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Der Deutsche Korrespondent. atire, t. Dezember 87i^. Diadem und Maske. Roman von Otto Müller (Fortsetzunn. . So Gott will, soll der arme Näubersohn in den Vogesen, welche ich beson deren Aufmerksamkeit empfehle „Zchj", zum Letztenmal von den Todten auferweckt " schon lange, lange > sagte Borberg. Das, was uns angeht, wollen wir bei unserer c-'. i' Zusammenkunft, wenn Sie erst " Geschichte gelesen haben, des Weile ren biz dahin aber dem alten Gott per Gerechten und Bösen vertrauen, dem Sie nach Lesung dieser Blätter gewiß nicht das Zeugniß versagen werden, daß jeine Wege noch immer so wunderbar sind, Zur Zeit, als er den Sohn Jiai's in dcr Engedi von der Verfolgung Saul's, seines Todfeindes, errettete. Der iNiuberlohn tn de Boges. (Eine wahre Geschichte.) ES war in den letzten Regierungsjahren Ludwig's des Fünfzehnten unter dcniMai tressenregiment der berüchtigten Dubarry, die durch ihre sinnlose Verschwendung und Hünstlingswirtbschast das unglückliche Frankreich vollenoS seinem politischen unv moralischen Ruin enlgegengesührt und vurch die Vernichtung der Parlamente auch die letzte Stütze des Rechts und der gesetz lichen Ordnung niedergerissen hatte, als die Gegend zwischen Kolmar und Rap poltsweiler im Oderelsaß, und zwar haupt sächlich die in der Nachbarschaft derßeichs städte Kaysersberg, Ammerschweier und Dürkheim, sowie der allen Burgveste Ho henlandsberg gelegenen Ortschaften von einer Räuberbande oder richtiger gesagt cheftzesstAM?," grv?eM?ky> des .Mck Steuern und Feudallasten er schöpften Volkes hatten auch in dus.r Ge gend einen solchen Höhegrad erreicht, daß an ein wirksames und energisches Ein schreiten der Behörden gegen das freche Räubcrwesen lange nicht zu denke war und dieser Theil der Vogesen immer häu figer der Schauplatz von allen möglichen Verbrechen gegen Leben und Eigenthum der Bewohner wurde, das Vorspiel im Kleinen von dem entsetzlichen Zustand, wel chem Frankreich einige Jahre später durch die Revolution anhemisallen sollte. Zu dieser Verwilderung aus dem Ge biete des Justiz- und Polizeiwescns und zu der Sitlenentarlung der unteren Klassen der Landbevölkerung kam hier noch eine dem Raubergesindcl gleich günstige Gele genheit: eine überaus wilde, unwirihbare Gegend, die ihm Schlupfwinkel und unzu gängliche Orte genug bot, welche ost selbst den zunächstwohnenden friedlichen Leuten unbekannt waren. Zu den wilvtsten und zugleich großar tigsten Partle'n der Vogefen gehörte der weiße und der jchwarzeSee, Letzterer so ge nannt von dem schwarzen Mooigrunv der Hochebene. Um aus dem kaysersberger Thal durch das Städtchen Urbeis und an dcr alten Cisterzienserablei Paris vorüber, dahin zu gelangen, steigt man iiimiticn steiler Abhänge längs einem Bache berg an, der bald sichlbar von Fels zu Fels, bald unsichtbar unter dem Fetten mit oam psem Getöse der Ebene zustürzt. Die Natur verliert allmälig all' ih-en grünen Schmuck; Tannen unv Buchen verschwin den, und nicht ohne Mühe klimmt man zwischen zertrümmertem eiralischcm Ge stein unv nackten Felsen immer höher. Offenbar ist hier vor Jahrtausenden eine Moräne gewesen, ausgehenv von -Glet schern, welwe die Slelle der beiden jetzigen See'n einnahmen. So gelangt man, immcr dem Bache solgend, etwa zwei Ki lometer von Kloster Pärls enljernl, zu dem in einem Bergkcsscl liegenden schwarzen See, der eine Oberfläche von vierzehn Hek taren und etwa eine halbe Stunde im Um fang hat, und in seiner isolirten hohen Lage, seiner Felsenumgehung und melan cholischen Stille an die Eisclmaare erin nert. Die den See einschließenden, viel fach zerklüfteten, fast senkrechten Felsen wände sind so hoch, daß ein obenstehendcr erwachsener Mensch wie ein kleiner Punkt erscheint. Die armselige Bevölkerung der Anhöhen von Urbeis bis zum schwar zen See lebt von dcr Viehzucht und wohnt in Hütten, welche an den leuchten Felscn abhängen zerstreut liegen, untennischt mit einzelnen strohgedeckten Meicrhöfen, die sehr niedrig und völlig in Stein erbaut sind. Dem Umstände, daß die Wohnun gen sich meist a feucht: Felsen anlehnen, schreibt man die vielen kröpfischcn und slrophulöien Krankheiten ein.s großen Theils der Bevölkerung zu. An jede Meierei ist immer eine mehr oder minder große Oberfläche Bodens mittelst einer Mauer angeschlossen. Diese Mauern be stehen aber nur aus zusammengetragenen Felssteinen von grauer Farbe und sind nicht hoch, so daß sie, von der Sonne be leuchtet, in einer gewissen Entfernung wie weiße, auf den Boden gezeichnete Linien erscheinen. Die Mauern umschließen die zu der Meierei gehörenden Wiesen, welche, von diesen weißen Linien durchzogen, dem Auge des Fremden einen ganz eigenarti gen Anblick gewähren. Die Volkssprache ist ein Gemisch von deutschen, französischen und romanischen Worten, und die Haupt nahrung der Leute besteht aus Kartoffeln, Milch und Käse, da der Obstbau, sowieGe traide hier kaum noch gedeihen. Die Menschen, meist von kleiner Llalur, haben in sieches, verkommenes Aussehen, glei chen häufig wahren Idioten und sind im Allgemeinen als sehr bösartig oerschrieen. Wie sie dazu gekommen, sich aus diesen öden windigen Anhöhen anzusiedeln, um dem felsigen Boden einen kargen Lebens unterhalt abzugewinnen, erscheint gerade so unbegreiflich, als es erklärlich ist, daß aus diesem rauhen, allen Stürmen und Winden ausgesetzten Bosen daS Menschen berz eben so kümmerlich gedeiht, wie die Pflanze der Erde, und unter veuEindrücken einer wilden Natur einzelne Individuen, ja ganze Familien heranwachsen, denen Religion und Tugend ebenso fremde Begriffe sind alsßeichthum und Uebersluß; Menschen, die gleichsam von ihrer wilven den Heimalh selbst zu Feinven der bür gerlichen Gesellschaft herangezogen werden, alldem sie dcm einsamen, rings von hvhen starren Feffen eingeschlossenen uckd nr an der Voroelseile zugänglichen schon frühe das Bild ihres eigenen Lebens! erblicken, ebenso einsam und von der glück lichen Menschheit gemieden, wie dieser. Zur Zeit unserer Erzählung, etwa um die Milte der siebziger Jahre, wurden die beiden letzten, dem schwarzen See zunächst- Uegenden, aber ungeachtet der Entfernung noch wie alle übrigen Hütten zum Kirch spiel Urbeis gehörigen Meiechöse von zwei Ärüdern bewohnt, von denen jeder eine zahlreiche Nachkommenschaft halte, und de ren gemeinsamer Familienname Fester n,ch heute manchem hraven Manne jener Gegend angehört. Beide Vrüeer lebten mit ihren zum Theil schon herangewachse nen Söhnen und Töchtern in kümmerlichen .und verkommenen Verhältnissen, wie die meisten ihrer Landsleute im rauhen Ge birge; waren rob, unwissend und dem Trünke des Branntweins ergeben wie diese, und unterschieden sich höchstens da durch von ihrcnNachdain, daß die Festers ei starker, derdkrästiger Menschenschlag aien, und Väter und Söhne sich an Wuchs ebenso ähnlich sahen, als an jenen rohen Leidenschaften und Lastern, welche, freilich mit rühmlichen Ausnahmen, den .nationalen Typus dieser Bevölkerung bil deten. Aber ungeachtet ihrer Gleichar ltiglcit in allen döfen und lasterhaften Ei genschaften res Charakters, Tücke, Grau samkeit und Rohheit lebten doch beide Familien in einer meikivüroigen Eintracht und man hör'e nie von jenen Streitigkeiten zwischen ihnen, w e sie sonst bei rohen, zuchlloscn Nala.en selbst unter den nächsten Anverwandten, und gerade bei dielen est a Feindlichsten, gang und gäbe sind. Im Gegentheil hielten die Festers immer wie die Kletten zusammen, wenn einer von ih nen in Streit mit anderen Personen ge lieth, so daß die Eintracht sie der den Nac hbaren noch gefurchteter machte, als ihre berüchtigte Verwegenheit. Der Aeltere der Brüder, Matthieu, hatte drei Söhne a.id vier Töchter; der Jüngere. Franyois Fester, süns Söhne unv eine Tochter mit Namen Flora; und diese anfehnlrcheSipp schaft verkehrte meist unter sich, oder wenn sie mit den Bewohnern der anderen Meie reien je in Berührung kamen, so waren es immer höchst ärgerliche Händel über Mein und Dein oder über gewattthätige Ein griffe in fremde Reckte, bei denen die Fe sters in den meisten Fällen die ersleS.chuld trugen. Nur des Francis Ehegattin, Sarah, eine stille Frau mit ernsten strengen Zü gen, machte sonderbarerweise wenigstens im Punkte des Fleißes und der Ordnungs liebe eine Ausnahme unter diesen rohen, arbeitsscheuen Menschen, indem man sie und ihre Tochter Flora immer thätig )ah und auch ihre Kleidung ungeachtet chrer Armuth lange nicht so vernachlässigt und schmutzig war, wie die der andern Ange hörigen ver beiden Haushaltungen. Auch waren sie die Einzigen, welche während der besseren Jahreszeit zum sonntäglichen Gottesdienst in die Klosterkirche von Paris heradkamen, wiewohl auch sie von den mei sten Gemeindegliedern um des verrufenen Namens Fester willen gemieden wurden, va kein Gutgesinnter Etwas mit den zwei bösartigen Alten und thren schttmmenSöh neu zu thun haben wollte. Unter Letzteren waren sogar die zwei Jüngsten die Allerschttinmslen; und des Matthieu siebzehnjähriger Antoine, des Franczois zehnjähriger Eugen waren so hoffnungsvolle Früchtchen am Stammbaum der Festers, daß sie in der ganzen Gegend als Strolche und Galgenvögel berüchtigt wuren, denen nicht leicht ein Diebstahl in den Hühnerställen oder in den Vorralhs kamuiern der reichereu Bauernhöfe oder wohl gar aus den Bleichen der städtischen Hausfrauen zu gewagt und schwierig war, Kühnheit machte, Beide aber die Beute immer redlich wie gute Brüder unter ein ander theilten. So konnte man mit Recht sagen, daß es dießmal die Jungen unv Jüngsten waren, welche den Aelteren das böse Beispiel ga ben und durch ihre Erfolge im steinen Diebstahl viese reizten, es ihnen im gro ßen. planmäßigen und gewattihäligen Raube nachzuthun. Vergebens bot die brave Sarah, verge ! bens die gute bildschöne Flora alle Ueber retung dcr besorgten Mutter- und Lchwe sterliebe auf, um die beiden jungenGejellen ! oder doch wenigstens Eugen von diesen ! schlimmen und gefährlichen Streichen ab zuhalten. Ter Einfluß, den der um sie ! den Jahre ältere uno schon von Haus aus grundveroorbene Antoine auf den jünge ren Vetter ausübte, machte alle Vorftel ' langen vonMulter und Schwester bei diesem unwirksam; unv das heiße leichtsinnige Blut, der vurch den bösen Versucher ge weckte Ehrgeiz unv eine vorherrschende Neigung zu kühnen und gewagten Hand lungen ließen selbst guteVorjätze inEugen's weichgeschaffenem Herzen niemals dauernd Wurzel fassen, ba ihn oer schlimme Vetler nach eincr Weile immcr wiever durch glän zende Vorspiegelungen am die verlassene Bahn des Lasters zurückzutocken wußte. In einem rauhen hartnäckigen Winter hatte die Noth ber beiven Familien ibren Höhepunkt erreicht; denn Beider geringes Besitzthum war überschuldet, kein Menich wollte ihnen mehlEtwas borgen und oen noch wollte der Hunger gestillt, dcr Durst nach Branntwein gelöicht sein. Eugen's Vater wir schiloern ihn nach den typi schen Zügen, die uns ein Freund von die sem wücdigen Familienhaupt in der Meie rei am schwarzen Lee entwirft zählte zu den Menschen, welche in ihrer beständigen Jsoürtheit von dcr übrigenWclt nur höchst unvollkommene Begriffe von Reckt und Unrecht haben. Gleich seinem Bruder Matthieu der Trunksucht auf's Aeußerste ergeben, war er mit seinen ökonomischen Verhältnissen immer licser in Veijall ge rathen; die Kühe, von deren Erzeugnissen er und die Seinigen leben sollten, waren bis auf wenige Stücke dcm Wucherjudcn übergeben worden; der Kartoffeloorrath ging zu Ende, unv auch bei'm Kartenspiel, dem er und sein Bruder schon m besseren Tagen mit Leidenschaft ergeben gewesen waren, wollte ihm kein noch so hoher Ein satz das wetterwendische Glück wieder zu rückb.ingen. In dieser verzweifelten Lage als Francis Fester eines Nachts sein letz tes weniges Geld in einer verrufenen Schnapskneipe zu Urbeis verspielt hatte, kam es zumErstenmat zwischen beiven Fa milien zum Streite; und zwar war es die brave Sarah, welcheMatthicu's Frau vor warf, ihr Mann sei an dem ganzen Un glück schuld, ohne ihn und seinen schlimmen Einfluß wären Franczois und die Seini gen nimmer in solch' grenzenloses Elend hineingeralhen. Die Schwägerin, ein rohes Weib, wollte dielen Vorwurf nicht auf ihrem Manne und noch weniger aus sich selbst sitzen lassen; vom Streit mit Worten kam es zum Streit mit Händen unv Nägeln; unv zuletzt waren es die bei den Urheber des gemeinsamen Unglücks selbst, welche den Streit, wer von ihnen der größere Hallunke sei, ourch ihre Jnlei vention schlichten mußten. Ben diesem Augenblick an war das Loos der zwei Fa milien entschieden, denn Jungen und Al ten machte es die Gewohnheit ves langjäh rigen friedlichen Zusammenlebens instinkt artig fühlbar, daß sie sich untereinander todfeind werden würden, wenn sie sick nicht zum gemeinsamen Kampf gegen die Welt nach Außen entschlössen, das heißt also in diesem Falle zur Verübung eines jeden Verbrechens, welches sie ihrer sam verzweifelten Lage entriß. Matthieu Fester war in geistiger Hin sicht von der Natur noch stiefmütterlicher bedacht, wie sein jüngerer Bruder. Der seit Jahren im Uebermaß genossene Branntwein Halle seinen früher robusten Körperbau ganz zusammengekrümmt, so daß er mit seinem großen Kopfe, seinen kolossalen Händen unv Füßen, dem stieren Blick und vem aufgesperrten Mund mit den großen, hachgeschwunvenen Zähnen eher einen Halbmenjchen, als einem Manne ähnlich war, der drei große, starke Söhne gezeugt, welche es, was Körperkraft a'nbc langte, sogar noch mit den süns Bruder söhnen im Nachbarhause hätten ausneh men können. Dagegen stellte trotz seiner Sechziger noch immer einen rüstigen.-starken „Fester" vor, und nur seine rauhheijere Stimme verrieth den Schnapstrinker von Profession; während seine grauen Schielaugen noch unheimli ches Feuer genug zeigten, um selbst einem beherzten Fremdling eine Begegnung mit ihm zwischen Licht und Dunkel auf den öoen Haideflächcn am schwarzen See nichts weniger als angenehm zu machen. Aus diesen an Charakteren und Leiden schaften so nahverwandten Elementen setzte sich jene abscheuliche Räubersippe zusam men, welcher sich bald noch andere gleich entartete Individuen aus den benachbar tcn Orlen Schnierlach, Hachimette, Urbeis und Urbach zugesellten, die nun vereint mit den Festers vom Duo uoir der Schick ten der ganzen Gegend wurden, wie früher der sprüchwörtliche Abscheu vor allem Bö sen unv Gemeinen. Da es jedoch in dieser Geschichte einer jungen verlorenen und wiedergerctteten Menschenseele nicht entfernt unsere Absicht ist, die Unthaten einer Räuberbande zu schildern, nie deren früher und später zu Dutzenden am Rhein und in den Vogesen gehaust haben, so wollen nur hier nur sa gen, daß Eugen Fesler, obwohl der Jüng ste von Allen, doch an den meisten Verbre chen einen so hervorragendcuAntheil nahm, daß er sogar der Anstifter von mehreren der kühnsten Einbrüche wurde, obwohl Niemand ahnte, daß der schöne Betller knabe vom schwarzen See und dieser trotz seiner Jugend berüchtigte Räuber ein und dieselbe Person seien, >o wenig, als man überhaupt längere Zeit hindurch von dem Ursprung und Sitz dieser schrecklichen Landplage Kenntlich hatte. Denn die Festers hatten sich klugerweise ziemlich weit von ihrem Wohnort entfernt ein Versteck ausgesucht, von dem aus sie unentdeckt ihr Wesen treiben konnten. Dieß war die zwischen dem hochgelegenen Dorf Altweier und dem Städtchen Reichensweier gelegene alte Burgruine Bilstein, ehemals ein be rüchtigtes Raubritternest, zu dessen aller Welt unbekannten unterirdischen Gängen und Kellern Eugen und Antoine einstmals durch dichtes Dorngestrüpp den Weg ge sunden hatten. Diese höhlenartigen Mauergewölbe waren wie geschaffen zu einem Unterschlupf für solches lichtscheue Gesindel; hier konn ten sie selbst bei Tage ungescheut ihr Quartier ausschlagen, tonnten die geraub te Beute vor jeder Nachforschung verber gen. ja, konnten selbst, wenn ihnen ein Anschlag mißglückte und sie von den er bitterten Bauern, den bewaffneten Gens darmen veriolgt wurden, hier einen voll kommen sicheren Zufluchtsort finden. Mit dieser Sicherheit wuchs aber nicht blos ihre Raubgirr, sondern auch ihre Ver wegenheit; sie begnügten sich nun picht mehr wie früher, mit nächtlichen Slreifzü gen und Einbrüchen in entfernten Distrik ten, sie raubten und stahlen auch in der Nachbarschaft von Urbeis und Kaysers berg Alles, was sie bekommen konnten; ja, machten sogar die Straßen unsicher, indem sie arglose Reisende zu Fuß und zu Wagen in den Wäldern und an abgelegenen Orten überfielen und sie bis auf's Hemd aus plünderten. Endlich ermannten sich die Dorfgemeinden und die Behörden in den Städten und ergriffen Maßregeln zum Schutz bon Leben nnd Eigenthum derßür gcr; einzelne Pfarrer predigten sogar von den Kanzeln gegen das sreche wüste Räu beroolk und ermunterlen die Bauern zur Wachsamkeit uno energischen Gegenwebr, wodurch die Aufregung unter der Landbe völkerung immer größer wurde, zumal fast jede Nacht ein neues ruchloses Verbrechen bezeichnete. Der große schleltstadter Maimarkt hatte auch in diesem Jahre christliche und jüdi sche Handelsleute aus aller Herren Gebiete dorthin gezogen, und der Sicherheit wegen reisten besonvers die Juden nach abgehal tenem Markt in größerenjTrupps zusam men, viele von und gesüllMk HMstzeMt. Eff^solcheek Trupp von etwa zwölf jüdischen Handels-' leuten wurde auf ihrer Heimkehr nach ihrem Wohnort Münster in der Gegend des Dvrses Hunaweier von den Räubern im Walde überfallen; und in dem Kampfe, der sich entipann, wehrten sich die Juden ihres Lebens und Eigenthums so tapser, daß von den Räubern, wenn diese auch schließ lich ihrer Gegner Meister wurden, mehrere starke Verwundungen davon trugen, wäh rend von den Angefallenen einer todt ans dem Platze blieb, andere, schwer verwundet, nur mit genauer Noth durch die Flucht das Leben rettelen. Drei Inden wurden von den wüthenden Festers sammt reichem Raube nach dem Bilstein geschleppt, weil >ie den alten Matthieu trotz seines ge schwärzten Gesichtes an seinem unförmli chen Kopse und seinen plumpen Füßen er kannt und dieß unvorsichttgerwelse durch Nennung seines Namens verrathen halten. Die Angst, durch diese Juden den Gerich ten verrathen zu werden, machte die durch den wilven Kampf und die erhaltenen Wunden in rasenve Wuth versetzten Räu ber vollends taub gegen jede Stimme der Menschlichleti, sowie gegen das Flehen der Unglücklichen, wenigstens ihres Lebens zu schonen und ein hohes Lösegeld anzuneh men. In dem Burggewölbe fielen die drei Söhne des Matthieu wie reißende Wölfe über sie her und erstachen sie, ehe Fra9oiS und seine Söhne es verhindern konnten, mit ihren langen Schlachtmessern. Gräßlich lönle das Geschrei und vie letzten Angstruse der Sterbenden in Eugen's Ohr; ein Blut erstarrte bei'm Anblick der röchelnden Männer, und schaudernd wan dle er sich von einem Bude des Grauens ab, dessen Eruincrung ihn wohl zeitlebens nicht wieder verlassen hat! M den seinen Der Raubansall machte begreiflicherweise das größte Aussehen unv veisetzte alle Ge müther zehn Meilen in derßunde m Angst und Bestürzung; zumal die drei verschwun denen Juden trotz aller Nachsorjchungen der Gerichte und ihrer Familien unentdeckt blieben, ebenso wie die Missethäter, die kein Name nannte, lein Signalement be zeichnete. Aber auH die Räuber selbst schienen durch diese beispiellose That wie einge schüchtert und in ihrer verbrecherischen Verwegenheit wie gelähmt zusein; wenig stens hörte man tn der nächsten Zeit weder von neuen Raubaiffällen, noch von nächt lichen Einbrüchen, bis jene Begebenheit eintrat, die nicht bloß dem ganzen Unwe sen ein schnellesEnve machte, sondern auch dem Leben und Schicksal des jungen Räu berjohnes vom schwarzen See eine eben so unverhoffte als wunderbare Wendung gab. Der Pfarrer der protestantischen Ge meinde Hunaweier, ein würdiger siebzig jähriger Greis, aver noch ein Mann von seltener Geistessrische und Thatkraft, hatte sich die in dcr nächsten Nachbarschaft sei nes friedlichen Dorfes begangene Frevel ibat so sehr zu Herzen genommen, daß er dieselbe am nächsten Sonntag mit dem ganzen Feuer seiner Berevtjamkeit zum Gegenstand seiner Predigt machte und in seiner gereckten Entrüstung die gotilo'en Missethäter dem Strafgericht des Höchsten überantwortete, ja, am Schlüsse ein förm liches Anathem über sie aussprach. Die Kecnpredigt des alten Pfarrers Bußmann machte bei dem frischen Ellebniß der Mis jerhat auf seiner Bauern rauhe Herzen ei nen doppelt mächtigen Eindruck; nicht bloß im Dorfe selbst, auch in den benach barien Orlen ging ihr Inhalt von Mund zu Mund, und Katholische und Lutherische ireulen sich der mannhaften Worte des weit und breit duich seine Treuherzigkeit und muntere SmneSart bekannten Psarr herrn. Leider sollte gerade er der Letzte sein, mit dem die abscheuliche Räubcrsippe die Reihe ihrer nächtlichen Unthaten für im mer beschloß, bevor der von ihm über sie ausgesprochene Fluch der zeitlichen und ewigen Verdammniß in Erfüllung ging und der Arm der strafenden Gerechtigkeit die Missethäter erreichte. Denn sei es nun, daß der Rus von der reichen Samm lung seltener goldener und silberner Mün zen, welche Bußmann besaß, ihre Raub gier reizte; oder wollten sie ihn, der im Begriffe stand, von seiner Pfarre weg zu seiner in Straßburg verheiratheten Tochter zu ziehen, noch zuguterletzt für die Predigt strafen, in welcher ihnen so laut das Ma lefizglöcklein geläutet hatte; genug, der ruchlose Anschlag wurde gefaßt und aus geführt, ehe sich noch die aufgeregte Stim mung des Publikums über den mörderl ichen Raubansall gegen die Münsterer Ju den ganz beruhigt hatte. Die Kelters wußten, daß der Plarrer an einem bestimmten Wochentag auf seiner lachen Stute nach dem nahegelegenen Städtchen Reichenweier zu reiten pflegte, um daselbst mit seinem katholischen Amts druver und etlichen andern guten Freun den eine Partie l'Hombre zu spielen und gewöhnlich erst spät in der Nacht, zuweilen auch wohl erst am solgendenMorgen, über den Schönenberg nach seinem Dorfe zu rückzukehren. Im Pfarrhaus befand sich dann nur die bejahrte Haushälterin des seit vielen lahren verwiitweten Pfarrers, während der Knecht in, Starte lcblief; und da dasselbe neben der Kirche, entfernt von den übrigen Wohnhäusern, am Südenve des Dorfes lag, und Jungfer Regine, die im oberen Stockwerk ihre Schlafkammer hatte ganz harthörig war, so konnte ein Einbruch leicht ausgeführt werden. Eugen hatte die Abwesenheit des Pfar rers ausgekundschaftet,und einer Juninacht schritten die Räuber zur Ausführung ihres Anschlags. Neun an der Zahl stiegen sie durch daS Küchensenster m die einsame Psarrwohnung, nachdem sie den Antoine als Wache in das Dorf geschickt und zwei Männer vor der StaUthine zurückgelassen, um den Knecht, wenn er Miene machen sollte, herauszukommen, mit ihren dicken buchenen Prügeln niederzuschlagen. Aus der Küche drangen sie in des Pfarrers Wohn- und Studirzimmer, erbrachen so fort die einzelnen Kommoden und Kästen; aber die kostbare Münzsammlung, das Hauplobjekt ihres diebischen Gelüstes, war nirgends zu finden, worüber die Getäusch ten so wüthend wurden, daß sie Alles zer störten und zerbrachen, was sie nicht mit nehmen wollten. Des Pfarrers Speisekammer bot einen reichlichen Vorrath von Schinken, Würsten und Steinguttöpsen mit Sardellen und eingemachten Fruchten; die ungebetenen Gäste konnten der Versuchung, ihren durch einen mehrstündigen Marsch gereizten Ap petit an Ort und Stelle zu stillen, nicht widerstehen, und nachdem sie sich gehörig gesättigt, alles Werthvolle an Silberzeug, Kleidungsstücken, Weißzeug, sowie des Pfarrers stattliche CoUettion von Stiefeln in Klssenüberzuge gepackt und in Kammern und Stuben eine greuliche Verwüstung angerichtet hatten, verlangte sie auch noch nach dem Genuß der Sardellen und des vielen gesalzenen Rauchfleisches nach ei nem guten Valettrunk aus des Pfarrers kühlem Keller, der im Rufe stand, den be sten schönenberger Rießling und Muskat in seinen großen alten Stückfäffern zu ber gen. Mit Lichtern stiegen sie daher in den Keller hinab und stillten nach Herzenslust ihren Durst an den Hahnen der einzelnen Fässer, als plötzlich mitten in der wilden Libation ein verworrener Lärm vom Dorfe her die schon Halbberauschten zum eiligen Rückzug veranlaßte, wobei sie das köstliche Naß aus Wuth über die unlieb same Störung aus den Boden fließen lie ßen . In blinder Eile rafften sie die Bün del mit den geraubten Sachen auf und lie fen damit dem nahen Bergwald zu, eben als die ersten Bauern, mit Sensen und Heugabeln bewaffnet, zum Schutz ihres ge liebten Pfarrers und seiner friedlichen Wohnung anlangten. Dem treuen Knecht war es nämlich geglückt, unbemerkt von den beiden Wächtern durch eine Hrnter thüre der Scheune in's Dorf zu ent kommen unv dasselbe durch seinen Huljerus zu alarmiren, und sofort fchickien sich zwanzig und mehr wüthende Bauern zur Verfolgung der Räuber an. Auch waren sie den Flüchtlingen bald so dicht aus de Fersen, daß diese die schwe ren Packe von sich werfen mußten, um sich auf sehr unsicheren Füßen vor ihren Ver folgern in's Waloesvickicht zu retten, was ihnen venn auch bis auf Einen gelang. Dies war ein NaqelschmjLd aus demDorfe verrufenesSub- schleppten ihn unter furchtbaren Mißhandlungen mehr todt als lebendig, in's Dorf zurück, eben da ver Tag graute, der den ersten gefan genen Freund und Mttgenossen der Fe sters glücklich in Ketten unv Banden sah. Ein reitender Bote rief schleunigst den alten Psarrer aus seinem friedlichen Mor genschlummer in der Kaplanei vonßeichen weier herbei; und wir brauchen nicht zu sagen, mit welcher Angstßußmann in seine' Schlafkammer stürzte, wo er jedoch zu sei ner unaussprechlichen Freude seine kost bare Münzsammlung unentdeckt von den Diedsblicken ver Räuber unter seinemßettt fand, wohin er sie neuerdings regelmäßig, so oft er nach Reichenweier ritt, zu stellen pflegte, um sie vor den Fingern ähnlicher enthusiastischer Münzliebhaber zu sichern. Da sich vie geraubten und von denßäu bern unterwegs weggeworfenen Gegen stände alle wieoersanden, so waren schließ lich die zerbrochenen Gläser der Wandbilder und Spiegel, sowie einige zerstörte Schrankschlösserund beschädigte Kommoven der einzige Schaden, den der nächtliche Besuch dem Psarrer verursachte, worüber er sich durch die Erhaltung seiner werth vollen Münzsammlung leicht getröstet fand und der alten Jungser Regine gerne den Jammer über die in der Vorralhskammer angerichtete Verheerung unter ihren Schi nken, Würsten und eingemachten Früchten überließ. Mit Dank für ihren schnellen und muthigen Beistand entließ er seine treuen Beichtkinder und wollte sich eben zur Abfassung eines sachgetreuen Berichtes über den nächtlichen Raubeinbruch an das Amt von Kolmar niedersetzen, als die alte Regine leichenblaß in's Zimmer gestürzt kam, um ihm zu melden, alle Fässer seien ausgelausen, der Wein stünde fußhoch im Keller, und um zu retten, was noch zu ret ten sei, schöpfe der Knecht so eilends, wie er könne, die kostbare Sündsluih mit einer Gießkanne in Bütten und Züber. Das hieß denn freilich des würdigen Pfarrherrn heitere Lebensphilosophie auf eine noch härtere Probe stellen, als vor hin der Anblick seiner verwüsteten Studir stube, da er aus seine seldstgezogenen alten Weine fast eben so stolz war, wie aus seine Münzsammlung in der großen Ebenholz kiste; daher lief er voll Bestürzung in den Keller hinab und ries bei'm Anblick der tiefen Wcinlachen mit der Klagestimme Je remiä über die Verwüstung Jerusalem's: O weh, mein herrlicher Muskat von Anno neunundsünfzig! O weh, mein köst licher schönenberger jechsunvsechziger Aus stich! O weh, mein kostbarer Burgunder, mein grundbraver Rießling! Ja, Du hast Recht, Regelche, das ist ein Sündfluth, wie die VaterNoah's, nm müdem Unterschied, daß bei ihm zuerst das Wasser verlief und nachher der Wein kam, mährend hier um gekehrt zuerst der Wein fortfließt ur.d wir nun zeitlebens Wasser trinken müssen! Recht, Martin, schöpf' nur immer flink zu geschwind, den kupfernen Schöpflöffel herbei, Regeichc, unv dann die zwei gro ßen Wajchbütlen herunter, helfe, was Hel zen mag, die Gastwirthe von Siraßburg saufen thn uns doch noch ab! Zum Glück war der vordere, etwas tie fer gelegene Theil des Kellers mit Stein platten belegt, was verhinderte, daß der ausgelaufene Wein in die Erde sickerte; da her es dem rüstigen Pfarrer und ftinen beiden Dienstboten nach einiger Zeit ge lang, alle Bütten, Geschirre und Wasser behälter des Hauses mit der kostbaren Springflulh anzufüllen, welche es freilich selbst der feinsten Weinzunge unmöglich gemacht hätte, Sorte und Jahrgang die ses trefflichen Gewächses zn bestimmen, dessen aus lichtem Gold und dunklem Pur pur gemischte Farbe wie sanfter Karmin schimmerte und das der Pfarrer in der Freude seines Herzens über den gelunge nen Fang des treulosen Deserteurs „Räu berblul" taufte. Daß aber zur richtigen rituellen Taufe auch ein Pathe und Tauszeuge gehöre, da ran dachte der gute Pfarrer nicht, sondern schickte den Knecht in's Torf, um den Kä ser herbeizuholen, der ihm den Wein wie der in die Fässer füllen sollte. Als er dann aber mit einem Licht in den Hinteren Theil des Kellers ging, wo im Winler Kartoffeln, Steckrüben und Sellerie ausbe wahrt wurden, machte er eine Entdeckung, davon selbst er, der siebzigjährige Greis, wie von einem Märchen aus der Welt der neckischen Gnomen und Bergkobolde be rührt wurde; denn auf e nein Sandhausen im Winkel, dort, wo ein schräger Licht strahl aus dem Kellerloch herabfiel, lag ein schlankgewachsener bildschöner Knabe im festesten Schlafe, hatte beide Arme unter'm Kopse verschlungen und gewähue mit dem prächtigen rabenschwarzen Lockenhaar und dem leichten Inkarnat auf den gebräunten Wangen einen Anblick von Zugendfrische und Sorglosigkeit, um welchen der be rühmte Bettleitnabenmaler Murillo den alten Pfarrherrn von Hunaweier beneidet hälte, dessen zweiter Eindruck nach dem er sten märchenhaften freilich minder poetisch war; denn wie ein Zornesblitz fuhr ihm der Gedanke durch den Kops: daS ist einer von den Hallunken, die Dir Deinen Wein haben auslausen lassen, aber Gott BacchuS selbst hat ihn für diesen Frevel gestrast und ihn in Deine Hände geliefert! Holla, Schelm, ausgewachr! Wie kommst Du hierher in meinen Keller, Spitzbube? Haben Dich die Galgenvögel vielleicht als Nestling bei mir zurückgelassen, daß Du mir für sie die Zeche bezahlen sollst? So wahr mir Gott Heise, Du sollst Zeit Deines Lebens an mich denken! Marsch in's Dorf gejängniß zu dem andern Hallunken und heute noch mit diesem in Eisen geschlossen in's Urthelhaus nach Kolmar! Mit diesen zornigen Worten schüttelet er den jungen Schläfer so derb an der Schulter, daß derselbe erwachte u.iv sich bei'm Anblick des greisen, stattlichen Herrn, den er sogleich als den Pfarrer von Huna weier erkannte, so schnell ermunterte, daß er erschrocken austaumelte und auch im Au genblick wußte, um was es sich hier für ihn handelte. Aber vergebens suchte er sich den Händen des Pfarrers zu entwinden und die Treppe zu gewinnen; Bußmann hielt ihn so fest gepackt, daß er nach kur zem verzweifeltem Ringen den ungleichen Kamps mildem starken Manne ausgab und sich auf's Parlamentiren verlegte, wobei er seinen Gegner mit einem trotzjgenßlickaus den schwarzflammenden Augen ansah und mit wahrem Galgenhumor zu ihm l sagte: ! Der Klügste gibt nach, Herr Pfarrer, aber christlicher wär's doch von Ihnen ge wesen, Sic hätten mich meinen Rausch vol lends ausschlafen lassen, da es dock einzig und allein Ihr starker Wein war, der mich hier niederwarft- Ich that bei'm Himmel nur ein paar Schluck, da war es schon um mich geschehen; ach lassen Sie ein Wort in Güte mit sich reden. Herr Psarrer, und geben Sie mich frei, es schmeckt Ihnen sonst wahrhaftig kein Schluck mehr in Ih rem Leben! Dafür hast Du und Deine Spießgesellen schon gesorgt, verdammte Kellerratte! ver setzte der alte Herr, ganz frappirt von der Keckheit vnd Geistesgegenwart des etwa zehnjährigen Knaben, welcher ihn dieses unwillkommene Prognostikon stellte. Ab, ich glaube Dich zu kennen, Musje Tauge nichts, Du gebörst sicherlich zu dem lüder licken Heidenvolk am schwarzen See, we nigstens sab ick dort schon manchen Dir ähnlichen Strolch? Daß ich kein Heide bin. sondUn ein gut katbolischer Christ, davon könnt' ich Eis auf der Stelle überzeugen, sagte Eugen Fester, dem das wachsende Interesse nicht entging, womit ihn der alte Herr betrach tete. Ja. Probiren Siels nur zum Spaß einmal. Herr ick nickt den ganzen Psalter vom ersteh bis zum hun dertfünfzigsten Psalm auswendig weiß, wie Sie selber, a vieUejcht noch bes ser, da Sie mich vorMid rückwärts, ans der Mitt' heraus, ody: lrAbSie wollen, ragen dürfen! Du willst mich wohl halten, Lausbub, aber wartMzäs soll Dir schlecht bekommen! brummte? selber sehr bibelfeste Pfarrer ganz betrweür, da er sicb plötzlich erinnerte, schon von einem armen Knaben in gekört zu haben, welcher den gatzzenMialter aus wendig wissen erwackte darüber sein fer und mit gerunzeltAGtirnMagte er ihn barsch nach dem PnMdächlz?gZD Psalm. Aber wie staunte er undwieqchnell bellten sich seine strengen Züge wieder auf, da ihm der merkwürdige Knabe ohne alles Best, nen den ganzen Psalm Wort für Wort hersagte bis zn dem Schlüsse: Denn Du bist der Erbherr aller Heiden. Teufelsbraten, wo stammst Du her? rief er ganz überrascht und schlug Eugen liebreich zornig mit der flachen Hand aus die Schulter. Du weißt also wirklich alle hundertundfünfzig Psalmen auswendig und bist doch trotzdem ein Spitzbube? Nur meines Vaters Sohn, wie auch Zie, Herr Psarrer, aber meine Mutter ist eine grundbrave Frau, versetzte der Junge immer zuversichtlicher. Nun sag' mir aber auch 'mal meinen Lieblinaspsalm her, den hundertnndvier ten, der der köstlichste Juwel im ganzen alten Testament ist, suhr Bußmann immer leutseliger weiter. Ach, Das glaube ich Ihnen gerne, Herr Pfarrer, schon von wegen des Verses sünf zehn, welcher lautet: Und daß der Wein er freue des Menschen Herz, und seine Ge stalt schön werde vom Oele, und das Brod des Menschen Herz stärke, sagte der Knabe mit einem schalkhaften Blick auf seinen frommen Bedränger und rezitirte dann den ganzen langen Psalm mit seiner hellen Stimme, ohne auch nur ein einzigmal zu stocken, worauf er, des Pfarrers Rührung und sprachloses Erstaunen bemerkend, heiter ausrief: Aber das ist ja Alles so spottleicht daßSie's gewiß ebenso gut können wie ich! Fragen Sie mich jedoch einmal, wie der und jener Vers in dem und jenem Psalm heißt, und wenn ich nur einmal fehle, so sollen Sie mich in Gottesnamen per Schub in's Urthelhaus nach Kolmar schicken dür fen! Werd' Dich wohl erst um Erlaubniß da zu bitten! Nun wie lautet zum Beispie- Vers 3, Psalm 116? Stricke des Todes hatten mich umfan gen, und Angst der Hölle hatte mich getrof fen, ich kam in Jammer und Noth. Und VerS 5, 141? Der Gerechte schlage mich freundlich und strafe mich; das wird mir so wohl thun, wie Balsam auf meinem Haupte; denn ich bete stets, daß sie mir nichts Schaden thun. Du betest stets, und brichst doch Nachts in fremder Leute Häuser ein, lässest ihren Wein auslausen und zerschlägst ihre Spie gel? Aber wart', ich kriege Dich schon! Psalm 139, Vers 7 bis 12? Wo soll ich hingehen vor Deinem Geiste und wo soll ich hinfliehen vor Deinem An gesicht? Führe ich gen Himmel, so bist Du da; bettete ich mir in die Hölle, siehe so bist Du auch da. Nähme ich Flügel der Morgenröthe, und bliebe am äußersten Meere, so würde mich doch Deine Hand daselbst führen und Deine Reckte mich halten. Spräche ich: Finsterniß möge mich decken, so muß Nacht auch licht um mich sein. Denn auch Finsterniß ist nicht fin ster bei Dir, und die Nacht leuchtet wie der Tag. Finsterniß ist wie das Licht! Gerechter Gott, welch' ein edles Frucht reis unter den Dornen dcr Wildniß! stam melte Bußmann erschüttert. Bist Du ein Sohn des Simonldes oder gar des großen Leibnitz? Und Psalm 92, Vers 12 und 13, mein armer, guter Junge? Der Gerechte wird grünen, wie ein Palmbaum, er wird wachsen, wie eine Ce der aus Libanon. Die gepflanzet sind in dem Hiuse des Herrn, wervcn in den Vor hösen unseres Gottes grünen. Aber nun lassen Sie mich auch gehen, Herr Pfarrer und .ragen mir das bischen Un ruhe nicht nach, das ich und meineFreunde Ihnen verursacht haben. Ich Dich gehen lassen? Ich Dich Dei nem zeitlichen und ewigen Verderben blind lings in die Arme rennen lassen? Da kennst Du den alten Sylvester Bußmann wahrlich schlecht, mein Junge! Ries der Pfarrer und drückte, ohne recht zu wissen, waS er that, den Knaben mit stürmischer Innigkeit an seine Brust, der wie versteint zu ihm auf sah. Sei, wer Du willst, eines Räubers Sohn oder einer braven Mutter Sohn, Du sollst nicht serner mehr den Weg des Bö sen wandeln, sollst dem Geiste, der in Dir schlummert, durch Gottes und meinen Bei stand gerecht zu weiden, um, wie der Psal mist sag', in den Vorhöfen unseres Gottes zu grünen, was so viel heißt, als ein edler gebildeter Mensch werden in der Welt der Tugend und Weisheit, wozu das Herz, der Geist in Dir trotz Deiner jungen Sünden gleich mächtig drängen. Ja. ich will Dein Freund, Dein Vater sein, wenn es unseres Herrgotts Wille ist, daß ich Dich dem Ver derben entreiße, welches Deinem jungen Haupte droht, so gut wie den alten Böse wichten,, die Dick hier so unbekümmert in meiner Gewalt zurückgelassen haben. Denn wisse, mein Junge, daßkzjnanyEinen von ihnen heute bei Tagesanbruch' gesangen genommen hat, und zwar einen so elenden feigen Menschen, daß er schon auf dem Wege vom Walde hierher zum Verräiher an seinen Mitgenossen wurde und Ge ständnisse ablegte, die diese, wenn nicht auf's Blutgerüst, so doch für Zeitlebens aus die Galeere bringen müssen. Wie lange wird's währen und Gensdarmerie und Dragoner machen sich aus die Beine, um Deine Freunde, deren Namen und Schlupfwinkel man nun kennt, einzusaugen und sie dem Richter zu überliesern l Also nenne mir geschwind Deinen Namen, Dei nen Heimathsort, und sage mir offen Dein Verhältniß zu jenen Missethätern, damit ich weiß, ob und wie ich Dich retten kann; ich schwöre Dir bei unserem gemeinsamen Gvtke, daß Alles, was Du mir kundgibst, von mir einer Beichte gleich heilig und ge heim gehalten werden soll. Nach diesen Worten faßte er den be stürzten Knaben am Arme und führte ihn binauf in seine Stube, wo er sich mit ihm einschloß, seine Geständnisse zu empfangen, damit nicht einmal die treue harthörige Regine ein Wort' vcn Dem erlausche, was ihm der junge Räuber aus den Vogesen von seiner Vergangenheit und seinen Fa milienverhältnissen erzählen werde. Mit diesen Geständnissen, welche ihm die Furcht vor der ihm und den Seinigen drohenden schrecklichen Gefahr, sowie das Gefühl der Verlassenheit noch mehr er leichterten, als es wohl selbst des alten Pfarrers herzgewinnende Persön lichkeit über ihn vermocht hätte, be gann für Eugen Fester im vollkommenen Sinn des Wortes ein neues Leben; ja in Wahrheit jenes Leben, welches er so manchmal in seinen Träumen dunkel ge ahnt hatte, wenn die Schauer derOede und Einsamkeit am schwarzen See ihn umgaben und sein junges Herz von einer unbe stimmten Sehnsucht nach glücklicheren und schöneren Lebensverhältnissen ergriffen wurde. Dank der großen Herzensgüte und dem hellen Blick des alten Sylvesterßußmann, erkannte dieser schon in den ersten tie feren Gefühlsäußerungen die herrlichen Anlagen dieser jungen verwahrlosten Natur; erkannte trotz der Sünde und des durch die beständige Nähe von rohen, böseii^Menschen seinem Wesen ausgepräg ten Stempels vcn Gemeinem unv Häßli chem den edlen Kern; ja, selbst die Anfangs ost unbezähmbar scheinende Wildheit Eu gen's, sowie eine traurige Scheu vor je dem sanften Eindruck, jedem berzlichenEntt gegenkommen machten ihn nickt in dieser richtigen Auffassung von des Knaben gu ten und vortrefflichen Eigenschaften irre, und sein Glaube an den unauSlöschbaren Gottessunken in jeder höher angelegten Menschennatur sollte ihn denn schließlich auch nicht täuschen. Er urtheilte ganz richtig, daß des Kna ben wunderbare Gedächlnißkrast nicht ber einzige wichtige Faktor in seinem schlum mernven Geistesleben sei; bald entdeckte er einen eben so feinen, als originellenße obachtungssinn an ihm, entdeckte eineWiß begierde ohne Grenzen, verbunden mit der glücklichsten und raschesten Auffassung; und zuletzt, 0 welche Freude, regte sich auch das Rechts- und StttlichkeitSgesubl in der jun gen, nur nach Außen eittadelten Seele, und das Gute ihm nun aus innerstem eben so sehr zur anderen das feindlicher und auM bloßem unbcii^u) temun äuS einem ganz werlhlosen Quarz vom schwarzen See einen seltenen, unschätzba ren Menschenjuwel herausschieisen zu wol len . Doch der alte Herr ließ sie lächeln, ließ sie sticheln; sanft aber fest hielt er sei nen Fund in sicherer Hand und schützte ihn sogar gegen jene sttengen Gesetze seines Vaterlandes, die ihm dessen Auslieferung an die zuständigen Gerichte zur Pflicht machten, dessen Verheimlichung dagegen zur höchst strafbaren Schuld. Denn genau so, wie er es Eugen vor ausgesagt, trafen die Ereignisse ein; der Nagelschmied vonHachimctte verrieth schon in den ersten Verhören vor dem Untersu chungsrichter zu Kolmar nicht blos die Namen aller seiner Mitschuldigen, sondern auch ihren Schlupfwinkel in den Burgge wölben dcsßilstein, sowie dieFrevelthatcn, die sich icoer Einzelne hatte zu Schulden kommen lassen. Ehe daher die saubere Räitbersippe noch recht wußte, daß einer der Ihrigen bei dem verunglückten Atten tat aus das Pfarrhaus von Hunaweier der Justiz in die Hände gefallen sei, wurden sie von einer doppelt so starken Gensdar meriemacht in ihrem Verstecke überfallen und nach kurzer verzweifelter Gegenwehr, wobei der alte Mallhieu einen tödtlichen Baynonetstich in den Unterleib erhielt,ge fangen genommen und in Ketten nach Kol mar geführt, wo das Tribunal allerdings sehr kurzen Prozeß mit ihnen machte. Sämmtliche Söhne der beiden Bruderfas Milien am schwarzen See, sowie der alte Frauyois wurden zum Tooe durch's Richt schwert verurtheilt; nur die zwei Jüngsten erhielten mildere Strafe, indem sie mit Rücksicht auf ihre große Jugend nur zu mehrjähriger Kerkerhast verurtheilt wurden, und zwar auch dieß nur in eoutuluaLinm. Denn gerade diese zwei jüngsten Verbre cher waren auf unbegreifliche Weise dem Arm dcr strafenden Gerechtigkeit entgan gen, und alle Nachforschungen nach den beiden gejährlichen Knaben, von denen sich der Eine durch Flucht in die Schweiz ge rettet haben sollte, ja selbst ein aus ihre Habhaftwerdung ausgesetzter Preis blieben erfolglos, so daß nur die Namen Antoine und Eugen Fester im VcrhöcprotokoU figu lirten, bei Verlesung des vom König be stätigten Todesurlheits aber gar nicht ge nannt wurden. Die blutige Vollstreckung desselben er folgte schon vrei Wochen nach der Räuber Gefangennehmung unter den damals noch üblichen schauerlichen Formrn; erfolgte gerade an dem Tage, an welchem der alte Bußmann mit dem geretteten Knaben in aller Stille seinen Umzug nach Straßburg in's Haus seines Eidams Borberg be werkstelligte, der als reicher Kauf- und Hanvelsherr zu den angesehensten Bürgern der Stadt zählte. Auch er war, wie sein trefflicher Schwiegervater, bereit, den schö nen, talentvollen Knaben vom Duo uoir zu retten, soweit dieß in seinen und seiner Frau Kräften stand. Unter dem Vorgeben, Eugen sei der einzige Sohn seines vor mehreren Jahren zu Rotterdam verstorbe nen Bruders, nahm er ihn in zein schönes Haus in der Grandrue auf, und schon nach einem halben Jahre hatte es der aließuß mann, Tank dem Talente und dem bren nenden Lerneifer seines Schützlings so weit gebracht, daß dieser in die unterste Klasse des protestantischen Gymnasiums aufge nommen werden konnte. Bald hatte Eu gen alle seine Mitschüler überflügelt und wurde der Stolz und die Freude leiner Leh rer; bei jeder ösieittlichenPrüsung ging der Name dieses sähigsten und fleißigsten Schülers der Klasse mit neuen Ehren her vor. (Fortsetzung folgt.) Staöt Baltimore. Baltrm or er Srerbet a b et l e. Verwichene Woche wurden 125 Personen, 50 männlichen und 75 werblichen Geschlechts, woruuler 82 in den Ver. Staaten, 22 im Auslande geborene Weiße, 21 Farbige und 10 Todtgeborene, aus Baltimore beerdigt; 23 mehr, denn in der Vorwoche, und 6 mehr, als in der Parallel-Woche von 1874. Todesfall. Letzten Freitag ging Hr. Ferdinand Weber, ein geachteter deutscher Bürger Oft-Ballimore's, im Atter von 47 Jahren mir Tode ab. Gestern Nachmittag erfolgte die Beerdigung nach dem Ritus des Ordens dcr „Rothmänner;" der Ehrw. Pa stor Schwarz hielt die Leichenrede, und der „Ost-BaliimorerLiederkranz" fang am Grabe zwei Trauertiedcr. Der „Pinola-slamm 'Nr. 96, U. O. 3i. M.," welchem der Verstorbene angehörte, gab ihm das letzte Geleile. Hr. Weber wurde in Preußisch - Mieden geboren, wanderte im Jahre 1850 nach Baltimore aus irnd hinterläßt eine Wittwe mit jechs Äin dern. schrecklicher Todesfall. Sonntag früh fand man an dem Lahngeleije der „Balttmore-Ohio-Bahn" bei Carrsoille, ungefähr 4 Merten von Akt? einen menschtt chen Leichnam schrecklich zermalmt Theile desselben auf einer StMke von etwa 5 Meile zerstreut. Als Hr. Miller Mantz auf dem Eamden - Bahnhofe davon hörte, schickte er eine Lokomotive dahin ob, ließ die verschie denen Theile des Leichnams sammeln und nach dem „Mounl-Elare-Bohnhofe" bringen, wo sie dem Lcichenbeichaner von Baltrmore- Eoiliity zum weiteren Verfahren überlassen bleiben. Von allen den Fleifchnücken sind nur zwei, und zwar eine Hand und ein Fuß, er kennbar. Man vermuthet, daß der Verun glückte ein Arveiter an der Bahn, Namens Martin Nee aus Ellicott Eity, war. Derselbe verließ am Sonnabend Morgen seine Woh nung und kam nach hiesiger Stadt. Am Nachmittag war er viehisch betrunken bei dem Eamdenstraßen - Bahnhofe gesehen und ihm gesagt werden, ja nicht die Bahn entlang zugehen. Darauf hat er den Frede rick-Bahnzug, welcher vom Eamdcnslr.-Bahn hose um 5 Uhr Abends abfuhr, bestiegen, auf dem er sich aber so ungebührlich aufführte, daß man ihn zwischen Baltimore und Carrs ville absetzte. Nun nimmt man an, daß er nch auf dem Bahngeleise schlafen legte, von dem nächstfolgenden 57 Uhr Zuge überfahren wurde und von den späteren die Theile des Körpers zur Unkenntlichkeit zerdrückt und wei ter fortgeschleppt wurden. Man fand an der Stelle eine Thonpfeife, ein rothes Taschentuch und ein auf die Fahrt von Baltimore nach Ellicott - City lautendes Bahnbillet und einen Rosenkranz. Ein Sodn des Martin Nee aus Ellicott- City erichien gestern, um die Ueberreste in Aligenjch.iii zu nehmen, vermochte sie aber nicht als die seines Vaters zu recognoszireu. Ertrunken.— Sonntag Nachls gegen 11 Uhr ertrank ein 72-jähriger Mann, Na mens Alexander Warren, an Roman's Werfte auf Locust-Point. Er war durch einen Fehl tritt in's Wasser gestürzt und auf sein Hülfe gcjchrei eilten mehrere Personen herbei, die ihn jedcch nicht retten konnten. Der Lcichende schauer Dr. Lee hielt eine Leichenschau ab, bei welcher ein den Umständen entsprechender Wahrspruch gefällt wurde. Die Leiche wurde vom Sohne des Verstorbenen nach dem Traue rhause Nr. 118, Ost-Lombardstraße, gebracht. To d es f al I. Hr. Georg Schälle, ein Bewohner von Waverly, Baltimore-Eounty, ging am Sonntage nach einem in rastloser Thätigkeit verbrachten Leben mit Tode ab. Die Beerdigung ist auf heute Nachmittag 2 Uhr angezeigt. Der Hingeschiedene wanderte aus Speyer, seiner Geburtsstadt, hier einund brachte sein Leben auf 65 Jahre. Leichenbegänglilß des Hrn. Iba T. Hehen. Freitag Morgen um 511 Uhr fand von der „Zions Kirche" an Aisquilhstr. aus die Beerdigung des verstorbenen Jbo T. Heyen statt. Trotz des überaus ungünstigen Wetters hatten sich die Verwandten und Freunde des Dahingeschiedenen in großer Zahl eingestellt. DasPersonal des „Corresponden len," das editorielle, Setzer-, Drucker-, Expe dition- und Träger-Departement umfassend, war ohne Ausnahme erschienen und erzeigte dem in's Jenseits hinübergegangenenCollegen den letzten Tribut der Hochachtung und Liebe. Der Sarg war reich mit Japonicäs, Immor tellen und andern Blumen geschmückt und wurde von folgenden Herren, die als Bahr tuchträger fungirten, in die Kirche getragen: Chas. T. Maddox, Ex-Postmeister; I. F. Parrott, Postanus-Sekretär; Dr. I. Rcibe tantz, Mitredaklcur de „Corresvondenten H.Rodenmeyer, Vormann der Druckerei; M. G. Cohen, Abraham Rosenfeld, W. G. Wroth und Geo. Savaze. Dcr Sarg, ans dem Etablissement des Hrn. Joh. I. Roden meyer, Ecke der Greenmount-Avenue unv Moirumeiitstraße, hervorgegangen, war mit schwarzem Tuch überzogen, reich mit Silber beschlagen und trug auf einer Platte die In schrift: „Iba T. Heyen, geboren am 2. Marz 1810, gestorben am 21. Dezbr. i7Z. Als der Leichenzug sich ber Kirche näherte, wurde auf dem Thurme die Glocke an geschlagen, und von der Orgel herab ertönte ein Trauermarsch, bis der Sarg vor dem Al tare aufgestellt und geössner worden war. Der Ehrw. Gotthold Neefs, Prediger der „Zions . Gemcuidc," widmet: sodann dem Verstorbenen einen längeren Nachruf, worin seinem edlen Lebenswandel und seinen Tn- Mcklden einen warmen Tribut derAncrlennung Mltc, sciiix in ergrei- Miden Worten und in kurzen Um- vielseilWWThäligkeit des Dahin selben aber als eine Fügung :er Vorsehung mit christlicher Ergebung in den Willen des Herrn ertragen müßten. Nachsem dcr Pre diger geendigt, näherten sich viele der Anwe senden noch einmat dem Sarge und warfen einen letzten Blick aus die Züge Dessen, der ihnen n Leben so lieb und theuer gewes n war. Hierauf wurde dcr Sarg geschlossen und unter Trauermusik von der Orgel und Anschlag der Glocke des Thurmes auf den Leichenwagen zurückgetragen. Der Zug be wegte sich s'odann nach „Greenmouut" Ceuie tery," wo unter einem Gebete des Predigers die schließtiche Beisetzung staltfand.—Leichen wagen unv Kutschen (25 an Zahl) lieferten die Gebrüder Ward, N.-Calvertstr. edt sich fröhlich morgen iincder! Legt der Menich in's Grob sich nieder. Der schrecklich verstümmelte Leichnam, welcher unweit Carrsvrlle auf der„Baltimore-Ohio-Vahn"gefunden wurde, >st kein anderer, als dcr des Martin Nee, wel cher sich auf der Fahrt vom Camdeu-Vahnhofe nach Ellicott-City in trunkenem Zustande ord nungswidrig betrug und bei der Station Carrsville den Waggon verlassen hatte. Nee hatte sich auf dem Camden-Bahnhofc in einen Waggon zu gleichfalls betrunkenen Negern ge setzt und mit ihnen einen solchen Lärm geschla gen, daß er aufgefordert wurde, sich riihig zu verhalten. Er war der Aufforderung nachge kommen, hatte sich in eme Ecke des Waggons gesetzt und versprochen, bis Elltcotl-City keine Störung zu verursachen. Ehe jedoch das „Vier-Meilen-Haus" erreicht war, hatte Nee durch Ziehen des Glockenzugcs den Vahnzug wiederholt zum Hatten gebracht und war, nachdem er zum letzten Male cm Anhalten des Zuges veranlaßt, vermuthlich abgestiegen und, während er über das Geleise stolperte, von dem nächsten Zuge überfahren und getöd tet worden. Die Ueberreste des Verstorbenen wurden gestern Morgen dessen Angehörigen übergeben, die dieselben Behufs des Begräb nisses nach Ellicott-City brachten. S el b st mo rd rcr f u ch e.—Sonntag früh gegen 3 Uhr versuchte Frau Lillie Patterson die im Hause des Dr. W. I. Ferry, Nr. 54, Nord-Libertystraße. wohnt, Selbstmord zu be gehen, indem sie sich in die linke Brust, unter halb des Herzens, schoß. Dr. Ferry wurde von dem Schusse geweckt und eilte in das Zimmer der Frau, wo er dieselbe im Bette liegend und neben ihr in einläufiges Pistol fand. Er ließ den Dr. Atkinson rufen, welcher die Wunde verband, aber die Kugel nicht finden konnte. Die Unglückliche wurde nach dem Hospitale der „Washington - Universität" ge bracht, wo sie weitere ärztliche Behandlung erhielt. Vor etwa 2 Jahren trennte sie sich von ih rem Ehemanne und diente als Magd in ver ichiedenen Familien. Seit den letzten 3 Mo naten war sie bei dem Dr. Ferry im Dienste. Der Letztere ist ein in Jahren schon sehr vor gerückter Junggeselle. Im Hospitale erhielt sie Besuch von ihren Eltern und ihrem Bruder. Aus die an sie ge richtete Frage nach dem Motiv der That ver weigerte sie jede Auskunft. Sie ist 23 Jahre alt, corpulent uns dabei von angenehmem Aeußeren. Jhx Befinden war heute früh den Umstän den nach befriedigend. Nachlräglich stellt sich heraus, daß die unglückliche Frau kurz vor dem Selbstmorde mit ihrem Ehemanne, von welchem sie geschieden, znsammeiigewesen war und auf die an sie vom Dr. Ferry gerrch tele Frage geantwortet halte, daß sie wegen ihres sie schlecht behandelnden Ehemannes sich das Leben nehmen wollte. D e r S e l b st m o r d derFrauPat terson. Frau Lillie Palterson, die sich bekanntlich am Sonntag Morgen ans Le bensüberdruß im Hause des Dr. Ferrh. Nr. 54, Nord-Libertystr., in die linke Brust schoß, ist Montag früh um 54 Uhr im Hospitale der „Washington-Universität" an der Wunde ge storben. Die unglückliche Frau war etwa 23 Jahre alt, von angenehmem Aeußeren und hatte sich vor vier Jahren als Lillie Welden vcrhciralhet. Zwei Jahre lang hatte sie init ihrem Manne zusammen gelebt und sich dann von ihm getrennt. Abwechselnd war sie dann im Dienste bei verschiedenen Familien und bei ihren Eltern gewesen. Bor etwa drei Mo naten übernahm sie die Führung des Haus halts für den Dr. Ferry und oerblieb bei ihm, bis daß sie durch den verhängnißvolleii Pistolenschuß ihr Leben endete. Während der Monate, in denen sie sich im Hanse des Dr. Ferry befand, war sie zeitwcile der Melancho lie verfallen und zu anderen Zeiten wieder lebenslustig. Ihre Eltern hatten sie am Sonn tage besucht und von ihr die Ursache der ra scheu Thai nicht erfahren können. Auch Dr. Ferry und Andere hatten sie nach der Veranlassung zu dem Schritte gefragt, aber keine bestimmte Auskunft erhallen. Das Verhältniß, in Sem sie zu ihrem Manne stand, scheint sie zum Trübsinne und zu dem Ent schlüsse, ihrem Leben ein Ziel zu setzen, getrie ben zu haben. Der Leichenbeschauer Dr. Walker hielt ge stern im Hospitale eine Leichenschau ab, bei welcher die HH. Ferry und Byron, sowie Dr. Wolfe, der Arzt des Hoipitals, vernommen wurden, worauf die Geschworenen den Wahr spruch abgaben, „daß Lillie Patterson durch einen Pistolenschuß, den sie am Morgen des 26. ds. Mls. im Hau e des Dr. M. I. Ferry an Llbertystraße auf sich abfeuerte, zu Tode kam." Brand und Kirchenankanf in Harri s onbur g, Va. —Am Abend des 22. Dezbr. wurde in Harrisonburg, Va., Ei genthum im Werthe von mehreren Tausend Dollars durchLener zerstört. Das Feuer war am der Ost-!lMrketstraßcntweder nn'el'bcin Dache des N. L. Gremer'schen Blechwaaren- und Ofen-Etablissements oder in dem großen Eisenwaaren-Laden der HH. D. E. Sc S.M. Jones, welcher von den HH. Gaßmann 6- Treiber betrieben wird, entstanden. Es braun ten sämmtliche Gebäude von dem Eisenwaa ren Laden bis nach der Ecke östlich von dem selben nieder; darunter die N. L. Greiner 'sche Werkstälte und Laden, das Haus des A. I. Nicholas, in welchem sich Hrn. Shcpherd's Fleffcherladen befindet und zwei Negerfami uer. wohnen, und das Eckgebäude, in welchem John S. Lewis ein Materialwaaren-Geichafl betreibt. Sämmtliche Gebäude waren aus Holz aufgeführt und waren schnell entzündet Die in denselben befindlich gewesenen Motu- Neu wurden zum Theil gerettet. Die Eigen lhümer waren fast alle versichert und zwar: D. E. sc S. M. Jones mit H2OVO für das Gebäude, Gaßmann sc Treiber mit H3ooofür das Lager, N. L. Greiner 51000, H5OO für das Lager und G5OO für das Gebäude, A. I. Nicholas Hl2OO für das Gebäude und I. S. Lewis tz-itst) für das Lager. Die HH. Gaß mann sc Treiber, Greiner und Nicholas wa ren in der „Albemarle-Asfekuranz-Gejellschaft" versichert. Der Hochw'ste Bischof Gibbons war am Dienstag hier, um den Eontrakt über den An kauf einer Kirche für die hier in der klingend wohnenden Katholiken zu vollziehen. Diese Kirche wurde vor einiger Zeit an den Bischof verkauft, ,st sehr gut gelegen, dauerhast und bequem gebaut und hat 540e>0 bis 550 t) ge tostet. Sie geHörle einer südlichen methooi stisch-bischöfli'chen Gemeinde. Die katholische Kirche nimmt hier allmälig an Ausdehnung und Einfluß zu. Zum ersten Male begingen die Katholiken daselbst das Weihnachtsfest in ihrer eigenen Kirche. Angriff n fdaSHa n s eines Deutschen und Mordangriff aus einen friedlichen Bürger. Am Samstag Abend gegeu 57 Uhr machten nieh rereßaufbolde auf da Haus des Hrn.J. Freck s mann, Nr. 63, Greeninount Ave., einen An , griff, indem sie die Zerstörung vcn Fenstern, Fensterläden ic. an dem Gebäude bewerkstel ligten, und unternahmen dann einen Mord ailgriff ans einen ruhig die Straße passirenden geachteten Bürger. Als dießowdybandc vor " dem Hause anlangte, riefen einige Mitglieder derselben: Lagt uns dem Deutschen den Ga raus machen!" worauf unterFlllchea einStein daslSebäude geschleudert, bieFcn- N/'be" zmrümm-rl uno das Leben der Bewohner bedroht wurde. Hr. Friedrich Reinbardt, der sich u der Zctt im Hanse befand, suchte durch die Hin- d'e entmenschten verfolgen '"klen und begannen ihn zu der McKim- und Madifonstr. ein, brachten ihm mit emem ° er mit einem Backsteine eine tiefe Wunde am Hinterkopse bei und versetzten ihm mehrere Knüppelhiebe. .yu. er konnte, vertheidigte er sich, die Zahl der Angreifer war jedoch zu groß, ?nt> er suchte Zuflucht im Haufe feines Bruders, des Hrn. Georg Reinhardt, früheren Stadt rathsmitgliedcs, an Forrest-, nahe Madison stralze. Don versuchten die Raufbolde in's Haus einzudringen und den von ihnen Ver folgten auszusuchen, aber Hr. Geo. Reinhardt lrar ihnen an der Thüre mit einein Gewehre in der Hand entgegen und drohte, auf die An greifer zu schießen, worauf sie das Weite such ten. ' Hr. Freckmann hatte inzwischen den Angriff im nordöstlichen Stationshause angemeldet, und Polizisten wurden abgeschickt, um die Rausbolde zu verhaften. Gegen Mitternacht ,<? Polizei, den Jrländcr James McMahon, einen der Rädelsführer derßande, zu ergreifen. Sonmag Morgen wurde er nach stattgehab tem Verhör in's Gefängniß geschickt und sein ,xau vor die Großgeschworenen verwiesen. Geliern Morgen erfolgte die Verhaftunq von Michael Alwins und John Mnlligan, die für ihr Erscheinen zu einem weiieren Verhöre unter Burgichast gestellt wurden. Hr. Freckmann beichuioigt die Raufbolde ber Zerstörung sei nes Elgeitthnms, u. Hr.Remhardiwird gegen ssc die Anschuldigung des Mordangriffes er heben. Nun soll das Erdbeben, welchesßich mond, Alcxandria und andere Lokalitäten heimsuchte, am Mittwoch Abend um l i Uhr 40 Min. auch hier verspürt wor den sein. Eine Menge an der Pennsylva ma-Avciiue, Cctthedratstr., Lanvalestr., Fre monlstr., Broadway zc. wohnende Personen wollen es wahrgenommen haben. Aehalich: Kunde liegt vom Oituser, Aunapoü' anderen orten Maryland's vor. Uebngens war die Erschütterung nach den Aussagen oes Hrn. C. Heldniann, Ecke Penns.-Avenue und Lanvalestr., M. Albert, Nr. 59, Mosherstr., I. E. Hartmaier, F. W. Dainmann und Anderer eine sehr leichte, obgleich in Eden , zwischen John-und Hoffmanstr., den Leuten nicht geringer Schrecken eingejagt wurde. In Geo. W. Corner's Wohnung, Nord-Broad wan, tanzten die Toilettenariikel ans dem Büreau; an anderen Orlen glaubte mau, daß Einbrecher im Hause seien. Uebngens war das Beben ein so. leichtes, daß möglicher Weise jene Leute, die es wahrnahmen, auch im Irrthume gewesen sein mögen. Wettere über das Erdbeben angestellte Er kundigungen ergeben, daß dasselbe ebenso im össlichen, als westlichen Siadttheite ver lpürt wurde, trotzdem die ersten Meldungen uns aus dem Erstem zugingen. Erdbeben sind hier etwas Setienes. obgleich uns meh rere der „ältesten Einwohner" versichern, daß es schon in früheren Jahren hier einige Male rumort habe. Wettere gestern eingegangene Berichte melden übereinstimmend, daß die Erschütte rung sich bis nach Weldon, N.-C., erstreckte und stark genug war, um die Schläfer zu wecken. Aus dem Signal-Büreau in Washing ton liegt Folgendes vor: „DerHaupi-Signal- Bean.te in hiesiger Stadt hat Nachrichten empfangen, daß man Mittwoch um Miiter na n t den Stoß eines Erdbebens deutlich in Weldon, Nord-Carolina, und in Rlchmond, Virginien, gespürr Hai. Die Richtung des toges in Weldon schien von Nordost nach Südwest zu gehen. Der Erdstoß wurde auch auf den Georgeiowner Anhöhen und in den südlichen und nördlichen Theilen Washing ton's fast um dieselbe Stunde gespürt. Die Erdstöße wurden die „Chejapeakc-Ohio-Ei senbahn" entlang bis nach dcm 130 Meilen nordwestlich von Rlchmond gelegenen Siaun ion gespürt. Auch die Linie der „Richmond- Danvillcr Elsenbahn" entlang bis zur Süd grenze des Staates Äirgluien suhlte man das Erdbeben." Eine historische Dezember-Er innerung für die Stadt Bal l i m ore. —lm Dezember 1776, als die eng lische Truppenmachl sich dem Delaware-Fluß näherte, wurden die Sitzungen des Conti, iientalen Cougresscs von Philadelphia nach Baltimore verlegt. Es ist dies also 99 Jahre her. Die erste Congreß - Sitzung in hiesiger Stadt fand am 20. Dezember und zwar i einem geräumigen dreistöckigen Gebäude an der Südseite der Baltimorestraße, zwischen Sharp- und Libcrlystraßc, welches damals das westlich von der Stadt am Weitesten entlegene und eincs der größten war, statt. Es wurde seil der Zeit stets „Congreß - Hall" genannt Mio erst vor wenigen Jahre niedergerissen. Sein Erbauer hieß Jakob Fite. Als Wash ington bei Trenton siegle, hielt dcr Congreß in Baltimore Sitzung und berieth die vorzu nehmenden Maßregeln Betreffs Verstärkung des Heeres. Es war hier, wo Gen. Gates mit dem Congreß conserirte. Vorgestern vor 99 Jahren, eine Stunde vor Sonnenaufgang, überschritt Washington mit einem Theil sei ner Armee, worunter die Maryländer und Virgimer Schützen sich befanden, den Dela warc-Flnß und überraschte den Oberslenßahl, einen sehr lüchtigen Offizier, welcher zuvor das Fort Washington eingenommen hatte. Während der Schlacht erhielt Rahl eine tödt liche Wunde, und sein Comniando, bestehend aus 2000 Hessen, wurde gefangen. Washtng ton Irving iagl in seiner Geschichte über die sen brillanten Angriff, daß der forcirte Marsch der amcritainschen Soldaten durch die Btut spuren, welche von den bei'm Marsche auf din gefrorenen Boden verletzten Füßen der Soldaten herrührten, verfolgt werden konnte. Grade heule vor 99 Jahren, ehe dcr Conzreß in Baltimore von dem Siege bei Trenton Mittheilung erhallen hatte, wurde General Washington mittelst besonderen Gesetzes er mächtigt, Truppen, Munition und Lebens mittel zusammen zu bringen, und der alten rölnischenßedeutung des Wortes entsprechend, zum Diktator ernannt. Uitierc Arbeiter. Schlffszun mcrleulc erhalten nominell 53 bis P 3.25 pro Tag; aber da es an Arbeitmangell, so herrscht ui.ier ihnen große Noth. Von den 3000 Vlcchbüchsen - Arbeitern ist mehr, als die Hälfte außer Beschäftigung. Die Leute er hallen 50 Cents pro 100 viereckige Llechkan neu; runde werden in gegenwärtiger Jahres zeit mchl sabnzirl. Das letzte Jahr war für diese Sorte Arbeiter ein weil besseres. 'Nack den Feiertagen stehen zudem mehrere Einlas suiigen in Aussichc. Backstcinleger erhalten nominell Hl pro Tag. Die Reduktion der Frachtraten nach dem Westen, welche in Folge des „Krie ges" zwischen den New-Sjorker Linien und der Eanava'er Hauptbahn von New-2)ork und Boston aus eingeführt wurde, ist von den Bal timore! Bahnlinien nickst nachgeahmt worden. Hiesige hervorragende Bahnbeamte sagen, daß die jetzigen Frachtraten von Baltimore aus so niedrig sind, daß dieselben von den Kaufleu ten in allen Städten, die nicht wollten, daß die Bahncompagnie'n Verluste erlitten, als angemessen unerkannt würden. Sie sind auch überzeugt, daß die Differenzen zwischen der Eanaoa'cr und den östlichen Bahnen in wein gen Tagen ausgeglichen und die bisherigen Rani wieder eingeführt werden. Bedenkender Mais-Export. Seit dem 17. Dezember sind 12 Schiffs ladungen Mais von hier nach Europa, mei stens nach Eork, besolden worden. Insge sammt besm denen die Schisse etwa 363,000 Scheffel Mais. In den nächsten Tagen wer den noch mehrere andere Schisse von hier Ge-. iraideladungen nach Europa befördern. Der Orden der R e d e m p l o r ist en, welcher bisher nur die Provinz Baltimore hatte, wird nunmehr eine zweite, uns zwar in Si. Louis, erhallen. Der Hochw. tt. Jäckel, früher Rektor der hiesigen „St. Alphonius- Kirche," aus Deutschland gebürtig und einst mals Student des „St. EharleslSeminarS" in Howard-Eo., Md., geht als Provinzial nach Sl. Louis. (0-Nli. .lrror.) Der „Allgemeine St. Eä ei lt en-Verein der Ber. Staate n" hätt, wie wir bereits mittheilten, im August nächsten Jahres in unserer Slaor seine lah-- res-Zniammeukuiisl. In den verschiedenen Släolcu, wo Zweigvcreinc cxistiren, übt mau sich schon für das während derfclden zu ge bende große Eouzcrt fleißig ein. MonrazAbend fand in der „St. Alphonsus Halle" linier Direktion des zu dlefem Behufe von Philadelphia hierher gekommenen Prof. Sliigenberger, der in dem Eonzert dirigircn wird, die erste Hauptprobe der vier hiesigen „Sl. Cäcilien-Vereine"'(von St. Atphonfus, St. Jatobus, St. Michaelis und „Den 14 Hl. Noihhelsern") statt. Aus Eumberland. Der Versandt von Eumberländer Kohlen betrug in der am 18. Dezbr. beendeten Woche 24,440 Tonnen, 766 Tonnen weniger, aIS in der correfpondi rcliden Woche des vorigen Jahres. Seit Frei tag voriger Woche sind keine Kohlen durch den Chelapeake-Ouio-Kanal verschifft. Frl. Heinrich eine Tochter des Hrn. H. Heinrich aus dem Oldlorvn - Distrikte, Aue gany - Eounly, die sich vor etwa einer Wocke mit Hrn. August Thuß aus Eumberland in der „Deutschen lntherlschenKirche" trauen ließ, erkrankte am Tage nach der Hochzell am Typhus, von weichem sie kurz zuvor genesen war, und verschied wenige Tage darauf. Ihre Hochzeit und ihr Tod erfolgieu in eincr und derseideil Woche. Zur Zeit liegen nur noch sechs Bewoh ner der Stadt au der Blatterntrankhett dar nieder, und es ist gute Aussicht auf das völlige Schwinden der Epidemie vorhanden. Aus T o w f o n l o w n. Die Com misjäre für Battimore-Eouniv haben für's Jahr 1876 folgende Eomtty - Polizisten er nannt: 1. Bezirk JameS Ehristte, beritten; I. D. Bcuff, beritten; Fr. Sauerwald, zu Fuß; 2. Bezirk —W. E. McEullough, Ehcf, beritten; EhaS. Oler. zu Fuß; 3. Bezirk Chas. Burtlns, Chef, beritten; Wm. H. Snulh und Jos. Smallwood, zu Fuß; 4. Bezirk Geo.W. Bell, Chef, beritten; Lloyd Donavin, zu Fuß; 5. Bezirk - A. Cunniiig ham, Chef, beritten; H. A. Bell und Wm. Smilh, zu Fuß; T. Schoficld für sämmtliche Bezirke. Als Constabler wurden folgende ernannt: Jofhua I. Brown, 1. Distrikt, aus 2 Jahre vom 14. Dez. an; A.J. Crockett,x2. Distrikt, aus dieselbe Periode; G. W.Appleby und G. W. Stocksdale, 4. Distrikt, an s 2 Jahre vom 22. Dez. an. Aus Annapolis. Ein trauriger Unglücksfall ereignete sich in Anne Arundcl- County am vorigen Dienstage. Hr. Harman, nahe Patuxent wohnhast, kaufte in einer Apo theke zu Cullington, Prinec George's County, Chinin, um es seinen am Fieber leidenden Kindern zu verabreichen. Ein unerfahrener Clerk gab ihm start des verlangten Mittels Morphium, welches die Kinder einnahmen and daran starben. Eines der Kinder war 16 Jahre alt und das andere war jünger. Die Vermuthung, daß die Entscheidung Betreffs des Generalauwalts-Anttes den Cou test des Hrn. Tucksr bezüglich des Generalan walts-Postens in Anne Arundel-County be seitigen würde, Hai sich nicht bestätigt. Hr. -bucker stützte sein Recht, vor Gericht gehört zu werden, zunächst aus constttutionelle Gründe, ist aber zetzl auf das Gesetzbuch zurückgefallen, welches nach Ansicht des Richters Rilller ihn befugt, über die Angelegenheit zu verhandeln. Am Freilag Morgen gerielhen Hr. Wm. Williams, von der Mühlenbesitzer . Firma Williams 6c Wells, und ein Händler, Na mens JameS Legg, auf dem Markle über eine Maislieferung iil einander in Streit, bei welchem Legg seinen Gegner einen Lügnec schalt und ihn noch anderweitig becomplimen tirte, so daß Williams Veranlassung nahm einen Revolver zu ziehen nnd mehrere Schüsse auf Legg abzufeuern, von welchen ihn einer am Ellenbogen und ein anderer am Kopse traf. Die Beiden wurden dann getrennt. Legz'S Wunden werden für ungefährlich crklärt. Hr. Williams ist der Sladlcommissär und Hr. Lcgg hat feit vielen Jahren ein Mctzgcrge-- schäst in Annapolis betrieben. Williams wurde für sein Erscheinen vor Gericht unter 53000 Bürgschaft gestellt und Legg erklärte, daß er keinen Prozeß gegen Williams ange strengt wissen wolle. Berichte aus dem Annercn des Staates. Baltimore - Harforder Lan>Hckchc.(,. 'JA einer von einem Comite des Farmers' Clubs von Harford-Co. in Belair abgehal tenen Versammlung wurde die Nothwendig keit ver Verbesserung des Zustand'es der obi gen Landstraße besprochen. Der Präsident des Clubs, Hr. Wm. H. Waters, theilte mit, daß die Landstraße trotz des Versprechens der dieselben conlrolirenden Compagnie, sie in gutem Zustande zu erhalten, mehr und mehr unpassirbar werde. Der Ban der Landstrage halte ursprünglich Höv,ooo gekostet, und die selbe war von den jetzigen Besitzern für 520 -- 000 angekauft; die Zollcinnahmen auf dersel ben sollen sich jährlich aus 513,000 belausen 'Nachdem dcr Präsident noch erklärt hatte, daß frühere Maßnahmen, die Compagnie zur Ver besserung der Landstraße zu zwingen, durch das Versprechen der Compagnie,die Straße in guten Stand setzen zu wollen, eingestellt fnen und die HH. E. C. Pnce, A. Gilbert n. A. auf entschiedenes Vorgehen gegen die Land- Straßen-Compagnie gedrungen halten, wurde beschlossen, am 3. Januar, Nachmittags l Uhr, n Gerichtsgebändc zu Belair eine Mas senversammlung der Farmer u. A. abzuhal ten, um die Schritte zum zwangsweisen Vor gehen gegen die Eigenthümer oer Landstraße festzustellen. Die HH. A. Gilbert, W. M. Edelin und Jos. Parry wurden als ein Co mite ernannt, um den Rechtsanwalt H. D. Fernandls in dcr Angelegenheit zu Rathe zu ziehen. (Versuch, einen Bahnzug zu zerstören.) Vor mehreren Tagen wurde in Prmce George's Eouiity zwiichen Hall's und Multt km'S Bahnstation em schändlicher Versuch ge macht, einen Zug der „Baltmiorc-Potomac- Bahn" zum Entgleisen zu brmocn. Schur ken, die leider nicht ermittelt sind, hatten eine Anzahl Bahnschwellcn auf das Gclcife gelegt, von welchen eme voni Knhfünger der Lokomo. tive ersaßt und eme Strecke weit fortgeschleift wurde, ehe der Zug zum Stehen gebracht und die Hindernisse eniferm werden koimteii. (Zwei Kinder verbrannt.) Am Dienstag voriger Woche gcrielh das Hau des Negers Richard Swann unweit der Cox'schcn Bahn station in Charles-Couitty in Brand,und zwei der Smanu'ichen Kinder tamen in den Flam men um. Vier Kinder halten sich, als das Feuer ausbrach, befunden und zweien war eö gelungen, sich zu retten; eins der ge retteten hatte arge Brandwunden erlitten. Swann nebst Frau war etwa 15 Minuten vom Hanse fort gewesen, als sie dasselbe in Flammen stehen und sich jede Möglichkeit ge ommen sahen, die Kinder vor dem Feuertode zu bewahren. Das Gebäude nebst fast allen darin befindlichen Vorräthen wurde zerstört. (Verhaftung eines abgefeimten Verbre chers.) Capt. Berringer, der Polizcichef aus Ohio, traf mit einer Behufs Verhaftung eines gewissen James Ful-ner vom Gouverneur Groome ausgestellten Requisition am Sonn abend in Oaltand, Md., ein, wo Fnlmer seit einigen Monaten bet Hrn. I. Z. Vrowning gewohnt halte. Dem Scheriff Jamjson und Hrn. Thos. Browning, jun., gelang es nach längerem vergeblichen Bemühen, den Gesuch ten in Specht's Schulhausc in einer Ver sammlung der „Deep Creck literarischen Ge sellschaft," die Fulmcr für die nächste Sitzung zu einem ihrer „Capitäiie" ernannt halte, aufzufinden. Als der Scheriff ihn für seinen Arrestanten erklärt hatte, leistete er Wider stand, wurde aber gefesselt und in Oakland dcm Capt. Berrmger übergeben, der ihn nach Ohio cskortirte, wo man ihm wegen dreier verschiedener Diebstähle den Prozeß machen wird. Capt. Berrmger hatte ein Bildniß Fulmer's bei sich, wodurch jeder Zweifel an setner Identität beseitigt wurde. (Angeblicher Schändungsversuch und Mordangnff.) Ein 60-jähriger Deutscher. Namens Johann Heck, cm Gypser in Eum berland, Md., wurde wegen angeblich versuch ter Schündung dcr Mary Twlgg und Messer aiigrifscs aus sie verhauet. Tie Anklägerin sagte, daß sie den Angriff vereitelt hätte, in d.ni sie mit dcm Revolver tn ber Hand Heck entgegen trat. Letzterer wurde unter 5300 Bürgschaft gestellt und schuldigte dann Mary Twigg des Mordangnsses ans ihn an. Heck behauptet, daß er nur in Selbstvertheidigiing ein Messer zog. Mary wurde ebenfalls gegen FriedenSbürgschasl entlassen. (Dcr Versuch, einen Zug zum Entgleisen zubringen.) Drei Neger, Gelrüder Golds borough, wurden auf den Verdacht, unweit Middietown in Delaware den Versuch ge macht zu haben, einen Zug der „Delaware- Bahn" aus dem Geteiie zu bringen, verhaftet und unter je Hlooo Bürgschaft gestellt. Die - Verhaftung erfolgte auf die Auslage eines Negers, 'Namens GleaveS. hin, der auch mit an dem Verbrechen beihei. gewesen zu sein erklärn und ebenfalls gegen Bürgschaft ein lassen wurde. (Ein schändliches Verbrechen.) Eiir Schuhmacher, 'Namens ThoS. Wehrnm, der feit etwa drei Monaten in Siill-Pond, Kcnt- Eounly, wohnte, wurde auf die Anschuldigung seiner Tochter, ihr Gewalt angethan zu haben, verhaftet und zu einem weiteren Verhöre bei gcsleckl. Wchrum ist 3!) Jahre alt und in Baltimore geboren. Er begab sich in seiner Jugend nach Ehcsapeake-City und siedelte vor mehreren Jahren nach Kcnl-County über. Er hat eine Frau und 9 Kinder, lebt aber seit einiger Zeil von seiner Frau getrennt. (Starb an Eittkraslung.) Ein 75-jäh riger Mann, Namens Jguauus Rutledge, in Harsord - Counry, der vor einigen Jahren bei einem Sturze aus dem Wagen arge Verl, yun gen erlitt, ist am 17. do. Nil, aus seiner Meierei an Enrträflling gestorben. (Krummer" Schnapps in Havre de Gracc.) Hr, I. L. Winoolph, der nach der Vertagung der Großgeschworenen ungenirt eine Wirlhichaft in Havre de Grace, Harsord-Eoulity, eröffnete, machte sich am 17. d. MtS., nachdem er fast seine ganze beweg liche Habe zum Bahnhof geschafft, mrt Hin rerlassung einer Anzahl mißvergnügter Glau biger aus dem Staube. Der „Rcpublican" von Havre de Gracc bemerkt zu dem Vor gehen der Gläubiger Wnidolph's, die das hin terlassene Matertal und zwei Fässer Schnapps mit Beschlag belegen ließen. Folgendes: „Da einer der jetzigen Wächter der Fässer ein „Guter Tcmplar," so ist er natürlich in keiner Weise verantwortlich, kond:rn muß, wie der gute Deacon R. Smith von der Eiuciililati'cr „Gazette" es in ähnlichen Fallen thul, jeden Vorwurf seinen unwürdigen Theilhabern aufbürden. Diese Theilhaber sind jetzt in ei ner Patsche, weil sie nicht wissen, was sie mit dem verbotenen Artikel ansangen sollen und haben während der letzten Tage und Nacht: das EoiizejsionS-Gesetz studirl, um zu crini!- lein, ob ci Mann nach den Bestimmungen desselben besugl ist, 'einen eigenen Schnapps zu trinken. Die Verwerthung desselben in der Weise würoe ?ür sie den l tzten Ausweg bilden. Das mag dann kein „krummer" Schnapps sein, aber das heißt sicher auf „krummen Wegen" wandeln. (Lehrergeh alte.) Tie Lehrer der Volksschulen in Harsord-Eouitty sind erfreu,t darüber, daß die proicitirtc Reduktion ihrer Gehalte wieder rückgängig gemacht ist. Sie betrachten die Aufhebung des Projektes als ein angenehmes Weihnachtsgeschenk. (Ein Schurkenstreich.) Montag Nachts drangen einig: Schurken in Abwcn u hett des Hrn. Jesse Guyston in eessiir Laeeu, nnweit Falßoii, Harsord Couaty, ein, stahlen > daraus einige geringfügige Kleidungsstücke und warfen die im Laden vorhandenen Ma ! tenatwaaren, Mehl, Zucker, Kaffee u. f. w. auf einen Haufen, i welchem sie die Artikel durch einander Mischten. Ihre Absicht war ! weniger, zu stehlen, als zu zerstören. Man ! hofft, daß es dcm Scheriff gelingen möge, die i Thäter zu ermitteln und zri verhaften. (Unfall.) Ein im Dienste des Hrn. Samuel Ringgold von Kenl-JslanS stehender Negerknabe verlor, während er ach eimr be nachbarten Meierei fuhr, die Zügel jeiiic Pferdes. Dasselbe ging durch; oer Knabe sprang vom Wagen und wurde vei'ui Nieder fallen leicht verletzt. (Kohlenhandel.) In dcm am 18. Dezember beendeten Jahre wurden aus der Cuinberländer Kohlenregion 2,251,130 Ton neu Kohlen versandt; 55,364 Tonnen weniger, a! in der gleichen Woche des vorhergegange ne Jahre.