge Leute und Gutsbesitzer in Snin ter-Counly. Nachdem heute die BeweisführungihrEndc erreicht hasse, gab der Eoniimssär gegen 53 Uhr seine Entscheidung ab, indem er Renfroe und Bnllock in Haft schickte, ohne Bürgschaft anzunehinen, und Hiltman freisprach. Der Commisiär weigerte sich, aus die Verfassungö mäßigkeit des Gesetzes einzugehen und basirte seine Entscheidung ans die Dbatsache, dag, ob wohl die Alibi's in den Fällen von Bnllock und Renfroe st-eng dargetyan seien, so gäbe das Zeuge,iverhör Anhalt genug, die Jnhas lirnng der Angeklagten zu rechtfertigen. Be vor dieser Entscheid in Kraft getreten war, bat der Staatsanwalt den Cominissar, Hillnian bis zu einem neuen Affidavit festzuhalten und einen Vcrhaslsbefchl gegen ihn zu erlassen, indem er ihn beichutdigte, den Wisson Doyle geschlagen zu haben. Dies weigerte sich der Comnnssär zu thun. Infolge Dessen nd nachdem Hillman in Freiheit gesetzt worden, erklärte derselbe dem Staatsanwalt, daß er um 5 Uhr Nachmittags erscheinen und Bürg schaft stellen wolle wegen dieser neuen An klage. Lyuchjttstij in Missouri. H 0 lky Springs, Mo., 8. Ott. Ver gangene Nacht holten etwa 40 Neger ihre Haniiarbgcnosseii James Perkins und Wil liam Ravenswood aus dem Gefängnisse und erschossen sie, dadurch den Tod Mack Hill'S rächend. Alles ging so still von Stalten, daß die Meisten erst heute Morgen die That er fuhren. Es ist AUcS ruhig hier. Postranv in Tcras. G alveston, 8. Oktbr. Eine Spezial ilepesche von Paris, Texas, an die „News" aeldct, daß die Postkutsche von Brookstown oii drei Vermummten angehalten wurde, velche die Passagiere um K 325, zwei goldene ind mehrere silberne Uhren beraubten. I. N. Smith, der Liassirer einer Bank, befand ich mit seiner Frau in der Kutsche, und Letz erer gelang es, K4OO und eine goldene Uhr zu lerstecken. Alan glaubt, daß dieses dieselbe liäuberbandc ist, welche die Postkutsche bei >ot Springs, Ark., und den Bahnzng bei Kads Hill ausplünderte. sin Mitglied der Gtos;^cschwöre ncn vor dem Horum seiner Kollegen. Salz-Sec - S t a d t, Utah, 8. Oktbr. Die Großgcjchworenen verhandelten heutc aber ein Mitglied aus ihrer Mitte, Thomas Ricks. Derselbe steht unter der Anklage, mir Frauen zu haben, von denen er drei seit IB6Z zcheiralhet hat. Seine eigene Tochter ist eim der Hanplzcuginnen gegen ihn. Berliaftung eines koroners. San Fr an zis co, 8. Okt. Dr. Rice der Eoroncr hiesiger Stadt, ist wegen Unter ichleifs und falscher Amtsverwaltung vcr hastet und vor die Großgeschworenen gebrach worden. Alle schenkwirthschaftcn, welche Mäd chen als Auswärlerinnen besaßen, wurdci dem neuen Gesetze gemäß gestern Aken! polizeilich geschlossen. Tic Revolution in Argentinien Rio de Janeiro, 3. Okt. — Nachrich ten von Buenos Ayres melden, daß Scnoi Avellanda im Begriff steht, ein Manifest ;i pubtizircn, in welchem er auf die Präsident schaft verzichtet, und daß Scnor Oniiitanc zum provisorischen Präsidenten ernannt wer den soll, bis eme Neuwahl stattgefunden hat Die RegieruiigSlruvpen defestigen alle strare gischen Punkte. Die Insurgenten stehen be Eolonia in Uruguany, Buenos Ayres gegen über, sie haben die Insel Marlin Garen erobert. Aus der argentinischen Bank sind tzlv, 000,000 zurückgezogen worden. Aus Central - Amerika. Erd bebst in Antigua. Schreck liche Scenen. Panama, 2. Sept. Ter gesetzgeben den Versammlung ist eine Bill unterbreite worden, um die Abtretung des darischen Ge bietes an die National-Regierung gulzi heißen. Dieselbe ist vorerst an ein Eomi verwiesen worden, wird aber sicherlich, wen sie zur Discussion gestellt wird, heftige Oppi sition erfahren. Näheres über vaS Erdliclicn in Antigua. Ein Eorrespondent des „Star" in „Herald" schreibt unterm 4. Sept. von Aul gna, Guatemala, daß am Abend vorhe gegen 49 Uhr ein Erdbeben dort stattgefundn . habe, dem einige Warnung?-Stöße vorang gangen seien. Ein furchtbarer Stoß mach ! den Boden in der Richtung von Osten na Westen heftig erzittern. Die Erschüttere bestand in einer Reihe mächtiger Stöße, t ! abwechselnd in horizontaler Richtung crfol > ten. Die Erdoberfläche gerieth in eine welle förmige Bewegung, deren Abstand mindeste > einen Fuß betrug, so daß man keinen Schr Nr. 41. vorwärts machen konnte, ohne hinzufallen. Rechnet man hierzu die durchdringenden Klagerufe der erschreckten Bevölkerung, das Knacken und Krachen einstürzender Mauern und Häuser, das dumpfe laute Grollen gleich dem eines unterirdisch rollenden Tonners, so hat man annähernd ein Bild von dem Ent setzen erregenden Schauspiel, das sich den Ein wohnern von Antigua darbot. Grauenvoll war es anzusehen, wie jeder bewegliche Gegen stand heftig hin- und herfchwankte. Lange nach dem ersten heftigen Stoße wurde man noch betäubt von den immernoch einstürzen den Mauern. Plötzlich ertönte aus mehreren hundert Stimmen ein Lob- und Dankgesang zu Ehren des Schöpfers, aber neue Erdstöße folgten, Veranlassung zu neuen Klagetönen für die davon Betroffenen und zu neuen Dan kesliedcrn für die davon verschont Gebliebenen gebend, die in unheimlicher Weise sich mit einander vermischten. Die Nacht schien kein Ende nehmen zu wollen. Die Straßen und die öffentlichen Plätze von Antigua waren mit Zelten u.s.w. bedeckt, da alle Einwohner sich dorthin slüch teten, neue Erderschütterungen befürchtend. Glücklicherweise fiel kein Regen. Gegen zwei Dutzend bewohnter Häuser sind ganz einge stürzt, 32 Menschenleben unter ihren Trum mern begrabend. Die Zahl derjenigen Häu ser, die wegen der starken erlittenen Beschädi gungen niedergerissen werden müssen, ist sehr beträchtlich. In der Hauptstadt Guatemala wurde das Erdbeben auch, aber nur in Kick ten Stößen, verspürt. Nach Aussagen vcn Indianern sind auch am Fuße des Vulkai s drei Dörfer zerstört worden. China.—Ein Eomvlot zur Ermor dung der Ausländer. Zeeranv. Hong Konz, 2. Okt. In Tientsüi ist eine Mililärverschwörung entdeckt worden. Unter den 60,000 in der Umgebung der Stadt gelagerten Truppen hatte eine Anzahl sich verabredet, die Stadt zu überfallen und alle Fremden zu ermorden. Die Rädelsführer der Verschwörung sind sämmtlich verhaftet worden. Der Dampfer „Spark," der zwischen Can ton und Mocao fährt, ist von Seeräubern angefallen worden. Die Mehrzahl der Ofsi. ziere und Mannschaft des Schisfes wurden umgebracht und das Schiff ausgeraubt. Die Seeräuber wurden später aufgegriffen. Europäische Berichte. —(E f scn, 16. Septbr.) Dem „Franks. Journal" wird geschrieben: „Wie dieZeituii gdn f. Z. meldeten, veröffentlichte Cammer zicnrath Krupp am Borabend des SedanfefteS ein an die Arbeiter seiner Gußstnhlfabrik ge richtetes Cirkular, worin er diesen am Sc danstage zu arbeiten befahl. Der Grund die ser Maßregel liegt in einer kleincnSpannung, welche zwischen hochstehenden Personen und Krupp seit einiger Zeil eingetreten ist. Be kanntlich war der Groß-Industrielle kürzlich genöthigt, eine öffentliche Anleihe ausznschrei ben. Bevor er diesen Schritt that, halte er in Berlin den Versuch gemacht, die erwünsch ten Millionen aus Staatsmitteln zu erhalten, was ihm jedoch unter dem Borwande, es sei en keine disponiblen Fonds vorhanden, ab geschlagen wurde. Man geht wohl ntchi fehl, wenn man mit der hierdurch entstandenen Cr kaltnng auch die gesellschaftlichen Ehren in Verbindung bringt, die der deutsche Krön prinz dem Commerzienrath Stumm in Ncii kirchen erwies." Die de uts chen Z eit nn gc n sind voll von Berichten über die großen Herbst-Äanö ver. Kaiser und Kronprinz wohnten zuerst denen des lt. Corps in der Nähe von Fried berg in Obcrhessen an und besichtigten dann die des 10. Corps in der Nähe von Hannover, von wo dieselben sich vor ihrer Rückkehr nach Berlin noch zum Slapellaufe des „Friedrich des Großen" nach Kiel, begaben. Ein mit seltener Ka l i b l üti g kcit aus gcftth rt cr Mo rd wurde im Lager von Alderfhot verübt und kostete das Leben des nur :!2 Jahre alten Capttäno Biro. Der Mörder ist der Soldat Dom Smilh, welcher offen vor feinen Camcradcn bei den Schieß übungen den Offizier, der ihn vor einigen Tagen zu 7 tägigem Arrest verurtheilt hatte, niederschoß. Als die That vollbracht war, warf der Soldat die Waffe, zum Zeichen der llcbcrgabc, nieder und erklärte, daß er den Mord begangen. ES fanden sich auch in sei uer Tasche nur i statt 5 Patronen und eine leere Patronenhülse. Der Mörder Hai bereu 18 Jahre i der Armee gedient, bis zu den letzten 2 oder 3 Jahren sich ziemlich gut aus geführt und 3 Ehrenzeichen für gutes Betra gen erhalten. Von diesen hatte er eines vor 2 Jahren auf Grund eines kriegsgerichtlichen Urtheils verloren. Die schreckliche Thal hat allgemeines 'Aussehen emgi. Das größte S e gc lich i ff der deut scheu Handetsmarine ist das kürzlich ans der Werfte des Hrn. Rickiners in Geestemünde von Stapel gelaufene neue Schiff „Teile Rickiners." Es ist 1762 Tonnen Register gemessen, trägt also t2OO frühere BrcmcrLast nnd hat einen gemessenen Raum -Inhalt von 4992 Kubikmeter. Das Schiff hat eine Län ge über die oberen Decke von 223 Fuß bei ei ner Breite von 43 Fuß nnd eine Diese von 27 I Fuß, ist also im Vergleich mit den großen, englischen und amerikanischen Segelschiffen schr klein. In Paris wurde am 9. September der neue israelitische Tcmvel in der Rue de Victoire durch die Großrabbincr Zadok Kaleb und Isidore feierlich eingeweiht. (Ter Mci ni nger Brand und die Ässekliraiizgesellschaften.) Unsere bereiis ge brachten Mittheilungen über dießeiheissguiig der verschiedenen FeuerversichcrungSgeieÜ schasten bei dem Meuiingcr Brande vervoll ständigen wir nach der Berliner „B. Ztg." durch nachstehende, aus authentischen Quellen geschöpfte Zusammenstellung. Es sind bc lhciligl: dic„Providelia" mit 220,000Ty1r., die „Golhaer FeuerversichernngSbaiit" mit 200,000 Dhlr., die„Schlesische Feuerversiche rungsgesellschast" mit 200,0110 Dhlr., der „Phönix" mit 150,000 Tblr., die Feuer versicherungs Gesellschaft „Adler" mit 100,000 Dhlr., die „Preußische National- Feuervcrsicheruilgs - Gesellschaft" in Ttet tin mit 75,000 Dhlr., die „Thuringia" mir 70,000 Thlr., die Versicherungsgesellschaft „Royal" mit 70,000 Thlr., die „Eolonia" mit 5,000 Thlr., die „Vaterländische Feuer versicherungSgesellschasl" in Cberseld mir 4, 000 Thlr., die „Leipziger" und „Magdcbur ger Feuerverstchernngsgcsellschaslen" mit >e 35,000 Thlr., die „Westdeutsche Versicher rnngs-Aktieu Bank" in Essen mit 39,00 Thlr., die „Aachen-Münchener Feuerversiche rungsgesellschast" mit 25,<>i>o Thlr., die „Ol deiibnrger Versicherungsgesellschaft" mil 18, 000 Thlr., die „Preußische Feuerversiche. rungsgesellschast" inßerlin mitl t,o> Thlr., die „Berlin Kölnische Feucrvcrsichcriingsge sellschast" mir 12,00 Thlr., die „Berlinssche FenerversicherungsgeseUschaft" mir i,c> Thlr., die „Cladbachcr Fcnerversicherungs gesellschaft" mit 8000 Thlr., die „Bayrische Hilpolheken- und Wechselbant" mit 7 Thlr., die „Teutsche Versicherungsgesell schaft" mil l) 00 Thlr.,nnd dieVerfichernngs gesellschaft „Union" mit 872 Thlr. Tie Ge sammtsumme der zu zahlenden Schäden be läuft sich sonach aus 1,39V,872Th1r.; wie viel hiervon seitens der obengenannten Gesell schastcn in Rückversicherung gegeben, ist noch nicht bekannt geworden. Pon RLckvcrsiche ruugs-Gesellschasten werden namentlich meh rere Wiener Institute als erheblich bcthciligt . ausgeführt. Die L uiigcn - Sch wi 11 ds uch t herrscht in fast allen Gegenden Europa's, ' und die Zahl ihrer Opfer übersteigt beinahe die aller übrigen Krankheitserscheinungen. So kommen auf je tausend Todesfälle in Belgien 190, in Frankreich 120 tödtliche Ausgänge der Lungenschwindsucht, was dem fünften, respektive achten Theil aller Todes ursachen zusammengenommen entspricht. 1 ! Vorzugsweise sind aber von ihr die Städle heimgesucht. Die Zahlen sind, im selben Verhältniß wie früher gerechnet, für Chrinia. nia 173, für Brüssel IK3, für Bordeaux 143, für Paris 112 u. s. w. So verbreitet nun diese Krankheit in Europa in, so gibt es doch l einige Gegenden, welche von ihr vollkommen gemieden werden. Dies ist der Fall auf i Island, aus den Faröer-Jnseln, im nördlichen Norwegen, in den von Kirgisen bewohnten - russischen Steppen, endlich in den hoycr gelegenen Gebirgslandschaften. Man hat bis jetzt beobachtet, daß diese Krantheilsform ! in Europa im Allgemeinen von Süd gegen Nord abnimmt. Doch hängt diese Erschei nung nichl mit der Zunahme der Kasse in den nördlicheren Breiten zusammen, da im nördlichen Schweden und in Sibirien, also s in Gegenden, welche auch in der Breite des .. i nördlichen Norwegen liegen, Lungenschivint- suchtssälle häufig genug angetroffen werben. , Daß der nördliche Theil Norwegen's und " ! Island vor dieser schlimmen Krankheit 1 geschützt ist, ist noch nicht aufgeklärt. Deß d I einige Steppen Rußland's von dieser Ärank j. j heil gänzlich besrcit sind, ist erwiesenermaßen r, ! dem dort allgemeinen Genuß der gcgoyrcncn n - Stutenmilch, welche unter dem Namen e- ! „Kumys" bekannt ist, zuzuschreiben. Bald le nach dem Bekanntwerden dieses llmiiandcs M ! wurden in Moskau und Jnlcrlaken in nenencr Zeit, und zwar in großartiger Weile, m den je i Graubündtner Thälern Engadin und a avcs a- ! Kuranstalten errichtet, wo dmes 0 enanle 11- i als Heilmittel verwendet wird und wo bereits iS ! Hunderte von Kranken Ausnahme und Hü ft! > ssing fanden.