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Iberausgegeben von bcm deutschen Staats-AgitationS Komitee (S. P.) für Ohio. AbonnementSpreiS Strikte Borausbezahlung 1 Jahr $100 6 Monate 50 FirS Avsland 1 Jahr $2.00 Vol. 3 Cincinnati, Ohios zweitgrößte Stadt, die Königin des Westens, ist in diesen Tagen Feststadt. Die Ar beitersänger des Landes, um welche der Nordwestliche Sängerbund sein einigendes Band schlingt, sind dort zu einer stolzen Heerschau und Dar bietung ihres Könnens versammelt. Deutsche Arbeiter, Freunde des Fortschrittes, Verkünder eines freien Gedankens, Kämpfer für eine bessere Zukunft, sind es, die aus weitem Um kreise zusammengeeilt sind. Ihnen unseren Gruß und ein herzliches Willkommen! Wir grüßen Euch! Wir sind überzeugt, daß die Tage des frohen Beisammenseins, der bracht in dem Kreise so vieler Gleich gesinnter, in Förderung und Hebung des Klassenkampfliedes des Proleta riates, ihnen allen unvergeßlich blei ben werden. Und noch mehr. Wir hoffen, daß dieses Arbeiter-Bundes sängerfest mehr als wie eines vor ihm beitragen wird, zu neuen Eifer in der Erfüllung der großen Aufgaben, die auch den deutschen Arbeitern die ses Landes gestellt sind, die heute dringender als jemals früher ihrer Erfüllung harren. Cincinnati ist als eine deutsche Stadt bekannt. In Kreisen derer, die hier im Lande das Deutschtum für sich gepachtet haben, bei denen der sozialistische Arbeiter als Nati onsangehöriger nicht mitzählt, wird die Stadt das zweite Milwaukee ge nannt. Leider ist dies nicht der Fall. Milwaukee hatte eine sozialistische Stadtverwaltung, sie wird sie sehr bald wiederbekommen, so viel die Herrschenden auch dagegen wirken uno wüten. In Cincinnati hat die se Gefahr für die Herrschenden noch nie bestanden, wenn nicht radikale Veränderungen eintreten, wird sie auch noch lange Zeit nicht kommen. Daß die Sache des Fortschrittes in Cincinnati aber auch unter den deutschen Arbeitern treue Anhänger hat, braucht trotzdem nicht erst ge sagt werden. Die Genossen, die als Festgäste in den Mauern dieser Stadt weilen, werden sich aus eige ner Beobachtung davon überzeugen können. Ohne dieser Tatsache wäre die Abhaltung des Sängerfestes in dieser Stadt ja überhaupt ein Ding der Unmöglichkeit. Das deutsche Freiheitslied, daß nun fünf Tage durch Arbeitersänger des nördlichen Westens, in dem deut schen Cincinnati den deutschen Ar bettern erklingen wird, muß auch in den Köpfen von Hunderten deut scher Arbeiter der Stadt die Gedan ten rascher fließen, die Herzen schnei ler schlagen lassen, sie dazu bringen, daß sie zum Bewußtsein ihrer selbst kommen, zu Mitkämpfern in dem großen Befreiungskämpfe der Arbei terklasse dieses Landes werden. Ein großer Erfolg wird damit erreicht, ein Erfolg der Hinauswirken wird weit über die Feststadt: über all dort, wo deutsche Arbeiter leben und wirken, einen starken Nachhall finden muß. Sie sind nicht unnah bar die deutsche Arbeiter des Staa tes Ohio. Bereits besteben 14 beut febe Branches der Sozialistischen Partei, in 7 verschiedenen Städten. Auch in den englischen Partei branches sind eine große Anzahl deutscher Ar beiter tätig. Der Großteil der deut schen Arbeiter lebt aber noch gleich gültig in den Tag hinein, steht ab seits von den großen geschichtlichen Kämpfen des Proletariates. Als Kämpfer für eine neue Zu kunft der Menschheit haben wir nichts zu beschönigen. Wir können uns sa gen, was ist, wissen wir doch, daß uns die Zukunft gehört trotz alledem. Schon zeigt sich die Morgenröte ei ner neuen Zeit, allerdings vorerst nur die Morgenröte einer neuen Zeit des Kampfes und der Kampffähig feit. Wie der Arbeitersängerbund für die letzte Zeit seines Bestehens bedeutungsvolle Fortschritte verzeich nen kann, kann dies auch von det politischen Organisation der deut schen Arbeiter gesagt werden. Die erst mit 1. März dieses Jahres ins Leben getretene deutsche Sprachgrup pe der Sozialistischen Partei ist be reits ein mächtiges Gebilde gewor den, ein starkes Glied in der soziali stischen Bewegung dieses Landes. Die e a k i o n deutschen Sozialisten des Staates Ohio sind zusammengeschlossen in dem deutschen Staats Agitations Komitee S. P., ein gemeinsames Zu sammenarbeiten Aller ift damit in die Wege geleitet. Eine eigene deut sche Zeitung, Eigentum der deutschen Sozialisten des Staates, das „Echo", ist Ruserin und Führern im Kamp fe. Warum wir dieses bei unserem Willkommengruß sagen? Weil wir, eingedenkt der schönen Worte eines Ferdinand Lassalle, daß den Arbei tern als Felsen, auf dem die Kirche der Zukunft gebaut werden soll, es nicht ziemt, zu leben gleich den Gedankenlosen und Gleichgiltigen, der Ansicht sind, daß es nicht unsere Pflicht sein kann, den Gedanken zu stärken, daß die Pflege des Arbeiter klassenkampfliedes allein die Auf gabe fein kann oder darf, der Arbei ter ihre ganze freie Zeit zu widmen haben. Weil wir erinnern wollen, daß über die Pflege des Ar beiterklassenkampfliedes hinaus, die Pflichten der Arbeiter gehen, Ar beiter vor allem die Aufgabe haben, i itber politischen und gewerkschaft lichen Organisation der Arbeiter klasse voll und ganz ihren Mann zu stellen. Wir wissen, daß die deutschen Arbeitersänger im allgemeinen auch diese Pflicht erfüllen. In den beut schen Arbeitersängern hat die beut sche sozialistische Bewegung Ameri kas einen ihrer besten Stützpunkte. Ebenso wahr ist es aber auch, daß ein Teil der deutschen Arbeiter in Gesangvereinen steckt, die unter der Flagge der sogenannten Neutralität segeln, Verflachung des Denkens sei lten Einzug hielt. Dies wäre un möglich, würde immer und stets mit allem Nachdrucke darauf hingewiesen worden fein, daß das Singen zwar ein nicht zu unterschätzendes Hilfs mittel der Agitation, eine geistige Labung der Kämpfer für die Be freiung der Menschheit, das Arbei terklassenkainpslied mit ein Teil der neuen Kunst der neuen Zeit, der po litische und gewerkschaftliche Kampf aber die Grundlage dieser neuen Zeit ist, sie selbst nur durch diese Betäti gung erreicht werden kann, jeder deutsche Arbeiter auch hier seine volle Kraft einzusetzen hat. Das Lied der Arbeit ist ein poli tisches Lied! So muß es sein und so muß es' bleiben. Komme uns niemand mit dem Einwand, daß man zweien Herren nicht gleichzeitig die nen kann. Es gibt in dieser Sache keine Zwiespältigkeit, es ist dies eine Einheit, wie sie schöner und erhabe ner nicht sein kann. Auch die Ar beitersänger Clevelands, dem Er scheinungsorte des „Echo", sind in diesen Tagen in der Feststadt Cincin nati mitversammelt. Sie pflegen das Arbeiterklassenkampflied als Branch der Sozialistischen Partei organisiert. Die deutsche sozialistische Bewegung Clevelands hat in ihnen eine ihrer festesten Stützen. Es gibt keine Parteiaktion, kein Gefecht in dem Befreiungskampfe der Arbeiter, bei dem sie nicht, außer der Erfüllung ihrer Sängerpflichten, als Mitkämp fer voll und ganz ihren Mann stellen würden. Daß die Kunst, der sie dienen, dabei den mindesten Schaden gelitten hätte, wird niemand sagen können, sobald sie in dem großen Sängerreigen der Festtage gehört worden sind. Hohe Begeisterung und Opfermut lodert in ihnen, sie ver danken dies dem Umstände, daß sie mit der Arbeiterklassenbewegung in so weiten Ausmaße eins sind, wie dies nur zu erreichen möglich ist UIt müssen Kampfer tn dem großen Rm gen des Proletariates sein. So nur entsteht im Innern ihrer Herzen jene schöne Harmonie, die sie zu den schönsten Leistungen in der Pflege der neuen Kunst der neuen Zeit be- sähigt. sie zu würdigen Jüngern des Arbeiterklassenkampsliedes macht. Daß dies bei allen Arbeitersängern so sein möge, ist unser heißester Wunsch. Deshalb bringen wir ihn hier zum Ausdrucke, sprechen wir da von in dem Willkommengruß, den wir als Vertretung der deutschen sozialistischen Arbeiter des Staates Ohio den versammelten Arbeiterin gern des nordwestlichen Arbeiterin gerbundes zu entbieten haben. Was klingt so herrlich und so hehr In uns'rer Zeit gewalt'gem Ringens Was hören wir bedeutungsschwer In allen Zungen jetzt erklingend Bald tönt es, als ob schmerzverhalten Es unter Tränen brech hervor: Bald saßt uno wie mit Sturmgewalten Ein tausendstimm'ger ticttzithor. Tie neue Zeit. sie kommt mit Macht. Ihr Tagen läßt sich nicht verbieten: Ter (Heist der Freiheit ist erwacht Und schreitet durch derArmut Hütten. Und aus der Armut Hutten dringet. Was dort im Stillen lang geglüht: In mächtigen Akkorden klinget Durch alle Welt der Arbeit Lied. Es ist ein Lied von eigner Art Und alle Welt lauscht ihm verwunden. Dem Lied lebend'ger Gegenwart Und Hauch vom kommenden Jahrhundert. Tie schlichte Proletarier Weise, Sie wird verstanden überall, Selbst dort in jener Mächte Kreise. Tie zittern um der Herrschaft Fall. Es ist ein ernster, kühner Saug Und nicht zum Frieden kann er malmen. In uns'rer Zeiten Donnergang Ein Ruf ist'S um der Freiheit Fahnen. Es ist eilt Kampflied ohnegleichen Im großen Volksbesreiungskrieg Vom Meist des Volks ein Flammen zeichen. Wie sich's erkämpfen wird den Sieg. Schöne, glückliche Tage werden e» sein, die die Arbeitersänger nun ver eint. Viele werden sich als Freunde treffen, die sich schon lange Zeit Hin durch nicht mehr die treue Frundes baitb schütteln konnten. Ein hartes Geschick hat sie zum Teil auseinan dergerissen, die Not der Zeit hat manchen von ihnen inzwischen hart mitgespielt. Um so freudiger wird das' Wiedersehen sein. Ihre Haare werden nicht selten grauer geworden sein, als sie es beim letzten Beisam mensein waren. Doch was tut dies, wenn nur die Herzen jung geblieben? Die Herzen jung zu erhalten, ist die Pflege des Ärbeitersreiheitssanges mehr denn jedes andere Mittel ge eignet. Das wissen sie, die Alten in der Garde der Freiheitssänger dieses Landes, das werden sie erfahren, die heute noch jung sind, deren Ge sichter noch feine Furchen des Grams und der Sorge auszuweisen haben. Was der Arbeiterfreiheitssang dem einzelnen Menschen, das ist er nicht minder der Arbeiterbewegung. Wie viele Mutlose, die in den langen Jahren des Kampfes die Hände schon einmal müde in den Schoß fmfen ließen, Hat der Kampfruf der Arbei tersänger nicht schon wieder in die Kampfreihen zurückgebracht? Wie viele neue Kampfer wurden durch poult- s ntr ®aäI Sieb bet «tbiit ift ein prnrn. Mrbeilerfmbeitlfonfl nicht der 'n a- v m®"r2lrmee beä Proletariat«» schon gt wonnen? Darum nochmals, ein herzlich Willkommen den Arbeitersreiheitssän gern in der schönen Feststadt Cincin nati! Wir wünschen der schönen Ver anstaltung ein volles Gelingen. Laut töne der Arbeitfreiheitssang durch die Feststadt, durch den Staat, durch das Land: „Wohlan, wer Recht und Sahrhett achtet, Zur unserer Fahne steh zu Häuf Wenn auch die Lüg' uns noch um nachtet. Bald steigt der Morgen hell Herauf!" Wochenblatt der deutschen Sozialisten (S. P.) des Staates Ohio. Ar beiter, agitiert für Eure presse! Der Arbeit tied. (Von Wenzel Breuer.) Taß dein" Weife schlicht und groß Erschütternd gleich Posaunen schalle Und wie die Mauern Jerichos Tes Goldes stolze Zwingburg falle. Taß eins die Schaffenden der Erde Im heiligen Erlösungsdrang Und bald das Lied der Arbeit werde Ter Menschheit zum Triumphgesang. Die Senatskommission, welche jetzt die Vorgänge untersucht, die sich bei dem Streik der Kohlenarbeiter im Staate West Virginia abspielten, be bekamen ein geradezu fürchterliches Material vorgetragen. Lee Calvin sagte vor dem Unterfnchungskomiiee a u s a e i e i n e a n e von Sheriffs unter Direktion des Besitzers Quinn Morton und Sheriff B. Hill eine* Nachts durch den Streikdiftrikt fuhr und biete bie Camps, wo die streikenden Miners in Zelten Häuften, bei der Nacht be schossen. Er hatte sich geweigert, daran teilzunehmen. Man hatte eine Ladung Rifles und sobald die Camps in Sicht kamen, wurden die Gewehre v e e i k s i s o s s o a n a u s i e Z e e o s u n s i e n s i a e i z u a s i e e n. Auf die Frage, ob mein nicht erst von dem Camp aus befchosten wurde, sagte Calvin: „Nein, der erste Schuß fiel vom EiienbaHnzug. Ein« Frau mit einem kleinen Kinde wurde dabei in den Fuß geschossen und schwer verletzt. Man schoß aufs Ge radewohl. Von der Endstation fuhr man wieder zurück und aus Befehl des Es Ist ein neues, bess'res Lied. Tie Lieb aus Proletariernrunde: Es bringt dem zagen Volksgenrüt Von einer bessern Zeit die stunde. Es weckt der Armen Selbstvertrauen Und führt als Leitmotiv den Ton, Taß sich das Volk kann selbst erbauen Tas Himmelreich auf Erden schon. Quinn Morton wurden die Camps nochmals beschossen. Die gemeine Tat wurdev bei Nacht ausgeführt. Cisco Estep wurde neben feinem Heim erschossen. Frauen und Kinder wurden verwundet.' Die Untersuchung- Kommission war äußerst entrüstet, da bie#er niicht liehe llelxrfaö stattfand, ehe überhaupt die militärische Hilfe angerufen wor den war. Ein Miner sagte aus, als der Pan zerwagen mit den Sheriffs bei Paint Creek Junction ankam, wurden die Lichter im Eisenbahnzug ausgedreht und dann habe man einen regulären Feuerregen auf Holly Grove losge a s s e n a n o i a schinengewehren. Er behaup tet. daß man erst dann schoß, als die Lokomotive das Signal gab. Der Es ist das Volkslied uus'rer Zeit, Ter waffeu- und maschinenftarren Des Volk'6, das nach Erlösung schreit Und nicht mehr will in Knechtschaft barren. Es bricht sich Bahn im Sturmeschore, Der-Arbeit Volk schaart sich zu Häuf Es iun sich ihm die hellen Tore Befreiender Erkenntnis auf. So töne Lieb denn stark und kühn Und des erwachten Volk's Empfinden. Es» soll in deinen Klängen bliibn Und*oll sein Wollen foil es künden. Und wo's ihm Stätten wird bereiten, Tort wird der Freiheit Saat bestellt, Tort wächst für schön're Zukunftszeiten Tie Hoffnung und das Heil der Welt. Erblühe Lied voll .Herrlichkeit In Füll und Macht und stolzer Taß altem Volke weit und breit Erguickung bringt dein Strom der Töne. Und Schüre der Begeist'ruug Flammen Im 'chweren Kamps, in denr wir steh'n Untreu hr* 311 chrcm Bund zuscmmisn Tie Brüder, die getrennt noch geh'n llucrpnc Kmtiiliimittist. I chönc. Sheriff habe sich später geweigert, nochmals auf dem Camp schießen zu lassen, da viele Frauen und Kinder sich in den Zelten befanden. Ein an derer Bergmann äußerte, daß die be timffnete Heerde ber Besitzt ein Schreckensregiment führte. Senator Martine vom Unter fnchungskotniiee nennt die Bergwerks besitzer „eine nimmerfatte Bande". Dabei hat man bis jetzt nicht ge hört, daß die Bluthunde in Menschen* gestillt, die so furchtbare Verbrechen nur sich geladen haben, in das Ge fängnis geholt wurden. Statt der Sckurken. die aus Ausbeutungswut so verbrecherisch wirtschatteten, peinigen und töten ließen, stehen derzeit die Leiter der Bergarbeiterorganisation unter der Anklage, sich gegen das Sherman- Antitrust gefetz vergangen, bie Bergwerksbesitzer widerrechtlich geschädigt zu haben. Wenn das nicht mehr ist, als der Arbeiterklasse dieses Landes geboten werden kann, ohne daß sie daraus Konsequenzen zieht, imstande sind den Ausbeutern die Haare zu Berge steigen zu lassen, dann hat sie wirtlich die größte Schafsgeduld, die jemals von Arbei tern aufgebracht worden ist. Trotz all der Leiden und des Elen des. was bie Bergarbeiter dieses Staates schon ertragen mußten, ist ihr Kampfes mut noch immer ein unge brochener. Die Bergioerksbesitzer haben ihr dem Gouverneur und den Miners gemachtes Versprechen gebro chen und die Miners nicht wieder ein gestellt, ohne einen Teil derselben zu maßregeln. Das bat zur Folge, daß die noch außenstehenden Bergwerks arfoiter es ablehnten, zur Arbeit zu rückzukehren und in solchen Gruben, wo schon gearbeitet wurde, neuerlich ber Streik beschlossen wurde. Was nun kommen wird, kann eine Neuauf läge des Verstandenen Schreckens sein. Werden dem die Arbeiter An« rikas ruhig zusehen können? Wir glauben nicht! E e i i o n Seit die zweite Hälfte des Kaiser reiches an der Donau einen des Diebstahls überführten Advokaten, mit Namen Polony, zum Justizmini ster hatte, sinkt sie täglich tiefer in moralischen Schmutz und Schlamm. Man mißverstehe uns nicht. Es fällt uns nicht ein, z ubehaupten, in Ungarn habe es, so.etwa 10 Jahre zurück, politische Durchstechereien nicht gegeben. Ungarn und Galizien, das waren seit jeher die Schreckenskinder des Länderkonglomerates, aus denen die Donaumonarchie gebildet ist. In ihnen geschah immer etwas, was Kor ruption war, und das ist ihnen von den Herrschenden der anderen Länder eben bös angerechnet worden I die Lumpereien wurden stets im halben Lichte der Ceffentüchkeit aus- 1 Das sind keine bloßen Behauptung gen, das sind Tatsachen, die täglich -lufs neue bewiesen werden. Pana-1 hatte bie Wahrheit seiner Worte be triefen. In dem Urteil ertlärt ber Grichtshof, baß nach feiner lieber zeugung ein Minister von einem Un ternehmen, bas mit dem Staate im Vertragsverhältnisse steht, zu keiner lei Zwecken Geld in Empfang neh men darf, denn es kann nicht ange nommen werden, daß das Unterneh men zahlen würde, ohne einen Ge genwert dafür zu erhalten. Es sei erwiesen, daß der Kläger bei dem Abschluß der Verträge 3,025,000 Kr. entgegengenommen Hat. Aus diesen erwiesenen Fakten hat der Gerichts hof die Konseguenzen abgeleitet und den Angeklagten freigesprochen. Damit Hat das Gericht zu Recht erkannt, daß der ungarische Minister Präsident den Staat um mehrere Mil lionen bestellen Hat, die er angeblich ber Parteitage zuführte. Ob und wieviel von dem gestohlenen Gute an einen Händen haften blieb, würbe nicht nufgetiärt unb wirb wohl auch niemals aufgeklärt werden. Es ist kein übler Witz des Zufalls, daß die Brandmarkung des ungarischen Diebsregimes fast auf den gleichen Tag fällt, da der Beginn der Schrei kensherrschaft des Lumpen Tisza sich jährte. Vor einem Jahre Hat der ungarische Cbergaunet die Opposi tion des Parlamentes durch Polizei fünfte zum erstenmal vergewaltigen lassen und binnen fünf Minuten 'ämtliche Militärvorlagen „erledigt". Im Parlamente selbst haben der gebrandmarkte Dieb und feine Ban denmitglieder auch d'csmal wieder ih rem Treiben die Kr^ne aufgefetzt. Am Tage nach der Verurteilung, vormit tags 10 Uhr, zogen die oppositionel len Abgeordneten, in ihrer Mehrheit Anhänger der Jusihpartei, in den Sitzungssaal ein. Dort verlas Abg. Julius Justh. obwohl die Sitzung noch nicht eröffnet war und die Bän ke der Arbeitspartei noch vollständig leer waren, ein Manifest, betitelt: An die ungarische Nation! Das Ma nifest beginnt mit einem geschichtli chen Ueberblick über die Vorgänge feit dem Tage, an dem Präsident Graf Tisza die Wahlreform für an genommen erklärt hat. Die Majo rität, fo heißt es in dem Manifest weiter, wurde zu dem Zwecke gebilbet, daß sie die nationalen Forderungen 'tnterdrücke und eben deshalb würbe Graf Tisza auf ben Präsibentensitz GkklzieUes ©rgar Arbeiter Krankenkasse, Br. 65 und 188, Carpenter Union No. 182, Brauer Union No. 17, Bäcker Union No. 19, Feuerbestattungs-Verein No. 77. Ungarns Perfall. geführt. Wie die Diebs- und Ein brecherzünfte der Unterwelt großer Städte aber ihren eigenen Moralko dex haben, der nicht übertreten wird, der Beachtung findet, hatten diesen auch die politischen Gauner Ungarns. Sie nahmen Rücksicht aus das „Pre stige" des Landes als Staatswesen, sie mimten einen hochentwickelten Par lamentarismus. Prinzip war es, nicht zu fragen, wie der Mensch in die Gesetzgebung kam, dort angelangt, mußte jedoch der Angekommene dem Scheine nach „Gentleman" sein und in feinen Reden eingesogene „Staats Weisheit" bekunden. Seit Polonh ist dies gründlich anders geworden. Die Herrschenden Ungarns sind aus Angst vor dem allgemeinen Wahl recht, aus Angst vor der Masse des Volkes zn einer vollständig verkom menen Gaunerbande geworden, deren Versal! so weit ijl, daß bei ihren Gliedern auch die selbst geschaffene Verbrechermoral nicht mehr gilt. :u- H-XS •hr" -t, im i der Deutschen Branches der Sozialist Partei des Staates Ohio. 7fr No. 9 erhoben. Tisza hat mit hervorra gender Kühnheit sich über Gesetz und Ordnung hinweggesetzt und sich wie ein Usurpater verhalten. Der Prä* si dent hat unter dein Schutze der Ba jonette die Opposition aus dem Hause gedrängt. Was geschehen ist, findet kein Beispiel im Leben der Volker. Tas Rumpfparlament hat ein Wahl recht beschlossen, das viele Millionen von Wählern vom Wahlrecht aus schließt. Zum Schlüsse fordert das Manifest die Wiederherstellung der Redefreiheit im Parlamente, die Au ßerkraftsetzung der vom Rumpspar lamente geschaffenen Gesetze, die Wahl eines unparteiischen Präsidenten des Abgeordnetenhauses, die Wahrung der Immunität-rechte und des Ver sammlungsrechtes und das allgemein ne, gleiche und geheime Wahlrecht. Würdig und ruhig trug Justh das Manifest vor und als er die Schluß sätze in den Saal rief, die den weite ren Kampf gegen diese gewalttätige Majorität ankündigen, und zwar so lange. bis nicht ein demokratisches Wahlrecht dem jetzigen Korruptions fnitem ein Ende bereitet, da brausten stürmische Elienrufe der Opposition' durch den Saal. Während der De» monstration der Opposition wogte, was wohl kein anständiger Mensch voraus geahnt hätte, der im Ge richtssaal gebrandmarkte Lukacs im Saal zu erscheinen. Der ganze Un mut der Opposition kehrte sich gegen dieses ministerielle Subjekt. Dieb! Schuft! klang es dem skrupellosen Menschen entgegen, die Anwürfe stei gerten sich. Da ließ der Gauner Tisza seine bereits durch die Vor gänge im Vorjahre bekannten Schur kenstreiche wieder aufleben er diri gierte die bewaffnete Macht in den Satil. die ^ie -Opposition dem Parlament zu jagen hatte Ein schneidiger Hauptmann, dem ein Pfui entgegengeschlettdere wurde, stürzte sich auf den Abgeordneten Hkdervary imD mist wutde_ der ^Mimtterpraudeni £je&e über den Kopf. Ein solcher Lukacs geheißen. Er klagte, der An- Vorgang hat wohl noch in keinem geklagte wurde freigesprochen. Er Parlament stattgefunden. Daß ein versetzte ihm mit dem Säbel drei Offizier zu einer solchen Tat ben Mut aufbringt, ist bezeichnend für die Machtvollkommenheit, mit welcher der blutige Tisza feinen Henker aus rüstete. „Hat man in Wien noch immer nicht genugvon den Tiszabetjaren, die die Monarchie zum Abscheu werden las sen im Auslände, will man warten, bis einige Abgeordnete von den Blut hunden Tisza-Lukacs hingestreckt wer den? Scham und Abscheu muß jeden ergreifen, der hört, was sich im Bu dapester Parlament zugetragen hat", srug am Tage nach den Vorkomm n if sen bie sozialistische Presse. Die Antwort ist inzwischen gegeben war ben. Am letzten Sonntag melbetc der Telegraph auch in Amerika, daß, nach dem erfolgten Rücktritt der Re gierung, Tisza vom Konig mit dem Auftrag beehrt wurde, eine neue Re gierung zu bilben. Die Sozialisten Ungarns müssen den Kelch der Enttäuschungen bis zur Neige leeren. Heute werden sie wohl bie Absicht für dauernd ausgegeben haben, daß durch eine zum König zu entsendende Deputation etwas zur Besserung der Situation geschehen könnte. Durch eine Revolution ist Ungarn geworden, was es ist, fast scheint es, daß nur eine neue Revo lution den notwendigen Umschwung bringen kann! de muß für feine Fürsten so ungeheu trliche 'Tribute aufbringen, wie das in Deutschland. Es zahlt jährlich .. eilein an Zivillisten die ungeheure Summe von 40 Millionen. Dane ten treten gewaltige Vermögen de ren Verzinsung selbstredend ebenfalls oua den Knochen der deutschen Ar bitter herausgeholt wird. Für al- 1 les das zahlen diese Fürsten keinen Pfennig Steuern, und zwar in ei fer Zeit, wo den am Rande der Cristenzmöglichkeit schwebenden arm- •%. sien Proletarierschichten der letzte blutige Pfennig versteuert wtrd. Wie da die Reichsdeutschen in Amerika noch in Patriotismus zu den Landes fiirften machen können ist nur dens'»t. verständlich, der das Lied des beut*,, sehen Dichters Pfau, von der beut* frben Treue lennt. „Das heuefte Vieh ist doch der Hund. «. s. to."' \n\n 235 W. Superior Ave., Cleveland, O. Cleveland, Ohio, Saturday, June 21,1913. 235 W. Superior Ave., Cleveland, O. In Cleveland auch für K e i n V o k a u e E