12 und UeU'Uorinllz. !! MM'" FS / F ' Straße in Nen-Korinth. Ich fürcbte, die Griechen verde nicht viel Freude niit meinen Schrei bereien erleben, und wen ich noch einmal nach Griechenland komme, mag es mir übel ergehen. Ob solcher Befürchtungen wird mancher etwas spöttisch die Nase rümpfen und den ken: Was der Mensch sich wohl ein bildet! Wer in Griechenland wird wohl diese Schreibereien lesen. Aber den Griechen traue ich es wahrhaftig zu. Wenn ich über Frank reich und Paris schreibe, fällt iir nie mals ein, daß e Franzosen geben tönnte. die der deutschen Sprache mächtig und meine Ansichten zu ver nehmen begierig wäre, und so ost dies dennoch offenbar wird, wundere ich mich nicht wenig. Mit den Grie chen aber siebt die Sache ganz anders, und das hängt eben mit der Ursache meines Mißbehagens zusammen. Tiefe Leute lernen nicht nur franzö fisch und englisch, sondern auch deutsch und zwar so gut, daß man odentlicb in Schrecken geräth. In Paris kann man in deutscher Sprache beinahe alles sagen, denn obschon es hier sehr viele Leute gibt, die uns verstehen könnten, sind das doch nur in den sel tenste Fällen Franzosen, und die an deren werden uns ja wohl nicht gleich verrathen .. In Griechenland aber thut man wohl, in Hotel. Restaurant und Ens? seine Zunge zu hüte, wen man nicht brave Leute kränken will. Jeder halbwegs gebildete Mensch spricht liier ganz gut deutsch, und jeder zweite Mensch ist balbwegs ge bildet. Freilich geben sie der franzö sischen Sprache weitaus den Vorzug, dann kommt die englische und erst in dritter Linie die deutsche Sprache. aber wer will ihnen das verdenken? Wer nickt das Glück hat. deutsch als Mutterspracbe zu erlernen, also das; er von ihren Schwierigkeiten nichts merkt, der hat wahrscheinlich das Recht, vor ibr zurückzuschaudern und den weit leichteren französischen und englischen Sprachen den Porz; zu geben. Tie Griechen aber sind sol l e Sprachkünstlcr, daß sie vor keiner Schwierigkeit zurückschrecken, und auch das bestärkt mich in meinein Ber dachte, daß die neuen Hellenen ganz einlach Slaven sind. Kroate und Slowalen. .Ten Slave aber ist die Bielsprachigkeit sozusagen angebore, und wir balten es ganz für selbstver ständlich, daß Russen und Polen —5 ! Säule des Athene-Tempels in Korinth, dahinter Akrokvrinth. deutsch, französisch und englisch plau dern. als ob das ihre Muttersprachen wären. Tie Bewohner des Königreichs Hellas hatten meiner maßgeblichen Meinung nach überhaupt keine Spra che. als sie Plötzlich von de Mittel enropäern überredet wurden, sie seien die Nachfolger und Erben Plato's und Homer's, von welchen Herren sie bis dabin kein Sterbenswörtchen vor oniinen hatte. Es galt also, ihnen eine Landessprache zu geben, und das konnte selbstverständlich nur eine grie cbische sein. Also sehten die Schul meister sich hin und brauten ans alt griechisch und walachiscb oder slowa kisch eine neue Sprache, wobei auch italienisch hie und da mithelfen durste. Diese Sprache wird seither in den Schulen gelehrt, in den Zeitungen gedruckt und in allen offiziellen Akten bennht. Borber gab es nur kroatische, italienische, slowakische, türkische usw. Dialekte, und türkisch war die offi zielle Sprache, wozu man dann dieses neugriechisch erfand. Tie neugriechi sche Sprache ist also dem Neugriechi schen keineswegs angeboren, wie eine rechte Muttersprache, sondern nur an erzogen, und so versteht man ganz gut. daß es Neugriechen gibt, die lie ber französisch oder englisch sprechen als neugriechisch. Englisch und fran zösisch haben sie ebenso erlernen müs sen wie neugriechisch, das eine ist nicht mehr „Muttersprache. Mutterlaut, wie so wonnesam, so traut", für sie wie das andere, und die französische und englische Sprache erschließt ihnen doch ganz andere literarische und kul tnrelle Reiche als die neugriechische. So kommt es. das; man in Athen und auch in anderen Städten Buchhand lungen mit ausländischen Büchern sieht, deren gleichen man in Paris und London vergebens suchen würde. Natürlich sind die besten davon in deutschen Händen, wie denn der Buch bandet überhaupt sozusagen deutsches Monopol ist. Ich glaube, es gibt beute ans der ganzen Welt leinen wirklich tüchtigen Buchhändler, der nicht in Teutschland ausgebildet worden wäre und in Australien wie in Amerika, in Spanien wie in Italien sind die besten Buchhandlungen unter deut scher Leitung. Wer aber in Paris irgend ein Buch, sei es deutsth oder französisch. prompt und schnell haben null, der darf nicht in eine französische Buchhandlung gehen, sondern muß Ter Triitschc b'orrrspoiidriit, Bnltiiiiorr, Md., Freitag, de 18. Oktober IINS lich an den Teutschen wenden. Ter Franzose führt nur seine eigene, von ilnn selbst verlegte Waare und dann die letzten gangbarsten Romane. Wenn man etwas anderes haben will, zuckt es die Achseln, und keinem fällt e ein, die Adresse des Käufers zu er bitten. um ihm morgen oder über morgen das gewünschte Buch zu schicken. TaS thun nur die deutsche Buchhändler, vermuthlich weil sie allein wissen, wo man alle Biicber. die in den letzten Jahren gedruckt worden sind, finden und kaufen kann. Nun aber anf nach Athen! Befestigung von Akrokorinth. Einen steinen Umweg müssen wir docb machen: zuerst geht es nach Ko rinth, das bereitet uns schön vor auf etwaige Enttäuschungen. Man meint. Schiller balle die Engend aus eigener Anschauung gekannt denn in der That: schon aus weiter Ferne zeigt sich auf des BergcS Rinken Akroko rinth des Wanderers Blicken. So hoch liegt die Burg, daß die Stadt schon gar übt niebr zu ihr zu gehö ren scheint. Sicherlich ist eS ei hei ßer Mar'ch von einer guten Stunde, unz von der alten Stadt zur Burg zu gelangen. Diese ist von der Natur durch die fünfhundert Meter Hohen, nach allen Seiten beinahe senkrecht abfallenden Felswände so gut ge schlitzt, daß sie auch später und bis zu unseren Tagen als Festung benützt worden ist. Aus dieser späteren Zeit, als die Franzosen anstatt nach Jeru salem zu ziehen. Konstantinopel er obert. die Beule unter sich getheilt und irgend einen ihrer Anführer zum Herzog von Korinth gemacht hatten sodann aus der venezianischen und türkischen Herrscl a t stammen die ge waltigen Mauern. Tlnirme und Zin neu. die heute och den breiten Gipfel des Berges rings umziehen; und so gar ein paar uralte venezianische oder türkische Kanonen liegen noch da oben, die man in einem andere Lande längst für irgend ein Museum annektirt hätte während mau in Griechenland wohlweislich bedenkt, wievil Geld ein Transport to stcn würde. Unten, am Fuße des Berges, ha ben die Amerikaner die alte Stadt, den Markt, die berühmte Ouellc Pei rene mit merkwürdigen Ouell- und Brunnenhäusern. Fundamente von Tempeln und sonst allerlei ansgegra ben. das die Archäologen interessirt und dem Laien eine Ahnung von der einstigen Größe der Stadt giebt, de ren Hafen wiederum ei Stündchen entfernt am Meere lag. Am besten erhalten sind einige Säulen des Tempels der Athene, die mit her ge waltigen Masse des Burgberges da hinter ein imposantes und stim mungsvolles Bild machen. Endlich müssen vir nach Neu Korinth, wo mit ich meinen Spaziergang hätte be ginnen müssen, sintemalen die Eisen bahn uns zuerst hierherbrachte, wo man uns in einem gar nicht sehr schlechten Gasthaus ablud. Neu Ko- rinth ist wirklich das elendeste, was man in Neugriechenland sehen taun. Wenn meine Leser schon einmal in Port Said gewesen wären, könnte ich mir die Schilderung schenken. Nur ist Port Said etwas größer. Aus einer stachen Ebene hat man schulmei sterlich ein paar Straßenqnadrate aufgezeichnet, selbstverständlich furcht bar breite Straßen, damit die Sonne uns nett braten kann, und dann bat man die Häuser dahingestellt, wie es der Schulmeister haben wollte, alle schnurgerade, eins immer moderner und einfältiger als das andere. Wen man schon überall in Neugriechen, land jede nationale Eigenart ver mißt. wird einem dieser Mangel doch am ausfallendste in Nen-Korinth. Hier greift man es mit Händen un Füßen, das; dieses ganze Ne - Hellas weiter nicht als Hmnbug iknd Schwindel ist. Tiefes neue (Griechen land hätte nian ganz ebensogut ir gendwo in Afrika oder Australien, in Südamerika oder in. Neu - Guinea gründen können. Das heutige, neue Griechenland hat wirklich weit, weit mehr gemein mit irgend einer ganz neue europäischen Kolonie, die ans der iinportirte Gebräuche und Sitten anf fremdem Boden, io gut oder schlecht es eben gehen will, auf zupäppeln sucht als mit dem.was man im eigentlichen Europa meint, wenn von Griechenland die Rede in. In ibrem ianatifchen Eifer, nur ja nichts türkisches zu behalte, nur ja der be wundernden Welt z zeigen, das-, ne die tbat'ächlichen und nnbezwcntelten Söbne und Erben Alt - Griechen lands und. haben die Bewohner des neuen .Königreichs alles von sich ab gethan. was sie vermuthlich eigen thümliches an sich gehabt haben mö gen. Denn irgend eine nationale Ter Knnal von Korinth. Eigenschaft, eine Sprache, eine Tracht, Sitten und Gewohnheiten müssen sie doclf wohl gehabt haben, so gut wie alle anderen Bölker und Bölt'erschasten. die es anf der Erde giebt. Sie konpen doch unmöglich immer nur dm Affen anderer Leute gewesen sein. Wie gründlich sie mit den Türken abgewirtlücbastet haben, gebt schon daraus hervor, daß sich überhaupt nirgends eine Spur einer türkischen Ruine findet. Tie Türken haben doch ihre Moscheen gehabt, sie haben ihre Todten dl'ch begraben, wie sie es än- derswo machen. Nichts ist von ihnen übrig geblieben, feine Mauer, kein Grab. Mit entsetzlichem Fanatismus müssen die Griechen damit ausge räumt haben, und man sieht hier wie in Spanien, das; die wahre Intole ranz, der grimmigste religiöse Fana tismus nicht bei den Muhammeda nern, sondern bei den Christen zu su chen ist. Gerade die Toleranz ist der größte Fehler der mnhammedanischen Religion. Wäre sie nicht tolerant, hätte Muhammed im Koran seinen Gläubigen nicht ausdrücklich anbefoh- Tie Akrvpolis von Athen. len, die Christen und Inden zu scho ne. als welche an den nämlichen Gott glauben wie die Muhammeda ner, ja dann gäbe es heute kein Königreich Griechenland, kein Bulga rien, kein Rumänien und kein Ser bien. sondern alle die Bewohner die ser Länder wären v/or vier- und fünf hundert Jahren ebenso gewaltsam zu Muhammedanern gemacht worden, wie beinahe zur nämlichen Zeit die Muhanunedaner in Spanien zum Christenthum bekehrt worden sind. Tie Nachkommen jener spanischen Muhanunedaner sind heute die fana tischsten Christe und erachten es als die schlimmste Beleidigung, wenn man ibre altchristliche Abstammung anzweifelt. Tas gleiche Kunststück hätten die Türken anf der Balkan- Halbinsel fertigbringen können, wenn sie nicht die schöne, aber in solchen Tingen unpraktische Duldung ange wendet und so die Schlange am Bu sen genährt hätten. Man kann von dem abscheulichen Nen-Korinth put der Balm oder auch zu Schiff nach Athen fahren aber die Balm macht die Sache beguemer. Tie Dampfer halten nämlich nicht in Neu Korinth. sondern eine gute Weg stunde davon entfernt am östlichen Ausgangspunkt des Kanals, Ivo man ein noch elendeizeS Städtchen gegrün det hat als Korinth selbst. Ter Kanal ist mit späteren ähnlichen Bauten nicht zu vergleichen: in einer halben Stunde fährt man durch, während die Fahrt durch den Suezkanal Est her. ehe die elektrische Beleuchtung auch bei Nacht das Fahre gestattete, zwei Tage dauerte. Tagegen nimmt sich der Kanal von .Korinth imposan ter ans, als der von Suez, weil er durch einen siebzig Meter hohenßerg rücken dnrchgegraben ist, wäbreno drüben in Egppten nur ganz flacbeS Wüstenland zu durchbohren war. Tie Eisenbahn führt also auf einer Brii cke hoch über den unten vorbeikom menden Tampseru weg. und das sieht recht stattlich aus. Vermuthlich lohnt, sich die für den Bau aufgebrachte Mühe nicht, denn nur die kleinen griechüchen Küstcndampfer bennhev den Kanal, die größeren deutschen, österreichischen, italienischen, russi schen, französischen Dampfer, die nach Athen und nach Brindisi gehen, fahren lieber um den Peloponnes herum, vermuthlich weil die .Kanal gebühren mehr ausmachen als die Zeitersparnis;. Tie Tcmipfer komme dann an dem Fels vorbei, wo jener schreckliche Mensch lauerte, der die friedlichen Wanderer ins Meer zu stürzen Pflegte, und den Theseus auf seiner Wanderung nach Athen be strafte. weiterhin sieht man Salamis und Aegina. und endlich erscheint die AkropoliS von Athen. Im Piräus kämpft man mit dem Bootsührer, der den vierfachen Preis fstrdert und de doppelten erhält, und dann geht eS mit einer elektrischen Bahn nach Athen. Es ist also begurmer, wenn man sich einfach in Korinth anf die Bahn seht und stracks nach derHanpt stadt fährt, und für uns ist das desto mehr angezeigt, als wir die Absicht haben, nachher doch mit dem Tam pfer durch den Kanal von Korinth zu schwimmen, un; auch den; Orakel Apollos in Delphi unser Bestich z niachcn. , Ter Ursprung der Familie Vom parte. In der Biblioteca Marciana 5 Benedig fand man jüngst in eine „Iserizieni Patrie" betitelten Bw' von G. B. Rambaldi interessa ' e Mittheilungen über tzen Ursprung die Herkunft der Familie Bonapar' Tie Familie sott ursprünglich Pari oder Talla Parte ldas letztere ist ei liebersebung des mundartlichen Ai druckes Parcial geheißen haben. Tie Familienmitglieder. deren Zahl groß gewesen sein mag. spalteten sich dann in mehrere Parteien, die bald Buona Parte, bald Male Parte, das heißt der gute Theil und böse Theil ge nannt wurden. Wer auf der Seite der Kirche stand, hieß Bona Parte, wer für Kaiser und Reich war. er hielt den Namen Mala Parte, und wer neutral blieb und sich zu keiner Partei schlug, hieß Talla Parte. Die Tie ältesten Bonaparte stammten aus Treviw. und man liest heute noch anf einem der Andreaskirche gegenüber liegenden Hanfe „Haus der Bona parte". Tas Oberhaupt dieser Fa milie war Nicola Bonapartc, der von Treviso nach Florenz auswan derte; von dort wurde er jedoch, da er für die Gibellinen Partei nahm, verbannt. Bon Florenz ging die Familie Bonaparte nach San Mi niato. von Tan Miniato nach Sar zana, von Sarzana nach Korsika. Tiesem Zweige der Familie ent stammte Napoleon 1.. der also seiner Geburt nach ein echter Italiener war