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Abendblatt der Illinois Staats-zeitung. [volume] (Chicago, Ill.) 1891-1894, March 29, 1893, Image 1

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46. IttHvgang.—Uo. 3.
Tekeyrllpliiere Depescsien.
Mutiges Pemetzek
Vie Bürgerkriege in Honduras
geführt werden.
Niederlage der Regiernngstruppen im
Kampfe mit den Ausständigen.
Die Gefangenen nach der Schlacht
niedergemetzelt.
Der Präsident tbatsächlich Gefangener.
Panama, 29. März.
Blutige Kämpfe sind das Merkmal des
in Honduras wüthenden Bürgerkrieges.
So wird soeben über eine Schlacht berichtet,
die in der Nähe von Tatumbla geschlagen
Wurde, und wobei die Regierungslruppen
mit über 100 Todten den Kürzeren gezogen
haben. Seitens der Revolutionäre bedeckten
gegen 50 Todle das Schlachtfeld, und nach
dem der Kampf vorüber war, wurden die
beiderseitigen Todten aus einen Haufen ge
sammelt und verbrannt. Der General
Fonso Vilella, welcher an der Spitze einer
zahlreichen Truppenmacht ausgesandt wurde,
um die Aufständischen, die aus Teguicalpa
rückten, abzufangen, war Nachmittags um
Fünf in der Nachbarschaft von Tatumbla
eingctrofsen. Der Anführer der Aufstän
dischen, der General Sierra, welcher diese
Stadt besetzt hielt, sah sich überrumpelt und
mußte sich nun Hals über Kopf zur Be
hauptung seiner Stellung rüsten. In aller
Eile wurden Schanzen aufgeworfen, von
denen aus der Feind, während man von
dem 4 Meilen Weiler stehenden General
Rcynas Verstärkung erwartete, in Schach
gehalten wurde. Dieser schob seine Mann
schaft so rasch als möglich an die Front
vor, doch war es unterdessen so spät ge
worden, daß, als er auf dem Kampfplatze
eintraf, die Waffen der Dunkelheit wegen
ruhten.
Der General Vilella hatte sich inzwi
schen zurückgezogen, um den Tagesanbruch
zur Erneuerung des Kampfes abzuwarten.
In der Nacht hielten dann die Generäle
Sierra Reyna, Archer und Dr. Policarpo
Bonilla einen Kricgsrath ab, in dem eine
Flankenbewegung gegen Vilella beschlossen
wurde. Reyna suchte sich 500 seiner
Tapfersten aus und bezog damit eine Stel
lung aus der Anhöhe, die zur Linken der
Vilella'schen Stellung lag. Letzterer hatte
hiervon keine Ahnung, mit solcher Gewand
hcit war diese Bewegung ausgesührt
worden.
Bei Tagesanbruch erneuerte Vilella den
Angriff und in Bälde lobte längst der
ganzen Linie ein heißer Kamps. Reyna
ließ, sobald an der Front der Kamps ein
allgemeiner geworden, den Feind mit sol
chem Nachdruck beschießen, daß es Vilella
schwer wurde, seine Leute zusammen zu
halten. Stundenlang wüthete der Kampf.
Die Regierungstruppen vermochten, hinten
und vorne angegriffen dem Anprall nicht
länger zu widerstehen, Vilella ließ zum
Rückzug blasen, und nun löste sich sein
Heer in wilder Flucht aus. Vilella traf in
La Monlacra nur mit 50 Mann ein, die
bei ihm geblieben waren. Unter den Flieh
enden räumten die sie verfolgenden Revolu
tionären furchtbar auf, und die von ihnen
gefangen genommenen wurden nach beende
tem Kampfe, abgeschlachtet.
lieber hundert Todle der Regierungs
truppen und vollauf 50 der Aufständischen
wurden aus Hauten zusammengetragen und
verbrannt.
Der General Sierra zog, nachdem er bei
Tatnmbla diesen glänzenden Sieg er
rungen, weiter gegen Teguilcapa vor und
rüstet sich jetzt zum Angriff auf diese Stadt.
General Bonilla ergriff von Oleanco Besitz,
und General Tonco steht in CorpoS, wäh
rend der Oberst Migel Botillo die Stadt
Jntibuca bedroht. Das wäre also znr Zeit
die Stellung der Revolutionären. Dieselbe
ergiebt sich als eine sehr starke, und stehen
die Aktien der Revolution durchaus nicht
schlecht.
Nach anderen Nachrichten aus Honduras
soll die Lage des stellvertretenden Präsi
denten, Agurrero, eine klägliche sein; der
selbe ist thatsächlich im Kapitol Gefangener,
während der General Vasqnez, Dr. Bo
nilla's Nebenbuhler, um die Herrschaft der
wirkliche Präsident ist. Agurrero wünscht
den Frieden, kann aber den Feindseligkeiten
Leinen Einhalt thun.
Der General Vasqnez hat sich in's Feld
Hegebett, um sich an die Spitze derjenigen zu
stellen, die für ihn sind. In Teguicalpa
sind alle Bande der Ordnung gelöst, die
Äinder und Frauen der abwesenden Auf
ständischen wurden in's Gefängniß ge
worfen und den schrecklichsten Martern
unterwoneu. An Frauen wurden abscheu-
Hche Verbrechen verübt, und für alle diese
«Scheußlichkeiten wird Vasquez verantwort
lich gemacht.
Ter Präsident von San Salvador,
Ezeia, erlheilte der Regierung in Honduras
die Versicherung, daß er sich in den streit
Vicht einmischen würde.
Wird ein großartiger Bahnhof
werden.
St. Louis, Mo., 29. März.
Heule morgen wurden dem Rath für
Lstentllche Verbesserungen von der „Mer
chastls Vridge L Terminal Company" die
Pläne für den von der Gesellschaft zu er
bauenden Passagierbahnhof, der H 500,000
kosten soll, vorgelegt. Das Gebäude wird
ein ganzes Geviert bedecken, im modernsten
Styl errichtet und vollständig feuerfest
werden. Das dazu benutzte Material wird
Granit, Eisen und Bedforder Stein sein.
Der Schornstein wird die Form einer
korinthischen Säule erhalten. Die Arbeiten
an dem Gebäude werden in Angriff genom
men, sobald der Rath der öffentlichen Ver
besserungen die Pläne angenommen haben
Wird.
Bahnstreik zu befürchten.
Mon t real, One., 29. März.
Generu begann hier die Jahresversamm
lung üea kanadischen Ordens der Eisen
bavnzugfuhrer und Bahnleule. Ein hobcr
Beamte: des Ordens erklärte, daß während
der Weltausstellung kein Streik stattfinden
Werde.
Blutige Kämpfe in Brasilien
Zwischen den Ausständischen und
den Regierungstruppen.
Herabgesetzte Fahrpreise während der Welt
ausstellung.
New York, 29. März.
Der Herald hat von Valparaiso folgende
Depesche erhalten: Es sind hier Nach
richten von Rio Grande do Sul, Brasilien,
eingelaufen, worin es heißt, daß Flücht
linge, welche von Boge dort angekommen
sind, von schweren Kümpfen zwischen den
Regierungstruppen und den Aufständischen
berichten, es heißt, daß Oberst Matta, wel
cher eine Abtheilung der Nationaltruppen
befehligt, in der Nähe von Rio Negro hun
dert Ausständige überrumpelte und nieder
metzelte. Der General Teiles, welcher die
Revolutionstruppen in jenem Bezirk be
fehligt, hat den Oberst Matta angegriffen,
wurde aber nach hartem Kampfe, bei wel
chem der Oberst Malta siel, zurückgetrieben.
Diese Berichte werden jedoch nur theilweise
von dem Correspondenten in Nivcra be
stätigt, welcher sagt, daß Tavarez keine ent
scheidende Bewegung gegen Boge gemacht
habe.
Die „Pacific Navigation Company" hat
eine Herabsetzung der Passagierpreise nach
Panama beschlossen, und dieselbe wird
während der Weltausstellung in Chicago in
Kraft bleiben.
Entsetzlich!
Auf offener Straße erschießt ein
Arzt seine Gattin
Und begeht alsdann Selbstmord.
Auburn, Ncb. 29. März.
Der Arzt Edward Sterrett erschoß gestern
dahier seine Gattin und jagte sich alsdann
ebenfalls eine Kugel durch den Kopf. Frau
Sterrett hatte am Montag heimlich ihren
Galten verlassen. Derselbe traf sie gestern
zufällig auf der Straße, zog ohne auch unr
ein einziges Wort dabei zu sprechen, seinen
Revolver, erfaßte die entsetzt um Hülse
schreiende Frau bei der Schulter würgte ihr
die Waffe in den Mund und feuerte. Die
Unglückliche sank entseelt zu Boden. Ohne
sich auch nur einen Moment zu besinnen,
setzte der Mörder den Revolver an seine
rechte Schläfe: ein Knall und das Ehepaar
lag im Tode vereint dicht nebeneinander.
Der entsetzliche Vorfall wurde von einer
Menge Personen mit angesehen, und ver
ursachte eine getvaltige Aufregung in der
Stadt. Man war bisher in Auburn all
gemein der Ansicht, daß das Paar in glück
licher Ehe lebte, lieber die Ursache des
Zwistes, der den Anlaß zu der Tragödie
bildete, konnte bis jetzt noch nichts ermittelt
werden.
Das Ackerbau-Departement.
Seine Vorbereitungen für die Betheiligung
an der Weltausstellung.
W a s h i n g t o n, 29. März.
Hülfs-Ackerbausekretür Willets hat im
Aufträge des Sekretärs Morton über die
vom Ackerban-Departement beabsichtigte
Ausstellung eine Erklärung in der Form
eines Pamphletes veröffentlicht. Es gehr
aus derselben hervor, daß von der für
Weltausstellungszwecke bewilligten Summe
auf das Ackerbau-Departement H 142,350
entfallen sind. Hiervon waren am I.Mürz
H 90,047.32 verausgabt; mithin verbleibt
ein verfügbarer Rcst von H 58,302.03, wo
von sämmtliche Kosten bis zum Schlüsse
der Weltausstellung, einschließlich der
Kosten des Rücktransportes der Aus
stellungsgegenstände, bestritten werden
müssen. Mit der Aufstellung der Gegen
stände soll längstens am 1. April begonnen
werden.
Lonvent der Weichensteller.
Registration von Chinesen.
St. Lo u is, 29. März.
Die besuchenden Weichensteller und die
Mitglieder des Beschwerdeausschnsses der
gegenseitigen Hülssgesellschast der Weichen
steller des Gould'schen südwestlichen Bahn
systems traten heute in East St. Louis zur
Berathung zusammen. Der „Grand Chief"
Wilson und der „Grand Organizer" 99k.
W. Barrett befinden sich nach in der Stadt.
„Grand Chief" Wilkinson wird heute Abend
erwartet, woraus wichtige Fragen über den
beabsichtigten Streik der Weichensteller
während der Weltausstellung zur Erledi
gung kommen werden.
Die Chinesen in St. Louis fahren fort,
dem Geary-Gesetz Folge zu leisten. Es
müssen hier 400 ansässige Chinesen regi
strirt werden. August Gundlach, der erste
Gehülfe des Steuereinnehmers, war gestern
den ganzen Tag in Anspruch genommen,
um die Personalbeschreibung von Söhnen
des himmlischen Reiches auszunehmen. Es
erfordert dies eine Menge Arbeit, aber
Gundlach denkt, daß er damit in Zeilen
fertig werden könne.
LxSNinister Whitney auf der
Heimfahrt.
New Bor k, 29. März.
Ex-Marinesekretär William C. Whitney,
welcher seit dem unlängst erfolgten Tode
seiner Gattin auf seiner in der Nähe
der „Windward"-Inseln kreuzte, wird
wahrscheinlich morgen wieder hierher zu
rückkehren.
Lines großartigen Schwindels
beschuldigt.
P o r t l a n d, Ore., 29. März.
Gestern wurde 99k. Koshland, von der
Firma Koshland Bros., Großhändler in
Wolle, welche vor einigen Wochen Bankerott
machten, von den Großgeschworencn in
Anklagezustand versetzt. In der Anklage
schrift wird er beschuldigt, aus Grund ge
fälschter Lagerscheine, welche er bei dcr
Bank of Britisch Columbia deponirtc,
H 129,000 erlangt zu haben.
Der Mlickrelenfang.
Wird dieses Jahr frühzeitig be
gonnen.
Das denselben bisher beschränkende Gesetz
erloschen.
Washington, 29. März.
Das Gesetz, welches die Landung von
Mackrclen vor dem 1. Juni verbietet, ist
erloschen und die Mackrelenfischer begeben
sich daher dieses Jahr sehr frühzeitig auf
den Fang. Von Gloucestcr und Boston
sind bereits verschiedene Fischerboote nach
den Kaps an der Chesapeakc Bay, in deren
Nähe der Mackrelenfang sehr ergiebig ist,
abgesegelt.
Die Bundes - Fischereikommission läßt
den Schooner „Crampus" für eine Fahrt
nach der Mackrelen-Region ausrüsten. Es
soll nämlich das Studium der Natur
geschichte der Mackrele lind der Verhältnisse
des Mackrcler.fanges und -Handels, wie es
in den Jahren 1890, 1891 und 1892, wäh
rend sich das vorerwähnte Gesetz in Kraft
befand, in den genannten Gewässern be
trieben wurde, fortgesetzt werden.
Ein brutaler Geselle.
Lin Aohlengräber
Der seine Frau zu Tode prügelt.
Scranton, Pa., 29. März.
Barney McMahon, ein Kohlengräber,
wurde heute unter der Anklage den Tod
seiner Frau verschuldet zu haben, gefäng
lich eingezogen. Am vergangenen Samstag
kam McMahon schwerbezecht nach Hause
und fing sofort mit seiner hochschwangeren
Fran Streit an. Diese flüchtete sich auf
die Straße, wurde aber von dem Unhold
verfolgt und von ihm niedergeschosscn, wo
rauf er sie mit einem schweren Prügel bear
beitete. Infolge der erlittenen Mißhand
lungen wurde die Frau krank; ihr roher
Gatte kümmerte sich jedoch nicht im Min
desten um sie. Gestern Abend kam die Be
dauernswerlhe vorzeitig mit einem todten
Kinde nieder, und kurze Zeit daraus war
sie ebenfalls eine Leiche. Die Aerzte er
klärten ihren Tod als eine Folge der erlitte
nen Mißhandlungen, woraufhin die Ver
haftung McMahon's ungeordnet wurde.
Weshalb ein Biusikprofessor geprü
gelt wurde.
Atlanta, Ga., 29. März.
Die Weigerung eines angesehenen Mu
sikers, einer Dame Abbitte zu leisten, hatte
zur Folge, daß er gestern eine «furchtbare
Tracht Prügel erhielt. Der Musiker ist
der Prof. William C. Rehm, und der
Mann, welcher das Prügeln besorgte, war
Sam. Burbank, ein hiesiger angesehener
Geschäftsmann. Der Name der Dame ist
bis jetzt nicht veröffentlicht worden. Rehm
erhielt von oer jungen Dame eine Mit
theilung, worin sie ihm über irgend etwas,
das sie beleidigt hatte, Vorwürfe machte,
und darüber gcrieth der junge Musiker so
in Harnisch, daß er drohte, die junge Dame
wegen Verleumdung gerichtlich zu belangen.
Da Rehm sich durchaus zu keiner weiteren
Entschuldigung darüber verstehen wollte,
wurde er von Burbank, einem Freunde der
Dame, einfach zusammengehauen. Jetzt
beabsichtigt Rehm, den Haubold zu ver
klagen, hat aber noch keine weiteren Schritte
dazu gethan.
In Schutt und Asche.
M ario n, Jll., 29. März.
Eine verheerende Feucrsbrunst hat heute
früh unser Städtchen heimgesucht, die
Eigenthum im Werthe von HOO,OOO ver
nichtete. Davon betroffen wurden unter
Anderen die Apotheker Abney L Son,
Schaden H 4,400 und H 2,000 Versicherung;
der Kaufmann A. L. Cline, Schaden
H 7,000, Versicherung H 3,000; der Schank
wirth W. E. Wiley HISOO, nichts ver
sichert; die Kleiderhandler Spiller «L
Washburn HB,OOO, H2OOO Versicherung;
der Wirth John Jack HI2OO, Versicherung
H 1300; die Materialwaarenhändler Gebr.
Peebles HISOO, versichert; A. I. Benson,
Hausbesitzer, HB,OOO, nichts versichert; 99k.
W. Robertson, Hausbesitzer, H 12,000, Ver
sicherung HO,OOO. Dazu kommen noch ver
schiedene kleinere Beträge von H 250 bis
H4OO.
Ca 1 ro, Jll., 29. März.
Heute früh um 5 Uhr wurde in East
Prairie in Missouri in der I. R. Drew
schen Möbelfabrik ein Feuer entdeckt, wel
ches sich dem Wohnhause des Dr. I. D.
McClarins mitthcilte und beide Häuser
einäscherte. Der Schaden beträgt bezw.
H 15,000 und H 2,800. Drew war mit
HO,OOO, McClarins mit Hl,ooo versichert.
Holland, Mich., 29. Mürz.
Die Scott L Schurmann'sche Hobel
mühlc Hierselbst ist gestern Abend bis ans
den Grund abgebrannt. Der Schaden be
trügt HB,OOO, Versicherung H 5,000.
Llano, Ter., 29. März.
Gestern früh hat in hiesiger Stadt eine
Feuersbrunst eine Reihe Kaufläden voll
ständig eingeäschert. Der Schaden soll
05,000 Dollars betragen. Das Feuer ist
angelegt worden.
Des Moines, Ja. 29. März.
Eine heute Vormittag um Zehn in
Grinnell durch Erplodiren eines Gasolin
osens verursachte Feuersbrunst äscherte die
Ensnanger'sche Wäscherei, eine Futter-
Handlung und eine Schmiede ein. Die
Flammen sind gegenwärtig bewältigt.
Bluffen hängen.
Harrisbur g, Pa., 29. März.
Der Begnadigungsrath hat das Gesuch
von Joseph D. Drinker um Begnadigung
abgewiesen. Drinker war in Susquehanna
County des Mordes überführt worden.
Ein Gleiches geschah mit dem Gesuch des
Fraucnmörders Dennis Cloonen von
Allegheny County. Der Letztere wird sein
Verbrechen am 0. April am Galgen büßen.
Große Airche in Asche gelegt.
Baltimore, Md., 29. Mürz.
Heute wurde die Protest. Episcopalkirche
St. Barnabas, Ecke Biddle Str. und Argyle
Ave., vollständig durch Feuer zerstört. Der
Rector Joseph F' Fletcher giebt den Ver
lust auf etwa HOO,OOO an.
Chicago, Mittrooch» 29. Mäv; 1893.
Bereits wieder iu Haft.
Der INuttermörder; Latimer nach vierzigstün
diger Freiheit wieder einnefangen.
I
Jackson, Mich., 2S. März,
Die erste Nachricht von der Einsaugung
des Multermörders Latimer traf in Jackson
gestern Abend um zehn Uhr ein und ver
ursachte natürlich eine gewaltige Aufregung.
Allenthalben wird von einem Lhnchgericht
gesprochen, und bei dem Western Union
Telegraph-Bureau und beim Gefängniß
hatten sich entrüstete Menschenmassen ver
sammelt, so daß es um die Sicherheit des
Schurken nicht gerade zum Besten steht.
Der geflüchtete Sträfling wird von Jcrome
in Hillsdale County in einem Wagen hier
hergeschafst.
Die Gefängnißbeamten sind telegraphisch
benachrichtigt worden, und stark bewaffnete
Wachen sind zu seinem Empfang bereit.
Auch die Polizei ist aus dex Huth und der
Sheriff hat sich mit einer Hülfsmannschast
versehen. Trotzdem wird befürchtet, daß
die Wuth der 'Massen sich zu solcher Höhe
gesteigert hat, daß alle Vorsichtsmaßregeln
den Mordbuben nicht zu schützen im Stande
sein werden.
Jerome ist eine ganz kleine Ortschaft,
und die Einzelheiten über den Fang sind
noch sehr unvollständig, aber es heißt, daß
die Persönlichkeit Latimer's vollständig fest
gestellt ist, da sich an seiner Kleidung seine
Gefängnißnummer 4578 befand.
Seine Einfangung fand folgendermaßen
statt; Latimer's Füße waren, da er nur
Filzschuhe anhatre, durch das vierzig Stun
den lange Umherwandern so wund gewor
den, daß er es schließlich vor Schmerz nicht
mehr aushalten konnte und selbst auf die
Gefahr hin, entdeckt zu werden, beschloß,
sich ein Paar Schuhe zu kaufen. Deshalb
betrat er in Jerome einen Schubladen, und
während er sich dort ein Paar Schuhe aus
suchte, wurde er erkannt. Als er die ihm
drohende Gefahr bemerkte, rannte er aus
dem Laden und dem Eisenbahngeleise ent
lang, scharf verfolgt von der aufgeregten
Menge. Bei seinem geschwächten Zustande
fiel er seinen Verfolgern schleunigst in die
Hände, woraus er in einen Wagen gepackt
wurde, der sofort unter starker Bedeckung
nach Jackson absuhr.
Es ist jetzt durch die Analyse des Magens
des Gesängnißwürters Haights mit Be
stimmtheit festgestellt, daß derselbe mit
Cyanlali vergiftet wurde, das dem Mord
gesellen Latimer von dem Apotheker E. T.
Webb, 101 East Main Str., geliefert wor
den war. Dies war jedoch erst auf besondere
Empfehlung des Gesängnißclerks Taber
geschehen, welcher dem Apotheker die Ver
sicherung gegeben halte, daß Latimer das
Gift nur für photographische Zwecke ver
wenden wolle.
lerome, Mich., 29. März.
Es war etwa neun Uhr gestern Abend,
als ein Mann in einen hiesigen „Counlry
laden" trat und ein Paar Stiesel zu kaufen
wünschte. Ein junger, in der Nähe stehen
der Mann, flüsterte dem Clerk zu: „Das
ist Latimer". Der Clerk war sprachlos vor
Schreck, und bat den Mann, welcher Lati
mer erkannt hatte, seinen Vater zu rufen.
Das geschah. Zu gleicher Zeit jedoch ver
ließ Latimer, da er bemerkt hatte, daß er
erkannt sei, den Laden, nachdem er ein
Paar billige Stiefel, ein Paar Strümpfe
und ein Paar lederne Handschuhe gekauft
hatte. Er ging an zwei Läden vorbei, be
trat das Bahngeleise, verfolgte dasselbe eine
Strecke weit, und machte dann denselben
Weg zurück bis dahin, wo die Bahn nach
Hudson abzweigt, auf welcher er Weiler
ging. Er lies nicht, hielt aber einen guten
Schritt ein.
Nachdem sich die Bestürzung der Leute
im Laden gelegt hatte, machten sich die
beiden jungen Leute aus den Weg, und
überholten Latimer in kurzer Zeit. Sie
gingen eine Strecke weit mit ihm, wagten
aber nicht, ihn festzunehmen, als der Kon
stabler, welcher sich ebenfalls zur Verfol
gung aufgemacht hatte, angesahren kam,
anhiclt, Latimer auf die Schulter klopfte
und sagte: „Sie sind Latimer und ich ver
hafte Sie."
„Wer ist Latimer? entgegnete der Flücht
ling ohne sichtliche Erregung.
„Sie sind Latimer, und ich verhafte
Sie."
„Ich habe niemals, soviel ich weiß, von
Latimer gehört," sagte der Sträfling. Er
leistete nicht den geringsten Widerstand,
und ging mit den Leuten ruhig die andert
halb Meile nach der Ortschaft zurück. .Er
war vollständig erschöpft und Hütte bei dem
besten Willen nicht den geringsten Wider
stand leisten können.
lerome, Mich., 29. März.
Als Latimer für die in dem Laden ge
kauften Sachen bezahlte, holte er eins von
den Fünf-Dollar-Goldstücken heraus, welche
er dem George Haight aus der Tasche ge
nommen hatte. Latimer winde an seinem
gestreiften Hemde erkannt, das er zu ver
decken suchte, und an seinenGesängnißhosen.
Einer der Leute, die ihn gefangen nahmen,
sagte: Latimcr war nicht im mindesten
erregt, als er glaubte, daß er erkannt sei;
er sprach langsam, wechselte in aller Ruhe
sein Goldstück und ging langsam aus dem
Laden. Es ist ein ganz verteufelter Kerl.
Jackson, Mich., 29. Mürz.
Während der Fahr: von Jerome machte
Latimer einem der Leute, die ihn fcstgenom
men hatten, dem T. I. Lowrey, folgende
Mittheilung: „Ich beabsichtigte fortwäh
rend, meine Flucht zu bewerkstelligen. Ich
machte mich mit den Mitteln bekannt, welche
am schnellsten wirken, hatte aber niemals
die Absicht, Jemanden zu tödten. Ich stu
dirtc medizinische Bücher über die Wirkung
von Giften und fand, daß Blausäure, bis
zu einem gewissen Grade verdünnt, eine
schnelle und sichere Wirkung habe. Ich
wollte eine Mischung Herstellen, um die
Wächter eine Stunde lang bewußtlos zu
machen. Kein einziger Wächter kannte
meine Absicht, und nicht einen einzigen Ge
fängnißbeamten kann der geringste Tadel
über die Angelegenheit treffen. Es thut
mir leid, daß Haight todt ist; ich wollte ihn
und Gill nur krank machen und habe die
Mischung wahrscheinlich zu stark gemacht.
Die Beamten können sich, wenn sie die
Bücher in meiner Zelle ansehen, in denen
ich nachforschte, wie Blausäure zil verdün
nen sei, davon überzeugen, daß ich die
Wahrheit sage.
Die Geschichte von dem in Rhode Island
vergrabenen Gelde habe ich nur erfunden,
um Gill's Interesse zu erregen; ich sah, daß
er sie glaubte, und deshalb habe ich ihn im
mer wieder davon unterhalten.
Wie Latimcr weiter erzählte, hatte er die
Kleider von einem Manne in der Nachbar
schaft von Jackson bekommen. Am Mon
tag war Latimer in der Nähe von Horton
in einen Sumpf geralhen, und indem er
von Baumstamm zu Baumstamm sprang,
war er ausgcrulscht und hatte sich den Fuß
verstaucht. Eine Zeit lang lhat ihm der
Fuß so weh, daß er kaum mehr vorwärts
konnte. Mit Mühe und Nolh arbeitete er
sieh aus dem Sumpfe heraus und stieß auf
eine Art Lagerplatz. Daselbst fand er einen
alten Blechkessel vor, machte Feuer an und
machte in dem Kessel Wasser heiß; dann
riß er das Futter aus seinem Rock und
machte sich damit warme Aufschläge auf
den Knöchel. Während er noch damit be
schäftigt war, sah er einen Menschen aus
dem Walde herankommen, der eine Büchse
trug. Latimcr hatte kaum Zeit, sich in
einem hohlen Baume, der dort stand, zu
verbergen und das Weggehen des Fremden
abzuwacten.
Der Fremde erblickte das Feuer und kam
heran. Er bemerkte in dem weichen Boden
die Fußtapfen Latimer's und bückte sich
nieder, um sich dieselben näher anzusehen.
Dabei war ihm das Gewehr hinderlich, und
er stellte dasselbe an den Baum und begab
sich dann in den Sumpf. Der Fremde war
kaum außer Sicht, als Latimer aus den:
hohlen Baume hervorkroch, das Gewehr er
griff und so schnell, als seine Füße ihn zu
tragen vermochten, in dem Walde ver
schwand. Das Gewehr schleppte der Flüch
tling 3 Stunden lang mit, bis es ihm zu
schwer wurde und er es unter einer Brücke
versteckte.
In Jerome war Latimer dem Richter
Lynch nur zur Noth entgangen und hatte
er seine Rettung lediglich dem kräftigen
Einschreiten Lowrey's zu verdanken.
In Bezug auf die Vorgänge am Sonntag
Abend ließ sich Latimer folgendermaßen
vernehmen: Gill erlaubte mir, Haight von
unserem gemeinsamen Lunch etwas zu
bringen. Ehe ich es demselben brachte,
machte ich Limonade zurecht und that
Opium und Blausäure darein. Dieses
Getränk reichte ich Haight durch's Gitter,
und nachdem er davon getrunken, ging ich
nach unten und gab auch Gill seinen Theil;
denn es war meine Absicht, sie beide gleich
zu behandeln. Das Klappern mit dem Ge
schirr war es, was meinen Plan vereitelte;
dadurch wurde nämlich Rice herbeigesührt
und Alles durcheinander geworfen.
Haight war damit stille gemacht, wäh
rend Gill sich kaliist zu rühren vermochte,
und wenn das Klappern des Geschirrs nicht
gewesen wäre, wäre alles nach Wunsch ge
gangen. Ich hätte dann die Wachen einge
schlossen und das Gefängniß mit einer Reise
tasche, in der sich 2 Revolver und ein guter
Anzug befand, verlassen, und ich wäre, ehe
man mich hätte verfolgen können, 200
Meilen weit voraus gewesen.
Ich sagte also dem Rice, ich hätte nach
dem Gefängnißverwalter geklingelt, um
Haight beizustehen und ließ ihn bei dem
Sterbenden zurück, während ich selber nach
der vorderen Thür eilte, dieselbe aufschloß
und in's Freie trat.
Gestern Abend hatte in der Nähe von
Jerome eine gewisse Frau Tryon den
Flüchtling in ihrem Hause gespeist. Seine
Gefangennahme schrieb Latimer einzig und
allein der Fußverstauchung zu.
Jackson, Mich., 29. März.
Es war bereits nach Mitternacht, als sich
die Leute von Jerome mit ihrem Gefange
nen aus den Weg nach Jackson machten.
Sie wollten ihm die Hände binden, aber er
bat, daß sie ihm lieber die Füße binden
möchten, weil ihm die Hände sonst kalt
würden. Schließlich ließ man ihn unge
fesselt. Unterwegs erzählte er seinen Wäch
tern die bereits mitgetheilte Geschichte seiner
Flucht. Der Wagen fuhr, in Jackson an
gelangt, am östlichen Gefängnißthor vor.
Die Scene bei der Ankunft des Wagens
war eine eigenthümliche; sobald der Wagen
hielt, sprangen die Wächter mit ihrem Ge
fangenen herab, und Latimer wurde sofort
in das Innere des Gefängnisses gebracht.
Er war rubig und gefaßt, und als man
ihm sagte, daß er schneller gehen solle, er
widerte er einfach: „011. 11 m ull isilchl,"
als ob ihm die Sache wenig oder gar nichts
anginge. Als der Clerk Taber hinzntrat,
sagte Latimer: „Sobald es angeht, möchte
ich Sie sprechen"; worauf Taber, bleich vor
Wuth, erwiderte: „Jawohl, ich habe mir
schon gedacht, daß Sie mich zu sprechen
wünschten." Darauf verschwand Latimer
im Innern des Gefängnisses.
Wieder in Amt und Würden.
St. Louis, 29. März.
Gleich nach Ostern wird der Pfarrer F.
R. Kuhlmann, der frühere Geschäftsführer
des hiesigen Blattes „Church Progreß and
Catholic World," und Pfarrer an einer
Kirche inMitchell, Jll., welcher vom Bischof
Ryan in Alton seines Amtes enthoben
worden war, nach St. Louis zurückkehren,
und in die Rechte eines Geistlichen wieder
eingesetzt werden. Er halte sich über ein
Jahr in Nom ausgehalten, wo sein Fall
in Berathung gezogen und zu seinen Gunsten
entschieden wurde. Pfarrer Kuhlmann
wird jedoch in der Diocese Alton keine
Psarrstelle übernehmen. Kürzlich befand
sich der Pfarrer F. R. Ahue von Bayonne,
9t. 1., welcher bei dem Streite über das
Pfarramt der katholischen Kirche in Mitchell
der Hauptbeiheiligle war, in St. Louis.
Derselbe äußerte sich dahin, daß er lieber
seines Amtes enthoben sein wolle, als dem
Befehl des Mgr. Satolli, in englischer
Sprache zu predigen, nachzukommen.
Will sich zur Ruhe setzen.
NcwYork, 29. März.
Wie der Herald sagt, wird sich William
C. Whitney gleich nach der Beendigung sei
ner Kreuzungsfahrt vom Geschäfte zurück
ziehen. In Folge des Todes der Frau
Whitney scheint er seine Zukunftsplänc
vollständig geändert zu haben.
Dampfer angekommen.
99t oville, 29. März.
Der Dampfer „Devonia" von Glasgow.
S o u t h a m p t o n, 29. März.
Der Dampfer „Lahn" ist heute früh um
Drei von New Bork in Southampton an
gekommen und nach Bremen weiterge
fahren.
New Bork, 29. März.
Angekommen sind hier die Dampfer
„Teutonic" von Liverpool, „Ncderland"
von Antwerpen, „Cufic" von Liverpool.
Die Mitchell Ward Tragödie.
Der Prozeß gegen Lillie Johnson
niedergeschlagen.
Das Beweismsterial gegen sie allzu dürftig.
Memphis, Tenn., 29. März.
Der berühmte Mitchell-Ward-Mord
prozeß ist heute endgültig erledigt worden.
Bekanntlich wurde Alice Mitchell, die ihre
frühere Busensreundin Freda Ward erstach,
nach einem sensationellen Prozesse für
wahnsinnig befunden und daraufhin in der
Staats-Jrencmstalt nntergebracht. Gegen
Lillie Johnson, ebenfalls eine Freundin
Freda Ward's, wurde die Anklage erhoben,
bei der Ermordung passiven Beistand ge
leistet zu haben.
Da die Uebersührung des Mädchens im
Voraus sehr zweifelhaft erschien, kam der
Fall nie zur Verhandlung; nichtsdesto
weniger aber weigerte sich der Richter
Dubose, denselben vom Gerichtskalendcr zu
streichen. Vor Kurzem wurde der Richter
wegen Amtsmißbrauchs abgesetzt und an
seiner Stelle Richter Scruggs ernannt.
Dieser trat heute sein Amt an. Seine erste
Handlung war die Niederschlagung der An
klage gegen Lillie Johnson. Damit ist die
Tragödie, sowie die Gerichte dabei in Be
tracht kommen, abgeschlossen.
Aus San Domingo.
Präsident Hereaux leistet den Hayti'schen Re
volutionären Vorschub.
Kingston, Jamaica, 29. März.
Das Ver. Staaten Kriegsschiff „Kear
sarge" ist gestern Abend von San Domingo
dahier eingctrofsen. Die Offiziere berich
ten, daß die Ruhe dort wieder völlig herge
stellt sei. Vor einigen Tagen soll der Prä
sident Hereaux von Amerika aus eine be
deutende Sendung von Waffen erhalten
haben, welche angeblich für die auf den
Sturz des Präsidenten Hippolyte von
Hayti Lhinarbeitenden Revolutionäre be
stimmt sind.
Beide I. G. Blaine's jr. unter ärzt
licher Behandlung.
Philadelphia, Pa., 29. März.
Es ist wohl als ein merkwürdiger Ausall
zu betrachten, daß die zwei einzigen Enkel
von I. G. Blaine, welche seinen Namen
führen, sich zu gleicher Zeit unter ärztlicher
Behandlung befinden. Es wurde bereits
telegraphisch gemeldet, daß ein kleiner I.
G. Blaine jr. im Hotel New Bork, N. 9).,
krank darnieder liegt, aber es war nicht be
kannt, daß das Kind der Frau Emmons
Blaine, ebenfalls ein kleiner I. G. Blaine
jr., sich seit einiger Zeit unter der Behand
lung des Dr. Pepper in Philadelphia be
findet. Der Junge scheint nicht ernstlich
krank zu sein, aber er ist für sein Aller
ungewöhnlich groß und stark, und Frau
Blaine hält diese allzu starke Entwickelung
für unnatürlich.
Heirath mit Bindernissen.
Kansas City, 29. März.
Gestern Nachmittag hat sich Frl. Joli,
die Tochter eines reichen Bürgers in Brook
lyn, N. B-, mit S. I. Thompson, dem
Sohne des „Duke os Gloucestcr", Eigen
thümer der Rennbahn in Gloucestcr, NN)-,
verheirather, und gleich darauf reiste das
junge Paar nach dem Jndianergcbict ab,
wo Thompson als Schatzmeister der „U.S.
Pioneer Lead L Zinc Co." angcstellt ist.
Es war dies eine Heirath mit Hinder
nissen, denn da Frl. Joli eine Protestantin
und Thompson Katholik ist, wollte des letz
teren Vater nichts von der Sache wissen,
und schickte seinen Sohn nach den: Westen.
Die jungen Leute corrcspondirlen jedoch
fleißig und nach einigem Zureden kam die
junge Dame endlich nach dem Westen,
woraus gestern Hochzeit gemacht wurde.
will nicht mit der Sprache heraus.
Bedsord, Pa., 29. März.
John M. Reynolds, welchem angeblich
das Amt des Hülfs-Secretärs des Innern
angeboten worden ist, reiste heule nach dem
Osten ab. Er bestätigte weder das Gerücht,
noch stellte er dessen Begründung in Ab
rede. Thatsache ist, daß Herr Reynolds
unlängst nach Washington berufen wurde
und mit dem Secretär des Innern, Hoke
Smith, eine längere Unterredung Halle.
Neue Postmeister.
Washington, 29. März.
Der vierte Untergeneralpostmeister Mar
well hat heute 49 Postmeister vierter Klasse
ernannt.
Lin bekannter Fabrikant gestorben.
Rahway, N. 1., 29. März.
Heute Morgen starb im Alter von 78
lahten Jonathan Woodruff in seiner hiesi
gen Wohnung. Der Verstorbene war seit
vielen Jahren ein angesehener Wagenfa
brikant, und im ganzen Lande wohlbekannt.
Vor dem Rebellionskriege halte er eine
große Wagenniederlage in Memphis, Tenn.
Frau Gen. Wussey, Advokatin.
Washington, 29. März.
Nachdem der Ausschuß, welchem das Ge
such der Ellen S. Müssen, Wiltwe des
früheren Generals R. D. Müsse«, von
Ohio, um Zulassung zur Advokatur im
Bezirk Columbia, günstig darüber berichtet
hatte, hat der Gerichtshof gestern die Zu
lassung der Frau Mussey zur Advokatur
verfügt.
Wesserduell in einer Hoielküche.
Hot Spring, Ark., 29. März.
Ein Koch des Hotels Hay, Namens John
Smith, und George Haney, ein sarbiger
Aufwärter fochten gestern in der Küche des
Hotels ein Duell auf Messer aus, Smith
bediente sich dazu eines Fleischermessers,
während Haney ein großes Taichenmesser
als Waffe benutzte. Beide zerfleischten sich
in der gräßlichsten Weise.
Ls fehlen ihm nur etwa Hfl,ooo.
Santa Fe, N. M., 29. Mürz.
Der Vertreter des General-Landamtes,
John F. Majow von Nebraska, ist von
Roswcll, wo er die Bücher des verdufteten
Einnehmers Frank Lesnct untersucht hat,
hier angekommen. Er ermittelte dort mit
Hülse eines Sachverständigen, daß zwischen
HlO und HIIMO in der Kasse fehlten.
Ureis 1 Cent.
Teuer uuf einem Schiffe.
Der Dampfer „Benango" auf hoher
See beinahe verbrannt.
Mehrere Schiffsbedienstete erleiden Brandt
wunden.
New Dort, 29. März.
Der gestern Abend dahier eingelrosfene
englische Dampfer „Venango" wäre um ein
Haar aus hoher Lee durch Feuer zerstört
worden. Am Abend des 21. d. Ni., wäh
rend sich der Dampfer etwa balbwegs zwi
schen Europa und Amerika befand, stürzte
in Folge der heftigen Bewegungen des
Lchistes in sehr stürmischer Lee in dem Sa
lon eine Lampe zu Boden, wobei das Pe
troleum erplodirte.
Im Nu stand das ganze Gemach in
Flammen. Nur der gewaltigsten Anstren
gungen des Kapitäns und der Mannschaf
ten ist die Rettung des Dampfers zu ver
danken; die Kajüte und mehrere Schlaf
räume brannten völlig ans. Der Schaden
beträgt mehrere lausend Gulden. Der
erste Steward und mehrereMalrosen erlit
ten schmerzhafte Brandwunden.
Bedeutender Rnterschleif.
Folgen von Wetten, faulen Spekulationen
und zu gutem Leben.
Buffalo, 9k. B-, 29. März.
Charles Thomes, der hiesige Geschäfts
führer der „American Preservers Co." ist
unter Zurücklassung eines Brieses, worin
er eingestellt, daß er ein Betrüger ist, ver
schwunden. Der Betrag des llntcrschleifes
beläuft sich aus HlO bis H 20,000.
Es heißt, daß die Bankbücher nicht ge
funden werden können, und man glaubt,
daß er sie mitgenommen hat. Thomes bat
ausschweifend gelebt, viel aus Rennbahnen
gewettet und auch spekulirt. Die Haupl
ofsice des Geschäftes befindet sich in Chicago.
Lr-Longreßabgeordneter Stump
Zum Vorstand des Bureaus für Linwande
rungswesen ernannt.
Washin gto n, 29. März.
Der frühere Congreßabgeordnete Herman
Stump von Marpland ist zum Vorstand
des Bureaus für Einwanderungswesen er
nannt worden. Stump ist ein in Hartford
County, Md., ansässiger wohlhabender
Farmer. Er besitzt eine sehr umfassende
Bildung. Während der 70er Fahre gehörte
er dem Marylander Senat an .und war im
Jahre 1880 dessen Präsident. Im 51. und
52. Congreß hat Stump sehr cin.g für die
Verbesserung des Einwanderungswe'cns
agilirt.
Bedeutender Streik.
Elizabeth, N. 1., 29 März.
Henle morgen legten 75 Arbeiter der
„Worlhington Pump Works" die Arbeit
nieder, weil sich die Firma geweigert halte,
einen nicht zur Union gehörenden Arbeiter
zil entlassen. Es sind 400 Personen in der
Fabrik beschäftigt, und wenn die Streiken
nicht zur Arbeit zurückkehren, oder iln -
Plätze anderweitig besetzt werden, so wird
die Fabrik möglicherweise ihre Tbätiakcit
einstellen.
Durch den Schlag eines Btaulesel
kurirt.
Philadelphia, Pa., 29.März.
Clwood Truar in Haddonfield, 9t. 1.,
welcher sein Lebenlang schielte, ist aus eigen
thümliche Weise von diesem Leiden befreit
worden. Vor drei Wochen wurde il,m von
einem Maulesel das Auge ausgcschlagen,
so daß es vollständig aus der Augenhöble
hcrausgetrieben war. Ein Arzt setzte das
Auge wieder ein, und legte einen Verband
an. Als gestern der Verband entfernt wurde
stellte es sich heraus,daß dasSctsielcn beseitig
war, und daß der Mann durch den Schlag
des Maulesels von seinem häßlichen Leiden
vollständig kurirt worden war.
Der einzige Eisenhammer im Lande
in Flammen.
Hayleton, Pa., 29. März.
Der Core'sche Eisenhammer in.Oneida
steht in Flammen, und es scheint keine
Aussicht da zu sein, des Feuers Herr zu
werden. Das Gebäude wurde mit einein
Kostenaufwand von einer viertel Million
Dollars errichtet, und es war dies die ein
zige derartige Anlage im Lande.
lDird vorläufig nicht angenommen.
Ottawa, Ont., 29. Mä.z.
Heute früh wurde mitgetheilt. daß der
französische Vertrag während dieser Sitzung
nicht zur Annahme gelangen wird.
Fertig für den Dienst.
O u e b e c, 29. März.
Der Fischereikreuzer Constance hat sein
Winterquartier verlassen und ist in Dienst
gestellt woiden. Gestern nabm er seine
Bemannung an Bord und heule wird er
vollständig mit Lebensmitteln und Muni
tion ausgerüstet werden.
Blochte sie näher haben.
S. W. Burnham, ein früherer Angestell
ter auf Lick's Sternwarte, wurde heute be
fragt, was er von dem Project Halle, das
Berkes'sche Teleskop in Lake Gencva aufzu
stellen. Er antwortete: „Aus Bcquemlich
keitsrücksichtcn würde ich einen Ork mehr
in der Nähe von Chicago, sagen wir 20
Meilen, vorgczogen haben. Die Obscrva
tionsarbeiten werden häufige Fahrten nach
Chicago nothwendig machen und es würde
daher eine kürzere Strecke vie .-Zeit erspart
haben. Vom rein astronom -chem Stand
punkte aus, ist Lake Geneva jedoch wolst der
passendste Ort, den mann Wnerhalb suo
Meilen von Chicago hätte finden können.
Gestern Abend zwischen 6 und 7 Uhr
erschien Lizzic Batava in der Wirtb'chcstk
von James Craig, 452 Stali Straße, ünd
ließ sich ein Getränk geben, womit stc sich
in ein Nebenzimmer begab. Niemand
kümmerte sich um sie, bis oer Kellner zu
fällig die Thür öffnete und - ie Leiche er
blickte. Polizist 99kcNulty wurde berbei
geruscn und der zur Hilfe gerufene Arzt
erklärte, daß ein Herzschlag torliege. D e
Verstorbene war etwa 30 Jahre all und er
freute sich keines guten Rufes.

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