NaöiL-Telegi7crnrnre. Straßburg, 16. Nov. Der deutsche Reichskanzler Fürst von Hohenlohe-Schillingsfürst ist hier ange kommcn, um seine Geschäfte als kaiser licher Statthalter in Elsaß-Lothringen ab znwickeln. Er nahm die Glückwünsche der Beamten und Delegaten der Communal räthe der Provinzen zu seiner Ernennung entgegen. Heute Abend fand ihm zu Ehren eine Galavorstellung im Theater statt. Als der Kanzler mit seiner Familie das Theater betrat, wurde seine Ankunft durch Trompetengeschmclter angc kündigl. Das Orchester spielte Weber's Jnbelouveriure. Am Schluß der Vorstel ' lang erhob sich die ganze Versammlung und sang Kaiser Wilhelms „Sang an Ae gir." Darauf hielt der Theaterdirector im Namen der Bürger eine AbschiedSrcde und schloß mit der Aufforderung zu einem donnernden Hoch aus den Kanzler von Ho henlohe. Lond on, 17. Nov. Eine Wiener Depesche an den Standard meldet, daß das erste Honorar, welches Kaiser Wilhelm als Komponist verdient hat, sich jetzt auf dem Wege nach Berlin be findet. Seinen Statuten gemäß hat der Wiener Mannergesangverein für seine letzte Ausführung des „Sang an Aegir" dem Kaiser Wilhelm einen Dukaten nebst einem Diplom als Ehrenmitglied über schickt. ' Messina, 16. Nov. Heute wurde in der Provinz Messina und auch in Ealabricn ein heftiger Erdstoß verspürt und viel Schaden angcrichtet. Steinerne Kirchen stürzten ein und viele .Häuser erhielten Nisse. Der obere Theil eines Leuchtthurmes siel ein und der Wär ter wurde verletzt. Wie es heißt, kam eine Frau um's Leben. Die Einwohner sind in tausend Aengsten. Es wird befürchtet, daß noch mehr Hiobsposten aus den länd lichen Bezirken einlrcffen werden. Pl ym 0 ut h, 16. Nov. Der Ministerpräsident der Kap-Colonie, Cecil Rhodes, und Dr. Jameson, der Ver walter der südafrikanischen privilcgirten Compagnie, sind heute von Kapstadt hier eingetrofsen. Sie wurden vom Mayor und Stadtrath bei der Landung begrüßt. Archangel, 16. Nov. Die von Capitän Joseph Wiggins, der durch seine früheren Entdeckungen in den Polargegenden sich bereits einen Namen gemacht hat, geleitete neueste Polarerpedi tion ist gescheitert. Das zu derselben be nutzte Schiff ist in der Nähe der Meerenge von Judgarschar oder Jugar zwischen No waja Semblja und dem Festlande zu Grunde gegangen. Die gesammte Beman nung, einschließlich des CapitÜns, wurde gerettet. Brüssel, 16. Nov. In der Deputirtenkammer reichte heute der Ministerpräsident de Burlet eine Reihe von Vorlagen zur Verbesserung der Lage der Arbeiter ein. Unter denselben befindet sich eine für die Gründung eines Arbeits bureaus. London, 16. Nov. Der Vorsitzer des Armenischen patrioti schen Vereins, C. Hagopian, hat dem Staatssekretär des Aeußcren, dem Earl of Kimberlcy, nachstehenden von einem Ar menier geschriebenen Brief übergeben. Der Name des Schreibers wird nicht mitge theilt, da Letzterer sich sonst der Gefahr aus gesetzt haben würde, sein Leben zu verlieren. Dem Schreiben des Armeniers ist folgen der Brief von Hagopian beigelcgt: Ich habe keinen Grund, an der Glaubwürdigkeit der in dem Schreiben mitgetheilten Einzelhei ten zu zweifeln, da dieselben durch vollstän digere amtliche Berichte, welche bei dem bri tischen Agenten in Armenien eingetrofsen sind, oder bald eintrefsen werden, vollauf bestätigt werden. Die berichteten Vorfälle sind eine Wie derholung der bulgarischen Gräuel, welche mit allen scheußlichen Einzelheiten viehi scher Wollust und empörender Grausamkeit an wehrlosen Christen und hülfloscn Frauen und Kindern verübt wurden und welche mit Vorbedacht geplant und auf Grund von Befehlen ans Constantinpel rücksichtslos ausgesührt waren. Zum Schluß sagt Hagopian, daß die Zett ge kommen sei, um mit der ganzen bestehenden Verwaltung von Armenien gründlich auf zuränmen und dieselbe durch eine andere von Großbritannien und den übrigen Unter zeichnern der Berliner Verträge gebilligte und unter deren unmittelbarer Aufsicht verwaltete zn ersetzen. Das Schreiben des Armeniers ist von Bitlis, unterm 9. Octobcr datirt. Nach dem der Schreiber gesagt, daß der oberste- Magnat ein zweiter Nero zu sein scheine, fährt er fort: „Der sogenannte Aufstand der Armenier im Jahre 1893 war eine künstlich angczet lettc Afsaire, für deren Unterdrückung der oberste Magnat mit einem Orden bedacht wurde. In diesem Jahre Hütten die Kur den armenische Ochsen weggeschleppt und als die Armenier die Herausgabe derselben verlangten, wurde ihnen dies verweigert. Ein Kampf entstand, in welchem zwei Kur den getödtet und drei verwundet wurden. Die Kurden trugen sofort ihre Todten Vör den Gouverneur, indem sic sagten, die armenischen Soldaten hätten das Land überfallen und tödtcten und beraub ten die Kurden. Dies bildete einen Vorwand für die Zusammenziehung von Truppen von Fern und Nah. Die Truppen wurden von einem Pascha und einem Marschall befehligt nnd wurden nach dem in Rede stehenden Distrikt geschickt. Der Paschal soll einen Befehl von Kon stantinopel, die Armenier mir Stumpf und Stiel a'.sznrotten, seinen Soldaten vorge lesen und denselben dann sich um den Hals gehängt haben, so daß er auf die Brust bcrabhing. Die Soldaten soll er beschwo ren haben, den Bcfehl auszuführen, wenn lle ihren König und ihre Regierung liebten. Fast alle diese Dinge wurden hier und da von Soldaten, welche bei dem schrecklichen Gemetzel belheiligt gewesen waren, erzählt. Einige von ihnen behaupten weinend, daß die Kurden mehr gcthan hätten und erklären, sie Hütten bloß die Befehle An derer ausgeführt. Es heißt daß auf jeden Soldaten hundert Leute kamen, die sie umzubringen hatten. Kein Erbarmen wurde gezeigt, kein Alter noch Geschlecht wurde von den regulären Sol daten verschont, selbst dann nicht, wenn die Opfer flehentlich zu ihren Füßen nieder sanken. Sechs-bis zehntausend Menschen wurden von einem solchen Schicksale be troffen, wie es kaum in den dunkelsten Zei len des dunkelsten Afrika vorgekommcn kein durste, denn hier wären wenigstens Frauen und zarte Kinder verschont geblieben, wäh rcnd dort in Armenien Weiblichkeit und Unschuld nur Spott und Hohn waren vor den grausamen Lüstlingen, die nachdem sie '-we Brunst gestillt, die Frauen und Müd ")en mit Bayonetten erstachen, Säuglinge an den Brüsten ihrer Mütter aufspießten oder ihnen die Köpfe abschlugen. In einem Orte wurden 300 oder 400 Frauen, nachdem sie die entwürdigendsten Schändlichkeiten der entmenschten Söld linge erduldet hatten, in dem unterhalb ge legenen Thale mit Schwertern und Bajo netten zerhackt nnd gcsvießt. In einem anderen Orte flehten 200 weinende und klagende Frauen um Erbarmen, indem sie sich dem Befehlshaber zu Füßen warfen, allein der bludürstige Wütherich befahl sei nen Soldaten, erst die Frauen zu schänden und sie dann in ähnlicher Weise, wie vorhin berichtet, abzuschlachtcn. In einem anderen Orte wurden einige sechzig junge Frauen nebst den hübscheren Mädchen in die Kirche cingeschlossen, zuerst geschändet und dann abgeschlachtct,sodaß das Blut in Strömen zur Kirchenlhüre heraus licf. Noch in einer anderen Ortschaft warf sich eine Anzahl Frauen in Begleitung ihres Priesters den Soldaten zu Füßen, um Er barmen flehend und bethcuernd, daß sic nichts mit den Schuldigen zu thun hätten. Alles Bitten und Flehen war vergebens. Alle wurden dann nach einem andern Platze geführt und mehreren der hübscheren Frauen wurde der Vorschlag gemacht, ihren Glauben zu ändern, in welchem Falle ihr Leben geschont werden würde. Sie sagten: „Warum sollten wir Christus ver leugnen Wir sind nicht mehr als diese da!" indem sie auf die zerhackten Leiber von Gatten und Brüdern deuteten: „Tödlct uns auch!" und die Soldaten ermordeten sie. Große Mühe gaben sich die Soldaten, ein durch seine Schönheit ausgezeichnetes Mädchen zn retten, allein drei oder vier Soldaten stritten sich um ihren Besitz und auch sie theilte dann das Schicksal ihrer Schwestern. „Aber, wozu diese traurigen Schilderun gen noch weiter ansspinnen? Es muß einen Gott im Himmel geben, der in allen diesen Dingen das Rechte thun muß, oder Einige »on uns würden den Glauben an ihn verlieren." Ein oder zwei Konsuln sind dorthin ge schickt worden, um die Angelegenheit zu untersuchen. Wenn statt der Türken die Christen diese Vorgänge aus Bitlis und der Gegend, die ich bereist habe, berichteten, so würde die Sache anders liegen. Jetzt aber müssen wir sie glauben. Die Magnaten setzen Schriftstücke im Umlauf und zwingen die Christen, dieselben zn unterzeichnen, indem sie mit ihrer Unterschrift erklären, daß den Rebellen Recht geschehen sei und daß sie, die Christen, dem Könige und sei nen Magnaten dafür dankten. Die Christen von Bitlis wollen die Schriftstücke nicht unterzeichnen, obgleich es heißt, daß in einigen der entfernteren Bezirke die Christen ihren Namen darun ter gesetzt haben. Den Protestanten sind die Schriftstücke nicht vorgelegt worden und bis jetzt sind auch die Protestanten nicht in Ketten geworfen oder besonders gebraud schatzt worden. Freilich in letzter Zeit hat es den Anschein, als ob so etwas auch ihnen bevorstände." In einem anderen Briefe heißt es, einige der regulären Soldaten gaben selbst zu, daß sie jeder 100 Menschen in scheußlichster Weise getödtet Hütten und jede geschändete Frau gleich darauf mit dem Bajonnett er stochen Hütten. Zwanzig oder dreißig armenische Dörfer, scheint es, sind gänzlich zerstört worden und eine Anzahl Leute wurden in ihren Häu sern verbrannt, nachdem man durch Kero sinöl die Flammen angesachl hatte. Konst an tino pe l, 16. Nov. Folgender amtlicher Bericht über die Wirren in Armenien ist heute veröffentlicht worden: Einige armenische Räuber, die mit aus dem Auslande gekommenen Waf fen versehen waren, haben sich einem rebel lischen Kurdenstamme cingeschlossen, um Ausschreitungen zu begehen. Sie ver brannten und verwüsteten mehrere musel männische Dörfer. Als Beweis der Grausamkeit dieser Ar menier wird gemeldet, daß sie einen bor nehmen Moslem lebendig verbrannt hät ten. Reguläre Truppen wurden nach dem Schauplatze der Unruhen abgeschickt, um sriedlicheßewohner gegen diese Plünderer zu beschützen.Die ottomanischcnTruppcn haben nicht nur die friedlichen Bewohner und die Frauen und Kinder beschützt und geachtet, sondern haben auch Ordnung und Ruhe wieder hergestellt. Es ist nicht wahr, daß die Kurden die Möbeln, die Werthsachen und das Vieh der flüchtenden Armenier be schlagnahmt haben. Die Letzteren halten ihre Werthsachen, ehe sie den Aufstand in's Werk setzten, in die Berge ge flüchtet. Die armenischen Frauen, welche gegenwärtig bei den Kurden sind, gehören zu den Familien der Räuber und gingen aus freien Stücken mit ihren Männern zu den rebellischen Kurden. Betreffs der Zerstörung der Dörfer ist zn bemerken, daß es die Armenier waren, welche ihre Habse ligkciten fortschleppten, ehe sie Räuber wurden. (?) New York, 16. Nov. R. G. Dun L Co.'s Wöchentliche Ueber sicht über Handel und Gewerbe wird mor gen Folgendes bringen: In fast allen Ge schäftszweigen macht sich eine allmähliche Besserung bemerkbar und das Gefühl der Hoffnungsfreudigkeit der vorigen Woche dauert immer noch an. Es wird freilich Zeit nehmen, um das Geschäft aus seinem jetzigen gedrückten Zustande cmporzuheben und wenn der Fortschritt, der gemacht worden ist, auch nicht ganz den großen Er wartungen entsprochen hat, so ist derselbe doch immerhin crmuthigend. Die Ent scheidung, §50,000,000 Bonds für die Auf füllung der Schatzamtsreserve anzubieten, fand bei Bankiers im Allgemeinen An klang. Es wird allgemein angenommen, daß die Bonds sofort werden vergriffen sein. Die Wirkung läßt sich nicht so leicht voraussehen, denn die formelle Ankündigung, daß nach einer allge meinen Umgestaltung der Zollgesctze cs trotzdem für nöthig gehalten wird, eine bedeutende Anleihe zn machen, ist ganz da nach angctban, Zweifel betreffs finanzieller Beschaffungen für die Zukunft zu erregen. Die gemeldete Goldeinsuhr von London mit einem direkten Verlust von §7,500 zu den gegenwärtigen Wechselcursen ist ver muthlich darauf berechnet, Bondszeich nungen zu beeinflussen. Es ist bereits Gold aus dem Schatzamtc durch Einlösung von Noten behufs Bezahlung von Bonds entzogen worden und cs hat den Anschein, als ob eher Waaren als Gold aus Europa kommen würden. Die Wiederaufnahme der Arbeit und die Zunahme in der Arbeitszeit haben sich mehr in der Baumwollenindustrie als in anderen Industriezweigen bcmcrklich gemacht, allein es macht sich keine Zunahme in der Nach frage Nach Waaren bemerkbar. Die Nachfrckge nach fertigen Eisenpro dukten ist im Ganzen schlechter. Im Westen hat sich eine unbedeutende Besserung be merkbar gemacht. Fabrikanten von Wollen waaren haben für diese Zeit des Jahres gute Bestellungen; viele fubriziren haupt sächlich die genannte Sorte Waaren, aber im Allgemeinen fehlt cs an Aufträgen für Frühjahrswaaren. Die Verkäufe von Wolle sind abermals kleiner, als im letzten Jahre. Specu- lative Märkte sind zum Theil durch das Verlangen nach Bonds lebhaft gemacht worden und Weizen ist um 11 Cents, Wetschkorn um 11 Cents und Baumwolle um i/ik Cent in die Höhe gegangen. Zu fuhren von westlichem Weizen haben in den zwei Wochen des November 7,871,671 Büschel betragen gegen 12,166,830 im letzten Jahre, allein atlantische Ausfuhren in diesen zwei Wochen haben sich blos aus 1,029,355 Büschel belaufen. Dieselben haben nicht zugcnommen durch das Steigen der Preise, was zum Theil daraus zurück zuführen ist, daß eine Unmasse Getreide zum Füttern des Viehs benutzt worden ist. Im Oktober kam die Hälfte der Einfuhren von der Pacificküste für weniger als 50 Cents, so daß der Durchschnittspreis für alle Ausfuhren nur 50.8 betrug gegen 68.5 im letzten Jahr. Zufuhren von Welschkorn sind um die .Hälfte geringer gewesen, als die vom vorigen Jahre und die Ausfuhren waren unbedeutend. Der Baumwollen versandt ist andauernd bedeutend, jedoch wurden Verkäufe nur zu 5.56 Cents auf zwei Lage hier abgeschlossen und zn solchen Preisen sind die Profile sehr schlecht. Die Zahl der Bankerotte in den Ver. Staaten belief sich während der letzten Wochen auf 270 gegen 232 im vorigen Jahre und auf 38 in Canada gegen 36 im vorigen Jahre. Washington. D. C., 16. Nov. Gencralconsul Frank H. Mason in Frankfurt am Main sagt in einem Spe zialbericht an das Staatsdepartement, daß amerikanische Eisenbahnpapiere in Deutsch land in üblen Geruch gekommen seien und sucht die Gründe dafür anzugeben und macht Vorschläge, die anrüchigen Papiere in der Finanzwelt zu rehabilitiren. Er sagt, daß in Frankfurt, welches der erste europäische Geldmarkt war, wo in den dunklen Tagen unseres Krieges Bundes schuldscheinc angenommen und wo ameri kanische Geldanlagen populär wurden, nicht nur unsere neuen Sicherherten wegen ihres amerikanischen Ursprungs zurückge wiesen, sondern daß auch jene seit Jahren gehaltenen Eisenbahnobligationen und Actien an Amerika zurückgegeben und ihr Erlös in weniger gewinnbringenden preußi schen Consols und andern durch Negie rungscredit und Aufsicht gesichcrtenWerthen angelegt würden. Der Gencralconsul sagt: „Die Wolke, die über den amerikanischen Eisenbahnpapieren in Deutschland hängt, wurde hauptsächlich durch die Enthüllungen der letzten zwei Jahre betreffs der Verwaltung mehrerer hervorragender Eisenbahnen gebildet. Deutsche Kapitalisten erlitten schwere Ver luste und ihre Verluste dienten dazu, die Aufmerksamkeit des Publikums und der Presse schärfer als je auf die Machtaumas sung und die Nichterfüllung von Verpflich tungen zu lenken, die, wie es heißt, eine so häufige Erscheinung bei der Verwaltung amerikanischer Eisenbahnen geworden sind. Europäische Besitzer von Schuldscheinen und Actionäre sind unterrichtet worden, daß die Gewalt des Präsidenten und der > Direcloren in vielen bedeutenden Eisen bahngescltschaften eine fast allmächtige und an keine Verantworilichkeit gebundene ist. Sie haben Proteste hinübergcschickt und > durch Stellvertreter bei den Wahlen ver sucht, die Kontrolle über das Eigenthum den Händen von Beamten zu entreißen, von denen gesagt wurde, daß sie das in sie gesetzte Vertrauen mißbrauchten, aber sie haben erfahren, daß alle diese Versuche ver geblich waren. Daß die Rechnungen eines ganzen Eisenbahnsystems gefälscht und die ' Werthpapiere im Markte durch erlogene Ausweise der Einnahmen u. s. w. auf ihrer Höhe gehalten werden können, sind Erfah rungen verhültnißmäßig neueren Datums." Der Gencralconsul spricht daun mit Lob von einer fähigen Schrift des Dr. Alfred von der Leyden, eines sachverständigen hohen Beamten, über die finanzielle und Betriebs-Leitung amerikanischer Eisenbah nen, in welcher die Mängel und Schwächen des gegenwärtigen Systems mit kundiger Hand bloßgettellt werden und sagt, es würde ein nationales Unglück sein, unsere gesetzmäßigen Unternehmungen noch weiter der Hülse des auswärtigen Kapitals zu be rauben, was aber eintreten müßte, wenn keine Abhülse geschaffen würde. Der Gencralconsul sagt dann weiter: „Die einstimmige Antwo-t deutscher Fi nanzleute aus die Frage, was erforderlich sei, um in Europa das Vertrauen zu ame rikanischen Eisenbahnpapieren wieder herzu stellcn, lautet, daß solche Corporationen unter die Controllc eines umfassenden Bundesgesetzes gebracht werden sollten." Mason sagt, das deutsche System ließe sich allerdings nicht vollständig auf Ame rika anwenden, fügt aber zum Schluffe hinzu: „Viele, deren Erfahrungen und Interessen in beiden Ländern sie zu einer Meinungsäußerung berechtigen, glauben, daß es möglich sein sollte, ein Gesetz zu er lassen, das wenigstens aus alle jene Bahn gescllschaften Anwendung finden könnte, die dem zwischenstaatlichen Handelsgesetz unterworfen sind und das etwa die folgen den Punkte enthalten sollte: 1. Regelung der Wahlen von Eisenbahn bcamlen, so daß solche Wahlen frei und offen sein und direct und gerecht die Wünsche und Interessen der Besitzer von Werthpapicren vertreten sollen. 2. «Lchassung eines nationalen Bureaus für Veröffentlichung, Jnspection und Kon trolle, das für regelmäßige Bekanntmachung beglaubigter Berichte sorgt, die genau und vollständig die Einnahmen, Ausgaben u. s. w. angcven. 3. Jede Verletzung des Gesetzes durch einen Act der Willkür oder absichtliche Mißvcrwaltung ist als ein Verbrechen an zusehen, das Gesüngnißstrafe nach sich zieht und es den Bundesbeamten zur Pflicht macht, das Prozeßverfahren einzuleiten. 4. Völlige Revision des Verfahrens, wo nach Gerichtshöfe jetzt Masseuverwalter für Eisenbahnen ernennen und Nichlwählbar keit des Präsidenten und der Direktoren einer bankerotten Bahn zum Amte eines Masscnvcrwalters desselben Eigcnlhums. Ehe nicht Schritte in der angedeuteten Richtung geschehen, werden alle amerikani schen Eisenbahnpapiere mit verdächtigen Augen angesehen werden und andere ame rikanische Werlhpapiere werden mehr oder weniger darunter leiden. Capitän James E. White, Gencral- Director des Eisenbahn - Postdienstes hat dem Generalpostmeister seinen Jahres bericht eingehändigt. Die wichtigsten That sachen und Zahlen des Berichtes sind be reits mit dem Berichte des zweiten Gene ralhülfspostmeisters angeführt worden. Capitän White verbreitet sich jedoch aus führlich iiber die Unterbrechung des Dien stes in Folge der Streiks während des vorigen Sommers. Er macht aus seine im vorigen Jahre gemachte Empfehlung aufmerksam, daß ein Gesetz erlassen wer den solle, wonach die Verzögerung, oder Zurückhaltung irgend eines Zuges aus ir gend einer Eisenbahn in den Ver. Staaten auf welchem Postsachen befördert werden,' für einzelne Personen wie auch für Organisationen zn einem strafwürdigen Vergehen gestempelt werden soll. Er sagt ferner, daß das Corps der als Clerks angestellten Beamten rcorganisirt werden solle. Vergleicht man die Arbeit, die Zahl der zurückgclegten Meilen und die Zahl der Clerks im Jahre 1894 mit den nämlichen angegebenen Punkten indem Bericht für 1881, in welchem Jahre die letzte Reorganisation des Dienstes stausand, so stellt sich heraus, daß die Clerks jetzt ver pflichtet sind, fast 50 Prozent mehr Arbeit Per Kopf zu verrichten als im Jahre 1881; der Dienst ist verwickelter und die Ablieferung der Postsachen in den verschie denen Staaten schwieriger geworden. Die Clerks sind ferner größerer Lebensgefahr ausgesctzt wegen der größeren Geschwindig keit der Züge und nehmen größere per sönliche Verantwortlichkeit auf sich, als in 1881. Die Organisation, welche damals vollständig genügte, um den Anforderungen des Dienstes zu entspre chen, ist jetzt durchaus unzureichend und der Gencral-Director ist der Ansicht, daß die Gerechtigkeit gegen die Leute und die Gerechtigkeit gegen die wichtigen Pflich ten, deren Erfüllung ihnen obliegt, gebie terisch verlange, daß der Dienst den jetzigen Anforderungen gemäß umgestaltet werden solle. Die Methode der Anstellung auf Grund des Civildienstgesetzcs wird als sehr vortrefflich geschildert nnd darauf aufmerk sam gemacht, daß nach diesemPtane ein weit größerer Prozentsatz von Leuten, welche auf Probe angestellt wurden, dauernde An stellung erlangen, als nach dem alten Plane, wo die Altstellung nach Gunst und Gabe erfolgte. Städtisches. Gerüchte ohne Begründung. Im Rathhause schwirrten gestern Nach mittag allerlei Gerüchte über angebliche bevorstehende Personalveränderungen in verschiedenen wichtigen Departements der städtischen Verwaltung herum. So hieß cs unter Anderem, daß nicht der bewährte langjährige Hilss - Oberbaucommissär Moody der Nachfolger des für das Amt des Comptrollers ausersehcnen Oberbaucom missärs Jones werden würde, sondern John McCarthy, der Vorsteher des Stra ßendepartements. Ferner hieß es, daß der Baucommissär Eisendraht seine Office werde räumen müs sen, daß der Mayor ihn ersucht habe, seine Resignation cinzureichen. Schließlich verlautete, daß der Mayor beabsichtige, seine bei der letzten Wahl un terlegenen politischen Freunde John C. Schubert und Roger C. Sullivan in der städtischen Verwaltung unterzubringen. Nachforschungen haben aber ergeben, daß alle diese Gerüchte völlig aus der Lust ge griffen waren. Eapt. Duffy „gerechtfertigt". Mayor Hopkins sah gestern Nachmittag den ihm vom Polizeichcf zugestelllen Recht fertigungsbericht des Capt. Dufsy über sei nen Antbeil an der Verhaftung und Gesan genhaltung der 14 Wahlrichter der 16tcn Ward durch und erklärte dann, daß Dufsy vollständig correkt gehandelt habe, von jeder Schuld freizusprechcn sei, und seine Stel lung als Capitän in der Centralstation bcibehalten werde. Die Einzelnheiten des Berichtes des Capt. Dufsy bekannt zu ge ben, weigerte sich jedoch der Mayor sehr entschieden. Ehrenvoll freigesprochen. Vaclav Jakupka von 1013 W. 18. Str. stand heute vor den Geschworenen in des Bundesrichters Allcn's Gericht unter der Anklage, einen Brief sehr unanständigen und beleidigenden Inhalts an Frau Lizzie Haworka, eine Landsmännin, gesandt zu haben. Seinem Vertheidiger, Herrn Jo seph Epstein, gelang cs im Laufe der Ver handlungen, den Geschworenen klar zu machen, daß die Anklage nichts Weiler als eine Verschwörung der Nachbarn des Ja kupka, ihn zu ruiniren resp. in's Zuchthaus zu bringen, wäre. Dieses Komplott wurde derartig klar gelegt, daß der Richter von einer Vernehmung der Entlastungszeugen Abstand nahm und dem Gesuch der Ver teidigung, den Angeklagten ehrenvoll srei zusprechen, sofort entsprach. Jakupka will nunmehr gegen die Haworka und die mein eidigen Zeugen ver Anklage criminalgericht lich Vorgehen. . Ein Vorlreugungs-jDrozeß. Der Contrakt für die Asphalt-Pflaste rung der St. Louis Ave. auf der Strecke zwischen der Ogden Ave. und der 26. Str., welcher noch gar nicht vergeben ist, hat be reits eine gerichtliche Klage hcraufbeschwo rcn. William I. Hall, der Eigenthümer des Grundstückes No. 1735 W. 23. Str., Ecke der St. Louis Ave., hat nämlich gestern im Kreisgericht gegen den Oberbaucommissär Jones ein Mandamusverfahrcn anhängig gemacht, um ihn zu zwingen, den Contrakt für die Pflasterung an den niedrigsten Bieter, James A. W. P ine, und nicht an die Trinidad Asphalt Paving Co., die zwcitniedrigste Bietcrin zu vergeben, wie der Oberbaucommissär angeblich beabsich tige. Der Kläger behauptet, daß Pine alle Be dingungen des Contkaktes zu erfüllen sich verpflichtet habe, und daß trotz seines auf §28,324 lautenden niedrigsten Angebotes der Oberbaucommissär den Contrakt an die Trinidad Co. vergeben wolle, welche für die Arbeit §28,978 verlangt. Freiberg's Opernhaus. In Freiberg's Opernhaus kommt mor gen Abend das Volksstück „Nord und Süd" oder der „deutsch-französische Krieg" zur Aufführung. Die Rollen sind vorzüglich besetzt. Ueberfahren und getödtet. Heute früh kurz vor 10 Uhr wurde im Rangirbühnhofe der Burlington Bahn, an der 16. Str. und Centre Ave., der an der genannten Bahn als Weichensteller ange stellte 35jährige und No. 1019 W. 19. Str. wohnende Michael Donühue, als er Weichen stellte, von der Lokomotive No. 2 über fahren und aus der Stelle getödtet. Der Lokomotivführer und der Heizer wurden in Haft genommen. - Josef Ponctzky und Hugo Luke, zwei 14jährige Bur'chen, wurden gestern von dem Privatpolizisten der Northwestern bahn Wilhelm Raber, dabei abgefaßt, daß sie auf dem Frachtbahnhof der genannten Bahn an der 16. Str. nahe Halsted die Lufebremscn - Vorrichtungen, Gummi lchläuche und Messingverschlüsse, abdrchten und in einem Sacke steckten. Die beiden kleinen Diebe wurden heute dem Richter Eberhard vorgeführt und von diesem auf 51 Tage nach der Bridewell gesandt. Abendblatt 1 Cent, 6 Cents die Woche. Diebereien und Hehlereien Auf der Westseite in voller Blüthe. Die Polizei machtlos. Die gestern dem Criminalgericht über wiesenen zwei Eiscnbahn-Frachtwagen- Plünderer Joe Mareck und William Coyle und deren bisher noch nicht abgcurtheilter Kumpan Anton Smith haben die schönste Aussicht, auf längere Zeit freies Quartier im Jolietcr Staatshotel zu erhalten. Denn die St. Paul und Burlington Bahnen er hoben heute vor Richter Dooley nicht weniger als 6 Einbrnchsanklagen gegen das Trio. Sie werden von dein Privatdetektiv der Pan Handle Bahn, George Lee be schuldigt, an verschiedenen Tagen mit den werthvollstcn Frachtgütern beladene Wagen der St. Paul Bahn (welche der Pan Handle Bahn zum Transport nach dem Osten übergeben worden waren nnd welche in den Frachtbahnhöfen an der W. 23. und S. Rockwell Str. standen) erbrochen und gehörig ausgeplündert zu haben: und zwar am 8., 16., 19., 24., 27. Oktober und 1. November. Bei diesen Plünderungen wurden seine Seidenwaaren, Handschuhe, Sammle, Juwelen im Werthe von mehreren lausend Dollars gestohlen. Die Polizei will Be weise in Händen haben, nach welchen die Drei und verschiedene andere Helfershelfer ihre bei den verschiedenen Plünderungen gemachte Beute bei Hehlern auf der West seite unterbrachten. Da es aber sehr schwer ist, Haussuchungsbefehle von Richtern zu erlangen, ohne untrügliche Beweise für die Hehlerei beizubringen, so ist die Polizei vorläufig machtlos. Die Polizei-Officiere des W. Maxwell Str.--District tbeilten unserem Berichterstatter mit, daß massen haft derartige Diebshöhlen, „Fences" auf der Westseite, an Wilson-, Henry-, Canal-, Judd-, Jesferson-, Ewing-, Halstcd-, Ban ker-, Union-, Deplaincs-,« Brown Straße existirten; daß vor den Altgen der Polizei große Kisten mit solchen gestohlenen Waaren auf Frachtwagen geladen und nach aus wärts gesandt werden, aber es den De tectives absolut unmöglich ist, dies zu verhindern, weil erstens keine Kläger erscheinen, zweitens die Leute ihr Geschäft ohne jegliche Licenz betreiben und die Polizei daher außer Stande ist, hier zu controlliren. Müßten diese Leutchen, die zusehends reich werden, einen Gewerbe schein herausnehmen, alle ihre Einkäufe (wie die Trödler und Pfandleiher) täglich genau eintragen, dann würde manche Beute denselben entrissen und den Bestoh lenen zurückgegeben werden können. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen ist cs der Polizei nahezu unmöglich diesen Hehlern und ihren Lieferanten das Handwerk zu legen. Dies ist auch der Grund, warum so viele Verbrechen ungcsühnt bleiben müssen. Zwei Lx-Vo!izisten vor dem Richter. Charles Pehlke und Charles Stern, welche früher den blauen Rock der städti schen Polizei trugen, fingen vor einiger Zeit unter der Firma Pehlke L Stern eine Wirthschaft an No. 813 West 14. Straße, nahe Lincoln, an. Das Geschäft ging an fangs so gut, daß sich Pehlke sogar im Frühjahr entschloß, Alderman zu werden und als unabhängiger republikanischer Candidat der 13. Ward lief, aber geschla gen wurde. Seit diesem Durchfall sing es an, etwas schlechter zu gehen. Während Pehlke und Stern früher Alles baar be zahlten, waren sie (wie der Erstere heute dem Richter Dooley mittheilte) jetzt ge nölhigt, auf Credit zu kaufen. So gab Stern ant 15. ds. Mts. Philipp Blum, dem Agenten der Sptrituoienhändler Katz, Weil L May, No. 64 Shermanstraße, einen Auftrag aut Schnaps, sagte demselben aber ausdrücklich, er wolle die Rechnung sofort bei Empfang der Waare bezahlen. Blum brachte die bestellte Waaren ge stern in den Saloon und wurde dieselbe von Pehlke abgenommen. Als aber Blum die Bezahlung der Rechnung verlangte, wurde ihm bedeutet, daß dieselbe bezahlt werden würde, wenn die Wirthschastsbe sitzer Geld zn entbehren hätten. Blum verlangte nun entweder die sofortige Wie dergabe seiner Waaren oder Geld. Da aber Pehlke und Stern hiervon nichts wissen, und ihn noch obendrein noch narren wollten, begab sich Blum sofort nach der 13. Str.-Station und nahm dort einen Haftbefehl gegen die beiden Wirthe heraus. Heute standen die Herren Ex-Polizisten vor dem Richter Dooley, (dein sie früher manchen armen Sünder vorgeführt hatten) unter der Anklage des Erlangens von Waaren unter falschen Vorspiegelungen. Nach Vernehmung der Zeugen stellte der Richter die Beiden bis zum 19. unter je §3OO Bürgschaft. Ein alter Schwindel. Die Polizei der Cottage Grove Ave.- Skation verhaftete am Donnerstag Abend Louis E. Brown und einen gewissen Doepke, die angeklagt waren, mehrere Leute an der Aberdeen und West Madison Straße mit falschem Papiergeld beschwin delt zu haben. Da diese Angelegenheit die Bundcshchörden anbetraf, so wurde Capt. Porter, der Chef der Bundespolizei benach richtigt. Dieser begab sich sofort nach der Station und nahm Browne ins Verhör. Anfangs weigerte sich derselbe ebenso, wie er es den Polizeibeamten gegenüber gcthan hatte. Schließlich rückte er jedoch mit der Wahrheit heraus. Er sagte, er sei in Dunlap, lowa, zn Hause und seine Schuld bestehe darin, daß er von Doepke und mehreren anderen Leuten Geld erhalten habe, ans das Versprechen hin, ihnen ausgezeichnet nach gemachles Papiergeld verschaffen zu wollen. Solches habe er aber weder besessen, noch überhaupt eine Gelegenheit gehabt, sich zu verschaffen. Daraufhin erklärte Capt. Porter, daß er keinen Grund habe, gegen Brown vorzugehen, da dieser sich keines Verbrechens schuldig gemacht, mit dem die Bundesbehörden sich zu befassen Hütten. Er gäbe aber der Polizei den Rath, Brown wegen Schwindels belangen zu lassen. Doepke mußte natürlich auf freien Fuß gesetzt werden, da durch Browns Gesiändn iß erwiesen war, daß er gänzlich unschuldig war. Stürmische Gerichtsscene. Während der gestrigen Verhandlungen in dem Ehescheidungsprozeß Stiles vor Richter Erving kam es zwischen dem Zeu gen Herrn Wardrop und dem Anwalt des Herrn Stiles, HerrWalker, zu einem schar fen Wortwechsel, der zur Folge hatte, daß der Richter Wardrop wegen Mißachtung des Gerichts, zu einer Strafe von §SO ver donnerte. Wardrop gerieth nämlich über das Kreuzverhör, welchem er von Walker unterzogen wurde, so inZorn, daß er diesem zurief: „Sie sind ein Lügner! Ich werde Ihnen den Schädel einhauen!" Die langgesuchten Franklin'schen Geschmeide endlich gefunden. Dem Polizeilieutenant Mahoney und und den Dcteclives Halle und Creed ist cs endlich gelungen, die dem Bilderrahnvn- Fabrikanten S. Franklin von No. 408 S. Morganstr. gestohlenen Brillanten auizu sinden und die ganze Gesellschaft, welche an dem Diebstahl bethciligt ist, dem starken Arme des Gesetzes zu überantworten. Wir haben den Fall wiederholt besprochen und erübrigt uns nur noch mitzutheilen, auf welche Weise die Polizei erfuhr, wo sich die werthvolleu Steine betäuben. Der diebische OfsiccjungcFemberg, welcher dießeraubung des Prinzipals mit dem Einbrecher Joyce geplant und ausführte, hatte, wie wir gestern berichteten, den Detectives mitgetheilt, daß er vor seiner Flucht nach New Bork die die Brillanten enthaltende Casseite an der Harrisonstr.-Brücke in den Fluß geworfen hätte. Die Casette wurde gestern aus dem Wasser gezogen, aber die Brillanten in der selben n'cht gefunden. Gestern Nachmittag erhielt der genannte Polizeilieutenant von einem gewissen Aronson einen Wink, wo sich diese Brillianten befänden. In aller Stille begaben sich die Detectives Hall und Creed heute nach der Wohnung des der zeitigen unrechtmäßigen Besitzers der Brilli anten, Charles Leis, welcher in 51 —53 Washington Boulevard unter der Firma „Palmer Bicycle Co." eine Bicyclc-Re paraturwerkstätte hatte. Der Herr war anfangs über den aus ihn geworfenen Ver dacht sehr aufgebracht und verlegte sich aufs Leugnen. Als ihm aber die Detectives den Haftbefehl vorzeigten, brach er zusammen und gestand, daß er die Brillianten besäße und sich dieselben in seiner Wohnung 542 Milwaukee Ave. befänden. Er begleitete die Polizisten dorthin und in einem Waschtisch verborgen, fand nian die seit Monaten gesuchten Geschmeide. Leis halte bis vor etwa sechs Monaten auch in der Franklin'schen Fabrik gearbeitet, und wußte ebenso wie der Officejunge, daß diese zum Unterpfand gegebenen Brillian ten, sich in der Pult-Schublade des Herrn Franklin befanden. Es unterliegt nun wohl keinen Zweifel, daß die Drei, Stein berg, Joyce und Leis den Diebstahl ge plant und ausgeführt hatten. Leis stand heule vor Richter Dooley unter der 'Anklage der Hehlerei und wurde bis zum 20. unter «8300 Bürgschaft gestellt. Während dieser Zeit wird die Angelegenheit direct vor den Großgeschworenen gebracht werden. Schwer verwundet. Eugene L. La Mont jagt dem jungen Joseph Battlcs eine Kugel in die linke Brust. In der Wirthschaft von C. I. Creig, No. 80 Wellsstr., kam cs heute Morgen um ij2 Uhr zwischen dem 22jährigen Fuhr mann Joseph Battles und dem jungen Franzosen Eugene C. La Mont zu einem vcrhüngnißvollen streit über die Beglei chung der Zeche. Die beiden jungen Leute waren bisher gute Freunde gewesen. Im Verlause des Streites zog La Mont seinen Revolver hervor und schoß Battles eine Kugel in die linke Brust. Bald waren der Patrouille- und Ambulanzwagen zur Stelle. Battles wurde nach dem Alexiancr- Hospital gebracht, wo der amtirende Haus arzt eine Behandlung der Wunds ausführle und den Verband anlegte. Der Arzt er klärte jedoch, bei dem kritischen Zustande, in welchem sich der Verwundete befand, keinen Versuch machen zu können, die Lage der Kugel sestzuslellen. Heute Morgen wurde Battles nach seiner Wohnung ge bracht. Sein Zustand sollte so gefährlich sein, daß Richter Kersten noch auf keine Bürgschaft erkannte, bis ein neuer Bericht über den Verwundeten vorgelegt werde. La Mont wurde deshalb vorläufig ohne Zu lassung von Bürgschaft festgehalten. Lieirathsscheine. Folgende Heirathsscheine wurden gestern von Herrn Salmonson im Bureau des Conmy-Clerks ausgestellt: Alter. Julius Thiel, Emma Geister 24—19 Mathias Busch, Augusta Ehoiy 24—18 Wm. E. Neunuebet, Bertha Topp 24—21 Andzy Tndeck, Maryanna Pstrony... .24—20 Fred. Nau, Sophie Waterstradt 25—21 Ottilis N. Fasana, Mollie Weinmann.Bo—2o James I. Dussicy, Kate Dussicy 28—28 Jorgine Sjorsleo, Jorgen Jorgensen. 18—23 Jacob Bilek, Mary Baumruk 24—21 John Anselm, Mary Wiese 29—22 Alfred 2uud, Maria Sandberg 37—32 Martin I. Dootittle, Jofie E. Eastlack.3o—-26 Karl Fritz, Minna Brandt 25 —19 Wladislaw Telinski, Marie Petsch... .40—27 Johann Vaggror, Anna Blacek 24—23 Duncan A. Stanley, Hedwig Herling.26—lß Rudolph Manthey. Jda Elevin 25—24 David Steinbcrg, Jnlia Jacobson... .23—22 Bohumil Konvalinka, Mary Simandl.2l—l7 Andrew I. Anderson, Selma Mary Ecklnnd Zl—2B Thomas Kroon, Efsie Van der Wall. .21—18 Jozef Szymansky, Maryanna Kaz marek 35—30 Jonas Sziemaitis, Marijena Grak hauskaits 22 18 William E. Miller, MinnieKenzle... .21 19 Knute A. Pool, Bertha Knntson 28—25 Pautina Kastosc. .28—21 John Smetana, Mary Eaponch 21 19 Bruno Barwig, Rozatia Zukowska.. I 22 Louis Guy, Mary V. L'Ecuyer 28—16 Gabriel Speisman, Lizzie Weinstein. .24—22 Herman Herfurth, Bertha Friedrich.. .30—24 Frank Kop. Martha Retznei 25—21 Andrew Johnson, Sarah Erickson... .34—22 Karl Kabitz, Anna Durek 38 25 Alfred Gustafson, Lillie Larson .25—26 Henry G. Lindner, Karte W. Stnnz.. .24—-20 John W. Earter, Frau Etta Foster... .43—33 Robert Burkhardt, Frau Christiane Becker 83—37 Frank Hahn, Frieda Metzger 34—19 Seit Veröffentlichung unseres gestrigen Berichts erwirkt: Vincent Owen Peulay, Sarah Hüll Bevit Z . .Z 2 32 Michael Rosener, Anna Bruschke .. H 20 Henry Obenauf, Emma Wittmann ...24—18 Joseph Konicek. Agnieska Danbek... .29—18 Albert E. Werner. R'osella Kremm... .42—32 Henry L. Carrier, Grace Baß 21—18 Wojtiech Raster, Warynna Belatowitz 28—18 William Werner, Lizzie Deitz 28 25 Frank Schuh, Annie Kriha 28—22 John A. Becker, Dora Ehlers 25—20 Horace S. Macon. Anna Garland ...37—36 Anton Mechalck, Francisca Jacek 80 23 Hubert Gerth, Katharina Boode 30—37 Jsaac M. Booth, Adelaide Gilles 48—35 'Michael I. Bonrke, Regina McCarthy 25—22 John Cooney, Bridget Woods 28 22 Emma Hayer, Ignatius I. Pottkes'ke.26—2B Albert Belfuß, Theresa Shilka 24—19 Die „Franz Gindcle Printing Co." ist zahlungsunfähig geworden. Die Ver bindlichkeiten belaufen sich auf über §26,000. Abendblatt 1 Cent, 6 Cents die Woche. Lakarrli 17 IsArs "Ick Inrb« etn.-r 17 NLkrs Irinx! »in KatarrN im IvopN; xc-lUton. Kr-l/.con nitr iul, vLUr, ~^ No« Nnnrrts üdc r:t»>B «.-InrM mir B<:Km«-rx«-u Mi Xivmuiia INitor, U«r !>>» Uat-rrrl, iuuK vvrßpr«:ii » könnt,-. / NooU ßnr,--npnrjlln v>.^ sucdk-n rvoilt« nnet» Linuse, Uuß->er mi«K rviii-'j? Aln vr-n. I. »eel ""U.ie -- U"'l '»-Ute l.in < , , ick volldltaiiuiL Vinc-onnes, InU. mk seit wein lunk keine Bpur von Xntnrrk Ledniit Untre, teil bin Ilooä's Bsrsnpnrill!> tür mein«! Nei lunZ ru Unnk verpttiobtet unö boite, cinss nn einer rikniieben Krunkbeit leiöen, Itocxls Bnrsnpnriiin xebrnuoken unci von ikren Bekmvrren rveröen bekreit xveröen." rVri. r. Runn, 6deek,nnn nn öer ItvnnsviNe unö I'erre Unute-Disenbnbu; 617 Ouernsez- Btr., Vineenues, InU. UUBBLMI ttoocl'B PMSN Ueiien bebelkeit, nervöse«- Ungerechtfertigte Beschuldigung? Angebliche Bestechung eines städtischen In spektors bei der Pflasterung der lvest Madison Straße. angeblicher ehemaliger Angestellter des städtischen Ingenieurs - Amtes hat vor dem Spezial-Steuer-Comite der Chicagoer Grundeigenlhumsbörse Aussagen gemacht, welche ein schlechtes Licht aus gewisse städti sche Angestellte und Beamte Wersen würden, wenn ihre Begründung nachgcwiesen würde. Unter Anderem sagte der betreffende Herr etwa Folgendes aus: Als die Pflasterung der West Madison Straße aus der Strecke zwischen der 40sten Straße und Cicero im Gange war, wurde von dem städtischen Inspektor der Strecke dem Straßenanu ge meldet, daß das zu der Pflasterung ver wendete Material durchaus nicht den Le- < dinqungen des Contraktcs entspreche und durchaus unbrauchbar sei. Das Straßen amt sandte einen zweiten Inspektor zur Revision ans, und dieser wurde von den Eontraktoren betrunken gemacht und mit §3OO bestochen, sodaß er bei seiner Rückkehr nach dem Nathhause den Bericht abstaltele, daß die Pflasterung der Straße "nll sei. Das Resultat sei gewesen, daß die ur sprünglich condemnirte Arbeit gulgeheißcn wurde und daß die Contractoren ihr Geld in voll ausbezahlt erhielten. Straßenamtssuperintendent McCarth er klärte heute Vormittag, daß die Pflaste rung der Madisonstraße zwischen der 40. Straße und Cicero in der Zeit zwischen den 15. Juli und den 13. Oktober dieses Jahres von dem inzwischen verstorbenen Contraktor Pat Farrell ausgeführt wurde, und daß während der ganzen Zeit keine Klagen über schlechte Qualität des bei der Pflasterung verwendeten Materials in sei nem Departement erhoben worden seien. Außerdem könne er mit Bestimmtheit er klären, daß außer den regulären Inspekto ren keine anderen Inspektoren zur Revi sion der Arbeiten ausgeschickl worden seien,. H Verhaftung mit Hindernissen. Lin Lonstabler verhaftet, weil er einen Schwindler feftnebmen will. » Wir berichteten gestern bereits von der Verhaftung des notorischen Schwindlers, des Kapitäns der in Wirklichkeit gar nicht eristirenden „Merchants Police", James B. Lcckie. Er war von einem gewissen Eckcrmann beschuldigt, ihn unter dem Vorgeben, als Spezialpolizisten unler zubringen um §25 beschwindelt zu haben. Er stellte vor Richter Dooley Bürgschaft und verließ mit dem Vorsatze, bald wieder einen anderen hcreinzulegen, den Gerichts-, saal. Gestern Abend begab sich der Konstabler der Richters Severson, Gustav Kruckstcin, mit einem Hastsbefehl ausgerüstet und von einigen Assistenten begleitet, nach Leckeie Wohnung, 1551 Carroll Ave., um ihn auf eine neue Anklage hin zu verhaften. Doch die Verhaftung ging nicht so leicht von statten. Leckeie Frau öffnete als das Klopfen an die Thür Hörle, das Fenster und warf eine Quantität rolhen Pfeffer auf den klopfenden Konstabler. Doch trotzdem diesem eine Menge dieses rotbcn Zeuges in die Augen flog und er fürchter liche Schmerzen ausstand, ging Kruckstein mit seinen Mannen doch in die Wohnung und brachten nach langem Widerstande den Schwindler nach Hotel Gilbert. Die neue Anklage war von einem gewis sen Albert Hindle, der in der Nähe von Keokuk, Ja., wohnt und den Leckie am Dienstag auf die alte Art und Weise um HIBO beschwindelt hatte. Er hatte ihm eine Stelle mit §55 Gehalt versprochen und sich §l5O als Caution stellen lassen. Die be treffenden Dokumente, Anstellungspalent und Depositenschein waren „James B. Leckie, Capt. os Mcrchants Police" unter zeichnet. Als Hindle bald daraus aus fand, daß er hereingefallen war, ging er ohne Weiteres zu Richter Severson und ließ sich gegen Leckie einen Haftsbefehl wegen Schwindels ausstellcn. Dieser Haftbefehl wurde dem Konstabler Kruckstein zur Vollstreckung übergeben. In Begleitung des Hindle begab sich der Mann des Gesetzes zu Leckie, und Hindle theilte diesem mit, daß er anderer Meinung geworden, die Stelle nicht annehmen und sein Geld zurückhaben wollte. Anfangs wollte Leckie mit dem Mammon nicht her ausrückcn, doch schließlich gab er §IOO und versprach den Rest zu geben, wenn die Bei den am Donnerstag Abend bei ihm vor sprechen würden. Damit gab sich Hindle zufrieden. Im Laufe des Donnerstags ließ sich Leckie von Richter Eberhardt einen Haftbefehl gegen Hindle und Kruckstcin wegen Er langens von Geld unter falschen Vorspie gelungen ausstellen und wandte sich an den Konstaber Hall, um am Abend, (wenn die Beiden nach dem Rest des Geld kommen in seine, Leckie's, Wohnung kommen würden dort zu verhaften. Davon aber bekam Kruckstein Wind und gtng zur verabredeten Zeit nicht hin. Erit gestern Abend ging er, mit einem HastH bcfehl ausgerüstet, hin und versicherte sich Leckie's. Kruckstein stellte sich Freilag früh selbst und wurde bis zum 21. unter §3OO Bürgschaft gestellt. Wer Arbeiter irgend welcher Art braucht, der schicke eine Anzeige an das Abendblatt. W Preis 10 Cents, wenn nicht mehr als 10 Wörter, jedes weitere Wort 1 Cent.