Newspaper Page Text
2 ; slmi -!lli. M : 4- > Kriminal-Roman von 5 Grict) Cdenstcin. t. Kapitel. Halb zwölf Uhr Morgens. Krimi nalkommissar Brandner trat heftig in das Bureau des Untersuchungsrich ters Dr. WaSniuth. „Guten Marge Herr Untersu chungsrichter! Da bin ic!O Oic haben mich tcleplwnifch perbeschtiden las sen ich nehme also an. daß es e:n iwingender Auftrag ist, den Sie für mich Imben.. „Ijawohl, Brandner. Ein Fa11... hm! cin sehr interessanter Fall, wie mir scheint! Erfordert Scharfsinn, List tiid Delikatesse: Wie für Sie grnacht." „Um was handelt es sich?" „Mord. Der Besitzer der Villa Monplaisir bei Dornbach, ein siein sicher Engländer, Namens Henry Hendcrslin wurde heute Nacht m fei nem Parke durch einen Rcvolverschnß getödtel. Ich komme eben von der Aufnahme des tlokalaiigenscheuics, Staatsanwalt Thüring ist ebenfalls der Ansicht daß es sich um eine sehr mysteriöse Geschickte handelt. Aber ,e -tzrn Sie sich, Herr Kommissär in fünf Minuten tvcrde wir die Sache nicht erledig! haben." Brandner nahm Platz. „Darf ich kurz um Angabe dcr bisher bekannten Traisa che bitten," „Selbstverständlich! Aber erst eine Frage: kennen Sie die Villa Mon plaisir?" „Nein. Wenigstens kann ich mich im Augenblick nicht orientieren. In dcr langen Villenzeile gegen Nen waldegg zu liegt sie wohl nicht, denn dort keime ich jedes Haus —" „Ach nein, sie liegt im Gegentheil recht abseits, inmitten eines ziemlich großen Parkes, dessen Baume das Haus von dcr Straße ans gar nicht sickstbar werden lassen. NcckitS iinv links sind Bauplätze, hinter dem Park steigt der Wald aii, welcher sich von den Höhen des Galizienbergcs herav gegen Dornbach zieht. Ein kleiner Uhrthu rm —" „Halt, jetzt weiß ich. welche Villa es ist! Das Wohnhaus ist schloßartig gebaut mit einer großen offenen, säu lengetragenen Terrasse nach vorne und einer Glasveranda nach rück nxn'tS. Schlingrosen klettern die Mvuern cnrpvr, das fchiescrgedccktc Doch besitzt in der Mtte einen Man sordeuousbau, den das Uhrthürm rlzen krönt. Hinter dem Wohnhaus sind recksts und links durch einen KicSPlatz getrennt langgestreckte nie dere Stallgebäude. Aber dir Villa hieß früher —" „Bwakhouse", ganz rechtig. Ei Ame rikaner ließ sie erbauen. Sonderbar leim wandelte der jetzige Besitzer dieS, obwohl ein Engländer von Ge burt. in das französijche Monplaisir um." Kommissär B'.andner schüttelte nachdenklich den Kops. „Tort also geschah der Mord. Hin eigentlich ist der Ort vermöge sei ner isolierten Lage wie geschaffen für ein Verbrechen. Wurde die Leiche so gleich entdeckt? Hörte Jemand im Hause den Schuß?" ' „Leider nicht. Oberst Hendcrjon er soll einst diesen Rang in der eng lischen Armee eingenommen haben und wurde darum in Dornbach schlechtwog ,/der englische Oberst" ge nannt hatte für heute Morgen pusekt acht Uhr den Wagen bestellt, um iu die Stadt zu fahren. Eine Viertelstunde vortnw sattle ilu das Frühstück jenücrt werden und zwar aus seinem Zimmer, obwohl er sonil mit seiner Tochter ans der Terassc zu frühstücken Pflegte —" „Ah, er hat eine Tochter!" „Ja. Fräulesv Harriet," Ein Schat ten überflog Richter WaSmnths Ge ficht. Daun fuhr er rasch sott „Der Oberst hatte sich gestern ze.- tigsr l? sonst zurückgezogen und gab r>r, gleich zu Bett gehen zu wol len. Sein Kammerdiener behauptet, er sei verstimmt gewesen. Als es nun heute früh ein Viertel vor acht war, wunlderte man sich, dag der Obern, sanft die Pünktlichkeit selbst, nickt um das Frühstück klingelte. Man wart 'te. es wurde acht Uhr. ein Viertel auf neun nichts rührte sich, ob wohl d'r Wagen längst vorgesahren war." „Hotte denn der Diener nicht beim Ankleiden zu helfen?" ..Nein, der Oberit kleidete sich stets allein an, und der Diener durste sein Ziimner niemals betreten, als b>.- ihm geklingelt wurde. Endlich eni schloß man sich. Fräulein Harriet z.> verständigen, die sogleich in große Aufregung gerieth und an ihres Va ters Zimmerthür eilte. Niemand ant' wartete auf ihr Pochen und Rufen. Nun öffnete der Kammerdiener kurz entschlossen die Thür. Sie war nicht verschlossen. Im Zimmer war alles in tadelloser Ordnung, daS Bett unberührt, von dem Obersten keine Spur. Namenlose . Bestürzung be nächtigte sich Aller. Man durchsuchte das Haus von oben bis unten ver gebens. Inziyisckieit N'aren. wie jeben Morgen. Bäcker und Fleischer erschie nen, um ihre Lieferungen zu bestel lst. Alles bctheiligtc sich an dem Suchen, und der Ääckerburscke, wei cher auf eigene Faust den Park durch streifte, stieß plötzlich einen gellenden Schrei aus, der Alles auf seine Seile Tie Leiche des Obersten war ge- funden. Sic lag, halb Unter dürrem Laub versteckt, inmitten eines Gebü sches nahe dem Gittertor des Parkes. „Hat es den Anschein, daß der Mord dort verübt wurde?" „Zweifellos. Nach Aussage des Polizeiarztes verletzte der Schuß das Herz und mußte beinahe sofort den Tod herbeiführen. Höchstens könnte der Oberst auf dem Wege gestanden und im Todeskampfe instinktiv die paar Schritte in's G.büsch getaumelt sein." „Sonderbar I Was hatte der Oberst Nachts im Garten zu thun?" „Das ist eiueFrage, welche auch mir sofort aufstieg. Der Mord ist zwi- Z schei: zehn und elf Uhr geschehen, zu einer Zeit, wo AllcS den Hausherr rängst in seinem Zimmer vermu thete." „Wie steht cs mit dcr Hausthür? War sie verschlossen?" „Ja. Ter Kammerdiener schloß sie selbst, wie jeden Abend, zu, und fand sie am Morgen genau so ver sperrt. Dagegen war die Thür des Salons neben des Obersten Schlaf zimmer, die ans die Terrasse mündet und allabendlich von ihm selbst ver sperrt wird, unverschlossen." „Demnach Pölten Diebe leicht in das Haus dringen können? Wurde etwas geraubt?" „Nicht das Mindeste. Ter Oberst besaß eine sehr kostbare Sammlung von alten Goldschiiliedeobj-'ktt'n und Edelsteinen, welche, in Glasschräntc untergebracht, sich Schlaf zimmer befindet. Nach Angabe deS Kammerdieners, welcher scit 6 lah ren im Hause bediciiftet ist und jedes Stück zu kennen behauptet, fehlt nicht der kleinste Gegenstand." „Haben Sie denn darüber nicht lie ber die Tochter befragt?" sagte der Kommissär etwas verwundert. Richter WaSiiiiith zögerte einen Moment mit der Antwort. Dann antwortete er langsam: „Fräulein Harriet befindet sich in einem Zu- ! stände, der eine regelrechte Verneh- ! milng nicht gut erlaubte. Sie fiel schon gleich, als man ihres VatcrS Leiche fand, in Ohnmacht, und ist > seitdem so vcil'tört, daß man kaum ein Wort aus ihr herausbringt." Etwas in dem Tone des Richters fiel Brandner auf. Fragend blickte er in Wasmuts Gesichr. DüsN schwieg. „Wo befand sich Fräulein Harriet zur Zeit des Mordes?"sagte der Ko mmissar nach einer kleinen Pause. „In ihrem Zimmer, wie sie an gicbt . .." „Ist dies durch Zeugen erwiesen?" „Nein. Das Stubenmädchen weiß nur, daß ihre Herrin über KopfsclMer zen klagte und um halb neun Uhr er kläxte, zu Bett gehen zu wollen. Das Mädchen begab sich dann zu dcr übrigen Dienerschaft in die Küche, welche an der Rückfront d:S Hauses liegt, weshalb dort auch Niemand den Schuß vernommen hat." „Aber Fräulein Harriet? Ich nehme an, daß ihr Zimmer doch nach vorne heraus Äicgt?" „Allerdings. Aber sie behauptet gleichfalls, nichts gehört zu haben. Als ich sie weiter ausfragen wollte fiel sie in Ohnmacht." „Ein alter Fraueuknifs! Er ist so bequem, wenn man nicht antwor ten will!" „Nein, diese Ohnmacht war zwei fellos echt. Ter Polizeiarzt, welcher die Kommission begleitete, hatte so gar zu thun, sie wieder zum Bewußt sein zu bringen." „Noch eine Frage: Konnten Sie in Erfahrung bringen, ob Vater und Tochter in gutem Einvernehmen leb ten ?" Wieder zögerte der Richter einen Moment mit der Antwort. Als er sie endlich gab, klang seine Stimme gepreßt. „Früher, ja. In der letzten Zeit soll eine kleine Entfremdung einge treten sein . . . der Kammerdiener behauptet sogar, die Verstimmung des Obersten gestern Abend rühre von einem Streite her. den er mit seiner Tochter am Nachmittag gehabt hätte. Aber ich möchte Nicht, Brandner, daß Sie sich vorzeitig eine vielleicht ja wahrscheinlich falsche Meinung bilde. Wenn Sie Fräulein Harriet erst je hen, werden Sie zugeben, daß —" „Ich pilege nie voreingenommen ah einen Fall zu geben", miterbrach Brandner den Richter, „für mich sind allein Thatsachen maßgebend. Faj sen wir das hier nun einmal zusam men: ein Mord, von dem Niemand was gesehen oder gehört haben will. Der Epmordetc ist steinreich, das Hau?, in dem Geldobjette und Juwe le förmlich zum Greisen daliegen, steht offen, und doch wnrdo nichts ge raubt. ' Ter Oberst giebt vor. zu Bett zu gehen, muß sich aber dann zwei Stunden später Loch noch u Garten befunden haben. Am llebrigen ist Alles in schönster Ordnung, der Thä ter hinterließ keinerlei Spuren oder förderte der Lokalaugenscliein in dieser RiMmi'g etwas zutage?" „Auch nicht die rillerkleinste Spur. Im Garten sind allerdings beim Sn ckfen so viele Menschen herumgetram pelt. daß man etwaige Spuren des Mörders kaum mehr erkennen könnte. Ich habe trotzdem den im Aufspüren von Fuß' puren besonders gewandten Detektiv Hermann beaustragt, noch einmal jeden Fußbreit Boden zu un tersuchen." „Und im Zimmer?" ' „Nichts. TaS Fenster war von in neu ordnungsgemäß verschlossen, Al les in peinlichster Akkuratesse. Aus dem Tische stand eine leere Reise tasche, daneben einige Gegenstände, welche offenbar bestimmt waren, in dieselbe gelegt zu werd'n." Ter Teutsche Eorrcspondcn.h Baltimore, Md., Frritag, den 17. Fcbruar 1911. „Ah der Oberst wollte verrei sen?" X „Vielleicht. Vielleicht wollte er auch nur einen Ausflug machen oder den Tag über in der Stadt verbleiben. Tic Gegenstände deuten keineswegs auf eine eigentliche Reise hin. Aus kunft über seine Pläne hat cr Nie mand ertheilt." „Gut. Ter Thäter bat also keine sichtbare Spur hinterlassen. Fahren wir in den Thatsachen fort: Ter Oberst hatte mit seiner Tochter einen Streit. ES bestellt seit längerer Zeit eine Verstimmung zwischen ihnen. Weiß man warum?" ..Wenn man es weiß, so will man es vorläufig wenigstens nicht sagen. Tie Dienerschaft 'drückte sich sehr hin terhäliig über diesen Punkt aus." „Und Harriet selbst?" „Tie konnte darüber noch gar nicht befragt werden sie Ziel doch gleich in Ohnmacht!" „Nichtig . . ein seltsames Lä cheln huschte über Kommissar Brand ners Gesicht. „Tie siel in Ohnmacht, als man Auskunft darüber verlangte, wo sie sich zur muthmaßlichen Zeit des Mordes befunden bat!" Wasmut sprang erregt auf. „Wie Sie das sagen, Herr Kom missar! In welchem Ton . . . aber ich warne Sie noch einmal vor vor zeitigen Schlüssen! Genau daS, waS Sie jetzt Penken, denkt auch der Staatsanwalt. .." „Und Sic Herr Untersuchung?', richte^" „Ich nichtl Bei Gott, ich nicht! Wahnsinn, Aberwitz erscheint es mir, Harriet Henderson, dieses zarte, lieb liche Geschöpf/auch nur von ferne mit einem Verbrechen in Verbinidung zw bringen. Begreisen Sie denn nicht, daß ich Sie eben deshalb rufen ließ, Brandner, daß ich von Ahnen erwarte —"" Auch Brandner hatte sich erhoben. „Beruhigen Sie sich, Herr Unter suchungsrichter," sagte er kalt, „die Justiz darf nie zur Partei wenden, darum bin ich auch weit davon eitt seriit, mir eine Meinung zu bilden, wie etwa der Herr Staatsanwalt. Sie wissen, ich 'halte mich nr a Thatsachen. UebrigcnS bin ich nun mit der Aufklärung des Falles betraut öder nicht?" „Natürlich sind Sie es", mitwar tete Wasimlt rasch, „und ich darf daran wohl die Hoffnung knüpfen, daß Sie nicht nur klug und energisch, sondern auch diskret vorgehen werden?" „Sie können sich darauf zweifels ohne verlassen soweit eS nämlich meine Pflicht gestattet." Unter dem kalten, klaren Blick des Kriminalbeamte' schlug Wasmuth verwirrt die Augen nieder. „Was werden Sie zunächst thun in der Sache?" murmelte cr. „Nach 'Monplaisir sabven und mich mit Fräulein Harriet. die sich inzwi schen hoffentlich erholt hat. bekannt zu machen. Von dieser Entrevue wer den dann meine weiteren Schritte ab hängen." Wasmut saß wieder allein in sei nem Bureau. Er sah verwirtt und niedergeschlagen ans. Einmal ent rang sich seiner Brust sogar ein Seuf zer. „Es ist immöglich all' meine Menschenkenntiriß müßte keinen Pfen nig werth jein! Und doch . . ." Plötzlich sprang cr auf, riß den Hut vom Nagcl und verließ das Lml'dgcrichtsgebäude mit hastigen Schritten. Unten warf er sich in den nächstbesten leer cinherkommenden Wagen. „Bernhardgasse 7." „Sehr wohl. Euer Gnaden." Eine Viertelstunde später klingelte er im ersten Stockwerk eines stillen, alten Hauses, das durch seine weit hinter die Straßenfront zurückge- Hönde Lage allem Lärm und Verkehr entrückt zu sein schien. Ein struppiger, alter Weiberkops er schien an hinein Guckloch dicht übet dorn Porzellantäselche.i. welches die Worte: „Silas Hsmpei. Privatdetek tiv" trug. „Ist schon wieder so ein ..." Wasmut unterbrach die keifende Stimme rasch. Herr Hempel zu Haus? Ich bin's doch!" „As zu Haus —" 2. Kapitel. Kommissar Brandner beeilte sich nicht sonderlich, Miß Harriet Hender so seinen Besuch abzustatten. > Nachdem er sich erst die Lage des 'Besitzes von außen angesehen, dann die hohe, durch drei Reiben Stachel draht noch erhöhte Mauer ringsum betrachtet batts, begann er. längs der selben hinschlendernd, du ganzen Bark zu umgehe. Aufmerksam spähte er nach einem Psörtchen oder einer Lücke in der Mauer, vielleicht mir ach irgend ein-er Stelle, an der man dieselbe etwa hätte übertlettern können. Aber die Mauer war tadellos, und es gab reinen anderen Eingang, als das hohe ei'erne Gitterthor, das des Nachts über sicher geschlöfkm wurde, während jetzt bei Tage die zwei Flü gel zurückgeschlagen standen. Nachdem Brandner sich all' Ties genügend betrachtet hatte, trat er in den Park. Mächtige alte Bäume versperrten vorerst den Blick ans die Villa. Rechts vom Wege stand eine Gebnschgruppe. Brandner warf mir einen flüchti gen Blick hineilt auf den feuchten sckiZvarzen Bode, der die Eindrücke zahlreicher Füße trug, während in der Mitte ein Hausen Dürren Laubes lag. „Aha tzier lag die Leiche des Obersten. Unnörhig. da weiter her mnsufchnüffeln. das hat die Kom- Mission am Vormittag sicher schon zur Genüge gethan. Sehen wir weiter." Er trat aus -dem Schatten der Bäume, welche sich rmgs um den Park längs der Mauer wie ein diistc. rer Gürtel hinzogen, imiaus aus den sonnigen Kiesweg, der ichnurgeradc zu der Terrasse des Haines führte. ' Rechts und links smaragdgrüner, kurzer Rasen. aii-Z welchem sich ein zelne schöne Vaumere.nvlare erhoben. Hin und wieder eine Gruppe lang sncliger exotischer Blu ncn, die schein bar regellos aufwuchsen. An einem in herrlichster Blüthe ste henden. blaßrothen Azaleenbaum stand ei alter Mann, offenbar der Gärtner, und entfernt' eben einige abgebliipte Blumenkelche. Brandner knüpfte ein Gespräch mit ihm an. Aber der Gärtner erwies sich als ein niürrischcr zugeknöpfter Mann, dcr von nichts wußte oder wissen wollte. Er versehe hier sei! fünf Jahren seine Arbeit allein iml einem halb wüchsigen Gehülfen, iei gestern Abend um acht Uhr zu Bett gegangen und wisse von nichts. Ob die „Herr schast" welche nur ans den: Ober sten und seiner Tochter bestand in Frieden oder Unfrieden lebte, darum habe er sich nie gekümmert. Tic sprachen ja auch zumeist englisch, daS cr nickt verstand. „War der Oberst ein guter Herr?" „Gcwiß. Er sprach wenig mit de Leuten, aber eS fehlte keinem an ir gend etwas." „Kam viel Besuch?" „Darum habe ich mich nie beküm mert." > „Aber Sie müssen cs doch bemerkt habe ?" „Ich sah selten Fremde hier." „Glauben Sie, dag der Oberst einen persönlichen Feind besaß? Es kommen zuweilen doch Streitigkeilen vor . . . im Hause oder mit Frem den . . . Wurde in der Gesmdestube nie über Derartiges gesprochen?" „Wie soll ich das wippn? Ich thu? meine Arbeit und kümmere mich sonst uiü nichts." „Wie viel Dienerschattist ange stellt?" „Neun Personen. Außer mir und meinein Gehülfen der ttuticher.und seine Frau, cm Reitknecht, ein Stall junge, die Köchin, daS Stiibenmäd che und des Obersten Kamiiierdic ner." „Wohnen Alle in der Villa?" „Nein. Tie KiitschcrSlcute. der Reitknecht und dcr Stalljiinge woh ne im Stallgoüäude Meine und meines Gehülfen Wohnung stößt an daS Glashaus. Die übrigen Drei schlafen in den Mamardcnzimmern der Villa. Aber warum fragen Sie um das Alles, sind Sie etwa auch ein PolizeispitzZ, wie der Andere, der mir scit heute Morgen den Park zer trampelt?" schloß der Gärtner mür risch. Brandiicr lachte. „Nun, so etwas AehnlicheS." Tann setzte er, ernster werdend, hinzu: „Sie brauchten wirklich nicht so spießig zu sein. Wenn Sie Ihrem Herrn erge ben waren, müßten Sie doch eins Aufklärung derMordthat selbst wün schen !" „Gewiß. Nur . . ." Ter Gärt ner kraute sich ärgerlich hinter Ohren und sagte plötzlich sehr euer gisch: „Nur braucht dazu Keiner bier chernmzuschnüfseln! Wir sind alle laiigang<itellte und ehrliche Leute, wir wissen ganz genau, daß hier in Monplaisir dem Obersten alle von Herzen gut waren. Alle!" setzte cr nachdrücklich hinzu. Vranduer sah ei, daß er aus dem Manne nichts weiter herausbekom nien würbe, und s.tzte seine Wande rung fort. Auch jetzt ging er noch nicht in die Villa, umkreiste sie viel mehr in weitem Bogen und befand sich plötzlich vor dem Glashause, in dem der Gehülfe des Gärtners große Wasserstrahlen über Kanielienbäiunc und Palmen niedecrcgneii ließ. Fabian, der GeHülse, ein Buriche von 16 Jahren, zeigte sich weit weni ger zugeknöpft, als sein Heer, Im Gegentheil schien er Mancherlei ans dem Herzen zu haben, dessen cr sich entledigen wollte, denn Brandner hatte kaum fünf Minuten mit ibni gesprochen, als der Bursche mit einem ängstlichen Seitenblick nach rechts und links gehkieniiißvoll sagte: „Ich iveiß Etwas. Herr Kammjmir. Ter Gärtner hat mir zwar vcrbown. davon zu sprechen, aber sie sagen, daß man vielleicht das gnädige Fräulein verdächtige konnte —" „Halt wer sagt da-??" „Nu die Kutschersfrau sagte es. Wegen deS Streites gestern, und weil . . . weil doch der Herr Oberst nicht 'zugeben wollte,baß sie Richard Thicr steiner Heirathe " „Oho wer ist dieser Richard Thiersteiner?" „Ter Sohn von dem reichen Gold schmied Thiersteiner, der früher zu weilen im Auftrage seines VatecS bei dem Obersten vorsprach. Jetzt ist ihm schon seit vier Wochen das Haus ver boten. Aber gestern " „Fabian! Fabian, wo steckst Du denn solange?" rief plötzlich von draußen die Stimme des Gärtners. „Komm' doch raicp einmal her." Ter Bursche ließ erschrocken den Schlauch sinken und wollte hinaus eilen. Aber Brandner drängte ha stig: ..lind gestern?" Gesten: Abend Punkt neun Uhr sah ich Herrn Thiersteiner hier im Park umhei-schleichen," flüsterte Fadian und rannte dann eilig hinaus. Brandners nächster Weg galt dcr Kuticherssrau, mit der er eine kurze Unterredung Patte. Er eriubr dabei daß zwischen Harriet und Richard Thiersteiner allerdings zarte Bezie- Höingen bestanden halten, welche in- Lessen der Oberst sehr energisch zer riß, indem er denk Bewerber einfach das Haus verbot. Der Streit zwM scheu Vater und Tochter gestern habe daniit zusammengehangen, da Har riet erklärte, nicht von Richard zu lassen. Tcs Obersten Antwort, welchei die Ki>:sch.'rs'rau durch ein offenste-' ' Höndes'Fenster, unter welchem sie sich gerade befand, deutlich gehört haben ivollte, lautete: „Und ich sage Tir, Harriet, so lange - ich lebe, wirst Tu niemals Thierstei-! l ners Frau." Brandner Pfisi leise vor sich hin.' Das war ja sehr interessant! Am Abend darnach hatte man d.n Obersten ermordet. Und zur Zeit des MordcS war Richard Thiersteiner von Fabian iin Parke gesehen wor den! Nun endlich begab sich der Kom missar in das Wohnhans. Er war sehr nachdenklich, und nahm den Be richt des Detektivs Hörmann, welcher ihm mittheilte, daß er beim besten Willen iiiitcr den vielen sich kreuzen den Fußspuren im Park keine beson ders verdächtige habe herausfinden können, schweigend entgegen. Inzwischen saß die verwaiste Toch ter des Hauses noch immer verwirrt und betäubt von dem Schlag, der sie so unerwartet getroffen hatte, in ihrem Boudoir. Groß und erschreckt starrten die dunklen Augen aus dem lieblichen, gegenwärtig marmorblassen Gesicht. Eine Fülle goldblonder Haare lag gleich einem leuchtenden Rahmen um Stirn und Schläfen. Was Harriets Antlitz so anziehend machte, war kein regelmäßiger Schnitt, sondern der unsagbar reine, holdselige Ausdruck, der darüber aus gebreitet lag. Das feine, gebogene Näschen. d:e schlanken, weißen Hände, die jetzt in müder Trostlosigkeit gleich welken Blumen im choße nrhten, die bieg same Gestalt mit den winzigen Fü ßen, alles war graziös, weich und liebreizend. Neben ihr saß eine alte, weißhaarige Dame von stattlicher Figur, mit klugen, blauen Augen und energischen Zügen. Es war Hofräthiu Wormbach. Harriets mütterliche Freundin. Die einzige, mit welcher sie intimer ver kehrte und die in Monplaisir cms- und einging, seit der Oberst, von -England kommend, sich in Oesterreich angekmifi hatte. Sie war auf die Nachricht von dem Unglück sogleich herausgeeilt und stand nun rathlos einer Verzweis lung gegenüber, die sie in diesem Ausmaße nicht begreifen konnte. Harriet gab keine Antwort aus der Freundin Fragen und schien deren Trostworte gar nicht zu hören. In 'starrem Schweigen saß sie da. immer noch den verstörten, angstvol len Ausdruck im Blick, mit dem sie aus ihrer Ohnmacht erwacht war. Alice Warmbach stand vor einem Räthsel. Harriet war ihr immer mu thig erschienen und mit beneiden?- werth gesunden Nerven begabt. Sie hatte sie stets für eine gute liebevolle Tochter gehalten, aber keineswegs rechtfertigte das Verhältniß zwischen Vater und Tochter, welches des Ober stc kühles, reserviertes Wesen zu ei nem mehr konventionellen als inni ge gestaltet hatte, eine so maßlose Verzweiflung. Warum sprach Harriet nicht? Wa rum weiittc sie nicht? Weshalb zuckt? sie jedesmal erschreckt zusammen, wenn draußen im Korridor Schritte erklangen, und richtete sich dann doch wieder horchend auf, wenn alles still blieb? Erwartete oder fürchtete sie et was? Da die Hcksräthin am all dieie Fragen keine Antwort finden konnte, setzte sie sich endlich still neben Har riet nieder und nahm deren Hand in die ihre. Dabei überlegte sie. ob es klug vou ihr gewesen war, Harriet im ersten Sturm des Mitleids ihre Uebersiedliing nach Monplaiür anzn tragen. Wäre es nicht besser gewesen, das Mädchen mit sich fort in der Ho sräthin eigenes Heim zu nehme? Freilich da war die kostbare Gold- und luwelensammlung. die man doch nicht allein der Obhut der Dienerschaft anverirauen konnle! Immerhin Ein Klopsen unterbrach der Hofrä thin Gedankengang. Tos Stuben mädchen trat ein und legte eine Karte in Harriets Schoß. „Ter Herr läßt das gnädige Fräu lein um eine Unterredung bitten." Harriet warf einen verstörten Blick auf die Karte und stieß gleich daraus einen ächzenden Laut aus. „Ernsp Brandner, Kriminal-Kom missar," Die Hosräthili las eS halblaut. Taun, als sie Harriets Augen in slackcndcr Todesangst aus sich gerich tet sab, erhob sie sich rasch. „Tu darfst ihn nicht allein cm psangeii, mein Herz. Ich gehe mit Tir hinüber —" Harriet blickte einen Augenblick fassungslos auf die alte Dame, rassle sich gewaltsam zuiantmen, fuhr sich über die Stirn und sagte dann rasch: „Nein, bitte, ich wi11.... ich muß... jawobl, ich muß ihn allein empfan gen. Ich glaube, er wird das auch er warten." „ES wird Dich zu sehr aufregen, Liebling!" „Nein ich bin ganz ruhig, liebe Alice." In der That war eine große Ver änderuna in ihr voroeaanaen. Angst und Unruhe schien plötzlich wie weg gewischt aus Harriets. Gesicht, wäh rend mnthige Entschlossenheit aus ih ren dunklen Aligen leuchtete. Mit festen Schritten ging sie hin über in den Salon, dcr ihre Gemä cher von fenen des todten Obersten trennte und wo Brandner sie erwar tete. ".Kapitel. „Sie haben mich zu sprechen ge wünscht. Herr Kommissar", sagte Harriet mit dcr höflichen, aber kühlen Zurückhaltung der vornehmen Dame von Weit, sich auf ein Sosa nieder lassend und Brandner mit einer Handbeivegung aus dem gegenüber stehenden Fautcuil seinen Platz an weisend. Sic Patte sich zufällig oder absicht lich so gesetzt, daß sie die Fenster und die dazwischenliegende GlaSthür der Terrasse im Rücken halte, Brandner aber im vollen Lichte saß. Er betrachtete sie halb überrascht, halb enttäuscht. Ucbermscht durch den wirtlich unvergleichliche!: Liebreiz ih rer Erscheinung, das Holdselige dieses reinen, edlen Gesichtes, das ihm Wasmuts Verhalten plötzlich nur zu begreiflich erscheinen ließ. Enttäusch: durch die stolze Sicherheit, mit der sie ihn empfing.. Er hatte eine Gebro chene zu sehen erwartet, mit der er leichtes Spiel haben würde sie aber saß da ruhig und gelassen, als habe sie auch nicht eine Frage zu sürchten. „Nun. Herr Kommissar ich vor mutbe, daß Sie irgendwelche Aufklä rungen von inir zu erhalten wün schen, wenngleich ich fürchte, Ihre Erwartungen enttäuschen zu müssen. Immerhin bitte, stellen Sie Ihre Fragen!" Brandner verbeugte sich. „Allerdings muß ick Sie mit eini gen Fragen belästigen, mein Fräu lein, welch? für die Aufdeckung des Verbrechens, dem Ihr Valer leider zum Opfer fiel, von Wichtigkeit sind, die vielleicht nur Sie beantworten können. Bor allem diese: Ist Ihnen irgend eine Person bekannt, von der sich annehmen ließe, daß sie Ihrem Vater feindlich gesinnt sei?" „Nein durchaus nicht. Mein Vater hatte so gut wie keinen Ver kehr. Er lebte völlig zurückgezogen, nur feinen Sammlungen. gen Personen, mit welchen er in Be rührung kam. standen ihm viel zu fern, als daß von Freund- oderfFeiud schaft die Rede sein könnte." „Demnach hegen Sie selbst keinen Verdacht gegen irgend eine Persön lichkeit Ihres gegenwärtige Bekann tenkreises?" hob erschrocken den Kos. Tie Frage hatte einen lauernden Uii tcrlon, und auch in dem Blick des Fragers lag etwas gespannt Erwar tungsvolles. Sie runzelte ärgerlich die Brauen lind antwortete ebenso vorwurfsvoll wie abweisend: „Wenn ich einen der artigen Verdacht-Hätte. würde ich ihn zweifellos den Behörden schon selbst mitgetheilt haben. Ich hege kei nen." „Sie wissen auch Niemanden, der ein Interesse an dem Tode dcsHerrn Obersten hätte?" „... . Niemand." Täuschte er sich nicht? Bebte ihre Stimme nicht doch ganz leise, wäh rend sie dies Wort aussprach? Nach einer kleinen Pause fuhr Brandner fort: „Wie erklären S>e sich dann aber den Mord, da doch nichts geraubt worden sein soll?" „Ich kann ihn mir so wenig er klären. wie irgend jemand anderer", murmelte sie, „Sind Sie denn übrigens ganz sicher, mein Fräulein, daß nicht dach etwas aus den. wie man sagt, sehr kostbaren Sammlungen Ihres Va ters geraubt wurde? Es sollen sehr seltene Stücke darunter sein, und es sind immerhin Fälle bekannt, daß Sammler aus Leidenschast. .." „Darüber kann ich leider kemeAus kunst gaben," sagte Harriet verlege, „mein Vater war zuweilen rech: seltsam in Bezug aus seine Samm lungen. Es gab Leute, denen er für Stück zeigte und erklärte, wndere dagegen, die oft von weit her kamen, sie nicht einmal ansehen durs ten. Vielleicht war das nur eine Lau ue.., sicher ist aber, daß er es nicht gerne sah, wenn ich Interesse dafiir zeigte. Aus diesem Grund: betrat ich sein Zimmer äußerst selten, und wir sprachen fast nie von den Sammlun ge... Sic begreifen, daß ich deshalb auch nicht wissen kann, was da war und ob was fehlt. Friedrich, meines Vaters Kammerdiener, der die Ge genstände zuweilen unter Vaters Aufsicht abstauben mußte und darum besser oriintirt ist, behauptet, daß kein einziges Stück fehlt. Uebrigcns meine ich, e? müsse sich doch irgendwo ein Verzeichnis der Gegenstände fm-! den lassen..." „Sie tMben recht, man wird ein solches wohl finden . . " sagte Brand ner zerstreut, und dann plötzlich den i Blick voll und fest auf Harriet rich tend, fuhr er fort: „Aus Ihren Mittheilungen scheint mir hervorzu geben, daß zwischen Ahnen und dein Todten nicht jene innige, herzliche Ge meinsckwft bestand, wie sie.sonst zwi schen Vater und Kind üblich ist. Ter Herr Oberst war wohl ein strenger, harter Mann?" „Nein, das war er wohl nicht. Nur eine verschlossene Natur, die entweder nicht den Wunsch oder die Möglichkeit besaß, sich andern initzu- ' theilen. Gegen mich war er stets! gütig." > . „Trotzdem soll in der letzten Zeitj eine Entfremdung zwischen Ihnen geherrscht haben, und gestern hatten Sic sogar einen heftigen Streit nut Ihrem Vater!" Brandners Blick ruhte unverwandt auf dem blassen Mädchenantlitz. wäh rend er diese Worte rasch herausstieß. Wenn cr aber gedacht hatte, damit ein Erschrecken hervorzurufen, so sah er.sich getäüicht. Harriet blieb ganz ruhig und ant wartete ohne Zögern mit einem tie fen Seufzer „Leider war cS io! Mein Vater mißbilligte die Wahl, welche mein Herz getroffen Patte s „Ich weiß: cr verbat Herr Ri chard Thiersteiner das Haus und er klärte, niemals, so lange er lebe, in diese Verbindung zu willigen!" Harriet sah betrofien aus. „Ah Sie wissen dies? Nnn ja es war leider so." „Was hatte Ahr Vater gegen Ri chard Thiersteiner einzuwenden?" „Ich weiß es nicht. Er gab vor. D-aß es einerieits Richards englische Abstammung sei —" „Ahr Vater war doch selbst Eng länder'" „Allerdings. Dennoch hatte er im begreiflicherweise eine Abneigung ge gen alles Englische. So mußte auch der ehemalige Name dieses Hauses „Bleakhouse" in Mcnplaisir umge wandelt werden. Tann wir ihm auch nicht recht, ö-aß Richards Vater' einem alten, eiiglisckzen Goldschmiedege schlecht entstammte. Er war immer mißtrauisch gegen Goldschmiede und luweleiihäiidler, da sie, wie er sagte. Samntter oft durch falsche Objekte betrögen. Dennoch stand er früher mit der Firma Thiersteiner in geschäftli cher Verbindung, und dies war die Ursache, daß ich Richard, welcher öf ter im Auftrag seines Vaters bei uns vorsprach, kennen lernte Später, als Richard um mich anhielt und dabei seine Abstammung von der einst be rühmten englische. Firma Beastrack Richards Vater halte seinen Na men mir germauinrt crwäbnte, brach mein Vater sofort alle Bezie hungen zu ihm ab. Ich glaube aber, daß der Hauptgrund seiner Weige rung wohl in persönlicher Abneigung bestanden haben muß. Richard mit seinem sonnigen, lebhaften Naturell war so ganz der Gegensatz meines verschlossenen, wortkargen und im mer zum Mißtrauen bereiten Va ters!" „Und wie nahm Herr Thiersteiner die Weigerung Ihres Vaters auf?" „Anfangs sehr niedergeschlagen. Später, als er sicher war. daß ich nicht vou ihm lassen würde, beruhigte cr sich. Wir beschlossen eben zu war ten." „Bis ?" „Bis mciu Vater, durch mich um gestimmt, sich anders besinnen wär de." „Oder bis er todt war!" Harriet zuckte zusammen. „Oh! TaS nicht! Bei Gott das nicht!" stammelte sie entrüstet. „Daran dachte gewiß keines von uns auch nur einen Augenblick!" Brandner sirirte sie scharf. Ihre Entrüstung schien echt. Und dann spielte er seinen letzten Trumpf aus. Nasch, ohne Vorbereitung, sicher wie ein guter Schütze, der gewiß ist. sein Ziel zu treffen. „Wollen Sie mir nun erklären, was Richard Thiersteiner gestern Abend zur Zeit des Mordes hier im Park zu thun hatte?" Diesmal gelang die Ueberrumpe lnng nur zu gut. Harriet fuhr Vau ihrem Sitz auf, als wäre einßlitz aus heiterem Himmel vor ihr niederge fahren. „Richard. . . gestern Abend ich .... ich weiß nichts davon!" stam melte sie. während table Blässe ihr Gesicht überzog. „Und wo waren Sic selbst in der Zeit zwischen neun und zehn?" fuhr Brandner streng fort. ..1n.... meinem Zimmer." Wie ein Hauch kamen die Worte von ihren Lippen. ES war offenbar, daß sie log. Schlecht und ungeschickt wie der an Lügen nicht gewöhnt ist. Sic mußte es selbst fühlen, denn ihre Blicke irrten verstört und rathlos im Raum umher. „Und da wollen Tie jemand glau ben machen, daß Sie den verhäng nißvollen Schuß nicht gehört haben? Es ist Sommer dcr Abend war schwül zweifellos hatten Sie doch das Fenster nicht geschlossen!" Harriet antwortete nicht. Brandner trat ihr einen Schritt näher lind sagte eindringlich: „Ick verstehe, — Sie wollen nichts Wisse! und nichts gehört hoben. Aber - Sic lügen schleckt mein Fräulein, und schoben der Person, welche Sie schonen wollen mehr, als Sie ihr nü tzen " Ein Zittern lies durch Harriet-Z Gestalt. In: nächsten Moment ging eine grosie Veränderung in ihr vor. Sich entschlossen aufrichtend, sagte sie mit bebender Stimme: „Sie haben reckt ick log. Wohl an ich will Ihnen die Wahrheit sagen und damit,.. damit meine Ehre in Ihre Hände legen, Richard war hier. Er kam zu mir. Wir.... wir verbrachten eine Stunde . . oder mehr . . in meinern Zimmer. Wir hatten das Fenster geschlossen und die Läden herabgelassen . . wir konn ten nichts hören!" Ein mitleidiges Lächeln glitt über des Kriminalkommissars Gesicht. „Nun wollen 'Sie sich opfern, um ihn zu retten. Aber kein Richter der , Welt würde Ihnen glauben. Sie sind > kein ohrloses Mädchen!" IF. f.)