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Stadt Baltimore. Abfahrt beb Dampfers „Brau Ter Dampfer „Brauiftchwcig," Eapt. Un dütsch, trat Sonnabend Nachmittag um 2 Uhr seine Rückfahrt vonLocust-Point über Sonih ampton nach Bremerhaven mit K Kajüten uiid 27 Zwischendecks Passagieren an. In der Kajüte fahren E. H. Vogler von Bremen, Halt Kaufmann aus Washington, D. E., W. P. Stark ad T. Bayer ans Nelly'S psord nno E. T. Alteiikirch und P. SvieS ans Pittsburg, Pa. Seine auf 51-G.KB4 qcwerthete Ladung umfaßt folgende Colli: 28'. Qxhofte Viraj mer Tabacksrippeii, Soi K-.ftcn Secdblatt- Taback, i Kiste Rauchtaback. Ol Oxhofte Vir gimer und 92 Oxhofte kcnlucky'cr Taback, l Qxhost Keiftucky'er Tabacksrippcn, 440 Fäs ser Syriip, 100 Säcke Kleesaamen. 184 Fäs ser Kstufmanitsgülcr. iio Fässer gedörrter Aepzeljchnitzen, 100 Tonnen Leinkuchen, 128 Säcke Kentuckij'cr 8.-Gras und 1250 Ballen Baumwolle. Ankunft des Dnmpscro ..Berlin. Der Dampfer „Berlin," Eapt. Putscher, am 7. Oktober von Bremen und am 10. von c-outhampton abgefahren, erreichte Montag Abend uin 8 Uhr mit 13 CaMen- und 208 Cajüten Passagieren seine Werfte auf Lociisi- Voinl. Er hatte während der Reise hochge hende See. In der Eajüte fuhren Frau Ulricke und deren Tochter Emma Küster aus -r cuischtand, (Letztere ist für die „Coiicordia"- Bühne cngagirl), Catherine Klingel und Ear rie Klingel von St. Louis, Gustav u. Fran cis Guth von Baltimore, E. E. LearS,Chas. James, Frau Jesfers, Frl. Jeffers, N. G. Behnc und Frau Behne ans den ! Ver. Staaten; im Zwischendecke kamen Caro line KeUiicr, Eh. Uno Johanna Zahradnick, Anna Leber, Pauliue Jäcky, H. Bergmann nd A. Pretzla aus Baltimore, John Neiiiccke aus New-2)ork, Morris Bloch von LouisviUe, Ky., Geo. Trendel von Memphis, Tenn., T. G. und Maria Geiger von Indiana und folgende Einwanderer: Okifte, Matths Weftä,! striv i'ens, Pam' ! Justine Wnstendcra und Eisarlottc Brettschneider! aus Teutschland; Wknzl Zaiak, Böhmen; Rosa Kell- s er, Isaak Sachs, Jose, Schascr, Vndwiq Mistel mit I licr, Johann tStmeinhard, Rittckas und LSe. der, Eyristian Sc.'gcrt mil Familie und Ettsabeeh R.aus aus Tenrs iilond; Joh. Boval, Joy. Nasche; Mtt Familie, Franz Qstru mtt Famittc, Franz Wil ran in Familie aus Mähren; Carl and Aiarie Ada icN, Äenzl Maiouch init Fanftite, Diaodalene Selt ner, Joses Jun mir Familie, Anna We>e:a mir Fa- > Joses asta mit Familie, Franz kulischel mit Fa milie, Joh. und Therese Eigi. Anton Busch, Franz Pesic, Fcrd. TvbsiM Joses rcdcrcr mir ftf mii Familie, Jsy. Hunlii, Therese und Franz StoMasc aas Böhmen; Franz Beschla Blährcn; Adam und Bardara Biehliug aus Flens burg; Franz Günther nur Familie, Qülheim xalis, Z'cazl Rilschel und Franz Slchmo mir Familie au Der Dampfer brachte nachstehende Ladung: ' von Bremen—l Kiste Kork sür H. E. Zj. Vunsics IN , Sl. Vouis, L Stü-ksäiier W-i.i für Jak. Guimann in , ditto sur V. Rojenfcid in Eincinnali acmälde fül Mhcrs K Hedian/; ditto'SxttUvaaren t sur H. Schwarz, i titto Beilen >ür T. F. Morris, l ! onto Vedcrwaaren s r Gedr. Turndau. e ditto Por- - zellaa sur Gebr. Eunsieid Eomp., ,si Stü.tjoiicr ' -varing und 1 Eollo sarPrior er van Collen,Kisten ! l Rasiea sar G. P. Sreuiaach, w Kisten Harmonikas, : > >n:o Rolywein und t d>llo .'.'aashattariikcl ,ür , BoUinann k Earl, n ditto chirurgische Instrument ; E?mo-, n eina <:oie.roaare - 2 dillo chslaazea sür'w, H." veröl, oft" Bollen Kai!! > manuswaarcn sur N. N., ; Kiste Leinen für Regina j >!>lor, I dio Sein sKr B. E. Schier,! oitto Essel- ~ ten sür Eckse Hott naan, l ditto Banniwoslenwaaren ch K Sohne, l Kiste uns i EoUo sür t krepp für T'hsmje, ViSa^'kiw./:/ii'ste Starnen Fricdenruton, Ii Ballen Felle sur Geor! Bräinn, ; jz Kiste Kaurichut siir li. G. NeedwcU, i Kiste Strümps- . Marine-Separimeai, SSash., Hrn. Thamvlu,/, Li. I Schumacher k Eomp., Mallinckrodt oe Sahn und l 00110 Muster für E. Tvsoa Dic Molidsliistcrniß ili dcr Sonn abend - Nacht. Die Mondfinsternis:, welche in der Sonnabend Nacht zwischen t 2 und 43 Uhr ereignete, war die erste totale Eclipse, welche in unseren Breiten seit dem Jahre 185 k sichtbar war. Ungefähr zehn Mi nuten vor 12 Uhr trat der Mond in die Pe numbra (den sich im Lichte vertierenden Halb-- schaltcnj, vier Minuten nach 2 Uhr war die Finsterniß total, und dieser Zustand dauerte rtwa eine halbe stunde an; erst kurz vor 4 Uhr war der Mond wieder vollständig schat tenfrci. Obgleich der Trabant zn der oben angegebenen Zeil in den Schattenkreis trat, demertle man gegen Mitternacht nur eine ge ringe Veränderung an der Scheibe, und erst gegen 1 Uhr sah man deutlich einen Theil schattirt. Dftscr Schatten wurde größer und größer, und eine Stunde später bedeckt- cr den Mond bis aus einen lleinen Rand.—Obgleich dicjc Mondfinsterniß eine totale war, so war der Trabant doch während der ganzen Daner der Eclipse sichtbar, und nicht cnva kohl pech raben-scknvarz, wie ihn Frciligrath in seinein sondern brnu'ngclb, wie polirreö Kn'pser. Eine Mondfinsteriftß, wie die letzte, creigncr sich alle 18 Jahre. Während auch bei uns der Him mel nicht ganz ilar war, so waren wir in Bal timore doch glücklicher, als die Leute in Wash ington und Philadelphia, wo ein dichter Re det jede Beobachtung unmöglich machte. New s-ssork war etwas glücklicher, im) halte gegen 1 Uhr einen leidlich klaren Himmel. Die Nat i o n a l Eo ii venl i o n dcr „Deut s chen Eh r istlichc n lün g - liiig s v cr ei ne dcrVcr. St. —lm An schluß au unsere früheren Mittheilungen brin gen wir vollständig die Donnerstag von dein Ehrw. Tr. Seybcrt. Redakteur des „Deut scheu VoltsftculideS," von New Bork, gebal tciw Rede: ' Morgenitz Scs l-cv'rnr. von' deren >,u:er "stnuönnq cm aluciliches, zusriedcncs Ätzer abhängt, als die eZaaltzil, in werden mns!, wenn inan Veven zu machen Hai, Äon der /.uzend HSngt'ni.itz nd Wehe der ganzen GcieNschasl, des ganzen Lan dung der sugeadziii in Timoihcus, den -vhi'/der Enmcnltze, dem -ckiutz: des hl. Paulus. Zu seinem zweiten Briese an diesen seinen riebüngsschuler cr saal derselbe Man vbcrjlcihlich, sondern nur der ihm eigenthümlichen Tiefe eie Ausgabe der Ongend, in dem e, tagte: Flieh. Lüste der Fugend und stre bet una ringet nach Geremnaletz, Staude, riebe und Friese.- Nach dieser "lussajsung ist die Anwendung n v TeitzMand lennr das schaue alte Lied von LurAcv! Es süScrt den -.hiffer, der im Kahne fährt, destev nvmmcn Witz', laß er die Felsen nichGicht.'^eneli sich einen klaren nd deutlichen Begrin'vaii dein/an mir Gesagten machen kann. Wa:;re Jugend muß frisch, luv fröhlich sein. Ein Jüng'ing, der nicht frisch, nichtirayllch, nicht sreadjgim Parzen? ist, mag herzlich freue zu tonliea. tblincn sich nicht mehr so freuen, wie die iilndrr sich z. B. bci'm dleivl uns, jagt der deutsche Elnanucl Sei bei, Aichts, als die Kunst zu richten. Die Jugend soll ,!ch erst dl? Tonne in' .sdcrz scheinen lassen, ibe liedarüber redet, erst die Tinge tenncn lernen, ehe sie verutzhcul. Unsere Jugend ist zu suvjcicko, darum rriliich, und der Tubjellivismus ist oie Quelle des Unglaubens. Man unlerwirjt sich keiner Probe mehr, nein, vornherein weist man Alles von sich. Ttzeicr Geist des kritischen Tubjetlivismus Hai un sere Fugend vergiftet; man meistert an dem Worte Gottes, stellt sich über dasselbe und hat och reine Probe an sich erfahren lassen. Tiefem kritzelsmus uns übjctilblsmus milste die Juugtzttgs-Bereilic k"!Mft"tzelkn. Wahn tilgend ist aber auch pietäi, voll und bescheiden. Tie Bescheidenheit ig eme ' entspringt dem Bewußtsein, daß Alle >eiue Grenzen hur, uud daß auch wir uimt uu- U"" unsere -chranlcn hinausgehen duften. Wahre Jugend hcgl Pierar gegen Barer und Mül ler, die Gottes hl. Gebor schon gebietet, gegen die Boljchasccr Gottes, gegen cae naiiunaleii Vebcnsaü ter, thr fttdic och und Heiiighattung der deutschen Sprache, deuftchen Literatur, >a auch des allen, lie den deittjchen -Vaterlandes ein ql. Gebet. Wo findet uian aber bei unftrcr deutschen Jugend noch Plclül, noch Bescheidenheit, jene alten Tugenden. Sobald ihrigen fie Eltern ihnen in lvohlme!nendcr Absicht ein Hinder nis entgegen, io wissen sie, besonders hier zu Lande, dasselbe geschickt zu umgehen. Wir Teutsche, und mit unS unsere liebe deutiche Sprache stehen aus dem Aussterbe Etat, und ist dies blos eineshrrgc der -seit. Alte deutsche Hungen schämen sich, deutsch zu spre chen. Ter gute, rechtschaffene Deutsche, wessen Stande er auch angehöre, plagt sich, dag sein Bater lnnd sich seiner nicht zu schämen braucht. ES ist zum Ekeln, wen man solche Menschen bor den Amerika nern ihre siahenbuckel uub Kravsuße machen sieht, und doch aus jedein e^ssch^gciprochcnen^Wort^ Aufgabe der lünglings-Bercinc ist es auch, diele un l jerc deutschen Lebensgüter zu hüten und zu siegen. Wahre .lugend ist aber auch ideal. Was der Dust ! sur die Vlttincn ist, das ist sür die Zn ! mierniinisler Napoleons l. lltgtc cuist: ! die Lüfte. (gär Lustschlösser zu ! bauen iT ao iolltc ein Hohn sein sür 'Header rem tnnziensi.'wie rand sind. Llbci h!cr hur sogar materialistisch. FrÄ ! lieh, wir sind nicht allein hier materialistisch, und es hört sich gar traurig an, wenn der Amerikaner den Menschen nach der eoroge seines Bcsihihumcs avwcr- d ,;räge. !aWas muß ein Jüngling thun, um sich in der uienschUchen Ge ellstast eine geachtete Stellung zu per. schaffen, ganz naiv und im Geiste seiner Zeit: .irr muß ES s di^ salschc Haare, u. s.w. werden Euch cen Ringen, alles Streben geht nur mehr aus den Freila/viorgeu u:n iff Uhr wurde die Eon vennoii iviedcr mit Gejaug und Eedet des Ghrw. Geo. Meger von Tayloii, Ohio, er öfsuer. Sekretär Ehrw. von Schiümbach ver las das Protokoll der vorigen Sitzung, das von der Versammlung angenommen wurde. Ein vom Ehrw. Justus Pfarr eingelaufenes Telegramm wurde verlesen uud dem Prolololl einverleibt. Die Berichte der verschiedeneu Comfte'u wurden verlesen, wovon der Bericht über die erste Frage angenommen, dießerichlc über die zweite und dritte Frage wieder an resp. Eonute'n zurückverwiesen, und diesen die Chrw. Tr. Seybcrt und Tr. Tubs von Day ton, O hio, Redakteur des dortigen „Christli chen Boischafler?," beigegeben wurden. Em Exetnttv-Co.nftc wurde ernannt, bestehend aus den Ehrw. Dr. Seybert und Nchrbas von 'New - chork, Külling von Eincinnali, von Schlümbach, Knrtz und F. Netter von Balti more. Ter Vorschlag, die Verhaiidlnnaen in Broschürenform in 1000 Exemplaren drnk ken Ii lassen, erhielt die Billigung der Ver sammlung. Ein Schreiben des evangelischen Vereines für Schottland au die evangelische Welt wurde verlesen, und die darin enthaltene Bitte, am 8. November d. I. besondere Gebete zur Ret tung der Jugend zu veranstalten, wurde ge nehmigt. Eine Eollekle sollte dann erhoben werden, wobei jeder Dclegirte mindestens 25 Crs. zur Bundestage geben sollte, als Hr. W. Rumsen, Präsident des Sonntags-Schul Vereins, sich erhob und sür seinen Theil H 25 bor, welchem Vorangehen viele Mitgliedern! Ssu!!d slo folgten; man beschloß, in der Abcndvcrsamnftung die Collektc sorizuietzen. Inzwischen waren die beiden Eomite'n mit ihren Berichten fertig geworden, und als ans Aufforderung des Präsidenten der Vorsitzende derselben eben mit der Vorlesung der Berichte beginnen wollte, ergriff ihn ein alles Uebel, die Fallsucht. Es wurden selbstverständlich sofort die uöihlgeil Mittel bei ihm angewen det, allein die Sitzung war durch diesen trau rigen Versall unterbrochen, uud der Präsident vertagte dieselbe bis 4 Uhr Nachmittags. Um I Übr c'.ö.iiictc Ehrw. Vachmann von hier die Versammlung wie üblich, mit Gebet und Gesang. Es solare die Vorlesung des Protokolls, welches genehmigt wurde, sowie der Eomftc-Benchte, weiche mit Streichung des Abschnittes, „Methode" betreffend, und unter Einschaltung eines 1. Paragraphen über die „Loka! - Vereine" sodann angcnoiii men winden. Tie Convention beauftragte das Exekutiv Comite mit der Entwcrsung von Statuten, welche der nächstjährigen' National. Convention unterbreitet wcden sollen. Der Vorschlag, dag alle Lokal Vereine dem Bunde sich anfchliegen und die nächste Convention beschicken möchten, wurde zum Beschlusse er hoben: ebenso ein solcher, das Exekutiv - Co mite zu beauftragen, mit den englischen Ver eftien in Verbindung zu treten und nächstes Jahr darüber Bericht zu erstatten. Tcmsel beu Conilie wurde es auch anheimgestellt, Tag und Ort des nächstjährigen Zu>ammeiitretcns zu bestimmen. Hierauf vertagte sich die Con vention bis Abends Uhr. Abcildsitzung als Abichiedsfcicr wurde von dem gem-schien Chor mit dem Liede: „Herr, ans Dich trau' ich!" eröffnet, worauf ein Abschnitt ans der Bibel verlesen und ein Gebet gesprochen wurde. Der Männerchor imonirle dann: ~Meft: Jesus ist meinStcuer mann.'' Ehrw. Braiuard von Clsveland, Ohio, hielt in englischer Sprache eine Rede, der ein allgemeiner Gesang folgte. Ehrw. Kurtz hielt die Alftchiederedc im Namen der Christlichen Jünglings-Vereine." Redner betonte besonders, daß seine Hoffnun gen über allcsErwarten überkrofsen seien, und die Scheidewand zwischen den einzelnen pro testantischen Sekten nicht nur, wie er in einer ftnhereu Rede gewünscht, ourch die Conven tion um IU Zoll, sondern seines Erachteiis lisch ganz abgetragen worden sei. Ehrw. Allmann, der im Namen der deutschen evan gelischen Geineinden sprach, cftirtc die Worte Christi, daß wir Eins sein sollen, wie cr mit dem Vater Eins sei, und meinte, daß diese Worte trotz aller gegenseitigen Bestrebungen in Ersiillung gehen würden, wovon er den Beweis in den letzten drei Tagen erhalten habe. Hr. W. Rumsen, im Namen des Sonn lagsjchu! Vereins sprechend, hob besonders hervor, dag sein Herz vor Freude und vor Dan! überfüllt sei, da cr nun an die Verwirk heißesten Wunsches, daß eine Vereinigung der verschiedenen Protestantischen erfolgen werde, glaube. Zuletzt erstickte Rührung fast des Redners Stimme. Ehrw. Dr. beyden bemerkte, daß seine .rrcnde leider nicht so vollständig sei, wie die ,einer Brüser, ein WermuthStropfeii verbittere ihm dieselbe. „Warum," so ruft cr aus, „fthien hier so viele deutsche Pastoren hiesiger lad! lisch, da der Zweck des Bereins doch unserer lieben deutsehenJugend gewidmet ist?" Als fernere Redner lraicu noch die Ehrw. Tr. Ba-kley, Prediger der englischen, von derEon ven'.iou benutzlen Pres vyteriaiicr-Kirche, ui englischer Sprache, von Schlümbach, Strobcl und Neefs auf. LrwidernngS-Reden von Seiten der auswärtigen Delegaten erfolgten durch die Ehrw. Deininger, Meyer u. Hengst. Die Dankesbeschlüsse, in deutscher und engli scher Sprache abgefaßt, überreichte Ehrw. Middendorf; sie wurden durch Beschluß den Versammlung den Akr-u der Eonveut'.on bei gefügt. Ehrw. von Schlümbach verlas das Proto koll der Nachnnttagssiynng, dessen Redaktion gutgeheißen wurde, und stellte den Aiitrao, daß zum Schlüsse das Lied: „Nun danket alle Gott!" gesungen werde, während alle Delegaten in einen Kreis zusammentraten -ins stch zum Abschiede die Hände drückten. Prof. Zimimrmami sprach den Segen, wo rauf der Präsident die Convention btS näch stes Zahr vertagte. Biete auswärtige Dele gaten werden noch einige Tage in der Stadt verweilen und sind von verschiedenen Seilen zum Predigen eingeladen worden. (Unsere Anzeigcspalleii nennen mehrere, welche die Einladung angenommen haben.) Ter Männcrchor des hiesigen Jnngliiiqs- VereiilS brachte später dem Ehrw. Dr. H. Seybcrt uns Prof. Zimmermann von New '.ssork, welch' Letzterer nach einem fast 3-jähri gem Aufenthalte in Berlin vor cnngen Ta gen erst dorthin zurückgekehrt ist, ein Ständ chen. Beide logiren bei Pastor Neefs von der Zionskirchc an Aiögniihstr. Tie mit dekann lew Präzision vorgetragenen Lieder waren: „O Jerusalem, Du Schöne," von Kreutzer' „Armes Ziou, tranre nimmer." von Berner und „Das Lied" von Dr. L. Spohr. Auch dem Präsidenten der Eoiiveiition, Hrn. F. Nchrbas von Neiv-L)ork, der bei Hrn. c>. chuchhard am Broadway wohnt, brachte man c.ne Nachtmusik und sang dabei: „Wenn die Berge wanken" und „Will der Tag im Osten grauen?" von Fr. Silcher u. Psalm >18: „:Nan singet mit Freuden/" Udderzook. In dem Maaße, wie wir dem ans den I2.November in Westchcster, Perms., anberaumten Hiinichtiiiigstage Ud derzoot 's näher tommen, steigert sich auch das Interesse, mit welchem man dem Abschlüsse ei- neS Trauerspiels entgegensieht, das seit mehr als einem Jahre die Aufmerksamkeit des Pub likums gefesselt hat. Es ist bcmertcnswcrth, daß die nunmehr über 70 Jahre alte Frau, drc einstmals Udderzook unter dem Herzen trug, in den letzten Stunden der Prüfling nicht von der Seite des Verurtheilleu weicht und sich täglich, von Sorgen und Kummer darniedergebeugt, nach dem Gefängnisse schleppt, um ihrem bcdauernsmerthen Sohne Trost zu spenden. Die Alte selbst hält ihren Sohn sür unschuldig, hat er doch Tag für Tag die Versicherung erneuert, daß das Blut des Goß nicht an seinen Händen klebe. Man fvird sich erinnern, daß während des Pro zesses und als an einem Sonntage Uddcr zook's Frau und Mutter bei ihm in der Zelle waren, mehrere laute und jammernde Aus rufe gehört wurden. Frau U. rief ihrem Gatten zu: „Schütze die Mutter und Nin ncy!" und dieser Ausruf wurde dahin gedeu tet. daß Udderzook im Begriffe gestanden habe, die That zu bekennen. Die Mutter er klärt, daß diese Annahme falsch sei ; sie habe Udderzook sowohl wie dessen Frau befragt. Die Worte „Ma" (Mutter) und „Ninney" wur den von Frau Udderzook wiederholt in erreg ter Weise gerufen. Wörtlich jagte sie: „O, William, brich'nicht zusammen, denn was sollte ich, „Ma" und „Ninney" (U's Kind) ohne Dich ansangen!" Die Mutter spricht mit der höchsten Achtung von Uddcrzoot's Frau; sie habe sich während der schweren Prü fung, obwohl in Folge des Grames krank und daruiedergebeugt, als treues Weib crwie sen. Sie war während des Prozesses fort während iu Thränen gebadet, trocknete aber ihre Augen, wenn sie den Gatten von Tag zn Tage in's Gericht begleitete, um vor der gleichgültigen Mcugc ihren Schmerz zu ver bergen. Zur Zeit liege Frau U. daheim in Baltimore in Krämpfen darnieder, die oft eine Stunde anhielten. Seitdem die lcvte Hoffnung geschwunden, scheint sie gänzlich trostlos zu sein. Udderzook wünscht, daß seine Mutter in Baltimore der Frau zur Seite ste hen möge und ihr Trost bringe, aber die Alte ist zu schwach, um die Reise anzutreten und auch nicht geneigt, von der Seite ihres Soh nes zu weichen. U. scheint es zudem nicht zu wünschen, daß seine Frau nach Wcstchester kommt; die Begegnung könnte nur Beider Leiden vergrößern. Das Gerücht, wornach Frau Udderzook nach Ealifornien gehen wolle, wird dahin gedeutet, daß Frau U. in San Fraiizisco einen wohlhabenden Bruder hat, welcher ihr schrieb, daß sie im schlimmsten ! Falle mit ihren Kindern dorthin kommen möge; er wolle für sie forgen. Uebrigcns ist Frau U. bis dahin nicht geneigt, dieser Ein ladung zu folgen, und wird erst im höchsten Nothfälle Baltimore verlassen.—Udderzook'S Mutter stand lange an, ihren Sohn zn be fragen, was mit seiner Leiche geschehen solle; schließlich redete sie jedoch mit ihm hierüber, verweigert aber, über das Resultat der Unter redung Auskunft zu geben. Es heißt jedoch, daß, im Falle die Frau geneigt ist, die Ob hut der Leiche der Mutter zu übergeben, diese für eine anständige Beerdigung Sorge tragen mftl. Frau Udderzook selbst soll sich neulich dahin geäußert haben, daß sie wünsche, die Leiche zunächst nach Philadelphia zu bringen und dort in einem Gewölbe bcizmetzen, nachher aber, wenn die Aufregung sich gelegt hat, sie zur Beerdigung aus „Balftmore-Cemctcry" nach Baltimore zu schassen. Der Aufschub des Meineids-Prozesses gegen A. E. Goß in Baltimore bis zum 2. Dezem ber wird von Udderzook'S Mutter als durch den Einslnß der LebensversicherungS-Gesell schafften herbeigeführt bezeichnet. Dieselben hätten besiirchret, daß in dem Prozesse, der sich abermals um die Jdentiftzirung der Leiche des Ermordeten drehen wird, Thatsachen an's Licht kommen möchten, die ihres Sohnes Un schuld darthun würden. Gouverneur Hart rauft sollte füglicher Weise die Hinrichtung bis nach dem Schlüsse des Prozesses in Bal limore verschieben :e. Die Alte hat nur herbe Worte für dle LebenSversicheruiigS-Gcsellschas teil und ist besonders bitter aus CHS. H. Pcn -5 uypackcr, den Hauptverfolgcr des Angeklagten ! Ä. E. Goß, zu sprechen, „der ein zehn Mal z härteres Herz, wie der härteste Stein habe." - William sei, so sagt sie weiter, in sein Schicksal ergeben; gern würden sie und seine Frau den Tod mir ihm theilen. Der Gefan gene weis't seit einigen Tagen alle Zeitungen zurück und scheint entschlossen, sich so viel, als möglich, von der Welt abzuschließen. Anfangs besuchte ihn der Baptisten-Prcdi gcr I. W. Evans, neuerdings hat cr sich je doch den Beistand des Methodisien-Predigers Best (U. war früher Mitglied einer Mclho distcnkirche) erbeten. Im klebrigen scheint cr mit Entschlossenheit seinem Ende cntgegcnzu sehen und bis zum letzten Augenblicke bei seiner Unschuld beharren zu wollen. Die Hinrichtung soll ans demselben Schaffotc statt finden, ans welchem vor zwei Jahren der Ne gcr Geo. Gram gehängt wurde. Ilm zu ver hüten, daß cr selbst Hand an sich legt, ist seine Ucbenvachung eine viel strengere, als bisher, und er ist keinen Augenblick den Augen des Aufsehers entrückt. Ein erheblicher Zwist ist zwischen dem Schcriff, der bekanntlich den 'Neger Grant in höchst jämmerlicher Weise vom Leben zum Tode brachte und der deshalb von den Zeitungen arg mitgenommen wurde, l und den auswärtigen Berichterstattern citt ! bräunt, denen er die Theilnahme an der Hin richtung nicht gestatten will. Er will nur die Berichterstatter der Lokalblätter Westchcster's und nicht mehr als die gesetzlich vorgeschrie bene Zahl von Zeugen zulassen. Im Publikum von Westchcster selbst, die zur großen Zahl aus Quäkern besteht, ist man von der Schuld Udderzoo'.'s fest überzeugt und auch die Bitte um Begnadigung, die zahl reich unterzeichnet wurde, lautere nur ans Umwandlung der Todesstrafe in lebensläng liche Hast. 'Man wird sich erinnern, daß ei ner der aiigcschnsten Richter Peniishlvaitteii's bei'm Prozesse den Vorsitz sührle und dieser, a!s cr das Todcsnrthcil aussprach, in ernster! und nachdrücklicher Weise erklärte, daß cr nicht den entferntesten Zweifel an der Schuld des Gefangenen hegt. Er hatte den berühm, ten Advokaten Wahne McVeagh als Berthei diger und die Geschworenen beriethen sich 36 Stunden, che sie das „Schuldig" ausspra chen. Bei dem Antrage aus einen neuen Pro zeß, bei dem Plaidoi>cr vor dem Obergeftchte, bei den Verhandlungen vor dem Pardon-Ge richte und schließlich bei dem Appell an den Gouverneur und während 12-monatlicher un ermüdlicher Anstrengung, Udderzook deniGal acn zu entreißen, stellte sich kein anderes Re sultat heraus, als das zuerst vor den Ge schworenen erzielte - das „Schuldig" wur de von allen Tribunalen bestätigt ! Inwiefern allerdings der Ausschub des MciiieidSprozcsies gegen A. C. Goß geeignet ist, dcm Zweifel an Udderzoot's Schuld'hier und dort neue 'Nahrung zu geben, wollen wir dahin gestellt sein lassen, jedenfalls liegt darin ein Borwans für Udderzook'S Freunde, ihn trotz aller gravirenden Schulobewcise in Schutz zu nehmen, bis weitere, ohne Zweifel unausbleibliche Enthüllungen auch die letzte Stütze mederbrcchcn, an welcher sich bisher noch Jene klammerten, die geneigt siud.Udder zook's Hinrichtung als einen Justizmord zu betrachten. Des Meineids a ugcklagt. Karl Holdmami, welcher iu dem letzten Mordpro zesse m Towsoiilown als Zeuge für Samuel McDonald auftrat und gewissermaßen dessen Freisprechung herbeiführte, ist vorgestern von den Großgcschworeuen von Ballimorc-Lounty wegen Mein cios in Anklage versetzt und ein Befehl zu seiner Verhaftung erlassen worden. M a y o r V a Ii s a u t b e st o h l c n. Zu den Besuchern der levteu Woche gekörten auch viele Experte der Laiigfingerzüusl und anderes Gesindel, welches es aus die Taschen ehrsamer Bürger abgesehen hat. Daß die Gauner in frecher Ausübung ihres schänd lichen Metiers keinen Unterschied der Person machen, ist zur Genüge bekannt, daß sie sich aber sogar an der Person des obersten Beam ten der Stadl vergreisen sollten, ist wohl „noch nicht dagewesen." Mayor Vansaiit beschloß, einer Einladung des Hrn. I. T. Ford fol gend, am Freitags-Adcnde das Opernhans zu besuchen, und den berühmten Tragöden McCullongh als „Jack Eade" zu sehen. Er bestieg demzufolge gegen 8 Uhr einen bei sei nem Laden vorbeifahrenden rothen e-ftadt bahnwagen und befand sich bald an der Ecke der Entaw- und Fayetiestraße, von wo er zu Fuße den Weg nach dem Opernhause fortzu setzen gedachte. Als cr aus dem Wagen auf die Plattform trat, sah er sich plötzlich von mehreren sehr elegant gekleioeten „Herren" umringt, die ihn ungebührlich hin- und her schoben und das Aussteigen ersichtlich erschwer ten. Ter Mayor nahm allerdings das uii gezogene Betragen wahr, hatte aber keine Ahnung, daß es Ganner und Spitzbuben wa ren, die es auf die geheiligte Person des Stadtobcrhanptes abgesehen hatten. Im Theater angekommen, entdeckte er jedoch zu seinem Schrecken, daß er um sein in der hin teren Hosentasche steckendes Portemonnaie mit Htiö eine Kioo-Nole und SIS kleines Geld bestohlen war. Auch einige andere Papiere, Notizen über -Obligaftoiicn-Nuin mern und einen Wechsel von KISOO oder HlBo, waren dcm Mayor stibitzt wor den, die jedoch für andere Leute keinen Werth haben. Hr. Bansant vcr'chmerzte jedoch bald den Verlust und Ford's Theater hatte am Freilag Abende keinen aufmerksameren Zu schauer, als den Mayor. Daß die Geheim polizisten die Diebe einsangen werden, ist nicht mehr als problematisch. Ein blutiger Kampf in einem Pferdebahn Waggon. Am letzten Donnerstag Abend, als der Waggon Nr. 18 von der Zork Road-Pserdebahn aus der Fahrt von Tomjontown nach Baltimore an der St. Annen Kirche vorübcrfuhr, winkten mehrere halbbetrunkene Kerle dem Kutscher zu, den Waggon anzuhalten. Ta der Kutscher jedoch nicht das bekannte vom Eoiidulteur aus gebende Zeichen der Glocke vernahm, so suhr er weiter. Plötzlich sprangen zwei Männer auf die Hintere Plattform und vernichten, den Eonduktcur, Hrn. Galloway, anzugreifen; dieser aber cxpedirte die beiden Kerle, ui denen er einen Maschinisten, Namens Ehapman, und einen Fleischer, Namens Armington, er kannte, ohne viel Federlesens von der Platt form aus die Landstraße. Der Waggon setzte dann seine Fahrt nach Baltimore fort, ohne daß eine weitere Störung stattfand. Tic Rückfahrt von Baltimore nach Towjontowii sollte jedoch nicht so ruhig vor sich gehen. Ar mington, Ehapman und ein Tritter, dessen Name bis jetzt noch nicht in Erfahrung ge bracht ist, sprangen in der Nähe von Waverly auf die Hintere Plattform. Galloway, der in der Mitte des Waggons stand, behielt seine Stellung uSd bereitete sich auf den voraus sichtlich stattfindenden Kampf vor. Da sprang Ckapman plötzlich mit einem wilden Ausschrei auf Galloway zu und versetzte diesem einen furchtbaren Schlag in's Gesicht. Armington uud der Fremde folgten dem wüthenden Chap nian. Ersterer hielt einen Revolver und der Unbekannte eine Flasche in der Hand. Gallo way erholte sich schnell von dem Schlage, er faßte Ehapman bei'm Halse und stieß ihn mil dem Kopse gegen eines der Waggonfenster, welches zerbrach; die Glasscheiben drangen dem Kerle in's Gesicht und brachten ihm schwere Verletzungen bei. Noch einmal ver suchte Ehapman, dem das Blut über das ganze Gesicht lief, einen Angriff auf Gallo way, aber zum zweiten Male ging der Kopf des Angreisers durch die Scheibe. Während der Coiidnkteur ihn jetzt ans dem Waggon hiuaiistranSportiren wollte, erhielt er (Gallo way) von dem Unbekannten einen Schlag mir der Flasche über den Kopf, und zwar mit sol cher Gewalt, daß er, überströmt mit Blut, be sinnungslos zu Boden stürzte. Hr. Moore, ein Passagier, sprang jetzt hinzu, entriß Ar mington da? Pistol, das derselbe in Händen hielt, und schleuderte diesen Kerl, wie auch den übel zugerichteten Ehapman, über die Hintere Plattform aus dem Waggon. Die Bahn- Compagnie hat Befehle für die Verhaftung der drei Angreifer erwirkt, und Hülfsschcriss Taylor ist denselben aus der Spur.^ Zufällig erschossen. Sonntag Nachmittag 42 Uhr wurde James Crawlcy von Daniel R. English vor des LctzterenKost hause, dem Lokale der Frau Turlong, Nr. 52, Thamesstraße, zufällig erschossen. Beide sind Seeleute; der Verstorbene, ein Jrländcr, ging bei Thomas Green Ar. 51, Thamcsstr., in Kost und Logis. Das von Dr. Kelly ein berufene Leichcnschau-Eollcgium vertagte sich nach Besichtigung des Leichnams nach dem östlichen Stationshanse, wo das Zengenvcr hör stattfand. Nach den Aussagen der ver nommenen Zeugen waren English und Eraw ley mit einander befreundet; Beide trafen sich auf dem Trottoire dem Grcen'schcn Kofthnnse gegenüber, und es entspann sich ein freund schaftliche Gespräch zwischen Beiden, in de' sen Pcrlause English dem Anderen zeigen wollte, wie ihm der Eapitän eines Schisses, auf dcm cr von Philadelphia aus eine Reise gemacht, ein Pistol vor den Kopf gehalten. Den rechten Arm ausgestreckt, hielt cr das Pistol mit der Rechten Crawlcy dicht an den Kops; die Masse ging zufällig los, und der Unglückliche sank tödtlick getroffen zu Boden. Der Wahrspruch der Geschworenen lautete auf „zufällig erschossen," woraus der vom Pol! ztsten Psasf arretirte Englfth seine Freiheit zurückerhielt, und der Wirth Green die Leiche zur Beerdigung in seine Obhut nahm. lähcsÄbleben eines bekannten Bürgers.— Montag Nachmittag 45 Uhr ging Wm. Collon in seiner Bchanfung auf der Ecke der Tomnjcnd. und Gilmorstra'ze im Alter von K 4 Jahren jählings mit Tode ab. Hiervon benachrichtigt, cruftttcl.'c Tr.Mackall, daß ein Herzleiden die Todesursache war, und sah daher von der Leichenschau ab. Der Ver storbene war ein hervorragender Lokalpolitikcr der Iv.Ward und ein Rivale Hrn.Orndorsi'S bei der Bewerbung um die demokratische Ean didatur der 19. Ward für den ersten Raths zwcig; in früheren Jahren hatte cr sich mehr mals um die RathS-Canöidatur der lo.Ward beworben, aber nie Erfolg gehabt. Er betrieb an West Fayettestraße eine Grundeigcnthnms Agentur und hinterläßt eine Frau mil mehre ren Kindern. Ableben einer alten Negerin.- Cclia Susannah Doricy, eine alle farbige Wäscherin, starb am Freitage im Alter von wst Jahren in ihrer Wohnung Nr. 33, Tou glasstraße. Sie wurde am Samstag auf dem Friedhofe der Tallasstr.-Ncgcr-Metliodisteii- Kirche zur Rnhe bestattet. Bis vor vier Rio naten war sie stets rüstig und gesund, dann aber erhielt sie einen Schlagflnß, dessen Ein wirkungen schließlich ihren Tod herbeiführ teil. Baltimorer S t erb li ch keit s-T a belle.- Verwichene Woche wurden i-l0 Per soncii, 7K männlichen und Kt weiblichen Ge schlechts, worunter stk Farbige und 7 Todt geborene, aus Baltimore beerdigt; 1 weniger, denn tu der Vorwoche, und !) weniger, als in der Parallel - Woche von 1872, aber resp. 11, 8, 20, 21, 14, 44, 3ö und Sk mehr, als in den corrcspondirenden Wochen von 1373, '7l, '7O, 'KS,'6B, 'K7, 'ük niid 'Ks. Berichte aus dem Jnnertt des St.uatcS. (Jäher Tod.) Hr. David Tyler, ein be kannter Bewohner von Smith'S Island, starb Montag voriger Woche am Schlagstusse. (Eine Geschichte von Keift Island.) Im Anfange dieses Monats kamen drei Männer mit einer kleinen Schaluppe, welche den Na men „Wasserhexe" führte, zu Hrn. James L. Price aus Kenl-Jsland und mietheten von demselben ein kleines Haus, welches sie einige Tage zn bewohnen beabsichtigten, um nmer deß ihre Schaluppe zu repariren. Als Sicher heit für die Miethe gaben sie Hrn. Price eine Flinte. Bor etwa 8 Tagen verlangten sie ihre Flinte zurück, welche Hr. Price sich jedoch weigerte, ihnen einzuhändigen, da sie sein HanS böswilliger Weise beträchtlich beschädigt hatten. Sie suchten darauf einen streit mir ihm anzubinden, zogen Revolver hervor uns feuerten mehrere Schüsse ans ihn ab. Einer derselben brachte Hrn. Price eine Wunde im Gesichte bei, welche sehr gefährlich sein soll. Als mehrere 'Nachbarn dem Unglücklichen zu Hülse cilien, entflohen die Schurken und sind bis jetzt noch nicht wieder gesehen worden. —(Tödtlicher Unfall.) Ein kleines, bei Hrn. Oliver Smith in der Nähe von Towsomown dienendes Negcrmädcheii, nahm vor einigen Tagen eine Flinte von einem Nagcl. Wäh rend sie die Waffe aus dein Hause in'S Freie tragen wollte, entlud sich dieselbe, und die Kugel drang dein Kinde in den Leib. Tas Mädchen starb schon einige Stunden nach dem Unfälle. (Tödtlicher Unfall.) Während ein Sohn des in d:r Nähe von Clarisbnrg, Mont gomcrh Eounly, wohnend.n Hrn. Richard E. Harris vor einigen Tagen mit einer Flinte svielic, entlud sich diftclbe plötzlich und die Kugel suhr dcm unglücklichen Knaben in den Leib. Der Tod trat fast augenblicklich ein. (Trauriger Ausgang einer Jagd.) Am letzten Mittwoch begab sich der kö jährige Zephaiftah Ehler und ein gewisser Rod, welche Beide in MechcinicStown, Frcdcrick County, wohnen, ans die Jagd. Beide trennten sich unterwegs und Rodn verwlgte gerade einen Hasen, als cr Plötzlich ein Ge rausch in einem Gebüsch vernahm und in der Meinung, der Haie sei darinnen, blindlings lvsfcuerte. Ein Knall, ein lauter Änlichen dann war Alles still cr harte seinen Freund Zephaiftah Eyler erschossen. (In Anklage versetzt.) Hocaee Beall, welcher vor einigen Tagen einem gewissen E. > R. Clay einen rödtlichen zriich versetzie, ist i kürzlich im New-Market Distrikt in Frederick- County verhaftet und des TodlschlagS ange- klagt worden. Hr. Alexander Keift, der bekannte Fisch-! Züchter in Battimore-Comfty, hat von Cau sornieii 60,000 Lachseier empfangen, welche cr in seinen großen Fischteichen auszubrüten de-! äbsichiigl. Tic Ackerbau-NttSsZcitttttg itt <smberland. Tie diesjährige Ackerbau Ausstellung der „Landwirtschaftlichen Gesellschaft von Alie gany-Eomity, Pennsylvanien und West Vir gimeil" hat ihr Ende erreicht. Dieselbe mar ohne Zweifel die erfolgreichste, die lemalS in AUegany County veranstaltet worden und das Exekutiv - Comite darf mit Befriedigung auf die letzten Tage zurückblicken. Nuter denje nigen Ausstellern, welche Prämien empfun gen haben, nennen wir hier Folgende: F. R. Seymour, Tr. S. H. Fnndenbera, Tho mas Benncrs, James W. Wilson, S. ist. CroSby und die Damen Marie Teibold, Ma rie Dictz, Maggie Nhinchart, Anna Charles, Mollie Haldcmann, I. Schuck, S. B. Peter mann, I. Hast, E. B. Fischer und Jeiuiie Kam. Düngmittel B?.eftteZ'B kMmvnlutöck Super pkate, Lone, <kc. Zol>. <5. Hnchtcl 6 Voiny,, (No.l,lJ,tz-w) Nr. t -i. Bo wlv 'e A erst! Narren's Kalk, Semen- und Gnps - Depot. Beständig aus Vager Bau-Kalk in Fasser oder in Lxhofte zum Versen den, oder lovje zum Baue abgeliefert, im Greffen Roscndale-Ccmcnt, calcinirier (?vps und Gyps Jiegelstetiie zu Brcnucrci-Vrrtscn. Sir. lii, Ost - zzaNs - uvtNt'.e, (Svrtll.,A,t-v.kn>r Baltimore. Geschmacks-,fke Di i-.h'nl bei tkl! uns Drahk-Zstunx. Dnfur iZoml... Nr. Fl!, Nord-Howa: d-Straße verfertig' Dradt. ääune siir Vezrabrigpieiie. Bo>-' konsu. f. w.. Siede, Hecrogilicr, öfige, ,4>>ieri-'u. men gewebte f. w.; ferner eiserne Bel-, g , f p'r o cb c n.' " '' " Garu. SLruntHsWaureß n. s. zx.. ktruw.ikaar J' a c e°n,' L n'-'erb ?dc ?' Nntcrho,en u. f. n eigener ssft devpändt'r, und Andern zn den Die dööstev Baarpreife Werder. s.rril?sUt <7e,dtr .Irt.uw ULÄ Malz, Gersten- und Nvasi7i?Mo's. e Wir haben stets einen Borratd vsn dein ! e,t>? isthcn Herste-,-Matz sur Brauer, >°-.e a-z sur -veiNUaleure an Hsat, und da wir^. MalzhauS vergrogert baden, stne wir ied.iim - alle ulrräge schnell auszufubren. " i,oo am Fuje der utawstr. 'chlod.^Mruir^ Eine Ägyptisch^Königstochtcr Historischer Roman von Georg Ebers. tForsictzu Erfuhr fort: Rhodopis ist nicht daheim; muß aber bald wiederkommen. Der Abend war so schön, daß sie sich mit allen Gästen zu einer Lustfahrt auf dcm Nil ent schlossen hat. Vor zwei Stunden, bei'm Sonnenuntergange, sind sie abgesegelt, und die Mahlzeit steht schon bereit. Sie können nicht mehr lange ausbleiben. Ich bitte Tick, Phanes, sei nicht ungeduldig, und folge mir in's Haus. Rhodopis würde mir nicht verzeihen, wenn ich einen so lie ben Gast nicht zum Verweilen nöthigen wollte. Dich aber, Fremdling, suhr er, den Spartaner anredend, fort, bitte ich herzlich, zu verweilen, denn als Freund ihres Freunves wirst auch Du meiner Her rin hoch willkommen sein. Die beiden Griechen folgten dem Diener und ließen sich in einer Laube nieder. Aristomachus betiachtele seine vom Monte hell erleuchtete Umgebung und sprach: Erkläre mir, Phanes, welchem Glücke diese Rhodopis, eine frühere Skla vin und Hetäre es verdankt, daß sie wie eine Königin wohnt und ihre Gäste fürst lich zu empfangen vermag? Diese Frage erwartete ich längst, erwi derte der Athener, es sreut mich, daß ich Dick, che p.u in das Haus dieses Weibes trittst, mit ihrer Vergangenheit bekannt machen, darf. Während der Nilsahrt wollte ich Dir keine Erzählung ausdrän gen. Dieser alte Strom zwingt mit un begreiflicher Macht zum Schweigen und zur stillen Beschaulichkeit. Ats ich, wie Du soeben, zum erstenmal eine nächtliche Milfahrt machte, war auch mir die sonst so schnelle Zunge wie gelähmt. Ich danke Dir, antwortele der Sparta ner. Als ich den hundcrtfünfzig Jahre alten Priester Epunenioes von Knossus aus Kreta zum Erstenmale sah, überkam mich ein seltsamer Schauder, seines Alters und seiner Heiligkeit wegen; wie viel äl ter, wie viel heiliger aber ist dieser grei senhafte Sirom „Aigyptos." Wer möchte sich seinem Zauber entziehen? Doch ich bitte Dich, mir von Rhodopis zu erzählen! Ryodopis, begann Phanes, ward als! kleines Kind, da sie eben am thracischen Strande mit ihren Gefährtinnen spielte, oon phönizischen Seefahrern geraubt und nach Samos gebracht, woselbst sie Jad mon, ein Geomore*) kaufte. Das Mägd lein war täglich schöner, anmuthiger und balo von Allen, die es kannten, geliebt und bewundert. Aefop, der Thiersabeldichter, welcher da mals gleichfalls imSkiavendienstedes Jad mon verweilte, erfreute sich ganz besonders an der Liebenswürdigkeit und dem Geiste des Kindes. Er belehrte es in allen Din gen und sorgte für Rhodopis wie ein Pä- den wir Athener den Knaben halten. Der gute Lehrer fand eine lenk same, schnell begreifende Schülerin, und die kleine Sklavin redete, fang und musi cirte in kurzer Zeit besser und anmuthiger, als die Söhne des Jadmon, welche auf's Sorgfältigste erzogen wurden. In ihrem vierzehnten Jahre war Rhodopis so schön und vollendet, daß die eifersüchtige Gattin des Jadmon das Mädchen nicht länger in ihrem Hause duieetc und der Samier seinen Liebling schneren Herzens an einen gewissen J'anlhus verkaufen mußte. Zu Samos herrschte damals noch der wenig bemittelte Avel. Wäre PolykralcS schon am Ruder gewesen, so hätte siey ckanlhus um keinen Käufer zu grämen brauchen. Diese Tyrannen füllen ihreTchatzkammern, wie die Elstcni ihre Nester! So zog er denn mit seinem Kleinode nach Naukratis, und gewann hier durch die Reize seiner Sklavin große Summen. Damals erlebte Rhodopis drei Jabrc der tiejsten Erniedri gung, deren sie mit Schauder gedenkt. Als endlich der Ruf ihrer Schönheit in ganz Hellas bekannt geworden war, und Fremde aus weiter Ferne nur um ihret willen nach Naukratis kamen, geschah es, das: das Volk von Lesbos seinen Adel ver trieb und den weisen Piltakns zum Herr scher wählte. Die vornehmsten Familien mußtenLeSbos verlassen, und flohen theils nach Sicilicn, theils nach dem griechischen Italien, theils nach Aegypten. Alcaeus, der gröszcste Tichlcr seiner Zeit, und Cha raxus, der Bruder jener Sappho, deren Oocu zu erlernen der letzte Wunsch unjcres Soion war, kamen hierher nach Naukratis, welches schon lange als Stapelplatz des ägyptischen Verkehrs mil der ganzen übri gen Welt blühte. Ehararus sah Rhodo pis, und liebte sie bald so glühend, daß er eine iingeheuie Summe hingab, um sie dem feilschenden Fanlhus, welcher in die Heimath zurückzukehren wünschte, abzukau fen. Sappho verspottete dcnßruoer, die- Kaufes wegen, mit beißenden Versen; Alcaeus aber gab dcm Eharaxus Recht, und besang Rhodopis in glühenden Lie dern. Der Bruder der Dichterin, der sich frü her unter den Fremden in Naukratis ver loren Halle, ward plötzlich durch Rhodopis berühmt. In seinem Hause versammelten sich um ihretwillen alle Fremden, und überhäuften sie mit Geschenken. Ter Kö nig Hophra, welcher viel von ihrer Schön heil gehör!, ließ sie nachMemphis kommen, und wollte sie dem Eharaxus abkaufen; dieser halte ihr längst im Geheimen die FcNheit geschenkt und liebte sie zu sehr, um sich von ihr trennen zu können. An dererseits liebte auch Rhodopis den schönen Lesbier, und verblieb gerne bei ihm, trotz der glänzenden Anerbietnngcn, welche ihr von allen Seilen gemacht wurden. End lich machte Ehararus das wunderbare Weib zu seiner rechtmäßigen Gattin, und blieb mit ihr und ihrem Töchterchen Klvis in 'Naukratis, bis Pfttalns die Verbannten in die Hcimatb zurück berief. Nun begab cr sich mit seiner Gemahlin nach Lesbos. Auf der Reise dorthin er tränkte er, und starb bald nach seiner An kunft in Äitylei'.e. Sappbo, welche ihren Bruder wegen seiner Mißhcirath verspot tet Halle, wurde schnell zur begeisterten Bewundererin der sckönen Wittwe, welche sie, mit ihrem FreunteAlcaeus wetteifernd, in leidenschaftlichen Liedern besang. Nachdem Tode der Dichterin zog Rho dt pis mit ihrem Töchtcrlein nach Naukra tis zurück, und wurde hjer gleich einer Göttin empfangen. Amasis, der jetzige König von Aegypten, halte sich unterdes sen des Thrones der Pbarcivnen bemäch tigt, und behauptete ihu mit Hülfe der Soldaten, aus deren Kaste er stammte. Da sein Vorgänger Hophra durch seine Vorliebe für die Griechen und den Verkehr mit den allen Agvptern verhaßten Frem den seinen Sturz beschleunigt und nament lich die Priester und Krieger zu offener Empörung reranlaßt hatte, so bofste man mit Sicherheit, daß Amasis, wie in alt.n Zeiten, das Land den Fremden absperren, die hellenischen Sölcner entlassen und statt aus griechische Ralhschläge, auf die Befehle der Priester hören werde. Nun, Du siehst ja selbst, daß sich die klugen Aegypter in ihreiKönigswahl betrogen haben, und aus der Scylla in die Cyarybdis gefallen sind. Wenn Hophra ein Freund der Griechen war, so können wir Amasis unsern Lieb haber nennen. Die Acgypter, und vor allen die Priester und Krieger, speien Feuer und Flamme, und möchten uns am liebsten sammt und sonders hinschlachten, wie Odysseus die Freier, die sein Gut ver praßten. Um die Krieger bekümmert sich der König nicht viel, weil er weiß, was jene und was wir ihm leisten; auf die Priester muß cr jedoch immerbin Rücksich ten nehmen, denn von einer Seite haben sie unbegrenzten Einfluß aus das Volk, dann aber bängt der König auch mehr, als cr uns gegenüber eingesteht, an jener ab geschmackten Religion, welche in diesem seltsamen Lande seit Jahrtausenden unver ändert fortbesteht, und deßhalb ihren Be kennern dopvelt heilig erscheint. Diese Priester machen dem Amasis das Leben schrcr, verfolgen und schaden uns wie und wo sie können, ja, ich wäre längst ein lodtcr Mann, wenn der Kön'g nicht seine schützende Hand über mich ausgebreitet hätte. Dach wohin gcrathe ich! Rhodopis ward also zu Naukratis mit offenen Armen empfangen, und von Amasis, der sie ken neu lernte,mitGunstbczeigungen überhäuft, Ihre Tochler Klois, welche, wie jetzt Sap pho, niemals die allabendlichen Zusam menkünfte in ihrem Hause theilen durfte cingclwrciien Adclsgcschlehicr vonSamoS. und beinahe noch strenger, als die anderen Jungfrauen von Naukratis erzogen wurde, heirathete Glaukus, einen reichen phocäi schen Handelsherrn aus edlem Hause, der seine Vaterstadt gegen die Perser tapfer vertheidigt hatte, und folgte demselben nach dem neu gegründeten Massalia, an der celtischen Küste. Die jungen Leute erlagen dem dortigen Klima, nachdem ih nen eine Tochter, Sappho, geboren war. Rhodopis unternahm selbst die lange Fahrt gen Westen, holte die junge Waise ab, nahm sie zu sich in's Haus, ließ sie auf's Sorgfältigste erziehen, und verbietet ihr jetzt, da sie erwachsen ist, die Gesellschaft der Manner, denn sie fühlt die Flecken ih rer frühesten Jugend so lies, daß sie ihre Enkelin, und das ist bei Sappho keine schwere Aufgabe, entfernter von jever Be rührung mit unserem Geschlechte hält, als es die ägyptische Sitte gestatten würde. Meine Freundin selbst bedarf des geselli gen Verkehrs so nothwendig, wie ein Fisch oes Wassers, wie ein Vogel der Lust. Alle Fremden besuchen sie, und wer ihre Gastfreundschaft einmal gekostet hat, der wird, wenn es ihm seine Zeit erlaubt, nie mals fehlen, so oft die Fahne einen Em psangsabend verkündet. Jeder Hellene von irgend welche Bedeutung besucht die ses Haus, denn hier wird berathen, wie man dem Hasse der Priester begegnen könne, und wie der König zu Dem oder Je nem zu bereden sei. Hier trifft man stets die neuesten Nachrichten aus der Heimath und der ganzen übrigen Welt, hier findet der Verfolgte ein unantastbares Asyl, denn der König hat seiner Freundin einen Frei: blies gegen alle Belästigungen der Sicher heitsbehörvc gegeben, hier hört man die Sprache und Lieder der Hcimath, hier wird berathen, wie Hellas von der wach sendenAlleinherrschast befreit werden kann; dieses Haus ist mit einem Worte der Knotenpunkt aller hellenischen Interes sen in Aegypten, und von höherer politi scher Bedeutung, als selbst das Hellenion, die hiesige Tempel- und Handelsgemein jchaft. In wenigen Minuten wirst Du die feltene Großmutter, und vielleicht auch, wenn wir allein bleiben, die Enkelin sehen, und schnell begreifen, daß diese Menschen keinem Glück, sondern ihrer Trefflichkeit Alles verdanken. Ha, da sind sie! Jetzt gehen sie dem Hause zu. Hörst Du die Sklavinnen singen? Jetzt treten sie ein. Laß sie sich erst niederlassen, dann folge mir, und bei'mAbschiede will ich Dich fra gen, ob Du bereust, mit mir gegangen zu sein, und ob Rhodopis nickt eher einer Königin gleicht, als einer freigelassenen Sklavin. Das Haus der Rhodopis war im grie chischen Stil erbaut. Die Außenseile des einstöckigen länglichen Gebäudes mußte nach unseren Begriffen durchaus einfach genannt werden, während die innere Ein richtung hellenische Formenschönheit mit ägyptischer Farbenpracht vereinte. Durch die weite Hauptthüre kam man in die Hausflur, an deren linker Seite ein gro ßer Speisesaal seine Fensteröffnungen dem Strome zukehrte. Diesem gegenüber lag die Küche, ein Raum, welcher sich nur bei reichen Hellenen vorfand, während die är meren ihre Speisen an dem Hcrve imßor zimmec zu bereiten pflegten. Tie Em pfangshalle lag an der Mündung der Hausflur, hatte die Gestalt euiesOuaprats und war rings von einem Säulengange umgeben, in welchen viele Gemächer mündeten. Inmitten dieser Halle, dem Aufenthalts-Orte der Männer, brannte auf einem altarartigen Herde von reicher äginetischer Mctallarbeit das Feuer des Hauses. Bei Tage erhielt dieser Raum sein Licht mittels der Oessnungen im Dache, durch welche zu gleicher Zeit der Rauch desHerd seuers seinen Ausgang fand. Ein der Hausflur gegenüber liegender Gang, der durch eine feste Thüre verschlossen war, führte in das große, nur von drei Seiten mit Säulen umgebene Frauengemach, in welchem sich die weiblichen Hausbewoh ner auszuhalten pflegten, wenn sie nicht in den bei der sogenannten Garten-oder Hin lerthüre gelegenen Zimmern bei'm Spinnrocken oder Webestuhle saßen. Zwi scheu diesen und den Gemächern, welche das Frauengemach zur Linken und Rech ten als Wirthschaslsräume umgaben, lagen die Schlafzimmer, in denen zu gleicher Zeit die Schätze des Hauses ausbewahrt wurden. Die Wände des Männcrsaales waren mit töthlich brauner Farbe bemalt, von der sich weiße Marmorbildwerke, Ge schenke eines Künstlers von Ehios, in scharfen Linien abhoben. Den Fußboden bedeckten schwere Teppiche aus Sardes. Ten Säulen entlang zogen sich iftevrigc, mit Pardelfell überzogene Polster, während in der Nähe des kunstreichen Herdes selt sam geformte ägyptische Lehnsessel und fein geschnitzte Tischchen on Thyaholz standen, auf oenen allerlei musikalische In strumente, Flöten, Kfthara und Phornftx lagen. An den Wänden hingen zahlrei che, mit Klkivl gefüllte Lampen in verschie denen Formen. Diese stellten einen feuer speienden Delphin, jene ein seltsam ge formtes Ungeheuer, dessen Rachen eine Flamme ausströmte, dar. Tas von ihnen ausgehende Licht verschmolz sich zu schö ner Wirkung mit dem Feuer des Herdes. In dieser Halle standen einige Männer von verschiedenen Trachten. Ein Syrer aus Tyms in langem rosinsarbenem Ge wände unterhielt sich lebhaft mtt einem Manne, dessen scharf geschnittene Züge und krauses schwarzes Haar den Israeliten erkennen ließen. Er war aus seiner Hei malh nach Aegypten gekommen, um für den König von Inda, Serubabel, ägypti sche Pferde und Wagen, die berühmtesten in jener Zeit, einzukaufen. Drei Griechen aus Kleinasien in den kostbaren failenrci cken Gewändern ihrer Heimath Milet, standen neben ihm und führten ernste Ge spräche mftPhryrus, dem jchlichtgekleideten Abgesandten ter Stadt Delphi, welcher Aegypten lesuckle, um Gelder für den Apollotempel zu sammeln. Das alle Py thische Hciligthum war vor zehn Jahren ein Raub der Flammen geworden; jetzt galt es, ein neues, schöneres auszuführen. Tic Milesier, Schüler des Anaximander undAnarimenes, befanden sich amNil, um zu Hcliopolis Astronomie und ägyptische Weisheit zu studiren. Der Dritte war ein reicher Kaufmann und Schissshcrr, Namens Theopompus, welcher sich zu Naukratis niedergelassen hatte. Nbodopis selbst unterhielt stch leb haft mit zwei Griechen aus Samos, dem vielbcrühmien Baumeister, Metallgießer, Bildhauer und Goldschmied Thcodorns und dem Jamdendichter Jbykus aus Rhe gium, welche den Hof des Polykrates auf einige Wochen verlassen halten, um Ae gypten kennen zu lernen und dem Könige Geschenke ihres Herrn zu Übungen. Dicht neben dem Herde lag ein wohlbeleibter Plann mit starken, sinnlichen Zügen, Phi lvinus aus Sybaris, lang ausgestreckt aus dem bunten Pelzüberzuge eines zweisitzigen Stuhls, und spielte mit seinen duftenden golddurchslochtenenLccken und den goldenen Ketten, die von seinem Halse aus das saf srangslbeGewand hernieder fielen, welches bis an seine Füße reichte. Rhodopis hatte für Jeden ein freundli ches Wort: jetzt aber sprach sie ausschließ lich zu den berühmten Samiern. Sie un terhielt sich mit ihnen über Kunst und Po esie. Tie Augen der Thracierin glühten im Feuer der Jugend, ihre hohe Gestalt war voll und ungebeugt, das graue Haar schlang sich noch immer in vollen Wogen um das schön geformte Haupt, und schmiegte sich am Hinterkopfe in ein Netz von zartem Goldgeflechte. Tie hohe Stirn war mit einem leuchtenden Diademe geschmückt. Das edle griechische Angesicht erschien bleich, aber schön und faltcnlos, trotz seines hohen Alters; ja, der kleine immer noch wohlzcsonnlc Mund, die großen, sinnigen und milden Augen, die edle Stirn und Nase dieses Weibes konnten einer Jung frau zur Zier gereichen. Man mußte Nbodopis für jünger hal ten, als sie wirklich war, und dennoch ver leugnete sie die Greisin keineswegs. Aus jeder ihrer Bewegung sprach matronen hafte Würde, und ihie Anmuth war nickt die der Jugend, welche zu gefallen sucht, fondern die des Alters, die sich gefällig er weisen will, welche Aufsichten nimmt und Rücksichten verlangt. Jetzt zeigten sich die uns bekannten Männer in der Halle. Aller Augen wandten sich ihnen zu, und als Phanes, seinen Freund an der Hand führend, ein trat,bewillkommte man ihn aus'sHerzlichste, einer der Milesicr aber rief: Wußt' ich doch nicht, was uns fehlte! Jetzt ist mir's auf einmal klar; ohne Pha nes gibt es keine Fröhlichkeit! Philvinus der Sybarit erhob jetzt seine tiefe Stimme und rief, ohne sich in seiner Ruhe stören zu lassen: Die Fröhlichkeit ist ein schönes Ding, und wenn Du sie mit bringst, so sei auch mir willkommen, Athe ner! Mir aber, sprach Rhodopis, auf die neuen Gäste zutretend, seid herzlich ge grüßt, wenn Ihr fröhlich seid, und nicht minder willkommen, wenn Euch ein Kum mer drückt; kenne ich doch keine größere Freude, als die Falten aus der Stirn mei nes Freundes zu glätten. Auch Dich, Spartaner, nenne ich „Freund," denn also heiß' ich Jeden, der meinen Freunden lieb ist. Aristomachus verneigte sich schweigend; der Athener aber rief, sich halb an denSy bariten wendend: Wohl denn, meine Lie ben so kann ick Euch beide befriedigen. Du, Rhodopis, sollst Gelegenheit haben, mick, Deinen Freund, zu trösten, denn gar bald werde ich Dich und Dein liebes Haus ver lassen müssen; Du aber, Sybarit, wirst Dich an meiner Fröhlichkeit ergötzen, denn endlich werde ich mein Hellas wiedersehen, und diese goldne Mäusesalle von einem Lande, wenn auch unfreiwillig, verlassen! Du gehst fori? Tu bist einlassen wor den? Wohin gedenkst Tu zu reisen? fragte man von allen Seilen. Geduld! Geduld! Ihr Freunde, rief Phanes, ich muß euch eine lange Geschickte erzählen, die ick bis zum Schmause aufbe wahren will. Nebenbei gesagt, liebste Freundin, ist mein Hunger fast ebenso groß, wie mein Kummer, euch verlassen zu müssen. Hunger ist ein schönes Ding, philosv' phirte der Sybarit, wenn man einer guten Mahlzeit entgegensieht. Sei unbesorgt, Philvinus, antwortele Rhodopis; ich habe dem Koche besohlen, sein Möglichstes zu thun, und ihm mitge theilt, daß der größcsle Feinschmecker aus der üppigsten Stadt der ganzen Weit, daß ein Sybarit, daß Philvinus über seine zarten Gerichte strenges Gericht hallen werde. Geh', Knakias, und sage, man solle anrichten! Seid ihr jetzt zufrieden, ihr ungeduldigen Herren? Arger Phanes; mir hast Du mit Deiner Trauerkunde die Mahlzeit verdorben! Ter Athener verneigte sich; der Syba rit aber philosophirte abermals: Zufrieden heit ist ein sckönes Ding, wenn man die Mittel hat, all' seine Wünsche zu befriedi gen; auch danke ich Dir, RhodoplS, für die Würdigung, weiche Tu meiner unver gleichlichen Heimall) angeoeihen läßt. Was sagt Anakreon? He! Jbykus, hab' ich Deinen Freund, der mit Dir an der Tafel des Polykrates schmaust, richtig citirt? Ich sage Dir, daß, wenn Anakreon auch bessere Ver>e macht als ich, meine Wenigkeit sich dafür doch nicht schlechter auf's Leben verstehe, als der große Lcbcnskünstler. Er hat in allen seinen Liedern kein Lob auf's Essen, und ist denn das Essen nicht wichti ger, als das Spielen und Lieben, obgleich diese beiden Thätigkeiten ich meine Spielen und Lieben mir auch recht theuer sind? Ohne Essen müßt' ich ster ben, ohne Spiel und Liebe kann ich schon, wenn auch nur kümmerlich fortbestehen. Der Sybarit brach, zusrieden mit seinem schalen Witze, in ein lautes Gelächter aus; der Spartaner aber wandte sich, während man in ähnlicher Weise fortplauderle, an den Delphier Phryrus, zog ihn in eine Ecke und fragte ihm, seiner ge messenen Art vergessend, in großer Auf regung, ob er ihm die lang ersehnte Ant wort des Orakels mitbringe? Das ernste Gesicht des Delphiers ward freundlicher; er griff in die Brustfalten seines Ehitorft-') und holte ein kleines Röllchen von pcrga mentartigem Schafleder hervor, aus dem mehrere Zeilen geschrieben waren. Die Hände des starken und tapferen Spartaners zitterten, als er nach demßöll chen griff, und nachdem er es geöffnet, saugten sich seine Blicke an die Schristzügc an, die es bedeckten. So stand er kurze Zeit; dann schüttelte cr mißmulhig die grauen Locken, gab Phryrus die Rolle zu rück und sagte: Wir Spartaner lernen andere Künste, als Lesen und Schreiben. Wenn Tu kannst, so lies mir vor, was Pylhia sagt. Der Telphier überflog die Schrift und erwiederte: Freue Dich! verheißt Dir eine glückliche Heimkehr; höre, was Dir die Priester! verkündet: Fuhrt Tich der zaudernde Kahn herab zu jenem Ge- Gespannten Ohres lauschte der Spar taner diesen Worten. Zum zweiten Male ließ er sich den Spruch des Orakels vorle sen, dann wiederholte cr ihn aus dem Ge dächtnisse, danlte Phrvrus, und steckte das Röllchen zu sich. Der Telphier mischte sich in das allge meine Gespräch; der Spartaner aber mur melte den Spruch desOrakels unaujhörlich vor sich hin, um ihn ja nicht zu vergessen, und bemühte sich die räthselhasten Worte zu diuien. Die Flügeltbüren des Speisesaales öff neten sich. An jeder Seite des Eingangs stand ein schöner, blondgelockter Knabe, mit Myrthenkränzcn in der Hand; in der Mitte des Saales erhob sich ein großer, niedriger, glänzend polirtcr Tisch, an des sen Seiten purpurrolhe Polster die Gäste zu bcguemer Rast einluden. Aus der Tasel pranglen reiche Blumen sträuße. Große Braten, Gläser undLcha len voller Datteln, Feigen, Granatäpfel, Melonen und Weintrauben standen neben kleinen siibernenßienenkörben; zarter Käse von der Insel Trinakriach) lag aus getrie benen kupfernen Tellern, und in der Milte des Tisches stand ein silberner, einem Al tar gleichender Tafelaufsatz, der rings mit Myrten und Rosenkränzen umwunden war, und von dessen Spitze süße Räuche rungsdüste ausstiegen. Am äußersten Ende des Tisches glänzte das Mischgefäß, ein herrliches äginetisches Werk, dessen gekrümmte Henkel zwei Gi ganten darstellten, die unter der Last der Schale, welche sie trugen, zusammenzubre chen schienen. Dieser Mischkrug war, wie der Altar in der Mitte des Tiscbes, mit Blumen umwunden, und auch um jeden Becher schlang sich ein Rosen- oder Myr tenkranz. Nojenblättcr waren in den ganzen Zim mer umhcrgestreut, an dessen glatten Wän den von weißem Stuck viele Lampen hin gen. Kaum hatte man sich auf die Polster i niedergelegt, so erschienen die blonden Knaben, umwanden diehäupter undTckul tern der Schmausenden mit Myrten und Epheukränzen, und wuschen ihre Füße in silbernen Becken. Als der Vorschncider schon die ersten Braten, um sie zu zerlegen vom Tische genommen hatte, machte sich der Sybarit noch immer mit den Knaben zu schassen, und ließ sich, obgleich er schon nach allen Wohlgerüchen Arabien's dusieie, förmlich in Rosen und Myrten einwickeln; nachdem jedoch das erste Gericht, Thunsische mit Senfvrühe, aufgetragen worden wa>-, vergaß er aller Nebendinge und beschäf tigte sich ausschließlich mit dem Genusse der trefflichen Speisen. Ryodopis saß aus einem Armstuhie an der Spitze der Tascl neben dem Mischlruge, und leitete sowohl j die Unterhaltung, als auch die aufwarten den Sklaven. Mit einem gewissen Stolze sah sie auf ihre fröhlichen Gäste, uud schien sich mir jedem ausschließlich zu beschäftigen, indem i sie sich bald bei dem Delphier nach dcm Erfolge feiner Sammlungen erkundigte, -> Hcmdattigc Uittergewand. —) Beiname, welchen Apollo wegen seiner dunlie schiescn Lratelsprüche sllhrie. s) Ltcilien, bald den Sybariten fragte, ob ihm die Werke ihres Koches behagten, bald dem Jbykus lauschte, welcker' erzählte, daß Phrynichus von Athen die religiösen Schauspiele des Thespis von Jkaria in's bürgerliche Leben gezogen habe, und mit Choren, Sprechern und Gegensprelöern ganze Geschichten aus der Vorzeit ausfüh ren lasse. Dann wandte >ie sich an den Spartaner und sagte ihm, daß cr der Einzige sei, bei dem sie sich nicht wegen der Einfachheit ih resGaslmahis, wohl aber wegen der ttcpi vigkeit desselben zu entschuldigen habe. Weitn cr nächstens wiederkomme, solle ihm ihr ckiave Knakias, der sich rühme, als entwichener spartanischer Hetot, eine köst liche Blulsuppe kochen zu können (bei die sen Worten schauderte der Sybarit,) eine echt iacedämonijche Mahlzeit bereiten. Als die Gäste gesättigt waren, wuschen sie sich von Neuem die Hände. Dann wurde das Speisegeschirr abgeräumt, der Fußboden gesäubert, und Wein und Was ser in den Mftchkessel gegossen. Endlich wandle sich Rhodopis, nachdem sie sich überzeugt hatte, das; Alles im besten Gange sei, an den mit den Milesiern strei tenden Phanes und sagte: Edler Freund! Wir haben jetzt unsere Ungeduld so .ange bemeistcrt, daß es wohl Deine Pflicht wäre, uns mitzuthei len, weiches schlimme Ungefähr Dich aus Aegypten und unicrcm Kreise zu entreißen droht. Mit leichtem Sinne, den die Göt ter euch Jonicru allen als köstliches Ge schenk bei der Geburt zu spenden Pflegen, magst Du Tich von uns und diesem Lande j trennen; wir aber werden Deiner lange schmerzlich gedenken, denn ich kenne keinen größeren Verlust, als den eines seit Jahren treu bewährten Freundes. Eini ge von uns haben auch zu lange am Nil gelebt, um nickt ein wenig von dem un wandelbar beständigen Sinne der Aegyp ter angenommen zu haben! Tu lächelst; und dennoch glaube ich zu wissen, daß Tu, obgleich Du Dich schon lange nach Hellas sehntest, nicht ohne alles Bedauern von uns scheiden wirst. Du gibst mir Recht? Wohl, so erzähle uns denn, warum Tu Aegypten verlassen mußt oder willst, damit wir überlegen können, ob es nickt möglich sei, Deine Verweisung vom Hose rückgän gig zu machen, und Dich sür uns zn erhal ten. Phanes lächelte bitter und sagte: Ich danke Dir, Rhodopis, sür Deine schmeichel haften Worte und die gute Absicht, Dich meines Abschiedes wegen betrüben oder denselben womöglich verhindern zu wollen. Hundert neue Gesichter werden Dich das meine bald vergessen lassen, denn ob Du auch schon lange am Nftslrom wohnst, so bist Du doch, und dafür magst Da den Göltern danlcn, Hellenin geblieben vom Scheitel bis zur Sohle. Auch ich bin ein Freund der Treue, aber ein Feind der ägyptischen Thorheit; und ist wohl Einer unter euchAllen,der es weise finden könnte, sich über Unvermeidliches zu grämen? Die ägyptische Treue ist in meinenAugeu keine Tugend, sondern ein Wahn. Sie, die ihre Todte seit Jahrtausenden bis heute bewahren, und sich eher das letzte Brot, als einen Knocken ihres Urahnen nehme lassen, sind nickt treu, sondern thöricht. - - Kann mir's Freude machen, diejenigen, weiche ich liebe, traurig zu seben? Ge wiß nicht! Ihr jclll euch meiner nicht in monatlangen und sich täglich wiederholen den Wehklagen erinnern, wie dieAegypter, wenn ihnen ein Freund dahin scheidet! Wollt ihr in der That des Fernen oder Abgeschiedenen, denn ich darf Aegyp ten, so lange ich lebe, nie wieder betreten, - in späteren Tagen gedenken, so thut es mit lachenden Munds, und rufet nicht: Ach warum mußte PhaneS uns verlassen! sondern saget: Wir wollen fröhlich sein, wie Phanes, als er noch in unserm Kreise weilte! So soll! ihr's halten, so besaht es schcn^imo^ Wenn man nicht über die Todte klagen soll, so ist es noch viel weniger weise, sich um scheidende Freunde zu grämen, denn jene sind jür immer dahin, diesen aber sa gen wir bei'm Abschied: Aus Wiederse hen! Jetzt konnte der Sybarit, welcher schon lange ungeduldig geworden war, nicht län ger schweren und rief mit kläglicher Stimme: Fange doch endlich zn erzählen an. Du mißgünstiger Mensch. Ich kann keinen Tropfen trinken, wenn Tu nicht aufhörst vom Tode zu sprechen. Mir ist ganz kack geworden, nno ich werde jedes mal krank, wenn ich über . . . , nun, wenn ich davon reden höre, daß wir nicht ew'g leben! Tie ganze Gesellschaft lachte, Phancs aber begann seine Ge schichte zu crzäbien: Zn Sais wohne ich, wie ihr wißt, in dem neuen Schlosse; zn Memphis aber wurde mir, als Obersten der griechischen Leibwache, welche den König begleiten muß, wohin cr auch reist, ein O.narlicr im linken Flügel des alten Palastes angewie sen. Seit dem ersten Psamtik rcsidiren die Könige zu Sais, darum wurde das Innere der anderen Schlösser ein wenig vernach lässigt. Meine Wohnung war im Grande ganz vorzüglich gelegen, tvsllich eingerich tet und wäre vorlrcsjtich geweicn, wenn sich nicht, gleich bei meinem ersten Einzüge in dieselbe, eine surchteare Plage fühlbar gemacht hätte. Bei Tage, wo ich übrigens selten zu Hause war, ließ meine Wobnnng Nichts zu wünschen übrig, bei Nackt aber war an keinen-cblaf m denken, so fürchterlich spel talelieii Tausende oon Ratten und Manien unter den alten Fußböden, Tapeten >nd Ruhebetten. Ich wnßic mir leinen Rath in dieser Noth, bis mir cndiick ein ägvpilscher Sol dat zwei schöne große Katzen verlauste, welckc mir auch nach mehreren Wochen einige Ruße vor meinen Peinigern ver- schassten. Ihr werdet Alle wissen, das: eine.' der l liebenswürdigen Gesetze dieses wunderli chen Volkes, dessen Bildung und Weisheit Ihr, meme mliesischenJrcunde,nicht sattsam preisen könnt, die Katzen für heilig erklärt. Göttliche Ehre wird diesen gtücklickenVier süßlern, wie so mancher andern Bestie, zu Tbeil, und ihre Tödinng eben so streng bestrast, als der Mord eines Menschen. Rbodopis, welche bis dabin gelächelt! Halle, wurde ernster, als sie vernahm, daß j die Verweisung des Phcmes mit seiner Mißachtung der hciiigenThicre zusammen- ! hing. Sie wußte, wie viele Opfer, ja, ! wie viele Menschenleben diescrAberglaube der Acgypter bereits gekostet hatte. Vor Kurzem noch hatte König Amasis selbst ei nen unglücklichen Sanfter, welcher eine Katze gelödtet hatte, nicht vor der Rache des zornigen Volkes zu reiten vermocht. Alles war gut, erzählte der Oberst wei ter, als wir Memphis vor zwei Jahren verließen. Ich hatte dasKatzenpaar derPstege eines ägvptischen Schloßdieners anvertraut und wußte, daß die ratlenseintsicheu Thiere meine Wohnung für künftige Fälle rein erhalten würden,ja, ich begann schon selbst > den freundlichen Retlern aus der Mäuse: gesabr eine gewisse Verehrung zu zollen. ! Im vorigen Jahre ward Amasis krank, ! che der Hos sich nach Memphis begeben konnte, und wir blieben zu Scfts. Endlich, vor etwa icchs Woche, mach ten wir uns aus den Weg zu der Pvrami denstadt. Ich bezog mem altes Quartier und fand in dems.ftew keinen Schatten ei nes Mäuseschwanzes wieder; statt derßat ten wimmelte sie von einem anderen Thicr geschlcchte, welches mir nicht lieber war, ! als seine Vorgänger. Das Katzer.paar ! hatte sich nämlick in den zwei Jabren mei s uer Abwesenheit v rzwöissacht. Ich ver buchte die lästige Brut von Katcrn jeden l Aliers und aller Farben zu vcrtre.ben; ober es gelang mir nickt, und ich mußte i allnächtlich meinen Schlaf vm, entsetzlichen > Viersüßler-Ehocgesängen, Katzenkciegsge ! jchrei uud Kctterlicdcru unterbrechen las > sen. Alljährlich, zur Zeit des BubaslissestcS. ist es erlaubt, alte nhcrslnssigen Mäuie sänger in den Tempel der katzenlöpsigen Göttin Pacht atzzulicsein, woselbst sie ver pflegt und, wie ich glaube, wenn sie sich gar zu stark vermehren, bei Seite ge- bracht werden. Diese Priester sind Spitzbuben! Leider fiel die große Fahrt zu dem be sagten Heiligthuine nickt in die Zeit unse res Aufenthaltes bei den Pyramiden; ich aber konnte es schlechterdings mit dieser Armee von Peinigern nicht länger aushal ten und beschloß, als mich zweiKatzen von Neuem mit einem Dutzend gesunder Nach kommen beehrten, wenigstens diese bei Seite zu schaffen. Mein alter Sklave Müs, schon dem Namen nach ein geborner Kalerfeind, erhielt den Auftrag, die jungen Dinger zu tödten, in einen Sack zu stecken und in den Nil zu werfen. Dieser Mord war nothwendig, denn vbne ihn würde das Miauen der jungen Kater den Schioßwärtern den Inhalt des Sackes verrathen haben. Ais es dunkelte, begab sich der armeMüs mil seiner gefähr lichen Last durch den Hathor-Hain nach dem Nile. Doch der äguptischc Schioßdies ner, weicher meineThiere zu füttern pflegte und jede einzelne Katze bei Namen kannte, halte unsern Plan durchschaut. Mein Sklave ging gelassen durch die große Sphftixaiiee an demTempei desPtah vorüber; dasSäckchen hielt er unter seinem Manie! verborgen. Schon im heiligen Haine bemerkte er, das; man ihm folge; er achtele aber nicht darauf und setzte seinen Weg vollkommen beruhigt fort, als er be merkte, daß die Leute, welche hinter ihm hergingen, am Tempel des Ptah stehen blieben und sich dort mit Priestern unter redeten. Schon stand cr am uscr des Nils. Ta hörte er, wie man ibn rief, wie viele Menschen ihm in schnellem Laufe folgten, und ein geschleuderter Stein dicht an sei nem Kopse vorüberpsiss. Müs übersah die Gefahr, welche ibm drohte. Mit dem Ausgebot aller Kräfte jagte er bis an den Nil, schleuderte den Sack in das Wasser und stand klopfenden Herzens, aber, wie er glaubte, ohne jeden Beweis seiner Schuld, am Uscr des Stro mes. Wenige Augenblicke später war cr von hundert Tcmpeldienent umringt. Ter Oderpricstcr des Ptah, Ptahotep, mein al ter Feind, stalte es nicht verschmäht, in ei gener Person den Häschern zu folgen. Mehrere derselben, und unter ihnen je ner vcrräthcrische Palastdiener, stiegen so fort in den Nit und fanden zu unserem Verderben den Sack mit seineu zwölfLeich namen, der unversehrt im Papnrus-Rohre und den Bohnenranken am User hing. Vor den Augen des OberpriosterS, einer Schaar vonTempeldieiiern und wenigstens lausend herbeigeeilten Memphiten ward der baumwollene Sarg geöffnet. Als man seinen unseligen Inhalt gewahrte, erhob sich ein so entsetzliches Webcgeheul, ein so jurchlbarcsKlage- nndßachcgeschrei, vaß ich's bis zum Schlosse vernehmen konnte. Tie wuthenlbranulc Menge stürzte sich in wilder Leidenschaft aus meinen ar men Diener, riß ihn zu Boten, trat ihn mil Füßen und würde ihn sofort getödtct haben, wenn der allmächtige Oberpriester nicht „Hall" geboten und in oer Absicht, mich, in dcm er den Urheber der Frevel that ahnte, mit in'S Verdorben zu ziehen, besohlen hätte, den schrecklich zugerichteten Missethäter in's Gefängniß zu setzen. Eine halbe Stunde später ward auch ich festgenommen. Mein aller Müs nahm alle Schuld des Verbrechens aus sein Haupt, bis der Obe rpriester ihm durch Bastonnadeu das Ge ständnis; abnöihigle, ich habe ihm geboten, die Katzen zu tödten, er aber, als treuer Diener, meinem Befehle Folge leisten müssen. Tas Obergericht, gegen dessen Urtheils sprüche selbst der König keine Macht be sitzt, ist aus Prieslern von Memphis, He liopolis und Theben zusammengesetzt; Ihr könnt euch also denken, das; man den armen Müs sowohl, als meine hellenische Wenig keit ohne Bedenken zum Tode verurtheilte Den Sklaven wegen zweier Kapitalverbre chen: Erstens wegen des Mordes von hei ligen Thieren, Zweitens wegen der zwöif maligen Verunreinigung des heftigen Nils durch Leichname; mich wegen der Urheberschaft dieses, wie sie's nannten, vierundzwanzigsacheu Kapitalverbrechens. Müs ward noch am nämlichen Tage hin gerichtet. Möge ihm die Erve leicht sein! In mernem Andciuen wird cr nicht als mein Sklave, sondern als mein Freund und Wohlthäler fortleben! Im Angesicht seiner Leiche ward auch mir das Todesur theil vorgelesen, und ich machte mich schon zur langen Reise in die Unterwelt fertig, als der König befehlen ließ, die Vollstrek tung meiner Hinrichtung aufzuschieben. Ich ward in mein Gefängniß zurückge bracht. Ein arkadischer Taxiarclftft, welcher sich unter meinen Wächtern befand, theilte mir mit, das: sämmtliche griechischen Ossiziere der Leibwache und eine Menge von Solda ten, im Ganzen mehr als viertausend Mann, gedroht hätten, ihren Abschied zu nehmen, wenn man mich, ihren Führer, nicht begnadigen weide. Ais es dunkelte, wurde ich zum .Könige gefühlt, welcher mich gnädig empfing. Er seihst hestäligle mir die Mittheilung des Toriarchcn und sprach sein Bedanern aus, einen so heliedten Odersten verlieren zu müssen. Was mich betrifft, so gestehe ich gern, daß ick dem Amasis nickt zürne, und mehr roch, daß ich ihn, den mächtigen Kö nig, dedanre. Ihr hättet mit anhören sotten, wie er sich beklagte, nirgend han deln zu können, wie er wolle, und selbst in seinen persönlichsten Angelegenheiten über all von den Prieslern und ihrem Einflüsse behindert und gefährdet zu sein. Käme es nur ans ihu an, sagte er, so würde cr mir, dem Fremden, die Uederlrelung eines Ge setzes, welches ich nickt verstehen könne, und darum, wenn auch fälschlich, für ab geschmackten Aberglauben halten müsse, gern vergeben. Ter Priester wegen dürfe cr mich aber nicht ungestraft lasten. Ver bannung ans Aegvplcn ici die gelindeste Buße, welche cr mir auferlegen lönne. Tu weißt nicht, mit diesen Worten schloß er seine Klagen, wie große Zugesländnisie ich den Priestern machen mußte, um Gnade jür Dich zu erlangen. Ist doch unser Obergcricht selbst von mir, dem Könige, unabhängig! Also ward ich verabschiedet, nachdem ich einen großen Eid geleistet hatte, Mem phis noch am selbigen Tage uud Aegypten spätestens in drei Wochen verkästen' zu wollen. An der Pforte des Palastes tras ich mit Psamtik, dcm Kronprinzen, zusammen, welcher mich schon lange, ärgerlicher Ge schichten wegen, die ich verschweigen muß (Tu kennst sie, Rhcdopis,) verfolgt. Ich bot ihm meinen Abschiedsgrnß; er aber kehrte mir den Rücken zu, indem er aus rief: „Auch dicßmal einkommst Tu der Strafe, Athener; meiner Rache aber bist Tu noch nicht entgangen! Wohin Ta auch gehst, ich werde Dich zu finden wissen! So darf ich hoffen, Dich wieder zu sehen! ent gegnete ich ihm, schasste meine Habseligkei ten auf eine Barke, und kam hierher nack Naukratis, woselbst mir das Glück meinen alten Gastfceund Aristomachus von Sparta zuführte, welcher, als früherer Be fehlshaber der Truppen vonEypern, höchst wahrscheinlich zu meinem Nachfolger er nannt werden wird. Ich würde mich freuen, einen so trefflichen Mann an mei nem Platze zu sehen, wenn ich nicht fürch ten müßte, daß neben seinen vorzüglichen Diensten die meinen noch geringer erschci- neu werden, als sie es in der That gewesen l sind. Hier unterbrach Aristomachus den Atbc ! ner und lies: Genug des Lobes, Freund Phanes! Spartanische Zunicn sind ungc ! lenk, mit Thaten will ich Dir aber, wenn ! Du meiner bedarfst, eine Antwort geben, > die den Nagel ans den Kops treffen soll. Ryodopis lächelte den beiden Männern ! Beifall zu. Dann reichte sie jedem die Hand, und jagte: Leider habe ich Deiner ! Erzählung, mein armer Phancs, entnom ! men, daß Deines Bleibens nicht länger in ' diesem Laude sein kann. Ich will Dich nicht wegen De nes Leichtnnncs tadeln, z dennoch konntest Tu wissen, daß Du Dich um NeinerEisolge willen großen Gefahren aussetztest. Der Weile, der wahibajt . Mulhi ze unternimmt ein Wagnis! nur dann, wenn der Nutzen, der ibm daraus ! erwachsen kann, die Nachtheile überbietet, s Tollkühnbeit in ebenso tböricht, w.nu auch > nicht ebenso vcrwcrsiich als Feigheit, denn ! ) Anführer einer Zaew -der cesolpaguiehaupd-