Newspaper Page Text
Städtisches. Eigentümliche Scheidungsklage, Die Advokat Tripp mit einer Gegenklage beantworten wird. Am Donnerstag reichte William Käm merer, ein ehemaliger Bühncnsänger, jetzt Agent für die Tncher'sche Bierbrauerei, im Krcisgcrichl eine Scheidungsklage gegen seine Gattin Gussic Kämmerer ein. In seiner Klage behauptet Kämmerer mit dür ren Worten, daß seine Gattin Gussie, die eine Tochter der bekannten Hebamme Frau Auguste Hinz ist, seit drei Jahren mit Ar nold Tripp, dem bekannten Anwalt und Ex-Atderman, in wilder Ehe znsammen lebc und sogar den Namen desselben ange nommen habe. Kämmerer behauptet ferner diese seine Behauptungen hat er jedoch nicht in seiner Scheidungsklage niedergelegt daß Tripp, den Gussie Rümmerer un Jahre 1891 mit der Fnbrnng ihrer Scheidungsklage betraut hatte, ans irgend einem Grunde es unter ließ, die Scheidung zn erwirken, Gussie aber dann unter der Angabe, daß sie von Kümmerer geschieden sei, veranlaßt habe, mit ihm zusammen zu leben. Diese Ent deckung behauptet Kämmerer vor Kurzem gemacht zn haben, als er sich wieder zn ver heirathcn anschickte. Ein Berichterstatter des „Abendblatt" suchte heute Vormittag Herrn Tripp in sei ner Office im Kcdzie-Gebünde auf und er hielt von demselben eine wesentlich andere Darlegung der Sachlage. Aus seinen Büchern wies Herr Tripp nach, daß er die Scheidungsklage Gussie Kümmerer gegen William.Ztäminercr am 29. Mai 1891 im ui Cook County unter der Aktennnnuner 91,527 anhängig machte, und daß Gussie Kämmerer am 6. August 1891 gegen ihren Gatten ans Grund von Verlassene ein Scheidungsdekret erhielt. Eine weitere Behauptung Kümmcrcr's, daß Tripp von seiner ersten Gattin nicht geschieden sei, widerlegte Herr Tripp mit folgenden Ausführungen: „Ich wurde von meiner ersten Gattin vor etwa 4 Jahren geschieden und sie er hielt als Alimente das Hans No. 596 Dearborn Ave., sowie 460 monatlich, welche Alimente .ich regelmäßig bezahlt habe. Mit meiner jetzigen Gattin Gussie verheirathete ich mich am 80. April vor zwei Jaoren, und sie ist seitdem meine Gattin geweten." Tie Scheidungsklage Kämmcrer's wird Tripp zunächst damit beantworten, daß er den Nachweis erbringen kann, daß Gussie Kümmerer seit dem 6. August 1891 von William Kümmerer geschieden ist. Ans dieses Argument hin wird die Klage Küm merers ohne Weiteres niedergeschlagen wer den. Dann wird Herr Tripp gegen Kämmerer unter der Anklage der böswilligcnVerleum dnng und Verfolgung Vorgehen. Er macht Kämmerer auch für die Versendung jenes Eircnlars kurz vor der Stadtrathswahl verantwortlich, in welchem die Behauptung ausgestellt war, daß er, Tripp, seine Gattin verlassen habe und zu einer anderen .Frauensperson in ehebrecherischen Be ziehungen stehe. Die alte Geschichte. Weil er sie nicht liebt, wollte sie nicht mehr leben. „O mein Gott, er liebt mich nicht!" war der Schincrzensruf, mit dem Amy Thurber gestern Nachmittag in ihrem Zimmer in Watlerson Hall, Sycamore, Jnd., bewußt los zu Boden sank. Eine Lehrerin, die in der Nähe weilte, halte die verzweifelten Worte vernommen ; sie eilte herbei und fand Fräulein Amy besinnungslos ans der Erde liegend ans. Der Pflegevater, Herr N. Scott, ein wohlhabender und angesehener Bilderhändlcr ans Chicago, wurde benach richtigt und kam zur Stelle. Dr. Stnbbs war unterdessen geholt worden und ihm ge lang es, das junge Mädchen wieder zur Besinnung zu bringen. Es stellte sich her aus, daß sie Gilt zn sich genommen Halle. Ihre rechte Hand hielt sre krampfhaft zu sammengebaltt. Als man dieselbe gewalt sam öffnete, siel ein znsammengeknitterles Brieschen zur Erde. Ein flüchtiger Blick daraus genügte, um den Anwesenden Alles zn erklären. Es war eben die alte Geschichte: Sie halte mit der ganzen Glnth ihres jungen Herzens ge liebt und e r war ihr untren geworden. Wer er sein mochte oder wo er zu finden gewesen märe, das wußte Niemand su sa gen. Amy war stets eine gute, fleißige Schülerin gewesen und nie war ein Ster benswörtchen betreffs dieser heimlichen Liebe über ihre Lippen gekommen. Nun liegt sie, zwar durch ärztliche Hilfe von einem schrecklichen Tode, den das Gift zur Folge gehabt hätte, gerettet in ihrer Woh nung, No. 8161 Groveland Ave., wohin sie sofort befördert wurde, schwer krank dar nieder, und ihr Herz scheint gebrochen. Hof senilich wird sic sich von ihrer Enttäuschung bald erholen. Verunglückte Glaubensheilkur. Homer Harrison, der achtjährige Sohn des Rev. S. T. Harrison ans Lanark, JU., starb am letzten Mittwoch in 6086 Edgerton Ave., dem Hanse des „Rev." Jolm Alexan der Dowie, des Präsidenten der Inter nationalen Glaubensyeil-Gesellschaft. Der kleine Harrison war mit einem großen Geschwulst an der rechten Seite und einem kleinen am Halse behaftet. Seine Ellern hatten bereits verschiedene Aerzte zn Nathe gezogen, doch hatten diese das Ge schwulst für unheilbar erklärt. Vor etwa dre: Wochen brachten die Eltern den Knaben zu Dowie, welcher sofort erklärte, daß der Knabe genesen würde. Die Wnnderkraft des Glanbensheildottors schien aber wir kungslos, denn am letzten Mittwoch wurde der Knabe von seinen Leiden durch den Tod erlöst. Rev. Dowie weigert sich, über den ,4 Odessas! in seinem Hanse irgend welche Auskunft zu geben. Eine Untersuchung wird vielleicht zur Folge haben, daß ihm Ausübung seiner Heilmethode von der untersagt wird. Michael Fewer, der Wirth, welcher den Alb. Mnlvihill im Monat Januar er schoß, wurde gestern von der Anklage des Mordes Jreigesprochen. Die Jury nahm an, daß Fewer's Revolver durch einen Zu fall losging. -- Zwei maskirte Räuber betraten gestern Morgen zur frühen Stunde die Wirtl,schaff von Frank Reynold's, No. 332 vc. killte Straße und erbeuteten, indem sie dem Wirth und feinen Gästen Hill, Porter und MeNeil, ihre Revolver vorhiellen, im Ganzen 41.>0. Sie sperrten dann ihre Opfer in den Keller und liefen davon. Imei Streiks beendet. Der Vluntberstrei? siegreich für die . Union. Der Streik der Ei garrenmacher von Vallens öc Eo. siegreich für die „Bosse." Die Belagerung von Shermerville. ~Gen eral" UlcEann durchschaut eine Zusam menkunft von Arbeiterführern. Dieses Mal haben sich die schiedsrichter lichen Verhandlungen zwischen den Aus schüssen der streikenden Plumbergehülten und der Master Plumbers Association nicht zerschlagen, sondern zu einem günstigenNe sultat, d. b. zur Beilegung des Streiks ge führt. Wir berichteten gestern bereits, daß, nachdem beide Theile ein wenig nachge geben, ein Abkommen getroffen wurde, durch welches der Streik beendet werden könne.. Alles was zur Erreichung dieses Endresultates zu thun übrig blieb, war die Ratifieirung des Abkommens durch die Massenversammlungen der Streiker und „Bosse." Dies geschah gestern und somit gehört der Streik zu den gewesenen Dingen. Etwa 1200 Plumbergchülfen werden heute oder morgen die Arbeit wieder ausnehmen. Im Ganzen genommen muß man aner kennen, daß sich die streikenden Plumber gehülsen recht gut gehalten batten, nicht gc wallthätig waren und siegreich aus dem Kampfe mit den reichen „Bossen" hervor gingen. Denn die Hauptforderungen: 48.75 Tageslohn bei Bstündiger Arbeitszeit,' Wciterstellung der Löthöfen durch die„Bosse" und Anstellung einesUnionplumbergehülfen zur Ucberwachung von Arbeiten, die von mehr als zwei Mann auszuführen sind, wurde, wenn auch widerwillig, von den Arbeitgebern anerkannt. Dagegen standen die Gehülscn von der Forderung ab, daß denjenigen, die außerhalb der Stadt zn ar beiten hätten, die Reise und 11 Tagelohn zu bezahlen und bei Reisen während der Rächt ein Schlaswagentickct zu liefern wäre. Die Reisezeit wird nur ei,tsach bezahlt. Außerdem verpflichtet sich die Plumberge- Hülsen-Union alles auszubieten, um den „Bossen" event. einen Ersatz für die Ver luste zu beschaffen, die durch die Nachlässig keit und Unfähigkeit der llinoiiaiigehörigen bei Arbeiten entstehen könnten. Ferner kamen beide Theile überein, alle Differenzen zwischen Arbeit-Geber und -Nehmer fortab durch ein gemeinsames Schiedsgericht zu schlichten, keinen Streik oder „Lockout" zu inscenircn, bevor nicht die'gegenseitigen Klagen dem Beschwerde- oder schiedsrichterlichen Konnte zrir Prü fung unterbreitet worden wären. Ein ge meinsames Coinite soll einen Entwurf zur Erledigung der Lehrlingsfrage ausarbeiten und denselben vor dem 15. September den beiden Vereinigungen zur Ratifieirung un terbreiten. DaS neue Uebereinkoinmen, das einer nahezu bedingungslosen Kapi tulation so ähnlich sieht, wie ein Ei dem anderen, bleibt bis zum 81.März 1896, also 2 Jahre, in Kraft. Im Hauptquartier der Plumbergehilfen herrschte gestern eitel Jubel und dem Streiknusschuß wurde all gemeine Ancrckennung für die Führung des Streiks zll Theil. Die Anstreichergetfflfen. Die streikenden Anstreicher geben sich der Hoffnung hin, daß die mächtigen Einflüsse, die für Beilegung des Plumbergehilfen- StreikS sich bemerkbar machten, auch ihnen zu gute kommen werden. Auch ihre Führer sind zur Einsicht gekommen, daß man durch kleine Nachgiebigkeit mehr erreichen kann, als durch Heftigkeit und Eigensinn. Außerdem haben die streikenden Painter noch mit einem ganz anderen Factor zu rechnen, als die Plumber. Diese halten keine Konkurrenz; außer den Union- Plmnbcrs existirt hierorts keine andere Vereinigung von Plnmbern. Anders sicht es dagegen mit den Anstreichern ans. Deren haben wir hier etwa 4000 von der Brotherhood und 1000 von der „Indepen dent Union". Da das „PaintcrS Council" keinen allgemeinen Streik der Brotherhood- Unionen angeordnet, sondern nur aus 5 bis 7 Werkstätten ihre Angehörigen, etwa 15 Mann, zur Niederwerfung ihrer Arbeit veranlaßlen und diese Stellen angeblich durch Jndependenl-Leule besetzt seinffollen, so ist an einen endlichen Erfolg des Sreikes schwer zu denken. Die „Civic Federation" läßt es sich angelegen sein, den streikenden Anstreichergehilsen in der Schlichtung ihrer Differenzen mil den Bossen hilfreich zur Seite zu gehen. Der Präsident dieser Ver einigung giebt sich der Hoffnung hin, den Streik bis zum Montag zum Abschluß zu bringen. Zu wünschen wäre es. Die Ziegelbrenner. Die aus streikenden Ziegelbrennern von Bernice, Dallvn und Blue Island beste hende Garnison von Shermerville liegt noch immer in dem Neste und wird, wie es den Anschein hat, wenn die Behörden nicht etwa entschreiten, noch ziemlich lange dort verbleiben. Erreicht hat sie bislang noch sehr wenig. Bis jetzt haben sich „General" MeCann's Mannen noch an ständig benommen und sich vor Ausschrei tungen in Acht genommen. Aber -ob sie auch so bleiben, ist fraglich. W. H. Alsip will heule nämlich die Arbeit wieder aui nehmen. Geschieht dies, dann wird auch die Harland Brick Eo. nicht zurückstehen wollen. Allerdings stehen die beiden Zie geleien noch unter dem Schutz der Deputy- Sherisss und werden diese jeden gewalt samen Einmarsch der McGann'schen Leute event. auch mit Waffengewalt zurückweisen, aber es ist anzunehinen, daß gerade dieses die ohnehin schon etwas erhitzten Gcmüthcr der Streiker in Aufregung bringen und dann ein Zusammenstoß unvermeidlich sein tvird. Supervisor Foltz ist auf diese Eventualität wohl vorbereitet und die zu meist deutschen Bewohner der kleinen Ort schaft dürsten General MeCann, wenn er sich zu mausig macht, bald zeigen, wo Barthel den Most hott. Auch in Arbeiterkrcisen neigt man sich der Ansicht hin, daß „General" MeEann von den zwei Ziegeleibesitzern, welche die neue Lohnscala anerkannten und wieder arbeiten, „gesehen" wurde, und in deren Interesse den Streik künstlich aufrecht er hält. Der Präsident der Maurer - Union, Patrick äußerte sich über Me. Kanus Gebühren,insbesondere der Pnring ton-Kimball Co. gegenüber, sehr mißbilli gend. Er behauptet, daß der Biedermann ilmi, aus gewissen Gründen ans dem Wege zu gehen scheine nndcklim dies etwas be fremdend erscheint. Per Ziegelbrenner streik macht )ich bereits bei euicr Menge Bauten fühlbar. An vielen derselben müssen alle Banhandwerkcr feiern, weil keine Ziegeln für die Planern an Hand sind. Wahrscheinlich wird sich der Bange werkschaftsrath demnächst inU dieser Ange legenheit beschäftigen. Es ist Zeit, daß diesem „General" auch das Handwerk ge legt wird. Der Streik bei vallens 6c Lc>. Der vor etwa einem Monat von den Ei garrenmachcrn begonnene Streik in der Ci garrenfabrik von Vallens L Co. ist zu einem plötzlichen Ende gekommen. Nachdem die Firma ihre Drohung 800 — 400 spanische Eigarrenmacher aus New Bork zn imporliren, auszutühren sich an schickte und nach und nach über 150 dersel ben hier cinlrasen, wurden die Streiter knicschwach und baten um Wiederanstelluug zu den alten Bedingungen und Löhnen. So sind bereits 250 derselben zur Arbeit wieder zurückgekehrt und weitere 150 dür fen angenommen werden, wenn die nölhi gcn Arbeitstische ausgestellt sein werden. Begraben die Streitaxt. Die hier tagende Exeentivbehörde der Ritter der Arbeit beschloß die Vertreter resp. Führer der anderen Arbeiterorganisa tionen, wie „Federation os Labor", Ameri can Rnittvay Union n. s. w. zu einer am 2. Dienstag im Juni hier stattsindenden Eon fcrenz und Besprechung eingeladen. Die Blattern. Die Epidemie ans der Südwestseite. Ein temporäres Jsolir - Hospital. 'Einige Eentralstellen eingerichtet. Neue Lrkrankungsfälle. In dem Bezirk zwischen der Ashland Ave. und der Halstedstr., südlich von der 47. Straße, in welchem das unterirdische Abzugssystem noch nicht eingesührt ist, greisen die Blattern in so schneller Weise um sich, daß sich gestern Dr. Eameron vom Gesundheitsamt veranlaßt sah, dieKershaw- Schnte an der 64. und Winterstr., Engle wood, vorläufig aus eine Woche zn schließen. Heule werden übrigens sümmtlichc öffent liche Schulen auf eine Woche geschlossen, und während der Ferien wird das Gesund heitsamt für eine gründliche Desinfektion sämmtlicher Schullokale Sorge tragen. In dem Gebäude No. 98 Law Ave. wurde gestern ein temporäres Blatternhospital ein gerichtet. Dasselbe bietet jedoch nur Raum für 20 Kranke. Die Pflege der Kranken wird dort von Wärterinnen der „Vislling Nurses Association" besorgt werden. Für einige der Bezirke, in welche Gesund hettseommissür Reynolds die Stadl zur wirksaylcren Bekämpfung der Blättern ein gethcill hat, sind bereits Räumlichkeiten für die Eentralstellen eingerichtet, so in der Polueistalion der Dcsplainesstr., in No. 81 South Park Ave., No. 230 22. Straße, an der Ecke der 22. und Leavittstr. und in No. 245 Warren Ave. Dem Vorsteher jeder Vieser Eentralstellen stehen sechs bis acht Gehülscn. meistens Acrzle, zur Seite. Ans folgenden Häusern wurden heute Vormittag neue Blatternsälle gemeldet: No. 117 Stewart Ave.; No. 498 S. Clarkstr.; No. 554 117. Straße; No. 1419 19. Place; No. 21291 Clarkstr.; No. 449 Statestr.; No. 6884 Cottage Grove Ave.; No. 1802 48. Straße; No. 800 Woodstr.; No. 801 Van Hornstr.; No. 770 Van Hornstr.; No. 797 Van Hornstr.; No. 775 W. 18. Straße; No. 757 W. 17. Straße (8 Fülle); No. 708 68. Straße; No. 98 Springstr. Glücklich gerettet. In dem Joscphine Flat Building, 5423 bis 5427 Lake Avenue, kam gestern Abend ein Feuer zum Ausbruch, während die Familie McFarland, die den untersten Flat bewohnt, bereits im Schlafe lag. Polizist Dusfy von Hyde Park schlug Alarm und es gelang ihm, die Eltern und drei Kinder in Sicherheit zu bringen. Dann erst wurde das jüngste Kind, die 6ffihrige Vera Mc- Farland vermißt. Dilffy ging noch einmal zurück, fand das Kind, welches schon halb erstickt war, im Bett und brachte es in's Freie. Ltreiker vor Gericht. Die streikenden Angestellten der Firma Crane Bros, besonders diejenigen, welche früher in der Judd Str. Fabrik arbeiteten, scheinen darauf auszugehen, den Polizei richlern Beschäftigung zn verschaffen. Ver gangene Woche bereits wurden einige etwas vorlaute und allzu handgreiflich werdende Streiter im Maxwell Str. Polizeigericht wegen thütlichen Angriffs und unordent lichen Betragens in Hast genommen und einer derselben, ein gewisser Frank Lcvitzky, wegen Vermessernng eines Nicht-Union arbeilcrs dem Criminalgericht überwiesen. Heute standen wiederum vor Richter Dooley zwei mit dem M l und den Händen all zuschnelle und voreilige Streiker, der eine ein Istjähriger Bursche, Namens Edward Hart und der andere, Albert Szeibut, etwa 25 Jahre alt. Hart hatte sich am Freitag Nachmittag aus dem Seitenwege von der Fabrik allzu mausig gemacht und die wiederholten Aufforderungen zn „inovcn" mit Grobheiten beantwortete. Ja, als ihn einer .derselven mit Verhaftung bedrohte, soll er nach einem Stein gegriffen haben. In Anbetracht der Jugend belegte ihn Richter Dooley nur mit einer 45-Geld strase. Albert Szeibut stand unter einer schwe ren Anklage. Er soll am 19. April den von der Arbeit bei Erane heimkehrenden Frank Matches, von 78 Libertystraßc, dicht vor seiner HauSthür mißhandelt haben. Dem redegewandten Vcrtheidiger, dem der zeitigen Advokaten und Arbeiterführer Tommy Morgan, gelang es, den gestrengen Richter dahin zn bringen, daß er heute noch nicht seine Entscheidung abgab, sondern vielmehr bis zum 29. d. noch die einschlä gigen Autoritäten ftudiren will. Bis da hm steht Szeibut unter 4800 Bürgschaft. Edward plow verläßt die Stadt. Edward Plow, der Eandy-Fabrikant und hat Chicago verlassen und zwar, wie es heißt, mit Hinterlassung einer großen Anzahl von Gläubigern. Sein Name erinnert an eine Tragödie, die sich vor etwa zwei Jahren abspielte. Seine Schwestern Mercedes und Ola versuchten nämlich Selbstmord zu begehen, doch nur die erstere war darin erfolgreich, während Ola später in einem Kloster in Kanada ihre Absicht verwirklichte. Vorher führte sic die schlechte Behandlung, welche ihr und ihrer Schwester vvn ihrem Bruder zu Theil wurde, als Motiv der Thal an. Flog durch die Spiegelscheibe. John Boyle, ein 43-jähriger Bewohner des „Atlas" -Logirhauscs an Custom Honse Place, beehrte heute früh gegen 12 Uhr 40 Minuten Peter Deine's Wirthschast, No. 882 Ctarkstraße, mit seinem Besuche. Er geriet!) bald mit dem Wirlhe und dem Schankkellner in einen Streit und im Ver lause desselben wurde er durch eine Spiegel scheibe geworfen. Dabei zog er sich so schwere Verletzungen zu, daß er das Bewußt sein verlor. Später wurde jedoch sestge stellt, daß seine Verletzungen nicht lebens gefährlicher Natur sind. Der Wirth und der Schankkellner wurden unter der Anklage des Angriffs verhaftet. Eine Advokatin In der Rolle einer Angeklagten. Frau Mary Mary A. Ahrcns, die be kannte Advokatin und Frauenrechtlerin, stand heute vor Richter Wallace am 35. Str.-Gericht nicht als Vcrtheidigerin irgend einer diebischen Elster, sondern selbst des Diebstahls beschuldigt. Frau Francc's Nichley, von Cottage Grove Ave., klagt sie des Diebstahls eines Teppichs im Werthe von Hl5O an. Vor etwa 2 Jahren war die Klägerin eines Diamantring-Diebstahls beschuldigt und von Frau Ahrens ver lheidigt worden. Als Unterpfand für die Advokatengebühren und die Verpflegung ihrer Kinder während der Gesängnißhait gab Frau Richlcy der Advoeatin den frag lichen Teppich. Jetzt nun verlangt die Richlcy den Teppich zurück und da Frau Ahrens bis jetzt noch das ihr zukommende Geld nicht erhalten, so weigert sic sich, das Psandobjekt zurückzngeben. Daraufhin erfolgte die Verhaftung der Advoeatin wegen Diebstahls. Der Richter stellte Frau Ahrens bis zum 6. Mai unter H3OO Bürgschaft. Wollte sich herauslügen. Als Frau Mary Moß vorgestern Abend ans ihrem Heiniwege begriffen, an der Ecke der Madison- und Canal Straße angckom men war, trat plötzlich ein Alaun an sic heran, griff m ihre Tasche und riß ihre Börse, die H 5 in baarem Gelde enthielt, heraus. Ehe sie sich noch von ihrem Schrecken er holen konnte, hatte der Alaun schon das Weite gesucht. Aber einige Vorübergehende waren seinen Bewegungen, als er an die Dame herantrat, gefolgt und in wilder Jagd ging es nun hinter dem Thäter her. An der Ecke der Morgan- und Monroe Str. wurde er endlich zum Stillstand ge bracht und von dort ans von den Polizisten Watson und Buckley nach der Desplames Str.-Station eskortirt. Heute früh vor Richter Dohle geführt, nannte er sich Frank Lawler und behauptete ganz frech, die Sache wäre umgekehrt gewesen: Frau Aloß habe ihn berauben wollen und er sei aus Angst vor der „rachedürstigen" Menge davonge lansen. Der Richter hielt cs indeß für nöthig, Lawler unter HBOO Bürgschaft dem Criminalgericht zu überweisen. Die Miliz. . Col. Henry Turner, Kommandeur des hiesigen ersten Vlilizregiments, hat Befehl erhalten, sich mit seinen Truppen in Be reitschaft zn stellen, da möglicherweise de ren Bcihülse zur Unterdrückung des Auf ruhrs der Kohlengräber in Toluca noth wendig sei. Nach den vorliegenden Depe schen zu urtheilen, scheint ein Eingreifen der Dliliz nicht nöthig zu sein. Die Brandstiftungsfälle. Ein. vierter Brandstiftungsfall kain heute früh vor Richter Sevcrlon zur Sprache. Diesmal ist es Abe Goldstcin. Sein Ver hör wurde aber nicht vorgenommcii, son dern bis zum 5. Mai verschoben. An dem Tage werden diese vier Fülle und noch einige andere, die man bis dahin auszu decken gedenkt, zur Verhandlung kommen. Der Grund, daß der Richter sie alle an einem Tage vernehmen will, ist, daß man 'glaubt, eine Verschwörung ansgedeckt zu haben. Wie seine Vorgänger steht Gold stein bis zum 5. Mai wegen Brandstiftung unter HISOO und wegen Verschwörung un ter HISOO Bürgschaft. Die beiden Freunde. Fred Lipske kam vor mehreren Monaten auf irgend eine Weise zn einem Gaul. Wie jener preußische Unteroffizier aber dachte er: „Was nützt mir der Mantel, wenn er nicht gerollt ist", oder in diesem Falle, „was nützt mir der Gaul, wenn er nicht vor einen Wagen gespannt ist." Das war jedoch leichter gesagt als gethan, denn Lipske be saß keinen Wagen, noch Geld genug um einen solchen anzuschassen. Stehlen wollte er ihn auch nicht wenigstens nicht direkt. „Halt, dachte er da plötzlich, wozu hat man eigentlich seine Freunde?" und freudigen Sinnes begab er sich zu seinem lieben Dntz brnder Wilke. Dieser zeigte sich zu allen Schnndthaten bereit und als der Abend her einbrach, ging er schleichenden L-chritls nach dem Stalle John Felhauer's, 182 Bclmont Ave., denn dorthin zu gehen hatte er nach Empfang eines silbernen Rippenstoßes, seinem Freunde versprochen. Schon stand dieser an Ort und Stelle und neben ihm sein Gaul vollständig wie M einer Ansfahrt geschirrt. Behutsam wurde nun die Stall thür erbrochen und ein Wagen hcrausge holt, das Pferd angespannt und im Galopp davongcfahren. Aber'Felhauer ging nicht aus den Scherz ein, zumal der Wagen seit dem Tage zu der Klasse der „vermißten Gegenstände" ge hörte, und eines Tages sahen sich Lipske und Wilke daher in ein und derselben Zelle in der West Chicago Ave.-Station wieder. Ihr Verhör, zn wiederholten Malen ver schoben, fand heute vor Richter White da mit seinen Abschluß, daß sie beide unter je H4OO Bürgschaft dem Criminalgericht über wiesen wurden. Der heimgckehrte Pilgrim. Vor etwa zwei Jahren verschwand ein junger Mann Namens Edward Pilgrim, dessen Eltern in No. 687 W. Harrisonstr. wohnen, ohne eine Spur zn hinterlasscn. Er war ein Angestellter der Grundeigen thumsagenten Fessenden L High und nach seinem Weggange fand man, daß seine Bücher nicht ganz in Ordnung seien. Sein Vater berichtigte den Schaden, doch seine Bemühungen betreffs Auffindung seines Sohnes blieben vergebens und die Familie gewöhnte sich auch an den Gedanken, daß er lodl sei. Das war aber nicht der Fall. Pilgrim hatte, den Rath Horace Greelh's folgend, eine Reise nach dem Westen ange trelen, war schließlich nach New Bork ge gangen und da es ihm nicht besonders gut ging, siel ihm die Geschichte von dem ver lorenen Sohn und dem fetten Kalbe ein, worauf er beschloß, nach Hause zurückzn kehren. Jetzt ist er wieder zu Hanse, die Eltern haben ihm verziehen und hoffen, daß seine erste jugendliche Verirrung auch seine letzte war. Die Dummen werden nicht alle. Jovy Tyrrell und William Beatm, zwei Hausirer in Novcllies, beschummelten die Leute an der Canal Str. damit, baß sie ilmen für H 2.00 Geld eine mit einer 45.00- Note umwickeltes Stück Eandy verkauften. Man soll es kaum für möglich Hallen, daß Personen aus einen solchen plumpen Schwindel hereinsallen konnten. Und doch geschah es. Denn eine ganze Menge solcher Opfer erzählten heule dem Richter Bradwell ihre diesbezügliche Leidensge schichten. Tyrrell und Beava wurden unter je 4200 Bürgschaft dem Criminalgericht überwiesen. Aann keine guten Früchte tragen. Zu gelinde Strafe in Richter Dooley's Ge richt. Die irischen Strolche, Langsinger und Einbrecher des Maxwellstr.-Distriktes sind aus Richter Eberhardt nicht gut zu sprechen. So oft einer von dieser Zunft dem ge nannten Richter Eberhardt vorgesührt tvird, läßt er seinen Fall durch ein ok veuue-Verfahrcn nach Richter Dooleh's Gericht verlegen. Bei diesem kommt er entweder frei oder mit einer lächer lich geringen Strafe davon. Vor gestern stand Frank MeGuire, ein notorischer Kerl, der sich für einen irgendwo an der Halstedstraße arbeitenden Bäcker ausgab, von Richter Eberhard un ter der Anklage, am Freitag Abend mit ei nem anderen Spießgesellen, Namens Bcn nel, den Geo. Golden, von der Ecke der 14. Straße und Ncwberry Ave., angehalten und zn berauben versucht zu haben. Nur das plötzliche Erscheinen des Detectives Webber rettete Golden vor schwerer.Körper verletzung und Beraubung. Die Wegela gerer ergriffen die Flucht, und MeGuire wurde cingcfangen. Obwohl die Beweise vonMcGuire's Schuld so überwältigend waren, daß ihn jede Jury des Ranbanfalls schuldig befunden Hütte, verschob Richter Dooley den Prozeß noch einmal bis heute. Angeblich geschah dies, um dem Räuber Gelegenheit zu geben, prominente Leute, die über seinen vortrefflichen Character Auskunft geben sollten, als Zeugen herbei zuschassen. Irgend ein dunkler Bieder mann stellte die 4500 Bürgschaft. Doch als der Fall heute aufgerufen wurde, waren weder die prominenten Zeugen noch der Angeklagte anwesend und die Bürgschaft wird sich wohl als eine „Strohbürgschast" erweisen. Heule wurden demselben Richter zwei alte Kunden, Patrick Gorman und Jos. Earroll alias Grisstn vorgesührt und von C. S. Scanlan, von 859 Ogden Ave., be schuldigt, ihm am 26. April aus seinem verschlossenen Hühnerstalle, 1 Hahn, 2 Hennen und 14 kleine Hühnchen gestohlen zn haben. Diese Beute verkauften die Hühnerdiebe zn einem guten Preise an Frau Wallach und legten den Erlös in Whiskey- an. Als die Käuferin erfuhr, daß die Hühner gestohlen waren, wandte sie sich an die Polizei und ans Grund der von ihr gegebenen Beschreibung gelang es, Gorman und Carroll, die als Liebhaber fremden Geflügels bekannt waren und im Stehlen derselben eine gewisse Virtuosität erlangt hatten, festzunehmen. Unter der Last der erdrückenden Beweise wagten es die Diebe nicht zu leugnen, doch schob einer die Schuld ans den anderen. Und was war die Strafe? Der Richter änderte die Diebstahlsanklage in eine solche aus unordentlichen Betragen um und be legte jeden mit einer 48.00 Strafe. Eine derartige gelinde Bestrafung von geständigen Spitzbuben ist ganz dazu angc lhan, den Maxwell Str.-Distrikt wieder zum Sammelplatz alles Gesindels zn machen. Gegner der Trolley-Bahnen. Eine Delegation von Grundbesitzern an der Evanston Ave. legte heute Vormittag dem Mayor eine Petition gegen die Anlage einer Trolley-Bahn an der Evanston Ave. vor. Die Strecke, für welche Herr Werkes die Trolley-Bahn einzusühren gedenkt, ist eine und eine halbe Meile lang, und der Protest ist von Grnndeigenthümern unter zeichnet, welche zusammen 10,000 Fuß Front an der Straße vertreten. Die Anwohner der Evanston Ave. auf der Strecke vom Endpunkte der Etarkstraße-Kabelbahn bis Graceland, wünschen die Umwandlung der jetzigen Pferdebahn in eine Kabelbahn, wollen aber von der gefährlichen Trolley- Bahn nichts wissen. Heirathsscheine. Folgende Heirathsscheine wurden heute Morgen von Herrn Salomonson imßureau des Connlyclerks ausgefertigt: Alter. James Ligne, Mary Ryan 21—19 Josef Mizora, Antoia Czjs 24—20 Simon Carmau, Hannah Johnson... 24 —24 John Brown, Mumie Grill 22 —22 Charles Well.tr, Niclaus Schubert, Kate Wisch 24—21 Thomas Burke, Mamie Brodnik 33—22 William Pee, Ann Marion Johnson. .21—20 George Newitt, Teliah Lyon 2.?—20 Aaron Friedman, Esther Cohn 32 —22 Seit Veröffentlichung unseres gestrigen Berichts erwirkt: Peter O. Cklund, Emma Johnson... .22—20 William Treitz, Emma Franke. 25 —19 Peter Freeman, Mumie McLarren... .23—24 Fraul Luviatkowski, Mary Lerapata..2s—22 Albert H. Loeb, Anna M. Bohnen... .26 —20 Oscar C. Frese, Frances Reich 23—20 John Hansen. Christine Hansen 34—30 Frank Segnost, Sophie Jirsa.. 24—23 Richard Pearson, Ellen ttarlson 27—22 Joseph Denver, Mamie Sedgen 25—21 Augustiis D. Groshoil, Elizabeth Bur nette .- 23—22 George Lamis, Nellie Hogarty 24—19 Christian Leopold, Margarethe Bauer.24—l9 LoniS Hopkins, Georgie H. Tink 22 —19 Frank Hajek, Kathie Wopntowa 21—20 Jacob .Matt, Mary Menet 26 —19 William McMahon, Mary A. Cnrrcm.3o—2B Robert Williams, Aimie Monroe 24—28 Christian Birren, Amalie Schweizer.. .30—29 Louis A. Hansen. Mary Pold 23—15 William Sagert, Louise Palm 27—21 Richard Lichtenberg, Amanda K1att...38—23 Cmil Weistig, Alvine Bieling 29 —27 James L. Mulvey, Georgie Ä. O'Keefe.33—32 Joseph I. Hozhon, Mary Mahn 23 —20 Stanislaus Kolodzieiewski, Ludwika Dryll 24—16 Clans E. Cngstrom, Desideria Rosberg.23—24 John Erickson, Selma Car150n...... .30 —27 Ernest Breede, Joscphine Boza 26 —21 George A. Marshall, Ella Williams.. .31 —27 Charles Clmore, Annie Bincton 42—27 Newton Rees, Annie Enger 21—18 Peter I. Hagen, Annie Sellazinski.. .25—21 Todesfälle wurden heute Vormittag bei dem Registrar des Gesundheitsamts wie folgt angcmeldel: George Randolph Färber, 15 Tage, Forest Glen. Joseph Hillmann, 60 Jahre, No. 587 W. Chicago Ave. Paul Macrz, 15 Jahre, No. 180 28ten Platz. Josephine Müller, 24 Jahre, No. 790 W. 12. Straße. Theresa Wesse, 21 Jahre, No. 588 Sonth port Ave. Max Kachns, 28 Jahre, Deutsches Hospi tal. Adele Lange, 51 Jahre, Deutsches Hospital. Frank Hozodo, 29.Jnhre, No. 600 Noble- Itraße. Margaret Winter, 58 Jäi)re, No. 68 Lin coln Ave. Elia Peters, 8 Monate, No. 785 W. 21. Straße. Mathias Wagner, 2 Monate, Mcno menee und Eleveland Ave. Aus dein Sriirlinalzcrichü Richter Brentano verfügte beute Mor gen endgültig über den Gattenmvrdvrozcß gegen Sarer Oertell. Im letzten Herbst wurde der Angeklagte der Ermordung sei ner Gattin Caroline Oertell in dem Fa milicnheim No. 435 Nootstraße schuldig befunden und zu 15 Jahre Zuchthaus ver urtheilt. Es ergab sich bei der Verhand lung des Antrags aus Bewilligung eines neuen Prozesses, daß mancherlei wesent liche Verstöße in der Aufnahme des Be wcismcuerials zu verzeichnen waren. Der Staatsanwalt hielt cs deshalb für ange bracht, dem Vernrthciltcu das Recht zu ge währen, sich des Todtschlags für schuldig zu bekennen. Dieses Bekcuutuiß erfolgte heute Morgen und Oertell kam mit sechs Jahre Zuchthaus davon. * Vor RichterEhetlain begann hcutcMorgen der Prozeß gegen Edward Eorrigan, Frank Igo, Benjamin Harss alias Bean, Joseph Mooney, James Henneberg und John ShanleN, welche des Einbruchs in einen Frachtwagen der Chicago 6- Ronhwestcru Bahn augcklagt waren. Vor dem Richter Dünne sigurirt gegen wärtig Evelyuc Farrell als Angeklagte. Diese Dame ist schon in den Polizeigcrich tcn notorisch geworden durch die zahlreichen Verhaftungen, denen sie ausgcsetzt war. Eoelyne lebte auf großem Fuß in verschie denen Hotels, so z. B. im Virginia, Nochester, Chicago Beach, Avenue-Hotel in Evanstou, Lakota Hotel u. s. w. In dem letzteren blieb sie 4286 schuldig und das ist der erste Prozeß, welcher gegen sic verhandelt wird. Der Musiklehrer Louis Fahlbusch wurde gestern Abend des Angriffs ans die sieben jährige Rose Eagan für schuldig befunden und zu einem Jahr Zuchthaus verurtheilt. Weitere Derurtheilungen. Vor Richter Dünn erklärten sich heute Morgen folgende wegen Einbruchs und Diebstahls und Diebstahls augeklagteu Ge sängnißinsassen für schuldig und der Richter verhängte gleich das Strafmaß: Alexander Miller, Diebstahl, ein Jahr Zuchthaus; George A. Smith, Einbruch, zwei Jahre Zuchthaus; Fred. Frey, Dieb stahl, ein Jahr Zuchthaus; Thomas I. Johnson, Diebstahl, ein Jahr Zuchthaus; Hermann Berner und Geo. Ahlrepp wur den wegen Diebstahls nach der Resormschule in Pontiac geschickt. Vor Richter Dünn bekannte sich heute Morgen ebenfalls Frank Hamilton des Mordangrisss auf die Ro. 881 Dearboru Avenue wohnhafte Mary Lynch schuldig. Der Fall wurde, als er vor Richter Kersten anhängig war, ausführlich und wiederholt geschildert. Hamilton kam mit zwei Jahr Zuchthaus davon. Ein wüster Ehemann. John Deering aus 32 Flcetwood Ave. hat ein chronisches Leiden, welches ihn dazu treibt, jedesmal seine Frau zu prügeln, wenn sie nicht thut, was er ihr gebietet, d. h. in anderen Worten Geld giebt, womit er sich Schnaps kaufen kann. Auch gestern siel er über seine Gattin her und sing au, sie zu knuffen und zn stoßen. Das schien ihm aber diesmal nicht zn genügen, denn er ergriff Plötzlich ein Messer, das zur Hand lag und drang nun von Neuem auf seine wehrlose und um Gnade flehende Frau ein. Alls reiner Verzweiflung schrie diese um Hülse. Mehrere Nachbarn kamen hinzu gelaufen und ihnen gelang es, den brutalen Menschen mittelst Stricken zu binden. Heute früh vor Richter Wbite erklärte Frau Deering, sie könne sich und ihre Familie ohne die Hülse ihres Mannes ernähren; woraus der Richter diesen um 4100 bestrafte, die er, da er sie nicht bezahlen kann, in einem Zeitraum von 6 Monaten in der Bridewell abarbeiten muß. Umzug. Herr E. Groß bat seine neuen Geschäfts räumlichkeiten im „Masonic Temple" be reits bezogen. Dieselben nehmen nahezu die südliche Front und einen Theil der Statestraßen-Front ein und gewähren einer kleinen Armee von Clerks genügend Raum. In Folge Anhäufung der Geschäfte und der Rothwendigkeit größerer Räumlichkei ten war der Umzug nöthig geworden. Der selbe wurde in aller Stille un Laufe dieser Woche bewerkstelligt und am 1. Mai wird Alles in Ordnung sein. Herr Groß ist überzeugt, daß seine central gelegenen Ge schästsräumlichkciten den Bewohnern der ganzen Stadt die beste Gelegenheit geben werden, betreffs Erwerbung vorstädtischen Eigenthums bei ihm zuerst vorzusprechen. Selbstmord. Am Seeufer, zwischen der Berwyn Ave. und der 59. Straße bei Snmmerdale, nörd lich von Lake View, machte gestern gegen Abend ein Mann, in welchen mehrere Per sonen Charles Hollingcr von 459 Wells straße zu erkennen glauben, seinen! Leben ein gewaltsames Ende, indem er sich eine Nevolverkugel in den Kops jagte. Verunglückter Selbst,nordversuch. Maggie Newton, 20 Jahre alt und in 1672 Wabash Ave. wohnhaft, versuchte heute früh gegen 8 Uhr aus unbekannten Ursachen ihrem Leben ein Ende zu machen, indem sie drei Unzen Opium, die sie am Abend vorher in Wm. Bells Apotheke. Ecke der 22. pnd State Straße, gekauft halte, zn sich nahm. Dr. Hurtlo brachte die Lebensmüde durch Anwendung von Gegenmitteln außer Gefahr. wo ist Aufus Fulton? Tffe hiesige Polizei ist von der Behörde in Sterling, Jll., ersucht worden, nach dem Verbleib von Rusns Fulton von da selbst zu forschen. Fulton-kam am 17. April nach Chicago. Am 19. April erhiel ten seine Angehörigen einen Brief von ihm. in welchem er die Absicht anssprach, seinem Leben durch einen Sprong in den See ein Ende machen zu wollen. Vor einiger Zeit balle chich Fulton bei einem Sturze aus einem Buggy eine Verletzung am Kopse zn gezogen, und es ist möglich, daß sein Ver stand dadurch zerrüttet wurde. Er war im Leihstallgesehäft thätig, ist 60 Jahre alt, 5 Fuß 10 Zoll groß und etwa 165—170 Pfund schwer. Sein Haar war dünn und graumelirt, seine Gesichtsfarbe gelblich. Bekleidet war er mit dunklem Anzug und Ueberziehcr, blauem Hemde und grauem Filzhut. Sieben Pferde verbrannt. Ein Feueralarm ries heute früh um 3:40 Uhr die Feuerwehr nach No. 903 Throopstr., woselbst ein zweistöckiger Stall, Eigenlhnm der I. C. Deacon Lumber Eo., in Flam men stand. Die Arbeit der Feuerwehr konnte es nicht verhindern, daß 7 Pferde im Wcrthe von etwa 4800 in den Flammen umkamen. Der Stall selbst wurde zum Betrage von 41500 geschädigt. Die Ursache des Brandes ist nicht bekannt. Weiteres über die neue Vorladung air die bVahlconimissäre. In einer Unterredung, welche ein Ver treter ds. 81. nach der oben erwäbnten Verfügung mit dem Mitglied der Wahl behördc, Hr. Keenan, hatte, erklärte letz terer, daß der Rechtsbeistand der Behörde dieselbe angewiesen habe, die Stimmzettel nicht ausznliesern; durch eine derartige Auslieferung würde sich die Wahleommis sion eine schwere Verletzung des Gesetzes zu Schulden kommen lassen. Die abermalige Vorsordernng der Wahl- Commission wird wiederum aus Wider stand stoßen und obwohl es nach der Ver sicherung des Hru. Keenan nicht in der Absicht der Wahleommiffion lag, es auf einen Zusammenstoß mit Richter Chetlain über dessen Jurisdiction ankommen zu lassen, scheint ein solcher nunmehr als un vermeidlich. Sn seiner Mahnung überfallen. Geo. E. Grant, ein in No. 159 W. 16. Straße wohnhafter Barbier, wurde beute früh gegen 6 Uhr von einigen ihm unbe kannten Kerlen in seiner Wohnung über fallen, mißhandelt und um feilte Werth sachcn beraubt. Er hatte dabei so schwere Verletzungen erlitten, daß seine Ueberfüh rung nach dem Eo-uiituhospitale nolhwen dig wurde. Dort stellte cs sich heraus, daß er einen Schädelbruch erlitten hatte, und daß cs sehr zweifelhaft sei, ob er wieder auskominen werde. Granl's Stubengenosscn, der 18-jäbrige Frank Elnne und der 16-jährige John Murphy, wurden in Hast genommen, weil man annimmt, daß sie vielleicht wissen, wer die Angreifer gewesen sind. Der 50jährige Charles Dana, No. 4787 Indiana Ave., durchschnitt sich gestern Nachmittag in seiner Wohnung mil einem Nasirmesser die Kehle. Das Motiv des Selbstmordes ist nicht bekannt. Das Meter-Reparatur-Departcment des Wasscramls ist gestern in den neu her gerichteten Zimmer am nördlichen Ende des Korridors im ersten Stockwerk des Rath hauses einguartiert worden. lm St. Lukas-Hospital erlag heute früh ein unbekannter Mann den Verletzun gen, die er erlitten halte, als er am 22. April bei Kcnsinglon von einem Bahnznge der Illinois Central Bahn niedergeworfen wurde. Ein Gerücht, welches gestern im Nath hause circulirte, und welches besagte, daß Alderman Carcy ans Gesundheitsrücksichten seinen Sitz im Stadtralh nicderzulegen ge denke, halte sich bis heute Mittag nicht be stätigt. Dem Oberbaucommissär Jones wurde heute Vormittag berichtet, daß die Eigen thümer des neuen Gebäudes an der Nord westecke der Madison und Statestr. ein sechs Fuß breites Stück des Seitenwegs oeeupirl Hallen. Der Oberbaucommissär wierd die Sache untersuchen. Der No. 148 Cornelia Str. wohn hafte Albert Behling wurde heute Morgen von Richter Kersten unter 4800 Friedens bürgschaft gestellt. Seine Ro. 928 Camp bell Ave. wohnhafte, von ihm geschiedene, Gattin halte die Beschwerde erhoben, daß Behling sie am letzten Sonnabend belästigt habe. Die letzte Klage von Chas. Weiß gegen Harry Decker alias Gingley, wurde heute Morgen vor Richter Kersten dahin erledigt, daß Decker unter H6OO Bürgschaft dem Criminalgericht üherwiesen wurde. Cr hatte in dem Geschäft von Weiß, No. 384 85. Straße, ein Zweirad entliehen und nie mals wiedergebracht. Edward Elayton, Eddie Powers und Geo. Ashlcy wurden heute vor Richter Foster des Einbruchs in die Wohnung der Frau W. F. Bähe, No. 629 Van Buren straße, angeklagt. Die Drei waren am 19. März dort eingcbrochen und batten zwei Plüschmäntel und eine wertlwolle Mandoline gestohlen. Die Einbrecher ent sandten am Montag einen Helfer nach einem Elarkstraßen-Pfandhaus, um diese Mandoline zu veräußern. Dieser Bote gc rieth zwei Detektives in die Hände, und nachdem der einem Auspnmpungsvcr fahren unterworfen worden war, theiltc er den Polizisten mil, daß seine Auftraggeber ihn an der Ecke der Van Buren- und Stale straße erwarteten. Dort wurden die Drei dann verhaftet. Der Richter überwies sie unter je HIOOO Bürgschaft dem Crnninal gericht. Wolf Bavou, 2lrk. llös llgsfZLliMi^ UNi! ?08lN1öiM völlig Bssse^vLZetil „C. I. Hood L Co.. Lowell. Mail.: „Aieine werlhkN nen besondere» Ja!l Miltheilung machen. Im Januar W9O lag ich an Rückeusciimerzen und Nierenleiden dar nieder und wurde außerdem vom Ltein geplagt. Fünf Moiwte lang konnte ich das Haus nicht verlassen und delt, doch konnten mir dieselben nur zeitweilig Erleichte rung verschaffen. In dem folgenden Zeitraum von zwei und einem halben Jahre hatte ich keinen anderen Schlaf, als im Lehnstuhle, da mir das Liegen im Bette ciie Afösslsn Setimsrrsn uncl L-eicisn bereitete. Außer den von den Aerzten verschriebenen Arzneien halte ich noch viele andere versucht, bis ich mich entschloß, von Hood's Sarsaparilla Gebrauch zu machen. Nachdem ich drei Jla'chcn davon genommen hatte, befand ich mich so. daß ich wieder im Bell liegen und während des größten Theiles der Nacht schlafen konnte. Treter Heiltrank hat mir sehr wohlgetban. und ich habe wieder mehr Jleisch anacsctzt. als das in den letzten drei Jahren der Fall war. Ich habe zeitlebens schwer gearbeitet und sekir kisfuntefAekommen durch meine Beschäftigung, welche die eines Dorfschmie» des war. Vor zwölf Jahren hatte ich diese Thatigkeit auszugeben und zwar wegen meines ungünstigen Ge- W>Ni.W pariila"dw beste Med?z/n fft."° I. B. st i°n g meister, Wolf Bayon, Arkansas. pülen sind prompt und wirksam.-und gleichsalls leicht in der Thatigkeit. Bei allen Apothekern zu haben. Lüc.