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Mord aus Räch an setner Tante. Boston, Mass., 8. Nov. Zu Marl boro versuchte gestern Frank H. Wenzel feine Tante, Frau A. W. Smith, zu ermordcn. Er brachte ihr mit einer Axr verschiedene Kopfwunden bei, denen sie wahrscheinlich erliegen wird. Der Mörder ist emflohen. Er ist ein desperater Charakter, der erst kürz Ilch aus du Gefängnisse entlassen ward. Aus die Aussage dieser feiner Tante hin war er des Pferde Diebstahls schuldig befunden worden. EharticTitoh. Merida N, Eoiin., 7. Nov. Man hat hier guten Grund zu der Annahme, daß Charlie Roß in Meridan, nach New - Häven unterwegs, gesehen wurde. Der Polizeichef hat sofort Anzeige midie New-Norkcr Ge heimpolizei gemacht. vi wölfjährigcr Knäve erschießt keinen L-jährigen Bruder nnd verwundet keine Schwester le vensgefährlich. Wor cester, Mass.,!). Nov. —Zu Cen tral-Villaqe, in der Nähe von Plomjield, Conn., erschoß ein zwölfjähriger Knabe seinen zweijährigeil Bruder und verwundete seine Schwester derart, daß sie schwerlich mit dem Leben davonkommt. Der Knabe fand das geladene Gewehr in dem Schlafzim mer. Mord zwischen l. - jährigen navcn. Salisbnry, N.-H..8. Nov.—Zwischen den zwei, im Aller von 1.1 Jahren stehenden Knaben Couch und Cufhon erhob sich gestern ein Streit. Ersterer wurde bis in sein väter liches Haus von Letzterem verfolgt nnd mittelst cmes Knüttels dort todr geschlagen. Vom Blitze erschlagen. Ogdens bürg, N.-Sj., st. Nov.—Wäh rend eines heftigen Gewitters heule Morgen wurde Alex. Montray vom Blitze erschlagen. Todtungcincs Ma NU c s durch eine Kran. New -?) ork, K. Novbr. Gestern tödtetc in einem Streite Kathanne Conners, eine in Jcrsch'Ctty als streitsüchtig bekannte Person, den John O'Kcefe, indem sie ihm innere Verletzungen beibrachte, die dessen Tod herbeiführten. Die Conners ist verhaf tet worden. Eine schwere Vnklagc. New - Boik, 9. Novbr. —lm Ver laufe des heutigen Coroner-Jiiquestes über die Ermordung des Joh. McKeniia am letzten Wahltage beschwor der Ex-Schcriss O'Bricii, daß der Coroner Croker mit Vorbedacht sein P'.slot vor den Kops McKeiina's hielt und feuerte. Andere Zeugen sagten dasselbe aus. Tie Untersuchung wurde heute nicht beendigt. Die Bitterkeit zwischen den Anhängern Cro ker's und O'BrienS ist sehr groß und hat durch das Wahlergebniß neue Nahrung erhalten. Croker sowohl wie O'Brie gehör ten sich einander bekämpfenden demokratischen Faktiouen an. Gattinmord in New-Äork. New - Äsork, 9. Novbr. Vorgestern Abend uni st Uhr kam Joseph Rosenstein, welcher bei den Groccrs E. R. Mcade, jun., K Comp., Nr. 13, Coentics-Slip, als Parier bcichästigl war, in seine Wohnung Nr. 413, Ost 14. Straße, und setzte sich zu Tische. Das Nachtessen wollte ihm jedoch nicht munden und er sagte zu seiner Frau Marie 'Anna, daß er ausgehen wolle, um bei einem Freunde das Abendbrod zu essen. Die Frau erhob Ein wand dagegen, da sie befürchtete, der Mann würde seinen Lohn, den er bei sich Halle, ver zehren. Sie halte Wäsche aus der aus dem Dache befindlichen Waschleine und ging hin aus, um dieselbe abzunehmen. Bei'm Weg gehen verschloß sie die Stubenlhüre und steckte den Schlüssel in die Tasche. Der Mann ge- Vieth nun in die größte Wuth und versuchte, die Thüre mittelst eines Schraubenziehers zu öffnen, doch schlug dieser Versuch fehl. Er össncte das Fenster und stieg auf den vor dem selben angebrachten Feuer-Rettungs-Apparat und kletterte die a der Mauer angebrachte Leiter hinauf auf das Dach, wo die Frau ihn mit schimpsworten empfing. Das Ehepaar wurde handgemein nnd Rosenstcin schob die Frau bis zum Rande des Daches. Im Zorne gab er ihr einen Stoß und sie fiel in den Hof hinab, wo man sie nach einigen Minuten als Leiche fand. Der Polizist Bauer vom 18. Bezirk verhaftete Roscnstcin und brachte ihn in das Stationshaus in 22. Straße. Der wichtigste Zeuge ist der achtjährige Sohn der Eriilordeicii, ein inleNigeiit aussehender Knabe, ivetcher den Hergang, wie oben berich tet, ohne Zaudern erzählte, und bei allen Fra gen fest blieb.—Joseph Rosenstcin giebt zwar .zu, auf dem Dache gewesen zu sein, behauptet indeß, er habe dort mir wenige Worte mit sei ner Frau gesprochen und sie dann verlassen. Er sei daraus die Treppe hinab und in das Bardiergeschäst von Adam Diener in Avenue A, nahe 13. Slraße gegangen. Ein fanatischer Tcnrschcr begeht einen Mord. " Philadelphia,!. 'Nov. Am Mitt woch Abend wurde ein epileptischer Insasse des Departements für Geisteskranke im Ar iiienhause, Namens Georg Home, von einem anderen Insassen, dein Deutschen Salomoii Speier, ermordet. Home wurde gestern Mar gen todt im Bette gefunden. Acht wahnsin nige Arme waren zur Zeil im Zimmer, doch Keiner ist im Stande, die Einzelnheilen zu berichten, speier jagt, er habe den Home er mordet, weil derselbe nickst seine Religion ge habt habe; er beabsichtige noch mehr umzubringen. Die Behörden werden von der Leichciibeschauers-Jun) getadelt, weil sie Wahnsinnigen nicht besser überwacht haben. Ter in St. onis verhaftete Sekretär Strnim's. Ci n cili liati, st. Nov.— Eine Spezial- Dcpesche von St. Louis an den „Couimer cial" meldet heute Morgen im Betreff der Ver haftung des Sekretärs'vom Graten Arnim, Otto v.Schmidt, daß der Befehl, denselben zurückzubringen, von dem Grafen auSgcgan gen sei. Hr. Schmidt sei am 2. Okthr. ach New-Pork abgcreis'r, begleitet von einem Ge bcimpotizistcil und einem Freunde, Namens Peter Grau. Am Samstage, den 31. Okto ber, begab sich Schmidt nach dem Büreau eines deutschen Kaufmannes, erhob die dort deponirten Papiere und reifste nach Europa ab. Hr. Schmidt gab zu, daß die betreffen den Papiere einen Theil der fraglichen Cor respondenz zwischen Bismarck und Arnim bildeten. Thos. Lancrgan, von der Geheim- Polizei, stellte, als ihm die Berichte der östli chen Blätter gezeigt wurden, in Abrede, daß er einen Sekretär Arnim's verhaftet habe, gab aber zu, daß er auf Befehl von Berlin einem Hingen Deutschen nachipure, daß der Mann jedoch freiwillig nach Teutschland zurückge kehrt sei, indem wegen politischer Bergchen Niemand verhaftet werden könne. Der Ge heimpolizist stellte die Sinzclnheitcn jener Be richte nicht in Abrede, gab dieselben aber auch nicht zu, weil seine Verbindung mit der An gelegenheit VHtlrauenssache sei! Es war ihm die Sache bereits in's Pub likum gekommen sei. <sin verdreifachter Charte,, Rosi- Eincliinati, Ohio, 6. Novbr. Eine Spczial - Depesche an die „Gazette" berichtet von einer furchtbaren Aufregung in Allen Eouiity, Ind., in Folge der vor einigen Wo chen erfolgten Wegsiihrnng drcicrKinder durch eme Gesellschaft von zwei Männern und drei Frauen. Dieselbe euiferiitc sich in der Rich tung nach Illinois und hat man seitherNichts mehr von ihr gehört. Die Kinder befanden sich in dem Alter von resp. 10, 13 und IS Jahren. Tie Waldbrände im Westen. Eleveland, Ohio, S. Novbr.--Die Wald- und Sumpfbrände, welche in neuerer Zeit in unserer Nachbarschaft wütheten, sind gelöscht und die Luft wieder klarer. Ein schwarzer Verbrecher und seine prompte tSestrafnng. Memphis, 6. Nov. Bon Osceola, ! Art., wird berichtet, daß gestern Morgen der Neger lakobPhilipps die Gattin eines Pflan zers in der Nähe jener Stadt schändete. Die Frau ist dermaßen zugerichtet, daß sie wahr scheinlich sterben wird. Der Neger wurde ver haftet und nach Osceola gebracht, wo die Bür ger beider Rassen ein Gericht improvisirten, ihn vcrurthcilten und ans derStclle erschossen. Ein schwarzer Wahl-Raufbold in Alabama. Montgomery, 6. Novbr.—Ein Neger, Namens Diggs, ward heute von dem Bun dcsmarschall aus die Anklage verhaftet, ein Söhnchen des Richters von Barbour-Eounty am Wahltage erschossen und den Slimiii kaslen des Bezirks von Spring Hill zerstört zu haben. Mord in Indiana. - Ergreifendes Geständnis deö Mörders. Terre Haute, Ind., 0. Novbr. Am 20. Oktober ward der Brückenwächter Joseph Nobbins an der Vandalia - Bahn brücke, welche über den Kaskasia - Fluß führt, eriiiortet, und Nathan Burgeß, ein Nachbar, verhaftet. Ter Mörder machte heute im Gerichlssaalc folgendes Gcständniß: „Ich wußte, daß der Zahlnieisterswaggon der „Vandalia - Bahn" vorüberpassirt war, und Nobbins seinen Monats - Gehalt ausgezahlt bekommen Halle. Ich nahm eine Schrotflinte und ging nach der Brücke. Als ich mich dem Hzuie näherte, sah ich durch das Fenster den Nobbins sitzen; ich erhob die Flinte und feuerte. Nachdem ich einige Minuten ge wartet und merkte, daß Niemand in der Nähe war, begab ich mich nach der Thüre und fand Nobbin, der tödtUch verwundet in die Kniee gesunken war. Er betete: „O Gott, sei meinem Mörder gnädig um Christi Willen!" Ich war erschreckt und lies, wohin wußte ich mcht. Ich habe das Haus nicht betreten. Wort! haben mich seitdem verfolgt und klingen mir noch immer in den Lhrcn." Ter Betrag, um dessen Willen Nobbins ermordet wurde, belief sich ans Hui.s 9. —ln Fayette > Connty herrscht große Aufregung, und man hat gedroht, den Mörder änszn kuupsen. A"'rcgung in einer Kirche.- Viele Personen verletzt. Montreal, 9. Novbr.—Während eines Spegial Gottesdienstes in der sra,. Parish tzirche erscholl hcute Morgen Feuerlärm; infolge Testen stob die Gemeinde wirr aus einander. Mehrere Personen mnrden nieder getreten und zum Theil schwer verletzt. Stadt Baltimore. Das Resultat der Wahl in Maryland. Erster CongreK-Bezirk. . EongrcK, 187 t . Caroline 112 l 921 Darchester. tUt Ilt2 Kein 1811 tlB Queen Anne'S 171 , 1118 Somerset 24 M. Taldot il 7 llvö Wicomico 10! 9> Worcestcr . 1772 97 Summa 19.820 8191 Majorität sür TliomaS 2821 Stimmen. zweiter Conj,rcst-Bejirk. . Eongrex, 1874- Roberts, D., Ensor, R. Baltimore -Eounty, Bä2i 27! Earroll 26it 2151 Eccil 2298 1796 Harford 2224 1.',7ü Summa 1,i!82 3318 Majorität, CongrcßÄezirt." . Eongrcß, 1874 Swann, Cox, R. I. bis 2. Ward, 17. Ward auSgcnom. 1,23 i 1,81 Majori Congrek-Bctzrk. . Eongrcß, 1874 . Hcnlle, D., Hagncr, R. Anne Arundcl 271 2299 l.u. 11. Bctzri 718 414 Stadt Baltimore, 11. Ward 1 >ll 4lit Calvert 88.1 121 Charles 11.11 löl Howard I! 19 112 Prince Gcorze'S 2114 222 Si. Mary'S 111 1127 Summe 11,85? 10,412 Majorität fiir Henkle lii Stimmen. Sechster Freden 42? 4179 Garrctt 198 5 li Montgomery 2?.11 t? 32 Washington 1!79 148 Summa 12,974 12,897 Die ganze demokratische Mehrheit beträgt im Staate 13,968 Stimme. Ter Nrand im County und die städtische Feuerwehr. Theorie und Praxis sind immer zwei ver schiedene Dinge.—Ais im letzten Frühjahr die Agitation in den Vorstädten wegen des Anschlusses an die Stadt Baltimore imGanae mar, und die Borstädter aus Furcht, künftig bei den Pflichten in Mitleidenschaft gezogen zu werden, wo sie bisher nur Rechte genos en hatten, die günstigen Anerbietungen der Stadt mit großer Majorität verwar fen, wurde von Deilen, welche über das stupide Benehmen der Nachbarn am Mei sten erbittert waren, der Borschlag gemacht, künftig den Leuten alle Privilegien, welche sie seit Jahr und Tag umsonst genos sen, zu entziehen; es wurde thatsächlich ver fügt, den Kindern aus dem „Gürtel" den Zu tritt in den Stadtschulen nur gegen eine Ver gütung zu gestatten, und ihnen in Feucrsnoth :c. jede Hüise des Feuer-Departements zu ver sagen. Im Stadtrathe wurden allerdings ichoy damals in deiiStundeil der Erbitterung humanere Stimmen laut; wir erinnern uns, daß die HH. Seim und Ford gegen diesen unmenschlichen Beschluß sprachen, aber die Feuerwehr erhielt die dahinzielende Weisung, und sei es, daß man es ganz in der Ordnung fand, oder sei es. weil man die furchtbaren Consequenzcn eines solchen Verbotes nicht überlegte, es erhob sich nicht viel Op position gegen diese Verfügung. Die Be wohner des „Gürtels" mußten zugestehen, daß sie durch ihr Verhalten diese Maßregeln provozirt hatten und sie waren auch während der Campagne von den Herren aus dem Coiiiity vertröstet worden; nach den Versiche rungeu dieser Demagogen sollte allenthal ben bestens gesorgt werden. Die Herren in Towsoiitowii haben nun zwar nach wie vor die Stenern ihrer Opfer eingesackt, aber augenscheinlich Nichts für sie gethan; Clin ton schaffte sich aus eigene 'Rechnung eine Feuerwehr an. Am Sonnabend Morgen haben wir nun die Cousequenzen erlebt. Gegen 2 Uhr brach an der Garrison - Lane, kaum einen Büchsen schuß von der Stadtgrenze entfernt, Feuer aus, welches bis 4 Uhr wüthete und niehrere Etablissements und Wohnhäuser in Asche legte. Erst in der letzten Stunde kam Hülse aus der Stadt und zwar schickte sie der Hülfs- Jugenieur Hemmick auf eigenes Risiko, spe ziell durch den humanen Scheriff Albert dazu beredet; möglicherweise wird Hemmick wegen Ueberiretuiig einer „strikten Order" von den Fciler-Eommissären noch getadelt. Wir stehen hier vor einer Angelegenheit, welche die größte Beachtung erfordert. Auch wir haben seiner Zeit befürwortet, daß man den Vorsiädtern, welche um einiger Dollars und Cents Willen halsstarrig genug waren, den Anschluß an die Stadt iiiederzustimmeii, und lieber ihre Stenern sür 'Nichts und wie der 'Nichts nach Towjontoivn zu tragen, an statt sie der Stadt, von welcher sie leben und täglich Vortheile ziehen, zuzuwenden, die bis her umsonst genossenen Privilegien er schwert oder entzieht; aber wir sind ganz ent schieden gegen diese barbarische Verfügung. Hülfe iii der Nolh i st kein Pri vi legium und keine Gunst, sondern eine Menschenp flicht, die selbst an j dem Todfeinde zu üben geboten ist, geschweige denn au guten Freunden und Nachbarn, welche nur Das versehen haben, daß sie in einer Lokalsrage anderer Ansicht waren, als wir. Wir sind entschieden gegen dieses Verbot, und verlangen, daß dasselbe sosori widerru fen werde. Eine Rache, resp. Wiedervergel ttiiig von Seilen der Stadt an den Bewoh nern der Borstadt, ist in diesem Fälle über haupt nicht am Platze, zumal der Unschuldige mit den Schuldigen leidet; ab wenn man nun doch einmal Viesen Leuten zeigen zu müs ien glaubt, wie thöricht sie gehandelt haben, so thue man es wenigstens in menschlicher Weise; man kann ihnen die bisher frei genoj scneil Begünstigungen erschweren, aber eme Häuserreihe avlirennen zu lassen, weil dieselbe zwanzig Schritte jenseits der Stadtgrenze liegt, ist bodenlos gemein. In dem betref fenden Falle muß die Coiiseguenz der betref fenden Verordnung um so mehr bedauert wer den, weil sie eine Lokalität betraf, welche mit großer Majorität sür den Anschluß ge stimmt hat. Mau denke sich den Fall, daß eine der gro ßen Fabriken in Woodbcrry in Brand gerie the, und durch eine gute Feuerwehr nicht nur Gebäude, sondern auch Menschenleben geret tet werden könnten, es wäre geradezu verbre cherisch, diese Beiordnung ausrecht erhallen zu wollen; deßhalb muß dieselbe so fort widerrufen werden. Den Borstädtern aber giebt dieser Borsall eine uste Lehre für die Zukunft; dieselbe zeigt ihnen, daß sie wohl od übel dahin ge hören, von wo sie in jedem Falle Hülfe er warten. Tie.Baltiurorc-Oliio-Eisenbahn." Im Spätsommer fand in dem Kurorte Sa raioga eine Versammlung der Magnaten meh rerer großen Eisenbahnen statt, um oen Waa reniransport vom Westen nach dem Norden und Osten unter gemeinsame Eontrole zu stel le, resp, ein Frachtmonopol zn gemeinsamen Zwecken in's Leben zu rufen. Auch die „Bal timore-Ohio-Bahn" war eingeladen worden, Bch diesem Poulinx? vusiues--" (wie man es nannte,) der Frachtverthcilung zu festgesetz ten Preisen anzuschließen. Aber von Bal timore kam abschlägig Bescheid. Der seit dem Seitens der Saratoga'er Combination gemachte Versuch, die westlichen Bahnen zu veranlassen, zum Nachtheile der „Balttmore- Ohio Bahn" zu discriminireil, ist gänzlich sehlgeschlagen. Die Chicago' Kaufleute billigen einhellig die unabhängige Stellung, welche die „Ballimorc-Ohio-Bahu" einge nommen hat, und ist erst die direkte Verbin dung zwischen Baltimore und Chicago fertig, so dürfen wir sür unsere Bahn die segensreich sten Folgen als Lohn sür ihr unabhängiges Auftreten erwarten, besonders wenn, was kaum zu bezweifeln ist, der Fracht-Tarif dem „billigen Transport" die so lange wünsch len Zugeständnisse machen wird. I. W. Garrettist wieder auf dem Posten und die Chicago' Bahn wird noch vor Jahresschluß dem Verkehre übergeben werden. Ankunft des Dampfers „Ohio." Der Dampfer „Ohio," Eapt. Schulenburg, fuhr am 21. Oktober von Bremen, am 21. von Toulhampton ab, passirte die Capes am 0. November und erreichte Sonnlag Morgen m 10 Uhr seine Werfte auf Loeust-Poun. Er brachte 3 Cajütcn- und 205 Zwischendeck s von Bremen. Barbara Timini mir Kindern, Andre Wagner, Fr. VostcU mir Familie, Joh. Pisst, Joh. Tusch, Kranz i Fanul as liereqn, Ii- Penisch, Joses srepanck mir Fanii'lic Loh. Hucera und Familie, Joh. Podwoiecky, Maria und Bra lius mir Familie aus Hannover! Adam Mohr^r ttr, Justine Hcrsorr, Friedrich Hersor'i mir Lsrfriesland; Mary. Karl, Baden: Bctrv Mariens, Lldcndurg; Theo cyregor Joh. Schmidt, Kunigunde Schmitt, Jot?, raskarn, Andreas rlieundörser, MrchaelUnger, Franz M. Roiiinanu Anna Prindc, Wals-- ''Ter Tampfer brachte nachstehende Ladung: I Kisten Hohlglas für Holländer s- Prechrel, l Kiste Bauinwostenlvaaren für Taylor Pncc, 400 Kästchen Häriuge für E. Haycn k Comp., I Kiste Galanterie- und 1ö Ballen KaufmamiSwaaten für N. N.,2 Kisten Four miere für John King, 2 ditto Spielwaareu für P. Steinbock, 2g Stückfässer Wein für Ch. Petz, 12 ditto für die Agenten der „Bal timore-Ohio-Bahn," 8 Fässer Kartoffel für Wilh. Wilkens sc Comp., 5 ditto für Stell mann, Färber sc Comp., 5 Kisten Baumwol lenwaaren für Gebr. Hodges, 1 ditto Musik waaren für John King, inn., 20Kien Malz ertrakt für A. Sckumacher sc Comp., i ditto Kaufmaniiswaaren für I. W. s- E. Dam mann, 5 Kisten Bilder für Dr. Neuling, 1 ditto Instrumente für K. Seligmann, 2 ditto Wein für H. Wagner, 1 Ballen Taback für E. E. Wenk, S Eljenbarren fllr Schmeißcr, Wenk sc Comp., 1 Kiste Oclgemälde für Freyer sc Bendann, I ditto Eisciilvaaren für P. G. Caspari, 3 ditto Kausmannswaaren für W. W. Whitney in Toledo, N ditto für Kahltug sc Comp, in Chicago, 34 Fässer Kar toffel und 3 Oxhofte Preißclbeeren für Boll mann sc Carl, 3 Stückfässer getrocknete Pflan zen und 3 Kisten Oel für Thomicn, Lilly sc Comp., 11 dttlo Bäumchen fllr W. H. Perot, 5 ditto Stoffe für Roß, Campbell s- Brüder, 1 ditto Baumwolle für W. I. Puerne sc Comp., 1 ditto fllr Bowes sc Starr, 2 ditto Bücher für's Ber. St.-Patent-Amt, 12 Stück süsser Wein für Lawrence, Thomsen sc Comp., 2 Kitten Kartenpapier für Wheclwright. Mndge s- Comp., 8 Stiickjässer Früchte für Ed. Webb, I Kiste Waaren für F. T. Hart man sc >sohii, 50 Stückfässer Bier für Th. Samuel sc Comp., 150 ditto für C. Darrel sc Comp., 8 Kisten Stoffe für G. H. C. Neal, 1 ditto Waaren für Gebr. Moore, 1 Kiste Krystall für R. B. Bayard, 2 ditto Waaren für Bowcö sc Starr, 2 ditto Leincnfür F. A. Griffilh, 2 ditto Kaufmannswaaren für Gebr. Canfield s- Comp., 42 Slückfässer Pickels für N. N., 4575 Kisten Weißblech für H. James sc Comp.. 44 Käfige mit Vögeln und anderen Thierenfür W. Thompson in Philadelphia, 6 lebende Schafe für Wm. Jenkins, 8 Packele Kaiifmaiinswaaren für C. G. Davidson s- Comp., 2 dilto fllr Joel Gutinann sc >s,omp., 8 dilto für Gebr. Canfield sc Comp., 6 ditto für C. I. Davidson sc Comp., 34 ditto für E. de Mcrolla sc Comp., iL ditto sür Sam. Child sc Comp., 1 ditto für I. Grünbaum sc Sohn, 1 Kiste ditto fllr J. Ehlers, 4 Kisten Cigarren für B. Hodges sc Comp., 1 Packet Quecksilber sür Alberti, Prior sc Comp., 5g Kisten Wein für R. Courtney sc Comp., I ditto Champagner für T. C. Bonaparre, Ii Oxhofte Taback für A. Schumacher sc Comp, und 1150 Säcke Chlorkaliuni für die „Balti more! Chrom-Fabrik." Der Dainp f er „Ohlo" der Baltimore- Bremer-Linie, der Sonntag Morgen an fei ner Werste auf Locust-Poinl anlegte, brachte als Cajüteii-Passagler Hrn. N. Thomson, den Sliperinteiidinten des zoologischen Gartens in Philadelphia, und mit ihm eine ganze An zahl fremdartiger Vögel und Säugethiere, die einen Werth von etwa H2v,o(>v repräsentiren, und welche Hr. Thomson während seiner fast einjährigen Abwesenheit theils auf der Insel Java sich erwarb, theils in London nud ande ren Städten ankaufte. Es befinden sich da runter 4 Stachelschweine, 2 Lach-Hyäncn, zwei schön gefleckte Leoparden, von denen der eine noch nicht ausgemachten und der andere ein großes, wild aussehendes Thier ist; mehrere Angara- und Zibeth-Katzen aus Sibirien, 2 Affen, von denen einige ein großes und gefähr liches Ausjchen besitzen, 2 glänzend gefiederte Flaniingo's ans Egypten, 2 Sonnenbüren aus Sliigapore, 4 große Hirsche, 2 Kasuare, Straußen ähnlich, ein wunderhübsch schillern der Pfau, eine ganze Sammlung prächtiger Papageien, ein Adler, ein Falke, zwei Eulen. 5 große Vogelkäfige, Kroneiitauben, Wild schweine und verschiedene andere interessante Vögel und Säugethiere. Zwei der werthvoli sten Thiere sind ein männlicher und ein weiblicher asiatischer Grunzochsc die aber auch am schwersten zu akklimatisircn sind. Der männliche Ochse starb während der Reise, wo durch das Weibchen sich abhärmte nnd trauerte, so daß ihm während der ganzen Zeit die un ausgesetzteste Sorgsalt gewidmet werten mußte. Der Dampfer „N ürnberg," Capt. Jä ger, segelte am Mittwoch von Bremerhaven über Southampton nach Baltimore ab. Nach B al tim or e! Das Schiff „Pre ciosa," Capt. N. Valck, sollte Ende Oktober von Bremen nach Baltimore expcdirt werde. Eine neue südliche Dampfcr- Liuie. Heute wird der eiserne Dampfer „Calvert" von Philadelphia hier eintreffen. Derselbe wird die neue Dainpferlinie zwischen hier und Port-Royal, S.-C., eröffnen. Unter der Präsideiitsäisft von I. C. Graflin hat sich hier eine Gesellschaft gebildet, welche diese Linie befahren will, hauptsächlich zu dem Zweck, um unserer Stadt die gleichen Mittel, wieNew-Pork, zu verschaffen nd damit ihren Handel mit dem Süden zu sichern. Port- Royal hat einen der besten Häfen im ganzen Süden und zu jeder Zeit 24 Fuß Wasser an den Wersten. Erdharzige Kohlen werden aus dem nördlichen Georgia nach Port-Royal in derselben Güte gebracht, wie hier voiiCnmbcr land; weshalb auch die Ncw-Porker Westin dien- nnd Liverpooler Dampscrliiiien dort ih rcn Kohlciibedars einnehmen. Ter „Calvert" ist ein fast noch neues Schiff und kann 2(ytt Ballen Baumwolle aufnehmen. Am Sonn abend Nachmittag wird er von dem südlichen Ende von Smith's Werste untcrFiihrnng des Capt. R. F. Foleh seine erste Reise auf der neuen Route antreten, die er bis Augusta, Ga., 112 Meilen weiter, wiePort-Royät, aus dehnen wird. Die Gesellschaft, deren Kapital in hiesiger Stadl und durch die „Port-Royal- Eiscnbahn - Gesellschaft" ausgebracht worden ist, wird in Kürze noch mehr Schiffe erwer ben. N c u e P l ä n c mit der „W e st lichcn M aryländer Eisenbah n." Kürz lich erstattete der Präsident dieser Compagnie seinen Jahresbericht und verwies in dcinsel de aus verschiedene Pläne, welche im Werke seien, die Bahn zu einer wichtigen nationalen Handelsstraße zu machen; einer dieser Pläne tritt seht näher an'S Lichti Während der letz ten l-t Tage ist nemlich in den maßgebenden Kreisen eine Uebertragung der Bahn an eine andere Verwaltung vielfach besprochen war den,letztere beabsichtigt dieselbe bis zum schiff baren Wasser in einer und bis nach Johns town, Pa., in der anderen Richtung auszu dehnen. Schon der letzten Direktoren-Vcr-, jammliing lag der betreffende Plan vor und derselbe ist jetzt auch dem Stadlrathe unter breitet worden. Das Ganze zielt dahin, daß man von der Stadt, welche bisher so außer ordentlich liberal gegen die Compagnie gewe sen ist, noch mehr Liberalität verlangt; man fordert nemlich nichts Weniger, als daß die Stadt Baltimore ihr Interesse an der „West lichen Maryländcr Bahn" welches sich ans mehr als 35 Mill. Dollars belänft, bis ans etwa >500,000 fahren lasse. Eine neue Com pagnie, welche '"l'bo Lalriwor anä KarMuü Itailroaä Evinv." heißen Würde, will dann die Bahn von dem jetzigen End punkte an der Fultonstraße, durch Annc- Ariindel-County bis zur Curtis-Bay ausdeh nen und in westlicher Richtung dieselbe bis zu den pennsylvanischen Kohlenfeldern verlän gern. Die Stadt hat bis dahin K 1,279,000 in diese Bahn gesteckt und sie soll diese Summe, die allerdings vorläufig nicht pro duktiv ist, bis auf §500,000 fahren lassen. Tie neue Compagnie verpflichtet sich, von den Einkünften der Bahn zwischen Williamsport und Curris-Crcek 25 Jahre an die Stadikasse 20 Proz. zu zahlen, mit dem Vorbehalte, daß die Zahlungen die Summe von >lOO,OOO lährttch nicht übersteigen. Dagegen soll auch die Stadt, an die neue Compagnie Interessen auf 53,000,000 zahlen, welche Summe die iclbc aus Verbesserung der Bahn zu verwen den gedenkt. Die Stadt soll zwei Direktoren in der neuen Compagnie haben während der 25 Jahre, in denen sie intercssirt ist. Die Ge sellschaft will §1,000,000 Bürgschaft für die Ausführung des Conlraktes stellen. Wie es scheint, stecken New-Z)orker Kapitalisten hinter diesen Plänen, dieselben wurden von dem be kannten Schriftsteller über Elsenbahn-Ange legcnheiten, E. Vernon, der Compagnie und den Stadtbchörden unterbreitet. Vor nngesähr 20 Jahren wurde der „Pa tapsco - Compagnie" ein Freibrief ertheilt, welcher in Jahressrist ausläuft. Die Com pagnie besitzt 1200 Acker Landes an dem Cur tis Creek und da kürzlich mehrere Kapitalisten auf die vortheilhafte Lage jener Tiefwasser- Bai aufmerksam geworden sind, so beabsich tigt man großartige Hafenbautcn anzulegen. Das Dörfchen Penmngton würde infolge Dessen eine große Zukunft haben. Wie man übrigens hört, ist weder die Bahn-Compagnie noch die Stadt Baltimore sokiderlich geneigt, auf diese Pläne einzugehen. Die „Ballimore -Oh io -Bahn." —Wie wir bereits mittheilten, ward die Ver bindung der „Baltimore-Ohio Bahn" von Chicago-Jnnction (80 Meilen von Ncwark, Ohiol nach Abilla, Indiana, am 19. Oktober dem Verkehr übergeben. Seither ist auch die Bahnlinie von Avilla nach Chicago fertig gc worden und am 15. November wird die erste Probefahrt über diese neue Linie unter Lei tung des Hrn. N. Guilsord vor sich gehen. Nachstehend nennen wir die zwischen Ävilla und Chicago liegenden Stationen: Albion, Cromwell, Syrbcuse, Milsord, Bremen, Tea- Garden, Wickerlon, Union-Mills, Coburg, Spring-Hill, Liberty, Miller's und Whitney. Auf der ganzen Linie von Chicago - Junk tion bis Chicago schneidet die „Baltimore- Ohio - Bahn" folgende andere Bahnen: „Lake Erie - Division," „Cincinnati San dusky-Clevelander Bahn," „Mansficld-Cold water - Lake Michigan - Bahn," „Lake Erie- Louisvillcrßahn," „Dayton Michiganbahn," „Tolcdo-Wabash K Western R. R.," „Fort Wayne-Jackson Saginawcrßahn," „Detroit- Ecl River s- Jllinoiscr R. R.," „Grand Ra pids Le Indiana R. R.," „LomSville New- Albany - Chicago'er Bahn" und „Michi gan-Central-Bahn." Die ganze Länge der „Baltimore-Ohio Bahn" von hier bis Chi cago beträgt 836 Meilen, während die Ent fernung von New-?)ork nach Chicago sich auf 983 Meilen beläuff, demnach ist die Bahnver bindung zwischen Baliimorc und Chicago um 147 Meilen kürzer, als die Bahnverbindung zwischen Chicago und Nm, Ljork. Der neue Bahnhof der „Baltimore - Ohio Bahn" in Chicago ist an der 102. Straße gelegen. Folgende P ost - Bürea s sino in Ma rylaud errichtet worden: z Avondale in Car 1011-County mit JaniesW. Beacham als Post meister, zu Martinsbnrg in Montgomery Co. mit W. I. Offull als Postmeister und zu Ja- kobsville in Anne Arundel-Counly mit Moses S. Jakobs als Postmeister. Unser Senator, Achtb. W. P. Whyte, hat von New-Aork, Philadelphia, Richmond zc. Einladungen erhalten, der Siegesseier der Demokraten beizuwohnen. Hr. Whyte sah sich in allen Fällen genöthigt, Absageschreiben zu schicken, da er durch professionelle Ver pflichtungen verhindert sei, Baltimore zu ver lassen. Frl. Hunt, die junge Dame, welche an einem Tage voriger Woche von einem Manne, Namens Cornelius, an der FallS-Road überfallen und wahrhaft bestia lisch gemißhandelt wurde, ist jetzt Gegenstand des allgemeinsten Mitleids. Ter Vater der jungen Dame starb vor einem Jahre und ließ seine Familie in sehr dürstigen Umständen zu rück. Frl. Hunt war bisher die Hauptstütze der Familie. Die „Druid Loge Nr. 53" der „Pylluas-Ritter," die „Alpha-Loge" des „Un abhängigen Ordens der Handwerker" und der „Potomac Stamm" des „Verbesserten Or dens der Rolhmäniicr," denen der verstorbene Hr. Hunt als Mitglied angehörte, haben be schlossen, Hrn. Talbott, den Staatsanwalt für Balimore-County, als Anwalt für Frl. Hunt zu engagiren. Das „M aryländcr Trunkenbold- A s y l." Der Contrakt für den Neubau auf dem Platze des „Maryländer Trunkcnbold- Asyls" an der alten Fredcrick - Road in der Nähe von CatonSville ist den HH. West sc Carroll übertragen. Man hat bereits mit dem Baue begonnen, und derselbe wird voraussichtlich noch vor Weihnachten fertig werden. Das neue Gebäude wird aus drei mit einander verbundenen Villas bestehen, von denen die mittlere drei und die beiden anderen je zwei Stockwerke hoch werden. Ein Ueberfall vor derKatycdrale — Am Freitag Abend wurde in dem Hanpt eingange der Kathedrale ein Ueberfall began gen, welcher nicht unbeträchtliche Ausregung in der Nähe des alten ehrwürdigen Gottes hauses hervorrief. Gegen 5? Uhr Abends bestieg eine junge Dame die Stufen, die zu dem Haupteingange der Kirche führen; kaum aber war sie in den Eingang getreten, als ein großer, starkgebautcr Maiin, der ihr gefolgt war, auf sie zusprang, mit seiner Hand ihren Mund zuhielt, um ihre Schreie zu ersticken, und dann einen Versuch machte, sie zu Boden werfen. Ihre unterdrückten Hülferufe wur den glücklicher Weise gehört, und bald eilten mehrere im Innern des Gotteshauses anwe sende Personen, darunter auch der Hochw. Bater Starr, zu ihrem Beistande herbei. Als man zu ihr kam, war der Angreiferverschwun den, die junge Dame aber so er'chöpft, daß sie nicht zu sprechen vermochte; sie wies mit dem Finger nach der Richtung, welche der Schurke bei leiner Flucht eingeschlagen. Mehrere Männer, darunter die HH. Jenkins, I. I. McCann und ein Polizist, wollten den Flüch tigen verfolgten; sie gaben dieses Borhaben jedoch auf, da es sehr dunkel war und der Schurke bereits einen zu großen Vorspriing gewonnen halte. Zwei Chorknaben, die den Ueberfall beobachtet, sagen aus, daß der An greifer einen hellen Rock und helle Hosen trug. Wahrscheinlich wollte er die Dame berauben. Die Letztere ist unverletzt davongekommen und hat sich wieder von den Folgen der Affaire erholt. Verhaftung eines amerikani schen Bürgers in Euba. Ter Ca pitcin der Brigg „Carrie Bertha," welche am Freitage von Havanna hier eintraft erzählt, daß er einen gewissen Hrn. Martine; als Passagier am Bord hatte, als sein Schiff vor mehreren Wochen von hier die Reise antrat, von welcher es jetzt zurückgekehrt ist. Dieser Hr. Martine; ist ein geborener Cubancr, im Lause der Zeit aber amerikanischer Bürger ge worden und hatte, als er die Reise nach Euba amrat, die nöthigen Dokumente bei sich, um zu beweisen, daß er Bürger der Ber. Staaten iei. Kaum hatte das Schiff den Hafen von Matanzas erreicht, als eils cubamsche Beamte das Fahrzeug bestiegen und die Zahl der am Bord befindlichen Personen zu wissen ve langten. „Eine Bemannung von zehn Leu ten und ein Passagier," war die Antwort. Die Dokumente des Hrn. Martinez wurden kaum eines Blickes gewürdigt, dann nahm man Hrn. M. fest und brachte ihn von Ma tanzas nach Moro Castle, wo er eingekerkert wurde. Der amerikanische Consul ward sofort von dem Stande der Tinge m Kenntniß ge setzt und that Schritte zur Freilassung des Verhafteten. Als die Brigg den Hasen von Matanzas nach einem Auscmhalle von zwei Wochen verließ, hieß es, daß Hr. Martine; in Kurzem in Freiheit gesetzt werden würde. Ter Grund der Verhaftung ist nicht bekannt geworden. Selbstmord enthebt die rungs-Gesellschaften der Auszahlung der Po lice nicht; Das sollten sich dieselben Angesichts der mehrfachen dahin lautenden gerichtlichen Entscheidungen endlich einmal inerten. Gestern wurde im Eommon Pleas Gerichte der Pro zeß der Wittwe Margarethe Peters gegen die „Knickcrbocker Lebens Assekuranz-Compagnie" ans Auszahlung der Police von KIOVO ans das Leben ihres Mannes Johann Perers zu der Klägerin Gunsten entschieden. Ihr Mann hatte anl IS. Dezember 1886 sein Leben versi chert, und die Zahlungen der Prämie sollten laut einer Bestimmung der Police am IS.De zember 1875 aufhören; allein am 8. Oktober 1873 starb der Versicherte. Die Compagnie weigerte sich, der Wittwe die SIOOS auszn zahlen, weil Peters sich selbst das Leben ge nommen habe und behauptete vor Gericht, er sei, als er den Selbstmord begangen, ganz bei Verstände gewesen. Tie Geschworenen er kannten aber der Klägerin die HIOSO nebst H 45.67 Ziisien zu. Tic Pf än dungs - A ng el cg cn hci t, worin ein Vater mit seineu zwei Töchtern und der Hauswirth figurircn, wurde Montag im Stadlgerichte entschieden. Der HauSwirth, Namens E. T. C. Bochmann, hatte seinen Miether, Namens Hungersord, der ihm für ein Haus an Barrestraße den MiethszinS aus drei Monate schuldete, bci'm Friedensrichter G. I. Kreis verklagt und von diesem einen PsändiingSbesehl erlangt und wollte die Mö beln saisiren. In dem Hause wvlMtcn aber außer Hrn. Hungersord noch dessen zwei Tuch tcr, die Wittwe Fannie H. B. PleasantS, eine Lehrerin, und Frl. Sophie S. Hungersord, eine Kleidcrmacherin, denen bis aus einen Teppich sämmtliche Möbeln gehörten; die Töchter gingen bei den Eltern in Kost und Logis, wohnten aber ganz für sich und hatten Beide gesonderte Zimmer inne. Sie appel lirten daher gegen die Pfändung, weil die Sachen ihr Eigenthum seien. Montag entschied Richlerßrown, das Hans sei allerdings ein Privat Koslhaus im Sinne des Gesetzes, wornach der Kostgänger Eigen thum von der Psändnng befreit sei; die Zun mtcrmöbeln der Töchter könnten nicht saisirt werden, wohl aber das ihnen auch gehörige Meublcment des von allen Hausbewohnern benutzten Parlors und Speisezimmers. Mageninhalts- Analyse durch Prof. Tonry. (Ein Giftmordprozeß.) In Mnrfreesboro', einem Städtchen Nord- Caroliua's unweit der virginischen Grenze, lebten Hr. und Frau Wilion lange Jahre glücklich und zufrieden; die Frau besaß nicht unbedeutenden Grundbesitz, welchen sie kürz lich dem Manne durch gerichtliche Urkunde eigenthümlich übertrug. Nicht lange nachher kaufte der Mann nachgewiesener Maßen zum Tödten der Natten, wie er sagte, in einer Apotheke eine Quantität Strychnin. Am nächsten Morgen erkrankte seine Frau nach dem Frühstücke mir allen Symptomen der Strychnin - Vergiftung und war noch am selbigen Tage eine Leiche. Die Behörden verhafteten darauf den Mann unter der An klage, seine Frau vergiftet zu haben; er leugnete das Verbrechen standhaft ab. Die Leiche der Frau wurde sezirt, und gestern kam der Todtenbeschauer von Mnrfreesboro' hier an und übergab dLM bekannten Professor der Chemie, Hrn. Tonry, den Magen der Ver storbenen, damit er dessen Inhalt einer chemi schen Analyse unterziehe. Pros. Tonry gedenkt in zwei Wochen mit dieser Arbeit fertig zu sein. Verheerendes Feuer in Butcker. L ane. Samstag Morgen gegen 2 Uhr bc merkte John Lang, daß die Ställe der Firma Röders Rose, Besitzer eines ausgedehnten Schlacht- und PökclhauseS in Butcher- oder Garrisoii-Lanc, in Brand stehen. Er machte sofort Lärm und eilte selbst, die Pferde zu ret tcn, was ihm auch gelang. Die Eigenthü mer des Schlachthauses, wie die ganze Nach barschaft machten große Anstrengungen, um des Feuers Herr zu werden, bevor die Feuer spritzen ankamen, doch war Alles umsonst. Infolge Dessen hatte man wenig Zeit gesun den, in dem Schlachthause und den angren zenden Wohnhäusern dic Waarenvorräthc nnd die Möbel in Sicherheit zu bringen. Als das Feuer sich daher ans diese ausdehnte und zwar an mehreren Stellen zu gleicher Zeit ausbrach, verbrannte natürlicherweise der größte Theil derselben mit, so unter Anderem ein großer Vorraili-Pökelsleisch, aufgestapeltes Korn und mehrere sehr werthvolle neue Ma. schinen. Die Firma Röder e- Nose, die au ßer dem Schlachthause och zwei Wohnhäuser verlieren, schätzen ihren Verlust aus siitÄ,<il'o. Carl Lang, Johann Lang und Georg Gut brod büßen Jeder ein Wohnhaus und Frau Walpert deren zwei ein. Vier Häufer sind total, drei nur lhcilwcise zerstört. Sichrere Boten wurden vom Schauplatze des Feuers nach der Stadl geschickt, um einen Alarm zu verkünden, aber die Polizei, der c expreß verboten ist, von dem Kasten Nr. 4S an der Ecke der Frederick und Calverton- Road einen Alarm zu verkünden, sobald Häuser außerhalb der Stadt brennen, wollte dem Verlangen der ausgesandten Boten nicht entsprechen. Hr. William Wilion, ei Mit glicd der Feuer Commissäre, wurde ersucht, seine Erlaubniß zum Alarm zu geben, aber er wcigerie sich standhaft. Schließlich such, tcn die ausgeschickten Boten Scheriss Albert ans, und durch dessen Veiniiitluiig wurde Morgens 45 Uhr ein Alarm gegeben.' der die Dampfspritzeil Nr. 8 und w'bald an Ort und Stelle brachte. Die in der Nähe des drei, enden Schlachthauses wohnenden Leute sind sehr empört darüber, daß ihnen die Stadt erst im letzten Augenblicke Hülfe schickte. Wäre der Wind ein stärkerer gewesen, so würden wahrscheinlich alle Häuser an Garrtson-Lane in Flammen ausgegangen sein. Tie HH. Röder es Rose, deren Etablissement früher Hrn. Jakob Lerian gehörte, sind mit in der „Scottish CommerellU-Compam," ver sichert. Frau Walperl pyrlm bci'm Brande ihr Schlachthaus, ein Hintergebäude, da EiLhaus und die Küche. Ihre Mobilien wa ren in der „Deutschen" und in der „Equitable Feuerversicherungs-Gesellschaft" versichert. Die Feuersbrnnst in Garrifon- Lane. Ueber die Feuersbrunst, welche am Sonnabend Morgen Garrison Lane, eine Biertclmeile von der Stadt ausbrach, ersah ren wir nachträglich noch folgende Einzelnhei ten. Das Salvage - Corps traf kurz nach Ausbruch des Feuers aus der Brandstätte ein und gab sich alle Mühe, den Flammen ein Ende zu machen und dem weiteren Umsich greifen der Feuersbrnnst ein Ziel zu setzen. Die Flüssigkeit in den Löschapparaten des Corps war jedoch nach kurzer Zeit erschöpft und die Mitglieder des Corps ionnten nichts weiter thun, als bei'm Retten der Mobilien hnlfreichc Hand zu leisten. Erst um Z 5 Uhr Morgens, nachdem das Feuer schon Stunden gewüthet hatte, langte die erste Dampfspritze an der Garriion-Lane an; die selbe wurde bei ihrer Ankunft mit lauten Freuderufcn begrüßt, alleres gelang nicht, eine Verbindung zwischen dieser Spritze und dem nächsten Hydranten herzustellen. Erst als eine zweite Dampfspritze auf dem Platze ankam, wurde eine Schlauchverbindung mit einem Hydranten hergestellt und bald fuhren die Wasserstrahlen zwischen die emporlodern' den Flammen. In einer halben Stunde war das Feuer unterdrückt. Hätte die Stadt den bedrängten Einwohnern an Garrison. Laue, wo hundert Hänser und zwei Kirchen auf einem kleinen Fleckchen Erde zusammenge drängt sind, früher Hülfe und Beistand geschickt, so würde da? Feuer bei Weitem nicht den Umfang und die Busdehnung ge wonnen haben, welche es schließlich annahm. Eine zahllose Menschenmenge blickte dem Schauspiele zu welches einen großartigen Anblick gewährte. Die Flammen, die aus sieben Wohnhäusern, zwei Ställen und dem Schlachthanse der HH. Rowe sc Rose auf stiegen, warfen ein blutig rothes Licht auf die ganze Umgegend und der Schein des Feuers war meilenweit am Horizonte sichtbar. Die schwersten Verluste yabeu die HH. Rowe und Roie, Karl Lang, Johann Laug und Georg F. Gutdrod und Fran Walpcrt erlitten, die genauen Summen sind noch nicht festgestellt. Während das Fencr am chlimmstcu wü thete, fiel einem Manne, Namens Thomas Gillin, ein Stück Hol; auf den Kopf und brachte ihm eine schwere Verletzung bei. Dr. Reid leistete dein Unglücklichen, nachdem der selbe nach seiner Wohnung an der Calverton- Road gebracht worden, ärztlichen Beistand. Tie Entstehung des Feuers ist noch unbe kannt. Brandstiftung in M o n t g o m ery- C o u n t y.—Am Freitage voriger Woche ward die Scheune auf dem Landsitze des Hrn. Wm. R. Smith in Montgomery-County von einem Schurken in Brand gesteckt nnd gänzlich ein geäschert. Zur selben Zeit wurde ein Versuch gemacht, das Wohnhaus des Hrn. Smith, in welchem ein Neger und eine Farbige, sowie drei Kinder des Hrn. S. schliefen, mittelst Kohlenöl und Papier anzuzünden. Der Ne ger erwachte jedoch noch rechtzeitig genug, um das Haus vor dem Aufgehen in Flammen zu bewahren. Ein Neger, Namens Albert Smith, ist seitdem verhaftet worden, da Gründe vorliegen, welche den Verdacht recht fertigen, daß er der Brandstifter ist. Seine Absicht soll gewesen fein, die in dem Hause schlafende Negerin um das Leben zu bringen. Wie es heißt, beging fein Sohn vor einigen Wochen ein scheußliches Verbrechen an diesem Mädchen, und ihm mußte natürlich viel daran gelegen fein, das Auftreten dieses Mädchens vor dem Gerichte als Anklägerin gegen seinen Sohn zu verhindern. Auch soll ein Zieger ausgesagt haben, daß Smith ihm P5O gebo ten, um ihm bei der Brandstiftung bchülflich zu fein. Ein Todter findet im Sarg noch'keine Ruhe. Vor einiger Zeit miethete Hr. Reeves den dritten Stock des Hauses Nr. 42, Bankstraßc, Hrn. Lewis ge hörig. Neeves war auf dem Philadelphia'er Bahnhof angestellt und hatte eine Frau und fünf Kinder. Samstag Abend starb derselbe an der Auszehrung. Die beiden Lelchenbe statter Hughes und Dcnny, von der Wittwe dazu bestellt, brachten noch in der Samstag Nacht den Sarg, fanden indeß, daß derselbe zu breit war, ni die Treppe hinaufgebracht werden zu können und wurde daher nach kur zcr Beralhung beschlossen, den Leichnam hin unter zu transportiren und dort einzusargen. Dies gejchah. Als Hr. Lewis, der zur Zeit abwesend war, bei seiner Ankunft den Todten in dem von ihm bewohnten Theile des Hauses vorfand, befahl er der Wittwe, denselben weg. bringen zu lassen, oder er würde ihn in den Hosi'odcr ans die Slraße fetzen lassen. Die arme Wittwe mußte mcht, was sie thun sollte. Ihn die Treppe hinaus tragen lassen, warun thunlich: wollte sie ihn fortbringen, so blieb auch ihr nur Hos oder Slraße übrig; sie ver legte sich daher auf's Bitten, fand aber bei Hrn.Lewis nur ein gesühUosesHerz, der schließ lich seine Drohung auch ausführte. Einige Personen wandten sich an die Polizeibehörde, doch diese erklärte, gegen Lewis Nichts unter nehmen zu können, da der Sarg ohne dessen Vorwissen in die von ihm bewohnten Räum lichkeitcn gebracht morden sei. Schließlich er barime sich Hr. Joseph Reilinger, Nr. 44, Bankstraße, wohnhaft, der Wittwe und des Todte, und erlaubte, denselben in feinem Parlor unterzubringen, wo dann auch die Lei chenfeicrlichkeilen stattfanden. (Amrican.) Ein Deutscher ertrnnke n.— Sam stag Abend gegen 8 Uhr stürzte der 30-jährige Andreas Neuniaun in der Chesapcake-Bai nahe dem Tangier-Sunde von der Anstern- Pungy „Pawnee" und kam um's Leben. Capl. John Parts liest sofort ein Boot in's Wasser: doch glückte des Matrosen Rettung nicht; auch ist man seiner Leiche noch nicht habhast geworden. Er war 30 Jahre alt, ledig und von New-Sjork hierher gekommen. Baltimorer Sterblich keits-Ta bell e.- Bcrwichcne Woche wurden l-ty Per sonen, 70 männlichen und 70 weiblichen Ge schlechts, worunter 24 Farbige und 7 Todt geborene, aus Baltimore beerdigt; l) mehr, denn in der Borwoche, und resp. 25, 6, 10, 11, 20, 22, 48, 25 und 02 mehr, als in den Parallcl-Wochen von 1873, '72, '7l, '7O, '6O, '6B, '67, '66 und '65. Whnlin's H ypcr - Phosphat von rohen Knochen. In der Kultur des WaizenS wird die rechte Tpar jamleit durch den Gebrauch wichen Tüngere erste!, Söftaun's Hyper-Phosphat von rohen Knochen Wirkung Hut; das GraS vczahlt oft den Preis des Düngers und lügt den vergrößerten Ertrag des den erinnert zu werden. 3hr fortwährendes Gebrau chen desselben, Jahr für Jahr, ist der größte Beweis für die Verdienste desselben. Sein mechanisch Zustand ist aus gezeichnet fein und trocken, wodurch dasselbe besonders sich zum „Drillen" empfiehlt. Nr. 1, Bowly's Werfte, Baltiin orc, M d.; Nr ?<IZ, West - Arontstraste, Nr. Z. Züd-Wcrst„. Philadelphia, Pa., zu haden. Pojt geschickt. cAugiü, iMtt.W Düngmittcl! kscdtel's AmmvnlateS Super kko pilitte, vone, Vot.isii cke. für Nübcn- und andere Jammer- u. Hcrbst-laaten Zoh. V. -pachtet Sc vomp , cNov.c.l J.tknN r. li, Bowlu' s W e r s c. Warren's Kalt-, Ccmtttl- und Gyps. Ttpot. Nr. tt, Oft - Kall- venue, iArr>ll.>i.'^v.iwi Baltimore. Grzchmaavullr T>rayrarlrl tcn und Draht-Zäune. Dufur Ll lLomv., Nr. 36, Nord- Howa: d - Straße, veisertigt Dradt .-sonne iü: Bcgröbnißptotze, Bal könen. s. w., licbc. peerdgiltcr, Käfige, illucrjchir mcn gewebten Trabt u. s. w.; seiner eiserne Bett, stellen Scltees, Smhle u. j. w. wird Deutsch gesprochen. IDc.W.I2M ie. Garn, Strompfwaaren . s. w. Ach hade stets einen complelenßorratd von Sari. S tru mp sw a are n, Jacken, Unterhemden. Unterhosen u. s. w eigener Fabrik, welche tch den Händlern und Andern zu den billigsten Preise öfterste. Die höchsten Laarpreise werden ist Wolle geged,. Louis Frlber, .!, und , .rr. (Dezbr.4.l ä.enwl Hopst aö Matz. Gerzen, und Roggen-Msl. Sia!j für Tesiilluieure an Hand, ünd°?a'wu?nsr Zltaljhaus irqrSß> rl haden, find wir jenilm Starrte all Aultrü,-schntll anStusühren. ZSovd tl !,t, Kr. Eud-Äahfiratzt. ivialtzau am flu! der Sutawstr. lßo.2B,tJ,tu> Eine ägyptische Königstochter. Historischer Roman von Georg Ebers. (Fortsetzung.) Die griechischen Söldner umgaben mich stets. Ich lernte von ihnen ihre Sprache, sie führten mir den edelsten Menschen zu, dem ich jemals begegnet bin, den Pytha goras. Ich bemühte mich griechische Kunst und griechische Sitten bei uns einzufüh ren, denn ich hatte erkannt, daß es thö richt sei, an beigebrachtem Schlechteren eigensinnig zu hängen, wo Besseres am Boden lag. und nur daraus wartete, in der ägyptischen Acker gesäet zu werden. Ich theilte das ganze Land zweckmäßig ein, bestellte die beste Sicherheitsbehörde in der ganzen Welt und setzteßieles durch; mein höchstcsZiel jedoch, griechischen Geist, griechischen Formensinn, griechischeLebens lust und jreie hellenische Kunst in diese bunten und üppigen und doch sojfinsteren Lande einzusühren,scheiterte an der Klippe, welche mich, so oft ich etwas Neues er strebe, mit Sturz und Untergang bedroht. Die Priester sind meine Hemmschuhe, meine Gegner, meine Meister. Sie, die am Hergebrachten mit abergläubiger Ehrfurcht hangen, sie, denen alles Fremde ein Gräuel ist und die jeden Ausländer sür den natürliche Gegner ihres Anse hens und ihrer Lehren halten, lenken das frömmste aller Völker mit beinahe unum schränkter Gewalt. Darum mußte ich ih nen die schönsten meiner Pläne opfern, darum muß ich mein Leben nach ihren strengen Satzungen, als unsreiester aller Menschen,; hinschwinden sehen, darum weroe ich unbefriedigt sterben und nicht sicher sein, ob mir die zürnende, stolze Schaar der Vermittler zwischen Mensch und Gottheit die ewige Ruhe im Grabe gönnen wird! Bei'm Retter Zeus, Du armer Glückli cher! unterbrach ihn Krösus mit Theil nahme, ich verstehe Deine Klagen! Denn wenn ich auch in meinem langen Leben schon manchen einzelnen Menschen ge kannt habe, der ernst und finster durch's Leben ging, so glaubte ich doch nicht, daß es ein ganzes großes Geschlecht geben könne, dem düstere Herzen zu Theil wurden, wie den Schlangen der Giftzahn. So viele Priester ich auf meiner Reise hierher und an Deinem Hofe gesehen habe, so vielen finsteren Gesichtern bin ich begeg net. Selbst die Jünglinge, welche Dich bedienen, sah ich selten lächeln; und Froh sinn pflegt doch, wie die Blumen dem Frühling, der Jugend als holdes Ange binde der Gottheit zu gehören. Tu würdest irren, wenn Du alle Ae gypter für finstere Menschen halten woll test, antwortete Amasis. Wohl fordert unsere Religion ein ernstes Gedenken an den Tod, Du wirst aber kaum ein anderes Volk finden, das zu spöttelnden Scherzen so geneigt, das, ergibt es sich einmal ei ner Festfreude, so selbstvergessen und aus schweifend jubelt wie das meine; aber Euer Anblick ist den Priestern verhaßt, und sie lassen mich meine Verbindung mit Euch, den Fremden, durch mürrisches Wesen entgelten. Jene Knaben, deren Du er wähntest, die Söhne der Vornehmsten un ter ihnen, sind die größte Plage meines Lebens. Sie thun mir Sklavendienste und gehorchen meinen leisesten Winken. Diejenigen, welche ihre Kinder zu solchen Geschäften hergeben, sollte man sür ge horsame, ehrfurchtsvolle Diener ihres göttlich verehrten Königs halten! aber glaube mir, Krösus, gerade in dieser Hin gebung, weiche kein Herrscher ohne zu be leidigen zurückweisen kann, liegt eine seine und listige Berechnung. Jeder dieser Jünglinge ist mein Hüter, mein Wächter. Ich vermag keine Hand ohne ihr Vorrvis sen zu rühren, und rühre ich sie, so wird es noch in derselben Stunde den Priestern hinterbracht- Aber wie kannst Tu ein solches Dasein ertragen? Verbanne die Spione aus Dei ner Nähe und erwähle Deine Diener z. B. aus der Krieger Kaste, welche Dir nicht minder nützlich werden kann, als die Priester? Könnte ich nur, dürste ich nur! rief Amasis mit voller Stimme. Dann fuhr er leiser, wie erschrocken über sich selbst, fori: Ich glaube, daß unser Gespräch be lauscht wird. Morgen werde ich das Fei gsngebüsch dort d'rüben ausrotten lassen. Dem jungen priesterlichen Gartenfreunde, der dort die kaum zur Reise gelangten Fe igen bricht, ist es um andere Früchte zu thun, als die, welche er so langsam in sein Körbchen legt. Die Hand pflückt das Obst, das Ohr die Worte von dem Munde seines Königs. Aber bei'm ValerZeus und Ap 0110.... Ich verstehe Deine Entrüstung und theile sie; aber jedes Reckt legt Pflichten aus, und als König dieses das Herge brachte göttlich verehrenden Landes muß ich mich dem Jahrtausende alten Hofcere moniel, in den Hauptsachen wenigstens, fügen. Wollte ich meineKelten zerreißen, so könnte es geschehen, daß man meine Leiche unbestattet ließe; denn Du mußt wissen, daß die Priester über leden Ver storbenen ein Todtengericht halten und denjenigen, welchen sie schuldig befinden, der Grabesruhe berauben. Die Rücksicht auf meinen Sohn würde meiner Mumie wohl die Bestattung sichern, was aber meiner Leiche von Denen, die die Tooten opser in meinem Grabe zu besorgen ha den Was kümmert Dich das Grab! unter brach Krösus mit Unwillen seinen Gast freund. Man lebt für das Leben, nicht für den Tod! Sage lieber, erwiederte Amasis, sich von dem Ruhesitze erhebend, wir griechisch Denkende halten ein schönes Leben für das Höchste; ich aber, Krösus, wurde von eine ägyptischen Vater gezeugt, einer ägyptischen Mutler genährt, mit ägypti scher Speise groß gezogen und, habe ich auch manches Hellenische angenommen, so bleibe ich dennoch in meinem innersten Wesen ein Aegypter. Was Dir in der Jugend als heilig gepriesen ward, das tönt in Deinem Herzen nach, bis man Dich mit den Mumienbinden umwickelt. Ich bin ein Greis und habe nur noch eine kurze Spanne Zeit zu durchlaufen, bis ich bei jenem Grenzsteine anlange, hinter dem das Jenseits beginnt. Soll ich mir um der kurzen Lebenstage willen die langen Jahrtausende des Todes verderben? Nein, mein Freund; darin bin ick eben Aegyp ter geblieben, daß ich, wie seder meiner Landsleute, fest und sicher glaube, an der Erhaltung meines Leibes, des Seelenträ gerS, sei die Wohlfahrt meines zweiten Lebens gebunden, wenn ich noch nicht für würdig befunden werde, aufzugehen in die Seele der Welt und, selbst ein Bestandtheil derselben, theilzu haben als Osiris an der Leitung des Ge schaffenen. Aber genug von diesen höch sten Dingen, die mir ein grvßerEidschwur Dir dem Nichteingeweihten in ihrer gan zen Tiefe und Erhabenheit zu eröffnen veibietet. Beantworte lieber mcineFrage: 'Wie gefallen Tic unsere Tempel uud Py ramioen? Krösus antwortete sinnend: Tie Stein ! maßen der Pyramiden kommen mir vor, als wären sie von der unermeßlichen Wüste > die bunien Säulengänge der Tempel, als wären sie von einem üppigen Lenze ge schaffen worden; aber wenn auch die Sphinre, welche zu den Thoren führen, den Weg in das Heiligthum weisen, so scheinen die schrägen sestungsarligenMau ern der Pylonen wie zur Abwehr hinge . stellt zu sein. So locken auch die bunten Hieroglyphenbilder die Augen an, aber geheimnißvoll, wie sie sind, webren sie den forschenden Geist ab. Die Bilder Eurer vielgestaltigen Göller stehen überall, sie drängen sich den Blicken unabweislich aus, und dennoch ahnt ein jeter, daß sie eiwas anders bedeuten, als was sie darstellen, daß sie nur faßliche Sinnbilder sind von wenigen Menschen zugänglichen, wie ich borte, kaum begreifbar tiefen Gedanken. Ueberall wird meine Neugier angeregt, mein Interesse erweckt, aber nirgends fühlt sich mein warmes Gefühl für das Schöne freundlich eingeladen und befrie igt. Mein Ge st möchte wohl streben, in die Geheimnisse Eurer Weiten einzudrin gen, Herz und Sinn müssen aber fremd bleiben den Grimdanjchanungcn, auf wel chen Euer Denken, Thun und Dasein be ruhen, und welche zu lehren scheinen, daß M Leben für eine kurze Wallfahrt zum >Todk, der Tod jedoch für das eigentliche wahre Leben zu halten sei! Und dennoch wird auch bei uns dasLe ben, das man durch rauschende Feste ver schönt, in seinem vollen Werthe erkannt, werden die Schrccken'des Grabes gefürch tet, versucht man dem Tode auszuweichen, wo er sich auch zeigen mag. Unsere Aerzte wären nicht so hoch berühmt und angese hen, wenn mait ihnen nicht die Kunst zu traute, unser Erdendasein verlängern zu können. Aber dabei fällt mir der Augen arzt Nebenchari ein, welchen ich dem Kö nigs nach Susa schickte. Bewährt er sich; ist man mit ihm zufrieden? Solcher Vertreter ehrt die Wissenschaft Deines Landes, antwortete Krösus. Ne benchari war es auch, der Kambvses aus die Anmuth Deiner Tochter aufmerksam machte. Manchem Blinden hat er gehol fen; die Mutter des Königs ist aber leider noch immer des Lichtes beraubt. Wir bedauern es übrigens, daß ein so kunst fertiger Mann nur die Augen zu heilen versteht. Cr war, als die Prinzessin Atossa das Fieber hatte, nicht zu bewegen, ihr einen Rath zu ertheilen. Das ist sehr natürlich, denn unsere Aerzte dürfen immer nur einen gewissen Theil des Körpers behandeln. Wir be sitzen Ohren-, Zahn- und Augenärzte, Aerzte für Knochenbrüche und andere für innere Krankheiten. Kein Zahnarzt darf nach den alten Priestergejetzen einen Tau ben, kein Knochcnarzt einen Unlerleibs lranken hehandeln, wenn er sich auch vor trefflich auf innere Leiden verstehen sollte. Man will mit diesem Gesetze größere Gründlichkeit erzielen; wie denn die Prie ster, zu denen auch die Aerzte gehören, überhaupt mit dem rühmlichsten Ernste der Wissenschaft obliegen. Dort d'rüben liegt das Haus des Öberprieslcrs Neithv tep, besten Sternen- und Meßkunde selbst Pythagoras hochpries. Es" grenzt an die Halle, welche in den Tempel der Göttin Reith, der Herrin von Sais, führt. Ick wollte, ich dürfte Dir den heiligen Hain mit seinen prächtigen Bäumen, die köstli chen Säulen des Heiligthums, deren Ka pitäler die Gestalt der Lotusblumen nach ahmen, und die kolossale Kapelle vonGra nit zeigen, welche ich zu Clephantine aus einem Steine arbeiten liest, um sie der Göttin zu verehren. Die Priester haben mich leider gebeten, selbst Euch nur bis zu den Umfassungsmauern und Pylonen der Tempel zu führen. Komm', wir wol len jetzt meine Gattin und Töchter aufsu chen, denn sie haben Dich lieb gewonnen, und ich wünsche, dast Du freundliche Ge sinnungen für das arme Mädchen ge winnst, ehe Tu mit ihr in das ferne Land und zu den fremden Menschen ziehst, deren Fürstin sie werden soll. Nicht wahr, Du wirst Dich ihrer annehmen? Verlasse Dich darauf, betheuerte Krösus, den Hän dedruck des Amasis erwiedernd. Ich will Deiner Nitetis väterlich zur Seite stehen, und sie wird meiner bedürfen, denn die Frauengemächer der persischen Paläste haben einen gar schlüpfrigen Boden.- Uebrigcns wird ihr mit vieler Rücksicht begegnet werden. Kambyses darf mit seiner Wahl zufrieden sein und wird es hoch aufnehmen, daß Du ihm Dein schön stes Kind anvertraust; denn wenn auch Tachot nicht weniger anmuthig er scheint als Nitetis, so fehlt ihr doch die Majestät des Wesens, welche die Letztere auszeichnet, und die der künstigen Königin von Persien wohl ansteht. Nebenchari hatte nur von Deiner TochterTachot gespro chen. Ich aber sende dennoch meine schöne Nitetis. Tachot ist so zart, daß sie die Anstrengungen der Reise und den Schmerz der Trennung kaum ertragen würde. Wenn ich meinem Herzen folgte, so dürfte auch Nitetis nicht nach Persien. Aber Aegypten bedarf des Friedens, und ich war König, eh' ich Vater wurde! Punktes Kapitel. Die übrigen Mitglieder der persischen Gesandtschaft waren von ihrer Nilsahrt zu den Pyramiden nach Sais zurückge kommen; nur Preraspes, der Botschafter des Kambyses, befand sich fchon aus dem Heimwege nach Persien, um dem Könige den günstigen Erfolg seiner Freiwerbung anzuzeigen. > Im Schlosse des Amasis ging es gar lebhaft her. Das Gefolge der Botschaf ter des Kambyses, weiches aus beinahe dreihundert Menschen bestand, und die vornehmen Gäste, denen man jede nur mögliche Aufmerksamkeit zollte, füllten alle Räume des großen saitischen Palastes. Die Höfe wimmelten von Leibwachen und Würdenträgern, jungen Priestern und Sklaven im reichsten Feierschmuckc. Ter König wollte heute, in einem zu Ehren der Verlobung seiner Tochter ver anstalteten Feste, den Reichthum und die Pracht seines Hofes ganz besonders glän zend entfallen. Tie hohe, von bunten Säuleu getra gene, dem Garten zugekehrte Empfangs halle, deren blau gemafte Decke mit tau send goldenen Sternen übersäet war, bot einen wahrhaft bezaubernden Anblick. An den mit Bildern und Hieroglyphcn zeichen reichbemalten Wänden und Säu len hingen Lampen von farbigem Papy rus, die einen seltsamen, dem Sonnen lichte, welches durch bunte Scheiben strahlt, nicht unähnlichen Glanz verbrei teten. Ter Raum zwischen den Wänden und Säulen war mit auserwählten Ge wächsen, Palmen, Oleander, Granaten, Orangen und Rosen angefüllt, und hinter diesen verborgen stand eine unsichtbare Schaar von Harfen- und Flötenspielern, welche die Gäste mit feierlichen gleichförmi gen Weisen empfing. In der Mitte des mit weist und schwar zen Platten belegten Fußbodens standen zierliche mit kalten Braten, süßen Gerich ten, wohlgeordneten Frucht- und Kuchen körben, goldenen Weinkrügen, gläsernen Pokalen und kunstreichen Blumenvasen bedeckte Tafeln. Neben diesen tummelte sich eine Menge reichgcschmückler Sklaven, welche, unter Leitung des Haushosmeisters, die Speisen und Getränke den einzelnen Gästen, die sich theils stehend unterhielten, theils auf kostbaren Lehnstühlen sitzend, mit ihren Freunden sprachen, überreich ten. ten. w Die Gesellschaft bestand aus Männern ei und Weibern jeden Allers. Ten cintre- in tcnden Frauen boten junge Priester, die g persönlichen Diener des Königs, zierliche Blüthensträuße dar, und mancher vorneh- me Jüngling war mit Blumen erschienen, welche er während des Festes der Auser- ß wählten seines Herzens nicht nur über- s ti reichte, sondern sogar dicht unter die Nase hielt. fr Tie, wie bei dem Empfange der persi- i schen Botschafter gekleideten Äegypter be- zeigten sich höflich, beinahe unterwürfig z gegen die Frauen, unter denen sich übn- z gens wenige hervorragende Schönheiten befanden. Das Haupthaar der meisten ! war nach dem gleichem Vorbilde geordnet: so zwar, daß die ganze Fülle der wellig , gebrannten Locken nach hinten herabwall- ! le und vorn derartig hinter die Ohren ge strichen war, daß rechts und links ein Zopf ! übrig blieb, welcher zwischen Auge und ! Ohr herabfallend, bis zur Brust reichte. Ein breites Diadem hielt dieie Ceifsüren ' zusammen, von denen die Zofen wußten, daß sie ebenso häufig ein Weit des Haar kräuslers als der Natur waren. Ueber den Scheitel hin lag bei vielen Damen des Hofes ein Lotusblume, deren Stengel f. aus ihren Hinterkopf herabfiel. In den zartenmttNingen beladenenHän- d den, deren Nägel nach ägyptischer Sitte e roth gefärbt waren, trugen sie Fäch.r - von bunten Federn, um den Oberarm, das Handgelenk und die Fußknöchel gol dene und silberne Reisen. l Die Gewänder aller anwesenden Ac gypterinncil waren ebenso schön als kost bar, namentlich durch die Feinheit der bis zur Durchsichtigkeit zarten Gewebe, und bei mancher so geschnitten, daß sie die rechte Brusi uv bedeckt ließen. Wie sich unter den Männern der junge persische Königssohn, Barlja, curckSchön- l - heit und Anmuth auszeichnete, so war Ni ! tetis, die Tochter des Pharao, die bei ! Weitem reizendste von allenAegvpterinrcn. Das süißliche Mädchen, welches in einen durchsichtigen rzsenrolhcn Gewände, mit ! jiiscben Rosen im schwarzen Haar, an der Seite ihrer gleichgetieidetenSchwester wan derte, war bleich wie die LotuSbliimc, die i das Haupt ihrer Mutter schmückie. Die Königin Ladice, von Geburt eine Griechin, Tochter des Battus von Eyrene, ging an der Seite des Amasis und führte die jungen Perser ihren Kindern zu. Ein leichtes Spitzengcwand überwehte den golddurchwirkten Purpurstoss ihres Klei des. Auf dem schönen gricckischcn.Hauple trug sie eine goldene klräusscblange, den Kopfputz ägyptischer.Herrscherinnen. Ihr Angeycht war eben so edel als wohlwol lend, und jede Bewegung verrieth, daß >ie jene Anmuth besaß, welche nur eine bellenische Erziehung zu geben vermochte. Amays hatte diese Frau, nach dem Tode seiner zweiten Gattin, derÄcgypterinTent cbeta, der Atullec des Thronfolgers Psam lik, iuFolge seiner Vorliebe jür die Griechen und trotz des Einspruchs der Priester, zu seiner Königin crwäblt. Tic beiden Mädckcn an der Seite La b/re's, Tachot und Nitetis, wurden Zwil lingsjchwestcrn genannt: zeigten aber leine opur jener Aehnlickkeit, welche man sonst bei Zwillingen zu finden pflegt. tachot war blond und blauäugig, klein und zierlich gebaut, während Nitetis, groß und voll, mit schwarzen Haaren und Au gen, durch jede Bewegung errathen ließ, daß sie einem königlichen Hause ent stammte. Wie bleich Du ausstehst, mein? Tochter, sprach Ladice, die Wange der Nitetis küs send , Sei frohen Muthes und sieh ge trost der Zukunft entgegen. Ich bringe Tic den Bruder Deines zukünftigen Gat ten, den edlen Barlja. Nitetis erhob ihre sinnigen dunklen Au gen uno ließ sie lange prüfend auf dem schönen Jünglinge ruhen. Dieser ver neigte sich tief, küßte das Gewand des cr röthendcn Mädchens und sprach: e?ei gegrüßt als meine zukünftige Koni- s gin und Schwester! Ich glaube gern, daß Dir der Abschied von der Hsimath, von Eltern und Geschwistern, das Herz be klemmt; aber sei guten Muthes, denn Dein Gatte ist ein großer Held und ein mächti ger König; unsere Mutier Kassandanc die edelste der Frauen, und die Schönheit und Tugend des Weibes wird bei den Persern geehrt, wie das Leben spendende Licht der Sonne. Dich, Tu Schwester der Lilie Nitetis, die ich neben ihr „die Rose" nen nen möchte, bitte ich um Verzeihung, daß wir gekommen sind, Dir Teure liebste Freundin zu rauben. Tie Blicke des Jünglings strahlten bei diesen Worten in die blauen Augen der schönen Tachot, welche sich, die Hand aus's Herz drückend, stumm verneigte und Bart ja noch lange nachschaute, ais ihn Amasis sortzog, um ihm einen Stuhl gegenüber den Tänzerinnen anzuweisen, die soeben zur Unterhaltung der Gäste ihre Künste zu zeigen begannen. Diese Mädchen waren nur mit einem leichten Rocke bekleidet und schwangen und wanden nach dem Takte der Harfen und Tambourine ihre geschmei digen Glieder. Hierauf gaben ägypti sche Sänger rhre Lieder und Possenreißer muntere Spässe zum Besten. Endlich verließen einzelne Höflinge, ihr feierliches Wesen in der Trunkenheit ver gessend, den Saal. Tie Frauen begaben sich, von fackeltragenden Sklave abge holt, in bunten Sänften nach Hause; nur die Kriegsoberstcn, die persischen Botschaf ter und einige Würdenträger, besondere Freunde des Amasis, wurden von dem Haushosmeister zurückgehalten und in eine kostbar geschmückte Hatte geführt, wo selbst eine in griechischer Weise zugerichtete Tafel, auf welcher ein riesengroßer Misch krug stand, zu einem nächtlichen Trinkge lage einlud. Amasis saß auf einem hohen Lehnstuhle an der Spitze des Tisches; zu seiner Linken der jungeßarlja,zu seinerßechten der greise Kröjus. Außer diesen und den Vertrau ten des Pharao befanden sich auch die uns bekannten Freunde des Polnkrates, Theo doras und Jbykus, so wie der nunmehrige Oberst der hellenischen Leibwachs, Aristo machuS, unter den Gästen des Königs. Amasis, den mir vor Kurzem so ernst mit Krösus reden hörten, erging sich jetzt in beißenden Scherzen. Er schien wieder um zu dem tollen Untcrbcsehlshabec, dem verwegenen Zechbruder von ehedem ge worden zu sein. Mit iprndelndem Geiste schlenderte er Späße und Witzworte neckend und höh nend den Trinkgenosscn entgegen. Schal lendes, ost wohl zu Ehren des königlichen Witzes erkünsteltes Gelächter antwortete seinen Scherzen, Becher aus Becher wurde geleert, und der Jnbek erreichte seinen Gipfel, als der Haushofmeister mit einer kleinen vergoldeten Mumie erschien, und, indem er sie der Gesellschaft zeigte, aus rief: Trinket, scherzet und seid fröhlich, denn allzubald werdet ihr gleich diesem sein! Ist dieß Hinweisen aus den Tod eure Sitte bei Festgelagen? sragte Barlja, ern ster werdend, den König, oder erlaubt sicb Dein Haushofmeister heule nur diesen Spaß? Seit uralter Zeit, antwortete Amasis, pflegt man solche Mumien, um die Heiterkeit zu steigern, und die Zecher zu erinnern, daß man genießen seile, so lang' es Zeit sei, den Trinkgenoffen zu weisen. Du, junger Schmelleiling, hasst freilich noch lange Freuden jabre vor Dir; wir alten Söhne aber, Freund Krösus, müßen uns ernstlich daran halten. Mundschenk, fülle schnell unsere Becher, damit kein Augenblick des Lebens nutzlos verrinne! Wie Du trinken kannst, Du goldhaariger Perser! Wahrhaftig, die gro ßen Götter haben Dir eine eben so gute Kehle, als schöne Augen und blühende Reize beickeert. Laß' Dich küssen, Du herrlicher Jüngling, Du schlechter Knabe! WaS glaubst Du, Krösus? Meine Tochlcr Tacbol spricht von Nichts, als von dem Milchbarle, welcher ihr erst mit holden Blicken, dann mit süßen Worten das Köpf chen vervrchl zu haben scheint. Nun, Dn brauchst nickt roth zu werden, Du junger Tolllvps! ElnMann wie Du darf sich wohl i nach Königstöchtern umschauen; aber wä rest Tu Dein Vater EycuS selbst, die Da chet dürfte mir nicht nach Persien! Vater! flüsterte der Thronerbe Psamttk, i diese Rede unterbrechend, dem Könige zu. ! Vater, bitte Deine Zunge und gedenke des Phanes! Ter König schaute seinen Sohn nit einem finstern Blicke an, und als habe :in Krampf seine srohe Laune gelähmt, nischte er sich nur noch seltener in das all zemeiner werdende Gespräch. AristomachuS, welcher Krösus schräg gegenüber saß, halte bis dahin, ohne eine Silbe zu reden oder die Scherze des Ama is zu belachen, die 'Perser unablässig be dachtet. Sobald der Pharao verstummt var, wandte er sich lebhast KröjuS zu und ragte: Ich wünschte zu wissen, Lyder, ob Schnee die Berge bedeckte, als ihr Peißen oerließet? Lächelnd und erstaunt über die scltsciiße Ansprache antwortete Krösus: Tie meisten Berge des persischen Gebirges waren grün belaubt, als wir vor vier Monaten nach Aegypten ausbrachen; doch giebt es auch Höhen im Lande des Kambmes, auf denen ver Schnee selbst in der heißesten Zabres zeit nicht zerschmilzt und diese sahen wir weißlich schimmern, als wir zur Ebene hinabzogen. Das Änttiv des Spartaners ward sicht lich heiterer. Krösus, dem der ernste Manu gefiel, fragte ihn nach seinem Namen. Ich heiße AristomachuS. Den Namen sollt' ick lenacii. Du kanntest viele Hellenen, und viele heißen wie ick. Deinem Dialekte nach gehörst Du dem dorischen Stamme an. Solltest Du uichl ein Sparlanec sein? Ach war es. So bist Du es nicht mehr? Wer die Heimalh ohne Erlaubniß vev läßt, ist des Todes schuldig. Verließest Tu sie freiwillig? Aa. Warum? Um der Schande zu entgehen. Was hattest Tu verbrochen? Nichts! So beschuldigte man Dich mit Unrech eines Vergehens? Ja. Wer war der Urheber Deines lU glück-? Du! Krösus fuhr von seinem Sitze aus. D> ernste Ton und das finstere Gesicht tc Spartaners verboten jecen Gedanken a ! einen Scherz. A ich die Tischnachbarn d I Beilen, welche dem seltsamen Gespräll befolgt waren, erschraken und baten stomachus um eine Erklärung seiner selt samen Aussage. Der Spartaner zauderte. Man sah ibm an, daß er ungern reden möge; end lich aber, als ihn auch der König zu erzählen auffordeite, begann er: Du, Krösus, hattest, dem Orakel fol gend, uns Lacedäinonicr, als die mächtig sten der Hellenen, zu Bundesgenossen ge gen die Macht der Perser erwählt, und uns das Gold zu der Apollo Herme auf dem Berge Thornar geschenkt. Die Epho ren beschlossen daher. Dir dasür ein rie sengroßes, kunstreiches Mischgefaß von Erz zu verehren. Als lteberbringer des selben erwählte man mich. Bevor wir nach Bardos kamen, zerstörte ein Sturm unser Schiff. Ter Miichtcug versank mit ihm. Wir retteten uns mit dem nackten Leben nach Samos. Als wir heimkehrten, ward ich von Feinden und Neidern beschuldigt, Schiff und Misch krug an samische Händler verkaust zu ha ben. Weil man mich nicht überführen konnte und dennoch verderben wollte, ward ich verurtbeilt, zwei Tage und zwei Nächte lang am Pranger zu stehen. Man schmie dete in der Nacht meinen Fuß an den Schandblock. Bevor der Morgen meiner Entehrung graule, kam mein Bruder zu mir unv reichte mir heimlich ein Schwert. Ich sollte mir vor der Beschimpfung das Leben nehmen. Ich konnte nicht sterben, denn ich hatte mich noch an meinen Verde rbern zu rächen; darum hieb ich mir selbst den angeschmiedeten Fuß vom Beine und versteckte mich im Schilfe des Eurotas. Mein Bruder brachte mir heimlich Spei se und Trank. In zwei Monaten konnte ich wieder auf diesem hölzernen Fuß? ge hen Ter serntreffendc Apollo übernahm meine Rache, denn meine verruchtesten Gegner raffte die Pest dahin. Trotz ihre Todes durfte ich nicht heimkehren. Zu Gylhiuni schiffte ich mich endlich ein, um mit Dir, Kiösiis, von Sarves aus gegen die Perser zu fechten. Als ich in Teos landete, erfuhr ich, daß Du nicht mehr König wärest. Ter gewaltige Eyrus, der Vater dieses schönen Jünglings, hatte in kurzen Wochen das mächtige Lydien er obert und dei reichsten König zum Bettler gemacht. Alle Zecher schauten den ernsten Krieger bewundernd an. Krösus schüttelte ihm die harte Rechte; der junge Bartja aber rief: Wabrlich Spartaner, ich möchte Dich mit mcinenFrcunden ! zeigen zu können, was ich gesehen habe, j den wüthigsten, ehreniocrlhcstcn allerMen jchen! Glaube mir, Knabe, gab Aristomachus lächelnd zurück, ein jeder Spartaner hätte gleich mir gehandelt. Bei uns zu Lande gehört mehcMnth dazu, feige als tapfer zu sei! Und hättest Tu, Bartja, rief Tarius, der Vetter des Königs von Pcrsien, ertra gen können, an dem Schandpsahle zu ste hen? Bartja erröthete, aber man sah ibm an, daß auch er den Tod der Schande vor ziehe. und Tu, Zopvrus? fragte Tarius, sich an den dritten jungen Perser wendend. Ich würde mich aus bloßer Liebe zu Euch verstümmeln! rief dieser und drückte unter dem Tische die Hände seiner beiden Freunde. Psanitik sah mit spöttischem Lächeln, Krösus, Gyges und Amasis voller Wohl' gefallen, die Aegypter sich einander bedeu tungsvoll anschauend, der Spartaner ver s gnüglich schmunzelnd ans die jungen Hcl den. Jetzt erzählte Jbykus von dem Orakcl sprncbe, welcher Aristomachns beim Nahen der Männer von den schneeigen Bergen die Heimkehr verhieb, und erwähnte dabei des gastfreien Hauses der Rbodopis. Psamllk ward unruhig, als er diesen Namen ansprechen Höne, Krösus äußerte den Wunsch, die greise Thracicrin kennen zu lerne, von welcher ihm Aesop viel Nähmliches erzählt hatte, und als die Gaste, meistens bis zur Bewußtlosigkeit trunken, den Saal verließen, verabredeten sich der entthronte König, der Dichter, der Bildhauer und der spartanische Held am folgenden Tage nach Naukralis zu sahren, um sich an den Gesprächen der Nlwdovis ! zu erfreuen. Ter König Amasis hatte sich nach dem beschriebenen Gastmahle kaum drei Stun > den nächtlicher Nuhe gegönnt. Wie alle > Tage, so weckten ibn auch heute bei'm er j sten Habnenschrci junge Priester aus dem ! Schlummer, wie alle Tage führten sie ihn l ins Bad, schmückten ihn mit dem königli ! chcn Ornate und führten ihn zum Altar s im Hofe des Sckloiscs, woselbst er vor den Augen des Volke? sein Opfer dar ' brachte, während der Oberpriestcr mit lauter Stimme Gebete sang, vieTugenven , des Königs aufzählte und, um jeden Tadel von temHauptc de-Hemchers fern zu Hai: ! ten, seine schlechlenNalbgeber für alle sluch - würdigen, tnllnkenntniß begangencnSün ! den verantwortlich machte. Wie alle Tage ermahnten ibn die Prie ster seine Tugenden erhebend, zum Guten, lasen ihm die nützlichsten Thaten und Rathschläge der großen Männer aus den heiligen Schristezi vor und führten ihn in ! seine Gemächer, woselbst Briefe und Be richte ans alten Theilen des Landes seiner warteten. Dieie sich alle Morgen wiederholenden Ceremonien unv Arbeitsstunden pflegte Amasis treulich inne zu halten, während ier den späteren Theil des Tages, wie es s ihm beliebte, meistens in heiterer Gssell i ichaft zubrachte. i Darum warfen ihm die Priester vor, daß er ein unkönigliches Leben führe; er aber antwortete einst dem erzürnten Ober priestcr: Siehe diesen Bogen! Wenn Tu tln fortwährend anspannst, so wird er bald feinestrasl verlieren; benutzst Tu ihn aber den halben Tag und gönnst ihn dann seine Ruhe, so bleibt er stark und brauchbar bis die Sehne zerreißt. Ainasis halte soeben den letzten Brief, ! die Bilte eines Nomarcben um Gelder für ! mehrere nach der Uebcrschwenimung nö- thig gewordene Uferbauten, da Geforderte ' bewilligend uvlerschlieben, als ihm ein > Diener mittheilte, der Thronsolger Psam ' lik ließe seinen Vater ersuchen, ihm aus einige Minuten Gehör zu schenken. ! Amasis, welcher, eisrcut über die gün : sligen Berichte aus allen Theilen des Lan - de?, den Einlrelenden heiler bewillkomm ' net Halle, wurde plötzlich ernst und nach t denkcich. Endlich ries er nach langem > Zaudern: Geh'und sage dem Prinzen, er ? möge kommen! > Psamlik. wie immer bleich und düsler, verneigte sich als er die vätcriicheSchwelle e überschritt, lies und ehrfurchtsvoll, r Amasis dankle ihm durch einen schwci , gendcn Wink; dann fragte er kurz und ) streng: Was begehrst Tu von mir? Mei ) ne Zeit ist gemessen, i Absonderlich sür Deinen Sohn, ant - worlcte mit zuckenden Lippen der Thron r erbe. Siebenmal habe ich Dich um die e - große Gunst ersuchen lagen, welche Tu ! mir heule endlich gewährst, . > Keine Vorwürse! Ich vermuthe den i ! Grund Deines Kommens. Ich soll Dich ! in Betreff Deiner Zweifel über die Her i lunst der Nitetis austlaren. Ich bin nicht neugierig und komme vicl e j mehr,um Dich zu warnen und zu erinnern, > daß außer mir noch en Anderer lebt, wek n chcr um dieses Geheimniß weiß! l! Phanes? ' Wer sonst? Er, der aus Aegypten und l der eigenen Heimath Vertriebene, wird in ! wenigen Tagen NaukraliS verlassen. Wer c-! bürgt Dir dafür, daß er un-S nicht an die . Perser verräth? Tie Güte und Freundschaft, welche ich ihm stets erwiesen habe So glaubst Du an die Dankbarkeit der i Menschen? , Nein! aber ich vertraue meiner Fähig keit, sie zu beurtheilen. Phanes wird ht uns nicht verrathen! Zeh wiederhole es, er ist mein Freund'. Vielleicht Dein Freund, aber m ei n n- Todfeind! So hüte D.ch vor ihm! Fch habe nichts von ibm zu süichten, 'er Tu nichi, aber unsere Heimatb! O be es denke, Vater, daß, wenn ich Dir auch ver ein ! haßt sein mag als Dein Sohn, ich Dir ?er dennoch als die Zukunft Aegypten? uiv che I Herzen liegen muß. Bedenke, daß nach