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Uarht-TslLgvanrrrre. Budapest, 10. Dez. Die Erklärung des ungarischen Mini sterprüsidententen Dr. Wekerle in der heu tigen Sitzung des Reichstags, daß der Kö nig von Ungarn, (Kaiser Franz Joseph) den kirchlichen Vorlagen seine Genehmi gung crtheilt habe, verursachte eine unge heure Aufregung. Die Mitglieder sprangen wie Ein Mann von ihren Sitzen auf und brachen in Hoch- und Jnbetrufe aus, wel che mehrere Minuten lang anhielten. Es währte nicht lange, so war der Saal geleert und die Mitglieder umdrängten und be glückwünschten den Dr. Wekerte und den Minister des Innern, Von Hieronymi, welche sich nach dem Foyer begeben hatten. Die Liberalen hegen jetzt die feste Hoffnung, daß der Sieg, den sic bezüglich der kirch lichen Vorlagen errungen haben, sie in den Stand setzen werde, weitere Reformen durchzusühren. Sie haben auf nächsten Donnerstag eine Massenversammlung an beraumt. Am Abend jenes Tages wird ein Fackelzng stattfinden und die Stadt zur Feier des errungenen Sieges illuminirt werden. In den vom Kaiser Franz Joseph gutge heißenen kirchlichen Vorlagen sind Maß regeln einbegriffen, durch welche die Civil ehe gesetzlich eingcführt, ferner der Ueber tritt vom Christen- zum Judenthnm ge stattet, den Inden Religionsfreiheit gewährt und die Einschränkungen in Betreff von Kindern, welche aus Mischehen stammen, aufgehoben werden. Kurz, es wird durch die Vortage völlige Religionsfreiheit ui Ungarn eingeführl. Sämmttiche Maß regeln, mit Ausnahme derjenigen bezüglich der Kinder aus Mischehen waren von den Klerikalen heftig bekämpft worden. Nicht nur die römisch-katholischen, sondern auch die Bischöfe der griechisch rechtgläubigen Kirche hatten sich der Vorlage auf's Hef tigste widersctzt. Einmal hatte es den An schein, als sollten die Gegner den Sieg da vontragen. Das Magnatenhaus hatte eine der Maßregeln verworfen. Die Regierung hatte, nachdem eine Ministerkrisis erfolg reich übcrstanden war, gewisse Zugeständ nisse gemacht, und jetzt haben die Liberalen einen großen parlamentarischen Sieg er rungen, dessen Wirkungen in politisch-reli giöser Hinsicht von großer Tragweite sein werden. Rom, 10. Dez. Das Budget für 1895—96 wurde heute der Deputirtenkammer vom Finanzminister Signor Sonnino vorgelegt. Derselbe er klärte, daß das Defizit auf 70,740,000 Lire veranschlagt worden sei. Des Weiteren sagte er, daß in allen Regierungsabtheilun gen Ersparnisse eingeführl und daß die gesammte hierdurch ersparte Summe sich auf 53,000,000 Millionen Lire belaufen würde. Bon obiger Summe würden 20,- 000,000 durch Beschncidung der Ausgaben für Heer und Flotte erspart werden. 27,- 000,000 Lire würden durch die Zölle auf Rohbaumwolle und raftinirten Zucker er zielt werden, durch eine verhältnißmäßige Erhöhung der Zölle auf Rohzucker, Seidcn cocons und Getreide und durch neue Be steuerung auf Streichhölzer und den Ver brauch von Gas und elektrischem Licht durch Privatpersonen. Berlin, 10. Dez. Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe hat dem Reichslagspräfidenten von Lcvetzow ein Gesuch des Staatsanwalts zugestellt, daß der Reichstag die gerichtliche Belan gung der sozialdemokratischen Neichsbolen, weiche am letzten Donnerstag, als von Levetzow die Hochrufe auf den Kaiser aus orachle, sitzen blieben, gutheiße. Wie es heißt, werden die betreffenden Sechs wegen Majestälsbcleidigung in Anklagestand ver setzt werden. Der „Vorwärts" hat sich abermals ein geheimes Schriftstück zu verschaffen gewußt und abgcdrnckt. Dasselbe ist vom Kriegs minister unterzeichnet und verbietet die An nahme von Anarchisten als Einjährig-Frei- Willige, ferner sollen den Sozialdemokraten so viel als möglich die Vergünstigungen kurzer Dienstzeit vorenthalten werden. London, 10. Dez. Die „Times" erfährt ans Berlin, daß angesichts einer gemeinsamen Gefahr die norddeutschen und die süddeutschen Sozial demokraten zeitweise ihre «Ltreitaxt begra ben. Bebel Hut an den „Vorwärts" ge schrieben, daß die Erörterung streitiger Fragen bis nach der Session des Reichs tags verschoben werden solle. DaS Gesuch des Staatsanwalts, die sechs sozialdemokratischen Neichslagsmilglieder wegen ihrer Unchrerbietigkcit zu belangen, hat die Frage der Unverletzlichkeit der Mit glieder des Reichstags angeregt. Die Reichsverfaffung bestimmt, daß kein Mit glied wegen seiner Abstimmung oder wegen etwaiger wahrend der Ausübung seiner Pflichten als Nelchstagsmitgllcd gethanen Äußerungen gerichtlich belangt werden darf. London, 10. Dez. Laut einer Pariser Depesche an die „Times" hat Kaiser Wilhelm an die Wittwe des verstorbenen Ferdinand de Lesseps folgende Depesche geschickt: Die ganze gebildete Welt trauert mit Ihnen, Madame, am Grabe eines der größten Geister und eines das ganze Weltall um fassenden Genus. Seien Sie versichert, Madame, daß ich in diesem Augenblicke Ihrer und Ihrer Familie mit innigster Lheilnahme gedenke. Colo n, 10. Dez. Schwere Regengüsse haben im Departe ment Magdalena eine Ueberschwemmnng verursacht, in Folge deren einige Menschen ums Leben gekommen sind. Die Haupt stadt des Departements, Santa Maria, am Donnerstag überschwemmt, und 57 Häuser und das Hospital wurden zer stört. Der Eisenbahnverkehr mit der Stadt ist gestört, indem drei Brücken der Bahn linie wcggcrissen worden sind. Die Fabrik für Herstellung elektrischen Ltchtes ist eben falls den Flnthen zum Opfer gefallen. Peoria, Jll., 10. Dez. ' Sheriff George Brooker von Mason ( ounty wurde heule Morgen beim Ver suche, den Irrsinnigen John Füller, der seit einiger Zeit in einem Kajülenboote aus dem Qnivcr Lake unweit Havana ge haust halte, zu verhaften, durch einen Schuß todttich verwundet. Peter Ninghouse, der Eigenthümer des Grundstückes, bei weichem das Boot lag, hatte den Füller bereits mehrmals ausgesordert, wegzuzichen, was der Letztere aber stets hartnäckig verweigert hatte. Ninghouse erwirkte dann einen Hasldesehl gegen ihn, den er dem Sheriff zur Ausführung übergab. Der Sheriff beachtete die Warnung, sich von dem ver rncklen Burschen fern zu halten nicht und er büßte so seine Unvorsichtigkeit mit dem Leben. Zuller schoß nämlich dem Sheriff, sobald er denselben auf sich zukommcn sah, eine Ladung Schrot in die Seile. Der ans den Tod Verwundete wurde nach seiner Wohnung gebracht, wo sein Ableben jeden Augenblick zu erwarten steht. Füller wurde später verhaftet. Sheriff Brooker hatte sein Amt erst vor einer Woche angetretcn. Bowling Green, Ky., 10. Dez. Der 15jährige Negerjunge Sylvester Anthony machte heute den Versuch, die weiße Frau Marilda Johns, eine achtbare, achtzig Jalire alte Matrone, zu vergewal tigen. Die alte Frau setzte sich mit dem Muthe der Verzweiflung gegen ihren An greifer zur Wehre, worüber derselbe so er grimmte, daß er die Bettkissen aus dem Fußboden aufhäuste, eine Kcrosinöllampc über denselben entzwei brach und dann das Ganze in Flammen setzte. Dann ver rammelte der Unhold die Hausthür und war gerade im Begriff das Weite zu suchen, als die Nachbarin Fayette Jackson auf der Bildfläche erschien, die alte Frau aus ihrer entsetzlichen Lage befreite und den Neger burschen festnahm. Der Kerl wurde mit einem Streck um den Hals nach dem Ge fängniß gebracht und es ist stark die Rede davon, den schwarzen Satan zu lynchen. Minneapolis. Minn.. - 10. Dez. s Claus A. Blixt, der der Ermordung der Catherine Ging geständige Elende, bot heute Morgen einen jammervollen Anblick dar. In einem fort laufen ihm die Thrä nen über die Backen und alle paar Mi nuten schickt er nach dem Polizeichcf Smith, den er für seinen einzigen Freund ans der ganzen Welt hält und vor dem er in laute Klagen über sein herbes Geschick ausbricht. Während der ganzen Nacht war kein Schlaf ans die Lider des Mörders gefallen, da, wie er gestand, die schöne Ge stalt der Ermordeten chm unablässig vor Angen geschwebt habe. Seine Augen batten heute Morgen einen Ausdruck der Wild heit, er glich einem von den rächenden Er innyen Verfolgten und er erklärte un umwunden, daß er sich fürchte, in der ihm angewiesenen Zelle No. 13 allein zu sein. „Ich will Alles sagen, was ich weiß, sagte er in einem fort, und dann will ich sterben." Gestern um Mitternacht setzte sich derGcfängnißaufseherMeKenna vor die Zelle des Gefangenen und blieb die ganze Nacht bei ihm. Blixt war sehr unruhig und verbrachte den größten Theil der Nacht, indem er in seiner Zelle auf und ab ging. Da die Be hörden fürchteten, er würde unter der Last seines bösen Gewissens vielleicht geisteskrank werden, so beauftragten sie den Ansscher McKenna, ihm Mulh zuzuspre chen und ihm zu sagen, daß er nichts zu be fürchten habe, so lange er sein Geständniß ablege. Er blieb aber dabei, daß er jetzt, wo er Alles, was er auf dem Herzen ge habt. erzählt habe, zu sterben wünsche. Plötzlich bat er, man möge den Polizeichef in Eannon Falls, Minn., wo er früher gewolmt habe, kommen lassen, und man geht wohl nicht seht, wenn man anntmmt, daß Blixt noch einen anderen Mord aus dem Gewissen hat, über den er jetzt ein Ge ständniß abzulcgen wünscht. Es heißt, Blixt's Frau sei in jenem Orte eines Ta ges ganz plötzlich und aus unaufgeklärte Weise gestorben, und' der Elende wünsche jetzt eine weitere grausige Geschichte über den Vorfall mitzutheilen. Auch seine Ver wandten in Cannon Falls möchte er bei sich sehen, und wie man erwartet, wird er, sobald dieselben eintreffen, allerlei weitere Enthüllungen machen. Falls sich heraus stellt, daß er seine erste Frau ermordet hat (er ist zum zweiten Male verheiralhet), so dürste sich möglicherweise herapsstellen, daß Harry Hayward darum gewußt und diesen Umstand benutzt hat, um seinen Einfluß über sein Werkzeug mit immer größerer Gewalt geltend zu machen. Immer mehr an Boden gewinnt die An nahme, daß Harry Hayward sich des Hyp notismus bedient hat, um eine fast dämo nisch zu nennende Gewalt über sein Opfer zu erlangen. Blixt sagt, Hayward habe eine solche Gewalt besessen. Er sagte den Polizisten und den übrigen Gcfangniß beamtcn, Harry habe ihn mit seiner hypno tischen Kraft ganz und gar in seiner Ge walt gehabt uno auch auf die Ermordete habe er einen ähnlichen dämonischen Ein fluß besessen. Der Mörder schauderte bet dieser Angabe förmlich zusammen, als fürchte er sich noch jetzt vor Hayward. Er machte mit den Händen die Bewegungen nach, deren sich Hayward zur HypuoUsi rung von Mädchen zu bedienen pflegte. So oft er, Blixt, sich geweigert habe, etwas ihn von Hayward Geheißenes zu thun. habe derselbe blos ein paar Bewegungen mit den Händen gegen ihn gemacht, und er sei dann ein vollständig willenloses Werk zeug in dessen Hand gewesen. Damals, als er die Scheune in Brand hätte stecken sollen, habe Hayward gedroht, ihn um's Leben zu bringen, wenn er nicht gehorche. „Wie er mich so mit seinen Au gen ansah, sagte ich kein Wort mehr und lbal wie er mir besohlen," sagte Blixt mit zitternder Summe. „Am Morgen nach dein Feuer ließ er mich ein Papier unter zeichnen, in welchem geschrieben stand, daß ich die Scheune in Brand gesteckt. Ich setzte meinen Namen unter das Schriftstück, und wenn er später etwas durch mich ausgerich tet haben wollte, hielt er mir das Papier vor und drohte, un Falle ich mich weigerte, seine Befehle anszuführcn, mich aus zehn Jahre nach Slillwater in's Zuchthaus bringen zu wollen." Auch über seinen Bruder Adry und über die Ermordete übte Harry Hayward eine ähnliche Macht. Adry hatte zwar nicht eigentlich Angst vor seinem Bruder, aber er konnte ihm, wenn er etwas verlangte, nicht widerstehen. Catherine Ging soll der maßen unter Hayward's Einfluß gestunden haben, daß er sich selber oft gerühmt, die könne er zu irgend etwas bringen. Heute Morgen wurde entschieden, daß Blixt nicht vors Poltzeigericht sondern vor die Großgeschworencn gebracht werden würde. Was den Harry Hayward anbetrifft, so fragt sich Jederman, ob er ein Geständniß ablcgcn wird. Erst heute Morgen wurde ihm mitgetheilt, daß Blixt ein Geständniß abgelegt habe. Kein Berichterstatter hat Zutritt zu ihm. Sheriff Ege verbrachte letzte Nacht bei ihm in seiner Zelle im Couuty-Gesüugniß. Ege soll eine merk würdige Gabe haben, das Vertrauen eines Angeklagten zu gewinnen und man glaubt sicher, daß es ihm gelingen werde, wenig stens Etwas aus Harry Hayward heraus zubringen. Heute zu früher Stunde wurde W. E. Haie, Adry Haywards Anwalt, im St. Pauker Gefängnisse der Zutritt zu Harry Hayward gestattet. Dieselben waren um 11 Uhr noch in Unterredung. Mit Aus nahme des Sheriffs Ege und des Anwalts Hale ist seit Samstag Niemand der Zutritt zu Harry Hayward gestattet worden. Gestern, Sonntag Hkachmitiag, plauderte und lachte Harry nach Herzenslust und beim Gottesdienste sang er tapfer mit. Als ihm heule Morgen die Zeitungen ge bracht wurden, aus denen er ersehen konnte, daß Blixt ein Geständniß abgelegt habe, sagte er, die ganze Geschichte sei ein Kniff, den Blixt angestiftet habe,um seinen Hals zu retten. Er, Harry, würde vielleicht selbst bald etwas zu sagen haben, wodurch die Sachen in einem ganz anderen Lichte er scheinen würden. Die Zerstörung des Getreidespeichers in Hamel in diesem Eounty, aus welche Frl. Ging eine Hypothek hatte, wird jetzt Harry Hayward zugeschrieben. Der Eigenthümer des Speichers, Julius Janson, sagt, er glaube ganz sicher, daß der Speicher in Brand gesteckt worden sei. Man will jetzt auch den Harry Hahward mit der geheimnißvollen Ermordung der Lena Olson in Duluth in Verbindung bringen, allein bis jetzt fehlts noch gänzlich an Beweisen für die Annahme, daß Hay ward mit dem A. A. Austin, dem getzeim nißvollen Fremden, in dem man den Mör der vermulhet und auf den d«e Polizei bis jetzt vergeblich gefahndet hat, irgend etwas zu thun gehabt bat. Fort Worth, Tex., 10. Dez. Die vier in den knrzlichen Eisenbahnraub verwickelten Männer sitzen jetzt im Gefäng niß und die Behörden behaupten, genü gende Beweise gegen dieselben in Händen zu haben, um sie der gerechten Strafe überantworten zu können. Ein Nesse des hier wohnhaften Capt. Sam Evans, der denselben Namen führt, wie sein Onkel, hat seine Mitschuldigen der Polizei ver rathen. Die Namen der vier Verhafteten sind: Sam Evans von hier, John Ward, Walter Sullivan und Walter Gardener, sümmtlich, bis auf den Sam Evans, junge Farmer, die innerhalb des Umkreises einer Meile von der Stelle wohnen, wo der Raub verübt wurde. Evans, der in Corsicana verhaftet wurde, sagt, daß das Geld vcrtheilt worden sei, che er und seine Spießgesellen den Schau platz des Raubes verlassen Hütten. Sie seien dann etwa fünf Meilen westlich ge gangen und dann seien die drei Mitschuldi gen nach ihren bczw.Wohnungen gegangen, er habe sich nach Corsicana begeben. Er behauptet, sein Antheil an der Beute sei groß genug, um davon, wenn er den „Trubel" überstanden habe, gemüthlich leben zu können. Freeport, Jll., 10. Dez. Fenken wurde heute Abend zu später Stunde zehn Meilen von Freeport von- Polizeidirector Brubaker und dem Hlllfs sheriff Silk verhaftet. Er hatte, als er ge fangen genommen wurde, in jeder Hand einen Revolver. Da die Beamten ihn aber überraschten, bekam er keine Zeit, von den Waffen Gebrauch zu machen. " Städtisches. Aus dem Lriminalgericht. Der Medowcroft-Hrozeß. Gestern rief der Vertheidiger Eddy der angeklagten Brüder Medowcroft eine Sen sation hervor, indem er dem Depositor John D. Collins die §2OO, welche derselbe am Tage des Bankerottes deponirt hatte, zur Zahlung anbot und ihm zwei §IOO-Noten auf dem Zeugenstand hinlegte. Es dauerte eine geraume Zeit, bis sich die ganze Gesell schaft von der Verblüffung erholte. Anwalt Eddy behauptete nun ganz kühn, daß damit diese eine Anklage erledigt sei. In einer längeren Rede widerlegte jedoch Anwalt A. S. Trude die Zulassung eines solchen Angebots. Der Massenverwalter habe beschworen, daß die Assets der Bank keinen Heller Werth seien; wennMeadowcroft Bros, alle ihre Verbindlichkeiten zahlen woll ten, so müßten sie das Geld an den Massen verwalter-zahlen. Das Anerbieten des Gel des sei eine gesetzlich strafbare Vereinba rung, ein Criminalvergehen ungeschehen zu machen. Richter Brentano wies das Geldangeöot als ungesetzlich zurück. Heute Morgen hielt Hülfsstaatsanwalt Morrison die Eröffnungsrede für die An klage. Er wies nach, daß die Anklage be wiesen sei durch überwältigendes Zeugniß, daß die Angeklagten Depositen entgegennah men, als der Bankerott eine Thatsache war. Freigesprochcn. Gestern Abend gaben die Geschworenen in dem Prozeß gegen Daniel O'Brien ein frei sprechendes Urtheil ab. Daniel O'Brien er schoß am 7. Juli in der Wirtschaft ,No. 301 S. Clark Str., den Thomas Burns. Die Beiden Gäste waren stark angetrunken und geriethen aneinander. Anwalt Joseph Burres überzeugte die Geschworenen, daß sein Client in Nothwehr handelte. Noch keine Bürgschaft für Dr. Lmina Heil ung bewilligt. Vor Richter Horton versuchte Anwalt Neeley gestern die Bewilligung einer Bürg schaft für Frau Dr. Emma Hellwig zu er langen. Dieselbe ist von der Coronersjury ohne Zulassung von Bürgschaft dem Crimi nalgericht überwiesen, weil sie an der 22-! jährigen Schwedin Hannah Dahm eine cri-1 minelle Operation vollzog. Das Mäd-! chen starb. Heute Morgen wiederholte Neeley ! sein Gesuch und Richter Horton ordnete an, daß ein gewisser Zeuge um zwei Uhr vor geführt werden sollte. Der Brandstiftung beschuldigt. Frank Klewans wird gegenwärtig vor Richter Luley prozessirt unter der Anklage der Brandstiftung. Das Feuer ereignete sich am 30. Oktober 1893 um 11 Uhr 44 Min. in dem dreistöckigen Ziegelhaus 1020 M.ilwaukee Ave. Klewans betrieb dort eine Wirthschaft, und im Hinterzimmer brach das Feuer aus. Nachdem es gelöscht war, fand man mit Petroleum getränktes Papier vor. Auch die Möbel waren mit Petroleum übergossen. Vor Richter Horton begann heute Morgen der Prozeß gegen John Parker. Joseph Bond und Frank Parker, welche aus dem Geschäft von Frank W. Smith an Wabash Ave. Maaren im Werthe von §SOO raubten. Lin Friedensrichter als Dieb ver. klagt. Gegen den Friedensrichter H. I. Sam son in Lake View bat Joseph W. Graves in Elgin eine auf Diebstahl lautende An klage erhoben. Im Mat des Jahres 1893 colleklirlc der Angeklagte, so behauptet Graves, §621 für ihn und hinterlegte das Geld auf seinen —Samson's —Namen in Mcadowcrofls Bank. Als Samson ausge fordcrt wurde, das Geld an den Eigenlhü mer auszutzezahlen, erwiederte er, daß er erst einen Theil desselben in Empfang ge nommen habe, daß er aber den Nest er- , warte und dann die ganze Summe bezah len werde. Das Geld war noch in Mea- dowcrofrs Bank, als dieselbe ihre Zahlun gen einstellte und Graves behauptet nun, daß wamson ihn darum betrog. Der Fall , kommt am 17. Dezember vor Richter Wal lace zur Verhandlung. Mary Alice, welche beschuldigt wird, an der Clarkstraße ein Haus zu führen, in welchem zu verschiedenen Malen junge Mäd chen zu Fall gebracht wurden, wurde heute > früh von Richter White unter §2OOO Bürg schaft dem Criminalgericht überwiesen. Line Verschwörung Soll von Kapt. Koch aufqsdeckt worden sein Kapt. Koch von der W. Chicago Ave.- Polizeistation hat eine Verschwörung auf gedeckt, welche gegen den Nachtwächter Vito Petersen gerichtet war und welche die Ver wundung des letzteren zur Folge hatte. Es war zu später Stunde Freitag Abend, als Petersen, der Nachtwächter der McGuire Manufacturing Co. 122 North Sangemon straße ist, durch die hinter der Fabrik gele gene Alley gehend, von vier Kerlen überfal len, zu Boden geschlagn und mittelst eines Revolvers verwundet wurde. Auf seine Hilferufe kamen mehrere Polizisten herbei und gelang es seinen Angreifern zu entflie hen. Zwei Stunden darauf verhafteten die Polizisten Hamilton und Phelan, zwei Kerle Namens Tony O'Connell aus 2037 Wilcox Avenue und George Hogan, welche in den: Verdacht stehen, an dem An griffe Theil genommen zu haben. Es heißt, sie hatten sich mit zwei Anderen verschworen, den Nachtwächter Petersen umzubringen. Die Inqueste lieber Alfred D. Barnes und Nicholas Segudas heule abgehalten. Heute Vormittag begann der Jnquest über den Tod von Alfred D. Barnes, wel cher in so fürchterlicher Weise von Edward Jordan ermordet wurde. Nach dem Jn quest wird die Leiche des Barnes im Kirch hof von Oakwood beigcfctzt werden. In der Polizeistation der O. Chicago Ave. begann heute Nachmittag der Jnquest über den Schlächter Nicholas Seguda, wel cher am Freilag Morgen um 2 Uhr in sei nem Schlächterladen No. 80 Wesson Str. erschossen wurde. Frank Haller, der Ge hülse Seguda's, leugnet immer noch seine Schuld ab. Richter Freeinan und der Lounty- Rath. Richter Frecman hat in den acht Mona ten acht Mal von einem Gerichtszimmer im Courthause nach einem anderen umzie hen müssen. Als im September die Gerichte ihre Thätigkeit wieder aufnahmen, erhielt Richter Freeman das bis dahin von Richter McConnell benutzte Gerichtszimmer No. 421 im obersten Stockwerk des Countygebäu des angewiesen, und er benachrichtigte den Eouniyrath, daß er in diesem Raume zu verbleiben wünsche. Die Couniycommiffäre waren aber mit dem Wunsche Richter Freemann's nicht einverstanden, überwiesen am 5. November das Zimmer 421 dem Richter Windes und wiesen Richter Freeman an, bis auf Weite res nach Zimmer 327 überzusiedeln. Rich ter Freeman kam aber dieser Aufforderung nicht nach und blieb in No. 421, trotzdem der Hausmeister Dahnke sich weigerte, ihm die Thüren zu dem Gerichtssaale aufzu schließen. Wegen dieser Weigerung verhäng te Richter Freeman gestern über Dahnke eine Geldstrafe von§so wegen Mißachtung des Gerichts. Der Richter sprach zugleich den Countycommissären das Recht ab, ihn aus seinem Gerichtssaale nach Belieben her auszusetzen. Hausmeister Dahnke hat gegen die Entschei dung des Richters, und zwar auf Veranlas sung des Countyrathspräsidenten Healy be reits eine Appellation angemeldet. Line verfrühte Nachricht. Die auch von uns veröffentlichte Nach richt, daß Frau Riderburg von ihrem ver schwundenen Gatten S. W. Riderburg Nachrichten erhalten habe, welchen zufolge Niderburg sich in einem Sanitarium in der Nähe von Chicago befinden soll, scheint auf einem Mißverständniß zu beruhen. Die Mitglieder der Familie Riderburg's erklärten gestern Abend, daß sie noch keine Nachricht über den Verbleib des Verschwun denen hätten, und die Gattin des Verschwun denen, welche gestern den Countyclerk Knopf aufsuchte, erklärte dieses dem Letzteren gegen über. Frau Riderburg erklärte Herrn Knopf, daß ihr Gatte ihr nie mehr als §6O monatlich zur Bestreitung der Kosten des Haushaltes gegeben habe, auch nicht am Tage vor seinem Verschwinden. Zweigpoststation „L" fertig. Das zur Zweigpoststation „C" bestimmte Gebäude No. 416 —418 West Madison Straße ist nun iertiggestellt und wird am nächsten Samstag bezogen werden. Das selbe gehört dem jungen Dr. E. W. Lee, dessen Vater, Dr. John P. Lee, es mit einem Kostenaufwand«: von §40,000 eigens für diesen Zweck errichten ließ. Es ist mit allen modernen Einrichtungen versetzen und gehört nach Ansicht von Postmeister Hesing zu den schönsten Zweigstations- Gebäuden der Vereinigten Staaten. Abendblatt 1 Cent, 6 Cents die Woche. Aleine Nachrichten. Wie aus Pana, Jll.,berichtet wird, hat der mit Frau Brandt durchgebrannte Rev. Conrad Haney daselbst mit seiner Flamme Wohnung genommen. Sonntag um Mitternacht versuchten fünf Kerle, in den Schneiderladen von Louis Laüburg 71 Süd-Greenstraß einzubrecheu, doch wurden sie von einem Nachtwächter verscheucht, der ihnen einige Schüsse nach sandte, die aber fehlgingen. Die Jury, welche den Jnquest über die Leiche der am Samstag Abend auf dem Bahnhof zu Riverside verunglückten Jda Schultz abhielt, hat H. D. Judson, den Su perintendenten der Chicagoer Division der Burlington Bahn, für den Tod des jungen Mädchens verantwortlich gemacht, weil der selbe es gestattete, daß Frachtzüge sich der Niversider Station näherten, während Personenzüge daselbst Passagiere ein- und aussteigen ließen. Unter der Anklage, verschiedene Per sonen, darunter Wm. A. Fallis aus 39 Nord Maystraße, Geo. Hampton aus 339 Fulton straße und James Prendergast aus 208 West Randolph Str., vermittelst gefälschter Checks um beträchtliche Summen Geldes ge bracht zu haben, wurde Charles Bensen, alias Henry Martin, heute früh vor Richter Doyle geführt und von diesem nach kurzem Verhör unter §SOO Bürgschaft dem Crimi nalgericht überwiesen. Die Art und Weise, wie er zu Werke ging, war äußerst einfach. Er kam gewöhnlich gegen Abend zu Jeman den in die Wohnung und frug, ob man so freundlich sein wolle, ihm den Check einzu lösen, er brauche das Geld nöthig, könne es aber auf der Bank nicht mehr bekommen, da dieselbe bekanntlich um 3 Uhr des Nach mittags schließe. Fast in jedem Falle gab man ihm gern das Geld und erfuhr im mer erst später, daß man es mit einem Gauner zu thun hatte. Drei Raubanfälle innerhalb einer Stunde Begeht der berüchtigte Jos. McLeod. Zu den gefährlichsten Charakteren der Westseite gehören die beiden aus anständiger Familie stammenden etwa 20jährigen Jos. McLeod und F. Bowler. Letzterer war lange Zeit Oberkellner in dem Saloon von Powers L O'Brien und vertritt jetzt eine Juwelierfirma aus Nettsi Aork. Diese, wie er dem Richter Eberhard! sagte, ein trägliche Stelle hielt ihn aber nicht ab, zeit weise Diebereien und Naubansälle zu be gehen. Am Montag, den 10., gingen er, McLeod und noch ein Dritter gemeinsam auf Raub aus. In einer Barbierstube an der 15.- und Morganstr., (welche die Polizei schon lange mit Argusaugen beobachtet) gaben sie sich ein Rendezvous rcsp. tarierten sie ihren Opfer auf. Gegen 62 Uhr passirte der Electrikcr Aug. Hibbemann von 61 Ftsk straße die genannte Kreuzung. Er wurde als erstes Opfer auserscken. Mc Leod sprang ans ihm zu, hielt ihn ein Schieß eisen vor's Gesicht und durchsuchte seine Taschen. Es wurde aber nur eine Uhr ge funden. Damit nicht zufrieden nahmen sie dem Aermsten noch seinen Ueberzieher ab. Bow ler ging dann wieder fort, und McLeod be raubte noch kurz darauf an derselben Ecke den E. Zanek von 13 Fisk Str., um §25 und eine Uhr und Louis Carr von 424 W. 14. Str., um einen Zeitmesser. Die Be raubten meldeten nacheinander die Naub anfälle auf der nahcgetegenen Maxwellstr.- Slation und gaben derartige Beschreibun gen von den Räubern, daß gar keine Zweifel über die Identität derselben auf kommen konnte. Jos. McLeod und Bowler wurden ver haftet und auf den Dritten wird noch ge fahndet. Beide wurden heute dem Richter Eberhardt vorgeführt und beanspruchten eine seperate Prozessirnng. Hibbemann allein war vorläufig als Kläger erschienen und identificirte Bowler und McLeod aufs Entschiedenste als seine Angreifer. Beide hatten den Barbier und ein halbes Dutzend „Kunden" desselben als Alibi- Rachweiszeugen mitgebracht, die insge sammt beschworen, daß McLeod und Bow ler zur genannten Zeit sich im Barbierladen bekunden hätten. Nichtsdestoweniger über wies der Richter Bowler sofort unter §BOO Bürgschaft ans Criminalgericht und stellte McLeod bis zum Freitag unter §ISOO Bürgschaft. Frecher Einbruch. vier Kerle erbeuten Kieiderwaaren imlVerthe von §2OOO. Eine reiche Ernte hielten vier Einbrecher, welche gestern früh um vier Uhr in den Klei derwaarenladen von Henry Cohn, 133 W. Madisonstraße, einbrachen. Um die ge nannte Stunde fuhr ein Wagen, in dem vier Männer saßen, von der Union in die Meri dianstraße, wo er hinter Cohn's Laden an hielt. Die vier Männer stiegen aus und gin gen direkt auf ein Hinterfenster des Ladens zu. Dasselbe war mit einem Eisengitter ver sehen, welches aber den Werkzeugen der augenscheinlich gewiegten Einbrecher gerin gen Widerstand leistete und bald befanden sich letztere alle in dem Laden. Fast Alles, was sich daselbst an Kieiderwaaren befand, wurde sodann auf den Expreßwagen ge bracht, nur das Billigste blieb zurück. Als Herr Cohn einige Stunden später seinen Laden betrat, war derselbe vollständig aus geraubt. Er schätzt seinen Verlust auf §2OOO. Man ist den Thätern noch nicht auf die Spur gekommen. Harry Lregter soll zahlen. Richter Windes hat heute Vormittag seine Entscheidung in dem von Frau Alida Cor dano gegen Harry Cregier, einen Sohn des Exmayors DeWitt C. Cregier, anhängig ge machten Prozesse bekannt gegeben. Frau Cordano behauptet, daß der junge Cregier nicht nur ihre Liebe erlangt hatte, sondern auch noch §3OOO, die sie im Inter-- esse des Compagniegeschäfts zwischen ihr und Cregier „vorgeschossen" hatte. Sie hat das Gericht ersucht, ihr zu ihrem Gelde und zu einem- Pflaster für die Herzenswunde zu verhelfen, die ihr Cregier geschlagen. Außer dem verlangt sie die Einsetzung eines Mas senverwalters für das Grundstück 144 Mar ren Ave., welches dem jungen Cregier gehört. Richter Windes hat heute in Gemäßheit mit dem Vorschläge des Master in Chancery Wuite der getäuschten Wittwe das Recht auf jene §3,000 zugesprochen. Der Barnes-Rlord. Ans den Aussagen von Annie Mahoney,' die auch von anderer Seite Bestätigung fin den, sowie aus den Aussagen anderer Leute, welche mit Alfred Barnes, dem Ermorde ten, zu thun hatten, geht ziemlich deutlich hervor, daß Barnes keineswegs ein Tu gendspiegel, sondern ein ziemlich verkom mener Mensch war, der sich namentlich An nie Mahoney gegenüber in einer Weise be trug, der sich jeder einigermaßen anständige Mensch schämen würde. Daß das Frauen zimmer deshalb einen tiefgehenden Haß gegen Barnes hatte, ist erklärlich und da mit ist das Motiv von Annie's Betheili gnng an dem Verbrechen vollständig blos gelegt. Ob nun Jordan in einer Weise mit Annie sympatisirte, daß er ihren Haß zu dem seinigen machte, oder ob er noch beson dere Gründe für das brutale Verbrechen hatte, wird die Zukunft vielleicht lehren. Die beiden Brüder des Ermordeten, L. P. Barnes von 769 63. Str. und C. R. Barnes, ein Farmer aus Michigan, kamen gestern nach der Polizeistation in Hyde Park, um die Hinterlassenschaft ihres Bru der zu beanspruchen und Vorbereitungen für dessen Begräbniß zu treffen. Das selbe wird nach Beendigung des auf heute angesetzten.Jnquests stattfinden. Vergebliches Bemühen. Anwalt E. A. Rosenthal reichte heute Vormittag im Kreisgericht eine Erklärung in Sachen der von ihm für Frl. Mhrtle Hopkins gegen W. H. Wells, den Präsiden ten der „Turney Electric Mfg. Co.", an hängig gemachten Klage auf §50,000 Schadenersatz ein. Frl. Hopkins war be kanntlich am 23. Septeniber im Washington Park von dem Zweirad des Herrn Wells überfahren worden und hatte dabei sehr schwere Verletzungen erlitten. Wells versucht jetzt alles mögliche, um ein gütliches llebereinkommen mit Frl. Hop kins, deren Zustand immer noch ein sehr ge fährlicher ist, zu treffen, sein Anerbieten war aber so geringfügig, daß davon kaum die Kosten ihrer Pflege gedeckt werden könnten. Anwalt Rosenthal wird den Prozeß auf das Aeußerste betreiben. Abendblatt 1 Cent, 6 Cents die Woche. Hickey entlarvt. Sr ist der Herüber des an der HolizeiMer sicherungskasse begangenen Schwindels. Wie wir unseren Lesern bereits gestern andeutungsweise mittheilten, ist der Detec tiv John Hickey derjenige, der die Poli rzisten-Versicherungs - Kasse auf Grund der Lebensversicherungspolice des ehema ligen Polizisten Henry A. Forgie um den Betrag von §2115 beschwindelte. Hickey hat gestern Nachmittag dem Capt. Dollard von der Hyde Parker-Polizeistation ein um fassendes Geständniß abgelegt und auch be reits §IBOO von dem erschwindelten Gelde, das er in der Ersten Nationalbank von Englewood deponirt hatte, wieder zurück erstattet. Hickey hatte den Schwindel mit ziemlich großem Geschick in Scene gesetzt. Er stand seit sieben Jahren im Dienste der Polizei und genoß bei seinen Vorgesetzten und Ka meraden ein so großes Vertrauen, daß er mit einem Vertrauensposten bei der Ver sicherungskasse betraut wurde. Am 6. No vember stellte er seinen Vorgesetzten eine Anzahl beglaubigter Dokumente zu, aus denen hervorging, daß Forgie in Copeland, Kansas, gestorben und beerdigt worden sei. Auf Grund dieser Papiere ließ er sich an geblich im Aufträge der Frau Forgie aus der Versicherungskasse §2125 auszählen. Als Forgie aber plötzlich am vergange nen Samstag in Chicago auftauchte, kam der Schwindel an das Tageslicht. Der Ver dacht, die Schwindelei begangen zu haben, lenkte sich sofort auf Hickey, der das Geld abgehoben hatte. Polizeichef Brennan hat den betrüge rischen Beamten bereits mit Schimpf und Schande aus dem Polizeidienste gejagt. Das Criminlgericht wird das Weitere be sorgen. Der neue Districtsanwcüt. Gen. John <L. Black zum Nachfolger von Sherwood Dixon ernannt. Durch die gestern erfolgte Ernennung des bekannten Congreßabgeordneten „at-large," Gen. John C. Black, zum Districtsanwalt des nördlichen Districts von Illinois, wel ches Amt durch den Tod von Sherwood Dixon vacant geworden war, hat der Präsi dent Cleveland den Politikern wieder ein mal eine Ueberraschung bereitet. Es waren für das Amt eine ganze Anzahl bekannter Leute, wie z. B. Harry Rubens, Moritz Ro senthal, der Congreßabgeordnete Goldzier und mehrere andere in Vorschlag gebracht worden, an den Gen. Black hatte jedoch Nie mand gedacht, oder wenigstens war sein Name nicht genannt worden. Präsident Cleveland hat aber schon wiederholt gezeigt, daß er Aemter gern an solche Leute vergibt, die sich in keiner Weise um dasselbe bemüht haben, und das scheint auch bei dieser Er nennung wieder der Fall gewesen zu sein. Uebrigens kann die Wahl des Präsidenten als eine durchaus gute bezeichnet werden, denn Gen. Black gehört zu den besten unserer hiesigen Advokaten, und eignet sich in jeder Beziehung für die ihm übertragene verant wortliche Stellung. Berauben einen Bahn-P)assagier. Als gestern Abend gegen 6 Uhr der Nacht- Expreßzug der Grand Trunk-Bahn denPolk straßen-Bahnhof verließ, sprangen drei Mann noch auf denselben und setzten sich dicht neben einem PaHagiere nieder. Als kurz vor dem Archer Ave. Bahnhof der Zug etwas langsamer zu fahren anfing, sprangen die drei nacheinander wieder ab. Dem Pas sagier, neben dem sie gesessen, war dies aus gefallen und nach seiner Seitentasche blik kend, fand er schnell aus, daß er von den Dreien beraubt worden war. Er rief dem auf der Platform stehenden Spezialagenten Homer von der Western Indiana Co. zu, die herabspringenden Diebe zu halten. Die ser feuerte den davoneilenden Drei einige Schüsse nach und einer derselben brachte den Einen, der in den linken Arm geschossen worden war, zum Stehen. Er gab seinen Namen mit John Anderson an und will in 526 —26. Str. wohnen. Er wurde nach dem County-Hospital geschasst, dort verbunden und da seine Verwundung nicht ernster Na tur war. nach der Armory überführt. Rich ter Bradwell stellte ihn bis zum 21. unter §IOO Bürgschaft. Wollen sich wieder vereinigen. Vor etlichen Jahren suchte Dan Lawleß für seine Hauswirihschaft eine tüchtige, nicht allzujunge, aber auch nicht zu alte, Haus hälterin. Es meldete sich eine Frau Mary Novy, die mit ihrem Manne und zwei Kin dern in 128 DeKoven Str. ein beschauliches Leben führte. Da aber ihres Mannes Ein künfte sehr unbedeutend waren, sehnte sie sich nach etwas Nebenverdienst, und so nahm sie mit Vergnügen dieihr von Lawleß ange botene Stelle als Haushälterin an. Doch siehe da, bald verliebte sich Mary in ihren 80ß derartig, daß sie seinen Vorschlag, mit ihm zusammenzuleben und Mann und Kin der zu verlassen, gern annahm. Bis vor Kurzem nun schien ihr eigentlicher, d. h. gesetzlich angetrauter Mann, mit dieser Auf führung seiner holden Mary ganz zufrieden zu sein, gab sie ihm doch genügend Mittel zu feinem und der Kinder Unterhalte. Doch vor einigen Wochen verlangte Lawleß von ihr eine unumwundene Erklärung, ob sie seine Frau werden wolle, und als sie sich mit Freuden damit einverstanden erklärte, verL langte er von ihr, ihre Familie ganz a'ufzu geöen und für deren Unterhalt nicht weiter zu sorgen. Als sie dies nun ihrem Tony mittheilte, war dieser sehr empört darüber und ließ sie und Dan wegen Ehebruchs und Unzucht einsperren. Heute erklärte sich Mary vor Richter Eberhardt bereit, zu ihrer Familie zurückzukehren und wurde die An klage daraufhin niedergeschlagen. D. B. potler verschwunden. D. B. Voller, ein Agent der Chicago, Rock Island und Pacific-Bahn, deren Bureau sich in Süd Chicago befindet, ist seit einigen Tagen spurlos verschwunden. Die Bücher, welche er geführt hat, wiesen ein Defizit von über §SOOO auf, die er wie man annimmt, für persönliche Zwecke un terschlagen hat. Wo er sich gegenwärtig aufhält, weiß Niemand. Er ist unverhei rathet, ungefähr 33 Jahre alt und wohnte bei feinen Eltern in No. 4421 Champlain Ave. Sein Vater will ihn seit einer Woche nicht gesehen haben. Verschiedene Bewohner von Süd Chicago glauben, daß der Durchgegangene, der sonst sehr ordent lich zu sein und nicht über seine Verhält nisse zu leben schien, viel Geld in eine No. 4310 Cottage Grobe Ave. gelegene Billard halle gesteckt habe, welche unter dem Namen ~D. Pottcrs Billardhall" eine Zeit lang gute Geschäfte machte, später aber einging. Bei der obengenannten Bahn war Potler ungefähr drei Jahre thütig gewesen, als er nämlich verschwand. Dingfest gemacht. !N. Hirstfend fängt einen Räuber ein. Joe Garrity, welcher während des Eisen bahnstreikes auf einige Tage als Polizist angestellt war, bald aber entlassen wurde, stand heute Morgen vor Richter Kersten unter der Anklage des Raubes. Heule Morgen um halb sieben Hörle M. Hirstfend in seiner Wohnung, 188 North Ave., das Geräusch einer zerbrechenden Fensterscheibe. Er eilte hinunter und sah einen Mann der seinen Schaukasten erbrochen hatte' Hirstfend ist Künstler in Haararbeiten. Er setzte dem Spitzbuben nach und ereilte den selben in einer Allel) zwischen Mohawk- und Larrabeestr. Seinen Gefangenen über gab er einem Polizisten. Bei Garrity fanden sich drei Haarkettcn in goldener Fassung vor. Der Verfertiger bezeichnet«: den Werth als §2O. Garrity wurde unter §BOO Bürgschaft dem Criminalgericht über wiesen. Die Polizei-Lommission. Ihr Bericht in den Händen des Mayors. Die vom Mayor vor einiger Zeit er nannte Polizei-Commission, bestehend aus den Herren Ela, Hamline und Harry Ru bens, hat heute Mittag dem Mayor Hop kins ihren schriftlichen Bericht über ihre bisherige Thäligkeit abgestattcl. Der Bericht ist ausführlich gehalten und enthält im Wesentlichen alle die Reform- Vorschläge, die wir unseren Lesern bereits zu wiederholten Malen dargelegt haben, zugleich mit praktischen Vorschlägen für die Durchführung der empfohlenen Reformen. Line Lebensmüde. Aggie Fargin nahm gestern Abend in selbstmörderischer Absicht Earbolsäure. Sie wurde schwer leidend aus ihrer Woh nung, 438 Austin Ave., nach dem County- Hospital gebracht, wo sie heute Morgen starb. Sühnerdiebee. Wm. Brown und Chas. Johnson wur den gestern Abend von Polizist O'Rourke in der Alley westlich von Millon Avenue abgesagt. Sie trugen einen kleinen Sack, in welchem nach rhrer Verhaftung sechs Hühner mit abgeichniltenen Köpfen vorge funden wurden. Die Hühner waren Eigen thum von D. Natorich, No. 83 Millon Ave. wohnhaft; derselbe fand zu seinem Schrecken die Köpfe der Hühner im Hübner- Stalle vor. Die Räuber hatten die Thiere also gleich an Ort und Stelle abgemurkst. Die Angeklagten wurden heule Morgen von Richter Kersten unter je §BOO Bürg' schüft dem Criminalgericht überwiesen. Heirathsscheins. Folgende Heirathsscheine wurden heute Vormittag in der Office des Countyclerks ausgestellt: Alter. Neuben Meekers, Alice Bowman.... .32—26 Samuel C. Arnold Mary C. McDo nald 24—23 John Nelson. Laura Jacobsen 25—20 Carl Schmoldt, Mathilde Weuthe....23 —21 Henry Henkel, Aunie Fehrman 25—23 Frank Tynis, Mary Kovanda 24—27 Peter Wilkie, Aunie Ma1c0m........ .26—22 Walter B. Palmer, Mary F. White.. .25—20 Joseph Arkiu, Sarah Srgau 23—22 Thomas G. Taylor, Maude M. Lucas.29—24 James Devitl, Mamie Martin 31—19 John Otto, Antonia Harrietta Wee nink 25—22 Albert C. Carp, Clara G. Wood 83—22 Frank R. Wright, Emma Hook 27-^-26 Robert Blackwell, Nellie Ferguson... .27—20 George Gunning, Winnefred Ryan...27—30 John Olson. Caroline Rodestrom 30—26 Arthur G. Morehouse, Jda Agenbroad.46 -25 Roß A. Walker, Lillian E. Bates 38—30 Seil Veröffentlichung unseres gestrigen Berichts erwirkt: Harry Miner, Sarah Post 25—21 Edward Hall, Mary Rapier 29—26 Nacenzio Guorino, Anna Miraglio. ..32—-24 Adam Ledau. Marilda Gotke 23—20 Martin O'Brien, Margaret Walsh. ...22—20 Anton Berns, Julia Mares 21—20 Louis Fraget, Pantine Weudr 49—40 Francis Nepil, Francis Blecher 27—20 Vernarb Eloonan, Mary Brennan. ...31—30 George Miburn, Jda Schroeder 25—19 Egbert Hoekzema, Mary Shawrek... .21—18 William Birchard, Harnet Fay 49—30 Harry Braiuard, Frames Deutsch... .27—25 Henry Gleason, Jda Baker.... 23—19 Mickele Depesio, Rosa Seltto 36—50 Salvatore Diuooa, Maria Grazziana.24—2B Otto Foertsch, Bertha Kräng. /.,... .21—19 Baclav Kantor, Lreesie Rasplickova. ..23—21 John Holland, Earrie Densmore 36—21 Charles Daberkow, Mary Lange 64—50 Oscar Gustasson, Hulda Strom 23—20 Hermann Rimpler, Emilie Kubicak.. ..37—19 Tren Roberts, Edith Brown 25—21 Conrad Heineman, Nellie Smith 23—18 James O'Eounor, Mary Hannifin.. .29—28 Nicht verschwunden, sondern ent flohen. Am Samstag früh 7 Uhr verließ Lizzie Stehlik, die 17jährige Tochter des Bau- Contractors John Stehlik von 522 Süd Woodstr. ihre elterliche Wohnung, angeblich, um Arbeit zu suchen. Doch da Lizzie tags über und auch Sonntag und Montag nicht heimkam, wurden die Eltern ängstlich und meldeten ihr Verschwinden auf der Max- Wellstr.-Station. Es wurde nun ermit telt, daß merkwürdigerweise auch derPlum ber Frank H. Steffey, der irgendwo an Blue Island Ave. wohnt, zur selben Zeit verschwunden wäre und da er Lizzie's Ge liebter war, so geht man wohl nicht fehl, wenn man annimmt, daß sie miteinander geflohen, um sich irgendwo in das Ehejoch schmieden zu lassen. Will kein Amt. Mayor Hopkins hat gestern das Amt des Straßenamtsvorstehers dem in der Listen Ward ansässigen, in den deutschen Kreisen der Nordseite hoch angesehenen Herrn C. V. Wohlhüter angeboten. Herr Wohlhüter hat jedoch in Rücksicht auf sein Privatge schäft abgelehnt. Er ist der Vertreter meh rerer großer Wollwaarenfabriken des In landes und des Auslandes. Charles Jnfield, Tbos. Ryan, Jos. Cooney, John Kopta, John Vopicka, Jos. Gallus, Edward Flynn, Frank Troy, Pe- Kr Miller, John Coleman, Jos. Howard, Joseph McGraw, John Harris, ° James und James Duffy, fünfzehn ar beitsscheue Individuen mit in allen Far ben schillernden Riechorganen, im Alter bis 56, die ihr Domizil mangels nothigen Groß- und Kleingeldes in einer unbenutzten Wärterbude der Alton Bahn an der 12. Str. aufgeschlagen hatten, wurde durch Richter Dooley Gelegenheit gegeben, 50 Tage in der Bridewell ein warmes Qua rtier zu beziehen und gute Mahlzeiten zu sich zu nehmen