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Abendblatt der Illinois Staats-zeitung. [volume] (Chicago, Ill.) 1891-1894, October 23, 1894, Image 1

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47. Iclhvgarrg.—Us. 252.
Uevevvtick
And Knrzgefa Kies.
In Illinois ist heute Abend und
Morgen der Himmel klar. Luftzug verän
derlich und schwach.
Der Präsident ist mit den Seinigen
beute früh von Buzzards Bay nach New
abgereist. Während der Präsident
durchreist, wird Frau Cleveland mit den
Kindern in Greenwich die Familie Benedict
besuchen.
Das Befinden des Czaren hat sich
heute nicht verschlechtert.
Japan verbittet sich jegliche Ein
mischung der fremden Mächte und ist ent
schlossen, China auf lange Zeit hinaus un
schädlich zu machen.
ln New Orleans herrscht, infolge
der Dürre, eine Wasiersnoth.
' — Der New Jorker Aktienmarkt ist fest.
Die Prinzessin Alix ist gestern früh
in Livadia eingelrofsen.
„Dave" Hill ist in New Jork be
müht, das Tammany-Ticket den unzufrie
denen Parteigenossen mundgerecht zu
machen.
Die Besitzer, in deren Häuser die
Karten gemischt werden und die Kugel
rollt, sowie ihre Agenten, haben eine wir
kungsvolle, wenn auch nicht ganz neue
Ausrede gefunden, um sich der Verantwort
lichkeit zu entziehen. Sie erklären dem
Richter einfach, daß sie es nicht nöthig ha
ben, eine Aussage zu machen, die als Be
weis gegen sie benutzt werden könne und
das Gericht ist alsdann machtlos, da es
Niemandem einzusallen scheint, aus den
» Steuerlistcn und den Grundbüchern von
Cook Couuty die nöthigcn Beweise vorzu
legen.
Obcrbaucommissär Jones hat den
sehr vernünftigen Vorschlag gemacht, die
Slaatsgesetze dahin abzuändern, daß die
Sinccnren der sogenannten Spczialsteuer-
Comuiissäre abgeschasst und deren Arbeiten
ohne Extravergütnng von irgend einem
Beamten besorgt werden. Auch macht er
darauf aufmerksam, daß durch die Umständ
lichkeit des Verfahrens bei Spezialsteuern
etwa 6 Prozent der Gesammltosten für Un
kosten daraufgehen.
Depeschen.
Auf der Verfolgung von Bahn
räubern.
Ls soll eine Belohnung aus die Gefangen
nahme derselben ausgesetzt werden.
Liktleßock, Trk., 23. Okl.
Die Bahubcamteii machen die größten
Anstrengungen, um der Banditen habhaft
zu werden, welche den Bahnzug bei Wister,
im Jndianergebiete überfielen unv haben
die gewandtesten Geheimpolizisten, nebst
Bnndeslncirschällen und indianischen Poli
zisten zur Verfolgung derselben ausgeschickt.
Die Expreßgesellschast hat noch keine Be
lohnung ausgesctzt, aber ein Beamter sagte
gestern, daß für die Gefangennahme der
Räuber eine Geldsumme ausgesetzl werden
würde.
Leere Gerüchte.
Der Rrieg zwischen Mexiko und Guatemala
wahrscheinlich noch in weiter
, Wash ing ton, 23. Okt.
Arriaga, der Gesandte von Guatzemala,
schenkt den Depeschen aus Oaxaca, Mexiko,
wonach ein Krieg zwischen Mexiko und
Guatemala berichtet, und Trppcnscndungen
nach Acapulco und Tehuantepec statttge
sunden haben sollen, keinen Glauben. Der
Gesandte sagt, daß er von seiner Negierung
Nachricht erhalten haben würde, wenn der
— artige kriegerische Schritte beabsichtigt wür-
den. Die Grenzfrage, welche zwischen
Mexiko und Guatemala verhandelt wird,
sagt er, hat noch niemals zu ernstlichen
Zerwürfnissen Veranlassung gegeben.
Eine tapfere Frau.
Sie rettet ihren Gatten und ihren achtzigjäh
rigen Vater aus einer brennenden
Scheune.
Oxfo r d, Ohio, 23. Okt.
Gestern Abend lief in Fair Häven der
achtzigjährige Dr. Stuler in seine bren
nende Scheune, um ein Pferd zu retten,
und stürzte dort bewußtlos nieder. Sein
Schwiegersohn, Robert Bechelt, wollte ihn
retten, wurde aber ebenfalls vom Rauche
und der Hitze überwältigt. Daraus eilte
die Tochter des Dr. Stuler herbei, und
schleppte die beiden Männer aus den Flam
men, wobei sie selbst schwere Brandwunden
davontrug. Dr. Stuler wird wahrschein
lich nicht mit dem Leben davonkommen.
Der Zustand des Ezaren.
Die am Sonntag eingetrctene Besserung an
geblich unverändert geblieben.
Berlin, 23. Okt.
In der russischen Gesandtschaft ist ge
stern Abend spar folgendes Telegramm
eingetrofsen: „Die Besserung im Zustande
des Czaren, welche am Sonntag eintrat,
ist unverändert geblieben."
Verlangen Genugtuung dafür.
Ein französischer Rreuzer zwingt einen bri
tischen Dampfer seine Flagge zu zeigen.
A H on g K ong, 23. Okt.
s Der Kapitän und Cigenthümer des bri
tischen Dampfers Tai-luen haben Genug
ihuung für die Handlungsweise des fran
zösischen Kreuzers „Forfait" verlangt,
welcher den „Tai luen" zwang seine
Flagge zu zeigen, indem er. Schüsse ab
feuene, um seinem Befehl Gehorsam zu
verschaffen.
M Ms in HijMa.
Die Ankunft derselben fand ge
stern Abend statt.
Sie wird an der russischen Grenze
von der Großfürstin Sergius
empfangen,
Und in Alushta vom jLzarewitsch begrüßt.
Livadia, 23. Okt.
Die Prinzessin Alix von Hessen, die
Braut des Czarewitsch, ist gestern um halb
sechs Uhr in Begleitung der Großfürstin
Elisabeth, der Frau des Großfürsten
Sergius, hier angekommen.
An der russischen Grenze wurde die
Prinzessin von der Großfürstin Sergius
empfangen und reiste mit ihr allein bis
Sinferopol, wo die Prinzessin mit der
Großfürstin den Zug verließen, und bei
prächtigem Wetter in einer offenen Equi
page die nach Jalta führende Landstraße
cinschlugen; auf dem Wege dahin waren
in Zwischenräumen Triumphbögen er
richtet.
In Alushta, nördlich von Jalta, wurde
die Braut vom Czarewitsch und dessen On
kel, dein Großfürsten Sergius, begrüßt,
welche gestern Morgen zu dem Zwecke von
Livadia adgereisi waren.
Nachdem man in Alushta ein Frühstück
eingenommen hatte, wurde die Reise nach
Livadia fortgesetzt. Während die Prinzessin
mit ihrer Begleitung durch Jalta fuhr, be
fand sich der Czarewitsch zur Seile seiner
zukünftigen Frau in .demselben Wagen.
Das Paar wurde von der Bevölkerung,
welche die Ankunft desselben erwartet hatte,
mit Jubel begrüßt.
Nach der Ankunft im Schlosse, welche
gestern Abend stattfand, begab sich die
Prinzessin Alix sofort zum Czaren und der
Czarin. Nach kurzer und herzlicher Be
grüßung wurde die Prinzessin von der
Czarin und den anderen Mitgliedern der
kaiserlichen Familie nach der Schloßkapclle
geleitet, wo sich der Hof zu ihrem Empfange
versammelt hatte.
Darauf fand ein feierlicher Gottesdienst
statt, bei welchem die Prinzessin Alix zur
Seite der Kaiserin niederkniele, und lange
und inbrünstig für die Wiederherstellung
des Czaren betete.
Nach Beendigung desGottcsdienstcs kehrte
die Prinzessin mit den Mitgliedern der
kaiserlichen Familie nach dem Kranken
zimmer zurück.
Am Sonntag iraf der Großfürst Wladi
mir, ein Bruder des Kaisers, mit seiner
Gattin hier ein, und der König von Grie
chenland befindet sich von Wien auf der
Reise nach Livadia.
Der Professor Merschejewski, ein Spe
zialist für Nervenleiden, welcher, wie es
heißt, zur Behandlung der Czarin hier Her
berusen worden war, ist nach St. Peters
burg zurückgekehrt, so daß die Gerüchte
über die Gesundheit der Czarin unbegründet
zu sein scheinen.
Nachrichten aus Livadia.
Der Zustand des Lzaren, den letzten Berichten
nach, unverändert.
Paris, 23. Okt.
Dem „Figaro" wird aus Livadia be
richtet, daß der Czar kürzlich eine dreizehn
Stunden anhaltende, schreckliche Krisis
durchzumachcn hatte. Weiter heißt es in
der Depesche, daß sich der Kranke jetzt
etwas besser befindet und daß seine Um
gebung wieder Mulh gewinnt. Obgleich
die Acrzte den Zustand des Ezareu für be
denklich halten, haben sie doch nicht alle
Hostnung aufgegebcn.
St. Peter sbu r g, 23. Okt.
Heute Morgen um 10 Uhr wurde fol
gendes Bulletin veröffentlicht:
„Der Ezar schlief in der letzten Nacht
besser. Er hat nur geringen Appetit und
in der Herzihäligkeil ist keine Besserung
eingelreten. Die Anschwellung ist stärker
geworden." Dies Bulletin ist von fünf
Aerzten, welche den Czar behandeln, un
terzeichnet.
Schrecklicher Tod.
Lin junger Viehzüchter von einem Bahnzuge
überfahren.
Racine, Wis., 23. Okt.
Gestern Morgen kam John Koch, ein
junger Viehzüchter aus Montana aus
schreckliche Weise in Western Union Junc
lion zu seinem Tode. Er befand sich mit
mehreren Wagenladungen Vieh aus dem
Wege nach Chicago, als er durch irgend
einen unglücklichen Zufall zwischen die
Wagen siel und buchstäblich zu Tode gerä
dert wurde. Der Verunglückte war etwa
dreißig Jahre alt und wollte, nachdem er
sein Vieh in Chicago verkauft haben
würde, nach Deutschland reisen. Man fand
KI4OO in Wechseln und baarcm Gelde bei
ihm.
Verlangen l>ülfe.
Portugal soll die den Bürgern von Lourenzo
Marquez von Transvaal augebo
tene Hülse aunehmen.
Lourenzo Marquez,-
Delagoa Bai, 23. Okt. s
Die Handelskammer hat der portugiesi
schen Negierung telegraphisch mitgelheüt,
daß die hiesige Lage unerträglich ist, daß
die Geschäfte ruinirt sind, und daß eine
Epidemie auszubrechen droht. Portugal
wird deshalb dringend aufgefordcrt, das
Anerbieten der Regierung von Transvaal,
eine Abtheilung Buren zur Entsetzung der
Stadt, und zur Vertreibung der Kasferu,
welche dieselbe belagern, anzunehmen.
Präsident Eleveland heute Ntorgcn
nach New !)ork abgereist.
Buzzard B a y, Mass., 23. Okt.
Heute Morgen, um neun Uhr, ist Präsi
dent Clevelaud mit einem Exlrazuge von
hier nach New Jork abgereist.
Ende der Parlamentsflhuntz.
Sämmtliche Regierungsvorlagen an
genommen.
Line bemerkenswerthe Denkschrift des Parla
mentes an die Regierung.
Hiroshi m a, 23. Okt.
Die außerordentliche Sitzung des Par
lamentes ist zu Ende. Sämmtliche Re
gierungsvorlagen wurden unbeanstandet
angenommen. Das Parlament unter
breitete dem Eabinet eine Denkschrift, wo
rin es die Regierung aufforderte, die in der
Eröffnungsrede des Mikado enthaltene Er
klärung zur Ausführung zu bringen, daß
um einen vollständigen Sieg zu erringen,
um den Frieden wieder hcrzustellen und
den Ruhm der Nation zu erhöhen, China
derartig schwer gezüchtigt werden müsse,
daß es ihm für die Zukunft unmöglich sei,
den Frieden zu bedrohen. Japan wird
kein Dazwischentretcn einer fremden Macht
dulden, um es zu verhindern, den Zweck
des Krieges zu erreichen.
Die koreanische Gesandtschaft ist ange
kommen. Die Mitglieder derselben wur
den vom Mikado in einer Audienz empfan
gen, bei welcher Gelegenheit sie demselben
im Namen des Königs von Korea kostbare
Geschenke überreichten.
Ein Wann, bei dem eine Schraube
los ist.
Lr hat es stark aus die Lapitalisten abgesehen
und geräth durch Zufall der Polizei
in die Hände.
New York, 23. Okt.
Ein Mann, Namens Ncüly, welcher sich
für einen Slcinhaucr ausgiebt, und sagt,
daß er bei seiner Schwester, einer Frau
George McKnight, in Newark wohnt, ist
hier verhaftet worden. Er war in Gesell
schaft von streikenden Mäntelmachern ge
sehen worden, welche von Newark auszogcn,
um das Haus eines Mannes, Namens
Gcllard, anzugrcifcn, in welchem dieser für
seine New Jorker Fabrik arbeiten ließ.
Später fand man ihn im nördlichen Theile
der Stadl, an der Landstraße sitzend mit
einem Revolver in der Hand. Er hatte die
Waffe auscinandcrgeuommen, als Capt.
McManns mit einer Atheilung Polizei zu
fällig vorbcikam und ihn nach der Polizei
wache des zweiten Bezirks brachte. In
seinen Taschen fand man Briefe, welche an
Frau Wm. K. Vanderbildt, au Chaunccy
M.Dcpew, GeorgeGould und denPolizei
ches Byrnes gerichtet waren. Er beabsich
tigte, dieselben heute auf die Post zu geben.
Er sagte, daß in dem Briefe an Byrnes
einfach angefragt wurde, ob derselbe einen
Brief von Neilly betreffs eines kürzlich be
gangenen, geheimnißvollen Mordes, in
welchem die Beschreibung des Mörders ge
geben wurde, erhalten habe. Die anderen
Briefe enthielten unzusammcnhängeudes
Zeug, und waren halb Droh- halb Bettel
briefe. Er sagte der Polizei, daß er Alles
thun würde, um den Streitern zu Helsen,
und die Kapitalisten unterzukriegeu, und
daß er sich während der letzten Tage in der
Nähe von Vanderbilt's Wohnung ausge
halten habe, um eine Gelegenheit abzuwar
tcn, irgend Jemand von der Familie um
zubringcn.
Er habe sich, erzählte er Weiler, mit den
streikenden Mäntelmachern nach Newark
begeben, und beabsichtige, von dort nach
Warren, Ka., zu gehen, wo sich sein Vater
in einem Jrrenhause befinde. Dieser sei
ein großer Gedankenleser, und habe wun
derbare Gewalt über ihn, weshalb er ihn
umbringen wolle.
Neilly wird in Hast bleiben, bis weitere
Erkundigungen über ihn eingegangen sind.
Er sagt, daß er nrchrere Briese an den Prä
sidenten Cleveland geschrieben habe.
Revolver gegen Büchse.
Der letzteren fallen als Siegerin zwei Men
schenleben zum Gpser.
Guthr ie, O. T., 23. Okt.
In Folge einer ihm von O. M. John
son, einem Kandidaten für die Gesetzge
bung, beigebrachten Schußwunde, ist John
Henderson dem Tode nahe. Henderson's
Sohn wurde bei derselben Gelegenheit von
Johnson verwundet, und ist gestern Abend
gestorben. Henderson und Johnson bean
spruchten denselben Pachtkontrakt für ein,
eine Meile von der Stadl gelegenes, Stück
Land. Johnson hatte das Land bestellt,
und Henderson beabsichtigte, dasselbe ge
stern umzupslügen, woraus es zum Streite
kam. Henderson feuerte mehrere Schüsse
aus einem Revolver ab, während sich John
son einer Winchesterbüchsc bediente. John
son wurde nicht verwundet, und stellte sich
heute den Behörden.
Bahnfrevler verhaftet.
Dieselben hatten seit längerer Zeit die „Soo"
Bahnlinie unsicher gernacht.
Detroit, Mich., 23. Okt.
Von den Beamten der „Soo" Bahnlinie,
wurde gestern berichtet, daß die Bahnsrcv
ler, welche seil den letzten drei Wochen
Brücken nicderbrannten, und Bahnwagen
von Nebengeleisen wegschoben, sich jetzt in
Haft befinden. Die Schurken halten das
Publikum und die Bahnbediensteten seit
Wochen in Angst und Schrecken gehalten.
Den Galgen betrogen.
Lin des Muttermordes Angeklagter begeht
Selbstmord.
Fairburg, Jll., 23. Okt.
Gestern brach Herman Richter aus seiner
Zelle im Countygefängnissc aus, nahm aus
Zimmer deS Gesüngnißwärters einen
Revolver und erschoß sich. Richter befand
sich unter der Anklage, im letzten Juli im
nördlichen Theile des Counties seine Mut
ier ermordet zu haben, nn Gefängnisse, um
demnächst prozessirt zu werden.
OhiLLrgs, DLerrfttrg, 23. Mrtovei? 1894.
Neu-Uormegm in Britisch Eo
lnmtlm.
Die Gründung einer großen norwe
gischen Lolonie in Bella Loola,
im britischen Eolumbien,
bevorstehend.
Der Vortrab derselben in Victoria ange
kommen.
Victoria. B. C., 23. Okt.
Der Pfarrer Simon Saagstadt, von der
lutherischen Gemeinde in Minnesota,
welche aus achtzig norwegischen Farmern
besteht, ist aus der Reise nach Bella Coola,
wo dieselben mit ungefähr 3000 ihrer
Landsleute in den Bergen von Britisch
Columbia, und an den Förden, die ihrem
Geburtslande so ähnlich sind, ein neues
Norwegen gründen wollen, hier angekom
men.
Die Norweger beabsichtigen Ackerbau und
Hochseefischerei zu treiben, und sind die
Ersten, welche sich die, den Ansiedlern von
der Regierung von Britssch Columbia ge
stellten neuen Bedingungen zu Nutze ma
chen. Es ist ein kräftiger Schlag Men
schen, welche gute Ansiedler zu werden ver
sprechen. ,
Ihre Familien und Freunde werden
Nachkommen, sobald der Bau von Häusern
beendet sein wird, deren Errichtung sofort
in Angriff genommen werden soll.
Schon wieder ein Vermißter. .
Diesmal ist es ein junger Farmer.
Crcst on,Ja., 23. Okt.
Weldon Hadley, ein erfolgreicher junger
Farmer aus der Nachbarschaft von Villisca,
ist plötzlich verschwunden. Am letzten Frei
tag verließ er seine Wohnung, um in
Villisca ein paar Geschäfte abzumachen,
und scitem ist er nicht wiedergesehen wor
den und man hat keine Spur von ibm ent
decken können. Da sein Familienleben ein
glückliches war und seine Verhältnisse sich
in bester Verfassung befanden, liegt die
Annahme nahe, daß ihm irgend ein Un
glück zugestoßen sein muß.
Beschleunigung der Hochzeit.
Dieselbe soll, wie es beißt, sofort nach der
Ankunft der Prinzessin Alix in Livadia
statt finden.
Berlin, 23. Okt.
Die Kölnische Zeitung veröffentlicht eine
Depesche aus St. Pcterburg, worin es
heißt, daß allgemein angenommen wird,
daß gleich nach der Ankunft der Prinzessin
Alix in Livadia, die Aufnahme in die
griechische Kirche und in aller Stille die
Trauung mit dem Czarewitsch srattsinden
wird.
Barbarische Rohheit.
Banditen zerstören das Observatorium in
Arequipa und rauben sämmtliche In
strumente.
Panama, 23. Okt.
Von Lima, Peru, kommt die Nachricht,
daß ein scheußlicher Akt der Rohheit am
Observatorium in Arequipa begangen
wurde. Es heißt, das Banditen sämml
liche werthbolle Instrumente aus demsel
ben stahlen und die Gebäude zerstörten.
Das Observatorium war von der Harvard
Universität errichtet worden und eines der
best eingerichteten und ausgestarteten in
der Well.
Bahnunsall.
Zusammenstoß eines Schnellzuges mit einem
Rieszuge.
Chillicothe, Jll., 23. Okt.
Gestern Morgen stieß der New Jorker
Schnellzug der Santa Fe Bahn, welcher
um 9 Uhr Morgens hier füllig ist, im
Bahnhofe mit einem Kieszuge zusammen
und entgleiste. Beide Lokomotiven wur
den schwer beschädigt; die Lokomotivführer
und Heizer retteten sich durch Abspringen
und kamen bis auf den Lokomotivführer
Foulkner, welcher durch kochendes Wasser
schwere Brandwunden erlitt, unverletzt
davon.
Wahrscheinlich plötzlich irrsinnig ge
worden.
Iveshalb ein Anstreicher nicht länger leben
wollte.
Davenport, Ja., 23. Okt.
Am Samstag verschwand Louis H. Reh
ling aus seiner Wohnung und am Sonn
tage wurde er in seiner Anstreichcrwerkstätle
erhängt gefunden. Er hinter!ieß einen
Brief, worin er sagt, daß er die Thal be
gangen habe, weil er gefürchtet habe, von
einer Frau behext zu werden, welche schon
viele Personen in der Nachbarschaft behext
Hütte. Wahrscheinlich war Rehling plötz
lich irrsinnig geworden; er war drciund
vicrzig Jahre alt und Familienvater.
Ein mörderischer Landstreicher.
Brutaler Angriff auf einen vierzehnjährigen
Jungen.
Elkhart, Jnd., 23. Okt.
Gestern wurde Cassius Hehler, der vier
zehnjährige Sohn eines in der Nähe der
Stadt wohnenden Farmers, von seinen
Eltern allein im Hause gelassen, um das
selbe zu bewachen. Im Laufe des Tages
erschien ein Landstreicher und stellte an
den Jungen eine Forderung, die dieser ihm
abschlug; daraus bin zog der Strolch einen
Revolver und brachte ihm durch einen
Schuß in die Schulter eine schwere Wunde
bei. Die Nachbarn versuchten den mör
derischen Vagabunden cinzufangcn, aber
es gelang ihm, seine Flucht zu bewerk
stelligen.
Die Dynamiterplosion in Kio.
Dieselbe wurde durch die Unvorsich
tigkeit eines Soldaten ver
ursacht.
Ls explodirte bei der Gelegenheit über eine
Tonne Dynamit.
Baltimore, Md., 23. Okt.
Capt. Hudgins ist mit seinem Schisse
„Dom Pedro II." mit einer Ladung Kaffee
angekommen und bringt eine genaue Schil
derung von der Dnnamitexplosion, welche
in Rio ein paar Tage vor dem 6.September,
an welchem Tage Capt. Hudgins nach Balti
more absegeltc, stallfand. Ein brasiliani
scher Soldat entdeckte in der Nähe des eng
lichcn Friedhofes ein unterirdisches Maga
zin, in welchem die Rebellen einen großen
Vorrath von Pulver, Patronen und Dyna
milbomben verborgen hatten. Der Soldat
meldete seinen Fund dem brfehlhabcnden
General, welcher einen gewöhnlichen, von
zweiManleseln gezogenen Karren entsandte,
um die in demverborgenenMagazin gefun
denen Vorrälhe in Sicherheit zu bringen.
Eine Truppenabtheilung begleitete den Kar
ren, und es hatten sich eine Menge Neu
gieriger zusammengefunden, welche dem
selben folgten. Es waren bereits mehrere
Bomben in den Karren gepackt, als ein
Soldat, welcher eine Bombe nach dem
Karren trug, dieselbe auf die anderen Bom
ben fallen ließ, woraus sofort eine furcht
bare Explosion erfolgte. Eine Flammen
säule schoß gen Himmel und eine wc-ße
Rauchwolke verbreitete sich über die ganze
Gegend. Die Schiffe im Hafen gerielhen
in Bewegung und die ganze Stadl wurde
in die wildeste Aufregung versetzt. Es war
über eine Tonne Dynamit durch die eine
Bombe zur Explosion gebracht worden,
lieber sechzig Personen verloren dadurch
das Leben.
Aostspieliger Irrthum.
Lr hielt sein Haus für feuerfest, aber es kam
anders.-».
C i n c i n n a t i, 23. Okt.
Gestern Morgen brach in einem Zimmer
des dem Casimir Werk gehörigen, und von
ihm bewohnten Hauses in Westwood, sieben
Meilen von hier, Feuer aus. Da Herr
Werk sein Haus für feuerfest hiett, so be
gnügte er sich damit, die Stubenthür fest
zuzumachcn, um das Feuer ruhig ausbrcn
nen zu lassen; der herbeigeeilten Feuerwehr
verweigerte er sogar den Zutritt zur Brand
stätte. Die Folge war, daß sehr bald das
ganze Haus in Flammen stand und bis auf
den Grund niederbrannte. Der Verlust
beträgt H 50,000, bei P 3500 Versicherung.
Mit der ganzen Hauseinrichtung ging auch
eine wcrlhvolle Sammlung von Diamanten
verloren.
Der Zoll auf Diamanten.
Mas der Premierminister der Rap-Lolonie
darüber sagt.
London, 23. Okt.
Aus der Kapstadt wird der „Times" ge
meldet. daß Cccil Nhodcs, der „Dicnnan
ten-König" und Premierminister der Kap-
Colonie, in einer Versammlung der Besitzer
der de Beers Gruben in Kimberlu sagte,
daß während des letzten Jahres Diaman
ten im Wcrthe von H 14,400,000 gefunden
worden seien, lieber den amerikanischen
Zoll aus Diamanten sagte er, daß er auf
Seite deS Freihandels, aber auf der Ge
genseitigkeit stehe. Wenn die amerikani
schen Erzeugnisse von der Kap-Colonie
fern gehalten würden, so würde dies den
Bruder Jonathan vielleicht zur Vernunft
bringen. Er würde nicht noch einmal
verlangen, daß die Aktieninhaber zu der
Ausstellung ihrer Diamanten H 50,000 be
willigten. Die ihnen ertheiltc Lehre sei,
Amerika sich selbst zu überlassen.
. Städtisches.
Das Wetter.
Optiker Kleine, 76 Washington Str.,
berichtet für Chicago die folgenden Baro
meter- und Thecmometerstände:
Um 8 Uhr Morg. 58 Gr., um 9 Uhr 60
Gr., um 10 Uhr 60 Gr., um 11 Ukr 61
Gr., um 12 Übr 68 Gr. Barometerstand
um 8 Uhr Morg. 29.45, 12 Uhr 29.40.
Für das neue Diptherieheilmittel.
Das städtische Gesundcitsamt hat sich
bisher gegen das neue Heil- bczw. Vor
beugungsmittel gegen die Diphteruis, das
Behring'sche Heilserum, gänzlich ablehnend
verhalten, und Gesundheitscommissar Dr.
Reynolds will sogar nichts von Versuchen
mit dem neuen Heilmittel wissen. Wahr
scheinlich wird aber unserer Stadt doch der
Segen der neuen Entdeckung zu Theil wer
den. Der nächsten Stadlrathssitzung wird
nämlich von Ald. Finkler eine Ordinanz
unterbreitet werden, durch welche der Ge
sundheitscommissär angewiesen werden soll,
einen Posten des Behring'schen Diphterie-
Heilserums kommen zu lassen und damit
Versuche anzustcllen. Möglicher Weise
wird die Ordinanz dann später so verall
gemeinert werden, daß es noch in Chicago
zu einer Zwangsimpsung gegen Diphteritis,
ähnlich der Zwangs - Pockenimpfung
kommen wird.
lm Ralhhause war es heute Vormit
tag, der Registrirung wegen, wieder öde
und leer, womöglich noch öder und leerer,
als am ersten Negistrationstagc, so daß
man fast auf den,Gedanken kommen könnte
daß die städtischen Angestellten zwei Tage
brauchen, um sich einmal registriren zy
lassen.
ln dem 2stöckigen Holzhause No. 163
West Lakestraße kam heule Vormittag um
äl2llbr ein Feuer zum Ausbruch, was aber
glücklicherweise gelöscht werden konnte, ehe
es einen bedeutenden Schaden augerichtct
hatte. Der Gesammtverlust beträgt H2OO
welche zu gleichen Theilen auf die Gebrüder
Roth, die in dem Gebäude einen Fleischer
laden betrieben, und dem Eigcnthümer Du
rand entfallen.
Ein Schreckensunfall.
Der fünfjährige Scott Johnson an der Lin
coln Ave. und Lentre Str. von einem
Rabelzuge zermalmt. Die Scene des
Unglücks.
Ein entsetzlicher Unglückssall ereignete
sich heute Vormittag kurz nach neun Uhr
an der Ecke von Lincoln Ave. und Centre
straße, als ein Kabelzug der Lincoln Ave.
Linie in voller Schnelle um die Curve in
südlicher Richtung fahrend einen fünf-'
jährigen Knaben unter den Rädern zer
malmte. Der Gripsührer zog die Grip
an, als er an die Curve gelangte, und in
demselben Moment warfen die Passanten
aus der Straße die Arme abwehrend zur
Höhe und stießen Schreie des Schreckens
aus. Der Kabelzug wurde zum Stehen
gebracht und unter dem ersten angehängten
Wagen zog der herbetgceille Polizist die
Leiche des Knaben hervor. Sein Haupt
war eine blutige Masse von Schädelknochen
und Gehirn. Die weiblichen Passagiere
schrieen laut auf und auch die Männer er
bleichten und wandten sich von dem furcht
baren Anblick ab.
Der Polizist trug den blutüberströmten
Leichnam nach der Ecke von Centre Straße
und Lincoln Ave. und legte ihn auf dem
Seitenweg nieder.
Es erfolgte nun die Aufnahme des That
bestandes. Der Gripsührer Jacob Carroll
erklärte, daß er den Knaben gar nicht ge
sehen habe, er wußte nicht, daß er ein Kind
überfahren habe, als er infolge der
Schreckcnsgeberden der Passanten zur
Bremse griff.
Die Ausnahme der Zeugen durch den
Condukleur W. Henderson vcranlaßle eine
längere Unterbrechung des Verkehrs, eine
große Menge hatte sich versammelt und wie
Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht
unter dem Volksauslans.
Der todte Knabe war Scott Johnson,
bei seinen Eltern No. 358 Centrc-Straße
wohnhaft. Der Schmer; der Eltern, als!
sie von dem grauenvollen Tode ihres
Söhnchens hörten, war ein herzergreifen
der. Der Leichnam wurde nach dem Be
stattungs-Institut von Bcnkcy, No. 238
Lincoln Ave., gebracht.
Conducleur W. Henderson und Greif
wagenführer Jacob Carroll wurden ver
haftet. Der Polizist telephonirlc nach der
Halsted Str.-Station und erhielt die Wei
sung, die beiden Bediensteten des Unglücks
zugcs auf ihre Posten zurückgehcn zu las
len, damit die Verkehrsstockung aufgehoben
werde. Es konnte durch eingehende Er
kundigung bei den Passanten nichts Be
stimmtes darüber in Erfahrung gebracht
werden, ob der Knabe plötzlich beim Hcr
annahen des Kabelzuges über die Straße
lausen wollte, oder ob er dort schon ent
lang ging, als der Zug in größerer Ent
fernung war. Der Coroner begab sich
nach Empfang der Nachricht sofort zum
Jnqucst hinaus. Die beiden Bediensteten
und viele andere Zeugen werden vernom
men werden.
Vor der Wahlrevisionsbehörde.
Der Streit zwischen den beiden Flügeln der
populistischen Partei.
Die Wahlrevisions-Behörde für Cook
County, bestehend aus dem Staatsanwalt
Kern, dem Conntyclerk Wulfs und dem
Counlyrichter Scales, trat gestern Nach
mittag in dem Gerichlszimmer des Richters
Scales zu einer Sitzung zusammen, um
eine Entscheidung über die Frage zu tref
fen, welches der beiden von der dritten
Partei, den Populisten, ausgestellten
Wahltickets als das regulär populistische
Ticket aus den amtlichen Wahlzelle! gesetzt
werden soll.
Anweiend waren zahlreiche Vertreter der
beiden Flügel der populistischen Partei.
Als spezielle Vertreter der Partei, die in
Uhlich's Halle ihre Convention abhielt,
waren die Anwälte Clarence S. Darrow,
Jesse Cox, H. S. Taylor und Seymour
Stcdman zugegen, als Vertreter der ande
ren Partei, deren Convention bekanntlich
in der Bricklayers Hall stattfand, Exrichter
Richard Prendcrgast, welchem William C.
Pomeroy, John I. Ryan, William Jones
und Thomas W. Heathcote den Rücken
deckten.
In Folge von langen Wortgefechten
zwischen den beiderseitigen Anwälten nah
men die Verhandlungen nur einen sehr
langsamen Fortgang.
Anwatt Prendcrgast bezeichnet die Mor
gan'sche Fraktion als diejenige, die gegen
eine reguläre populistische Convention rc
volutiouirt hätte, und verlangte Anerken
nung des Ryau'schcn Flügels der Partei
als reguläre Partei. Die MeinungSaus
drucke der Anwälte der andern Partei be
sagten natürlich das Gegeutherl. Jede
Partei suchte naturgemäß durch ihre Ver
treter die Vorgänge auf der ersten Conven
tion der Pcople's Party in der Vorwärts-
Lurnhaile zu ihren Gunsten darzustellen.
Zwei und eine halbe Stunde dauerte das
Wortgefecht, bis um 5 Ilhr eine Vertagung
der weiteren Verhandlungen aus heute
Vormittag 10 Uhr erfolgte.
Heule Vormittag wurden die Verhand
lungen fortgesetzt, aber noch nicht zu Ende
gett'ihrl. Mehrere Zeugen wurden aus den
irttand gerufen, um Aussagen über die
Vorgänge auf der Convention in der Turn
l)alle an der 12. Straße, welche zu der
Spaltung der Partei in den Morgan'schen
und den Ryau'schcn Flügel führte, zu
machen und die Anwälte Prendcrgast und
«Cox hauptsächlich vertraten bei der
Vernehmung dgs Interesse ihrer bczw.
Parteien. Gegen Mittag war noch nicht
abzusehen, zu Gunsten welcher Partei die
Entscheidung der Revisionsbehörde aus
fallen werde.
, John Jensen wurde beute früh von
Richter Sevcrson um H 25 und die Kosten
bestraft. Gestern tilgend kam er m be
trunkenem Zustande nach Hause, No. 112
West Huronstraßc, und schimpfte zunächst
aus seine Frau, die ihn zu besänftigen
suchte, dann aus die Wett im Allgemeinen
und begann schließlich Stühle, Tische und
sonstige Möbel in seiner blinden Wuth zu
zerschlagen. Frau Jensen wurde es da
bei natürlich unheimlich zu Mulhe und sic
hielt es, als ihr Mann immer wüster
wurde, für geralhen, einen Polizisten her
beizurusen, der Jensen nach der West Chi
cago Ave.-Polizeistalion brachte.
1 Cent.
Schreckliche Katastrophe.
Ein sechsstöckiger Bau an der Wells
Straße eingestürzt.
Sechs Menschen unter den Trümmern be»
graben.
Kurz vor 2 Uhr stürzte das 6stöckige
Haus No. 465 Wellsstraße ein und sechs
Leute wurden unter den Trümmern be
graben. Nähere Nachrichten konnten vor
Schluß der Redaktion nicht mehr cclangr
werden.
Der Spielprozeß
Gegen George Reichold und Genossen vor
Richter Dünne in Verhandlung.
Vor Richter Dünne begann gestern
Nachmittag der Prozeß gegen George
Reichhold, Wcsley Schimmel, Hcrman
Sigel und Patsv King, welche in dem
Hause No. 175 W. Madisonstr. ein ausge
dehntes Gümblcgeschäft betrieben. Die
Verhandlung fand ohne Geschworene statt.
Als erster Zeuge berichtete John I. Mc-
Mahon, der im Mär; 1893 »Obmann der
war, daß er als Ob
mann eines Grandjury-Comitrs den Platz
mehrere Male besuchte bei Tag und bei
Nacht. Im vorderen Raume liegt eine
Wirthschaft und hinten ein geräumiger
Platz, wo gespielt wurde. Eine Hinter
treppe führt nach dem oberen Stockwerk,
welches ganz dem Spiel gewidmet ist. Die
Angeklagten überwachen das Spielen, er
lheilen den Tischhaltern, Auf
träge und erheben von Zeit ;n Zeit Geld.
Thomas Eandy war der zweite Zeuge.
Er betreibt No. 1522 W. Lake Straße eine
Candy-Fabrik und war während der letzten
drei Monate Stammgast der Spielbude.
Sein Zeugniß stimmte mit dem McMahons
überein. Heute erklärte E. W. Smith vor
Richter Dünne, daß er der Eigcnthümer
des Hauses 175 W. Madison Straße sei.
Der Verlheidiger Bahne Fitz erlangte dann
einen Aufschub bis morgen, um seine
Zeugen bcizubringen. Man will das
Zeugniß McMahons als veraltet dinstellen
und beweisen, daß Thomas Eandy ein
absolut unglaubwürdiger Gämblcr sei.
Palsy King, welcher durchgcbrannt war,
wird sich morgen stellen.
Mall Pinkcrlon ist immer noch krank.
Die Untersuchung über den Newport Club
73 Monroe Straße mußte also bis aus
Weiteres verschoben werden.
Ein Schießbold
Unter hoher Bürgschaft dem Lriminalgericht
überwiesen.
Am 26. vorigen Monats gerielhen Thos.
und JaS. Connclttx, John Parkerson und
Theo. Conway, Mitglieder der berüchtigten
Norton Straßcn-Bande, vor dem Hause
No. 54 Norton Str. bei der Theilung einer
vorher gemachten Beute einander in die
Haare. Alle vier hatten gehörig getrunken
und waren, als sie den Streit begannen,
kaum ihrer Sinne mächtig.
Parkason ging dem Tbos. Connelly
ziemlich stark aufs Leder und lein Lruder
Jimmy, fürchtend, daß Tommy am Ende
die Zeche bezahlen könnte, liet in das Haus
No. 54 Norton Str., (in welchem er und
der Bruder bei einem gewissen Jobn Ken
nedy wohnten) und Holle diesen heraus.
Kennedy kam in die Allcy und schoß ohne
sich erst über den Sachverhalt zu oricntiren,
aus Parkerson los. Die Kugel drang dem
selben in die Brust, ihn schwer verletzend.
Parkerson wurde nach dem Hospital ge
schasst und dort schwebte er lange zwischen
Tod und Leben. Er war vor etwa 7 Jahren
in Gemeinschaft mit Kennedy und Connelly
bei einem Raubanfall abgefaßt worden.
Während cs den beiden Letztgenannten ge
lang, mit einer einjährigen Gefäugniß
strafe loszukommen, wurde Parkerson aus
6 Jahre nach Joliet gesandt. Dort wurde
er bald so schwindsüchtig (?), daß cs Gouv.
Altgcld für nothwendig erachtete, ihn, nach
dem er kaum drei Jahre gesessen, zu be
gnadigen. Anfangs führte Parkerson, der
mit seiner Mntler in 211 Sholtostr. wohnt,
auch ein anständiges Leben, bald aber ver
fiel er in die allen Fehler.
Bis zum vergangenen Freitag war
Parkerson im Hospital und erst heute trat
er vor Richter Eberhard! als Kläger gegen
Kennedy und Tommy Connelly, die deS
Angriffs mit der Absicht zu tödlcn ange
klagt waren, auf. Die Zeugenaussagen
ergaben, daß Kennedy ohne jede Provoca
tion geschossen und Tommy Connelly, der
eigentliche Streithammel, bei der Mutter
Parkerson's war und ihr die
hlung von Hl5O anbot. Richter
Eberhardt überwies Kennedy unter
PSOOO und Tommy Connelly unter
tzIOOO Bürgschaft dem Erimiualgerichl.
Die Mitangeklagten Jimmy Connelly und
Theo Conway wurden srcigesprochen.
Selbstmord.
Charles Nicgcr, ein Schankkellner in
No. 4732 State Str., zweiundzwanzig
Jahre alt, erschoß sich heule Morgen um
halb Uhr.
Abgewiesener Einwand.
Der Kohlenhändler Percy Whitchcad
halte es unternommen, den Mayor rn sei
nem Kampfe gegen das Nauchübel darauf
aufmerksam zu machen, daß durch das in
Aussicht genommene energische Einschreiten
gegen die Nauchsünder die Interessen der
Wcichkohlenhändler gewaltig geschädigt
würden, Der Mayor hat Herrn While
hcad die Antwort gegeben, daß er ans strikte
Durchführung der Rauchordinanzen drin
gen werde, weil diese Ordinanzen für ihn
bindend seien, und daß er aus die Weich
kohlenhündlcr keine Rücksicht nehmen
könne.
Viehmarkt.
Schweine sind im Preise um 5c
gestiegen und brachten schwere 4.65(1(5.05,
leichte 4.40(Z-4.90, durcheinander 4.45(ckl
Rindvieh und Schafe fest.
Zufuhr 7,500 Stück Rindvieh, 20,000
Schweine und 12,000 Schafe.

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