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UacHt-TeLegrcrrrrnre. Konstant inop e l, 7. Dez. Niemand scheint hier zu wissen, warum Präsident Clcveland sich zuerst geweigert hat, einen Delegaten mit der Commission zu schicken, und es heißt daß die Ver. Staa ten und Großbritannien noch über die Frage verhandeln. Die endgültigen Ar rangements sind noch nicht vollendet. Türkische Behörden erklären, sie glaubten nicht, daß Morde und Ausschreitungen, wie sie von den Armeniern geschildert wer den, von den regulären türkischen Soldaten verübt worden seien, obgleich sie die Mög lichkeit zugebeu, daß bei ihrem Vorgehen .gegen die rebellischen Dörfer eine große Anzahl Menschen getödtet worden ist. Die Ermordung wehrloser Bewohner wird je doch für ganz unwahrscheinlich gehalten, da die türkischen Truppen nur gegen be waffnete Rebellen kämpfen würden. Die Pforte behauptet, die Armenier hätten diese Wirren angezettclt, um eine politische Agitation ins Werk zu setzen. Konstant inop e l, 7. Dez. Präsident Cleveland hat in einer nach hier gesandten Kabeldepesche erklärt, daß er seine Entscheidung, leinen amerikanischen Dele gaten mit der zur Untersuchung der arme nischen Gräuel ernannten türkischenEommis sion zu schicken, in Wiedererwägung gezogen habe. DerPräsiden sagt weiter, daß er es der hiesigen amerikanischen Gesandtschaft über lassen wolle, einen Delegaten als Begleiter dervon der Pforte nach Armenien zu schicken den Commission zu ernennen. Der türki schen Regierung ist offenbar sehr daran ge legen, die Mächte zu überzeugen, daß die Regierung der Ver. Staaten zuerst ersucht worden sei, einen Delegaten mit der arme nischen Commission zu schicken. Die Ver. Staaten aber hätten abgelehnt. Der bri tische Staatssekretär des Auswärtigen, Earl os Kimberly, ist ebenfalls ersucht worden, einen Delegaten zu ernennen, und derselbe ist sofort drauf eingegangen. Konstant inop e l, 7. Dez. Zwei Transportschiffe mit türkischen Truppen an Bord sind am vorigen Sonn tag von hier nach dem Schwarzen Meere abgrgangen. A l h e n, 7. Dez. Ein soeben aus der armenischen Stadt Hadjin hier eingelroffcner Armenier hat den vielen bisherigen Berichten über türkische Greuel die Schilderung einer Schandthat hinzugefügt, die er als Augenzeuge erlebt hat. Hadjin ist, oder war vielmehr, eine Stadt von 1200 hölzernen Häusern, n'cht weit von Marash gelegen. Der Flüchtling sagt, daß am Abend des 23. Oktober vier türkische Offiziere und zwei Gendarme die Stadt in Brand gesteckt und daß sie die Häuser mit Petroleum begossen halten, um die Flammen anzusachen. Ein Armenier Namens Merdakion Garabad war nebst seiner Mutter Zeuge der Brandstiftung und ries um Hülse. Ein türkischer Beamter, welcher ersucht wurde, Leute mit dem Löschen des Feuers zu beauftragen, weigerte sich, die Löscharbeiten zu gestatten. Gara bad wurde auf Beseht des Beamten ergrif fen und in's Gefängniß geworfen. Drei Tage später wurde er getödtet und sein Leichnam in die Trümmer seines Hauses geworfen. Auch aus Zeitun sind zwei Flüchtlinge hier eingetrosfen. Dieselben sagen, daß türkische Truppen'den Erzbischof Nigohoz im Kloster Fournout unweit Zei tnn nebst elf Bewohnern des Dorfes Zeitun ergriffen hätten. Sämmtliche Gefangene seien vor elf Tagen in Kellen nach Smyrna abgesührt worden. Was aus ihnen gewor den ist, weiß man nicht. London, 7. Dez. In einer aus Belfast hier eingetroffenen Depesche heißt es, daß 30,000 Pfund Ster ling in amerikanischen Schulbonds in Irland und während der letzten zehn Jahre 150,000 Pfund Sterling der näm lichen Werthpapiere in London unlerge bracht worden seien. Man glaubt, daß ein großer Theil dieser Werthpapiere gcfülschr ist, genaueres jedoch weiß man nicht. Wie es heißt, hat ein Mitglied eines amerikani schen Bankhauses die Unterbringung dieser angeblich gefälschten Papiere besorgt. Einer der Thcilhaber der Bank soll ver schwunden sein. Die Namen der Schwind ler sind noch nicht zu erfahren gewesen. Die in Rede flehenden Schutbonds waren in London nicht registrirt, es hieß jedoch, dieselben würden in den Ver. Staaten für Werthpapiere erster Güte gehalten, die iu machen Fällen gleich nach den Ver. Slaaten-Bonos kamen. Die amerikanische Firma, welche die Bonds in Irland und in England uinergebracht hat, hat bisher für sehr zuverlässig gegolten. In vielen Fällen haben die Käufer die Bonds bereits seil Jahren in Besitz gehabt und es sind regelmäßig Zinsen daraus bezahlt worden. Die Coupons wurden in der Office der Firma in Amerika hinterlegt. Die erste Ausgabe dieser Bonds erfolgte vor sieben Jahren. Einer der Makler, der sich mit dem Verlauf der Bonds besaßt hat, » behauptet, er habe nicht gewußt, daß die i selben Schwindelpapiere seien, und er hat I sich nach Amerika begeben, um die Sache zu ! untersuchen. London,?. Dez. In einem Artikel über die Depeschen der „Daily News" von Konstantinopel, in der cs heißt, daß der Sultan den Präsidenten Clevcland ersucht habe, einen Delegaten als Begleiter der armenischen Commission zu ernennen und über die Depesche des„Ad verliser" aus Konstantinopel, in der es heißt, Präsident Clevcland habe es abge lehut, darauf einzugehen und daß diePforle in Folge dessen England ersucht habe, einen Konsul als Begleiter der türkischen Com mission zu ernennen, bemerkt die „West minster Gazette" daß Präsident Clevcland sehr daran gethan habe, die Einla dung des Sultans abzulehnen und sich nicht durch die Versicherungen des Sultans von seinem Verlcauen zu der Rechtlichkeit ame rikanischer Diplomaten verblüffen zu lassen. Wir mögen es bedauern, daß die Umstände es uns unmöglich machen, einzuschreitcn. Zu gleicher Zeit würden, wenn Präsident Cleveland aus den Vorschlag eingegangen wäre, gewisse Großmächte sich verletzk ge sühlt haben und es ist nicht zu bezweifeln, daß Präsident Cleveland sich durch die Rücksicht aus England hat beeinflussen lassen. London,?. Dez. Wie eine Wiener Depesche an die „Times" meldet, hat Franz Kossuth bei einem von unabhängigen Mitgliedern des ungarischen V Reichstages ihm zu Ehren gegebenen Fest > mahle eine gemäßigte Rede gehalten. Er habe versprochen alle Ideen seines Vaters zu fördern, ausgenommen die auf das Herrscherhaus bezüglichen. Das Haupl ertorderniß für ungarische Unabhangig "U, sagte er, sei ein getrennter Zolldienst und eine unabhängige Ungarische Bank. Einer der anwesenden Abgeordneten kün mgte an, daß Kossuth als Candidat des Reichstags für einen Budapester Wahl kreis auflreten werde. Wien, 7. Dez. Tonangebende deulsch-österreichiffhe Zei tungen schreiben England den Wunsch zu, sich durch Schüren der armeuftcheu Ange legenheit der Rußland cinzuichmeichcln. Die Zettuugcu sagen, daß die Anhäuiuug russischer Trupven an der türtischen Grenze nur durch ein Euiverständinß mit England geschehen tönne. Die Blätter lügen inch hinzu, daß England bei der orientalischen Frage vorsichtig zu Werke gehen solle. London, 7. Dez. Der „Daily News" wird aus Wien ge meldet, daß die Leichen von Stanislaus Helicius und seiner Frau auf der THUr schwelle ihres unweit Prag's gelegenen Hau ses gefunden worden seien. Das Haus sei beraubt worden und Alles deute daraus hin, daß Helicius und seine Frau ermordet worden seien. Der Ermordete war ein Führer der Jungczechen, ein populärer Po litiker und glänzender Journalist. Berlin, 7. Dez. Das Ergebniß der Wahl der Sekretäre für den Reichstag wurde heute angekündigt. Die sozialdemokratischen Eandidaten waren nicht gewählt worden. Die Sozialdemo kraten verlangten eine Vertretung im Bu reau des Präsidenten im Verhältnis zu ihrer Anzahl. Als jedoch der Präsident des Reichstags, Freiherr von Levetzow fragte, ob sie geneigt seien, die mit einer derartigen Vertretung verbundenen Pflichten zu über nehmen, antworteten die Sozialdemokraten mit einem entschiedenen Nein. Paris, 7. Dez. Der Erbauer des Suez - Kanals, de Lesseps, ist heute früh, beinahe 90 Jahre alt, gestorben. Ferdinand Vicomte de Lesseps, geboren den 19. November 1805 zu Versailles, be trat 1825 die diplomatische Laufbahn als Attache des Geucralionfttts zu Lissabon, ar beitete 1827—28 iu der Handelsabtheilung des Ministeriums des Aeußern und ging 1828 als Konsulatsattachv nach Tunis, 1832 als Konsul nach Kairo, wo er bis 1838 blieb. Seitdem verwaltete er nach einander die Konsulate zu Rotterdam, Malaga und Barcelona und wurde im April 1848 zum bevollmächtigten Minister der Republik Frankreich in Madrid er nannt. Zu Anfang 1849 wurde er in außerordentlicher Mission nach Nom ge sandt. Dort suchte er ein freundschaft liches Einvernehmen zwischen der dorti gen provisorischen Regierung und Frankreich anzubahnen; die franzö sische Regierung, zu der gewaltsamen Unterwerfung Roms unter die päpstliche Herrschaft entschlossen, verläugnete ihn aber und rief ihn ab, weßbalb er seinen Abschied nahm. Aus Einladung des Vicckönigs SaidPascha begab er sich 1854 nach Aegyp ten, wo er den Plan einer Kanalisirnng der Landenge von Suez entwarf und, nach dem er iu einer besonderen Schrift (ftsr esirierft äs 1' isbttrirs cts Bu6L 1856) die Ausführbarkeit und den großen Nutzen des Unternehmens nachgewiesen, nicht nur den Vieckönig ven Aegypten sondern auch die Geschäftswelt in Frankreich, Italien und Oesterreich dafür zu gewinnen wußte. Hieraus veranstaltete er 1855 in Paris eine Versammlung der berübmtestenJugeineure Europa's und ward 1856 zum Dirigenten des Kanalbaues ernannt. Am 15. August 1869 war das Riesenwerk beendet. 1873 faßte de Lesseps den Plan einer Durch stechung der Landenge von Panama. In 1879 erlangte er von der Regierung von Colombia das ausschließliche Vorrecht dcn Canal zu erbauen. Er organisirte eine Compagnie mit einem Kapital von H 100,000,000. Als dieses Unternehmen sich als Fehlschlag erwies, organisirte er eine andere Compagnie mit einem Kapital von P 120,000,000. Die Compagnie wurde in 1881 organisirt und im Oktober des nämlichen Jahres wurde mit den Arbeiten begonnen. Auch Cömvagnie machle Bankerott und das Ganze endete schließlich mit dem berüchtigten Panama-Cancft- Prozcß, in welchem de Lesseps und eine Anzahl seiner Milunternehmer betrügeri scher Transactioncn schuldig befunden wurden. Nur der Rücksicht auf sein hohes Alter und seine früheren Verdienste Kalle er es zu verdauten, daß er seine letzten Tage nicht im Gefüngniß zubringen mußte. Shanghai, 7. Dez. Das italienische Kriegsschiff Umbria wird eine Abtheilung Matrosen in Tuen Tsin an's Land setzen. Dieselben werden sich nach Peking begeben, um daselbst die ita lienische Gesandtschaft beschützen zu helfen. London, 7. Dez. Der „Times" wird von ihrem Correspon denten in Shanghai gemeldet, daß Japan das amerikanische Anerbieten betreffs der Friedensvermittelung niemals ernst genom men habe. China's direkte Anfrage, sagt der Korrespondent, sei abgewiesen worden. Japan beabsichtigt, Kin Chu, eine Stadt in der Mandschurei, acht Meilen vom nörd lichen User des Golfs von Liontung, anzu greifen, und von dem Angriff auf Mukden abzusiehcn. Minneapolis, Minn., 7. Dez. Obgleich die Gebrüder Hayward unter der Anklage des Mordes im ersten Grade eingesperrt sind, so geben doch die County- Behörden ohne Weiteres zu. daß sie den Mann, der den tödtlichcn Schuß aus Catha rinaGing abgeseuert hat, noch nicht erwftcht haben. Von der Lösung der Frage, wer denn eigentlich thatsüchlich der Mörder des Mädchens ist, sind sie nach wie vor noch weit entfernt. Man glaubt, daß ciu Haft befehl für die Ergreifung des Mörders aus gestellt ist, allein die Behörden geben weder zu, noch stellen sie in Abrede, daß sie wissen, wer der Mörder ist. Es verlautet jevoch aus ziemlich glaubwürdiger Quelle, daß sic zuversichtlich glauben, ihn bald, vielleicht heule schon, verhaften zu können. Die von den beiden Hahwards bcigebrachtcn Alibi- Beweise sind, soweit sie den thatsächlichen Mord betreffen, kaum zu erschüttern. Wich tig ist das gestern von Haywaro im Verhör gemachte Geständniß, daß Frl. Ging seine Geliebte war. Er gab zu, mit ihr ein Lic beSverhältuiß unterhalten zu haben, stellte jedoch zugleich auf's Entschiedenste iu Ab rede, daß er den Tod des Mädchens ge wünscht habe. Man weiß außerdem, daß Hayward in die junge Dante, die er am Abende, als der Mord verübt wurde, in's Theater führte, sehr verliebt war, ja daß er mit derselben verlobt und daß die Aussteuer bereits angcschassl und der Tag der Hochzeit sestsetzt war. Die Behörden glauben, daß in diesem Umstand ein weiterer Beweggrund für das Verbrechen gesunden werden könnte. Man hat es kaum für möglich gehalten, daß ein so grausiges Verbrechen von Hayward lediglich um der HIO,OOO Versicherungsgelder willen angeregt wer den konnte, da er obendrein die genannte Summe mit seilten Mitverschworenen Hütte theiteu müssen. Die Erlangung von HSOOO würde einen Mann wie Hayward, der an manchen Tagen stets über größere Geld mittel verfügte, schwerlich zum Anstifter eines Mordes gemacht haben. Der Um stand jedoch, daß er sich bald hat verhcua then und deshalb das Vcrhällniß mil Frl. Ging um jeden Preis abbrechen wollen, fällt bei der Annahme, als sei er der Ur heber des Mordes, weit schwerer in's Ge w.cht. Die Gebrüder Hayward wurden heme dem PoUzc'-richler vorgesührt, jedoch wurde die Uuienuchung des Falles bis zum nächsten Donnerstag verschoben. Was den Harro Hayward betrifft, so glaubt die Polizei mit ziemlicher Sicherheit ermittelt zu haben, daß derselbe eine Art Agent für eine Chicagoer Firma mar, die mit ge fälschten Banknoten handelte, und daß es ein Packet gefälschter Geldscheine zum Be trage von A7OOO war, als er angeblich dem Fräulein Ging diesen Betrag lieh. Die Polizei glaubt nämlich, Hahward habe dem Frl. Ging dieses Geld gegeben und sie dann beredet, die Box in der Loan und Trust Company zu micthen, um das Geld daselbst unterzu briilgeu. Der Umstand, daß er am Sonn tag in Gegenwart von Frl. Jreland, einer Nichte deS Frl. Ging, Letztere mehrmals fragte, ob sie das Geld in der Box des Sicherheitsgewölbes untcrgebrachl, so daß Frl. Jreland von der Thalsache erfahren mußte, daß ihre Tante in dem Sicherheits acwölbe Geld dcponirt habe, wird als Be weis dafür angenommen, daß Hayward nicht wollte, daß sie, Frl. Ging, das Geld in einer Bank uuterbringen sollte und daß er gleichzeitig die Nichte wissen lassen wollte, daß ihre Tante Geld in dem Sichcr heitsgewölbe besitze. Hayward nämlich, so verinutyet man, wollte die aut HIO,OOO lautende Versicherungspolice des Frl. Ging in seine Hände bekommen und gab ihr als Sicherheit dafür die H 7,000 in falschen Banknoten, die er sie, um eine Entdeckung zu verhüten, nicht in einer Bank, sondern in dem SicherheitSgewölve unlerbringen ließ. Zur Zeit als er das Geld lieh, wußte er nicht, daß Frl. Ging die Absicht hatte, ein Geichaft anzufangcn und als sie schließ lich beschloß, letzteren Plan ausznsühren, sah Hayward kein Mittel, wie er wieder in den Besitz des Geldes gelangen füllte. So habe er denn, um seinen Zweck zu er reichen, beschlossen, Frl. Ging zu ermor den. Die P otizei nimmt übrigens an, daß weder Harry Hayward, noch sein Bruder Adry den Mord mit eigener Hand verübt haben, sie halten die Beiden nur für die Anstifter des Mordes. Minneapolis, Min., 7. Dez. Um ein Uhr heute früh hat die Polizei den Claus A. Blixty, Ingenieur im „Ozark Apartment House," dessen Ver walter Harry T. Hayward war und in welchem Frl. Ging wohnte, und ferner den Ole Erickson, der sich gelegentlich im Hause zu schassen machle, unter der A nklage des Mordes verhaften lassen. Man glaubt jetzt alle Hanptverüber des Mordes und die bei demselben behülflich gewesenen Nebenpersonen hinter Schloß und Niegel zu haben. Der Prozeß verspricht einer der sensationellsten zu werden, die je im Lande stattgefunden haben. Fort Worth, Tex., 7. Dez. Wie die hiesigen Beamten der Pacific Expreß Company sagen, kann die genaue Summe, mit welcher die Bahnräubcr, welche gestern Abend den Bahnzug der Texas L Pacific-Eiscnbahn anhielten, sich auS dem Staube gemacht haben, nicht ange geben werden, da ein großer Theil der Pa piere vermißt wird. Nach Annahme der Beamten kann übrigens die Beute der Räuber nicht besonders groß sein, da die-- selbe zumeist in Geldern bestand, welche für Nebenstationcn bestimmt waren. Der In halt des eisernen Schrankes mit den für die Endstationen bestimmten Expreßsachen ist unversehrt hier eingetrosfen. Der Sheriff ist mit einer Abtheilung von fünfzehn Mann, unter Anführung des Hülsssherisfs Ran und des Polizeichc-fs Maddox, in Begleitung einer ganzen Meute Bluthunde ausgezogen, um die Räuber ab zulaugen. Sie haben bereits gemeldet, daß sie den Räubern auf der Spur sind. Die selben sind gut beritten und tüchtig be waffnet und haben eine südwestliche Rich tung eingeschlagen. Der von den Räubern ausgeplünderte Geldschrank war der nämliche, der unlängst von der Gordon'schen Räuberbande ge öffnet und ansgeplündcrt worden war. Spätere Nachrichten geben die von den Räubern gemachte Beute aus tz40,000 an. Die mit der Verfolgung der Räuber beauf tragten Beamten glauben zuversichtlich, daß die Räuber zu der Cook'schen Baude gehö ren und daß sie in der Richtung des Jndi anergebietes geflohen sind. Eine Abthei lung voil„Staals-Nangers" ist von Quanat aufgebrochen, um denselben den Weg in der angegebenen Richtung abzuschneiden. Die gestern Abend gemeldete Angabe, daß die Zugräuber eure S umme Goldgelb, wel ches für die Bezahlung von Regierungs- Bonds dienen sollte, erbeutet hätten, wird von den Expreßbcamten als irrig hinge stellt. Das einzige Geld, welches die Kerle erlangten, befand sich in dein Geldschrank, der die für die Nebenstationen bestimmten Werthsachen enthielt. Dieser Schrank wurde geöffnet, als die Räuber in den Ex preßwagen drangen. Der Geldschrank mit den für die Endstationen bestimmten Sa chen, der durch ein sog. Zeitschloß verschlos sen war, wurde von den Räubern nicht ge öffnet. St. Paul, Minn., 7. Dez. In No. 55 Ann Straße wären letzte Nacht beinahe fünf Personen an Kohlen dunst erstickt. Zwei derselben sind noch jetzt in bedenklichem Zustande. Die Namen der nn Hause wohnenden Personen sind: Frau Egan, 60 Jahre alt; John Egan 6; John Mills 42; Wm. Mills 16; Elfte Fitzgerald 19 Jabre alt. «Lstc waren gestern gegen halb zehn Uhr zu Bette gegangen. Das Haus wurde durch einen Kohleuosen geheizt, da jedoch das Wetter gestern warm war, so waren die Luftzüge nicht geöffnet. Die Folge war, daß das Haus sich mit Kohleudunst füllte. Da bis um zwei Uhr heute Nachmittag kein Lebenszeichen im Hause zu bemerken war, so brach die Polizei die Thür aus und fand, daß sämmtliche Bewohner des Hauses bewußtlos in den Bellen lagen. Es wurden sofort Anstalten getroffen, die Unglücklichen aus dem Zu liaude der Betäubung zu befreien. Der junge Egan erholte sich zuerst, dann W. Mills. John Mills und Frau Egan je doch befanden sich in bedenklichem Zu stande. Am schlimmsten befand sich Elste Fitzgerald, deren Zustand so bedenklich war, daß sie nach dem städtischen Hospitale ge sandt wurde. Ihr Aufkommen ist zweifel haft. Das hohe Alter der Frau Egan läßt auch deren Aufkommen sehr zweifelhaft er scheinen. John Mills wird, glaubt man, obgleich auch er sehr schwer darniederlicgr, doch durchkommen. Minneapolis, Min., 7. Dez. Heute Abend um halb sieben Uhr ist die kleine Elfte Fitzgcrald gestorben. Die klebrigen sind noch am Leben, befinden sich jedoch in bedenklichem Zustande. Hausfrauen, welche Dienstmädchen brau chen, erreichen ihren Zweck am leichtesten, wenn sie eine Anzeige an das Abendblatt einschicken. Kurze Anzeigen 10 Cents. städtisches. Die alte Geschichte. Lin schwindelhafter Italiener betrügt seine armen Landsleute. Louis Eaparcllo, der vor etwa 4 Jahren aus Sicilien nach der Gartenstadt kam, hat sich hier so schnell eingebürgert, daß er heute schon ganz genau weiß, aus welche Weise man am allcrbequemsten und schnellsten den einfältigen Italienern, (sei nen Landsleuten) das Geld aus der Tasche reißen und dabei doch unbestraft bleiben kann. Er elablirle im Italiener-Viertel ein ArbcitsuachweisuugSbureau und ließ durch seine Schlepper den arbeitssuchenden Landsleuten, die zumeist weder lesen noch schreiben können, kund und zu wissen lhun, daß er ihnen ständige Beschäftigung bei Eiscnbahnbauten im fernen Westen und Nordwcsten, inSügemühlcn, bei den Canal bautcn u. s. w. verschaffen könnte. Er halte großen Zuspruch. Seine Ge schästspraxis war, sich H 2 anzahlen und einen Schein unterschreiben zu taffen, In halts welchen sich der Arbeitssuchende ver pflichtete, einen gewissen Prozentsatz seines ersten Lohnes als Restbetrag für die ver schaffte Arbeit ihm, Caparello, zu zahlen. Damit scheint aber Caparello's Bemühung, den Arbeitssuchenden wirklich Beschäftigung zu verschaffen, ein Ende zu haben. Denn obwohl die Leute, welche die Scheine unter schrieben und H 2 Angeld bezahlten, sich die Beine ablaufeu und tagtäglich verlangen, sortgesandt zu werden, so weiß Caparello sie doch durch allerhand Versprechungen hiuzuhalten und immer mehr Dumme hin einziilegen. Endlich verloren einige der Hineingeiallenen die Geduld und verlang ten entweder die Herauszahlung des An geldes oder Arbeitsnachweis und da er bei des nicht konnte oder wollte, ließen sie ihn wegen Erlangens von Geld unter falschen Vorspiegelungen einsperren. An die 50 dieser reinen Opfer waren heute uach Richter Eüerhardt's Gerichts zimmer gekommen und es bedurfte eines ziemlichen Aufgebots von Blauröcken, um diese heißblütigen Italiener davon abzu i, alten, Caparello, der sieb selbstredend der Dienste eines nichtigen Advokaten versichert halte (seine Mittel erlaubten ihm dies ja) gehörig durchzuprügeln. Vor dem Richter Eberhardt entpuppte sich Carparello als der Unteragent eines im Centrum der Stadt cxistirendcn Arbeitsnachweisungs- Bureaus, dessen Leiter sich bereits wieder holt dieserhalb zu verantworten halten, aber immer der Bestrafung entgingen. Auch waren die von den armen Italienern un terschriebenen Scheine derartig abgefaßt, daß man dem Cavarello *uiid dessen Auftrag geber strafgerichttich nicht beikommen konnte. Es blieb dem Richter Eberhardt auch dies mal nichts weiter übrig (so gern er auch die Schwindler bestraft hätte) als ihn sreizu sprechen. Die armen Opfer verließen in großer Aufregung den Gerichtssaal und es darf nicht Wunder nehmen, wenn sic Ca parcllo nach italienischer Art einen gehö rigen Denkzettel verabfolgen werden. Krieg den Kohlenauflesern. Die von den verschiedenen Bahnen ange stellten Polizisten sind jetzt stark hinter den armen Leuten her, welche, da sie Mangels der nothwendigen Gelder außer Stände sind, sich die nölhigen Vorräthe von schwar zen Diamanten eiuzulegcn, solche aus den Eiseubalmgelcisen auflesen. Tagtäglich werden solche arme Leute unter der Anklage des Diebstahls dem Polizeirichler Eber- Hardt und Dooley vorgesührt. Und hört man dann bei den Verhandlungen die Aussagen dieser Polizisten, so muß man wirklich (??) zu der Idee kommen, daß den verschiedenen Eisenbahnen täglich nicht nur Hunderte, sondern tausende von Tonnen Kohlen gestohlen werden und es kein Wun der ist, wenn die Mehrheit der Bahnen nur geringe oder gar keine Dividenden zahlen. In Wirtlichkeit aber finden die armen Leute wenig oder gar nichts aus den Gelei sen, denn die Eisenbahnangestellten sorgen ichon dafür, daß denselben nicht viel Aus beute zu Tbeil wird. Heute' wurde ein armer Schlucker, der Italiener Alessandro Airello, der seit Monaten arbeits- und mittellos ist und eine Familie von acht Köpfen zu versorgen hat, mit einer Aus beute von zwei kleinen Körben Kohlen nach der Maxwell Str. Station geschleift und dem Richter Eberhardt als Dieb vorge lührt. Dieser hielt dem Bahnpoliztsten eine derbe Moralpredigt, forderte ihn auf sich in anderer Weise bei seiner Arbeitgebe rin, der Baltimore L Ohio Bahn, in guten Credit zu bringen und sprach nicht nur den Angeklagten frei, sondern veranlaßte auch noch eine Collecte für denselben, die einen guten Ertrag brachte und der armen Fami lie einige angenehme Wochen bringen dürfte. Bedauernswertster Unfall. Beim Fensterputzen stürzte heute Morgen der 45jährige David Mathew, ein Ange stellter des „Au-Bon-Marche Clothing Co.", auf den Seitenweg herab und blieb bewußt los liegen. Das Blut strömte ihm aus dem Mund, Nase und Ohren und er wurde nach seiner Wohnung an der 18. Straße und Blue Island Ave. gebracht, wo der Arzt er klärte, daß ihm an der Gehirnbasis ein Blut gefäß gesprungen sein müsse. Das Unglück war dadurch entstanden, daß eine Eisenstange die während der Nacht vor das Fenster ge legt wird und an der Mathew sich festgehal ten hatte, nicht ordentlich befestigt gewesen war und nachgegeben hatte. U)egen Unterschlagung verhaftet. In der Centralstation sitzt seit heute Mor gen H. B. Williams, der hiesige Agent der Engros Droguenhandlung von Frederick Stearns L Co. in Detroit, in Haft und zwar unter der Anklage, für die Firma von hiesigen Kunden Gelder collectirt, aber nicht abgeliesert, sondern für sich selbst ver wendet zu haben. Wie hoch sich die unter schlagene Summe beläuft, hat bis jetzt noch nicht genau festgestellt werden können. Ein Vertreter der Firma befindet sich augen blicklich hier und William soll diesem'ein volles Geständniß abgelegt haben. Auf der Thal ertappt. William Dünn wurde heute Morgen um 3 Uhr iu der Wohnung von William Gee, No. 117 Dearbornstraße, bei dem Einbruch doriselbst abgesaßl; die Beule wurde ihm abgenommen und Richter Kersten überwies ihn unter HBOO dem Cri minalgericht. Freiberg's Opernhaus. „Das Schwabe-Mädele", eines der be liebtesten Voltsstücke mil Gesanqseinlagen, komm: morgen Abend in Freibergs Opern haus zur Ausführung. Die Rollen sind gut einstudirt und die Vorstellung versprich! deshalb eine abgerundete zu werden. Aus Lhicagocr Backstuben. Haarsträubende Ergebnisse der Untersuchung der sog. Basement-Bäckereien auf ihre sanitären Zustände. Wie wir unsern Lesern seinerzeit mit theitlen, Hai der städtische Gesnndheits commissär Dr. Reynolds vor einiger Zeil eine Untersuchung der sogenannten Base ment-Bäckereien ans ihre sanitären Zu stände angcordnei, und die Inspektoren, welche mit der Untersuchung beauftragt waren, haben gestern bereits über die Er gebnisse der letzteren Berichte abgestattet, welche durchaus geeignet sind, Einem den Appetit aus das wichtigste Nahrungsmittel, das Brod, gänzlich zu benehmen. Aus diesen Berichten kann man dasFaeit ziehen, daß die meisten Bäckereien das allgemeine Wohl des Publikums ui höherem Grade bedrohen, als dieses bei den sogenannten Schwitzbuden der Fall ist. Die Aus nahmen sind hier so selten, wie einer der Inspektoren sich ausdrückle, wie die Eis berge in der Sommerszeit. Die Berichte der Gesundheitsinspektoren sprechen von stinkenden Basements, die aIH Backstuben benutzt werden, und in welchen die Luft durch faule Sewergase verpestet wird; von Brotknetern, die mit ansteckenden Krankheiten behaltet sind, von Familien, die so zu sagen in der Backstube wohnen und schlafen, von den schauderhaft schmutzigen Kleidern, mil denen die Leute, welche die Zurichtung des Brodes besorgen, bekleidet sind; sie erzählen von Uurcinlich kcitcu aller Art, wie die Bäcker ihre Hände höchstens in schmutzigem Wasser waschen, wie faule Eier und ranzige Butler in dem Arbeitsranme ruhig der völligen Zersetzung überlassen werde, und vieles Unappetitliche mehr. Gestern konnten die Inspektoren natür lich nur eine kleine Anzahl der in Chicago bestehenden etwa 550 Bäckereien besuchen und inspiziren. Die Ergebnisse ihrer Unter suchung haben aber bereits den Gesund heitscommissär und das Sanitätscomite der Civic-Federation, das mit jenem zu sammenarbeitet, von der Nothwendigkeit überzeugt, daß unbedingt etwas zur Ab stellung jener schauderhaften Zustände ge schehen müsse. Eine Bewegung zur Ueberwachung des Bäckereibetriebes wurde bereits vor einem Jahre etwa von Frau E. Paul angeregt. Dieselbe stattete persönlich verschiedenen Bäckereien einen Besuch ab und gelangte zu der Ueberzeugung, daß in denselben nicht alles so sei, wie es sein sollte. Zu wieder holten Malen hat sie die Nothwendigkeit von Reformen in den Keller-Bäckereien be tont. Sic legte schließlich ihre Erfahrungen der Cillie Federation vor, und aas das Be treiben der letzteren ordnete Gesundheils commissär Dr. Reynolds eine Untersuchung der Basement-Bäckereien auf ihre sanitären Verhältnisse an, welche, kaum begonnen, bereits so schauderhafte Enthüllungen ge bracht hat. Frau Paul besuchte gestern, ausgerüstet mit der nöthigcn Legitimation und beglei tet von dem Inspektor Hopkins, zunächst die Bäckerei von D. Baruett, welche sich in dem Kellergeschosse des Hauses Nr. 149 W. 12. Straße befindet. Schon von außen er schien diese Bäckerei den Besuchern unge mein schmutzig. Als sie aber in den Ar beitsraum eintraten, schlug ihnen aus dem selben eine Luft entgegen, die ihnen den Athcm vollständig benahm. Dicht neben dem Backofen schlief ein Bäckereiarbeiler, der sich von den Strapazen des Backens ausruhle. Der Schmutz der überall umher lag, war unbeschreiblich. Nach dem Zuge stünililisse des Besitzers der Bäckerei war der Arbeitsraum seil sechs Monaten keiner Reinigung mehr unterzogen worden. Das Kellergeschoß, in welchem die Bäckerei be trieben wird, dient gleichzeitig sechs Perso nen als Schlafzimmer. Ans die Vorstellungen der Inspektoren versprach Barnes, eine gründliche Rei nigung des Raumes vornehmen zu lassen. Die Inspektoren werden dem Lokal nach einigen Tagen einen weiteren Besuch ab statten, um sich davon zu überzeugen, ob Barnes Wort halten wird. Aehnliche Zustände fanden die Inspek toren in der Bäckerei von Lazarus Silvcr mnn, 191 W. 12. Str. Silverman machte allerdings für die schauderhaften Zustände in seiner Werkjlälle seinen „Laudlord" ver antwortlich, doch sahen die Inspektoren, daß er selbst Schuld daran war. In der Bäckerei von James Wishart, 166 W. Harrisoustr., fanden die Inspek toren die Bäckereiarbeiter mit Gummistie feln bekleidet, um gegen die aus dem Fuß boden dringende Feuchtigkeit geschützt zu sein. Weitere Inspektionen wurden in den Bäckereien von D. Wagner, 1041 Dcs plainesstr.,D. Jacobson, 153 W. 12 Str.. Wolf Woleper, 252 'Marwellstr., H. Bar telstein, 151 W. 12. Str. angestellt. Ueber all fanden die Jnspeltorcn Zustände vor, die aller Beschreibung spotten. Die Inspektion der Bäckereien soll fort gesetzt werden, bis sämmtliche, etwa 550 Bäckereien von den Inspektoren besucht sein werden. Lin Pseudo-Darnpfröhrenleger. James Degnan, ein angeblicher Steamsit ter, wurde gestern Nachmittag von der in 127 W. Poll Str. wohnenden Lilly Utch mann dabei erwischt, als er im Erdgeschoß ! des Hauses Gas- und Wasserröhren durch ! schnitt und die dadurch entstandenen Löcher i kunstgerecht verstopfte. Als die Utchmann ihn fragte, was ihn dazu veranlasse, die Röhren abzuschneiden, erwiderte er, daß er vom Hauswirth mit dieser Arbeit beauf tragt worden wäre. Dies schien der Dame denn doch etwas unglaublich, und schnell entschlossen schlug sie die Thür zu und rief den in der Nähe patrouillirenden Blaurock James Hauley herbei. Dieser nahm den Pseudo- Steamfitter nach der Maxwell- Str.-Station und buchte ihn dort wegen Einbruchs und unordentlichen Betragens. Richter Dooley sandte ihn auf 50 Tage nach der Bridewell. Lin roher Lhegatte. Unter der Anklage des Mordversuchs auf seine Frau Sarah Murphy wurde heute der 50jährige John Murphy von 1078 Hinman Str. dem Richter 'Eberhardt vorgeführt. Der dem Trunte ergebene arbeitsscheue John machte es sich zum besonderen Vergnügen, zeitweise seine.Frau zu mißhandeln und um ihr einen Vorbegriff der Annehmlichkeiten der Hölle zu geben, ihr schon dieses Leben zur Höllenqual zu machen. Die Nachbarn erzählen reine Schauergeschichten über das Murphy'sche Eheleben. Gestern Abend hatte er wieder einen seiner gewöhnlichen Wuth anfälle und hieb hierbei ohne jeglichen Grund mit einer Axt auf die arme schwächliche Frau los. Die Frau wurde schwerverletzt nach dem Countyhospital geschasst und der rohe Gatte nach der Maxwell Str.-Station. Richter Eberhardt stellte ihn bis zum 18. unterLlsoo Bürgchaft. Lin Hieb gegen den Polizeianwalt. Lr soll fernerhin nicht mehr das Recht haben, Geldstrafen zu suspendiren. Polizeianwalt W. C. Asay erhielt ge stern von Corporationsanwalt Palmer im Aufträge des Mayors eine geharnischte Zuschrift, in welcher er aufgefordert wird, mit der bis jetzt von ihm befolgten Praxis, die in Polizeigerichten über Angeklagte ver hängten Geldstrafen zu suspendiren. sofort zu brechen. Seit Jahren haben bekanntlich der Po lizei- und Stadtanwalt in Polizeifällen das Recht ausgeübt, Geldstrafen niederzu schlagen, wozu sie allerdings formell be rechtigt waren. Es konnte aber naturge mäß nicht ausbleiben, daß mit dem Sus pensionsrechte Mißbrauch getrieben würde und daß von demselben fast ausschließlich Leute profitirten, die sich eines politischen Einflusses oder politisch einflußreicher Freunde erfreuten. Mayor Hopkins trägt sich offenbar mit der Absicht, das Recht, Polizeistrafen zu suspendiren, für sich selbst in Anspruch zu nehmen. Dies geht aus dem Schlußsatz eines Schreibens hervor, das Corpora tionsanwalt Palmer gestern an Charles E. Anthony vom Marquette - Club richtete, und welches die Antwort auf eine Be schwerde des Club über den Polizeianwalt Asay war, welcher letztere die von Richter Kersten einem gewissen John Harrington, einem Mitgliede der Marketstraßen-Bande, auferlegte Geldstrafe von H7ö suspendirt hatte. Harrington war am 19. November wegen Tragens verborgener Waffen zu jener Geldstrafe verurtheilt und zugleich wegen thätlichen Angriffs dem Criminal gericht überwiesen worden. Volizeianwalt Asay.suspendirte gestern die Geldstrafe bis zur Entscheidung des Criminalfalles, da mit, wie er ausführte, Harrington nicht der Möglichkeit beraubt werde, sich auf seine Verteidigung vorzubereiten. Dem Stadtrath wird vielleicht schon in der nächsten Sitzung eine Ordinanz zu gehen, laut welcher in Zukunft nur der Mayor zum Erlaß oder zur Suspension von ordnungsmäßig verhängten Geldstra fen befugt sein soll. Großes Schadenfeuer. Das Fabrikgebäude der „Challenge Ma chinery Co.", No. 2529 bis 2547 Leo Str., gerade südlich von Archer Ave., wurde heute Morgen um halb Zwei Uhr durch Feuer vollständig zerstört. Das Gebäude bestand aus zwei Stockwerken und Erdgeschoß, war ein solider Steinbau und bedeckte einen Flächenraum von 125 bei 175 Fuß. Da das Waarenlager in Druckerpressen und an deren wsrthvollen Maschinen bestand, so wird der Verlust, den die „Challenge Co." erleidet, aus wenigstens P 75.000 berechnet. Das Feuer brach im Erdgeschoß in Folge der Ueberheizung eines Ofens aus und wurde zuerst von dem Wächter C. C. Spohr entdeckt, der sofort einen Alarm einsandte. Der eintresfende Marschall ließ dem ersten einen zweiten folgen, da die Gefahr für die angrenzenden kleinen Wohnhäuser groß war. Das Fabrikgebäude brannte total nieder, doch gelang es, ein Weiterumsichgrei fen des Elementes zu verhindern. Die Hochbahnschleife. Das Uebereinkommen zwischen den ver schiedenen Hochbahngesellschaften zur Be nutzung der geplanten gemeinsamen Hoch bahnschleife ist auch gestern noch nicht unter zeichnet worden, weil Capt. Hayes von der Metropolitan Co. nicht in der Stadt an wesend ist. Die Unterzeichnung des Ueber einkommens soll aber in der nächsten Woche erfolgen. Die Gegner der Hochöahnschleife in der unteren Stadt treffen indessen ihre Vor bereitungen zur Bekämpfung des Projektes. Baron Uerkes scheint auf das Zustande kommen der Hochbahnschleife nicht besonders viel Gewicht zu legen, denn er erklärte ge stern, daß wenn die Grundbesitzer die Schleife nicht haben wollten, dieselbe nicht gebaut werden sollte. Die „Union Co." be absichtige keineswegs gegen die Majorität der Grundeigenthümer anzukämpfen. „Privat-Bankiers" sind psand onkel. Corporationsanwalt Palmer gab gestern ein wichtiges, die sogenannten Privat-Leih- Jnstitute betreffendes Gutachten ab, in wel chem er erklärt, daß die Inhaber solcher Leih- Jnstitute im gesetzlichen Sinne als Pfand leiher anzusehen sind und wie diese der poli zeilichen Controlle unterworfen und ver pflichtet sind, eine besondere Licenz zur Aus führung ihres Gewerbes zu erwirken. Der Mayor hat bereits den Polizeichef Brennan angewiesen, dafür zu sorgen, daß die Inhaber der „Privat-Leihbanken" den sich auf die Pfandleiher beziehenden Bestim mungen fügen. Bisher konnten jene Leih banken z. B. auf gestohlene Gegenstände un gehindert Geld leihen, ohne daß sie verpflich tet waren, der Polizei genaue Auskunft über die von ihnen mit Änlehen belehnten Sachen zu liefern. Die Aufmerksamkeit-des Corporations anwaltes wurde auf die Leihbanken durch eine ihm übermittelte Zuschrift des Jnspek , tors Shea an den Polizeichef gelenkt, welche die Geschäftsmeihoden der sog. Leihbanken ! beleuchtete. Durch die Entscheidung des Corpora ! tionsanwalts werden also eigentlich nur die Pfandonkel, die sich stolz den Titel Bankier beilegen, als das bezeichnet, was sie wirklich sind, als Pfandleiher nämlich. Lin undankbarer Bursche. Charles Edwards alias Quandt, ein pechschwarzer Sambo, war von seinem Ras sengenossen dem Barbier John Gordon, als Gehilfe angestellt worden. Er wußte sich seines Prinzipals Vertrauen derartig zu er werben, daß ihm dieser gestattete, in seiner hinter dem Barbierladen befindlichen Woh nung sich häuslich niederzulassen und über haupt wie ein Kind imHause betrachtet wurde. Doch der schwarze Gehilfe hatte ein schwarzes Herz und dankte seinem Herrn und Mei ster dadurch, daß er ihm vor etlichen Tagen einen werthvollen Anzug und P 25 baares Geld stahl und damit auskniff. Als Gordon den Diebstahl ausfand, und Edwards auch nicht sichtbar war, brachte er ihn sofort mit dem Verschwinden des Geldes und Rockes in Verbindung und veranlaßte seine Verhaf tung. Gestern gelang es dem Detectiv Tyrrell des schwarzen Diebes habhaft zu werden und ihn nach der Zelle zu schaffen. Richter Eberhard > wird sich am Montag mit ihm beschäftigen und stellte ihn bis dahin unter PSOO Bürg schaft. > Die Einnabmen der Stadt-Eollek torsofsiee an Licenz-Gebühren n. s. w. stellten sich für gestern wieder auf H 52,000. Lekin kiülfkvs. "lob litt »n aoutem likeumLtismus und musste ?.edn IVooken i»n» d»s Ikuus buten, -lein reobter Lrin tvur bis Luk Haut ond Knooken rusäm- iob I konnte denselben kaum WM noob beive»en. ps rietb mir ein preund, Rood'z I SursapuriU» '/.u »ebruu oben, tVLS iob tb»t, und 'V nnob dem Oebrnuob der ersten piLsoke kübite ieb et>v»s besser. loit koimttz V/ oine »rosse Lenderuu» und verspüre». _ KS? 8 V Llein Lrm bek»m nieder lilr. ir. I'oi-i-estLU pieisok und mein Kör. per und meine Oiiedvr xvurden von den 1t unden bekreit. dedeu Herbst und Zedes PrükMkr bubea nir seitdem drei bis seobs PiLsoben in unserer p». milie gobrLuobt. lob tinds, d»ss es billiger ist, »W'B BL «kill ilood's SLrsLpnriilL xu »ebruuobenmis Doktorreob. nun»en xu benublen. lob bin berriiob krob, eine Liedirin »ekunden /.u baben, die einem mit kbeu- MLtismus bebukteten lilensoben bilkt. Dieselbe Kult miob bei »nter Oesundbeit." pok trksrxi.i., Oelneln, Ion». idvocl's k*IIISN Kellen »Ue Debvrleiden, Lilio sitLt, Oelbsuokt, DnverdLuliobksit und nervöses Identisiciren gestohlenes Gut. Eine große Anzahl von Personen spra chen heute Vormittag und in den letzten Tagen in der O. Chicago Ave.-Polizeista tion vor, nm unter dem großen Hausen der wiedercrlangten Sachen während der Ein brüche und Diebstähle der letzten Monate Eigenthum zu identificiren. Ein Thcil des Raubes ist ausgelaufen, doch ist noch eine Menge Stoff vorhanden, wie Kleider, Ju welen, Werkzeuge, Wäsche und Maaren aller Art, für die sich noch keine Eigenthü mer gefunden haben. Kleine Nachrichten. ln River Grove fand Paul Daniels nahe dem Desplaines-Fluß an einem Baum gestern die Leiche eines etwa 45 Jahre alten und 200 Pfund schweren Mannes. In seiner Tasche war eine Postkarte, adressier an C. Haubenreiser, 996 Ballon Straße, und unterzeichnet von L- Herzog. Alderman Powers von der neun zehnten Ward beabsichtigt, allen bedürf tigen Familien, die sich bis zum 16. De zember schriftlich an ihn wenden, mit den Bestandtheilen zu einem guten Weihnachls- Mittagsesscn zu versorgen. Meldungen sind direkt an seine Adresse, No. 243 S.- Caualiiraße, zu richten. Das englische Biersyndikat, welches den offiziellen Namen Chicago Brewing L Malting Company führt, wird am 15. De zember in London die Jahresversammlung abbalten. Das Direktorium hat zu diesem Zweck einen Bericht verbreitet, aus welchem ersichtlich ist, daß das Syndikat in dem mit dem 30. September zu Ende gebenden Verwallungsjahr 406,576 Faß. oder 66,375 Faß weniger als im vorhcrgegangenen Jahr verkaufte. Nach Abzug aller Un kosten. Reparaturen :c., blieb noch ein Reingewinn von H 260,865.17 für die Aktionäre. niiiniai cmuruiriu on.vßß ixsckLXCD cov- UL XV «s Xvtvurk, in tk«? 8t»to ok X«-« 3ers«-v, on tU«» 3lst duv ok Dtzeembsr 1893: MLds to tbs lilsui-üucö Bupori»tt-»dt.-nt ok lbs BtLto ok Illinois, pursunut to tLiv: Lmouut ok CLpitLt Btook, pLtd Up in d u»> »nd Loorued 216.15 ?r<-miumß in oourso ok ooNsetlöä »üd 'rotsl sssots....Z 131,843.62 L-kadilitie«. l Oross claiins kor Bosses, Ld l lustscl nncl unr>»id s 139.65 ! 6ross oluiins kor bo.<B«>B, upon ! ivbiok uo notion Uns bso» i.''" rislcs 24.453.89 Vuv kor tloininissions »ad DrokorL»ö... 1 413.46 LU otber IlLbititiss 127/25 9?otsl DiLbilitles.... I 26,167.72 premtuins reoeived tbe vesr in ' 32 771.12 Interest »nd dividends reoeived doriv» tlie z'enr 5.126 39 Lmouut reoeived I'roin »ll otber souroes 26.37 lotnl Inoome... .8 37,917.82 lklxpeirrlirui «8. Bosses Mid durin» tli« ;e»r z 11.114.15 Dividend« p»id <lurin>r tbe ve»r. ' ' " §> 000 00 Voiuinissions nncl Bulnries 'p:UU Uurin" veurj.^...... " 14.192.8,1 Liuouut ok »ll otber expenditnresi.....i 'Uotsl I'otnl Nisks tLken durin» tbe )enr in N'otul I'rouiium« reoeived durin» tbe iuourred duriu» tbe vear N'otnl niuount ok Risics c»it«tL»din»...l.44l^B7B.oo <2. President. H!) i oit 44. Beoret»r,v. Bub«oribed »ud sworn to betöre nie tbis 16tb d»v ok Nkniunrx 1894. lSenin Xotarx Public: ok Xsv rvni.iox'riox. !>i:!tO!NO»l ok tbe i<l:V8'l'OXIl INI"I'I.'.VI, uuliuai mulrilirlil i>nnr-l ixßi'ir vxc'peoui- vxv ok pkilnUelpbiu, ln tue BtLte ot Uenu-vlvunia, on tbe 31st ok lOeoeinber, 1893: io t lusurnnee Buperiutenclent ot tbe Btnte ok Illinois, pursuunt to lncv: ' Nuilroncl Noucls »n<l Btoekß I 59 °>soog Otber Corporation Bto,!ks 200 00 Cusb ou liuncl und in Ilunlc 7 043 86 Interest ciue und noerueil 700 00 preiniums in eourse ok eolleekion üüd trunsluission 5 699 95 Xiuount ok ContiiiMnr linliilitv ok ' nieinbers, subjeet to nssessment... 674 292 90 Cnnclinittecl »ssets K 22.500.ÖÖ Cssb .Vssets inoludinA I'remiuins or cleposit Notes. L 747,186.71 Oross oluitns kor npon * tvbiok no notion dns been Xet »mount ok Xmuiiiit ok nuenrned premiums on »Ü ' outsts nciiup risl<s y» LU otber liLbiiities 62 64 1'ot»! Uinbilities.... P 92,339.15 Ino«»»«. Interest und dividends reoeived Lmount reoeived krom »II otber söuroes 255^86 LxpenSlrure«. Uosses p»id durln» tbe ve»r , 70 i«7 58 U.videuds puid clu"rln- ?ke venr....' ...' Commlssions »ud 8»l»r!es p»id durin» rks )e»r " BN7-?02 'luxes puid durlnA tbe i" ..i 474 87 Liuounr ok »II otber expenditures.. . 15.516^46 I'otul Uxpenditures....S 156,926.48 AHBeel!r»i»eouß. 9'otul kislcs tulo.-n durin» tbe ve»r in Illinois... Cusb premiums »ud Xssessments re- " ' <luriu» ,be veur in Illinois... 5.557.80 lotu! Uosses inourred durin» tbe ve»r "Ol« tzZ.63 o' outstundin».... 13,362,963.00 Lmo.int ok prennuin or Deposit Xotes reoeived in lUinois 27 789.00 dlolii, L', President. .4. Ito^vi>Sß,äver6tLr^'. to bekoro ms tbis 31tb d»7 i8e»I) " CDUriS PLXBOX, Xolur)' pudlio.